Mensch und Technik in der LogistikMensch und Technik in der Logistik
- Planung und Gestaltung sozio-- Planung und Gestaltung sozio-technischer Systeme -technischer Systeme -
Soziologisches ForschungskolloquiumSoziologisches Forschungskolloquium
Dortmund, 11. Januar 2005Dortmund, 11. Januar 2005
Stephan Cramer/Tobias HaertelStephan Cramer/Tobias Haertel
Teilprojekt M14 im SFB 559 Teilprojekt M14 im SFB 559
Fachgebiet TechniksoziologieFachgebiet Techniksoziologie
Stephan Cramer/Tobias Haertel 11. Januar 2005
Mensch und Technik in der LogistikThema: Planung und Gestalung Thema: Planung und Gestalung
soziotechnischer soziotechnischer SystemeSysteme
Projektziel: Analyse großer Netze in der Projektziel: Analyse großer Netze in der Logistik mit dem Instrumentarium des Logistik mit dem Instrumentarium des sozio-technischen Systemansatzessozio-technischen Systemansatzes– Komplexität/UnsicherheitKomplexität/Unsicherheit
• Mensch als Störgröße (erhöht Komplexität)Mensch als Störgröße (erhöht Komplexität)• Mensch als Störfallmanager (bewältigt KomplMensch als Störfallmanager (bewältigt Kompl.).)
– Mensch-Maschine-Interaktion: Mensch-Maschine-Interaktion: • adäquate Modellierung ist Voraussetzung füradäquate Modellierung ist Voraussetzung für• Funktionsfähigkeit des GesamtsystemsFunktionsfähigkeit des Gesamtsystems
Stephan Cramer/Tobias Haertel 11. Januar 2005
Mensch und Technik in der Logistik
• Erkenntnisziel: Interdependenz Erkenntnisziel: Interdependenz menschlicher und technischer menschlicher und technischer SystemkomponentenSystemkomponenten– Theorie (verteilter) sozio-technischer SystemeTheorie (verteilter) sozio-technischer Systeme
• Entscheidungen durch Menschen Entscheidungen durch Menschen undund durch durch MaschinenMaschinen
• Verteilte „agency“ (Handlungsträgerschaft)Verteilte „agency“ (Handlungsträgerschaft)
Stephan Cramer/Tobias Haertel 11. Januar 2005
Mensch und Technik in der Logistik
Erkenntnisziel: Gestaltungsmöglichkeiten Erkenntnisziel: Gestaltungsmöglichkeiten komplexer Systemekomplexer Systeme– Entwicklung von Modellen für die Gestaltung Entwicklung von Modellen für die Gestaltung
komplexer Systeme mit verteilter komplexer Systeme mit verteilter HandlungsträgerschaftHandlungsträgerschaft• Ziel: Störungs- und risikoarme SystemeZiel: Störungs- und risikoarme Systeme
Partizipativer AnsatzPartizipativer Ansatz• Partizipation der AnwenderPartizipation der Anwender
– Mobilisierung des Erfahrungswissens– Erhöhung der Akzeptanz
Short Sea Shipping, logistische Short Sea Shipping, logistische Optimierungen und neue Risiken Optimierungen und neue Risiken
in verteilten Systemenin verteilten Systemen
Stephan Cramer Stephan Cramer
Stephan Cramer/Tobias Haertel 11. Januar 2005
Mensch und Technik in der Logistik
Gliederung: 1. Gegenstandsbereich Short Sea Shipping2. Fragestellung3. Feldforschung
3.1. Reederei3.2. Terminal: CTA Hamburg3.3. Schiffsbrücke
4. Fazit
Stephan Cramer/Tobias Haertel 11. Januar 2005
Mensch und Technik in der Logistik
1. Short Sea Shipping• logistisch optimierte Küstenfahrt • integriert in multimodale Netze • containerisierter Haus-zu-Haus (nicht Hafen-
zu-Hafen) Service
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Mensch und Technik in der Logistik
Warum SSS als Gegenstand?• Entwicklungsperspektive SSS
- economies of scale in der Containerschifffahrt- Osterweiterung der EU: Anwachsen des
Verkehrsaufkommens- „from road to sea“ (EU) als wirtschaftliches und
umweltpolitisches Ziel
Stephan Cramer/Tobias Haertel 11. Januar 2005
Mensch und Technik in der Logistik
Warum SSS als Gegenstand?• Schifffahrt als innovatives Handlungsfeld mit
Laborcharakter- Transformation Gefahren in Risiken- Terminus „Agent“- Kontrolle komplexer Prozesse
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Mensch und Technik in der Logistik
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Mensch und Technik in der Logistik
2. Fragestellung• Chancen und Probleme von
Technisierungsstrategien und informatisierten Automatisierungen in multimodaler Logistik?
