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NagoldStandortporträt
econo 12/2009 · 27. November 2009 Foto: Jigal Fichtner
„Kochen ist Kunst undKommunikation“, sagt derNagolder Italiener Gino
70 Politik • Standort Nagold
12/2009 · 27. November 2009 econo
Nagold hat der DiplomSoziologePrewo seinen Experimentierkasten gefunden“, erinnert sich Raafschmunzelnd.Prewos Nachfolger ist Jürgen
Großmann. Auch er verfolgt weiter das Ziel Kaufhaus Innenstadt.Großmann denkt weit voraus.
Für ihn ist das selbstverständlich.„Ein Oberbürgermeister hat eineFührungsaufgabe. Zusammen mitseiner Stadt muss er zehn Jahrevorausdenken und sich immer fragen, wo die Stadt in Zukunft stehen soll.“ Seiner Meinung nachtun das jedoch die wenigsten, sindzu sehr mit aktuellen Problemenbeschäftigt und verlieren darüberdie nächsten Schritte aus den Augen. „Sicher, die Kommunalpolitikbraucht pragmatisches Handeln,aber eben auch Visionen.“Diese Weitsicht erwartet der
Oberbürgermeister ebenfalls vonseinen Mitarbeitern. „Ich sage ihnen immer: ,Hobeln Sie!‘ Mir istes lieber, wenn der Hobel
einem schönen Wein zu sitzenund zu diskutieren.“Ja, die Nagolder sind Genuss
menschen. Genussmenschen undgroße Freunde des Gedankenaustauschs. „Bei uns werden Ideenüber alle Fraktionen hinweg undohne Standesdünkel entwickelt“,erzählt Helmut Raaf. Der Schuhkaufmann ist Vorsitzender desCityVereins Nagold, der das Nagolder CityCommitment auf dieBeine gestellt hat. Diesen Kriterienhaben sich die Nagolder Händlerverpflichtet. Über das sogenannteKaufhaus Innenstadt hält Raafdeutschlandweit Vorträge. DieIdee, die komplette Innenstadt mitihren unterschiedlichsten Geschäften dem Einkäufer als ein geschlossenes Ganzes zu präsentieren,kommt an.Aber warum funktioniert ein
solches Konzept gerade in der22570EinwohnerStadt? „Es istdie Mischung des NagolderGewerbegeists und der protestan
Heute werden die Olivenbäume abgeholt, die seitdem Frühjahr den Eingang
der Nagolder Ostaria Da Ginoschmücken. Es wird Zeit; im höhergelegenen Industriegebiet Wolfsberg ist der erste Schnee gefallen.Seine Olivenbäume sind Gino,
Besitzer, Chefkoch und Seele deskleinen Fleckchens Italien mittenim Schwarzwald, wichtig. Seit1986 führt er – seinen vollständigen Namen, Schilirò Biagio, kennen nur die wenigsten – seineOstaria in einer ehemaligen Bäckerei in Nagold. Der Türgriff in Formeiner Brezel zeugt noch immer vonder Vergangenheit der Räume. Solche Details bedeuten dem Italienernichts. Im Da Gino geht es um gutes Essen. Und Kommunikation.„Ob Künstler, Unternehmer oder
Pfarrer: Zu mir kommen die Menschen, um ein paar Stunden Italienzu erleben“, erzählt der fröhlicheMann, der immer zu lächelnscheint. „Sie genießen es, hier bei
In Nagold scheint alles rund zu laufen – nicht nur, wenn Gastronom Gino
in seiner Küche mit Tomaten jongliert. Eine kleine Geschichte über
Nagolder Gewerbegeist, protestantische Ethik, italienische Küche und Hobelbänke
Nagoldissimo!
