KOMMUNIKATORFORSCHUNG
KommunikatorforschungDie Journalisten im Porträt
Prof. Dr. Marcel MachillUniversität Leipzig
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Der „Kommunikator“Maletzke (1963) zufolge• ist derjenige ein Kommunikator, der„an der
Produktion von öffentlichen für die Verbreitung durch ein Massenmedium bestimmten Aussagen beteiligt ist, sei es schöpferisch-gestaltend oder selektiv oder kontrollierend“.
Einleitung
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Subjektive Dimension:• Einstellungen von Journalisten, soweit sie für die
Aussagenentstehung von Belang sind• Kommunikationsprozesse, die diese Einstellungen
prägen (Sozialisation)
Was ist Kommunikatorforschung?Objektive Dimension:• Kommunikationsprozesse bei der Aussagenent-
stehung, die von institutionellen und techno-logischen Einflüssen geprägt werden; Redaktionsforschung
Einleitung
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Die Journalisten: Überblick
• Forschungsansätze• Berufsdemographie• Einstellungen• Methoden und Moral• Informationsquellen und Mediennutzung• Bedeutung externer Einflussfaktoren• Rollenselbstverständnis und Außenwirkung
Die Journalisten
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Wer sind „die Journalisten“?Bestimmung des Untersuchungsobjekts: Definition des
Begriffs „Journalist“
• DJV-Berufsbild (1996): „Journalistin/Journalist ist,wer (...) hauptberuflich an der Erarbeitung bzw.Verbreitung von Informationen, Meinungen undUnterhaltung durch Medien mittels Wort, Bild, Tonoder Kombinationen dieser Darstellungsmittelbeteiligt ist“
• Dieses Berufsbild umfasst explizit auchÖffentlichkeitsarbeit und innerbetrieblicheKommunikation.
Die Journalisten: Forschungsansätze
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Wer sind „die Journalisten“?Bestimmung des Untersuchungsobjekts: Definition des Begriffs
„Journalist“
• Weischenberg et. al. (2006): „Beschäftigte beijournalistischen Medien, die journalistische Tätigkeitenausüben und die vom Journalismus leben können“
Die Journalisten: Forschungsansätze
• Weaver et al. (2007): „those who had responsibility forthe preparation or transmission of news stories orother timely information – all full time reporters, writers,correspondents, editors, news announcers, columnists,photojournalists and other news people“
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Vergleich Journalisten –Gesamtbevölkerung• Raabe 2005: Zuordnung von 565 bayerischen
Journalisten zu den sogenannten SINUS-Milieus
Forschungsinteressen:
• Welche Positionen nehmen Journalisten im sozialen Raum der Gesellschaft ein?
• Inwiefern unterscheiden sich diese Positionen von denen der übrigen Bevölkerung Deutschlands?
