Trainingaktuell25. Jahrgang Nr. 7/2014, 30. Juni 2014
EUR 9,80 | G 25220
Die Zeitschrift für Trainer, Berater und Coachs
www.trainingaktuell.de
NEUER TRAININGSANSATZ
Achtsamkeit lernen und lehren
ANLÄSSLICH DES TODES VON KIRKPATRICK
Das Vier-Ebenen-Modell in der Trainingsevaluation
ICF-COACHINGSTUDIE
Deutschland hinkt in Sachen
Coaching hinterher
NEUE ZIELGRUPPE FÜR TRAINER
Warum der Trainingsbedarf von
Azubis wächst
NEUES BDVT-PRÄSIDIUM
Was der neue Präsident Stephan
Gingter für seine Amtszeit plant
Trainingaktuell | Juli 2014 3
Noch immer scheint Coaching für viele hierzulande eine Blackbox zu sein. Das belegt eine neue Stu-die der ICF. Und zeigt damit Handlungsfelder für Coachs und ihre Interessenvertreter auf.
Nicole BußmannChefredakteurin
Das Ergebnis dürfte Coachs aufschrecken: Fast 80 Prozent der Deutschen wissen nicht, was sich hinter Coaching verbirgt. Diese Zahl entstammt einer jüngst von der International Coach Federa-tion (ICF) veröffentlichten Studie: der 2014 ICF Global Consumer Awareness Study.
Deutschland und die Coaching-Dummies
Wie gewohnt bei Studien des weltweit größ-ten Berufsverbands für Coachs ist das Ergebnis aufgrund der großen Teilnehmerzahl und der Auswahl der Stichprobe nicht nur repräsentativ, sondern bietet durch den internationalen Zu-schnitt auch Vergleichsmöglichkeiten. Befragt wurden 18.810 potenzielle Coachingkunden aus 25 Ländern – darunter 752 Personen aus Deutsch-land. Und da zeigt sich: Deutschland liegt mit sei-nem Anteil der „Coaching-Dummies“ weit vorn.
Hierzulande wissen fast doppelt so viele Menschen nichts mit Coaching anzufangen wie im weltweiten Durchschnitt (Letzterer liegt bei 42 Prozent). Warum das so ist und dass das Ergebnis keinen Einfluss auf die Zufriedenheit mit Coa-ching hat, lesen Sie in unserem Bericht ab S. 8.
Coachingkompetenz sichtbarer machen
Ein Ergebnis wie das der ICF-Studie dürfte Stephan Ging-ter zwar nicht freuen, ihm aber doch Wasser auf die Mühlen geben. Er ist der neu gewählte Präsident des BDVT Berufs-verbands für Trainer, Berater und Coachs und hat sich un-ter anderem die Aufgabe gesetzt, die Coachingkompetenz des gerade 50 Jahre alt gewordenen Verbands sichtbarer zu machen. Seine Vision des BDVT verriet Gingter in unserem Interview: der BDVT als Qualitätsführer unter den Verbän-den und als Partner der Wirtschaft (nachzulesen ab S. 6). Zu letzterem gehört auch, bekannt zu machen, was Coaching ist, was es kann, und was es nicht zu leisten vermag.
Bewusstsein für die Evaluation geweckt
Was das Vier-Ebenen-Modell ist, was es kann, und was es nicht zu leisten vermag, lesen Sie ab S. 37. Der Anlass für die Berichterstattung ist ein trauriger: Der Begründer des Modells, Donald Kirkpatrick, ist Anfang Mai im stolzen Al-ter von 90 Jahren gestorben. Ihm ist die Branche zu großem Dank verpflichtet: Er hat durch sein Evaluationsmodell für Bildungsprozesse das Bewusstsein für ein Stiefkind der Weiterbildung geweckt und somit das moderne Bildungs-controlling begründet. Wie eigentlich alle richtungweisen-den Werke bietet auch sein Vermächtnis trotz aller Popula-rität viel Anlass zur Kritik. Mehr zum Modell und zur Kritik gibt es in unserem Beitrag.