Einwohner 22 570davon Ausländer 2844Haushalte 9635Kaufkraftkennziffer 105
BeschäftigungBeschäftigte 9180davon produz. Gewerbe 3058Dienstleister 2852Handel/Gastgewerbe/Verkehr 3266
Beschäftigte auf 1000 Einwohner 407Einpendler 5837Auspendler 4841Arbeitslosenquote 4,7 %
SteuernGewerbesteuer 350Grundsteuer A 380Grundsteuer B 400Steuerkraft/Einw. 910
Gewerbeflächen 166 Hektarfreie Flächen 21 Hektarin Planung 46 HektarPreis/Quadratmeter 66-70 Euro
Gemeindeschuldenstandgesamt 5 507 000 Euroje Einwohner 243 Euro
Übernachtungen 30 478
VerkehrsinfrastrukturAutobahnzubringer A 81, AnschlussstelleRottenburg, Fahrzeit: 10 MinutenB 28 (Herrenberg-Freudenstadt)B 463 (Pforzheim-Horb)Nagoldtalbahn zur IC-/ICE-Anbindungin Pforzheim und HorbÖPNV: getaktete Anbindungan ÖPNV StuttgartFlughafen Stuttgart [40 Minuten/54 km]
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tischen Ethik“, philosophiert Raaf.„Aber natürlich sind wir auch offenfür Gewerbetreibende, die neunach Nagold kommen. Ohnefrischen Wind gäbe es keine Innovationen.“Gino hat seine ganz eigene Er
klärung für das Engagement derNagolder. „So etwas entsteht nur,wenn Visionäre zusammensitzen.Und die benötigen die richtige Atmosphäre.“Natürlich beteiligt sich auch
Gino als Gastronom am City Commitment. „Wir Unternehmer müssen uns um unser Tagesgeschäftkümmern, da bleibt manchmalkeine Zeit für das Drumherum“,sagt er. „Das City Commitmentsieht das große Ganze, hält uns indiesen Dingen den Rücken frei,damit wir unsere eigentliche Arbeit gut machen können.“Die Idee zum Kaufhaus Innen
stadt hatte Dr. Rainer Prewo, dervon 1992 bis 2008 Oberbürgermeister der Stadt Nagold war. „In
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einmal herunterfällt, als dasser erst gar nicht in die Hand genommen wird.“Und gehobelt wird in Nagold mit
Leidenschaft. Zum Beispiel wennes darum geht, den Service für ansässige und potenzielle Unternehmen in Nagold zu verbessern. Dascheuen die Verwaltungsangestellten auch keine MehrArbeit.Die Stadt Nagold ist seit 2007
nach dem RALGütezeichen „Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltung“ zertifiziert. Im Rahmendieses Gütezeichens gibt die Stadtverwaltung mittelständischen Unternehmen verschiedene Serviceversprechen, unter anderem eineAntwortMail spätestens am nächsten Arbeitstag nach einer eingegangenen MailAnfrage, eine Reaktion auf Beschwerden innerhalbvon drei Arbeitstagen, die Bearbeitung von Bauanträgen innerhalbvon 40 Arbeitstagen. Wirtschaftsförderer Hagen Breitling grinst:„Dieses Versprechen hat bei einemansiedlungsinteressierten Unternehmer zumindest schon einmalfür ein überraschtes Gesicht undeinen kurzen Eintrag in sein Notizbuch gesorgt.“
Nagold ist Gründungsmitgliedder Gütegemeinschaft Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltung.„Wir sind vom Potenzial dieser Güteprüfung absolut überzeugt“, sagtJürgen Großmann. „Daher bringenwir uns auch in der bundesweitaufgestellten RALGütegemein
schaft sehr stark ein, um die Prüfkriterien stetig weiterzuentwickelnund Erfahrungen mit den ebenfallszertifizierten Kommunen aus ganzDeutschland auszutauschen.“Doch Nagolds Oberbürgermeis
