Oberbürgermeister Dr. Jürgen Gneveckow
• Albstadt auf der Südwest-Alb gelegen; 9 Stadtteile, Mittelzentrum
im Zollernalbkreis; zum Bodensee ist es von uns aus etwa
genauso weit wie hierher in die Landeshauptstadt.
• Freue mich, dass ich Ihnen in gebotener Kürze unsere
„Entwicklungsstrategie“ vorstellen kann. Sie werden gewisse
Parallelen zu Pforzheim feststellen: Auslöser Strukturwandel –
jedoch andere Branche.
• Nachhaltige integrierte kommunale Entwicklungsstrategie für
Albstadt – kurz NIKE.
• Danke dem MELR für das in uns gesetzte Vertrauen.
• Auf 10 Folien werde ich Ihnen die folgenden sieben Punkte
näherbringen:
- Ausgangslage in Albstadt beschreiben;
- Überblick zum Stand des NIKE-Prozesses geben;
- das Zielsystem kurz vorstellen;
- unser Leitbild und fünf Handlungsfelder skizzieren;
- Auszug aus dem Maßnahmenkatalog: Exemplarisch eines dieser
Handlungsfelder: „Geschäftsfeld“ Textile Kultur erläutern;
- und zum Schluss auf unser Leuchtturmprojekt NITTA eingehen;
- danach kurzes Fazit ziehen.
Ausgangslage in Albstadt
Strukturwandel im Zentrum der Textilindustrie von Baden-Württemberg:
• Albstadt (47.000 Einwohner) ist und war ein bedeutender Standort der Textilindustrie auf der Schwäbischen Alb;
• der kräftige Strukturwandel in den 1980er Jahren führte zu Betriebsaufgaben und -verlagerungen ins Ausland: Südeuropa, Türkei,
Nordafrika, später Südostasien. Trikot: erste Industrie, die „Globalisierung“ erfahren hat.
• Verlust von ca. 10.000 Arbeitsplätzen mit korrespondierendem Rückgang der Einwohnerzahl; wo Arbeit ist sind Menschen!
• Tailfingen ist der zweitgrößte Stadtteil mit ca. 12.000 Einwohnern, in der Stadtmitte mit einem Ausländeranteil von etwa 25%; war mit
der Trikotindustrie groß geworden.
• etwa 80 größere Industriebrachen in Albstadt (29 im Stadtteil Tailfingen) blieben als Hinterlassenschaft; etliche schon
„umgewandelt“: Hochschule, Studentenwohnheim, Seniorenheime.
• heute: Standort bedeutender Unternehmen der Textilindustrie sowie von Zulieferern mit nahezu 4.000 Beschäftigten, i.d.R. keine
Massenproduktion sondern Besetzung von qualitativ hochwertigen, weniger arbeitskräfteintensiven Produktsparten; Bsp. Mey,
Golle Haug, Comazo, Conta, Gonso.
• Clusterbildung „Technische Textilien“ und Hochschulstandort mit einem textilen Schwerpunkt. Doppelstandort Albstadt-
Sigmaringen: Bekleidungstechnik und Technische Textilien neben BWL, Maschinenbau, Informatik und
Wirtschaftsingenieurwesen
Bevölkerungsentwicklung 1995 bis 2007 (1995 = 100)
86,00
88,00
90,00
92,00
94,00
96,00
98,00
100,00
102,00
104,00
106,00
Albstadt
Zollernalbkreis
Neckar-Alb
B.W.
Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten (2001 = 100)
84
86
88
90
92
94
96
98
100
102
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
Albstadt
Zollernalbkreis
Neckar-Alb
B.W..-
Beide Schaubilder dokumentieren die überdurchschnittliche Betroffenheit Albstadts in Bezug auf Entwicklung der Beschäftigten
und der Bevölkerung im Vergleich zu Kreis, Region und Land im Zeitablauf.
