Dr. med. Gereon SchädlerJosefinum Augsburg
Berlin 3.11.2012
Therapie der CerebralpareseÜberblick über bestehende
Konzepte
1. Definition und Manifestationsformen 2. Neurophysiologische Grundlagen3. Therapiekonzepte4. Ergebnis-Qualität / Bewertung5. Zusammenfassung
Gliederung
Cerebralparese:Definition und Manifestationsformen
(Nach Surveillance of Cerebral Palsy in Europe, SCPE)
• Neurologisch bedingte Störung von Bewegung, Haltung und Motorik mit Beteiligung von sensorischen und psychischen Funktionen
• Permanent, aber veränderlich • Manifestation wandelt sich in Abhängigkeit von
Lebensalter und Therapie• Entstehung durch eine nicht progrediente
Störung/Läsion/Auffälligkeit des sich entwickelnden/unreifen Gehirns.
Häufigkeit
• Prävalenz: 2-3/1000 Lebendgeborene
• Subtypen:
bilateral spastische CP : 60% unilateral spastische CP : 30%
dystone CP : 6%
ataktische CP : 4%
Merkmale Spastische CP
Wenigstens 2 der folgenden Charakteristika: • Abnormale Haltung und/oder Bewegung • Gesteigerter Muskeltonus (nicht konstant) • Pathologische Reflexe
(Hyperreflexie, Pyramidenbahnzeichen)• Unilateral oder bilateral
Schema CP-Klassifikation
(Michaelis, Niemann 1999)
Diparese
Tetraparese
Hemiparese Gesunde Seite
Merkmale Dyskinetische CP
• Abnormale Haltung und/oder Bewegung • Unwillkürliche, unkontrollierte,
wiederkehrende, gelegentlich stereotype Bewegung der betroffenen Körperteile
• Unterformen:1) dystone CP : Hypokinesie/Hypertonie
2) choreo-athetoide: Hyperkinesie/Hypotonie
Dyskinetische CP
Merkmale ataktische CP
• Abnormale Haltung und/oder Bewegung • Verlust der geordneten muskulären
Koordination, sodass Bewegungen mit einer abnormaler Kraft, Rhythmus und Genauigkeit durchgeführt werden
• Verminderte Zielgenauigkeit• Rumpfinstabilität
Ataktische Bewegungsstörung
GMFCS-Klassen I - V
Neurophysiologische Grundlagen
Motorik: Lokalisation von Planung/Programm
Aus: Kandel et al., Principles of Neural Science, 2000
Motorische Systeme: Somatotope Gliederung
Rohkamm: Taschenatlas Neurologie, 2009Duus: Neurologisch-topische Diagnostik, 1987
Sensorische Systeme: Somatotope Gliederung Jeder Rezeptor ist cortical spezifisch repräsentiert
Rohkamm: Taschenatlas Neurologie, 2009 Kandel et al.: Principles of Neural Science, 2000
Verlust der Motorik-Funktion bei sensorischem Cortex-Block
(Muscimol-Appl. auf Area 2,Tierversuch)
Nach Kandel et al.: Principles of Neural Science, 2000
Dauerhafte Veränderung der Cortexrepräsentationnach chirurgischer Fusion von Handarealen
(owl monkey)
Corticales Handareal,Finger 3 und 4 fusioniert
Persistenz des Areals nach chirurgischerTrennung der Finger vor 5 Monaten
Kandel et al.: Principles of Neural Science, 2000
Motorische Bahnen: Corticospinale Organisation (Contra/Ipsi-Group)
Kuhnke et al., Dev Med Child Neurol, 2008
Sensorische Bahnen: Corticospinale Organisation (Contra und Ipsi-Group)
Contra-Group:Erhaltene Schleife von primär mot. (M1) und somatosensorischer (S1)Repräsentation
Ipsi-Group: Hemisphärische Dissoziation: Somatosens. Repräsent. (S1) ipsiläsional, mot. Repräsent. (M1) contra-läsional
Mod. nach: Kuhnke et al., Dev Med Child Neurol, 2008
I?
