Transaktionsanalyse und Palliative Care – eine Symbiose?
„Basiskurs Palliative Care für Pflegende“
2011/2012
Michael Bußmann
Abgabetermin: 16.04.2012
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Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ......................................................................................................................................... 1
2 Transaktionsanalyse ........................................................................................................................ 2
2.1 Grundannahmen der Transaktionsanalyse ............................................................................. 2
2.2 Aufbau der menschlichen Psyche ............................................................................................ 3
2.3 Kommunikationsregeln ........................................................................................................... 4
2.4 Lebensskript ............................................................................................................................ 5
2.5 Psychologische Spiele .............................................................................................................. 5
3 Kommunikation in der Palliative Care ............................................................................................. 6
4 Anwendungsmöglichkeiten der Transaktionsanalyse in der Palliative Care ................................... 7
5 Literaturverzeichnis ......................................................................................................................... 8
6 Anhang............................................................................................................................................. 9
Abbildungsverzeichnis Abbildung 2-1 Strukturmodell ................................................................................................................. 3
Abbildung 2-2 Funktionsmodell .............................................................................................................. 3
6-1 Analyse der ICH-Zustände 1 Quelle: Gerhold, D. (2009, S. 20-21) ............................................... 10
6-2 Analyse der ICH-Zustände 2 Quelle: Gerhold, D. (2009, S.22-23) ................................................ 11
Abbildung 6-3 Power Point Präsentation .............................................................................................. 12
1 Einleitung In der palliativen Versorgung spielt Kommunikation eine sehr große Rolle. Häufig kommt es zu
Kommunikationsstörungen zwischen den verschiedenen Personengruppen im palliativen Umfeld.
Eine Analyse der Kommunikation kann hilfreich sein, eine gute Gesprächskultur zu entwickeln. Der
Autor versucht mit dieser Arbeit verschiedene Einsatzmöglichkeiten der Transaktionsanalyse im
palliativen Kontext herauszustellen. Dazu erklärt er im ersten Kapitel die einzelnen Bestandteile der
Transaktionsanalyse, geht im zweiten Kapitel auf Grundlagen der Kommunikation in der Palliative
Care ein und führt die beiden Themenkomplexe im dritten Kapitel zusammen.
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2 Transaktionsanalyse Die Transaktionsanalyse wurde von Eric Berne Mitte der fünfziger Jahre als psychoanalytische
Methode entwickelt und findet heutzutage weltweit Verbreitung in verschiedenen Kontexten, (Vgl.
Hennig & Pelz, 2002, S. 12-14). Neben der Psychotherapie wird die Transaktionsanalyse in der
Organisation, z.B. als Element der Organisationsentwicklung, Supervision oder Personalentwicklung
genutzt. Im Aufgabenfeld der Pädagogik dient sie als Instrument für Sozialisations- und Lernprozesse,
als Beratungsansatz kann sie zur Persönlichkeitsentfaltung oder Bewältigung von Lebenskrisen
genutzt werden, (Vgl. n.b., n.d. http://www.transaktionsanalyse.de/ ) Harris (2002, S.14) beschreibt
die Transaktionsanalyse als weit verbreitetes Werkzeug zur Analyse menschlichen Verhaltens und
zwischenmenschlicher Kommunikation, welches jeder anwenden kann. Durch die weitreichenden
Erfahrungen findet die Methode bereits Einzug in verschiedenen beruflichen Kontexten, wie zum
Beispiel dem der Lehrer, Psychologen, Krankenpfleger, Personalchefs, Reiseleiter u.v.m., (Vgl. Harris,
T. A., 2002, S.14).
2.1 Grundannahmen der Transaktionsanalyse Die Transaktionsanalyse setzt ein humanistisches Menschenbild voraus, bei dem Umwelteinflüsse
sowie eigene Stärken und Schwächen uns wesentlich beeinflussen, (Vgl. Hennig & Pelz, 2002,S. 13).
