Unternehmensfinanzierung: Immer noch schwierig, aber erste Anzeichen einer Besserung.
Rating erreicht zunehmend die kleineren Unternehmen.
Auswertung der Unternehmensbefragung 2005
2 Unternehmensfinanzierung
Herausgeber: KfW Bankengruppe, Konzernkommunikation Palmengartenstraße 5–9, 60325 Frankfurt am Main Telefon 069 7431-0, Telefax 069 7431-2944 [email protected], www.kfw.de Redaktion: KfW Bankengruppe, Volkswirtschaftliche Abteilung Autoren: Dr. Volker Zimmermann, Jan Schumacher Frankfurt am Main, September 2005
Verbändebefragung 2005 3
Inhaltsverzeichnis 1 Hauptergebnisse ....................................................................................................................... 5 2 Finanzierungsbedingungen: Finanzmarktwandel intensiviert sich ............................................ 9
2.1 Schwierigkeiten bei der Kreditaufnahme: Weiter schwieriges Umfeld............................. 10 2.2 Gründe für die Verschlechterung der Kreditaufnahme .................................................... 14 2.3 Kündigung der Bankverbindung: ..................................................................................... 20 2.4 Zwischenfazit ................................................................................................................... 23
3 Investitionen und ihre Finanzierung......................................................................................... 25 3.1 Investitionsziele: Ersatzinvestitionen wichtiger als Kapazitätsaufbau.............................. 27 3.2 Investitionsfinanzierung: Kleine Unternehmen noch immer stark kreditabhängig ........... 30 3.3 Ablehnung von Investitionskrediten: Knapp ein Viertel der Unternehmen investiert trotz
Ablehnung eines Investitionskredits .................................................................................... 32 3.4 Gründe für die Ablehnung von Investitionskrediten......................................................... 35 3.5 Zwischenfazit ................................................................................................................... 37
4 Fördermittel: Neue Herausforderungen für die Förderung ...................................................... 39 4.1 Wer nutzt welche Fördermittel? ....................................................................................... 39 4.2 Fast 80% der Anträge von Fördermitteln sind erfolgreich ............................................... 43 4.3 Zwischenfazit ................................................................................................................... 46
5 Finanzierungsquellen und Instrumente ................................................................................... 47 5.1 Nach wie vor herausragende Bedeutung traditioneller Finanzierungsquellen................. 47 5.2 Zwischenfazit ................................................................................................................... 53
6 Eigenkapitalausstattung .......................................................................................................... 55 6.1 Erhöhung des Eigenkapitals: Eindeutige Fortschritte erkennbar..................................... 55 6.2 Zwischenfazit ................................................................................................................... 64
7 Rating ...................................................................................................................................... 66 7.1 Ratingkriterien – Kenntnisstand weiterhin unbefriedigend............................................... 66 7.2 Konkrete Ratingnote ist kaum bekannt............................................................................ 68 7.3 Zwischenfazit ................................................................................................................... 75
8 Zahlungsverhalten................................................................................................................... 76 8.1 Zahlungsverhalten von privaten Kunden und öffentlichen Auftraggebern ....................... 76 8.2 Gegenmaßnahmen.......................................................................................................... 87 8.3 Eigenes Zahlungsverhalten ............................................................................................. 93 8.4 Zwischenfazit ................................................................................................................... 99
9 Zusammenfassung und Ausblick........................................................................................... 101 Literaturverzeichnis ....................................................................................................................... 103 Anhang: Struktur des Samples...................................................................................................... 104
4 Unternehmensfinanzierung
Verbändebefragung 2005 5
Unternehmensfinanzierung: Immer noch schwierig, aber erste Anzeichen einer Besserung.
Rating erreicht zunehmend die kleineren Unternehmen.
Ergebnisse der Unternehmensbefragung 2005
1 Hauptergebnisse
Gemeinsam mit 25 Fach- und Regionalverbänden der Wirtschaft hat die KfW auch in diesem Jahr eine breitflächige Befragung von Unternehmen aller Größenklassen, Branchen, Rechtsformen und Regionen zu ihrer Bankverbindung, ihren Kreditbedingungen und ihren Finanzierungsgewohnhei-ten durchgeführt.1 Die Befragung fand im 1. Quartal 2005 statt. Wie im Jahr zuvor ist das Ziel, ak-tuelle Fakten, Einschätzungen und Probleme zu diesen Themenkreisen festzustellen, vor allem aber herauszufinden, in welchem Maße die strukturellen Änderungen auf den Finanzmärkten zu einem Wandel der Unternehmensfinanzierung geführt haben. Darüber hinaus wurden wiederum Informationen zu einem Sonderthema erfragt. In diesem Jahr wurde das Zahlungsverhalten gewählt, da in der öffentlichen Diskussion die Klagen über eine all-gemeine Verschlechterung des Zahlungsverhaltens stark zugenommen haben und sich ein schlechtes Zahlungsverhalten auch auf die Finanzierungssituation der Unternehmen auswirken kann. Die Hauptergebnisse der diesjährigen Befragung sind:
Finanzierungsbedingungen weiterhin schwierig 1. Der Finanzmarktwandel schreitet zügig voran. Die Kreditaufnahme ist in den letzten zwölf Mo-
naten wiederum für 42 % der Unternehmen spürbar schwieriger geworden. Es deutet sich je-doch eine Konsolidierung an, da inzwischen knapp 7% der Unternehmen von einer verbesser-ten Situation berichten, während dieser Wert im Vorjahr nur bei leicht über 4% lag. Gleichzeitig ist der Anteil der Betriebe, die über Verschlechterungen klagen, geringfügig gesunken. Die wichtigsten Gründe für eine schwierigere Kreditaufnahme sind – wie im Vorjahr – gestiegene Anforderungen an die Offenlegung von Informationen und die Forderung von mehr Sicherhei-ten, wobei die Offenlegung nun den häufigsten Grund darstellt. Im Schnitt werden weniger Gründe für ein schwieriger gewordenes Kreditumfeld genannt als im Vorjahr, was ebenfalls ein Indiz für eine Konsolidierung darstellt. Von Erleichterungen bei der Kreditaufnahme profitieren auch kleine Unternehmen. Insbesondere ist der Anteil der Kleinunternehmen, die Probleme haben, überhaupt einen Kredit zu bekommen, deutlich um knapp 8 Prozentpunkte zurückge-gangen.
2. Zwischen alten und neuen Bundesländern zeigen sich keine signifikanten Unterschiede hin-sichtlich der Schwierigkeiten bei der Kreditaufnahme. Unterschiedlich sind jedoch die Gründe für Schwierigkeiten: In den neuen Bundesländern werden lange Bearbeitungs- und Entschei-dungsdauer sowie Probleme, überhaupt Kredite zu erhalten, häufiger und Dokumentations- und Offenlegungserfordernisse seltener vermeldet als im Westen.
3. Fast drei Viertel der antwortenden Unternehmen haben im Betrachtungszeitraum Investitionen durchgeführt. Dabei stehen Erweiterungsinvestitionen (42%) in ihrer Bedeutung leicht hinter Ersatzinvestitionen (45%) zurück. 24% der Unternehmen, die zur Finanzierung der Investition einen Bankkredit beantragt hatten, berichten von der Ablehnung des Antrags durch das Kredit-institut. Besonders häufig sind davon Kleinunternehmen sowie ostdeutsche Unternehmen be-troffen. Die wichtigsten Gründe für eine Kreditablehnung waren unzureichende Sicherheiten und zu niedrige Eigenkapitalquoten der Unternehmen.
1 Den Auswertungen liegen die Angeben von rund 6000 Unternehmen zugrunde. Zur Datenerhebung und Struktur der Daten s. Anhang.
6 Unternehmensfinanzierung
4. Von der stärkeren Risikoorientierung der Kreditinstitute sind große wie kleine Unternehmen inzwischen gleichermaßen betroffen: Zwar sehen sich kleinere Unternehmen im Vergleich zu größeren nach wie vor höheren Sicherheitsforderungen gegenüber. Bei den Transparenzan-forderungen der Institute, die für eine aussagekräftige Risikoanalyse und die Berechnung risi-koadäquater Finanzierungskonditionen benötigt werden, existieren hingegen kaum noch Un-terschiede. Dies deutet auf die mittlerweile flächendeckende Verbreitung bankinterner Rating-tools hin, die nun auch bei kleinen Unternehmen Anwendung finden. Erfreuliche Folge ist, dass kleine Unternehmen inzwischen seltener Probleme haben, überhaupt Kredite zu bekommen. Früher führten die für alle Kunden eines Kreditinstitutes weitgehend einheitlichen Zinssätze da-zu, dass vor allem kleinere Unternehmen Schwierigkeiten hatten, überhaupt Kredite zu erhal-ten. Heute nutzen Banken und Sparkassen Ratingtools dazu, Kreditkonditionen zunehmend ri-sikoorientiert zu gestalten. Damit wird insbesondere für kleine Unternehmen der Zugang zu Bankkrediten erleichtert.
5. Die Aufschlüsselung der Investitionstätigkeit und ihrer Finanzierung nach Branchen zeigt deut-lich, dass die stärker exportorientierten Branchen von der dynamischen weltwirtschaftlichen Entwicklung profitieren konnten. Sie konnten insbesondere im Wege der Innenfinanzierung ihre Eigenkapitalposition verbessern, der im Hinblick auf das Kreditrating eine wichtige Signalfunk-tion gegenüber der Bank zukommt. Demgegenüber waren die stark von der Binnenkonjunktur abhängigen Branchen von der schwachen inländischen Wirtschaftsentwicklung negativ betrof-fen. Unzureichende Absatzmöglichkeiten und eine angespannte Ertragslage machten einen Ausbau der Eigenkapitaldecke schwierig, sie erlebten auch häufiger eine Verschlechterung ih-res Kreditratings. So verwundert es nicht, dass die stärker exportabhängigen Branchen Verar-beitendes Gewerbe sowie Groß- und Außenhandel seltener von Kreditablehnungen betroffen waren als die stärker binnenwirtschaftlich orientierten Branchen. Dies zeigt, dass ein Teil der Finanzierungsprobleme durch konjunkturelle Faktoren bedingt ist.
Finanzierungsquellen: Trotz Umdenken bei den Unternehmen sind traditionelle Instrumente weiterhin von herausragender Bedeutung 6. Über alle Unternehmensgrößenklassen und Branchen hinweg spielen die klassischen Finan-
zierungsinstrumente auch weiterhin eine herausragende Rolle: Die Innenfinanzierung und der Bankkredit sind die bei weitem wichtigsten Finanzierungsformen. Mit steigender Unterneh-mensgröße erfahren alternative Finanzierungsinstrumente wie das Leasing jedoch einen ge-wissen Bedeutungszuwachs. Nicht zuletzt aufgrund des schwieriger werdenden Kreditzugangs sind viele Unternehmen bestrebt, nicht-traditionelle Finanzierungsinstrumente in Zukunft ver-stärkt einzusetzen, um ihre Finanzierungsquellen zu diversifizieren. Viele Unternehmen erwar-ten für die alternativen Instrumente immer noch nur ein relativ geringes Bedeutungswachstum. Es ist notwendig, dass sich Unternehmen in Zukunft stärker mit dem ständig wachsenden An-gebot innovativer Finanzierungsinstrumente befassen.
7. Dabei zeigen sich nur geringe Unterschiede je nach Unternehmensgröße: Grundsätzlich pla-nen große Unternehmen zwar eher, alternative Finanzierungsquellen zu erschließen als kleine. Die Unterschiede sind jedoch gering und wohl eher darauf zurückzuführen, dass viele Alterna-tiven wie Mezzaninekapital, Anleihen oder Beteiligungskapital (bisher) erst ab einer gewissen Mindestgröße des Unternehmens sinnvoll und verfügbar sind. Finanzierungsinstrumente, für die Mindestgrößen kaum eine Rolle spielen, wie das Leasing werden hinsichtlich ihres zukünf-tigen Bedeutungszuwachs dementsprechend über die Unternehmensgrößenklassen hinweg sehr ähnlich eingestuft.
8. Die große Bedeutung der Eigenkapitalausstattung wird von den Unternehmen erkannt: 43% der befragten Unternehmen haben im Beobachtungszeitraum ihre Eigenkapitalquote erhöht, während nur 19% eine gesunkene Quote gemeldet haben. Dabei waren es vor allem die gro-ßen Unternehmen, die ihre Eigenkapitaldecke stärken konnten. Knapp 45% der Unternehmen planen in Zukunft eine Erhöhung ihrer Eigenkapitalquote und etwa 18% würden sie gerne er-höhen, sehen hierfür aber keine realistischen Möglichkeiten. Das mit großem Abstand wichtigs-te Instrument der Eigenkapitalerhöhung ist die Gewinnthesaurierung, gefolgt von der Aufsto-ckung eigener Einlagen. Rund 10% der Unternehmen wollen ihre Finanzierungsstruktur aber auch durch die Aufnahme von Mezzaninekapital verbessern.
Verbändebefragung 2005 7
Förderkredite und Zuschüsse sind die beliebtesten Förderinstrumente 9. Fördermittel sind für die Investitionsfinanzierung der Unternehmen weiterhin von erheblicher
Bedeutung. Knapp ein Viertel der befragten Unternehmen griff im Beobachtungszeitraum auf die existierenden Förderangebote (Förderkredite, Zuschüsse, Zulagen, Bürgschaften etc.) zu-rück. Die mit Abstand am häufigsten beantragten Fördermittel waren Förderkredite der KfW Bankengruppe (39%) sowie Zuschüsse und Zulagen (40%). Unternehmen in den neuen Bun-desländern messen Zulagen und Zuschüssen eine besonders hohe Bedeutung bei. In den al-ten Bundesländern sind KfW-Förderkredite das am Häufigsten genutzte Instrument.
10. Der Informationsstand über Förderangebote ist im Allgemeinen gut. Auch an der Beantragung von Fördermitteln wurde relativ wenig beanstandet. Nur jeweils 13% derjenigen Unternehmen, die keine Fördermittel in Anspruch genommen haben, begründeten dies mit fehlenden Informa-tionen bzw. einem zu aufwendigen Beantragungsverfahren und 55% benötigten nach eigener Einschätzung keine Förderung.
11. Wer Fördermittel beantragt, hat sehr gute Chancen, diese auch zu bekommen: Im Durchschnitt aller Unternehmensgrößenklassen und Branchen haben 79% der Antragsteller eine Zusage erhalten. Nur in 21% der Fälle wurden Anträge von der Hausbank oder den Förderinstituten abgelehnt.
Rating: Informationsdefizite bestehen fort 12. Die hohe Bedeutung, die dem bankinternen Rating für die Unternehmensfinanzierung zu-
kommt, ist zwar den weitaus meisten Unternehmen (65%) klar. Allerdings kennen über 52% der Unternehmen ihre konkrete Ratingnote nicht. Insbesondere kleine Unternehmen sind hier uninformiert. Die Wissenslücke geht in erster Linie auf das Konto der Unternehmen, da knapp 86% der Unternehmen, die ihre Note nicht kennen, sich auch nicht bei ihrer Bank erkundigt haben. In immerhin 14% der Fälle gab aber die Bank keine Auskunft.
13. Von den Unternehmen, die ihre Ratingeinstufung kennen, konnten über 38% ihr Rating im ver-gangenen Jahr verbessern, während es sich bei nur knapp 10% verschlechterte. Gerade in den Branchen, die von der Belebung der Exportnachfrage profitieren konnten, haben beson-ders viele Unternehmen ihr Rating verbessern können. Aber auch viele Unternehmen aus den übrigen Branchen waren in der Lage, Fortschritte zu machen, was darauf hinweist, dass infor-mierte Unternehmen auch bei schlechter Konjunkturlage Maßnahmen in Angriff nehmen kön-nen, die positiv auf ihr Rating wirken.
Zahlungsverhalten 14. Über 40% der Unternehmen berichten von einer Verschlechterung des Zahlungsverhaltens
ihrer privaten Firmenkunden. Ein Drittel der befragten Firmen klagt über Verschlechterungen bei öffentlichen Auftraggebern. Bausektor, Groß- und Außenhandel sowie das Handwerk ver-melden besonders häufig eine Verschlechterung im Zahlungsverhalten ihrer Kunden. Zah-lungsausfälle machen im Mittel der befragten Unternehmen knapp über 1% des Jahresumsat-zes aus.
15. Der Bausektor nimmt hierbei eine Sonderrolle ein: Einerseits beklagen sich 42% der Unter-nehmen, die in Geschäftsbeziehung zu Unternehmen der Baubranche stehen, über eine Ver-schlechterung deren Zahlungsverhaltens. Andererseits berichten die Bauunternehmen beson-ders häufig, dass sie durch ein verschlechtertes Zahlungsverhalten ihrer Auftraggeber selbst unter Druck geraten und ihre Zahlungstermine dadurch schlechter einhalten können.
16. Um auf das verschlechterte Zahlungsverhalten zu reagieren, haben 80% der Unternehmen Maßnahmen ergriffen. Dabei standen die Verbesserung des Mahnwesens sowie die ständige Überwachung der Zahlungsströme im Vordergrund. Auch konsequente rechtliche Schritte wer-den von vielen Unternehmen bei Zahlungsverzögerungen eingeleitet. Externes Inkasso, die Einführung kundenspezifischer Konditionen und die Nutzung von Factoring wurden als Maß-nahmen seltener genannt.
8 Unternehmensfinanzierung
17. Der wichtigste Grund für die Unternehmen, auf Maßnahmen wegen schlechten Zahlungsver-haltens zu verzichten, ist die Furcht, einen wichtigen Kunden zu verlieren. Die Nennungen die-ses Grundes nehmen mit zunehmender Unternehmensgröße zu, was darauf hinweist, dass Großunternehmen Zahlungsverzögerungen eher verkraften können als kleine Unternehmen. Im Gegensatz dazu fürchten Kleinunternehmen vor allem die hohen Kosten rechtlicher Schrit-te.
Fazit: Unternehmensfinanzierung immer noch schwierig, aber erste Anzeichen einer Besse-rung.
Zusammenfassend belegen die Ergebnisse, dass der Wandel auf den Finanzmärkten zügig voran-geschritten ist. Die Finanzierungsprobleme der Unternehmen haben sich gegenüber den Vorjahren noch nicht durchgreifend entspannt, aber erste Konsolidierungstendenzen werden erkennbar.
Sowohl Kreditinstitute wie auch Unternehmen passen ihr Verhalten an die neuen Gegebenheiten an. Die Kreditinstitute haben ihre Kreditportfolios bereinigt, flächendeckend moderne Ratingverfah-ren eingeführt und vergeben Kredite nach transparenteren Risikokriterien. Viele Unternehmen ha-ben sich an den Umgang mit dem Rating gewöhnt und ihre Handlungsmöglichkeiten erkannt. Sie wollen ihre Eigenkapitalquote steigern und ihre Finanzierungsquellen diversifizieren, nicht wenige gehen bereits erfolgreich diesen Weg.
Dennoch verbleibt Handlungsbedarf: Alternative Finanzierungsinstrumente werden von den Unter-nehmen nur zögerlich angenommen und ihre zukünftige Bedeutung wird unterschätzt. Kleinere Unternehmen profitieren im Vergleich zu Großunternehmen bislang noch unterdurchschnittlich von der verhaltenen Verbesserung der Finanzierungssituation. Besonders in Branchen, die von der schwachen Binnenkonjunktur abhängen, ist die Ertragslage der Unternehmen angespannt und entsprechend stehen nicht ausreichend freie Mittel für die Innenfinanzierung zur Verfügung. Hier-unter leidet die Kreditwürdigkeit, und auch die Eigenkapitalausstattung bleibt unzureichend.
Die Marschroute für eine nachhaltige Verbesserung des Finanzierungsklimas führt daher über mindestens drei Stationen: über die weitere konsequente Förderung vor allem kleiner Unterneh-men mit marktgerechten Mitteln, über eine deutliche Belebung der inländischen Nachfrage und schließlich über den Willen der Unternehmen, den bereits vielfach eingeschlagenen Weg der An-passung an die neuen Gegebenheiten auch weiterzugehen.
Verbändebefragung 2005 9
2 Finanzierungsbedingungen: Finanzmarktwandel intensiviert sich
Seit einigen Jahren befinden sich die Finanzmärkte weltweit in einem umfassenden Veränderungsprozess.
Der Finanzmarktwandel betrifft Deutschland ganz besonders, da das hiesige Finanzsystem im Gegensatz zu
den kapitalmarktorientierten Finanzsystemen angelsächsischer Prägung jahrzehntelang stark bankenorien-
tiert war. Die Hausbankbeziehung stellte eine stabile Versorgung mit günstigem langfristigem Fremdkapital
sicher. Die Stabilität der Finanzierungsbeziehungen zwischen mittelständischen Unternehmen und Haus-
bank war unzweifelhaft maßgeblich für den wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands. Vielleicht funktionierte die
geradezu symbiotische Zusammenarbeit zwischen Hausbank und Unternehmen sogar zu gut, da sie es
vielen Unternehmen erlaubte, die Bildung von Eigenkapital zu vernachlässigen. Die Folge war zum einen
eine im internationalen Vergleich schwache Eigenkapitalausstattung der Unternehmen und zum anderen ein
sich nur zögerlich entwickelnder Kapitalmarkt.
Inzwischen haben sich die Rahmenbedingungen und damit die Finanzierungsbedingungen in Deutschland
jedoch geändert. Das gemeinsame Auftreten mehrerer Makrotrends hat das Finanzierungsumfeld in Bewe-
gung gebracht: Die Entwicklung und breite Anwendung der Informations- und Kommunikationstechnologien,
die Liberalisierung und Deregulierung der Kapitalmärkte, die Harmonisierung der Finanzmarktregulierung
sowie die (bei intensiverem Wettbewerb) wachsende Bedeutung von Risiko- und Rentabilitätserwägungen
machten und machen es für Unternehmen und Banken notwendig, sich an internationale Gegebenheiten
anzupassen, um den Anschluss an die Weltspitze nicht zu verlieren. Nachdem die deutschen Banken und
Sparkassen in den letzten Jahren in die tiefste Ertrags- und Kostenkrise der Nachkriegszeit gerutscht waren
begannen sie, zielgerichtet ihre Kreditportfolios zu bereinigen, definierten klare Kundenzielgruppen und Ge-
schäftsstrategien und leiteten Kostensenkungs- und organisatorische Maßnahmen ein. Kreditengagements
und -wünsche werden systematisierten Bonitätsprüfungen unterzogen. Auf Basis der Ratings wird über Kre-
ditzusage und -ablehnung entschieden und bei den Kreditkonditionen ersetzen risikodifferenzierte Zinsen
zusehend den Einheitszins.
Die große Herausforderung für die Unternehmen besteht darin, diese Veränderungen als Chance zu begrei-
fen. Viele – vor allem kleinere – Unternehmen müssen die noch relativ neue Ratingkultur annehmen und so
das eigene Unternehmen an die sich wandelnden Anforderungen ausrichten. Neue Finanzierungsinstrumen-
te – wie zum Beispiel Beteiligungs- oder Mezzaninkapital – stehen zunehmend zur Verfügung, die es Unter-
nehmen erlauben, ihre Kapitalstruktur zu optimieren. Die Unternehmen müssen sich diesen neuen Finanzie-
rungsinstrumenten öffnen, um einerseits ihre Finanzierungsquellen zu diversifizieren und andererseits ihre
Kapitalstruktur zu verbessern, um weiterhin Zugang zu Bankkrediten zu haben.
Bereits die letztjährige Unternehmensbefragung zeigte deshalb eine unverändert schwierige Position der
mittelständischen Wirtschaft bei der Kreditaufnahme, verursacht insbesondere auch durch gestiegene An-
forderungen der Banken hinsichtlich der Bereitstellung von Kreditsicherheiten.
Um beurteilen zu können, welche Auswirkungen die Veränderungen auf den Finanzmärkten im letzten Jahr
auf die Finanzierungssituation der Unternehmen hatten, wurden die Unternehmen in der vorliegenden Studie
10 Unternehmensfinanzierung
gefragt, ob die Kreditaufnahme in den vergangenen 12 Monaten vor dem Befragungszeitraum (1. Quartal
2005) für sie leichter bzw. schwieriger geworden oder unverändert geblieben ist. Wurde die Kreditaufnahme
als schwieriger angesehen, baten wir um Angabe hinsichtlich der Gründe für die Erschwernis.
2.1 Schwierigkeiten bei der Kreditaufnahme: Weiter schwieriges Umfeld
Wie schon in den vergangenen Jahren lässt die vorliegende Befragung auf ein eher schwieriges Umfeld für
die Kreditvergabe schließen. Über 42% (Vorjahr 43,2%) der Unternehmen berichten, dass die Kreditauf-
nahme in den vergangenen 12 Monaten schwieriger geworden sei, während knapp die Hälfte der befragten
Betriebe sich einer unveränderten Bereitschaft zur Kreditvergabe seitens der Banken gegenübersieht. Ein
Grund für Klagen über eine erschwerte Kreditaufnahme ist, dass Kreditinstitute ihre Kredite vermehrt unter
Risikogesichtspunkten vergeben und bepreisen, und dass dies häufig als Erschwernis wahrgenommen wird.
Positiv ist zu vermerken, dass der Anteil der Unternehmen, die von einer erleichterten Kreditaufnahme be-
richten, von 4,4% im Vorjahr auf inzwischen über 6% angestiegen ist.
Grafik 1: Veränderung der Kreditaufnahme nach Umsatzgrößenklassen (Anteile in %)
11,9%
46,1%
42,4%
49,1%
56,0%
62,5%
51,0%
50,2%
53,8%
45,0%
35,5%
25,6%
42,4%
6,6%
8,5%
5,9%
3,8%
3,7%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
bis 1 Mio. EUR (1.130)
über 1 bis 2,5 Mio.EUR (771)
über 2,5 bis 10 Mio.EUR (1.400)
über 10 bis 50 Mio.EUR (1.303)
über 50 Mio. EUR(714)
Alle Unternehm en(5.374)
leichter
gleich
schwieriger
Die Auswertung nach Umsatzgrößenklassen offenbart eine deutliche Tendenz: Mit steigender Unterneh-
mensgröße nehmen die Finanzierungsschwierigkeiten am Kreditmarkt deutlich ab (s. Grafik 1). Während
Kleinstunternehmen mit einem Jahresumsatz von bis zu 1 Mio. EUR nur selten (3,7%) über Erleichterungen
bei der Kreditaufnahme berichten, liegt der Anteil der Unternehmen, deren Kreditaufnahme weiterhin schwie-
rig ist, mit über 50% deutlich über dem Durchschnitt der befragten Unternehmen. Umgekehrt klagt lediglich
ein Viertel der größten Unternehmen (Jahresumsatz über 50 Mio. EUR) über Verschlechterungen, während
knapp ein Achtel der Firmen dieser Kategorie von einer Erleichterung bei der Kreditfinanzierung profitieren.
Verbändebefragung 2005 11
Betrachtet man die Größenklassen zwischen diesen beiden Gruppen, so hellt sich das Bild mit steigender
Größe zunehmend auf.
Grafik 2: Veränderung der Kreditaufnahme nach Branchen (Anteile in %)
53,4%
42,1%
45,2%
57,0%
49,0%
51,0%
37,2%
56,2%
52,1%
35,8%
45,9%
42,4%
6,6%
5,1%
7,2%
2,7%
1,7%
9,4%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
VerarbeitendesGewerbe (2.353)
Bau (523)
Einzelhandel (815)
Groß- undAußenhandel (866)
Diens tleis tungen(690)
Alle Unternehm en(5.374)
leichter
gleich
schwieriger
In der Branchenaufgliederung ist der Anteil der Unternehmen, die von erleichterter Kreditaufnahme berich-
ten, im Verarbeitenden Gewerbe und im Groß- und Außenhandel besonders hoch. Unternehmen in diesen
Branchen profitieren zu über 9% bzw. zu über 7% von einer verbesserten Kreditvergabepolitik (s. Grafik 2).
