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St. Franziskus NewsINFORMATIONEN FÜR ÄRZTE
Ausgabe Nr. 5 November 2006
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
das Direktorium des St. Franziskus-Hospitals möchte Sie auf diesem Wege über
Neuerungen in unserer Klinik informieren. Alle leitenden Ärzte berichten Ihnen aus den
jeweiligen Abteilungen. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre!
Nicht-medikamentöse MigräneprophylaxeManche Migränepatienten haben häufige
Migräneattacken. Dann wird nach
Möglichkeiten zur Reduktion von
Migräneattacken gefragt. Gleichzeitig
besteht der Wunsch, keine Medikamente
einnehmen zu müssen. Die Deutsche
Migräne- und Kopfsschmerzgesellschaft
(DKMG) schätzt „alternative“ Verfahren
zur Migräneprophylaxe wie folgt ein:
• Die Wirkung aerober
Ausdauersportarten wie Schwimmen,
Joggen oder Fahrradfahren ist
wissenschaftlich belegt.
• Physiotherapie alleine ist nicht
wirksam, verbessert aber in
Kombination die Rate der Betroffenen,
die auf verhaltenstherapeutische
Verfahren ansprechen.
• Akupunktur reduziert die Häufigkeit
von Migräneattacken (ist aber keine
Kassenleistung). Akupunktur von
„nicht-Akupunkturpunkten“ hat nahezu
dieselbe Wirksamkeit wie Akupunktur
von klassischen Akupunkturpunkten.
• Es besteht ein Zusammenhang
zwischen einem offenem Foramen
ovale (OFO) und Migräne mit Aura. Es
ist nach Meinung der DMKG-
Konsensusgruppe aber nicht
gerechtfertigt, einen OFO-Verschluss
zur Prophylaxe der Migräne
durchzuführen.
• Für die Homöopathie liegen bei
Erwachsenen randomisierte, Placebo-
kontrollierte Studien vor, die keine
Wirksamkeit belegten.
• Unwirksam sind nach Auffassung der DMKG-Konsensusgruppe:
o Manualtherapie
o zervikale Manipulation,
chiropraktische Therapie, lokale
Injektionen in den Nacken oder
die Kopfhaut
o Neuraltherapie
o autogenes Training
o Hypnose
o klassische Psychoanalyse
o TENS
o hyperbare Sauerstofftherapie
o Ozontherapie
o Gebisskorrektur,
Aufbißschienen,
Zahnextraktion, Entfernung von
Amalgamfüllungen
o Diäten, Frischzell-Therapie,
Reizströme, Magnetströme,
Psychophonie
o Tonsillektomie
o Fußreflexmassage
o Sanierung vermeintlicher
Pilzinfektionen des Darmes
o Hysterektomie
o Corrugatorchirurgie.
Dr. med. Peter Lüdemann, Neurologie,
Tel.: 02382-858774
Therapie des HaemorrhoidalleidensDurch die Einführung der Stapler-
Haemorrhoidektomie nach Longo hat sich
ein weiteres Therapieverfahren etabliert.
Für unser therapeutisches Vorgehen hat
sich folgende Indikationsstellung als
zweckmäßig und befundgerecht
herausgestellt.
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Haemorrhoiden 1. Grades werden konservativ behandelt und bedürfen keinen
chirurgischen Maßnahmen.
Haemorrhoiden 2. Grades (bei der Defäkation austretende
Haemorrhoidalknoten, die sich spontan in
den Analkanal reponieren) sind
vornehmlich konservativ zu behandeln
oder sind eine Indikation für eine
Gummiband-Ligatur nach Barron, die
schmerzarm ambulant durchgeführt
werden kann.
Haemorrhoiden 3. Grades (die Haemorrhoidalknoten retrahieren sich
nicht spontan) ist eine Domäne der
operativen Behandlung. Bei segmentalem
Befund eines einzelnen (oder von 2)
Haemorrhoidalknotens ist die transanale
Excision nach Milligan/Morgan ein gutes
etabliertes Verfahren. Nachteilig ist die
Schmerzhaftigkeit in der postoperativen
Phase und eine gelegentlich auftretende
Wundheilungsstörung, die eine
längerzeitige Lokalbehandlung bedarf.