• Die Rolle der Menschen als Operateur?• Empirische Indizien für „Hybridität“ (Rammert
und Schulz-Schaeffer)?• Veränderter Umgang mit Riskanz?
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Mensch und Technik in der Logistik
3. Feldforschungfolgt Rammert und Schulz-Schaeffer: • informatisierte Leitstände in Logistik und
Verkehr als • Orte hybrider „Entscheidungen“ und
„Handlungen“- Reedereien (Disposition)- Containerterminals (Transshipment)- Schiffsbrücke (Hauptlauf)
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Mensch und Technik in der Logistik
3.1. Reederei • Schifffahrtskaufleute disponieren Container
im Haus-zu-Haus-Verkehr• zwei parallel laufende Operationen
automatisierten Datenübersendung (EDI) an - Terminalbetreiber (Lade- und Löschliste)- Schiff (Datengrundlage für Stauplanung)
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Mensch und Technik in der Logistik
telefonische Kommunikation mit allen Beteiligten- telefonische Feinabstimmungen - Nachbesserung - Problembearbeitung
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Interpretation• informatisierte Automatisierung:
- Datenübertragung zwischen Kooperationspartnern
- (evtl. Entscheidungshilfen Stauplanung)
• ansonsten permanente telefonische Rückkopplung - als soziale und kommunikative Redundanz- und Problembewältigungsressource
• keine Hybridität, keine Symmetrie/Substitution zwischen Menschen und Maschinen
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3.2. Terminal: CTA Hamburg• vollautomatische Ladekräne• „Automated Guided Vehicles“ (AGVs)
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Mensch und Technik in der Logistik
Ablauf Transshipment• Leitstandbesatzung greift über eine IT-
Vorgangskomponente ein • Zugriff auf den kompletten Transport vom
Lager auf das Schiff • Vorgangskomponente „wägt alternative
Stellplätze ab“ und berücksichtigt die sich daraus ergebende Auslastung der Umschlaggeräte
• die IT-Auftragskomponente „ist verantwortlich für ´ihr´ Gerät“ (AGVs, Kräne)
• Auftragskomponente: lokale Optimierung der Reihenfolge von Zuführungsabläufen
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Mensch und Technik in der Logistik
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Mensch und Technik in der Logistik
Interpretation• Ablauf ist nicht durch Programm determiniert• zwischen Mensch und Technik verteilte
Abstimmung bei Teilprozessen auf der Ebene der (1) Kausalität und der(2) Kontingenz
aals Bestimmungsgrößen für Hybridität (Rammert, Schulz--Schaeffer)(3) Intentionalität? Nur dann, wenn diese auf
Steuerung reduziert wird
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Mensch und Technik in der Logistik
3.3. SchiffsbrückeAssistenzsysteme• ARPA (Automatic Radar Plotting Aid)
Kollisionswarnung als RADAR-Zusatzfunktion• Reiseplanung mittels ECDIS (elektronische
Seekarte, kombiniert mit RADAR und DGPS) = Navigationsautomatik, z.B. Bestimmung ETA
• kurzfristigen Routenoptimierung zur Kollisionsvermeidung
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Mensch und Technik in der Logistik
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Mensch und Technik in der Logistik
„Risikooptimierung“Projekt an der TU-Berlin, Fachgebiet Mensch-Maschine Systeme: RAS (Risk-Assessment-System):• Entscheidungshilfesystem, Integration in
automatisierte Schiffsführung• Skalierung der Riskanz für verschiedene Teile
des Schiffsführungsprozesses (Bahnführung, Reiseplanung, Verkehr, Geschwindigkeit...)
