Download - VKSI-Magazin #8
Das Magazin des
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Entwicklertag in der Entwicklerstadt Die Softwarekonferenz in Karlsruhe 5.-7. Juni 2013
Generation App – App Generation
August Wegmann – Der »Hidden Pioneer«
informatikBOGY – Spaß am Programmieren vermitteln
Softwareentwicklung aus Karlsruhe
Nr. 8 | April 2013Magazin
Verein der Karlsruher Software-Ingenieure
VOrScHAu
Cloud Sneak Preview 16. Mai 2013Das Spezielle an dieser VKSI Sneak Preview: Sie wird auf der cLOuDZONE stattfinden, der Messe für cloud-basierte Lösungen vom 15. bis 16. Mai in Karlsruhe. Auch der in die-sem rahmen stattfindende Trendkongress net economy, der am 16. Mai 2013 bereits zum fünften Mal veranstaltet wird, befasst sich mit neuen Möglichkeiten des cloud computing.
Die aktuellen Details erfahren Sie rechtzeitig auf www.vksi.de oder über unseren Newsletter.
Trendkongress net economy Die – kostenlose – Veranstaltung Trendkongress net economy wird von 10 bis 17 uhr mit dem Schwerpunkt »Stärkung der Sicherheit in modernen Informatikanwendungen« abge-halten. Experten aus dem FZI | Forschungszentrum Infor-matik Karlsruhe betrachten mit Projektpartnern das Thema cloud computing aus neuen Perspektiven und in innovativen Anwendungsfeldern.
VKSI Sneak Previews Mehrmals im Jahr finden die VKSI Sneak Previews statt. Die Idee dahinter: Mehrere Referenten aus Karlsruhe und Umgebung berichten über Erfahrungen und Best Practices zu jeweils einem ausgewählten Thema. In der Vergangen-heit kamen so spannende Veranstaltungen zu Themen wie Professional Scrum Developer, Security made in Karlsruhe,
Entwickeln für die Cloud oder RIA Entwicklungsplattfor-men im Vergleich zustande. Berichte und viele Vortrags folien unter www.vksi.de/sneak-preview. Auch 2013 sind wieder vier VKSI Sneak Previews geplant, die erste wird am 11. April zum Thema »QS für Android Apps« stattfinden.
15. - 16. Mai 2013Messe Karlsruhe
2 VKSI MAGAZIN Nr. 8 April 2013
Dennis OberleSoftware Developer, ISB AG
Software-Entwickler (m/w)
Ihre Aufgabe:> Teamorientierte Entwicklung von komplexen JAVA- oder .NET-Anwendungen> Systemdesign und Architekturentwicklung> Design und Implementierung von Software-Modulen> Durchführung von Performance-Analysen und -Optimierungen> Evaluierung, Bewertung und Einführung neuer Technologien> Enge Zusammenarbeit mit Ansprechpartnern im Haus und bei den Kunden
Wir erwarten: > Abgeschlossenes Studium im Bereich Informatik oder eine vergleichbare Ausbildung mit
min. 5 Jahren Berufserfahrung in der Softwareentwicklung, insbesondere in JAVA/JEE sowie Web-Technologien
> Praktische Erfahrung mit Eclipse, verschiedenen Datenbanksystemen und Datenbank-zugriffs-APIs, OOA und OOD, Software-Konzeption, Design-Patterns und dem Entwurf von Systemarchitekturen
> Kommunikations- und Präsentationsfähigkeit> Kreativität und Teamgeist
Wir bieten: > Verantwortungsvolle und anspruchsvolle Tätigkeit > Hervorragende Entwicklungsmöglichkeiten> Kollegiales Umfeld
Wir freuen uns auf Ihre vollständige Bewerbung mit Angabe Ihrer Verfügbarkeit und Ihres Gehaltswunsches, gerne auch als PDF-Datei.
Raum fürIhre Karriere
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EDITOrIAL
Liebe Leserin, lieber Leser,
nach der ceBIT ist vor der ceBIT. Die größte ITK Branchenver-anstaltung der Welt stand diesmal unter dem Motto »Share-conomy«. Der deutsche Begriff hinter diesem Kunstwort ist »Teilen«. Nicht nur für unsere Kinder ist das ein wichtiger Lernschritt, auch in der Welt der Erwachsenen spielt das Teilen eine immer wichtigere rolle. Die neuen Strukturen ermögli-chen – aber sie fordern auch – neue Formen der Zusammenar-beit. Das Teilen von Ideen, Informationen und Wissen inner-halb von unternehmen und Organisationen ist dabei oft noch nicht so weit entwickelt wie das Teilen von Katzenvideos.
Die cloud, soziale Netzwerke, kollaborative Arbeitsweisen und mobile Endgeräte sorgen oder belästigen – je nach eigenem Empfinden – durch Transparenz und maximale Verfügbarkeit. Doch auch wenn diese Veränderungen für so manche Men-schen an ihren Arbeitsplätzen und in ihrem sozialen Miteinan-der eine Belastung darstellen – das übergeordnete Ziel lautet, Arbeitsabläufe zu vereinfachen und die Menschen zu entlasten. Eine zentrale rolle spielen dabei die mobilen Endgeräte. Mit ihrer Verbreitung haben sich vollkommen neue Anwendungs-felder entwickelt. Einen Ansatz zur plattformübergreifenden Entwicklung von mobilen Anwendungen beschreiben Benja-min Klatt und Martin Küster, beide sind wissenschaftliche Mit-arbeiter am FZI Forschungszentrum Informatik.
Die nächste große Karlsruher IT-Veranstaltung ist der Entwicklertag. Diese Konferenz für Softwareentwicklung findet auch dieses Jahr wieder drei Tage lang statt, vom 5. bis 7. Juni in Karlsruhe. Veranstalter sind das ObjektForum, der VKSI und die Gesellschaft für Informatik regionalgruppe Karlsruhe. Die Organisation übernimmt wiederum die andrena objects ag gemeinsam mit dem TechnologiePark Karlsruhe.
Der Conference Day befasst sich – zusätzlich zu Themen wie Java, .NET, VKSI, Mobile und cloud – speziell mit IT-Security. In sieben parallelen Slots werden Vorträge, Workshops und Pecha Kuchas angeboten. Der Agile Day, ebenfalls in sieben Parallelslots aufgeteilt, bearbeitet das Spektrum von innova-tiven Trends über Prozess, QA/Testing, Management bis hin zum Thema Architektur, erstmalig einen eigenen Track mit interaktiven Sessions zu »Social Media und innovative Trends« beim Agile Day. Wegen seiner Beliebtheit wieder im Programm ist der Tutorial Day mit jeweils halbtägigen Workshops am Freitag. Das Programm wird auf entwicklertag.de veröffent-licht, dort finden Sie auch die Videos, charts und Fotos der ver-gangenen Entwicklertage.
Die Keynote-Sprecher sind 2013 Oscar Nierstrasz, Profes-sor für Informatik am IAM der universität Bern, der über re-Engineering referiert, und Lutz Prechelt, Professor für Soft-ware-Technik an der Fu Berlin mit einem Vortrag über Agiles Offsharing. Für Studierende bieten die Organisatoren stark vergünstigte Tickets an.
Was uns außerdem sehr freut, ist der enorme Erfolg des informatikBOGY. BOGY, kurz für »Berufsorientierung am Gymnasium«, soll Schülerinnen und Schülern ermöglichen, in Berufe hinein zu schnuppern. Im Jahr 2009 haben wir diese Initiative gestartet, inzwischen sind der VKSI und das KIT gemeinsame Träger. Mittlerweile durchlaufen jährlich um die hundert Schülerinnen und Schüler das einwöchige Praktikum. Das informatikBOGY ist inzwischen so populär, dass wir stark wachsende Bewerberzahlen haben. Wie das Praktikum im Detail aussieht, das mit einem Tag am KIT startet, lesen Sie auf Seite 24. Bewerbungen von Schülerseite haben wir viele. Nun brauchen wir noch mehr unternehmen, die Praktikantinnen und Praktikanten aufnehmen. Der Aufwand lohnt sich, wer bis-lang schon mitmachte, lesen Sie auf Seite 27.
Willkommen!
christian Popp, Arvato Infoscore, Prof. Dr. ralf reussner, KIT/FZI
VKSI MAGAZIN Nr. 8 April 2013 3
VKSI
VKSI und IT-region Karlsruhe
Stuttgart
SaarbrückenWalldorf
Darmstadt
Kaiserslautern
Zürich: 3h
Basel: 2h
Mannheim
Straßburg Baden-Baden
Karlsruhe
Paris: 3h
Köln: 2h
München: 3h
Frankfurt
www.1und1.de
www.andrena.de
www.arconsis.com
www.bertelsmann.de
www.bittner-patent.eu
www.bluehands.de
www.brandmaker.com
www.codewrights.biz
www.cyberforum.de
www.exensio.de
www.exxeta.de
www.l-bank.de
www.netpioneer.de
www.poet.de
www.projectplant.de
www.promatis.de
www.seven2one.de
www.smartshift.de
www.techpark.de
www.wibu.de
Zentrale Lage
4 VKSI MAGAZIN Nr. 8 April 2013
INHALT
EDITOrIAL Christian Popp, Professor Dr. Ralf Reussner: Willkommen! 3
KArLSruHEr KöPFE August Wegmann – Der »Hidden Pioneer« 6
ENTWIcKLErTAG Entwicklertag in der Entwicklerstadt 9
Fachbeirat für den Entwicklertag 11
Entwicklertag-Programm 12
MOBILE Multiplattform Entwicklung, Generation App 14
ZKM App Art Award 18
Smarte Milliardentechnik 28
VKSI VKSI Sneak Previews 2013 2
Der VKSI in der IT Region Karlsruhe 4
VKSI Workshop Design Thinking 21
KOLuMNE cYBErTrENDS Der große Graben 23
NAcHWucHSFörDEruNG informatikBOGY: Spaß am Programmieren vermitteln 24
Rettet den Informatikunterricht 27
Finish-IT: Karlsruhe lässt keinen fallen 27
NAcHLESE Geschichten für das VKSI-Magazin 30
IMPrESSuM 30
ANZEIGEN andrena objects AG 20
arvato infoscore GmbH 32
CloudZone 31
STP Informationstechnologie AG 8
ISB 2
Promatis Software GmbH 23
POrTrAIT WIBU-Systems AG 22
VKSI MAGAZIN Nr. 8 April 2013 5
Nr. 8 | April 2013Softwareentwicklung aus Karlsruhe
Magazin
KArLSruHEr KöPFE
A ugust Wegmann startete 1971 sein Informatik-Studium an der Uni-
versität Karlsruhe (TH), dem heutigen KIT – ein Jahr vor der Gründung der Fakultät für Informatik1.