Einfluss mentaler Vorstellung auf Motorik(„Die Welt als Wille und Vorstellung“)
Action, Words and Numbers, Andres et al. 2008
Bewegungsrichtung
Geeignete Prinzipien für Motorisches Lernen
• Frühe Behandlung• Repetition• Imitation / Imagination• Feedback (sensorische Rück-Kopplung)• Motivation / Emotion• Aktives Durchführen• Leistungsgrenze anstreben• Variabilität• Modulation
- peripher durch Änderung des afferenten Inputs- zentral durch Medikamente (z.B. L-Dopa)
• Alltagsrelevanter Kontext
Therapeutische Möglichkeiten:Motorisches Lernen
Therapeutische Möglichkeiten
Therapieverfahren bei CerebralpareseÜbersicht
Muskuläre Eingriffe, knöcherne Korrekturen, Selektive dorsale Rhizotomie (SDR)
Operative Verfahren
Dopamin, Baclofen, BotulinumtoxinPharmakologische Verfahren
EMG-Feedback-Therapie, gerätegestützte Verfahren (Lokomotionstherapie)
Neurophysiologische Verfahren
Cranio-sacrale Therapie, Osteopathie, manuelle Medizin, Kozjavkin-Methode, Synergetische Reflextherapie n. Pfaffenrot
Manualtherapeutische Verfahren
Vojta, Castillo-Morales, Pörnbacher, Motopädie, Meerwasser-Auftriebstherapie, Delphin-therapie
Physiotherapeutisch orientierte Verfahren
I. Impairment(Organfunktion)
TherapiemethodeTherapiegruppeStörungs-Ebene
Fortsetzung Therapieverfahren
Akupunktur, HomöopathieIndirekt pharmakologisch
Feldenkrais, HippotherapieÜbendIV. Ergänzende Therapien
Bobath-KonzeptKonduktive Förderung n. Petö
Alltagsorientierte Verfahren
III. Übergreifende Therapieansätze
Gangtraining nach Methode„Gehen-Verstehen“ (OGIG)
Kognitiv orientiertes Gangtraining
Constrained induced Therapy(CIMT=FUT)
Funktionelle Ergotherapie
II. Aktivität und Partizipation(Alltagsfertigkeiten)
TherapiemethodeTherapiegruppeStörungs-Ebene
Vojta-Therapie
Angeborene zentrale Bewegungsstörungen
Frühkindlich erworbene zentr. Bewegungsstörungen
Schlaffe Lähmungen, z.b. Plexusparese
Schädigungen des Rückenmarkes
Indikationen
Einzeltherapie, durch ausgebildete Fachkräfte,
nach Anleitung auch durch Bezugspersonen
Setting
Physiologische Einstellung von Wirbelsäule und Kopf, zentrierte Einstellung der Kugelgelenke,
Einfluss auf Herz/Kreislauf, Atmung, Vegetativum
Effekte
Abrufen von genetisch veranlagten Haltungs- und Bewegungsmustern in bestimmten Ausgangslagen über definierte Zonen an Extremitäten und Rumpf
Prinzip
Vojta-Therapie
Castillo-Morales Therapie
Einzeltherapie täglich, auch Blocktherapien z. B. 2 x täglich eine Woche lang, Elternanleitung für einzelne Therapieelemente
Setting
Muskelhypotonie bei Down-Syndrom, Prader-Willi-Syndrom etc.
Cerebralparese, insbesondere mit Störungen von Mundmotorik und - Sensorik
Indikationen
Tonusregulation, z.B. Verbesserung hypotonerMundmotorik, Zungenbeweglichkeit, Schluckfähigkeit
Effekte
Stimulation von propriozeptiven Sensoren durch Zug, Druck, Streichen und Vibration.