Besonders schwierig ist die Lage nach wie vor im Baugewerbe und im Einzelhandel einzustufen. In beiden
Branchen klagt ein überdurchschnittlich großer Teil der Unternehmen über eine weiterhin schwieriger wer-
dende Kreditaufnahme.
Die starke Exportnachfrage sorgt vor allem im Verarbeitenden Gewerbe sowie im Groß- und Außenhandel
gegenwärtig für eine gute Ertragslage. Dies wirkt sich positiv auf die Bereitschaft der Banken aus, Kredite an
Unternehmen dieser Branchen zu vergeben. Gleichzeitig ist vor allem die schwache Inlandsnachfrage für
eine momentan angespannte Ertragslage im Baugewerbe, im Einzelhandel und im Dienstleistungsgewerbe
verantwortlich. Daher sind Kreditinstitute mit Kreditvergaben an Unternehmen in diesen Branchen, die maß-
geblich von der Binnenkonjunktur getragen werden, besonders vorsichtig. Entsprechend klagen diese Un-
ternehmen deutlich häufiger über eine geringe Bereitschaft der Kreditinstitute zur Kreditvergabe.
In den alten Bundesländern melden 6,9% der Unternehmen eine Verbesserung der Situation bei der Kredit-
aufnahme (Vorjahr: 4,5%) und 41,3% eine Verschlechterung. Unternehmen aus den neuen Bundesländern
berichten dagegen mit einem Anteil von rund 50% eine sich gegenüber dem Vorjahr weiterhin verschlech-
12 Unternehmensfinanzierung
ternde Situation (Vorjahr: 42,4%) (s. Grafik 3). Wie Regressionsanalysen2 zeigen, sind die Unterschiede in
der Beurteilung der Möglichkeiten zur Kreditaufnahme in Ost und West auf die verschiedene Branchen- und
Unternehmensgrößenstruktur zurückzuführen. Darüber hinaus kann ein gesonderter „Ost-Effekt“ somit nicht
ermittelt werden. Das heißt ein bestimmtes Unternehmen in einer bestimmten Branche und einer bestimmten
Größenklasse zeigt in Ost und West das gleiche Antwortmuster. Dies zeigt, dass die Kreditaufnahme für
Unternehmen in den neuen Bundesländern nicht signifikant schwieriger ist, als für die Mitbewerber in den
alten Bundesländern. Auch wenn Handwerksbetriebe nach wie vor überdurchschnittlich häufig von einer
schwieriger werdenden Kreditaufnahme berichten, so lässt ein vergleichender Blick zum letzten Jahr doch
auf eine Stabilisierung der Situation hoffen. Der Anteil der Unternehmen mit erleichterter Kreditaufnahme ist
auf knapp 4% angestiegen und über 45% der Handwerksbetriebe sehen sich inzwischen zumindest unver-
änderten Bedingungen gegenüber, während es vor Jahresfrist noch knapp 3% bzw. 43% waren.
Grafik 3: Veränderung der Kreditaufnahme nach Regionen und Handwerk (Anteile in %)
45,1%
51,8%
45,9%
51,0%
51,2%
41,3%
49,8%
42,4%
6,6%
4,4%
6,9%
3,7%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Handwerk (683)
West (4.676)
Os t (687)
Alle Unternehm en(5.374)
leichter
gleich
schwieriger
Zu den beschriebenen Veränderungen bei der Kreditvergabesituation tragen alle Institutsgruppen – wenn
auch auf unterschiedlichem Niveau – bei (s. Grafik 4). Am häufigsten berichten Kunden mit einer Haupt-
bankverbindung zu einer privaten Bank von Erleichterungen. Über 8% (Vorjahr 4,6%) der Betriebe profitier-
ten von einer einfacheren Kreditaufnahme und der Anteil der Unternehmen, die über erschwerte Kreditauf-
nahme klagen, sank von knapp 42% im Vorjahr auf etwas über 37%. Trotz leicht verbesserter Situation,
berichten nach wie vor Kunden von Genossenschaftsbanken am häufigsten von erschwertem Kreditzugang.
Allerdings zeigen auch hier Regressionsanalysen, dass dieses Ergebnis nicht auf ein unterschiedliches Ver-
halten der untersuchten Kreditinstitute zurückzuführen ist, sondern sich in den Unterschieden (Größe, Bran-
2 Zusätzlich zur tabellarischen Aufbereitung wurden die Antworten der Unternehmen mit Hilfe multivariater Methoden untersucht. Sie erlauben die Identifikation des Einflusses eines Merkmals wie etwa der Branche auf die Veränderung der
Verbändebefragung 2005 13
che) ihrer Kundenstruktur begründet. Grafik 5 zeigt, unterhalten nach wie vor kleine Unternehmen eher eine
Bankverbindung zu einer Sparkasse oder Genossenschaftsbank, während große Unternehmen sich eher an
private Banken wenden. Die Sparkassen scheinen jedoch auch ihre Position im Bereich der Unternehmen
mit einem Jahresumsatz über 50 Mio. EUR gefestigt zu haben.
Grafik 4: Veränderung der Kreditaufnahme nach Hauptbankverbindung (Anteile in %)
54,5%
48,8%
48,2%
51,0%
37,1%
44,8%
46,2%
42,4%
6,6%
5,5%
6,4%
8,4%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Private Bank (2.749)
Sparkasse (2.893)
Genossenschaftsbank(1.702)
Alle Unternehm en(5.374)
leichter
gleich
schwieriger
Insgesamt lässt sich ein eher gemischtes Bild der unternehmerischen Finanzierungssituation zeichnen: Zu-
mindest die exportabhängigen Branchen profitieren von mittelfristig guten Ertragsaussichten, wenn die star-
ke Auslandsnachfrage weiterhin den deutschen Export antreibt. Diese positiven Aussichten erhöhen die
Bereitschaft der Kreditinstitute, Kredite an Unternehmen dieser Branchen zu vergeben. Dementsprechend
sind Klagen über eine schwieriger werdende Kreditaufnahme hier seltener berichtet worden. In Branchen,
die hauptsächlich von der Binnennachfrage abhängen, sind Gewinnsituation und Ertragsaussichten momen-
tan noch eingetrübt, dementsprechend sind Klagen über Schwierigkeiten bei der Kreditaufnahme häufiger zu
vernehmen. Allerdings werden sich auch hier positive Tendenzen verstärken, sobald der Konjunkturmotor
anspringt und den Verbraucherkonsum mitzieht. Die Ergebnisse der Auswertungen zeigen, dass von den
ersten Erholungstendenzen vornehmlich große Unternehmen profitieren, während sich kleinere Unterneh-
men nach wie vor in einem weiterhin schwierigen Kreditumfeld bewegen.
Kreditaufnahme nachdem beispielsweise für die Größenstruktur kontrolliert wird.
14 Unternehmensfinanzierung
Grafik 5: Umsatzgrößenklassen und Hauptbankverbindung (Anteile in %)
25,6%
23,0%
13,0%
18,2%
15,4%
10,0%
29,2%
28,0%
22,9%
20,5%
23,3%
31,4%
6,1%
10,3%
22,8%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Genossenschaftsbank
Sparkassen
Private Bank
bis 1 Mio EURüber 1 bis 2,5 Mio EURüber 2,5 bis 10 Mio EURüber 10 bis 50 Mio EURüber 50 Mio EUR
Lesehilfe: 22,8% der Kunden von privaten Banken sind Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 50 Mio. EUR.
2.2 Gründe für die Verschlechterung der Kreditaufnahme Die von den Unternehmen angegebenen Ursachen für eine schwierigere Kreditaufnahme widerspiegeln die
Auswirkungen des eingangs angesprochenen Finanzmarktwandels. Die am häufigsten erwähnten Gründe
waren mit knapp 60% die erhöhten Anforderungen an die Offenlegung von Geschäftszahlen und -strategien
sowie mit fast 58% die Einforderung höherer Sicherheiten (s. Grafik 6). Erhöhte Anforderungen an die Do-
kumentation von Investitionsvorhaben werden als drittwichtigstes Problemfeld genannt. Alle drei Aspekte
leiten sich aus der Ratingkultur und dem Bestreben der Kreditinstitute ab, das Kreditrisiko realistisch ein-
schätzen zu können und die Forderung gegebenenfalls (höher) zu besichern.
Dagegen treten Gründe, die auf eine generell schwierige Refinanzierungssituation schließen lassen, lang-
sam aber spürbar in den Hintergrund. So wird zum Beispiel die unter „Klimaverschlechterung“ subsumierte
Güte der Geschäftsbeziehung zum Kreditinstitut in deutlich weniger als einem Viertel der Fälle als Grund
genannt. Dies lässt darauf schließen, dass Umorganisationen innerhalb der Kreditinstitute und Bereinigun-
gen der Kreditportfolien, die in den vergangenen Jahren die subjektiv empfundene Verschlechterung der
Bank-Kunde-Beziehung bewirkt haben, inzwischen allmählich zum Abschluss kommen.
Es ist interessant, festzustellen, dass im Vergleich zur Befragung des Vorjahres in allen Größenklassen –
wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß – alle Gründe für ein schwieriger gewordenes Kreditumfeld von
weniger Unternehmen genannt wurden. Dies kann als allmähliche Erholung der Situation auf dem Kredit-
markt verstanden werden. Es ist jedoch auch möglich, dass insgesamt ein „Gewöhnungseffekt“ an die Ver-
änderungen auf dem Kapitalmarkt eingetreten ist.
Verbändebefragung 2005 15
Grafik 6: Gründe für die Verschlechterung der Kreditaufnahme nach Umsatzgrößenklassen (Anteile in %)
19,6%
20,5%
43,6%
38,3%
29,6%
25,2%
36,9%
42,1%
40,3%
42,8%
39,9%
53,7%
64,2%
60,0%
62,0%
59,6%
23,8%
19,8%
20,0%
19,8%
21,6%
61,2%
57,4%
61,3%
55,7%
41,2%
57,7%
25,4%
23,7%
25,4%
25,4%
29,1%
25,5%
22,5%
20,9%
23,9%
19,7%
33,1%
19,2%36,8%
60,4%
24,2%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
bis 1 Mio. EUR(564)
über 1 bis 2,5Mio. EUR (413)
über 2,5 bis 10Mio. EUR (625)
über 10 bis 50Mio. EUR (460)
über 50 Mio.EUR (182)
AlleUnternehm en
(2.267)
höhere Zinsen
Problem e überhaupt noch Kreditezu erhalten
Anforderungen an Dokum entation
Anforderung an Offenlegung
Klim averschlechterung
m ehr Sicherheiten
langwierige Bearbeitungs-/Entscheidungsdauer
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
Das Problem, überhaupt noch einen Kredit zu erhalten, betrifft vor allem kleine Unternehmen. Während bei
den größten Unternehmen solche Schwierigkeiten in weniger als einem Fünftel der Fälle eine Rolle spielen,
geben über 43% (Vorjahr: 51,3%) der Unternehmen mit weniger als 1 Mio. EUR Jahresumsatz an, dass ihre
Finanzierung hierdurch erschwert wird. Dennoch ist auch hier ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr zu
verzeichnen. Auch die Nennungen von höheren geforderten Sicherheiten als Grad für die Verschlechterung
der Situation bei der Kreditaufnahme sind im Jahresvergleich jedoch in allen Größenklassen zurückgegan-
gen.
16 Unternehmensfinanzierung
Beides deutet auf verbesserte und breiter angewandte Ratingtools der Banken und damit auf eine Durchset-
zung der risikoabhängigen Bepreisung von Krediten hin. Dies dürfte gerade auch bei den kleinen Unterneh-
men zur Verbesserung der Situation bezüglich der beiden gravierendsten Hemmnisse bei der Kreditaufnah-
me – dem Problem, überhaupt noch Kredite zu erhalten sowie unzureichender Sicherheiten – gegenüber der
Vorerhebung beigetragen haben. Grund für die Verbesserung ist die Tatsache, dass mit der risikogerechten
Konditionengestaltung diejenigen Unternehmen, die früher keinen Zugang zu Krediten erhielten, nun (wenn
auch mit Konditionenaufschlägen) die Möglichkeit der Kreditaufnahme erhalten. Dennoch darf nicht überse-
hen werden, dass bei kleinen Unternehmen weitaus häufiger Engagements abgelehnt werden (s. Grafik 6) bzw. dass zur Kompensierung einer schwachen Bonität eine stärkere Unterlegung mit Sicherheiten einge-
fordert wird. Gerade im Bereich der sehr kleinen Unternehmen scheint der Markt Bonitätsschwächen und
das damit verbundene Risiko bisher durch die Ausdifferenzierung der Kreditkonditionen noch nicht vollstän-
dig verarbeiten zu können.
Wenngleich Verschlechterungen des Betreuungsklimas (s. Grafik 7) insgesamt eine geringere Bedeutung
als Finanzierungshindernis zukommt, so leiden Betriebe mit einem Jahresumsatz unter 2,5 Mio. EUR doch
auch hierunter etwas stärker als größere Unternehmen. Langen Bearbeitungszeiten kommt allenfalls bei
sehr großen Unternehmen eine leicht überdurchschnittliche Bedeutung als Hemmschuh bei der Fremdfinan-
zierung zu. Dies kann auf die größere Komplexität ihrer Engagements zurückgeführt werden.
Nach wie vor melden relativ mehr Kunden von Sparkassen und Genossenschaftsbanken etwas höhere Of-
fenlegungserfordernisse seitens ihres Kreditinstitutes als die Kunden privater Banken (s. Grafik 7). Dies wird
auch durch multivariate Analysen bestätigt. Diese Beobachtung kann darin begründet sein, dass private
Banken bereits früher als die genannten Kreditinstitute begonnen haben, die Vergabekriterien zu modifizie-
ren, und ihre Kunden somit über die Erfordernisse informiert sind. Wenngleich die Einforderung von Kreditsi-
cherheiten über alle Institutsgruppen hinweg seltener als Problem wahrgenommen wird, benennen über 60%
der Kunden von Genossenschaftsbanken die Sicherheitenstellung als Hemmnis für die Kreditaufnahme. Die
Höhe der Zinsen wird insgesamt vergleichsweise selten als Hinderungsgrund genannt. Die höhere Bedeu-
tung von Zinsen als Erschwernis bei den privaten Banken ist – wie multivariate Analysen zeigen – in erster
Linie auf ihre Kundenstruktur zurückzuführen. Da die Kunden von privaten Banken eher größere Unterneh-
men sind, kommen hier risikodifferenzierte Konditionen tendenziell häufiger zum Einsatz. Möglicherweise
drückt sich in diesem Teilbefund auch die bessere Informiertheit und günstigere Verhandlungssituation grö-
ßerer Unternehmen aus. Die übrigen Kategorien haben sich in Ihrer Bedeutung als Refinanzierungshindernis
für die Unternehmen über die 3 Säulen des deutschen Bankwesens hinweg weitgehend angeglichen. Auch
die leichte Verbesserung gegenüber dem Vorjahr ist über die drei Institutsgruppen hinweg relativ homogen:
über alle drei Bankengruppen und alle Gründe ist eine Verbesserung zu verzeichnen.
Verbändebefragung 2005 17
Grafik 7: Gründe für die Verschlechterung der Kreditaufnahme nach Hauptbankverbindung (Anteile in %)
21,5%
19,5%
31,2%
33,5%
35,2%
33,1%
39,0%
42,8%
42,0%
39,9%
57,3%
63,3%
62,7%
59,6%
23,8%
21,3%
21,6%
55,3%
57,9%
61,2%
57,7%
25,9%
25,9%
27,8%
25,5%
20,9%
23,5%
20,8%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
Private Bank (1.014)
Sparkasse (1.291)
Genossenschaftsbank(783)
Alle Unternehm en(2.267)
höhere Zinsen
Problem e überhaupt noch Kreditezu erhalten
Anforderungen an Dokum entation
Anforderung an Offenlegung
Klim averschlechterung
m ehr Sicherheiten
langwierige Bearbeitungs-/Entscheidungsdauer
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
Analysiert man die Nennungen von Hinderungsfaktoren bei der Kreditvergabe vor dem Hintergrund der
Branchenzugehörigkeit der einzelnen Unternehmen, so zeigt sich insbesondere Folgendes: Wie schon im
letzten Jahr scheint der Dienstleistungsbereich (in nur 14,6% der Fälle) weniger von steigenden Zinsen be-
troffen zu sein als andere Bereiche (im Schnitt 20,9%), während hier vor allem der Groß- und Außenhandel
verstärkt klagt: Knapp 24% der Unternehmen, die über eine schwieriger gewordene Kreditaufnahme berich-
ten, nennen gestiegene Zinsen als Grund (s. Grafik 8).3 Probleme, überhaupt noch Kredit zu bekommen,
3 Die im Vergleich zu anderen Branchen häufigere Nennung von höheren Zinsen als Hemmnis bei der Kreditaufnahme im Groß- und Außenhandel zeigt sich auch nach Kontrolle für die Umsatzgröße.
18 Unternehmensfinanzierung
benennen über 40% der Einzelhandelsunternehmen sowie 38,1% der Dienstleister, die ein schwierigeres
Umfeld vermelden. Auch in der Baubranche berichtet über ein Drittel jener Unternehmen, die eine Ver-
schlechterung des Zugangs zu Krediten feststellen, von diesem Problem. Es zeigt sich also, dass Unter-
nehmen im Dienstleistungsbereich zwar nicht mit steigenden Zinsen konfrontiert sind, jedoch verhältnismä-
ßig häufig keine Möglichkeit mehr zur Kreditaufnahme erhalten.
Grafik 8: Gründe für die Verschlechterung der Kreditaufnahme nach Branchen (Anteile in %)
21,2%
20,9%
30,4%
36,0%
41,7%
21,7%
38,7%
40,8%
40,5%
41,4%
39,9%
57,6%
63,0%
61,1%
62,5%
59,6%
18,8%
26,3%
25,6%
23,5%
21,6%
53,2%
67,1%
60,0%
54,7%
60,6%
57,7%
24,7%
28,8%
23,0%
23,6%
28,6%
25,5%
14,6%
20,9%
23,9%
21,7%
33,1%
38,1%39,4%
55,6%
15,8%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
VerarbeitendesGewerbe (871)
Bau (292)
Einzelhandel(422)
Groß- undAußenhandel
(309)
Diens tleis tungen(315)
AlleUnternehm en
(2.267)
höhere Zinsen
Problem e überhaupt noch Kreditezu erhalten
Anforderungen an Dokum entation
Anforderung an Offenlegung
Klim averschlechterung
m ehr Sicherheiten
langwierige Bearbeitungs-/Entscheidungsdauer
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
Der Anteil der Unternehmen, die erhöhte Dokumentationsanforderungen als Finanzierungsbremse nannten,
hat sich auch auf einem branchenübergreifend ähnlichen Niveau eingepegelt: Ähnlich wie im Vorjahr nennen
je nach Branche zwischen 39% und 41% der Unternehmen die erhöhten Anforderungen an die Dokumenta-
Verbändebefragung 2005 19
tion des Vorhabens als Problem. Hinsichtlich des Problemkreises der Offenlegung von Geschäftszahlen und
-strategien lassen sich zwei Branchengruppen unterscheiden: Einerseits Baugewerbe, Einzelhandel sowie
Groß- und Außenhandel (über 60%) und andererseits das verarbeitende Gewerbe und der Dienstleistungs-
sektor mit einem Anteil von jeweils unter 60%. Die Forderung nach mehr Sicherheiten ist insbesondere im
Baugewerbe (67,1%), im Einzelhandel (60%) sowie im Dienstleistungsbereich (60,6%) ein Problem, wäh-
rend sich die Situation im Verarbeitenden Gewerbe und im Groß- und Außenhandel mit werten von unter
55% gegenüber dem Vorjahr verbessert hat. Zusammenfassend kann man feststellen, dass insbesondere
die Baubranche und der Einzelhandel unter einem insgesamt weiterhin schwierigen oder schwieriger wer-
denden Marktumfeld leiden.
Für diejenigen Handwerksbetriebe, die über eine Verschlechterung ihrer Möglichkeiten zur Kreditaufnahme
berichten, stellen hauptsächlich die erhöhten Anforderungen an Offenlegung (62,9%) und Forderungen nach
mehr Sicherheiten (63,2%) ein Hindernis dar (s. Grafik 9). Unsere Regressionen deuten jedoch darauf hin,
dass beide Faktoren keine Sondereffekte für das Handwerk darstellen, sondern es sich hierbei vor allem um
Größeneffekte handelt. Klimaverschlechterungen (in der Betreuung) werden in 18,1% der Fälle, und damit
nur unterdurchschnittlich häufig genannt. Hinsichtlich der übrigen Gründe sind für Handwerksunternehmen
keine signifikanten Unterschiede zu anderen Unternehmen auszumachen.
Im Vergleich zwischen alten und neuen Bundesländern ergeben sich zum Teil deutliche Unterschiede in der
Wichtigkeit der Gründe für ein verschlechtertes Umfeld zur Kreditaufnahme. Während grundsätzliche Prob-
leme, überhaupt noch Kredite zu bekommen, sowie eine langwierige Bearbeitungs- und Entscheidungsdauer
im Osten des Landes signifikant stärker als Probleme wahrgenommen werden, werden Dokumentations-
und Offenlegungserfordernisse hier wesentlich seltener als Hemmschuh bei der Kreditvergabe angesehen.
Auch vor dem Hintergrund der Ergebnisse aus den multivariaten Analysen lässt sich festhalten: Hinsichtlich
des Anteils der Unternehmen, die über Erschwernisse bei der Kreditaufnahmen berichten, gibt es zwischen
alten und neuen Bundesländern keine signifikanten Unterschiede nach Abzug der Effekte der Unterschiedli-
chen Branchen- und Größenstruktur. Allerdings sind die Gründe für diese Erschwernisse in Ost und West
verschieden.
20 Unternehmensfinanzierung
Grafik 9: Gründe für die Verschlechterung der Kreditaufnahme nach Region und Handwerk (Anteile in %)
20,9%
20,8%
32,5%
30,8%
46,3%
33,1%
42,0%
41,1%
33,4%
39,9%
62,9%
61,5%
48,1%
59,6%
18,1%
19,1%
21,6%
63,2%
58,1%
55,7%
57,7%
26,4%
24,2%
33,4%
25,5%
20,9%
20,4%
22,1%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
Handwerk (348)
West (1.919)
Ost (341)
AlleUnternehm en
(2.267)
höhere Zinsen
Problem e überhaupt noch Kreditezu erhalten
Anforderungen an Dokum entation
Anforderung an Offenlegung
Klim averschlechterung
m ehr Sicherheiten
langwierige Bearbeitungs-/Entscheidungsdauer
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
2.3 Kündigung der Bankverbindung
Die Kündigung einer Bankverbindung durch das Kreditinstitut kann zwar durchaus unterschiedliche Ursa-
chen haben. Für das betroffene Unternehmen ist es jedoch meist unerheblich, ob die Bankverbindung aus
geschäftspolitischen Gründen gekündigt wurde oder gestiegene Ausfallrisiken der Grund waren, da das En-
de der Zusammenarbeit unabhängig vom Kündigungsgrund für das Unternehmen immer existenzbedrohend
ist. Es ist deshalb erfreulich, dass der Anteil der Unternehmen, denen entweder die Bankverbindung gekün-
Verbändebefragung 2005 21
digt wurde oder eine Kündigung in Aussicht gestellt wurde von 13% im Vorjahr auf rund 10% gesunken ist.
Davon konnten vor allem kleinere Unternehmen profitieren.
Grafik 10: Kündigung der Bankverbindung nach Umsatzgrößenklassen (Anteile in %)
89,3%
89,9%
86,7%
89,6%
91,9%
92,7%
4,5%
4,1%
5,5%
4,9%
3,5%
3,9%
5,6%
6,6%
7,8%
5,5%
4,7%
3,3%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
bis 1 Mio. EUR(1.241)
über 1 bis 2,5 Mio.EUR (811)
über 2,5 bis 10 Mio.EUR (1.456)
über 10 bis 50 Mio.EUR (1.362)
über 50 Mio. EUR(747)
Alle Unternehm en(5.682)
nein
ja, in Auss icht
ja
Die Betrachtung nach der Unternehmensgröße zeigt, dass insbesondere größere Unternehmen (mit einem
Jahresumsatz von über 10 Mio. EUR) von Kündigungen betroffen sind (s. Grafik 10). Ähnlich dem Vorjahr ist
mit einem Anteil von 52,6% der wichtigste Grund für eine Kündigung – beziehungsweise der in Aussichtstel-
lung einer Kündigung – eine veränderte Geschäftspolitik des Kreditinstituts (Vorjahr: 49,5%). Dies gilt insbe-
sondere für Geschäftsbeziehungen mit großen Unternehmen: Wird beispielsweise bei den Unternehmen mit
einem Jahresumsatz von über 50 Mio. EUR eine Bankverbindung gekündigt oder eine Kündigung in Aus-
sicht gestellt, nennen fast zwei Drittel der betroffenen Unternehmen eine veränderte Geschäftspolitik als
Grund dafür (s. Grafik 11). Hier kann vermutet werden, dass die Kreditinstitute zunehmend auch ihre Bezie-
hungen zu großen Unternehmen einer Prüfung unterziehen, während dies bei den kleineren Unternehmen
bereits in den vergangenen Jahren geschehen ist. Die nach einer veränderten Geschäftspolitik zweithäufigs-
te Kündigungsursache sind schlechte Prognosen: 41,6% aller Kündigungen sind hierauf zurückzuführen.
Dieses Problem ist offenbar von Relevanz für Unternehmen aller Größenklassen, in besonderem Maße je-
doch für kleine Unternehmen. Zahlungsverhalten und aktuelle Geschäftstätigkeit spielen demgegenüber eine
deutlich geringere Rolle: Die Nichterfüllung von Zahlungsverpflichtungen wird insgesamt in nur 4,2% der
Fälle als Grund angegeben. Lediglich bei den kleinen Unternehmen mit weniger als 1 Mio. Jahresumsatz
wird dieser Grund wesentlich häufiger (15,6%) genannt. Zu geringe Umsätze sind ebenfalls ein Problem,
dem sich tendenziell eher kleinere Unternehmen gegenübersehen. Insgesamt nennen die Unternehmen dies
in 16,2% aller Kündigungen – bzw. avisierter Kündigungen – als Grund. Es lässt sich also festhalten, dass
22 Unternehmensfinanzierung
aus Sicht der betroffenen Unternehmen Bonitätserwägungen und Ausfallrisiken tendenziell eher bei kleine-
ren Unternehmen zur Kündigung beziehungsweise zur in Aussichtstellung einer Kündigung der Bankverbin-
dung führen, während große Unternehmen eine Kündigung vor allem aufgrund geänderter Geschäftsstrate-
gien der Hausbank zu befürchten haben.
Grafik 11: Begründung der Kündigung bzw. der avisierten Kündigung einer Bankverbindung nach Umsatzgrößenklassen (Anteile in %)
4,5%
2,0%
47,8%
45,5%
39,6%
40,0%
24,4%
10,6%
20,1%
12,2%
16,2%
33,3%
43,9%
57,7%
55,6%
52,6%
2,5%
4,2%
1,1%
15,6%
41,6%
38,0%12,7%
64,6%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
bis 1 Mio. EUR(90)
über 1 bis 2,5Mio. EUR (66)
über 2,5 bis 10Mio. EUR (149)
über 10 bis 50Mio. EUR (180)
über 50 Mio.EUR (79)
AlleUnternehm en
(567)
Zahlungsverpflichtung nicht erfüllt
schlechte Prognose
zu geringe Um sätze
veränderte Geschäftspolitik
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
Schlüsselt man die Beendigung von Geschäftsbeziehungen nach Institutsgruppen auf, zeigt sich, dass Pri-
vate Kreditinstitute Kundenverbindungen überdurchschnittlich häufig aufgrund veränderter Geschäftspolitik
kündigen (Grafik 12). Unsere Regressionsanalysen zeigen jedoch, dass dieser Effekt hauptsächlich in der
besonderen Größenstruktur ihrer Kundschaft begründet liegt: Private Banken haben in der Regel größere
Kunden, denen häufiger aus geschäftspolitischen Erwägungen heraus die Bankverbindung gekündigt wird.