• Anzeige von Entscheidungsprioritäten• Beim Simulatortraining Möglichkeit der
Kompetenzbewertung (zu großes oder zu kleines (!) Risiko)
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Mensch und Technik in der Logistik
Stephan Cramer/Tobias Haertel 11. Januar 2005
Mensch und Technik in der Logistik
Interpretation• verändertes Verständnis von Riskanz als
möglicher Nebeneffekt • Risiko als Ressource, die immer genutzt
werden muss• als unhinterfragter Teil routinisierter Praxis:
- kein „slack“ - kein Refugium wenig riskanter Entscheidungen
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4. FazitDispositionspraxis• kein geeignetes Umfeld für Einführung
verteilten Abstimmungen- Handlungsfeld ist sozial zu anspruchsvoll - dem Kunden muß die Disposition begründet
werden- erfordert Echtzeitkoordination
Stephan Cramer/Tobias Haertel 11. Januar 2005
Mensch und Technik in der Logistik
Terminal• Teile des Terminals sind informatisiert
automatisierbar • Verteiltes Agieren auf den Ebenen Kausalität
und Kontingenz unter zwei Voraussetzungen:- Enklave- die wichtigsten sozialen Verhandlungen sind
abgeschlossen
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Mensch und Technik in der Logistik
„Verteilte“ Assistenzsysteme (Brücke) • könnten Entscheidungsprozesse präformieren• Einbußen menschlicher „agency“ =
Handlungsträgerschaft vor Ort • motivieren Adaption, ohne den präformierten
Handlungs- und Entscheidungsablauf noch verlassen zu können
• der menschliche Entscheider hat keine Exit-Option mehr
Stephan Cramer/Tobias Haertel 11. Januar 2005
Mensch und Technik in der Logistik
Riskanz • Transformation menschlicher Entscheidungen
als permanent riskante Entscheidungen • zentralisierter Kontrolle dezentraler
Strukturen als neuer Kontrollmodus (Rochlin)
Stephan Cramer/Tobias Haertel 11. Januar 2005
Mensch und Technik in der Logistik
Partizipatives Innovationsmanagement im Partizipatives Innovationsmanagement im StraßengüterverkehrStraßengüterverkehr
Stephan Cramer/Tobias Haertel 11. Januar 2005
Mensch und Technik in der Logistik
HintergrundHintergrund
• Mensch und TechnikMensch und Technik– SoTech (TechnikSoTech (Technikgestaltunggestaltung))
• Skandinavische TechnikgestaltungSkandinavische Technikgestaltung
Stephan Cramer/Tobias Haertel 11. Januar 2005
Mensch und Technik in der Logistik
PartizipationPartizipation
• „„Le travailleur est le seul véritable expert en ce Le travailleur est le seul véritable expert en ce qui concerne son traivail.“qui concerne son traivail.“
• Benutzbarkeit als VerkaufsargumentBenutzbarkeit als Verkaufsargument
• Abbau von WiderständenAbbau von Widerständen
• Verhinderung von FehlinnovationenVerhinderung von Fehlinnovationen
• aber auch zunehmend kritisiert...aber auch zunehmend kritisiert...
Stephan Cramer/Tobias Haertel 11. Januar 2005
Mensch und Technik in der Logistik
Quo vadis Technikgestaltung?Quo vadis Technikgestaltung?
Zwischen Technikdeterminismus und KonstruktivismusZwischen Technikdeterminismus und Konstruktivismus
• Wird Technik gestaltet? Wann, wo, von wem Wird Technik gestaltet? Wann, wo, von wem und inwiefern?und inwiefern?
• Werden die Voraussetzungen zu partizipativer Werden die Voraussetzungen zu partizipativer Technikgestaltung erfüllt? Technikgestaltung erfüllt?
• Wo findet partizipative Technikgestaltung heute Wo findet partizipative Technikgestaltung heute statt?statt?
• Ist partizipativ entwickelte Technik wirklich Ist partizipativ entwickelte Technik wirklich besser?besser?
Stephan Cramer/Tobias Haertel 11. Januar 2005
Mensch und Technik in der Logistik
Erste HypothesenErste Hypothesen
• Partizipativ entwickelte und implementierte Partizipativ entwickelte und implementierte Technik hat Vorteile gegenüber zentralistisch Technik hat Vorteile gegenüber zentralistisch eingeführten Technologien.eingeführten Technologien.
