Tango Argentino
Akkordeon Stilistik Workshop mit Carmen Hey © www.creativeatelier.info
Tango ist die getanzte Geschichte
der Liebe
Tango ist 130 Jahre später immer
noch aktuell und lebendig
Tango ist ein rätselhafter, innerer
Zustand, der den eng
umschlungenen Paaren gehört
Wenn eine neue Tanzkultur mit
ihrer ganz eigenen Musik
irgendwo entsteht und in einem
Milieu Verbreitung findet, erfüllt sie
mindestens zwei
Voraussetzungen: das
Ausdrücken und auf den Punkt
bringen was alle empfinden
(Lebensgefühl) und an die
Sehnsucht der Menschen rühren
Entstehung einer neuen Kultur
Tango als Ausdruck des kulturellen Schöpfungsprozess im Wandel der
Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Mündungsgebiet
des Río de la Plata
Ein Überlebenskampf entwurzelter Menschen.
Das Hafenviertel La Boca
Tango eine Heimat für die
Entwurzelten. Es kamen
europäische Einwanderer aus
Italien, Frankreich, Spanien,
England, Deutschland, Österreich,
Ungarn und Russland, vorderen
Orient, Kuba, Kreolen. Sie
entstammten armen ländlichen
Gegenden. Es waren ungelernte
Arbeiter ohne Geld und dazu die
argentinische vertriebene
Landbevölkerung ohne Mittel.
Rhythmus & Lebensgefühl
Das Wort Tango wurde 1836
erstmals erwähnt. Von dem
lateinischen Wort tangere, welches
berühren, ein Instrument spielen
bedeutet
Tango entstand aus dem
Zusammenfluss einheimischer,
europäischer sowie kubanischer
Elemente
Es bestand viel Konfliktpotenzial
zwischen der argentinischen
Landbevölkerung (gauchos) und den
Einwanderern aus Europa und Kuba
Compadre & Milonguero
Compadre eine beinahe mythisch verklärte Figur halb ritterlicher Edel- und Ehrenmann, halb Zuhälter, halb Ganove und Finsterling.
Die meisten von ihnen waren ehemalige Soldaten oder Gauchos, denen der gesellschaftliche Aufstieg versagt blieb. Wichtigste Ideale: männlicher Mut und elegantes Auftreten.
Nicht selten bescherte ihr Draufgängertum ein jähes Ende im Messerduell.Compadre es el guapo prestigioso por
su coraje y su mirada
Compadre & Milonguero
Milonguero übt einen
bürgerlichen Beruf aus und
widmet seiner Freizeit mit
voller Hingabe dem Tango.
Hält viel von geschliffenen
Umgangsformen und
zeichnet sich durch
Achtsamkeit,
Sozialverträglichkeit aus
dem Kleinbürgertum aus.
Er ist das genaue Gegenteil
vom Compadre. Milonguero liebt den guten Stil und
gepflegte Umgangsformen
Musik, Poesie und Text
Tango entwuchs dem Ausdruck kreativer Improvisation und Kommunikation
zwischen Menschen der verschiedensten Herkunftskulturen. Ihre Sehnsüchte und
Wünsche im Ausdruck durch Musik, Poesie und Tanz vereinten die rivalisierenden
Gruppen.
Dabei entstand diese eigenartige Mischung zwischen Kampf, Abgrenzung und
Rivalität einerseits sowie der Sehnsucht und Anziehung dem Verlangen nach
Nähe und Wärme andererseits.
Der Tango wurde als Kind der Gosse und wegen seiner Anrüchigkeit (Bordelle, wo
sich seine Wiege befindet) geboren und ist ein städtisches Phänomen geblieben.
Auf dem Lande nie wirklich akzeptiert.
Dies alles drückt sich aus in der Musik, Poesie und Texten des Tangos.
Bandoneon – Herzstück des Tango
Erfinder: Heinrich Band, Musiklehrer aus Krefeld
Entwickelt aus der Concertina Mitte des 19 Jhd.