Verbändebefragung 2005 23
Grafik 12: Begründung der Kündigung einer Bankverbindung nach Hauptbankverbindung (Anteile in %)
4,2%
7,1%
39,8%
43,3%
41,2%
41,6%
13,1%
17,0%
21,8%
16,2%
57,4%
52,2%
49,4%
52,6%
4,2%
2,4%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
Private Bank (329)
Sparkasse (312)
Genossenschaftsbank(170)
Alle Unternehm en(567)
Zahlungsverpflichtung nicht erfüllt
schlechte Prognose
zu geringe Um sätze
veränderte Geschäftspolitik
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
2.4 Zwischenfazit Wie in den letzten Jahren sah sich auch 2004 ein großer Teil der Betriebe weiterhin mit erschwerten Bedin-
gungen bei der Kreditaufnahme konfrontiert und nach wie vor sind die Gründe hierfür vielschichtig: So be-
richten mehr als zwei Fünftel der Unternehmen über eine weitere Verschlechterung bei der Kreditvergabe.
Die bedeutendsten Hemmnisse bei der Kreditaufnahme sind die Einforderung zusätzlicher Sicherheiten und
erhöhte Anforderungen an Offenlegung von Geschäftszahlen und Strategien. Dabei sehen sich – wie schon
im Vorjahr – vor allem kleine Unternehmen der Situation gegenüber, verstärkt Sicherheiten stellen zu müs-
sen oder gar keine Kredite mehr zu erhalten. Hinsichtlich der Wirtschaftszweige sind vor allem die Baubran-
che und der Einzelhandel überdurchschnittlich von erschwerten Finanzierungsbedingungen betroffen.
Trotzdem sind auch positive Tendenzen spürbar: Zum einen ist der Anteil der Unternehmen, die von einer
Verbesserung der Kreditaufnahme berichten, im Vergleich zum Vorjahr von 4,4% auf 6,6% angestiegen und
der Anteil der Betriebe, die über Verschlechterungen klagen geringfügig gesunken. Dies zeigt zumindest,
dass sich die Verschlechterung der Kreditbedingungen inzwischen verlangsamt bzw. nicht weiter zugenom-
men hat. Allerdings stellt sich die Situation für kleine Unternehmen unverändert schwierig dar. Zum zweiten
werden Gründe für die Erschwernis bei der Kreditaufnahme insgesamt seltener genannt. Dies deutet darauf
hin, dass die Anzahl der Unternehmen, die sich gleichzeitig mehreren Problemfaktoren gegenübersehen,
24 Unternehmensfinanzierung
abnimmt. Und schließlich ist auch die Zahl der Kündigungen von Bankverbindungen gesunken: Insgesamt
können diese Beobachtungen als positive Konsolidierungstendenz bewertet werden. Diese positiven Ten-
denzen werden auch in anderen volkswirtschaftlichen Analysen bestätigt.4 Allerdings belegt unsere Untersu-
chung, dass kleinere Unternehmen bisher in weit geringerem Umfang als ihre größeren Wettbewerber von
der Aufhellung der Situation profitieren können.
4 Vgl. Deutsche Bundesbank/Hauptfiliale Düsseldorf (2005), Kunkel (2005), Bank Lending Survey - Ergebnisse für Deutschland (Deutsche Bundesbank).
Verbändebefragung 2005 25
3 Investitionen und ihre Finanzierung
Investitionen sind nicht nur ein entscheidender gesamtwirtschaftlicher Wachstumsmotor, sondern auch für
den langfristigen Erfolg des einzelnen Unternehmens unerlässlich. Im Folgenden sollen die Investitionsaktivi-
täten der befragten Unternehmen in den vergangenen 12 Monaten5 tiefer gehend analysiert werden. Gleich-
zeitig wird die Finanzierung der durchgeführten Investitionen eingehend beleuchtet.
Grafik 13: Durchführung von Investitionsprojekten nach Umsatzgrößenklassen (Anteile in %)
61,8%
73,9%
90,4%
72,3%
84,0%
54,1%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
bis 1 Mio. EUR (1.251)
über 1 bis 2,5 Mio.EUR (815)
über 2,5 bis 10 Mio.EUR (1.471)
über 10 bis 50 Mio.EUR (1.373)
über 50 Mio. EUR(753)
Alle Unternehm en(5.727)
Inves tition
Immerhin 72,3% der antwortenden Unternehmen haben in den 12 Monaten vor der Befragung Investitions-
projekte durchgeführt. Von den Kleinstunternehmen mit einem Jahresumsatz von unter 1 Mio. EUR hat mehr
als die Hälfte investiert, bei den Großunternehmen (Jahresumsatz über 50 Mio. EUR) lag der Anteil sogar
bei 90,4% (s. Grafik 13). Gliedert man die Antworten zur Investitionsdurchführung nach Branchen auf, so
zeigt sich, dass der hohe Anteil investierender Unternehmen maßgeblich durch das Verarbeitende Gewerbe
getragen wird (s. Grafik 14). Hier investierten in den 12 Monaten vor der Befragung 84,1% der Unterneh-
men, aber auch in der ansonsten mit strukturellen Problemen kämpfenden Bauindustrie liegt der Anteil mit
72,7% überraschend hoch. Einzel- sowie Groß- und Außenhandel hatten mit 48,7% bzw. 64,4% den nied-
rigsten Anteil investierender Unternehmen. Erfreulicherweise lagen die Quoten der investierenden Unter-
nehmen in den alten und in den neuen Bundesländern recht nahe beisammen, und die Investitionstätigkeit
der Handwerksbetriebe lag nur geringfügig unter dem Durchschnitt aller Unternehmen (s. Grafik 15).
26 Unternehmensfinanzierung
Grafik 14: Durchführung von Investitionsprojekten nach Branchen (Anteile in %)
72,7%
48,7%
71,1%
72,3%
64,4%
84,1%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
VerarbeitendesGewerbe (2.498)
Bau (543)
Einzelhandel (876)
Groß- undAußenhandel (915)
Diens tleis tungen (757)
Alle Unternehm en(5.727)
Inves tition
Grafik 15: Durchführung von Investitionsprojekten nach Region und Handwerk (Anteile in %)
72,4%
70,9%
72,3%
70,0%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Handwerk (714)
West (4.958)
Os t (752)
Alle Unternehm en(5.727)
Inves tition
5 Vor dem Befragungszeitraum (1. Quartal 2005).
Verbändebefragung 2005 27
Die auf den ersten Blick überraschend starke Investitionstätigkeit mag in erster Linie auf die Belebung der
Investitionstätigkeit im Jahr 2004 zurückzuführen sein. Wie auch andere Untersuchungen belegen, nahm der
Anteil der investierenden Unternehmen im betrachteten Jahr deutlich zu.6 So meldet beispielsweise Creditre-
form für das Frühjahr 2004 einen Anstieg der investitionsbereiten Unternehmen gegenüber dem Vorjahr um
rund zwei Drittel. Der hohe Anteil investierender Unternehmen ist des Weiteren auch in der Abweichung der
Zusammensetzung der Datenbasis von der tatsächlichen Zusammensetzung der Volkswirtschaft nach Bran-
chen und Unternehmensgrößen begründet. Sowohl das Verarbeitende Gewerbe als auch große Unterneh-
men sind in der vorliegenden Erhebung deutlich überrepräsentiert, während Kleinstunternehmen bis 1 Mio.
EUR Jahresumsatz und die Dienstleistungsbranche stark unterrepräsentiert sind.7 Da die Investitionstätigkeit
mit der Unternehmensgröße zunimmt und das Verarbeitende Gewerbe die investitionsstärkste Branche ist,
wird in dieser Erhebung der Anteil der investierenden Unternehmen insgesamt tendenziell überschätzt. Dar-
über hinaus ist bei der vorliegenden Befragung die Frage nach der Investitionstätigkeit gegenüber dem Vor-
jahr verändert worden. In der letzten Befragung wurde auf „größere“ Investitionen abgehoben, während die-
ses Jahr auf „alle“ Investitionen abgestellt wurde. Daher ist zu vermuten, dass ein Teil der Unternehmen
auch kleinere Ausgaben als Investitionen ausweist, die in anderen Erhebungen nicht als Investitionen einge-
hen. Auch dies führt dazu, dass in dieser Erhebung der Anteil der investierenden Unternehmen, insbesonde-
re bei kleinen Unternehmen, überschätzt wird.
3.1 Investitionsziele: Ersatzinvestitionen wichtiger als Kapazitätsaufbau 44,9% der Unternehmen, die in den 12 Monaten vor der Befragung investiert haben, gaben an, dass es sich
hierbei um Ersatzinvestitionen handelte. Es überrascht dabei nicht, dass dieser Anteil – bis auf die Kleinstun-
ternehmen – über alle Unternehmensgrößenklassen hinweg relativ ähnlich ist, da wie oben erläutert nicht
nur auf „große“, sondern alle Investitionen abgestellt wurde (s. Grafik 16). Als weitere wichtige Investitions-
gründe folgten Erweiterungen (Ausweitung der Produktionskapazität etc.) mit einem Anteil von 41,6% und
Kostensenkungen/Rationalisierungen mit einem Anteil von 35,8%. Forschung und Entwicklung waren in
13,1% der Fälle die Gründe für Investitionen, Nachfolgeregelungen und Übernahmen wurden in 2,8% der
Fälle als Anlässe genannt. Kostensenkungs- und Rationalisierungsinvestitionen, sowie Erweiterungsinvesti-
tionen und Investitionen in Forschung und Entwicklung wurden desto häufiger als Gründe genannt, je größer
das Unternehmen ist. Investitionen zur Nachfolgeregelung spielten im Beobachtungszeitraum eher im Be-
reich der Unternehmen mit einem Umsatz unter 2,5 Mio. EUR eine Rolle.
Erweiterungsinvestitionen wurden im Jahr 2004 vor allem durch das Verarbeitende Gewerbe und den Ein-
zelhandel getätigt, während der hohe Anteil an Rationalisierungsinvestitionen maßgeblich allein durch die
Investitionen des Verarbeitenden Gewerbes zustande kam (s. Grafik 17). Dabei sind die hohen Investitionen
im Verarbeitenden Gewerbe sicherlich auch auf die für diese Branche günstige Exportkonjunktur zurückzu-
führen. Demgegenüber waren Investitionen im Baugewerbe häufiger als in anderen Branchen reine Ersatz-
investitionen. Gerade im Bereich des Baugewerbes ist die wirtschaftliche Lage ein wesentlicher Grund für
die Zurückhaltung bei Erweiterungsinvestitionen. Investitionen in Forschung und Entwicklung, die ja einen
6 Vgl. z. B. Reize (2004), Borger et al. (2004)
28 Unternehmensfinanzierung
wichtigen Gradmesser für die Innovationsfähigkeit einer Volkswirtschaft darstellen, fanden vorrangig im Ver-
arbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor statt. Beinahe jedes fünfte investierende Unternehmen
im Verarbeitenden Gewerbe investierte (auch) in Forschung und Entwicklung und im Dienstleistungssektor
waren es immerhin noch knapp 15%. Dies lässt Rückschlüsse auf eine durchaus solide Innovationstätigkeit
in den beiden Sektoren zu.
Grafik 16: Hauptziele von Investitionen nach Umsatzgrößenklassen (Anteile in %)
37,9%
38,1%
30,4%
24,6%
31,2%
40,7%
39,6%
44,6%
46,1%
46,6%
44,9%
3,6%
5,3%
2,4%
2,0%
2,8%
9,1%
13,0%
13,3%
19,5%
13,1%
49,9%
41,6%
42,8%
39,3%
35,8%
47,6%45,1%
2,2%
8,9%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
bis 1 Mio. EUR(606)
über 1 bis 2,5 Mio.EUR (451)
über 2,5 bis 10 Mio.EUR (1.052)
über 10 bis 50 Mio.EUR (1.134)
über 50 Mio. EUR(676)
Alle Unternehm en(3.954)
Erweiterungs inves tition
Kos ten senken
reine Ersatzinves tition
Nachfolgeregelung
Forschung/ Entwicklung
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
Der größte Teil der Investitionen des Handwerks (60,6%) sind Ersatzinvestitionen, mit deutlichem Abstand
folgen Erweiterungsinvestitionen (30,7%) und Rationalisierungsinvestitionen (26,5%). Investitionen zur
Nachfolgeregelung spielen mit einem Anteil von 4,4% im Handwerk zwar eine überdurchschnittliche, jedoch
im Vergleich zu anderen Investitionszielen untergeordnete Rolle. Dies mag vor dem Hintergrund der aktuel-
len wirtschaftspolitischen Debatte, in der oft auf die anstehenden Unternehmensnachfolgen im Handwerk
abgehoben wird, durchaus überraschen (s. Grafik 18).
7 Vgl. z. B. Reize (2004).
Verbändebefragung 2005 29
Grafik 17: Hauptziele von Investitionen nach Branchen (Anteile in %)
18,9%
42,1%
46,2%
23,4%
22,3%
26,8%
38,8%
78,2%
35,1%
48,3%
44,9%
1,5%
3,2%
7,1%
3,4%
2,8%
19,4%
0,3%
3,2%
14,4%
13,1%
40,7%
41,6%
39,6%
46,5%
35,8%
23,2%46,3%
2,5%
3,2%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
VerarbeitendesGewerbe (2.052)
Bau (376)
Einzelhandel (368)
Groß- undAußenhandel (555)
Diens tleis tungen(514)
Alle Unternehm en(3.954)
Erweiterungs inves tition
Kos ten senken
reine Ersatzinves tition
Nachfolgeregelung
Forschung/ Entwicklung
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
Grafik 18: Hauptziele von Investitionen nach Region und Handwerk (Anteile in %)
40,8%
47,4%
26,5%
36,4%
32,1%
35,8%
60,6%
45,3%
41,7%
44,9%
4,4%
2,8%
2,7%
2,8%
5,9%
14,9%
13,1%
41,6%
30,7%
12,8%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Handwerk (472)
West (3.427)
Os t (511)
Alle Unternehm en(3.954)
Erweiterungs inves tition
Kos ten senken
reine Ersatzinves tition
Nachfolgeregelung
Forschung/ Entwicklung
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
30 Unternehmensfinanzierung
Auch hinsichtlich der Investitionsziele sind nur geringe Unterschiede zwischen den Unternehmen aus den
neuen und alten Bundesländern zu beobachten. Erweiterungsinvestitionen spielen im Osten der Republik
mit einem Anteil von 47,4% an den Investitionen nach wie vor eine größere Rolle als in den alten Bundes-
ländern, wo der Anteil 40,8% beträgt. Im Westen werden Ersatzinvestitionen mit 45,3% öfter getätigt als in
den neuen Bundesländern (41,7%). Diese Unterschiede zwischen alten und neuen Bundesländern werden
auch in unseren multivariaten Analysen bestätigt. Während der (ältere) Kapitalstock in den alten Ländern
häufiger durch Ersatzinvestitionen erneuert werden muss, steht in den neuen Bundesländern der Ausbau
des Kapitalstocks trotz schwächerer wirtschaftlicher Lage weiterhin im Vordergrund.
3.2 Investitionsfinanzierung: Kleine Unternehmen noch immer stark kreditabhängig
Von den Unternehmen, die in den letzten 12 Monaten vor der Befragung investiert haben, beantragten 39%
einen Investitionskredit (s. Grafik 19). Dieser – auch im vergleich zu anderen Studien – niedrige Anteil über-
rascht zunächst. Eine Erklärung hierfür mag zunächst in der Größenstruktur der antwortenden Unternehmen
liegen. Wie bereits erwähnt, sind in der vorliegenden Erhebung große Unternehmen überrepräsentiert. Da
großen Unternehmen häufiger als kleinen Unternehmen alternative Finanzierungsinstrumente offen stehen,
finanzieren diese Unternehmen auch ihre Investitionsvorhaben seltener mit Hilfe von Krediten als kleine
Unternehmen; der Anteil der über Kredite finanzierten Investitionen fällt somit geringer aus. Dieser Effekt
wird eventuell noch durch die gegenüber dem Vorjahr veränderte Fragestellung bezüglich der Abgrenzung
von Investitionen verstärkt. Wenn man davon ausgeht, dass kleine Unternehmen häufig auch vergleichswei-
se kleine Investitionen tätigen, kann zum einen vermutet werden, dass in den Vorerhebungen insbesondere
bei den kleinen Unternehmen der Anteil investierender Unternehmen untererfasst wurde. Zum anderen kann
auch davon ausgegangen werden, dass für diese „kleinen“ Investitionen auch seltener Kredite beantragt
bzw. externe Finanzierungsquellen genutzt werden.8 Auch dies führt dazu, dass der Anteil der kreditfinan-
zierten Investitionen an alle Investitionen gerade bei kleinen Unternehmen geringer ausfällt.
Wie schon im Vorjahr, so gilt auch dieses Jahr wieder: Je kleiner das Unternehmen, desto eher werden Kre-
dite zu Realisierung von Investitionen in Anspruch genommen. Nach wie vor ist der Kredit damit das typi-
sche Fremdfinanzierungsinstrument kleiner und mittlerer Unternehmen. Während die investierenden Unter-
nehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 1 Mio. EUR und 2,5 Mio. EUR für knapp 50% aller Investitions-
vorhaben eine Kreditfinanzierung beantragten, taten dies Großunternehmen mit einem Umsatz von über 50
Mio. EUR mit über 25% nur halb so häufig. Diese Beobachtung verwundert nicht, haben Großunternehmen
doch eher die Möglichkeit, alternative Finanzierungsquellen zu nutzen.
8 Dies gilt insbesondere dann, wenn – wie bereits angesprochen wurde – die Unternehmen in der vorliegenden Befra-gung häufiger Ausgaben aus Investitionen deklariert haben, die in Wirklichkeit eher als Ausgaben für Betriebsmittel ein-zuschätzen sind.
Verbändebefragung 2005 31
Grafik 19: Nachfrage nach Investitionskrediten nach Umsatzgrößenklassen (Anteile in %)
48,5%
43,1%
25,6%
39,0%
37,5%
41,4%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
bis 1 Mio. EUR (660)
über 1 bis 2,5 Mio.EUR (493)
über 2,5 bis 10 Mio.EUR (1.067)
über 10 bis 50 Mio.EUR (1.143)
über 50 Mio. EUR(675)
Alle Unternehm en(4.075)
Kredit beantragt
Grafik 20: Nachfrage nach Investitionskrediten nach Region und Handwerk (Anteile in %)
38,3%
44,2%
39,0%
51,2%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
Handwerk (486)
West (3.540)
Os t (520)
Alle Unternehm en(4.075)
Kredit beantragt
32 Unternehmensfinanzierung
Insbesondere Handwerksunternehmen (51,2%), die ein Investitionsprojekt verfolgen, greifen auf den Investi-
tionskredit als Finanzierungsinstrument zurück (s. Grafik 20). Die überdurchschnittlich starke Nutzung von
Investitionskrediten durch Handwerksunternehmen zeigt sich dabei auch, wenn man in multivariaten Analy-
sen für die Unternehmensgröße kontrolliert. Die größere Nachfrage nach Investitionskrediten in den neuen
Bundesländern ist dagegen auf die geringeren Unternehmensgrößen zurückzuführen.
3.3 Ablehnung von Investitionskrediten: Knapp ein Viertel der Unternehmen investiert trotz Ablehnung eines Investitionskredits
Knapp ein Viertel der investierenden Unternehmen, die einen Investitionskredit beantragten, sah sich mit
einer Ablehnung ihres Kreditwunsches konfrontiert. Von den Unternehmen mit weniger als 1 Mio. EUR Jah-
resumsatz erhielten sogar 45% auf ihre Kreditanfrage einen negativen Bescheid (s. Grafik 21). Zwar sinkt
diese Quote mit zunehmender Unternehmensgröße bis auf 10,6% für Großunternehmen mit einem Jahres-
umsatz von über 50 Mio. EUR, jedoch wird bei Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 2,5 Mio. EUR und
10 Mio. EUR immerhin noch fast jede fünfte Kreditanfrage abgelehnt. Die Ergebnisse für die großen Unter-
nehmen sind dabei durchaus konsistent mit vergleichbaren Untersuchungen. So wird im KfW-
Mittelstandspanel für Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 10 bis 50 Mio. EUR eine entsprechend
definierte Ablehnungsquote in Höhe von 11,1%; für Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 50 bis 500
Mio. EUR 8,2% ermittelt.9 Für kleinere Unternehmen dagegen fallen die Anteile abgelehnter Investitionskre-
dite vergleichsweise hoch aus.
Grafik 21: Ablehnung von Investitionskrediten nach Umsatzgrößenklassen (Angaben in %)
34,6%
19,8%
10,6%
23,6%
12,9%
45,1%
0% 10% 20% 30% 40% 50%
bis 1 Mio. EUR (268)
über 1 bis 2,5 Mio.EUR (234)
über 2,5 bis 10 Mio.EUR (459)
über 10 bis 50 Mio.EUR (418)
über 50 Mio. EUR(170)
Alle Unternehm en(1.562)
Kredit abgelehnt
Verbändebefragung 2005 33
Grafik 22: Ablehnung von Investitionskrediten nach Branchen (Angaben in %)
23,8%
44,7%
30,4%
23,6%
17,2%
18,4%
0% 10% 20% 30% 40% 50%
VerarbeitendesGewerbe (734)
Bau (193)
Einzelhandel (197)
Groß- undAußenhandel (227)
Diens tleis tungen(171)
Alle Unternehm en(1.562)
Kredit abgelehnt
Diese Beobachtung ist insbesondere auf die hohen Ablehnungsquoten der antwortenden Unternehmen des
Einzelhandels sowie des Dienstleistungssektors zurückzuführen. So geben 44% der investierenden Unter-
nehmen des Einzelhandels, die einen Investitionskredit beantragten, an, einen negativen Bescheid erhalten
zu haben. Bei den Dienstleistungsunternehmen beläuft sich diese Quote auf immerhin 30% (s. Grafik 22).
Die Kreditwünsche von Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes und des Groß- und Außenhandels
werden dagegen mit Anteilen von rund 18% vergleichsweise selten abgelehnt. In den neuen Bundesländern
liegt die Ablehnungsquote mit 27% gegenüber 23% leicht höher als in Westdeutschland (s. Grafik 23), je-
doch zeigen multivariate Analysen, dass dies kein Ost-West-Spezifikum ist. Ausschlaggebend ist vielmehr
die Branchenzugehörigkeit.
Nachdem die Kreditinstitute in den vergangenen Jahren ihre Kreditportfolien in erheblichem Ausmaß von
sog. non performing loans bereinigen mussten, richten die Kreditinstitute ihre Kreditvergabe nun in erster
Linie nach transparenten Risikosteuerungs- und -evaluierungsprämissen aus. Dies gilt für alle Banken und
Sparkassen: Multivariate Analysen zeigen, dass – anders als Grafik 24 dies vermuten lässt – keine Instituts-
gruppe systematisch häufiger Kredite ablehnt als eine andere. Die Unterschiede zwischen den Institutsgrup-
pen lassen sich somit gänzlich durch die unterschiedliche Kundenstruktur der Bankengruppen erklären.
9 Die Angaben beziehen sich auf das Jahr 2003. Vgl. Reize (2004).
34 Unternehmensfinanzierung
Grafik 23: Ablehnung von Investitionskrediten nach Region und Handwerk (Angaben in %)
23,1%
27,0%
23,6%
21,1%
0% 10% 20% 30% 40% 50%
Handwerk (246)
West (1.333)
Os t (226)
Alle Unternehm en(1.562)
Kredit abgelehnt
Grafik 24: Ablehnung von Investitionskrediten nach Hauptbankverbindung (Angaben in %)
22,1%
26,1%
23,6%
20,5%
0% 10% 20% 30% 40% 50%
Private Bank (718)
Sparkasse (956)
Genossenschaftsbank(570)
Alle Unternehm en(1.562)
Kredit abgelehnt
Verbändebefragung 2005 35
3.4 Gründe für die Ablehnung von Investitionskrediten Der diesjährigen Befragung zufolge waren die wichtigsten Ablehnungsgründe unzureichende Sicherheiten
(47,5%) und zu niedrige Eigenkapitalquoten der Unternehmen (44,8%). Insbesondere die gestiegene Bedeu-
tung der Eigenkapitalquote (Vorjahr: 36,4%) lässt sich als eine gewachsene Bedeutung des Kreditratings
interpretieren, da die Eigenkapitalquote eine wichtige Determinante für die Bonität eines Unternehmens ist.
Unzureichende Sicherheiten und niedrigere Eigenkapitalquoten sind vor allem für kleinere Unternehmen ein
Problem (s. Grafik 25). Etwa ein Drittel der Ablehnungen wurde mit einer Veränderung in der Geschäftspoli-
tik der Bank begründet. Dieses Argument lag damit nur noch an dritter Stelle der Ablehnungsgründe, wäh-
rend es in den vergangenen Jahren häufiger genannt wurde. Lediglich bei den Unternehmen mit mehr als 10
Mio. EUR Jahresumsatz spielt eine veränderte Geschäftspolitik eine größere Rolle. Somit bestätigen diese
Ergebnisse im Wesentlichen die Auswertungen zu den Gründen für die Verschlechterung der Kreditaufnah-
me (s. Abschnitt 2.1). Eine zu geringe Rentabilität des antragstellenden Unternehmens wurde in gut 30% der
Kreditablehnungen beklagt und projektbezogene Risikoerwägungen spielten in gut 15% der Fälle eine Rolle.
Nicht überzeugende Investitionsprojekte oder eine mangelhafte formale Darstellung wurden eher selten als
Begründungen für Ablehnungen angeführt. Dies zeigt, dass sich die Kreditinstitute bei ihrer Vergabeent-
scheidung hauptsächlich an unternehmensbezogenen Kenngrößen orientieren und die Projektmerkmale
eher von untergeordneter Bedeutung sind.
In den Begründungen für das Nichteingehen eines Kreditengagements unterscheiden sich die Kreditinstitute
verhältnismäßig wenig. Die Grafik legt zwar nahe, dass Geschäftskunden von Privatbanken seltener auf-
grund geringer Eigenkapitalquoten Kreditablehnungen erhalten als Geschäftskunden von Genossenschafts-
banken (s. Grafik 26). Multivariate Analysen zeigen jedoch, dass auch hier der direkte Institutseffekt nicht
signifikant ist, sondern dass Unterschiede in der Größenstruktur der Kundschaft für die unterschiedlichen
Gründe der Kreditablehnung verantwortlich sind.
Die anfänglich geäußerte Vermutung, dass die Kreditvergabeentscheidung zunehmend auf Ratingprozedu-
ren und somit auf Risikoerwägungen basiert, kann durch die von den Unternehmen genannten Gründen für
Kreditablehnungen untermauert werden.