ter weiß, dass ein Gütezeichenallein nicht reicht, um Firmen undFachkräfte nach Nagold zu locken.„Die Menschen ziehen dorthin, woes Arbeitsplätze, Bildungs undBetreuungsangebote gibt“, istGroßmann überzeugt. Diese Verbindung bezeichnet er als „Kommunale Wirtschaftskette“.Dazu gehört für Großmann
auch der Öffentliche Personennah
Investieren Siein Arbeitsfreude. Eine hochwertige Büroeinrichtung ist eine lohnende Investition. Der
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verkehr. Die ersten Schritte zurVerbesserung des ÖPNV sind bereits getan: Spätestens zum Fahrplanwechsel auf das Jahr 2012 solldie Kulturbahn an vier Stellen inNagold halten.In Sachen SBahnAnschluss
Richtung Stuttgart ist man da in
Nagold noch längst nicht so weit.„Er muss kommen“, sagt Großmann mit Nachdruck, wenn erhier jedoch auch Schwierigkeitenhat, sich auf einen Zeitraum festzulegen. „Wenn Stuttgart europäische Metropolregion werden will,muss sie das Umland eng an sichbinden und die Vernetzung mitden Rändern massiv verstärken“,argumentiert der 47Jährige.Neben der Stärkung des ÖPNV
vernachlässigt man in Nagold auchdie Zielgruppe der Autofahrernicht. Der Gemeinderat hat einerParkraumkonzeption zur Vergrößerung der Parkplatzanzahl bereits
zugestimmt, auch im Hinblick aufdie Landesgartenschau 2012. Hierrechnet die Stadt mit einem Bedarfan 800 bis 1000 Stellplätzen anWochentagen sowie 2000 an Sonnund Feiertagen.Öffentliche Verkehrsmittel,
Parkplätze…Nach Visionen klingtdas nicht gerade. Aber das istlängst nicht alles, was den Kreativen von Nagold im Kopf herumschwirrt.Konkret plant man ein stadtei
gene Breitbandverbindung, dasNagold Net. Im Frühjahr soll dazueine Entscheidung fallen. „JungeFamilien fragen längst nicht mehrnach Wasser und Gasanschluss“,weiß Großmann. „Breitband istdie Autobahn der Zukunft.“Großmann hat weitreichende
Pläne für die Stadt an der Nagold,beispielsweise denkt er über eineautarke Energieversorgung nach.Aber das sind Pläne, die sichernoch bis übermorgen warten müssen. Der Oberbürgermeister istsicher: „Die Städte werden in Zukunft die Motoren der landesweiten Entwicklung sein.“
Natalie [email protected]
73Standort Nagold • Politik
„Ich sage meinen Mitarbeiter immer:,Hobeln Sie!‘“
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Seit einem Jahr ist Jürgen Großmann
Oberbürgermeister in Nagold.
Wichtigstes Datum in seiner Amtszeit:
die Landesgartenschau 2012
Mit SelbstbewusstseinNein, verstecken muss sich
Nagold ganz sicher nicht,auch nicht hinter größe
ren Städten. Schließlich hat dasSchwarzwaldStädtchen mit demKaufhaus Innenstadt, dem RALGütezeichen und der Landesgartenschau 2012 schon etwas vorzuweisen. Dass Nagold aber nochjede Menge Potenzial und genauso viele Pläne für die Zukunft hat,erzählt Oberbürgermeister JürgenGroßmann im EconoInterview.Herr Großmann, Sie sind nunein Jahr als Nagolds Stadtober-haupt im Amt. Wie haben Siedieses Jahr erlebt?➤ Jürgen Großmann: Das Jahrwar sehr arbeitsintensiv und geprägt von vielen, vielen freundlichen und guten Begegnungen.Mein wichtigstes Anliegen war,dass der Ball nach dem Spielerwechsel im Feld bleibt. Und ichglaube, dass mir das gelungen ist.Die bedeutendsten Themen wurden nahtlos fortgeführt.Nagold liegt an der Schnittstelleder Regionen Stuttgart, Nord-schwarzwald und Neckar-Alb. Istdiese Lage Fluch oder Segen?