Um 1870 brachten deutscher und italienische Einwanderer
und Seeleute das Bandoneon nach Argentinien
Choreographie der Emotionen
Keine zwei Tangos sind gleich, da er wesensgemäß einen lebendigen Dialog
darstellt auf der Grundlage einer hoch differenzierten nonverbalen Sprache mit
eigener Grammatik, reichem Vokabular und großer Silbenvielfalt.
Die Form in der dieses Gespräch eingebettet wird, ist ein fein synchronisiertes
Miteinander-Gehen bei inniger Umarmung, in einem fließenden stabilen und gut
geerdeten Bewegungsgleichgewicht beider Tanzenden.
Tango bedeutet daher nicht Verschmelzung, sonder eine Vereinigung von Führen
und Folgen. Nur wer sich hingibt kann Führen; und nur wer die Impulse aktiv
empfängt ist im Tango auch fähig zu folgen.
Der Tango hat keinerlei vorgefasste Schablonen und ist so wenig planbar, wie ein
echtes Gespräch!
Juan Félix Maglio „Pacho“ 1881-1934
mit knapp 20 Jahren begann er Unterricht bei Domingo Santa Cruz (von Unión Cívica) auf dem Bandoneon zu nehmen und trat in diversen Cafés auf
ab 1912 nahm er Schallplatten auf, die sich mit Aufblühen des Tangos millionenhaft im In- und Ausland verkauften. Die frühen Aufnahmen mit seinem Quartett "Pacho" waren so erfolgreich, dass man eine Zeit lang Schallplatten als "Pachos" bezeichnete.
Er machte Musik für Theaterstücke, anlässlich Karnevals-Bällen, die im Theater stattfanden, im Wohnzimmer der Aristokraten, er ging an Orte an denen seine Kollegen kaum auftraten und setzte wie kein anderer den Tango durch
Zusammen mit Carlos Gardel und Guillermo Barbieri waren sie zusammen Verfechter des Tangos
Seine Arbeit als Komponist ist reichhaltig und reichte von (paraguayanischer) Polka über Walzer und Pasodoble bis hin zum Tango.
Führte das Bandoneón als Soloinstrument mit Ensemblebegleitung ein und etablierte es an der exponierten Stelle in den Orchestern
Seine geschaffenen Tangos: El zurdo, Amenonville, El tío soltero, Ando pato, La patota, Margot, La pareja, La beba, Siete palabras, Amor que mata, Sábado inglés, Corton el mazo“ (1934) mit Text von Manuel Romero
LES DAMES
...WARTEND
Francisco Canaro 1888 - 1964
Ältester von drei Brüdern aus San José in Uruguay, Kindheit verbracht in Buenos Aires, Argentinien, in ärmlichen Verhältnissen
Durch einen benachbarten Schuhmacher lernte er Gitarre spielen, war aber entzückt von der Geige, baute sich seine eigene Geige aus einer Öldose und einem Holzgriff
seit 1925 war Francisco Orchesterleiter in Paris, in dem sein Bruder Rafael Kontrabass spielte. Mit dem dritten Bruder Juan leiteten sie unterschiedliche Orchester in Spanien, Frankreich und Deutschland
reagierte auf die Lautstärkendominanz des Klaviers mit der unisono-Verdopplung der Violin- und Bandoneónstimme, außerdem fügte er den Kontrabass hinzu, womit das rhythmische Fundament ganz wesentlich gestärkt wurde.Dieser neue und typische Klang des Sexteto típico, mit seinen zwei Bandoneóns, zwei Violinen, Kontrabass und Klavier, prägte nachhaltig die folgenden Generationen der Tangomusik.
nahm in Paris mehrere Schallplatten auf u.a. mit dem Bandeonisten Héctor Artola, einem Pianisten und einem Sänger
Carlos Gardel 1890 - 1935
Charles Romuald Gardès wurde in Toulouse, Frankreich geboren
Seine Mutter zieht mit ihm 1983 nach Buenos Aires
Er hilft zunächst als Kulissenschieber am Theater, wo er 1902 von Titta Ruffoentdeckt wird. Ruffo war ein bekannter italienischer Sänger, der Gardelssinnliche und expressive Stimme ausbildet.
Gardel ist der erste und wichtigste Tangosänger Argentiniens in der ersten Hälfte des 20. Jdh.
