Download - Top Schwaben 2014_03
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„Während mein Auto Ökostrom lädt, gehe ich mit gutem Gewissen einkaufen.“
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REGION GEHTUNSERE
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VISIONEUM Wohnen von übermorgen
in Königsbrunn
PUBLIKUMSMAGNET „Kopfüber herzwärts“
im Neu-Ulmer Edwin-Schar� -Haus
STURMJÄGERmit der Kamera: Daniel Eggert
fotografi ert Unwetter
Die starken Seiten unserer Region
Prof. Werner MangSeelenheil mitdem SkalpellZum Jubiläum
60 Jahre Bezirk SchwabenSpezial
Landkreis Neu-Ulm
Veranstaltungen und Termine
Großer
THERMEN-TEST
für Schwaben
Wellness& Gesundheit
Freizeit
Schwerpunktthema Starke Marken & echte Originale
Vorschau nächstes Heft
042014
Ausgabe
Ausgabe 4/2014 erscheint am 18. Dezember 2014. Schwerpunkt: Starke Marken & echte Originale mit Portraits aus Kultur, Musik, Wirtschaft, Politik und Sport – und einer ausführlichen Rezension des Buches „Magie der Märkte“ des Augsburger Ehrenbürgers Kurt Viermetz.
Dazu Veranstaltungen im Winter und das neue top schwaben-Spezial Wittelsbacher Land Foto
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Vorschau
032014
Aus dem Inhalt
63 Meisterbonus, Fugger und Welser Erlebnismuseum
und LandART-Kunstpfad in Bonstetten
78 Publikumsmagnet „Kopfüber herzwärts“
SPEZIAL: LANDKREIS NEU-ULM66 „Bildungspolitik ist Sozialpolitik!“ Interview mit
Neu-Ulms Landrat Thorsten Freudenberger
68 Kernthemen Natur & Kultur Tourismus
70 Erste Bildungsregion Bayerns, Krankenhäuser,
Ratiopharm-Arena und junge Künstler
72 Grenzregion – stark vernetzt, Renaturierung Iller
74 Kloster Roggenburg Aushängeschild für die Region
76 „Wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es auch dem Landkreis gut!“
80 Veranstaltungen: Oktober/November 2014
84 Impressum
FREIZEIT, WELLNESS & GESUNDHEIT
04 Schwaben boomt: So viele Gäste waren es noch nie
07 Ferienimmobilien haben ihren Preis
08 Zurück in die Natur – am besten mit dem Auto
10 Braucht Bad Wörishofen eine Verjüngungskur?
12 top schwaben-Thermentest: Für den kleinen Sommer zwischendurch:neun Thermen und Erlebnisbäder Schwabens im Test
20 Sorgenkind StadtbadDas Augsburger Jugendstiljuwel braucht Pflege
22 „Wir stellen uns dem Wettbewerb!“ Das Heilbad Krumbad im Umbruch
24 Seelenheil mit dem Skalpell Interview mit Schönheitschirurg Prof. Werner Mang
28 5 Millionen Mitglieder im Blick Finanzverhandlungen für die Sportförderung
30 Patienten sollen sich willkommen fühlen Das Konzept der Hessingpark-Clinic in Augsburg
60 JAHRE BEZIRK SCHWABEN32 Der „erste Schwabe“ Jürgen Reichert
Interview mit dem Bezirkstagspräsidenten
36 Der Bezirk: in Berührung mit jedem Zweiten
38 Alfred Schneid: Direktor aus Leidenschaft
40 Heinz Liebert: der Herr der Zahlen
42 Gertrud Kreutmayr: Managerin für das Soziale
44 Mercedes Leiß: Kultur und Europa fest im Blick
46 Claudia Kreibich: für die Rechte, Jugend und Natur
48 Thomas Düll: sieben Kliniken und ein halbes Hotel
50 Kloster Irsee: die Tür steht offen - mehr noch das Herz
QUER DURCH DIE REGION52 Sturmjäger: Daniel Eggert fotografi ert Landschaften am Himmel – und Unwetter
60 Donauwörther Kulturtage
61 Ehren für Ehrenamtler / Augsburg liest ein Buch
62 Wohnen von übermorgen: Visioneum Energie +
Großer
THERMEN-TEST
für Schwaben
3
Editor ia l
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
auch wenn die Freibäder und viele Hüttenbetten heuer witte-
rungsbedingt leer geblieben sind – für uns war es ein „heißer
Sommer“. Von Juli bis September haben wir zwischen Neu-
Ulm und Oberstdorf neun Thermen und Erlebnisbäder im
bayerischen Schwaben getestet. Was eher nach Urlaub, Well-
ness und Erholung klingt, war für unsere Redaktion echte Ar-
beit: Gäste befragen, vor Ort recherchieren, Eindrücke sam-
meln – manchmal in zwei Bädern an einem Tag. Zugegeben:
An richtig grauen Regentagen, wie wir sie in Oberstdorf oder
Schwangau hatten, entwickelte die Recherche zwischen Sole-
becken und Panoramasauna durchaus ihren Charme und
machte es möglich, das Angenehme mit dem Nützlichen zu
verbinden. Andernorts dagegen offenbarte sie wenig Erqui-
ckendes. Dazu mehr in unserem Thermentest ab Seite 12.
Dass uns auch „heiße Tage“ erwarten würden, war uns bereits
klar, bevor die Möbelpacker kamen: Doch mit dem Umzug von
der Bäckergasse in die Eserwallstraße – zwischen Freilicht-
bühne und IHK Schwaben gelegen – war auch klar, warum
kaum jemand zu finden ist, der mit Telekom & Co. zufrieden ist.
Obwohl exakt terminiert und vom magenta-farbenen „Dienst-
leister“ so bestätigt, waren wir erst mal nicht erreichbar: Zwei
Wochen ohne Telefon und Fax, ohne Internet und Mail machen
nach einem ersten Aufbegehren ratlos, tatenlos, dann hilflos.
Alle Rädchen stehen still, nur weil die Telekom das will ...
Zum Glück waren wir „nur“ zwei Wochen offline, sonst hät-
ten uns die vielen Informationen unserer Leserbefragung der
letzten Ausgabe nicht erreicht. Unsere Leser wissen genau,
was sie wollen und welche Wünsche sie haben: top schwaben
soll bunter werden, was die Themen angeht: vor allem inte-
ressante Menschen aus der Region, aber auch Brauchtum,
Heimatgeschichte, Kunst, Kultur, Kulinarik, Gastronomie, Ge-
sundheit, Architektur und Wohnen und die regionale Wirtschaft
sollen in top schwaben zukünftig eine stärkere Rolle spielen –
ein Wunsch, dem unsere Redaktion gerne nachkommen wird.
Was uns freut, ist das Lob, das wir für den Relaunch erhal-
ten haben. Die Wertigkeit des Heftes wird ebenso gewürdigt
wie die redaktionellen Inhalte, die Fotos – vor allem auch die
Bildstrecke, die es in dieser Ausgabe nun zum dritten Mal gibt
– und das „frische“ Layout. Persönliches Lob wie „Sie haben
einen sehr hohen Qualitätsstandard gesetzt“ sind gleichzeitig
Ansporn und Motivation, den eingeschlagenen Weg engagiert
weiterzugehen, unser Blatt Schritt für Schritt weiterzuent-
wickeln, neuen Themen zu öffnen und Storys zu finden, die
nicht nur unterhalten, sondern einen Blick „hinter die Kulis-
sen“ ermöglichen oder charakterisieren sollen, wie schwäbi-
sche Persönlichkeiten „ticken“ – z. B. in dieser Ausgabe im
Interview mit dem Schönheitschirurgen Prof. Werner Mang,
den wir in seiner Lindauer Bodenseeklinik besuchen durften
(Seite 24), den interessanten Gesprächen mit den Verantwort-
lichen beim Bezirk Schwaben (im Sonderteil „60 Jahre Be-
zirk“ ab Seite 32) und mit Neu-Ulms neuem Landrat Thorsten
Freudenberger auf Seite 66. Wolfgang Strobl, Herausgeber, [email protected] Redaktion top schwaben, Eserwallstraße 17, 86150 Augsburg
„Heiße Tage“ unter grauem Sommerhimmel
topschwaben.de, facebook.com > top schwaben, twitter.com/topschwaben
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Text: Florian Pittroff
Schwaben boomt: So viele Gästewaren es noch nie!
Mehr Übernachtungen als im
Bayerischen Wald oder im
Schwarzwald – das Allgäu ist
„Spitze im Süden“. Mehr Über-
nachtungen hat nur München.
Übernachtungenin Millionen
1052
Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
Berlin
München
Nürnberg
Leipzig
Dresden
Allgäu
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Kolumnent i te l
In Schwaben lässt sich das alles erleben – und die neuesten
Zahlen des Tourismusverbands Allgäu/Bayerisch-Schwaben
belegen, dass der Gast von heute das auch zu schätzen weiß:
Das Allgäu und Bayerisch-Schwaben zählen zu den beliebtes-
ten Urlaubszielen in Bayern. (Quelle: Bayerisches Landesamt für
Statistik). Im Gebiet des Tourismusverbandes Allgäu/Bayerisch-
Schwaben stieg die Zahl der Gästeankünfte für das erste Halbjahr
2014 im Vergleich zum Vorjahr um 4,4 Prozent. Bei den Über-
nachtungen konnte ebenfalls ein Plus von 1,6 Prozent erreicht
werden – eine gute Bilanz angesichts der schneearmen Monate
Februar und März 2014. Über zwei Millionen Gäste mit über
sechs Millionen Übernachtungen verbrachten heuer bereits ih-
ren Urlaub zwischen Bodensee, den Alpen und dem Nördlinger
Ries. Damit liegt das Ergebnis des Tourismusverbands Allgäu/
Bayerisch-Schwaben über dem bayerischen Durchschnitt, wo
Schon in der Antike war das Verreisen bekannt und beliebt. Allerdings nur bei den Privilegierten. Eine Reise zu tun, war den reichen Schichten vorbehalten – und beschränkte sich auf Ausflüge zu bestimmten
Ereignissen, wie den Olympischen Spielen der Antike in Griechenland, zu Wettkämpfen oder zu einer frühen Form des Wellness in Parks oder Bädern. Der Tourist von heute sucht eigentlich nichts anderes.
Seine Eckpfeiler sind ebenfalls: Entspannung, Erholung und das Kennenlernen anderer Kulturen.
2,2 Prozent mehr Ankünfte und 0,9 Prozent mehr Übernachtun-
gen registriert wurden. Die Zahlen der Gästeankünfte und Gäs-
teübernachtungen waren schon nach dem sehr guten Ergebnis
2012 im Jahr 2013 nochmals leicht gestiegen und lagen teilweise
bereits auf einem langjährigen Höchststand. Damit aber noch
nicht genug. „Seit 1995 geht es mit den Gästeankünften konstant
bergauf“, so Geschäftsführer Bernhard Joachim.
Auf „Grand Tour“ im SchwabenlandDie Touristen kommen von überall her, um das schöne Schwa-
benland zu entdecken. Das war früher schon so – also ganz frü-
her. Während des späten Mittelalters zum Ende des 17. Jahrhun-
derts kam es in Mode, junge Adelige auf die so genannte „Grand
Tour“ zu schicken. Diese mehrjährige Tour brachte die Reisen-
den durch fast ganz Europa – Ziel dieser Reisen war die Bildung
Sommer wie Winter ein Vergnügen zwischen Natur und Kultur: am Fuß der Harburg links, im Allgäu (oben). Fotos: Allgäu GmbH/Tourismusverband Allgäu/Bayerisch-Schwaben
Schwaben boomt: So viele Gästewaren es noch nie!
Kartenquelle: Nationalatlas aktuell, Leibniz-Institut für Länderkunde
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Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
in Sprache, Kultur und Menschenkenntnis. Apropos Kultur:
Kaum ein anderes Reiseziel in Deutschland bietet so viele his-
torische Städte auf so engem Raum wie Bayerisch-Schwaben.
Fürs „Städtehüpfen“ ist das ideal, denn mit der schwäbischen
Donau und der Romantischen Straße stehen zwei besonders
attraktive Routen für Städtefans zur Wahl. Große Highlights,
kleine Geheimtipps: Bayerisch-Schwaben mit seinen „Leucht-
türmen“ Augsburg und Legoland Deutschland, dem Geopark
Ries und dem Schwäbischen Donautal bietet vielfältige Er-
lebnismöglichkeiten – gerade für den Kurzurlaubs- und Aus-
flugstourismus. Städte- und kulturinteressierte Gäste finden
hier genauso inspirierende Anregungen wie Naturfans, Aktiv-
urlauber und Familien. Genauso natürlich im Allgäu, das mit
malerischer Natur, allgegenwärtiger Alpenkulisse und traditi-
onsreichen Städtchen ideale Bedingungen für Aktivurlaub und
Erholung bietet. Die vielen Erlebnismöglichkeiten waren und
sind aber auch ein stetig anhaltender Entwicklungsprozess. So
entstanden, wie die Marketingleute sagen, über die Jahre für
ganz Schwaben vorzeigbare, attraktive und marktfähige „Leit-
produkte“ in den Themen Wandern, Gesundheit, Radfahren,
Kultur sowie Winter und Städte. Bayerisch-Schwaben ist vor
allem in den Feldern Familie, Rad, Städte und Natur aktiv. So
wird den Gästen als guter Wegbegleiter der Erlebnispass mit
an die Hand gegeben. Das Bonusheft beinhaltet 31 Freizeitat-
traktionen in und um Bayerisch-Schwaben. Jeder Tipp umfasst
einen Coupon für kleine Extras oder Vergünstigungen. So zeigt
der Pass zum einen die Erlebnisvielfalt Bayerisch-Schwabens
und bietet gleichzeitig einen Anreiz, diese Freizeitattraktionen
auch zu besuchen.
Seufzende Ritter und donnernde MeteoritenWer lieber lauscht, dem sei das jüngste Erfolgsprojekt der Des-
tination ans Herz gelegt, die „Bayerisch-Schwaben-Lausch-
tour“. Piepsende Zeitmaschinen und donnernde Meteoriten,
seufzende Ritter, meckernde Orgelpfeifen oder der Pulsschlag
eines wiederbewässerten Moors: Die „Bayerisch-Schwaben-
Lauschtour“ bietet großes Kino für die Ohren – mit viel Info,
Humor und Sound-Erlebnis. Und alles unter freiem Himmel!
Insgesamt gibt es bereits 14 Lauschtouren in ganz Bayerisch-
Schwaben – in der Stadt genauso wie mitten in der Natur: Ap-
ropos Natur: Mit der so genannten „Wandertrilogie“ ging 2014
das größte bisherige Entwicklungsprojekt der Destination All-
gäu an den Start. Geschäftsführer Bernhard Joachim betont,
dass die Wandertrilogie Allgäu die umfassendste Produktent-
wicklung im Allgäu ist. „In keinem unserer anderen Themen
haben wir so lange, so umfangreich und mit so viel Überzeu-
gung gearbeitet wie an der Wandertrilogie.“ Das Weitwan-
derwegenetz vereint drei Höhenlagen und Landschaftsbilder
sowie eine individuell wählbare Routenführung zu einem herr-
lichen Wandererlebnis. Auf insgesamt 876 Kilometern bestens
ausgeschilderten Wegen erleben Wanderer die landschaftliche
Vielfalt des Allgäus. Je nach Vorlieben und Kondition lassen
sich individuelle Routen zusammenstellen, auf denen Natur-
und Kulturinteressierte gleichermaßen auf ihre Kosten kom-
men. Die Allgäu GmbH hat hier wirklich deutschlandweit be-
achtete Destinationsentwicklungsarbeit geleistet, denn „eine
stabile Tourismusentwicklung ist kein Automatismus. Wir
haben gesagt, Kirchturmdenken ade, wir arbeiten alle zusam-
men unter dem Dach der Marke Allgäu“, so Geschäftsführer
Bernhard Joachim. Und so konnte sich das Allgäu ganz vorn
positionieren – gerade in so umkämpften Tourismusfeldern
wie Rad, Wandern oder auch Wellness. „Zu diesen drei The-
men wurden dann auch die entsprechenden Leuchtturmpro-
dukte für die Region entwickelt“, erläutert Geschäftsführer
Joachim. Und herausgekommen ist neben der „Wandertrilo-
gie“ noch die „Radrunde Allgäu“. Hier kann man von leicht bis
anspruchsvoll auf 450 Kilometern die beeindruckende Natur
des Allgäus erkunden – und „Alpenwellness Allgäu“. Und weil
die Skisaison nicht mehr weit ist, sei noch der Ausblick auf den
Winter gestattet. Mit dem Liftpass „Superschnee Allgäu-Tirol-
Kleinwalsertal“ kann der Brettl-Fan auf über 500 Pistenkilo-
metern seiner Leidenschaft frönen. Aber so richtig!
Und wer nun zu alledem was zu sagen hat, für den gibt es zwei
neue Blogs: www.familienbayern.com für Bayerisch-Schwa-
ben und www.allgaeueralpen.com fürs Allgäu. Damit will man
die vielfältigen touristischen Attraktionen der Region bekann-
ter machen, aber auch mit den Gästen direkt in Kontakt treten.
Denn wie es sich für einen Blog gehört, sollen hier auch Ur-
laubs- und Tagesgäste selbst ihre Geschichten erzählen.Foto
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In Schwaben gibt’s was auf die Ohren:Die Lauschtouren sind ein Erfolgsprojekt
Über iPod oder Smartphone gibt es 14-mal großes Kino für die Ohren: mit viel Information, Humor und Sound-Erlebnis unter freiem Himmel
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Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und GesundheitFoto: W
olfgang Strobl
Die Beliebtheit des Allgäus hat ihren Preis: Ferienimmobilien sind teuer wie nie
Das Allgäu boomt, der Markt für Ferienwohnungen ist fast
leergefegt. „Wir verzeichnen eine sehr hohe Nachfrage nach
Ferienwohnungen, Häusern und nach alten Höfen außerhalb
der Ortschaften“, stellt Andrea Schwendinger, Vertriebsassis-
tentin in der Immobilienabteilung der Sparkasse Allgäu, fest.
Vor allem aus dem Großraum Stuttgart häufen sich die An-
fragen. „Die denken offenbar, im Allgäu
sind Immobilien noch günstig und haben
die Vorstellung, dass man für 80.000 oder
100.000 Euro noch einen Hof mit ein paar
Hektar Land kaufen kann“, erzählt sie aus
ihren Erfahrungen mit Anrufern vom Ne-
ckar. „Wenn ich dann sage: Da müssen sie
das Sechsfache rechnen, ist erst mal Stille
am anderen Ende der Leitung.“ In der Tat
sind die Preise in den letzten Jahren im Allgäu kräftig gestie-
gen. Die Sparkasse spricht von rund 30 Prozent, um welche die
Preise seit der Niedrigzinsphase angezogen hätten. Das nut-
zen offensichtlich viele Verkäufer. „In Hopfen am See liegt eine
Wohnung, Baujahr 1997, mit 45 Quadratmetern bei 185.000
Euro“, erzählt sie, „das ist schon fast Münchner Niveau.“ Al-
penblick in Verbindung mit See ist am
meisten gesucht – und wird am höchsten
bezahlt. Aktuell zeichnet sich ein ganz
neuer Trend ab: „Oft tun sich drei, vier
Pärchen zusammen, um in einem alten
Hof oder einem großen Haus eine Alters-
WG zu planen“, so Schwendinger. Wenn
das Berufsleben vorbei ist, will man halt
dorthin, wo‘s schön ist ... wos
4.000 Euro pro Quadratmeter für Gebrauchtimmobilien sind keine Seltenheit.
© Eckhart Matthäus Fotografie
© Eckhart Matthäus Fotografie
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Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
FüssenSchwangau
Hohenschwangau
Berge bedeuten Ruhe, Einsamkeit und atemberaubende Natur. Oder doch nicht? Jedes Wochenende drängen Touristenströme die Berge wie etwa den Tegelberg hinauf. Ob die sich mit Rotwild und Haselhuhn vertragen?
Zurück in die Natur, am besten mit dem Auto
der es um das Überleben der Tiere geht. Skifahrer müssen
dann besondere Rücksicht auf die Ruhegebiete nehmen, um
die Vogelart nicht zu gefährden. Ausgleich zum touristisch
genutzten Tegelberg schafft etwa das Naturschutzgebiet, das
sich direkt an den Berg anschließt.
Es ist also gut, wenn einzelne Gegenden touristisch stärker
genutzt werden – zumindest, was massive Erschließungs-
maßnahmen angeht. Das schafft an anderen Stellen Entlas-
tung. „Ansonsten ist die Streuung natürlich schon vorhanden,
weil flächendeckend ein Wanderwegenetz existiert“, sagt
Ruckriegel. „Das ist an sich aber auch schon eine Lenkung
und trägt zum Naturschutz bei.“
Seit 1968 gibt es sogar Bestrebungen, auf einem 230 km2 gro-
ßen Gebiet im Ammergebirge einen Nationalpark einzurich-
ten, in dem die Natur sich selbst überlassen und auf kommer-
zielle Forstwirtschaft verzichtet wird. Dieser Nationalpark
würde auch den Tegelberg umfassen. Das Anliegen hat seit
2011 einen eigenen Förderverein. „Wir leben in einer Welt, in
der die Natur zunehmend zerstört wird und sich Mensch und
Natur entfremden“, sagt Hubert Endhardt, erster Vorstand
des Fördervereins Nationalpark Ammergebirge. „National-
parks sind wichtige Orte für Natur- und Selbsterfahrung des
Menschen.“ Zudem seien die Besucher von Nationalparks oft
Talstation Tegelberg, Samstag, 12 Uhr. Vom Parkplatz aus
sind es nur wenige Stufen hinauf zum Kassenhäuschen der
Tegelbergbahn. Hier gibt es das Ticket zum Gipfel: Wanderer,
die durch die Wälder schreiten. Drachenflieger, die durch die
Lüfte gleiten. Besucher, die einfach nur den Ausblick genie-
ßen wollen ... eine illustre Schar bunter Gäste, von denen die
Seilbahn pro Stunde 470 Personen hinaufbringt. An guten Ta-
gen sind das einige tausend Menschen. Einsamkeit ade.
„Wer Einsamkeit sucht, muss antizyklisch losziehen“, rät Jörg
Ruckriegel, Ressortleiter Natur- und Umweltschutz beim Deut-
schen Alpenverein (DAV). Sehr früh am Morgen oder wenn das
Wetter mal nicht so gut ist, seien die Wege weniger frequen-
tiert. „Aber nicht jeder sucht Einsamkeit in den Bergen. Für
viele ist es kein Problem, wenn mehr Leute unterwegs sind.“
Besinnliche Einsamkeit scheint also nicht das Ziel zu sein. Die
Besucher genießen die Natur, die Wälder, Bächlein und die
frische Luft in geselliger Runde. Nur: Wie viele Menschen ver-
trägt die Natur? „Auf den ersten Blick denkt man, dass Touris-
mus und natürliche Lebensräume nicht zusammenpassen“,
sagt Dietmar Prantl, Förster in Füssen-Schwangau. „Der Te-
gelberg wird intensiv genutzt, da liegt der Schwerpunkt auf
dem Tourismus. Das ist auch in Ordnung. Man muss nur auf
der anderen Seite Ruhezonen für die Tiere schaffen.“ Ein Bei-
spiel: Der Winter ist eine kritische Zeit für Raufußhühner, in
Text: Kristin Ruckschnat
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FüssenSchwangau
Hohenschwangau
Bayerischer Alpenplan Zone A Zone B Zone C
Seit 1972 gibt es den Bayerischen Alpenplan, der durch Zonierung die nachhaltige Entwicklung im bayerischen Alpenraum fördern soll. Zone A (grün), die „Erschließungs-zone“, umfasst ca. 35,3 Prozent der Bayerischen Alpen. Zone B (gelb) wirkt als „Pufferzone“ (22,2 Prozent), in der (Infrastruktur-)Projekte vor der Umsetzung erst ökologisch geprüft werden müssen. Den größten Anteil mit 42,5 Prozent nimmt Zone C (rot) ein, die Ruhezone. Sie ist als strikte Schutzzone angelegt. In ihr sind alle Verkehrsvor-haben außer notwendigen landeskulturellen Maßnahmen nicht zulässig.
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besonders umweltfreundlich eingestellt und interessiert; was
teilweise bereits bei der Anfahrt sichtbar würde.
Denn viele Bergbesucher genießen Wochenende für Wochen-
ende die Natur – und reisen trotzdem mit dem Auto an. Ruck-
riegel: „Das ist ein Problem. Gerade in den Bayerischen Alpen
sieht man jedes Wochenende, dass viele Menschen unterwegs
im Stau stehen. Das ist nicht nur wenig komfortabel, sondern
hat auch Auswirkungen auf den CO2-Ausstoß.“ Klimafreund-
licher und angenehmer sei es, mit der Bahn zu fahren. „Das
hat zusätzlich den Vorteil, dass man vielleicht sogar eine Über-
schreitung machen kann und von dem anderen Punkt wieder
zurückfährt, ohne sich Gedanken ums Auto machen zu müs-
sen.“ Um die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu för-
dern, schlägt der Deutsche Alpenverein in seinem Mitglieder-
magazin Touren vor, für die kein Auto benötigt wird. Zudem ist
geplant, im Internet ein Mobilitätsportal zu erstellen, auf dem
die Informationen gebündelt zur Verfügung stehen.
Auch Förster Prantl wünscht sich einen rücksichtsvollen Um-
gang miteinander: „Es gibt Probleme, wenn sich Wanderer
und Mountainbiker in die Quere kommen; genauso ist es mit
Tourismus und dem Schutz von Lebensräumen. Es gibt immer
gesellschaftliche Ansprüche bezogen auf die Nutzung der Na-
tur. Das Wichtige ist, dass Rücksicht genommen wird, dann
brauchen wir auch keine strengen Regeln.“
Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
10
Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
Bad Wörishofen ist ein Kurort und hat ein wertvolles Allein-
stellungsmerkmal: Kneipp. „Daran sollte sich auch nichts
ändern. Ansonsten vermischen wir uns mit vielen anderen
Tourismus orten im Allgäu, die aber immer auch ihre Berge
und Seen haben“, sagt Bernhard Auer, Chef des Hotels „Das
Marienbad“ in Bad Wörishofen. Die große Mehrheit seiner
Gäste ist „55 plus“, wie überall in Bad Wörishofen. Beim
Bummeln an der Kurpromenade treffen sich die eher älteren
Semester – aber was ist schon ein älteres Semester: 50, 65,
70, 90? Und wie alt sind die jungen Semester? Sind das die
20-Jährigen, die 35-Jährigen oder hier auch
noch die 60-Jährigen? Bad Wörishofens Kur-
direktor Horst Graf sieht das so: „Die Älteren
sind jünger geworden“. Um seine These zu
untermauern zieht der Kurdirektor Albrecht
Dürer zu Rate, genauer gesagt ein Bild von
Dürer, auf dem er seine Mutter gezeichnet
hat. Sie war damals 60 Jahre. Auf dem Bild
ist eine verhärmte, hagere und ausgemergelte Frau zu se-
hen. Dieses Bild, sagt Graf, stimme so eben heute nicht mehr.
Es habe sich vieles geändert und der 60-Jährige sei heute
eben noch jung – und deshalb soll Bad Wörishofen auch jün-
ger werden. Also ... nicht von heute auf morgen – „aber man
Braucht Wörishofeneine Verjüngungskur?Bad Wörishofen in der Findungsphase
muss es schon im Blick behalten“, so Horst Graf, der vor gut
zweieinhalb Jahren sein Amt angetreten hat. Seine Devise
ist: „Zuerst beobachten – bevor man etwas wegkehrt“. Um
eine Veränderung durchführen zu können, „müssen wir alle
in Bad Wörishofen mitnehmen, die Gastronomie genauso wie
den Einzelhandel und die Hotels“. Und das scheint auch zu
funktionieren. „Natürlich gibt es mittelfristige oder langfris-
tige Ziele“, betont Graf. 1986, in den „goldenen Zeiten“ der
Kneippstadt, lagen die Spitzenwerte bei etwa 1,4 Millionen
Übernachtungen mit 77.000 Ankünften pro Jahr.
Der Gast bleibt nicht mehr drei WochenHeute stehen 700.000 Übernachtungen 135.000 Ankünften
gegenüber. Das bedeutet, Bad Wörishofen liegt immer noch
im Trend – der Gast bleibt aber nicht mehr zwei oder drei
Wochen, sondern eher eine Woche oder zehn Tage. Klar seien
die Übernachtungszahlen zurückgegangen, aber dieser Trend
ist, so Graf, bundesweit zu beobachten. Heute sind die Men-
schen wesentlich mobiler. Da geht es neben
Bad Wörishofen auch schon mal für drei, vier
Tage nach London oder 14 Tage in die Türkei.
Erst wenn der so genannte Stress zuschlägt,
wenn der Mensch merkt, dass er nicht mehr
so belastbar ist, wird er Möglichkeiten su-
chen, etwas mehr für sich und seine Gesund-
heit zu tun. „Und hier kommt der Kurort ins
Spiel“, meint Hotelchef Auer, „in einem Kurort habe ich die
Möglichkeit, einfach mal langsam zu tun. Ich bin nicht ge-
jagt und muss nicht jeden Tag einen Berg ersteigen oder ein
anderes touristisches Highlight mitmachen. Der Kurort bzw.
das Kurhotel gibt mir die Möglichkeit, mich und meine Natur
Es kommt schon ein wenig beschaulich daher, oder soll man eher sagen „unaufgeregt“ oder gar „entschleunigt“? Nirgendwo sonst wird die original Kneipp-Kur seit über 150 Jahren erfolgreich ange-wendet und verabreicht. Die Rede ist von Bad Wöris-hofen – einer Stadt mit vielen alten Menschen.
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: Bad
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auch mal von einer anderen Seite kennenzulernen, durch die
verschiedensten Anwendungen, Massagen und Therapien.“
Aber bei allen Diskussionen um Alt oder Jung, Bad Wörishofen
muss sich bewegen, um weiter konkurrenzfähig zu bleiben.
Das sieht auch Kurdirektor Horst Graf so. Die Lifestyle-Kom-
ponente sei noch ausbaufähig.
Bad Wörishofen soll „hip“ werden„Wir wollen den Aktivcharakter mehr in den Vordergrund stel-
len. Bad Wörishofen müsse „hip“ sein. „Hip“ bei den Jüngeren
und „hip“ bei den Älteren. „Dann sind wir auf dem richtigen
Weg“. Horst Graf sieht auch, dass sich innerhalb der Stadtge-
sellschaft einiges bewegt und schon bewegt hat. „Ein Kurkon-
zert ist immer noch das Größte für die Gäste – insbesondere
für die Älteren. Aber auch die Jüngeren interessieren sich für
Orchestermusik. Und das Kurorchester hat reagiert. Jazz, Di-
xieland, Swing zum Frühschoppen und das klassische Kurkon-
zert dann am Nachmittag: Alle sind zufrieden, alle fühlen sich
abgeholt. Ein weiteres Beispiel ist der Barfußpark. Auf 1.550
Metern an 23 Erlebnisstationen kann man mit seinen Füßen
die unterschiedlichsten Bodenbeläge erforschen. An schönen
und sonnigen Tagen sind bis zu 200 Leute am Pfad, weiß der Kur-
direktor. Und zwar Familien mit Kindern und ältere Menschen.
Ein frischer Internetauftritt für die KlientelGraf sagt von sich, er sei „Marketingmann und Vertriebler“,
einer, der auch Wert auf Werbung im Internet legt. Bad Wöris-
hofen ist auf Facebook – und erreicht dort genau die richtige
Klientel. Denn die Teens und Twens sind längst umgezogen
auf Instagram und haben Facebook ihren Eltern überlassen...
Auch der Internetauftritt wurde überarbeitet. Er ist frischer,
moderner, informativer und nicht mehr nur auf Sanatorium
getrimmt. Wellness und Gesundheit stehen im Vordergrund.
Der Anspruch an einen Kurort hat sich nämlich verändert.
Insgesamt gilt: Gäste wollen eine qualifizierte Betreuung,
messbare Ergebnisse und vor allem möchten sie sich nicht alt
und hausbacken fühlen.
Mit Kneippen zum UNESCO-Kulturerbe?Übrigens hat man sich in Bad Wörishofen mit der Kneipp-The-
rapie für das immaterielle UNESCO-Kulturerbe beim Baye-
rischen Kultusministerium für das bundesweite Verzeichnis
beworben, denn Kneipp ist mehr als nur kaltes Wasser. pit
Einladung Symposium„Chancen und Herausforderungen für den ländlichen Raum“24. OKTOBER 2014
Der ländliche Raum macht etwa 81% der Gesamt-fläche des Regierungsbezirks Schwaben aus. Vor diesem Hintergrund richtet der Verkehrsverbund Mittelschwaben das erste Symposium zum Thema „Chancen und Herausforderungen des ÖPNV im ländlichen Raum“ aus, das sich an Entscheidungs-träger aus Politik und Verwaltung in Schwaben richtet.
Die Themen:• Perspektiven für den ÖPNV im ländlichen Raum• Herausforderungen im ländlichen Raum und
Lösungsansätze• Anforderungen an den ÖPNV aus Sicht der
Senioren• fahrgastfreundliche Gestaltung des ÖPNV• Fallbeispiel: Bürgerbus Salach• Fallbeispiel: Flexibus im Landkreis Günzburg• Fallbeispiel: Pfiffibus im Landkreis Neu-Ulm• ganzheitliche Fahrplanauskunft für ländliche
Räume am Beispiel VVM
Kompetente Referenten der Bayerischen Staats- regierung, des Bayerischen Gemeindetages, der Sozialplanung und innovative Praktiker aus dem ÖPNV zeigen in ihren Impulsvorträgen auf, wie der ländliche Raum für seine Bürgerinnen und Bürger nachhaltig attraktiv und lebenswert bleibt und wel-che Maßnahmen erforderlich sind, die Entwicklun-gen der Demografie, des Schulwesens und des neuen Freizeitverhaltens positiv zu gestalten.
