TATORT BÜRGERSTEIG: STREET-ART
Wem gehört der öffentliche Raum?
Street-Artist: ZEVS
Der Street-Artist
ZEVS gespr. [Zeus]
ist französischer
Staatsangehöriger.
Seine künstleri-
schen Wurzeln lie-
gen in der Pariser
Graffiti-Szene. Sein
Ziel ist die Rücker-
oberung der Straße gegen die Überflutung und
Dominanz kommerzieller Bilder im urbanen Raum.
Im Allgemein greifen Street-Akteure auf eine Viel-
zahl an künstlerischen Gestaltungsmöglichkeiten
zurück. Als ein besonders Charakteristikum seiner
Arbeit mit einem hohen Wiedererkennungswert
sind ZEVS „Liquid Logos“ zu nennen. Aber auch das
Nachziehen der Schatten von diversen Gegenstän-
den des öffentlichen Raums wie z.B. von einer Am-
pel gehören mit zu seinem künstlerischen Werken.
Eine seiner spektakulärsten Aktionen war das He-
rausschneiden (Cut-Out) einer 10m großen Werbe-
figur aus einer Werbeplane. Das kuriose an diesem
Akt des „Visual Kidnapping“ war die an-
schließende Lösegeldforderung von ZEVS. Um sei-
ner Forderung Nachdruck zu verleihen schickte er
einen Finger der Werbefigur an die Firma des Wer-
beplakats. Teilweise veröffentlicht ZEVS Filme sei-
ner Aktionen auf YouTube.
Der Begriff Street-Art bezeichnet eine künstlerische Ausdrucksform im öffentlichen Raum. Seit dem 20. Jahrhundert sind Fassaden der Metropolen beliebtes Medium und Inspirationsquelle
für den kulturellen Ausdruck. Die Street-Art stellt neben der architektonischen Formsprache der Städte, dem Graffiti Writing und der Kommunikationsebene der Werbung eine weitere Form
des visuellen Dialogs im öffentlichen Raum dar und greift wesentlich in die kulturelle Stadtentwicklung ein. Wie bei jeder anderen Avantgardekultur droht ihr revolutionärer Charakter zu
verblassen, sobald sie sich den Strukturen der öffentlichen Marktwirtschaft fügt, indem die Werbung sich die Straßenkunst zu Nutze macht. Entgegen dieser Tendenz versuchen Künstler wie
z.B. ZEVS den werbeverhangenen Straßen den Kampf anzusagen.
Fazit:
Die vielen Facetten der Street-Art ergeben keine eindeutige Klassifizierung. Es existieren keine Richtlinien,
daher ermöglicht sie eine Vereinigung künstlerischer, politischer, subkultureller, sozialer und aktionistischer
Bewegungen. Trotzdem konnte ein globales Netzwerk geschaffen werden, wobei die Verbreitung durch di-
verse Medien erfolgt, welche das Prestige der Street-Art gesteigert haben. Man kann nicht klar festlegen,
wer Kunst im öffentlichen Raum benutzen kann und darf, ob nun zu Marketingzwecken oder als Kommunika-
tionsmittel von Bürgern und um das Stadtbild damit zu verschönern. Doch eines steht fest, alle Formen tra-
gen zum individuellen Stadtbild bei.
Liquid Logo1
Visual Kidnapping2
Werbung:
Kommerzielle Bilder der Werbewirtschaft sind im
Stadtraum omnipräsent. Mit der Expansion der Kom-
munikationsträger wird nicht nur der Kunde über-
reizt, auch die öffentlichen Stadtflächen werden in vi-
raler Weise zunehmend privatisiert. Das wieder-
spricht der Intention der Street-Artists, die das städti-
sche Umfeld als freien Raum zur kreativen und auto-
nomen Mitgestaltung betrachten und es sich deshalb
zur Aufgabe machen, die Werbepräsenz konsumkri-
tisch zu stören. Wenn aber wie bei den Cut-Outs
(Lavazza /Coca Cola Zero) die betroffenen Firmen
durch gesteigerte Aufmerksamkeit und Medienprä-
senz der Aktionen profitieren, wird der Kampf zu ei-
nem intransparenten Kreislauf. Die Fronten werden
scheinbar aufgelöst, wenn Marketingfirmen Street-
Art instrumentalisieren und mit sogenanntem Gueril-
lamarketing in urbane Subkulturen eintauchen. Hier-
bei werden stilistische Mittel und die Popularität der
Street-Art benutzt, um Werbung zu tarnen. Gerade
dabei verschwinden die Grenzen von kommerzieller
Werbung und jugendkultureller Identität. Sich Kom-
munikationsfreiräume im Urbanen Raum zu erkämp-
fen, bleibt einseitig. Straßenkunst oder Marketing-
strategien müssen, als veränderliche Strukturen die
im Stadtbild wirkmächtig sind, voneinander getrennt
untersucht werden.
Bildquellen: Vgl.1 http://killefit.net/blog/wp-content/uploads/2008/08/zevs03.jpg Vgl.2 http://s-o-g-o-o-d.net/doodle/wp-content/uploads/2009/09/zevs05klj.jpg Vgl.3http://culturalhacking.wordpress.com/2009/09/06/visual-kidnapping-zevs/ Vgl.4 Jürgen Große: Urban Art Photography, Berlin 2008
Vgl.5 http://www.kai-juenemann.com/fotos/Zevs.jpg
Simon Fechner Angelique Ohlinger Dennis Danowski Melanie Möbius Anna Siegismund
Aktion und Reaktion4
Spiegel, 20025
Bibliographische Angaben: Jakob, Kai: Street Art in Berlin, Berlin 2008 Reinecke, Julia: Street-Art. Eine Subkultur zwischen Kunst und Kommerz, Bielefeld 2007 Klitzke, Katrin: Street Art. Legenden zur Straße, Berlin 2009