Prinzip
Castillo-Morales - Therapie
Castillo-Morales - Therapie
Pörnbacher-Therapie (Neuro-Entwicklungsphysiologischer Aufbau : NEPA)
Einzeltherapie, Anleitung der Bezugsperson, Etablierung der therapeutischen Lagerung im Alltag beim Patienten zuhause
Setting
Cerebralparesen mit Fehlhaltungen von Wirbelsäule, Hüfte. Hypotonie bei Syndromen.
Mehrfachbehinderung ohne eigene Aufrichtung
Indikationen
Tonusregulation, Verbesserung von Aufrichtung und Eigenaktivität aus der Lagerung, Vermeidung von Kontrakturen, Verbesserung von Tiefenatmung
Effekte
Etablierung von Körperaufrichtemechanismen(Anheben von Kopf und Brustkorb)Lagerung als Voraussetzung für Eigenaktivität
Aktivierung der propriozeptiven Sinnessysteme und des emotionalen Gedächtnisses
Prinzip
Pörnbacher-Therapie
Übersicht Therapieverfahren:Manualtherapeutische Verfahren
Muskuläre Eingriffe, knöcherne Korrekturen, Selektive dorsale Rhizotomie (SDR)
Operative Verfahren
Dopamin, Baclofen, BotulinumtoxinPharmakologische Verfahren
EMG-Feedback-Therapie, gerätegestützte Verfahren (Lokomotionstherapie)
Neurophysiologische Verfahren
Cranio-sacrale Therapie, Osteopathie, manuelle Medizin, Kozjavkin-Methode, Synergetische Reflextherapie n. Pfaffenrot
Manualtherapeutische Verfahren
Vojta, Castillo-Morales, Pörnbacher, Motopädie, Meerwasser-Auftriebstherapie, Delphin-Therapie
Physiotherapeutisch orientierte Verfahren
I. Impairment
(Organfunktion)
TherapiemethodeTherapiegruppeStörungs-Ebene
Cranio-Sacrale Therapie
Einzeltherapie, ein – mehrmals/Woche, auch blockweise
Setting
Krankheiten von Nervensystem und Bewegungsapparat mit Restriktionen im Bindegewebe: CP, Neuropathien, K.I.S.S., ADHS…
Indikation
Veränderungen von Motorik, Sensorik, Verhalten, psychosozialer Integration
Effekte
Entlastung des ZNS, Verbesserung der Durchblutung, Anregung der Selbstheilungskräfte. Wahrnehmung von Spannungsungleichgewichtenim craniosacralen System durch erfahrenen Therapeuten. Genaue Wirkungsweise ungeklärt
Prinzip
Cranio-Sacrale Therapie
Manuelle Medizin
Ärztliche Behandlung mit Manualmedizin, im Verbund mit Physiotherapie, Ergotherapie, Massage, adäquater Hilfsmittelversorgung
Setting
Cerebralparese, insbes. bei Schmerzen, Fehlhaltungen bei orthopädischen Problemen
Indikationen
Erweiterte Bewegungsmöglichkeiten, Schmerzminderung.
Effekte
Verbesserung der Biomechanik von Muskeln und Gelenken führt zur besseren Eigenwahrnehmung. Erlernen neuer Bewegungsmuster.
Prinzip
Manuelle Medizin
Kozjavkin - Methode
Setting
Indikationen
Effekte
Prinzip
14 Tage Intensivbehandlung: Mobilisation von Wirbelsäule und Gelenken, Physiotherapie, Massage, Rhythmische Musiktherapie, Apitherapie (Bienenstich-Hyperämie)
CP aller Art, posttraumatische Patienten (Unfall, Apoplex)
Patienten mit Wirbelsäulenbeschwerden.
Cave: Fehlbildungen, Osteoporose, Bandscheibenvorfall etc.
Normalisierung des Muskeltonus, Zunahme von aktiver und passiver Gelenksbeweglichkeit. Besserung von Motivation und psychischer Befindlichkeit. Leichtere Atmung und sprachliche Artikulation.