EDITORIAL
Zu viele Coaching-Dummies
4 Trainingaktuell | Juli 2014
Fast 80 Prozent der Deutschen ist Coaching unbekannt
Achtsamkeit bringt mehr Klarheit, Ruhe und Effektivität in die Arbeit
Der Pionier der Trainingsevaluation Donald Kirkpatrick ist tot
Beim Flipped Learning erfolgt die Wissensvermittlung digital
Information InteraktionInspirationPräsidiumsneuwahl BDVT Stephan Gingter im Interview:
„Die Menschen mitnehmen“ 6
2014 ICF Global Consumer Awareness StudyCoaching – wenig bekannt, aber
beliebt 8
Branchenticker 10
Achtsamkeit am ArbeitsplatzVom Ich zum Wir 12
Serie Neuro-Training
Lernen durch Ablenkung 15
Intuition als Business-ToolBrücken bauen fürs
Bauchgefühl 20
Serie Seminarbausteine
Stress, lass nach 24
Serie Train the Coach
Neue Wege aus dem
Schachmatt 27
Rezensionen
Medien des Monats 30
Praxistest „Tricky Team Tarp“Mit Ballgefühl nicht
einlochen 32
Serie Zielgruppen für Trainer und CoachsTraining für Azubis 34
Trainingsevaluation nach KirkpatrickTrotz Kritik weit verbreitet 37
Apps für Trainer, Teil 4Auch dazwischen dabei 40
Flipped Learning mit VideosZwischen Seminarraum und
Studio 44
Terminticker 48
Organisation
8 12 37 44
IMPRESSUM
Training aktuell erscheint zwölf Mal im Jahr. Herausgeber: Nicole Bußmann, Jürgen Graf, Ralf Muskatewitz. Redaktion: Nicole Bußmann (verantw.),
Miriam Wagner (CvD), Nadine Fischer, Catja Kauffmann, Sylvia Lipkowski, Nina Peters, Sascha Reimann. Freie Autoren: Martina Cyriax, Helmut
Fischer, Richard Graf, Jimmy Gut, Franz Hütter, Albrecht Kresse, Margit Kühne-Eisendle, Hubert Kuhn, Sandra Mareike Lang, Cornelia Löhmer, Leo
Molatore, Nico Rose, Thea Stäudel, Rüdiger Standhardt, Manfred Tischler, Julika Zwack. Titelbilder: Yuri/istock; Kirkpatrick Partners. Anzeigen: Uwe
Schmitt (verantw.), Anna Effertz-Köllen, Jens Röhler, Petra Weyers, Jutta Zeranski-Killich. Verlag: managerSeminare Verlags GmbH, Endenicher Straße
41, D-53115 Bonn, Tel.: 0228-977 91-0, Fax: 0228-977 91-77, www.trainingaktuell.de. Druck: Druckkontor Emden, Emden. Das Abonnement kostet jährlich
99,60 Euro, im Paket mit managerSeminare 178,- Euro. Die Preise verstehen sich inkl. MwSt. und Versandkosten. Erfüllungsort und Gerichtsstand:
Bonn. ISSN 0939-2688.
Inhalt
Personalentwickler im Seminar können Trainern die Hölle bereiten
ReflexionSerie „Die Trainerhölle“Eine bunte Mischung aus
Katastrophen 50
TrainingsspitzenGeh heim,
Geheimniskrämer! 52
Institut im InterviewForum – Institut für Manage-
ment GmbH: Am Anfang war der
Briefkasten 54
50
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Services für Abonnenten
Die Studie „WeiterbildungsSzene 2014“ als kostenloses eBookFast 2.500 Trainer, Coachs und Berater be-
fragte der Verlag managerSeminare in sei-
ner Methodenstudie „WeiterbildungsSze-
ne 2014“. Sie ist seit April erhältlich – mit
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zum methodisch-didaktischen Rüstzeug von
Weiterbildnern. Regulärer Preis: 99,50 Euro.
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die Studie als kostenloses eBook. Infos unter
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Themen-DossiersDie Dossiers von Training aktuell bündeln die
wichtigsten Beiträge zu einem Thema in einem
E-Paper. Neu: „Vom Trainer zur Marke“. Das
Dossier erklärt, wie Trainer ihre Kunden emoti-
onal ansprechen und sich als Marke etablieren
können. Regulärer Preis: 19,80 Euro. Abonnen-
ten von Training aktuell erhalten das Dossier
kostenlos. Download unter bit.ly/1jCDBjz
Bücher zu SonderkonditionenNeu aufgelegt in der Edition Training aktu-
ell ist der Seminarfahrplan „Kommunikati-
onstrainings erfolgreich leiten“ von Thomas
Schmidt. Abonnenten erhalten Bücher der
Edition zu Sonderkonditionen. Für „Kommu-
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Trainings-Design zu
den Grundlagen der
Kommunikation – mit
allen gefragten Inhal-
ten und Methoden.
