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SIMULATION, AGGRAVATION, DISSIMULATION UND REALITÄTSBASIERTE BESCHWERDEN-SCHILDERUNG: GEDANKEN ZUR BESCHWERDEN-VALIDIERUNG
Mag. Bruno Weidlich
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Begriffsbestimmung
� Aggravation: bewusst intendierte gravierende Darstellung einer vorhandenen Störung
� Verdeutlichungstendenz: Motiv, den Diagnostiker/Behandler vom Vorhandensein der Beschwerden zu überzeugen (unterliegt nicht vollständig der bewussten Steuerung)
� Simulation: bewusstes Vortäuschen (selten)
� Dissimulation: herunterspielende Darstellung von Beschwerden
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Prävalenz
� Prävalenzschätzungen schwierig
� Außenkriterium: Eingeständnis der Person zu simulieren/aggravieren
� Bestimmung der Prävalenzraten aus Beschwerdenvalidierungstests
� Schätzungen kommen im forensischen Bereich auf etwa 50%, aber auch bis über 70%.
� Auch im rehabilitativen Kontext, z.B.: bei Pensionsbegehren
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Einflussfaktoren auf neuropsychologische
Testleistungen
aus Merten T: Beschwerdenvalidierung
Keine Abbildung aufgrund Copyright in der PDF-Variante
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Beurteilung der Leistungsmotivation
Ohne eine adäquate Beurteilung der Leistungsmotivation sind die Ergebnisse testpsychologischer Untersuchungen nicht sinnvoll zu interpretieren.
Überschätzung der Fähigkeit, Simulation/Aggravation zu erkennen.
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Beurteilung der Leistungsmotivation
Konsistenz- und Plausibilitätsanalyse
Beschwerdevalidierungsverfahren
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Konsistenz- und Plausibilitätsanalyse
� Widersprüche, Unplausibilitäten oder fehlender logischer Zusammenhang von Einzelinformationen vseine in sich konsistente, plausible und nachvollziehbare Informationen.
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Fallbeispiel (kassenpsych. Praxis)Alter zum Testzeitpunkt: 50
Sozialanamnese: 2x geschieden, keine Kinder
Berufsanamnese: HAK; bis 2014 als Verkaufsassistentin gearbeitet. Derzeit AMS. Sie sei früher selbstständig gewesen und zwar bis in das Jahr 2003. Sie habe damals einen Konkurs anmelden müssen. Nach wie vor seien die gesamten Schulden vorhanden.
Behandlung: psychiatrische Behandlung seit 4 Jahren, alle 2-3 Monate; Cipralex; keine Psychotherapie; keine stat. Aufenthalte;
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Fallbeispiel (kassenpsych. Praxis)Beschwerdenschilderung:„Burn-out“, erschöpft. Ihre Stimmung sei „gedämpft“, sie habe zu nichts Lust. Es würden Sinnlosigkeitsgefühle auftreten. Manchmal fange sie grundlos zu weinen an. Sie leide unter Einschlaf- und Durchschlafstörungen. Sie wache in der Nacht schweißgebadet auf. Tagsüber sei sie müde. Sie schlafe aus diesem Grund nachmittags häufig ein.Sie müsse häufig Termine absagen, weil es ihr psychisch nicht gut gehe. Sie ziehe sich zuhause zurück. Sie gehe häufig nicht zum Telefon und öffne nicht die Post.
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Fallbeispiel (kassenpsych. Praxis)Beschwerdenschilderung:Sie merke Probleme mit dem Gedächtnis. Die Gedächtnisprobleme würden schon seit vielen Jahren bestehen. Sie habe Angst, dass sie, so wie ihr Vater, an Demenz erkranken könnte. Sie sei ständig in Gedanken. Sie habe deswegen Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Beim Autofahren merke sie jedoch keine Probleme, weil dies bei ihr „automatisiert“ sei.Sie trinke im Schnitt drei- bis viermal in der Woche 1,5-2,5 l Bier. Manchmal trinke sie mehr, manchmal auch weniger
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Fallbeispiel (kassenpsych. Praxis)
Beschwerdenschilderung:
Die Kindheit wird durch eine „strenge Erziehung“ der Eltern als belastet beschrieben. Sie habe keine „Wärme“ erhalten. Sie sei ohne Geschwister gewachsen. In der Schule habe sie nur wenige Freunde besessen.