Polysegmentale biomechanische Korrektur der Wirbelsäule
Beseitigung funktioneller Blockaden von Wirbelbewegungssegmenten
Veränderung der afferenten und efferenten Steuerung auf spinaler und zentraler Ebene
I B. 4. Kozjavkin - Methode
Kozjavkin - Methode
Übersicht Therapieverfahren:Neurophysiologische Methoden
Muskuläre Eingriffe, knöcherne Korrekturen, Selektive dorsale Rhizotomie (SDR)
Operative Verfahren
Dopamin, Baclofen, BotulinumtoxinPharmakologische Verfahren
Gerätegestützte Verfahren (Lokomotionstherapie)EMG-Feedback-Therapie (Brucker)
Neurophysiologische Verfahren
Cranio-sacrale Therapie, Osteopathie, manuelle Medizin, Kozjavkin-Methode, Synergetische Reflextherapie n. Pfaffenrot
Manualtherapeutische Verfahren
Vojta, Castillo-Morales, Pörnbacher, Motopädie, Meerwasser-Auftriebstherapie, Delphin-therapie
Physiotherapeutisch orientierte Verfahren
I. Impairment
(Organfunktion)
TherapiemethodeTherapiegruppeStörungs-Ebene
Lokomotionstherapie
Kombination von Gerätegestützter Therapie und Physiotherapie, einzeln und in Gruppe, integrierte Hilfsmittelversorgung, möglichst mit Ganganalyse vor und nach Behandlung
Setting
Spastische, ataktische, dyskinetische CP
Z. n. Orthopädischen OP´s, Z.n. SDR
Z.n. Neuropathien (GBS)
Indikationen
Erhöhung von Muskelkraft und Koordination. Abnahme der Spastik. Höhere Motivation zur Therapie. Trainingseffekt für Herzkreislaufsystem, Skelett, Muskeln, Gelenke
Effekte
„Gehen lernt man nur durch Gehen“
Repetitives Üben mit Gewichtsentlastung. Stimulation der motorischen Zentren in Gehirn und Rückenmark. Realistische propriozeptiveStimulation in aufrechter Position
Prinzip
Lokomotionstherapie Laufband, Gangtrainer nach Hesse
Lokomat („Gangroboter“)
Lokomat-Training
EMG-Biofeedback-Methode (n.Brucker)
Blocktherapie täglich, ca. 2 Wochen,
Intervalltherapie ambulant
Setting
Cerebralparese bis GMFCS V,
Z.n. Apoplex, SHT, Ertrinkungsunfällen,
Auch nach Sportverletzungen
Indikation
Gezieltere Ansteuerung der Muskulatur durch verbesserte Wahrnehmung (Biofeedback), Besserung der Muskelkraft und -Koordination
Effekt
Elektroden auf Zielmuskeln messen neuromuskulären Signale (Innervationspotentiale), die auf Bildschirm sichtbar sind. Durch visuelle Kontrolle lernt der Patient gezielt seine Muskulatur einzusetzen.
Prinzip
Biofeedback n. Brucker
Galileo-System
Blocktherapien in Kombination mit anderen Verfahren, Intervall-Therapie zu Hause (Leih- oder Kaufgerät)
Setting
Cerebralparese, Multiple Sklerose, M. Parkinson,
inkomplette Querschnitts-Syndrome, Apoplexfolgen, Osteoporose
Indikationen
Kräftigung der paravertebralen Muskulatur, sowie von Extermitäten- und Halsmuskulatur.