36 Unternehmensfinanzierung
Grafik 25: Gründe für die Ablehnung von Investitionskrediten nach Umsatzgröße (Anteile in %)
1,3%
2,2%
17,8%
14,1%
14,3%
15,1%
1,7%
2,6%
2,2%
5,7%
2,5%
52,5%
43,6%
47,3%
47,2%
47,5%
49,2%
50,5%
39,6%
22,2%
44,8%
28,8%
25,6%
36,3%
28,3%
27,8%
30,1%
29,7%
29,5%
31,9%
26,4%
61,1%
31,2%
11,1%
3,6%
1,9%
5,9%
15,5%
5,6%0,0%
27,8%
38,5%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
bis 1 Mio. EUR(118)
über 1 bis 2,5Mio. EUR (78)
über 2,5 bis 10Mio. EUR (91)
über 10 bis 50Mio. EUR (53)
über 50 Mio.EUR (18)
AlleUnternehm en
(362)
Inves titionsvorhaben überzeugteinhaltlich nicht
Inves titionsvorhaben zu ris ikoreich
Form ale Dars tellung überzeugtenicht
Unzureichende Sicherheiten
EK-Quote zu niedrig
Rentabilität des Unternehm ens zugering
veränderte Geschäftspolitik derBank
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
Verbändebefragung 2005 37
Grafik 26: Gründe für die Ablehnung von Investitionskrediten nach Hauptbankverbindung (Anteile in %)
2,9%
4,1%
14,6%
17,6%
15,1%
15,5%
3,5%
2,0%
1,4%
2,5%
45,1%
46,8%
42,5%
47,5%
36,8%
47,9%
44,8%
29,2%
31,7%
35,6%
30,1%
30,6%
32,2%
33,6%
31,2%
3,6%
3,5%
44,4%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
Private Bank (144)
Sparkasse (205)
Genossenschaftsbank(146)
Alle Unternehm en(362)
Inves titionsvorhaben überzeugteinhaltlich nicht
Inves titionsvorhaben zu ris ikoreich
Form ale Dars tellung überzeugtenicht
Unzureichende Sicherheiten
EK-Quote zu niedrig
Rentabilität des Unternehm ens zugering
veränderte Geschäftspolitik derBank
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
3.5 Zwischenfazit Mit knapp drei Vierteln gibt ein erstaunlich hoher Anteil der befragten Unternehmen die Durchführung von
Investitionen in den letzten 12 Monaten vor der Befragung an. Besonders im Verarbeitenden Gewerbe mel-
deten zahlreiche Firmen die Durchführung von Investitionsprojekten, aber auch das Bau- und das Dienstleis-
tungsgewerbe berichteten über rege Investitionstätigkeit. Große Unternehmen investierten nach eigenen
Angaben häufiger als ihre kleineren Mitbewerber. Es ist zu berücksichtigen, dass – unabhängig von der
38 Unternehmensfinanzierung
Branche – ein nicht zu vernachlässigender Teil der Investitionen vermutlich Kleinstinvestitionen waren. Bei
den durchgeführten Investitionen handelt es sich bei knapp 45% um Ersatzinvestitionen und zu gut 41% um
Erweiterungsinvestitionen. Unternehmen in alten und neuen Bundesländern investierten etwa gleich häufig,
wobei im Westen Ersatz- und im Osten Erweiterungsinvestitionen an der Spitze der Investitionsgründe la-
gen.
Der Kredit bleibt vor allem für kleinere Unternehmen das wichtigste Finanzierungsinstrument, da ihnen häu-
fig der Zugang zum Kapitalmarkt und zu alternativen Finanzierungsinstrumenten fehlt. Umso bedenklicher ist
der hohe Anteil von Kreditablehnungen bei Investitionsprojekten gerade bei kleinen Unternehmen. Kreditin-
stitute aller Institutsgruppen unterziehen Kreditanfragen inzwischen systematischen Bonitätsprüfungen und
erstellen Kreditratings. Bei der Kreditvergabe und der Konditionengestaltung orientieren sich Banken we-
sentlich an der Kundenbonität. Damit kommt der Eigenkapitalausstattung und der finanziellen Situation der
Unternehmen eine wesentliche Bedeutung zu. Um weiter Zugang zu Krediten zu erhalten, kommen die Un-
ternehmen daher nicht umhin, ihre Eigenkapitalbasis zu stärken und mehr Sicherheiten zu stellen. Wie in
dieser Studie noch gezeigt wird, hat ein Großteil der Unternehmen dies inzwischen erkannt und ist dabei, die
Finanzierungsstruktur entsprechend anzupassen und zu optimieren.
Verbändebefragung 2005 39
4 Fördermittel: Neue Herausforderungen für die Förderung
Der sich an den Finanzmärkten vollziehende Wandlungsprozess stellt auch die Wirtschaftsförderung vor
neue Herausforderungen und führt dazu, dass neue Ansatzpunkte für die Förderung entwickelt werden. Zum
einen muss der Strukturwandel durch entsprechende Fördermaßnahmen so flankiert werden, dass Unter-
nehmen, die aufgrund von Marktversagen (auf den Finanzmärkten) benachteiligt sind und/oder größenbe-
dingte Nachteile erfahren, nicht den Anschluss verlieren. Zum anderen ist es Aufgabe der Wirtschaftsförde-
rung, gemeinsam mit den Kreditinstituten die Marktentwicklung neuer Finanzierungsinstrumente anzustoßen
sowie zu begleiten und sie für Unternehmensgruppen zu erschließen, die bisher keinen Zugang zu alternati-
ven Finanzierungsformen hatten. Diese Aufgabe schließt auch die Vereinfachung und Standardisierung be-
reits angebotener Finanzierungsinstrumente ein. Fördermittel werden durch die EU, den Bund und die Län-
der bereitgestellt, entweder jeweils unmittelbar, oder über die entsprechenden Förderinstitutionen, wie zum
Beispiel die KfW.
4.1 Wer nutzt welche Fördermittel?
Insgesamt hat knapp ein Viertel aller Unternehmen Fördermittel nachgefragt, wobei größere Unternehmen
tendenziell häufiger Fördermittel beantragt haben als kleinere (s. Grafik 27). Gründe hierfür sind zum einen
der bessere Informationsstand der großen Unternehmen hinsichtlich der Fördermöglichkeiten und zum zwei-
ten ihr breiteres Aktivitätsspektrum und damit einhergehend mehr Möglichkeiten, sich für spezifische Förde-
rung zu qualifizieren. Nach Branchen waren das Verarbeitende Gewerbe und das Dienstleistungsgewerbe
Spitzenreiter bei der Nachfrage nach Förderung, während vor allem der Einzelhandel ein sehr zurückhalten-
des Nachfrageverhalten zeigte (s. Grafik 28).
Überdurchschnittlich viele Unternehmen aus der Baubranche, dem Einzelhandel sowie dem Groß- und Au-
ßenhandel, die sich um Förderung bemüht haben, fragen KfW Förderkredite nach (s. Grafik 30). Gleichzeitig
beantragen diese Branchen – mit ganz wenigen Ausnahmen – unterdurchschnittlich häufig andere Förderin-
strumente. Lediglich Bürgschaften werden vom Baugewerbe und vom Einzelhandel überdurchschnittlich
nachgefragt.
Aufgrund der geringeren Durchschnittsgröße der Unternehmen fragten Handwerksbetriebe erheblich selte-
ner EU-Mittel sowie Zulagen und Zuschüsse nach, jedoch deutlich häufiger KfW-Förderkredite und Bürg-
schaften (s. Grafik 31).
40 Unternehmensfinanzierung
Grafik 27: Beantragung von Fördermitteln nach Größenklassen (Anteile in %)
16,8%
23,8%
28,1%
22,6%
25,2%
18,2%
0% 10% 20% 30% 40%
bis 1 Mio. EUR(1.152)
über 1 bis 2,5 Mio.EUR (758)
über 2,5 bis 10 Mio.EUR (1.402)
über 10 bis 50 Mio.EUR (1.320)
über 50 Mio. EUR(719)
Alle Unternehm en(5.410)
Förderung beantragt
Grafik 28: Beantragung von Fördermitteln nach Branchen (Anteile in %)
14,6%
10,4%
23,1%
22,6%
12,1%
31,7%
0% 10% 20% 30% 40%
VerarbeitendesGewerbe (2.407)
Bau (514)
Einzelhandel (797)
Groß- undAußenhandel (850)
Diens tleis tungen(714)
Alle Unternehm en(5.410)
Förderung beantragt
Anzumerken ist darüber hinaus, dass in den neuen Bundesländern Zulagen und Zuschüsse überdurch-
schnittlich häufig (von 67,5% der Unternehmen, die Fördermittel beantragen) beantragt werden, während im
Verbändebefragung 2005 41
Westen der Republik weniger als jedes dritte Unternehmen, das Fördermittel beantragt hat, Zulagen und
Zuschüsse nachfragte. Dies erklärt sich großteils damit, dass viele Zuschüsse und Zulagen z. B. im Rahmen
der regionalen Wirtschaftsförderung vergeben werden und somit nur in den neuen Bundesländern verfügbar
sind. Dies führt dort zu einer geringeren Inanspruchnahme anderer Förderinstrumente.
Grafik 29: Beantragung unterschiedlicher Fördermittel nach Größenklassen (Anteile in %)
10,2%
17,3%
34,9%
40,7%
36,9%
41,6%
20,1%
18,6%
17,3%
19,7%
18,4%
10,6%
15,3%
14,7%
11,7%
11,8%
37,6%
40,4%
40,6%
44,6%
40,2%
23,6%
18,3%
21,0%
14,8%
38,6%
39,5%16,4%
6,7%
36,4%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
bis 1 Mio. EUR (189)
über 1 bis 2,5 Mio.EUR (118)
über 2,5 bis 10 Mio.EUR (312)
über 10 bis 50 Mio.EUR (315)
über 50 Mio. EUR(195)
Alle Unternehm en(1.143)
EU-Mittel
KfW
Länderkredite
Bürgschaften
Zuschüsse
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
Darüber hinaus wurden diejenigen Unternehmen, die keine Förderung beantragt haben, gebeten, die Grün-
de für den Verzicht auf Fördermittel anzugeben. Jedes zweite Unternehmen (55%), das keine Förderung
beantragt hat, benötigt diese angabegemäß nicht, während nur knapp 17% erklären, die Förderkriterien nicht
zu erfüllen (s. Grafik 32). Wenig überraschend ist, dass vor allem große Unternehmen vermehrt berichten,
nicht für Förderung in Frage zu kommen. Dies erklärt sich damit, dass in vielen Förderprogrammen die Grö-
ßenkriterien erfüllt sein müssen. Erfreulich ist, dass nur 13% der Unternehmen die Beantragung von Förde-
rung für zu aufwendig halten. Ebenfalls beklagen sich nur rund 13% über eine mangelhafte Information über
Fördermöglichkeiten. Dies gaben vor allem kleine Unternehmen an. Nur sehr wenige Unternehmen halten
die Konditionen für uninteressant (6,5%) oder haben von ihrer Hausbank ein attraktiveres Angebot erhalten
(5,1%). Insbesondere kleinere Unternehmen klagen seltener über schlechte Förderkonditionen und vermel-
den auch seltener attraktivere Hausbankangebote. Dies zeigt, dass es vor allem die kleinen Unternehmen
sind, die Probleme haben, (nicht geförderte) Kredite zu erhalten und dass gerade diese Unternehmen auf
eine marktgerechte Förderung angewiesen sind.
42 Unternehmensfinanzierung
Grafik 30: Beantragung unterschiedlicher Fördermittel nach Branchen (Anteile in %)
10,1%
8,6%
34,4%
47,8%
50,0%
63,3%
19,6%
10,1%
7,1%
14,3%
18,4%
10,3%
27,5%
17,1%
8,2%
11,8%
48,5%
15,7%
15,3%
40,6%
40,2%
23,2%
18,3%
11,2%
19,7%
38,6%
32,9%20,6%
12,3%
15,9%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
VerarbeitendesGewerbe (721)
Bau (69)
Einzelhandel (70)
Groß- undAußenhandel (98)
Diens tleis tungen(155)
Alle Unternehm en(1.143)
EU-Mittel
KfW
Länderkredite
Bürgschaften
Zuschüsse
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
Grafik 31: Beantragung unterschiedlicher Fördermittel nach Region und Handwerk (Anteile in %)
17,1%
20,9%
43,8%
46,6%
19,0%
38,6%
13,2%
18,0%
19,3%
18,4%
18,2%
10,0%
16,6%
11,8%
30,6%
40,2%
18,3%
13,2%
67,5%
29,3%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
Handwerk (121)
West (812)
Os t (326)
Alle Unternehm en(1.143)
EU-MittelKfW
Länderkredite
Bürgschaften
Zuschüsse
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
Verbändebefragung 2005 43
Grafik 32: Gründe für die Nichtbeantragung von Fördermitteln nach Umsatzgröße (Anteile in %)
53,0%
54,1%
19,4%
14,0%
13,1%
10,4%
10,8%
12,0%
12,6%
20,6%
16,9%
13,1%
15,2%
14,9%
12,8%
12,9%
4,1%
7,7%
7,4%
8,8%
6,5%
3,0%
6,3%
6,0%
5,9%
4,2%
5,1%
18,0%
22,4%
17,2%
13,0%
11,2%
16,4%
54,4%
55,0%
58,2%
54,7%
13,3%
6,0%34,9%
6,6%
4,6%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
bis 1 Mio. EUR(899)
über 1 bis 2,5Mio. EUR (606)
über 2,5 bis 10Mio. EUR (1.007)
über 10 bis 50Mio. EUR (942)
über 50 Mio.EUR (498)
AlleUnternehm en
(3.991)
nicht benötigt
Inform ationen fehlten
Förderkriterien nicht erfüllt
Verfahren aufwendig
Konditionen unattraktiv
attraktives Angebot der Hausbank
Sons tige Gründe
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
4.2 Fast 80% der Anträge von Fördermitteln sind erfolgreich In fast vier von fünf Fällen wurde die beantragte Förderung bewilligt, wobei der Anteil der bewilligten Förder-
anträge mit zunehmender Unternehmensgröße ansteigt (s. Grafik 33). Im Branchenüberblick wurde insbe-
sondere im Verarbeitenden Gewerbe sowie im Groß- und Außenhandel ein höherer Anteil der Fördermittel
bewilligt, als in den anderen Branchen (s. Grafik 34). Jedoch lag die Bewilligungsquote selbst in der Branche
mit der niedrigsten Quote, dem Baugewerbe, bei fast zwei Drittel. Die Bewilligungsquote entsprach im
44 Unternehmensfinanzierung
Handwerk in etwa dem Durchschnitt des Gesamtsamples. Zwischen West- und Ostdeutschland unterschied
sich die Bewilligungsquote nur unwesentlich, so dass man nicht von einer regionalen Differenzierung ausge-
hen kann. Dies wurde auch in den multivariaten Analysen bestätigt.
Grafik 33: Erhalt von Fördermitteln nach Umsatzgröße (Anteile in %)
72,4%
76,3%
90,1%
79,3%
83,4%
71,4%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
bis 1 Mio. EUR (210)
über 1 bis 2,5 Mio.EUR (127)
über 2,5 bis 10 Mio.EUR (334)
über 10 bis 50 Mio.EUR (332)
über 50 Mio. EUR(202)
Alle Unternehm en(1.220)
Förderung erhalten
Wie Grafik 35 zeigt, sind die Gründe für die Ablehnung von Fördermitteln vielfältig. Bei gut einem Drittel der
Unternehmen, die Fördermaßnahmen beantragten und diese nicht erhalten haben, erklärt sich dies dadurch,
dass der Antrag noch in Bearbeitung ist. In etwa jedem vierten Fall wurde der Antrag von der durchleitenden
Bank nicht genehmigt und daher nicht an die Förderinstitution weitergeleitet. In knapp einem Fünftel der
Fälle, in denen ein Unternehmen beantragte Fördermittel nicht erhielt, ist dies auf eine Ablehnung durch das
Förderinstitut zurückzuführen. Die verbleibenden 6,2% der Anträge wurden aufgrund von Stornierungen
nicht bereitgestellt.
Von der Hausbank abgelehnte und nicht durchgeleitete Förderanträge melden insbesondere kleine Unter-
nehmen mit einem Jahresumsatz von unter 1 Mio. EUR: 40% der Unternehmen in dieser Größenklasse, die
Fördermittel beantragt und nicht erhalten haben, wurde die Bereitstellung aus diesem Grund verweigert.
Zum Vergleich: Bei den – entsprechend der EU Definition – mittelgroßen Unternehmen mit einem Umsatz
zwischen 2,5 bis 10 Mio. EUR10 liegt dieser Anteil bei lediglich 24,3%. Es kann davon ausgegangen werden,
dass die Ablehnung bei kleinen Unternehmen im Regelfall aufgrund von Kosten- und Risikoerwägungen der
durchleitenden Bank erfolgt. Gerade aus diesem Grund liegt es nahe, die Konditionengestaltung bei Förder-
krediten bonitätsabhängig zu gestalten, so dass durch die Möglichkeit der Einpreisung des Risikos auch
10 Die exakte EU Definition für “Mittlere Unternehmen” bezüglich des Jahresumsatzes lautet: mehr als 2 Mio. bis maximal 50 Mio. EUR.
Verbändebefragung 2005 45
bonitätsmäßig schwächeren Unternehmen – diese sind oftmals kleiner – der Zugang zu Förderung nicht
verwehrt wird. Das von der KfW in diesem Jahr neu eingeführte System risikogerechter Zinsen in Teilen des
Fördergeschäfts trägt diesen Überlegungen Rechnung. Bei großen Unternehmen wurden Förderanträge
(noch) nicht bewilligt, weil sie sich noch in Bearbeitung befinden. Längere Bearbeitungsdauern dürften bei
diesen Unternehmen auf die höhere Komplexität der Vorhaben zurückzuführen sein.
Grafik 34: Erhalt von Fördermitteln nach Branchen (Anteile in %)
65,3%
67,5%
73,9%
79,3%
79,6%
83,4%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
VerarbeitendesGewerbe (764)
Bau (75)
Einzelhandel (83)
Groß- undAußenhandel (103)
Diens tleis tungen(165)
Alle Unternehm en(1.220)
Förderung erhalten
46 Unternehmensfinanzierung
Grafik 35: Begründung für nicht erhaltene Fördermittel nach Umsatzgrößenklassen (Angaben in %)
25,9%
13,5%
40,0%
22,2%
24,3%
18,6%
21,8%
37,0%
17,6%
13,6%
20,6%
5,5%
3,7%
9,5%
1,7%
6,2%
32,7%
35,1%
41,7%
36,6%
25,0%
14,0%
11,9%
7,3%
24,3%
8,3%20,8%
12,5%
47,5%
18,5%
0% 10% 20% 30% 40% 50%
bis 1 Mio. EUR(55)
über 1 bis 2,5 Mio.EUR (27)
über 2,5 bis 10Mio. EUR (74)
über 10 bis 50Mio. EUR (59)
über 50 Mio. EUR(24)
Alle Unternehm en(243)
Förderkriterien nicht erfüllt
Bank intern nicht genehm igt
Förderins titut lehnte ab
selbs t s torniert
noch in Bearbeitung
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
4.3 Zwischenfazit
Fördermitteln kommt nach wie vor eine wichtige Rolle zu: rund jedes vierte Unternehmen hat in den vergan-
genen zwölf Monaten vor der Erhebung einen Antrag auf Förderung gestellt. Gerade für kleine Unternehmen
sind Förderangebote von Bedeutung, da sie kaum die Möglichkeit haben, ihre Investitionsvorhaben aus dem
laufenden Cashflow zu finanzieren und ihnen der Zugang zum Kapitalmarkt fehlt. Förderkredite der KfW
sowie Zulagen und Zuschüsse werden dabei mit Abstand am häufigsten von den Unternehmen beantragt.
Mit fast 80% wird ein großer Anteil der beantragten Fördermaßnahmen auch tatsächlich bewilligt, wobei
insbesondere das Verarbeitende Gewerbe sowie der Groß- und Außenhandel hohe Bewilligungsquoten
aufweist. Betrachtet man nur die endgültig negativ beschiedenen Förderanträge, so zeigt sich, dass wie im
vergangenen Jahr der wichtigste Grund für den Nichterhalt von Fördermitteln war, dass Kreditinstitute Anträ-
ge intern nicht bewilligt haben. Der Anteil derjenigen Förderanträge, die abgelehnt werden, weil das antrag-
stellende Unternehmen die Förderbedingungen nicht erfüllt oder das Förderinstitut den Antrag ablehnt, ist
relativ klein. Darüber hinaus zeigen die Auswertungen, dass die Unternehmen recht gut über die Förderbe-
dingungen informiert sind.
Verbändebefragung 2005 47
5 Finanzierungsquellen und Instrumente
Wie eingangs erwähnt hat sich der Wandel auf den Finanzmärkten in Deutschland in den vergangenen Jah-
ren intensiviert. Dies fordert den Unternehmen ein hohes Maß an Veränderungsbereitschaft und Anpas-
sungsfähigkeit ab. Im folgenden Kapitel wird der Frage nachgegangen, welchen strukturellen Änderungen
die Unternehmensfinanzierung aufgrund des Finanzmarktwandels unterworfen ist und in welchem Maße die
Unternehmen die Chancen dieses Wandels nutzen und seine Risiken abfedern können.
5.1 Nach wie vor herausragende Bedeutung traditioneller Finanzierungsquellen In der Erhebung wurden die Unternehmen gebeten, die aktuelle und die erwartete zukünftige Bedeutung der
einzelnen Finanzierungsformen auf einer Skala von 1 („unsere wichtigste Finanzierungsquelle“) bis 6 („brau-
chen wir nicht/haben wir nicht eingesetzt“) einzustufen. Um eine bessere Übersicht über die Ergebnisse zu
erhalten, werden in Grafik 36 bis Grafik 41 die jeweiligen Mittelwerte der Antworten zu jedem Finanzierungs-
instrument ausgewiesen. Kleine Werte signalisieren eine im Durchschnitt hohe Bedeutung, hohe Werte eine
geringe Bedeutung des Instruments.
Die mit Abstand größte Bedeutung als Finanzierungsquelle kommt nach wie vor der Innenfinanzierung zu.
Dahinter folgen mit deutlichem Abstand in der Wichtigkeit kurz- und langfristige Bankkredite sowie das Lea-
sing. Auch Lieferantenkredite sind ein relativ bedeutsames Finanzierungsinstrument. Erst dann kommen mit
erheblichem Abstand neuere Finanzierungsformen wie Beteiligungskapital, mezzanine Finanzierungsinstru-
mente, Factoring oder gar derivative Finanzierungsinstrumente (z. B. Unternehmensanleihen, Schuldver-
schreibungen). Mit Werten von allesamt über 5,5 kommt diesen alternativen Finanzierungsquellen jedoch
weiterhin eine nur unbedeutende Rolle zu.
Die herausragende Rolle der Innenfinanzierung für die Unternehmen gilt unabhängig von Unternehmens-
größe und Branche, wenngleich ihre Bedeutung mit wachsender Unternehmensgröße ansteigt. Auch im
West-Ost-Vergleich ergeben sich kaum Unterschiede in der Bewertung der Innenfinanzierung durch die Un-
ternehmen. Für die Zukunft gehen die befragten Unternehmen über alle Unternehmensgrößen hinweg von
einer weiter steigenden Bedeutung der Innenfinanzierung für die Unternehmensfinanzierung aus.
Kurz- und langfristige Bankkredite sind ebenfalls für Unternehmen aller Größenklassen und Branchen be-
deutsam, wobei den kurzfristigen Fazilitäten eine geringfügig höhere Bedeutung beigemessen wird. Mit stei-
gender Unternehmensgröße werden die kurzfristigen Kredite im Verhältnis zu langfristigen Krediten immer
wichtiger. Es ist auffällig, dass die Bedeutung kurzfristiger Bankkredite im Osten geringer ist als für west-
deutsche Unternehmen. Nach Einschätzung der Unternehmen wird die Wichtigkeit der Kreditfinanzierungen
(kurz- und langfristig) in den kommenden Jahren leicht abnehmen, wobei diese Bedeutungsverschiebung
vor allem von sehr kleinen Unternehmen genannt wird. Mögliche Gründe sind: Große Unternehmen haben
bereits jetzt alternative Instrumente zur Verfügung, und werden zunehmend noch mehr in der Lage sein,
Fremdmittel anders als über Bankkredite zu beschaffen. Kleine Unternehmen sehen sich starker Zurückhal-
48 Unternehmensfinanzierung
tung der Kreditinstitute bei der Finanzierung ihrer Investitionsprojekte gegenüber und sehen sich daher unter
Zugzwang, die Kreditfinanzierung anderweitig zu substituieren.
Grafik 36: Derzeitige Bedeutung von Finanzierungsquellen nach Umsatzgrößenklassen
2,2
2,1
2,0
1,8
1,7
2,0
3,7
3,5
3,4
3,4
3,6
3,5
5,7
5,7
5,7
5,7
5,5
5,7
4,2
4,2
4,1
4,0
3,8
4,1
3,7
3,4
3,4
3,6
3,8
3,6
5,4
5,5
5,2
4,6
3,4
4,8
5,6
5,6
5,5
5,5
5,4
5,5
5,7
5,6
5,7
5,7
5,7
5,7
4,5
4,1
3,8
3,6
3,7
3,9
5,9
5,9
6,0
6,0
5,8
5,9
0 1 2 3 4 5 6
bis 1 Mio. EUR
über 1 bis 2,5Mio. EUR
über 2,5 bis 10Mio. EUR
über 10 bis 50Mio. EUR
über 50 Mio.EUR
AlleUnternehm en
Innenfinanzierung
kurzfris tige Bankkredite
Factoring
Lieferantenkredite
langfris tige Bankkredite
konzerninterne Finanzierung
Beteiligungskapital
m ezzanine Finanzierungs form en
Leas ing
Unternehm ensanleihen,Schuldverschreibungen u.ä.
Anmerkung: Kleine Werte signalisieren eine im Durchschnitt hohe Bedeutung, hohe Werte eine geringe Bedeutung des
Instruments.
Lieferantenkredite werden besonders von großen Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 50 Mio.
EUR und von Aktiengesellschaften überdurchschnittlich geschätzt. Unterdurchschnittliche Bedeutung hat
diese Finanzierungsform aufgrund der geringen Fertigungstiefe insbesondere im Dienstleistungsgewerbe.
Die befragten Unternehmen gehen davon aus, dass die Wichtigkeit der Lieferantenkredite unverändert
bleibt.
Verbändebefragung 2005 49
Grafik 37: Derzeitige Bedeutung von Finanzierungsquellen nach Branchen
1,9
2,0
2,3
2,0
2,0
2,0
3,5
3,3
3,4
3,3
4,0
3,5
5,6
5,7
5,7
5,7
5,7
5,7
4,0
3,9
3,9
3,9
4,7
4,1
3,5
3,4
3,2
3,9
4,1
3,6
4,6
5,0
5,6
4,7
5,0
4,8
5,5
5,5
5,5
5,5
5,5
5,6
5,8
5,7
5,8
5,7
5,7
3,7
3,6
4,7
4,0
3,9
3,9
5,9
5,9
6,0
6,0
5,9
5,9
5,7
0 1 2 3 4 5 6
VerarbeitendesGewerbe
Bau
Einzelhandel
Groß- undAußenhandel
Diens tleis tungen
AlleUnternehm en
Innenfinanzierung
kurzfris tige Bankkredite
Factoring
Lieferantenkredite
langfris tige Bankkredite
konzerninterne Finanzierung
Beteiligungskapital
m ezzanine Finanzierungs form en
Leas ing
Unternehm ensanleihen,Schuldverschreibungen u.ä.
Anmerkung: Kleine Werte signalisieren eine im Durchschnitt hohe Bedeutung, hohe Werte eine geringe Bedeutung des
Instruments.
Wie zu erwarten wird die Bedeutung des Leasings von kleineren Unternehmen als eher unterdurchschnittlich
eingestuft, aber vor allem größere Betriebe und insbesondere Aktiengesellschaften schätzen Leasing als
wichtig ein. Besonders in den anlageintensiven Branchen Bau und Verarbeitendes Gewerbe spielt das Lea-
sing eine wichtige Rolle, aber auch im Dienstleistungssektor kommt ihm eine überdurchschnittliche Bedeu-
tung zu. Im Ost-West-Vergleich ist hier kein signifikanter Unterschied in der Bewertung zu beobachten. Ins-
gesamt messen die befragten Unternehmen dem Leasing schon beinahe eine ähnliche Bedeutung wie dem
Bankkredit zu. Die Unternehmen prognostizieren eine deutlich wichtigere Rolle des Leasings in der Zukunft,
und zwar über alle Branchen und Größenklassen hinweg.
50 Unternehmensfinanzierung
Grafik 38: Derzeitige Bedeutung von Finanzierungsquellen nach Region und Handwerk
2,1
2,0
2,0
2,0
3,3
3,5
3,9
3,5
5,6
5,7
5,7
5,7
4,1
4,1
3,9
4,1
3,3
3,6
3,5
3,6
5,1
4,8
5,0
4,8
5,5
5,5
5,6
5,5
5,7
5,7
5,6
5,7
3,8
3,9
3,9
3,9
5,9
5,9
5,9
5,9
0 1 2 3 4 5 6
Handwerk
West
Ost
AlleUnternehm en
Innenfinanzierung
kurzfris tige Bankkredite
Factoring
Lieferantenkredite
langfris tige Bankkredite
konzerninterne Finanzierung
Beteiligungskapital
m ezzanine Finanzierungs form en
Leas ing
Unternehm ensanleihen,Schuldverschreibungen u.ä.
