Download - Neue Zeitung Nr. 24 6. Jahrgang 2007
NEUE ZEITUNG 6
nebenberuflich Schlesier“ - eine Idee: Nienburg brauct
ein Museum für die Heimat im Osten. Kurzer Hand
kaufte er das gerade verfügbare historische Traufen-
haus in der Weserstraße und zusammen mit Dieter
Lonchant, seit Jahrzehnten der Geschichte und Kultur
der Vertreibungs- und Siedlungsgebiete der Deutschen
verbunden, ging es an die Arbeit. Nach Gründung des
Trägervereins öffnete im Herbst 1996 das „Ostdeut-
sche Heimatmuseum“ (OHM). Nach 10 Jahren ist die
anfängliche „Heimatstube“ nun zum öffentlich aner-
kannten historischen Museum gewachsen, das zugleich
als Zentrum grenzüberschreitender Kulturarbeit weit-
hin Anerkennung findet. In über drei Geschossen prä-
sentieren sich Hinterpommern, Ostbranden-
burg/Preußen, Ost-West-preußen, Danzig, Schlesien
sowie das Sudetenland mit den Siedlungsgebiete von
Deutschen in Osteuropa, Asien und Übersee.
Trotz beengtem Raum werden vielfältigste Exponate
aus Geschichte und Kultur gezeigt, darunter Volks-
trachten, Uniformen, Dokumente, Bilder, Landkarten,
Porzellane, sowie Glas- und Handwerkskunst. Vorträ-
ge und Kulturveranstaltungen ergänzen das Angebot.
Einmalig in Niedersachsen entsteht dieser Tage
Aus dem Inhalt NZ aktuell S. 2
Überwältigende Zustimmung
zum Preußen-Leitartikel Zeitgeschichte S. 3
TV-Drama: „Die Frau vom
Checkpoint Charlie“
Ostprovinzen S. 4
Heilsberg: Einst Siedlung der
Schlesier in Ostpreußen
Persönlichkeiten S. 5
Der glühende Patriot:
Joachim Christian Nettelbeck
OHM S. 6
Lebendiges Museum: Damen
des Museumsdienstes – OHM-
Zeltstadt: Oktoberfest 2007
Museen und Galerien S. 7
Neue Abt. im OHM: „Alt-Ber-
lin – Mark Brandenburg“
Geschichte S. 8
Der Deutsch-Französische
Krieg 1870 / 1871
Schiffe und Schicksale S. 9
Kind des Großen Kurfürsten:
Die Fregatte „Stadt Berlin“ Termine S. 10
Landsmannschaften, freun-
deskreise, Sonderausstellung
Kulinaria S. 11
Preußischer Butterfisch
Denkwürdige Ereignisse S. 12
3. Oktober: Tag der Deutschen
Einheit
Mit der Aufnahme der Exponate aus der Sammlung Dr.
Kümritz - auf Vermittlung des Nienburger Museums - hat das
OHM seiner reich ausgestalteten Übersee-Ausstellung weiteren
Glanz gegeben. Zugleich sind damit die völkerkundlich gestal-
tete Präsentationen der deutschen Siedlungsgebiete (ehem.
„Schutz- und Pachtgebiete“) in Afrika: Deutsch-Südwest,
Deutsch-Ost-afrika, Togo und Kamerun, sowie in China
(Kiautschou) und in der Südsee vervollständigt worden.
Kümritz´ Expedition zu den Pygmäen an den Lobefluß im Regen-
wald von Kamerun (1973) hat interessante Exponate gebracht, die
das OHM von nun an zeigt. Neben Krokodil- und Affenschädeln,
präpariertem Elefantenfuß, Fetischen und Masken sind allerlei Waf-
fen und Jagdgeräte zu sehen, darunter ein mannshohes Bambusblas-
rohr mit Pfeilen zur Vogel- und Affenjagd, eine „Pygmäen-
Armbrust“, verschiedene Bögen mit Pfeilen, sowie eine lange ei-
serne Harpune zum Fischfang. Eine „Buschmann-Trommel“, die als
Kinderspielzeug Verwendung fand, eine Kürbisharfe und Hand-
schnitzereien geben Einblicke in das Kulturleben des Buschvolkes.