Aktivierung vorhandener Restfunktionen, Aufbau neuer Bewegungsmuster, Kraftaufbau
Effekt
Sinusförmige, sich wiederholende Bewegung und
seitenalternierende Vibration stimuliert aufrichtende Muskulatur. Unwillkürliches Training mit automatisch-reflektorischer Aktivierung der aufrichtenden Muskulatur
Prinzip
Galileo-System
Galileo für Beine/Rücken Galileo für Hand/Arm/Schulter
Wii-Konsole
Wii für Hand/Arm/Schulter
Wii für Füße/Beine/WS
Übersicht Therapieverfahren: Pharmakologie
Muskuläre Eingriffe, knöcherne Korrekturen, Selektive dorsale Rhizotomie (SDR)
Operative Verfahren
Dopamin, Baclofen, BotulinumtoxinPharmakologische Verfahren
gerätegestützte Verfahren (Lokomotionstherapie)EMG-Feedback-Therapie (Brucker)
Neurophysiologische Verfahren
Cranio-sacrale Therapie, Osteopathie, manuelle Medizin, Kozjavkin-Methode, Synergetische Reflextherapie n. Pfaffenrot
Manualtherapeutische Verfahren
Vojta, Castillo-Morales, Pörnbacher, Motopädie, Meerwasser-Auftriebstherapie, Delphin-therapie
Physiotherapeutisch orientierte Verfahren
I. Impairment(Organfunktion)
TherapiemethodeTherapiegruppeStörungs-Ebene
Dopamin-WirkungCerebralparese nach Encephalitis
Vor Madopar Mit Madopar 2 Jahre später
Baclofen
• Baclofen wirkt an den Synapsen und Nerven des Rückenmarkes.
• Ohne entsprechende ständige Kontrolle aus dem Gehirn überwiegen im Rückenmark die spastischen Reflexmechanismen. Diese können bei Kranken so stark sein, dass sie aus dem Schlaf aufwachen und starke Schmerzen verspüren.
• Baclofen wirkt an den Reflexbögen des Rückenmarkes. Dort kann es den natürlichen antispastischen Effekt der GABA nachahmen.
• Die notwendige Dosis des intrathekalen Baclofens ist verschieden, ist aber weitaus kleiner als die orale Dosis.
Baclofen-Pumpe
Botulinum-Toxin
• Im Muskel blockiert Botulinumtoxin durch Zerstörung von Proteinkomplexen die Freisetzung des Neurotransmitters Acetylcholin.
• Dadurch kann der entsprechende Muskel nicht mehr wie gewohnt angespannt werden.
• Andere Nervenfunktionen – wie das Fühlen oder Tasten – werden nicht beeinflusst.
• Nach einer therapeutischen Injektion baut sich die Wirkung langsam auf und erreicht - je nach Indikation und Dosis - nach etwa zehn Tagen ihren Höhepunkt.
• Nach zwei bis sechs Monaten ist die Neuaussprossung der Nervenenden beendet, wodurch die Muskeln wieder aktiviert werden können
Botulinum-ToxinSpastische Hemiparese nach Hirnblutung
Vor Botulinum-Toxin Nach Botulinum-Toxin
BTX und Schienenbehandlung:Erstmals Fahrradfahren möglich (Justin S., Hemiparese links )
Übersicht Therapieverfahren
Muskuläre Eingriffe, knöcherne Korrekturen, Selektive dorsale Rhizotomie (SDR)
Operative Verfahren
Dopamin, Baclofen, BotulinumtoxinPharmakologische Verfahren
gerätegestützte Verfahren (Lokomotionstherapie)EMG-Feedback-Therapie (Brucker)
Neurophysiologische Verfahren
Cranio-sacrale Therapie, Osteopathie, manuelle Medizin, Kozjavkin-Methode, Synergetische Reflextherapie n. Pfaffenrot
Manualtherapeutische Verfahren
Vojta, Castillo-Morales, Pörnbacher, Motopädie, Meerwasser-Auftriebstherapie, Delphin-therapie
Physiotherapeutisch orientierte Verfahren
I. Impairment
(Organfunktion)
TherapiemethodeTherapiegruppeStörungs-Ebene
Orthopädische Massnahmen
Ein- und mehrzeitige OP-Verfahren, Nachbehandlung obligat (Physiotherapie, Hilfsmittelversorgung)
Setting
Cerebralparese-Folgen: Muskelverkürzungen, Gelenk- und Achsenfehlstellungen, Kraftminderung durch ungünstige Hebelverhältnisse
Indikationen
Regelrechte Gelenkeinstellung, Besserung der biomechanischen Hebelverhältnisse, Funktionsgewinne, Schmerzlinderung
Effekte
Verlängerung von Muskeln,
Korrektur von knöchernen Anomalien und Gelenkfehlstellungen,
Muskelverpflanzungen
Prinzip
Orthopädische Eingriffe
SDR: Selektive dorsale Rhizotomie
Neurochirurgischer Eingriff in wenigen Zentren.