Es war ein Hiwi-Job, der seinem wei-teren beruflichen Leben schon knap-pe zwei Jahre nach Studienbeginn eine entscheidende richtung gab. Ausge-rechnet am soziologischen Institut (also im »Orchideen-Garten« der TH) bei Dr. Karl Schlagenhauf fand der junge Student eine Anstellung. Seine Aufgabe: Er sollte bei der statistischen Auswer-tung von Fragebögen behilflich sein. Eine Arbeit, die mühselig genug war, um August Wegmann auf Abhilfe sinnen zu lassen: Er begann Stücke einer Soft-ware zu entwickeln, die ihn unterstützen konnte.
Das war keine leichte Aufgabe, denn ausgetretene Pfade gab es nicht und
1 Die Senatskommission für Fragen der com-puter Science hatte bereits 1968 beschlossen, einen Informatikstudiengang einzuführen. Die eigene Fakultät für Informatik wurde dann 1972 mit vier Instituten gegründet. (Quelle: http://www.informatik.kit.edu/719.php
rechnerkapazitäten waren ein knappes Gut (14 KB verfügbarer Arbeitsspeicher, 140 KB Floppy Disk). August Wegmann baute aus allem, was ihm brauchbar erschien, ein System zur Datenhaltung mit Abfragefunktionalität, statistischen Aus wertungen und graphischer Ergeb-nisdarstellung. und das Ganze mit einer Anwenderschnittstelle, die auch für Nicht-Informatiker nutzbar war.
In jener Zeit wurden noch Lochkar-tenstapel zur Abarbeitung von Batchjobs zusammen mit den Daten abgegeben und Stunden später die hoffentlich brauchba-ren Ausdrucke abgeholt. Dabei konnte August Wegmann erste Erfahrungen mit Statistikpaketen sammeln, die ihm ab 1980 bei den Arbeiten auf einem Apple II mit ucSD – Pascal zugute kamen.
Aus diesen Anfängen – Persistierung von Tabellen, Query-Funktionalität, gra-phische Oberfläche – entstand dann im Lauf der Jahre ein Software-System, das in den 80er Jahren in kurzer Zeit (und für einen kurzen Zeitraum – dazu später mehr) das führende relationale Daten-bank-System außerhalb der Großrech-nerwelt wurde: Adimens.
Adimens wurde entwickelt und ver-trieben von der Karlsruher Firma ADI, deren Mitgründer und Gesellschafter August Wegmann war. ADI machte Karlsruhe als Standort für Software-Entwicklung in der ganzen Welt bekannt. Verfügbar war Adimens initial für den damals revolutionären Apple II, spä-ter für Lisa und MacIntosh. Im Lauf der Jahre kamen HP-rechner, der IBM-Pc, DEc PDP 11, VAX-rechner, verschie-dene unix-rechner (sun, HP) dazu, im Jahr 1987 war Adimens 4 für Windows verfügbar. Die Zersplitterung der Hard-ware- und Betriebssystem-Landschaft machte die flächendeckende Verbreitung von Adimens zu einer wahren Herkules-aufgabe für die kleine Karlsruher Soft-wareschmiede.
Diejenige Leistung, die ich persön-lich am meisten schätze, war die Imple-mentierung von Adimens auf dem Atari ST: Wir schreiben das Jahr 1986. Atari ST war mein Arbeitsplatzrechner, eine kostengünstige Alternative zu den um Faktoren teureren Macs. unsere Werk-studenten, ich arbeitete damals bei einer Siemens-Tochter, kamen jeden Tag
voller Stolz mit einem neuen Stapel von 3,5 Zoll-Disketten – mit einer Kapazi-tät von 720 KB, später 1,44 MB – voller raubkopierter Software2 zur Arbeit. Meist handelte es sich um Spiele, manchmal aber auch um neue Büro-Programme wie Textverarbeitung oder Spreadsheets. Einmal war sogar eine komplette Small-talk-80-umgebung dabei – sie wurde meine erste Begegnung mit Smalltalk. Eines Tages waren die Studenten beson-ders stolz: »Hier – endlich eine echte relationale Datenbank!«. Das war Adi-mens.
2 Software kostete damals noch Geld. Adimens z. B. wurde in der Basisversion für Atari für 499.- DM vertrieben. Gerade für Low cost rechner wie Atari, die stark im studenti-schen Bereich verbreitet waren, kursierte eine unmenge von raubkopierter Software, bei der auch komplizierte Schutzvorrichtungen geknackt wurden. Selbst in seriösen umgebun-gen war es nicht unüblich, Software auf diesem Weg erst mal »auszuprobieren«, bevor sie zum kommerziellen Einsatz erworben wurde.
3,5-Zoll-Programm-Disketten der Adimens-Datenbank für den Atari
Software Engineering aus Karlsruhe
August Wegmann – Der »Hidden Pioneer«
von Matthias Grund
Adimens: Übersichtliches Funktions-Menü
6 VKSI MAGAZIN Nr. 8 April 2013
Den Kopf hinter Adimens, August Wegmann, lernte ich erst gut 25 Jahre später persönlich kennen. Er konnte mir lachend versichern, dass ADI damals auch mit der Version für den Atari tat-sächlich Geld verdient hat. Was aber viel wichtiger war: Mit der Atari-Version hat er es einer Generation von neugierigen jungen Softwerkern ermöglicht, erste experimentelle Erfahrungen mit einem relationalen DB-System zu machen.
Es waren nicht die raubkopien, die 1989 zur Einstellung des Produktes Adi-mens führten, sondern die Einführung von Access als integriertem Bestandteil des Microsoft Office-Pakets. Damit war die Pionierzeit bei den Datenbanken zu Ende. Marktmacht, Produkt-Bundling und Normierung bestimmen seither den Datenbank-Markt.
In den 90er Jahren bearbeitete August Wegmann zwei ganz andere Felder: Zwischen 1990 und 1995 entwi-ckelte er Anwendungen und Werkzeu-ge auf der Grundlage von Systemen wie Hypercard. Fünf Jahre, bevor das World Wide Web mit HTML Fahrt aufnahm, hat August Wegmann die Möglichkei-ten einer Hypertext-umgebung nicht nur erkannt, sondern umgesetzt: Er entwickelte für eine Bank einen Editor, mit dem eine Hypermedia-Anwendung (ein Kiosk-System für Kunden) von den zuständigen Sachbearbeitern bearbeitet werden konnte. Dieser Editor war also
ein frühes content Management System für ein Hypermedia-System. Ebenfalls in den frühen 90er Jahren entstand ein Homebanking-System. Die Kommuni-kation erfolgte nicht über das Internet, sondern über BTX, das damalige Angebot der Bundespost.
So war es nur folgerichtig, dass August Wegmann auch zu den WWW-Pionieren gehörte: Sowohl der Banking-Kiosk als auch das Homebanking-System wurden 1996 und 1997 auf die neue Plattform umgestellt.
1998 wurde August Wegmann dann als Professor für »Elektronische Medien und Märkte« berufen.
Als Professor und auch in anderen Funktionen, z. B. als Vorstand des VKSI, gibt August Wegmann seine reiche Erfahrung weiter. Der Gründer mancher erfolgreicher Karlsruher Firma ist durch seine Schule gegangen.
Neben seiner Lehrtätigkeit ist Pro-fessor Wegmann heute ein gefragter
Experte für Gutachten und Analysen in Fragen von Software-Qualität, Perfor-manz und optimalem Datenbank-Ein-satz. Besonders aufmerksam verfolgt er die Entwicklung von HANA – vielleicht die nächste Datenbank aus Deutschland, die Geschichte schreiben wird.
August Wegmann hat mit seinen Ideen und Händen Pionier-Software ent-wickelt. Im Gegensatz zu manch anderem ist er damit aber nicht reich geworden, er besitzt weder Yachten noch Luxusvillen. Sein größter Luxus sind seine Fahrräder, mit denen er den meisten Zwanzigjähri-gen immer noch davonfährt – ungeach-tet seines nicht mehr ganz jugendlichen Alters von 60 Jahren. Ich bin stolz dar-auf, dass August Wegmann mein Freund ist und nicht Larry Ellison.
Matthias Grund studierte an der universität Karlsruhe. Seit 1986 ist er als Berater und Pro-jektmanager international aktiv. Heute verant-wortet er als Vorstand der andrena objects ag den Bereich Technologie- und Projektberatung.
Software Engineering aus Karlsruhe
August Wegmann – Der »Hidden Pioneer«
von Matthias Grund
Den Netzwerker August Wegmann kennen viele in Karlsruhe. rechts im Bild mit dem VKSI-Kollegen Andreas Oberweis.
