1
Nachhaltigkeit als Herausforderung für Logistik und Infrastruktur
in der Metropolregion HamburgProf. Dr.-Ing. Heike Flämig
Vortrag im Rahmen des Kongresses Ressourceneffiziente Logistik-Infrastruktur
auf der Expansion 200818. Juni 2008, Hamburg
Agenda
• Nachhaltigkeit: Eine Begriffsklärung
• Was verbirgt sich hinter Logistikansiedlungen?
• Welche umwelt- und umfeldrelevanten Wirkungen gehen von Logistikansiedlungen aus?
– Quellen
– Wirkungskategorien• Herausforderungen für die Metropolregion Hamburg:
– Konfliktlinien
– Ziele
• Steuerungsansätze
2
Konzept der Nachhaltigen Entwicklung (Brundtland-Kommission)
1. Intergenerative ökologische Gerechtigkeit„Entwicklung zukunftsfähig zu machen, heißt, dass die gegenwärtige Generation ihre Bedürfnisse befriedigt, ohne die Fähigkeit der zukünftigen Generation zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen zu können.“
Quelle: Volker Hauff (Hrsg.): Unsere gemeinsame Zukunft. Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. Greven 1987
2. Verhaltensänderungen„Eine zukunftsfähige Entwicklung ist ein Prozess der Veränderung, in dem
– die Nutzung der Ressourcen, – die Struktur der Investitionen, – die Orientierung des technischen Fortschrittes und – die institutionellen Strukturen
konsistent gemacht werden mit den zukünftigen und den gegenwärtigen Bedürfnissen.“
Dimensionen der NachhaltigkeitÖkonomie• langfristige Unternehmenssicherung• Gewinn• Funktionsfähigkeit• Ressourceneffizienz
(Geld, Material, Personen, Energie, Rohstoffe)
Ökologie Soziales• Lebensqualität• Arbeitsbedingungen• Sicherheit• Teilnahme
• Ressourcenschutz• Klimaschutz• Umweltschutz
3
Abgrenzung logistischer Knoten
„Logistische Knoten sind Umschlag- oder Behandlungspunkte für Güterströme. Sie können entweder aus einem Modul bestehen
(z. B. eine einzelne Speditionsanlage) oder aus mehreren Modulen(z. B. ein Güterverkehrszentrum mit Speditionen, einer Anlage für den
kombinierten Verkehr und einem Frachtzentrum der Bahn).“(Sonntag u. a. 1999, S. 7)
IVU, ISL: Bestimmung der Wirkungspotenziale von makrologistischen Knoten auf den Wirtschaftsverkehr in Städten anhand von Modell-Transportketten. Forschungs- und Entwicklungsvorhaben 77396/1996 des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Bergisch-Gladbach 1999.
• Güterverkehrszentrum• Güterverkehrssubzentrum• Handelsdistributionszentrum• Umschlaghallen• Lagerhallen: regional• Lagerhallen: zentral• Postfrachtzentrum• ABX-Frachtzentrum
• Bahnhof• Flughafen• Hafen (Seehafen, Binnenhafen)• KLV-Terminal• Cargocenter Luftverkehr • Logistikzentren Hafen• Autohof• Einzelhandelskonzentration• Transferstationen
Umwelt- und umfeldrelevante logistische Funktionen
Fläche GVBesch. (PV)Lärm
Umschlagen
Quelle: Erweiterung von Wagner, T.: Explorationsstudie zu den verkehrlichen Wirkungen der geplanten Logistikflächenentwicklung in der Metropolregion Hamburg. Logistik und Städtebau 2006 – Raumverträglichkeit von Logistikstandorten, Dortmund, Verlag Praxiswissen 2006. Landesinitiative Logistik NRW: Ansiedlungshandbuch Logistik NRWLeitfaden für Kommunalplaner. Dortmund 2005. S. 42 (basierend auf Gudehus 2005: 25)
4
Flächennachfrage verschiedener Logistikansiedlungen
• Zuzüglich der Verkehrsflächen (lokal, regional, ...)
Gesamtfläche Hallenfläche
Standorttyp Flächenbedarf [qm]
Regionale Warendepots
KEP-Depot 7.500 - 20.000 1.500 - 5.000
regionale Warenverteilzentrum 5.000 - 40.000 k. A.
Überregionale Distributions- und Logistikzentren 2.000 - 100.000 10.000 - 60.000
Europäische Distributions-zentren 40.000 - 200.000 10.000 - 200.000
Logistische Megaparks
Fiege Mega Center 50.00 - 210.000 k. A.