Interessiert?Für Informationen und Rückfragen steht Ihnen gern Herr Martin Kreutner zur Verfügung.
VVM Verkehrsverbund MittelschabenHerrn Martin Kreutner, Tel. +49 (0) 8282 [email protected]
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Kolumnent i te l
Kristalltherme Schwangau
Großer
THERMEN- TEST
für Schwaben
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Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
Der Kies knirscht unter den Füßen, ein sanftes Plätschern
dringt ans Ohr. Eine Phoenix-Palme, zwei Handvoll Badegäs-
te, die in der warmen Septembersonne entspannt auf ihren
Liegen dösen. Aus einiger Entfernung trägt die sanfte Herbst-
luft leise fröhliches Badetreiben herüber, freudiges Kinderge-
schrei – ein Bild wie aus dem Reisekatalog. Das Schöne: Man
muss nicht in das Flugzeug steigen, um eine kleine Auszeit zu
genießen. Einige schöne Badeziele liegen direkt vor unserer
Haustür. Zum Beispiel das Wonnemar in Sonthofen, wo eben
jene kleine Szene spielte. Der sanft nach Süden abfallende
Außenbereich der Saunen-
welt wurde gerade erwei-
tert. Eine bis übers Dach
in die Böschung ein-
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gebaute, wohlig-dunkle, kreisrunde Erdsauna mit großem
Kaminofen im Zentrum wird jede Stunde vom Personal mit
großen Buchenscheiten befeuert. Aus der großen, neuen, ver-
glasten Panoramasauna blickt man dagegen hinein ins Iller-
tal, wo unmittelbar am Bad fast 100 Enten quakend über
eine vom Regen durchtränkte Feuchtwiese wackeln, und
auf die Sonthofen umgebende Bergwelt – eine perfekte Sym-
biose von Landschaft und Erholung. „Einfach schön hier“,
sagt ein Gast, der mit seiner Frau aus Lindenberg hier ist,
„das Bad hat durch die Erweiterung sehr gewonnen.“ Schön
war das Bad schon vorher, seit es nach dem verheerenden
Iller-Hochwasser im August 2005 so stark beschädigt wurde,
dass es für vier Monate schließen musste. Es ist geteilt in den
Bereich „Erlebnis- und Sportbad“, Gesundheitsbad und
Saunawelt – ein Konzept, das aufgeht: Auf dem Parkplatz
sind Autokennzeichen von Ravensburg, Lindau, Bregenz,
Augsburg und Weilheim zu sehen. Die Gäste kommen
gezielt nach Sonthofen, vor allem Familien mit Kindern.
Die fahren vor allem auf die Brandung im von künstli-
chen Felsen und Palmen umgebenen „Abenteuerwel-
lenbecken“ und eine Rutschpartie in der „Kamikaze-
rutsche“, der Blackhole-, Crazy-River-, Turbo- oder
Familienrutsche ab. Nebenan, im Schwimmerbecken,
geht es weitaus ruhiger zu – auch wenn der Geräusch-
pegel im Erlebnisbad heftig ist. „Wir kommen hier
regelmäßig her“, erzählen zwei Jungs um die 20, die
aus Memmingen rund 70 Kilometer Anfahrt in Kauf
Für den kleinen Sommer zwischendurch
Der Sommer war schneller vorbei als erhofft. Die Tage sind bereits wieder kurz, graue Regenschleier und Nebeltage drücken auf die Stimmung. Gut, dass es in der Region einige Wellness-Tempel und Freizeitbäder gibt, die den Sommer zurückbringen – zumindest für einen Tag oder ein paar Stunden. Welche Thermen lieben die Schwaben besonders, welche weniger? top schwaben hat’s getestet.
Aquaria Oberstaufen
Therme Bad Wörishofen
Kristalltherme Schwangau
Text: Wolfgang Strobl
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Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
nem Sanarium wählen. Auch vom 33 Grad wohltemperierten
Panorama-Außenbecken, dessen Wasser erstaunlicherweise
aus Niedersachsen stammt, schaut man hinüber zum Königs-
schloss. Kleiner Wermutstropfen: Die Kristalltherme ist nicht
ebenerdig angelegt. Hier zwei, drei Treppen hinauf, dort wie-
der ein halbes Dutzend Treppen runter – die Wege von einem
Ort zum anderen sind in der verwinkelten und an manchen
Stellen recht engen Wellness-Oase ein einziges Auf und Ab.
„Was mich hier stört, sind die Tische mit Rauchern direkt
vor der Glasfront“, fühlt sich ein Gast dadurch beeinträchtigt,
dass es keine „Raucherecken“ in der Anlage gibt, sondern
der lästige Qualm dem Saunagast direkt beim Gang ins Freie
des Obergeschosses in die Nase steigt.
Geraucht wird auch in Kempten, aber anders. Dort bietet das
Cambomare seinen Gästen eine kleine Rauch-Sauna in An-
lehnung an die alten finnischen Rauchsaunen, in denen in re-
gelmäßigen Abständen weißer Rauch zugeführt wird. „Freu-
de am Leben“ verspricht der Slogan des Cambomare, eines
Kristalltherme Schwangau
„Störend sind die Raucher direkt am Ruhebereich“
nehmen, um hier mit ihren Freunden im Wasser des Außen-
beckens und im Gesundheitsbad zu „chillen“. „Der Wonne-
burger ist übrigens auch klasse“, schwärmen sie von einem
üppigen Burger mit Pommes, von dem die Hälfte allerdings
im Teller bleibt. „Ich muss ein bisschen aufpassen“, sagt der
eine, „ich will ja eine gute Figur machen.“
Der Blick in die Bergwelt – unbezahlbar schönEin gute Figur macht auch das Wonnemar in Sonthofen selbst.
Die Saunalandschaft punktet bei unserer Gästebefragung
mit hohem Erholungswert und der besten Bewertung aller
Testkandidaten beim Badeerlebnis. Auch wenn die Gäste mit
den Eintrittspreisen aller getesteten Bäder hadern – wir sind
eben in Schwaben –, der wunderschöne Blick in die Allgäuer
Bergwelt ist unbezahlbar. Das gilt auch in Oberstdorf und vor
allem in Schwangau. Aus der dortigen Panoramasauna oder
von einer der Liegen in den riesigen Freiluft- und Indoor-Ru-
hezonen schweift der Blick hinüber zu gleich drei Schlössern:
Neuschwanstein, Hohenschwangau und zum Hohen Schloss
zu Füssen. Mystisch-spektakulär der Blick aus dem verglas-
ten Obergeschoss, wie eine Regenfront von Nordwesten he-
reinzieht ins Lechtal und vor dem Hintergrund des
Ammer- gebirges seine nasse Fracht über
dem Bad, St. Coloman und den
Königsschlössern ablässt. Dem
Vergnügen der Badegäste tut
das keinen Abbruch: Sie trei-
ben durch das Außenbecken
„Alpentherme“, entspan-
nen in einem der Thermal-
sole-Außenbecken, sind
bei der Wassergymnas-
tik oder lassen sich an
der integrierten Pool-
bar im „Hildegard
von Bingen“-Innen-
becken einen Drink
schmecken. Über
den mehr oder weniger
prunkvollen Zierrat in der Anlage, die
wohl der Leidenschaft für des Märchenkönigs Schloss-
ausgestaltung nachempfunden sein soll, lässt sich streiten.
Den einen gefällt’s, andere finden die Verbindung zwischen
glattem Bäderzweckbau und üppigem Prunkzierrat ein we-
nig aufdringlich. Allerdings: Dadurch ist die Kristalltherme in
Schwangau auch einzigartig, ebenso wie die riesige Kaiser-
saal-Sauna, die mit rund 200 Sitzplätzen so groß ist wie das
Gesamtangebot mancher getesteten Saunaanlage. Fürs Geld
kann der Kristallthermen-Gast unter vier heißen Saunen, ei-
ner Entspannungssauna, Dampfgrotten und -bädern und ei-
der wenigen Bäder in Schwaben, das nicht von einem pri-
vaten Betreiber geführt wird. Seit Eröffnung im Jahre 2003.
Das Kemptener Kommunalunternehmen KKU (siehe auch
separater Kasten) baute und betreibt den Komplex, der aus
Freibad (im Sommer), dem Erlebnisbad und dem Saunenbe-
reich besteht. Fast jeder dritte der durchschnittlich fast 1.000
täglichen Cambomare-Gäste ist auch Saunagast – und das hat
seinen Grund. Das Hüttendorf, das rund um ein Warmwas-
serbecken angelegt ist, gefällt nicht nur den Menschen aus
Kempten und Umgebung. „Ich finde die unterschiedlichen
Saunenangebote, das gemütliche Ambiente und vor allem
die Aufgüsse mit 100 Prozent naturreinen ätherischen Ölen
sehr, sehr schön“, sagt eine 35-jährige Augsburgerin, die mit
ihrem Freund extra nach Kempten gefahren ist. Warum sie
nicht nach Neusäß oder Königsbrunn gehe? „Weil ich es hier
einfach entspannender finde“, sagt sie – und füllt gern unse-
ren Fragebogen aus. Draußen, im Außenbereich der Saunen-
welt, geht es relaxt zu im Cambomare: Das große Saunahaus,
Erdsauna, Kräutersudsauna und die Hügelsauna sind relativ
weitläufig übers Areal verteilt. Dazwischen tummeln sich das
Ruhehaus mit „Kaminhock“, der „Lese- und Schwätzraum“,
ein kleiner (chemisch unbehandelter) Naturschwimmteich
und ein Multifunktionsruhehaus. Drinnen im Hauptgebäude
ist es hektischer, weil relativ klein und eng. In und um die
Ein- und Ausgangsschleuse herrscht fast ein wenig Hektik.
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Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
Therme Oberstdorf
La Stone-Anwendung Oberstdorf
Hügelsauna Cambomare Kempten
Hier ist ständige Unruhe, ein einziges Kommen und Gehen
– und zwar unmittelbar auf engstem Raum. Grund sind die
Ablagefächer für Taschen, die WCs und Duschen, die eng um
den Ein- und Ausgang gruppiert sind – ein Schwachpunkt im
Cambomare. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass man den
Innenbereich ändert, in dem jetzt die Knüppel-, Schwarten-
und Baumsauna untergebracht sind“, überlegt ein Kempte-
ner, der seit Eröffnung des Bades Woche für Woche Gast ist.
„Dort könnte ein großzügiger Duschbereich untergebracht
werden.“ Drei Duschen und je eine Toilette jeweils für Frauen
und Männer seien „einfach zu wenig“. Dazu habe das Cambo-
mare mittlerweile zu viele Gäste – ein Eindruck, dem man zu-
stimmen kann. Vor Betriebsschluss muss man lange warten,
bis eine Dusche frei wird – und auch die ist ärgerlich, weil sie
nach nur zehn gefühlten Sekunden bereits wieder abschaltet
und per Daumendruck wieder zu neuen Wassergaben ani-
miert werden muss. Es ist eng im Duschbereich – und man ist
froh, wenn die Seife abgewaschen ist und man diese „Mau-
sefalle“ wieder verlassen werden kann. Anders der Rest des
Cambomare: Das Freizeitbad ist weitläufig. In der Schwimm-
lagune tummeln sich etliche Jugendliche, lassen sich im Strö-
mungskanal treiben, blödeln unter dem Wasserpilz und ver-
schwinden tauchend in der blau illuminierten Sprudelgrotte.
Dahinter ist Action in der Black-Hole-Röhrenrutsche und der
Doppelreifen-Rutsche. Keine Frage: Die Kids haben Spaß.
Auch draußen, im Ganzjahres-Warmwasseraußenbecken, im
„Kids-Garten“ für die Jüngsten und im 25-Meter-Sportbecken
mit 1- und 3-Meter-Brett ist reger Besuch, jetzt zur Happy-Hour,
die zweieinhalb Stunden vor Badeende beginnt und deutlich
ermäßigten Eintritt in die Bade- und Saunawelt ermöglicht.
Leeres Wellenbad, „griabiges“ SaunadorfGanz anders die Situation am Abend in Oberstdorf. Keine
zehn Personen tummeln sich trotz regnerischen Wetters an
einem Mittwoch Anfang September im Bad, das den spröden
Charme der 70er-Jahre versprüht. Auch wenn es jede halbe
Stunde Wellen gibt – für Kinder und Familien ist nicht viel
geboten. „Es täuscht“, erzählt ein Oberstdorfer, der sich als
„Gast der ersten Stunde“ bezeichnet. „Es gibt Tage, da ist es
hier brechend voll. Sie haben keinen typischen Tag erwischt.“
Anders die Situation im „alpenländischen Saunadorf“ der
Oberstdorf-Therme. Sie ist klein, überschaubar, angenehm.
„Griabig“, sagt der Oberstdorfer und schwärmt, dass der
frühere private Betreiber, der auch die Kristalltherme kon-
zipiert hat, viel Liebe zum Detail mitgebracht hat. Ende der
90er-Jahre sei es dann abwärtsgegangen. Die Verpachtung
an einen Stuttgarter Thermenbetreiber, dessen Vertrag nach
nur zwei Jahren im Streit von der Marktgemeinde Oberst-
dorf gekündigt wurde, sei nicht gut gewesen und habe viel
Ärger gebracht. Es sei kaum mehr etwas investiert, das Bad
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Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
sich selbst überlassen worden. Jetzt sei das Bad
in ernsten Schwierigkeiten. „Wir machen trotz
460.000 Besuchern jedes Jahr rund eine Million
Euro Verlust“, sagt Wolfgang Ländle, Pressespre-
cher Oberstdorfs. Mittlerweile hat sich ein Freun-
deskreis zur Rettung des Bades gebildet, weil lange
nicht klar war, ob der Markt Oberstdorf die hohen
Defizite weiter auffangen will. „In Oberstdorf wird
es weiter ein Angebot geben“, verspricht Ländle,
„eine Sondersitzung des Marktgemeinderats wird
im Jahr 2014 zu diesem Thema noch stattfinden.“
Denn auch für den Tourismus ist die Therme wich-
tig: „Gerade die privaten Ferienwohnungsvermieter
brauchen das Bad und die Saunenwelt der Therme,
weil sie das ihren Gästen im Gegensatz zu den gro-
ßen Hotels nicht selbst bieten können“, denkt der
gesprächige Thermengast – selbst ein Mitglied des
Thermen-Freundeskreises – an eventuell negative
Auswirkungen im Fremdenverkehr Oberstdorfs –
ein Problem, das Oberstaufen nicht kennt.
Dort „brummt“ das Aquaria. Das Haus ist voll.
Kinder schreien und quietschen vergnügt im
„Paradies für zwischendurch“, wie die Werbung
verspricht. Tatsächlich plumpst und planscht es
allerorten hinein ins Nass. Vor allem für Kinder
und Familien ist das Aquaria ein Dorado, nicht
nur an Regentagen. Des einen Freud, des andern
Leid: Durch die Bauart des Bades bestimmt, geht
der Wellness- und Erholungsgenuss im Aquaria
leider verloren. „Wissen Sie“, vertraut uns eine
braungebrannte Oberstaufenerin im Saunabe-
reich des Obergeschosses an, „Sie
haben hier keine Chance,
auch nur ein bisschen Ruhe
zu genießen.“ Es stimmt: Da-
durch ,
In jeder Therme wurde eine Stichprobenbefragung bei
10 Badegästen durchgeführt. Maximal 10 Punkte konnten für die kundenrelevanten Themen vergeben werden. Weil in der
Therme Bad Wörishofen Kinder bis 16 Jahren nur am Samstag
zugelassen sind, wurde der familienrelevante Bereich dort
nicht abgefragt.
Aus diesem Grund gibt es auch zwei Bewertungen: die Gesamt-
punktzahl mit und ohne Familienangebot (mit * gekennzeichnet).
dass der Wellness- und Erholungsbereich
ohne akustische Trennung wie auch das
Erlebnisbad direkt unter der Badekuppel
untergebracht sind, ist es sehr laut. „Und
heute ist ein ruhiger Tag“, so die Mit-
sechzigerin, die dennoch als Stammgast
mehrfach in der Woche hier ist – weil
die Saunaanlage an sich sehr schön
ist. Auch hier: eine Panoramasauna
mit Blick hinüber zur Nagelfluhkette.
Die Bergsauna will aufgrund des steil
ansteigenden Geländes tatsächlich erst mal
erklommen sein, bevor auch von hier der Blick
ins Oberallgäu und ins Tal genossen werden
kann. Apropos Gelände: Das Aquaria ist direkt
Testsieger 1: Wonnemar Sonthofen
Testsieger 2: Therme Bad Wörishofen
Cambomare Kristalltherme Wonnemar Therme Therme Königstherme Aquaria Wonnemar Titania Kempten Schwangau Sonthofen Wörishofen Oberstdorf Königsbrunn Oberstaufen Neu-Ulm Neusäß
Aybühlweg 58 Am Ehberg 16 Stadionweg 5 Thermenallee 1 Promenadestr. 3 Königsallee 1 Alpenstraße 5 Wiblinger Str. 55 Birkenallee 1 Kempten Schwangau Sonthofen Bad Wörishofen Oberstdorf Königsbrunn Oberstaufen Neu-Ulm Neusäß
cambomare.de kristalltherme- schwangau.de
wonnemar.de therme- badwoerishofen.de
oberstdorf- therme.de
koenigstherme.de aquaria.de wonnemar.de titania- neusaess.de
Baujahr 2003 1970er Jahre 2001 2004 1970er Jahre 1985 1993 1998 2001 Parkplatzangebot 9,00 7,25 8,50 9,25 8,75 9,75 6,00 9,75 8,75
Eintrittspreis/Preisgestaltung 8,25 6,75 8,00 5,25 7,00 6,25 7,75 8,00 7,00 Angebot Tageskarten/Stundenkarten/Ermäßigte 7,75 6,50 7,50 6,75 7,75 6,50 8,00 7,50 7,25
Preis / Leistung insgesamt 8,50 8,00 8,00 8,00 8,25 6,75 7,75 8,25 7,25
Badebereich insgesamt 7,75 8,75 8,25 9,50 6,00 6,25 8,25 7,50 6,75 Größe / Ausstattung 7,50 8,50 8,25 9,00 6,75 6,00 7,75 8,50 5,75
Erlebniswert/Attraktionen* 7,25 4,50 8,75 ohne Bewertung 4,25 5,00 8,25 8,25 7,00 Angebot Familien / Kinder* 7,00 4,50 9,00 ohne Bewertung 4,50 5,25 8,50 7,50 6,75
Kinderfreundlichkeit* 7,75 4,00 8,75 ohne Bewertung 4,25 5,00 8,00 7,25 6,75 Aktivitäten/Animationen (z. B. Wassergymnastik) 7,25 8,25 8,00 8,75 4,75 8,25 7,00 7,75 7,50
Saunalandschaft insgesamt 8,75 8,25 9,00 9,50 8,50 7,25 6,50 9,25 8,25 Entspannungswert / Saunenangebot 9,25 7,75 9,25 9,75 8,75 7,00 4,00 8,50 8,50
Aufgüsse 9,75 9,00 9,50 9,50 9,25 7,50 6,25 8,75 9,00 Ruheräume / Ruhezonen 8,50 7,75 8,50 9,50 8,75 8,50 5,50 8,50 7,50
Freundlichkeit Personal 9,50 8,75 8,50 9,25 8,50 8,50 8,00 8,50 7,50 Wellness-Angebot 8,50 8,25 9,00 9,25 8,00 7,50 7,75 7,25 8,50
Gastronomie (Qualität Speisen, Preis, Ambiente) 7,00 8,75 9,00 8,25 8,25 7,25 8,25 7,25 7,75 Sauberkeit insgesamt 8,50 8,75 8,75 9,25 8,00 6,25 8,00 7,75 8,25
Wartung/Instandhaltung Gesamteindruck 8,50 8,25 8,75 9,25 7,50 4,75 7,75 7,75 6,75 Umkleide (Platzangebot, Föns, Schlüsselsystem) 7,00 7,00 8,00 9,00 7,50 8,75 8,00 8,25 7,50
Information Internetseite (Aufmachung, Info) 9,00 8,75 8,50 9,00 8,25 7,25 8,00 9,00 7,50 Gesamtpunktzahl von möglichen 210 Punkten 172,25 158,25 179,75 158,00 153,50 145,50 155,25 171,00 157,75
Platz Nr. 2 4 1 5 8 9 7 3 6
*Gesamtpunkte ohne Familienangebot (max. 180) 150,25 145,25 153,25 158,00 140,50 130,25 130,50 148,00 137,25 Platz Nr. 3 5 2 1 6 9 8 4 7
SchwangauKristallthermeKempten
Cambomare
KönigsbrunnKönigstherme
NeusäßTitania
SonthofenWonnemar
Neu-UlmWonnemar
OberstdorfTherme
Bad WörishofenTherme
OberstaufenAquaria
Großer Thermen-Testfür SchwabenERGEBNIS
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Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
über der B 308 in den Berg gebaut, was in der Enge große
Parkplatzprobleme mit sich bringt. Rund ums Bad ist es steil,
kurvig – und, sofern man nicht ins Parkhaus fährt, steht man
unvermittelt vor einer Schranke, wo es kein Zurück gibt. Für
Ortsfremde seltsam und schwierig – was sich auch in der Gäs-
tebefragung widerspiegelt.
In Neu-Ulm speist Thermalwasser das BadKeine Parkplatzprobleme dagegen im Neu-Ulmer Wonnemar
oder in der Therme Bad Wörishofen, wo an beiden Bädern
ausreichend große Parkflächen zur Verfügung stehen. Das
Neu-Ulmer Bad, das direkt an der Donau liegt, punktet wie sei-
ne Sonthofener Schwester mit einem attraktiven Erlebnisbad
und einer schönen Saunaanlage, die – ähnlich in Sonthofen –
nach der Überflutung des Vorgängerbades Atlantis 2005 von
der in Stuttgart beheimateten InterSPA-Gruppe übernommen
und mit leicht verändertem Konzept wieder eröffnet wurde.
Besonderheit im Wonnemar: Die Bohrung zum Thermalwas-
ser liegt auf dem Gelände des Bades. Das Thermalwasser
befindet sich in einer Tiefe von 1.036 Metern und hat am
Austrittspunkt eine Temperatur von 28,5 Grad. Die Bohrung
wurde 1998 vorgenommen und seither wird das Wasser mit
einer Fördermenge von zwei Litern pro Sekunde nach oben
befördert. Ein Pärchen, das regelmäßig aus Geislingen nach
Neu-Ulm kommt, schätzt den Neu-Ulmer Wellnessbereich als
„schönes Angebot für zwischendurch“. Der Bade- und Well-
nessbereich wären für den regelmäßigen Besuch „vollkommen
okay“, ebenso die Leistung und der Eintrittspreis – anders als
in Bad Wörishofen, deren Therme sich die Gäste offenbar weit-
aus seltener, dafür aber ganz gezielt leisten.
Cambomare Kristalltherme Wonnemar Therme Therme Königstherme Aquaria Wonnemar Titania Kempten Schwangau Sonthofen Wörishofen Oberstdorf Königsbrunn Oberstaufen Neu-Ulm Neusäß
Aybühlweg 58 Am Ehberg 16 Stadionweg 5 Thermenallee 1 Promenadestr. 3 Königsallee 1 Alpenstraße 5 Wiblinger Str. 55 Birkenallee 1 Kempten Schwangau Sonthofen Bad Wörishofen Oberstdorf Königsbrunn Oberstaufen Neu-Ulm Neusäß
cambomare.de kristalltherme- schwangau.de
wonnemar.de therme- badwoerishofen.de
oberstdorf- therme.de
koenigstherme.de aquaria.de wonnemar.de titania- neusaess.de
Baujahr 2003 1970er Jahre 2001 2004 1970er Jahre 1985 1993 1998 2001 Parkplatzangebot 9,00 7,25 8,50 9,25 8,75 9,75 6,00 9,75 8,75
Eintrittspreis/Preisgestaltung 8,25 6,75 8,00 5,25 7,00 6,25 7,75 8,00 7,00 Angebot Tageskarten/Stundenkarten/Ermäßigte 7,75 6,50 7,50 6,75 7,75 6,50 8,00 7,50 7,25
Preis / Leistung insgesamt 8,50 8,00 8,00 8,00 8,25 6,75 7,75 8,25 7,25
Badebereich insgesamt 7,75 8,75 8,25 9,50 6,00 6,25 8,25 7,50 6,75 Größe / Ausstattung 7,50 8,50 8,25 9,00 6,75 6,00 7,75 8,50 5,75
Erlebniswert/Attraktionen* 7,25 4,50 8,75 ohne Bewertung 4,25 5,00 8,25 8,25 7,00 Angebot Familien / Kinder* 7,00 4,50 9,00 ohne Bewertung 4,50 5,25 8,50 7,50 6,75
Kinderfreundlichkeit* 7,75 4,00 8,75 ohne Bewertung 4,25 5,00 8,00 7,25 6,75 Aktivitäten/Animationen (z. B. Wassergymnastik) 7,25 8,25 8,00 8,75 4,75 8,25 7,00 7,75 7,50
Saunalandschaft insgesamt 8,75 8,25 9,00 9,50 8,50 7,25 6,50 9,25 8,25 Entspannungswert / Saunenangebot 9,25 7,75 9,25 9,75 8,75 7,00 4,00 8,50 8,50
Aufgüsse 9,75 9,00 9,50 9,50 9,25 7,50 6,25 8,75 9,00 Ruheräume / Ruhezonen 8,50 7,75 8,50 9,50 8,75 8,50 5,50 8,50 7,50
Freundlichkeit Personal 9,50 8,75 8,50 9,25 8,50 8,50 8,00 8,50 7,50 Wellness-Angebot 8,50 8,25 9,00 9,25 8,00 7,50 7,75 7,25 8,50
Gastronomie (Qualität Speisen, Preis, Ambiente) 7,00 8,75 9,00 8,25 8,25 7,25 8,25 7,25 7,75 Sauberkeit insgesamt 8,50 8,75 8,75 9,25 8,00 6,25 8,00 7,75 8,25
Wartung/Instandhaltung Gesamteindruck 8,50 8,25 8,75 9,25 7,50 4,75 7,75 7,75 6,75 Umkleide (Platzangebot, Föns, Schlüsselsystem) 7,00 7,00 8,00 9,00 7,50 8,75 8,00 8,25 7,50
Information Internetseite (Aufmachung, Info) 9,00 8,75 8,50 9,00 8,25 7,25 8,00 9,00 7,50 Gesamtpunktzahl von möglichen 210 Punkten 172,25 158,25 179,75 158,00 153,50 145,50 155,25 171,00 157,75
Platz Nr. 2 4 1 5 8 9 7 3 6
*Gesamtpunkte ohne Familienangebot (max. 180) 150,25 145,25 153,25 158,00 140,50 130,25 130,50 148,00 137,25 Platz Nr. 3 5 2 1 6 9 8 4 7
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Kräutersauna Bad Wörishofen
Ruhebereich Bad Wörishofen
Ohne Zuschuss geht es nichtDie Therme Bad Wörishofen macht vor, wie es geht. Eine dreiviertel Million Besucher jährlich spülen Geld in die Kassen der privaten Betreiberfamilie Wund. Bad Wörishofen ist fein raus – die Stadt hat einen Wohlfühl-Tempel, um den sie andernorts beneidet wird. Dennoch gibt Bad Wörishofen jährlich rund 500.000 Euro aus, um das neben der Therme liegende Familienbad „Blue Fun“ – in das im Gegensatz zur Therme auch Kinder dürfen – zu bezuschussen.
Baden ist teuer, auch für die Kommunen. In Oberstdorf fließen jährlich 1 Mio. Euro ins Bad, Sonthofen und Neu-Ulm bezahlen für den Badebetrieb genauso wie Neusäß und Kempten. Doch die Kemptener betreiben ihr Bad selbst – mit großem Erfolg. Die Gästezahlen steigen kontinuierlich, 2013 auf fast 940 Gäste täg-lich, Tendenz weiter steigend. Die Besonderheit: Das Cambomare wird als kommunaler Eigenbetrieb in eigener Regie geführt und betrachtet sich als Freizeit- und Erlebnisbad mit angegliedertem Freibad (eines der größten Freibäder Bayerns). Die Preispolitik orientiert sich im Freibad und in der Badewelt im wirtschaftlich vertretbaren Rahmen, „maximal am politischen Auftrag der Da-seinsfürsorge und weniger an der Gewinnmaximieriung“, sagt Be-triebsleiter Bernhard Dengel – mit einer bewussten Entscheidung mit Blick auf die soziale Verpflichtung gegenüber Schulen, Ver-einen, sozial Schwachen. Auch sehr hohe Sicherheitsstandards, nachhaltiges Energiemanagement und ständige Qualitätsverbes-serung sind Ziele des Bades, das trotz Eigenregie der Stadtkas-se jährlich ein Defizit von 400.000 bis 500.000 Euro verursacht – zusätzlich zum Freibad-Defizit in gleicher Höhe.
Eine Million Euro jährlich ist die Zahl, die im Bäderbetrieb Schwa-bens häufig zu hören ist – eine Summe, die Königsbrunn nicht aufbringen muss. „Wir bezuschussen die Königstherme nicht“, sagt Königsbrunns Pressereferent Andreas Eser, „das Bad wird rein pri-vatwirtschaftlich geführt und bewirtschaftet.“ Wohin das führt, ist in Königsbrunn deutlich sichtbar: Die Deyle-Gruppe gibt kaum Geld für die Therme aus – und das, obwohl das Bad dem Investor selbst gehört. Die Folge ist eine Negativspirale nach unten: Von ursprüng-lich 400.000 Gästen kommt nur noch die Hälfte. Eintrittsgelder bleiben aus, die leeren Kassen führen zu einem riesigen Investiti-onsstau – und dazu, dass das Bad immer unattraktiver wird. wos
Echte Palmen und ein auffahrbares DachArchitektonisches Wahrzeichen der mittlerweile
auch schon zehn Jahre in Betrieb befindlichen Ther-
me Bad Wörishofen ist die riesige, komplett zu öff-
nende Lichtkuppel in 18 Meter Höhe. Und hierher
strömen die erwachsenen Besucher, sommers wie
winters – Kinder dürfen nur samstags in die Ther-
me. Die Preise haben es in sich, sind mit Abstand
die höchsten aller getesteten Bäder – doch das Preis/
Leistungs-Verhältnis wird von den Gästen anerkannt,
wie sich bei unserer Befragung zeigt. Obwohl die Ther-
me in puncto Eintrittspreis die deutlich schlechtesten
Bewertungen im gesamten Test von ihren Gästen er-
hielt, lag sie erstaunlicherweise bei Preis/Leistung im
vorderen Bereich. Dass die Gäste das „Südseeparadies“
mitten im Unterallgäu lieben, beweisen rund 725.000
Millionen Besucher jährlich ebenso wie unsere Stich-
probenbefragung. Bewertungen mit einer glatten 10 sind hier im
Gegensatz zu den anderen Testkandidaten keine Seltenheit – und
10 Punkte vergeben die Gäste vorwiegend rund um den Sauna-
bereich. Hier erleben die Gäste – und das stimmt in diesem Fal-
le tatsächlich – auf über 2.000 Quadratmetern Saunavielfalt wie
sonst nirgends in Schwaben. Eine maurisch gestaltete Alhambra-
Sauna, die Meditationssauna im japanischen Stil, wo an der zu
einem Teich verglasten Wand fast bewegungslos große Kois da-
hingleiten, eine im Stil des Colosseums erbaute Römer-Sauna wie
auch diverse andere Saunen rund um den Sandstrand am See
sind Attraktionen, für die Gäste zumindest hin und wieder weit
fahren. „Ich gehe nicht oft in die Sauna“, erzählt eine Blondine,
die einmal im Jahr von Lindau nach Wörishofen kommt, „um
hier mit Massage und Maskenanwendungen eine Auszeit zu neh-
men. Ich schätze das sehr“, sagt sie, „weil ich aus der Branche
bin und sehe, wie viel Mühe man sich hier gibt, alles perfekt zu
machen.“ Auch die Sauberkeit – ein wichtiger Punkt für die meis-
ten Gäste – lässt nichts zu wünschen übrig.
Shitstorm bei der „Großmutter aller Thermen“ Anders in Königsbrunn, wo die dortige Königstherme die mit
Abstand schlechtesten Bewertungen für Sauberkeit, Instand-
haltung und Gesamteindruck einfährt. Erst vor kurzem brach
ein Facebook-Shitstorm über das Bad herein. „Schlechter geht
es nicht mehr. Verschimmelt, vergammelt und überteuert“,
bringt es Facebook-Nutzer Toni Held drastisch zum Ausdruck
– ruft zum Boykott auf und bekommt dafür 115 Likes und wird
354-mal geteilt! Die gleiche Tendenz bei unserer Gästebefra-
gung: „Fühle mich hier nicht wohl“, sagt eine Mutter, die mit ih-
ren Kids hier ist, und schimpft: „Ich dachte, die große Rutsche
ist in Betrieb. Dabei erfahre ich hier, dass die Familienrutsche
seit einem Jahr gesperrt ist.“ Ein Saunagast moniert eine blass-
gelbe Pfütze, die seit Monaten Tag für Tag im Herren-Pissoir
Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
19
Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
steht. Darauf angesprochen, gibt sich die Saunaaufsicht erst
ahnungslos, dann lenkt man ein. „Die wischt die Putzfrau
jeden Morgen weg“. Die Gäste sind jedoch sicher, dass ein
Klempner die bessere Lösung für das Problem wäre ... Böse
Anrufe wegen der Therme erhält auch die Stadt Königsbrunn.