8 Trainingaktuell | Juli 2014
Wie groß ist das Bewusstsein für professionelles Coaching in der brei-ten Öffentlichkeit? Was denken die Menschen über Coaching? Und was bringt sie dazu, einen Coach aufzusu-chen? Diesen Fragen widmet sich eine jüngst von der International Coach Fe-deration (ICF) veröffentlichte Studie, die 2014 ICF Global Consumer Aware-ness Study.
Wie gewohnt bei Studien des welt-weit größten Berufsverbands für Coachs hat das Ergebnis aufgrund der großen Teilnehmerzahl und der
2014 ICF GLOBAL CONSUMER AWARENESS STUDY
Coaching – wenig bekannt, aber beliebt
InformationInformation
Eine aktuelle Studie untersucht, wie weit Coaching weltweit bereits ins allgemeine Bewusstsein vorgedrungen ist. Die Ergebnisse für Deutschland sind eher ernüchternd. Allerdings: Wer sich hierzulande coachen lässt, ist mit dem Ergebnis meist besonders zufrieden. Trai-ning aktuell mit den wichtigsten Ergebnissen.
wissenschaftlichen Fundierung glo-bale Relevanz. Befragt wurden 18.810 potenzielle Coachingkunden in 25 Ländern – darunter neben den angel-sächsischen und vielen europäischen Staaten etwa auch Schwellenländer wie China, Indien, Südafrika und Bra-silien.
„Die Studie ist ein unschätzbares Tool, weil sie einen direkten Einblick in die Ansichten der Konsumenten gewährt“, erklärt der internationale ICF-Vorsitzende Damian Goldvarg. Seiner Ansicht nach bietet sie Coachs
wichtige Hilfestellungen für Entschei-dungen rund um ihre professionelle Entwicklung, ihre Weiterbildung und ihr Marketing.
78 Prozent der Deutschen wissen nicht, was Coaching ist
Zentrales Ergebnis der Studie: Welt-weit gaben 58 Prozent der Befragten an, dass sie sich Business und/oder Life Coaching bewusst sind. Damit stieg dieser Wert seit der vergange-nen Befragung vor drei Jahren um sie-ben Prozent. Für Deutschland ergibt sich allerdings ein deutlich anderes Bild. Hierzulande erklärten ledig-lich 22 Prozent, eine Vorstellung von Coaching zu haben, 78 Prozent ver-neinten dies. Damit ist der Anteil der Coaching-„Dummies“ unter den Deut-schen nicht nur fast doppelt so hoch wie im weltweiten Durchschnitt, er ist auch in den vergangenen Jahren deut-lich weniger stark gesunken – nur um etwa ein Prozent.
Das liegt u.a. auch daran, dass die Studienteilnehmer in Deutschland äl-ter als im globalen Durchschnitt sind. Denn das Alter – so ein weiteres wich-tiges Ergebnis – hat einen starken Ein-fluss darauf, ob der Befragte Coaching kennt und schon einmal in dessen Ge-nuss gekommen ist. So herrscht welt-weit das größte Coaching-Bewusstsein in der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen (67 Prozent), das geringste in der Ko-horte 55+ (48 Prozent) – zwischen den Geschlechtern sind hingegen kaum Unterschiede festzustellen.
Allerdings lassen sich die Unter-schiede, inwieweit Coaching bekannt ist, nicht alleine auf demografische Aspekte zurückführen, wie die Studie betont. Die Erhebung zeigt auch: Ge-nerell hinkt nicht nur Deutschland, sondern ganz Kontinentaleuropa dem angelsächsischen Raum in Sachen Coaching noch immer deutlich hinter-her.
Foto: Ojo Images
Wie weit ist Coaching der brei-ten Öffentlichkeit bekannt? In Deutschland gibt es hier noch Nachholbedarf, wie eine international angelegte Studie zeigt.
12 Trainingaktuell | Juli 2014
Beim Training Achtsamkeit am Arbeitsplatz (TAA) lernen die Teilnehmer nicht nur die Grundlagen der populären Medita-tionstechnik kennen, sondern auch, wie sie die Übungen in ihren Arbeitsalltag integrieren können. Was das Konzept aus-macht und wie Trainer es selbst anwenden können, erklären Cornelia Löhmer und Rüdiger Standhardt.