Die Stapler-Haemorrhoidektomie nach
Longo funktioniert durch einen Hochzug
der Haemorrhoidalplexus. Dazu wird mit
einem Klammernahtgerät in
Allgemeinanästhesie ein längeres
zirkuläres Rektummucosasegment
reseziert. Damit lässt bei zirkulär
vorliegendem Haemorrhoidalleiden einen
zügig einsetzenden Therapieerfolg bei
schmerzarmer postoperativer Phase
erzielen. Nachteilig sind die hohen Kosten
und noch ausstehenden
Langzeitergebnisse.
Meiner Meinung nach kann durch dieses
therapeutische Splitting eine
befundgerechte Therapie erfolgen.
Dr. med. Karl-Heinz Peter, Allgemein-
und Visceralchirurgie, Tel.: 02382-
858310
Periphere Regionalanästesie-VerfahrenDie Bedeutung der peripheren
Nervenblockaden hat in den letzten Jahren
deutlich zugenommen.
Regionalanästhesie bedeutet die
Unterbrechung der Impulsleitung der
Nerven durch spezifische reversibel
wirkende Medikamente
(Lokalanästhetika).
Periphere elektrische Nervenstimulation
ist die Methode der Wahl zur
Nervenlokalisation.
Jeder Block hat seinen spezifischen
Kennmuskel, der gezielt aufgesucht wird.
Kontraktion des Kennmuskels bei einer
Schwellenstromstärke von 0.2 -0.3 mA
(Impulsbreite 0.1 ms) zeigen die
gewünschte Position der Stimulationsnadel
am Nerven an.
Wir verwenden Unipolarkanülen in
Kunststoffhülsen unterschiedlicher Länge,
mit 45° Schliff (Contiplex D)
Dabei ist Risiko für Nervenläsionen
gering. Nach negativem Aspirations-
versuch wird ein Lokalanästhetikum
injiziert. Wir bevorzugen die Kombination
aus Prilocain 1%(20-40ml) und Ropivacain
0.75% (10-20ml), bei Katheterverfahren -
Ropivacain 0.2% über Pumpen oder
Infusomaten. Diese Kombination hat den
Vorteil, dass primär ein niedrigtoxisches
LA gegeben wird und unbemerkte
intravasale Injektionen meist im
Prodromalstadium verbleiben.
Eine ausreichende Blockadedauer wird
durch die abschließende Gabe eines
langwirkendes LA erreicht.
Kontinuierlicher Infusionsbeginn – bevor
starke postoperative Schmerzen auftreten,
sonst werden die Schmerzen mit dem
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Initialbolus abgefangen. Die Liegedauer
des Katheters ist indikationsabhängig.
Mittlere Liegedauer 4-5 Tage (im Rahmen
der Therapie chronischer Schmerzen sind
Liegedauern bis zu mehr als 100 Tagen
beschrieben).
Um eine intraneurale Injektion zu
verhindern werden die Blockaden bei uns
nur bei wachen Patienten durchgeführt (es
darf kein Injektionsschmerz auftreten),
aber die Patienten können sediert werden.
Absolut kontraindiziert ist die
Durchführung einer Regionalanästhesie bei
Ablehnung des Verfahrens durch den
Patienten, einer Infektion im Bereich der
Punktionsstelle oder schwerer
Gerinnungsstörungen. Relative
Kontraindikationen sind schwere Herz-
Kreislauferkrankungen, Sepsis, psychische
oder neurologische Erkrankungen.
Intraskalenäre Blockade Die intraskalenären Blockaden stellen den
kranialsten Zugang zum Plexus branchialis
dar. Verschiedene Techniken sind möglich.