„Acht von zehn Beschwerden laufen bei uns in der Stadtver-
waltung auf. Wir verfolgen mit Sorge die Diskussion in den
sozialen Netzwerken“, berichtet der Pressechef im Bürger-
meisterbüro, Andreas Eser. Was viele nicht wissen: Die Stadt
hat mit dem Betrieb der Königstherme nichts zu tun. „Sicher
gibt es Berührungspunkte“, sagt Eser, „die Königstherme ist
allerdings zu 100 Prozent ein privatwirtschaftlicher Betrieb,
in dem wir kein Mitspracherecht haben.“ Natürlich sind die
Missstände in der Königstherme auch dem Betreiber, der
Deyle-/Starwaters-Gruppe, von der sich sowohl Oberstdorf
als auch Neusäß im Streit getrennt haben, bekannt. „Unsere
Anlage wird 30 Jahre alt. Sie war die zweite in Deutschland
überhaupt, damals die ‚Mutter aller Thermen’“, spöttelt Be-
triebsleiter Dieter Gehle über das eigene Haus und gibt offen
und ehrlich zu: „Heute ist die Königstherme leider die ‚Groß-
mutter aller Thermen‘ und schneidet katastrophal ab.“ Das
habe allerdings Gründe: „Wir haben zuletzt eine Viertelmilli-
on Euro in ein Blockheizkraftwerk und die Technik gesteckt.
Das sieht der Badegast leider nicht. Ziel ist es, nächstes Jahr
die Therme für drei Monate zu schließen und die ganzen Be-
cken und Saunen neu zu machen“, stellt Gehle in Aussicht.
Neuer Schwung in der Titania-ThermeKräftig renoviert wurde auch ein paar Kilometer weiter, in
Neusäß – allerdings nach der Trennung von der Deyle-Grup-
pe durch die Stadt. Nach zwei Schließungen 2013 und 2014
macht die Titania-Therme nun einen prima Eindruck. Der
Badebereich ist zwar eher klein – die Fels- und Höhlenland-
schaft wie Schiffe zum Spielen für die Kinder kommen jedoch
gut an – die erste deutsche Trichterrutsche, die schöne Sau-
naanlage mit Hamam, einem römisch anmutenden Dampfbad
und Wellnessangeboten sowieso. Das Konzept, Saunen-Eigen-
arten aus aller Welt einzubauen, findet mit der indischen
Kiva-Sauna seinen Höhepunkt, in der – wie in einem Berg-
werk – ein mächtiger, heiß abstrahlender Findling auf einer
Lore ins runde Saunahäuschen hereingefahren wird.
Fazit: Für Erwachsene ist die Therme Bad Wörishofen kla-
rer Favorit und „Wellness-Tempel Nr. 1“. Die Therme punktet
mit einem überdurchschnittlich umfangreichen Angebot und
hervorragender Sauberkeit. Das Sonthofener Wonnemar hat
andere Qualitäten – noch dazu für Familien mit Kindern. Für
die ist der Badetempel im Oberallgäu der Sieger. Und auch
bei Wellnessfreunden, die es lieber ruhiger angehen, schnei-
det das Wonnemar mit Platz 2 hervorragend ab.
Kiva-Sauna, Titania
Titania-Therme Neusäß
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Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
1. März 1903 Eröffnung des Stadtbades am Leonhardsberg 151908 + 1915 Schäden durch Dampf und Feuchtigkeit1915 erste Renovierung1925 bis 1929 Umbau und Modernisierung, Entfernung vieler
Jugendstil-Teile 1944 Schäden durch Bombenangriffe 1981 Schließung wegen Einsturzgefahr1985 Ministerpräsident Franz-Josef Strauß sagt 10 Millio-
nen Mark für die Sanierung zu1987 bis 1992 Sanierung28. März 1992 Wiedereröffnung2009 Pläne zum Verkauf des Alten Stadtbades2010 Unterschriftensammlung gegen den Verkaufbis 2012 Sanierung der Sauna
Sorgenkind Stadtbad
Als 1903 in Augsburg mit einem Schauschwimmen das Stadt-
bad eröffnet wurde, setzte sich eine lange Tradition der Ba-
dekultur fort. Denn bereits im Mittelalter war es üblich, in öf-
fentliche Badestuben zu gehen. Nach römischem Vorbild saß
man mit anderen in großen Bassins oder Zubern, ließ sich
den Rücken schrubben, wurde vom Bader zur Ader gelassen,
geschröpft, massiert, rasiert und frisiert, bekam Speisen und
Getränke serviert oder wurde im Dampfbad behandelt. Zu ei-
nem Aufenthalt in einem solchen Etablissement, der durchaus
den Namen Wellness-Tag verdient hätte, wurden sogar offizi-
elle Gäste der Stadt eingeladen. Allerdings hatten nicht alle
Häuser einen guten Ruf, weshalb sich reiche Patrizier mehr
und mehr eigene Bäder einbauen ließen.
Davon konnten die Arbeiterfamilien Ende des 19. Jahrhun-
derts nur träumen. Sie lebten in winzigen Wohnungen, die
kein Badezimmer hatten und öffentliche Badestuben waren
längst verschwunden. Die Textilfabrikantin Emilie Forster, ge-
borene Sander, kannte die Nöte der Arbeiter und wusste, wie
wichtig Hygiene war. Sie verfügte in ihrem Testament, dass
ihre Erben der Stadt Geld für ein Volksbad zur Verfügung stel-
len sollten. „Emilie Forster wollte, dass sich jeder Augsburger
den Besuch im Bad leisten konnte“, erklärt Werner Steier-
berg, stellvertretender Leiter des Sport- und Bäderamtes, das
im Stadtbad angesiedelt ist. Bereits 1895 stifteten die Kinder
300.000, vor Baubeginn dann weitere 60.000 Mark. Nach-
dem auch die Stadt genug Geld zurückgelegt hatte, begann
1901 der Bau eines Volksbades im Jugendstil. Das Grundstück
zwischen zwei Kanälen am Leonhardsberg lag in der Nähe
der Jakobervorstadt, wo viele Arbeiter wohnten. Wären die
Planungen etwas schneller vorangegangen, hätte Augsburg
das erste Hallenbad in Bayern gehabt. So ging der Titel nach
München, wo 1901 das Müller‘sche Volksbad eröffnet wurde.
Es soll damals das größte und teuerste Schwimmbad der Welt
gewesen sein.
„Solange es uns gibt, wird es das Alte Stadtbad geben“, sagt Franz Ragutzki, Vorsitzender des Augsburger Vereins „Freunde des Alten Stadbads“. Denn das Jugendstil-Juwel ist ein Sorgen-kind der Stadt, das ständig gepflegt werden muss.
Schwimmen war längst zu einer beliebten Sportart geworden.
Weil sich Männer und Frauen aber nicht gemeinsam im Was-
ser tummeln sollten, wurden im Augsburger Stadtbad zwei
Schwimmhallen eingerichtet: das große Männerbad und das
kleinere Frauenbad, in dem Bademeisterinnen das Regiment
führten. Überliefert ist, dass Frauen hier nicht auf dem Rü-
cken schwimmen durften, obwohl sie
unter sich waren. Das galt damals als
unschicklich und unanständig. Wer sich
waschen wollte, ging je nach Geldbeutel
in ein Wannenbad der ersten, zweiten
oder dritten Klasse. In der Geschichte
des Bades, das seit der Eröffnung des
Familienbades 1959 „Altes Stadtbad“
heißt, finden sich noch andere Kuriositäten. Es soll ein Hun-
debad gegeben haben und im Foyer darf man über eine Fliese
staunen, auf der Männer ihre Zigarre ablegen konnten, wäh-
rend sie eine Eintrittskarte lösten.
Von Anekdoten und Besonderheiten weiß Franz Ragutzki zu
berichten. Er war von 1977 bis 2009 Betriebsleiter des Hau-
ses und ist heute Vorsitzender des Vereins „Freunde des Alten
Stadtbades“. Der wurde 2010 gegründet, um mit einem Bür-
gerbegehren den wegen erneuten Sanierungsbedarfs geplan-
ten Verkauf des beliebten Bades zu verhindern. Es ist gelun-
gen, das Alte Stadtbad ist weiter im Besitz der Stadt, aber nach
wie vor ein Sorgenkind. Auf seinen regelmäßigen Rundgängen
entdeckt Franz Ragutzki immer wieder etwas, das dringend
getan werden sollte. Die bei der letzten großen Sanierung von
1986 bis 1992 eingebauten Holzfenster müssten saniert wer-
den, woanders wäre ein neuer Anstrich fällig. Er hat selbst
schon einmal im Eingangsbereich zum Pinsel gegriffen, und
auch viele andere der 130 Vereinsmitglieder packen an, wenn
es nötig ist. Zwischen Ende Mai und Ende Juni führen sie die
Sommersauna und ermöglichen den Stammgästen den Be-
21
Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
Franz Ragutzki (links) hat 2010 zusammen mit den
Freunden des Alten Stadt-bades den Rettungsring
ausgeworfen, um das Bad zu erhalten. Rechts Wer-
ner Steierberg, Sport- und Bäderamt Stadt Augsburg.
Fotonachweis Große Halle: Edward Fick - Freunde des Alten Stadtba-
des e.V. und Roswitha Mitulla
such von Sauna und Dampfbad dann, wenn
das Stadtbad eigentlich geschlossen ist. Eine
Idee des Vereins sind auch die langen Sau-
na-Nächte Ende Mai und Ende Juni, die von
16 bis 24 Uhr dauern. Außerdem bringt der
Verein in jedem Jahr eine stattliche Summe
an Spenden für das Bad auf. „Solange es uns
gibt, wird es auch das Alte Stadtbad geben“,
ist sich Franz Ragutzki sicher.
Die Liebhaber des Jugendstilbades kom-
men bereits beim Betreten des Vestibüls ins
Schwärmen. Die alten grünen Wandfliesen,
der Kassenbereich mit den kleinen Fens-
tern, die darüber hängende historische Uhr,
die Ehrentafel für die Stifter und vor allem
die angenehm dampfige Luft, die viele schon
seit ihrer Kindheit in der Nase haben, ver-
sprühen den Charme einer längst vergange-
nen Zeit. „Jedes Bad braucht Pflege, ein altes
Bad noch mehr als ein modernes Hallenbad,
in dem dafür weniger Personal notwendig
wäre, weil man es leichter reinigen kann“,
sagt Franz Ragutzki. Außerdem kann das
Stadtbad nie ein Erlebnisbad sein. Es ist
nur bedingt für Kinder geeignet, denn die
niedrigste Wassertiefe beträgt 90 Zentime-
ter. Dafür setzt die Stadt auf den Wellness-
Trend. „Wir haben für unsere überwiegend
älteren Besucher die Wassertemperatur auf
29 Grad angehoben“, berichtet Werner Stei-
erberg. „Warmbaden an jedem Tag“ ist nur
einer von vielen Wohlfühl-Faktoren im Alten
Stadtbad. Mit ihrem „Wellness-Café“ sorgt
Anna Gaßner seit zehn Jahren dafür, dass
neue, auch junge Besucher in das Bad kom-
men. „Der Wellness-Bereich brummt“, kom-
mentiert Werner Steierberg, zum Beispiel
beim „Entspannungstag“ mit Sektfrühstück,
Schwimmen und Sauna. Danach wird man
bei einer Ganzkörpermassage, bei Aqua-
robic, mit Mittagessen, Kaffee und Kuchen
und einer Cremepackung verwöhnt. Wer
möchte, erhält noch ein Make-up und geht
nicht nur entspannt, sondern individuell
aufgehübscht nach Hause. Roswitha Mitulla
22
Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
Wenn ein Heilbad-Manager von seinen Gästen hört, sie seien auf Emp-fehlung gekommen, dann müsste er sich eigentlich keine Sorgen um die Bekanntheit und Beliebtheit seines Hauses machen. Aber es gibt viele Reha-Kliniken, Kurhotels und Wellnesstempel. Die Konkurrenz ist groß und ausländische Bäder locken mit niedrigen Preisen.
„Wir stellen uns dem Wettbewerb!“
Ruhig und friedlich liegt das Krumbad umgeben von Buchen-
wäldern vor den Toren Krumbachs. Karl-Josef Honz ist seit zehn
Jahren Geschäftsführer der Heilbad Krumbad GmbH und weiß,
dass sein Haus mit der idyllischen und ruhigen Lage inmitten
der Natur und dem Charme der historischen Gebäude punkten
kann. Dennoch ist der Markt hart, viele Häuser ähnlichen Zu-
schnitts kämpfen um Gäste. „Wir stellen uns dem Wettbewerb,
müssen hierbei gute Arbeit leisten und Angebote für alle Ziel-
gruppen machen“, sagt er. Folgerichtig hat sich das Haus ent-
wickelt. Es wurde viel Geld in moderne Therapie-, Hotel- und
Gastronomieeinrichtungen investiert, um auch in Zukunft erfolg-
reich zu sein.
Dennoch ist es gut, wenn ein Haus dieser Größenordnung
Alleinstellungsmerkmale hat. In Krumbad ist es die Beson-
derheit, dass es nicht Hotel, Reha-Klinik, Wohlfühloase, Ta-
gungszentrum oder Restaurant ist, sondern alles zusammen.
„Damit können wir für unsere Gäste ein Treffpunkt für Ge-
sundheit, Genuss und Geselligkeit ebenso sein wie eine Kraft-
quelle für Leib und Seele“, betont Honz.
Das andere Alleinstellungsmerkmal ist seit Jahrhunderten der
Krumbader Badstein, ein Tonstein, der zu 65 Prozent aus Kie-
selsäure besteht und dem Heilbad Krumbad zur staatlichen
Anerkennung als Peloid-Kurbetrieb verholfen hat. Er lagert im
Erdreich rund um das Bad, wo man ihn nur alle zehn Jah-
re ohne Umweltbelastung abbaut. Das Gestein muss dann ein
bis zwei Jahre trocknen, bevor es zerklopft, gemahlen und
mit Wasser zu einem Brei verrührt wird. Angewärmt kommt
der graue Schlamm als Packung, Wickel, im Rasulbad, bei
der Knetbehandlung oder im Wannenliegebad zur therapeu-
tischen Anwendung. Er hält die Wärme länger als Fango und
ist bei rheumatischen Erkrankungen, Gelenkschmerzen, nach
Operationen und Unfallverletzungen angezeigt. Gegen Entzün-
dungen helfen kühle Packungen.
Zeitgeist: vom Alltag entspannenNur noch die Hälfte der Gäste macht im Heilbad Krumbad eine
von den Sozialleistungsträgern bezahlte Reha. Es sind über-
wiegend Patienten, die eine orthopädische Operation hinter
sich haben. Die reine Badekur zur Vorbeugung gibt es fast gar
nicht mehr. Als Ende der 1980er-Jahre die Kassenzuschüsse
gesenkt, eine Eigenbeteiligung eingeführt wurde und dann
später noch die Verkürzung der Reha-Zeiten folgte, kamen
viele Kurbetriebe in Existenznöte und mussten sich etwas ein-
fallen lassen. Man sprang auf die Wellness-Welle auf, die aus
Amerika herüberschwappte“, erklärt Honz. Auch in Krumbad.
Rund 50 Prozent der Gäste zahlen heute ihren Aufenthalt selbst
und buchen nach den persönlichen Wünschen und Anliegen
traditionelle oder moderne Therapien für Fitness, Wellness,
Kosmetik und Gesundheitsprävention hinzu. Das Modell Wohl-
fühlwelt mit einzeln buchbaren Behandlungen und Pauschal-
Arrangements funktioniert. Es trifft den Zeitgeist und kommt
dem Wunsch der Menschen entgegen, sich zu erholen und vom
Alltag zu entspannen. Sie können es bei unterschiedlichen Mas-Karl-Josef Honz führt seit zehn Jahren die Heilbad Krumbad GmbH
Foto: Roswitha M
itulla
23
Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
sagen, einer Vielzahl an Bädern, Schönheitsbehandlungen,
mit Sport, in Dampfbad, Sauna oder Schwimmbad und bei
den medizinischen Anwendungen in angenehmer Atmosphä-
re tun. Ein Weg, der die Zukunft des Bades, das auch ein wich-
tiger Arbeitgeber ist, sichern soll. Mit großen Gewinnen kann
die 1981 gegründete Heilbad Krumbad GmbH trotzdem nicht
rechnen. „Unser Ziel ist, wirtschaftlich in Balance zu bleiben,
genügend Mittel für Investitionen zu haben, um immer mehr
Nutzen zu bieten und Arbeitsplätze zu erhalten – idealerweise
zu vermehren“, sagt Honz. Dies sei bisher gelungen, derzeit
wird ein neues Therapiezentrum gebaut.
Das Krumbad steht auf vier BeinenDas Wichtigste sind für Honz die vier Standbeine, auf de-
nen Krumbad steht. „Es gibt nicht viele Orte, die eine solche
Bandbreite haben, die von Reha bis Hochzeit mit Trauung
in der Hauskapelle reicht“, meint er. Neben Reha und Well-
ness kann er mit dem modernen Vier-Sterne-Hotel werben.
Es wird auch von Geschäftsleuten und Urlaubern sowie für
Tagungen gebucht. Von den Zimmern schaut man ins Grü-
ne oder in den romantischen Innenhof. Im Panorama-Res-
taurant mit Wintergarten und Sonnenterrasse dagegen trifft
man nicht nur Hotelgäste, sondern auch Besucher, die hier
essen oder Kaffee trinken. Die lichten Räume mit den großen
Glasfenstern, die den Blick in die Natur freigeben, eignen
sich zudem für Familienfeiern, Tagungen und Seminare. Er-
staunt ist Honz jeden Tag über die vielen Besucher, die zum
Frühstück ins Restaurant kommen. Auch freut es ihn, dass
Spaziergänger und Ausflügler von den hausgemachten Kuchen
schwärmen. Tagesgäste finden den Weg aus der näheren Um-
gebung nach Krumbad, Hotelbesucher aus ganz Deutschland.
Sie schätzen vor allem die gelungene Verbindung von Tradi-
tion und Moderne. Die Anlage kann sich rühmen, das älteste
Heilbad Schwabens zu sein, das eine über 600-jährige Bade-
tradition hat. Das damals genutzte Heilwasser der Adelheid-
quelle kommt heute nicht mehr zum Einsatz. Die Entdeckung
seiner Heilkraft ging auf eine schauerliche Tat zurück, die
sich 1390 zwischen dem Ritter Ulrich von Ellerbach und sei-
ner Gemahlin Adelheid auf der Hiltipoldsburg zugetragen ha-
ben soll. Die Sage erzählt, dass der Ritter bei einem Turnier
weilte, als man ihm zutrug, seine Gattin zu Hause sei ihm un-
treu geworden. Vor Eifersucht tobend eilte er zur Burg zurück
und ging mit einem Schwert auf sie los. Adelheid, die in der
Nacht eine Ahnung gehabt hatte, flüchtete in eine Scheune.
Der Ritter zögerte nicht, verriegelte die Tür und zündete das
Holzgebäude an. Adelheid kam in den Flammen um.
Nachdem die Brandstätte abgeräumt war, entdeckte man
an dieser Stelle eine Quelle. Es war die Geburtsstunde eines
Heilbads, das in den folgenden Jahrhunderten eine wechsel-
Marita Krauss/Stefan Lindl/ Jens Soentgen (Hg.)Der gezähmte LechPreis: 24,90 €ISBN 978-3-86222-140-0
Biografie eines „Flusses der Extreme“ auf 232 reich bebilderten Seiten. Der Lech ist heute ein „Cyborg“, ein Mischwesen zwischen lebendigem Organismus und Maschine. Er wird wie ein Kraftwerk „gefahren“, seine Wassermenge bestimmt sich durch den Strom-preis. Die Natur ist von der Technik völlig überformt, der Fluss verschwindet.
Wir sind stolz, Zigeuner zu seinVom Leben und Leiden einer Sinti-FamiliePreis: 9,80 €ISBN 978-3-89639-961-8 Auch als E-Book erhältlich
Die freie Journalistin Angela Bachmair, die in Augsburg und im Allgäu lebt, ermöglicht in ihrem Buch einen persönlichen Einblick in eine fast unbekannte Kultur. Sie macht uns vertraut mit der Lebenswirklichkeit und der Geschichte der Sinti – eine Geschichte, die uns alle angeht.
Meuchelmord im Kemptener WaldAnton Maurus über ein mysteriöses Ver-brechen nach einer wahren BegebenheitPreis 12,80 €ISBN: 978-3-931951-93-1
Eine wahre Begebenheit inspirierte den Autor und Namensvetter des damaligen Opfers Anton Maurus zu diesem Roman, welcher sich vorwiegend in der Gegend des Ostallgäuer Bauerndorfs Görisried und des naheliegenden Kemptener Waldes abspielt. Die Geschichte ist im ländlich-bayerischen Allgäu des 19. Jahrhun-derts angesiedelt. Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse jener Zeit bilden den Hintergrund für diesen span-nenden Roman.
Bücheraus, von & über Schwaben
volle Entwicklung erlebte. Aus dem 16. Jahrhundert ist über-
liefert, dass auch Ärzte sicher waren, dass das Wasser gegen
120 Krankheiten helfen würde. „Heute nutzen wir die anderen
ortsspezifischen Heilmittel“, so Honz. 1891 kaufte Dominikus
Ringeisen, der Gründer der St. Josefskongregation, das Krum-
bad. Die St. Josefskongregation wurde Hauptgesellschafterin
und Eigentümerin, weitere Gesellschafter sind heute der Bezirk
Schwaben, der Landkreis Günzburg und die Stadt Krumbach.
Roswitha Mitulla
24
Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
Prof. Dr. Werner Lothar Mang ist einer der bekanntesten Mediziner Deutschlands. Zwei Tage vor seinem 65. Geburtstag traf sich top schwaben mit ihm zum Gespräch über seine Person, das Alter und die Schönheit.
top schwaben: Sie haben übermorgen Ge-
burtstag, werden 65 – legen Sie zum Beginn
des Rentenalters wenigstens für einen Tag
das Skalpell aus der Hand?
Prof. Mang: Oh Gott, ja. Ich feiere den Geburts-
tag in Bad Wörishofen im Steigenberger Hotel.
An sich feiere ich seit meinem 60sten nicht
nicht mehr so groß. Damals habe ich noch
1.000 Leute in ein Oktoberfestzelt eingeladen,
aber diesmal wird‘s ein kleinerer Rahmen mit
einem Golfturnier für einen guten Zweck.
Was ist das Spannende am Operieren? Das
Geld kann es bei Ihnen nicht mehr sein ...
Prof. Mang: Das Spannende ist einfach: Solan-
ge man gesund und vital ist und etwas bewe-
gen kann, sollte man das tun, „wer rastet, der
rostet“. Bei mir ist es wie bei Ecclestone – den
muss man wahrscheinlich mit der Bahre von
der Rennstrecke fahren. Wissen Sie, der Spaß
am Beruf zählt im Alter noch mehr. Ich habe
mir alle Träume erfüllt, die man sich so erfül-
len kann. Das heißt, Geld spielt wirklich keine
Rolle mehr. Zufrieden muss man sein, eine net-
te Familie haben, Spaß am Beruf und dass man
gesund bleibt. Denn Glück ist die Abwesenheit
von physischen und psychischen Schmerzen.
Wenn man gesund ist, hat man keine Schmer-
zen. Und wenn die Seele in Ordnung ist, passt
alles. Daraus schöpfe ich auch die Kraft.
Prof. Dr. Werner Mang vor seiner Klinik Swiss, die gegenüber der Lindauer Bodenseeklinik auf der
Schweizer Seite des Bo-densees liegt.
Der Mediziner ist ein bayerischer Schwabe, dessen Elternhaus in
Babenhausen steht. Er selbst ist in Ulm geboren und in Lindau aufgewach-sen, wo er auf der Insel die Bodenseeklinik gebaut hat.
Seelenheil mit dem Skalpell
Interview: Wolfgang Strobl
Foto
s: pr
ivat
25
Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
Sie arbeiten seit 1982 in der plastischen Chi-
rurgie, gelten als „Pionier“ der Schönheits-
chirurgie und halten sich, so liest man, für den
„besten Schönheitschirurgen Europas“.
Prof. Mang (schüttelt energisch den Kopf): Ich
halte mich, um Gottes Willen, für gar nichts.
Ich bin vielleicht der bekannteste ästhetische
Chirurg. Ich bin Facharzt für HNO und plasti-
sche Operationen und habe 1987 die Deutsche
Gesellschaft für ästhetische Medizin ge-
gründet und war lange deren Präsident.
Ich bin schon so etwas wie ein Pionier
in der ästhetischen Chirurgie, die aus
der plastischen, also der wiederher-
stellenden Chirurgie hervorgegangen
Zeit ist das kostbarste Gut: Wenn Prof. Mang in
verschiedenen Kliniken tätig ist und wichtige berufliche Termine einhalten muss, ist sein Fortbewegungsmittel auch der Hubschrauber,
ist. Aber es müssen schon andere beurteilen,
wer der Beste ist. Ich selbst bezeichne mich
als alemannischen Jungen vom Bodensee, der
Freude am Beruf und viel erreicht hat.
Nach welchen Maßstäben bemisst ein Werner
Mang, wie gut ein Schönheitschirurg in sei-
nem Fach ist?
Prof. Mang: Wie bemisst man einen guten Chi-
rurgen, würde ich sagen. Er muss viel Erfah-
rung haben, muss sich spezialisieren auf gewis-
se OPs, muss diese täglich durchführen, muss
ein Gewebegefühl haben und Geschick. Im
Arztberuf ist es wie in anderen Berufen auch:
Es gibt Leute, die mehr Talent und mehr Bega-
bung haben als andere, aber zum Talent gehört
immer auch absoluter Fleiß. Wenn man nicht
fleißig ist, ist das ganze Talent nichts wert.
Fleißig waren Sie wohl immer, begabt und ide-
enreich auch ...
Prof. Mang: Ja, schon. Ich war 1985 der Ers-
te, der Collagen-Spritzen aus Los Angeles von
einem Kongress mitgebracht hat, und einer
der Ersten, der Faltenunterspritzung gemacht
hat. Lang vorher, mit 19 Jahren, habe ich 1968
schon als jüngster Student mit meinem erspar-
ten Geld als Bademeister alle Mühen und Stra-
pazen auf mich genommen und bin zu Prof.
Pitanguy (Anm. der Redaktion: einer der Pio-
niere der plastischen Chirurgie) nach Brasilien
gepilgert, um bei ihm zu hospitieren. Es war
schon immer in meinem Interesse, die ästhe-
tisch-plastische Chirurgie durchzuführen. Und
ich glaube, in jedem Beruf muss man 110 %
Leistung, Risiko und Opferbereitschaft bringen,
um nach oben zu kommen. Und dann gelingt
das auch nur, wenn man eine robuste Natur hat.
Was war denn der entscheidende Moment,
dass Sie sich nach Ihrem Studium der Hals-
Nasen-Ohren-Heilkunde der plastischen Chi-
rurgie verschrieben haben?
Prof. Mang: Das war Zufall. Ich habe erst
Chirurgie gemacht am Kreiskrankenhaus
Lindau. Dann war mein Weg vorge-
zeichnet: Facharzt Chirurgie und
dann plastische Chirurgie. Ich bin
dann als Stabsarzt zum Militär ein-
gezogen worden und im Militärkran-
26
Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
kenhaus zur HNO gekommen, habe dann den
Facharzt für HNO gemacht und später in Mün-
chen den Zusatz „Plastische Operation“. Durch
die Militärzeit kam ich zur Spezialisierung auf
das Gesicht, danach auf Lid- und Nasenkor-
rekturen. Das sind ja die schwierigsten ästhe-
tischen Eingriffe.
Warum haben Sie eigentlich nie den Facharzt
für plastische Chirurgie und ästhetische Chir-
urgie nachgeholt?
Prof. Mang: Den Facharzt für plastische Chir-
urgie gibt es erst seit 1992. Vorher gab es nur
Chirurgie, Zusatzbezeichnung „Plastische Chi-
rurgie“ oder HNO, Zusatzbezeichnung „Plasti-
sche Operationen“. Und 1992 war ich ja schon
Chef in Lindau. Da hatte ich wirklich keine Zeit
mehr, das nachzuholen. Aber Sie können si-
cher sein: Ich bin mit meiner Ausbildung sehr
zufrieden.
Sie gelten als sehr wirtschaftlich denkender
Mediziner, veröffentlichen auch eine Preisliste
der OPs auf Ihrer Homepage ...
Prof. Mang: Das muss transparent sein für un-
sere Patienten und für mich. Ich bin Jungfrau im
Sternzeichen. Das ist mein Medizinertum, meine
Penibelkeit und fachliche Intention. Der Aszen-
dent Löwe beeinflusst ganz klar den wirtschaftli-
chen Faktor. Ich finde, das ist eine gute Symbiose.
In der Bodenseeklinik führen Sie jährlich rund
2.000 kosmetische Behandlungen an Nasen,
Brüsten, Lidern, Ohren und Gesichtern durch. Da
kommt ein hübscher Jahresumsatz zusammen ...
Prof. Mang: Ganz so ist es ja nicht. „Behand-
lungen“ sind ja nicht nur Operationen. Dazu
zählt jeder Patientenkontakt. Das sind oft we-
nige hundert Euro für eine Hautanalyse, Fal-
tenunterspritzung oder Botox.
Dennoch wird ein erkleckliches Sümmchen zu-
sammenkommen. Welche Rolle spielt die Bo-
denseeklinik für Lindau und Umgebung?
Prof. Mang: Wir sind ein mittelständisches
Unternehmen mit Arbeitsplätzen und sicher
auch ein Wirtschaftsfaktor für Lindau, weil die
Patienten teils stationär bleiben. Die gehen ins
Restaurant, ins Kino, kaufen Kleidung, geben
Geld aus. Und die Klinik ist auch gut für das
Image der Stadt: Es gibt manche Touristen, die
kommen gezielt zur Bodenseeklinik.
Kommen Ihre Bekannten und Freunde aus
Film und TV auch hierher?
Prof. Mang: Was ich am meisten schätze, ist,
dass ich auf der ganzen Welt sehr gut vernetzt
bin. Das habe ich geschafft, aus bürgerlichem El-
ternhaus in Babenhausen. Ich bin zum Beispiel
in China als Arzt sehr bekannt und habe Freun-
de in Russland, England und USA. Oft ist es ja so,
dass der Fürst im eigenen Land nicht so viel gilt.
Die Bodenseeklinik gilt heute als Europas
größte Klinik für rein ästhetische Medizin.
Beschränken Sie sich ausschließlich auf die
Schönheitschirurgie?
Prof. Mang: Nein. Es ist so, dass wir über die
Hälfte medizinische Operationen durchführen. At-
mungsbeschwerden, Unfallnasen, abstehende Oh-
ren, Lidkorrekturen, Tumoren. Auch rekonstruk-
tive Brustchirurgie gehört hierzu. Und es ist auch
eine medizinische Indikation, wenn man eine rie-
sengroße, hängende Brust hat, die geformt wird.
Warum ist Ihre Klinik in Lindau – und nicht in
München, Berlin oder Hamburg?
Prof. Mang: Ich hätte 1989 Chefarzt in Frank-
furt werden können. Als ich vom Termin zu-
rückgefahren bin, hatte ich die Stelle in der Ta-
sche, aber den schönen See gesehen und gesagt:
Mensch, eigentlich will ich hier gar nicht weg.
Ich habe mit der Stadt Lindau gesprochen, mit
Hilfe der Sparkasse ein altes Haus am Schran-
nenplatz gekauft und dort die Bodenseeklinik
gegründet. So habe ich mit zwei Angestellten
angefangen – und jeder hat gesagt: Du bist ver-
rückt, in die Provinz nach Lindau zu gehen und
auf eine Lebensstellung, Chefarztstelle und viel
Geld zu verzichten.
Warum haben Sie es dennoch getan?
Das ist eben die Ader des Unternehmers, man
muss eine Vision haben, an sich glauben und
von sich überzeugt sein. Jeder andere hätte sich
auf den gesicherten Chefarztposten gesetzt. Ich
wollte immer eine eigene private Klinik schaf-
fen für die HNO und ästhetische Chirurgie. Und:
Ich wollte nie, dass einer mir sagt, was ich zu
tun habe. Deswegen sind wir jetzt hier.
Leidenschaftlich für sein Thema plastische und
ästhetische Medizin und Chirurgie: Prof. Mang hat Stammpersonal, das zehn
Jahre und länger täglich mit ihm zusammenarbeitet.
Dadurch besteht ein einge-spieltes Team von Oberarzt, Anästhesist, Assistenz und
OP-Schwester. Sicherheit und Qualität sind
das Wichtigste bei einer Operation.
27
Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
Zum 20-jährigen Bestehen der Bodenseeklinik brachten Sie
ein Büchlein heraus, auf dem Titel ein Stern des Hollywood-
boulevards. Wie wichtig ist für Sie, selbst im Rampenlicht der
Öffentlichkeit zu stehen?
Prof. Mang: Ach, früher am Anfang der Karriere war das
wahnsinnig wichtig: nach oben kommen, wichtige Menschen
kennenlernen. Heute ist mein Vorbild Franz Beckenbauer, der
für mich mit seiner in sich ruhenden Art einer der bekanntes-
ten und freundlichsten Menschen ist und mit seiner Prominenz
ganz locker und bescheiden umgeht. Das heißt: je bekannter
man wird, desto normaler und vernünftiger wird man.
Stehen Sie heute noch zu Ihren Thesen, dass es schöne Men-
schen leichter und erfolgreiche Menschen schwerer haben?
Prof. Mang: Erfolgreiche Menschen haben es schon schwerer,
weil sie immer im Fokus stehen. Und dass es Schöne leich-
ter haben, steht für mich außer Frage. Das war bei den alten
Griechen so und bei den Römern. Und heute können Sie im
Handelsblatt lesen, dass schlanke Männer mit Haaren auf dem
Kopf höhere Aufstiegschancen haben. Ästhetik spielt schon
eine große Rolle in der Gesellschaft, aber wir dürfen es nicht
überdrehen zum Schönheitswahn.