Anmerkung: Kleine Werte signalisieren eine im Durchschnitt hohe Bedeutung, hohe Werte eine geringe Bedeutung des
Instruments.
Es überrascht nicht, dass konzerninterne Finanzierung eine umso größere Rolle spielt, je größer die betrach-
teten Unternehmen sind. Im Branchenüberblick stufen besonders Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe
sowie im Groß- und Außenhandel diese Fazilität als wichtig ein. Aufgrund der vorherrschenden Unterneh-
mensstruktur hat konzerninterne Finanzierung im Osten eine geringere Bedeutung als in den alten Bundes-
ländern. Die befragten Unternehmen sahen die Wichtigkeit der konzerninternen Finanzierung auch für die
Zukunft weitgehend unverändert.
Verbändebefragung 2005 51
Grafik 39: Zukünftige Bedeutung von Finanzierungsquellen nach Umsatzgrößenklassen
2,1
2,0
1,9
1,8
1,6
1,9
3,9
3,7
3,5
3,4
3,6
3,6
5,6
5,6
5,7
5,6
5,3
5,6
4,1
4,2
4,1
4,0
3,7
4,0
3,9
3,5
3,5
3,6
3,8
3,6
5,4
5,5
5,1
4,5
3,3
4,8
5,5
5,5
5,4
5,4
5,4
5,4
5,6
5,5
5,6
5,5
5,5
5,5
4,3
4,0
3,6
3,4
3,6
3,7
5,9
5,9
6,0
5,9
5,7
5,9
0 1 2 3 4 5 6
bis 1 Mio. EUR
über 1 bis 2,5Mio. EUR
über 2,5 bis 10Mio. EUR
über 10 bis 50Mio. EUR
über 50 Mio.EUR
AlleUnternehm en
Innenfinanzierung
kurzfris tige Bankkredite
Factoring
Lieferantenkredite
langfris tige Bankkredite
konzerninterne Finanzierung
Beteiligungskapital
m ezzanine Finanzierungs form en
Leas ing
Unternehm ensanleihen,Schuldverschreibungen u.ä.
Anmerkung: Kleine Werte signalisieren eine im Durchschnitt hohe Bedeutung, hohe Werte eine geringe Bedeutung des
Instruments.
Die Bedeutung von mezzaninen Finanzinstrumenten und von Beteiligungskapital wird gegenwärtig über alle
Größenklassen hinweg als verhältnismäßig nachgeordnet beurteilt. Beide Finanzierungsinstrumente werden
nach Einschätzung der Unternehmen zukünftig eine marginal größere Rolle spielen als bisher. Angesichts
der Anforderungen an die unternehmerische Kapitalstruktur, die der Finanzmarktwandel mit sich bringt, wäre
zu erwarten, dass die Unternehmen diesen alternativen Finanzierungsquellen in Zukunft eine weitaus größe-
re Bedeutung einräumen.
Factoring wird, wenn überhaupt, eher von sehr großen Unternehmen für ihre Finanzierung genutzt. Die
Wichtigkeit wird über die Branchen hinweg sowie im Osten und im Westen in etwa gleich gering einge-
52 Unternehmensfinanzierung
schätzt. In der Zukunft wird das Factoring aus Unternehmenssicht nur marginal an Bedeutung gewinnen.
Eine wachsende Bedeutung messen ebenfalls eher die größeren Unternehmen dem Factoring bei.
Anleihen und Schuldverschreibungen spielen bei der Unternehmensfinanzierung ebenfalls eine geringe Rol-
le. Am ehesten werden sie von Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 50 Mio. EUR genutzt.
Für die Zukunft ändert sich an der Bedeutung dieser Finanzierungsinstrumente kaum etwas.
Grafik 40: Zukünftige Bedeutung von Finanzierungsquellen nach Branchen
1,8
2,0
2,2
1,9
1,9
1,9
3,6
3,4
3,6
3,3
4,1
3,6
5,5
5,6
5,7
5,6
5,7
5,6
4,0
3,9
3,8
3,9
4,7
4,0
3,5
3,4
3,5
3,9
4,1
3,6
4,5
4,9
4,7
4,9
4,8
5,4
5,5
5,7
5,4
5,4
5,4
5,4
5,6
5,7
5,6
5,6
5,5
3,5
3,4
4,5
3,8
3,8
3,7
5,9
5,9
6,0
5,9
5,9
5,9
5,6
0 1 2 3 4 5 6
VerarbeitendesGewerbe
Bau
Einzelhandel
Groß- undAußenhandel
Diens tleis tungen
AlleUnternehm en
Innenfinanzierung
kurzfris tige Bankkredite
Factoring
Lieferantenkredite
langfris tige Bankkredite
konzerninterne Finanzierung
Beteiligungskapital
m ezzanine Finanzierungs form en
Leas ing
Unternehm ensanleihen,Schuldverschreibungen u.ä.
Anmerkung: Kleine Werte signalisieren eine im Durchschnitt hohe Bedeutung, hohe Werte eine geringe Bedeutung des
Instruments
Verbändebefragung 2005 53
Grafik 41: Zukünftige Bedeutung von Finanzierungsquellen nach Region und Handwerk
2,0
1,9
1,9
1,9
3,4
3,5
3,9
3,6
5,5
5,6
5,6
5,6
4,0
4,1
3,9
4,0
3,3
3,6
3,6
3,6
5,1
4,8
5,0
4,8
5,4
5,4
5,4
5,4
5,6
5,5
5,5
5,5
3,6
3,7
3,8
3,7
5,9
5,9
5,9
5,9
0 1 2 3 4 5 6
Handwerk
West
Ost
AlleUnternehm en
Innenfinanzierung
kurzfris tige Bankkredite
Factoring
Lieferantenkredite
langfris tige Bankkredite
konzerninterne Finanzierung
Beteiligungskapital
m ezzanine Finanzierungs form en
Leas ing
Unternehm ensanleihen,Schuldverschreibungen u.ä.
Anmerkung: Kleine Werte signalisieren eine im Durchschnitt hohe Bedeutung, hohe Werte eine geringe Bedeutung des
Instruments
5.2 Zwischenfazit
Wie in den vergangenen Jahren messen die Unternehmen der Innenfinanzierung die höchste Bedeutung zu.
Von den externen Finanzierungsquellen stehen nach wie vor Bankkredite an erster Stelle. Dies zeigt, dass
trotz der Veränderungen auf den Finanzmärkten die Fremdfinanzierungskultur dominiert. Doch den Unter-
nehmen sind die durch den Finanzmarktwandel vorangetriebenen Veränderungen durchaus bewusst und sie
gehen deshalb von sinkender Bedeutung dieser Instrumente aus.
54 Unternehmensfinanzierung
Unter den Alternativen zum Bankkredit hebt sich vor allem das Leasing ab. Die Bedeutung dieses Finanzie-
rungsinstruments kommt schon beinahe der Rolle von Bankkrediten gleich. Auch für die Zukunft wird eine
weitere Zunahme der Wichtigkeit dieses Instruments zur Unternehmensfinanzierung erwartet. Den bislang
wenig genutzten alternativen Finanzierungsquellen wie mezzaninen Finanzinstrumenten, Beteiligungskapi-
tal, Factoring und der Begebung von Anleihen wird von den befragten Unternehmen auch zukünftig nur ein
geringes Wachstumspotential vorhergesagt.
Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass der Strukturwandel auf den Finanzmärkten auch weiterhin an-
hält und diese Entwicklung den Unternehmen durchaus bewusst ist. Nach wie vor ist die Innenfinanzierung
bei Unternehmen über alle Größenklassen, Rechtsformen und Branchen die Finanzierung erster Wahl, ge-
folgt von Bankkrediten. Die vergleichsweise hohe Bedeutung der Bankkredite ist Erbe der über Jahrzehnte
gewachsenen Fremdfinanzierungskultur in Deutschland. Dies gilt vor allem für große Unternehmen, die be-
reits heute die Möglichkeit haben, andere Finanzierungsquellen zu nutzen, aber auch für kleine Betriebe, die
eine Notwendigkeit sehen, Bankkredite durch alternative Finanzierungen zu ersetzen. Einerseits erstaunt es
vor allem bei großen Unternehmen, dass den alternativen Finanzierungsquellen wie mezzaninen Finanzin-
strumenten, Beteiligungskapital, Factoring und der Begebung von Anleihen bisher nur ein geringes Wachs-
tumspotential vorhergesagt wird. Andererseits weist dies darauf hin, dass hier noch ein erheblicher Mark-
tentwicklungs- und Informationsbedarf vorliegt.
Die sich für weite Teile der Unternehmen neu erschließenden Möglichkeiten der Eigen-, Fremd- und Mezza-
nine-Finanzierung erschweren zwar einerseits die Auswahl der individuell geeigneten Instrumente und ma-
chen eine sorgfältige Planung somit noch wichtiger. Sie bieten jedoch auf der anderen Seite die Chance, die
Finanzierungsstruktur zu diversifizieren und damit den Zugang zu Bankkrediten weiter offen zu halten und
sollten deshalb stärker als bisher als zukünftige Finanzierungsquellen in Betracht gezogen werden.
Verbändebefragung 2005 55
6 Eigenkapitalausstattung
Ein zentraler Einflussfaktor für die von den Kreditinstituten vergebene Ratingnote ist die Eigenkapitalausstat-
tung des potenziellen Kreditnehmers. Da die Kreditvergabe und die Kreditkonditionen unmittelbar von der
Ratingeinstufung abhängen, übt die Eigenkapitalquote somit einen großen Einfluss auf die Finanzierungs-
kosten des Unternehmens aus. Einer ausreichenden Eigenkapitaldecke kommt mit der zunehmend flächen-
deckenden Nutzung von Ratingverfahren eine steigende Bedeutung zu. Die zunehmende Bedeutung der
Eigenkapitalbasis heben andere Studien ebenfalls hervor.11
6.1 Erhöhung des Eigenkapitals: Eindeutige Fortschritte erkennbar
Eindeutig positiv zu bewerten ist, dass der Anteil der Unternehmen, die ihre Eigenkapitalquote in den letzten
12 Monaten erhöhen konnten, deutlich höher ist als der Anteil jener, bei denen sie gefallen ist. Über 40% der
Unternehmen haben ihre Eigenkapitalbasis aufgestockt, während weniger als 20% sie reduzierten. Die Er-
höhung der Eigenkapitalquote gelingt umso eher, je größer das Unternehmen ist (s. Grafik 42). Die Betrach-
tung nach Branchen zeigt, dass insbesondere die Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe sowie
dem Groß- und Außenhandel ihre Eigenkapitalquoten erhöht haben (s. Grafik 43). Die Entwicklung der Ei-
genkapitalquoten in den alten und neuen Bundesländern unterscheidet sich lediglich geringfügig, wie auch
multivariate Analysen zeigen.
Grafik 42: Veränderung der Eigenkapitalquote nach Umsatzgrößenklassen (Angaben in %)
53,2%
43,0%
43,5%
46,7%
38,2%
32,3%
30,6%
38,1%
23,9%
21,9%
18,4%
15,1%
16,2%
18,9%
52,6%
43,4%
31,4%
32,5%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
bis 1 Mio. EUR (1.094)
über 1 bis 2,5 Mio.EUR (749)
über 2,5 bis 10 Mio.EUR (1.403)
über 10 bis 50 Mio.EUR (1.324)
über 50 Mio. EUR(728)
Alle Unternehm en(5.351)
ges tiegen
gleich
gefallen
11 Vgl. zum Beispiel Reize (2005).
56 Unternehmensfinanzierung
Grafik 43: Veränderung der Eigenkapitalquote nach Branchen (Angaben in %)
40,1%
43,0%
34,9%
46,2%
42,0%
35,8%
40,8%
38,1%
15,7%
26,5%
25,9%
16,9%
19,1%
18,9%
47,3%
32,1%
27,3%
49,5%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
VerarbeitendesGewerbe (2.381)
Bau (513)
Einzelhandel (772)
Groß- undAußenhandel (865)
Diens tleis tungen (691)
Alle Unternehm en(5.351)
ges tiegen
gleich
gefallen
In der Zukunft planen rund 45% der befragten Unternehmen ihre Eigenkapitalquote zu erhöhen. Dieser Wert
gilt mit Ausnahme der Unternehmen mit weniger als 1 Mio. EUR Jahresumsatz in etwa für alle Größenklas-
sen (s. Grafik 44). Insbesondere Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes und des Groß- und Außenhandels
streben eine Erhöhung der Eigenkapitalquote an (s. Grafik 45). Dies erstaunt insofern nicht, als dieselben
Unternehmensgruppen in größerem Ausmaß von der Exportkonjunktur profitieren konnten als die stärker auf
die binnenwirtschaftliche Konjunktur angewiesenen Branchen Einzelhandel und Bau. Sie verfügen insofern
über die Möglichkeit, ihre Eigenkapitalbasis über den Weg der Gewinnthesaurierung zu stärken. Ostdeut-
sche Unternehmen beabsichtigen häufiger als ihre westdeutschen Mitbewerber den Ausbau ihrer Eigenkapi-
taldecke (s. Grafik 46). Wie bereits im Vorjahr streben Kunden von Sparkassen und Genossenschaftsban-
ken eher als die Kunden privater Banken – tendenziell größere Unternehmen mit höheren Eigenkapitalquo-
ten – nach einer Verbesserung ihrer Eigenkapitalausstattung (s. Grafik 47). Unsere Regressionen zeigen,
dass dieser „Institutseffekt“ auch bei Kontrolle für Umsatzgröße, Branche, Region und Zugehörigkeit zum
Handwerk bestehen bleibt.
Verbändebefragung 2005 57
Grafik 44: Planung einer Erhöhung der Eigenkapitalquote nach Umsatzgrößenklassen (Anteile in %)
45,5%
46,9%
47,9%
44,7%
48,5%
34,9%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
bis 1 Mio. EUR(1.109)
über 1 bis 2,5Mio. EUR (743)
über 2,5 bis 10Mio. EUR(1.398)
über 10 bis 50Mio. EUR(1.330)
über 50 Mio.EUR (728)
AlleUnternehm en
(5.366)
Erhöhung der EK-Quoteangestrebt
Grafik 45: Planung einer Erhöhung der Eigenkapitalquote nach Branchen (Anteile in %)
42,2%
38,3%
43,7%
44,7%
47,2%
46,9%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
VerarbeitendesGewerbe (2.396)
Bau (516)
Einzelhandel(780)
Groß- undAußenhandel
(860)
Diens tleis tungen(689)
AlleUnternehm en
(5.366)
Erhöhung der EK-Quoteangestrebt
58 Unternehmensfinanzierung
Grafik 46: Planung einer Erhöhung der Eigenkapitalquote nach Region und Handwerk (Anteile in %)
44,2%
47,8%
44,7%
46,0%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
Handwerk (674)
West (4.653)
Ost (699)
AlleUnternehm en
(5.366)
Erhöhung der EK-Quoteangestrebt
Grafik 47: Planung einer Erhöhung der Eigenkapitalquote nach Hauptbankverbindung (Anteile in %)
47,9%
47,1%
44,7%
45,1%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
Private Bank (2.814)
Sparkasse (2.862)
Genossenschaftsbank(1.635)
Alle Unternehm en(5.366)
Erhöhung der EK-Quoteangestrebt
Insgesamt streben rund 55% der Unternehmen keine Erhöhung ihrer Eigenkapitalquote an. Knapp 70% da-
von treffen diese Entscheidung, weil sie ihre Eigenkapitalquote für angemessen halten. Lediglich die Hälfte
Verbändebefragung 2005 59
der Unternehmen der kleinsten Größenklasse, die keine Eigenkapitalerhöhung planen, erachtet ihre Eigen-
kapitalausstattung jedoch als angemessen. Ein Drittel der Unternehmen plant keine Erhöhung der Eigenka-
pitalquote, weil für einen solchen Schritt keine Möglichkeit gesehen wird. Je größer das Unternehmen, desto
höher ist das Vertrauen in die eigene Eigenkapitalquote: 87,7% der Unternehmen mit einem Jahresumsatz
von über 50 Mio. EUR, die nicht planen, ihre Eigenkapitalquote zu erhöhen erachten sie für ausreichend.
Insbesondere im Groß- und Außenhandel, im Verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor hält ein
besonders großer Anteil der Unternehmen die eigene Eigenkapitalquote für angemessen (s. Grafik 48).
Grafik 48: Gründe für die Nichterhöhung der Eigenkapitalquote nach Umsatzgröße (Anteile in %)
59,0%
69,5%
51,3%
42,3%
31,9%
19,4%
88,5%
68,3%
81,4%
50,1%
32,8%
12,4%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
bis 1 Mio. EUR(696)
über 1 bis 2,5Mio. EUR (395)
über 2,5 bis 10Mio. EUR (724)
über 10 bis 50Mio. EUR (665)
über 50 Mio. EUR(364)
AlleUnternehm en
(2.875)
EK-Quote is t angem essen
keine Möglichkeit zur Erhöhung
Betrachtet man die Gründe dafür, dass keine Erhöhung der Eigenkapitalquote geplant wurde nach Haupt-
bankverbindung der Unternehmen, so fällt auf, dass Kunden der privaten Banken relativ häufiger ihre Eigen-
kapitalausstattung für ausreichend halten (s. Grafik 50). Kunden von Sparkassen und Genossenschaftsban-
ken hingegen sehen verhältnismäßig häufiger keine Möglichkeit, ihre Eigenkapitalposition zu verbessern und
sind daher gezwungen, auf eine Erhöhung zu verzichten. Multivariate Analysen zeigen, dass auch unabhän-
gig von der größen- und branchenmäßigen Kundenstruktur gilt, dass Kunden von Sparkassen und Genos-
senschaftsbanken vergleichsweise häufiger keine Möglichkeit sehen, ihre Eigenkapitalquote zu erhöhen.
Auch in den neuen Bundesländern wird das Argument der fehlenden Möglichkeiten einer Eigenkapitalerhö-
hung relativ häufiger angeführt als in den alten Bundesländern (s. Grafik 51), was auch durch multivariate
Analysen untermauert wird. Die in Grafik 51 für das Handwerk ausgewiesene häufige Nennung eines feh-
lenden Handlungsspielraums ist dagegen auf die Größen- und Branchenstruktur der Handwerksbetriebe
zurückzuführen und kein handwerksspezifisches Phänomen.
60 Unternehmensfinanzierung
Grafik 49: Gründe für die Nichterhöhung der Eigenkapitalquote nach Branchen (Anteile in %)
53,1%
46,3%
24,2%
48,3%
53,9%
20,9%
64,4%
68,3%
79,8%
77,2%
32,8%
37,2%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
VerarbeitendesGewerbe (1.235)
Bau (290)
Einzelhandel(471)
Groß- undAußenhandel
(435)
Dienstleistungen(371)
AlleUnternehmen
(2.875)
EK-Quote ist angemessenkeine Möglichkeit zur Erhöhung
Trotz vorsichtiger Aussicht auf eine Entspannung der Finanzierungssituation der Unternehmen, auf die vor
allem die leicht gestiegene Investitionstätigkeit und die insgesamt leicht positive Kreditvergabetendenz hin-
deuteten, geben diese Ergebnisse nach wie vor Hinweise auf Handlungsbedarf. Nicht nur für die Verhand-
lungsposition gegenüber den Kreditinstituten, sondern auch für eine stärker kapitalmarktorientierte Finanzie-
rung ist eine solide Eigenkapitalausstattung der Unternehmen unverzichtbar. Es stimmt deshalb ein wenig
bedenklich, dass offenbar ein nicht zu vernachlässigender Anteil der Unternehmen – vor allem bei den klei-
nen Unternehmen und in den neuen Bundesländern – keinen Spielraum sieht, die eigene Eigenkapitalbasis
auszubauen. Diese Tatsache belegt, dass viele Unternehmen zwar überwiegend die Notwendigkeit struktu-
reller Anpassungen erkannt haben, ihre aktuelle wirtschaftliche Situation ihnen jedoch kaum die Möglichkeit
gibt, die entsprechenden Anpassungen ihrer Kapitalstruktur auch anzugehen. Wie die folgenden Untersu-
chungen zu den für Eigenkapitalerhöhungen genutzten Quellen zeigen, wäre eine nachhaltige wirtschaftliche
Belebung dringend nötig, um den Unternehmen den dazu notwendigen Handlungsspielraum zu geben.
Verbändebefragung 2005 61
Grafik 50: Gründe für die Nichterhöhung der Eigenkapitalquote nach Hauptbankverbindung (Anteile in %)
65,3%
61,5%
23,8%
36,0%
39,6%
32,8%
68,3%
77,6%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Private Bank (1.490)
Sparkasse (1.448)
Genossenschaftsbank(844)
Alle Unternehm en(2.875)
EK-Quote is t angem essen
keine Möglichkeit zur Erhöhung
Grafik 51: Gründe für die Nichterhöhung der Eigenkapitalquote nach Region und Handwerk (Anteile in %)
69,3%
61,2%
43,7%
31,8%
40,5%
32,8%
68,3%
57,7%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Handwerk (350)
West (2.510)
Ost (358)
AlleUnternehm en
(2.875)
EK-Quote is t angem essen
keine Möglichkeit zur Erhöhung
62 Unternehmensfinanzierung
Fast 80% aller Unternehmen, die ihren Eigenkapitalanteil aufzustocken gedenken, wollen die notwendigen
Mittel aus einbehaltenen Gewinnen aufbringen (s. Grafik 52). Diese Finanzierungsmöglichkeit steht jedoch
nur zur Verfügung, wenn die Unternehmen in der Lage sind, in ausreichendem Maße Gewinne zu erwirt-
schaften. Dies zeigt, dass zum Ausbau des Eigenkapitals für viele Unternehmen eine konjunkturelle Bele-
bung, eine starke Nachfrage und damit die Chance auf steigende Gewinne sehr wichtig sind. Der Bedeutung
anderer genannter Quellen fällt gegenüber der Gewinnthesaurierung deutlich zurück. 17,6% planen eine
Erhöhung der Einlagen, 10,7% fassen die Inanspruchnahme mezzaniner Finanzierungsformen ins Auge,
und nur 6,9% beabsichtigen, neue Gesellschafter aufzunehmen. Vor allem Aktiengesellschaften, GmbHs
und sonstige Kapitalgesellschaften setzen überdurchschnittlich häufig auf Gewinneinbehaltung, ebenso wie
Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 2,5 Mio. EUR. Einzelunternehmen und Personengesell-
schaften planen eher die Erhöhung eigener Einlagen (s. Grafik 53). Im Hinblick auf die Unternehmensgröße
wollen insbesondere Unternehmen mit einem Jahresumsatz unter 2,5 Mio. EUR mittels Einlagenerhöhung
ihre Eigenkapitaldecke ausbauen, und auch im Einzelhandel, im Groß- und Außenhandel sowie im Dienst-
leistungsgewerbe setzen die Unternehmen überdurchschnittlich auf eigene Einlagen (s. Grafik 54).
Grafik 52: Herkunft der Mittel für eine angestrebte Eigenkapitalerhöhung nach Umsatzgrößenklassen (Anteile in %)
72,3%
82,2%
24,5%
29,2%
16,3%
12,4%
9,4%
7,7%
7,4%
6,0%
6,9%
11,0%
11,6%
9,5%
10,3%
10,7%
79,4%
77,9%
82,1%
67,6%
17,6%
9,6%4,4%
13,1%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
bis 1 Mio. EUR(383)
über 1 bis 2,5Mio. EUR (336)
über 2,5 bis 10Mio. EUR (650)
über 10 bis 50Mio. EUR (638)
über 50 Mio.EUR (344)
AlleUnternehm en
(2.376)
s tärkere Einbehaltung vonGewinnen
Erhöhung eigener Einlagen
Aufnahm e neuer Gesellschafter
m ezzanine Finanzierungs form en
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
Verbändebefragung 2005 63
Grafik 53: Herkunft der Mittel für eine angestrebte Eigenkapitalerhöhung nach Rechtsform (Anteile in %)
75,9%
79,6%
25,3%
19,5%
15,2%
12,1%
4,3%
6,8%
7,5%
6,8%
10,3%
9,9%
10,8%
13,6%
77,9%
81,8%
73,7%
17,6%6,9%
10,7%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Einzelunternehm en(300)
Personengesellschaft(694)
Gm bH (1.218)
AG (132)
Alle Unternehm en(2.376)
s tärkere Einbehaltung vonGewinnen
Erhöhung eigener Einlagen
Aufnahm e neuer Gesellschafter
m ezzanine Finanzierungs form en
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
Grafik 54: Herkunft der Mittel für eine angestrebte Eigenkapitalerhöhung nach Branchen (Anteile in %)
79,8%
71,8%
13,2%
16,1%
27,9%
20,5%
7,0%
4,1%
5,4%
5,9%
6,9%
12,7%
8,7%
6,7%
8,4%
10,7%
75,8%
77,9%
79,7%
79,4%
17,6%
20,1%10,9%10,9%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
VerarbeitendesGewerbe (1.114)
Bau (218)
Einzelhandel(298)
Groß- undAußenhandel
(404)
Diens tleis tungen(293)
AlleUnternehm en
(2.376)
s tärkere Einbehaltung vonGewinnen
Erhöhung eigener Einlagen
Aufnahm e neuer Gesellschafter
m ezzanine Finanzierungs form en
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
64 Unternehmensfinanzierung
Mezzanine Finanzierungsformen werden eher von Aktiengesellschaften und von Unternehmen des Verarbei-
tenden Gewerbes und des Dienstleistungssektors in Erwägung gezogen. Interessanterweise ist dies nicht
auf einen Größeneffekt zurückzuführen, da die Anteile der Unternehmen, die sich eine Finanzierung der
Eigenkapitalerhöhung über Mezzaninkapital vorstellen können, über alle Größenklassen hinweg relativ ähn-
lich sind.
Verarbeitendes Gewerbe und Dienstleister sind zur Aufnahme neuer Gesellschafter relativ häufiger bereit,
als andere Branchen. Handwerksbetriebe setzen – noch öfter als der Durchschnitt – auf einbehaltene Ge-
winne zur Aufstockung des Eigenkapitals (s. Grafik 54).
Grafik 55: Herkunft der Mittel für eine angestrebte Eigenkapitalerhöhung nach Region und Handwerk (Anteile in %)
78,4%
75,5%
15,9%
17,9%
15,2%
17,6%
6,1%
6,4%
10,3%
6,9%
8,7%
10,7%
10,6%
10,7%
77,9%
80,6%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Handwerk (309)
West (2.039)
Ost (330)
AlleUnternehm en
(2.376)
s tärkere Einbehaltung vonGewinnen
Erhöhung eigener Einlagen
Aufnahm e neuer Gesellschafter
m ezzanine Finanzierungs form en
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
6.2 Zwischenfazit
Es zeigt sich, dass viele Unternehmen offenbar die gestiegene Bedeutung einer ausreichenden Eigenkapi-
talausstattung erkannt haben und versuchen, entsprechend darauf zu reagieren: 43% der befragten Unter-
nehmen haben in den letzten 12 Monaten die Eigenkapitalquote erhöht und fast 45% planen eine Eigenkapi-
talstärkung in der Zukunft. Von den Unternehmen, die keine Stärkung ihrer Eigenkapitalbasis planen, halten
etwa zwei Drittel ihre Eigenkapitalausstattung für ausreichend und einem Drittel ist eine solche Maßnahme
gegenwärtig nicht möglich.