Nachbehandlung in spezialisierten Rehakliniken, optimal mit Lokomat-Einsatz und individueller Physiotherapie
Setting
Cerebralparese GMFCS II, III, (IV)Indikation
Gezielte Minderung von Spastik, Schmerzen.
Besserung des Steh- und Gehvermögens.
Bei Durchführung im frühen Kindesalter auch sekundäre Verbesserung des Sprachvermögens,
der Tiefensensibilität, sowie der Kontrolle des Oberkörpers und der Handfunktion
Effekte
Operative Durchtrennung von afferentenpropriozeptiven dorsalen Nervenwurzeln führt zu Minderung der zentralen spastischen Hemmung
Prinzip
SDR: Selektive dorsale Rhizotomie
Lukas nach SDR : Einzeltherapie und Lokomat
Übersicht Therapieverfahren II. – IV.
Akupunktur, HomöopathieIndirekt pharmakologisch
Feldenkrais, HippotherapieÜbendIV. Ergänzende Therapien
Bobath-Konzept (heutiger Stand)Konduktive Förderung n. Petö
Alltagsorientierte Verfahren
III. Übergreifende Therapieansätze
Gangtraining nach Methode
„Gehen-Verstehen“ (O.G.I.G.)
Kognitiv orientiertes Gangtraining
Constraint- Induced MovementTherapy(CIMT)Hand-Arm-Bimanual-Intensiv-Theapie(HABIT)
Funktionelle Ergotherapie
II. Aktivität und Partizipation(Alltagsfertigkeiten)
TherapiemethodeTherapiegruppeStörungs-Ebene
Constraint-Induced Movement Therapy (CIMT)
• Im Tierexperiment entwickelt • Orientierung an modernen verhaltenstherapeutischen
Grundsätzen• Effekte auf neurophysiologischer Ebene gut untersucht• Erkenntnisse moderner Hirnforschung berücksichtigt • Effektivität anhand zahlreicher placebokontrollierter
Studien untersucht• Studien mit funktioneller Bildgebung und transkranieller
Magnetstimulation belegen eine Aktivitätszunahme der Cortexareale der paretischen Hand.
• Klare Überlegenheit gegenüber herkömmlichen Therapieverfahren der oberen Extremität (Taub et al. 2004, ES Ib, EG A).
Alltagsorientierte Ziele (CIMT)
• Reissverschluss ziehen
• Tennisball fangen
• Schöner schreiben• Messer beim Schnitzen
halten
• Karten spielen/ halten/umdrehen
• Schuhe binden
• Nägel schöner lackieren
• Geldbeutel leichter öffnen
• Buchseite umblättern • Handkraft verstärken
• Am PC schreiben
CIMT: Greifen, Loslassen, Klettern
CIMT
Hand-Arm Bimanual Intensive Therapie (HABIT)
• HABIT wurde aus Tierexperimentellen Ansätzen heraus entwickelt (Gordon et al. 2007).
• Die Therapie orientiert sich ebenfalls an verhaltenstherapeutischen Grundsätzen, betont aber das ausgeglichene bimanuelle Training.