Gazely Magna Park (D) 360.000 - 530.000 15.000 - 230.000
Prologis-Park 54.000 - 230.000 27.000 - 100.000
Quelle: Wagner, T.: Explorationsstudie zu den verkehrlichen Wirkungen der geplanten Logistikflächenentwicklung in der Metropolregion Hamburg. Logistik und Städtebau 2006 – Raumverträglichkeit von Logistikstandorten, Dortmund, Verlag Praxiswissen 2006. Landesinitiative Logistik NRW: Ansiedlungshandbuch Logistik NRW Leitfaden für Kommunalplaner. Dortmund 2005. S. 42
Flächenprogramm und Verkehrserzeugung
Branchensegment
Net
tob
aula
nd
b
is 2
015
[ha]
Bes
ch. /
ha
Lkw
-Fah
rten
/ h
a u
nd
Tag
Weg
e /
Bes
chäf
tig
tem
An
teil
Fer
nve
rkeh
r
Quelle 1) 2) 3) 3) 4)
Transportgewerbe 21 + 5 ha 67kleine und mittlere Transportunternehmen je 0,5 - 2 ha 15 2,5 0%
Spedition 21 + 5 ha 673 Stückgutspeditionen, regionale Depots je 8-10 ha 90 2,5 40%
3PL / Distributionszentren 42 + 9 ha 502 überregionale Distributionszentren je 9 ha 10 2,5 80%6 Logistikzentren je 4 ha 40 2,5 50%3 regionale Distributionszentren je 3 ha 60 2,5 20%
Lagerwirtschaft und Value Added Services 28 + 6 ha 401 Prologis Park 19 ha 10 2,1 50%5 Logistikdienstleister je 3 ha 10 2,1 40%
Crossdocking 28 + 6 ha 407 Regionale Warenverteilzentren Discounter je 4 ha 120 2,1 20%2 Regionale Warenverteilzentren je 3 ha 90 2,1 20%
3) Bosserhoff 20004) in Anlehnung an Sonntag et al. 1999
1) eigene Setzung nach Regionomica 20052) Regionomica 2005
Quelle: Wagner, T.: Explorationsstudie zu den verkehrlichen Wirkungen der geplanten Logistikflächenentwicklung in der Metropolregion Hamburg. Logistik und Städtebau 2006 – Raumverträglichkeit von Logistikstandorten, Dortmund, Verlag Praxiswissen 2006. S. 16
5
Fahrtenaufkommen Logistikgebiet Allermöhe
Pkw
Sprinter
Lkw bis 12 Tonnen GG
Lkw über 12 Tonnen GG
17%
10%
21%
52%
2%
6%
2%90%
5%
5%
2%88%
9%
13%
21%
57%Z1
Z2
Z35.470
5.390
4.660
1.176 1.125
8%
12%
16%
64%
4.850
18%
10%
21%
51%
Zählstellen
Z1: Hans-Duncker-Straße, Süd-Ost Zufahrt (BAB 25)
Z2: Rungedamm, Nord-Ost-Zufahrt
Z3: Rungedamm, Süd-West-ZufahrtFahrten / Tag
Pkw
Sprinter
Lkw bis 12 Tonnen GG
Lkw über 12 Tonnen GG
17%
10%
21%
52%
2%
6%
2%90%
5%
5%
2%88%
9%
13%
21%
57%Z1
Z2
Z35.470
5.390
4.660
1.176 1.125
8%
12%
16%
64%
4.850
18%
10%
21%
51%
Zählstellen
Z1: Hans-Duncker-Straße, Süd-Ost Zufahrt (BAB 25)
Z2: Rungedamm, Nord-Ost-Zufahrt
Z3: Rungedamm, Süd-West-ZufahrtFahrten / Tag
Quelle: Wagner, T. (2008). Analysen der Logistikbranche in der Metropolregion Hamburg, Teil III: Verkehrserzeugung von Logistikgebieten – Ergebnisse von Verkehrszählungen der Gewerbegebiete Allermöhe und Valluhn-Gallin. Institut für Verkehrsplanung und Logistik der Technischen Universität Hamburg-Harburg, Working Paper 39, Hamburg.
