Arthroskopie 2006 · 19:258–264
DOI 10.1007/s00142-006-0361-3
Online publiziert: 11. August 2006
© Springer Medizin Verlag 2006
K. P. Benedetto
Abteilung für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie,
Akademisches Lehrkrankenhaus, Feldkirch
Tibial-inlay-Technik beim hinteren Kreuzbandersatz
Leitthema
Das hintere Kreuzband als Teil des Zen-
tralpfeilers stellt die wichtigste Struk-
tur des Kniegelenks dar, um die dorsale
Translation der Tibia zu verhindern.
Der Anatomie und Biomechanik des
hinteren Kreuzbandes wurden in den
letzten Jahren in der Literatur zuneh-
mende Aufmerksamkeit gewidmet. Ana-
log dem vorderen Kreuzband besteht
auch das hintere Kreuzband aus einer
multiaxialen Faserstruktur, die im We-
sentlichen in ein anterolaterales und pos-
teromediales Bündel unterteilt wird [1, 8,
9]. In Streckstellung nimmt das hintere
Kreuzband einen eher transversalen Ver-
lauf ein, richtet sich mit zunehmender
Flexion auf, entwickelt dabei mehr Zug-
spannung und übernimmt vermehrt die
Funktion des zentralen Drehpfeilers für
die Rotation. Das posterolaterale Kapse-
leck mit dem lateralen Meniskushinter-
horn, den Ligg. meniscofemorale anteri-
us und posterius, dem M. popliteus und
dem Lig. popliteofibulare ist entschei-
dend für die Rotationsstabilität in diesem
Bereich [8, 9].
Der Verlauf der unbehandelten hin-
teren Kreuzbandruptur wird in der Lite-
ratur unterschiedlich beschrieben. Torg
u. Barton [17] fanden in ihrer 10- bis 15-
Jahres-Nachuntersuchung nach isolier-
ter hinterer Kreuzbandruptur keine osteo-
arthrotische Degeneration des Gelenk-
knorpels, wiesen jedoch auf die schlech-
teren Ergebnisse bei kombinierten Läsi-
onen hin. Cross u. Powell [5] fanden da-
gegen, dass bei Nichtbehandlung der Rup-
tur des hinteren Kreuzbandes eine arthro-
tische Degeneration unvermeidbar sei.
Dies wird in anderen klinischen Studien
[4, 11] als auch in experimentellen Arbei-
ten [18] bestätigt.
Zur Rekonstruktion der posterola-
teralen Kniebandinstabilität werden in
der Literatur zahlreiche unterschiedliche
Operationsverfahren angegeben, wobei
das Spektrum von der isolierten intraar-
tikulären Rekonstruktion unter Verwen-
dung der verschiedensten Materialien,
der isolierten extraartikulären Stabili-
sierung, der intra- und extraartikulären
kombiniert bis zu einer additiven Osteo-
tomie oder eine Osteotomie allein reicht.
Bei den direkten Rekonstruktionsverfah-
ren wird zwischen transtibialer und Inlay-
technik als auch zwischen Single-bundle-
und Double-bundle-Rekonstruktion un-
terschieden [2, 7, 10, 11, 14, 15, 16].
Das Ziel der vorgelegten Studie war es,
die Ergebnisse der Inlaytechnik kritisch
zu evaluieren und mit den in der Litera-
tur angegebenen anderen Operationsver-
fahren zu vergleichen.
Indikation
Die Indikation zur Rekonstruktion des
hinteren Kreuzbandes in der Single-
bundle-Technik unter Verwendung des
autologen zentralen Drittels des Lig. patel-
lae als Knochenband-Knochentransplan-
tat war gegeben, wenn eine dorsale Trans-
lation der Tibia um 10 mm oder mehr vor-
lag oder eine kombinierte Instabilität mit
dorsaler Translation und vermehrter Au-
ßenrotation des betroffenen Beins nach-
gewiesen wurde (. Abb. 1, 2, 3).
Operationsmethode
Der Eingriff erfolgt in endotrachealer In-
tubationsnarkose und Rückenlagerung
mit hängendem Bein. Nach Anlegen der
pneumatischen Blutsperre erfolgt die Ent-
nahme des zentralen Drittels des Lig. pa-
tellae als Knochenband-Knochentrans-
plantat über einen leicht anterolateralen
Abb. 1 8 Stressröntgen – Bartlett view im Seitenvergleich
258 | Arthroskopie 3 · 2006
Zugang. Der Patellablock misst 2×0,8 cm.