➤ Großmann: Sie istganz eindeutig
ein Se
gen. Obwohl Nagold nahe an Wirtschaftszentren wie Böblingen/Sindelfingen oder Reutlingen/Tübingen liegt, weist die Stadt einenEinpendlerüberschuss von 21 Prozent aus. Auch wenn wir der Region Nordschwarzwald angehörenund uns hier auch stark einbringen,fühlen wir uns der MetropolregionStuttgart zugehörig. Das Industriegebiet INGpark ist da der symbolische Brückenkopf. Unsere Wirtschaft kennt diesbezüglich schonlängst keine Bezirksgrenzen mehr.Die Kulturbahn stoppt ab 2012an vier Haltepunkten in Nagold.➤ Großmann: Ja, diese Haltepunkte verbessern in erheblichemMaße die Anbindung des Stadtzentrums an den überregionalenÖPNV. Das erhöht die Optionenfür einen mobilen Stadtbesuch.Besonders der neue HaltepunktStadtmitte ist ein Anreiz für Menschen außerhalb Nagolds, unserKaufhaus Innenstadt bequem undumweltschonend zu besuchen.Wie wichtig ist die Anbindungnach außen?➤ Großmann:Die Anbindung istdas erste Maß, mit dem gemessenwird, wenn sich Menschen, sowohl Unternehmer als auch Bürger, nach einem Standort mit Zukunft umschauen. Nagold hat hierin den letzten Jahren sukzessivean einer Verbesserung des Angebots gearbeitet. Mit Erfolg, wieder direkte Zubringer zur A81,Anschlussstelle Rottenburg, zeigt.Es hat zwar zwanzig Jahre gedauert, aber mit Hartnäckigkeit habenwir unser Ziel erreicht. Und 2011stehen nach langem Ringen auchdie Umfahrungen von Herrenbergund Jettingen, also die B28 Richtung AutobahnanschlussstelleGärtringen, vor dem Abschluss.Ziehen die Anbindungen mehrBesucher in die Stadt oder mehrNagolder in die Ferne?➤ Großmann: Wir betrachtendie unbegrenzten und unkompli
Foto: Michael Bode
74 Politik • Standort Nagold
Jürgen Großmann ist seiteinem Jahr Oberbürgermeis-ter in Nagold. Zuvor war erBürgermeister der 15 Kilome-ter entfernten Stadt Alten-steig. Der 47-Jährige ist ver-heiratet und hat keine Kinder.Vor seiner politischen Karrie-re war der studierte Jurist alsRechtsanwalt tätig.
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zierten Anbindungsmöglichkeiten eindeutig als Gewinn. Dawir zudem inzwischen genügend Anreize in Nagold haben,sehen wir eine optimale Verbindung in andere Metropolen alsHerausforderung, uns mit diesen Standorten zu messen.Wie rüstet sich die Stadt fürden demografischen Wandel?➤ Großmann: Die Landesgartenschau 2012 bietet uns hiereine große Chance für eine umfassende Neuorientierung beider Entwicklung von innenstadtnahen Wohnflächen. Eswird ein Angebot für altersgerechte Wohnungen geben, mitallen Anforderungen, die dieseZielgruppe verlangt.Durch die Landesgartenschau2012 entwickeln sich zweivöllig neue Stadtquartiere inNagold. Dazwischen steht dieInnenstadt. Muss auch siesich verändern?➤ Großmann:Wir betrachtendie Innenstadt mit ihren vielfältigen Reizen als drittes Ausstellungsgelände, das die Besuchergenießen sollen. Unser CityVerein wird sich in Zusammenarbeit mit der Stadt, dem organisierten Einzelhandel und derLGS GmbH in den nächstenMonaten zusammensetzen,denn die Weiterentwicklungder Innenstadt ist auch über2012 hinaus von großer Bedeutung für Nagold.Bei Ihrem Antritt sagten Sie,„Nagold kann Mut zur Zukunfthaben.“ Würden Sie das heuteauch noch sagen?➤ Großmann: Ja, das würdeich jederzeit wiederholen unddas tue ich auch!Mit der Landesgartenschau 2012 geht die Stadtauf ein Jahrhundertereignis zu.Das ist eine einmalige Chancefür Nagold. Die Marke Nagoldwird weiter an Bedeutung gewinnen! Natalie Butz
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econo 12/2009 · 27. November 2009 Fotos: Jigal Fichtner
Wolfgang Endrich ist entsetzt. „Nagold verlassen?“ Die Frage findet