Überblick NIKE-Prozess: Für alle Beteiligten ein „Crash-Kurs“
zur Erarbeitung integrierter nachhaltiger Strategien
Erarbeitung
PGDiskussion
STG
Rah
men
-
bed
ing
un
gen
Juni 09 Juli 09 Aug 09 Sep 09 Okt 09 Nov 09 Dez 09
Inte
gri
ert
e
Ko
nzep
tio
n
Akti
vit
äte
n
Präsentation Wirtschaft
2.3
Ziele und
Strategien
Feedback
Feedback
2.1
Ist-Analyse
2.2
SWOT
2.4
Integrierter
Maßnahmen-
katalog
Feedback
2.5
EU-Leucht-
turmprojekt
3 Öffentliche Themenworkshops
(Enquete-)Klausur Gemeinderat
ÖffentlichePräsentation
40
%
Stand heute
Die Prozessabwicklung erfolgt in enger Abstimmung durch die Stadtverwaltung Albstadt und
das beratende Dienstleistungsbüro.
zu 90% erledigt
etwa zu 60% fertig,
noch 8 Wochen bis
zum Abgabetermin
(12.12.)
abgearbeitet
Handlungsfelder – eine Handvoll
• Netzwerk „Innovation und technische Textilien“
• „Geschäftsfeld“ Textile Kultur Albstadt
• Naturwissenschaftlich- technische Bildung in Albstadt
• Alb-Stadt für alle
• Albstadt klimagerecht und urban
Leitbild und Handlungsfelder
Leitbild „Albstadt Projekt fabric 2025“
• Albstadt steht als funktionsfähiges Mittelzentrum für Urbanität im ländlichen Raum
• Albstadt ist eine kompakte, klimagerechte Stadt mit effizientem Verkehrssystem (ÖPNV)
und hoher Lebensqualität
• Albstadt ist ein Standort der unternehmerischen Initiativen
und verbindet seine industriellen, städtebaulichen und touristischen Kompetenzen
für das Entstehen neuer wettbewerbsfähiger Arbeitsplätze
• Albstadt ist wichtiger Stützpunkt für Innovationsnetzwerke
im Bereich von textiltechnologischer Forschung und Projektentwicklung
• Albstadt aktiviert und integriert Menschen durch nachhaltige Projekte der Stadtentwicklung
• Albstadt ist Projekt fabric für die Verknüpfung von Stadtentwicklung, Innovation und Integration
15 Einzelstrategien
„fabric“ (engl.) = technisches Gewebe,
Stoff, Struktur, auch Bauwerk.
Maßnahmen: u. a. Leuchtturmprojekt
Auszug aus dem Maßnahmenkatalog
Handlungsfeld: „Geschäftsfeld“ Textile Kultur Albstadt
1. Kulturelle Bildung und Pflege der Tradition
Textilorientierte Ausstellungen:
► Maschenmuseum, Nähmaschinenmuseum Gebrüder Mey
► Industriekultur/-architektur-Lehrpfad, Aufarbeitung des Nachlasses von Martin Alber
Kooperation Museen und Schulen:
► Museumsbesuche der Schulen und Projekt „Museum im Koffer“, Ausstellungen von Modezeichnungen und
Modenschauen der Fachhochschule/Privaten Modeschule
► Lehrtätigkeit von Mitarbeitern des Kultur-/Museumsamtes als Gastdozenten, Aufbereitung textilhistorischer
Themen, Ausstellung von Handarbeiten von Kindern und Jugendlichen, Geschlechterspezifische
Aufbereitung pädagogischer Ansätze
Textiles Gestalten zur Pflege von Tradition, Kommunikation und Integration:
► Kurse im Verein Happy Quilting Ladies e.V. (LOS-Projekt), Textilwerkstatt der Caritas für Aussiedlerinnen
2. Entwicklung einer kulturtouristischen Vermarktungsstrategie
► Entwicklung einer Vermarktungsstrategie, die die kulturtouristischen Highlights zu buchbaren
Kombinationsangeboten zusammenfasst (Verknüpfung von Outletverkäufen mit „Sightseeing“, Museums-
und/oder Betriebsbesichtigungen und ggf. auch gastronomischen und Übernachtungsangeboten).