Verbändebefragung 2005 65
Zur Stärkung der Eigenkapitalbasis ist nach wie vor die Gewinnthesaurierung das Mittel der Wahl. Mit deutli-
chem Abstand folgt an zweiter Stelle die Erhöhung der Einlagen. Wie bereits im letzten Jahr zeigt sich auch
in der vorliegenden Auswertung, dass die Unternehmen sich nur relativ langsam neuen Finanzierungsin-
strumenten öffnen. Die Bedeutung von Mezzaninekapital oder anderen alternativen Finanzierungsquellen
tritt noch deutlich hinter die der traditionellen Finanzierungsformen zurück. Der Förderung kommt hier die
Rolle zu, den Öffnungsprozess der Unternehmen gegenüber neuen Finanzierungsformen nachhaltig zu un-
terstützen. Unabhängig davon, ob dies nun aus Veränderungsdruck heraus geschieht oder ob die Unter-
nehmen von sich aus ihre Kapitalstruktur diversifizieren möchten – in jedem Falle ist die Bereitschaft er-
kennbar, sich auf neue Gegebenheiten einzustellen. Auch wenn die Fremdfinanzierung über Kreditinstitute
nach wie vor das Standbein der Unternehmensfinanzierung in Deutschland ist und bleiben wird, so ist den-
noch von einer deutlich steigenden Bedeutung moderner Kapitalmarktinstrumente auszugehen.
Die Tatsache, dass der weitaus größte Teil der Unternehmen seine Eigenkapitalbasis jedoch durch Innenfi-
nanzierung – also aus einbehaltenen Gewinnen – stärken möchte, verdeutlicht eindringlich die Wichtigkeit
einer nachhaltigen wirtschaftlichen Belebung. Damit die Unternehmen ihre Kapitalstruktur den Erfordernis-
sen der Kapitalmärkte im notwendigen Umfang anpassen können, sind sie dringend auf eine solide ökono-
mische Aktivität angewiesen. Nichtsdestotrotz sollten sich die Unternehmen zunehmend neuen Finanzie-
rungsinstrumenten gegenüber öffnen und ihre Kapitalbasis verbreitern.
66 Unternehmensfinanzierung
7 Rating
Die flächendeckende Durchsetzung der Ratingverfahren ist eine für das einzelne Unternehmen sehr sichtba-
re Auswirkung des Finanzmarktwandels. Um das Risiko eines Engagements transparent zu machen, um
Darlehenskonditionen anhand der Kundenbonität staffeln zu können und um eine risikoadäquate Eigenkapi-
talunterlegung sicherzustellen, raten Kreditinstitute ihre Kunden. Die hierbei erstellte Ratingnote wird für das
einzelne Unternehmen zu einem Schlüsselfaktor: Sie entscheidet nicht nur mit über den Zugang zu Fremd-
kapital oder die Ablehnung eines Kreditwunsches, sie ist auch für die Kapitalkosten des Unternehmens von
elementarer Bedeutung.
Umso wichtiger erscheint es, dass Unternehmen nicht nur ihre eigene Ratingnote kennen und mit dem Ab-
lauf und den Kriterien der Ratingprozedur vertraut sind, sondern sich auch auf anstehende Ratings entspre-
chend vorbereiten. Vor allem kleinere Unternehmen, die sich bislang ausschließlich über Bankkredite finan-
zierten und nicht am Kapitalmarkt aktiv waren, betreten hier häufig Neuland.
Im folgenden Kapitel haben wir analysiert, wie es bei den Unternehmen um den Informationsstand zum The-
ma Rating bestellt ist.
7.1 Ratingkriterien – Kenntnisstand weiterhin unbefriedigend
Mit über 64% geben fast zwei Dritteln der befragten Unternehmen an, die Kriterien zu kennen, nach denen
ihre Bank Kreditengagements ratet. Dabei kennen sich größere Unternehmen mit den Ratingkriterien besser
aus als kleine (s. Grafik 56). Dies liegt zum einen daran, dass größere Unternehmen aufgrund der notwendi-
gen personellen und organisatorischen Kapazitäten eher die Möglichkeit haben, sich explizit mit solchen
Fragestellungen zu beschäftigen. Zum anderen sind größere Unternehmen schon länger mit der Rating-
Thematik konfrontiert, da sie diese Informationen beispielsweise bei direkten Kapitalmarktfinanzierungen
benötigten. Außerdem hatten die Kreditinstitute bei größeren Unternehmen eher begonnen, umfassende
Risikoanalysen durchzuführen, bzw. komplexe interne Ratingverfahren anzuwenden. Entsprechend kennen
auch GmbHs, Aktiengesellschaften und Personengesellschaften zu einem höheren Anteil die Ratingkriterien
als Einzelunternehmen (s. Grafik 57). Mit knapp nur über 50% ist die Kenntnis der Ratingkriterien im Einzel-
handel besonders niedrig.
Dennoch kennt noch immer etwa ein Drittel der Unternehmen diese Kriterien nicht. Dies führt dazu, dass
diese Unternehmen sich zumindest teilweise die Möglichkeit nehmen, ihr Rating – und damit ihre Kapitalkos-
ten – positiv zu beeinflussen. Hier sind auch die Kreditinstitute gefordert, Ihren Kunden zumindest durch
Transparenz hinsichtlich der Rating-Maßstäbe entgegen zu kommen und für Aufklärung zu sorgen.
Verbändebefragung 2005 67
Grafik 56: Bekanntheitsgrad von Ratingkriterien nach Umsatzgrößenklassen (Anteile in %)
59,1%
67,2%
75,9%
64,7%
75,2%
47,6%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
bis 1 Mio. EUR(1.210)
über 1 bis 2,5 Mio.EUR (794)
über 2,5 bis 10 Mio.EUR (1.425)
über 10 bis 50 Mio.EUR (1.331)
über 50 Mio. EUR(726)
Alle Unternehm en(5.544)
Ratingkriterien bekannt
Grafik 57: Bekanntheitsgrad von Ratingkriterien nach Rechtsformen (Anteile in %)
72,2%
63,6%
64,7%
79,1%
50,1%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Einzelunternehm en(840)
Personengesellschaft(1.557)
Gm bH (2.810)
AG (254)
Alle Unternehm en(5.544)
Ratingkriterien bekannt
68 Unternehmensfinanzierung
Grafik 58: Bekanntheitsgrad von Ratingkriterien nach Branchen (Anteile in %)
67,2%
50,4%
58,8%
64,7%
68,6%
69,5%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
VerarbeitendesGewerbe (2.411)
Bau (530)
Einzelhandel (852)
Groß- undAußenhandel (885)
Diens tleis tungen(735)
Alle Unternehm en(5.544)
Ratingkriterien bekannt
7.2 Konkrete Ratingnote ist kaum bekannt
Insgesamt kennt mit 47,9% etwas weniger als die Hälfte aller befragten Unternehmen ihre konkrete Ratin-
geinstufung. Unter Berücksichtigung der hohen Bedeutung dieser Information ein erstaunlich niedriger An-
teil. Wenig überraschend ist, dass große Unternehmen über ihre Ratingnote erheblich besser informiert sind
als kleine: Während Kleinstunternehmen die Note in nur weniger als einem Viertel der Fälle kennen – viel-
leicht auch zum Teil, weil sie (noch) nicht von ihrer Bank geratet wurden –, sind über zwei Drittel der Unter-
nehmen mit einem Jahresumsatz von über 50 Mio. EUR mit ihrer Einstufung vertraut (s. Grafik 59). Auch
hier sind wieder Erfahrung und Kapazität entscheidend: Große Unternehmen sind zum einen mit hoher
Wahrscheinlichkeit schon mit Ratings und Kapitalmarktaktivitäten in Kontakt gekommen und verfügen zum
anderen über mehr Kapazitäten, sich um solche Fragestellungen zu kümmern. Analog zur Größenstruktur
kennen (meist eher kleine) Einzelunternehmen ihre Ratingnote sehr selten.
Bei der Betrachtung nach Branchen zeigt sich, dass insbesondere Einzelhandelsunternehmen sowie Unter-
nehmen aus dem Dienstleistungsbereich seltener ihre Ratingeinstufung kennen (oder noch nicht geratet
sind) (s. Grafik 60). Handwerksunternehmen unterscheiden sich hinsichtlich der Kenntnis ihrer Ratingnote
nur unwesentlich von Nicht-Handwerksbetrieben. Unternehmen in den alten Bundesländern kennen ihre
Ratingnote deutlich häufiger, als ihre Wettbewerber im Osten des Landes. Dies wird auch durch die multiva-
riaten Analysen bestätigt (s. Grafik 61).
Verbändebefragung 2005 69
Grafik 59: Bekanntheitsgrad der Ratingeinstufung nach Umsatzgrößenklassen (Anteile in %)
33,6%
49,2%
68,3%
47,9%
63,0%
24,6%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%
bis 1 Mio. EUR(1.002)
über 1 bis 2,5 Mio.EUR (648)
über 2,5 bis 10 Mio.EUR (1.244)
über 10 bis 50 Mio.EUR (1.198)
über 50 Mio. EUR(657)
Alle Unternehm en(4.799)
Ratingnote bekannt
Grafik 60: Bekanntheitsgrad der Ratingeinstufung nach Branchen (Anteile in %)
51,2%
25,5%
32,9%
47,9%
53,8%
56,4%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%
VerarbeitendesGewerbe (2.155)
Bau (463)
Einzelhandel (703)
Groß- undAußenhandel (768)
Diens tleis tungen(595)
Alle Unternehm en(4.799)
Ratingnote bekannt
Die Gründe für die Unkenntnis der Ratingnote sind überraschend: über 85% der Unternehmen, die ihre Ra-
tingnote nicht kennen, geben an, sie nicht erfragt zu haben. Vor dem Hintergrund der Wichtigkeit des Ra-
70 Unternehmensfinanzierung
tings wäre ein höheres Interesse zu erwarten gewesen. In immerhin noch über 14% der Fälle weigerte sich
die Bank, die Ratingnote auf Nachfrage mitzuteilen. Zwar ist fehlendes Interesse über alle Größenklassen
hinweg ein wichtiger Grund für die Unkenntnis der eigenen Ratingeinstufung, jedoch wird diese Begründung
besonders häufig von kleinen, aber auch von den größten Unternehmen gegeben (s. Grafik 62). Gerade bei
kleinen Unternehmen erscheint das mangelnde Interesse unverständlich, denn diese klagen am meisten
über Finanzierungsprobleme. Bei den größeren Unternehmen, die sich nicht erkundigt haben, ist eher zu
vermuten, dass diese entweder über eine gute Bonität verfügen, so dass die konkrete Ratingnote kein The-
ma für sie ist oder dass diese ihren Finanzierungsbedarf in erster Linie über Innenfinanzierung decken, oder
dass sie über ein externes Rating verfügen.
Grafik 61: Bekanntheitsgrad der Ratingeinstufung nach Region und Handwerk (Anteile in %)
49,4%
37,9%
47,9%
46,6%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%
Handwerk (594)
West (4.156)
Os t (630)
Alle Unternehm en(4.799)
Ratingnote bekannt
Der Anteil der Unternehmen, die sich nicht nach ihrem Rating erkundigt haben, ist in Ost- und Westdeutsch-
land in etwa gleich hoch, und auch die Ergebnisse für die Handwerksunternehmen unterscheiden sich nur
unwesentlich (s. Grafik 63). Im Einzelhandel, im Groß- und Außenhandel sowie im Dienstleistungsgewerbe
ist der Anteil der Unternehmen, die sich bislang noch nicht für ihre Bonitätseinstufung interessiert haben,
leicht höher als in den anderen Sektoren (s. Grafik 64).
Es erscheint wichtig, gerade kleine Unternehmen noch einmal nachdrücklich auf die Bedeutung des Ratings
aufmerksam zu machen. Dabei wäre besonders darauf hinzuweisen, dass das Rating nicht als unabwendba-
res Schicksal hingenommen werden muss, sondern bei Kenntnis der Ratingkriterien auch positiv durch das
Unternehmen beeinflusst werden kann.
Verbändebefragung 2005 71
Grafik 62: Gründe für die Unkenntnis der Ratingnote nach Größenklassen (Angaben in %)
13,7%
14,3%
90,0%
87,4%
82,1%
81,0%
86,3%
85,7%
19,0%
17,9%
12,6%
10,0%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
bis 1 Mio. EUR(698)
über 1 bis 2,5Mio. EUR (398)
über 2,5 bis 10Mio. EUR (580)
über 10 bis 50Mio. EUR (405)
über 50 Mio. EUR(190)
AlleUnternehm en
(2.303)
vom Kreditins titut nicht m itgeteilt
nicht erkundigt
Grafik 63: Gründe für die Unkenntnis der Ratingnote nach Region und Handwerk (Angaben in %)
84,2%
85,9%
84,7%
85,7%14,3%
15,3%
14,1%
15,8%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Handwerk (292)
West (1.945)
Ost (353)
AlleUnternehm en
(2.303)
vom Kreditins titut nicht m itgeteilt
nicht erkundigt
72 Unternehmensfinanzierung
Diejenigen Unternehmen, die ihre Ratingnote kennen, wurden gefragt, ob und – wenn ja – wie sich ihr Ra-
ting in den 12 Monaten vor der Befragung verändert hat. Ähnlich wie im Vorjahr meldeten deutlich mehr Un-
ternehmen eine Verbesserung ihres Ratings als eine Verschlechterung. 38,5% der Unternehmen, die ihre
Ratingnote kennen, berichten über eine Verbesserung ihres Ratings, und lediglich 9,9% beklagen eine Ver-
schlechterung. In 51,6% der Fälle fand keine Veränderung der Bonitätseinstufung statt. Zwei Interpretati-
onsmöglichkeiten bieten sich für dieses Ergebnis an: Der verhältnismäßig hohe Anteil an verbesserten Ra-
tings könnte auf eine gesamtwirtschaftliche Erholungstendenz zurückzuführen sein, im Zuge derer sich auch
die fundamentalen Daten des Unternehmens und seine Zukunftsperspektive bessern. Da sich die gesamt-
wirtschaftliche Lage im letzten Jahr jedoch nur punktuell verbessert hat, erscheint es wahrscheinlich, dass
ein nennenswerter Anteil der Unternehmen sich aktiv bemüht hat, durch zielgerichtete Maßnahmen – zum
Beispiel einer Erhöhung der Eigenkapitalquote, Regelung der Nachfolge, etc. – das eigene Kreditrating er-
folgreich zu verbessern.
Grafik 64: Gründe für die Unkenntnis der Ratingnote nach Branchen (Angaben in %)
13,8%
14,3%
83,8%
83,2%
88,3%
86,6%
86,2%
85,7%
13,4%
11,7%
16,8%
16,2%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
VerarbeitendesGewerbe (865)
Bau (208)
Einzelhandel(480)
Groß- undAußenhandel
(336)
Diens tleis tungen(362)
AlleUnternehm en
(2.303)
vom Kreditins titut nicht m itgeteilt
nicht erkundigt
Auch im Hinblick auf die Größe der befragten Unternehmen ist besonders erfreulich, dass unter den
Kleinstunternehmen, die ihr Rating kennen, 33,8% ihre Bonitätseinstufung im vorangegangenen Jahr
verbessern konnten (s. Grafik 65). Dies zeigt, dass auch in der Unternehmenskategorie, für die
kapazitätsmäßig eine Ratingsteuerung eine besondere Belastung darstellt, Fortschritte erzielbar sind. Nur
12,7% dieser Unternehmen klagte über ein verschlechtertes Rating. Mit Ausnahme der Größenklasse
zwischen 1 Mio. EUR und 2,5 Mio. EUR Jahresumsatz verbessert sich das Bild mit zunehmender Unter-
nehmensgröße weiter.
Grafik 66 zeigt, dass besonders das Verarbeitende Gewerbe, der Groß- und Außenhandel sowie der Dienst-
leistungssektor einen hohen Anteil von Unternehmen aufweisen, denen ihre Ratingnote bekannt ist und die-
Verbändebefragung 2005 73
se sich in den vergangenen 12 Monaten vor der Befragung verbessert hat. Diese Beobachtung deutet darauf
hin, dass mit Verarbeitendem Gewerbe und Groß-/Außenhandel sich vor allem diejenigen Branchen verbes-
sern konnten, die in hohem Maße von der starken Exportnachfrage profitieren konnten. Beide Branchen
weisen auch einen deutlich unterdurchschnittlichen Anteil von Unternehmen aus, deren Rating sich ver-
schlechtert hat. Eine Rolle mag hier auch spielen, dass in diesen Branchen der Anteil großer Unternehmen,
deren Rating sich im Gegensatz zum dem kleinerer Unternehmen eher verbessert hat, höher als in anderen
Branchen ist.
Grafik 65: Entwicklung der eigenen Ratingnote nach Umsatzgrößenklasen (Angaben in %)
42,7%
38,5%
53,5%
58,9%
51,8%
49,1%
50,5%
51,6%
12,7%
12,2%
12,7%
8,4%
9,9%
42,5%
35,5%
28,9%
33,8%
6,8%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
bis 1 Mio. EUR (213)
über 1 bis 2,5 Mio.EUR (180)
über 2,5 bis 10 Mio.EUR (544)
über 10 bis 50 Mio.EUR (680)
über 50 Mio. EUR(424)
Alle Unternehm en(2.057)
verbessert
gleich
verschlechtert
Der Anteil der Handwerksbetriebe, denen ihre Ratingnote bekannt ist und die sich im vergangenen Jahr
verbessern konnte, ist dagegen deutlich geringer als im Unternehmensdurchschnitt (s. Grafik 67). In den
alten Bundesländern ist der Anteil der Unternehmen höher, die eine verbesserte Ratingnote melden, und der
Anteil der Unternehmen niedriger, die eine Verschlechterung erlitten, als in den neuen Bundesländern. Vor
dem Hintergrund der Ergebnisse der multivariaten Analysen sind die Unterschiede in der Ratingentwicklung
zwischen Ost und West allerdings nicht signifikant.
74 Unternehmensfinanzierung
Grafik 66: Entwicklung der eigenen Ratingnote nach Branchen (Angaben in %)
38,2%
38,5%
49,7%
59,1%
51,0%
54,3%
47,6%
51,6%
8,9%
16,3%
13,9%
14,1%
9,9%
40,1%
35,1%
24,7%
41,4%
5,6%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
VerarbeitendesGewerbe (1.097)
Bau (215)
Einzelhandel (151)
Groß- undAußenhandel (372)
Diens tleis tungen(170)
Alle Unternehm en(2.057)
verbessert
gleich
verschlechtert
Grafik 67: Entwicklung der eigenen Ratingnote nach Handwerk und Region (Angaben in %)
59,8%
52,5%
44,0%
51,6%
11,8%
9,5%
13,4%
9,9%38,5%
42,6%
38,0%
28,5%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Handwerk (246)
West (1.841)
Os t (209)
Alle Unternehm en(2.057)
verbessert
gleich
verschlechtert
Verbändebefragung 2005 75
7.3 Zwischenfazit
Die Befragungsergebnisse zum Informationsstand hinsichtlich der Ratingkriterien zeigen, dass es im Ver-
gleich zum Vorjahr keine signifikante Veränderung gab. Der Anteil der Unternehmen, die angaben, die Krite-
rien zu kennen, ging sogar leicht von 71% auf etwa 65% zurück. Dies mag zwar an der unterschiedlichen
Zusammensetzung der befragten Unternehmen liegen, zeigt aber, dass es wohl keine Fortschritte hinsicht-
lich des Kenntnisstandes der Unternehmen gab. Auch die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der befragten
Unternehmen ihre konkrete Ratingnote nicht kennen – bei den kleinsten sind es sogar drei Viertel – ist Be-
sorgnis erregend, insbesondere, weil 86% dieser Unternehmen sich nach eigener Aussage gar nicht danach
erkundigt haben. In immerhin 14% der Fälle verweigerte das Kreditinstitut die Auskunft. Hier ist einerseits
nachdrücklich an die Unternehmen zu appellieren, sich um Auskunft bei ihrer Bank zu bemühen – schließlich
bestimmt die Ratingnote wesentlich die Kreditkosten des Unternehmens sowie seine generelle Zugangs-
möglichkeit zu Krediten. Andererseits sind auch die Kreditinstitute aufgefordert, für mehr Transparenz zu
sorgen und ihre Kunden zu informieren. Denn es sollte im eigenen Interesse der Institute liegen, die Unter-
nehmen über ihre Schwachstellen in Kenntnis zu setzen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Bonität zu
verbessern.
Bei den Unternehmen, die ihre Ratingeinstufung kennen, ist allerdings eine recht erfreuliche Entwicklung zu
vermelden: Ein nicht unbeachtlicher Teil der Unternehmen (39%), die ihre Ratingnote kennen, konnte sein
Rating in den vergangenen 12 Monaten verbessern, Verschlechterungen blieben mit 10% eher die Ausnah-
me. Gerade die Branchen, die von der Belebung der Exportnachfrage profitierten – Groß- und Außenhandel,
Verarbeitendes Gewerbe –, haben einen relativ hohen Anteil an Unternehmen, die ihr Rating verbessern
konnten. Trotzdem waren auch viele Unternehmen in den übrigen Branchen in der Lage, ihr Rating zu
verbessern, was darauf hinweist, dass die informierten Unternehmen auch Maßnahmen in Angriff genom-
men haben, um ihre Bonität zu verbessern.
76 Unternehmensfinanzierung
8 Zahlungsverhalten
Ein wesentlicher Parameter der Finanz- und Liquiditätslage eines Unternehmens ist durch das Zahlungsver-
halten seiner Kunden und Auftraggeber bestimmt. In den letzten Jahren – begründet sicherlich vor allem
durch die ökonomisch schwierige Situation – konnte man vermehrt Klagen vernehmen über eine chronische
Verschlechterung der Zahlungsmoral und daraus resultierende Liquiditätsengpässe insbesondere bei kleine-
ren Unternehmen. Um einen objektiven Überblick über die Situation und ihre Gründe zu erhalten, wurde
explizit ein Fragenkatalog zu diesem Themenkomplex in die diesjährige Studie aufgenommen. Dabei erba-
ten wir zum einen Auskünfte über das Zahlungsverhalten der privaten gewerblichen und der öffentlichen
Kunden bzw. Auftraggeber, aber auch eine realistische Einschätzung des eigenen Zahlungsverhaltens.
8.1 Zahlungsverhalten von privaten Kunden und öffentlichen Auftraggebern
Über 40% der Unternehmen geben an, dass sich das Zahlungsverhalten ihrer privaten Kunden bzw. Auf-
traggeber im letzten Jahr verschlechtert habe. Nur 5% konnten eine Verbesserung der Zahlungsmoral ver-
melden. (s. Grafik 68). In etwas mehr als der Hälfte die Fälle blieb das Zahlungsverhalten unverändert. Glie-
dert man die Antworten nach Unternehmensgrößenklassen, so zeigt sich, dass Betriebe jeder Größe von
schlechter Zahlungsmoral betroffen sind. Bei größeren Unternehmen ist sowohl der Anteil derer, die über
eine verbesserte Situation berichten, als auch derer, die eine Verschlechterung beklagen, höher, bei kleinen
Unternehmen scheint die Situation häufiger unverändert zu bleiben.
Grafik 68: Veränderung des Zahlungsverhaltens von privaten Kunden in der Beurteilung der Auftrag-nehmer nach der Umsatzgrößenklasse des Auftragnehmers (Anteile in %)
53,2%
55,9%
49,5%
51,8%
56,9%
57,8%
42,1%
37,0%
45,4%
45,2%
40,0%
37,6%
4,7%
7,1%
5,2%
3,1%
3,7%
4,7%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Alle Unternehm en(4.754)
über 50 Mio. EUR(735)
10 bis 50 Mio.EUR (1.312)
2,5 bis 10 Mio.EUR (1.315)
1 bis 2,5 Mio. EUR(617)
bis 1 Mio. EUR(727)
verbessertunverändert
verschlechtert
Verbändebefragung 2005 77
Grafik 69: Veränderung des Zahlungsverhaltens von privaten Kunden in der Beurteilung der Auftrag-nehmer nach der Branche des Auftragnehmers (Anteile in %)
53,2%
59,1%
44,9%
45,9%
56,2%
42,1%
36,2%
49,4%
50,4%
39,2%
4,7%
4,6%
5,7%
3,8%
4,6%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Alle Unternehm en(4.754)
Diens tleis tungen(734)
Groß- undAußenhandel (894)
Bau (532)
VerarbeitendesGewerbe (2.460)
verbessert
unverändert
verschlechtert
Keine der in der Untersuchung berücksichtigten Branchen ist von diesem Problem ausgenommen (s. Grafik
69).12 Im Verarbeitenden Gewerbe sowie im Groß- und Außenhandel sind die Anteile der Unternehmen, die
Verschlechterungen melden, besonders hoch: In beiden Branchen gibt rund jedes zweite Unternehmen an,
dass sich das Zahlungsverhalten verschlechtert habe. Allerdings berichten die Unternehmen des Groß- und
Außenhandels mit knapp 6% auch am Häufigsten eine Verbesserung der Zahlungsmoral ihrer privaten Kun-
den. Unabhängig von den im Einzelnen zu beobachtenden Unterschieden erscheint die Lage in allen Bran-
chen verhältnismäßig ernst.
Die Situation stellt sich für das Handwerk etwas schlechter dar, als für den Durchschnitt des Samples (s.
Grafik 70). Insbesondere der Anteil der Betriebe des Handwerks, die verschlechtertes privates Kundenzah-
lungsverhalten anprangern, liegt höher, als bei Nicht-Handwerksbetrieben. Des Weiteren fällt auf, dass der
Anteil der Unternehmen mit verschlechtertem privaten Kundenzahlungsverhalten in den alten Bundeslän-
dern um 10% höher liegt, als in den neuen Bundesländern, während die Quote der Verbesserungen sich
nicht signifikant unterscheidet.
Ein ähnlich düsteres Bild zeigt sich hinsichtlich des Zahlungsverhaltens öffentlicher Auftraggeber (s. Grafik
71): Nur etwa 2% der Unternehmen berichten von einer Verbesserung der Zahlungsmoral, während gut ein
Drittel eine Verschlechterung beklagt. Zwar ist dieser Anteil deutlich geringer als bei den privaten Kunden,
jedoch können zu recht besondere Maßstäbe an das Zahlungsverhalten öffentlicher Auftraggeber angelegt
werden. Hier zeigen sich durchaus Unterschiede im Antwortverhalten bezüglich der Unternehmensgröße:
12 Aufgrund von Unplausibilitäten im Antwortverhalten wurden Einzelhandelsunternehmen von den Untersuchungen dieses Abschnitts ausgeschlossen.
78 Unternehmensfinanzierung
Vor allem Unternehmen mit weniger als 1 Mio. EUR Jahresumsatz sowie Unternehmen mit einem Jahres-
umsatz von über 50 Mio. EUR zeichnen ein etwas günstigeres Bild: Bei den kleinen Unternehmen liegt der
Anteil der Verbesserung des Zahlungsverhaltens höher als im Gesamtsample, und die Verschlechterungen
machen nur 30% der Antworten in dieser Größenklasse aus, während von den Unternehmen der größten
Umsatzklasse am seltensten Verschlechterungen des Zahlungsverhaltens öffentlicher Auftraggeber berichtet
werden. Insgesamt machen sich Verschlechterungen relativ häufiger im Baugewerbe und (mit einigem Ab-
stand) auch im Groß- und Außenhandel bemerkbar (s. Grafik 72). Ein Grund hierfür ist sicherlich, dass es
sich bei den Investitionen in vorgenannten Brachen überdurchschnittlich häufig um Großprojekte handelt,
und dass es bei großen Summen eher zu Verzögerungen bei der Freigabe der Zahlungen kommen kann, als
bei kleinen Beträgen. Nimmt man das Baugewerbe aus der Betrachtung allerdings heraus, hellt sich die
Situation etwas auf und der Anteil der Unternehmen, der über ein verschlechtertes Zahlungsverhalten öffent-
licher Auftraggeber klagt, verringert sich auf knapp 31%.
Betrachtet man die Ergebnisse für öffentliche Auftraggeber in West- und Ostdeutschland, so zeigt sich ein
ähnliches Muster wie bei privaten: Im Westen klagt ein relativ höherer Anteil der Unternehmen als im Osten
über eine Verschlechterung des Zahlungsverhaltens.