VKSI MAGAZIN Nr. 8 April 2013 7
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ENTWIcKLErSTADT
Cloud, Mobile, Social Media und IT Security, so lauten die Schwerpunkte des Karlsruher Entwicklertages 2013. Erst-malig gibt es einen eigenen Track mit interaktiven Sessions zu »Social Media und innovative Trends« beim Agile Day. Der conference Day befasst sich – zusätzlich zu Themen wie Java, .NET, VKSI, Mobile und cloud – speziell mit IT-Security. Wegen seiner Beliebtheit wieder im Programm ist der »Tutorial Day« mit jeweils halbtägigen Workshops am Freitag.
Jochen Winzen aus dem Programmkomitee sagt: »Wir haben uns ganz bewusst entschieden, die Softwareentwick-lungs-Konferenz dieses Jahr zu einem besonderen Anziehungs-punkt für Trendscouts der IT-Welt zu machen, doch auch wer sich auf die »Klassiker« des Karlsruher Entwicklertages freut, wird im Programm fündig.« Wie in den vergangenen Jah-ren ist Agilität in der Praxis ebenso Thema wie Qualitätsana-lyse, Testing oder neue mobile Anwendungen, um nur einige
Schwerpunkte zu nennen. Dass dabei die IT-Sicherheit einen eigenen Track bekommt, verdeutlicht den ständig wachsenden Stellenwert des Themas. Schon Tradition beim Karlsruher Ent-wicklertag ist die Vielzahl der unterschiedlichen Formate: Invi-ted Talks, Diskussionen, Vorträge, Pecha Kuchas, Dojos, Work-hops etc. Ganz besonders freut Jochen Winzen dabei, dass das Programmkomitee für diese Konferenz so viele Einreichungen wie nie zuvor erhalten hat.
Die Keynote-Sprecher sind 2013 Oscar Nierstrasz, Profes-sor für Informatik am IAM der universität Bern, der über re-Engineering referiert, und Lutz Prechelt, Professor für Soft-ware-Technik an der Fu Berlin mit einem Vortrag über Agiles Offsharing.
Das vollständige Programm ist unter www.entwicklertag.de verfügbar.
»Zuhören, erleben, mitreden«Karlsruher Entwicklertag 2013 Die Konferenz für Softwareentwicklung – 05. bis 07. Juni 2013
Die Konferenz für Software Engineering
Zuhören, erleben, mitreden.
5.–7. Juni
KARLSRUHERENTWICKLERTAG
2012Karlsruher Entwicklertag 2013
www.entwicklertag.de
Conference Day | Mi, 5. Juni 2013Agile Day | Do, 6. Juni 2013Tutorial Day | Fr, 7. Juni 2013
Programm
VKSI MAGAZIN Nr. 8 April 2013 9
Experts in agile software engineering
Organisation VeranstalterPremiumsponsoren Gastgeber
Verein der Karlsruher Software-Ingenieure
Regionalgruppe Karlsruhe der Gesellschaft fur Informatik e.V.
ENTWIcKLErSTADT
Der Karlsruher Entwicklertag startete 2005 als eintägige Netzwerk- und Grassroot-Veranstaltung und hat sich zu einer 3-tägigen Konferenz entwickelt, die regelmäßig rund 500 Besu-cher anzieht.
Die andrena objects ag übernimmt gemeinsam mit dem TechnologiePark Karlsruhe auch dieses Jahr wieder die Orga-nisation des Karlsruher Entwicklertages, Veranstalter sind das ObjektForum, der VKSI und die Gesellschaft für Informatik regionalgruppe Karlsruhe.
Ort: Industrie- und Handelskammer Karlsruhe, Lammstraße 13-17, 76133 Karlsruhe
Programm: siehe folgende Doppelseite und www.entwicklertag.de
Anmeldung: Zur Anmeldung und zur Verwaltung Ihrer Anmeldedaten steht Ihnen das komfortable Konferenztool zur Verfügung. ●● conference Day: 250 Euro●● Agile Day: 250 Euro●● Paketpreis für den conference und den Agile Day zusammen:
400 Euro●● Tutorial Day: 100 Euro
Für Studierende gibt es stark vergünstigte Tickets: ●● conference Day: 25 Euro●● Agile Day: 25 Euro●● Tutorial Day: 10 Euro
Alle Preise verstehen sich zzgl. 19% MwSt.Mitglieder des VKSI bzw. der Gesellschaft für Informatik kön-nen sich mit dem ihnen bekannten registrierungscode ver-günstigt anmelden.
10 VKSI MAGAZIN Nr. 8 April 2013
Fachbeirat für Karlsruher Entwicklertag
Erstmalig wurde für den Karlsruher Entwicklertag ein Fach-beirat berufen, bestehend aus Kompetenzträgern für Software Engineering aus Industrie und Hochschulen im raum Karls-ruhe.
Mit dem Fachbeirat entsteht nun eine Institution, die Know-how- und Entscheidungsträger aus der region stärker in die Ausrichtung des Entwicklertages einbezieht. Dazu wird sich der Fachbeirat mit der strategischen Ausrichtung der Konferenz in
den nächsten Jahren befassen. Ein weiteres Kernthema für den Fachbeirat ist der Austausch zwischen der Industrie und der Wissenschaft während der Tagung. Den Vorsitz des Fachbeirats übernehmen Prof. Dr. ralf reussner vom KIT, FZI und VKSI sowie Matthias Grund, Vorstand andrena objects ag. Als non-profit-Veranstaltung fördert der Karlsruher Entwicklertag die Vernetzung der unterschiedlichen Gruppen in der region, die sich für agiles Software Engineering begeistern.
Mitglieder des FachbeiratsProf. Dr. Ralf Reussner, KIT und FZI, VKSI (Vorsitz)Matthias Grund, andrena objects ag, cyberForum (Vorsitz) Klaus Baumgartner, Siemens AGAxel Bayer, L-Bank – Staatsbank für Baden-WürttembergLutz Ehrlich, EnBW AGDr. Dirk Feuerhelm, 1&1 Internet AGOliver Fischer, Fiducia It AGDirk Fox, Secorvo Security consulting GmbHProf. Dr. Johannes Freudenmann, DHBW, GI regionalgruppeProf. Dr. Lothar Gmeiner, Hochschule KarlsruheMichael Kaiser, Stadt Karlsruhe – WirtschaftsförderungJóakim G. v. Kistowski, KIT (Student)Benjamin Klatt, KIT (Doktorand)Oliver Kühn, Deutsche Bausparkasse Badenia AGLudwig Neer, cAS Software AGProf. Dr. Rainer Neumann, Hochschule KarlsruheProf. Dr. Andreas Oberweis, KIT, FZIChristian Popp, arvato infoscore GmbHDr. Michael Ranft, SWrDr. Simone Rehm, Trumpf GmbHJoachim Ritter, 1&1 Internet AGMichael Roemer, SAP AGDr. Christoph Schlenzig, Seven2one GmbHPeter Sedlmayr, msg Gillardon AGStephan Seitz, dm-drogerie markt GmbH + co. KG/Filiadata GmbH
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MOBILE
Will man heutzutage mit einer mobilen Anwendung (»App«) im Markt präsent sein und sein Geschäft – oder zumin-dest einen Teil – darauf aufbauen, so reicht es nicht mehr, die eine App zu entwickeln. Vielmehr ist es notwendig, die mobile Anwendung mehrfach für diverse Plattformen zu entwickeln. Das Projekt Modagile Mobile hat daher in den letzten zwei Jahren einen modell-getriebenen Ansatz zur einmaligen Modellierung und mehrfachen Generie-rung von mobilen Anwendungen entwi-ckelt. So groß die Herausforderung der Multi-Plattform Entwicklung ist, so groß ist auch das Potential dieses Ansatzes zur Aufwandsersparnis und dem damit verbundenen Wettbewerbsvorteil.
Mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablets gehören inzwischen zu unserem Alltag. Gleichgültig, ob im Geschäfts- oder Privatleben, viele unse-rer Aktivitäten werden durch die mobi-len Helfer unterstützt, und dementspre-chend sind sie aus der Business- genauso
wie aus der consumer-Industrie kaum noch wegzudenken. Auch wenn der Markt der mobilen Plattformen seit Jah-ren hart umkämpft ist, so konnte sich bis-her noch keiner der Konkurrenten ein-deutig durchsetzen. Derzeit haben sich Android und iOS am Markt etabliert und Microsofts Windows Phone ist ebenfalls dabei, Marktanteile gutzumachen (2012: 10,8 %, 2015: 19,5 % Marktanteil [Gart]).
Die Softwareentwicklung steht damit vor der Herausforderung, dass es nicht mehr möglich ist, sich für eine Plattform zu entscheiden. Die App-Entwickler sind gezwungen, ihre Produkte für verschie-dene Plattformen gleichzeitig anzubie-ten. Zusätzlich ist der Markt mobiler Anwendungen von kurzen Lebenszyklen geprägt, was den Bedarf von schneller, aber qualitativ hochwertiger Entwick-lung begründet.
Eine Möglichkeit ist die Entwicklung von sogenannten Web-Apps auf der Basis von HTML und Bibliotheken, wie zum Beispiel jQuery Mobile. Nachteil
hierbei ist der fehlende Zugriff auf viele Features des Endgerätes wie beispiels-weise die Bewegungssensoren. Ein anderes weit verbreitetes Konzept ver-folgen Frameworks und Werkzeuge wie PhoneGap, Titanium oder Air, die über Skriptsprachen (oftmals JavaScript) in Kombination mit Laufzeitbibliotheken eine plattformunabhängige Program-mierung ermöglichen. Auch hierbei kauft man sich die Plattformunabhängigkeit durch einige Einschränkungen, wie zum Beispiel die fehlende Möglichkeit nativer Optimierungen für die Plattform, besse-rer Kontrolle über die verbrauchten res-sourcen oder den zur Laufzeit ausgeführ-ten code ein.
