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27.02.2014
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Viele Krankheitserreger sind des Hasen Tod Die Rodentiose und Pasteurellose des Feldha-sen
Ein Bericht aus unserem Laboralltag
Feldhasen mssen sich mit zahlreichen Infektionserregern
auseinandersetzen. Nicht unerwhnt bleiben drfen neben der
Tularmie und Brucellose die Rodentiose und Pasteurellose,
wenn es um tdlich verlaufende bakterielle Infektionen bei die-
ser Wildtierart geht. Diese Infektionen sind beim Feldhasen oh-
ne weiterfhrende Untersuchungen nicht zu unterscheiden. Die
Feststellung der Krankheitsursachen ist jedoch wichtig, da
diese Zoonoseerreger eine Gesundheitsgefhrdung fr den
Menschen darstellen knnen.
Rodentiose und Pasteurellose
Feldhasen haben es schwer, nicht nur wegen des Schwindens ihres Le-
bensraumes, sondern auch wegen zahlreicher lebensbedrohlicher Infekti-
onskrankheiten. Zu den wichtigsten bakteriellen Infektionskrankheiten sind
die Tularmie (Infektion mit Francisella tularensis subsp. holarctica), die
Brucellose (Infektion mit Brucella suis Biotyp 2), die durch Yersinia pseu-
dotuberculosis hervorgerufen Yersiniose, die im Folgenden als Rodentio-
se bezeichnet wird, und die Pasteurellose (Infektion mit Pasteurella
multocida) zu nennen. Whrend in Baden-Wrttemberg eine Zunahme der
Tularmieflle beim Feldhasen zu beobachten ist, stellen die Brucellose,
Rodentiose und Pasteurellose Einzelflle dar, die jedoch am CVUA Stutt-
gart in regelmigen Abstnden nachgewiesen werden knnen.
Wie auch die Tularmie und Brucellose stellen die Rodentiose und Pas-
teurellose oftmals tdlich, teilweise seuchenhaft verlaufende Infektionen
bei Feldhasen dar. Bei erkrankten oder tot aufgefundenen Tieren sind
diese Infektionskrankheiten ohne pathologisch-anatomische und mikrobio-
logische Untersuchungen nicht voneinander zu unterscheiden. Darber
hinaus ist zu beachten, dass nicht nur der Erreger der Tularmie und der
Brucellose, sondern auch der Erreger der Rodentiose und der Pasteurel-
lose auf den Menschen bertragen werden kann (Zoonosen). Whrend
Francisella tularensis und Yersinia pseudotuberculosis zu Allgemeininfek-
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tionen fhren, stehen bei Pasteurella multocida Wundinfektionen im Vor-
dergrund. Vor allem Jger sollten als besonders gefhrdeter Personen-
kreis um diese Gefahren wissen.
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Infokasten
Rodentiose, Pasteurellose, Tularmie und Brucellose
Die Rodentiose
Der Erreger der sog. Rodentiose ist Yersinia pseudotuberculosis. Infek-
tionen sind bei zahlreichen Sugetieren, insbesondere Nagetieren (Ro-
dentia) und Hasenartigen (Lagomorpha), aber auch Vgeln beschrie-
ben. Ursachen von Infektionen beim Menschen sind sowohl direkter
Kontakt mit Tieren (z.B. Ausweiden von infizierten Hasen), aber auch
indirekter Kontakt, d.h. Erregerbertagungen durch Kontaminationen
und anschlieende orale Erregeraufnahme.
Die Pasteurellose
Pasteurella multocida-Infektionen kommen bei zahlreichen Haus- und
Wildtieren vor. Beim Menschen stehen Wundinfektionen durch direkten
Tierkontakt aufgrund von Verletzungen (Biss-, Kratz-, Schnittverletzun-
gen, etc.) im Vordergrund. Nach Wundinfektionen kommt es im Weich-
gewebe zu einer progressiven Entzndung, die oft schwierig zu behan-
deln ist.