Grafik 70: Veränderung des Zahlungsverhaltens von privaten Kunden in der Beurteilung der Auftrag-nehmer nach der Zugehörigkeit des Auftragnehmers zu Region und Handwerk (Anteile in %)
53,2%
61,7%
51,5%
51,8%
42,1%
34,0%
43,8%
44,1%
4,7%
4,3%
4,7%
4,1%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Alle Unternehm en(4.754)
Ost (773)
West (3.968)
Handwerk (653)
verbessertunverändert
verschlechtert
Verbändebefragung 2005 79
Grafik 71: Veränderung des Zahlungsverhaltens von öffentlichen Auftraggebern in der Beurteilung der Auftragnehmer nach Umsatzgrößenklasse des Auftragnehmers (Anteile in %)
63,9%
69,6%
63,8%
59,6%
63,5%
67,5%
34,5%
28,9%
35,4%
38,4%
34,5%
30,6%
1,6%
1,9%
2,0%
1,6%
0,9%
2,0%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Alle Unternehm en(3.204)
über 50 Mio. EUR( 450)
10 bis 50 Mio.EUR (828)
2,5 bis 10 Mio.EUR (916)
1 bis 2,5 Mio. EUR(469)
bis 1 Mio. EUR(510)
verbessert
unverändert
verschlechtert
Grafik 72: Veränderung des Zahlungsverhaltens von öffentlichen Auftraggebern in der Beurteilung der Auftragnehmer nach Branche des Auftragnehmers (Anteile in %)
63,9%
68,5%
61,2%
42,0%
71,6%
34,5%
29,7%
37,6%
54,1%
27,5%
1,8%
1,3%
3,9%
0,9%
1,6%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Alle Unternehm en(3.204)
Diens tleis tungen(559)
Groß- undAußenhandel
(639)
Bau (514)
VerarbeitendesGewerbe (1380)
verbessert
unverändert
verschlechtert
80 Unternehmensfinanzierung
Das durchschnittlich gewährte Zahlungsziel liegt – ungeachtet dessen, ob es sich um private oder öffentliche
Kunden handelt – bei rund 32 Tagen13, je größer das Unternehmen, desto großzügiger kann es sich gegen-
über seinen Auftraggebern zeigen (s. Grafik 73). Unternehmen mit einem Jahresumsatz über 50 Mio. EUR
gewähren im Durchschnitt ein Ziel von knapp 38 Tagen, Kleinstunternehmen jedoch auch immerhin noch
durchschnittlich mehr als 3 1/2 Wochen. Besonders lange Zahlungsziele werden im Verarbeitenden Gewer-
be und im Groß- und Außenhandel gewährt, dagegen bestehen Unternehmen des Dienstleistungsbereichs
auf einer deutlich zügigeren Begleichung ihrer Rechnungen (s. Grafik 74). Das Handwerk gewährt eine
durchschnittliche Zahlungsfrist von etwa 26 Tagen, in den neuen Bundesländern haben Kunden mit 28,5
knapp 4 Tage weniger Zeit als in den alten, um ihre Rechnungen zu begleichen.
Grafik 73: Den Kunden gewährtes Zahlungsziel nach Umsatzgrößenklassen der Auftragnehmer (durchschnittliche Anzahl an Tagen)
31,9
37,9
34,2
31,3
27,6
26,7
0 10 20 30 40 50
Alle Unternehmen(4.640)
über 50 Mio. EUR(702)
über 10 bis 50 Mio.EUR (1.283)
über 2,5 bis 10 Mio.EUR (1309)
über 1 bis 2,5 Mio.EUR (607)
bis 1 Mio. EUR (695)
Zahlungsziel
13 Hinsichtlich der den Kunden gewährten Zahlungsziele wird nicht unterschieden, ob es sich um Zahlungsziele an öf-fentliche oder private Kunden handelt.
Verbändebefragung 2005 81
Grafik 74: gewährtes Zahlungsziel nach Branchen der Auftragnehmer (durchschnittliche Anzahl an Tagen)
31,9
21,8
32,3
27,0
36,1
0 10 20 30 40 50
Alle Unternehmen(4.640)
Dienstleistungen(708)
Groß-undAußenhandel (882)
Bau (514)
VerarbeitendesGewerbe (2.409)
Zahlungsziel
In den vorangegangenen Abschnitten wurde bei der Berechnung des durchschnittlich den Kunden gewähr-
ten Zahlungszieles nicht unterschieden, ob es sich um Zahlungsziele an private oder öffentliche Kunden
handelte. Hiervon abweichend wird im Folgenden bei der Analyse des tatsächlichen Zahlungsverhaltens
unterschieden zwischen dem Zahlungsverhalten privater und öffentlicher Kunden.
Im Durchschnitt müssen die befragten Unternehmen 36 Tage auf die Zahlungen privater Kunden warten.
Dies sind immerhin 4 Tage mehr, als das eigentlich gewährte Zahlungsziel. Dabei zahlen die privaten Kun-
den kleinerer Unternehmen im Schnitt schneller, als die privaten Kunden großer Betriebe. Der Unterschied
zwischen gewährtem Zahlungsziel und tatsächlicher Dauer bis zum Eingang der Zahlung ist hier unabhängig
von der Größe des Zahlungsempfängers. Unter besonders hohen Überschreitungen gewährter Zahlungszie-
le leiden Dienstleistungsunternehmen (durchschnittlich etwa 8 Tage) und die Baubranche (durchschnittlich
etwa 5 Tage).
82 Unternehmensfinanzierung
Grafik 75: Dauer bis Zahlungseingang von privaten Kunden nach Umsatzgrößenklassen der Auftrag-nehmer (durchschnittliche Anzahl an Tagen)
36,4
42,9
39,2
35,6
32,4
30,6
0 10 20 30 40 50
Alle Unternehmen(4.429)
über 50 Mio. EUR(656)
über 10 bis 50Mio. EUR (1.219)
über 2,5 bis 10Mio. EUR (1.239)
über 1 bis 2,5 Mio.EUR (587)
bis 1 Mio. EUR(689)
Zahlungseingang Firmenkunden
Grafik 76: Dauer bis Zahlungseingang von privaten Kunden nach Branchen der Auftragnehmer (durchschnittliche Anzahl an Tagen)
36,4
29,7
36,0
33,1
39,7
0 10 20 30 40 50
Alle Unternehmen(4.429)
Dienstleistungen(680)
Groß- undAußenhandel
(837)
Bau (503)
VerarbeitendesGewerbe (2.292)
Zahlungseingang Firmenkunden
Nicht besser sieht die Lage im Geschäftsverkehr mit öffentlichen/staatlichen Kunden und Auftraggebern aus.
Durchschnittlich etwa 41 Tage vergehen hier bis zum Zahlungseingang – eine Überschreitung der im Mittel
gewährten Frist um über eine Woche. Der Branchenüberblick ist hier besonders bemerkenswert: Unterneh-
men des Baugewerbes warten im Durchschnitt etwa 22 Tage länger auf einen Zahlungseingang von öffentli-
Verbändebefragung 2005 83
chen Kunden, als nach gesetztem Zahlungsziel vorgesehen. Dienstleister sind von knapp 13 Tagen Frist-
überschreitung betroffen (s. Grafik 78).
Grafik 77: Dauer bis Zahlungseingang von öffentlichen Kunden/Auftraggebern nach Umsatzgrößen-klassen der Auftragnehmer (durchschnittliche Anzahl an Tagen)
40,9
47,9
43,1
41,8
39,0
33,8
0 10 20 30 40 50
Alle Unternehmen(2.670)
über 50 Mio. EUR(305)
über 10 bis 50Mio. EUR (661)
über 2,5 bis 10Mio. EUR (798)
über 1 bis 2,5Mio. EUR (416)
bis 1 Mio. EUR(467)
Zahlungseingang öffentlicheKunden
Grafik 78: Dauer bis Zahlungseingang von öffentlichen Kunden/Auftraggebern nach Branchen der Auftragnehmer (durchschnittliche Anzahl an Tagen)
40,9
35,1
38,8
41,2
49,2
0 10 20 30 40 50
Alle Unternehmen(2.670)
Dienstleistungen(489)
Groß- undAußenhandel (534)
Bau (480)
VerarbeitendesGewerber (1.075)
Zahlungseingang öffentliche Kunden
84 Unternehmensfinanzierung
Stellt man die Frage, welche Erfahrungen (überwiegend gut/überwiegend schlecht) Unternehmen mit Kun-
den welcher Branchen gemacht haben, so zeigen sich deutliche Unterschiede (s. Grafik 79). Den besten Ruf
hinsichtlich ihres Zahlungsverhaltens genießen offenbar Kunden aus dem Verarbeitenden Gewerbe (7%
Negativnennungen) und dem Groß- und Außenhandel (9% Negativnennungen), die schlechteste Reputation
in dieser Disziplin haben Auftraggeber aus dem Baugewerbe (42% Negativnennungen). Auch Handwerksbe-
triebe fallen mit immerhin noch 24% Negativnennungen auf. Es wird deutlich, dass das Zahlungsverhalten
offensichtlich sehr stark mit der konjunkturellen Situation korreliert ist: Kunden aus eher prosperierenden
Branchen, wie dem Verarbeitenden Gewerbe und dem Groß-/Außenhandel zeigen ein besseres Zahlungs-
verhalten als Kunden aus Branchen, in den die konjunkturelle Situation eher schwierig ist. Sehr kleine und
sehr große Unternehmen schätzen ihre Kunden in fast allen Branchen weniger negativ ein, als ihre mittel-
großen Wettbewerber.
Grafik 79: Anteil der Unternehmen, die überwiegend schlechte Erfahrung mit Firmenkunden der ent-sprechenden Branche gemacht haben an allen Unternehmen mit Firmenkunden der entsprechenden Branche nach Umsatzgrößenklassen (in %)
12,6%
5,8%
9,2%
13,4%
19,8%
14,2%
24,1%
13,1%
26,0%
24,7%
26,2%
25,4%
16,7%
10,4%
15,4%
15,9%
19,6%
18,2%
9,0%
6,3%
7,7%
8,2%
14,1%
10,4%
15,1%
14,7%
14,7%
15,4%
15,2%
15,2%
42,3%
36,5%
42,8%
44,4%
35,4%
7,7%
3,7%
8,7%
8,3%
8,5%
7,8%
46,8%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
Alle Unternehm en
über 50 Mio. EUR
über 10 bis 50 Mio. EUR
über 2,5 bis 10 Mio. EUR
über 1 bis 2,5 Mio. EUR
bis 1 Mio. EUR
Verarbeitendes Gewerbe
BauEinzelhandel
Groß- und AußenhandelDiens tleis tungen
Handwerk Andere Branche
Das Baugewerbe, von einem hohen Anteil der Unternehmen für seine schlechte Zahlungsmoral kritisiert,
vermeldet seinerseits auch relativ häufiger als andere Branchen schlechte Erfahrungen mit Auftraggebern (s.
Grafik 80). Kern dieser Problematik stellt die erbrachte – meist individuelle – Leistung dar: Wenn Kunden mit
Verbändebefragung 2005 85
der Qualität der Bau- bzw. Handwerksleistungen nicht zufrieden sind, halten sie Zahlungen zurück. Ob tat-
sächlich ein qualitativer Mangel vorliegt, ist allerdings oft nur schwer zu beurteilen. Das Verarbeitende Ge-
werbe sowie der Groß- und Außenhandel als Kunde werden über Branchengrenzen hinweg als verhältnis-
mäßig verlässlich eingeschätzt. Auch der Einzelhandel wird eher selten negativ genannt. Handwerksbetriebe
werden für ihr Zahlungsverhalten vor allem von Unternehmen der Bauindustrie und des Groß- und Außen-
handels gerügt. Grundsätzlich fällt auf, dass innerhalb einer Branche Negativnennungen signifikant seltener
erfolgen, als branchenüberschreitend. Eine Ausnahme bildet dabei lediglich die Baubranche.
Grafik 80: Anteil der Unternehmen, die überwiegend schlechte Erfahrung mit Firmenkunden der ent-sprechenden Branche gemacht haben an allen Unternehmen mit Firmenkunden der entsprechenden Branche nach der Branche des Auftragnehmers (in %)
7,7%
9,8%
10,5%
13,4%
5,2%
42,3%
39,5%
52,2%
43,6%
37,5%
15,1%
17,7%
14,1%
11,6%
15,1%
9,0%
11,4%
5,8%
13,9%
9,1%
16,7%
15,3%
17,2%
22,5%
15,3%
24,1%
26,3%
31,1%
23,3%
19,1%
12,6%
10,7%
13,0%
25,2%
9,1%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
Alle Unternehmen
Dienstleistungen
Groß- undAußenhandel
Bau
VerarbeitendesGewerbe
Andere Branche
Handwerk
Dienstleistungen
Groß- und Außenhandel
Einzelhandel
Bau
Verarbeitendes Gewerbe
Die Unterschiede in den Antworten zwischen west- und ostdeutschen Unternehmen sind verhältnismäßig
gering. Die größte Differenz gibt es bezüglich der Baubranche. Hier klagen fast 48% der Unternehmen in
den neuen Bundesländern, die zu Unternehmen der Baubranche eine Geschäftsbeziehung unterhalten, über
überwiegend schlechte Erfahrungen, während dies in den alten Bundesländern „nur“ etwas unter 41% tun.
Dies lässt darauf schließen, dass ostdeutsche Bauunternehmen noch härter als ihre westdeutschen Wett-
bewerber von der Malaise der Baubranche getroffen werden.
Darüber hinaus wurden die Unternehmen nach einer analogen Einschätzung (überwiegend gute oder über-
wiegend schlechte Erfahrungen) des Zahlungsverhaltens verschiedener öffentlicher/staatlicher Auftraggeber
(Bund, Länder, Kommunen, öffentliche Unternehmen/sonstige Körperschaften, sonstige) gefragt. Der mit
86 Unternehmensfinanzierung
rund 23% höchsten Anteile schlechter Erfahrungen entfielen auf den Bund und auf die Länder (s. Grafik 81).
Für Kommunen betrug der Anteil 20% und für öffentliche Unternehmen und sonst. Körperschaften knapp
19%. In der Größenübersicht melden vor allem Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 2,5 Mio.
EUR und 50 Mio. EUR überwiegend schlechte Erfahrungen mit dem Bund. Über die Länder beklagt sich ein
überdurchschnittlich hoher Anteil der Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 10 Mio. EUR und 50
Mio. EUR. Insgesamt kann man auch hier feststellen, dass vor allem mittelgroße Unternehmen sich relativ
häufiger über das Zahlungsverhalten ihrer öffentlichen Auftraggeber beklagen, als sehr kleine und sehr gro-
ße Unternehmen. Kleinere Unternehmen kommen eher als Empfänger kleinerer Aufträge in Frage, deren
Begleichung für den Kunden keine große Liquiditätswirkung hat und daher problemlos fristgerecht erfolgen
kann. Großaufträge werden in der Regel an größere Unternehmen vergeben. Die Begleichung von Großauf-
trägen hat zwar deutliche Auswirkungen auf die Liquiditätsplanung des Rechnungsnehmers, jedoch wird
auch hier tendenziell pünktlich gezahlt.
Grafik 81: Anteil der Unternehmen, die überwiegend schlechte Erfahrung mit öffentlichen Kun-den/Auftraggebern gemacht haben an allen Unternehmen mit öffentlichen Kunden/Auftraggebern nach Umsatzgrößenklassen (in %)
18,9%
15,7%
21,4%
18,5%
17,6%
20,1%
20,3%
20,2%
23,4%
20,2%
17,1%
19,4%
22,7%
20,2%
29,1%
20,7%
20,9%
21,1%
22,9%
16,7%
23,9%
28,9%
16,5%
20,2%
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50%
Alle Unternehmen
über 50 Mio. EUR
über 10 bis 50 Mio.EUR
über 2,5 bis 10 Mio.EUR
über 1 bis 2,5 Mio.EUR
bis 1 Mio. EUR
Bund
Länder
Kom m unen
öffentl. Unternehm en/sons t.Körperschaften
Westdeutsche Unternehmen vermelden relativ häufiger als ihre ostdeutschen Wettbewerber überwiegend
schlechte Erfahrungen mit staatlichen Auftraggebern. Lediglich hinsichtlich der öffentlichen Unternehmen
und sonstigen Körperschaften werden im Osten häufiger überwiegend negative Erfahrungen angegeben.
Verbändebefragung 2005 87
In der Branchenübersicht ist es insbesondere das Baugewerbe, das besonders oft über überwiegend
schlechte Erfahrungen mit staatlichen Kunden und Auftraggebern klagt (s. Grafik 82). Diese Tendenz gilt
gleichermaßen für alle Ebenen des Staates, in besonderem Maße jedoch für den Bund und andere öffentli-
che Auftraggeber. Dies könnte dadurch erklärt werden, dass (öffentliche wie private) Kunden des Bauge-
werbes häufiger aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über die Qualität der Bauleistungen Nachbesse-
rungen einfordern und entsprechend verspätet zahlen. Schließt man die Unternehmen des Baugewerbes
aus dem Sample aus, und führt man die gleichen Analysen wie zuvor durch, so zeigt sich folgendes Bild: Die
Angaben zum Zahlungsverhalten privater Kunden und Auftraggeber ändern sich nur unwesentlich, während
sich die Einschätzung staatlichen Zahlungsverhaltens fundamental unterschiedlich darstellt: Negative Erfah-
rungen mit öffentlichen Auftraggebern werden von Nicht-Bauunternehmen erheblich seltener vermeldet, und
ihr Zahlungsverhalten wird ähnlich eingeschätzt, wie das der privaten Kunden und Auftraggeber. Auch die
hohe Überschreitung der den öffentlichen Kunden gesetzten Zahlungsziele hängt ganz wesentlich von den
Angaben der Bauunternehmen ab. Nach Ausschluss der Angaben der Baubranche zahlen öffentliche Kun-
den und Auftraggeber im Mittel lediglich 2 Tage später, als die Privatwirtschaft.
Grafik 82: Anteil der Unternehmen, die überwiegend schlechte Erfahrung mit öffentlichen Kun-den/Auftraggebern gemacht haben an allen Unternehmen mit öffentlichen Kunden/Auftraggebern nach Branchen (in %)
24,3%
27,8%
10,5%
42,9%
19,1%
18,9%
17,8%
16,0%
30,7%
14,5%
20,3%
15,4%
17,2%
32,7%
15,8%
22,7%
17,0%
18,6%
36,6%
13,9%
22,9%
16,7%
12,4%
43,8%
11,9%
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50%
Alle Unternehm en
Diens tleis tungen
Groß- und Außenhandel
Bau
Verarbeitendes Gewerbe
Bund
Länder
Kom m unen
öffentl. Unternehm en/sons t.Körperschaften
Andere
8.2 Gegenmaßnahmen
Betrachtet man die schwierige Zahlungssituation, so ist es nicht verwunderlich, dass Unternehmen versu-
chen, zumindest die Auswirkungen schlechten Zahlungsverhaltens in vertretbaren Grenzen zu halten oder –
88 Unternehmensfinanzierung
wenn möglich – auch ihre Ursachen wirksam zu bekämpfen. Über 80% aller Unternehmen geben an, Maß-
nahmen gegen schlechtes Zahlungsverhalten ergriffen zu haben.14
Grafik 83: Maßnahmen gegen schlechtes Zahlungsverhalten nach Umsatzgrößenklassen (Angaben in %)
73,9%
76,9%
63,7%
68,2%
73,6%
79,7%
12,8%
13,5%
15,8%
17,8%
15,7%
35,6%
43,2%
48,4%
50,3%
46,0%
18,2%
24,4%
27,3%
22,3%
23,8%
1,3%
1,6%
1,5%
4,2%
6,5%
2,9%
76,9%
76,5%
80,7%
71,2%
74,4%
85,0%17,4%
49,0%
24,4%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
bis 1 Mio. EUR(763)
über 1 bis 2,5Mio. EUR (620)
über 2,5 bis 10Mio. EUR (1.221)
über 10 bis 50Mio. EUR (1.164)
über 50 Mio. EUR(627)
AlleUnternehm en
(4.440)
Mahnwesen verbessert
s tänd. ÜberwachungZahlungsweise
kundenindividuelle Konditionen
konsequente rechtliche Schritte
externe Inkasso
Factoring
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
Als wichtigste Maßnahme nennen die Unternehmen die Verbesserung des Mahnwesens (s. Grafik 83). Über
drei Viertel der Unternehmen haben auf diese Weise auf schlechte Zahlungsmoral der Kunden reagiert, et-
wa, indem sie früher oder konsequenter mahnen. Beinahe 75% der Betriebe setzen vermehrt auf ständige
Überwachung der Zahlungsweise und evtl. negativer Entwicklungen beim Kunden – insbesondere ist dies
bei Großunternehmen (85%) der Fall. Knapp über 45% der Unternehmen leiten bei Zahlungsverzug häufiger
rechtliche Schritte gegen den säumigen Schuldner ein. Dabei werden rechtliche Schritte – insbesondere
durch große Unternehmen – häufiger gegen öffentliche als gegen private Kunden gerichtet.15 Beinahe ein
Viertel der Unternehmen reagiert auf schlechtes Zahlungsverhalten durch Abgabe des Forderungseinzuges
an ein Inkassounternehmen. Auf die Anreizwirkungen kundengerechter Konditionen hoffen über 15% der
Betriebe. Lediglich knapp 3% veräußern ihre Forderungen an ein Factoringunternehmen. Im Prinzip gilt: Je
größer das Unternehmen, desto eher macht es von den genannten Möglichkeiten Gebrauch, sein Forde-
rungsmanagement zu optimieren. Dies gilt grundsätzlich für alle Maßnahmen, wenngleich die größten Un-
ternehmen mit über 50 Mio. EUR Jahresumsatz insbesondere auf Factoring und ständige Überwachung der
Zahlungsweise der Kunden setzen und deshalb andere Maßnahmen in geringerem Maß einsetzen. Größere
14 Der Anteil von 80% ergibt sich, wenn auch jene Unternehmen berücksichtigt werden, die von Fall zu Fall entscheiden, ob Maßnahmen ergriffen werden. Werden nur jene Unternehmen mitgezählt die angeben, konsequent Maßnahmen zu ergreifen ergibt sich ein Anteil von rund 15%.
Verbändebefragung 2005 89
Unternehmen haben in der Regel eigene Abteilungen für Mahnwesen und Zahlungseingangskontrolle und
sind dementsprechend in der Lage, diese Instrumente auszubauen und verstärkt zu nutzen. Ebenso ist es
ihnen kapazitätsmäßig eher möglich, sich mit Finanzierungsinstrumenten wie Factoring eingehender zu be-
schäftigen bzw. die Forderungsvolumina zu generieren, die sie für z.B. Factoring qualifizieren. Es ist wichtig
hervorzuheben, dass kleinere Unternehmen, die unter schleppendem Zahlungseingang besonders leiden,
offenbar seltener zu Maßnahmen greifen, um die Missstände zu beheben. Vermutlich fehlt in vielen Fällen
hierzu – vor allem bei sehr kleinen Betrieben – die freie Kapazität und das entsprechende Know-how.
Im Branchenüberblick fällt insbesondere auf, dass Unternehmen des Einzelhandels zu einem deutlich gerin-
geren Anteil als Unternehmen anderer Branchen Maßnahmen gegen schlechtes Zahlungsverhalten ihrer
Kunden ergreifen (s. Grafik 84). Dies liegt sicherlich auch daran, dass im Einzelhandel der Anteil der Barge-
schäfte sehr hoch ist. Das Baugewerbe – eine der von schlechtem Zahlungsverhalten besonders betroffenen
Branchen – setzt auf Verbesserungen in Mahnwesen, Überwachung und auf rechtliche Schritte gegen säu-
mige Schuldner. Der Groß- und Außenhandel versucht überdurchschnittlich häufig, durch kundengerechte
Konditionen bzw. die Beauftragung von Inkassounternehmen das Problem in den Griff zu bekommen.
Grafik 84: Maßnahmen gegen schlechtes Zahlungsverhalten nach Branchen Umsatzgrößenklassen (Angaben in %)
78,6%
71,0%
77,5%
76,5%
54,8%
76,7%
16,2%
12,3%
6,4%
21,5%
15,7%
43,2%
50,5%
36,7%
56,6%
46,0%
23,6%
21,3%
33,0%
20,1%
23,8%
4,7%
0,8%
0,2%
2,5%
1,5%
2,9%
73,1%
76,5%
77,6%
78,4%
74,4%
72,9%15,1%
42,8%
14,6%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
VerarbeitendesGewerbe (2.038)
Bau (481)
Einzelhandel(469)
Groß- undAußenhandel
(799)
Diens tleis tungen(542)
AlleUnternehm en
(4.440)
Mahnwesen verbessert
s tänd. ÜberwachungZahlungsweise
kundenindividuelle Konditionen
konsequente rechtliche Schritte
externe Inkasso
Factoring
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
Handwerksbetriebe weichen in ihren Strategien nur sehr unwesentlich vom Querschnitt des Samples ab (s.
Grafik 85). Auch west- und ostdeutsche Unternehmen unterscheiden sich in der Wahl ihrer Methoden nicht
15 Bezüglich anderer Maßnahmen können keine Unterschiede im Verhalten von Unternehmen mit Firmenkunden im Vergleich zu Unternehmen mit öffentlichen Kunden ermittelt werden.
90 Unternehmensfinanzierung
wesentlich. Bemerkenswert sind höchstens die häufigere Nennung einer Verbesserung des Mahnwesens
und des Einsatzes von Inkassounternehmen in den alten im vergleich zu den neuen Bundesländern.
Grafik 85: Maßnahmen gegen schlechtes Zahlungsverhalten nach Region und Handwerk (Angaben in %)
77,1%
72,6%
73,5%
74,4%
74,6%
74,4%
14,3%
15,5%
17,2%
15,7%
48,5%
46,0%
45,6%
46,0%
22,0%
18,9%
23,8%
1,7%
2,9%
2,8%
2,9%
76,5%
77,2%
24,5%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Handwerk (600)
Wes t (3.859)
Ost (570)
AlleUnternehm en
(4.440)
Mahnwesen verbessert
s tänd. ÜberwachungZahlungsweise
kundenindividuelle Konditionen
konsequente rechtliche Schritte
externe Inkasso
Factoring
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
Neben der Kenntnis der Strategien, die Unternehmen zur Verbesserung des Zahlungseinganges nutzen,
interessiert auch, warum die Betriebe häufig schlechtes Zahlungsverhalten tolerieren und auf die Ergreifung
rechtlicher Schritte verzichten, anstatt die Forderung auf dem Klageweg einzutreiben.
Der häufigste Grund für den Verzicht auf die Einleitung rechtlicher Schritte ist die Angst, dadurch einen wich-
tigen Kunden zu verlieren (s. Grafik 86). Dies gaben mehr als die Hälfte der Unternehmen an, die keine be-
sonderen Maßnahmen ergriffen haben, um auf schlechtes Zahlungsverhalten zu reagieren. Über 40% der
Unternehmen erklärten, keine Aussicht auf Eingang der Zahlung zu sehen und nahmen deshalb von rechtli-
chen Schritten Abstand. Für über ein Drittel der Unternehmen waren die Kosten der Rechtsmittel der Grund
für ihr Stillhalten. Eventuell fehlt hier auch das Wissen über die tatsächlichen Kosten oder über günstige
Wege, Rechtsmittel einzusetzen.
Je größer das Unternehmen ist, desto häufiger werden Bedenken hinsichtlich des Verlusts von Kunden als
Begründung angegeben. Fast zwei Drittel aller Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 50 Mio.
EUR, die keine besonderen Maßnahmen gegen Zahlungsverzug ergriffen haben, nannten dieses Motiv. Dies
überrascht, sind doch häufig eher kleinere Unternehmen unmittelbar von bestimmten Kunden oder Auftrag-
gebern abhängig. Da allerdings große Unternehmen Kundenverluste eher verkraften können, sind sie auch
häufiger in der Lage, bei Zahlungsverzögerungen wichtiger Kunden auf rechtliche Schritte zu verzichten.