Eine Alternative hierzu bietet der im Modagile Mobile Projekt entwickelte modellgetriebene Ansatz. Dort wurde eine plattformunabhängige Sprache zur Modellierung von mobilen Anwen-dungen entwickelt. Sie beschreibt das zugrundeliegende Datenmodell, die Oberflächen- und Steuerungselemente
Generation App – App GenerationModellgetriebene Entwicklung mobiler Anwendungen
Von Benjamin Klatt und Martin Küster
14 VKSI MAGAZIN Nr. 8 April 2013
der Anwendung samt ihren Übergängen und Interaktionen sowie deren Verbin-dungen zu Datenentitäten. Plattform-spezifische Generatoren erzeugen dar-aus den nativen code für verschiedene mobile Plattformen. Der generierte code enthält sogenannte Hooks als Erweite-rungspunkte für den Entwickler, über die er das gewünschte Verhalten der App beeinflussen kann. Somit entfallen die aufwändigen, wenig anspruchsvollen und trotzdem kostenintensiven Tätig-keiten bei der Multi-Plattform App-Ent-wicklung.
Vom App-Modell zum nativen codeDer größte Vorteil des modellgetriebe-nen Ansatzes ist die Wiederverwendung von Wissen in Form von plattformspe-zifischen code-Generatoren. Die Apps für die unterschiedlichen Plattformen (Android, iOS, Windows Phone) werden im Kern automatisch erzeugt, wodurch semantisch äquivalenter Anwendungs-code gewährleistet wird.
Zur Modellierung einer App gehören drei Bestandteile. Zunächst wird das Oberflächenmodell definiert. Dort wer-den die verschiedenen Screens und deren Übergänge inklusive Steuerungs- und Inhaltselementen angelegt.
Anschließend modelliert man in einem Datenmodell die Entitäten, die in der App verarbeitet werden. Die Kopp-lung der Entitäten an die uI-Elemente (»Binding«) erlaubt die Generierung von entsprechender Synchronisierungsfunk-tionalität. Darüber hinaus wird außer-dem code zur Speicherung der Daten in der Datenbank des mobilen Geräts mitgeneriert. Ebenso kann eine JSON-basierte rEST-Schnittstelle zur Kommu-nikation mit einer serverseitigen Anwen-dung aus dem Modell abgeleitet und nahezu vollständig automatisiert erzeugt werden.
Der letzte Teil der App-Modellie-rung betrifft die Qualitätssicherung. Damit die plattformunabhängige Ent-wicklung beim Testen nicht aufhört, wird kein plattformspezifischer Test-code geschrieben, sondern in einer
plattformunabhängigen Testsprache formuliert. Hieraus wird der plattform-spezifische Test-code generiert. Bei-spielsweise wird JavaScript-code zur automatisierten Durchführung von uI-Tests unter iOS beziehungsweise Java-code für das robotium-Framework unter Android generiert.
Plattformspezifische Hooks für nati-ve Erweiterungen, beispielsweise zur Interaktion mit anderen Apps oder zum Zugriff auf Kontakte, werden in den code hineingeneriert und können im Nachhin-ein implementiert werden (Abb. 1).
Daten-Bindings im Einsatz Der Ansatz von Modagile Mobile, der das Oberflächenmodell mit dem Daten-modell verbindet, eignet sich besonders für Anwendungen mit komplexerem
Datenmodell. App-Features wie Offline-Fähigkeit (lokale Datenbank auf dem mobilen Endgerät) und eine Anbindung an einen Server können automatisch erzeugt werden. Die manuelle Ent-wicklung solcher Bestandteile ist sonst aufwändig und fehleranfällig. (Abb. 2)
Alle Entitäten, über die die App redet, werden in einem Domänenmo-dell (modelliert in Ecore/uML) wie in Abbildung 2 gezeigt, definiert. Im Bei-spiel handelt es sich um das Datenmodell einer einfachen Kontaktverwaltung.
Die Bindings zwischen Domänen- und Oberflächenmodell können aus zwei richtungen gelesen werden: Wird ein Domänenelement geladen, bestimmt das Binding, in welchem Oberflächenelement die Inhalte
Generation App – App GenerationModellgetriebene Entwicklung mobiler Anwendungen
Von Benjamin Klatt und Martin Küster
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Abb. 1
Abb. 2
VKSI MAGAZIN Nr. 8 April 2013 15
MOBILE
dargestellt werden. Legt der Benutzer im uI ein Element an, bestimmen die Bindings, wohin die Inhalte gespei-chert werden. Die Bindings erlauben damit eine Trennung entsprechend dem
Model-View-controller-Prinzip bereits auf der Modellebene (Abb. 3).
Die Personen aus dem Datenmo-dell werden auf dem mobilen Gerät über ein einfaches Bedienfeld erstellt.
Abbildung 4 und Abbildung 5 zeigen die Screens zur Darstellung einer Person, wie sie mit dem Modagile Framework für iOS beziehungsweise Android erzeugt wur-den.
In der Personenansicht wird zum Beispiel das aktuelle Alter einer Per-son ausgerechnet und dargestellt. Die hierfür definierte Service-Methode getAge(Person p) wird als Stub generiert. Das dahinterstehende Verhalten muss dann nur noch vom Entwickler spezifisch für die jeweilige Plattform ausprogram-miert werden. An dieser Stelle kommt nun die unit-Test-DSL zum Einsatz. Entsprechend der Methoden-Signatur kann ein unit-Test-rumpf erzeugt wer-den, der entsprechende Testobjekte des Domänenmodells (Person) initialisiert und die zu prüfende Methode aufruft. Diesen Test kann der Entwickler bei Bedarf weiter verfeinern und so komfor-tabel sicherstellen, dass er die Service-Methode korrekt implementiert hat.
Herausforderungen der GenerierungNicht selten werden gegen ein modell-getriebenes Verfahren inklusive code-Generierung Gründe ins Feld geführt, die aus der Neu-Generierung nach manuel-len Anpassungen oder aus der Integra-tion mit handgeschriebenem code her-rühren. Es ist tatsächlich eine knifflige Aufgabe, die automatisiert generierten code-Fragmente mit Erweiterungen, die vom Entwickler stammen, zu inte-grieren. Im Modagile Mobile-Projekt war eine vollständige Generierung des codes aber nie vorgesehen. Daher sind Erweiterungspunkte, an denen bewusst
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Abb. 3
Abb. 4 Abb. 5
16 VKSI MAGAZIN Nr. 8 April 2013
handgeschriebener code eingefügt wer-den kann, von Anfang an vorgesehen.
Im Gegensatz zu Protected-regions, die im code Bereiche vor dem Über-schreiben durch den Generator schützen, kommen hier Standardmechanismen aus dem objektorientierten Entwurf zum Einsatz. Wo immer eine Stelle auftritt, die erweitert oder spezialisiert werden soll, wird eine Schnittstelle (ein soge-nannter »Hook«) eingezogen und ein rumpf für eine Implementierung gene-riert. Der Entwickler braucht sich nicht um den generierten code zu kümmern, sondern darf in einem eigenen Quell-code-Bereich seinen (geschützten) code implementieren.
Mit Design-Dokumenten wie den Layout-ressourcen in Android (XML-Dateien, die angeben, wo uI-Elemente platziert werden) verhält es sich etwas anders. Ein Standardlayout wird auf Basis des Modells erzeugt, wenn kein Layout-Dokument vorhanden ist. Wenn die App evolviert, sorgt ein sogenannter reconciler dafür, dass das neu generierte Dokument mit dem existierenden »ver-heiratet« werden kann.
Wie es weitergehtNachdem zum Jahresbeginn ein erstes release des Frameworks veröffentlicht wurde, soll bis zum 1. Mai 2013 ein wei-teres release erscheinen, in dem auch eine erste unterstützung für Windows Phone enthalten ist. Darüber hinaus soll die Integration der generierten Apps mit continuous-Integration-Systemen (Build-Servern) enthalten sein.
Als zukünftige Weiterentwicklun-gen sind die unterstützung von regenerierungen, uI-Design mit
platt form spezifischen Werkzeugen sowie weiteren Hooks zur Integration mit anderen Apps geplant.
FazitAuch wenn die Entwicklung von Tech-nologien wie HTML5 und virtualisie-render Frameworks wie PhoneGap und Titanium in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht haben, bieten native Apps immer noch deutliche Vor-teile wie ein plattformspezifischeres Look-and-Feel und eine direktere, per-formantere Verwendung des Betriebs-systems. Der Nachteil durch erhöhte Aufwände aufgrund der mehrfachen App-Implementierung kann dank des modellgetriebenen Ansatzes des Moda-gile Mobile-Projekts deutlich reduziert und die Dokumentation und Wartbarkeit durch die explizite Modellierung deutlich erhöht werden.
Für einen Anwendungsentwickler stellt sich nun die Frage, wann sich der Einsatz einer generativen Technik lohnt. Eine Abwägung ist hierbei zwischen den Vorteilen nativer Apps und dem zusätz-lichen Aufwand, der durch die Model-lierung der App entsteht, zu treffen. Die Werkzeuge zum Anlegen der Modelle und die Bedienung der Generierungsket-te stehen der Ersparnis gegenüber, die dadurch erreicht wird, dass große Teile des benötigten plattformspezifischen codes automatisiert auf dem aktuel-len Stand der Technik erzeugt werden können. Die Entwickler können sich dadurch auf die fachlichen Aspekte der App konzentrieren, die per Hand platt-formspezifisch angepasst bzw. optimiert werden müssen. Dank der integrierten Test-Modellierung und Generierung
entsteht auch bei der Qualitätssicherung ein zusätzlicher Gewinn an Qualität und Arbeitserleichterung.