der Nagolder Unternehmer absurd.„Warum sollte ich das tun? Nagoldist doch meine Heimat.“1969 kommt Endrich aus Stutt
gart nach Nagold, um hier zu arbeiten. Als sein Arbeitgeber Insolvenz anmeldet und die Firmaschließt, bleibt er und macht sichselbstständig. Er gründet den Endrich Bauelemente Vertrieb. Heutevermarktet das Unternehmen elektromechanische Bauteile im Bereich aktiver, passiver und elektronischer Bauteile. Knapp 120 Angestellte beschäftigt Endrich, davonneun Auszubildende sowie jeweilszwölf Außendienstmitarbeiterdeutschland und weltweit.Gerade hat der umtriebige Ge
schäftsführer ein weiteres Unternehmen gegründet, die Euro Lighting. Endrich ist 73.„Warum denn nicht?“ Schon
wieder wundert sich der Mann,
Bodenschätze hat Nagold nicht zu bieten, auch keine Cluster-Ansiedlungen. Und doch:
Mit einer kräftigen Portion Mut packen die Nagolder zu und sind dabei äußerst erfolgreich
DerMut vonNagold
76 Politik • Standort Nagold
der täglich vier Zigarren raucht.„So etwas hält mich jung! Als Rentner würde ich bestimmt ganzschnell trübsinnig werden. Undirgendeine AlibiTätigkeit im heimischen Garten – das ist dochfurchtbar.“
Endrich glaubt fest an die Zukunft der Euro Lighting, die sichauf den Vertrieb von LEDLampen,unter anderem für Straßenlaternen, spezialisiert hat. Aktuell hatdas Jungunternehmen nur zweiMitarbeiter, Wolfgang Endrich undeinen Ingenieur. Doch der 73Jährige ist zuversichtlich. „Da erwartet uns ein riesiger Markt.“Schon in einem Jahr, ist Endrichganz sicher, wird die Euro Lightingzehn Angestellte haben.
Sorgen macht sich der Geschäftsmann keine. Auch nichtdarum, Fachkräfte für seine beidenBetriebe nach Nagold zu locken.„Schon jetzt sind die meisten unserer Arbeiter nicht von hier. Nagoldist eine aufstrebende Mittelstadt
mit hohem Freizeitwert und guterAnbindung nach außen. Da ist esnicht schwer, Fachleute von denQualitäten zu überzeugen.“Mut und Selbstbewusstsein
scheint in Nagold in der Luft zuliegen, das beweisen auch RalfBommer und Thomas Eisseler, diebeiden Geschäftsführer der WagonAutomotive Nagold.
Schon im Sommer 2008 zeichnet sich die Insolvenz des britischen Mutterkonzerns Wagon
PLC ab. Beinahe ohne Zögern entscheiden Bommer und Eisseler:„Wir stellen den Betrieb auf eigeneBeine.“ Sie gründen die B&E Besitzgesellschaft und holen sichdie TiberinaGruppe, einen großenitalienischen Automobilzulieferer,als strategischen Partner ins Boot.Der Grund für das Handeln der
beiden gebürtigen Nordschwarzwälder: Die Verantwortung gegenüber den derzeit 440 Mitarbeitern.Wagon Automotive Nagold ist hierder zweitgrößte Arbeitgeber. „Undnach zehn beziehungsweise zwölfJahren Betriebszugehörigkeit istdas Unternehmen schon irgendwie zu unserem Kind geworden“,schmunzelt Bommer.Bommer und Eisseler sind zu
versichtlich, dass es Wagon Automotive Nagold schon bald wiederrichtig gut gehen wird. Pläne fürdie Zukunft haben die beiden Geschäftsführer jedenfalls schon: DieUnternehmenserweiterung, dieaufgrund der Insolvenz der briti
„Irgendeine Alibi-Tätigkeit im heimischenGarten – das ist doch furchtbar“
Mut, Teil 1: Ralf Bommer (r.) undThomas Eisseler rettetenWagonAutomotive vor der Insolvenz
Mut, Teil 2: Wolfgang Endrichgründet mit 73 Jahrennoch einmal ein Unternehmen
Uscil dolesequatum doloboreet prat.Sequat. ein kleiner zexter Industrie- und Handelskammer
Nordschwarzwald
NagoldIHK Geschäftsstelle Nagold
Lise-Meitner-Straße 23 | 72202 Nagold |Tel. 07452 9301 12 | Fax 9301 [email protected] |www.nordschwarzwald.ihk24.de
IHK Zentrum für Weiterbildung
Ausbildung der Ausbilder |Kaufmännische Lehrgänge |Gewerblich-technische Lehrgänge |Lehrgänge für die Gesundheitswirtschaft |Lehrgänge für die Tourismuswirtschaft |Fremdsprachen |EDV / IT |Tages- und Firmenseminare |