Die Größe des tibialen Blocks beträgt
2,5×1 cm. Die Knochenblöcke werden mit
resorbierbaren Fäden armiert, und an-
schließend wird durch den Hebedefekt
in die Fossa condylaris eingegangen [7].
Etwaige Meniskusschäden, die präope-
rativ MR-tomographisch nachgewiesen
wurden, werden arthroskopisch vor der
Transplantatentnahme saniert. Über ei-
ne kleine mediale superiore Inzision nach
Spaltung der Faszie des M. vastus medialis
wird ein Bohrdraht zum Zentrum des an-
terolateralen Bündels eingebracht. Nach
Kontrolle der richtigen Stiftlage erfolgt
das Überbohren in der Outside-in-Tech-
nk am medialen Femurkondyl mit dem 8-
mm-Bohrer (. Abb. 4). Nach Abrunden
der scharfen Kanten wird der Patellablock
eingezogen, sodass er bündig an der In-
nenkante des medialen Femurkondyls ab-
schließt. Anschließend erfolgt die Fixati-
on des femoralen Knochenblockes mit ei-
ner Titaninterferenzschraube 30×7 mm
(. Abb. 5).
Das freie Transplantatende wird in
den Recessus posterior verlagert, und
nach Einlegen einer Redondrainage er-
folgt der ventrale Wundverschluss. Bei
liegender Blutsperre erfolgt die Umlage-
rung in Bauchlage, wobei ein Polster su-
prakondylär am Oberschenkel unterlegt
wird. Der dorsale intermuskuläre Gas-
troknemiuszugang [2] erfolgt über einen
leicht gebogenen Hautschnitt am zentra-
len Rand des medialen Gastroknemius-
bauchs. Das neurovaskuläre Bündel zur
Versorgung des medialen Gastroknemi-
uskopfes wird dargestellt und mit einem
Vesselloop angeschlungen (. Abb. 6,
7, 8, 9). Anschließend erfolgt die Inzisi-
on der Faszie des M. popliteus am medi-
alen Rand und das Unterfahren subperi-
Abb. 2 8 Eine dorsale Translation >2 cm stellt eine Komplexinstabilität dar
Abb. 3 8 Im MRT nachgewiesene Ruptur des HKZB
Abb. 4 8 Lage des femoralen Bohrstifts bei HKZB-Plastik am Präparat
Abb. 5 8 Femorale Knochenblocklage des Transplantats
Abb. 6 8 Markierung des Hautschnitts zum in-termuskulären Gastroknemiuszugang
Tab. 1 Entwicklung der Osteoarthrose, Fairbank’s (in %)
Medial 26,1 52,2 13,0 8,7
Lateral 43,4 34,8 17,4 4,3
Patellofemoral 56,5 17,4 17,4 8,7
Fairbank’s 0 I II III
259Arthroskopie 3 · 2006 |
ostal. Nun wird eine kurze schräge Inzisi-
on von 1,5 cm an der dorsalen Kapsel zen-
tral angelegt und das freie Transplanta-
tende hervorgehoben. Vom dorsalen Zu-
gang ist der Ansatz des hinteren Kreuz-
bandes gut sichtbar und es wird nun eine
Rinne in der Größe von 2,5×1 cm ausge-
meißelt. Der Tuberositasblock wird in die
Rinne eingepasst und bei 70° Flexion und
unter Auslösen einer ventralen Schublade
erfolgt die gelenknahe Fixation mit einem
Bohrdraht (. Abb. 6, 10, 11). Anschlie-
ßend wird der Knochenblock eingebolzt
und mit 2 AO-Kleinfragmentschrauben
fixiert. Nach Entfernen des Bohrdrahts
wird die Gelenkkapsel gedoppelt und die
Faszie des M. popliteus verschlossen. Der
weitere Wundverschluss erfolgt schicht-
weise nach Einlegen einer Redondraina-
ge.
Nachbehandlung
Postoperativ erfolgt die Lagerung in ei-
ner Streckschiene mit Unterpolsterung
des Unterschenkels für 2 Tage. Medika-
mentös erfolgt eine perioperative antibi-
otische Abschirmung sowie die Gabe von
nichtsteroidalem Antirheumatikum. Die
Thromboseprophylaxe mit Low-dose-He-
parin ist obligat bis zur Mobilisierung mit
Vollbelastung.