Auf eine Symbiose zwischen Mensch und Tier weist ein Klangin-
strument hin, mit dem der Honigvogel angelockt wird, der darauf
den Pygmäen den Weg zu den Bienennestern zeigt. Auch ein aus
Fasern der Früchte des tropischen Kapokbaumes gefertigter Len-
denschurz ist dabei. In früherer Zeit dienten diese Fasern bei uns als
Füllmaterial für Matratzen. Der ebenso ausgestellte Lederhut des
Forschungsreisenden gibt der Ausstellung eine persönliche Note.
Übersee-Ausstellung erweitert
Kamerun-Sammlung des Nienburger Tropen-
forschers Dr. Manfred Kümritz jetzt im OHM
► Handels-Expedition bei der
Flußüberquerung entlang ei-
nes Karawanenpfades während
der Regenzeit auf dem Weg zu
einer deutschen Station am
Viktoria-See in Deutsch-Ost-
afrika.
Kolorierter Holzstich entnom-
men dem Band „Deutschlands
Kolonien“, Rochus Schmidt,
Kompanieführer der Kaiserli-
chen Schutztruppe (1898).
Seite 2 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 / 24
+ NZ aktuell +++ NZ aktuell +++ NZ aktuell +
+++
Historisches
Museum
Redaktion:
Dieter Lonchant
Korrektur:
Inge Koslowski
Auflage: 700 Expl.
Anschrift:
NEUE ZEITUNG Verdener Landstr. 224
31582 Nienburg-Holtorf
Tel. / Fax:
05021 / 91 15 63
Die in Leserbriefen oder
Kommentaren vertretenen
Auffassungen decken sich
nicht unbedingt mit der
Meinung der Redaktion.
-nt. Zufall oder Intuition: Am selben Tag, Montag,
den 13. August 2007, erschienen das politische
Magazin „DER SPIEGEL“ und die OHM-
Hauspostille „NEUE ZEITUNG“ mit gleichem
Leitthema und in inhaltlicher Übereinstimmung.
Was darauf deutet, dass Preußen nach wie vor sei-
nen Platz in der deutschen Wirklichkeit behauptet
und was beweist, dass das OHM mit seinen Aus-
stellungen und Publikationen zur Geschichte und
Kultur der preußischen Ostprovinzen nicht nur den
Willen seiner Gründer erfüllt, sondern in der zu-
nehmend spürbar werdenden Preußen-Renaissance
zugleich eine „Marktlücke“ füllt.
Das überwältigend positive Echo auf den Preußen-
Leitartikel signalisiert Museumsvorstand und Re-
daktion: man ist auf dem rechten Weg.
Es tut wohl, dass sich die Deutschen endlich wie-
der die Frage vorlegen, woher sie eigentlich kom-
men. Das OHM stellt sich weiterhin unverändert
mit ganzer Kraft in den Dienst unserer Geschichte.
Zum Leitartikel der August-Ausgabe:
„Museum unter dem Preußenadler“
Leserecho brachte überwältigende Zustimmung
SPIEGEL-DVD zur Dokumentation des Politmagazins:
„Preußen hat Zeitgenossen und Nachgeborene faszi-
niert und erschreckt, angezogen und abgestoßen“.
6. Jahrg. 2007 / 24 NEUE ZEITUNG Seite 3
.
Die Frau
vom
Checkpoint
Charlie
Im Herbst 1984 erregte eine Frau am Berliner
Grenzübergang „Checkpoint Charlie“
aufsehen. Jutta Gallus, zuvor bei einem
Fluchtversuch aus der DDR in Rumänien
zusammen mit ihren minderjährigen beiden
Kindern verhaftet, postierte sich auf der
Westberliner Seite mit dem Schild: „Gebt mir
meine Kinder zurück“.