• Signifikante qualitative und quantitative Verbesserung der paretischen Hand (Charles und Gordon 2006, ES Ib, EG A).
Gehen Verstehen (O.G.I.G)
Ganganalyse (visuell, videogestützt, apparativ)
Kooperation mit erfahrenen Hilfsmittelversorger,
Einzeltherapie (Anleitung), Gruppentherapie (Übung)
Cerebralparesen aller Art (beinbetont), Schmerzen durch Sekundärfolgen, Fehlhaltungen. „Therapieversager“ anderer Methoden
Indikation
Einsatz zuvor kaum aktivierter Muskelgruppen mit besserer Aufrichtung, größerer Schrittlänge.
Abbau von biomechanisch ungünstigen Bewegungs-und Haltungsmustern, hohe Motivation durch oft rasche Erfolge
Effekt
Kognitiv-sensorische Erfahrungen neuer Gangmuster mit veränderter Propriozeption werden durch gezieltes Training cortical verankert und dauerhaft abrufbar
Prinzip
Gehen-Verstehen (O.G.O.G.)Perry / Götz-Neumann
Gehen Verstehen
Übersicht Therapieverfahren II. - IV
Akupunktur, Homöopathie
Indirekt pharmakologisch
Feldenkrais, Hippotherapie
ÜbendIV. Ergänzende Therapien
Bobath-Konzept (heutiger Stand)Konduktive Förderung n. Petö
Alltagsorientierte Verfahren
III. Übergreifende Therapieansätze
Gangtraining nach Methode„Gehen-Verstehen“ (OGIG)
Kognitiv orientiertes Gangtraining
Constraint- Induced MovementTherapy(CIMT)Hand-Arm-Bimanual-Intensiv-Theapie(HABIT)
Funktionelle Ergotherapie
II. Aktivität und Partizipation(Alltagsfertigkeiten)
TherapiemethodeTherapiegruppeStörungs-Ebene
III. Übergreifende AnsätzeBobath-Konzept
Einzel- oder Gruppentherapie. Täglich, wöchentlich, blockweise.
Setting
Cerebralparesen aller Art, Spina bifida, Plexusparese, ZNS-Schädigungen aller Art. Anwendung in jedem Lebensalter, jedem Schwergrad möglich
Indikationen
Optimale sensomotorische Bewegungserfahrungenbei allen Bewegungsübergängen und Aufenthaltsorten. Verbesserung von Tonusregulation, Haltung und Bewegung
Effekte
Motorisches Lernen durch Fazilitation (Anbahnung). Umfeldgestaltung und Hilfsmittel im sozialen Kontext. Ermöglichen von eigenständigen Problemlösungen und Handlungen durch Ausnutzen der Plastizität des GehirnsPrinzip
Konduktive Förderung n. A. Petö
Einzelförderung nur vorübergehend,
Ziel ist Integration in konduktive Gruppe
Setting
Cerebralparesen aller Art, Hirnfunktionsstörungen nach Trauma (SHT), Apoplex, MS etc., künftig auch erweiterte Indikationen (Psychosomatik/KJP)
Indikationen
Größere Selbständigkeit in Alltagssituationen, Verbesserung von Aufrichtung, Grob- und Feinmotorik auch bei mit anderen Methoden vorbehandelten Patienten. Hohe Motivation durch soziale Therapiesituation gekoppelt mit pädagogischen Elementen (Schule, HPT)
Effekte
Optimale Lernabstimmung im Alltag führt zur Minderung/Beseitigung von Lernhindernissen im sensorischen, motorischen und emotionalen Bereich. Repetitives, übendes Vorgehen mit mentaler Vorbereitung berücksichtigt die Prinzipien des motorischen und sozialen Lernens.Prinzip
Konduktive Förderung:Auffädeln mit Hilfe / selbständig
Konduktive Förderung:Würfeln und Rechnen in sozialem Kontext
Konduktive Förderung:Greifen, Würfeln, Rechnen in sozialem Kontext
IV. Ergänzende Therapieverfahren
Hippotherapie
Einzelbehandlung 1-2 x/ Woche, Blockweise möglich
Setting
Cerebralparese mit Hypertonie oder Hypotonie, Dystonie, Ataxie
Indika-tionen
Verbesserung von • Sensomotorik (Körperwahrnehmug, Gleichgewicht, Raum- und Lagebewußtsein)
• Psychomotorik (Körpervertrauen, Abbau von Bewegungsangst),• Soziomotorik (Persönlichkeit, soz. Angst)
Effekte
Propriozenptive Stimulation durch > 100 Schwingungsimpulse pro Minute (Schrittfolge des Pferdes)
Prinzip
Orthesen
ErgebnisqualitätErgebnisqualität
Ergebnisqualität
Neuro-Development-Therapie
• Zusammenfassender Begriff für Bobath-ähnlicheKonzepte.