Nach Entfernen der Redondrainagen
und Verbandwechsel am 2. postopera-
tiven Tag erfolgt die Anlage einer PCL-
Schiene (Firma Albrecht; . Abb. 12). Das
Bewegungsausmaß wird auf 0-10-40° für
die ersten 4 Wochen limitiert. Während
dieses Zeitraums erfolgt die Mobilisierung
mit Teilbelastung. Zusätzlich wird in die-
ser Phase eine intensive Krankengymnas-
tik mit Elektrostimulation, Lymphdraina-
ge und Patellamobilisation durchgeführt.
Von der 4. bis 8. Woche wird das Be-
wegungsausmaß auf 0-0-50° erweitert mit
Vollbelastung. In dieser Phase erfolgt eine
intensivere Physiotherapie mit Koordina-
tionstraining. Die Orthese wird insgesamt
bis zur 10. Woche getragen und im Rah-
men der physiotherapeutischen Behand-
lung die Beweglichkeit ab der 8. Woche
freigegeben. Ein Sportverbot ist, abhän-
gig von der jeweils ausgeübten Sportart,
zwischen 9 und 12 Monaten gegeben.
Abb. 7 7 Spreizen des medialen vom lateralen Gastrokne-miuskopf
Abb. 8 8 Anschlingen des neurovaskulären Bündels für den medialen Gastroknemiuskopf
Abb. 9 8 Intraoperativer Situs der tibialen Transplantation
Abb. 10 8 Ausgemeißeltes Transplantatbett für den tibialen Knochenblock am anatomischen Ansatz des HKZB
Abb. 11 8 Lage des Lig.-patellae-Transplantats beim HKZB-Ersatz
260 | Arthroskopie 3 · 2006
Leitthema
Zusammenfassung · Abstract
Arthroskopie 2006 · 19:258–264 DOI 10.1007/s00142-006-0361-3
© Springer Medizin Verlag 2006
K. P. Benedetto
Tibial-inlay-Technik beim hinteren Kreuzbandersatz
Zusammenfassung
Die hintere Kreuzbandrekonstruktion mit
dem zentralen Drittel des Lig.-patellae-Au-
tograft in der Inlaytechnik ist ein komplika-
tionsarmes Operationsverfahren mit gutem
funktionellem Ergebnis. Der intermuskuläre
Gastroknemiuszugang gewährt eine anato-
mische und stabile Transplantatverankerung
und ermöglicht bei frischen Komplexver-
letzungen auch eine direkte posterolaterale
oder posteromediale Kapselrekonstruktion.
Des Weiteren verhindert er die dorsale Trans-
plantatelongation sowohl beim „killer turn“
als auch am medialen Femurkondyl durch Fi-
xation des Knochenblockes bündig an der In-
nenseite des medialen Femurkondyls.
Bei chronischen Komplexinstabilitäten
ist jedoch auch eine plastische Rekonstrukti-
on der peripheren Stabilisatoren erforderlich.
Aus diesem Grund ist die exakte klinische
und apparative Diagnostik der Begleitläsi-
onen notwendig und die Differenzierung in
isolierte dorsale Knieinstabilität und posteri-
ore Komplexinstabilität. Miteinfließen in das
Behandlungskonzept muss auch die funktio-
nelle Beinachse.
Das Ergebnis wird durch einen vorbeste-
henden Knorpelschaden beeinflusst, der si-
gnifikant mit der Zeitdauer zwischen Unfall
und Rekonstruktion korreliert.
Schlüsselwörter
Inlaytechnik · Intermuskulärer Gastroknemi-
uszugang · Anatomische Transplantatfixati-
on · Instabilitätstyp · Knorpelschaden
Tibial inlay technique for posterior cruciate ligament reconstruction
Abstract
Posterior cruciate ligament reconstruction in-
lay technique using the central third of the
patellar tendon autograft has a low complica-
tion rate and leads to a good functional out-
come. The intermuscular gastrocnemius ap-
proach enables anatomic and stable graft
fixation, as well as anatomic posterolateral
and posteromedial capsular reattachment in
complex knee instability.
The inlay technique prevents graft elon-
gation at the killer turn and enables bone
block fixation flash at the inner edge of the
medial femoral condyle.
Isolated posterior knee instability has to
be differentiated from complex knee instabil-
ity and requires detailed clinical and appar-
ative examination. Malalignment also has to
be addressed in the surgical treatment con-
cept.
Results are influenced by preexisting car-
tilage damage. These strongly correlate with
the time elapsed between injury and surgery.