Daher werden alle Menschen nach Berne (1975, S. 81) mit einem guten und gesunden Potenzial
geboren. Durch externe Einflüsse können emotionale Probleme entstehen. Diese lassen sich durch
ausreichend Fachkompetenz und geeignete Methoden verändern. Der Mensch ist nach
humanistischem Gedankengut ein vollwertiges, intelligentes Lebewesen, welches Lern- und
Veränderungsfähig ist, Entscheidungen treffen kann und für sich selbst die Verantwortung trägt, auch
wenn er unter emotionalen Schwierigkeiten leidet, (Vgl. Hennig & Pelz, 2002, S. 13-14). Berne (1975,
S. 83-85) stellt vier Grundpositionen vor, nach denen Menschen handeln. Diese haben enormen
Einfluss auf das Zwischenmenschliche Verhalten und seine Wirkung auf andere. Nachfolgend werden
die vier Grundpositionen erläutert.
1. Ich bin nicht o.k. – Du bist o.k.:
Hat ein Mensch diese Grundeinstellung verinnerlicht, so ist er überzeugt, mit ihm stimme
etwas nicht, die anderen habe es besser erwischt, (Vgl. Rautenberg &Rogoll, 2011, S. 11).
Menschen mit dieser Grundhaltung trauen sich selbst nichts zu, wirken überangepasst und
ängstlich. Diese Grundposition wird daher als depressive Grundposition bezeichnet, (Vgl.
Schmidt,2009,S.45).
2. Ich bin o.k. – Du bist nicht o.k.
Menschen mit dieser Einstellung verfolgen eine eher arrogante Grundposition. Sie halten sich
selbst für unfehlbar und suchen Fehler immer bei anderen, (Vgl. Schmidt,2009,S.45)Sie
fühlen sich überlegen und zeigen es den anderen indem sie herablassend Kritik üben, (Vgl.
Hagehülsmann, 2006, S. 63).
3. Ich bin nicht o.k. – Du bist nicht o.k.
Schmidt (2009, S. 45-46) beschreibt diese Grundposition als eher verzweifelte
Lebensanschauung. Sie führt auf Dauer zu totaler Resignation und sollte durch
Psychotherapie behandelt werden. Diese Grundeinstellung ist nach Hagehülsmann (2006,S.
64) nicht offensichtlich, sondern versteckt unter unauffälligem Verhalten. Sie macht sich in
Stresssituationen bemerkbar.
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4. Ich bin o.k. – Du bist o.k.
Diese Lebensanschauung besagt, dass jeder Mensch gleich wertvoll und wichtig ist. Sie setzt
keine grundsätzliche inhaltliche Übereinstimmung vorraus, jedoch wird der
Gesprächspartner nicht abgewertet oder verletzt, sondern in seiner Individualität akzeptiert ,
(Vgl. Hagehülsmann, 2006,S.64).Diese Position eignet sich am besten, um konstruktiv mit
Situationen umgehen zu können. Sie ist ein Garant für gelungene Kommunikation, (Vgl.
Schmidt, 2009,S.46). Berne (1975, S.83-84) beschreibt die Position als „gesunde Position“, die
in der Transaktionsanalyse angestrebt wird.
Abbildung 2-1 Strukturmodell
Abbildung 2-2 Funktionsmodell
Eigendarstellung nach Berne, E. (1975). Was sagen Sie, nachdem Sie guten Tag gesagt haben? (S.26). München: Kindler
Eigendarstellung nach Berne, E. (1975). Was sagen Sie, nachdem Sie guten Tag gesagt haben? (S.26). München: Kindler
2.2 Aufbau der menschlichen Psyche Die Persönlichkeit setzt sich im Modell der Transaktionsanalyse aus drei verschiedenen Ich-
Zuständen zusammen, den sogenannten Eltern-Ich, Erwachsenen-Ich und Kind-Ich Zuständen .wie in
Abbildung 2-1 Strukturmodell dargestellt ist. Das Erleben und Verhalten der Menschen wird als
Ausdruck wechselnder Ich-Zustände interpretiert. Dadurch ist es möglich einzelne Transaktionen zu
analysieren.Harris (2002,S.27) definiert eine Transaktion als Grundeinheit sozialer Verbindungen.