Die Mutter, die aus dem berüchtigten Frauenge-
fängnis Hoheneck bei Meißen nach Jahren der
Misshandlung vom Westen freigekauft worden
war, versuchte mit verzweifelten Aktionen ihre
an eine „linientreue“ Familie zur Zwangsadop-
tion überstellten Kinder (11 und 9 Jahre) zurück-
zuerhalten. Als Störfaktor der sog. Entspan-
nungspolitik von der Bundesregierung in Stich
◄ Sie kämpfte für ihre vom SED-Staat festgehaltenen
Kinder: Jutta Gallus (im TV-Drama dargestellt von
Veronica Ferres) am Berliner Grenzübergang
„Checkpoint Charlie“.
gelassen und wegen ihrer Aktivitäten vom SED-
Staat mit Mordanschlägen verfolgt, erreichte sie
schließlich kurz vor der Wiedervereinigung ihr
Ziel.
Der Film, Erstausstrahlung am Tag der Deut-
schen Einheit, schildert mit wirklichkeitsnaher,
aufwühlender Dramatik Lebensweg und unbeirr-
baren Willen einer kämpferischen Mutter.
Aus Anlass der zunehmenden Verniedlichung
des menschenverachtenden Regimes der SED
und im Dienste der Wahrheit widmet sich das
OHM in Zusammenarbeit mit der VHS in
einem Vortrag mit Tondokumenten und Bil-
dern den Ereignissen vom 17. Juni 1953 und
vom 13. August 1961. Die Veranstaltung fin-
det statt am 26. 11. 2007, 19.00 Uhr im OHM.
Seite 4 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 / 24
Heilsberg:
Einst
Siedlung der
Schlesier in
Ostpreußen
Nach wechselnder Herrschaft von Prussen und
Deutschem Orden wurde Heilsberg (heute Lidz-
bark Warminski) 1273 Sitz der ermländischen Bi-
schöfe und Heimat zugewanderter Schlesier. Loka-
tor war „Johann von Köln“ aus Brieg in Schlesien.
Namensgeber war der zum Bischof gewählte erste
Bürger der Stadt: Heinrich Heilsberg
1260 entstand in Heilsberg, der späteren Kreisstadt
an der Mündung der Simser in die Alle, eine der
schönsten mittelalterlichen Burganlagen Ostpreus-
sens, die mit ihren ungleichen Türmen an den Ek-
ken und zweigeschossigen Arkaden im Innenhof
bis heute noch gut erhalten ist. Großer und kleiner
Remter besitzen ausgemalte Sterngewölbe.
Heilsberg hatte als erste Stadt im Ermland eine
evangelische Kirche, die 1823 geweiht wurde. Der
Bau war unter dem Einfluss Schinkels entstanden.
Vom Windmühlen-
hügel (nahe der Ort-
schaft Reimershau-
sen) aus soll Napo-
leon am 10. Juni
1810 in der Schlacht
bei Heilsberg seine
Truppen gegen die
Preußen befehligt
haben, die die Fran-
zosen besiegten. Das
preußische Regiment
„Schwarze Husaren“
erbeutete dabei Ad-
ler und Fahne eines
französischen Li-
nienregiments.
Die 1260 erbaute bischöfliche Burg war wiederholt heiß umkämpft. Neben
der Marienburg gilt sie als die schönste Burganlage Ostpreußens.
Konsole im Großen Remter
der bischöflichen Burganla-
ge von Heilsberg.
6. Jahrg. 2007 / 24 Neue Zeitung Seite 5
Glühender Patriot
und
Bürgerrepräsentant
von Kolberg:
Joachim Christian Nettelbeck
Nachdem er 1783 sein einziges Schiff im Sturm
verloren hatte, kehrte er nach Kolberg zurück
und arbeitete als Brauer. Zugleich zählte er zum
sog. „Zehn-Männer-Gremium“, einer Art Bür-
gerrepräsentanz. Schließlich übernahm Nettel-
beck 1807 den Posten des Bürgerrepräsentanten,
einer Art Bürgermeister, der in Kriegszeiten mit
besonderen Vollmachten ausgestattet war.
Nach den Befreiungskriegen amtierte Nettelbeck
noch bis 1822 als Stadtrat in Kolberg. Er ver-
faßte dort seine Biographie, ehe er am 29. Januar
1824 in seiner Heimatstadt verstarb.