Keywords
Inlay technique · Intermuscular gastrocnemi-
us approach · Anatomic graft fixation · Perso-
nality of instability · Cartilage damage
Patienten
In den Jahren 1987–2005 wurden 172 hin-
tere Kreuzbandrekonstruktionen mit
ventralem dorsalem Zugang durchge-
führt, wobei 119-mal die isolierte hintere
Kreuzbandrekonstruktion in der vorge-
stellten Technik erfolgte.
93 von 119 Patienten konnten klinisch
und radiologisch nachkontrolliert wer-
den mit einem Untersuchungszeitraum
von 2–13 Jahren (. Abb. 13). 26 Pati-
enten konnten nicht erreicht werden oder
erschienen nicht persönlich zur Nachun-
tersuchungskontrolle. Die Altersvertei-
lung lag zwischen 16 und 57 mit einem
Durchschnitt von 23,9 Jahren; 69 Pati-
enten waren männlich und 24 weiblichen
Geschlechts. Anamnestisch lag bei 39 Pa-
tienten ein Mono- und bei 54 Patienten
ein Polytrauma vor. In 43 Fällen handel-
te es sich um einen Sportunfall.
Ergebnisse
Die klinische Evaluierung erfolgte unter
Verwendung des IKDC-Scores.
Symptome
Von den nachkontrollierten 93 Patienten
waren 62 symptomfrei (. Abb. 13).
27 Patienten wurden in der Gruppe B und
4 in der Gruppe C klassifiziert.
Subjektive Beurteilung
17 Patienten beurteilten den Zustand ih-
res Kniegelenks als normal, 68 als fast
normal, 6 als mäßig und 2 als schlecht
(. Abb. 14).
Stabilität
Bei der klinischen Untersuchung der Sta-
bilität unter Berücksichtigung der dor-
salen Translation im Seitenvergleich ga-
ben von den 93 Patienten 9 das Ergebnis
als normal und 71 als fast normal an. Elf
Patienten wiesen ein mäßiges und 2 ein
schlechtes Ergebnis auf (. Abb. 15).
Beweglichkeit
Siebzehn Patienten wiesen eine normale
seitengleiche Beweglichkeit auf, während
261Arthroskopie 3 · 2006 |
bei 52 Patienten ein leichtes Bewegungs-
defizit vorlag, entsprechend der Klassifi-
zierung fast normal. Zwölf Patienten wie-
sen ein mäßiges und 2 ein schlechtes Er-
gebnis auf (. Abb. 16).
Vergleich IKDC gesamt präoperativ/postoperativ
Während von den 93 Patienten präopera-
tiv 21 ein mäßiges und 72 ein schlechtes
Ergebnis aufwiesen, konnten postope-
rativ zum Zeitpunkt der Nachuntersu-
chung 9 in der Gruppe als normal und 70
in der Gruppe als fast normal klassifiziert
werden. Zwölf Patienten wiesen ein mä-
ßiges und 2 ein schlechtes Ergebnis auf
(. Abb. 17a, b).
Wie aus . Tabelle 1 hervorgeht, fan-
den sich häufig chondromalazische Ver-
änderungen entweder im medialen oder
femuropatellaren Kompartiment.
Komplikationen
Unter Verwendung des ventralen dorsalen
Zugangs bei der Rekonstruktion des hin-
teren Kreuzbandes war es in keinem Fall
zu einer neurovaskulären intraoperativen
Komplikation gekommen. Auch bei den
34 separat untersuchten Revisionsrekons-
truktionen lag in keinem Fall eine neuro-
vaskuläre Komplikation vor. Postopera-
tiv wiesen 2 Patienten eine oberflächliche
Wundrandnekrose in der Kniekehle auf,
die komplikationslos ohne weiteren Ein-
griff abheilte; in keinem der 93 nachkont-
rollierten Fälle war es zu einer Gelenkin-
fektion gekommen.
Bei 2 Patienten lag ein postoperatives
Hämatom vor, wobei bei einem Patienten
wegen des ausgedehnten Hämatoms ei-
ne Revision und Hämatomentleerung
erforderlich war. Ein Patient wies post-
operativ eine leichte Sensibilitätsminde-
rung an der Fußsohle auf, die sich inner-
halb von 4 Wochen komplett rückbildete.
Dies wurde als transiente Kompressions-
läsion des Nervus tibialis klassifiziert. Bei
einem Patienten kam es im Rahmen eines
neuerlichen Unfalls – dashboard injury –
4 Wochen postoperativ zu einem Ausriss
des femoralen Knochenblocks.