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Fallbeispiel (kassenpsych. Praxis)� Verhaltensbeobachtung: Sie ist affektiv gut schwingungsfähig. Der
Augenkontakt kann problemlos gehalten werden. Das Sprechtempo ist normal. Die Prosodie ist gut moduliert, manchmal jammrig. Psychomotorisch unauffällig. Der Gedankengang ist klar und geordnet ohne inhaltliche oder formale Denkstörungen. Die Beschwerdenschilderung ist zwar leidensbetont, jedoch manchmal vage. Frau XY kann die Instruktionen auffassen und sich auf die Aufgaben einstellen. Die Fragebögen werden durchschnittlich schnell bearbeitet. Frau XY ist voll orientiert. Sie kommt ohne Begleitung zur psychologischen Untersuchung.
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Fallbeispiel
� BDI: PR 99 (RW 55 schwere Depression)
� BAI: PR 99 (RW 43)
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FallbeispielPersönlichkeit-allgemein
Eigenwillig-paranoid PSSI PR 98 16-84 Stark Überdurchschnittlich
Zurückhaltend-schizoid PSSI PR 99 16-84 Stark Überdurchschnittlich
Ahnungsvoll-schizotypisch PSSI PR 42 16-84 Durchschnittlich
Spontan-borderline PSSI PR 97 16-84 Überdurchschnittlich
Liebenswürdig-histrionisch PSSI PR 25 16-84 Durchschnittlich
Ehrgeizig-narzisstisch PSSI PR 82 16-84 Durchschnittlich
Selbstkritisch-selbstunsicher PSSI PR 99 16-84 Stark Überdurchschnittlich
Loyal-abhängig PSSI PR 98 16-84 Stark Überdurchschnittlich
Sorgfältig-zwanghaft PSSI PR 99 16-84 Stark überdurchschnittlich
Kritisch-negativistisch PSSI PR 96 16-84 Überdurchschnittlich
Still-depressiv PSSI PR 99 16-84 Stark Überdurchschnittlich
Hilfsbereit-selbstlos PSSI PR 99 16-84 Stark Überdurchschnittlich
Optimistisch-rhapsodisch PSSI PR 6 16-84 Unterdurchschnittlich
Selbstbehauptend-antisozial PSSI PR 90 16-84 Überdurchschnittlich
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Fallbeispiel
� Zahlenspanne vw. PR <2, rw. PR 13
� RT PR 0 (RW MD 1,2 Sek); Varianz der Reaktionszeiten PR 0
� Cog.: Summe Reaktionen PR 20, falscher Reaktionen PR 0
� Stroop: Lese-Interfernzneigung PR 9, Benenn-In: PR 80
� TL: Planungsfähigkeit PR 8
� SPM: IQ 92
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Konsistenzprobleme
1. Konsistenz der erhaltenen Daten innerhalb und zwischen einzelnen Leistungsbereichen
2. Konsistenz des erhaltenen Profils mit der in Frage stehenden Verletzung oder Erkrankung
3. Konsistenz der Testwerte mit der dokumentierten Schwere der Verletzung oder Erkrankung
4. Konsistenz der Testwerte mit Verhaltenspräsentation
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Plausibilitätsprüfung-Depression
Welche Einbußen sind zu erwarten?
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Plausibilitätsprüfung-Depression
Leichte Verlangsamung der mentalen Prozesse
Beeinträchtigung der geteilten Aufmerksamkeit
Einfache Merkspanne ist unbeeinträchtigt
Arbeitsgedächtnis leicht beeinträchtigt
Verminderte Flexibilitätsleistung
Keine Störung der Orientierung
Verhaltensbeobachtung!
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Plausibilitätsprüfung-Depression
Die Stärke neuropsychologischer Defizite bewegt sich um z -1, fremdanamnestische Angaben verweisen auf deutliche Einbußen, selbstanamnestische Angaben auf wesentlich deutlichere Einbußen hin.
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Plausibilitätsprüfung-Alkohol
Welche Einbußen sind zu erwarten?
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Plausibilitätsprüfung-Alkohol
Häufig Komorbiditäten:
Depressive Störungen
Angststörungen
Andere Typen von Abhängigkeitssyndromen
Persönlichkeitsstörungen
Gewaltdelikte
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Plausibilitätsprüfung-Alkohol
Alkoholinduzierte Demenz?