Wir bevorzugen den anterioren
Zugangsweg nach Meier der weniger
aufwändig und nach Literatenberichten
risikoärmer ist. Die Einstichstelle befindet
sich in Höhe der Incisura thyroidea
superior am Hinterrand des M.
Sternocleidomastoideus. Stichrichtung im
Verlauf der Skalenuslücke (nach lateral,
kaudal) im Winkel von ca. 30° zur Haut,
auf die Mitte der Clavicula gerichtet.
Indikationen• Anästhesie und Analgesie der
Schulter oder proximalen
Oberarmbereichs
• Mobilisation (z.B. frozen shoulder )
• Physiotherapie im Schulterbereich
(z.B. postoperativ, nach
Mobilisation)
• Therapie von Schmerzsyndromen
• Sympathikolyse
Spezielle Kontraindikationen - kontralaterale Phrenicusparese
- kontralaterale Recurrensparese
- COPD (relativ)
Nebenwirkungen• Horner Syndrom (ca. 13% , harmlos,
reversibel)
• Phrenikusparese (mittels Ultraschall
fast immer nachweisbar)
• Recurrensparese (ca.7% , harmlos,
reversibel)
• Venenpunktion (ca. 3%)
• Pneumothorax (extrem selten)
• Sehr selten : Injektion in A.
vertebralis, Bronchospasmus, hohe
Spinal – oder Periduralanästhesie
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N. femoralis Blockade
Die Femoralis-Blockade ist eine caudaler,
ventraler Zugang des Plexus lumbalis.
Diese Blockade wird oft auch als 3 in 1
Block bezeichnet, unter der Vorstellung,
das mit einer Injektion drei Nerven (N.
femoralis, N. cutaneus femoris lateralis, N.
obturatorius) erreicht werden. Aber wegen
der anatomischen Barrieren (u.a.
M.iliopsoas) wird der N. obturatorius nicht
blockiert.
Punktionsort liegt ca.1,5cm lateraler d. A.
femoralis. Kontraktionen des M.
quadriceps femoris oder „Tanzen der
Patella“ zeigen die unmittelbare Nähe zum
Nerv an.
Indikationen• Schmerztherapie
(Femurschaftfrakturen,
Kniegelenkoperationen,
Schmerzreduktion bei SHF
• Mobilisation, Krankengymnastik
• In Kombination mit einem proximalen
Ischiadicus Block alle Eingriffe am
Bein
Kontraindikationen Spezielle: keine
Relative: Zustand nach zB.
femoropoplitealem Bypass, Lymphome in
der Leiste
Ischiadicus – Blockade
Distaler lateraler Zugang: Der N.
ischiadicus wird in einem Bereich erreicht,
in der die Nn. Tibialis und peronaeus noch
räumlich dicht beieinander verlaufen. Ca.
12 cm proximal der Oberkante der Patella
befindet sich die Einstichstelle, zwischen
dem Oberrand d. M. biceps femoris und
dem Unterrand des M. vastus lateralis.
Erfolgversprechende Stimulationsantwort:
Fuß-/-Zehen – Extensoren bzw. Flexoren.
Indikationen• postoperative Schmerztherapie (Fuß/
Sprunggelenk)
• Schmerztherapie/ Sympathikolyse
(diab. Gangrän. Durchblutungs-, oder
Wundheilungsstörungen,
Achillodynie)
KontraindikationSpezielle: keine
In unserer Klinik wird die Kombination
von N. femoralis Blockade und distale
laterale Ischiadicus Blockade zur
postoperativer Schmerztherapie bei
Knieendoprothesen eingesetzt.
Periphere Nervenblockaden sind praktisch
nebenwirkungsfrei, bis auf geringe Gefahr
einer LA- Intoxikation und das Risiko
einer mechanischen Nervenläsion.