Die Journalisten: Forschungsansätze
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Vergleich Journalisten –GesamtbevölkerungDas Konzept der sozialen Milieus ist komplex. Es
erfasst zugleich• subjektive, den Lebensstil und Lebensstrategien
mitbestimmende Wertorientierungen• lebensweltliche Sinn- und Kommunikations-
zusammenhänge• äußere Bedingungen der sozialen Lage (wie
Alter, Bildung, Einkommen)
Die Journalisten: Forschungsansätze
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Vergleich Journalisten –GesamtbevölkerungEs gibt 10 soziale Milieus:• Das konservativ-technokratische Milieu (KON)• Das kleinbürgerliche Milieu (KLB)• Das moderne bürgerliche Milieu (MOB)• Das traditionelle Arbeitermilieu (TRA)• Das traditionslose Arbeitermilieu (TLO)• Das hedonistische Milieu (HED)• Das aufstiegsorientierte Milieu (AUF)• Das moderne Arbeitnehmermilieu (MAR)• Das liberal-intellektuelle Milieu (LIB)• Das postmoderne Milieu (POM)
Die Journalisten: Forschungsansätze
Zugehörigkeit der Journalisten
9,8 %
5,5 %13,3 %43,2 %22,5 %
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Vergleich Journalisten –Gesamtbevölkerung
Die Journalisten: Forschungsansätze
/ Raabe 2005: 232
Verortung der meisten Journalisten (stark vereinfachende
Darstellung)
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Vergleich Journalisten –Gesamtbevölkerung
Die Journalisten: Forschungsansätze
Zugehörigkeit zu sozialen Milieus; Anteile
Quelle: Raabe 2005: 2600,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0%
Postmodernes Milieu
Liberal-intellektuelles Milieu
Modernes Arbeitnehmermilieu
Aufstiegsorientiertes Milieu
Konservativ-technokratisches Milieu
Journalisten Gesamtbevölkerung
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Die Journalisten
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
13
Die Journalisten: Überblick
• Forschungsansätze• Berufsdemographie• Einstellungen• Methoden und Moral• Informationsquellen und Mediennutzung• Bedeutung externer Einflussfaktoren• Rollenselbstverständnis und Außenwirkung
Die Journalisten
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Der deutsche Journalist im statistischen Durchschnitt 2005 ...• war männlich (63 %)• war knapp 41 Jahre alt• hatte einen Hochschulabschluss (69 %)• hatte ein Volontariat absolviert (63 %)• arbeitete bei einem Printmedium (61 %)• verdiente rund 2300 Euro netto / Monat(Quelle: Weischenberg et al. 2006: 186)
Die Journalisten: Berufsdemographie
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Journalisten in Deutschland
• Zahl der Journalisten in Deutschland:Entwicklung
Die Journalisten: Berufsdemographie
48.00054.0001993
2005
19932005
FreiberuflerMit Festanstellung
36.00036.000
18.00012.000
• Davon mit Festanstellung / Freiberufler:
Quelle: Weischenberg et al. 2006: 36 f.
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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0% 10% 20% 30% 40% 50%
Über 65 Jahre
56 bis 65 Jahre
46 bis 55 Jahre
36 bis 45 Jahre
26 bis 35 Jahre
Bis 25 Jahre
19932005
Altersgruppen der deutschen Journalisten 1993 / 2005
Die Journalisten: Berufsdemographie
Quelle: Weischenberg et al. 2006: 59N=1536
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Einkommensgruppen der deutschen Journalisten 2005
Die Journalisten: Berufsdemographie
Quelle: Weischenberg et al. 2006: 61Nettoeinkommen / Angaben in Euro pro Monat / N=1536
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Ausbildung der deutschen Journalisten 1993 / 2005
Die Journalisten: Berufsdemographie
Quelle: Weischenberg et al. 2006: 67Mehrfachnennungen möglich / N=1536
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%
sonstige Aus- und Weiterbildung
Journalistik (Haupt- oder Nebenfach)
Journalistenschule
Publizistik, Kommunikations- oderMedienwissenschaft
Volontariat
Praktikum
19932005
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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0% 10% 20% 30% 40% 50%
Agenturen und Mediendienste
Nur Online-Medien*
Anzeigenblätter
Fernsehen
Hörfunk
Zeitschriften
Zeitungen
19932005
Tätigkeit der deutschen Journalisten nach Medien
Die Journalisten: Berufsdemographie
Quelle: Weischenberg et al. 2006: 38* 1993 nicht erhoben / N=1536
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Tätigkeit der dt. Journalisten nach Ressorts 1993 / 2005
Die Journalisten: Berufsdemographie
Quelle: Weischenberg et al. 2006: 43* 1993 nicht erhoben / N=1536
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30%
Organisation/Produktion
Wirtschaft
Sport
Buntes/Lifestyle
Spezielles/Gesellschaft
Kultur
Politik/Aktuelles
ohne festes Ressort
Lokales/Regionales
19932005
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Die Journalisten: Überblick
• Forschungsansätze• Berufsdemographie• Einstellungen• Methoden und Moral• Informationsquellen und Mediennutzung• Bedeutung externer Einflussfaktoren• Rollenselbstverständnis und Außenwirkung
Die Journalisten
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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0% 10% 20% 30% 40%
Ohne Parteineigung
Sonstige
PDS
Bündnis 90 / Die Grünen
FDP
SPD
CDU/CSU
19932005
Parteineigung der deutschen Journalisten 1993 / 2005
Die Journalisten: Einstellungen
Quelle: Weischenberg et al. 2006: 71N=1536
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Arbeitszufriedenheit deutscher Journalisten 1993 / 2005 Anteil der Journalisten, die sehr zufrieden waren mit ...