Jeder Mensch hadert doch irgendwo mit seinem Körper. Wo
würden Sie – sagen wir als Geburtstagsgeschenk zu Ihrem
65sten – bei sich selbst das Messer ansetzen?
Prof. Mang: Die Tränensäcke und Schlupflider. Vielleicht noch
ein paar Haare. Das sind im Übrigen auch die meisten Männer-
OPs. Ich habe nur gar keine Zeit und fühle mich an sich ganz
wohl so, wie ich bin. Wenn mich das mal stört, lasse ich das
von meinem Oberarzt machen.
Wäre das gut für Ihre Psyche? Sie sagen, dass Schönheits-
operationen Menschen helfen können, psychische Probleme
wegen ihres Aussehens in Griff zu bekommen?
Prof. Mang: Ja, Schönheitschirurgie ist auch Seelenheil mit
dem Skalpell. Wir haben z. B. eine Patientin, ein Mädchen,
das eine Höcker-Langnase hat, ein fliehendes Kinn und kei-
nen Partner bekommt. Also da kann man echt helfen.
Wenn Sie zwei Wünsche frei hätten: Wen würden Sie gerne
operieren?
Prof. Mang: Bei Steffi Graf die Nase und bei Gerard Depar-
dieu eine Komplettoperation: Schlupflider, Tränensäcke,
Fett absaugen ... (lacht).
Was macht der bekennende Workaholic Werner Mang im
September 2024, mit 75 Jahren?
Prof. Mang: Viele Leute würden sich mit 65 zur Ruhe set-
zen, wie einige meiner Studienkollegen. Das ist nichts für
mich. Ich hoffe, dass wir dann auch wieder hier sitzen und
ein Interview machen, dass ich gesund bleibe und arbeite.
Man wird die Arbeitszeit ein bisschen reduzieren, vielleicht
nur noch vormittags. Das ist mein größter Wunsch.
„Ich wollte nie, dass mir einer sagt, was ich zu tun habe.“
top schwaben im NetzInternetauftritt www.topschwaben.de
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28
5 Millionen Mitglieder im Blick
„An die sozialen Bindungskräfte des Sports den-
ken“ – dafür plädiert Bernd Kränzle, der sich dem
Sport in Bayern und Schwaben seit Jahrzehn-
ten in verantwortlichen Positionen verpflichtet
weiß. Vor allem den hohen Anteil an Jugendför-
derung hebt er hervor, auch „die wichtige Be-
treuung im Ehrenamt“ (siehe Beitrag „Ehren für
Ehren amtler“ Seite 61). Dass die Politik und die
Verwaltung durch die Vereine seit jeher auch
mit Rat und Tag unterstützt wird, weiß wohl nie-
mand besser als der Landtagsabgeordnete und
Vorsitzende der Augsburger CSU-Stadtratsfrak-
tion Bernd Kränzle. Auf Landtagsebene gehe es
heuer um die Sicherung der Vereinspauschale,
dem wesentlichen Element zur Förderung des
Breitensports. „Diese Pauschale ist immer noch
nicht bei der Zielgröße 30 Cent pro Mitglied an-
gekommen“, moniert Schwabens Sportchef, der
auch als Vizepräsident des Bayerischen Landes-
Sportverbandes BLSV amtiert. Allerdings er-
warten Politiker und Sportrepräsentanten eher
schwierige Verhandlungen um die weitere An-
passung des Förderniveaus. Doch sei es „ent-
scheidend, dass die Vereine eine gute Basis für
die Breitensportarbeit finden“, spielt Kränzle
auf das mit dem Generationswechsel spürbar
verschärfte Problem an, Führungspositionen in
allen Bereichen längerfristig zu besetzen.
Der Sportentwicklungsbericht des Deutschen
Olympischen Sportbundes DOSB bestätigt es.
Alfons Hörmann, der Präsident des deutschen
Sport-Dachverbandes aus dem Oberallgäu, ver-
weist freilich auch darauf, dass „die Bereitschaft
steigt, sich punktuell und spontan zu engagie-
ren“. Der DOSB diskutiere mit Sportverbänden
und Landessportbünden eine neue Organisation
mit Auswirkung auch auf deren Ehrenamt. Kern:
das Direktorium wird zum Vorstand, mit voller
finanzieller und rechtlicher Verantwortung, das
Präsidium eine Art Aufsichtsrat mit Kontrolle
und konzeptioneller und strategischer Beglei-
Wenn im Sport, vor allem im Breitensport, die Vereine über gute Anlagen und Ausstattungen, aber auch über qualifi-zierte Übungsleiter verfügen, dann haben die Kommunen und die Sportorganisation jedes Jahr die Weichen in den Finanzverhandlungen über die Sportförderung gestellt. Sie stehen auch in Schwaben derzeit wieder an. „Die Haus-haltsberatungen sind entscheidend für den Sport in diesem Rahmen“, betont einer der einflussreichsten Sportfunktio-näre, Schwabens BLSV-Präsident Bernd Kränzle. Darüber hinaus deutet Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes und oberster deutscher Sport- repräsentant, an, die Sportorganisation könne sich künftig in einer neuartigen Struktur effizienter und zeitgemäßer aufstellen – mit einer Art Aufsichtsrat und einem Vorstand.
Foto
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Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
DOSB-Präsident Alfons Hörmann (Mitte) mit jungen Sportlern.
29
Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
tung des Vorstands, quasi ähnlich einer Aktiengesellschaft.
Sein Heimatverein in Sulzberg im Oberallgäu beispielsweise
brauche über eine solche Struktur jedoch nicht nachzuden-
ken, sei man auf diesen Ebenen „froh, wenn wir für jeden Job
im Verein eine oder einen Freiwilligen finden“.
Bei der öffentlichen Anerkennung der Engagements langjähri-
ger Helfer in den vielfältigen Vereinsfunktionen, vom Platzwart
bis zum Schatzmeister, ist der Bezirk Schwaben mit dem „Tag
des Ehrenamts“ Vorreiter in Bayern. Bezirkstagspräsident Jür-
gen Reichert zeichnet alljährlich Mitglieder aus den Vereinen
der schwäbischen Sportkreise aus und würdigte sie dieses
Jahr „als die wahren Weltmeister“. Weil in Sportvereinen alle
Generationen zusammenfinden, werden die Clubs mit ihren
Ehrenamtlichen auch zu Problemlösern und Helfern für den
Einzelnen, betonte Reichert.
Auf ein akut werdendes Problem um Sportstätten auch
in Schwaben macht Kränzle am Beispiel vieler maroder
Schwimmbäder aufmerksam. Zahlreich seien die Fälle, wo
Dächer und Becken erneuert werden müssten. Eine zeitge-
mäß bedingte große Sanierungswelle sieht er anrollen. Auf
insgesamt rund 7,3 Millionen Euro summieren sich konkrete
Projekt- und Grund satz beschlüsse des Augsburger Stadtrates
zur Komplettsanierung des Plärrerbades, Dachsanierung des
Spickelbades und für Brandschutz der Hallenbäder Haunstet-
ten und Göggingen, listet Augsburgs Ordnungs- und Sportre-
ferent Oliver Wurm auf. Auch den Freistaat will Kränzle ver-
stärkt in die Förderpflicht nehmen, sei doch Schwimmen ein
herausragender Gesundheitssport, vor allem im Schulsport.
Übungsleiter- Ausbildung an der Fachakademie in Nördlingen und im BLSV-Sportcamp Inzell.
Einen erfreulichen Trend registriert Claudia Linke. „Das Inte-
resse an der Ausbildung zum Übungsleiter ist enorm gestie-
gen“, bilanziert die Vorsitzende der Bayerischen Sportjugend
(BSJ) in Schwaben: „wir sind in ganz Bayern führend“. Acht
Kurse zum „C-Schein für Breitensport Kinder/Jugendliche“
stehen heuer auf dem Programm gegenüber zwei in früheren
Jahren. 25 bis 30 Teilnehmer im Durchschnitt, fast doppelt
so viele wie früher, absolvieren jetzt die 143 Übungseinhei-
ten à 45 Minuten. Die intensive und aufwändige Ausbildung
in zwölf Sportarten, aber auch Ernährung, Prävention ge-
gen Sex und Gewalt, Gesundheit und rechtliche Grundlagen
wird über ganz Schwaben hinweg zwischen Nördlingen und
Kempten angeboten. Mittelbar spricht dies für offenkundig
florierende Sportvereine, stellt doch der C-Schein die Basis
für die finanziell geförderte Vereinsarbeit dar. „Wir haben
gute Papiere“, fasst Bernd Kränzle zusammen, und steuert
unermüdlich auf das erklärte Ziel von fünf Millionen Sport-
vereinsmitgliedern in Bayern zu. hrs
30
Patienten sollen sich willkommen fühlen
„Trotz des hohen Niveaus der medizinischen Versorgung
steigt die Unzufriedenheit der Patienten. Der Grund: Das
ärztliche Handeln ist zunehmend wirtschaftlichen Zwängen
ausgesetzt. Die Folge: Patienten fühlen sich oft schlecht in-
formiert und behandelt. Die Konsequenz: Der Patient muss
wieder in den Mittelpunkt des medizinischen Gesamtkonzepts
gerückt werden. Ziel muss ein optimales Behandlungsergeb-
nis sein, das gleichzeitig die Bedürfnisse der Patienten nach
Geborgenheit und Wohlbefinden in den einzelnen Phasen der
Behandlung trifft. Qua-
lität, nicht Quantität
wird deshalb in der neu-
en Hessingpark-Clinic
im Vordergrund stehen.
Diese Philosophie wird
einerseits durch eine
konsequent betriebe-
ne orthopädische Spe-
zialisierung erreicht,
andererseits wird der
Service am Patienten
höchstes Gebot sein.“
Mit dieser Feststellung
in einer medizinischen
Fachzeitschrift charak-
terisierte Dr. Ulrich Boe-
nisch, Ärztlicher Leiter der Hessingpark-Clinic und Motor des
Projektes, im Jahr 2001 seine Vorstellungen von „neuzeitlicher“
Orthopädie. „Damals wie heute ist die umfassende orthopädi-
sche Versorgung aus einer Hand und auf kurzen Wegen ein
Eckpfeiler unserer Philosophie“, sagt Dr. Ulrich Boenisch heute,
zwölf Jahre nach Eröffnung der privatärztlichen Hessingpark-
Clinic im Augsburger Stadtteil Göggingen.
Hessingpark-Clinic: Qualität durch Spezialisierung
HP-Clinic wurde zur überregionalen Marke entwickelt
Schon als die privatärztliche Fachklinik für Orthopädie im
Herbst 2002 an den Start ging, setzte sie auf das damals
noch nicht so explizit verbreitete Konzept von „Qualität
durch Spezialisierung“. Damals von nicht wenigen Mitbe-
werbern nur milde belächelt, hat sich die Hessingpark-
Clinic zu einer Marke entwickelt, die auch über die Gren-
zen Augsburgs hinaus bekannt und eine Anlaufstelle ersten
Ranges bei orthopädischen Problemen ist. Das bestätigte
auch Augsburgs OB Dr.
Kurt Gribl in seinem
Grußwort anlässlich
der „Geburtstagspar-
ty“ zum zehnjährigen
Bestehen der Hessing-
park-Clinic: „Den her-
vorragenden Ruf, den
sich die Hessingpark-
Clinic in den zehn Jah-
ren ihres Bestehens
erworben hat, hat sie
sich hart erarbeitet.
Durch hervorragende
Ärzte, durch kompe-
tentes und fürsorgli-
ches Pflegpersonal und
durch patientenorien-
tierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung
und im Servicebereich.“
Spezialisten für jeden Fachbereich
In der HP-C, wie sie mittlerweile im Sinne einer verankerten
Institution genannt wird, sind aktuell folgende Fachbereiche
etabliert: konservative Orthopädie und Rheumatologie, Knie-,
Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
31
Schwerpunkt : Fre ize i t , Wel lness und Gesundheit
Hüft- und Schulterchi-
rurgie, Hand- und Ellbo-
genchirurgie, Fuß- und
Sprunggelenkschirurgie,
Wirbelsäulentherapie, An-
ästhesie und Kernspinto-
mographie. Hinzu kommt
mit „Hessingpark-Clinic
Therapie und Training“ ein
Fachbereich für Training
und Rehabilitation. Eine
Praxis für Naturheilkunde
und Osteopathie rundet das Angebotsspektrum mit alternati-
ven Therapien ab. Die Patienten, die sich in der HP-C als will-
kommene Gäste fühlen sollen, werden von international ausge-
bildeten Fachärzten medizinisch betreut: Das Ärztekollegium
mit Dr. Ulrich Boenisch, PD Dr. Florian Elser, Dr. Ulrich Frank,
Dr. Christian Griesmann, Dr. Felix. C. Hohmann, Dr. Martin
Jordan, Dr. Ralf Stapelfeldt, Dr. Manfred Thomas, Dr. Karsten
Wiechert, Eberhardt Binhammer, Dr. Sebastian Swierkot und
die Radiologen Dr. Wolfgang Fischer und Dr. Peter Mundinger
setzt auf Therapiepläne, die auf wissenschaftlichen Ergebnis-
sen basieren (Evidence-based Medicine).
Magnetresonanztomographie (MRT):
Einblicke wie nur an wenigen Zentren
Auch architektonisch stellt die HP-C die Patienten in den Mit-
telpunkt. Kurze Wege, modernste Technik in der Diagnostik
und der Therapie, großzügige und helle Patientenzimmer mit
gehobener Ausstattung sorgten bei der Eröffnung und sorgen
heute in weiterentwickelter Form dafür, dass auch gehobene
Ansprüche nach Service und Ambiente erfüllt werden. Um
diesen Ansprüchen dauerhaft gerecht werden zu können,
ist die HP-C kontinuierlich nicht nur auf personelle, sondern
auch auf bauliche und technische Weiterentwicklung bedacht.
So startete die HP-C in das Jahr 2010 mit einer technischen
Innovation der Extraklasse: Ein neuer 3-Tesla-Kernspinto-
mograph ersetzte in der
Abteilung für Radiologie
den nur acht Jahre alten
Vorgänger. Damit verfügt
das privatärztliche Zent-
rum für konservative und
operative Orthopädie über
eine der modernsten bild-
gebenden Anlagen dieser
Art in der gesamten Re-
gion. Mit einem MRT, wie
er in der HP-C zum Ein-
satz kommt, lassen sich nicht nur statische dreidimensionale
Aufnahmen „schießen“. Vielmehr können Körperfunktionen
auch in dynamischen Bewegungsstudien untersucht werden.
Sensationelle mikroskopische Einblicke verschaffen sich die
Radiologen mit speziellen Mikroskopiespulen, über die nur
wenige Kernspin-Zentren in Europa verfügen. Mit diesen
Spulen gelingen hoch auflösende Darstellungen auch noch
von Strukturen, die teilweise nur den Bruchteil eines Milli-
meters betragen.
Training und Reha „vor der Haustür“
Der architektonische Meilenstein der vergangenen Jahre war
die Inbetriebnahme des Neubaus von „Hessingpark-Clinic
Therapie und Training“ im Jahr 2011. In dem Gebäude ge-
genüber der Hessingpark-Clinic werden auf über 1.400 Qua-
dratmetern Physiotherapie, Prävention, medizinisch unter-
stütztes Training, Naturheilkunde und Osteopathie in einem
nach modernsten architektonischen und therapeutischen As-
pekten konzipierten Rahmen angeboten. Und das alles quasi
„vor der eigenen Haustür“. Durch den Umzug in die neuen
Räumlichkeiten konnte in der Folge die 1. Etage der HP-C in
Untersuchungs- und weitere Patientenzimmer umgewandelt
werden. Das bedeutet ein nochmals verbessertes Servicean-
gebot, denn mit dieser Neuerung ist jetzt auch in Spitzenzei-
ten die Unterbringung in einem Einbettzimmer garantiert. ts
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32
Kolumnent i te l
60 Jahre
33
Kolumnent i te l
Als Bezirkstagspräsident befinden Sie sich in einem ex-
klusiven Club. Es gibt in Deutschland 13 Ministerpräsi-
denten, aber nur sieben Bezirkstagspräsidenten. Warum
hat Bayern die Sonderkonstellation der Bezirke?
Jürgen Reichert: Der Ursprung Bayerisch-Schwabens
ist auf 1804 zurückzuführen, als Bayern Königreich ge-
worden ist. Damals ist auch Bayerisch-Schwaben in den
Grundzügen entstanden. Seitdem gibt es auch Bezirks-
regierungen, die früher Kreise hießen. Im Zeichen des
Nationalsozialismus wurden die Bezirke aufgelöst, weil
damals der Staat beispielsweise direkten Zugriff auf die
behinderten Menschen wollte – mit schrecklichem Aus-
gang, wie wir heute wissen. Man hat alle unteren Be-
hörden ausgeschaltet, um Gesetzgebung direkt vor Ort
durchsetzen zu können, ohne lange zu diskutieren. Weil
Bayern ein großes Flächenland ist und einen hohen An-
spruch an Föderalismus hat, wurden 1953 die Bezirke
wieder installiert – eine Werte-Entscheidung, die meiner
Meinung nach sehr viel Substanz hat und damals schon
in Hinblick auf Psychiatrie, Kultur und soziale Themen
sehr zukunftsorientiert war. Manchmal fragen mich
Schüler, warum es in Bayern Bezirkstagspräsidenten
gibt und im Saarland nicht. Dann sage ich scherzhalber:
Weil das Saarland kleiner ist als Schwaben.
Sie haben gerade die Größe angesprochen. Im Kreise
der bayerischen Bezirke wird Oberbayern immer zuerst
und Schwaben immer zuletzt genannt. Kommt Schwa-
ben in der Landeshauptstadt noch immer schlechter
weg als die anderen Bezirke?
Jürgen Reichert: Ich denke, dass man so behandelt
wird, wie man selber handelt. Und ich habe die Er-
fahrung gemacht, dass eigene Qualität und Stärke
letztendlich den Ausschlag gibt, wie man in Bayern
wahrgenommen wird. Schwaben ist der zweitgrößte
Bezirk, Zuzugsregion, wirtschaftlich stark und hat eine
ausgewogene Struktur von Klein-, Mittel- und Großbe-
trieben, die bei Konjunkturschwächen nicht so große
Anfälligkeit zeigt und damit schon stark ist aus eigener
Kraft. Dass wir einen Nachholbedarf bei Museums-
und Kulturförderung hatten, sehe ich sehr wohl. Da hat
der Staat klar den Blick auf die Ballungsräume München
und Nürnberg, die immer als Erste dran sind. Deswegen
vielleicht auch die Reihenfolge Altbayern, Franken und
dann Schwaben.
Machen sich die Schwaben manchmal nicht selbst das
Leben schwer, weil die Heterogenität der Region einem
gemeinsamen Auftreten in München im Wege steht?
Jürgen Reichert: Ein bisschen was ist schon dran ... Die
Altbayern und Franken sind eigene Stämme mit einem
verwurzelten, gemeinsamen Bewusstsein. Die Schwaben
haben aufgrund ihrer langen Geschichte mit Fürstbischö-
fen und Markgrafen und einer kleinräumigen Struktur
eine andere Tradition. Aber zunehmend sprechen wir
Schwaben mit einer Stimme. Der Bezirk, die Kammern
und andere sagen als bayerische Schwaben deutlich ihre
Meinung. Mit Jammern kommt man nicht weiter. Man
muss Selbstbewusstsein demonstrieren und Leistung zei-
gen. Ich glaube, das sind zwei wichtige Argumente.
Andersherum gefragt: Sehen Sie die Unterschiede schwä-
bischen Brauchtums, unterschiedlicher Mundarten und
Teilregionen eher als Stärke oder Schwäche?
Jürgen Reichert: Ich sehe es als Stärke, absolute Stärke.
Wir sind eine Region, die aus vielen Regionen besteht,
in der Wettbewerb in den Teilregionen kreative Kräfte
weckt. Eine gesunde Konkurrenzsituation „Ich will gut
sein“ spornt an. Das Allgäu ist ein gutes Beispiel, hat eine
Marke geschaffen, die bundesweit von hoher Bedeutung
ist. Auch wenn die Mentalitäten in den Teilregionen sehr
unterschiedlich sind: Es ist in den letzten Jahren schon
gelungen, das Miteinander zu stärken. Es gibt zwar
noch viel zu tun, das ist gar keine Frage. Und wenn wir
Schwaben einheitlich auftreten, haben wir mehr Gehör
an vielen anderen Stellen als in München oder Berlin.
Der „erste Schwabe“Jürgen Reichert
Kraft seines Amtes steht der Bezirkstagspräsident dem Schwäbischen Bezirkstag vor. Als Chef der dritten kommunalen Ebene ist er damit der „oberste“ Schwabe.
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Interview: Wolfgang Strobl
Foto
: Har
ald
Lang
er
34
60 JahreKonkret?
Jürgen Reichert: Wir haben in Augsburg eine Synagoge,
die bundesweit einmalig ist. Die müsste normalerweise vom
Bund als zentrales Thema gesehen, finanziert und geför-
dert werden. Wir haben besonders beim Bezirk viel Kraft
investieren müssen und lange gebraucht, bis wir mit dem
„tim“ ein Museum bekommen haben, das der Staat trägt.
Das Klinikum ist das dritte Thema: Wir haben außer im Be-
zirkskrankenhaus Günzburg kein Universitätsklinikum. Ich
denke, Ministerpräsident Seehofer hat erkannt, dass der Frei-
staat in dem Thema überall engagiert ist, außer in Schwaben.
Was halten Sie von der Idee, das bayerische Schwaben zu
öffnen und mehr gemeinsam mit den württembergischen
Schwaben anzupacken?
Jürgen Reichert: Ich denke, da hat sich in den letzten Jah-
ren schon viel entwickelt, zum Beispiel durch den länder-
übergreifenden Regionalverband Donau-Iller. Dennoch ist
Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene eher schwierig.
Es gibt Gesetze in Bayern und Baden-Württemberg, die ei-
nen engeren Zusammenschluss nicht zulassen. Die Schüler-
beförderung zum Beispiel. Die Kosten für die Beförderung
werden nur bis zur „Grenze“ erstattet. Liegt die Schule au-
ßerhalb, müssen die Eltern selber dafür aufkommen. Vor-
bildlich dagegen ist die Zusammenarbeit mit dem Klinikver-
bund Günzburg/Ulm gelungen. Im BKH Günzburg haben wir
über die Universität Ulm die einzige Uniklinik in Schwaben
für Forschung in der Psychiatrie und Psychotherapie ...
... ein klassischer Bereich der Bezirksaufgaben ...
Jürgen Reichert: Ja. Mehr als 90 Prozent des Bezirkshaus-
halts fließen in den Bereich „Gesundheit und Soziales“, etwas
mehr als 600 Mio. Euro. Hier zeigt sich die wichtige Aufgabe
des Bezirks, einen Ausgleich zu schaffen über alle Landkreise
und kreisfreien Städte hinweg. Die Kosten für behinderte und
alte Menschen steigen seit Jahren progressiv – Kosten, bei
denen wir eine Dreiteilung zwischen Land, Kommunen und
dem Bund anstreben, weil der Bund die Gesetzgebung im So-
zialbereich verantwortet. Im Moment finanziert sich der Be-
zirk über den kommunalen Finanzausgleich in Bayern und
die Bezirksumlage der Kreise und kreisfreien Städte, weil
der Bezirk keine eigenen Quellen und kein Steuererhebungs-
recht hat. Ich bin froh, dass es mir in meinen letzten beiden
Amtszeiten gelungen ist, seit 2006 nie mehr den Haushalt zu
überziehen. Das ist eine großartige Leistung, die wir unseren
Mitarbeitern und Partnern zu verdanken haben.
Welche Schwerpunkte setzt der Bezirk im Bereich der
Kultur- und Heimatpflege?
Jürgen Reichert: Unser Leitgedanke ist, Dinge zu schaffen,
die Leuchtturmcharakter haben – Projekte und Themen, die
es in der Form noch nicht gibt und die für die Schwaben
und deren Identität wichtig sind. Wir fördern also ein Völker-
kundemuseum, ein Bienenmuseum, ein Naturparkmuseum,
ein Rieskratermuseum, ein Bauernhofmuseum usw. Es gibt
keine fünf schwäbischen Krippenmuseen, sondern eines. Da-
rauf achten wir sehr, weil sich die Kultureinrichtungen nicht
kannibalisieren sollen und die Besucher nicht mehr werden.
Die Denkmalpflege mit rund 2.100 Denkmälern in Schwaben
ist ebenfalls sehr wichtig: Das Denkmal ist ein sichtbares Zei-
chen lebendiger Kultur. Deswegen gibt es den Denkmalpreis
und wir fördern privates Engagement, um Private zu moti-
vieren, sich alter Dinge anzunehmen. Dazu kommen Brauch-
tum mit Volksmusik, Trachten und Literatur. Hier geht es
darum, in der wissenschaftlichen Arbeit Tradition zu konser-
vieren, zu bewahren – und weiterzuentwickeln für die neue
Generation, ohne das Alte zu verfälschen. Und wir haben das
Thema Musik mit dem Schwäbischen Jugendsinfonieorches-
ter, dem ASM, der Musikfachschule in Krumbach und das
Theater. Auch unsere europäische Verwurzelung, Identität
und die europäische Arbeit des Bezirks zähle ich zur Kultur.
Wir sind hier in Irsee – ein Ort, der Ihnen aufgrund seiner Ge-
schichte und heutigen Bedeutung besonders am Herzen liegt ...
Jürgen Reichert: Also dieser Dreiklang Benediktinerkloster,
Musik und Wissenschaft sowie Zentrum der geistigen Stärke,
der hier in diesen Mauern mitschwingt, ist schon etwas Be-
sonderes. Zumal mit der Thematik des früheren Irrenhauses,
in dem von den Nationalsozialisten die Euthanasie exem-
plarisch vollzogen wurde – das ist ein dramatischer Bereich.
Unser Bildungswerk schult genau hier jährlich Tausende un-
serer Mitarbeiter aus den Kliniken, die in der Psychiatrie, der
Behindertenarbeit und in der Pflege tätig sind. Dazu setzen
wir hier über die Schwabenakademie Bildungsangebote, die
den schwäbischen Innovationsanspruch über Schwaben hin-
aus in die Welt transportieren wie den Autorenworkshop und
den Literaturpreis Pegasus. Das ist etwas Besonderes, etwas
Einmaliges – was auch Irsee zu einem besonderen Ort macht.
Klaus-Peter Dietmayer
Geschäftsführer erdgas schwaben
Wir sind da, wo unsere Kunden sind
www.erdgas-schwaben.de
Erdgas // Bio-ErdgasStrom // Bio-Strom
Geld sparen, Klima schonen – unser Mix macht’s möglich
Der sympathischsteEnergiemix
erdgas schwabenTÜV-SÜD-geprüfteKundenzufriedenheit
35
Klaus-Peter Dietmayer
Geschäftsführer erdgas schwaben
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Der sympathischsteEnergiemix
erdgas schwabenTÜV-SÜD-geprüfteKundenzufriedenheit
36
Die Bezirke sind eine bayerische Besonderheit. Als sie
1954 geschaffen wurden, hat man dem Umstand Rech-
nung getragen, dass die Landkreise und kreisfreien Städte
trotz hoher eigener Leistungsfähigkeit nicht alle Aufgaben
selbst schultern können. Dazu zählen insbesondere die
überörtliche Sozialhilfe, die psychiatrische Versorgung so-
wie die Pflege der regionalen Kultur, die, wie es Bayerns
Ministerpräsiden Horst Seehofer formuliert, „in gemein-
samer Anstrengung teils besser und effizienter zu bewäl-
tigen sind“. Aus diesem Grund gibt es in Bayern drei Ebe-
nen kommunaler Selbstverwaltung: Ebene 1: Gemeinden
und Städte. Ebene 2: Landkreise und kreisfreie Städte. Die
dritte Ebene sind die sieben bayerischen Bezirke Ober-
bayern, Niederbayern, Oberpfalz, Ober-, Unter-, Mittel-
franken und Schwaben.
Das „Schwaben-“ oder „Sozialparlament“An der Spitze eines Bezirks steht der von den Bürgern
gewählte Bezirkstag. An dessen Zusammensetzung wird
die Verbundenheit der kommunalen Ebenen deutlich: Un-
ter den Bezirksräten – die mit dem Bezirkstag das sog.
„Schwabenparlament“ bilden – sind zahlreiche Kom-
munalpolitiker, Landräte, Bürgermeister und Vertreter
unterschiedlicher Berufsgruppen zu finden. Die Bezirks-
tagsmitglieder wählen aus ihrer Mitte den Bezirkstagsprä-
sidenten, der dem Bezirkstag und den Ausschüssen mit
Ausnahme des Rechnungsprüfungsausschusses vorsteht.
Auch wenn verschiedene Parteien und Gruppierungen im
Bezirkstag vertreten sind – hier spielt Parteipolitik kaum
eine Rolle. Die Entscheidungen im „Schwaben-“ oder „So-
zialparlament“, wie der Bezirkstag auch genannt wird,
fallen meist mit einer breiten Mehrheit, da man sich an
der Sache orientiert. Und noch eine Besonderheit: Der Be-
zirk darf selbst keine Steuern erheben – er finanziert sich
größtenteils über die sogenannte Bezirksumlage von den
Landkreisen und kreisfreien Städten sowie über staatliche
Ausgleichszahlungen.
Gründung bereits im Königreich Bayern Die Bezirke haben in Bayern eine lange und wechselvolle
Vorgeschichte. Bereits vor fast 200 Jahren, im Jahr 1818,
wurde im damaligen Königreich Bayern die gemeindliche
Selbstverwaltung in die bayerische Verfassung aufgenom-
men und 1828 wurden die Kreisgemeinden – die Vorgän-
ger der heutigen Bezirke – gegründet. Vorläufer des späte-
ren Bezirks Schwaben war bis 1837 der Oberdonaukreis,
der Neuburg an der Donau umfasste. Kompetenzen hatte
der Oberdonaukreis nur wenige.
Eine der bis heute wichtigsten Aufgaben war die Schaf-
fung von Einrichtungen für psychisch kranke Menschen,
was in Schwaben bereits 1849 mit der „Kreisirrenanstalt“
Der Bezirk:in Berührung mit jedem
zweiten SchwabenDer Bezirk Schwaben feiert sein 60-jähriges Bestehen:
Am 28. November 1954 fanden die ersten freien Bezirkstagswahlen in Bayern statt
Text: Wolfgang Strobl
60 Jahre
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37
in Irsee erfolgte. Der Nationalsozialismus brachte nicht
nur eine Zäsur in der Selbstverwaltung, sondern auch ein
besonders schreckliches Kapitel mit sich: In den „Pflege-
und Heilanstalten“ Kaufbeuren und Irsee wurden über
2.000 Patienten Opfer der „Euthanasie“, der geplanten
Tötung von Menschen mit einer Behinderung.
Der demokratische Neubeginn 1953 Danach erfolgte der demokratische Neubeginn. Am 27.
Juli 1953 wurde die Bezirksordnung für den Freistaat
Bayern bekannt gegeben. Mit der Bezirksordnung 1953
wurde die Selbstverwaltung wieder gestärkt. Am 28. No-
vember 1954 fanden die ersten freien Wahlen zu den
Bezirkstagen in Bayern statt, am 17. Dezember 1954 die
erste konstituierende Sitzung eines von den Bürgern ge-
wählten Bezirkstags.
Jeder Zweite mit dem Bezirk in Berührung Jetzt, sechs Jahrzehnte später, zeigt sich, wie wichtig und
richtig diese Entscheidung war: Die Bezirke sind starke
Partner ihrer Bürgerinnen und Bürger. Was viele nicht wis-
sen und für den Bürger nicht sichtbar ist: Fast jeder Zweite
der über 1,8 Millionen Schwaben kommt täglich mit dem
Bezirk Schwaben in Berührung – sei es durch dessen sozi-
ale und medizinische Hilfen oder über eines seiner Kultur-
und Bildungsangebote.
Gedenken anDr. Georg Simnacher
Von 1974 bis 2003 prägte Bezirkstagspräsident Dr. Georg Simnacher den Bezirk Schwaben ganz entscheidend mit. Sein Nachfolger im Amt, Jürgen Reichert, würdigt das Schaffen Dr. Simnachers als „Schwaben mit Leib und Seele“: „Was er für Schwa-ben und die bayerischen Bezirke getan hat, ist nicht in Worte zu fassen.“ Der gebürtige Ziemetshauser habe ein neues Schwabenverständnis geschaffen, sein Herz habe den Menschen gehört. „Meilensteine“ wie die Sanierung Kloster Irsees oder die Gründung des Schwäbischen Volkskundemuseums in Ober-schönenfeld gehen auf die Konsequenz und das Standvermögen Simnachers zurück, der auch immer unmissverständlich darin gewesen ist, „dass Schwa-ben kein Anhängsel von Stuttgart ist, sondern ein eigenständiger Bezirk in Bayern.“ Georg Simnacher, der am 28. April 2014 in Burgau 81-jährig verstarb, war zwischen 1979 und 2003 auch Präsident der bayerischen Bezirke.
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Durch die Glasfront des Raumes „Donau“ im siebten Stock der Bezirkshauptverwaltung am Hafnerberg blickt man hinüber zum Augsburger Rathaus und zum Perlach. Augsburg liegt dem Besu-cher zu Füßen – und Verwaltungsjurist Alfred Schneid freut sich, dass der Bezirk 2013 eben jenen Raum geschaffen hat, Das hat auch mit Alfred Schneid zu tun, der kräftig „mit angeschoben“ hat, um endlich im eigenen Haus am Hafnerberg die Möglichkeit zu haben, die Bezirkstagsverammlungen abzuhalten. Alfred Schneids Büro liegt unmittelbar nebenan – oder besser: lag nebenan. Denn am 30. September verabschiedete sich der verdiente Direktor nach 25 Dienstjahren beim Bezirk in den Ruhestand.