Hotline 07452 930112www.nordschwarzwald.ihk24.de
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schen Mutter 2008 auf Eis gelegt wordenwar, soll im kommenden Jahr fortgesetztund abgeschlossen werden.„Ja, das kann ich mir vorstellen“, denkt
sich auch Barbara Benz, als sie das Einrichtungshaus Architare gründet. Das Gebäudegehört ihrer Familie, darin war das Möbelhaus Ambiente. Die Besitzer möchten dasGeschäft aus Altersgründen aufgeben. Daerinnert sich Barbara Benz, Tochter vonRolf Benz, an die Ursprünge ihrer Familie.Doch Möbel verkaufen allein reicht derFrau nicht, die eigentlich BWL und Produktmanagement studiert hat. Sie möchtesich um das Gesamtkonzept eines Raumeskümmern. „Einrichten ist das Einfühlen inLebenszusammenhänge“, schwärmt sieüber ihren Beruf. Zu ihren Kunden gehören Arburg, Porsche, IBM, die BWBankund der Reichspräsidentenpalast in Berlin.Aber kann so ein Konzept in Nagold funk
tionieren? Mit ausschließlich designorientierten europäischen Möbelherstellern imVerkauf? Barbara Benz ist überzeugt: Eskann. „Nagold ist eineMöbelstadt. Ich kannvon hier aus sehr gut deutschlandweit arbeiten.“Warum auch nicht? DieMöbel von
Rolf Benz undWalter Knoll werden aus derRegion in die ganze Welt geliefert.Die beiden Cousins Dr. Christof Muz und
Oliver Muz haben ihre Wurzeln nicht inNagold. Der Vater von Christof Muz warMitbegründer des Medizintechnikzulieferers Nicolay. Die beiden anderen Gründer,Bernd und Rainer Schwarz werden Endedes Jahres das Unternehmen verlassen.Dann sind Christof und Oliver Muz alleinige Geschäftsführer. Und obwohl sie nicht inNagold leben, werden sie die Stadt mit ihrerFirma nicht verlassen. „Unser größter Kunde beispielsweise sitzt in Böblingen, warumsollten wir da unbedingt ins MedizintechnikMekka Tuttlingen umziehen?“, sagtChristof Muz, der in Reutlingen lebt. Undauch OliverMuzwird weiterhin täglich vonStuttgart auf den NagolderWolfsberg fahren.„Von StuttgartVaihingen nach Zuffenhausenbrauche ich im Berufsverkehr genauso lange“, sagt Muz schulterzuckend.Vier Nagolder Unternehmen, vier Bei
spiele für erfolgreiche Mittelständler, dieihre Betriebe trotz Wirtschaftskrise in dieZukunft führen. Aber das ist er eben, derMut von Nagold. Natalie Butz
Mut, Teil 3: Dr. Christof (l.) undOliver Muz sind fern desMedizin-Clusters erfolgreich
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econo 12/2009 · 27. November 2009
Foto: Jigal Fichtner
Nagolds wichtigste Gewerbefläche
ist der INGpark: interkommunal,
genügend Platz für die Zukunft und
mit überraschenden Details…
Die Projektmanager desINGparks: Hagen Breitling
und Sonja Knapp
Zukunfts-macher
78 Politik • Standort Nagold
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Für Tech IT ist der INGparkauf dem Nagolder Eisbergnicht irgendein Industrie
gebiet. Für den ITDienstleister istdieser Standort einmalig. „UnsereServer sind in einem Bunker untergebracht“, erklärt Ernst Steingraber, Vertriebsleiter des Netzwerkers, „quasi bombensicher.Sicherer sind unsere Server definitiv nirgendwo.“Der INGpark liegt auf dem ehe
maligen Gelände einer Fallschirmjägerkaserne. Seit den 1960erJahren diente sie nicht nur derStationierung von mehr als 800deutschen Soldaten, sondern warzudem Arbeitsplatz für rund 100Zivilangestellte.Anfang 1995 dann das Aus. Für
die Große Kreisstadt ein herberVerlust, nicht nur aufgrund derArbeitsplätze. Die kommunaleKämmerei rechnet mit einem jährlichen Umsatzverlust von etwafünf Millionen DM für die regionalen Wirtschaftsunternehmen. Zurück bleiben auf der Hochebene88 Hektar leere Fläche.