Die Journalisten: Einstellungen
Quelle: Weischenberg et al. 2006: 91N=1536
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%
der Zeit für Recherche
der täglichen Arbeitsbelastung
der Qualität der eigenen Ausbildung
den Weiterbildungsmöglichkeiten
1993
2005
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Arbeitszufriedenheit deutscher Journalisten 1993 / 2005 Anteil der Journalisten, die sehr zufrieden waren mit ...
Die Journalisten: Einstellungen
Quelle: Weischenberg et al. 2006: 91N=1536
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
der Höhe der Bezahlung
der beruflichen Sicherheit
den Aufstiegsmöglichkeiten
der polit. und w eltanschaul. Liniedes Medienbetriebs
dem Verhältnis zu Arbeitskollegen
dem Verhältnis zu Vorgesetzten
1993
2005
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Die Journalisten: Überblick
• Forschungsansätze• Berufsdemographie• Einstellungen• Methoden und Moral• Informationsquellen und Mediennutzung• Bedeutung externer Einflussfaktoren• Rollenselbstverständnis und Außenwirkung
Die Journalisten
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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0% 5% 10% 15% 20% 25% 30%
private Unterlagen von jemandem ohne dessenZustimmung verwenden
Informanten Verschwiegenheit zusagen, sie abernicht einhalten
unwillige Informanten unter Druck setzen, umInformationen zu bekommen
versteckte Mikrofone und Kameras benutzen
vertrauliche Regierungsunterlagen benutzen, ohnedie Genehmigung zu haben
2005 1993
Zustimmung zu Recherchemethoden 1993/2005
Die Journalisten: Methoden und Moral
Quelle: Weischenberg et al. 2006: 175N=1536
Sogenannte
„skrupellose“
Recherchemethoden
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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0% 5% 10% 15% 20% 25%
Leuten für vertrauliche Informationen Geld bezahlen
sich als eine andere Person ausgeben
eine andere Meinung oder Einstellung vorgeben,um Informanten Vertrauen einzuflößen
sich als Mitarbeiter ausgeben, um vertraulicheInformationen zu bekommen
2005 1993
Zustimmung zu Recherchemethoden 1993/2005
Die Journalisten: Methoden und Moral
Quelle: Weischenberg et al. 2006: 176N=1536
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Zustimmung zu Recherchemethoden D – USA
Die Journalisten: Methoden und Moral
Quelle: Weischenberg et al. 2006: 179
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%
private Unterlagen von jemandem ohne dessenZustimmung verwenden
unwillige Informanten unter Druck setzen, umInformationen zu bekommen
Leuten für vertrauliche Informationen Geld bezahlen
sich als eine andere Person ausgeben
sich als Mitarbeiter ausgeben, um vertraulicheInformationen zu bekommen
vertrauliche Regierungsunterlagen benutzen, ohnedie Genehmigung zu haben
D 2005 USA 2002
Sogenannte „skrupellose“
Recherchemethoden
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Die Journalisten: Überblick
• Forschungsansätze• Berufsdemographie• Einstellungen• Methoden und Moral• Informationsquellen und Mediennutzung• Bedeutung externer Einflussfaktoren• Rollenselbstverständnis und Außenwirkung
Die Journalisten
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Bedeutung von Quellen bei der Themensuche* 2000
Die Journalisten: Informationsquellen und Mediennutzung
Quelle: Reinemann 2003: 220*Suche nach bundespolitischen Themen / N=284
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Internetangebote (nicht klass.Medien)
Gespräche mit Kollegenanderer Medien
Öffentlichkeitsarbeit(Politik/Verbände)
andere Redaktionen unseresHauses
Berichte anderer Medien
Politiker / Verbandsvertreter
Nachrichtenagenturen
Einstufung als „sehr wichtig / wichtig“
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
31
Journalisten als Mediennutzer im Jahr 200099 % aller Journalisten lesen täglich zumindest eine
Tageszeitung, nämlich ...