Berne (1975, S. 24-26) unterscheidet in der Transaktionanalyse zwei Modelle. Zum einen das
Abbildung 2-1 Strukturmodell, welches den inneren Aufbau der Psyche darstellt sowie das Abbildung
2-2 Funktionsmodell, welches Aktions und Reaktionsmöglichkeiten in der Kommunikaion beschreibt,
(Vgl. Berne, 1975, S.24-26). Die einzelnen Begriffe müssen wertneutral verstanden werden. Jeder Ich-
Zustand ist ein geschlossener Komplex aus Denken, Fühlen und Handeln, (Vgl. Schmidt, 2009,S.47-
51). Nachfolgend werden die einzelnen Ich-Zustände dargestellt.
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Eltern-Ich
Harris (2002, S. 33) beschreibt das Eltern-Ich als eine Ansammlung von Aufzeichnungen aus der
Kindheit eines Menschen. Das Kind nimmt diese ungeprüft als Tatsachen wahr. Elternfiguren- dazu
gehören neben den Eltern auch ältere Geschwister, Verwandte und andere Autoritätspersonen-
prägen durch ihr Verhalten und ihre Wertvorstellungen den Eltern-Ich-Zustand des Kindes. Das
Eltern- Ich beinhaltet Regeln und Ermahnungen sowie Gebote und Verbote, (Vgl. Harris, 2002,S. 33-
39). Der Eltern-Ich Zustand übernimmt die Gewissensfunktionen eines Menschen. Er zeigt sich indem
ein Mensch so fühlt, denkt und handelt, wie es seine Eltern in seiner Kindheit getan haben, (Vgl.
Berne, 1975, S.24). Im Funktionsmodell, wie es in Abbildung 2-2 Funktionsmodell dargestellt ist, wird
zwischen kritischem und fürsorglichem Eltern-Ich unterschieden, (Vgl. Schmidt, 2009, S. 49).
Kind-Ich
Das Kind-Ich entsteht während der Kindheit durch Aufzeichnungen von inneren Ereignissen als
Reaktion auf äußere Ereignisse. Zu den inneren Ereignissen gehört ein Komplex aus Gefühltem,
Gesehenen, Gehörten und Verstandenen, (Vgl. Harris, 2002, S. 40-42). Handelt ein Mensch aus dem
Kind Ich Zustand, so fühlt, denkt und reagiert er genau so, wie er es im Kindesalter getan hätte, (Vgl.
Berne, 1975, S. 24-25). Im Funktionsmodell wird zwischen angepasstem, rebellischem und freiem
Kind-Ich unterschieden, (Vgl. Schmidt, 2009, S. 49). Das freie Kind-Ich ist ein Teil in uns, der sich so
verhält wie wir uns als Kind natürlicherweise verhalten würden. Meininger (1992, S.37) bezeichnet es
als Spontanreaktion auf alle biologischen Bedürfnisse durch Neugier, schöpferischen Impuls oder
Gefühle. Das angepasste und rebellische Kind-Ich ist vom Eltern-Ich abhängig. In diesen Zuständen
verhäkt man sich, wie es Elternfiguren erwarten, also angepasst, oder entgegen den Erwartungen,
also rebellisch, (Vgl. Schmidt, 2009,S. 53-54).
Erwachsenen-Ich
Im Alter von zehn Monaten fängt ein Mensch an, sein Erwachsenen-Ich durch Erkundung und
Probieren auszubilden, (Vgl. Harris,2002, S. 43-53).Im Erwachsenen-Ich sind bewusst erlebte
Erfahrungen abgespeichert. Schmidt (2009,S.52) beschreibt das Erwachsenen-Ich als Datenbank
eigener sachlicher Abwägungen. Der Zustand macht sich bemerkbar, wenn sachlich und emotionslos
Fakten abgewägt werden, (Vgl. Schmidt, 2009, S. 52). Mit dem Erwachsenen-Ich schätzt der Mensch
seine Umwelt objektiv ab, (Vgl. Berne, 1975,S. 24).
2.3 Kommunikationsregeln In der Transaktionsanalyse gibt es drei Kommunikationsregeln.
1. Ein Gespräch verläuft so lange störungsfrei, wie ein Wechsel paralleler Transaktionen
vorherrscht. Es kann dann prizipiell endlos weiter geführt werden, (Vgl. Berne, 2005,S. 38-
39). Bei parallelen Transaktionen antwortet der Gesprächspartner aus dem Ich-Zustand, den
sein Gesprächspartner angesprochen hat, (Vgl. Schmidt, 2009, S.66).
2. Eine gekreuzte Transaktion unterbricht den Gesprächsfluss und nötigt zur Neu-Orientierung,
(Vgl. Berne, 2005, S. 39-40).Wenn in der Darstellung einer Transaktion durch zwei
Funktionsmodelle die Pfeile zwischen den Ich-Zuständen der Gesprächspartner nicht parallel
verlaufen, handelt es sich um eine gekreuzte Transaktion, (Vgl. Gerhold, 2008, S. 69).
3. Bei einer verdecktenTransaktion ist die psychologische der sozialen Ebene überlegen, (Vgl.
Gerhold, 2008, S.70). Die soziale Ebene stellt einen vernünftigen Gesprächsverlauf dar. Durch
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meist nonverbale Reize wird etwas ganz anderes vermittelt. Man nennt diese versteckte
Kommunikation psychologische Ebene, (Vgl.Schmidt, 2009,S. 72).
2.4 Lebensskript Ein Skript ist ein Drehbuch für das Leben eines Menschen. Es bildet sich in der Kindheit des
Menschen aus und beruht daher auf kindhaften Illusionen, welche ein Leben lang bestehen bleiben
können. Im Normalfall lösen sich diese Skripts jedoch im Laufe des Lebens auf. Dadurch werden die
Lebenskrisen verursacht, die von Erikson beschrieben wurden (vgl. Berne, E. 1975, S. 37). Es gibt drei
verschiedene Skript-Arten. Gewinner-, Nichtgewinner- und Verliererskripts. Eltern wollen, in
Abhängigkeit ihres eigenen Skripts, ihre Kinder zu glücklichen Gewinnern oder Verlierern machen.
Nur in Ausnahmefällen wollen sie, dass sich ihre Kinder von Verlierern zu Gewinnern umwandeln
oder umgekehrt (vgl. Berne, E.1975, S. 179). Ein Skript bestimmt Reaktions- und
Handlungsmöglichkeiten von Menschen in Abhängigkeit von den im Eltern-Ich gespeicherten
Handlungsmustern, er bildet einen Charakter. Im Skript ist auch die Grundposition verankert, die die
Einstellung zu einem selbst in Bezug auf seine Umwelt darstellt, (Vgl. Rautenberg & Rogoll ,
2011,S.135).Ein Mensch versucht seinen Lebensskript einzuhalten, ist daher in der Möglichkeit, auf
Veränderungen zu reagieren, eingeschränkt und wird nach immer demselben Muster handeln. (Vgl.
Rautenberg & Rogoll , 2011,S.173-175).
2.5 Psychologische Spiele Als psychologische Spiele werden eingefahrene, sich wiederholende Verhaltensweisen bezeichnet,
die unbewusst ablaufen und zu einem vorhersagbaren Ende führen, (Vgl. Berne, 1975,S.35-37). Eric
Berne hat diese Spiele in seinem Buch „Spiele der Erwachsenen“ methodisch untersucht und
kategorisiert. Er beschreibt ein Spiel als fortlaufende Folge verdeckter Transaktionen, die durch
verdeckte Motive beherrscht sind und einen Nutzeffekt für die Spieler darstellen, (Vgl. Berne,2005,
S.67). Sie unterliegen alle bestimmten Gesetzmäßigkeiten, dieBerne in einer Spielformel
zusammengefasst hat. Ein Spiel besitzt einen Schwindel eines Spielers, der an einem wunden Punkt
des Mitspielers andocken kann, indem der Mitspieler wie gewünscht reagiert. Der Schwindel besteht
darin, dass der Spieler etwas wichtiges bei sich, dem Spielpartner oder der Situation verzerrt
darstellt. Der Mitspieler muss für den Schwindel besonders empfänglich sein um ins Spiel
einzusteigen.Es laufen nun eine Reihe verdeckter Transaktionen ab, bis ein Spieler einen Schalthebel
betätigt und den Ich-Zustand wechselt oder die psychologische Ebene offenlegt. Das führt bei dem
Mitspieler zur Verblüffung womit das Spiel endet. Beide Spieler streichen ihren Lohn ein, der mit
unguten Gefühlen enhergeht. Der Nutz-Effekt kann eine Bestätigung des Lebensskripts sein, (Vgl.
Berne, 1975,S.35-37).Neben der Analyse der Spiele mittels Spielformel gibt es eine weitere
Möglichkeit der Spielanalyse, das so genannte Drama-Dreieck, welches von Karpmann entwickelt
wurde, (Vgl. Berne, 1975,S. 166-168). Das Drama-Dreieck beinhaltet drei Spielrollen, die Opfer,
Retter- und Verfolgerrollen, die in psychologischen Spielen vorkommen können. Ein Spielleiter
besetzt eine bestimmte der drei Rollen und sucht sich den passenden Mitspieler aus, der eine
Komplementärrolle einnimmt. Es laufen eine Reihe nach außen plausibler verdekcter Transaktionen
ab, bis ein Spieler seine Rolle wechselt und zum Beispiel vom Opfer zum Verfolger wird. Der
Mitspieler der zu Anfang die Retterrolle eingenommen hat, wird nun verfolgt und wird somit zum
Opfer, (Vgl. Berne, 1975,S.167).
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3 Kommunikation in der Palliative Care Gatterer und Croy (2007, S.178) bezeichnen Kommunikation als eine Informationsübertragung von
einem Sender zu einem Empfänger mit Hilfe eines Kommunikationsmittels . Daraus resultiert eine
Erlebens- und Verhaltensänderung. Nagele und Feichtner (2009, S.86) bezeichnen die Komunikation
als wichtigstes Instrument in der Pflege und insbesondere in der Palliative Care. Gute Kommunikation
ist Grundlage für einen qualitativen Betreuungsprozess, eine funktionierende Pflegebeziehung und
gute Lebensqualität der Anvertrauten und ihrer Angehörigen, (Vgl. Nagele & Feichtner, 2009, S. 86).
Kommunikation findet im palliativen Kontext auf vielen Ebenen statt. Hauptaugenmerk liegt auf der
Kommunikation mit den zu Betreuenden. Ziele sind dabei der Informationsaustausch, das Erkennen
der Bedürfnisse und Gefühle des Patienten, sowie die Unterstützung durch Vermittlung zu anderen
Berufsgruppen, (Vgl. Student & Napiwotzky,2007, S. 27). Daneben findet Kommunikation Pflegender
im interdisziplinären, multiprofessionellen Team statt. Dazu gehören Therapeuten, Ärzte, Seelsorger,
Sozialarbeiter und Ehrenamtliche, aber auch Bezugspersonen der Patienten wie verwandte und
anverwandte Angehörige, (Vgl. Student & Napiwotzky,2007, S. 55-60). In allen o.g. Bereichen kann es
zu Kommunikationsstörungen kommen. Ursachen können Generationskonflikte mit
unterschiedlichen Rollenbildern, Einstellungen und Erwartungen sein. Verschiedene Erkrankungen
schränken die Kommunikation ebenfalls ein. Dazu gehören unter anderem dementielle
Entwicklungen sowie Depressionen. Bei älteren Menschen kann die Kommunikation durch
Altersbedingte Einschränkung der Sinnesorgane zusätzlich erschwert sein. Auch soziologische
Variabeln wie Bildung und Herkunft können für Kommunikationsstörungen verantwortlich sein. Nicht
zuletzt ist die Sozialisierung der Menschen entscheidend für Schwierigkeiten in der Kommunikation.
Jeder Mensch hat eigene Erfahrungen, Erwartungen Vorurteile, unbewältigte Krisen die zu einer
subjektiven Sichtweise führen. Im interdisziplinären Team gibt es weitere mögliche Ursachen für
Kommunikationsbarrieren. Es gibt unterschiedliche Rollen und Kompetenzprofile im Team. Daneben
existieren verschiedene Kompetenzen und fachliche Ausbildungen mit unterschiedlichen Sichtweisen
und Priorisierungen. Daraus resultiert häufig ein Unverständnis für den anderen.Neben den
menschlich bedingten Ursachen tragen Rahmenbedingungen ihren Teil zu den Problemen bei. Neben
Zeitmangel zählt dazu unter anderem die Gesprächsatmosphäre. Zur Vermeidung und Vorbeugung
von Kommunikationsstörungen ist ein Wissen der Pflegekräfte über verschiedene
Kommuikationsmodelle erforderlich (Vgl. Gatterer & Croy, 2007, S.190-195).
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4 Anwendungsmöglichkeiten der Transaktionsanalyse in der
Palliative Care Die Transaktionsanalyse ist ein Instrument zur Analyse und Verbesserung der Kommunikation.
Pflegende können mit dessen Hilfe ihre Einstellung zu sich selbst und ihren Gesprächspartnern
analysieren und verbessern. Dazu sollten Sie sich ihre eigene Grundeinstellung bewusst machen, wie
sie in Kapitel 2.1: Grundannahmen der Transaktionsanalyse erläutert sind, da unsere innere
Grundeinstellung unser Verhalten und seine Wirkung auf andere beeinflusst. Pflegende in der
palliativen Betreuung werden ebenso von ihren Grundeinstellungen beeinflusst wie die Patienten
oder deren Angehörige. Sie haben daher einen hohen Einfluss auf die zwischenmenschliche
Beziehung und bestimmen, wie Belastungen verarbeitet werden und in Konfliktsituationen reagiert
wird. Doch solange uns die Grundeinstellungen nicht bewusst sind, haben wir keine Möglichkeit
diese zu ändern. Zur Überprüfung der eigenen Grundeinstellung können die in Tabelle 6-1 Hilfen zur
Analyse der Grundeinstellung dargestellten Fragen hilfreich sein. Angestrebt wird die unter Kapitel
2.1: Grundannahmen der Transaktionsanalyse genannte vierte Grundhaltung: Ich bin o.k., du bist
o.k.. Sie beinhaltet eine wertschätzende Gesprächshaltung und zeugt von Selbstachtung und
respektvollem, akzeptierenden Umgang mit dem Gesprächspartner. Schmidt (2009,S. 46) empfiehlt,
für sich selbst ein T-Konto zu erstellen, in dem Positives und Negatives gegenübergestellt werden, um
ein realistisches Bild von sich selbst zu erhalten. Ebenso sollte man vorgehen bei einer Person,
dessen Verhalten man als nicht o.k. betrachtet. Durch solche Hilfsmittel ist es leichter, die
angestrebte Grundposition einzuhalten. Neben der Analyse der Grundeinstellung können Pflegende
mithilfe der Ich-Zustände und Betrachtung der Kommunikationsregeln Kommunikationsstörungen
identifizieren und beheben. Dadurch lassen sich Konfliktevorbeugen und schnell aus dem Weg
räumen.Möglich ist das im palliativen Team, gegenüber Patienten und auch gegenüber Angehörigen.
Zur Analyse der Ich-Zustände bietet Gerhold (2009, S. 20-23) eine Tabelle mit Merkmalen der
einzelnen Ich-Zustände im Funktionsmodell. Unter6-1 und 6-2 befindet sich die Tabelle im Anhang.
Die Transaktionsanalyse vermittelt uns Eindrücke in den Lebensskript und die Motive, die die
Menschen bewegen. Durch Beobachtung der wiederkehrenden Verhaltensweisen oder einen
Rückblick in die Vergangenheit eines Menschen lässt sich der Lebensskript und somit die Situation, in
der sich der Mensch befindet, erkennen. Wir können dadurch die Reaktionen der Menschen besser
verstehen und darauf angemessen reagieren. Unter Kapitel 2.5 Psychologische Spielewerden die
unbewusst ablaufenden Spiele erläutert, die immer zu schlechten Gefühlen führen. Mithilfe der
Transaktionsanalyse lassen sich psychologische Spiele frühzeitig erkennen und unterbinden. Da jeder
Mensch psychologische Spiele spielt, finden diese auch in der Palliative Care Verbreitung und sorgen
für schlechte Stimmung. Durch Auswege aus Psychologischen Spielen werden schlechte Gefühle
vermieden und die Kommunikation zum Beziehungspartner wird dadurch professioneller.