Katja Migulja , Dr. med. Ulrich
Kirschbaum, Anästhesie,
Schmerztherapie, Notfallmedizin, Tel.:
02382-858250
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Voraussetzungen für Perinatalzentrum Level 2 in Geburtshilfe und Neonatologie geschaffenSeit Herbst 2005 ist laut Beschluss des
gemeinsamen Bundesausschusses die
geburtshilfliche und neonatologische
Versorgung in Deutschland in 4 Ebenen
unterteilt worden. Diese Neuordnung hat
eine stärker zentralisierte und damit
erhoffte Verbesserung der perinatalen
Versorgung zum Ziel. Besonders für
Nordrhein-Westfalen ist dieser Aspekt
relevant, da das Bundesland die höchste
Säuglingssterblichkeit in Deutschland hat
(5,0 vs. 4,1/1000 Lebendgeburten) und
besonders in der frühen Neonatalzeit (erste
7 Lebenstage) mit der Sterblichkeit
deutlich über dem Durchschnitt liegt (2,5
vs. 1,9/1000 Lebendgeburten). Bei der
Frühgeburtenrate ist ebenfalls eine deutlich
über dem Durchschnitt liegende Quote zu
beobachten (10,1 vs 8,0%).
In die allgemeine Versorgungsstufe
gehören nun aufgrund der Strukturreform
Geburtskliniken ohne Kinderklinik, die
Geburten ausschließlich nach risikofrei
verlaufender Schwangerschaft und einer
Gestationsdauer von mindestens 36 SSW
durchführen können. In die 2. Stufe, jetzt
perinatologischer Schwerpunkt genannt,
gehören Kliniken mit Geburtshilfe und
Kinderabteilung, die Kinder ab vollendeten
32 SSW versorgen können. In die 3. Stufe,
nun Perinatalzentrum Level 2 genannt, gehören Kliniken mit einer
geburtshilflichen Abteilung unter der
Leitung eines Facharztes für
Frauenheilkunde und Geburtshilfe mit
anerkannter fakultativer Weiterbildung
„Spezielle Geburtshilfe und
Perinatalmedizin“ sowie einer
neonatologischen Abteilung unter Leitung
eines Facharztes für Pädiatrie mit der
Schwerpunktbezeichnung „Neonatologie“,
die Schwangere mit Risikokonstellationen
und Neugeborene ab der 29. SSW
versorgen können. In der letzten Stufe,
dem Perinatalzentrum Level 1, werden
auch kleinste Frühgeborene und ihre
Mütter versorgt. In den Kreisen Warendorf
und Hamm erfüllen nur das St. Franziskus-
Hospital in Ahlen und das EVK in Hamm
die formalen Voraussetzungen für ein
Perinatalzentrum Level 2 (Ahlen) bzw.
Level 1 (Hamm).
Das St. Franziskus Hospital Ahlen hat
aufgrund der baulichen, strukturellen und
personellen Ausstattung die
Voraussetzungen geschaffen, die
Versorgung der Schwangeren und ihrer
Kinder auf der Stufe eines
Perinatalzentrums Level 2 auch tatsächlich
anbieten zu können. Durch ein
Schichtdienstsystem ist eine qualifizierte
Versorgung der Schwangeren und ihrer
Neugeborenen rund um die Uhr
gewährleistet. Eine enge interdisziplinäre
Zusammenarbeit ist dabei
selbstverständlich. Damit können in Ahlen
neben normal verlaufenden
Schwangerschaften auch Schwangere mit
besonderer Risikokonstellation (z.B.
Placentainsuffizienz / Retardierung,
Gestationsdiabetes, Gestose / Präeklampsie
/ HELLP-Syndrom, Mehrlinge u.s.w.)
pränatal betreut, entbunden und die Kinder
postnatal in der neonatologischen
Abteilung unseres Hauses versorgt werden.
Zusätzlich ist es nun auch möglich,
Frühgeborene ab der 29. SSW in unserem
Hause zu entbinden und neonatologisch zu
versorgen. Eine entsprechende Nachsorge
dieser Kinder ist in der
entwicklungsneurologischen Sprechstunde
der Kinderklinik gewährleistet.