„Mit unseren Handys und elektroni-schen Organizern sind wir inzwischen in der Lage, mit allem und jedem in Kontakt zu treten. In diesem Prozess laufen wir jedoch Gefahr, niemals in Kontakt mit uns selbst zu sein.“ So beschreibt der weltweit bekannte Achtsamkeitsforscher Jon Kabat-Zinn ein zentrales Dilemma der moder-
nen Arbeits- und Lebens-welt: Die Anforderungen und die Geschwindigkeit nehmen ständig zu, gleich-zeitg verlieren immer mehr Menschen die Fähigkeit, in ihrem durch Hektik und Arbeitsdruck geprägten All-tag mit wachem Geist zu
TRAININGSANSATZ ACHTSAMKEIT AM ARBEITSPLATZ
Vom Ich zum Wir
Inspiration
Foto:Yuri/ istock
agieren. Stattdessen funktionieren sie mehr oder weniger unbewusst, mit der Folge, dass sie ihre physischen und seelischen Bedürfnisse übergehen. Geschieht dies langfristig, entwickeln Menschen die bekannten Stresssymp-tome.
Um den Herausforderungen des All-tags gewachsen zu sein und Stress-erkrankungen vorzubeugen, braucht es wirksame Gegenpole: Innehalten, Stille und Entschleunigung. In der Praxis hat sich dafür das Konzept der Achtsamkeit bewährt, das seit einigen Jahren immer populärer wird (siehe Kasten rechts).
Achtsamkeit lernen
Auf der Basis unserer eigenen Er-fahrungen mit Achtsamkeit sowie unserer langjährigen Trainings- und Coachingerfahrung haben wir das Training Achtsamkeit am Arbeitsplatz (TAA) entwickelt. Dabei handelt es sich um ein systematisches Programm zur Stress- und Burnout-Prophylaxe. Wichtigstes Ziel des Trainings ist es, Mitarbeitern und Führungskräften eine bestimmte Grundhaltung der Achtsamkeit zu vermitteln und sie da-durch in einen tieferen Kontakt mit sich selbst zu bringen.
Wer Achtsamkeit übt, lernt, im All-tag bewusster mit sich selbst und an-deren umzugehen und Aufgaben mit mehr Klarheit, Ruhe und Effektivität auszuführen. Im besten Fall erwächst daraus eine höhere Arbeitszufrieden-heit und mehr Lebensenergie.
Von der PE zur OE
Das Konzept setzt auf der individu-ellen Ebene an. Das heißt: Zunächst
Trainingaktuell | Juli 2014 37
Sie gehört wohl zu den wichtigsten, aber auch unbeliebtesten und damit am stärksten vernachlässigten Aufgaben von Trainern und Personalentwicklern: die Evaluation von Weiterbildungsmaß-nahmen. Wenn sie denn stattfindet, beschränkt sich die Evaluation meist auf den klassischen Feedback-Bogen, den die Teilnehmer unmittelbar im An-schluss an das Seminar ausfüllen.
In der Regel finden sich dort Fragen wie „Wurden Ihre Erwartungen er-füllt?“ oder „Ging der Dozent auf Ihre Fragen ein?“ Antworten darauf liefern zwar erste Indizien über die Teilneh-merzufriedenheit und stimmige or-ganisatorische Rahmenbedingungen – mehr aber auch nicht.
Als alleiniges Instrument ist ihr Nutzen zweischneidig, gerne werden sie auch als sogenannte „Happiness-Sheets“ belächelt: Die Teilnehmer sind begeistert über den sympathischen Trainer, Personalabteilungen und Ver-anstalter haben ihr Gewissen beru-higt, weil eine Grundvoraussetzung für den Lernerfolg abgefragt wurde. Nur fünf bis zehn Prozent der Trainer und Personalabteilungen, so schätzen Experten, bemühen sich um Antwor-ten auf darüber hinausgehende Fra-gen:
A Was konkret haben die Teilnehmer gelernt? A Wird das Gelernte vom Teilnehmer am Arbeitsplatz auch umgesetzt? A Sind in Folge der Anwendung neuen Wissens messbare Verbesserungen im Unternehmen nachweisbar? A Haben diese positive Auswirkungen auf wirtschaftliche Kennzahlen?Diese Fragen stehen nach der Ein-
gangsfrage der Teilnehmerzufrieden-heit für vier Ebenen des Trainingsnut-zens – und damit für ein Denkmodell, das bereits in den 1950er-Jahren von dem US-Professor Donald Kirkpatrick entwickelt wurde und bis heute häu-fig für die Evaluation von Weiterbil-dungsmaßnahmen genutzt wird.