► Weitere touristische Ansatzpunkte: Route der Industriekultur/-architektur, Nostalgielädchen, Gläserne
Produktion, Vermarktung von Souvenirprodukten etc.
► = laufende Maßnahmen
► = geplante Maßnahme/Projektidee
Kleiner Ausschnitt aus Maßnahmenkatalog (z. Zt. insgesamt 12 Seiten lang): Beispielhaft ausgewähltes
Handlungsfeld.
Herleitung des Leuchtturmprojektes
Idee: Kristallisationspunkt – Netzwerkzentrum für Innovation und Technische Textilien auf einer Industriebrache schaffen.
Blick auf Landkarte: um Albstadt herum großer „weißer Fleck“.
Herleitung des Leuchtturmprojektes
Entwicklungsziele Tailfingen
(Stadtentwicklungskonzept Albstadt)
der Stuttgarter Firma ARP aus 2004
(Neu-) Profilierung von Tailfingen als
Textilzentrum durch die Schaffung moderner und
zukunftsfähiger Arbeitsplätze
Weiterentwicklung von Tailfingen zum
attraktiven Standort für Gewerbe-, Handwerk,
Dienstleistungen und Versorgungseinrichtungen
Antwort auf den demographischen Wandel durch
die Schaffung von Arbeitsplätzen und somit der
Stabilisierung der Einwohnerzahl
Ressourcenschonung durch Flächenreaktivierung:
Industriebrache
Erprobung eines ganzheitlichen Ansatzes auf der
Grundlage eines integrierten Handlungs- und
Maßnahmenkonzeptes
Imageverbesserung für den Stadtteil und
Identitätssteigerung
Sanieren, Aktivieren und Integrieren in Tailfingen
Albstadt-Tailfingen bietet sich als Standort an:
Netzwerkzentrum
Innovation
und technische Textilien
Albstadt
Ideen fabric
Neue Produkte und VerfahrenBildung, Information Kultur
Projektentwicklung
Existenzgründungen
Innovationstransfer
Ausbildung, Kurse, Seminare
Showroom
Events
Nutzung für die Bevölkerung
Leuchtturmprojekt NITTA
Vorläufiges Organigramm
Gebäude mit technischen Textilien, z. B. in der
Außenfassade oder mit Textilbeton – in Lautlingen entsteht
in Zusammenarbeit mit der Fa. Groz-Beckert eine
Textilbetonfußgängerbrücke (über 100m lang).
an Konzeption des NITTA wird mit Hochdruck gearbeitet und gefeilt: wichtig
auch ökonomisch lebensfähig; keine Doppelung von Strukturen, sondern
sinnvolle Ergänzung (z. B. zum Technischen Entwicklungszentrum der
Fa. Groz-Beckert und zur Hochschule Albstadt-Sigmaringen).
mein kurzes Fazit zur NIKE
Die Erarbeitung der NIKE hilft Albstadt
• alle relevanten Aspekte der kommunalen Entwicklung zusammen zu führen und zu strukturieren,
• der Stadt Albstadt ein Leitbild zur Orientierung für die nächsten Jahre an die Hand zu geben,
• mit Hilfe gemeinsam erarbeiteter Handlungsfelder Prioritäten für die zukünftige Entwicklung zu setzen,
• bereits laufende und geplante Maßnahmen und Projekte zu einer Gesamtstrategie zu bündeln,
• die vielfältigen Strukturen und Verbindungen zwischen Unternehmen und der Wissenschaft,
Bildungsträgern, der Stadtverwaltung und anderen Akteuren zu stärken und zu nutzen. Die
Schlüsselwörter dabei sind Synergieeffekte und Netzwerke.
Da steckt sehr viel Arbeit dahinter! Ich bin mir aber sicher, dass sich der große Aufwand an
Aufmerksamkeit, Zeit und Geld letztendlich auszahlen wird!