• Es gibt außerhalb der Techniksoziologie aktuell Es gibt außerhalb der Techniksoziologie aktuell eine technikdeterministische Auffassung, die eine technikdeterministische Auffassung, die die Bereitschaft zur Partizipation stark die Bereitschaft zur Partizipation stark einschränkt.einschränkt.
• Innovationen im Straßengüterverkehr gehen Innovationen im Straßengüterverkehr gehen weit mehr auf ein technology push denn auf ein weit mehr auf ein technology push denn auf ein application pull zurück.application pull zurück.
Stephan Cramer/Tobias Haertel 11. Januar 2005
Mensch und Technik in der Logistik
Arbeitsplatz LKWArbeitsplatz LKW
• FahrerassistenzsystemeFahrerassistenzsysteme Trekkingsysteme Trekkingsysteme
Stephan Cramer/Tobias Haertel 11. Januar 2005
Mensch und Technik in der Logistik
Fahrerassistenzsysteme (FAS)Fahrerassistenzsysteme (FAS)
• InnovationsdruckInnovationsdruck
• Vision ZeroVision Zero
• Kurz vor MarkteinführungKurz vor Markteinführung
• In der EntwicklungIn der Entwicklung
• Technische ProblemeTechnische Probleme
• „„menschliche“ Problememenschliche“ Probleme
Stephan Cramer/Tobias Haertel 11. Januar 2005
Mensch und Technik in der Logistik
Beispiel: Der tote WinkelBeispiel: Der tote Winkel
• Spiegel vs. FASSpiegel vs. FAS
• Vor- und Nachteile der LösungenVor- und Nachteile der Lösungen
• Was kann gestaltet werden? Wer kann/will Was kann gestaltet werden? Wer kann/will gestalten?gestalten?
Stephan Cramer/Tobias Haertel 11. Januar 2005
Mensch und Technik in der Logistik
Der tote Winkel Der tote Winkel
• Befragung der Akteure...Befragung der Akteure...– Spiegel-HerstellerSpiegel-Hersteller– FAS-HerstellerFAS-Hersteller– FahrerFahrer– UnternehmerUnternehmer– PASPAS– VersichererVersicherer
• ...nach......nach...
– IntentionenIntentionen– MittelMittel– GelingenszuversichtGelingenszuversicht
...um den Stand partizipativer Technikgestaltung benennen und Perspektiven aufzeigen zu können....um den Stand partizipativer Technikgestaltung benennen und Perspektiven aufzeigen zu können.
Stephan Cramer/Tobias Haertel 11. Januar 2005
Mensch und Technik in der Logistik
Bsp.: DisponentenarbeitsplatzBsp.: Disponentenarbeitsplatz
• TeleroutingTelerouting
Stephan Cramer/Tobias Haertel 11. Januar 2005
Mensch und Technik in der Logistik
DisponentensoftwareDisponentensoftware
• Innovationsdruck der ProgrammiererInnovationsdruck der Programmierer
• Technische MöglichkeitenTechnische Möglichkeiten
• Technische ProblemeTechnische Probleme
• „„menschliche“ Problememenschliche“ Probleme
Stephan Cramer/Tobias Haertel 11. Januar 2005
Mensch und Technik in der Logistik
Disponentensoftware Disponentensoftware
• Befragung der Akteure...Befragung der Akteure...– ProgrammiererProgrammierer– DisponentenDisponenten– UnternehmerUnternehmer– PASPAS
• ...nach......nach...
– IntentionenIntentionen– MittelMittel– GelingenszuversichtGelingenszuversicht
...um den Stand partizipativer Technikgestaltung benennen und Perspektiven aufzeigen zu können....um den Stand partizipativer Technikgestaltung benennen und Perspektiven aufzeigen zu können.
Stephan Cramer/Tobias Haertel 11. Januar 2005
Mensch und Technik in der Logistik
AusblickAusblick
• Stand der Diskussion partizipativer Stand der Diskussion partizipativer Technikgestaltung im StraßengüterverkehrTechnikgestaltung im Straßengüterverkehr
• „„Methodenbaukasten“Methodenbaukasten“