Die Begriffe reaction, learning, be-havior und results bezeichnen dabei die Kriterien, die in diesem Modell Schritt für Schritt analysiert werden müssen, um brauchbare Aussagen über die Wirksamkeit von Trainings-maßnahmen machen zu können.
TRAININGSEVALUATION NACH KIRKPATRICK
Trotz Kritik weit verbreitet
Organisation
>>
Der Vater der Trainingsevalua-tion, Donald L. Kirkpatrick, ist tot. Er entwickelte vor 60 Jahren einen Ansatz, der noch heute oft im Bildungscontrolling genutzt wird: das Vier-Stufen-Modell. Training aktuell mit einer kriti-schen Würdigung.
Mehr als 70.000 Mal verkaufte sich das Buch von Donald Kirkpatrick über Trai-ningsevaluation. Sein Modell erfreut sich auch noch heute großer Beliebtheit, obwohl es auch stark in die Kritik geraten ist.
Foto
: Kir
kpat
rick
Par
tner
s
44 Trainingaktuell | Juli 2014
Für viele Trainer ist es nicht nur ein abstrak-ter Trend, sondern harte Business-Realität: Un-ternehmen buchen immer seltener umfassende, mehrtätige Präsenzschulungen. Der Grund: Im-mer mehr Personalentwickler monieren, dass herkömmliche Seminare teuer und organisati-onsaufwändig sind – und dabei immer nur einer relativ kleinen Zahl von Mitarbeitern zugute kommen. Zudem fürchten die HR-Entscheider,
FLIPPED LEARNING MIT VIDEOS
Zwischen Seminarraumund Studio
Das neue Lernformat Flipped Learning dreht die Interaktion zwi-schen Trainer und Teilnehmer um: Die reine Wissensvermittlung erfolgt über digitale Kanäle, während im Seminar die praktische Anwendung im Mittelpunkt steht. Warum sich Trainer auf den Trend einstellen sollten und was das für sie bedeutet, erklärt Video-Lern-Experte Leo Molatore.
Interaktion
Foto: Pink University
die intern zunehmend den Erfolg der von ihnen gewählten Maßnahmen nachweisen müssen, dass der Lernef-fekt von solchen einmaligen Veran-staltungen zu schnell verpufft.
Innovativ interagieren
Die Personalentwickler schauen sich deshalb nach alternativen Lern-formaten um – und erwarten auch von ihren Weiterbildungspartnern, dass diese ihnen die Vorteile neuer Ansät-ze bieten können. Die Einbindung von Digital-Learning-Tools wird dabei immer mehr zum Standard. Insbeson-dere Videos setzen sich durch. Kein Wunder: Sie bieten von allen digitalen Lernmedien die persönlichste Anspra-che der Lernenden und sind besonders eingängig, weil sie durch die Verwen-dung von Bild, Text und Ton mehrere Sinne ansprechen. Außerdem sind sie dank hoher Internet-Bandbreiten heu-te jederzeit, überall und so oft wie ge-wünscht abrufbar.
Trainer und Coachs werden dadurch keineswegs ersetzt. Trotzdem dür-fen sie diese neuen Entwicklungen nicht ignorieren. Vielmehr sollten sie die Situation als Chance begreifen, sich am Markt zu behaupten, indem sie ihr Angebotsspektrum um einen neuen Interaktionskanal erweitern. Beispielsweise im Rahmen von Flip-ped-Learning-Formaten, die in der schulischen und universitären Lehre nicht nur in den USA immer mehr An-hänger finden (siehe Kasten rechts).
Die Qualität von Lern videos fällt immer auf den Trainer zu-rück. Deshalb lohnt es sich, mit Profis zu arbeiten.
50 Trainingaktuell | Juli 2014
Die Seminarthemen passen nicht zusammen, die Teilnehmer sind zu heterogen – und schließlich taucht auch noch der Chefpersonal-entwickler auf, um den Teilnehmern auf den Zahn zu fühlen. Albrecht Kresse mit einem neuen Fall unserer Serie „Die Trainerhölle“.