Als Gesamtfazit lässt sich festhalten, dass der modellgetriebene Ansatz zur plattformübergreifenden Entwicklung von mobilen Anwendungen, wie er durch das Modagile Mobile-Projekt entwickelt wird, sehr vielversprechende Vortei-le mit sich bringt. Spannend bleibt in jedem Fall die Entwicklung des gesamten Marktes für mobile Anwendungen und modellgetriebene Entwicklungsmetho-diken.
Literatur&Links[Gart] Gartner Research, »Android to command Nearly Half of Worldwide Smartphone Operating System Market by Year-End 2012«, http://www.gartner.com/it/page.jsp?id=1622614[Mod] Modagile Mobile Projekt website: http://www.modagile.de Gefördert durch KMu Innovativ des BMBF (01IS11012A-c)
Martin Küster & Benjamin Klatt sind wissen-schaftliche Mitarbeiter am FZI Forschungszent-rum Informatik. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf der Evolution und Qualitätsanalyse von Software sowie der modellgetriebenen Software-Entwicklung. ([email protected], [email protected])
VKSI MAGAZIN Nr. 8 April 2013 17
MOBILE
In diesem Jahr verleiht das ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe zum dritten Mal den internatio-nalen AppArtAward. Die Ausschreibung richtet sich an Künst-lerInnen, GestalterInnen und EntwicklerInnen aus aller Welt. Einreichungsschluss ist der 12. Mai 2013. Folgende Preise wer-den in diesem Jahr vergeben:
●● Künstlerischer Innovationspreis in Höhe von € 10.000●● Sonderpreis crowd Art in Höhe von € 10.000●● Sonderpreis Augmented reality Art in Höhe von € 10.000
Ausgezeichnet werden Kunstwerke im App-Format für Smart-phones und Tablets, die kreative Softwarelösungen in den genannten Bereichen darstellen. Nähere Informationen zur Teilnahme finden Sie unter: www.app-art-award.org. Die Ver-leihung des AppArtAward findet am Freitag, den 12. Juli 2013, im ZKM | Karlsruhe statt.
In der Ausschreibung heißt es: »Apps sind zu einem populä-ren Medium avanciert und Bestandteil unserer mobilen Kul-tur. Ihre Anzahl in den diversen Onlineshops wächst expo-nentiell. Neben reinen Service-Applikationen, die unseren Alltag erleichtern, wird auch das künstlerische Potenzial der Anwendungen genutzt: Etablierte, künstlerische Gattungen werden in das Medium App überführt und transformiert. Neue
Kunstformen entstehen, innovative Ideen werden auf ästheti-sche Weise umgesetzt und subversive Gedankenspiele halten Einzug in das mobile Medium. Die Möglichkeiten der neuen Technologien werden auf kreative Weise ausgelotet. Die-ser Entwicklung möchten das ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe, das cyberForum und ihre Part-ner rechnung tragen.«
Gesucht werden avancierte, künstlerische Anwendungen in den folgenden Kategorien:
Künstlerischer InnovationspreisDiese übergreifende Kategorie richtet sich an alle kreativen, innovativen App-Entwicklungen, die den künstlerischen Gestaltungsspielraum des Mediums nutzen.
Sonderpreis Crowd Artcrowd Art bezieht sich sowohl auf das deterritorialisierte, ver-netzte cloud computing als auch auf die kollektive Kreativität, die dadurch möglich wird. crowd Art bezeichnet außerdem den Wechsel vom analogen Zeitalter der Produktion (Massenware durch Maschinen, Massenkultur etc.) zum Zeitalter der digita-len Distribution (Daten, Medien, Personalisierung: die Masse als Kollektiv von Individuen). Apps auf mobilen Endgeräten sind die globale Versuchsstation für diese neue Kunstform.
AppArtAward Ausschreibung 11.03.–11.05.2013
VKSI MAGAZIN Nr. 8 April 201318
Sonderpreis Augmented Reality ArtAnwendungen der Augmented reality fügen unserer Wahrneh-mung der realität eine weitere Dimension hinzu. Die Idee wie auch die aktuellen Möglichkeiten der umsetzung – einer Über-lagerung der realität durch virtuelle Objekte – erweitern unse-re Möglichkeiten in enormen Maße. Vor dem Hintergrund der Informationsfülle und im Sinne einer intelligenten Visualisie-rung von Informationen – und nicht zuletzt einer Flow-control – zeigt sich hier eine Herausforderung an die Kreativität.
Im Jahr 2011 und 2012 hat das ZKM mit Partnern aus Wirt-schaft und Wissenschaft den weltweit ersten AppArtAward vergeben. Prämiert wurden die besten Kunstwerke im App-Format, die sich als avancierte künstlerische Softwarelösungen auszeichnen. In Politik, Gesellschaft und den Medien stieß die-ses Forum von IT-Technologie, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur auf lebhafte resonanz.
Aktuell gehen die AppArtAward-Highlights als Ausstellung auf reisen und werden demnächst in Peking, Seoul, Montreal und Sao Paulo zu sehen sein. Das ZKM berichtet von weiteren Anfragen internationaler Institutionen.
Weitere Informationen unter: www.app-art-award.org
Gewinner-Apps und Preisverleihung 2012 © ZKM
VKSI MAGAZIN Nr. 8 April 2013 19
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Die Besucher eines international renom-mierten Museums landen fälschlicher-weise zu Hunderten auf einer rolltreppe und dann vor den Toren des Museums, nachdem sie ihre Garderobe abgegeben haben. Die Besucher sind verärgert, die Museumsorganisatoren verwirrt. Was ist schief gegangen? Glaubt man den Vertretern von Design Thinking, hätte das Missverständnis vermieden werden
können, wenn ein interdisziplinäres Team die Besucherführung entwickelt hätte. Doch wie kommen solche Teams zur Lösung? Nach Ansicht ulrich Wein-bergs, dem Leiter der HPI School of Design Thinking kommt es dabei dar-auf an, »wie ein Designer zu denken. Sprich: schon in frühen Phasen Entwürfe machen, sich tatsächlich dort umsehen, wo das Problem auftritt, Prototypen
bauen und testen.« Zentral dabei sei, Menschen in der entsprechenden Situa-tion zu beobachten und zu begleiten, die Zwischenergebnissen mit ihnen zu dis-kutieren. Im Fokus stehen dabei nicht schicke Oberflächen, sondern neue Wege der Problemlösung. In diesem Jahr bietet der VKSI eine reihe von Workshops zum Thema Design Thinking an.
VKSI-Workshop: Design Thinking erlebenWo kommen eigentlich die wirklich guten Ideen her? Die, die das Leben von Menschen bereichern und erleichtern? Ideen, die die Welt auf den Kopf stel-len? Ideen, die Menschen zu Millionären gemacht haben?
Die eine oder andere dieser Ideen mag sicherlich Ergebnis eines genialen »Heureka«-Momentes eines Einzelnen gewesen sein. Doch was tun, wenn der Wunsch nach innovativen Problem-lösungen, nach bahnbrechenden Ideen strukturiert und geplant angegangen werden soll? Design Thinking ist eine Arbeitsmethode, die verschiedene Werk-zeuge verbindet, um Innovation und Ideenfindung zu unterstützen. Design Thinking verbindet dazu interdisziplinä-re Teams mit flexiblen räumlichkeiten und einer kreativen, vertrauensvollen und fehlertoleranten Arbeitskultur sowie
mit einer hoch iterativen Herangehens-weise, in der echtes Problemverständis immer vor jeglicher Lösungsfindung steht. Design Thinking stellt den (End-) Nutzer von Anfang an in den Fokus, ohne jedoch die (technische) Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit einer Lösung aus den Augen zu verlieren. Design Thinking definiert Design dabei weit umfassen-der als nur »Dinge schöner zu machen«. Es geht vielmehr um die ganzheitliche Gestaltung von nutzer-zentrierten Pro-dukten, Dienstleistungen oder Erlebnis-sen.
Nachdem Design Thinking ursprüng-lich an den universitäten in Stanford und Potsdam entwickelt und gelehrt wurde, setzt sich es nun mehr und mehr auch im professionellen umfeld durch und hilft Firmen und Organisationen jeglicher Größe und Ausrichtung, sich den Fra-gestellungen der Zukunft zu stellen und darauf innovative Antworten zu finden.
Der WorkshopIm rahmen der VKSI-Workshops wer-den die Grundbegriffe und die Arbeits-weise von Design Thinking erlebbar gemacht. Nicht die Vermittlung von The-orie steht im Vordergrund, sondern das aktive Arbeiten in Teams an einer kon-kreten Fragestellung (der sog. »Design challenge«). Die Teams, die aus 4-6 Teilnehmern bestehen, werden von den Trainern tatkräftig in ihrer Arbeit unter-stützt. Kurze Inputs der Trainer, Zeit für reflektion des Gelernten und Erlebten sowie umfangreiches Begleitmaterial runden den Workshop ab.
Nächste Termine: 18. April 2013, 4. Juli 2013Kosten: Der Workshop kostet regulär pro Person 290,– Eur, VKSI-Mitglieder zah-len nur 140.– Eur
Details und Anmeldung: www.vksi.de
VKSI Workshop: Design Thinking
VKSI MAGAZIN Nr. 8 April 2013 21Experts in agile software engineering
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Gemeinsam mit Unternehmen, Verbän-den wie BITKOM, VDMA oder ZVEI, mit Universitäten und Forschungsein-richtungen arbeitet die Regierung am Zukunftsprojekt » Industrie 4.0«.
Was ist Industrie 4.0?Industrie 4.0 bezeichnet das Zusammen-wachsen moderner Technologien der IT mit klassischen industriellen Prozessen. Einzelne Maschinen, Anlagen oder Gerä-te sind immer mehr vernetzt, und somit verschmilzt die physikalische Welt mit der digitalen Welt. Die Skaleneffekte der Serienproduktion sollen mit Individua-lisierung bis hin zur Losgröße 1 in einem Konzept kombiniert werden.