1917 Beginn des Tango-Canción, angestoßen durch Gardels erstmalige Aufnahme seines Tangos „Mi noche triste“ auf Schallplatte
Sein Spitzname ist „El Morocho del Abasto“ (Der Dunkelhäutige von Abasto)
Trat im Duo mit José Razzano in ganz Lateinamerika auf
Kam 1925 nach Europa zurück und wurde ebenfalls in Spanien ein Star
Wirkte an zahlreichen Musikfilmen mit
Komponierte mit Alfredo Le Pera: Mi Buenos Aires querido, Volver, Golondrinas, Soledad, El día que me quieras
Eduardo Arolas 1892 - 1924
Bandoneonist, talentierter Komponist und neben Gardel wichtigster Grundstein des modernen Tangos
Besaß eine unglaublich reichhaltige melodische Kreativität, die Melodien vermitteln Melancholie, Romantik, überwältigende Dramatik, jede mit unendlicher Schönheit
Schaffte in wenigen Jahren mehr als 100 Werke exzellenter Qualität mit einer modernen und komplexen Struktur und vielfältigen Möglichkeiten für Arrangeure und Variationen
erneuerte die Spielweise auf dem Bandonéon, indem er die strenge Aufteilung (die rechte Hand spielt die Melodie, die Linke begleitet) auflöste und z.B. Melodien auch in Terzen, Sexten und Oktaven ausführte.
Seine Werke: El Marne, La cachila, Comme il faut, La guitarrita, Lágrimas, Maipo, Retintín, Viborita, Catamarca, Derecho viejo
Pedro Maffia 1899 - 1967
Hatte einen sehr strengen Vater und riss als Jugendlicher aus, fand Zuflucht bei NegraMaría, Mutter zahlreicher Musiker mit unterschiedlichen Vätern, die mit Zuhältern im südlichen Teil Buenos Aires in Verbindung stand
Bei einer weiteren Flucht schickte ihm NegraMaría sein „costilludo“ (=Bandoneon) nach. In Punta Arena, einer der entlegensten Orte, traf er auf das Duo Carlos Gardel und José Razzano. Diese entdeckten den jungen Ausreißer, wie er wie kein anderer auf dem Bandoneon spielte und brachten ihn nach Buenos Aires.
spielte im Orchester de Caros
entwickelte einen unverwechselbar eigenen Stil der Phrasierung auf dem Bandoneón. Er verschob Akzente, verlängerte, verkürzte (Rubato) und verzierte Töne, die sehr an Gardels Gesang erinnerten
Osvaldo Pugliese 1905 - 1995
geboren im Mittelschichtbezirk von Buenos Aires
Vater war Schuhmacher und spielte Flöte in mehreren Tango-Quartetten
Osvaldo lernte auf Wunsch des Vaters früh Geige und darauf auch Klavier spielen
Er trat mit einem Trio in örtlichen Lokalen auf und schrieb Eigenkompositionen
später begleitete er die Bandoneonistin Fransisca „Paquita“ Bernardo am Klavier, spielte im Orchestern von Roberto Firpo und im Sextett von Pedro Maffia
komponierte viele Tangos, seine Werke gelten als anspruchsvoll und expressionistisch
Osvaldo war Pianist und Direktor seines berühmten Orchesters „Orquesta Osvaldo Pugliese“. Es bestand aus mehreren Violinen, Bandoneons und Kontrabässen. Dies führte er bis 1968, fast 30 Jahre lang.
Pugliese arbeitete mit seinem Orchester eine sehr perkussive und rhythmisch stark akzentuierte Begleitung mit teilweise polyrhythmischen Strukturen heraus. Zudem führte er den Kontrapunkt und Synkopierung ein. Seine Veränderungen gelten als stilprägend und trugen zur Entwicklung des Tango Argentino bei. Pugliese ist einer der Wegbereiter des modernen Tangos. So wurden Puglieses charakteristische Elemente von Astor Piazolla und Horacio Salgán übernommen.