Nach wie vor ist auch die Betreuung von
Schwangeren mit Frühgeburtsbestrebungen
vor der 29. SSW weiterhin in unserer
Abteilung möglich, bei absehbarer
Frühgeburt erfolgt vor der 29. SSW im
Bedarfsfall weiterhin die Verlegung in ein
Perinatalzentrum Level 1.
Wir möchten Ihnen diese erfreuliche
Weiterentwicklung und zusätzliche
Qualifikation am Standort Ahlen auf
diesem Wege zur Kenntnis bringen und
freuen uns auch für die Zukunft auf eine
enge Zusammenarbeit mit Ihnen.
Dr. med. Michael Glaubitz,Gynäkologie
und Geburtshilfe, Tel: 02382-858433
Dr. med. Carsten Krüger, Pädiatrie und
Neonatologie, Tel: 02382-858960
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Mehr Patientensicherheit durch neues Notrufsystem
Im St. Franziskus-Hospital wurde das
hausinterne Notrufsystem optimiert. Bei
einem medizinischen Notfall kann von
jedem Telefon des Hauses eine zentrale
Notrufnummer angewählt werden. Dieser
Anruf geht bei einem speziellen
Notruftelefon mit besonders
durchdringendem Klingelton und
Lichtsignal auf der Intensivstation ein, das
rund um die Uhr besetzt ist.
Die Notfallrufnummer sowie die vom
Anrufer dem Notfallteam zu machenden
Angaben sind flächendeckend durch
auffällige gelbe Schilder verfügbar.
Sofort begibt sich von der Intensivstation
aus ein Reanimationsteam zum Notfallort.
Dieses ist mit speziellen Rucksäcken
ausgestattet, um auch über die
Treppenhäuser mit der notwendigen
Ausrüstung schnell alle Bereiche der
Klinik erreichen zu können. So ist
gewährleistet, dass auch außerhalb der
Stationen und Funktionsbereiche, wo
selbstverständlich Notfallkoffer ständig
verfügbar sind, jederzeit qualifizierte Hilfe
geleistet werden kann.
Aber auch auf den Stationen und in den
Funktionsbereichen hat sich die schnellere
Unterstützung des vorhandenen Personals
durch das Reanimationsteam und seine
Ausrüstung bereits bewährt.
Die Reanimation selbst erfolgt nach den
aktuellen Leitlinien des European
Resuscitation Council und der American
Heart Association.
Neu ist hierbei u.a. die stärkere Betonung
der Kardiokompression durch einen
Kompressions- / Beatmungsrhythmus von
30 / 2 und durch einen sofortigen Start der
Reanimation mit der Kardiokompression
statt mit der Beatmung. Hintergrund dieser
neuen Regeln sind aktuelle
Forschungsergebnisse zur Hämodynamik
unter Reanimationsbedingungen.
Dr. med. Norbert-Wolfgang Müller ,
Dr. med. Thomas Haak, Innere Medizin
I, Tel: 02382-858305
Schulterendoprothetik
Welches Implantat wann ?Die Prothetik des Schultergelenkes hat in
den letzten 10 Jahren eine starke
Entwicklung genommen. Es haben sich
drei wesentliche Implantatgruppen
ausdiffenrenziert – die
Oberarmkopfkappenprothese, die modulare
Schulterprothese und die inverse
Schulterprothese. Mit der Auswahl der
Implantate entsteht eine differenzierte
Indikationsstellung:
1. Die Schulterkappenprothese
Indikation: primäre Omarthrose (ohne
größere knöcherne Defekte, intakte
Rotatorenmanschette)
Die reine Kappenprothese ist extrem
knochensparend zu implantieren und
technisch vergleichsweise einfach.
Voraussetzung dafür sind keine größeren
Defekte, da eine Rekonstruktion der
Hebelarme der Schulter nicht möglich
sind.