Verbändebefragung 2005 91
Auch die Kosten des Rechtsweges wurden verständlicherweise deutlich häufiger von kleinen als von großen
Unternehmen als Grund für den Verzicht angegeben.
Grafik 86: Gründe für den Verzicht auf rechtliche Schritte nach Umsatzgrößenklassen (Anteile in %)
44,6%
55,0%
39,9%
43,4%
40,9%
40,2%
50,3%
43,0%
36,3%
29,8%
37,0%
64,4%
52,9%
58,5%
42,6%
40,3%
36,3%23,7%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
bis 1 Mio. EUR(749)
über 1 bis 2,5Mio. EUR (514)
über 2,5 bis 10Mio. EUR (917)
über 10 bis 50Mio. EUR (886)
über 50 Mio. EUR(455)
Alle Unternehm en(3.553)
wichtiger Kunde
keine Auss icht aufZahlungseingang
Kosten rechtl. Schritte zu hoch
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
Besonders im Verarbeitenden Gewerbe, im Baugewerbe und im Groß- und Außenhandel steht die Erhaltung
wichtiger Kundenbeziehungen im Vordergrund (s. Grafik 87). Dies ist insofern unmittelbar einsichtig, als
gerade in diesen Branchen große Aufträge von hoher Einzelbedeutung für das Unternehmen häufig sind, so
dass der Verlust eines Kunden spürbare Folgen haben kann. Der Einzelhandel, der Groß- und Außenhandel
und das Dienstleistungsgewerbe gehen relativ häufiger als andere Branchen davon aus, dass auf erfolgrei-
ches Eintreiben der Forderung keine Aussicht besteht. Die Kosten der rechtlichen Schritte sind insbesondere
für den Einzelhandel ein Grund, auf Maßnahmen zu verzichten.
Insgesamt machen Unternehmen bei ihren Maßnahmen gegen schlechtes Zahlungsverhalten wenig Unter-
schiede, ob sie es mit privaten oder öffentlichen Kunden zu tun haben. Das gleiche gilt für die Gründe, aus
denen im Einzelnen auf rechtliche Maßnahmen verzichtet wird. Auch hier spielt es keine Rolle, ob der Kun-
den aus der Privatwirtschaft oder dem staatlichen Sektor kommt. Lediglich ein Unterschied ist statistisch
signifikant: Große Unternehmen beschreiten den Rechtsweg häufiger gegen öffentliche Kunden als gegen
die private Kundschaft.
92 Unternehmensfinanzierung
Grafik 87: Gründe für den Verzicht auf rechtliche Schritte nach Branchen (Anteile in %)
63,1%
30,1%
38,7%
32,5%
43,2%
45,5%
30,4%
36,1%
55,1%
38,7%
37,0%
50,2%
52,9%
55,1%
57,5%
40,3%
42,4%37,6%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
VerarbeitendesGewerbe (1.545)
Bau (385)
Einzelhandel(481)
Groß- undAußenhandel
(573)
Diens tleis tungen(484)
Alle Unternehm en(3.553)
wichtiger Kunde
keine Auss icht aufZahlungseingang
Kosten rechtl. Schritte zu hoch
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
Grafik 88: Gründe für den Verzicht auf rechtliche Schritte nach Region und Handwerk (Anteile in %)
54,0%
44,6%
41,1%
40,4%
39,5%
40,3%
42,4%
36,0%
44,6%
37,0%
52,9%
53,6%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
Handwerk (491)
Wes t (3.110)
Os t (435)
Alle Unternehm en(3.553)
wichtiger Kunde
keine Auss icht aufZahlungseingang
Kosten rechtl. Schritte zu hoch
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
Verbändebefragung 2005 93
Handwerksbetriebe scheuen häufiger als der Durchschnitt aller Unternehmen die Kosten des Rechtswegs,
was sich vor allem auf die Größenstruktur der Handwerksbetriebe zurückführen lässt (s. Grafik 88). Hinsicht-
lich der anderen Gründe unterscheidet sich das Handwerk nur unwesentlich von den Nicht-
Handwerksbetrieben. Im Westen des Landes nimmt ein höherer Teil der Unternehmen Rücksicht auf wichti-
ge Kunden, jedoch scheuen weniger Unternehmen als im Osten die Kosten eines Rechtsstreits. Die Aus-
sichten auf den Erfolg der Eintreibung rückständiger Forderungen werden offenbar ähnlich beurteilt.
8.3 Eigenes Zahlungsverhalten
Wichtig für eine Beurteilung der Gesamtsituation ist auch die Analyse der Einschätzung der Unternehmen zu
ihrem eigenen Zahlungsverhalten. Dies erlaubt einen Abgleich der Wahrnehmung der eigenen Zahlungsmo-
ral mit der der privaten oder öffentlichen Kunden.
Im Durchschnitt werden den Unternehmen Zahlungsziele von fast 29 Tagen gewährt, wobei großen Unter-
nehmen im Mittel etwas längere Fristen eingeräumt werden als kleinen Unternehmen (s. Grafik 89 und Gra-
fik 90). Besonders kurze Zahlungsziele erhalten Unternehmen der Baubranche mit etwas mehr als 26 Tagen
und des Dienstleistungsgewerbes mit knapp über 22 Tagen. Handwerksbetriebe müssen ebenfalls schneller
zahlen als andere Unternehmen, im Osten werden leicht kürzere Fristen eingeräumt als im Westen (s. Grafik
91).
Grafik 89: Vergleich der gewährten Zahlungsziele und dem Zeitpunkt der eigenen Zahlung nach Um-satzgrößenklassen (durchschnittliche Anzahl in Tagen)
28,9
30,9
29,0
28,6
28,0
28,7
24,1
27,2
23,8
23,3
22,6
24,9
0 5 10 15 20 25 30 35
Alle Unternehm en
über 50 Mio. EUR
über 10 bis 50 Mio.EUR
über 2,5 bis 10Mio. EUR
über 1 bis 2,5 Mio.EUR
bis 1 Mio. EUR
eigene Zahlung
eigene Zahlungsziele
94 Unternehmensfinanzierung
Grafik 90: Vergleich der gewährten Zahlungsziele und dem Zeitpunkt der eigenen Zahlung nach Branchen (durchschnittliche Anzahl in Tagen)
28,9
22,6
29,4
30,9
26,6
30,6
24,1
20,2
23,4
26,0
23,7
25,2
0 5 10 15 20 25 30 35
Alle Unternehm en
Diens tleis tungen
Groß- undAußenhandel
Einzelhandel
Bau
VerarbeitendesGewerbe
eigene Zahlung
eigene Zahlungsziele
Grafik 91: Vergleich der gewährten Zahlungsziele und dem Zeitpunkt der eigenen Zahlung nach Handwerk und Region (durchschnittliche Anzahl in Tagen)
28,9
28,0
29,0
25,8
24,1
26,2
23,8
22,2
0 5 10 15 20 25 30 35
Alle Unternehm en
Ost
West
Handwerk
eigene Zahlung
eigene Zahlungsziele
Die Unternehmen berichten, im Durchschnitt nach 24 Tagen ihre Rechnungen zu begleichen, wobei Unter-
nehmen mit einem Umsatz von über 50 Mio. EUR mit 27 Tagen überdurchschnittlich spät, jedoch noch im-
Verbändebefragung 2005 95
mer termingerecht, die Rechnungen begleichen. Laut Angaben des Verarbeitenden Gewerbes und des Ein-
zelhandels zahlen Unternehmen in diesen Branchen im Durchschnitt etwas später als der Rest des Sam-
ples.
Bezüglich der Veränderung des eigenen Zahlungsverhaltens erklärt etwa jedes zehnte Unternehmen, sein
Zahlungsverhalten habe sich in den letzten 12 Monaten vor der Befragung verbessert, und weitere 10%
berichten von einer Verschlechterung ihrer Zahlungsmoral (s. Grafik 92). Fast 80% sehen keine Verände-
rung. Kleine Unternehmen melden häufiger als große eine Verschlechterung ihres Zahlungsverhaltens, wäh-
rend der Anteil der Unternehmen, die eine Verbesserung feststellen, über die Größenklassen hinweg ver-
hältnismäßig ähnlich ist. Verarbeitendes Gewerbe und Dienstleistungsbranche erklären häufiger als andere
Branchen, ihre Zahlungsmoral habe sich verbessert, während das Baugewerbe selbstkritisch eingesteht,
dass sich bei über einem Fünftel der Unternehmen das Zahlungsverhalten verschlechtert habe(s. Grafik 93).
Auch Handwerksbetriebe geben häufiger als der Sampledurchschnitt an, das eigene Zahlungsverhalten
habe sich in den letzten 12 Monaten verschlechtert. Zwischen Unternehmen im Westen und Osten der Re-
publik gibt es keine bemerkenswerten Unterschiede (s. Grafik 94).
Grafik 92: Entwicklung des eigenen Zahlungsverhaltens nach Umsatzgrößenklassen (Angaben in %)
10,2%
10,9%
75,0%
76,1%
77,1%
80,3%
85,8%
78,5%
15,0%
13,3%
11,4%
8,1%
10,6%
11,6%
11,6%
10,7%
10,0%
3,9%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
bis 1 Mio. EUR(1.213)
über 1 bis 2,5 Mio.EUR (806)
über 2,5 bis 10 Mio.EUR (1.443)
über 10 bis 50 Mio.EUR (1.349)
über 50 Mio. EUR(742)
Alle Unternehm en(5.614)
verbessert
unverändert
verschlechtert
96 Unternehmensfinanzierung
Grafik 93: Entwicklung des eigenen Zahlungsverhaltens nach Branche (Angaben in %)
11,5%
10,9%
77,9%
70,3%
77,6%
85,9%
78,1%
78,5%
8,7%
21,6%
14,5%
10,4%
10,6%
7,8%
7,8%
8,1%
13,5%
6,3%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
VerarbeitendesGewerbe (2.449)
Bau (529)
Einzelhandel (854)
Groß- undAußenhandel (902)
Diens tleis tungen(749)
Alle Unternehm en(5.614)
verbessert
unverändert
verschlechtert
Grafik 94: Entwicklung des eigenen Zahlungsverhaltens nach Region und Handwerk (Angaben in %)
72,3%
79,0%
75,1%
78,5%
16,9%
10,5%
11,5%
10,6%10,9%
13,4%
10,5%
10,8%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Handwerk (686)
Wes t (4.861)
Os t (738)
Alle Unternehm en(5.614)
verbessert
unverändert
verschlechtert
Nach den Gründen für schlechtes eigenes Zahlungsverhalten befragt, nennen über 60% der Unternehmen,
deren Zahlungsverhalten sich verschlechtert hat, eine schlechte Finanzierungssituation und etwa 56% ma-
Verbändebefragung 2005 97
chen die Zahlungsmoral ihrer Kunden und Auftraggeber verantwortlich (s. Grafik 95). In deutlich über einem
Drittel der Fälle hat sich das Zahlungsverhalten der Unternehmen aufgrund der schwachen Auftragslage
verschlechtert. Hohe Forderungsausfälle geben immerhin fast 9% als Grund an. Die schlechte Auftragslage
trifft vor allem kleine Betriebe: Mehr als die Hälfte der Kleinstunternehmen mit einem Jahresumsatz von un-
ter 1 Mio. EUR klagen hierüber. Auch die schlechte eigene Finanzierungssituation ist größenabhängig und
trifft die kleinen Unternehmen sogar in fast 70% der Fälle. Probleme mit verspätet zahlenden Kunden und
Auftraggebern führen in allen Unternehmensgrößenklassen zu schlechterem eigenen Zahlungsverhalten,
besonders jedoch bei Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 2,5 Mio. EUR und 10 Mio. EUR. Ho-
he Forderungsausfälle beeinflussen wiederum eher das Zahlungsverhalten kleiner Unternehmen, während
bei großen Unternehmen eine schlechte Kundenzahlungsmoral eine untergeordnete Rolle spielt. Im Mittel
der befragten Unternehmen machten Zahlungsausfälle knapp über 1% des Jahrsumsatzes aus.
Grafik 95: Gründe für die Verschlechterung des eigenen Zahlungsverhaltens nach Umsatzgrößen-klassen (Angaben in %)
8,8%
4,6%
9,2%
11,3%
9,7%
56,3%
63,1%
71,2%
53,8%
39,2%
61,8%
46,9%
62,6%
64,2%
69,9%
39,6%
21,5%
39,3%
37,7%
53,4%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Alle Unternehmen(579)
über 10 bis über 50Mio. EUR (120)
über 2,5 bis 10 Mio.EUR (163)
über 1 bis 2,5 Mio.EUR (106)
bis 1 Mio. EUR (176)
schlechte Auftragslageschlechte FinanzierungssituationZahlungsverzögerung von Kundenhohe Forderungsausfälle
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
Schlechtes Zahlungsverhalten wird im Groß- und Außenhandel seltener von schlechter Auftragslage verur-
sacht als in anderen Sektoren (s. Grafik 96), was nicht überraschen mag. Die eigene Finanzierungssituation
ist vor allem im Verarbeitenden Gewerbe, im Einzelhandel und bei den Dienstleistern überdurchschnittlich
häufig ein Grund. Insbesondere die Baubranche leidet unter nicht rechtzeitig zahlenden Auftraggebern und
Kunden – über 80% aller Verschlechterungen der Zahlungsmoral liegen in dieser Branche hierin mitbegrün-
det – und ist von Forderungsausfällen ebenfalls vergleichsweise häufig betroffen. Letzteres gilt auch für den
Groß- und Außenhandel sowie das Dienstleistungsgewerbe. Handwerksbetriebe geben verspätet zahlende
eigene Auftraggeber sowie hohe Forderungsausfälle überdurchschnittlich häufig als Gründe für eigene Zah-
lungsverzögerungen an (s. Grafik 97). Die Ergebnisse zeigen, dass für das Handwerk und auch den Bausek-
98 Unternehmensfinanzierung
tor die Zahlungsverzögerungen von Kunden sich besonders negativ auf das eigene Zahlungsverhalten aus-
wirken. Wie bereits erwähnt ist hier die erbrachte – meist individuelle – Leistung meist Anlass der Probleme:
Wenn Kunden mit der Qualität der Bau- bzw. Handwerksleistungen nicht zufrieden sind, halten sie Zahlun-
gen zurück, was die Unternehmen dann in Schwierigkeiten bringen kann.
Grafik 96: Gründe für die Verschlechterung des eigenen Zahlungsverhaltens nach Branchen (Anga-ben in %)
40,7%
43,4%
61,1%
49,6%
81,1%
53,7%
61,6%
80,5%
23,0%
63,0%
56,3%
6,9%
15,0%
3,3%
11,1%
8,8%
39,5%
39,6%
22,2%
39,9%
61,8%
59,2%55,3%
13,2%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
VerarbeitendesGewerbe (203)
Bau (113)
Einzelhandel(122)
Groß- undAußenhandel
(54)
Diens tleis tungen(76)
AlleUnternehm en
(579)
schlechte Auftrags lage
schlechte Finanzierungss ituation
Zahlungsverzögerung von Kunden
hohe Forderungsaus fälle
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
Verbändebefragung 2005 99
Grafik 97: Gründe für die Verschlechterung des eigenen Zahlungsverhaltens nach Region und Handwerk (Angaben in %)
38,5%
45,2%
54,8%
62,3%
58,3%
61,8%
55,6%
59,5%
56,3%
15,7%
8,3%
11,9%
8,8%
39,6%
43,5%
75,7%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Handwerk (115)
West (493)
Os t (84)
AlleUnternehm en
(579)
schlechte Auftrags lageschlechte Finanzierungss ituation
Zahlungsverzögerung von Kunden
hohe Forderungsaus fälle
Anmerkung: Mehrfachnennung möglich.
8.4 Zwischenfazit
Über 42% der Unternehmen berichten von einer Verschlechterung des Zahlungsverhaltens ihrer privaten
Kunden – bei den öffentlichen Kunden sind es immerhin knapp 35%. Insbesondere ist über die Hälfte der
befragten Bauunternehmen vom schlechteren Zahlungsverhalten der Kunden betroffen. Die weiteren Ergeb-
nisse zeigen, dass der Bausektor eine Sonderrolle einnimmt: Auf der einen Seite kommt er durch ein ver-
schlechtertes Zahlungsverhalten seiner privaten Kunden unter Druck. Auf der anderen Seite sind es aber
gerade Baufirmen, von denen ein schlechtes Zahlungsverhalten berichtet wird. Auch bei öffentlichen Auf-
traggebern klagen insbesondere Baufirmen über eine Verschlechterung des Zahlungsverhaltens. Ohne den
Bausektor hellt sich das Bild für die öffentlichen Auftraggeber aber merklich auf und entspricht in etwa dem
der Privatwirtschaft. Eine mögliche Erklärung hierfür kann darin liegen, dass es Meinungsverschiedenheiten
über die erbrachte (Bau-)Leistung sind, die zu großen Problemen in der Baubranche führen. Denkbar ist
zum Beispiel dass in Einzelfällen unterschiedliche Auffassungen über die Bauqualität bei Bauherr und aus-
führendem Unternehmen herrschen.
Die verschärfte Situation bezüglich des Zahlungsverhaltens ist wohl in erster Linie auf die konjunkturell
schwierige Situation zurückzuführen. Die Auswirkungen der ökonomischen Stagnation der vergangenen
Jahre machen sich nicht nur im Bereich der Privatwirtschaft, sondern auch in den öffentlichen Haushalten
bemerkbar. Vor allem kleine und kleinste Unternehmen werden durch Probleme, ausstehende Forderungen
100 Unternehmensfinanzierung
einzuholen, besonders getroffen: häufig sind sie zu einer „auf Kante genähten“ Liquiditätsplanung gezwun-
gen. Darüber hinaus haben die Auswertungen in den vorangegangenen Kapiteln gezeigt, dass auch die
Beschaffung von Kreditfinanzierungen (Liquiditätslinien) für kleine Betriebe oft erschwert ist. Insofern sind
kleine Unternehmen meist darauf angewiesen, dass Kunden und Auftraggeber die ihnen gesetzten Zah-
lungsziele einhalten.
Es sind die Branchen, die von der Exportkonjunktur profitieren, die das Gesamtbild aufhellen. Bezüglich des
Zahlungsverhaltens ist deshalb davon auszugehen, dass eine konjunkturelle Erholung auf breiter Front die
Situation spürbar entlasten könnte. Für diesen Fall wäre auch davon auszugehen, dass sich die Finanzlage
der öffentlichen Kassen bessern würde.
Verbändebefragung 2005 101
9 Zusammenfassung und Ausblick
Noch immer klagen über 42% der befragten Unternehmen über einen erschwerten Kreditzugang. Verant-
wortlich hierfür sind vor allem Anforderungen der Banken an Offenlegung und Sicherheitenstellung. Hier sind
kleine Unternehmen inzwischen ebenso betroffen wie große. Das Problem, überhaupt Kredite zu erhalten,
wird inzwischen als deutlich weniger drängend empfunden, jedoch profitieren von dieser Erleichterung vor
allem größere Betriebe. Der Wandel auf den Finanzmärkten hat mit seinen Auswirkungen inzwischen Unter-
nehmen jeder Größe erreicht: Für Kreditrating und bonitätsorientierte Konditionengestaltung fordern Kredit-
institute Transparenz von allen Unternehmen – unabhängig von ihrer Größe. Weil Risiken nun besser einge-
schätzt werden und in die Kreditkonditionen einfließen können, erhalten im Gegenzug vermehrt auch dieje-
nigen Unternehmen Kredite, denen diese Finanzierung früher verwehrt war.
Viele Unternehmen – große wie kleine – haben verstanden, dass Sie auf die neuen Bedingungen auf den
Finanzmärkten reagieren müssen: 45% der Unternehmen haben ihre Eigenkapitalquote steigern können.
Von den Unternehmen, die ihre Ratingnote kennen, haben 40% im letzten Jahr ihre Note verbessert. Die
stärkere Ausrichtung der Unternehmensführung an den Finanzmarktwandel hat unmittelbare Vorteile: Einer-
seits hält sie den Unternehmen die Möglichkeit offen, sich weiterhin zu günstigen Konditionen über Bankkre-
dite zu finanzieren, andererseits ermöglicht sie ihnen eher den Zugang zu innovativen Finanzierungsinstru-
menten wie Mezzanin- oder Beteiligungskapital. Die Chancen dieser Instrumente werden aber trotz eines
ständig wachsenden Angebots von den Unternehmen bislang eher zögerlich erkannt. Es beunruhigt, dass
über 52% der Unternehmen ihre Ratingnote nicht kennen und 45% sich noch nicht einmal danach erkundigt
haben. Über einem Viertel der Unternehmen sind sogar die Kriterien unbekannt, nach denen ihr Kreditinstitut
ein Rating erstellt. Hier sind alle Akteure – Unternehmen wie Kreditinstitute – gefordert, schnell die Informa-
tionslücken zu schließen, damit den Betrieben der Zugang zu einer immer breiter werdenden Palette an
Finanzierungsinstrumenten erhalten bleibt oder erschlossen wird. Auch Förderinstitute übernehmen hier eine
wichtige Aufgabe: Die Einführung der risikogerechten Zinsen in den Förderprogrammen der KfW-
Bankengruppe war ein richtiger und wichtiger Schritt. Denn erstens können somit nun auch solche Unter-
nehmen wieder Förderkredite erhalten, die bei Einheitskonditionen aufgrund von Risikoüberlegungen der
Kreditinstitute leer ausgegangen waren. Und zweitens wird den Antragstellern nochmals die große Bedeu-
tung des Kreditratings vor Augen geführt.
Unternehmen in Branchen, die von der starken Exportkonjunktur profitieren konnten, trugen nicht nur maß-
geblich zu den Erholungstendenzen bei der Investitionstätigkeit bei, ihnen fiel offenbar auch die Anpassung
an die neuen Spielregeln leichter. So konnten besonders Firmen des Verarbeitenden Gewerbes (zu 50%)
und des Groß- und Außenhandels (zu 47%) ihr Eigenkapital ausbauen. Die Innenfinanzierung aus einbehal-
tenen Gewinnen ist für die befragten Unternehmen hierzu das Instrument der Wahl. Vor allem exportabhän-
gige Unternehmen finden im Moment eher günstige Rahmenbedingungen vor, und können die für die Innen-
finanzierung notwendigen Gewinne erwirtschaften. Unternehmen, die auf die schwache Binnenkonjunktur
angewiesenen sind, finden sich gegenwärtig in einer ungleich schwierigeren Lage.
102 Unternehmensfinanzierung
Damit die Unternehmen über alle Branchen hinweg auch in Zukunft die Chance haben, den Wandel der
Finanzmärkte aktiv zu gestalten, sind drei Weichenstellungen wichtig: Erstens muss die Förderpolitik wie
bisher die Unternehmen auf diesem Weg mit marktkonformen Konzepten begleiten, Entwicklungen anschie-
ben und Chancen aufzeigen. Zweitens ist eine deutliche Belebung der inländischen Nachfrage erforderlich
und drittens müssen sich die Unternehmen stärker neuen Finanzierungsinstrumenten öffnen und ihre Mög-
lichkeiten erkennen, die Veränderungen zum eigenen Wohl zu nutzen.
Verbändebefragung 2005 103
Literaturverzeichnis
Borger, K., A. Brenken, R. Clemens, W. Dürig, D. Engel, B. Günterberg, L. Haunschild, B. Lageman, G.
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Deutsche Bundesbank/Hauptverwaltung Düsseldorf (2005), Branchenberichterstattung Frühjahr 2005, Düs-
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Reize, Frank (2004), KfW Mittelstandspanel 2004, Hrsg.: KfW Bankengruppe, Frankfurt am Main.
Reize, Frank (2005), Investitionsfinanzierung im Mittelstand – gibt es ausreichend Kredite für kleine und
mittlere Unternehmen?, Mittelstands- und Strukturpolitik, Heft 33, KfW Bankengruppe (Hrsg.).
104 Unternehmensfinanzierung
Anhang: Struktur des Samples
Insgesamt wurden rund 50.000 Fragebögen an die teilnehmenden Verbände versandt, welche die Verbände
wiederum an ihre Mitglieder weiterverteilt haben. Der Rücklauf betrug dieses Jahr 5782 Fragebögen, von
denen 30 als Duplikate ausgeschieden wurden. Somit bilden 5752 Fragebögen die Basis für die Analyse.
Dies entspricht einer Vergrößerung des Samples gegenüber dem Vorjahr um über 27%.
Im Vergleich zur Befragung des vergangenen Jahres hat sich das Sample in mehrfacher Hinsicht deutlich
verändert, so dass eine unmittelbare Vergleichbarkeit der Ergebnisse nur in eingeschränktem Umfange
möglich ist. Verschiebungen gab es insbesondere bei der Zusammensetzung nach Branchen und Größe der
Unternehmen.
Der Anteil der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes am Sample ist mit 44,5% dieses Jahr deutlich
niedriger als letztes Jahr. Andererseits sind Groß- und Außenhandel sowie Einzelhandel und Baugewerbe
stärker vertreten.
Auch in Bezug auf die Größenstruktur der Unternehmen ergeben sich nicht unerhebliche Veränderungen:
Kleine Unternehmen mit einem Jahresumsatz von unter 1 Mio. EUR haben einen höheren Anteil als im Vor-
jahr, während der Gesamtanteil am Sample der großen Unternehmen mit Umsätzen über 10 Mio. EUR rück-
läufig ist.
Die Anteile einer bestimmten Umsatzgrößenklasse oder einer bestimmten Branche am Sample spiegeln
nicht notwendigerweise den Anteil aller Unternehmen dieser Größenordnung oder Branche an der gesamten
Volkswirtschaft wieder, eine entsprechende Korrektur wird in der vorliegenden Studie wie auch schon in den
Vorjahren nicht vorgenommen. Insofern kann es – wenn auch nicht in den Kernaussagen, so doch bei ein-
zelnen Werten – zu Abweichungen von anderen Untersuchungen kommen.
Der Anteil der Handwerksbetriebe ist mit 12,6% niedriger als bei der letzten Befragung. Damals machten
Handwerksbetriebe noch 18% aller Unternehmen aus. Ostdeutsche Betriebe waren mit 13,2% im Vergleich
zu 18% beim letzten Mal schwächer vertreten.
Auch hinsichtlich der Zusammensetzung des Samples nach Rechtsform der teilnehmenden Unternehmen
sind Verschiebungen zu bemerken. So sind dieses Jahr Kapitalgesellschaften schwächer vertreten, während
insbesondere der Anteil der Einzelunternehmen deutlich angestiegen ist. Aufgrund dieser Veränderungen in
der Samplestruktur sind direkte zahlenmäßige Vergleiche der Ergebnisse mit der Vorerhebung nicht unprob-
lematisch.
Verbändebefragung 2005 105
Grafik 98: Struktur des Samples nach Branchen
44,5%
9,7%
15,6%
16,3%
13,5%0,4%
Verarbeitendes Gewerbe
Bau
Einzelhandel
Groß- und Außenhandel
Diens tleis tungen
Andere
Grafik 99: Struktur des Samples nach Umsatzgrößenklassen
22,1%
14,4%
25,9%
24,2%
13,3%
bis 1 Mio. EUR
über 1 bis 2,5 Mio. EUR
über 2,5 bis 10 Mio. EUR
über 10 bis 50 Mio. EUR
über 50 Mio. EUR
106 Unternehmensfinanzierung
Grafik 100: Struktur des Samples nach Rechtsformen
15,3%
28,2%51,0%
4,7%
0,8%
Einzelunternehm en
Personengesellschaft
Gm bH
AG
Andere
Grafik 101: Struktur des Samples nach Zugehörigkeit zum Handwerk
12,6%
87,4%
Handwerk
kein Handwerk
Verbändebefragung 2005 107
Grafik 102: Struktur des Samples nach Region
86,8%
13,2%
West
Os t
Grafik 103: Struktur des Samples nach Hauptbankverbindung
53,2%
31,0%
0,4%
51,7%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
Bankverbindung(5.730)
Private Bank
Sparkasse
Genossenschaftsbank
Andere