Diskussion
Der ventrale dorsale Zugang für die Re-
konstruktion des hinteren Kreuzbandes
unter Verwendung des zentralen Drittels
des Lig. patellae führte in unserem Haus
zu einem befriedigenden funktionellen
Ergebnis. Insbesondere stellt das intraope-
rative Umlagern mit neuem Waschen und
Abdecken, welches – gemessen bei 20 Pa-
tienten – zwischen 4 und 6 min betrug –
kein erhöhtes Infektrisiko dar.
Die Indikation zur hinteren Kreuz-
bandrekonstruktion per se ist bei einer
vermehrten dorsalen Tibiatranslation im
Seitenvergleich von mehr als 8 mm gege-
ben [12]. Bei der gewählten Operations-
technik ist jedoch zwischen der isolierten
hinteren Kreuzbandstabilisierung und
dem komplexen Rekonstruktionsverfah-
ren zu differenzieren.
Je ausgeprägter die dorsale Translation
der Tibia ist, desto höher die Wahrschein-
lichkeit einer additiven Begleitverletzung,
die ein ebensolches Rekonstruktionsver-
fahren der posterolateralen bzw. poste-
romedialen Strukturen erfordert, um ei-
ne Auslockerung des hinteren Kreuz-
bandtransplantates zu minimieren. Ent-
sprechend den Ergebnissen in der Lite-
ratur zeigen bei ausgeprägter Instabilität
mit Verletzung der Sekundärstabilisatoren
die kombinierten Rekonstruktionsverfah-
ren ein besseres Ergebnis im Vergleich zur
Abb. 12 9 PCL-Schie-ne mit ventralem Tibia-vorschub
Abb. 13 9 Symptome der nachkontrollierten Patienten
262 | Arthroskopie 3 · 2006
Leitthema
isolierten Rekonstruktion des hinteren
Kreuzbandes [6]. Die Früh- führt unter
Verwendung des IKDC generell zu einem
besseren funktionellen Ergebnis als die
Spätrekonstruktion, da das Vorhanden-
sein degenerativer femoraler Knorpelver-
änderungen streng mit der Zeitdauer zwi-
schen Unfall und operativem Eingriff kor-
reliert (. Abb. 5; [6, 11, 18]).
Der Vorteil des ventralen direkten Zu-
gangs liegt in der direkten Einsicht auf die
Insertion des hinteren Kreuzbandes tibi-
alseitig, da bei Verwendung der transti-
bialen Technik – sagittal BV-kontrolliert
– die Höhe der Insertion bestimmt wer-
den kann, jedoch häufig in der a.p. Ebe-
ne der Austrittspunkt des Führungsdrahts
schwer getroffen werden kann, da eine
leichte Außen- oder Innenrotation intra-
operativ zu einem falsch-positiven Ergeb-
nis führt (. Abb. 18, 19, 20). Des Wei-
teren reduziert die transtibiale Technik
den Effekt des killer turns (. Abb. 21a,
b).
Biomechanisch konnte von Bergfeld et
al. [3] nachgewiesen werden, dass die In-
lay- im Vergleich zur transtibialen Tech-
nik zumindest experimentell zu einer ge-
ringeren a.p. Translation in der Winkel-
stellung von 30–90° führt. Des Weiteren
konnte in fotometrischen experimentel-
len Evaluierungen nachgewiesen werden,
dass es bei der Inlaytechnik zu einer gerin-
gen mechanischen Dehnung des Kreuz-
bandtransplantats im Vergleich zur tran-
stibialen Tunneltechnik bei Verwendung
desselben Transplantats kommt.
Abb. 15 7 Klassifizie-rung der Stabilität
Abb. 16 7 Beurtei-lung der Beweglichkeit
Abb. 14 7 Subjektive Beurteilung des Ope-
rationsergebnisses
Abb. 17a,b 7 Ergebnisse des Gesamt-IKDC-Score post- (a) und präopera-
tiv (b)
263Arthroskopie 3 · 2006 |
Korrespondierender AutorProf. Dr. K. P. BenedettoAbteilung für Unfallchirurgie und SporttraumatologieAkademisches LehrkrankenhausCarinagasse 476800 [email protected]
Interessenkonflikt. Keine Angaben
Literatur
1. Amis AA (1944) Anatomy and function of PCL. ESS-
KA Conference, Berlin
2. Benedetto KP, Künzel KH, Inderster A (2001) Der
dorsale intermuläre Gastrocnemiuszugang für die
hintere Kreuzbandrekonstruktion. Unfallchir [Sup-
pl 1]: 36–42
3. Bergfeld JA et al. (2001) A biomechanical compari-
son of PCL reconstruction. Am J Sports Med 29(2):