2. Modulare Stielprothese
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Indikation: primäre und sekundäre
Omarthrose, nicht rekonstruierbare
Humeruskopffraktur
Die modulare Schulterprothese ist aus der
Monblockprothese entstanden. Ziel war es
die anatomischen Verhältnisse möglichst
exakt wiederherzustellen. Die Möglichkeit
die Inklination des Kopfes, Kopfhöhe und
Durchmesser individuell einzustellen,
erlauben eine möglichst genaue
Wiederherstellung von Offset,
Drehzentrum und Vorspannung der
Muskulatur. Spezielle Frakturprothesen
wurden zur leichteren Fixation der
Tubercula am Prothesenhals geschaffen.
3. Inverse Schulterprothese
Indikation: Defektarthropathie, Revision
bei zerstörter Rotatorenmanschette,
Arthrose mit hochgradiger Instabilität
Die inverse Schulterprothese wurde in
etwa 1988 von Grammont in Lyon
entwickelt. Bei ausgedehnten
Rotatorenmanschettenschäden war eine
klassische Endoprothese nicht erfolgreich,
da die Schulter und damit auch die
normale Prothese instabil sind. Der
Oberarmkopf steigt nach cranial auf und
gräbt sich am Acromion ein. Folge sind
dauerhafte Schmerzen und eine
Verkürzung des Hebelarmes des
Deltamuskels, der aber als einziger bei
verlorener Rotatorenmanschette die
Funktion der Schulter übernehmen kann.
Es entsteht der „Drop arm“. Die
Bewegungen sind kraftlos und
schmerzhaft. Der vom Untersucher
hochgeführte Arm kann vom Patienten
nicht gehalten werden und „tropft“ herab.
Die Idee von Grammont war es, das
Drehzentrum der Schulter nach medial und
caudal zu verlagern. Dazu war es
notwendig, die Schulterkugel auf das
Glenoid zu platzieren und die Pfanne auf
den Humerusschaft zu setzen. Das Resultat
ist beeindruckend: Die inverse
Schulterprothese zentriert sich selbst und
führt zur wesentlich verbesserten
Vorspannung des Deltamuskel. Es entsteht
eine erhebliche Schmerzreduktion durch
Restabilisierung der Schulter und neue
Bewegungskraft durch erhöhte
Vorspannung des M. deltoideus.
Nachfolgende Bilder dokumentieren die
Schulterfunktion nach Deltaprothese links
12 Tage postoperativ (mit freundlicher
Genehmigung der Patientin)
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Wir verwenden diesen Prothesentyp nicht
nur bei der chronischen Defektarthropathie
sondern auch in Revisionsfällen bei
zerstörter Rotatorenmanschette.Dr. med. Thomas Haug, Unfallchirurgie,
Tel:02382-858315
Frühdiagnostik des Morbus Parkinson mit der Dopamin –Transporterszintigrafie (DaTSCANTM)
Die Rate der Fehldiagnosen bei den
Parkinson-Syndromen beträgt nach
Schätzungen bis zu 25% und kann unter
Verwendung von DaTSCAN™ reduziert werden.
In einer Studie mit 74 Allgemeinarztpraxen
wurde nur bei 74% der Patienten (299 von
insgesamt 402) mit Parkinsonverdacht
auch nach Anwendung der empfohlenen
klinisch-diagnostischen Kriterien ein
Parkinson-Syndrom bestätigt. Bei den
verbleibenden 103 Patienten wurde in 50
Fällen (48%) ein essentieller Tremor neu
diagnostiziert.
Eine weitere Studie demonstriert anhand
von Fallbeispielen aus einer regionalen
Parkinson-Klinik, dass bis zur
Diagnosestellung eines Morbus Parkinson
(n=59) im Mittel eine Zeitspanne von 1,6 ±
1,5 Jahren und bis zur Diagnosestellung
anderer Parkinson-Syndrome (n=14) eine
Zeitspanne von 1,8 ± 2,5 Jahren vergeht.
Dies belegt, dass die Zeit bis zur sicheren
Diagnosestellung verkürzt werden sollte.
Die meisten Parkinson-Syndrome sind
durch einen ausgeprägten Verlust
dopaminerger Neurone in der Substantia
nigra gekennzeichnet.