Reflexion
Wir hatten offensichtlich alles richtig ge-macht: ein neuer Kunde mit mehreren Tausend Mitarbeitern, ein Mittelständler, innovativ und erfolgreich. Das moderne Firmengelände – beein-druckend! Die Ausstattung überall vom Feinsten. Auch die Räume im Trainingszentrum ließen kei-ne Wünsche offen. Wir hatten mehrere Stunden lang den Seminarraum vorbereitet, alle Charts gezeichnet, das Material und die Ausrüstung ge-checkt, alles genauestens arrangiert für unseren perfekten Start bei einem hoffentlich langjähri-gen künftigen Kunden.
Dann nahm das Verhängnis seinen Lauf. Ge-nau genommen hatte es schon lange vorher ange-fangen. Denn erstens stimmte das Thema nicht bzw. die Kombination. Für Führungskräfte und solche, die es erst noch werden sollten, sollten
LITERATURDer Beitrag stammt aus dem
Buch: Schulze-Seeger, Jürgen u.a.:
Abenteuer aus der Trainerhölle.
Strategien und Lösungen für 49
kritische Seminarsituationen. Beltz,
Weinheim 2013, 39,95 Euro.
an zwei Tagen Themen aus dem Bereich Kommunika-tion mit Selbst- und Zeit-management kombiniert werden. Passt das wirklich zusammen? Wir hatten ver-sucht, den Kunden davon abzubringen, es war uns aber nicht gelungen.
Zweitens war die Ziel-gruppe offensichtlich viel zu heterogen. Gestandene Führungskräfte mit jeder Menge Erfahrung zusam-men mit Nachwuchsfüh-rungskräften mit Potenzial und jungen Führungskräf-
ten, die gerade erst benannt worden waren. Macht das Sinn?
Drittens: Auf der Teilnehmerliste war plötzlich der Name einer Mitar-beiterin aus der Personalentwicklung aufgetaucht. Wir hatten das noch zu verhindern versucht, aber die Liste er-reichte uns erst wenige Tage vor dem Training. Jetzt hatten wir schon so viel investiert, und nun alles platzen lassen, nur wegen einer Personalerin? Man versicherte uns, dies sei im Un-ternehmen üblich. Wir müssten uns keine Sorgen machen, es handle sich keineswegs um ein Assessment. Die Mitarbeiter seien dies gewohnt, und die Kollegin werde auch nicht unan-genehm auffallen. Wir einigten uns auf den Kompromiss: Die Personalerin würde als normale Teilnehmerin beim Seminar mitmachen.
Wir wollten das volle Programm zeigen
Viertens: Wir hatten die Trainings-kultur bei dem Kunden nicht wirklich sauber geprüft. Aber schließlich waren wir ja als bunte Edutainment-Trai-ningsgruppe eingekauft worden. Und bei einem neuen Kunden wollten wir natürlich das volle Programm zeigen. Kann man so viele Fehler auf einmal machen? Ja, man kann.
Am Ende wurde es eine wunderbar bunte Mischung aus verschiedenen Katastrophen. Es begann damit, dass wenige Minuten vor Seminarbeginn noch zwei andere Damen aus der Per-sonalabteilung kamen, die ebenfalls
SERIE „DIE TRAINERHÖLLE“
Eine bunte Mischung aus Katastrophen
Illustration: Jürgen Schulze-Seeger
Reflexion
Jetzt Training aktuell bestellen: Oder einfach anrufen:
www.trainingaktuell.de/abo 0228/97791-23
Warum ich Training aktuell lese ...
Trainer lesen Training aktuell. Coachs auch!
Trainingaktuell24. Jahrgang Nr. 11/2013, 4. November 2013
EUR 9,80 | G 25220
Die Zeitschrift für Trainer, Berater und Coachs
www.trainingaktuell.de
COACHINGAUSBILDUNGEN IM TEST
Was qualifiziert zum Coach?
AUSGEZEICHNETE COACHING-METHODE
Mit Tetralemma und Timeline-Arbeit aus dem Entscheidungsdilemma
WEITERBILDUNGSVERHALTEN
Warum Führungskräfte Coaching
wollen, aber selten buchen
WEBSEITEN-ANALYSE
Durch optimierte Homepages
neue Kunden gewinnen
SERIE NEURO-TRAINING
Mit Hilfe der Hirnforschung
Teilnehmereinwände entkräften
„Als Abonnent der Zeitschrift spare ich mit jedem Buch
aus der Edition 10 Euro. Letztes Jahr habe ich so
50 Euro weniger gezahlt.“
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