Verkehrserhebung am 9.10.2007
43,2%
32,84%
8,3%
Quellverkehr
Zielverkehr
Durchgangsverkehr
48,5%
43,2%
32,84%
8,3%
Quellverkehr
Zielverkehr
Durchgangsverkehr
48,5%
24.630 Fahrten/Tag
22.557 QV/ZV-Fahrten/Tag
Ökologische Wirkungskategorien: Beitrag der Logistik
Wirkungskategorien• Treibhauseffekt
• Stratosphärischer Ozonabbau
• Photosmog
• Versauerung
• Euthropierung• Toxizität
Treibhausgase (Beitrag des Verkehrs)• CO2 20,5 %; • FCKW • Ozon: VOC 52 %, NOx 66 %
Sonstige Verbindungen• SO2 66 %
• PM10• CO
• CH4• N2O • H2O
• Straßenabnutzung• In größeren Städten: 15-20 %
Verkehrsfläche der Gesamtfläche
• Lärm
• Ressourcenverzehr – Energie – Rohstoffe– Bodenverlust/Veränderung
von Landschaft/ Städtebild
• Unfallgefahr
6
Quelle: INFRAS/IWW 2000: Externe Kosten des Verkehrs. Unfall-, Umwelt- und Staukosten in Westeuropa. Entnommen aus: Allianz pro Schiene (Hrsg.): Umweltschonend mobil – Bahn, Auto, Flugzeug, Schiff im Umweltvergleich. Berlin 2003. S. 17
Binnenschiff: 17 Euro/1.000 tkmBahn: 19 Euro/1.000 tkmLkw: 88 Euro/1.000 tkm
Externe Kosten im Güterverkehr (in Euro pro 1.000 tkm)
Die Herausforderungen für Hamburg ... in vier Bildern
... vier exemplarische Konfliktlinien ...
Bevölkerung
Beschäftigung Mobilität
Verkehrs-infrastruktur
Flächen-nutzung
Datenquelle: Hamburg Hafen Marketing e.V.
Foto: Flämig
Foto: Flämig
Foto: Brandes
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
3.000
3.500
1990 1995 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
Jahr
1.00
0 TE
U
1 (1) VR China (inkl. Hongkong) 2 (2) Singapur3 (3) Russ.Föderation4 (4) Finnland5 (5) Schweden6 (7) Polen7 (8) Südkorea 8 (9) Malaysia9 (10) Brasilien10 (12) Dänemark10 (12) Dänemark10 (12) Andere Länder
7
Konfliktlinie 1: Beschäftigung - aber welche?
� Gute 10 Prozent aller Erwerbstätigen Hamburgs arbeiten hafenbezogen
Hafenabhängig Beschäftigte in Metropolregion 153.893
Hafenindustrie12%
Handel, Banken, Versicherungen
16%
Hafenwirtschaft i.e.S.25%
Indirekt Abhängige44%
Öff. Verwaltung Zoll usw.3%
Hafenwirtschaft i.e.S. 38.386
Spedition, Lagerei, Bahn58%
Umschlag, Schifffahrt40%
Sonstige2%
Quelle: Entnommen aus:Dücker/HPA 2006, S. 6
Konfliktlinie 2: Mobilitätsverständnis - wie viel, für wen und wo?
Foto: Flämig
Foto: Brandes
Foto: Hertel
8
Konfliktlinie 3: Flächennutzung - wie viel und für was?
Prognostizierter zusätzlicher Bedarf an logistischer Fläche 40 ha jährlichüber 10 Jahre bis 2015 (Planco):
Urban waterfront
17 ha im Stadtgebiet 19 ha im Hafen
4 ha im UmlandQuelle: Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg (2005). Mitteilung des Senats an die Bürger-schaft. Stärkung Hamburgs als internationales Kompetenzzentrum für Logistik, hier: Logistikinitiative Hamburg Haushaltsplan 2005/2006 Einzelplan 7 „Behörde für Wirtschaft und Arbeit“ hier: Nachforderung von Haushaltsmitteln in den Kapiteln 7300 „Wirtschafts- und Technologieförderung“ sowie 7450 „Arbeitsmarkt- und Strukturpolitik“.
„Für eine Wachstumsregion bringen mehr Autobahnen und Gleise auch Beeinträchtigungen der Lebensqualität.“Hamburger Abendblatt, 15.11.2007
Konfliktlinie 4: Verkehrsinfrastruktur: wo, wie und zu welchem Preis?