Die Tularmie
Bei der Tularmie der Feldhasen handelt es sich um eine durch das
Bakterium Francisella tularensis Subspezies holartica hervorgerufene,
bei wildlebenden Hasenartigen (Hasen, Kaninchen), Ratten und ande-
ren Nagetieren (Muse, Eichhrnchen, Biber) oft seuchenhaft auftre-
tende, meist tdlich verlaufende Infektionskrankheit (Hasenpest). Ha-
senartige und Nagetiere bilden das Hauptreservoir fr diese Infektions-
krankheit, die in der nrdlichen Hemisphre verbreitet ist. Ebenfalls
empfnglich sind auch andere Wildtiere wie Reh, Fuchs, Wiesel, Igel,
aber auch unsere Haustiere (Schaf, Rind, Schwein, Hund, Katze, u.a.).
Auch der Mensch infiziert sich leicht bei Kontakt mit dem Erreger (Zoo-
nose). Jger sind aufgrund des direkten Kontaktes zu erlegten, infizier-
ten Tieren besonders gefhrdet.
Die Brucellose
Beim Feldhasen wir die Brucellose durch Infektionen mit Brucella suis
Biotyp 2 verusacht. Da dieser Erreger verbreitet auch beim Wild-
schwein und in Einzelfllen beim Rehwild isoliert werden kann, wird von
einer gegenseitigen bertragung ausgegangen. Als Infektionsquellen
gelten vor allem gemeinsam genutzte Nahrungsgebiete.
Zoonosen
Zoonosen sind Infektionen, die vom Tier auf den Menschen bertragen
werden knnen. Unter den genannten Infektionskrankheiten beim Feld-
hasen kommt der Tularmie die grte Bedeutung als Gesundheitsge-
fhrdung fr den Menschen zu.
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Klinik, Pathologie, Bakteriologie
Die Rodentiose und die Pasteurellose haben mit der Tularmie und der
Brucellose gemeinsam, dass infizierte Tiere geschwcht und abgemagert
sind sowie ein unnatrliches Verhalten wie fehlenden Fluchtreflex und
Orientierungslosigkeit zeigen. Bei sehr raschen, akuten septikmischen
Verlufen zeigen die Tiere jedoch wegen des fulminanten Krankheitsver-
laufes keine Abmagerung. In solchen Fllen kommt es insbesondere bei
der Tularmie, der Rodentiose und der Pasteurellose zu zahlreichen, teil-
weise massenhaften Todesfllen bei Feldhasen (seuchenhafte, pesthnli-
che Verlufe).
Beim Aufbrechen oder der Sektion der Tiere werden bei der Rodentiose
wie auch bei der Brucellose Kntchenbildungen (Granulome, Abszesse) in
den inneren Organen wie Leber und Milz sichtbar, aus denen sich die Er-
reger auf Nhrmedien anzchten lassen. Eine Schwellung der Leber und
insbesondere der Milz kann bei allen genannten Infektionskrankheiten
beobachtet werden.
Bei den im CVUA Stuttgart durchgefhrten Sektionen der an Rodentiose
und Pasturellose verendeten Feldhasen fiel bei allen Tieren eine mittel-
gradige bis sehr starke Schwellung der Milz auf. Sowohl die septikmisch
verlaufenden Rodentiose- wie auch die Pasteurellose-Flle waren von
einer nekrotisierenden Hepatitis mit ber die Leber verteilten, miliaren
(hirsekorngroen) hellen Herden begleitet. Bei allen Tieren konnte auch
ein teilweiser starker Befall mit Darmparasiten wie Kokzidien (Eimeria sp.),
Trichostrongyliden (Trichostrongylus sp.) und Peitschenwrmern (Trichu-
ris sp.) sowie ein Befall mit Lungenwrmern (Protostrongylus sp.) festge-
stellt werden. Auch bei der Tularmie wurden bei den meisten Fllen im
Rahmen der Sektionen eine Milzschwellung und zahlreiche Nekroseherde
(Gewebeschden) in inneren Organen wie der Leber beobachtet.