Sicherheit in der ProduktionDie Vernetzung der Steuerungssysteme ist erforderlich für die erweiterte Funk-tionalität, öffnet aber auch die Tür für neue Angriffe. Früher war es erforder-lich, physischen Zugang zu haben, um etwas zu manipulieren; heute kann dies online erfolgen. Die Abwehrmaßnahmen der klassischen IT sind nicht 1:1 in der Industrie einsetzbar. Angriffe von Stux-net, Duqu und Flame zeigen die Verletz-lichkeit der industriellen Systeme.
Anforderungen für den Schutz industrieller Systeme●● Kopierschutz gegen Nachbau●● Know-how-Schutz gegen reverse-
Engineering●● Flexible Freischaltung von Geräte-
funktionen, um neue Geschäftsmodel-le zu ermöglichen
●● Integritätsschutz gegen Manipulation und cyberangriffe
Laut VDMA-umfrage sind 48 % der Hersteller vom Nachbau ganzer Maschi-nen betroffen. Heutzutage bestimmt die eingebettete Software eines Gerätes maßgeblich dessen Funktion. In dieser Software steckt viel Know-how, in den Produktionsdaten ebenso. Diese dür-fen von vertrauenswürdigen Systemen genutzt werden. Know-how-Schutz ist überlebenswichtig.
Was bezeichnet man als Integritätsschutz?unter Integritätsschutz versteht man Sicherheitsmaßnahmen gegen unberech-tigte Manipulation.
Der Integritätsschutz in Embedded Systemen erfolgt in mehreren Schrit-ten. Dazu überprüft der Bootloader die Integrität des Betriebssystem und lädt es nur, wenn diese korrekt ist. Das Betriebssystem startet nur, wenn der Bootloader korrekt durchlaufen wurde. Genauso prüft das Betriebssystem die Integrität der Anwendung, die nur star-tet, wenn durch eine rückwärtsprüfung das Betriebssystem als vertrauenswürdig bestätigt wurde.
Technisch basiert Integritätsschutz darauf, dass Programmcode oder Daten mit einem Hash, einer Art checksumme, versehen werden, die zusätzlich elek-tronisch unterschrieben wird. Durch die Überprüfung des Hash wird sicherge-stellt, dass die Daten unverändert sind; durch die Überprüfung der Signatur gegen eine Zertifikatskette wird sicher-gestellt, dass Daten oder Programmcode von berechtigten Herausgebern kom-men. Zusätzlich werden kryptografi-sche Schlüssel für Folgestufen erst nach erfolgreicher rückwärtsprüfung freige-geben.
Wo sind Berührungspunke zum Kopier- und Know-how-Schutz?unter Kopierschutz versteht man den Produktschutz gegen Nachbau, unter Know-how-Schutz den Schutz der Algo-rithmen und Verfahren gegen reverse-Engineering.
Ein wirkungsvoller Schutz der Soft-ware ist folglich die Voraussetzung für den Schutz der Produkt-Innovationen. Neue, auf starker Kryptographie unter
Verwendung sicherer Hardware elemente aufbauende Lösungen werden gleicher-maßen zum Kopier-, Know-how- und Integritätsschutz eingesetzt.
Was macht Wibu-Systems in diesem Bereich?Wibu-Systems arbeitet bereits seit Jah-ren an Schutzlösungen für Industrie 4.0. So werden Windows Embedded, real Time Linux, VxWorks und weitere Sys-teme unterstützt. Daneben gibt es die Smart card basierte Hardware cmDong-le seit 2009 für industrielle Schnittstellen wie uSB, µSD, SD und cF. Wir arbeiten in Verbänden wie BITKOM und VDMA, sind Partner der Allianz für cybersi-cherheit und arbeiten an Standards wie uSB, SDA und der OPc Foundation mit. Die Zusammenarbeit in F&E-Projekten mit KIT, FZI, FhG und Partnern bieten spannende Aufgaben und ermöglicht es Wibu-Systems, seinen Wettbewerbsvor-sprung auszubauen.
Systeme wirkungsvoll schützenIndustrie 4.0 auf sicheren Wegen
Wibu-Systems ist Partner bei der Allianz für cyber-Sicherheit.
WIBU-SYSTEMS AGElke Spiegelhalter Presse und öffentlichkeitsarbeitTel.: +49-721-93172-11, Fax: [email protected]
WIBu-SYSTEMS AG (WIBu®), 1989 von Oliver Winzenried und Marcellus Buchheit gegründet, ist ein innovativer Weltmarktführer im Bereich Sicherheitstechnologie und Lizenzierung ent-lang dem Software-Lebenszyklus.
Die breite und vielfach ausgezeichnete Palette von Wibu-Systems-Lösungen ist einzigartig und umfasst die Anwendungsbereiche von rechnern zu Mobiltelefonen, von eingebetteter Automati-sierung zum cloud computing, von SaaS zu vir-tuellen Modellen.
© Alle erwähnten Firmen-, Waren- oder Dienst-leistungsnamen können Warenzeichen oder Dienstleistungsmarken der entsprechenden Eigentümer sein.
22 VKSI MAGAZIN Nr. 8 April 2013
Zwei prominente Stimmen haben in den letzten Wochen zur Stellung und Bedeu-tung der Informationstechnologie Posi-tion bezogen. Marc Andreesen, legen-därer Schöpfer des Netscape Navigators, behauptete jüngst, dass Software die Welt übernehmen und die primäre Quel-le der Wertschöpfung bilden werde. Aus einer ganz anderen Perspektive heraus forderte auf der cEBIT der EADS-chef Tom Enders von der boomenden IT-Industrie rücksichtnahme auf die Inte-ressen der Abnehmerbranchen. Als uner-lässlicher Innovationstreiber für viele Branchen entwickele sich die IT aktuell so schnell, dass die Abnehmer und Nut-zer nicht mehr hinterher kommen. Die Entwicklungszyklen, etwa bei mobilen Diensten und Geräten, überforderten traditionelle Industrien, die Produkt-zyklen von oft mehreren Jahren haben. »Wenn da draußen alle halbe Jahre ein neues Handy auf den Markt kommt, können Sie sich vorstellen, wie unsere Entwickler rotieren«, fügte Audi-chef rupert Stadler hinzu.
Die Aussagen deuten an, dass die Grä-ben, die die digitale Wirtschaft in tradi-tionelle Wirtschafts- und Gesellschafts-strukturen reißt, über kurz oder lang zum echten Stresstest werden. Bemerkens-wert ist dabei, dass dieser Primat der Informationstechnologie weniger durch die Industrie selbst als vielmehr durch den Endkunden, den privaten Anwender, getrieben wird. Stand früher das Düsen-flugzeug oder das Automobil an der Spit-ze der Innovation, sind es heute kleine, erschwingliche Geräte oder sogar reine Anwendungen für den Massenmarkt, die die Trends prägen und die Titelstories in den Medien bekommen. Mit gerin-gen Grenzkosten in der Herstellung und Distribution werden die heißesten Pro-dukte sofort und weltweit verbreitet, und nicht selten nimmt der Marktführer sich gleich den ganzen Kuchen – »The win-ner takes it all« – und unterbindet jeden sinnvollen Wettbewerb. Anders als in den traditionellen Industrien kommt es dabei nicht primär darauf an, fehlerlos und verlässlich zu arbeiten – Trumpf ist
die Geschwindigkeit. Der Endkunde ist tolerant und auf Einzelschicksale muss in atomisierten Märkten keine rücksicht genommen werden. »Better done than perfect« ist das credo von Mark Zucker-berg, was ihn als Partner der Industrie unmöglich machen würde, aber sei-nem Erfolg in der Anwenderwelt keinen Abbruch getan hat.
Die Informationstechnologien revo-lutionieren die Welt, das ist eine Bin-senweisheit. Bei aller Begeisterung über die enorme Innovationskraft und den eigenen Erfolg dürfen wir aber nicht ver-gessen, den rest der Welt auf die reise mitzunehmen. Das sind die Menschen, die vielleicht nicht technikaffin sind, das sind regulierte Strukturen mit großem Beharrungsvermögen wie die öffentliche Verwaltung oder der Gesundheitssektor oder eben die Industrie, die IT in ihren Produkten verwendet.
Gerade in der Technologieregion Karlsruhe mit ihrem Schwerpunkt im Bereich unternehmenssoftware müssen wir stark darauf achten, die unterschied-lichen Entwicklungsgeschwindigkeiten zu synchronisieren, auf hohe Qualität zu achten und Anwenderfreundlichkeit immer im Auge zu behalten. Das wird unser Wettbewerbsvorteil in der Zukunft sein.
Matthias Hornberger ist seit 2010 Vorstands-vorsitzender des cyber-Forum e.V.. Er ist im Haupt beruf cFO der KIZOO AG (ehemals WEB.DE AG), deren Vorstand er seit dem Börsen gang im Jahr 2000 angehört. Die Durlacher KIZOO Tech-nology Ventures hilft
jungen Startup-Teams im IT-umfeld zu wach-sen. Der Schwerpunkt liegt auf Seed- und Früh-phasen-Finanzierungen von SaaS, Internet & Mobile Services und Social Applications.
Der große GrabenKolumne von Matthias H0rnberger, Vorstand CyberForum
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VKSI MAGAZIN Nr. 8 April 2013 23
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Wie kann man mehr Schülerinnen und Schüler für Informatik interessieren? Vor allem durchs Ausprobieren. Für solch langfristige Nachwuchspflege bietet die Fakul-tät für Informatik des KIT seit 2009 ein informatikBOGY an. BOGY ist die Abkür-zung für »Berufs- und Studienorientierung am Gymnasium in Baden-Württem-berg«, ein einwöchiges Praktikum für Gymnasiastinnen und Gymnasiasten. Der VKSI und IT-Unternehmen der Region Karlsruhe unterstützen die Fakultät.