Doch die Nagolder stecken dieKöpfe nicht in den Sand. Im Sommer 1996 gründen sie eine Projektgruppe, die für das Konversionsgelände ein tragfähiges Zukunftskonzept entwickeln soll.Anfang 1997 folgt ein öffentlicherWorkshop, um möglichst viele Anregungen für die Entwicklung desStandorts zu erhalten, Standortuntersuchungen und Machbarkeitsstudien zu verschiedenen Projektideen schließen sich an.Viele Ideen führen ins Leere,
der Entscheidungsprozess dauertletztendlich bis 2001, doch dannsteht fest: auf dem Eisberg entwickelt Nagold gemeinsammit sechsNachbarkommunen – Ebhausen,Haiterbach, Mötzingen, Rohrdorf,Wildberg sowie Jettingen aus demLandkreis Böblingen – den Interkommunalen Industriepark NagoldGäu, kurz INGpark.Zunächst soll nur das ehemalige
Kasernenareal mit 25 Hektar genutzt werden. Die Fläche ist mitden Gebäuden der Bundeswehrneben wenigen Freiflächen nahezu
komplett verbaut. Zur besserenVermarktung wird 2003 der Zweckverband INGpark gegründet.Die Fakten sprechen für das Ge
werbe und Industriegebiet. Einebenes, weitgehend erschlossenesGelände mit Grünraum im Innernund an den Gebietsrändern, direktan der Nahtstelle zu den RegionenStuttgart, Nordschwarzwald undNeckarAlb. Mit dem Wirtschaftsraum Stuttgart liegt zudem eingroßer Absatzmarkt direkt vor derHaustür. Und mit dem Autobahnzubringer (Fertigstellung 2007)gibt es nun auch die nötige schnelle Verkehrsanbindung.Trotz der Ansammlung dieser
positiven Eigenschaften: In Nagoldrechnet damals niemand damit,dass innerhalb von nur sieben Jahren rund 20 Unternehmen mitmehr als 200 Mitarbeitern ihrenStandort auf der Hochebene finden werden – ausverkauft.Nordöstlich des Kasernenareals
sind inzwischen 16 Hektar Bruttofläche voll erschlossen und stehenfür eine sofortige Bebauung zur
Verfügung. „Der INGpark ist derZukunftsstandort der NagolderUnternehmen“, sagt Hagen Breitling vom Zweckverband. „DasAreal ist für die wirtschaftlicheEntwicklung Nagolds sowie allerMitgliedskommunen von sehr großer Bedeutung.“ Breitlings Kollegin Sonja Knapp ergänzt: „Für dieErhaltung der Wirtschaftskraft desRaums NagoldGäu ist der INGpark unerlässlich.“Einen Pluspunkt bietet das Ge
biet auch in Sachen Natur: „Mitdem INGpark werden kleinflächigeErweiterungen in den einzelnenKommunen vermieden und somitein nachhaltiger und bewussterUmgang mit der Ressource Bodenermöglicht“, sagt Breitling.Wenn die derzeit noch unbe
bauten 16 Hektar erschlossenesGelände ebenfalls verkauft sind,stehen weiteren Unternehmennoch immer fast 50 Hektar zurVerfügung. Knapp: „Hier habenwir schon heute eine Flächenreserve für die nächste Generation.“
Natalie Butz
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