Die Journalisten: Informationsquellen und Mediennutzung
Quelle: Reinemann 2003: 154 f.
23%
26%
41%
59%
59%
73%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%
taz
Frankfurter Rundschau
Die Welt
Frankfurter Alggemeine Zeitung
Bild
Süddeutsche Zeitung
Mehrfachnennungen möglich / N=284
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Journalisten als Tageszeitungsleser 2000• 94 % aller Redakteure überregionaler Printmedien
lesen die SZ, ebenso 89 % aller beim öffentlich-rechtlichen TV, aber nur 27 % beim privaten Radio.
• Journalisten, die sich im politischen Spektrum selbst als eher links beschreiben, lesen häufiger SZ oderFR, konservative eher Welt oder FAZ und häufiger als eher linksorientierte auch BILD.
• Rund 90 % der TV- und Radiojournalisten bei Privatsendern lesen täglich BILD. (Reinemann 159 ff.)
Die Journalisten: Informationsquellen und Mediennutzung
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Journalisten als Tageszeitungsleser 2005
Die Journalisten: Informationsquellen und Mediennutzung
3%
4%
4%
4%
7%
10%
15%
35%
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40%
Handelsblatt
Die Welt
Frankfurter Rundschau
Financial Times Deutschland
taz
BILD
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Süddeutsche Zeitung
Frage: Welche Medienangebote nutzen Sie beruflich häufig bzw.regelmäßig?
Quelle: Weischenberg et al. 2006: 134Mehrfachnennungen möglich, maximal 5 / N=1536
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
34
Journalisten als Leser von Wochenmedien 2005Frage: Welche Medienangebote nutzen Sie beruflich häufig bzw.regelmäßig?
Die Journalisten: Informationsquellen und Mediennutzung
5%
6%
11%
34%
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40%
Focus
Stern
Die Zeit
Spiegel
Quelle: Weischenberg et al. 2006: 134Mehrfachnennungen möglich, maximal 5 / N=1536
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
35
Journalisten als Nutzer von Fernsehnachrichten 2005
Die Journalisten: Informationsquellen und Mediennutzung
1%
1%
1%
2%
4%
4%
8%
14%
19%
0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% 18% 20%
Phoenix
RTL Nachtjournal
RTL aktuell
N24
ntv
ZDF heute
ZDF heute journal
ARD Tagesthemen
ARD Tagesschau
Quelle: Weischenberg et al. 2006: 135Mehrfachnennungen möglich, maximal 5 / N=1536
Frage: Welche Medienangebote nutzen Sie beruflich häufig bzw.regelmäßig?
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Journalisten als Internetnutzer im Jahr 2007
Die Journalisten: Informationsquellen und Mediennutzung
1. Google 74,9 %2. Spiegel Online 53,4 %3. Wikipedia 37,4 %4. sueddeutsche.de 9,8 %5. tagesschau.de 9,5 %6. bild.de 9,2 %7. Yahoo 7,2 %8. welt.de 5,5 %9. wdr.de 4,5 %
10. netzeitung.de 3,8 %N= 601 Quelle: Machill et al. 2007
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Journalisten – einspezielles Publikum?Nutzung ausgewählter Printmedien durch dt. Journalisten und Gesamtbevölkerung im Jahr 2000 im Vergleich
Die Journalisten: Informationsquellen und Mediennutzung
Quellen: Reinemann2003: 211 / Daten fürGesamtbevölkerung:AWA 2000
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%
Frankfurter Rundschau
Die Welt
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Süddeutsche Zeitung
Die Zeit
Focus
Spiegel
Stern
Bild
Journalisten Bevölkerung (ab 14 J.)
