Download - U. Trautwein: Übergang zwischen Schule und Hochschule: Entwicklungen und Empirische Erkenntnisse
Bochum 2012, November 2012
Übergang zwischen Schule und Hochschule: Entwicklungen und Empirische Erkenntnisse Ulrich Trautwein Universität Tübingen
Eigener Hintergrund Beschreibung von Veränderungen in der Oberstufe § 1972 § 2000er Jahre
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Empirische Studien § TOSCA-Studie § Etappe 5 beim Nationalen Bildungspanel
(NEPS)
Überblick 1. Das Abitur: der deutsche Sonderweg 2. Ungelöste Probleme: Leistungsstand, Notengerechtigkeit,
soziale Disparitäten
3. Prädiktion des erfolgreichen Übertritts
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Das Abitur als Sonderweg Abitur anstatt „Aditur“: Zugangsberechtigung zur Hochschule spricht
abgebende Institution aus „Allgemeine“ Hochschulreife: Breites Fähigkeitsspektrum wird
erwartet; zumindest Einhalten von Mindeststandards erforderlich Enorme Bedeutung des Abiturs: § Zulassungsbeschränkungen bei sehr vielen „attraktiven“ Fächern § Vergleichsweise geringe Rolle anderer Kriterien wie
Leistungstests
(vgl. KMK, 1995; Tenorth, 2001; Trautwein & Neumann, 2008)
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The Big Picture: Gestaltung des Übergangs als Multidimensionale Optimierungsaufgabe Beispiele: Interessenentwicklung/“Studium auf Probe“ à Freiräume „Gerechtigkeit“ à Vereinheitlichung der Prüfungen/Prüfungsverpflichtungen à Eingangstests durch die Hochschulen à Gewährleisten gleicher Beschulungsqualität Exzellenz in bestimmten Gebieten à frühe Spezialisierung, später
reduzierte Wahlmöglichkeiten
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Rückblick ins Jahr 1972: Die große Oberstufenreform
- weitgehende Auflösung des festen Klassenverbandes
- große (Ab-)Wahl- und Profilierungsmöglichkeiten
- „Gleichwertigkeit der Fächer“ (keine Haupt- und Nebenfächer mehr)
- Grund- und Leistungskurse
- weiterhin „Allgemeine Hochschulreife“
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Pendelschwung zwischen 1972 und den 2000er-Jahren In fast allen Bundesländern: § Deutlich ausgeweitete und vereinheitlichte Beleg- und
Prüfungsverpflichtungen § Wiedereinführung von Haupt- und Nebenfächern, Verstärkung des
Kanon-Gedankens § Verstärkte Prüfungsverpflichtungen, z.T. Einführung von Zentralabitur § nur noch geringe Bezüge zur reformierten Oberstufe von 1972
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Jürgen Zöllner: Empirische Studien sind manchmal, aber nicht immer erforderlich. Manchmal reicht auch der gesunde Menschenverstand. Wenn wir die Fächerwahl in der Oberstufe einschränken, dann schafft das mehr Klarheit, eine bessere Vergleichbarkeit, mehr Vertrauen in das Abitur.
Die ZEIT, 07/2008, 7. Februar 2008
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Überblick 1. Das Abitur: der deutsche Sonderweg 2. Ungelöste Probleme: Leistungsstand, Notengerechtigkeit,
soziale Disparitäten
3. Prädiktion des erfolgreichen Übertritts
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Leistungsstand: Unterschiede zwischen Bundesländern bestehen fort
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Gymnasium
Wirtschafts-
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Soz.-päd.
Gymnasium
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Wirtschafts-
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Baden-Württemberg Hamburg
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Leistungsstand: Effekte der Reformen so groß wie erwünscht?
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Gesamt AG WG TG ArG EG SG BtG
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d = .13* d = .16*
d = .65* d = .48*
SDV= .96* SDV= .93*
Metrik: M = 50, SD = 10 in TOSCA-2002
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Leistungsstand: Basis der Reformen sinnvoll? Größte Klagen aus den am besten dastehenden Fächern: Mathematik und Naturwissenschafen
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Notengerechtigkeit: in erwünschtem Maße vorhanden? Deutliche Referenzgruppeneffekte: In leistungsschwächeren
Bundesländern/Klassen bei gleicher Leistung die besseren Noten
Neumann et al. (2010). Notengerechtigkeit. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft.
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Notengerechtigkeit: in erwünschtem Maße vorhanden? Zentrale Abiturprüfungen steuern immer nur einen (kleineren) Teil
zur Gesamtnote bei Schulleistung: Leistung der Schüler/innen oder der Lehrer/innen?
Potenzial für neue Ungerechtigkeit Abiturgesamtnote: der Beitrag von Motivation/Gewissenhaftigkeit
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Soziale Gerechtigkeit Effekte beim Übertritt Schule – Hochschule vorhanden, aber relativ
gering à auch Folge der Varianzhomogenisierung (Neue) soziale Disparitäten bei der Frage des Hochschul-Typus? § Universität, Fachhochschule, Duale Hochschule
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Überblick 1. Das Abitur: der deutsche Sonderweg 2. Ungelöste Probleme: Leistungsstand, Notengerechtigkeit,
soziale Disparitäten
3. Prädiktion des erfolgreichen Übertritts
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Empirie: Fehlende (fachspezifische) Voraussetzungen und fehlende Passung (z.B. Heine & Willich, 2006; Heublein, Schmelzer & Sommer, 2005; Nagy, 2006) § Informationsdefizit: nur etwa 1/4 der Schulabgänger fühlt sich ein
halbes Jahr vor Schulabschluss über Optionen und Möglichkeiten der weiteren Ausbildung umfassend informiert
§ Kompetenzniveau/-passung: Klagen der Hochschullehrer/Studierenden; etwa 1/3 der Studienberechtigten berichtet von Schwierigkeiten, die eigenen Fähigkeiten richtig einzuschätzen
§ Interessenpassung: etwa 1/4 der Studienberechtigten ist sich über eigene Interessen im Unklaren; falsche Repräsentation von Studienfächern
§ hohe Abbrecherquoten an Universitäten (ca. 26%)
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Einige Lösungsversuche (ohne Änderung der Rahmenbedingungen) Auf Schulseite: § Steigerung und Vereinheitlichung von Leistungsniveaus § Veränderung von Interessenstrukturen § „Propädeutik-Seminare“, „Besondere Lernleistung“ Zwischen Schule und Hochschule: § Bewerbungsprozess - Erhöhung der Interessenpassung
(Selbstassessments)
Nach Studienbeginn: § Bessere Studieneingangsphase – Eingangskurse/
Übergangskurse
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Gestaltung des Übergangs: Multidimensionale Optimierungsaufgabe The Big Picture: - Einigung über die zentralen Ziele notwendig - Unter Bezug auf Erkenntnisse der Empirischen
Bildungsforschung Daily Work: - Optimierung bei gut bekannten Defiziten
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End. Contact: [email protected]
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