Vier Schüler, zwei davon 18 Jahre, die anderen beiden 15 und 16 Jahre alt, hat beim vergangenen BOGY bei Seven2one Christian Schaefer, der Leiter der Soft-wareentwicklung, persönlich betreut. Alle vier hatten nur wenig Vorkenntnisse, berichtet er, aber sie waren sehr moti-viert. »unser Plan war es, ihnen anhand eines konkreten Projekts ein wenig die Managementme-thode Scrum näherzubringen und vor allem: ihnen Spaß am Programmieren zu ver-mitteln«, sagt der Entwickler. »Wir haben sie in Zweiergrup-pen aufgeteilt, und die Schüler
sollten eine Software entwickeln, die Messwerte aus einer Datei ausliest und daraus eine Grafik erzeugt.« Nicht nur seiner Ansicht nach hat das super funk-tioniert, auch von den Schülern kam begeistertes Feedback. Besonders gut hat ihnen gefallen, dass sie in ihrem Prakti-kum so viel selber machen durften. So
wurden die Schü-ler auch jeden Tag selbstständiger und suchten Pro-grammier-Hilfe nicht nur bei den Seven2one Ent-wicklern sondern
auch im Internet. Trotzdem kann man während der Praktikumsphase nicht zu viel anderes einplanen, sagt Schaefer: »Ich rate allen, die dreieinhalb Tage wirk-lich zu investieren, das ist keine verlorene Zeit – im Gegenteil: Die Begeisterung der Schüler ist ansteckend!« Trotzdem werden sich beim nächsten BOGY-Prak-tikum bei Seven2one zwei statt nur einem Entwickler die Betreuung teilen.
Ein wahres Mammutprogramm hatten sich die Entwickler von codewrights in ihrem ersten BOGY-Jahr vorgenommen. Robert Hartmann berichtet: »Alles hat bei uns 2010 angefangen, als wir die ersten Schüler im rahmen von BOGY begrüßen durften. Zu dieser Zeit waren wir ca. 24 Mitar-beiter und haben zehn BOGY-Schüler betreut.« Bevor die
Spaß am Programmieren vermittelninformatikBOGY – Praktika für Gymnasiastinnen und Gymnasiasten
Von Susann Mathis
christian Schaefer robert Hartmann
24 VKSI MAGAZIN Nr. 8 April 2013
Schüler zu codeWrights kommen konn-ten, hat das unternehmen einen raum mit fünf Arbeitsplätzen ausgestattet und die Praktikumswoche geplant. Die Schüler sollten die Firma und die ver-schiedenen Aufgaben von Informatikern kennenlernen, etwa von Entwicklern, Projektleitern, Scrum Masters, Archi-tekten, IT-Administratoren. Im weiteren Verlauf beschäftigten sie sich mit requi-rements Engineering, programmierten außerdem gemeinsam mit einem Ent-wickler und erhielten schließlich in der Marshmallow challenge einen Eindruck davon, wie wichtig es ist, zum Beispiel Projektrisiken frühzeitig zu identifizie-ren. Diese erste Schülergruppe brachte gute Typo3-Kenntnisse mit, und auch daher lautete das Fazit von robert Hart-mann nach dieser ersten BOGY-Woche: »Zehn Schüler sind zu viel, außerdem sollte man immer zusätzliche Aufgaben in petto haben und mehr Kollegen in die Betreuung einbeziehen.« In den Jahren 2011 und 2012 kamen dann jeweils vier Schülerinnen beziehungsweise Schüler zu codeWrights. »Durch die Verringe-rung der Gruppengröße konnten wir bes-ser den Alltag eines Infor-matikers zeigen. Außerdem hatten wir zusätzliche Auf-gaben vorbereitet. »Ants«, eine Aufgabe, bei der man einem Ameisenvolk regeln beibringt, hat insbeson-dere den Jungs viel Spaß
gemacht. Ich kann es jedem nur emp-fehlen, den Schülern die Möglichkeit zu geben, in den Beruf eines Informatikers für eine Woche Einblick zu erhalten.«
Tatiana Rhode hat sie alle gesehen, denn alle Schülerinnen und Schüler treffen zunächst die Assistentin von Professor reussner. Sie sammelt die Bewerbungen, wertet sie aus, gibt Tipps dazu, damit die Bewerbungsmappen in Form und Inhalt ansprechend aussehen. »Für die Schüler ist das die erste Bewerbungserfahrung, und bei der Berufsorientierung geht es auch darum, sich richtig zu bewerben, mit dem Betrieb selbstständig in Kon-takt zu kommen und das Praktikum zu machen. Wir sorgen dafür, dass sie zumindest die groben Fehler vermeiden. Diese zeitintensive Vorarbeit zeichnet uns aus.«
Außerdem ist rhode für den Kontakt mit den Partnerunternehmen zuständig, sucht die passenden unternehmen aus und spricht sie an. »Wir sind auch beim Stadtmarketing mit unserem Konzept aktiv und nehmen an den Veranstaltun-gen für junge Forscher teil. Dabei prä-
sentieren wir auch immer unsere Part-nerunternehmen.« Dazu kommen die regelmäßigen Besu-che in den Gymna-sien, um das Infor-matikstudium und
-berufe vorzustellen. So ist es auch gelun-gen, sukzessive mehr Mädchen für das informatikBOGY zu gewinnen. »Dabei erzählen wir über die Möglichkeit, das informatikBOGY-Praktikum bei uns zu machen und erwähnen unsere Partner-unternehmen«, sagt sie. Außerdem ist sie die Ansprechpartnerin für die Schü-lerinnen und Schüler. »Das Praktikum in dieser Kombination aus KIT und unternehmen spricht sich immer wei-ter herum. Die Bewerbungen kommen inzwischen nicht mehr nur aus Karls-ruhe, sondern auch aus Speyer, Mann-heim, Stuttgart, ulm, Tübingen, Bibe-rach, Konstanz, Schramberg usw., wir hatten sogar schon Anfragen aus Italien und aus einer deutschen Schule in ägyp-ten«, sagt die Betreuerin und fügt hinzu: »An Interesse auf Schülerseite mangelt es nicht, im Gegenteil. Wir könnten deutlich mehr Firmen einbeziehen.«
Thomas Knapp hat zehn Praktika in der Fakultät für Informatik betreut und dann ein weiteres auf Firmenseite. Der Infor-mationswirt, der in diesen Tagen sein Studium abschließt, war über das Inte-resse und das Enga-gement der Schüler erstaunt: »Eigent-lich ist das ja ein richtiges Flegelalter, aber da sie sich das Praktikum selber ausgesucht haben,
Spaß am Programmieren vermittelninformatikBOGY – Praktika für Gymnasiastinnen und Gymnasiasten
Von Susann Mathis
Tatiana rhode Thomas Knapp
VKSI MAGAZIN Nr. 8 April 2013 25
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sind sie sehr interessiert und benehmen sich sehr gut.« Aus seiner umfassenden Erfahrung mit den Praktika hat er ein paar Best Practice-Erfahrungen mitge-nommen: »Es ist wichtig, eine Aufgabe durchzuziehen, bei der am Ende auch etwas passiert.« Am besten sei für die Praktikumstage ein Mix aus Selberma-chen und Vorträgen. Als Gruppengröße empfiehlt er vier bis sechs Schülerinnen und Schüler: »Man sollte nicht nur einen Schüler oder eine Schülerin nehmen, der oder die langweilt sich. Ist die Gruppe jedoch zu groß, kann man den Einzelnen
nicht mehr helfen, außerdem bekommt man sie nicht mehr gemeinsam in einen kleinen Besprechungsraum rein.« Wichtig ist seiner Ansicht nach auch die Zusammenstellung der Zweierteams, es sollten nicht zwei zusammenarbeiten, die sich schon aus der Schule kennen. Insge-samt hat er das informatikBOGY als aus-nehmend erfolgreiches Konzept kennen-gelernt: »Die Werbung für die gesamte Branche ist ungeheuer groß. Die Schüler waren begeistert, und das erzählen sie in der Schule weiter.«
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»Mangel an Nachwuchs in den MINT-Qualifikationen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) gefährdet Wirtschaftsstandort Deutschland.«
»Fachkräfte-Mangel ist heute Wachstums- und Innovationsbremse.«
»Ohne Gegenmaßnahmen werden im Jahr 2020 auf zehn Personen im Alter 55 bis 64 mit MINT-Qualifikationen nur sieben entsprechend qualifizierte 25- bis 34-Jährige kommen.«
An Aussagen dieser Art in den Medien hat man sich schon fast gewöhnt. Aber wenn man erst bei den Abiturienten anklopft, ob sie denn nicht mal darüber nachdenken wollten, vielleicht Informatik zu studieren, kommt man meist zu spät, denn in aller regel findet die Weichenstellung schon wesentlich früher statt. Daher bietet die Fakultät für Informatik des KIT für Gymnasiastinnen und Gymnasiasten seit 2009 ein Praktikum im Bereich der Informatik und neuen Technologien unter dem Namen informatikBOGY an.
BOGY ist die Abkürzung für »Berufs- und Studienorientierung am Gymnasi-um in Baden-Württemberg« und richtet sich an die Jahrgangsstufen 10-13 in G9 bzw. der Jahrgangsstufen 9-12 in G8 in Baden-Württemberg. Das Programm will frühzeitig, also nicht erst kurz vor dem Abitur, Hilfestellung bei der Studien- und Berufswahl leisten. Dies ist eine gute chance für KIT und VKSI, um Interesse für Informatik-Berufe zu wecken, Vorurteile gegenüber dem Berufsbild »Informatik« abzubauen und junge Talente zu überzeugen. Dazu brauchen KIT und VKSI noch mehr unterstützung von noch mehr zukunftsorientierten IT-unternehmen in der Technologieregion Karlsruhe.