Bei histologischen (feingeweblichen) Untersuchungen fallen mikrosko-
pisch sichtbare herdfrmige Vernderungen mit Zellschden (Nekrosen)
auf, die bei der Tulrmie, der Rodentiose und der Pasteurellose sehr
hnlich sein knnen. Hier gibt die Anzucht des Erregers endgltige Klar-
heit.
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Schwellung der Milz (links) und miliar nekrotisierende Hepatitis(Leberentzndung) (rechts)
eines Feldhasen nach einer Yersinia pseudotubreculosis-Infektion (Rodentiose).
Milz: multifokale akute eitrig-nekrotisierende Splenitis (Entzndung der Milz) mit intralsio-
nalen Bakterien bei einem Feldhasen nach einer Yersinia pseudotubreculosis-Infektion
(Rodentiose) (HE-Frbung, 100-fache Vergrerung).
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Leber: multifokale akute eitrig-nekrotisierende Hepatitis (Leberentzndung)mit intralsiona-
len Bakterien bei einem Feldhasen nach einer Yersinia pseudotubreculosis-Infektion (Ro-
dentiose) (HE-Frbung, 100-fache Vergrerung).
Yersinia pseudotuberculosis-Kolonien auf Schafblutagar.
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Yersinia pseudotuberculosis, mikroskopisches Bild nach Gram-Frbung, 1.000-fache Ver-
grerung.
Bei der akuten, nach wenigen Tagen tdlich verlaufenden Form der Pas-
teurellose (hmorrhagische Septikmie) fielen Blutungen in den Schleim-
huten auf. Bei langsamer verlaufenden Formen standen eitrige bis fibrin-
se Schleimhautvernderungen insbesondere der Atemwege oder der
sersen Hute der Krperhhlen (Brust- und Bauchfell) im Vordergrund.
Die von uns untersuchten Flle von Rodentiose traten im Winter auf, wh-
rend sich die Pasteurellose-Flle ber das ganze Jahr verteilten. Fr bei-
de Infektionskrankheiten gilt, dass ungnstige Faktoren wie Nsse, Klte,
Nahrungsmangel, Parasitenbefall und Stress die Abwehr der Tiere
schwchen, so dass massenhafte Erkrankungen auftreten knnen.
Miliar nekrotisierende Hepatitis (Leberentzndung) eines Feldhasen aufgrund einer sep-
tikmisch verlaufenden Pasteurell multocida-Infektion (Pasteurellose).
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Akute zentrolobulre eitrig-nekrotisierende Hepatitis (Leberentzndung) aufgrund einer
septikmisch verlaufenden Pasteurell multocida-Infektion (Pasteurellose) bei einem Feld-
hasen (HE-Frbung, 200-fache Vergrerung).
Akute fibrinse Pleuritis (Brustfellentzndung) aufgrund einer Pasteurella multocida-
Infektion (Pasteurellose) bei einem Feldhasen (HE-Frbung, 100-fache Vergrerung).
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Pasteurella multocida-Kolonien auf Schafblutagar.
Pasteurella multocida, mikroskopisches Bild nach Gram-Frbung, 1.000-fache Vergre-
rung.
Beim Feldhasen erfolgt bei der Rodentiose die Aufnahme des Erregers
ber die Nahrung, bei der Pasteurellose auch ber den Atemtrakt.
Menschen infizieren sich berwiegend ber den Verdauungstrakt (Yersi-
nia pseudotuberculosis) oder Wunden (Pasteurella multicida).
Sowohl Yersinia pseudotuberculosis als auch Pasteurella multocida sind
bei Feuchtigkeit mehrere Monate in der Umwelt berlebensfhig.
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Bildernachweis:
CVUA Stuttgart
Autor(en):
Dr. Reinhard Sting und Dr. Ingo Schwabe