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Die Journalisten: Informationsquellen und Mediennutzung
„Man sollte die BILD-Zeitung nicht zum vorherrschenden Leitmedium überhöhen. Das ist für die Redaktion zwar ein Kompliment, aber ob es das auch für den geistigen Zustand unserer Republik ist, da habe ich meine Zweifel.“
Mathias Döpfner (2006)
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Die Journalisten: Überblick
• Forschungsansätze• Berufsdemographie• Einstellungen• Methoden und Moral• Informationsquellen und Mediennutzung• Rollenselbstverständnis und
Außenwirkung
Die Journalisten
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
40
„Die Journalisten meiner Generation sind vielleicht einfach pragmatisch. Sie dienen sich keiner Partei an, sind keine verkappten Missionare, sondern verstehen sich als Beobachter, als Informations-Staubsauger und Analytiker. Diese Sorte Journalisten ist schwer erpressbar.“
Maybrit Illner (2005)
Die Journalisten: Rollenselbstverständnis und Außenwirkung
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
41
Rollenselbstverständnis und Handlungsrelevanz 2005 (D)
Die Journalisten: Rollenselbstverständnis und Außenwirkung
Quelle: Weischenberg et al. 2006: 102 ff.Anteil der deutschen Journalisten in %, die der Aussage „vollund ganz“ oder „überwiegend“ zustimmen / N=1536
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Nachrichten für ein möglichstbreites Publikum auszuwählen
Realität so abzubilden, wie sieist
möglichst schnell Informationenzu vermitteln
komplexe Sachverhalte zuerklären
möglichst neutral und präzisezu informieren
"In meinem Beruf geht es mir darum ..." "In meiner täglichen Arbeit gelingt es mir ..."
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
42
Die Journalisten: Rollenselbstverständnis und Außenwirkung
„Der Journalist [...] gehört zu einer Art von Pariakaste, die in der ‚Gesellschaft‘ stets nach ihren ethisch tiefststehenden Repräsentanten sozial eingeschätzt wird. Die seltsamsten Vorstellungen über die Journalisten und ihre Arbeit sind deshalb landläufig.“
Max Weber (1919)
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
43
Das Image derJournalisten(2013)
Die Journalisten: Rollenselbstverständnis und Außenwirkung
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
44
Überblick
1. Einleitung2. Die Journalisten3. Frauen im Journalismus4. Zusammenfassung
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
45
„Eine Nachricht verlangt vom Sprecher sachlich unterkühlte Distanz, Frauen aber sind emotionale Wesen.“
Karl-Heinz Köpcke (1975)
Frauen im Journalismus
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
46
Frauenanteil nach Medienin Deutschland 1993 / 2005
Frauen im Journalismus
Quelle: Weischenberg et al. 2006: 48* 1993 nicht erhoben / N=1536
0% 10% 20% 30% 40% 50%
Zeitungen
Nur Online-Medien*
Agenturen und Mediendienste
Zeitschriften
Anzeigenblätter
Hörfunk
Fernsehen
19932005
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Die Entwicklung des Frauenanteils
Frauen im Journalismus
• Seit Ende der 1970er Jahre ist der Frauenanteil im deutschen Journalismus von knapp 20 auf etwa 37 % angestiegen.
• Ihr Anteil an Studierenden und Volontären ist seit Anfang der 1990er Jahre vergleichsweise hoch.
Aber:1. In der Vergangenheit haben weniger Frauen als Männer
ihren Beruf später ein Leben lang ausgeübt. 2. Journalistinnen erhalten seltener als ihre männlichen
Kollegen eine Festanstellung.