Aus der seinerzeit aufopfernden Verteidigung
Kolbergs formte sich alsbald ein Mythos, der in
einen 1945 gezeigten sog. Durchhaltefilm der
UfA einfloß, der noch im Januar 1945 zur
Stärkung des Widerstandswillens in Berlin und
in der Festung La Rochelle uraufgeführt wurde.
Der am 20. September 1738 in Kolberg (Pom-
mern) geborene Sohn eines Brauers brach mit elf
Jahren die Schule ab und ging zur See. Während
des Siebenjährigen Krieges kehrte er zurück und
verteidigte zusammen mit den preußischen Offi-
zieren August Wilhelm Gneisenau (1760 – 1831)
und Ferdinand von Schill (1776 – 1809) seine
Heimatstadt und deren Festung, die von napole-
onischen Truppen 1807 belagert wurden.
Er organisierte den Widerstand der Bürger, was
im Zusammenwirken mit den Soldaten der Gar-
nison, den weit überlegenen Franzosen so zu
schaffen machte, daß sie mit der Erstürmung
Kolbergs bis zum im Frieden von Tilsit (9. 7.
1807) vereinbarten Waffenstillstand aufgehalten
wurden.
Zuvor (1770) hatte Nettelbeck Kolberg verlassen
und sich als Reeder in Danzig niedergelassen.
Kolberg, ehem. Hansestadt, Stadtrechte 1255,
(heute poln. Kolobrzeg), Hafenstadt an der
Mündung der Persante in die pommersche Ost-
see, fiel mit dem Bistum Cammin 1648 an Bran-
denburg. Die Stadt wurde bekannt durch ihren
erfolgreichen Widerstand gegen Napoleon.
Napoleons.
Seite 6 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 / 24
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◄ Traditionelles Oktoberfest im OHM:
Bei Weißwurst, original bayrischen
Brezeln und Bier vom Faß tummelten
sich über 200 bestens gelaunte Gäste aus
Stadt und Landkreis in der „Zeltstadt“ vor
dem Museum. Festlicher Höhepunkt war
die Übergabe der Holtorf-Fahne durch
Ortsbürgermeister Gerhard Munk, der
namens des Ortsrates Anerkennung für
die Arbeit des OHM aussprach.
Ahlers betonte die für die Region
bedeutende Funktion des OHM bei der
Bewahrung und Darstellung der deut-
schen Geschichte, insbesondere auch der
Kulturleistungen in den Vertreibungs-
gebieten. Auf dem Foto (v.r.n.l.) stellv.
Landrat Jan Ahlers (MdL), Stadtdirektor
a.D. Heinz Intemann, Gerhard Munk,
Dieter Lonchant und OHM-Vorstands-
mitglied Rosemarie Volger.
► Erweiterung der Ausstellung „Siedlungsgebiete
Übersee“: Interessante Exponate aus der Sammlung
„Expedition Kamerun“ des Nienburger Tropenfor-
schers Dr. Manfrad Kümritz setzen neue Akzente.
Museumsleiter Dieter Lonchant, hier mit einem Pyg-
mäen-Blasrohr, weist Damen des Museumsdienstes in
die neue Ausstellung ein. (v.l.n.r.) Johanna Nagel,
Inge Koslowski und Hannelore Pohlmann. Frau
Pohlmann ist ab 1. September zunächst für ein Jahr
als feste Mitarbeiterin in die Verwaltung des OHM
eingetreten. Sie löst Günter Winckler ab, der nach
zweijähriger Amtszeit in den Ruhestand gegangen ist
und künftig im Vorstand, (Sachgebiet: Ausstellungen)
weiter für das OHM tätig ist..
Lebendiges
Museum
6. Jahrg. 2007 / 24 NEUE ZEITUNG Seite 7
Mit der Abteilung „Alt-Berlin –
Mark Brandenburg“ hat das OHM
jetzt seine Ausstellungen über die
klassischen Ostprovinzen des ehem.
Deutschen Reiches: „Ostpreußen /
Danzig“, „Pommern“, „Westpreus-
sen / Grenzmark Posen“ und
„Schlesien“ vervollständigt.