Klinisch: Milde und reversible Beeinträchtigung vs distinkte persistierende Amnesie (Korsakow)
Am ehesten sind Defizite in den exekutiven Funktionen (v.a. Inhibition, Flexibilität) zu erwarten.
Nach einem Jahr Abstinenz keine neuropsychologischen Funktionseinbußen zu erwarten (außer Korakow).
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Beschwerdevalidierungsverfahren
Verfahren Beschreibung Itemz
ahl
Validitätsskalen
StrukturierterFragebogen Simulierter Symptome (SFSS)Cima et al (2003)
Erfassung atypischer, bizarrer oder wenig plausible Beschwerden
75 Gesamtwert + 5 Skalen1) Psychose2) Affektive Störungen3) Neurologische
Beeinträchtigungen4) Amnestische Störungen5) Niedrige Intelligenz
Minnesota MultiphasicPersonality Inventory(MMPI-2) Engel (2000)
Klinisches Persönlichkeitsinventar mit integrierten Kontrollskalen
567 (372)
Primäre Kontrollskalen:L LügenskalaF SeltenheitsskalaK Dissimulationsskala
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BeschwerdevalidierungsverfahrenVerfahren Beschreibung Itemz
ahl
Validitätsskalen
Verhaltens- und Erlebensinventar (VEI), Engel & Goves (2012)
Wie MMPI-2 344 Kontrollskalen1) Inkonsistenz2) Seltenheit3) Ungünstiger Eindruck
Simulationsindex; Rogers Diskriminanzfunktion
Morel EmotionalNumbing Test (MENT), Morel (2012)
Alternativwahltest zur Erkennung von Antwortmanipulation bei PTBS
60 Gesamtfehlerwert
(FPI-R) Nur Offenheitsskala (soziale Erwünschtheit, nicht negative Antwortverzerrung)
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EingebeteBeschwerdevalidierungsindikatorenVerfahren Validitätsindikatoren
Aufmerksamkeits-Belastungstest (d2 bzw. d2-R Brickenkamp (2002, Schmidt-Atzert & Liepmann (2010)
Buchstabenfehler, Doppelfehler
Trail Making Test (TMT), Raitan (1996) Verhältnis der Tempoleistungen von TMT-B und TMT-A
Verbaler Lern- und Merkfähigkeitstest (VLMT); Helmstaedter, Lendt & Lux (2001)
Mehrere vorgeschlagene Indikatoren
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Standardisierte BeschwerdevalidierungstestsVerfahren Beschreibung
Test of Memory Malingering (TOMM),Tombaugh (1996)
Weltweit verbreitet, sprachfrei (Strichzeichnungen), kein deutsches Handbuch
Word Memory Test (WMT), Green (2003) Kein deutschsprachiges Handbuch, paarweise assoziierbare Wörter, mulitlingual
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Tests/ Fragebögen
� Normierte Testverfahren mit Bezug auf Ängste, Depressionen und somatoforme Störungen in der Regel für klinisch-therapeutische Zwecke entwickelt.
� Nur bei „Ehrlichkeit“ sinnvoll interpretierbar (Begehrenssituation?)� Selbstbeschreibungsverfahren leicht zu durchschauen und zu
manipulieren� Ökonomie/ Nutzen� Psychometrische Tests
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Die Slick-Kriterien
� Diagnosekriterien vorgetäuschter kognitiver Störungen (Slick et a.,. 1999).
� 4 Kriterien mit unterschiedlichen Graden an Sicherheit (sicher, wahrscheinlich, möglich)
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Die Slick-Kriterien
� A. Identifizierung eines bedeutsamen externalenKrankheitsgewinns
� B. Hinweise auf Antwortzverzerrungen, die aus der neuropsychologischen Testdiagnostik kommen
� C. Hinweise auf Antwortverzerrungen, die aus den gelieferten Angaben des Probanden und der Selbstbeurteilung stammen
� D. Ausschluss von anderen Ursachen
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Literaturhinweise
� Beblo T & Lautenbacher St (2006): Neuropsychologie der Depression.
� Merten T (2014): Beschwerdenvalidierung.
� Rauh E, Svitak M, Grundmann H (2008): Handbuch psychosomatische Gesundheit.
� Scheurich A & Brokate B (2009): Neuropsychologie der
Alkoholabhängigkeit.
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DANKE FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT !