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Referentin: Dr. med. Brigitte BosseReferentin: Dr. med. Brigitte BosseMainzMainz
Was ist ein Trauma?Was ist ein Trauma?
14. Oktober 201514. Oktober 2015
TagesübersichtTagesübersicht
• Einführung ins ThemaEinführung ins Thema• Kaffeepause (10:00-10:30 Uhr)Kaffeepause (10:00-10:30 Uhr)• TraumaphysiologieTraumaphysiologie• ResilienzResilienz• Mittagspause (12:15-13:15 Uhr)Mittagspause (12:15-13:15 Uhr)• TraumafolgestörungenTraumafolgestörungen• Familiäre und transgenerationale TraumatisierungFamiliäre und transgenerationale Traumatisierung• Kaffeepause (15:00-15:30 Uhr)Kaffeepause (15:00-15:30 Uhr)• SupervisionSupervision
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Definition eines Traumas nach ICD 10 IDefinition eines Traumas nach ICD 10 I
Ein Trauma ist ein Ein Trauma ist ein
„„belastendes Ereignis oder eine Situation außergewöhnlicher belastendes Ereignis oder eine Situation außergewöhnlicher
Bedrohung oderBedrohung oder
katastrophenartigen Ausmaßes (kurz- oder lang anhaltend), die bei katastrophenartigen Ausmaßes (kurz- oder lang anhaltend), die bei
fast jedem eine tiefe Verstörung hervorrufen würde.“ fast jedem eine tiefe Verstörung hervorrufen würde.“
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Definition eines Traumas nach ICD10 IIDefinition eines Traumas nach ICD10 II
• Ein Trauma wird verursacht durch:Ein Trauma wird verursacht durch:• NaturereignisseNaturereignisse• KampfhandlungenKampfhandlungen• Schwere UnfälleSchwere Unfälle• Von Menschen herbeigeführte KatastrophenVon Menschen herbeigeführte Katastrophen• Miterleben des gewaltsamen Todes andererMiterleben des gewaltsamen Todes anderer• Erleben oder Miterleben von Folter, Geiselnahme Erleben oder Miterleben von Folter, Geiselnahme
oder Vergewaltigungoder Vergewaltigung
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Trauma-Definition nach DSM-IVTrauma-Definition nach DSM-IV
• Objektive Merkmale eines Traumas:Objektive Merkmale eines Traumas:
• Bedrohung des eigenen LebensBedrohung des eigenen Lebens
• Gefährdung der eigenen körperlichen UnversehrtheitGefährdung der eigenen körperlichen Unversehrtheit
• Schädigung oder tödliche Bedrohung anderer Schädigung oder tödliche Bedrohung anderer
PersonenPersonen
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Trauma-Definition nach DSM-IVTrauma-Definition nach DSM-IV
• Subjektive Merkmale eines Traumas:Subjektive Merkmale eines Traumas:
• Das Erleben intensiver HilflosigkeitDas Erleben intensiver Hilflosigkeit
• Erleben intensiver FurchtErleben intensiver Furcht
• Erleben intensiven EntsetzensErleben intensiven Entsetzens
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Unmittelbare ÜberlebensreaktionenUnmittelbare Überlebensreaktionen
• Konzentration auf existenziell Notwendiges:Konzentration auf existenziell Notwendiges:
• klares, überwaches Bewusstseinklares, überwaches Bewusstsein
• Ausblenden „unwichtiger“ DetailsAusblenden „unwichtiger“ Details
• keine Schmerzwahrnehmungkeine Schmerzwahrnehmung
• keine Gefühlswahrnehmungkeine Gefühlswahrnehmung
• automatisiertes Handelnautomatisiertes Handeln
• Nicht-Wahrnehmung der körperl. BelastungsgrenzeNicht-Wahrnehmung der körperl. Belastungsgrenze
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Typische Symptomatik nach Typische Symptomatik nach Traumatisierung ITraumatisierung I
1. 1. WiedererlebenWiedererleben
• Intrusionen: aufdrängende Erinnerungen in Form vonIntrusionen: aufdrängende Erinnerungen in Form von• Gedanken und Bildern Gedanken und Bildern • GeräuschenGeräuschen• GerüchenGerüchen• Haptischem ErlebenHaptischem Erleben
• Flashback: Wiedererleben; fühlen „wie im falschen Film“Flashback: Wiedererleben; fühlen „wie im falschen Film“
• AlbträumeAlbträume
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Typische Symptomatik nach Typische Symptomatik nach Traumatisierung IITraumatisierung II
22. Vermeiden und emotionales Abstumpfen. Vermeiden und emotionales Abstumpfen
• Vermeidungsverhalten in Bezug aufVermeidungsverhalten in Bezug auf• Orte Orte • Situationen Situationen • Gedanken, die an das traumatische Ereignis erinnernGedanken, die an das traumatische Ereignis erinnern
• GedächtnisschwierigkeitenGedächtnisschwierigkeiten
• EntfremdungsgefühlEntfremdungsgefühl
• InteressensverlustInteressensverlust
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Typische Symptomatik nach Typische Symptomatik nach Traumatisierung IIITraumatisierung III
3. Erhöhte Anspannung3. Erhöhte Anspannung
• Hypervigilanz (= Zustand einer überhöhten Wachsamkeit Hypervigilanz (= Zustand einer überhöhten Wachsamkeit
und dauernder Anspannung)und dauernder Anspannung)
• SchlafstörungenSchlafstörungen
• Reizbarkeit und WutausbrücheReizbarkeit und Wutausbrüche
• KonzentrationsschwierigkeitenKonzentrationsschwierigkeiten
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Pathologie der PTSDPathologie der PTSD
• Ein Trauma ist ein extrem stressreiches äußeres Ereignis, Ein Trauma ist ein extrem stressreiches äußeres Ereignis,
das den Betroffenen überwältigt.das den Betroffenen überwältigt.
• normale Abwehmechanismen funktionieren in der Regel normale Abwehmechanismen funktionieren in der Regel
nicht mehrnicht mehr• no fightno fight• no flightno flight
freeze or fragmentfreeze or fragment
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Gedächtnissystem der StressverarbeitungGedächtnissystem der Stressverarbeitung• HippocampusHippocampus - Archiv des Gedächtnisses - Archiv des Gedächtnisses
• BiografischBiografisch• EpisodischEpisodisch• narrativnarrativ
• AmygdalaAmygdala - „Feuerwehr“ und Notsystem - „Feuerwehr“ und Notsystem• extreme Reize sind der normalen Verarbeitung extreme Reize sind der normalen Verarbeitung
entzogenentzogen• Erinnerung ist fragmentiert, leicht zu „triggern“Erinnerung ist fragmentiert, leicht zu „triggern“• gestörte Überleitung zur Großhirnrinde - gestörte Überleitung zur Großhirnrinde -
Sprachzentren blockiertSprachzentren blockiert
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Freeze or Fragment – Handlung ist Freeze or Fragment – Handlung ist unmöglichunmöglich
• Der Organismus distanziert sich vom äußeren Geschehen Der Organismus distanziert sich vom äußeren Geschehen
(= Dissoziation)(= Dissoziation)
• Endorphinausschüttung führt zu einer „Betäubung“Endorphinausschüttung führt zu einer „Betäubung“
• Die Erinnerung wird fragmentiertDie Erinnerung wird fragmentiert
• Geordnete Gedächtnisverarbeitung ist nicht möglichGeordnete Gedächtnisverarbeitung ist nicht möglich
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Fight or Flight – Handlung ist möglichFight or Flight – Handlung ist möglich
• Aktivierung des sympathischen Nervensystems, Aktivierung des sympathischen Nervensystems, Freisetzung von Katecholaminen (Adrenalin, Freisetzung von Katecholaminen (Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol)Noradrenalin, Cortisol)
• Starke Durchblutung der MuskulaturStarke Durchblutung der Muskulatur• Bereitstellung von Glukose als „Kampfreserve“ Bereitstellung von Glukose als „Kampfreserve“
• Geschlechtsspezifische Unterschiede: Geschlechtsspezifische Unterschiede: • Frauen neigen zu Flucht Frauen neigen zu Flucht • Männer eher zum KampfMänner eher zum Kampf
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Risikofaktoren in Bezug auf die Risikofaktoren in Bezug auf die Entwicklung einer PTSDEntwicklung einer PTSD
• I. PrätraumatischI. Prätraumatisch
• II. PeritraumatischII. Peritraumatisch
• III. PosttraumatischIII. Posttraumatisch
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Prätraumatische Risikofaktoren IPrätraumatische Risikofaktoren I
• Frauen sind doppelt so oft betroffen wie MännerFrauen sind doppelt so oft betroffen wie Männer
• es scheint eine genetische Komponente zu gebenes scheint eine genetische Komponente zu geben
• Alter (höhere psychische Instabilität bei Kindern und Alter (höhere psychische Instabilität bei Kindern und
Greisen)Greisen)
• schlechte körperliche Verfassungschlechte körperliche Verfassung
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Risikofaktoren IIRisikofaktoren II
• soziale Komponente: Armut der Eltern; dysfunktionale soziale Komponente: Armut der Eltern; dysfunktionale
FamilienstrukturenFamilienstrukturen
• Vorausgegangene belastende ErlebnisseVorausgegangene belastende Erlebnisse
• Misshandlungen/Vernachlässigung in der KindheitMisshandlungen/Vernachlässigung in der Kindheit
• schwere Schicksalsschläge (adverse life events –schwere Schicksalsschläge (adverse life events –
Felitti-Studie) Felitti-Studie)