Vier Panoramen: „Das Brandenbur-
ger Tor“, „Der Spreewald“, „Glanz
und Gloria“, und „Reisen mit der
Dampfbahn“, sowie ein Riesenguck-
kasten zum „Feuerlöschwesen“ in
alter Zeit zeigt die Ausstellung.
Die Bilder-Edition „Wanderungen
durch die Mark Brandenburg“ und
eine Vitrinenschau: „Das Havelland:
Optische Linsen aus Rathenow“, „Die
Niederlausitz: Hutindustrie in Guben“
und „Die Neumark: Tabak aus
Schwedt“ sind weitere „high-lights“.
Der Arbeitswelt um 1900 mit Unter-
nehmern und Lohnabhängigen wid-
men sich mehrer Vitrinen mit origi-
nellen Exponaten aus der Gründer-
zeit, sowie Bild- und Texttafeln.
Großbetriebe mit Weltruf werden
ebenso vorgestellt, wie alt-berliner
Traditionsfirmen, allen voran Bolle,
Zuntz und Mampe.
Heinrich Zille findet sich wider mit
deftigen Zeichnungen aus dem Ber-
liner Volksleben. In einer Vitrine
stützt sein Abbild als Bronzeguß nach
schwerer Zeche eine Straßenlaterne.
Stiche aus dem historischen Berlin
ergänzen das vorgestellte Bild vom
alten Berlin und der Mark, wobei die
zugewanderten französischen Huge-
notten nicht vergessen werden, zu de-
nen zeitweise jeder 5. Berliner zählte.
Als 10. Abteilung neu aufgenommen
„Alt-Berlin – Mark Brandenburg“
▲ Als 10. Abtei-
lung präsentiert das
OHM jetzt die Aus-
stellung „Alt Ber-
lin – Mark Bran-
denburg“.
Zu sehen ist das Pa-
norama „Reisen mit
der Dampfbahn zur
Jahrhundertwende
1900“ mit Reisen-
den, Gepäckträger
und Reiseutensi-
lien.
Im Hintergrund
sieht man die Ein-
fahrt des Zuges in
den Bahnhof.
Zur Präsentation
gehören Tafeln mit
Abbildungen histo-
rischer Bahnhöfe,
Bahnbilletts aus der
der Reichsbahnzeit
und eine große
Wandkarte mit dem
Streckennetz der
Deutschen Bahnen.
Zeit: Ende des 18.
Jahrhunderts.
6. Jahrg. 2007 / 24 NEUE ZEITUNG Seite 8
Der Deutsch-Französische Krieg 1870 / 71 Ausgelöst durch die Emser Depesche,
(13. 7. 1870) in der Preußen die fran-
zösischen Forderungen in der Frage
der spanischen Thronkandidatur ab-
lehnte, erklärte Frankreich am 19. 7.
1870 Preußen den Krieg. Da die fran-
zösische Armee nicht rechtzeitig
marschbereit war und die deutsche
Mobilmachung schneller als erwartet
erfolgte, misslang der Plan, Deutsch-
land überraschend empfindlich zu
treffen. Auch der deutschen Seite ge-
lang kein schneller Sieg.
Nach erbitterten Kämpfen kapitulier-
te die französische Armee vernich-
tend geschlagen am 2. 9. 1870 in der
Schlacht von Sedan, bei der der fran-
zösische Kaiser gefangen genommen
und in Kriegsgefangenschaft nach
Kassel verbracht wurde. Das führte in
Frankreich zu Unruhen und schließ-
lich zum Sturz der Monarchie mit der
Ausrufung der Republik. Diese führte
den Krieg gegen Deutschland weiter,
blieb aber ebenso erfolglos. Auf
Drängen Bismarcks, der ein schnelles
Ende der Kämpfe wünschte, wurde
im Februar 1871 in Versailles ein
Friedensvertrag geschlossen, nach
dem Frankreich einen Teil von
Lothringen einschließlich Metz und
das Elsaß an das Deutsche Reich ab-
treten und eine Kriegsentschädigung
von fünf Milliarden Franc zahlen
mußte.
