CHARLES DE GRAIMBERG
Der Franzose Charles de Graimberg (1774 – 1864) lebte seit 1791 im Exil. Seine Zeichnungen machten Schloss Heidelberg bekannt. Hartnäckig warb er für den Erhalt der Schlossruine und sammelte alles, was mit den Pfälzer Wittelsbachern zu tun hatte. Um das Schloss vor Dieben zu schützen, zog er 1811 in den Gläsernen Saalbau.
SCHLOSS HEIDELBERG
Das Schloss weist mit seinen prachtvollen Pa-lästen der späten Gotik und der Renaissance auf eines hin: Die Kurfürsten der Pfalz orien-tierten sich bei ihrer Residenz am höchsten europäischen Niveau. Kein Wunder, denn sie besaßen große Macht und hatten Ambitio-nen auf politischem Gebiet. Vorbilder für diese Bauten boten die Paläste, wie sie am Kaiserhof in Prag und in Wien entstanden. Die an der Antike geschulten Architekturleh-ren des Italieners Andrea Palladio prägten die Renaissancebaukunst – auch in Heidelberg. Um 1600 brachte Salomon de Caus mit sei-nen Entwürfen für den neuen Schlossgarten, den „Hortus Palatinus“, und für Bauwerke wie das Elisabethentor direkte Vorbilder aus Frankreich mit, wo damals die Paläste des Louvre und der Tuilerien in Paris entstanden oder das Renaissanceschloss von Anet.
SCHLOSS HEIDELBERG
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Schloss Heidelberg Schloss Heidelberg
HOCHBURG BEI EMMENDINGEN BURG RÖTTELN
Zu Beginn des Pfälzischen Erbfolgekrieges be-setzten französische Truppen die Festung der Markgrafen von Baden. Sie sprengten 1689 die Gebäude soweit, dass eine Wiederherstellung endgültig verhindert wurde.
Heidelberg lag immer schon nahe der Grenzregion zu Frankreich. Kurfürst Karl Ludwig baute das Schloss nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges
wieder auf. Zugleich versuchte er sich abzusichern, indem er seine Tochter Elisabeth Charlotte, genannt Liselotte, 1671 mit dem Bruder des Sonnenkönigs verheiratete.
Damit trat Kurfürst Karl Ludwig in direkte verwandtschaftliche Beziehungen zu Frank-reich. Für den französischen König aber lieferte der Ehevertrag den Vorwand, Erb-ansprüche in der Kurpfalz anzumelden, als Liselottes Bruder 1685 starb. Der Pfälzische Erbfolgekrieg begann. Nach und nach besetz-ten französische Truppen die weitgehend ungeschützte Pfalz. Gezielt zerstörten sie viele Städte und Dörfer und verwüsteten das Land, um den Nachschub zu erschweren. Das traf auch die pfälzische Residenzstadt Heidelberg. Der Dicke Turm und die Karlsschanze des Schlosses wurden gesprengt und rutschten ins Tal. Zwar zogen die französischen Truppen wieder ab, sie kamen aber bereits 1693 wieder und sprengten das Schloss vollends. 27.000 Pfund Pulver brachten die Türme und Befes-tigungsmauern zum Bersten. Ziemlich genau 100 Jahre später war es der französische Exi-lant Graimberg, der die Bedeutung der Ruine erkannte. Ihm verdankt das Schloss, dass es erhalten blieb. Nochmals 100 Jahre später entzündete sich an der Schlossruine der soge-
nannte „Denkmalstreit“, der Beginn der modernen Denkmalpflege. Vor dem Hinter-grund der ursprünglich aus Frankreich stam-menden Praxis – dort wurden im 19. Jahr-hundert viele Monumente wieder aufgebaut – diskutierte man auch die Rekonstruktion des Heidelberger Schlosses. Letztendlich entschied man sich dagegen: Konservieren statt Rekons-truieren wurde zur Maxime.
LISELOTTE VON DER PFALZNach ihrer Heirat lebte Liselotte (1652 – 1722) am französischen Hof. Von dort schrieb sie tausende Briefe, in denen sie anschaulich den Alltag ebenso wie Festivitäten schilderte – lebendige Eindrücke vom Hofe des Sonnenkönigs.