• Unfälle, schwere Erkrankung, OperationenUnfälle, schwere Erkrankung, Operationen
• Psychische VorerkrankungenPsychische Vorerkrankungen
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Peritraumatische RisikofaktorenPeritraumatische Risikofaktoren
• Dauer der traumatischen EinwirkungDauer der traumatischen Einwirkung
• Ausmaß des GeschehensAusmaß des Geschehens
• Wiederholung des EreignissesWiederholung des Ereignisses
• Intensität der subjektiv erlebten (Todes-)AngstIntensität der subjektiv erlebten (Todes-)Angst
• Ausprägung der peritraumatischen DissoziationAusprägung der peritraumatischen Dissoziation
• Ausbleiben von HilfeAusbleiben von Hilfe
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Posttraumatische RisikofaktorenPosttraumatische Risikofaktoren
• Ausmaß der akuten BeschwerdenAusmaß der akuten Beschwerden• körperliche Verletzung/ bleibende körperliche Schädenkörperliche Verletzung/ bleibende körperliche Schäden• Ausmaß des VermeidungsverhaltensAusmaß des Vermeidungsverhaltens• Mangelnde soziale UnterstützungMangelnde soziale Unterstützung• weitere äußere Stressfaktorenweitere äußere Stressfaktoren
• Angst vor dem TäterAngst vor dem Täter• finanzielle Problemefinanzielle Probleme• soziale Instabilitätsoziale Instabilität
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Schutzfaktoren in Bezug auf die Schutzfaktoren in Bezug auf die Entwicklung einer PTSD (Resilienz)Entwicklung einer PTSD (Resilienz)
• I. PrätraumatischI. Prätraumatisch
• II. PeritraumatischII. Peritraumatisch
• III. PosttraumatischIII. Posttraumatisch
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Prätraumatische SchutzfaktorenPrätraumatische Schutzfaktoren
• soziale Kompetenz soziale Kompetenz • Einbindung in die GesellschaftEinbindung in die Gesellschaft• kommunikative Kompetenzkommunikative Kompetenz• kohärentes Weltbild (Glaube an Gott und die Welt, an das kohärentes Weltbild (Glaube an Gott und die Welt, an das
Gute im Menschen, ist verlässlich)Gute im Menschen, ist verlässlich)• bindungsorientierte Persönlichkeit bindungsorientierte Persönlichkeit • Fähigkeit, zu vertrauenFähigkeit, zu vertrauen• Kontrolle über eigene HandlungenKontrolle über eigene Handlungen
Posttraumatische SchutzfaktorenPosttraumatische Schutzfaktoren
• Bindung!!Bindung!!• Soziale UnterstützungSoziale Unterstützung• Kollektive BetroffenheitKollektive Betroffenheit• „„Sinnsuche“/SinnfindungSinnsuche“/Sinnfindung• „„Postraumatic growth“Postraumatic growth“
Transgenerationale WeitergabeTransgenerationale Weitergabe
• „„genetische“ Faktoren – Genexpressivität abhängig genetische“ Faktoren – Genexpressivität abhängig vom mütterlichen Stresslevelvom mütterlichen Stresslevel
• Spiegelneurone (Rizzolatti 2002/ Bauer „Warum ich Spiegelneurone (Rizzolatti 2002/ Bauer „Warum ich fühle, was Du fühlst“ , 2006)fühle, was Du fühlst“ , 2006)
• Kaskadenmodell (Teicher 2000) Stress verändert die Kaskadenmodell (Teicher 2000) Stress verändert die neuronale Morphologieneuronale Morphologie
TraumafolgestörungenTraumafolgestörungen
1.1. PsychischPsychisch
2.2. SomatischSomatisch
3.3. SozialSozial
Wichtig im Umgang: AchtsamkeitWichtig im Umgang: Achtsamkeit
• Achtsamkeit ist das Gegenteil von DissoziationAchtsamkeit ist das Gegenteil von Dissoziation• Achtsamkeit bedeutet neugierig und offen wahrnehmen, Achtsamkeit bedeutet neugierig und offen wahrnehmen,
was ist ohne sofort etwas ändern zu müssen.was ist ohne sofort etwas ändern zu müssen.• Annähern statt VermeidenAnnähern statt Vermeiden