Im Zuge des im Januar 1871 verein-
barten Waffenstillstandes ließ sich
der preußische König als Sieger des
deutsch-französischen Krieges am 18.
Januar im Spiegelsaal des Schlosses
zu Versailles in Anwesenheit des
deutschen Hochadels und der führen-
den Militärs zum Deutschen Kaiser
Wilhelm I. ausrufen. 139.000 Fran-
zosen und 41.000 Deutsche waren als
Kriegstote zu beklagen.
▲ Am 2. 9. 1870 unterlagen die Franzosen bei Sedan den Preussisch-
Deutschen Truppen. Der französische Kaiser Napoleon III. mußte
kapitulieren. Er wurde mit seiner Armee gefangen genommen.
► Erbittert
wehren
sich fran-
zösische
Soldaten
gegen die
preußische
Armee,
hier bei der
Verteidi-
gung eines
französi-
schen Ge-
höftes.
6. Jahrg. 2007 / 24 NEUE ZEITUNG Seite 9
Als zweitgrößtes Schiff erwarb Fried-
rich Wilhelm von Brandenburg, der
„Große Kurfürst“, die 1674 in Zeeland /
Holland gebaute Fregatte für seine 1675
neu geschaffene Kriegsflotte.
Zum Kapitän wurde der holländische Ree-
der Benjamin Raule ernannt, der auch als
Schöpfer der brandenburgischen Kriegs-
marine und zugleich als Vater des
bedeutendsten kurbrandenburgischen Ko-
lonialunternehmens gilt, das die Einrich-
tungen von „Handelskompagnien“ an der
Westafrikanischen Küste (Guinea, Gold-
und Elfenbeinküste) zur Folge hatte. Mit
der Gründung der „Brandenburgisch-
Afrikanischen Handelsgesellschaft“ hatte
Brandenburg-Preußen erstmals festen Fuß
in Afrika gefaßt.
Neben diversen Kaperfahrten, für die
Friedrich Wilhelm einen Kaperbrief aus-
fertigte, nahm das auf den Namen „Stadt
Berlin“ getaufte Schiff (Länge: 29,7 m,
Breite 7,6 m, Höhe über Großmast 24,0 m,
Gewicht 450 Tonnen) an der Seeschlacht
gegen die Schweden bei Jasmund (1676)
und bei der Eroberung von Rügen und
Stralsund teil. 1680/81 beteiligte sich die
stark an eine Galeone erinnernde Fregatte
an Seegefechten in spanischen Gewässern
und vor Westindien. Im Jahr 1688 wurde
die „Stadt Berlin“ bei einem Aufenthalt in
Holland beschlagnahmt.
Kind des
Großen
Kurfürsten:
Die Fregatte
„Stadt
Berlin“
▲ Heckansicht der kurbrandenburgischen Fregatte „Stadt Berlin“.
Sie war eine der ersten größeren Einheiten der Brandenburgischen
Flotte mit Fock-, Groß- und Besanmast, der nur ein Lateinsegel
trug. Bewaffnet was die Fregatte mit 20 24-Pfünder-Geschützen.
Die Abbildung zeigt das Modell des Schiffes.
Seite 10 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 / 24
Landsmannschaften
POMMERN Do. 06. 12. 16.00 Uhr Kanuclub Jahresabschluß
Do. 03. 01. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag
Do. 07 02. 16.00 Uhr Kanuclub Pommernnachm.
OST/WESTPREUSSEN–DANZIG
Fr. 16. 11. 15.00 Uhr OHM Schabber- u. Lesestd.
Fr. 15. 12. 15.00 Uhr OHM Schabber- u. Lesestd.
Freundeskreise
BERLIN-BRANDENBURG
Mo. 26. 11. 19.00 Uhr OHM Lichtbildervortrag
„Berlin: Schicksalsstunden“
DIEPENAU Termine werden noch bekannt gegeben
EYSTRUP (VdV) Gasthaus Weber, Eystrup
So. 09. 12. 15.00 Uhr Weihnachtsfeier
Sa. 19. 01. 15.00 Uhr Jahreshauptversammlung
UCHTE Lindenwirt, Uchte
Mi. 21. 11. 16.00 Uhr Plaudernachmittag
Mi. 19. 12. 15.00 Uhr Weihnachtsfeier
Wir wünschen
ein frohes
Weihnachtsfest und
ein glückliches Neues
Jahr.
und
NEUE ZEITUNG
Die Hauptstadt-
Sonderausstellung
„Wiederaufbau des
Stadtschlosses Berlin“
kommt ins OHM.