Was ist DaTSCANTM
DaTSCAN™ enthält 123 Iod-Ioflupan, ein selektiv an den präsynaptischen Dopamin-
transporter bindendes Kokainanalogon und
ermöglicht mit SPECT-Untersuchungen
die Darstellung des Verlustes
dopaminerger Neurone.
SPECT-Untersuchungen mit
Dopamintransporter-Liganden erlauben
bereits im Frühstadium eine zuverlässige
Dokumentation der dopaminergen
Degeneration beim Morbus Parkinson und
atypischen Parkinson-Erkrankungen.
Damit ist eine zuverlässige Abgrenzung
dieser Erkrankungen von
nichtdegenerativen Parkinson- und
Tremorsyndromen möglich. Die
Dopamintransporter-SPECT erlaubt
darüber hinaus eine Differenzierung der
Dopaminerge Synapse
Dopamin (DA) wird in den
Nervenendigungen nigrostriataler
("präsynaptischer") Neurone synthetisiert
und in Vesikel verpackt. Freigesetztes
Dopamin wirkt an Dopamin-Rezeptoren
vom D1- und D2-Subtyp. D1- und D2-
Rezeptoren sind "postsynaptisch"
lokalisiert. Freigesetztes Dopamin (DA)
wird durch den Dopamintransporter
(DAT) in das präsynaptische Terminal
und über den vesikulären
Monoamintransporter in synaptische
Vesikel zurückgepumpt.
DaTSCAN bindet an diesen
Dopamintransporter.
123Iod-Ioflupan (DaTSCAN
TM
)
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Demenz mit Lewy-Körperchen von der
Alzheimer-Demenz.
Zweck der UntersuchungMit dieser Untersuchung werden die in der
präsynaptischen Membran lokalisierten
Dopamintransporter dargestellt. Damit
gelingt es, Aussagen über die Integrität der
nigrostriatalen dopaminergen Neurone zu
erhalten (Abbildung).
Die Untersuchung ist indiziert zur
Abgrenzung von Parkinson-Syndromen
(Morbus Parkinson, Multisystematrophie,
progressive supranukleäre Blicklähmung)
vom essentiellen Tremor. Bei einem
normalen Befund kann ein
neurodegeneratives Parkinsonsyndrom mit
hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen
werden.
Ablauf der Untersuchung Nach Schilddrüsenblockade mit
Irenattropfen wird das Radiopharmakon
123
Iod-Ioflupan (DaTSCANTM
) intravenös
injiziert. Diese Substanz reichert sich im
Laufe mehrerer Stunden spezifisch im
Striatum an. Ca. 3 Stunden nach Injektion
werden SPECT-Aufnahmen durchgeführt.
Hierfür muss der Patient ca. 40 Minuten
ruhig liegen, während die Kamera langsam
um seinen Kopf kreist. Insgesamt sollte der
Patient 4 – 5 Stunden für die Untersuchung
einplanen.
Strahlenexposition, Kostenübernahme Bei Verwendung einer üblichen
Aktivitätsmenge (185 MBq) beträgt die
effektive Dosis 4.4 mSv (entspricht
ungefähr der Strahlenexposition einer
Abdomen-CT). Die Kosten der
Untersuchung werden von den
Krankenkassen übernommen.
Dr. med. Peter Wielepp, Nuklearmedizin,
Tel: 02382-91040
Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:
Dr. Thomas Haug, Dr. Norbert-W. Müller, Maria
Weiling, Sönke Thomas (Direktorium des St.
Franziskus Hospitals), Robert-Koch-Str. 55, 59227
Ahlen
Telefon 02382 – 858603
Ein Normalbefund zeigt visuell in
Projektion auf das Striatum (N. caudatus
und Putamen) zwei symmetrische,
kommaförmig konfigurierte Bereiche
hoher Aktivitätsspeicherung.
Morbus Parkinson, frühes Stadium.
Deutlich verminderte Aktivitäts-
anreicherung im linken Striatum,
insbesondere im Bereich des Putamen.
mailto:[email protected]