Als Alfred Schneid am 1. April 1990 zum Direktor bestellt wurde, leitete er zunächst alle Abteilungen, mit Ausnahme der Sozialver-
waltung. Das Besondere an seiner Position: Der Leiter der Haupt-verwaltung wird dem Bezirk – wie der Leiter der Sozialverwaltung – vom Freistaat Bayern zur Verfügung gestellt. Im Gegensatz zu seinen Kollegen ist der Verwaltungschef also kein kommunaler, sondern Staatsbeamter – mit folgendem Hintergrund: Als die Be-zirke 1954 in Bayern installiert wurden, wollte „der Freistaat bei der dritten kommunalen Ebene, den Bezirken, noch einen Fuß in der Tür haben“, wie Alfred Schneid die Konstellation beschreibt. Daran hat sich bis heute nichts geändert. In Absprache zwischen Bezirkstagspräsident und dem Bayerischen Innenministerium wird der Leiter der Hauptverwaltung eines Bezirks festgelegt, was auch für Alfred Schneids Nachfolger gelten wird. Doch zu-rück zu Alfred Schneid: Im Laufe der Zeit veränderte sich auch unter dem Bestreben Alfred Schneids die Struktur des Bezirks
Alfred Schneid: Direktor aus Leidenschaft
25 Jahre hielt Alfred Schneid im Bezirk Schwaben „alles zusammen“. Im September verabschiedete er sich aus seiner Tätigkeit.
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stark. Die Fachbereiche diversifizierten sich, wurden komplexer und wuchsen. Um das Wachstum während der 25 Jahre Schneids in Zahlen zu fassen: Die Anzahl der Mitarbeiter stieg von 2.481 auf rund 3.720 (inkl. Krankenhäusern), die Finanzen verdreifach-ten sich gar von 300 auf 930 Millionen – die Bezirkskliniken mit eingerechnet.
Ein Projekt, für das Schneid sich mit besonders viel Herzblut ein-setzte, war der Wandel der Psychiatrie, die anfangs mit in seinen Zuständigkeitsbereich fiel. Alfred Schneid: „Wir haben das Ent- hospitalisierung genannt: Raus aus den Spitälern, mehr ambu-lante Versorgung. Ein weiteres Schlagwort war Dezentralisie-rung: Die Einrichtungen sind zu den Menschen gekommen. Das war eine unglaublich humanitäre Tat.“ Auch die Leitungen der Krankenhäuser wurden umstrukturiert, hin zu einer kollegialen Leitung, in welcher der medizinische Bereich, die Pflege und die Verwaltung gleichgeordnet sind. Das hieß für Schneid: Pläne ent-wickeln, Sitzungsvorlagen erstellen, mit den Beteiligten verhan-deln, Vorschläge in den Bezirkstag einbringen und Beschlüsse umsetzen. Eine ziemlich genaue Beschreibung von Schneids Tä-tigkeit, die ansonsten eher schwierig zu vermitteln ist. Schneid: „Ich habe einmal versucht, dem Fahrer unseres früheren Präsi-denten zu beschreiben, was ich mache. Und am Ende hat er den wirklich klugen Satz gesagt: ‚Sie halten also alles zusammen.’“
Alfred Schneid ist einer, der nicht nur hinter einzelnen Projek-ten steht, sondern Verfechter des Bezirksmodells als solches ist. „Es gibt ja immer wieder die Diskussion, die Bezirke rein aus finanziellen Gründen aufzulösen. Aber wenn man die Idee sieht, die dahinter steckt, wäre es schade“, sagt er. Mit „Idee“ meint Schneid, dass der Bezirk – gerade vor dem Hintergrund des Na-tionalsozialismus – als demokratisches Element Vorschläge und Entwicklungen ethisch hinterfragt und diskutiert. Zudem seien es die Bezirke, die pro Jahr über vier Milliarden Euro vom Staat und den Kommunen einfordern, um den sozialen Bereich zu för-dern. Daraus entstehe ein Finanzausgleich, bei dem die Starken
60 Jahre Bezirk Schwaben und Stadt Augsburg: Eine erfolgreiche Partnerschaft mit und für unsere Bürgerinnen und Bürger in Schwaben.
Gemeinsam heute – für morgen. Herzlichen Glückwunsch!
den Schwachen helfen, und der auf Ebene der Landkreise nicht möglich wäre, da dort jeder seine eigenen Befindlichkeiten im Blick habe. Und auch Schneids kommunalpolitisches Engagement zeigt, wie verbunden er dem demokratischen Gedanken ist. In Wertingen agiert er als Stadtrat und Wirtschaftsreferent, zudem wurde er dieses Jahr als stellvertretender Landrat von Dillingen wiedergewählt. Seine Ehrenämter wird er auch in Zukunft aus-üben. Und wie fühlt man sich nach 25 Jahren als Direktor der Be-zirksverwaltung? Schneid: „Großartig. Ich sehe einfach den Sinn des Bezirks als Modell direkter Demokratie im regionalen Bereich. Daher habe ich meine Arbeit sehr gerne gemacht.“ ruc
„Der Schwabentag zeigt, welche Vielfalt die schwäbische Heimat parat hält.“
Viel zu erfahren, zu entdecken und probieren gab es beim Schwa-bentag 2014 in Friedberg, das gleichzeitig ‚750 Jahre Friedberg“
feierte. Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert, Landrat Klaus Metzger, Bürgermeister Roland Eichmann, und Peter Tomaschko, MdL. (v. r. n. l.).
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„Ich gebe jeden Tag zwei Millionen Euro aus“, erklärt Heinz Liebert un-umwunden. Zwei Millionen, das sind insgesamt 634,8 Millionen Euro – der Etat, den der Bezirk Schwaben 2014 für die Bereiche Soziales und Gesundheit, Kultur und Heimatpflege, Jugend und Bildung, Natur und Umwelt sowie Europäische Arbeit zur Verfügung hat. Geld, das in Leis-tungen fließt, die über die Leistungsfähigkeit von Gemeinden, Städten und Landkreisen hinausgehen. „Das Zusammenspiel zwischen den Kommunen und dem Bezirk ist mir ein besonderes Anliegen, weil sich der Bezirk über die Umlagen der Kreise und kreisfreien Städte finan-ziert“, sagt Liebert. Dass er zum Fototermin ins Kloster Thierhaupten kommt, ist bewusst gewählt. Im Hauptberuf Kämmerer des Bezirks, im politischen Ehrenamt stellvertretender Landrat im Kreis Augsburg, re-präsentiert er zwei kommunale Ebenen. Deren Zusammenarbeit ist es auch zu verdanken, dass die ehemalige Benediktinerabtei aus einem „Dornröschenschlaf“ erwachte. 1983 kaufte der Markt Thierhaupten die desolate Klosteranlage und renovierte sie gemeinsam mit dem Landkreis Augsburg, dem Bezirk Schwaben und dem Freistaat Bay-ern. „Es ging darum, das Klosteranwesen mit Leben zu erfüllen“, erin-nert sich Heinz Liebert, „dass heute hier wieder vielbeachtete Konzerte und das Landkreisfest stattfinden, zwei Außenstellen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege eingezogen sind und die Schule der Dorf- und Landesentwicklung hier ist. ist Ergebnis gemeinsamer An-strengung aller kommunalen Ebenen.“
Wie ein „roter Faden“ zieht sich diese Denke durch Lieberts Ar-beit. „Sie dürfen nicht glauben, dass es immer einfach ist, die geplanten Maßnahmen zu argumentieren und die Budgets zu-sammenzustellen“, berichtet der Bezirks-Finanzchef über seine Etatplanungen, der in seinem Amt an der Schnittstelle zwischen
Politik und Verwaltung sitzt. „Wichtig ist, das politisch Gewünsch-te, das finanziell Machbare mit dem Notwendigen und Möglichen in Einklang zu bringen“, sagt er und schmunzelt: „Kämmerer ist kein Beruf, sondern ein Zustand.“ Dass sich Heinz Liebert, der sich mit 65 Jahren Anfang 2015 in den Ruhestand verabschieden wird – sein Nachfolger wird Martin Seitz, derzeit Kämmerer beim Landkreis Augsburg – in seinem Amt jedoch pudelwohl fühlt, merkt man ihm in jedem Satz an. „Ich bin ein Zahlenmensch“, erzählt er, „und so seltsam es klingt: Kämmerer bin ich letztend-lich geworden, weil ich schon als Bub hervorragend schafkopfen konnte“. Wie bitte? Mit zwölf Jahren habe er festgestellt, dass er sich die Karten weit besser merken konnte als die reichen Bau-ern, die in seinem Geburts- und Wohnort Langenreichen jeden Abend um Geld spielten. Als er einmal das Blatt für einen Bauern halten sollte, der eine kurze Pause machte, häuften sich statt Zehnerle und Fünferle Silbergeldmünzen auf des Bauern Einsatz
Heinz Liebert:Der Herr der Zahlen
Jetzt, im Oktober, ist Heinz Liebert 25 Jahre Finanzchef und feiert sein 40-jähriges
Betriebsjubiläum beim Bezirk. Weil seine Entscheidungen unmittelbar Einfluss beim
Bürger in den Kommunen haben, ist er froh, durch seine Ehrenämter „nah dran“ zu sein.
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an – der Grundstein für Heinz Lieberts Zahlenkarriere war gelegt. Der Bub wurde zum größten Schafkopfturnier angemeldet, die Bauern übernahmen das Startgeld, der kleine Heinz wurde zum großen Sieger und strich 50 Mark Gewinnerprämie ein. „Ein Hei-dengeld damals“, über das er sich noch heute freut.
Dem Generationswechsel beim Bezirk – auch Direktor Alfred Schneid erreicht die Altersgrenze – sieht Liebert gelassen ent-gegen. „Wir können ein gut bestelltes und geordnetes Haus an unsere Nachfolger übergeben“, sagt er. Ein Haus, das sogar über umfangreichen Immobilienbesitz in den neuen Ländern verfügt. Ein Zufall: „Als ich 1974 beim Bezirk angefangen habe, sollte ich Akten aufräumen“, erinnert er sich an seine erste Zeit am Hafnerberg. Dabei ist ihm ein Paket Aktien der Thüringer Handwerksbau AG/Weimar in die Hände gefallen. „Wegschmeißen“, hat sein damaliger Chef gesagt – was der junge Inspektor damals aber nicht tat. Er behielt die Aktien in seinem Schreibtisch, bis zur Wende 1989. Die AG gab es noch – und so hält der Bezirk Schwaben bis heute 19 Prozent an der Immobilienfirma. „In meiner Position ging es mir nie darum, Staub aufzuwirbeln, sondern Spuren zu hinterlassen“, resümiert er – und freut sich, dass ihm das vielerorts in Schwaben mit Sachverstand, Kalkül und seiner ausgleichenden Art im Amte des Bezirkskämmerers gelungen ist. wos
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Mit mehr als 90 Prozent des Bezirkshaushaltes gehen in Schwa-ben knapp 600 Mio. Euro in den Bereich „Soziales & Gesundheit“. Die mit Abstand wichtigste Aufgabe des Bezirks Schwaben zeigt gleichzeitig auch eines: dass es in Schwaben – im Gegensatz zu den anderen sechs bayerischen Bezirken – eine ausgesprochen karitative Tradition gibt, die nicht selbstverständlich ist. Zahl-reiche Einrichtungen der Wohlfahrtspflege wie das Dominikus-Ringeisen-Werk oder die Regens-Wagner-Stiftungen wurden bereits in den vergangenen Jahrhunderten errichtet und sind bis heute von großer Bedeutung. Als Kostenträger für die verschie-densten Maßnahmen ist der Bezirk dabei meist der wichtigste Finanzier. „Es steht nicht Bezirk drauf, wo Bezirk drin ist“, erläu-tert Gertrud Kreutmayr das Dreiecksverhältnis zwischen Bezirk, Leistungserbringern und den Menschen, welche die Leistungen in Anspruch nehmen (müssen). Es gilt das Subsidiaritätsprinzip. Das heißt: Der Bezirk ist zwar einer der Kostenträger, die Leistungen selbst werden von den Wohlfahrtsverbänden wie der Caritas, der Diakonie und anderen Verbänden und Stiftungen erbracht.
Zuständig sind die Bezirke für die Aufgaben, die das Leistungs-vermögen der Landkreise und kreisfreien Städte überschreiten. Im Sozialen heißt das insbesondere die Finanzierung der Ein-gliederungshilfe für geistig, körper- oder mehrfach behinderte Menschen, die rund 375 Mio. Euro jährlich ausmacht und 16.000 Menschen in Schwaben betrifft. In diesen Bereich fällt die am-bulante, teilstationäre und vollstationäre Behandlung ebenso wie beispielsweise die Kostenübernahme für heilpädagogische Tagesstätten, Förderstätten oder Werkstätten für behinderte
Menschen. Die Eingliederungshilfe soll den behinderten Men-schen zu einem weitgehend selbstständigen Leben befähigen. Dazu gehört vor allem auch, dass er einen angemessenen Beruf ausüben und möglichst unabhängig von Pflege leben kann.
„Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Hilfe zur Pfle-ge“, beschreibt Gertrud Kreutmayr den Bereich, der mit 100 Mio. Euro den zweitgrößten Posten ihres Haushalts ausmacht. „Wer wegen Krankheit oder Behinderung für die gewöhnlichen und regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen im Ablauf des tägli-chen Lebens auf fremde Hilfe angewiesen ist, hat Anspruch auf Hilfe zur Pflege“, heißt es im Gesetz. In Schwaben betrifft das rund 4.200 Personen, deren eigenes Einkommen und Vermögen wie auch die Pflegeversicherung zur Deckung der Kosten eines Heimplatzes nicht ausreichend sind. Beantragt werden kann die Hilfe direkt beim Bezirk. Dieser ist also von der Frühförderung für die Kleinsten bis zu den Hilfen im Erwachsenenalter bis hin zur Pflege für Menschen mit Behinderung und bei Pflegebedürf-tigkeit für Bürger in jedem Lebensalter zuständig. „Insgesamt
Als Leiterin der Abteilung Soziales & Gesund-heit ist Juristin Gertrud Kreutmayr für mehr als 90 Prozent des Bezirksetats zuständig.
Eine Mammutaufgabe, welche die Aichacherin engagiert und leidenschaftlich angeht.
Gertrud Kreutmayr:Managerin für das Soziale
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kümmern sich rund 240 Mitarbeiter in neun Sachgebieten der Sozialabteilung um die soziale Sicherung in Schwaben“, kons-tatiert die Aichacherin, die wir in der Caritas-Tagesstätte für psychische Gesundheit zum Gespräch treffen – einem typischen Ort, der das Leistungsspektrum im Bereich Eingliederungshilfen zeigt. Hier finden Gruppensitzungen und Workshops statt. Men-schen, die aufgrund einer psychischen Krise oder Erkrankung Probleme im Leben haben, finden über aktive (Mit-)Arbeit in der hauseigenen Schreinerei, in der Küche oder im Dienst an den
Soziales & Gesundheit
Bei Außensprechtagen in den Landkreisen und kreisfreien Städten informieren Mitarbeiter des Bezirks vor Ort über das ganze Spekt-
rum sozialer Hilfen, auch ganz individuell.
anderen zu sich selbst und zurück ins Leben. Es geht darum, im Zuge der Leitlinie „Ambulant statt stationär“ als Alternative zu den Bezirkskliniken, die heute echte Akutkliniken sind, ein wohnort-nahes und ergänzendes Netz an Angeboten aufzubauen. „In ganz Schwaben stehen den Menschen Sozialpsychiatrische Dienste, Suchtberatungsstellen, Tagesstätten und ambulante Wohnformen zur Verfügung“, sagt Kreutmayr. „Hier erhalten sie Unterstützung und Beratung, Angebote zur Strukturierung ihres Alltags sowie Hilfen zu einem möglichst selbstständigen Leben.“ wos
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Ein buntes Stimmengewirr dringt über den Platz, als wir Mer-cedes Leiß Mitte August beim internationalen Fußballturnier in Kempten/Wildpoldsried am Rande des Fußballfeldes treffen. Das Turnier, das der Bezirk Schwaben ausrichtet, hat mittlerweile be-reits Tradition und vereint rund hundert junge Menschen aus den west- und osteuropäischen Partnerregionen des Bezirks bei der Jugendbegegnung „Vier Regionen für Europa“. Die vier Regionen, das sind Mayenne/Frankreich, Schwaben und der Landstrich der Bukowina mit den Bezirken Suceava in Rumänien und Czernowitz in der Ukraine. „Durch die politische Situation dort sind wir sehr froh, dass es geklappt hat, die ukrainischen Jugendlichen für die Begegnung ins Allgäu zu holen“, freut sich Mercedes Leiß darüber, dass die persönliche Begegnung junger Menschen den europäi-
schen Gedanken beflügelt. Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert, der ebenfalls die gesamten drei Veranstaltungstage mit von der Partie war und sich mit seinen Amtskollegen aus Frankreich, Ru-mänien und der Ukraine austauschen konnte, stellte fest: „Die Jugendlichen können im Austausch neue Sichtweisen kennenler-nen, Solidarität und gelebtes europäisches Miteinander erfahren. Denn so verschieden wir in Europa leben, so ähnlich sind wir uns!“
Als europäische Region hat Schwaben genau dieses Ziel im Blick: Verständnis und Toleranz fördern. Als Vorreiter der euro-päischen Ost-West-Beziehungen ging der Bezirk bereits 1997 als eine der ersten kommunalen Gebietskörperschaften Deutsch-lands eine Partnerschaft mit zwei Regionen in Osteuropa ein,
Mercedes Leiß: Kultur und Europafest im Blick
Jede Region hat ihre eigene Kultur, so auch Schwaben. Damit diese Kultur nicht vergessen wird, gibt es die Museen und die Heimatpflege, Dafür ist Mercedes Leiß mit den Abteilungen
„Kultur und Heimatpflege“ wie auch „Europa“ zuständig, als dessen Baustein sich der Bezirk sieht.
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schon 1987 besiegelte der Bezirk offiziell seine Partnerschaft mit dem französischen Departement Mayenne. Aktuell sind 22 schwäbische Gemeinden in der Mayenne partnerschaftlich verbunden. Der Partnerschaftsarbeit des Bezirks Schwaben wird über das Europabüro abgewickelt, in den Osten in enger Kooperation mit dem Bukowina-Institut, das 1988 gegründet wurde und seit 2003 ein AN-Institut (organisatorisch und recht-lich eigenständige Forschungseinrichtung) an der Universität Augsburg ist, und dem Bukowina Hilfswerk e. V., das Einrichtun-gen für Kinder und Jugendliche, alte Menschen mit Behinderun-gen und soziale Randgruppen unterstützt. „Koordiniert wird dies vom Europabüro“, sagt Leiß, „das zudem als Ansprechpartner bei Fragen zu europapolitischen Themen und europäischen Förder-programmen zur Verfügung steht.“
Die Kulturen kennen und verstehen zu lernen – hier schließt sich der Kreis zur eigenen, zur schwäbischen Kultur. Das En-gagement des Bezirks im Kulturellen und in der Heimatpflege spiegelt praktisch alle Facetten wider, die die Region zu bieten hat. Der Bezirk ist Träger des Schwäbischen Volkskundemuse-ums in Oberschönenfeld, des Rieser Bauernmuseums Maihingen und des Schwäbischen Bauernhofmuseums Illerbeuren und be-spielt Sonderausstellungen in den Räumen des Erdgeschosses in Schloss Höchstädt und entfaltet kulturelle Aktivitäten in Irsee und Thierhaupten. Er war Mitinitiator des Bayerischen Textil- und Industriemuseums „tim“ in Augsburg, ist Sitz der Bezirksheimat-pflege, bietet Trachtenkulturberatung im denkmalgeschützten Landauer Haus in Krumbach, betreibt die Beratungsstelle für Volksmusik und bietet in Lehrgängen und Veranstaltungsreihen unter anderem spezielle Instrumentenseminare an. „Derzeit ge-hen die Arbeiten im früheren Brauereigebäude in Maihingen in
Kultur und Europa
Trachten, Volksmusik und die lebendige Präsentation schwäbischer Kultur pflegt der Bezirk in einer eigenen
Abteilung. Auch die Bukowina (Foto unten rechts) ist für die Abteilung „Kultur und Europa“ ein wichtiges Thema.
die Schlussphase“, erzählt Mercedes Leiß, „die Ausstellung ‚Le-ben, Wohnen und Arbeiten‘ wird neu konzipiert und im Frühjahr eröffnet.“ Weiterer wichtiger Punkt in der Abteilung ist die Kultur-förderung. „Es ist noch viel zu wenig bekannt, dass nicht nur für die Denkmalpflege Gelder bereitstehen“, berichtet Mercedes Leiß davon, dass jedes Jahr zwischen 40 und 50 Förderanträge für Kulturförderung eingehen. „Man kann für das Wohl der Menschen viel gestalten“, sagt sie, „dafür arbeiten zu dürfen, finde ich schön.“ wos
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Kultur für alle SinneBezirk Schwaben - wir machen Kultur für Schwaben
v Volkskundemuseum Oberschönenfeld mit Schwäbischer Galeriev Rieser Bauernmuseum Maihingenv Hammerschmiede und Stockerhof Naichenv Bauernhofmuseum Illerbeurenv „Kinderland Schwaben“ im Schloss Höchstädtv Trachtenkulturberatung und Volksmusikberatungsstellev Bezirksheimatpflegev Schwäbisches Jugendsinfonieorchester (sjso)
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Die Sonne scheint warm, das Wasser in den Teichen des Fi-schereihofs Salgen liegt ruhig da. Hinter dem Gelände, das et-was abgeschieden nördlich von Mindelheim zwischen Salgen und Mörgen liegt, erstrecken sich Felder. Trotz dieser Idylle kommt Claudia Kreibich nur ungefähr fünfmal im Jahr hier her. Sie lei-tet die Abteilung 4 des Bezirks, welche die höchst unterschied-lichen Teilbereiche Justitiariat, Schulen und Naturpflege umfasst. Den größten Teil ihrer Arbeit – gute 60 Prozent – beansprucht das Justitiariat. Öfter als in Salgen trifft man Claudia Kreibich vor Gericht: „Ich bin praktisch der Rechtsanwalt für den Bezirk Schwaben, weil ich mich um alle Rechtsstreitigkeiten kümmere, bei denen der Bezirk als Kläger auftritt oder verklagt wird.“
Das betrifft in erster Linie die Sozialverwaltung. So unterstützt der Bezirk etwa Menschen mit Behinderungen, die ihren Unter-halt selbst nicht aufbringen können. Da er die Leistungen der Sozialhilfe letztendlich aus Steuereinnahmen finanziert, muss er überprüfen, ob etwa Angehörige leistungsfähig sind. „Das betrifft zum Beispiel den 50-jährigen Sohn einer alten Dame im Pfle-geheim. Dann gibt es aber Menschen, die sagen: ‚Nein, ich kann nichts zuzahlen. Ich hatte schon immer ein Motorrad und drei Autos. Das kann man mir nicht zumuten.’ Dann muss man leider streiten und trifft sich vor Gericht, um die Zuzahlung von 500 Euro für die Mutter durchzusetzen.“
Zudem berät die Abteilungsleiterin die Mitarbeiter des Bezirks, wenn es um rechtliche Fragen geht, oder versucht Streitigkeiten mit Bürgern auch ohne Gericht zu lösen. Etwa dann, wenn sich zwei Angehörige darum streiten, wer wie viel für das Pflegeheim der Mutter bezahlen muss und dass einer vielleicht Teile des Ein-kommens oder Vermögens verschwiegen hat. „Wenn mehrere Leute beteiligt sind, setzen wir uns immer erst zusammen. Ich bin Außenstehende in Familien- und Erbschaftssachen. Es ist besser, das im Guten zu klären, als wenn ein Richter eingreifen muss.“
Fischereihof Salgen
Im Fischereihof Salgen werden Fischarten wie Äsche, Nase und bedrohte Kleinfischarten gehalten, vermehrt und an schwäbische Fischzüchter abgegeben. Auch Edelkrebse werden immer seltener.
Claudia Kreibich: für die Rechte, die Jugend und Natur
Claudia Kreibich betreut beim Bezirk Schwaben drei sehr unterschiedliche Bereiche
in einer Abteilung: das Justitiariat, Schulen und Bildung sowie die Naturpflege.
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Dass zu ihrer Abteilung noch zwei weitere Bereiche gehören, fin-det Kreibich spannend. Der Fischereihof Salgen etwa vermehrt nicht nur gefährdete Arten wie Äsche, Nase und Barbe und gibt die Tiere an schwäbische Fischzüchter ab. Hier sitzt auch die Fischereifachberatung, welche die Lebensgrundlage einheimi-scher Fische erhält, entwickelt und verbessert. Außerdem können Schulklassen zu einer Bach- und Teichsafari in die Wasserschule vorbeikommen.
Im Bereich Schule und Bildung ist seit einigen Jahren der Umgang mit Medien ein großes Thema. Deshalb ist der Bezirk Träger der so genannten Medienfachberater, die als Ansprechpartner in der Jugendarbeit bereitstehen und diese in den Bereichen Video, Foto, Audio und Multimedia begleiten und unterstützen. Aber auch für andere Bereiche der Jugendarbeit macht sich der Bezirk stark: So beträgt der Betriebskostenzuschuss für die Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Babenhausen pro Jahr 443.500 Euro und der Bezirksjugendring Schwaben erhält für seine Geschäftsstelle 234.000 Euro. Zudem gehört mit dem „Förderzentrum Augsburg – Förderschwerpunkt Hören“ eine einzigartige Einrichtung für Kinder und Jugendliche zur Abteilung von Claudia Kreibich. ruc
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Direkt neben dem Zentralklinikum Augsburg liegen die Bauten des Bezirkskrankenhauses. Knapp 500 Beschäftigte kümmern sich hier um Patienten mit psychischen Erkrankungen, um chronisch Kranke ebenso wie um akute Krisenfälle. Auf diesem Gelände hat auch Thomas Düll sein Büro, seit 1997 ist er Vor-standsvorsitzender der Bezirkskliniken Schwaben, die als Anstalt des öffentlichen Rechts eigenständig unter dem Dach des Be-zirks geführt werden. Bevor das Gebäude auf der vom Zent-ralklinikum abgewandten Seite für die Verwaltung umgebaut wurde, befanden sich hier Apartments. Der lichtdurchflutete Gang vor den Büros war vormals ein offener Laubengang, heute zieren Bilder aus der Kunsttherapie seine Wände. Für den Bezirk Schwaben leitet Thomas Düll nicht nur die Bezirkskliniken als eigenständiges Unternehmen, sondern auch die Abteilung Kran-kenhaus- und Bauangelegenheiten.
Augsburg ist einer von aktuell sieben Standorten der Bezirks-kliniken Schwaben (siehe Kasten), die in Betrieb sind. 2016 er-öffnet mit Obergünzburg der achte. Zugleich gehört das Kom-munalunternehmen mit rund 3.500 Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern der Region. Damit sichert es im Auftrag des Bezirks flächendeckend die neurologische und psychiatrische Versor-gung. Mit Erfolg: Das Kommunalunternehmen schreibt schwarze Zahlen, was keine Selbstverständlichkeit ist. Rund die Hälfte aller deutschen Krankenhäuser macht Minus.
Jeder Tausendste Einwohner Bayerisch-Schwabens wird täglich (!) in den Bezirkskliniken Schwaben stationär versorgt. „Das ist be-eindruckend, aber auch besorgniserregend“, sagt Düll. „Es zeigt, dass sich das Thema psychische Gesundheit zur Volkskrankheit
ausweitet.“ Zu den häufigsten Volkskrankheiten zählten heute unter anderem Depression, Demenz und Sucht. Der Grund für die hohen Patientenzahlen liegt nicht zwangsläufig darin, dass mehr Leute erkranken. Auch die gesellschaftliche Aufklärung tra-ge dazu bei. So gehöre es zu den wichtigsten Aufgaben der Be-zirkskliniken, die Krankheitsbilder zu „entstigmatisieren“. „Das ist etwas, das nur mittel- und langfristig Früchte trägt. Das kommt jetzt langsam. Ich glaube, dass sich heute mehr Leute zu ihrer psychischen Krankheit bekennen“, so Düll.
Seit 1849 die erste Heilanstalt in Irsee gegründet wurde, hat sich viel getan. Die historische Forschung profitiert davon, dass alle Krankenakten seit der Gründung vorhanden sind, in denen da-mals die gesamte Lebenssituation der Patienten aufgenommen wurde. Zudem wird die Kliniksituation immer mehr an den Bedarf der Betroffenen angepasst. Sieben Krankenhäuser garantieren eine flächendeckende Versorgung, Spezialisierung steigert die Qualität. Das Bezirkskrankenhaus Günzburg etwa konzentriert
Immer mehr Menschen bekennen sich zu psychischen Krankheiten und lassen
sich behandeln. Warum der Bettenabbau in den Bezirkskliniken trotzdem gut für die Patienten ist, erklärt Vorstands-
vorsitzender Thomas Düll.
Sieben Kliniken undein halbes Hotel
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sich als einziges Krankenhaus Deutschlands ausschließlich auf die Versorgung aller Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems.
Auch die Nachbarschaft von Zentralklinikum und Bezirkskranken-haus Augsburg sind kein Zufall, sondern gehören zum Konzept. „Allgemeinkrankenhäuser haben natürlich auch ganz viele Pati-enten mit psychischer Grunderkrankung“, sagt Düll. „Andererseits
Standorte: Augsburg, Donauwörth, Günzburg, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, ab 2016 auch Obergünzburg
Mitarbeiter: 3.500 Patienten: ca. 75.000 (ambulant und stationär)Bilanzsumme: 370 Mio. Euro
brauchen wir auch deren Spezialisten. Daher sind wir mit unseren Einrichtungen entweder direkt in den Allgemeinkrankenhäusern bau-lich integriert oder auf dem Nachbargrundstück.“ So auch der Neubau des Bezirkskrankenhauses Kempten, der einen gemeinsamen Ein-gang mit dem Klinikum Kempten haben wird. Düll: „Man sieht den Patienten in Zukunft nicht mehr an, weshalb er da ist, was ihm fehlt.“
Zu der Anpassung an den Bedarf gehört auch der Abbau von Betten. Was angesichts steigender Patientenzahlen zunächst wi-dersprüchlich klingt, hat einen simplen Hintergrund: Immer mehr Patienten werden mittlerweile ambulant betreut. Auf gut 20.000 stationär Betreute in der Psychiatrie kommen mittlerweile 55.000 ambulante pro Jahr. Zur Betreuung zählen zum Beispiel auch Ta-gesklinken, bei denen die Betroffenen von 8 bis 16 Uhr in die Ein-richtung kommen und genau die gleiche Versorgung erhalten, wie die Patienten, die dort wohnen. Gleichzeitig übernachten sie aber daheim und werden dadurch in ihrem gefestigten Umfeld belassen.
Die künftige Fachklinik in Obergünzburg geht in eine ähnliche Richtung. Auch hier soll es um akut kranke Personen gehen, jedoch nicht um Schwerkranke, wie etwa suizidgefährdete Personen. Un-ter dem Motto „mehr Hotel, weniger Krankenhaus“ bekommen Pa-tienten in Obergünzburg die Möglichkeit, in Abgeschiedenheit und atmosphärischer Lage aus dem Alltag auszusteigen und Ruhe zu finden. Daher wird es auch eine Sauna und einen Wellnessbereich geben. Obwohl die Bezirkskliniken erfolgreich laufen, bereiten die Entwicklungen des Gesundheitssystems Düll Sorgen. Der Grund: 2012 wurde ein leistungsorientiertes Vergütungssystem auch im psychiatrischen und psychosomatischen Bereich eingeführt, dessen Auswirkungen für Patienten und Kliniken noch nicht ab-sehbar sind. Die Befürchtungen gehen dahin, dass Patienten zu-nehmend auch anhand ökonomischer Gesichtspunkte bewertet werden, anstatt ausschließlich gesundheitlicher. Und das würde eher dem Grundsatz „weniger Krankenhaus“ Rechnung tragen, als den Bedürfnissen der Patienten. ruc
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Kloster Irsee: „Die Tür steht offen – mehr noch das Herz“
Neben herausragenden Baudenkmalen wie Kloster Maihingen, Schloss Höchstädt, dem Gögginger Kurhaustheater oder dem Landauer Haus in Krumbach ist Kloster Irsee eine ganz beson-dere Adresse in Schwaben. Die ehemalige Abtei der Benediktiner nahe Kaufbeuren bietet heute mit dem Schwäbischen Tagungs- und Bildungszentrum Irsee als Einrichtung des Bezirks Gästen aus Wissenschaft, Politik und Verbänden Tagungs-, Veranstal-tungs- und Übernachtungsmöglichkeiten. Gemeinsam mit dem Bildungswerk des Bayerischen Bezirketags und der Schwaben-akademie wird ein umfangreiches Musik-, Kunst- und Kulturpro-gramm der beruflichen Weiterbildung und Erwachsenenbildung angeboten. Darüber hinaus ist Kloster Irsee Veranstaltungsort für bemerkenswerte Kunst- und Kulturveranstaltungen wie den
„Schwäbischen Musiksommer“, den Literaturwettbewerb „Irseer Pegasus“, die „Pomona-Akademie“ oder „Irseer Klostermusik der Renaissance – Solennia 2014“ oder das „Tonspuren-Festival“, das im Frühjahr bereits zum dritten Mal stattfinden wird. „Die Tür steht offen – mehr noch das Herz“, betont der Leiter des Ta-gungszentrums und Bildungswerkes, Dr. Stefan Raueiser, ganz in der Tradition des benediktinischen Mönchsgrußes porta patet, cor magis.