ab 1943 erschienen erste Stücke auf Schallplatte: „El rodeo“, „Farol“
LES DAMES
...WARTEND
Aníbal Troilo 1914 - 1975
großer Bandoneón-Virtuose, Orchesterleiter und Komponist aus Buenos Aires
lernte mit achte Jahren Bandoneon spielen
arbeitete seit 1925 als professioneller Musiker im Stummfilmkino in Buenos Aires
spielte in diversen Sextetos und Tango Formationen mit, begleitete u.a. Carlos Gardel
entwickelte einen unverwechselbaren Stil den Sonido Troilo
gründete 1937 sein eigenes Orchester Típica, das bis über 1950 hinaus bekannt war, in den 1939-1944 geöhrte auch Astor Piazzolla zur Gruppe
führte als erster einen Sänger ins Orchester ein, der das ganze Lied über sang. Damit änderte sich das Repertoire, das bis dahin nur aus Instrumentalstücken bestand. Neben vielen Orchesterstücken, begleitete der Sänger Fiorentino das Ensemble welches nur noch in den Einleitungen und den Überleitungen in den Vordergrund trat.
Die Aufnahme eines zweiten Sängers zu einem Gesangsduo führte zur typischen Besetzung der Orquestas Típicas. "In den vierziger Jahren wurde der Tangogesang so populär, dass viele Orchester mit ihren jeweiligen Sängern identifiziert wurden."
Troilos Orchester war wegen seiner hervorragenden Arrangements und seiner musikalischen Expressivität bekannt. Troilo beeindruckte mit technischer Virtuosität und sensibler, ausgefeilter Phrasierung. Während sein Pianist Orlando Goñi, der durch die Einführung einer Art Walking-Bass die Begleitmöglichkeiten erweiterte, sich durch seinen Swing und Groove auszeichnete.
Astor Piazzolla 1921 - 1992
Argentinischer Bandoneon-Spieler und Komponist
Geboren im Seebad Mar del Plata
Zog die Familie 1925 aufgrund schlechter Wirtschaftslage nach New York. Er hörte Jazz und Musik von Johann Sebastian Bach.
Lernte früh Klavier und Bandoneon spielen, doch die Leidenschaft kam erst als die Familie zurück nach Buenos Aires kehrte, wo Piazzolla die neuartigen Tango-Spielweisen für sich entdeckte
Lernte beim hochangesehenen Alberto Ginastera Komposition, Harmonielehre, Orchestration
Ab 1946 veröffentlichte er mit seiner eigenen Kapelle „Orquesta Típica“ die ersten Schallplatten. Doch Tango war in der Oberschicht Argentiniens nicht angesehen, so dass er Orchester- und Kammermusikwerte komponierte, mit denen er nationale Anerkennung erlangte. Für die „Sinfonietta“ erhielt er 1954 ein Stipendium und ging nach Paris um dort Komposition zu studieren.
Seine Lehrmeisterin brachte ihn zurück zum Tango.
Ein Jahr später in Argentinien experimentierte er mit dem Tango Argentino mit seiner Band „Octeto Buenos Aires“. Piazzolla setze u. a. Synthesizer, Saxophon, Schlagzeug, E-Gitarre ein und begründete so den Tango Nuevo. Anfangs bekam er viel Kritik zu hören, so dass sich Piazzolla kaum auf die Straße traute.
1978 erreichte er mit seinem Quintett internationalen Durchbruch.
Schuf über 300 Tangos, ca. 50 davon in Filmen zu hören, nahm 40 Schallplatten auf
Musik eignet sich mehr zum zuhören als zum tanzen
Gotan Project (1999)
Gruppe aus Paris mit der aktuellen Besetzung: Philippe Cohen Solal, Eduardo Makaroff, Christoph H. Müller
Inspiriert von Astor Piazzolla und angezogen vom Bandoneon schufen sie als Erste eine Verbindung zwischen traditioneller, folklorischer Musik mit Elektronik. Es entstand Electrotango mit leichten Beats, sich widerspiegelnden Stimmungen und sie schaffen es die Atmospähre der staubigen Seitengassen Buenos Aires und Paris zu transportieren
Treten weltweit auf
Stücke: Tríptico, Santa María (Del Buen Ayre), La revancha del tango
AKKORDEON STILISTIK WORKSHOP TANGO ARGENTINO
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