Quelle. http://www.latzundpartner.de/L3/dtl/d-4-lux.htm#Bou
http://www.hafen-quer-spange.de/
1
Die Ziele in vier Bildern: Transport- bzw. Verkehrsbelastungen reduzieren
�Betroffenenfälle reduzieren
http://fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/behoerden/stadtentwicklung-umwelt/mobilitaet-verkehr/zz-stammdaten/download/dtvw-karte-2004-verkehrsbelastung-pdf,property=source.pdf
Ein Ausschnitt aus der Verkehrsmengenkarte Hamburgs (2004)
2.000 Kfz/TagMax. 200 Kfz/Std Fühle mich sicher & zu Hause,
manchmal stören Lkws, die Straße ist sauber.
5% der Zeit > 65 dB
8.000 Kfz/TagMax. 550 Kfz/Std Abgase und Ruß kommen
durch die Fensterritzen, bin wütend auf Verkehr, nachts
stört der Lärm.
25% der Zeit > 65 dB
16.000 Kfz/TagMax. 1900 Kfz/Std Manche sind weggezogen
wegen des Lärms, alle Autos der Welt fahren hier vorbei.
45% der Zeit > 65 dB
Die Ziele in vier Bildern: Lärmbelastungen reduzieren
Quelle: Appleyard, 1981
2
Die Ziele in vier Bildern: Soziale Verträglichkeit, Ästhetik ... herstellen
Quelle: http://www.elbinsel-wilhelmsburg.de
Quelle: http://www.elbinsel-wilhelmsburg.de
Quelle: Steves 2006
Foto: Flämig
Quelle: Steves, I.: Internationale Tendenzen und Konzepte bei der Entwicklung von Logistikimmobilien - Handlungsmöglichkeiten am Standort Hamburg. Hamburg 2006. Zugriff am 28.01.2007 auf http://fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/ behoerden/stadtentwicklung-umwelt/umwelt/betriebe/umweltpartnerschaft/start.html. S.17
Foto: Flämig
B1
A44
Legende:Maßstab 1 : 9 0 .00 0
Zählstelle
Autobahn
Bundesstraße,Durchgangsstraße
1229
1230
1250
12251227
1251
1232
2204
12461248
2203
1238
1244
B233
2214
3210
1236
Unna-West
Massen
4213
2209
1219
1228
1228
1218
2208
2210 3211
B1
A1
1228
2217
2216
22002201
2231
2240
Unna- Nord
UnnaCity
2219
1231
3241 3209
2202
Unna-Süd(Indu-Park)
B233
A4431223
1229
4208
2200
2201
4207
1233
2206
Unna-Ost
Die Ziele in vier Bildern: Ver- und Entsorgung sicherstellen
MWMEV NRW 2000
Foto: FlämigFoto: Hertel
Foto: Flämig
3
Möglichkeiten einer nachhaltigen Logistik ...
1. durch betriebliche / organisatorische Gestaltungsansätze zur Reduzierung des Verkehrsaufwands!?
2. durch verkehrsorganisatorische Gestaltungsansätze zur Reduzierung von Kapazitätsengpässen!?
3. durch bauliche Gestaltungsansätze zur Reduzierung von Kapazitätsengpässen mit ästhetischem Anspruch bei minimaler Flächennutzung!?
4. durch planerische Gestaltungsansätze zur Erhöhung der Flächen-effizienz und zur Reduzierung von Nachbarschaftskonflikten!?
Mögliche Steuerungsansätze
• Grenzwerte für Luft-und Lärmemissionen
• Nachtruhe
Politik (Regeln, Werte)
ethisch geleitete
Unternehmens-politik
Unternehmen (Logistik)
Planung (Infrastruktur)
Erschließungs-und Qualitäts-standards �Nachhaltige
Logistik durch „logistische Architektur“
Rahmensetzen
• BauROG
[Wirtschafts-]verkehrssystem• nutzungs- und schadstoff-
abhängige (Lkw-)Maut
• Zuflussgestaltungfördern/fordern
• UMS
UMS = Umweltmanagementsystem
4
Was sagen Logistikimmobilienentwickler dazu?
Kontakt:Prof. Dr.-Ing. Heike FlämigTechnische Universität Hamburg-HarburgInstitut für Verkehrsplanung und Logistik
Tel: 040/42878-3907Fax: 040/42878-3728E-Mail: [email protected]: www.vsl.tu-harburg.de
Vielen Dankfür Ihre
Aufmerksamkeit!
Download ab Mitte/Ende Juli unter http://www.iba-hamburg.de/labore/logistik/