Seit seiner Eröffnung im Jahr 1981 hat sich das Haus mit 81 komfortablen Gästezimmern und 15 individuell ausgestatteten Tagungsräumen unterschiedlicher Größe einen international be-achteten Namen als Veranstaltungszentrum erworben. wos
TAGEN UND TAFELN MIT STIL
Historisch geprägt, atmosphärisch einzig: Als vielfach ausgezeichnetes Konferenzhotel ge-
hört das Schwäbische Bildungszentrum Irsee zum erlesenen Kreis der „Allgäu TopHotels“
und bietet seinen Gästen den glanzvollen Rahmen für internationale Begegnungen und
anspruchsvolle Tagungen. Die hochkarätigen Konzerte, Kunst- und Kulturveranstaltungen
in Kloster Irsee sind weit über Schwaben hinaus bekannt.
W W W . K L O S T E R - I R S E E . D E
Klosterring 4 | 87660 Irsee · [email protected] · T 08341 906-620 · F 08341 74278
SchwäbischesTagungs- und Bildungszentrum
Eine Einrichtung des Bezirks Schwaben
Im Schwäbischen Tagungs- und Bildungszentrum Kloster Irsee treffen sich Gäste aus Wissenschaft, Politik und Verbänden – ebenso wie Musik- und Literatur-
freunde aus aller Herren Länder. Denn Kloster Irsee ist Veranstaltungsort für bemerkenswerte Kunst- und Kulturveranstaltungen.
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Unter dem Titel „Warum Irsee?“ veröffentlicht das Schwäbische Bildungszentrum Irsee Bild- und Textdokumente über die Gründungsgeschichte der sogenannten „Kreis-Irrenanstalt Irsee“ vom Ende der 1820er-Jahre bis zur Eröffnung 1849 sowie über den weiteren Ausbau der Anstalt bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Bezirks-tagspräsident Jürgen Reichert schreibt dazu in seinem Geleitwort: „Der Verdienst vorliegender Studie liegt darin, die Planungs- und Gründungs-geschichte dieser ersten psychiatrischen Klinik in Schwaben vom Ende der 1820er-Jahre bis zum Abschluss ihres Ausbaus in den 1930er-Jahren nachzuzeichnen. Denn dass der Ursprung aller schwäbischen Bezirkskrankenhäuser in Kloster Irsee liegt, das am 1. September 1849 als „Kreis-Irrenanstalt“ eine neue Verwendung fand, daran soll anlässlich des 165. Jahrestages der Anstalts-eröffnung und im 60. Jahr der Wiederbegründung des Bezirks Schwaben nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges erinnert werden.“
Warum Irsee?
Autor ist der Historiker Dr. Gerald Dobler, der 2013 unter dem Titel
„Von Irsee nach Kaufbeuren“ (Grizeto-Verlag 2013, ISBN 978-3-9812731-7-5, € 14,80) bereits die Erweiterungs planungen für
die Irseer Anstalt veröffentlichte, die zwischen 1872 und 1876 zum Neubau der „Heilanstalt für Geis-teskranke in Kaufbeuren“ (heute
Bezirkskrankenhaus) führte.
TAGEN UND TAFELN MIT STIL
Historisch geprägt, atmosphärisch einzig: Als vielfach ausgezeichnetes Konferenzhotel ge-
hört das Schwäbische Bildungszentrum Irsee zum erlesenen Kreis der „Allgäu TopHotels“
und bietet seinen Gästen den glanzvollen Rahmen für internationale Begegnungen und
anspruchsvolle Tagungen. Die hochkarätigen Konzerte, Kunst- und Kulturveranstaltungen
in Kloster Irsee sind weit über Schwaben hinaus bekannt.
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SchwäbischesTagungs- und Bildungszentrum
Eine Einrichtung des Bezirks Schwaben
Den Anlass zur Veröffentlichung bietet also das 165. Jubiläum des „Stifterfestes“ der ersten Be-zirkseinrichtung in Schwaben überhaupt: Am 1. September 1849 wurde die erste stationäre Psychiatrie Schwabens im säkularisierten Be-nediktinerkloster Irsee eröffnet. Bis zur Schlie-ßung 1972 wurde jedes Jahr am 1. September „ein Gartenfest im Männergarten hinter der Kirche“ gefeiert. „Da gab‘s nachmittags Kaffee und Ku-chen und die Patienten freuten sich“ (so die Aus-sage einer Zeitzeugin). Wie die Konzeption einer psychiatrischen Anstalt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aussah, warum gerade Irsee als Standort gewählt wurde, weshalb Planungs- und Bauphase über 20 Jahre in Anspruch nahmen, wie die Klostergebäude in Irsee für den neuen Verwendungszweck umgebaut und in welcher Form die Anstalt bis zum Beginn des 20. Jahr-hunderts weiter ausgebaut wurde, wird anhand des im Schwäbischen Bildungszentrum reich überlieferten Planmaterials illustriert. ts
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Daniel Eggert liebt den Sommer. Nicht, weil er an den Bagger-
see kann, wie andere seines Alters auch. Der 19-Jährige war-
tet auf Unwetterwarnungen – und dann erwacht sein Jagd-
instinkt. „Es gibt im Web sehr detaillierte Unwetterkarten, die
die aktuelle Blitzhäufigkeit in einer Region zeigen“, erzählt der
frischgebackene Abiturient, wie er „seinen“ Unwettern auf die
Spur kommt. Bereits mit zehn und einer ersten Kompaktka-
mera hat er vom Kinderzimmer aus Blitze fotografiert. Heu-
te geht er raus, nah ans Unwetterzentrum heran und sucht
„sein“ Motiv. Er ist kein Spinner, der sich der Gefahr aussetzt.
Der 19-jährige Daniel Eggert aus Gablingen bei Augsburg ist am liebsten in der Natur unter-
wegs – wie hier am Auerberg. Großes Bild: Eine Superzelle
bei Buchloe im Juli 2011. Eine Superzelle ist ein Gewitter mit rotierenden Aufwindbereichen
und besonders starken Begleit-erscheinungen wie Orkanböen,
Großhagel und Tornados.
Landschaft am Himmel Daniel Eggert
hat ein Faible für Unwetter
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Er ist ein ruhiger, bedachter und mittlerweile sehr erfahrener
„Sturmjäger“. „Ich wähle meist einen erhöhten Standort, acht
oder zehn Kilometer von der Unwetterzelle entfernt“, sagt er.
So wie in der „besten Gewitternacht“ des 12. Juni 2014, als er
über Altenstadt hinweg gewaltige Blitzformationen in mächti-
ger Bergkulisse einfing. „Für mich sind Wolkenbilder und Un-
wetterzellen Landschaft am Himmel, also Landschaftsfotogra-
fie mit einem ganz speziellen Fokus“, beschreibt der Gablinger
die ganz persönliche Sichtweise auf seine Fotos. Die haben
schon höchste Ehrung erfahren: Beim weltweit renommier-
ten „Runner-Up-Wildlife“-Wettbewerb 2012 räumte er mit der
Makroaufnahme einer raureifüberzogenen Küchenschelle im
Sonnenaufgang in London den 2. Preis unter 80.000 einge-
sandten Motiven ab. „Eine tolle Erfahrung, die mir auch einen
Fernsehbericht eingebracht hat.“ Im Frühjahr nun will Daniel
in die USA, um erstmals Tornados zu sehen – und zu foto-
grafieren. Danach wird studiert. Nicht Meteorologie, wie man
vermuten könnte, sondern Geowissenschaften – die Zusam-
menhänge von Erde und Atmosphäre. Mehr Motive und der
neue Gewitterkalender im Web: www.natur-motive.de wos
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Blitze zucken beim nächtlichen Gewitter bei Altenstadt / Schongau. Im Hintergrund der Hohe Peißenberg (12. Juni 2014):
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Freistehendes Gewitter bei Höhenkaltluftlage nahe Gablingen bei Augsburg (Juni 2012)
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Eine „Superzelle“ bei Uffenheim/Franken: Das Abendlicht und viele sichtbare Blitze machen die Szenerie zu etwas Besonderem (Juni 2012)
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Die Donauwörther Kulturtage starten nun-mehr in ihre 41. Saison. 23 Veranstaltungen bieten bis 22. November Kabarett, Lesungen, Musik und Kindertheater bis hin zur Klassik. Oberbürgermeister Armin Neudert und die Leiterin des Kulturbüros, Iris Scheibel, freuen sich über diese Vielfalt, denn die Kulturtage spannen alljährlich einen weiten Bogen von einheimischen und regionalen Mitwirkenden bis hin zu internationalen Größen. Dank zahl-reicher Sponsoren ist es auch in diesem Jahr möglich, erschwingliche Eintrittspreise für alle anbieten zu können.
Das festliche Eröffnungskonzert am 4. Okto-ber mit dem Kurpfälzischen Kammerorchester Mannheim unter der Leitung von Stefan Fraas stimmt die Besucher auf die Kulturtage ein. Helmut Eisel brilliert auf seiner Klarinette als Solist des Abends. Die Kunstfreunde Donau-wörth laden am 5. Oktober zur Ausstellungs-eröffnung „Abbild der Wirklichkeit“ von Bianca Schmidt. Im Rahmen des Museumstages ler-nen Kinder am 5. Oktober im Heimatmuseum verschiedene Techniken des Strickens und Häkelns kennen. Einen Klavierabend gibt es am 8. Oktober mit dem Duo St. Petersburg: Bereits 2005 und 2006 feierten Maja und Sergej Zirkunow fulminante und ausverkaufte Auftritte in Donauwörth (auch diesmal bereits ausverkauft). Das Mixsticks-Schlagzeugduo, Gewinner des Shanghai Percussion Compe-tition, beeindruckt am 9. Oktober mit Talent für Rhythmus. In ihrem Programm wechseln sich Originalkompositionen mit Bearbeitun-gen bekannter Musikwerke ab. Am 11. Oktober gibt es einen Liederabend mit Peter Schöne (Bariton) und Holger Berndsen (Klavier), der in Kooperation mit dem Kulturkreis Mertin-gen organisiert wird. Die Tanzsportabteilung des VSC lädt am 11. Oktober zum Herbstball „Tanzen Sie mal wieder!“ ein. Die Fotoausstel-lung „Landschaften entlang der Via Claudia Augusta“ wird am 12. Oktober in der Stadtbi-bliothek eröffnet; der Chor und das Orchester der Kirche Christi Himmelfahrt bringen Stefan Zweigs ergreifende Erzählung „Händels Auf-erstehung“ zur Aufführung. Am 13. Oktober beleuchtet Stadtarchivar Dr. Ottmar Seuffert das Thema „70 Jahre Gerichtsprozess Hans Leipelt“. Eine Ausstellung hierzu präsentieren die Weiße Rose Stiftung e. V. und die Hans-Leipelt-Schule. Am 13. Oktober ist das Duo Ulrich Herkenhoff (Panflöte) und Matthias Kel-
ler (Klavier) im Enderlesaal zu Gast: Zu hören sind u.a. Werke von Ennio Morricone, Wolfgang Amadeus Mozart, Claude Debussy und Harald Genzmer. Mit seinem neuem Solo-Konzert-Programm „Erfolg“ gastiert am 15. Oktober der Schauspieler und Musiker Michael Fitz in Donauwörth. Die A-capella-Band VIVA VOCE begeistert am 17. Oktober im Stadtsaal mit dem neuen Pro-gramm „Ego“ das Publikum. Am 18. Oktober dürfen sich die Kinder auf das Theaterstück „Rumpelstilzchen“ freuen, und Friedrich von Thun präsentiert abends „No-vecento – Die Legende vom Ozeanpianisten“ mit musikalischer Umrahmung von Max Scat Neissendörfer. Im Rahmen einer Matinee liest am 19. Oktober der Schauspieler Peter Fricke „Reinecke Fuchs – Goethe & Brahms“, und die Kinder erwartet ein Erzähltheater mit Guido Kasmann „Hotzenplotz räubert Geschichten“. Einen bunten Reigen von Volksmusik aus der Region können Sie beim „Musikalischen Hoi-garta“ am 19. Oktober im Zeughaus erleben.
Der ehemalige deutsche Skispringer Sven Hannawald präsentiert am 22. Oktober im Zeughaus sein Buch „Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben“ und stellt sich dazu den Fragen von Alex Kunz. Mit dem Kabarettprogramm „Botox to go – Bei uns kriegst du dein Fett weg“ gibt es am 23. Ok-tober mit den Weibsbildern eine Beauty-An-wendung der anderen Art, bei dem viel Lachen ein überwältigendes Anti-Aging-Erlebnis ver-spricht (bereits ausverkauft)! Einen exquisiten Kammermusikabend am 24. Oktober bietet das Prazák Quartett, das seit mehr als 30 Jah-ren weltweit auf den Musikbühnen zu Hause ist. Unter der Leitung von Dekanatskantorin Maria Steffek kommt in diesem Jahr am 26. Oktober die „Nelsonmesse“ von Josef Haydn zur Aufführung, und mit einem unterhaltsa-men Konzertabend unter dem Motto „Come-back – Wir sind wieder zurück“ lädt die Stadtka-pelle Donauwörth am 22. November zum Finale der Donauwör the r Kulturtage ein. hrs
Donauwörther Kulturtage41. Saison, 23 Veranstaltungen noch bis 22. November
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Die Eintrittskarten für die 41. Donauwörther Kulturtage können schriftlich, per Fax oder per
E-Mail gebucht und beim Kulturbüro der Stadt Donauwörth (Zimmer 103, Rathausgasse 1,
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr; Freitag von 9 bis 13
Uhr) abgeholt werden. Das Programmheft liegt im Donauwörther Rathaus, in der Städt. Tourist-
Information, der Stadtbibliothek und allen bekannten Stellen zur Abholung bereit oder ist im
Internet unter www.donauwoerth.de abrufbar.
Veranstalter: Kulturbüro der Stadt Donauwörth, Rathausgasse 1, 86609 Donauwörth,
[email protected], www.donauwoerth.de
Quer durch die Region
Kartenverkauf:
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Ehren für Ehrenamtler
Die WM-Siegesfeiern waren gerade erst vorbei, als der politische und der Sportbezirk Schwa-ben gemeinsam und mittlerweile zum 21. Mal den „Tag des Ehrenamts“ feierten. In Aichach wurden über 60 ehrenamtlich aktive Frauen und Männer durch Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert und den Vorsitzenden des Sportbezirks Schwaben und Vizepräsidenten im Bayerischen Landessportverband BLSV, Bernd Kränzle, mit Urkunden ausgezeichnet.
„Ihr seid die wahren Weltmeister“, würdigte Be-zirkstagspräsident Jürgen Reichert die Tätigkeit etwa der Platzwarte, Übungsleiter, Betreuer für Kinder und Jugendliche oder zum Beispiel auch der Trikotwäscherinnen – Aufgaben, die viel Freizeit abverlangen, jedoch die Basis dafür bilden, dass aus dem Breitensportler ein erfolg-reicher Leistungssportler werden kann. In der TSV-Halle in Aichach dankten den engagierten Ehren amtlern auch der Aichach-Friedberger Landrat Dr. Klaus Metzger und Aichachs Bür-germeister Klaus Habermann.
Dass es künftig nicht leichter werde, freiwillige Helferinnen und Helfer zu finden, betonte Brigitte Laske, die ehrenamtliche langjährige Vorsitzende des BLSV-Sportkreises Aichach-Friedberg. „Mit Geld allein wäre das alles nicht zu machen“, so Bernd Kränzle. Er ermutigte dazu, vielen vom Ehrenamt zu berichten und so zu Engagement zu ermuntern. Von der Politik erwartet er den Abbau bürokratischer Hürden zur Erleichterung aller, die sich gerne und freiwillig in die Arbeit der Sportvereine einbringen. Mit einem bunten Programm zeigten die Sportler von den Tanz-mäusen des TSV Aichach, der Showtanzgruppe des SV Mering und den Rope Skipperinnen des TSV Friedberg beim „Tag des Ehrenamts“, wel-che Leistungen letztlich von den Ehrenamtlichen mit ermöglicht werden. hrs
„Eine Stadt liest ein Buch“ wurde in Hamburg erstmals im Jahr 2002 mit „Mann im Strom“ von Siegfried Lenz umgesetzt und 2003 mit „Die Erfindung der Currywurst“ von Uwe Timm wiederholt. Die Resonanz war so groß, dass seitdem viele Städte das Konzept über-nommen haben. Die Idee stammt ursprüng-lich aus Chicago, dort wurde es erstmals als „One Book, One Chicago“ realisiert. Auch in Augsburg heißt es nun: „Augsburg liest ein Buch“ - und zwar bis Anfang 2015 den Ro-man „Der Trafikant“ von Robert Seethaler. Es ist die Geschichte des jungen Franz Huchel, seiner Liebe zu Anezka und seiner Freund-schaft zu Sigmund Freud. Der Roman spielt im Wien der 1930er-Jahre. Das Buch kann in der Neuen Stadtbücherei und deren Zweig-stellen ausgeliehen und in allen Buchhand-lungen erworben werden.
Über alle Altersklassen hinweg sollen die Bür-ger der Stadt das Buch lesen und sich darüber austauschen, so die Idee hinter dem Projekt. Es soll Lesungen im öffentlichen Raum geben, Theateraufführungen, Schülerwettbewerbe, Universitätsveranstaltungen, Ausstellungen, Vorträge, musikalische und tänzerische Bei-träge – ganz Augsburg und alle Augsburger sollen von dem Buch in den Bann gezogen
werden. Initiiert wurde es übrigens von den Wirtschaftsjunioren Augsburg, die dabei von Juliane Votteler (Intendantin des Theaters Augsburg), Prof. Dr. Stefanie Waldow (Univer-sität Augsburg), Kurt Idrizovic (Buchhandlung am Obstmarkt) sowie dem Schriftsteller Peter Dempf unterstützt wurden und werden.
Augsburgs Bürgermeisterin Eva Weber ist Schirmherrin und selbst begeisterte Leserin. „Das Abtauchen in Geschichten ist auch heute für mich noch eine der besten Entspannungs-möglichkeiten“. Auch von der Idee „Augsburg liest ein Buch“ ist sie sehr angetan: „Ich mag den Gedanken, dass das Zusammengehörig-keitsgefühl in unserer Stadt durch ein ge-meinsames Projekt – und dazu noch durch ein Leseprojekt – wächst. Ich freue mich auf die Veranstaltungen rund um diese Idee und auf viele Gespräche mit anderen Leserinnen und Lesern über dieses wunderbare und liebens-werte Buch.
Veranstaltungen sind auch schon geplant, so wird es z. B. am 9. November 2014 eine lite-rarisch–musikalische Traverse von Wien nach Augsburg geben. Vollführt von Edgar Mathe, Udo Korzer und Swing de Paris mit Prosa und Songs aus dem Wiener Kosmos. (Weinstube Jakobus, Maximilianstraße 73, 86150 Augs-burg). Matthias Klösel und Tom Graza werden am 13. November eine Lesung aus „Der Trafi-kant“ mit musikalischer Begleitung veranstal-ten, und zwar in der österreichischen Gast-stätte Edelweiß in Pfersee.
Vea Kaiser, geb. 1988 in Österreich, veröf-fentlichte 2012 ihren Debütroman „Blas-musikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam“, der Platz 1 der ORF-Bestenliste erreichte und Leser wie Presse gleicherma-ßen begeisterte. Am 25. November gibt sich Vea Kaiser im Bahnpark in Augsburg die Ehre. Unbestrittener Höhepunkt der Lese-Initiative: Als gefeierter Autor kommt Robert Seethaler am 30. November zu einer Lesung in die Augs-burger Stadtbücherei. pit
Lesen verbindet – sogar eine ganze Stadt.
Augsburg liest
ROBERT SEETHALERS „Der Trafikant“
Quer durch die Region
Gäste und Geehrte aus dem gastgebenden Sportkreis Aichach-Friedberg. Von links Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann, Bezirksrätin Sissi Veit-Wiedemann, Landrat Dr. Klaus Metzger, BLSV-Kreisvorsitzende Brigitte Laske, die Ehrenamtlichen Franz Brosig (BC Adelzhausen), Josef Kreitmair (SC Oberbernbach), Franz Lochner (VfL Ecknach), Landtagsabgeordnete Dr. Simone Strohmayr und Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert.
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Quer durch die Region
Im „Visioneum Energie +“ sollen sie greifbar werden, die Technik, die Mate-rialien, die Geräte, kurz all das, was in der Energieversorgung der Zukunft eingesetzt werden dürfte. Davon sind Politiker wie Königsbrunns Bürger-meister Franz Feigl, Wissenschaftler wie der Architekt und Baufachmann Professor Georg Sahner von der Hochschule Augsburg, Unternehmer wie LEW-Technik-Vorstand Norbert Schürmann und eine ganze Menge mit-telständischer regionaler Partnerfirmen im Projekt überzeugt. Sie vereint das Ziel, viele Innovationen in einem vernetzten System einzurichten, um sie unmittelbar in Bürgerinformation und Wissenstransfer weiterzugeben.
Das passt Königsbrunn ins Energiekonzept und in die städtebauliche Pla-nung. Die Stadt hat bereits ein Klimaschutzbüro, einen eigenen Energie-berater und ein Förderprogramm zur CO2-Einsparung aufgelegt. Im Visi-oneum entsteht das „neutrale Bürgerforum der Energiewende“, freut sich Bürgermeister Feigl. Wo im gläsernen Bau am Europaplatz die Energie-experten der Stadt und der LEW beraten werden. Ein Stockwerk höher – im solarbetriebenen Aufzug erreichbar – wird die Wissenstransfer-Ebene eingerichtet: Ein Multifunktionssaal ist für Schulungen zum Thema Energie ausgestattet. Die Wohnausstellung im zweiten Stock soll, so Hochschul-Projektleiter Georg Sahner, „überraschen und faszinieren“ mit praxisnahen Neuerungen in Küche, Bad und Wohnlandschaft, die im Zuge der tech-nischen Entwicklungen laufend erneuert werden. Die Gebäudetechnik im Keller wird über den „Standard“ (Sahner) Wärmepumpe zum Heizen hinaus durch die neue Technologie „Heizen mit Eis“ verblüffen. Der Fachmann: beim Abkühlen von Wasser um ein Grad wird 80mal mehr Energie frei, die im Sommer auch zum Kühlen verwendet werden kann. Dass eine Lüf-tungsanlage nach aktuellem Stand der Technik installiert wird, ist ebenfalls
Mit diesem Entwurf des „Visioneums Energie +“ werben die Planer
für das „Wohnen von übermorgen“.
Wohnen vonübermorgen …in Königsbrunn
Königsbrunn, der dynamische kleine Stadtnachbar im Süden von Augsburg, will die Energiewende bauen und leben. „Visioneum Energie +“ heißt das ambitionierte Projekt. Fürs Wohnen von übermorgen wird es Innovationen zeigen, die der Häuslebauer wirklich kaufen kann. Wissenschaftler der Hoch-schule Augsburg werden langjährige Messungen für eine heute erst ansatzweise realisierte Ökobilanz am Bau vornehmen. Und der Projektpartner LEW ist als Energieversorger mit im Boot auf der Reise in die Energiewende.
eine Selbstverständlichkeit. Eher schon weg-weisend: Wenn Lüften notwendig wird, greift das „Visioneum Energie +“ auf eine Photovol-taikanlage auf dem Dach zu. Generell ist „eine intelligente Steuerung“ Grundlage der Gebäu-deautomation, betont Sahner.
Erstmals in Deutschland wird die Fassade eines Baus aus Vakuumglas bestehen. Ext-rem leicht und dünn, was folglich nur leichte Profile und Beschläge erfordert – und „expo-nentiell bessere Dämmwerte“ als selbst eine Dreifach-Verglasung aufweist, diese Eigen-schaften einer in China entwickelten und ge-fertigten Innovation begeistern die Fachwelt.
Zusätzlich ist eine „Algenfassade“ geplant, wie sie bislang hierzulande erst ein einziges Mal, in Hamburg, realisiert wurde. Als „Zukunftsmusik“ bezeichnet der Wissenschaftler Sahner denn auch diese Installation, bei der zwischen den Glasscheiben Wasser eingefüllt ist, in dem Biogas pro-duzierende Algen wachsen. Auf insgesamt 1,2 Millionen Euro ist das Pro-jekt „Visioneum Energie +“ veranschlagt. Den Löwenanteil von 500.000 Euro trägt Königsbrunn selbst, dessen Stadtrat nach etlichen Sitzungen mit durchaus kritischen Fragen in großer Mehrheit für das ehrgeizi-ge Vorhaben stimmte. 200.000 Euro steuern die LEW bei, weil sich der Energieversorger, so Vorstandsmitglied Norbert Schürmann, „Gedanken über die Entwicklung im Rahmen der Energiewirtschaft und weitere Angebote entlang der Wertschöpfungskette für die Kunden macht“. Vor rund drei Jahren habe man erstmals in kleinem Kreis zwischen LEW und Hochschule Augsburg mit dem visionären Ansatz gespielt, nächstes Frühjahr ist der Spatenstich geplant. Eröffnet wird der Energiesparbau bereits im Herbst 2015. Mit 480.000 Euro aus dem Städtebauförderpro-gramm ist außerdem der Freistaat eingestiegen. Denn der Bau wird als zentrales Projekt die Königsbrunner Mitte wesentlich aufwerten und ein städtisches Sanierungsgebiet beleben.
Als „Vorzeigeprojekt für alle Disziplinen an der Hochschule Augsburg“ be-wertet ihr Präsident Prof. Dr. Hans-Eberhard Schurk das Visioneum, an dem Studierende und Professoren am praktischen Modell Neues ausprobieren können. Mit von der Partie sind zudem viele Mittelstandsfirmen aus der Region, die ebenfalls in diesem Energiewende-Projekt vernetzt in die Praxis des Wohnens von übermorgen einsteigen. Am „Visioneum Energie +“ wird dies vom nächsten Jahr an für 15 Jahre Projektlaufzeit möglich sein. hrsFo
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Quer durch die Region
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Bonus für die MeisterEine Million Euro ist dem Handwerk und dem Freistaat als Geldgeber die Förderung des qualifizierten Nachwuchses auf Meisterebene allein seit dem vergangenen Jahr wert. Diesen „Meisterbonus“ erhalten jetzt alle Absolven-ten der beruflichen Weiterbildung auch zum Betriebswirt des Handwerks, zum Energiebe-rater und zum Verkaufsleiter im Lebensmit-telhandwerk, jährlich rund 1.000 im Bereich der Handwerkskammer für Schwaben, bilan-ziert Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner. Als „finanzielle Anerkennung in der Karriere mit Lehre“, schätzt Wirtschaftsstaatssekretär Franz Pschierer dieses Förderinstrument, das Bayern als einziges Bundesland eingerichtet habe. Insgesamt 27 Millionen Euro hat der Freistaat dafür im aktuellen Haushalt einge-stellt. „Beispielhaft“, nicht zuletzt wegen der unbürokratischen Handhabung, lobt Kam-merpräsident Hans-Peter Rauch den Meis-terbonus, bei dem übrigens die Schwaben als
Schnellste in diesen Fördertopf gegriffen ha-ben. Rauch: „Die berufliche Weiterbildung wird so ein Stück attraktiver.“
Den frischgebackenen Meistern kommt der Tausender durchaus recht – immerhin berap-pen sie für diesen hochwertigen Bildungsab-schluss je nach Gewerk zwischen 6.000 und 14.000 Euro. So will beispielsweise die Fried-bergerin Jessica Roxane Hanson, nach dem erfolgreich beendeten Verkaufsleiterkurs das Geld in die Ausbildung zur Metzgermeisterin investieren. Der Untermeitinger Maurer- und Betonbaumeister Jens Quilitsch legt den Bonus erst mal schwäbisch-solide aufs Sparbuch. An einer weiter gehenden Perspektive liegt dem Meringer Landmaschinenmechaniker-Meister Tobias Held. Er plädiert dafür, wegen des spür-baren Nachwuchsmangels im Handwerk sollte ein Bonus schon als finanzieller Anreiz bei der Lehre gezahlt werden. hrs
Ein Tausender „Meisterbonus“ aus der Hand von Handwerks-kammer-Präsident Hans-Peter Rauch (rechts), Kammer-Haupt-geschäftsführer Ulrich Wagner (links) und Wirtschaftsstaatsse-kretär Franz Pschierer (2. von links).
Diese Form einer Wandertour ist – so Land-Art-Künstler Hama Lohrmann – in Deutschland wohl einmalig: Auf dem knapp sechs Kilometer langen Kunstpfad im Wald bei Bonstetten (Landkreis Augs-burg) im Naturpark Augsburg – Westliche Wälder wandert man zu sechs Objekten des Augsburger Künstlers. Er gestaltet seine „nichtbesitzbaren Wer-ke“ weit überwiegend aus Naturmaterialien aus dem unmittelbaren Umfeld des Objektes, das überwie-gend aus Steinen, Sand, farbigen Erden, Zweigen, Ästen, Gräsern und Laub besteht (siehe Foto). Seine Werke unterliegen im Lauf der Zeit dem natürlichen Verfall. Start- und Zielpunkt der ca. 90-minütigen Wanderung ist Bonstetten. Finanziert wird das Pro-jekt vom Landkreis Augsburg und der Regio Augs-burg Tourismus GmbH. ts
LandART KunstpfadBonstetten
Genannt hat sich die Stadt lange so, ein Mu-seum gab es nicht. Das ist nun anders: Seit Ende September können die Besucher der „Fuggerstadt“ Augsburg den beiden bedeu-tendsten Kaufmannsfamilien aus dem im gol-denen Zeitalter der Renaissance einen Besuch abstatten. Im aufwändig sanierten Wieselhaus im Domviertel beleuchtet das „Fugger und Welser Erlebnismuseum“ vor allem die wirt-schaftlichen Beziehungen der bedeutendsten Augsburger Kaufmannsfamilien des späten 15. und des 16. Jahrhunderts. Weitere Themen sind ihre gesellschaftlichen Netzwerke, Kom-munikationsstrukturen und Handelsbezie-hungen sowie ihre Rolle bei der beginnenden Globalisierung. Im Mittelpunkt steht die Frage nach den Erfolgsfaktoren, welche die Fugger und Welser reich werden ließen und ihnen am Ende einen Platz in den Geschichtsbüchern si-cherten.. Der Name des (Erlebnis-)Museums ist Programm: Modernste Museumstechnik sorgt dafür, dass die Geschichte der beiden Familien, Augsburgs sowie wichtiger Handelszentren
und Handelswege erlebbar wird. Textstelen präsentieren – leicht verständlich und mit vie-len Bildern – wissenschaftlich fundiert histori-sche Fakten. Erzählt wird, wie die Fugger und Welser (neben anderen Augsburger Handels-häusern) durch Baumwoll- und Barchenthan-del reich wurden und als Montanunternehmer agierten, zu Bankiers für Kaiser, Könige und Päpste wurden und Handelsexpeditionen nach Indien und Südamerika finanzierten.
Viele Sponsoren, viele Macher Dass das Wieselhaus mit dem „Fugger und Welser Erlebnismuseum“ im heutigen Glanz erstrahlt, ist der Idee des Tourismusdirektors Götz Beck zu verdanken: Die Regio Augsburg Tourismus GmbH betreibt nun auch das Mu-seum. Die Sanierung des Wieselhauses durch das Büro Schrammel Architekten sowie die Gestaltung des Museums ermöglichten zahl-reiche Fördergeber, Unterstützer und Spon-soren. Der Name Wieselhaus leitet sich von einem ehemaligen Bewohner des Anwesens
her: Von 1637 bis 1642 lebte und arbeitete der Optiker Johann Wiesel in dem um 1530 erbau-ten Renaissancehaus. Wiesel fertigte nicht nur Brillen an, sondern entwickelte astronomische Fernrohre und Mikroskope, die an Wissen-schaftler, Fürsten- und Königshäuser in ganz Europa verschickt wurden. Der Biografie Jo-hann Wiesels und der Geschichte des Hauses im Äußeren Pfaffengäßchen 23 ist ein eigener Bereich im Museum gewidmet. ts
Mehr in unserer nächsten Ausgabe und www.fugger-und-welsermuseum.de
Ein neues, altes Haus für die Fugger und Welser
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SERIEDie Landkreise und
kreisfreien Städte
Schwabens
– Teil 3 –
Landkreis Neu-Ulm
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SERIEDie Landkreise und
kreisfreien Städte
Schwabens
– Teil 3 –
Landkreis Neu-Ulm
Landkreis Neu-UlmDas bayerische Schwaben umfasst vier kreisfreie Städte und zehn Landkreise. top schwaben stellt in jeder Ausgabe
eine dieser Gebietskörperschaften vor.
Obwohl der Landkreis Neu-Ulm mit nur 515 Quadratkilometer Fläche zu den kleinen
Landkreisen in Bayern zählt, gehört er mit einer Bevölkerungszahl von über
165.000 Einwohnern zu den größten – und liegt in den „Top Ten“ der 71 bayeri-
schen Kreise an neunter Stelle. Aufgrund seiner Wirtschaftsstärke galt der Land-
kreis touristisch als wenig attraktiv – das ändert sich derzeit kräftig. Der Landkreis
Neu-Ulm umfasst 17 Städte, Märkte und Gemeinden, darunter die Große Kreisstadt
Neu-Ulm und die Städte Illertissen, Vöhringen, Senden und Weißenhorn.
Von Wolfgang Strobl, Kristin Ruckschnat und Florian Pittroff
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Stichwort Bildung: Als früherem Gymnasiallehrer
liegen Ihnen Investitionen in die Bildung beson-
ders am Herzen. Wo „brennt“ es besonders?
Thorsten Freudenberger: Bildung ist ein Kern-
anliegen der Kreispolitik und damit des Landrats.