Zusammenfassend lässt sich die Transaktionsanalyse als ein hilfreiches Instrument beschreiben, um
die eigene Persönlichkeit zu entwickeln, ihre Potenziale auszuschöpfen und in sozialen Interaktionen
effektiver zu kommunizieren. Sie kann somit auch im palliativen Kontext sinnvoll eingesetzt werden,
um die professionelle Versorgung Pflegebedürftiger zu verbessern und ihre Lebensqualität zu
erhöhen. Ebenso trägt sie zu einer guten Kommunikationskultur innerhalb des therapeutischen
Teams bei.
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5 Literaturverzeichnis Berne, E. (1975). Was sagen Sie nachdem Sie guten Tag gesagt haben? – Psychologie des
menschlichen Verhaltens. München: Kindler.
Berne, E. (2005). Spiele der Erwachsenen Psychologie der menschlichen Beziehungen (5.Auflage).
Reinbek bei Hamburg: Rowohlt
Gatterer, G. & Croy, A. (2007). Kommunikation und Interaktion im Rahmen der Altenbetreuung. In G.
Gatterer (Hrsg.), Multiprofessionelle Altenbetreuung – Ein praxisbezogenes Handbuch (S.177-
196) (2.Auflage). Wien: Springer
Gerhold, D. (2008). Das Kommunikationsmodell der Transaktionsanalyse (2. Aufl.). Paderborn:
Junfermann.
Hagehülsmann, U. (2006). Transaktionsanalyse Wie geht denn das? (5.Auflage).Paderborn:
Junfermann.
Harris, T.A. (2002). Ich bin o.k. du bist o.k. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse
(Sonderausgabe). Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt.
Hennig, G. & Pelz, G. (2002). Transaktionsanalyse – Lehrbuch für Therapie und Beratung. Paderborn:
Junfermann.
Knipping, C. (2007). Lehrbuch Palliative Care (2.Auflage). Bern: Hans Huber.
Meininger, J. (1992). Transaktionsanalyse – Die neue Methoder erfolgreicher Menschenführung (4.
Auflage). Landsberg: Moderne Industrie.
Nagele, S. & Feichtner, A. (2009). Lehrbuch der Palliativpflege (2.Auflage). Wien: Facultas.
Rautenberg, W. & Rogoll, R. (2011). Werde, der du werden kannst – Persönlichkeitsentfaltung durch
Transaktionsanalyse (28. Gesamtauflage). Freiburg im Breisgau : Herder.
Schmidt, R. (2009). Immer richtig miteinander reden – Transaktionsanalyse in Beruf und Alltag (5.
Aufl.). Paderborn: Junfermann.
Student, J.C. & Napiwotzky, A. (2007). Palliative Care – wahrnehmen-verstehen-schützen. Stuttgart:
Thieme.
N.b. (n.d.). Anwendungsfelder der Transaktionsanalyse. Verfügbar unter
http://www.transaktionsanalyse.de/transaktionsanalyse.php?PHPSESSID=efaf7f99d757bbe1
13731ac49a08822e [Stand 25.03.2012]
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6 Anhang Tabelle 6-1 Hilfen zur Analyse der Grundeinstellung
Welche Botschaften habe ich in meiner Kindheit bekommen?
–über mich selbst - Über andere Personen
In welchen Situationen fühle ich mich heute minderwertiger als andere?
In welchen Situationen fühle ich mich anderen überlegen und werte ich andere ab?
Wie fühle ich mich dabei?
Wie wäre es, wenn ich die positiven Seiten anderer Menschen vorwiegend betrachte?
Wie kann ich mich erinnern, meine Grundeinstellung zu überprüfen?
Eigendarstellung nach Werle, J. (n.d.)Verfügbar unter http://www.therapieformen.innenwelten-web.de/50401/49732.html [Stand 14.04.2012]
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6-1 Analyse der ICH-Zustände 1 Quelle: Gerhold, D. (2009, S. 20-21)
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6-2 Analyse der ICH-Zustände 2 Quelle: Gerhold, D. (2009, S.22-23)
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Abbildung 6-3 Power Point Präsentation
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