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
48
Frauenanteil nach Medien: Vergleich mit den USA
Frauen im Journalismus
Quellen: Weischenberg et al. 2006: 48 / Weaver et al. 2007: 10 / eigene Berechnungen
0% 10% 20% 30% 40% 50%
Zeitungen
Agenturen und Mediendienste
Zeitschriften
Hörfunk
Fernsehen
D 2005 USA 2002
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
49
Vertikale Segregation
Frauen im Journalismus
Befund von Neverla/Kanzleiter für Ende der 1970er Jahre:
• Je weiter unten die Position in der medieninternen Hierarchie,
• je abhängiger und weniger eigenverantwortlich die Tätigkeit,
desto höher der Frauenanteil
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
50
Horizontale Segregation
Frauen im Journalismus
Befund von Neverla/Kanzleiter für Ende der 1970er Jahre:
„Männer habe die deutliche Mehrheit an solchen Arbeitsplätzen, die gewissermaßen die Zentren des Berufs darstellen: Es sind dies die klassischen Medien wie Funk, Fernsehen, Tageszeitungen; die klassischen Ressorts wie Politik, Nachrichten, Wirtschaft und Sport; und es sind dies jeweils die politiknahe und aktuellen Themen und Tätigkeitsbereiche.“ (Neverla/Kanzleiter 1984: 206)
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
51
Horizontale Segregation
Frauen im Journalismus
Befund von Neverla/Kanzleiter für Ende der 1970er Jahre:
„Demgegenüber arbeiten Frauen eher an den Rändern, in den Ecken und Nischen des Berufs: Die Anteile der Frauen sind größer unter der Freiberuflern als unter den Festangestellten, Frauen arbeiten eher in den weniger aktuellen und in den politikfernen Ressorts und Medien.“ (Neverla/Kanzleiter 1984: 206)
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Frauen im Journalismus
„Von allen Medien sind wir im Printjournalismus die Rückständigsten. (...)Aber vielleicht wollen sich Frauen gewisse Dinge einfach nicht antun, jedenfalls nicht mit der Selbstverständlichkeit, mit der Männer das tun: den Machtkampf, bis man in eine gewisse Position kommt, und dann die Machtsiche-rung und die physische Präsenz, mit der man mit dem eigenen Hintern auf dem Stuhl kleben muss.“
Giovanni di Lorenzo (2001)
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
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Frauenanteil nach Positionim dt. Journalismus 1993 / 2005
Frauen im Journalismus
Quelle: Weischenberg et al. 2006: 46N=1536
50%
39%
29%
22%
46%
32%
20%
19%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
Volontär
Redakteur
Teilleitung
Gesamtleitung
19932005
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
54
Überblick
1. Einleitung2. Die Journalisten3. Frauen im Journalismus4. Zusammenfassung
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
55
Überblick
1. Einleitung2. Die Journalisten3. Frauen im Journalismus4. Zusammenfassung
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
56
Die Journalisten: Aktuelle Trends
Zusammenfassung
• Quantitative Reduzierung
• Partielle Deprofessionalisierung
• Funktionale Stabilisierung (?)
• Qualitative Differenzierung
• Horizontale Feminisierung
• Forcierte Selbstorientierung(Weischenberg et al. 2006: 187)
KOMMUNIKATORFORSCHUNG
Universität Leipzig – Lehrstuhl für Journalistik IIProf. Dr. Marcel Machill, MPA (Harvard)
57
Danke für Ihre Aufmerksamkeit und ein gutes Neues Jahr 2017Prof. Dr. Marcel Machill
Universität Leipzig Abteilung Journalistik
Burgstraße 21 | 04109 LeipzigTelefon: 0341 – 97 35758 | Fax: 0341 – 97 39330
E-Mail: [email protected] http://www.uni-leipzig.de/journalistik
Zusammenfassung