• Die methodisch besten Studien konnten keinen Effekt einer isolierten NDT nachweisen (Bower et al. 1996; Bower et al. 2001).
• Kombinierte Ansätze zeigen eine leichte Überlegenheit gegenüber der isolierten NDT.
• Primär funktionell ausgerichtete Therapieansätze sind der NDT überlegen.
40 Kinder mit BS-CP, Durchschnittsalter 9,8 Jahre, 4x/Woche Lokomat , 40 min, 3 Wochen Therapie
(Borggraefe et al. 2010)
Effekte noch 6 Monate später nachweisbar
Stehen Gang Geschwindigkeit
Gehen Ausdauer
Schreibprobe nach 2 Wochen CIMT
Studie: Qualitäts-Effekt von CIMT: Verbesserung bei Contra und Ipsi-Group
Contra-Group: 7 Patienten, 10-30 y, WMFT-Score von 3,73 auf 4,17
Ipsi-Group: 7 Patienten, 10-30 y, WMFT-Score von 3,33 auf 3,90
Kuhnke et al., Dev Med Child Neurol, 2008
Geschwindigkeit nach CIMT:Contra-Group schneller, Ipsi-Group langsamer
Contra-Group: 7 Patienten, 10-30 y, ca. 14 % schneller nach CIMT
Ipsi-Group: 9 Patienten, 11-30 y, ca. 26 % langsamer nach CIMT
6 P.7 P
Kuhnke et al., Dev Med Child Neurol, 2008
Integrierte CP-Therapie-Konzepte
Psychologische, motivationale
Verfahren
OrthesenMedikamente
(BTX, L-Dopa)
Operationen
Therapie in sozialem Kontext:
KonduktiveFörderung
Gerätegestützte Therapien,
Biofeedback
Funktionelle Therapien
CIMT/HABIT
Personen-bezogene (Einzel)-Therapien
AmbulantTages-Stationär
halbtags
Tages-Stationär
ganztags
Voll-Stationär
Sprechstunde ambulant(Arzt/Therapeut/Hilfsmittelversorger), ggfs. Psychologe
Anfrage
Box und Block-Test nach 1 Woche CIMT-Therapie
Von 11 auf 17/min Unverändert 39/min
Unsere Zielgruppe
Zusammenfassung
• Die Therapie der Cerebralparese bei Kindern ist eine große therapeutische Herausforderung
• Es gibt zahlreiche Konzepte mit sehr unterschiedlichen Ansatzpunkten
• Ergebnisse aus neurophysiologischen/klinischen Forschungen können zu neuen Therapie-Ansätzen führen.
• Durch alltagsorientierte, motivationale Therapieverfahren können erhebliche Funktionsverbesserungen erzielt werden.
• Konduktive Förderung (KF) berücksichtigt die Prinzipien des motorischen Lernens in sozialem Kontext.
• Für inklusive Konzepte ist KF wegen des kombinierten therapeutisch-pädagogischen Ansatzes sehr geeignet.
Vielen DankVielen Dank