129–136
4. Clancy WG, Shelbourne KD, Zoellner GB et al.
(1983) Treatment of knee joint instability se-
condary to rupture of the posterior cruciate liga-
ment. J Bone Joint Surg [Am] 65: 310–322
5. Cross MJ, Powell JF (1984) Long-term of posteri-
or cruciate ligament rupture. A study of 116 cases.
Am J Sports Med 12: 292–297
6. Cooper DE, Steward D (2004) Results of PCL re-
construction. Am J Sports Med 32(2): 346–362
7. Gächter A (1990) Plastik aus einem transligamen-
tären Zugang. In: Jakob RP, Stäubli H-U (Hrsg)
Kniegelenk und Kreuzbänder. Springer, Berlin Hei-
delberg New York, S 393–398
8. Harner CD, Livesay GA, Choi NY (1992) Evaluation
of the sizes and shapes of the human anterior and
posterior cruciate ligament: a comparative study.
Trans Orthop Res Soc 123: 7–8
9. Inderster A, Benedetto KP, Künzel KH, Gaber O
(1995) Fiber orientation of posterior cruciate liga-
ment. Clin Anat 8(5): 315–322
10. Jakob RP (1990) Laterale und posterolateral-ro-
tatorische Instabilität des Kniegelenkes. In: Jakob
RP, Stäubli H-U (Hrsg) Kniegelenk und Kreuzbän-
der, Anatomie, Biomechanik, Klinik, Rekonstrukti-
on, Komplikationen, Rehabilitation. Springer, Ber-
lin Heidelberg New York
11. Jenner JM, van der Hart CP, Willems WJ (2006) Mid-
term results of arthroscopic reconstruction in ch-
ronic posterior cruciate ligament instability. Knee
Surg Sports Traumatol Arthrosc Epub 2006, Apr 8
12. Lobenhoffer P, Gögüs A, Koch H (1993) Hinterer
Kreuzbandersatz und Bizepstenodese nach Clancy.
Orthopäde 22: 414–420
13. Margheritini F, Rihn JA, Mauro CS et al. (2005) Bi-
omechnics of initial tibial fixation in posterior cru-
ciate ligament reconstruction. Arthroscopy 21(10):
1164–1171
14. Müller W (1982) Das Knie, Form, Funktion und li-
gamentäre Wiederherstellungschirurgie. Springer,
Berlin Heidelberg New York
15. Sekiya JK, West RV, Ong BC et al. (2005) Clini-
cal outcomes after isolated arthroscopic single-
bundle posterior cruciate ligament reconstruction.
Arthroscopy 21(9): 1042–1050
16. Seon JK, Song FK (2006) Reconstruction of isola-
ted posterior cruciate ligament injuries: a clinical
comparison of the transtibial and tibial inlay tech-
niques. Arthroscopy 22(1): 27–32
17. Torg JS, Barton TM (1989) Natural history of the
posterior cruciate deficient knee. Clin Orthop 246:
208–216
18. Wang J, Ao YF (2005) The effect of rupture and re-
construction of posterior cruciate ligament on the
degeneration of articular cartilage in rabbit knee.
Zhonghua Wai Ke Za Zhi 43(24): 1598–1601
Abb. 18 8 Postoperative Röntgenkontrolle nach Inlaytechnik
Abb. 19 8 CT-Kontrolle nach Transplantatfixati-on in Inlaytechnik
Abb. 20 8 Arthroskopische HKZB-Transplantat-kontrolle 12 Monate postoperativ
Abb. 21a,b 8 Austrittspunkt des tibialen Bohrkanals nach transtibialer Rekonstruktion a.p.
264 | Arthroskopie 3 · 2006
Leitthema
本文献由“学霸图书馆-文献云下载”收集自网络,仅供学习交流使用。
学霸图书馆(www.xuebalib.com)是一个“整合众多图书馆数据库资源,
提供一站式文献检索和下载服务”的24 小时在线不限IP
图书馆。
图书馆致力于便利、促进学习与科研,提供最强文献下载服务。
图书馆导航:
图书馆首页 文献云下载 图书馆入口 外文数据库大全 疑难文献辅助工具