GROSSE GROTTE IM SCHLOSSGARTEN
Der berühmte Hortus Palatinus wurde von Salomon de Caus (1576 – 1626), Architekt und Ingenieur aus Nordfrankreich, entworfen. Ge-plant war der Garten als Gesamtkunstwerk: Auf unterschiedlich hohen Terrassen sollten Grotten, Beete, Gartenkabinette und „magi-sche Maschinen“ die höfische Gesellschaft bezaubern. Erhalten ist davon nur wenig wie etwa der Eingang zur Großen Grotte und der „Vater Rhein“, eine Allegorie des Flussgottes.
DER GESPRENGTE TURM
Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde Heidel-berg vom französischen Heer eingenommen. Dann sollte das Schloss zerstört werden: Den Krautturm, heute als „Gesprengter Turm“ be-kannt, ließ General Mélac sprengen. Der mas- sive Rundturm aus rotem Sandstein mit einer Mauerstärke von bis zu 6,50 Meter wurde dabei nur teilweise zerstört. Ein riesiges, ab-gesprengtes Mauerstück liegt heute noch ein-drucksvoll am Fuß des Turmes.
FRIEDRICH V. UND DER DICKE TURM
Friedrich reiste 1604 zu seinen Verwandten an den Hof in Sedan. Dort erhielt er eine streng calvinistische Ausbildung, auf die man in Hei-delberg großen Wert legte. Für seine zukünf-tige Rolle als Kurfürst lernte er die französi-sche Sprache und wurde mit der französischen Hofkultur vertraut gemacht. 1619 ließ Fried-rich das Obergeschoss des Dicken Turmes mit einem Speise- und Festsaal versehen: Hier feierte der kurfürstliche Hof.
EINE NEUE HEIDELBERGER RESIDENZ?1699, nach dem Ende des Pfälzi-schen Erbfolgekrieges, lieferte Matteo Alberti, der Hofarchitekt des Kurfürsten Johann Wilhelm, Pläne für eine Residenz nach dem Vorbild von Versailles. Die Anlage hätte alles bis dahin Bekannte an Residenzen am Oberrhein in den Schatten gestellt. Aus Kostengründen stand der Wiederaufbau des zer- störten Schlosses ebenfalls zur Dis- kussion. Keines der beiden Pro- jekte kam jedoch zur Ausführung.
EIN ROMANTIKER ZU BESUCH Der französische Erfolgsschriftsteller Victor Hugo, einer der berühmtes-ten Autoren der Romantik, war vom Heidelberger Schloss enorm beein-druckt. Sein Besuchserlebnis publi-zierte er in dem 1845 erschiene- nen Reisebericht „Le Rhin“ oder die „Rheinreise“. Ganz im Sinne der Romantik lässt Hugo die Schlossrui- ne bei Nacht auf sich wirken: „Nichts ist größer als verfallene Pracht. Die Ruine strahlte unter dieser Beleuch-tung und zu dieser Stunde eine unaussprechliche Trauer, Lieblich-keit und Erhabenheit aus. […]. Man sollte sich einen verfallenen Palast oder ein Kloster lieber in der Nacht als bei Tage ansehen.“
DER FRIEDRICHSBAU
Der Friedrichsbau wurde im Pfälzischen Erb-folgekrieg stark beschädigt und brannte 1764 nach einem Blitzeinschlag ab. 1893 baute Ar-chitekt Carl Schäfer den Palast wieder auf: Er restaurierte die Fassade und gestaltete die Prunkräume neu. Doch um 1900 begann die Diskussion, ob die übrigen Bauten in der Schlossanlage ebenfalls restauriert werden soll-ten. Die Entscheidung fiel, die Schlossruine in ihrem damaligen Zustand zu konservieren.
HÖHEPUNKTE IM MONUMENT
Die Markgrafen von Baden sicherten die Burg noch im 17. Jahrhundert durch aufwendige Bastionen – nicht für lange Zeit, denn schon am Ende des Jahrhunderts schleiften französische Truppen die Befestigung.
VON DER RUINE ZUM DENKMAL
ZERSTÖRT UND DOCH BEWAHRT
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BAROCKSCHLOSS MANNHEIM
Kurfürst Carl Philipp beschloss 1720, seine Re-sidenz nach Mannheim zu verlegen und dort ein neues Schloss zu bauen: Das zerstörte Schloss in Heidelberg ließ sich nicht zu einer barocken Schlossanlage umbauen und erweitern.
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