Warum? Weil die Wirtschaft auf gut ausgebilde-
te junge Menschen angewiesen ist. Bildung ist
also eine ökonomische Notwendigkeit. Aus dem
sozialen Bereich höre ich: „Je früher und bes-
ser Jugendliche ausgebildet worden sind, des-
to weniger Probleme gibt es später.“ Das heißt:
Bildungspolitik ist auch Sozialpolitik. Und Bil-
dung ist auch eine kulturelle Frage und prägt ei-
nen Landkreis mit. Deshalb werden wir für die
17 Schulen, für die wir zuständig sind, klare Inves-
titionsschwerpunkte setzen. Ich habe mich gefreut
als ich kürzlich am Illertal-Gymnasium in Vöhrin-
gen meinen ersten „Bildungs-Spatenstich“ für ein
Großprojekt mit 20 Mio. Euro machen durfte. Ge-
nau dort habe ich vor 22 Jahren mein Abitur ge-
macht.
Was ist der zentrale Punkt in der gemeinsamen
Aktion mit der IHK Schwaben?
Thorsten Freudenberger: Wir sind die erste zer-
tifizierte Bildungsregion in Bayern. Da reicht es
nicht, sich darauf auszuruhen, dass man die Me-
Interview mit Neu-Ulms Landrat Thorsten Freudenberger
„Bildungspolitik ist Sozialpolitik!“
Interview: Wolfgang Strobl
Herr Landrat, Ihr Vorgänger Erich Josef Geßner hat
Ihnen den Landkreis gut bestellt übergeben. Sie ha-
ben mit den Strukturen im Landratsamt „Bewähr-
tes erhalten“ und wollten, so das Wahlversprechen
„Neues wagen“. Wo setzen Sie aktuell neue Impulse?
Thorsten Freudenberger: Wenn Sie die Verwal-
tung ansprechen: Es stimmt, ich konnte ein wohl-
bestelltes Haus übernehmen. Das passt in Sachen
Strukturen und Zuständigkeiten, Arbeitsprozessen,
der Atmosphäre im Haus und in puncto Zusam-
menarbeit und Kompetenz. Und – das ist mir ganz
wichtig – das Haus ist klar auf Bürgerorientierung
ausgerichtet. Wo wir uns auf den Weg machen wer-
den, ist die „Digitalisierung“: Eine neuer Mitarbeiter
für den Bereich E-Government sieht sich an, was
die Bürger direkt von zu Hause aus erledigen und
welche Anträge online gestellt werden können. Do-
kumentenmanagement, die „digitale Akte“, ist ein
Thema. Und auch der digitale Dialog, der Austausch
mit den Bürgern, ist uns ein Anliegen. Gern hätten
wir die Möglichkeit, strittige kreispolitische Themen
auf digitalen Plattformen zu diskutieren.
Und politisch?
Thorsten Freudenberger: Zwölf Jahre als Kreis-
rat und sechs Jahre als CSU-Fraktionsvorsitzen-
der habe ich den Landkreis Neu-Ulm schon vor
der Zeit als Landrat mitgestalten dürfen. Wir sind
in allen Bereichen gut aufgestellt, es gibt keinen
Bereich, in dem ich sagen würde: Da haben wir
geschlampt oder zu wenig getan. Hier gilt das
Gleiche wie für die Verwaltung: Ein Landrat, der
einen Landkreis übernehmen darf, handelt falsch,
wenn er sagt, „Sieht doch alles ganz gut aus“ und
meint, dann wird es auch so bleiben. Auch hier
ist meine Aufgabe herauszufinden: Wo sind die
Zukunftsthemen? Wo müssen wir Schwerpunkte
setzen? Was können wir so fortführen wie bisher?
Da bin ich im Moment mittendrin.
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tallplakette unten an der Tür hat. Man muss das
Erreichte weiterentwickeln. Es ist für unsere wirt-
schaftlich starke Region eine entscheidende Stand-
ortfrage, Fachkräfte zu sichern und zu gewinnen.
Ein Beispiel: Von meinem Abiturjahrgang ist knapp
die Hälfte in Großstädte oder vereinzelt ins Ausland
gegangen. Die Attraktivität der großen Zentren ha-
ben wir hier deutlich gespürt. Der Wettbewerb wird
sich verschärfen, wir müssen da noch intensiver
reingehen. Bis hin zu Akademikern, die fertig wer-
den, müssen wir die Frage beantworten: Warum soll
ich denn zum Arbeiten und Leben ausgerechnet in
den Landkreis Neu-Ulm gehen?
Wenn Sie die Frage schon selbst stellen? Warum?
Thorsten Freudenberger: (lacht): Weil‘s hier super
ist! Ich muss zwar schon von Amtswegen subjektiv
urteilen, und weil ich hier seit 41 Jahren lebe – aber
im Ernst: Die Stärke des Landkreises ist seine Viel-
falt. Ich kann, wenn ich will, in der Stadt leben, und
zwar gut. Ich kann aber auch das Leben auf dem
Dorf finden, so wie ich das jetzt seit sieben Mona-
ten selbst pflege. Ich habe eine ganz hervorragende
Lage. Ich bin in einer Stunde im Allgäu, in Stuttgart
oder in München. Wir haben über die A 7 und die
A 8, die Bundesstraßen und die Bahn hervorragen-
de Anbindungen in alle Himmelsrichtungen. Was
wir selber nicht haben, können wir sehr schnell
erreichen – vom Skifahren bis zum Flughafen, der
nächste ist in Memmingen. Um diese hervorragen-
den Bedingungen beneiden uns viele. Außerdem
können wir auf eine starke Wirtschaft, einen stabilen
sozialen Zusammenhalt, ein reichhaltiges kulturelles
Angebot und ein lebendiges Vereinsleben bauen.
Andernorts muss man mit Defiziten von Kreiskran-
kenhäusern klar kommen. Warum ist das in Neu-
Ulm anders?
Thorsten Freudenberger: Anstelle von drei Kran-
kenhäusern, die alle das Gleiche anbieten und sich
selbst Konkurrenz machen, versuchen wir, gewisse
Spezialisierungen und Profilbildungen vorzuneh-
men. Das war ein mitunter schwieriger Umstruktu-
rierungsprozess, hat aber dazu geführt, dass wir mit
einem hervorragenden Management gute Zahlen
vorweisen können.
Blicken wir über die aktuelle Amtsperiode hinaus:
Mit 41 Jahren sind Sie der jüngste Landrat seit
1977. Sie könnten über vier oder fünf Wahlperioden Foto
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eine Ära im Landkreis prägen. Was wären über die-
sen Zeitraum Ihre wichtigsten Themen?
Thorsten Freudenberger: (winkt ab): Da muss ich
Sie enttäuschen. Ich bin jetzt für sechs Jahre gewählt
und gehe meine Aufgabe engagiert und mit Freude
an. Ich weiß nicht, was die weitere Zukunft bringen
wird. Daher: Für die Sache in die Zukunft denken –
ja. Für mich persönlich in die Zukunft denken – nein.
Man lobt Sie als offenen und zugänglichen Verwal-
tungschef. Wie schwer ist es bei 480 Mitarbeitern
plus 916 Klinikbeschäftigten und 76 Mitarbeitern
des Abfallwirtschaftsbetriebs, diese moderne Linie
der Amtsführung durchzuhalten?
Thorsten Freudenberger: Ich bin an die neue Auf-
gabe sehr ernsthaft, aber auch recht offen herange-
treten und habe viel zugehört. Es gibt für das Amt
des Landrats keine Ausbildung und kein Studium.
Man kann dieses Amt nicht lernen. Man kann‘s nur
ausüben und muss dies tun, vom einen auf den
anderen Tag. Jeder Landrat – egal, was er vorher
gemacht hat, wird ins kalte Wasser geworfen und
muss schwimmen lernen. Ich habe versucht, mich
über Wasser zu halten, zu schwimmen, dabei vor-
anzukommen und mich beim Schwimmen wohlzu-
fühlen. Das ist mir bisher nach eigener Einschät-
zung gelungen. Ich versuche einfach, mir selbst
treu zu bleiben und die Ziele, die ich mir im Amt
stecke, gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern zu erreichen. Als Sportler weiß ich,
wie wichtig Teamgeist ist.
Was hat sich für Sie persönlich verändert, als Sie
im Mai das Lehrerzimmer mit dem einsamen Chef-
sessel im Landratsamt getauscht haben?
Thorsten Freudenberger: Das Amt des Landrats
bedeutet ein Höchstmaß an Verantwortung und Ge-
staltungsfreiheit. Die thematische Vielfalt ist wun-
derbar, aber auch sehr herausfordernd, ebenso wie
das Tagesgeschäft – insgesamt eine hohe zeitliche
Beanspruchung. Ich versuche, öffentlich so präsent
zu sein wie möglich. Dennoch freue ich mich, Ver-
ständnis dafür zu bekommen, dass auch das Privat-
leben nicht zu kurz kommen darf. Es ist mir ganz
wichtig, Freiräume für Freunde und Familie zu er-
halten. Hier finde ich die Ruhe und die Kraft, die ich
dann im Amt wieder in die Zukunft meiner Heimat
investieren kann.
Herr Landrat, vielen Dank für das Gespräch.
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Kernthemen Natur & Kultur
So viel Interessantes und Wissenswertes über
Kultur, über Bachläufe, über das Prämonstraten-
ser-Kloster Roggenburg mit seinem bundesweit
einmaligen Bildungszentrum für Familie, Umwelt
und Kultur gab es im Landkreis Neu-Ulm aber
nicht immer.
2002 wurde LEGOLAND Deutschland im Land-
kreis Günzburg eröffnet und eben das erwähnte
Zentrum für Familie, Umwelt und Kultur im Land-
kreis Neu-Ulm. Das alles ging irgendwie Hand in
Hand mit dem Startschuss für konsequente För-
derung und Entwicklung des Tourismus im Land-
kreis Neu-Ulm. Das Büro „neuland – Werkstatt für
Tourismus und Regionalentwicklung“ in Aulen-
dorf wurde vom Landkreis Neu-Ulm im Dezember
2002 beauftragt, eine Tourismusanalyse für den
Landkreis zu erarbeiten. Gesagt, getan, im Wonne-
monat Mai stellte „neuland“ sein Maßnahmenkon-
zept vor. Die Erkenntnis war schlicht wie einfach.
Der Landkreis Neu-Ulm zeichnet sich mehr als
Das touristische Interesse am Landkreis Neu-Ulm wächst langsam, aber stetig.
Die Iller von Süd nach Nord und die Donau (Ost / West) sind die Flüsse, die Bayern und Württemberg verbinden.
Die Ferienzeit liegt in Bayern noch
nicht weit zurück, da werden die meis-
ten beim Thema Tourismus an ihren
letzten Urlaub denken. Die einen haben
sich irgendwo an einem Strand erholt und
Meer und Sonne genossen, andere waren sport-
lich aktiv, wieder andere haben sich – frei nach
dem Motto „Warum in die Ferne schweifen“ – in
der Nähe erholt, sind geradelt oder gewandert.
Vielleicht war der ein oder andere ja auf „Lausch-
tour“ in Elchingen. Im Pariser Triumphbogen auf
den Champs-Elysées ist dieser Ortsname nämlich
in Stein gemeißelt. Der Grund: Hier hat Napoleon
1805 eine seiner wichtigsten Schlachten gewonnen.
Diese Schlacht kann an den Originalschauplätzen
rund ums ehemalige Kloster nacherlebt werden –
eben mit der Lauschtour. Die Bayerisch-Schwaben-
Lauschtouren sind interessant-amüsante Hör-Wan-
derungen, die es kostenlos als App für iPhone und
Android oder via iPod am Ort der Touren gibt. In
diesem Fall in der Klosterbräustube Oberelchingen.Foto
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Unterroth
Oberroth
Osterberg
Kellmünz
Altenstadt
Illertissen
Vöhringen
Bellenberg
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Wirtschaftsregion denn als Feriengebiet aus und
gehört nicht zu den klassischen Tourismusregionen
Bayerns. Urlaub, genauer gesagt Urlaubstourismus
spiele im Landkreis eine sehr geringe Rolle. Die
vorhandene touristische Infrastruktur, vor allem
Hotellerie und Gastronomie, lägen vorwiegend ent-
lang der Illerachse und im Norden des Landkreises
und seien auf Geschäftsreisende ausgerichtet. Es
bestand also Handlungsbedarf! Die Vorgabe war,
man müsse die Impulse, die insbesondere durch
das LEGOLAND Deutschland, aber auch durch das
Kloster Roggenburg gesetzt werden, nutzen. Das
touristische Profil sollte mit der Konzentration auf
die Kernthemen Natur und Kultur geschärft wer-
den. Der Landkreis Neu-Ulm machte sich also an
die Arbeit und es passierte viel in den darauf fol-
genden Jahren. Fast könnte man sagen, der Land-
kreis Neu-Ulm sei aus seinem Dornröschenschlaf
erwacht. Das Tourismusjournal „kulttourland“
wurde ins Leben gerufen. Damit kann der Urlau-
ber den Landkreis Neu-Ulm kennenlernen und er-
kunden. Es entstanden touristische Broschüren in
Zusammenarbeit mit der Ulm/Neu-Ulm-Touristik
(UNT) und dem Alb-Donau-Kreis, Qualifizierungs-
maßnahmen für Gästeführer im Schwäbischen Do-
nautal und es wurde der Donau-Radwanderführer
in Zusammenarbeit mit dem Verein „Donautal ak-
tiv“ herausgegeben. Ihr Übriges tat dann 2008 die
Landesgartenschau in Neu-Ulm. Nach 164 Tagen
Gartenfestival hatten insgesamt 800.000 Gäste die
Veranstaltung besucht. Die Organisatoren zogen
eine positive Bilanz. Neu-Ulm und der Landkreis
Neu-Ulm wurden einem noch breiteren Publikum
bekannt und es kamen weitere Urlauber in die
Region. Seitdem hat sich die Tourismusförderung
sowohl im Innen- als auch im Außenmarketing
noch stärker positioniert. So wurde 2009 ein „Run-
der Tisch Tourismus“ ins Leben gerufen, mit dem
Ziel, sich untereinander noch stärker zu vernetzen
und zu informieren und gemeinsame Angebote zu
schaffen. 2010 ging ein ganz dickes Projekt an den
Start bzw. online, das Tourismus-Portal www.land-
kreis.neu-ulm-tourismus.de. Hier kann man sich
einen umfassenden Überblick über die 80 Orte an
der Donau, im Iller-, Roth- und Bibertal, die in 17
Städten, Märkten und Gemeinden zusammenge-
fasst sind, verschaffen. Jeder dieser Orte hat seine
eigene Geschichte, spezielle Entwicklung und cha-
rakteristische Besonderheit, Kunst von der frühen
Geschichte bis zur Moderne – eine vielfältige Mu-
seumslandschaft lädt zu den unterschiedlichsten
Entdeckungstouren ein. Dies und vieles mehr wird
auf dem Portal erläutert, erklärt und soll Spaß und
Laune auf den Landkreis Neu-Ulm machen. Dies
scheint gelungen zu sein, denn die Touristen kom-
men: Gab es 2002 noch 253.733 Übernachtungen,
so waren es 2006 schon über 300.000, und 2013
liegt man knapp unter der 400.000er-Grenze. „Die
Entwicklung bei den Übernachtungen zeigt, dass
wir auf dem richtigen Weg sind“, so Andrea En-
gel-Benz vom Landratsamt Neu-Ulm und für den
Tourismus zuständig. Seit 2011 werden verstärkt
Angebote in Zusammenarbeit mit dem Touris-
musverband Bayerisch-Schwaben entwickelt. „Die
starke Nachfrage nach unseren Broschüren, sei es
auf der CMT in Stuttgart, telefonisch oder per In-
ternet sowie in der Tourist-Info in Ulm zeigt uns,
dass das Interesse am Landkreis Neu-Ulm groß ist
und stetig wächst“, so die Tourismusexpertin aus
dem Landratsamt. pit
Oben: Wandern im Land-kreis.. Mitte: Klosterkirche Oberelchingen. Unten: Fuggerschloss Weißenhorn
400.000 Übernachtungen
2002 zählte man 253.733 Übernachtungen im Landkreis Neu-Ulm. 2013 waren es bereits knapp unter
400.000 – Tendenz weiter steigend. Der Tourismus im Landkreis kommt langsam, aber stetig in Fahrt.
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Tief rote Zahlen und rückläufige Patienten-zahlen zwangen den Landkreis Neu-Ulm 2005 zu einer Spezialisierung der Kran-kenhäuser in Neu-Ulm, Weißenhorn und Illertissen. Heute sind die Kliniken, die or-ganisatorisch unter dem Dach der Kreisspi-talstiftung in Weißenhorn geführt werden, Vorreiter im Freistaat Bayern. Mit einem Haushaltsvolumen von 80 Millionen Euro und 916 Mitarbeitern geht es den Kreiskli-niken gut.
Landrat Thorsten Freudenberger: „Es war grundsätzlich die richtige Entscheidung, die Kliniken nicht in private Hand zu geben, sondern weiterhin als Landkreis die Träger-schaft zu behalten.“ Dafür, dass das Haus in Illertissen Abstriche machen müsse, könne es nichts, schließlich seien hier die unpro-fitablen Bereiche der Geburtshilfe/Gynäko-logie und der Altersmedizin (Geriatrie) an-
Kerngesund: die Neu-Ulmer Krankenhäuser
Um die Bildung von Kindern und Jugendlichen zu verbessern, hat das Kultusministerium Bayern das Gütesiegel „Bildungsregion in Bayern“ ins Leben gerufen. Der Landkreis Neu- Ulm wurde im April 2013 als erste Gebietskörperschaft ausgezeichnet. Dazu veranstaltete er im Vorfeld Dialogforen zwischen Schulen, Kom-mune und Bildungsträgern vor Ort und analysierte, in welchen Bereichen noch Nachholbedarf besteht.
Ein Schwerpunkt der Bildungsregion ist beispielsweise die Sprach-förderung, da der Landkreis einen großen Migrantenanteil hat. BiSS, „Durchgängige Sprachbildung – Bildung durch Sprache und Schrift“, heißt ein Programm, das sich Kindern verschrieben hat. „Wir wollen gerne auch über BiSS hinaus mehr machen und sind daher viel in Kontakt mit der Wirtschaft und verschiedenen Bil-dungsakteuren, um den Bedarf zu eruieren“, sagt Sonja Seger, Re-ferentin für die Bildungsregion Neu-Ulm. Auch Segers Stelle mit eigenem Haushalt schuf der Landkreis im Zuge der Entwicklung der Bildungsregion. Da der Landkreis Neu-Ulm zudem stark von der Industrie geprägt ist und unter Fachkräftemangel lei-det, ist ein weiteres Schwerpunktthema die MINT-Förderung (Mathematik, Informatik, Natur-wissenschaften, Technik).
So unterstützt der Landkreis etwa regionale Kitas und Horte da-bei, ein „Haus der kleinen Forscher“ zu werden. In Fortbildungen können Pädagogen lernen, wie sie die genannten Fächer besser in den Alltag einbauen. Viele Projekte, ein Ziel: die Bildung im Landkreis Neu-Ulm zu stärken. Um die einzelnen Projekte für die Öffentlichkeit besser sichtbar zu machen, fehlt der Bildungs-region noch eine Website. Die plant Koordinatorin Seger aktuell; zudem soll die digitale Plattform den Austausch fördern.
In ganz Bayern sind mittlerweile 20 Gebietskörperschaf-ten als Bildungsregionen ausgezeichnet worden; sechs davon in Schwaben (LK Neu-Ulm, Stadt Kaufbeuren, Stadt Kempten, LK Donau-Ries, LK Augs-burg, LK Ostallgäu). ruc
Erste Bildungsregion Bayerns
Wie rechnet man das ab?“ Neben der Spe-zialisierung gibt es laut Landrat Thorsten Freudenberger einen weiteren Grund, war-um die Krankenhäuser im Landkreis so gut laufen: das Management. „Die Strukturen und das Personal arbeitet sehr effektiv“, so Freudenberger. Ein wesentliches Erfolgsre-zept sind engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Klinikbereichen.
Erfreuliche EntwicklungEine sehr erfreuliche Entwicklung in den Neu-Ulmer Krankenhäusern ist der Anstieg der Geburten. Im ersten Halbjahr 2014 ka-men in den Kreißsälen der Illertisser Illertal-klinik und der Neu-Ulmer Donauklinik ins-gesamt 670 Babys zur Welt. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2013 erblickten in den Kreiskrankenhäusern heuer elf Prozent mehr Kinder das Licht der Welt. ruc
gesiedelt. „Altersmedizin ist in Hinblick auf den demografischen Wandel der richtige Schwerpunkt“, erklärt Freudenberger. Sie sei angesichts der heutigen Fallpauschalen aber ökonomisch nicht rentabel.
„Die Menschen kommen oft nicht nur mit einer Herzschwäche, sondern haben mul-timorbide Erkrankungsmuster: Bandschei-benschaden, Herzschwäche und eine be-ginnende Demenz. Und schon ist die Frage:
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Ein starkes
Stück Schwaben
www.landkreis.neu-ulm.de
Ratiopharm-Arena Seit fast drei Jahren bereichert sie nun schon die Kulturland-schaft Ulms und Neu-Ulms: Am 9. Dezember 2011 wurde die fast 2.000 m2 große Ratiopharm-Are-na eröffnet. Trotz anfänglicher Kritik, etwa zum bargeldlosen Bezahlsystem, läuft’s in der Multi-funktionshalle rund. Als Heimarena der Basket-ballmannschaft ratiopharm ulm finden hier pro Saison allein 20 Spiele der Basketball-Bundesliga statt. Sportmuffel kommen bei Konzerten, Comedy
Junge Künstler – Stars von morgen
Festival in Illertissen: Noch bis 26. Oktober musizieren ARD-Preisträ-ger im Barocksaal des Illertisser Schlosses. Der ehrenamtlich tätige „Freundeskreis Kultur im Schloss“ mit inzwischen 330 Mitgliedern macht es möglich, dass neben den drei Konzertwochenenden mit je zwei Veranstaltungen junge Iller-tisser den ARD-Preisträgern direkt „über die Schulter“ schauen kön-nen. „Wir konnten unsere Künstler dazu gewinnen, kostenlose Work-shops zu machen, die wir nun für Klavier, Harfe, Violine und Fagott für Nachwuchsmusiker anbieten“, sagt Fritz Unglert vom Freun-deskreis. „Der weltbekannte Solo- oboist der Berliner Philharmoniker, Albrecht Mayer, unterstützt uns – ebenso übrigens wie der Landkreis, die Stadt Illertissen und der Bezirk Schwaben.“ Besonderes Highlight ist das Konzert am 18. Oktober: Die gebürtige Illertisser Harfenistin Christina Maria Kurz im Schloss. „Wir versuchen, hier in Illertissen ein begeisterndes und perfektes Festival durchzuführen“, sagt Ung-lert, „bevor wir es dieses Jahr mit dem Abschlusskonzert am 26.10. in der Festhalle Kolleg beenden.“ wos
und Musicals auf ihre Kosten. Highlights in nächs-ter Zeit: Am 23. Oktober tritt James Blunt im Rah-men seiner „Moon-Landing-Tour“ auf, und am 4. November gibt’s Lachmuskeltraining mit Michael Mittermeier. Außerdem wird die Ratiopharm-Are-na ein immer beliebterer Ort für Firmenveranstal-tungen. Während früher vor allem der VIP-Bereich genutzt wurde, finden nun auch Vorträge und Präsentationen mit bis zu 1.500 Personen im Hauptbereich statt. ruc
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Diese Lage ist speziell: Ganz am westlichen Rand Bayerns befindet sich der Landkreis Neu-Ulm, nur die Iller und die Donau trennen ihn von Baden-Württemberg. Die Kommunikation ist also eher ost-wärts orientiert – wobei: Die enge Verknüpfung der Städte Neu-Ulm und Ulm und Projekte wie die Iller-Renaturierung fördern den Dialog auch in die andere Richtung. Mit seinen 17 Städten, Märkten und Gemeinden profitiert der industriell geprägte Landkreis aber auch von einem ganz besonderen Standortvorteil: seinen starken Verkehrsadern. Denn im Norden kreuzen sich die Autobahnen A 7 und A 8 und auch die Erschließung des Landkreises mit insgesamt 300 Kilometern Bundes-, Staats- und Kreisstraßen ist so gut wie
sonst nirgends in Schwaben. „Darum beneiden uns andere Land-kreise“, weiß Landrat Thorsten Freudenberger. Im Schienenverkehr stellt sich wieder die Nähe zu Ulm als Vorteil heraus: Die ICE-Linien München – Ulm – Frankfurt – Berlin/Köln und das moderne Güter-zentrum im Norden Ulms bieten Privatpersonen wie Unternehmen schnelle Transportmöglichkeiten in alle Himmelsrichtungen. Auch zum nächsten Flughafen ist es nicht weit – nach Berlin oder Ham-burg fliegt man ganz bequem vom Allgäu-Airport bei Memmingen. Und wer im Landkreis bleiben will, fährt mit dem Donau-Iller-Nah-verkehrsbund, kurz DING. Der ist besonders wichtig in den eher ländlichen Gebieten im Süden. ruc
GRENZREGION Neu-Ulm: stark vernetzt
Mehr Lebensqualität für Aue und Äsche Viele Jahre dauert die Renaturierung der Iller nun schon an. Mit Erfolg: Bereits jetzt haben sich die Lebensbedingungen im Grenzfluss verbessert.
Seit gut 18 Jahren laufen die Arbeiten zur Renaturierung der Iller bereits. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt von Bayern und Baden-Württemberg, denn durch die baulichen Veränderungen zwischen 1860 und 1900 tieft der Grenzfluss ein, derzeit auf bis zu 4,5 Meter. Dadurch sinkt auch der Grundwasserspiegel ab, was beispiels-weise den Kontakt des Auwaldes bei Vöhringen zum Grundwas-ser unterbricht und Brunnen im Illertal weniger ergiebig werden lässt. Zudem hatte sich die Qualität des Flusses als Lebensraum verschlechtert. Die Iller wird stark zur Stromerzeugung genutzt, Kraftwerke beeinträchtigen die Durchwanderbarkeit des Flusses für Fische. „Insbesondere das Ayer Wehr hat eine herausragende Stellung“, sagt Dr. Oliver Born, Leiter der Fischereifachberatung des Bezirks Schwaben. „Es ist das unterste Wehr im Iller-Einzugsge-biet. Wenn Fische dort hinschwimmen und nicht weiter kommen, ist die ganze Iller abgesperrt.“ Ein weiteres Defizit des Grenzflus-ses: Es gibt viel zu wenig Kiesflächen. Diese brauchen die Fische zur Vermehrung, als Versteck und Jungfischhabitat. Viele Kleintiere leben dort und dienen den Fischen als Nahrung.
Bayern und Baden-Württemberg haben allein in den letzten Jahren rund 30 Millionen Euro in die Renaturierung investiert. Aufgrund der hohen Kosten und der aufwändigen Planungen verläuft die Sanierung in Teilabschnitten. In diesem Frühjahr
wurde vom früheren Bayerischen Umweltminister Marcel Huber und dem Baden-Württembergischen Umweltminister Franz Un-tersteller ein Abschnitt eingeweiht, der bei Vöhringen liegt.
Zu den Maßnahmen gehörten unter anderem die Verbreiterung der Iller und die bereichsweise Tieferlegung der Aue um zwei Me-ter. „Diese tiefergelegten Bereiche werden nicht bepflanzt. Durch häufigere Flutungen mit Iller-Wasser und mit einem verbesser-ten Grundwasseranschluss erhoffen wir uns dort eine eigenstän-dige Entwicklung einer möglichst natürlichen Weihholzaue“, sagt Ralph Neumeier, Leiter des zuständigen Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth. Der Einbau von 15.000 Tonnen an Steinen soll zu-dem ein erneutes Eingraben des Flusses verhindern und durch die Einbringung von Kies den Lebensraum an die Bedürfnisse der Fische anpassen. Um die Durchwanderbarkeit der Iller für Fische zu verbessern, wurden bereits an mehreren Kraftwerken Fisch-aufstiegsanlagen in Form von Umgehungsbächen geschaffen. Außerdem züchtet der Fischereihof Salgen gefährdete Fischar-ten wie Huchen und Äschen nach, um die Iller-Fische im Bestand zu stützen. Experte Born: „Das Wesentliche ist, dem Fluss wieder Raum zu geben und das eingezwängte Flussprofil wieder aus-zuweiten. Die Entwicklung ist bereits jetzt positiv, wir gehen von einer hohen Wirksamkeit für die Natur und die Fische aus.“ ruc
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Aushängeschild für die Region
Mönche, die sich hinter ihre Klostermauern zu-
rückziehen. Sie sind Seelsorger aus Leidenschaft
und betreuen in der Pfarrseelsorge Pfarrgemein-
den der Umgebung. Die Prämonstratenser sind
ins Dorfleben integriert, begleiten die Jugendar-
beit und engagieren sich mitunter als Notfallseel-
sorger bei Krisenereignissen. Ohne Voranmeldung
können Menschen am Samstag von 10 bis 12 Uhr
ins Kloster kommen und finden ein „offenes Ohr“
– einer der Patres nimmt sich Zeit zum Gespräch.
Die ansprechend gestaltete Sonntagsliturgie in der
Klosterkirche zieht zahlreiche Gläubige der Region
an, vielleicht auch deshalb, weil der Gottesdienst
mit dem leiblichen Wohlbefinden kombiniert wer-
den kann – im Klostergasthof, in dem man auch
übernachten kann. Doch was ist das Besondere an
Kloster Roggenburg?
„Modellhaft und einzigartig ist die heutige Konzep-
tion“, sagt Christian Fischer. Im Trägerverbund,
bestehend aus der Gemeinde Roggenburg, dem
Schon von weitem sind die Türme des Klosters Roggenburg zu sehen – ein besonderer Ort für das westliche Schwaben.
Als das Prämonstratenser-Kloster 1126 gegründet
wurde, entwickelte es sich sehr schnell zu einem
geistlichen Zentrum der Region, das diese Gegend
prägte. In seiner Blütezeit umfasste das Reichsstift
Roggenburg 18 Dörfer, bis 1802 Napoleons Trup-
pen kamen und das Kloster auflösten. 180 Jahre
dauerte es, bis sich 1982 in Roggenburg wieder
einige wenige Klosterbrüder niederließen. „Das
Kloster lebt durch den Konvent“, sagt Christian Fi-
scher, Verwaltungsleiter des Zentrums für Familie,
Umwelt und Kultur im Kloster Roggenburg. Damals
wie heute beleben Prämonstratenser das Kloster,
wirken in der Seelsorge der Landgemeinden und
knüpfen am geistig-geistlichen Leben dieser rei-
chen Tradition an. Das Kloster und das Zentrum
für Familie, Umwelt und Kultur sind Impulsgeber
und Stabilitätsfaktor für die Region.
Die Prämonstratenser in Roggenburg sind sehr
jung für eine Ordensgemeinschaft, „um die 40
Jahre alt“, wie Fischer sagt. Und sie sind keine
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Landkreis Neu-Ulm, dem Bezirk Schwaben und
dem Kloster selbst, hat man sich die Aufgabe ge-
stellt, den Betrieb des Bildungszentrums – einer
in Deutschland einmaligen Bildungseinrichtung
für Familie, Umwelt und Kultur – zu unterstützen
und seine wirtschaftliche Grundlage zu sichern.
„Wir haben jedes Jahr rund 100 Schulklassen, oft
mehrtägig hier“, berichtet Fischer, „in Roggenburg
finden beispielsweise Seminare, Firmenveranstal-
tungen, Fortbildungsmaßnahmen, Familien-Um-
welt-Ferien, Seniorenwochen, Öko-Erlebnistage
und Fortbildungen für Lehrer und Erzieher statt.“
Mit über 20.000 Übernachtungen und 70.000 Be-
suchern jährlich hat Roggenburg Strahlkraft und
Magnetwirkung weit über die Landkreisgrenzen
hinaus – und ist ein wichtiger Wirtschaftfaktor im
Landkreis Neu-Ulm. Jetzt freuen sich der Konvent
und die rund 100 Mitarbeiter, wenn die Außenan-
lagen fertiggestellt und die Baufahrzeuge abgerückt
sind. „Im Kloster wurde von innen nach außen sa-
niert, renoviert und gebaut. Wenn die Fassade nun
im Oktober, November fertig gestellt sein wird, ist
eine fünfjährige Bauzeit endlich abgeschlossen“,
sagt Fischer. Und auch mit öffentlichem Nahver-
kehr ist Roggenburg jetzt zu erreichen. „Wir sind
sehr froh, dass auch Samstag und Sonntag Busse
fahren“, meint Fischer, „das passt perfekt zu unse-
rer Ausrichtung auf Ökologie und Umwelt.“ wos
Oben und Mitte: Museum für bildende Kunst in Ober-fahlheim. Unten: Archäolo-gischer Park in Kellmünz
Vier LandkreismuseenLandrat Thorsten Freudenberger sind die Themen Bildung und
Kultur wie seinen Vorgängern Erich Josef Geßner und Franz Josef Schick sehr wichtig. Diese etablierten vier eigene Landkreismuseen – einmalig in der schwäbischen Kulturwelt.
Museum für bildende Kunst im Landkreis Neu-Ulm
Nersingen – Oberfahlheim
Alte Landstraße 1a, 89728 Nersingen
Das jüngste Kreismuseum, 1999 in Oberfahlheim er-
öffnet, ist der zeitgenössischen Kunst der Region vor-
behalten. Markanter Blickfang des 1785 als Bräuhaus
des Klosters Elchingen errichteten Gebäudes sind
der klassizistische Zwerchgiebel und die sechs Meter
hohe Großskulptur „Unendlich“ von Tomitaro Nachi
vor dem Gebäude. Postmodern mit leuchtend blauem
Treppenhaus präsentiert sich dagegen das Innere, wo
eine Auswahl der Kunstsammlung des Landkreises
als Dauerausstellung untergebracht ist. Wechselnde
Kabinett- und Sonderausstellungen präsentieren das
Kunstgeschehen der Gegenwart.
