PROBLEME DER ITALIENISCHEN ETYMOLOGIE (1)Wiederholung wichtiger Punkte7. Juni 2010
Was muss ich wissen?
Grundwissen(1) Der Etymologie-Begriff(2) Die Etymologie von „Etymologie“(3) Ziele, Aufgaben und Methoden der
wissenschaftlichen Etymologie(4) Etappen der Wissenschaftsgeschichte
a) Antike, Mittelalterb) Renaissance bis frühes 19. Jahrhundertc) Frühes 19. Jahrhundert bis heute
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Der Etymologie-Begriff3
(1) Der Etymologie-Begriff(2) Die Etymologie von „Etymologie“(3) Ziele, Aufgaben und Methoden der
wissenschaftlichen Etymologie
Etymologiebegriff
Die Etymologie (gr. ἔτυμος étymos ‚wahrhaftig‘, ‚wirklich‘, ‚echt‘ und -logie) wird als Wissenschaftszweig der historischen Linguistik zugeordnet.
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Ziele, Aufgaben und Methoden der wissenschaftlichen Etymologie
Untersuchung des Wortschatzes einer Sprache Der Wortschatz einer Sprache setzt sich aus drei Teilen
zusammen(1) Erbwörter (= Fortsetzung des Lateinischen im Rahmen eines
mündlichen Kontinuums)(2) Innersprachliche Derivate (Ableitungen und
Zusammensetzungen)(3) Lehnwörter (Sprachkontakt, z.B. Einfluss des Ostgotischen,
des Langobardischen auf das Vulgärlateinische, Einfluss des Altfranzösischen, Okzitanischen, Einfluss des Arabischen, Spanischen, Englischen etc., aber auch Einfluss der lateinischen Schriftsprache)
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Ziele, Aufgaben und Methoden der wissenschaftlichen Etymologie
Aufgabe: Bestimmung der drei Elemente einer gegebenen Sprache durch(1) Vergleich der Erbwörter mit den Wörtern verwandter
Sprachen und Dialekte (methodische Grundlage: historische Phonetik)
(2) Zurückverfolgung der formalen und inhaltlichen Entwicklung bis in die Ausgangssprache (methodische Grundlage: Quellenstudium, Untersuchung des sozio-kulturellen Kontextes)
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Ziele, Aufgaben und Methoden der wissenschaftlichen Etymologie
Identifizierung von Ableitungen hinsichtlich (1) ihrer Bestandteile(2) Ihres Wortstammes(3) und der Formantien (Suffixe, Präfixe etc.)
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Ziele, Aufgaben und Methoden der wissenschaftlichen Etymologie
Erkennung und Beurteilung von Lehnwörtern nach(1) Phonetischen (historische Phonetik, Lautgesetzte etc.)(2) und chronologischen Gesichtspunkten (Datierung,
Suche nach Erstbelegen)
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Ziele, Aufgaben und Methoden der wissenschaftlichen Etymologie
Für die Beurteilung soziokultureller Hintergründe, welche die Entlehnung ermöglichten, ist es wichtig, das Alter von Lehnwörtern zu bestimmen.
Hinweise ergeben die Erstbelege oder auch phonetische Merkmale des Lehnwortes
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17. bis frühes 19. Jahrhundert
Die vorwissenschaftliche Etymologie
Die Anfänge der ital. Etymologie11
Die etymologische Lexikographie im 17. Jahrhundert Ottavio Ferrari, Origines Linguae Italicae (1676) Das erste umfangreiche italienische
Herkunftswörterbuch, die Origini della lingua italiana des Franzosen Gilles Ménage (it. Egidio Menagio), der bereits 1650 seine Origines de la langue françoise veröffentlicht hatte, wurde von 1666 bis 1669 zunächst in Paris, dann 1685 erneut in Genf publiziert.
Ludovico Muratori
In der Dissertazione XXXIII (Dell’origine o sia dell’etimologia delle voci italiane) [1751] setzt sich Ludovico Muratori äußerst kritisch mit dem anfangs bewunderten Ménage auseinander:
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Von der unwissenschaftlichen Etymologie zur WissenschaftlichenDie Betrachtung lautlicher Entwicklungen - Lautgesetze
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Friedrich Christian Diez
Friedrich Diez (1794-1876) gilt bekanntermaßen als Begründer der Romanischen Sprachwissenschaft. Er verfasste unter dem Einfluss von Jacob Grimms
Deutscher Grammatik zwischen 1836 und 1843 die Grammatik der romanischen Sprachen.