Ab 14. Februar 2008
6. Jahrg. 2007 / 24 NEUE ZEITUNG Seite 11
.
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Preußischer
Butterfisch Zutaten: 800 g Fischfilet (vom Hecht, Zander, Ka-
rausche, Barsch, Forelle, ggf. auch 2–3 Sorten ge-
mischt, Salz, Zitronensaft, 1 Flasche Weißbier, 1
Tasse Wasser, ½ Lorbeerblatt, 1 Bund Petersilie, 1
Stück Weißes vom Lauch, ½ Sellerieknolle, 2
Schalotten, 180 g Butter, 2 Eßlöffel geriebenes
Weißbrot, 1/8 Liter saure Sahne, 1 Röhrchen Ka-
pern, weißer Pfeffer.
Anwendung: Die Filetstücke abspülen, trockentup-
fen, leicht salzen und mit Zitronensaft beträufeln.
Weißbier, Wasser, Lorbeerblatt, einen Petersilien-
stengel, sowie etwas vom Lauch und der Sellerie-
knolle in einen Topf geben und alles zusammen 5
Min. kochen. Dann das Filet in den Sud geben und
etwa 10 Min. garen lassen. Den verbliebenen grös-
seren Teil vom Lauch und der Sellerieknolle, sowie
die abgezogenen Schalotten fein würfeln und jeweils
2 Eßlöffel davon in etwas Butter anschwitzen. Das
geriebene Weißbrot hinzufügen und von dem Fisch-
fonds soviel dazugießen, wie für die Sauce benötigt
wird. Köcheln lassen, bis das Gemüse schön weich
ist. Die saure Sahne und die Kapern (mit Flüssigkeit)
zugeben und die Sauce mit Salz, Pfeffer und Zitro-
nensaft würzen. Die restliche kalte Butter untrer-
schwenken und gehackte Petersilie darüber streuen.
Die Sauce nicht mehr kochen lassen. In der würzi-
gen Sauce mit frischen Kartoffeln servieren.
▲
Seite 12 NEUE ZEITUNG 6. Jahrg. 2007 / 24
3. Oktober 1990: Tag der Deutschen Einheit
▲ Berlin-Schöneberg: Willy Brandt, Dietrich Genscher,
Hannelore und Helmut Kohl, Richard von Weizsäcker.
Bundeskanzler Helmut Kohl zog an diesem
Tag vor dem Schöneberger Rathaus in Ber-
lin Bilanz und richtete folgende Botschaft
an die Regierungen der Welt:
„Im Namen des deutschen Volkes möchte
ich allen danken, die sich für das Recht der
Deutschen auf Selbstbestimmung eingesetzt
und unseren Weg zur Einheit erleichtert
haben. Im Bewusstsein der Kontinuität
deutscher Geschichte wissen wir dies
besonders zu würdigen.“
Es kommentiert
Leo Warner
Die Mauer
in den
Köpfen
Die Euphorie ist verrauscht. Die Freudenträ-
nen vom Tag des Mauerfalls sind wegge-
wischt. Der Alltag hat die Wiedervereinigten
wieder. Im Westen der Republik übt sich die
Spaßgesellschaft im Vergessen. Im Osten
tauchen die Gespenster der roten Vergangen-
heit wieder auf. Diejenigen, die für Unter-
drückung und Verbrechen an ihren Mitmen-
schen Verantwortung tragen, kehren in Seil-
schaften zur Macht zurück.
Der Etikettentausch von SED über PDS zur
Linkspartei macht es möglich. Bei Machtpo-
litikern bestimmter Couleur – in Ost und
west - wächst die Begehrlichkeit zum Bünd-
nis mit dem Beelzebub. Die gefällte Beton-
Mauer wird nun zur Mauer in den Köpfen.