Klostermuseum Roggenburg
Klosterstraße 7, 89297 Roggenburg,
Eingang neben dem Kirchenportal
In den Räumen der ehemaligen Prälatur wird die
Geschichte des Reichsstifts und seines Territori-
ums von der Gründung 1126 bis zur Säkularisation
1802 anschaulich dargestellt. Thematisiert sind die
Gründungs- und Baugeschichte, rechtliche und wirt-
schaftliche Verhältnisse und Aspekte des kulturellen
und religiösen Lebens des ehemaligen Reichsstifts.
Archäologischer Park Kellmünz
Rechbergring 6, 89293 Kellmünz an der Iller
Caelius Mons – kleine Zeitreise zu den Römern:
Das Kastell Caelius Mons war ein wichtiger Stütz-
punkt des Donau-Iller-Rhein-Limes. Anhand re-
konstruierter Mauerreste und eines mit farbigen
Pflastersteinen markierten Rundgangs erschließt
sich die Dimension des Kastells. Im Museumsturm,
der auf antiken Fundamenten steht, werden die
Geschichte der römischen Provinz Raetien und
die Forschungsergebnisse der Ausgrabungen an-
schaulich erklärt und besprochen.
Bayerisches Bienenmuseum Illertissen
Schlossallee 23, 89257 Illertissen,
im Vöhlinschloss Wegen Umbau geschlossen.
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Die Region Ulm/Neu-Ulm zeichnet sich durch
eine hohe Dynamik und durch ein attraktives
Lebensumfeld aus. Rund 500.000 Menschen le-
ben hier – bei einem Arbeitsplatzangebot von
rund 170.000 Stellen. „Hier ist eine ausgegliche-
ne Work-Life-Balance ohne Weiteres möglich“,
konstatiert Landrat Thorsten Freudenberger
hinsichtlich hervorragender Lebensbedingungen
und eines Umfelds, in dem viele renommierte, be-
kannte und große Unternehmen ihren Sitz haben:
PERI und Oetinger-Aluminium in Weißenhorn,
R-Pharm, Karger, Kränzle oder Butzbach im
Raum Illertissen oder bekannte Marken wie
EvoBus, Settele, Carl Götz oder Fruchthof Nagel
kennt man in Neu-Ulm, Möbel Inhofer in Senden
ist Ziel vieler Besucher aus mehreren hundert
Kilometern Entfernung. Keine Frage: Der Wirt-
schaftsstandort Landkreis Neu-Ulm „brummt“.
Die hervorragende Verkehrsanbindung über die
Straße (A 8 und A 7) wie auch die Anbindung ans
europäische Schienennetz durch den ICE-Halte-
punkt Ulm, das neue Güterverkehrszentrum im
Norden von Ulm und der nahe Allgäu Airport in
Memmingen spielen in Sachen Infrastruktur eine
wichtige Rolle. „Ebenso wichtig ist, dass wir in der
Kreispolitik die Wirtschaft im Blick haben“, sagt
Landrat Freudenberger, „wenn es der Wirtschaft
gut geht, geht es dem gesamten Landkreis gut.“
Folgerichtig hat der Landkreis die Bildung im
Blick, um die Fachkräftesicherung für die Un-
ternehmen zu unterstützen. Gemeinsam mit der
IHK Schwaben gibt es die Offensive, die duale
Ausbildung in Betrieb und Berufsschule voran-
zubringen. „Wichtige Bausteine“, wie Thorsten
Freudenberger sagt, „damit die Betriebe auch in
Zeiten des demografischen Wandels qualifizier-Foto
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Neu
-Ulm
„Wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es auch dem Landkreis gut“
Der Landkreis Neu-Ulm ist der bayerische Teil der „Innovationsregion Ulm – die clevere Alternative e. V.“. Unter diesem Label kooperieren der Landkreis Neu-Ulm, die Große Kreisstadt Neu-Ulm mit dem Alb-Donau-Kreis und der Stadt Ulm.
Bosch-Rexroth: einer der großen „Player“ an seinem Produktions- standort Elchingen
Memmingen
Kempten
FüssenLindau
Friedrichshafen
Ravensburg
Biberach
Ehingen
Blaubeuren
Dillingen
Augsburg
München
Stuttgart
Neu-UlmUlm Günzburg
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te Auszubildende finden.“ Dass es sich im Land-
kreis Neu-Ulm besonders gut leben lässt, zeigt
die Studie „Initiative Neue Soziale Marktwirt-
schaft“ aus dem Jahr 2009, die das Potenzial von
Landkreisen und kreisfreien Städten bewertete.
Der Studie zufolge belegte der Landkreis Neu-
Ulm in Schwaben Platz 1, bayernweit Platz 15
und bundesweit Platz 25. Überdurchschnittlich
ist daher auch die Kaufkraft der Landkreisbe-
wohner. Ein Index von 108 belegt, dass das ver-
fügbare Einkommen im Landkreis deutlich über
dem Bundesdurchschnitt (Index 100) liegt. Be-
sonders Elchingen (Index 123,7), Senden (111,4)
und Neu-Ulm (109,4) ragen hier heraus. Auch die
heterogene Wirtschaftsstruktur spielt für die gute
Statistik eine wichtige Rolle.
„Der gesunde Mix aus produzierendem Gewerbe
mit 50 Prozent, Handel und Dienstleistungen hat
sicher dazu beigetragen, dass der Landkreis Neu-
Ulm mit am besten aus der letzten Finanzkrise ge-
kommen ist“, stellt Freudenberger fest. Eine Prog-
nos-Clusteranalyse zeigt, wie stark die Wirtschaft
im Landkreis aufgestellt ist: Das Kompetenzfeld
Metall bietet 5.800 Arbeitsplätze, der Maschinen-
bau 4.200, fast ebenso viele der Bereich Pharma
und Gesundheit. Auch der Nutzfahrzeugbau mit
3.600 und der Logistikbereich (2.800) zeigt, wie
vielschichtig meist traditionsreiche Familienbe-
triebe aufgestellt sind, von denen sich viele zum
„Global Player“ entwickelt haben. wos
„Weisse Weihnachten.“
„Zwei Minuten Ruhe.“
„Ein Bruder für meinen Teddy.“
„Die Welt sehen.“
Es gibt Millionen Gründe, morgens aufzustehen. Welcher ist es bei Ihnen? Ist es die Tasse Kaffee am Morgen? Oder ist es Ihre Familie? Eines ist gewiss: Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt. Und genauso sicher, wie es etwas gibt, das Sie morgens aufstehen lässt, ist - wir unterstützen Sie dabei, Ihre Ziele und Wünsche zu erreichen. Denn es ist unser Antrieb, Ihnen versprechen zu können: Wir machen den Weg frei.
Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.
Volksbanken | Raiffeisenbanken im Landkreis Neu-Ulm
VR-Bank Neu-Ulm/Weißenhorn eG | Raiffeisenbank Iller-Roth-Günz eG | Volksbank Ulm-Biberach eG | Volksbank Neu-Ulm eG | Raiffeisenbank Roggenburg-Breitenthal eG | Raiffeisenbank Holzheim eG | VR-Bank Langenau-Ulmer Alb eG
Wir machen den Weg frei.
Metall und Fahrzeug-bau: EvoBus Neu-Ulm (oben), Aluminiumofen bei Oetinger Weißen-horn (links).
78
Stellen wir uns vor, der Körper wäre ein Haus. Wie liegen also dort das Wohnzimmer, das Kinderzimmer, wo die Küche? Was passiert im Bad? Zwölf „Erlebnis-Wohnräume“ führt Museumsleiterin Dr. Helga Gutbrod ein, sind auf 400 Quadratmetern und zwei Etagen eingerichtet. In ihnen knüpfen die Besucher direkt an Alltagserfahrungen von Kindern an, „in vertrauten Raumsituationen erkennen sie Körperfunktionen, Bedürfnis-se und individuelle Vorlieben wieder“, erläutert Helga Gutbrod das Aus-stellungskonzept. In den Erlebnisräumen können Kinder, genauso aber auch ihre Eltern, Omas und Opas, Onkel und Tanten, kurz alle Begleiter spielerisch in der inszenierten Ausstellungsrealität auf Erkundung gehen. Die bunte Schau stellt Fragen und regt Kinder an, selbst die Antwor-ten zu finden. Wie beispielsweise Verdauung funktioniert, wie das Ge-dächtnis, das lässt sich im Bad und im Arbeitszimmer aufspüren. Was man braucht, um gut schlafen zu können, erfährt man also wo? Richtig, im Schlafzimmer. In der Werkstatt kann mit einem echten Stethoskop diagnostiziert, in der Energiezentrale nebenan dem eigenen Herzschlag gelauscht werden. Nachrichten verschickt man in diesem Spielhaus per echter, mindestens 20 Meter langer, durch viele Räume sausender Rohr-post – für die Kinder eine der Hauptattraktionen.
Wenn sie nicht gerade an einer der vielen anderen Hör-, Seh- oder Ak-tionsstationen dran sind, die Möglichkeiten ihres Körpers unmittelbar zu erfahren. Zu testen sind beispielsweise Reaktionsfähigkeit, Rhythmus und Ausdauer. Helga Gutbrod: Pustend reisen die Kinder in die Lunge, kriechen als junge Forscher in Speiseröhre und Magen, steppen, um ih-ren Herzschlag zu erleben. Interaktiv ist die vom Grazer Kindermuseum FRida@freD konzipierte Schau strukturiert und mit einer Menge Informa-
tionstechnologie ausgestattet. Der Gag schlechthin: die „Wohlfühl-Karte“. Jeder kleine Entdecker erhält zu Beginn seiner Reise „Kopfüber herzwärts“ eine Plastik-Card, die einer Kreditkarte oder dem Führerschein ähnelt – um darauf „Fotos, Ergebnisse und Erkenntnisse“ (Helga Gutbrod) zu speichern. Wenn die Besucher das Museum verlassen, bekommen sie ein Passwort mit. Das ist ihr Schlüssel, um das ganz persönliche „Ich fühl mich wohl“-Album aus dem Internet herunterzuladen und auszudrucken. „Das ideale Instrument, damit die Schau noch weit über das Museum hinaus im Alltag wirkt“, lächelt die Museums-Chefin, vielleicht mit dem Hintergedanken, auf diesem Weg noch mehr neugierige Besucher in die Ausstellung zu locken.
Die kommen in Scharen. Einen „fulminanten Start“ haben sie hingelegt, freut sich Birgit Höppl, die stellvertretende Museumsleiterin. Mittlerweile nähern sie sich der 40.000er-Marke. Hunderte Schulklassen und Kin-dergartengruppen waren schon da. Sogar einen Film haben Ulmer Real-schüler gedreht (auf der Museumswebsite unter www.edwinscharffmuse-um.de). Viel Lob heimsen die Museumsleute ein. „Bildung + Bewusstsein schaffen! Tolle Sache!“, schrieb ein Besucher, „ich wünsche dem museum fil glück und wir komen noch mal wider“, drückt es eine kleine Museums-ratte aus, denn, stellt ein anderer fest, „da ist Museumgehen nicht mehr so langweilig“. Und für eine Oma mit zwei vier- und zehnjährigen Enkeln vom Bodensee war es in der „unterhaltsamen und informativen Kinder-ausstellung einfach schön, meine Enkelkinder zu beobachten“. Dr. Helga Gutbrod und Birgit Höppl wissen den Anspruch des Museums bestätigt, „qualifizierter außerschulischer Lernort“ zu sein.
Die Ausstellung „Kopfüber herzwärts – in meinem Körper bin ich zu Haus“ im Kindermuseum des Edwin Scharff Museums, Petrusplatz 4, Neu-Ulm, ist bis 1. März 2015 zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags und mittwochs, 13 bis 17 Uhr, donnertags bis samstags, 13 bis 18 Uhr, am Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Info: edwinscharffmuseum.de Hanns-Rainer Strobl
Publikums-Magnet
„Kopfüber herzwärts“ – da steckt viel drin: ein Stück Wagemut, eine Ecke Emotion, viele Anregungen. Das alles will die aktuelle Ausstel-lung im Kindermuseum Neu-Ulm zeigen. Den menschlichen Körper präsentiert sie als Haus. Die turbulente Reise in den Körper ist die bislang beliebteste Ausstellung in der mittlerweile fünfjährigen Geschichte dieser schwabenweit einmaligen Institution im Edwin Scharff Museum Neu-Ulm.
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Das Kindermuseum Neu-UlmDer Mut der Neu-Ulmer Kommunalpolitiker wurde belohnt, im Jahr 2009 das erste Kindermuseum Bayerns in kommunaler Träger-schaft zu eröffnen. Seine ersten fünf Ausstellungen erfreuten sich mal mehr, mal weniger ausgeprägter Beliebtheit. Mit „Achtung Fami-lie“ waren die Museumsmacher um Dr. Helga Gutbrod gestartet, die Welt zum Anfassen gab es in „Ganz weit weg und doch ganz nah“. Ein bislang oft tabuisiertes Thema griffen die Neu-Ulmer mit „Erzähl mir was vom Tod“ auf und luden Weltenentdecker ein zu „Willkommen@HotelGlobal“ im vorigen Jahr. Weil alle Ausstellungen regelmäßig durch einwöchige Ferienprogramme begleitet sowie Erziehern und Lehrern spezielle Fortbildungen angeboten werden, außerdem Projekttage, Workshops und umfangreiche Sonderprogramme aufgelegt werden, nimmt das Neu-Ulmer Kindermuseum eine Vorreiterrolle in Sachen Museumspädagogik ein. Es ist nicht zuletzt aus diesen Gründen von der Münchener Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bay-ern als „äußerst förderwürdig“ eingestuft. Und erschließt die Institution Museum quasi niederschwellig breiten, auch bildungsferneren Zielgrup-pen. Denn die Kinder und ihre Begleiter brauchen nicht einmal eine Tür zum Übergang ins Edwin Scharff Museum zu öffnen, sondern können unmittelbar reinspazieren. Als einziges eigenständiges Kindermuseum im süddeutschen Raum ist das Neu-Ulmer Haus direkt an ein Kunst-museum angegliedert – und stellt Kindern wie Kunstliebhabern gleich viel Platz zur Verfügung.
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Impressionen aus „Kopfüber herzwärts“.
Quer durch die Region
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Veransta l tungen
Veranstaltungen Oktober / November 2014
Bis Sa., 25. Oktober 2014
Genussherbst am Lindauer Bodensee
GASTRONOMIE
Kochkurse, Verkostungen, Führungen: Die Orte Lindau, Wasserburg, Nonnenhorn,
Bodolz und Weißensberg laden gemeinsam mit Gästeführern, Direktvermarktern und der Gastronomie zu zahlreichen köstlichen Veranstaltung ein.
Bis So., 26. Oktober 2014
Ausstellung zum Fotowett-bewerb „Friedberg aus dem
Blickwinkel der Jugend“AUSSTELLUNGArchivgalerie,
Friedberg
Bis So., 2. November 2014
Artefakte – Bilder der Natur von Maximilian Moritz Prüfer
und Nikola IrmerAUSSTELLUNG
MEWO Kunsthalle, Memmingen
Nikola Irmer dokumentiert die Be-stände zahlloser Tierpräparate mit künstlerischen Mitteln, gleichzeitig fasziniert von der Schönheit und der Morbidität. Maximilian Moritz
Prüfer arbeitet dagegen direkt mit Abbildern aus der Natur.
Bis So., 7. Dezember 2014
Saodat Ismailova: Celestial CircleAUSSTELLUNG
Neue Galerie im Höhmannhaus, Augsburg
Mit ihrem Spielfilmdebüt Chilla (40 Days of Silence) war die
junge usbekische Regisseurin Saodat Ismailova auf der dies-jährigen 64. Biennale vertreten.
Nun wird sie in ihrer ersten Museums-Einzelausstellung in
Deutschland vorgestellt,
Bis So., 6. Januar 2015
Verglühte Träume: Werke junger Künstler, Opfer des
Ersten WeltkriegesAUSSTELLUNG
Edwin Scharff Museum, Neu-Ulm
Bis So., 11. Januar 2015
Haitzinger.Karikaturen.Gemälde
AUSSTELLUNGMindelheimer Museen, 87719
MindelheimAnlässlich des 75. Geburtstags von Horst Haitzinger bieten die
Mindelheimer Museen einen Überblick über das Werk des gro-ßen Karikaturisten von den 70er
Jahren bis in die Gegenwart.
Bis So., 9. November 2014
Markus Lüpertz – Arkadien
AUSSTELLUNGGalerie Noah im Glaspalast,
Augsburg
Bis Di., 11. November 2014
Hochzoller KulturtageAugsburg
Ein vielseitiges Programm für Groß und Klein bieten auch in
diesem Jahr wieder die Hochzoller Kulturtage. Konzerte, ein orienta-lischer Abend und offene Ateliers
sind nur ein kleiner Ausschnitt des bunten Hochzoller Lebensgefühls.
Bis Sa., 22. November 2014
Donauwörther KulturtageDonauwörth
Seit dem 4. Oktober laufen bereits die 41. Donauwörther Kulturtage. 23 Veranstaltungen – Kabarett,
Lesungen, Musik und Kindertheater – bieten ein umfangreiches Spekt-rum für verschiedene Geschmäcker.
Bis So., 7. Dezember 2014
404 – Fabian HesseAUSSTELLUNG
Schwäbische Galerie im Volks-kundemuseum Oberschönenfeld,
Gessertshausen2013 erhielt der junge Augsburger
Künstler Fabian Hesse den Kunstpreis des Bezirks Schwaben
als Reisestipendium. Während eines mehrwöchigen Aufenthalts in den Niederlanden sammelte er Erfahrungen auf dem Gebiet es großformatigen 3D-Drucks. Die
Ausstellung zeigt Arbeiten Hesses aus den letzten drei Jahren.
Bis So., 18. Januar 2015
Nachrichten zum Nutzen und VergnügenAUSSTELLUNG
Grafisches Kabinett im Höhmannhaus,
AugsburgDie Ausstellung thematisiert auch mit der Stadt Augsburg
verbundene Zeitungsgeschichte vom Beginn des 17. Jhd. bis in
die Gegenwart.
Bis So., 25. Januar 2015
Jaume Plensa – The Secret Heart – Das Geheimherz
AUSSTELLUNGGaswerk Augsburg, Gaskessel,
AugsburgSchaezlerpalais,
AugsburgH2 – Zentrum fürGegenwarts-
kunst im Glaspalast, Augsburg
Bis Fr., 15. Mai 2015
Mit Gott für Kaiser und Reich. Unsere Region im
Kriegszustand 1914AUSSTELLUNGHeimatmuseum,
Mindelheim
– Laufende Veranstaltungen –
Termine ohne Gewähr
81
Veransta l tungen
8. November 2014 | 18:30 UhrIRSEER DÎNER-KONZERTMIT KLAUS HAMPL UND DEM PHILHARMO-NISCHEN STREICHQUARTETT MÜNCHENIm Anschluss an ein Konzert mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart und Antonin Dvorák öffnet das stimmungs-volle Restaurant von Kloster Irsee seine Türen zu einem vorzüglichen Dîner.Eintritt: 57,– € (Konzert: 25,– €, Dîner : 32,– €)Vorverkauf: Schwabenakademie IrseeTel: 08341 906-662
28. Dezember 2014 | 20 UhrKONZERT ZUR JAHRESWENDE: CABANILLES, DER SPANISCHE BACHRoland Götz spielt barocke iberische Musik für Tasteninstrumente: streng durchorganisiert und von innerer Glut erfüllt.Eintritt 15,– €Vorverkauf: Schwabenakademie IrseeTel: 08341 906-662
SchwäbischesTagungs- und Bildungszentrum
Eine Einrichtungdes Bezirks Schwaben
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Zum zehnten Mal schon schafft es ein Teufelsgeiger: „Ein Ort wird Musik“ heißt es im Oberallgäu-er Bad Hindelang noch bis zum 18. Oktober. Der „Hauptverantwortliche“, künstlerischer Leiter und Solist, ist der Geiger Florian Mei-erott. Ein origineller Kopf, wie sein Jubiläums- programm zum diesjährigen Musikfestival do-kumentiert: Highlights einer, so Meierott selbst, „Gratwanderung der Kreativität“.
Nach einem Violinabend mit Bach verwandelt sich der Geiger in den charmanten Schman-kerl-Virtuosen, der selbst Verdis La Traviata auf seinem neuen Instrument zelebriert, einer Pet-rus Guarneri von 1703 aus dem renommierten Instrumentenbauer-Clan (Meierott anekdotisch: „Auf die Frage Midlife-Crisis oder Guarneri hat mir meine Frau geraten: „Nimm die Guarneri.“).
Ein Markenzeichen des Bad Hindelanger Mu-sikfestes ist der Ausflug „Langsamster Wan-derweg der Welt“ durchs Ostrachtal. Hier lässt sich der Virtuose spontan von Landschaft, Menschen und Tieren musikalisch inspirieren.
Der Ausflug endet traditionell im „Jazzwein-keller“, wo das Duo Spink plus Violinvir-tuose „die Alpen zum Glühen“ bringen wollen, lacht Meierott, der sich tags darauf in der Badehose mit dem Cor-tel Streichquartett zu „Klassik im Spa“
zeigt. Nach brillanten Gitarrenensembles, dem Amadeus Guitar Duo und dem Duo
Gruber & Maklar – Meierott: auf höchstem Ni-veau in Deutschland – und einem „Haydnspaßi-gen“ Abend mit dem Kaiserquartett und Werken des Jubilars Richard Strauss (German Chamber Orchestra und Cello-Solist Tobias van der Pals, den Meierott beeindruckend hoch schätzt) setzt der Festival-Chef noch eins drauf: Im Konzert „Verbrechen Liebe“ liest Miroslav Nemec alias Kommisar Batic Exotisches von Casanova und anderen, der Geiger begleitet´s mit solistischem Charme aus der Zeit Paganinis, Verdis & Co.
Avantgardistisches – solche Spannweiten tra-gen dieses Festival – bringt Florian Meierott seinem Publikum wie seit eh und je im „Moder-sohn-Haus“ auf dem Gailenberg zu Gehör. An musikalischer Experimentierfreude können sich die Hörer in begleitenden Diskussionen reiben, ein Mix mit intellektuellem Reiz. Impulse, die eben auch zu einem Musikfest gehören, das sich an seines Leiters künstlerischer Philosophie ori-entiert: „Der Mensch braucht Harmonie.“
Das ganze Programm unter www.einortwirdmusik.de
Sa., 18. Oktober 2014
BierKULTur-AbendGASTRONOMIE UND KONZERT
Brauereigasthof Engel, Rettenberg
Nach einer zünftigen Biervorstel-lung inklusive Bier-Gewinnspiel sorgt die Formation „KÄS änd ROLL“ für musikalische Unter-
haltung.
Do., 23. – So., 26. Oktober 2014
JAZZ GOES TO KURFESTIVAL
Filmhaus Huber, Türkheim
Ein abwechslungsreiches Kon-zertprogramm mit Highlights wie Pete York & Young Friends er-
wartet die Liebhaber von Boogie, Blues und Swing.
Sa., 18. Oktober 2014
Allgäuer Kulturabend mit bunten Trachten
KONZERTHistorisches Färberhaus,
OberstaufenEin buntes Programm zwischen bun-ten Trachten erwartet den Zuhörer des Allgäuer Kulturabends, welcher der Sozialarbeit des NOTHilfe e.V. gewidmet ist. Dargeboten werden
alpenländische Volksmusik, Allgäuer Mundartlieder, Kompositionen aus
dem Bereich der Klassik sowie Anek-doten aus dem Allgäuer Alltagsleben,
moderiert von Josef Wagner.
Do., 23. – Sa., 25. Oktober 2014
Bayerischer MusikschultagMemmingen
Festakt, Forum, Workshops: Drei Tage lang steht die Stadt Mem-mingen im Zeichen der Musik.
Mo., 27. Oktober 2014
„Die 39 Stufen“THEATER
Pfarrheim St. Nikolaus, Pfronten
Das Landestheater Dinkelsbühl spielt die Kriminalkomödie „Die 39 Stufen“ von John Buchan und Al-fred Hitchcock. Kartenvorverkauf
im „Haus des Gastes“..
Fr., 31. Oktober 2014
Open LighthouseERÖFFNUNG
Hutfabrik Lembert, Augsburg
Tag der offenen Tür mit Vorträgen zu professionellen Live-Shootings
und Monitor-Kalibrierung anlässlich Eröffnung der neuen
Räume der Fotoschule Augsburg und des Lighthouse
Ateliers in den Räumen der Hutfabrik Lembert.
Musik zum Wandern und zum Wundern
– Kommende Veranstaltungen –
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Veransta l tungen
Unser Team sucht Verstärkung!Sie haben ein Auge für Print? Können texten? Haben re-
gionales Hintergrundwissen und Spaß am Anzeigen-
marketing? Dann sind Sie bei uns als Blattmacher/
Magazinjournalist (m/w) richtig! Wir suchen einen
engagierten, jungen, selbstständig denkenden und belastba-
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bei uns entstehen. Für die Produktion unserer Titel suchen
wir einen produktionssicheren, teamfähigen Grafiker /Editorialdesigner (m/w) in Vollzeit, Teilzeit oder fest-frei
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tendesign und den routinierten Umgang mit CS 6 mitbringt.
Erfolgreich abgeschlossenes Studium oder vergleichbare Aus-
bildung und Praxiserfahrung sind für beide Positionen Vor-
aussetzung. Ihre Bewerbung mit aussagekräftigen Unterlagen
bitte nur online an: Wolfgang Strobl, [email protected]
ImpressumVerlag und Adresse aller Verantwortlichen: Contrast Marketing-Kommunikation & Verlag GmbH, Eserwallstr. 17, 86150 AugsburgGeschäftsführer: Wolfgang Strobl Tel. 0821/3199950, Fax 0821/31989140, [email protected], www.topschwaben.deCopyright: Der Inhalt des Magazins ist in vollem Umfang urherberrechtlich geschützt. Alle Rechte liegen beim Verlag. Die Verwendung von Texten und Bildern in anderen Publikationen und im
Internet bedürfen – auch auszugsweise – der schriftlichen Genehmigung des Verlags.Autoren dieser Ausgabe: Roswitha Mitulla (rmi), Florian Pittroff (pit), Kristin Ruckschnat (ruc), Hanns-Rainer Strobl (hrs), Wolfgang Strobl (wos) Titelbild: Fotolia. Collage: Stephanie EndemannVerantwortlich für den Anzeigenteil : Birgit und Wolfgang StroblFotografen dieser Ausgabe: Peter Buchner, Daniel Eggert, Harald Langer, Daniel Mühlebach, Simon Stöckel, Wolfgang Strobl.
Weitere Bildnachweise direkt auf den Seiten.Korrektorat: Korrekturservice Sand, LandsbergDruckvorstufe: Gerd Krautmacher, ThannhausenKonzeption, Layout und Satz: Contrast Marketing-Kommunikation & Verlag GmbH, Augsburg www.contrast-marketing.de Druck: Appl-Druck, Wemdingtop schwaben erscheint vierteljährlich, zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 10 vom 1. Januar 2014. Druckauflage/Verteilauflage: 9.000 ExemplareEVP € 5,90, Jahresabo € 18,- (einschl. Postgebühr)
Sa., 1. November 2014
Burr & KlaiberKONZERT
Kulturgewächshaus Birkenried, Gundelfingen
...wo Blues, Folk, Jazz, Flamenco und Rock in sphärisch-meditativen
Sequenzen münden.
Sa., 8. November 2014
Literatur aus dem alemanni-schen Sprachraum
LESENACHTLiteraturhaus Allgäu, Immenstadt i. Allgäu
Sa., 8. November 2014
Johanna Hofbauer & Bärlauch Buaba
ALLGÄU-KABARETTHaus Hopfensee, Hopfen am See
Sa., 15. November 2014 – So., 1. Februar 2015
Warten auf’s Christkind. Adventskalender von ihren
Anfängen bis zur GegenwartAUSSTELLUNG
Stadtmuseum Kaufbeuren, Kaufbeuren
Di., 20. November 2014
Schokolade das Konzert – Christina Rommel und Band
KONZERTKulturzentrum Wolfgang-
Eychmüller-Haus, Vöhringen
Während Christina Rommel und Band facettenreich die Band-breite ihres deutschen Rock/Pop präsentieren, bereitet der Chocolatier Köstlichkeiten aus Schokolade, die von Schokola-denmädchen serviert werden.
Fr., 14. November 2014
Candle-Light-ShoppingKaufbeurer Innenstadt
Ab 17 Uhr sorgen Feuer- und Lichteffekte für eine unvergleich-liche Atmosphäre beim Einkaufs-bummel. Zu jeder vollen Stunde gibt es eine Licht-Musik-Schau
mit Pyroeffekten.
Sa., 15. November 2014
Benefiz-Kultur-AbendKONZERT
Rotes Schloss, Unterthingau
Zu Gunsten der Sozialarbeit des gemeinnützigen NOTHilfe e.V. tritt
die Gruppe ALLESWAS- REACHTISCH (Irish Folk) im Roten
Schloss zu Unterthingau (bei Marktoberdorf) auf.
Do., 27. November 2014Jan Josef Liefers & Radio Doria
KONZERTKaminwerk, Memmingen
So., 30. November 2014Un-er-hört:
im Schatten der MachtKONZERT
bayerische kammerphilharmonie, Augsburg
Werke von Schreker, Weinberg und Schostakowitsch; Gabriel Adorján: Violine, Leitung und
Konzertmeister
So., 14. Dezember 2014„Messias“ von Georg
Friedrich HändelKONZERT
Wallfahrtskirche Herrgottsruh, Friedberg
gesucht:Grafiker
Editorialdesigner (m/w)
gesucht:Blattmacher Magazinjournalist
(m/w)
Schwerpunktthema Starke Marken & echte Originale
Vorschau nächstes Heft
042014
Ausgabe
Ausgabe 4/2014 erscheint am 18. Dezember 2014. Schwerpunkt: Starke Marken & echte Originale mit Portraits aus Kultur, Musik, Wirtschaft, Politik und Sport – und einer ausführlichen Rezension des Buches „Magie der Märkte“ des Augsburger Ehrenbürgers Kurt Viermetz.
Dazu Veranstaltungen im Winter und das neue top schwaben-Spezial Wittelsbacher Land Foto
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Vorschau
032014
Aus dem Inhalt
63 Meisterbonus, Fugger und Welser Erlebnismuseum
und LandART-Kunstpfad in Bonstetten
78 Publikumsmagnet „Kopfüber herzwärts“
SPEZIAL: LANDKREIS NEU-ULM66 „Bildungspolitik ist Sozialpolitik!“ Interview mit
Neu-Ulms Landrat Thorsten Freudenberger
68 Kernthemen Natur & Kultur Tourismus
70 Erste Bildungsregion Bayerns, Krankenhäuser,
Ratiopharm-Arena und junge Künstler
72 Grenzregion – stark vernetzt, Renaturierung Iller
74 Kloster Roggenburg Aushängeschild für die Region
76 „Wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es auch dem Landkreis gut!“
80 Veranstaltungen: Oktober/November 2014
84 Impressum
FREIZEIT, WELLNESS & GESUNDHEIT
04 Schwaben boomt: So viele Gäste waren es noch nie
07 Ferienimmobilien haben ihren Preis
08 Zurück in die Natur – am besten mit dem Auto
10 Braucht Bad Wörishofen eine Verjüngungskur?
12 top schwaben-Thermentest: Für den kleinen Sommer zwischendurch:neun Thermen und Erlebnisbäder Schwabens im Test
20 Sorgenkind StadtbadDas Augsburger Jugendstiljuwel braucht Pflege
22 „Wir stellen uns dem Wettbewerb!“ Das Heilbad Krumbad im Umbruch
24 Seelenheil mit dem Skalpell Interview mit Schönheitschirurg Prof. Werner Mang
28 5 Millionen Mitglieder im Blick Finanzverhandlungen für die Sportförderung
30 Patienten sollen sich willkommen fühlen Das Konzept der Hessingpark-Clinic in Augsburg
60 JAHRE BEZIRK SCHWABEN32 Der „erste Schwabe“ Jürgen Reichert
Interview mit dem Bezirkstagspräsidenten
36 Der Bezirk: in Berührung mit jedem Zweiten
38 Alfred Schneid: Direktor aus Leidenschaft
40 Heinz Liebert: der Herr der Zahlen
42 Gertrud Kreutmayr: Managerin für das Soziale
44 Mercedes Leiß: Kultur und Europa fest im Blick
46 Claudia Kreibich: für die Rechte, Jugend und Natur
48 Thomas Düll: sieben Kliniken und ein halbes Hotel
50 Kloster Irsee: die Tür steht offen - mehr noch das Herz
QUER DURCH DIE REGION52 Sturmjäger: Daniel Eggert fotografi ert Landschaften am Himmel – und Unwetter
60 Donauwörther Kulturtage
61 Ehren für Ehrenamtler / Augsburg liest ein Buch
62 Wohnen von übermorgen: Visioneum Energie +
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für Schwaben
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PUBLIKUMSMAGNET „Kopfüber herzwärts“
im Neu-Ulmer Edwin-Schar� -Haus
STURMJÄGERmit der Kamera: Daniel Eggert
fotografi ert Unwetter
Die starken Seiten unserer Region
Prof. Werner MangSeelenheil mitdem SkalpellZum Jubiläum
60 Jahre Bezirk SchwabenSpezial
Landkreis Neu-Ulm
Veranstaltungen und Termine
Großer
THERMEN-TEST
für Schwaben
Wellness& Gesundheit
Freizeit