Auf der Grundlage des romanischen Sprachvergleichs verfasste er 1853 das Etymologische Wörterbuch der romanischen Sprachen, in dem er die etymologische Forschung auf eine wissenschaftliche Basis stellte.
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Aufgabe und Vorgehensweise der Etymologie nach der Auffassung von Diez
Aufgabe der Etymologie Ein gegebenes Wort auf seinen Ursprung zurückführen
Methoden Kritische M.
Beachtung der Lautgesetze Nur wenige Ausnahmen sind gestattet
Unkritische M. Deutungen aufgrund von formaler Ähnlichkeit Erzwingung von Zusammenhängen bei geringer Ähnlichkeit
oder beim Fehlen von Ähnlichkeit
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Was muss ich wissen?
Wichtige etymologische Wörterbücher des Italienischen (20. und 21. Jahrhundert)
Etymologische Wörterbücher des Italienischen nach 1950
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C. Battisti - G. Alessio, Dizionario Etimologico Italiano, Firenze 1950-1957.
A. Prati, Vocabolario etimologico italiano, Milano 1951. D. Olivieri, Dizionario etimologico italiano, concordato coi
dialetti, le lingue straniere e la topo-onomastica, Milano 11961, 21965.
B. Migliorini – A. Duro, Prontuario etimologico italiano, Torino 1964.
G. Devoto, Avviamento alla etimologia italiana - Dizionario Etimologico, Firenze 11966, 21968. ________________________________________________
S. Battaglia, Grande Dizionario della Lingua Italiana, Torino 1961-2002. [Historisches Wb. mit etymologischen Informationen]
Die historischen Wörterbücher des 20. Jahrhunderts
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Salvatore Battaglia (Catania, 1904 – Neapel, 1971) Grande dizionario della lingua italiana (1961-
2002) 24 Bände
Kurze Beschreibung einiger Wörterbücher19
DEI = C. Battisti - G. Alessio, Dizionario Etimologico Italiano, Firenze 1950-1957. Angestrebte Vollständigkeit Bezugnahme auf das Mittellateinische Berücksichtigung dialektaler Elemente Hoher Anteil an wissenschaftlichen Fachausdrücken (dieser
Umstand wurde häufig kritisiert)
Die etymologische Lexikografie des Italienischen im 20. und 21. Jh.
Dizionario etimologico della lingua italiana (11979-1988, 21999)
L' etimologico minore. Dizionario etimologico della lingua italiana (2004)
Dizionario etimologico dei dialetti italiani (2005)
Manlio Cortelazzo (*1919-2009)
Paolo Zolli (1941-1989)
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Welche Informationen liefert ein modernes etymologisches Wörterbuch? – Dargestellt am Beispiel des DELI
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Ausschnitt aus dem
DELI ( 11979-1988)
22 Lemma
WortklasseGenus
Wortdefinition
Erstbeleg im Mittellateinischen
mit Datierung
It. Erstbelege
In Bezug auf die
verschiedenen
Bedeutungen mit
Datierung
Ablei
tung
en
mit
Datier
ung
Besc
hrei
bung
der
H
erku
nft
Die etymologische Lexikografie des Italienischen im 20. und 21. Jh.
Max Pfister (*1932), LEI (Lessico etimologico italiano) 1968: Beginn der Materialsammlung Vorgesehen waren vier Teile:
I. Lateinische Etyma; Etyma, die auf Substratsprachen zurückgehen (altgr., vorröm., osk. etc.);
II. Etyma, die auf Superstrate zurückgehen (germanische Elemente), Entlehnungen aus anderen Sprachen (Englisch, Okzitanisch, Französisch, Spanisch, orientalische Sprachen etc.)
III. Ungesicherte Materialien.IV. Indices.
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Die Struktur des LEI24
Das LEI orientiert sich an Walther v. Wartburgs FEW (Französisches Etymologisches Wörterbuch) Teil I: Materialsammlung – jede aufgeführte
Form muss überprüfbar sein; Quellen werden mit Seitenangabe zitiert; Erbwörter.
Teil II: Formen mit gelehrter Entwicklung; Teil III: Entlehnungen (Gräzismen, Latinismen,
sonstiges)