Jede Praktikumswoche ist einzigartig und bereitet Überraschungen für unsere Schnupperinformatiker. Es gibt aber einen bewährten rahmen, bei dem die Schü-ler am ersten Tag die universität kennenlernen und einen Einblick sowohl in das Studium als auch in die Forschung erhalten. Hierzu gehören auch Besichtigungen von Forschungsprojekten wie roboter oder rechenzentren. Danach gehen sie für vier Tage in unternehmen und arbeiten in Zweierteams mit den Leuten vor Ort in deren unternehmenskultur.
Mehr Informationen unter www.zukunft-informatik.de
26 VKSI MAGAZIN Nr. 8 April 2013
rettet den Informatikunterricht
Die Baden-Württembergische Landeslehrergruppe der Gesellschaft für Informatik warnt in ihrer Stellungnahme: »Eine Streichung der informatischen Grundbildung und eine Beschneidung auf eine höchstens dreijährige informatische Ausbildung für einen kleinen Anteil der Schülerschaft in der Oberstufe steht in deutlichem Widerspruch zu allen Bemü-hungen, dem häufig beklagten »MINT-Mangel« zu begegnen,
vor allem aber wird sie den Erfordernissen einer Informati-onsgesellschaft sowie der Lebens – und Weiterlernenspers-pektive der Schülerinnen und Schüler nicht gerecht. Wir emp-fehlen daher, die aktuellen Anpassungen der Bildungspläne in diesem Sinne umzugestalten und bieten unsere fachliche Mitarbeit an.«
unterstützen kann man diese Initiative, indem man sich an der folgenden unterschriftensammlung beteiligt:
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen!Als unternehmer und Hochschullehrer wissen wir, dass unser Land seine Innovationsfähigkeit nur erhalten kann, wenn wir den Nachwuchs im wissenschaftlich-technischen Bereich aus-bilden. Ein rückbau des Informatikunterrichtes an unseren Schulen wäre ein fatales Signal und die falsche Maßnahme. Deshalb freuen wir uns über die Initiative der GI-Fachgruppe Informatiklehrerinnen und -lehrer in Baden-Württemberg. Das sollten wir auch der Landesregierung kundtun.
Wir bitten Sie, sich uns anzuschließen und uns das per Ant-wortmail an [email protected] oder [email protected] unter Angabe Ihres Namens sowie Ihrer Tätigkeit/Funktion zu bestätigen. Wir werden die vollständige Liste an die Landes-regierung weiterleiten und an geeigneter Stelle publizieren.
Herzlichen Dank und freundliche GrüßeMatthias Grund, ralf reussner
An die Landesregierung Baden-WürttembergWir begrüßen die Stellungnahme der Landeslehrergruppe der Gesellschaft für Informatik (http://www.ill-bw.de/) und unter-stützen insbesondere deren Forderung nach einem qualifizier-ten Ausbau des ITG- und Informatikunterrichts an allgemein-bildenden Schulen in Baden-Württemberg.
Prof. Dr. Ralf ReussnerLeitung Institut für Programmstrukturen und Datenorganisation, KIT Vorstand VKSI, Vorstand FZI
Matthias GrundVorstand andrena objects agGeschäftsführender Vorstand cyberForum
Finish-IT: Karlsruhe lässt keinen fallen Studienabbrecher können beim Nachqualifizierungsprojekt »Finish IT« ihren IT-Abschluss nachholen. Im Februar 2013 haben die ersten Absolventen/-innen die Abschlussprüfung an der IHK bestanden. So auch christian curth, frisch gebackener Fachinformatiker für Systemintegration. Seinen IT-Abschluss hat der 34-jährige Studienabbrecher in nur zwölf Monaten nachgeholt.
Die Zeit bis dahin war prall gefüllt: Denn christian hat par-allel zu den Nachqualifizierungskursen noch in einem unter-nehmen gearbeitet, beim Systemhaus Bechtle GmbH & co. KG in Karlsruhe. »Es war schon eine Doppelbelastung in der kurzen Zeit, aber machbar«, so Finish IT-Absolvent christian curth, »und der Vorteil war, dass man schon von Anfang an ins normale Arbeitsleben integriert war, auch mit einer anderen Bezahlung als bei der gewöhnlichen dualen Ausbildung.«
Finish IT bietet als Nachqualifizierungsprojekt die chance, den IT-Abschluss nachzuholen. Das Projekt innerhalb des För-derprogramms »Perspektive Berufsabschluss« des Bundes-ministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) wird koor-diniert vom Karlsruher unternehmernetzwerk cyberForum, in enger Zusammenarbeit mit der IHK Karlsruhe, der Agen-tur für Arbeit und der Lutz & Grub AG. Finish IT richtet sich an Quereinsteiger/-innen, die bisher ohne Abschluss in der IT gearbeitet haben und an Migranten/-innen, deren IT-Abschluss in Deutschland nicht anerkannt wird. Ebenfalls angesprochen werden Studienabbrecher/-innen mit IT-Vorkenntnissen, sie können so ihre Ausbildung in einem Jahr berufsbegleitend durchziehen.
Der nächste Kurs von Finish IT beginnt am 22. Mai 2013. Auskünfte erteilt Projektleiter Günter Breuninger vom cyber-Forum, [email protected]. www.finish-it.info
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MOBILE
Auf den Medien-Schauplätzen laufen heiße Diskussionen zum Thema Urheberrecht, mit Schlagworten wie File-Sharing oder Kulturflatrate. Vor Gerichten treffen sich globale Firmen wie Apple, Samsung, Google/Motorola, Nokia usw. Es vergeht kaum eine Woche ohne neue Schlagzeilen, und das Militär liefert die Worte: Kampf, Krieg, Schlacht. Fingergesten oder Gehäusedetails sind da noch harmlos. Im Grunde genommen geht es um das Immaterialgüterrecht – oder auch das Geistige Eigentum oder Intellectual Property IP). Die Firmen setzen IP-Rechte ein, um Verkaufsverbote durchzusetzen und ange-messene Lizenzgebühren zu kassieren. Dabei geht es um Mil-liardenbeträge. Die 12,5-Milliarden-Dollar-Übernahme von Motorola Mobility durch Google war beispielsweise nur in dem starken Patentportfolio von Motorola begründet, um Google Verteidigungsmittel für seine Android Plattform im Kampf gegen iOS von Apple und Windows Mobile von Microsoft zu verschaffen.
Die Informationstechnik dient bekanntlich zum Übermit-teln und Bearbeiten von Informationen. Sie ist damit ein wich-tiger Bestandteil der Medientechnik. Die Informationen selbst, wie Daten, Sprache oder Musik, können intellektueller Natur und damit urheberrechtlich relevant sein. Die Technik, wie zum Beispiel ein Smartphone, liegt leicht in der Hand. Die Hard-ware besteht fast nur aus dem Touchscreen, einem Akku und ein paar Schaltkreisen. Aber in der Software ist jedes Smart-phone ein Schwergewicht. Damit die Informationen in der richtigen Form zum richtigen Empfänger gelangen, ist es mit einem Betriebssystem sowie einer Vielzahl von Anwendungen (»Apps«) ausgestattet.
Innovative Technik in Hard- und Software macht Smartpho-nes nicht nur handlicher und vielseitiger, sondern auch immer billiger in der Herstellung. Deshalb sind Smartphones so popu-lär und für fast jedermann erschwinglich. Die Zahl der Geräte hat bereits die Milliardenhürde übersprungen.
Der Markt ist riesig, und bei vielen unternehmern entste-hen deshalb Begehrlichkeiten, von diesem Markt zu profitieren. Sich die Pralinen wegschnappen zu lassen, ist für Innovatoren aber keine Option. Innovativen unternehmen geht es um die Sicherheit ihrer Investitionen. und hier kommt wieder das recht zur Geltung. Bei den Smartphones scheint die Wechsel-wirkung zwischen recht und Technik besonders ausgeprägt zu sein, denn global agierende Firmen wie Google nehmen Milli-ardenbeträge in die Hand, um sich mit IP-rechte-Portfolios für Hard- und Software zu versorgen.
Warum das so ist, zeigt auch ein Blick auf die Wertschöp-fungskette. Von der Entwicklung über die Herstellung bis hin zum Verkauf gibt es hunderte, wenn nicht tausende von unter-nehmen, die in ihren jeweiligen Spezialmärkten im Wettbewerb stehen. Technische Innovation steckt in jedem Glied dieser Kette, aber nicht in jedem unternehmen. Innovative unterneh-men schaffen unterschiede zu ihren Wettbewerbern, indem sie die Technik verbessern oder gar revolutionieren. Innovatives Marketing schafft beispielsweise griffige Schlagwörter, wieder-erkennbare Bilder oder verbesserte Verkaufskonzepte. Diese prägen sich bei potentiellen Käufern ein und lenken die Ver-kaufsmilliarden für Geräte und Informationen zu dem einen oder auch dem anderen unternehmen. Die kreativen Köpfe dahinter – Erfinder, originelle Autoren oder Musiker – könnten aber eines Tages leer ausgehen, wenn ohne Anreiz zur Innovati-on der Milliardenmarkt an ihnen vorbeizieht.
Innovation durch Abgrenzung und unterscheidungDie genannten unterschiede fallen nicht vom Himmel: Bei erfolgreichen unternehmen sind sie resultat von Investitionen, die passend zur unternehmensstrategie getätigt wurden. Wett-bewerbsfaktoren wie beispielsweise Alleinstellung, Funktiona-lität oder Attraktivität sind dabei strategische Ziele. Einzelne unternehmen sollten sich jeweils auf einige dieser Faktoren
Smarte MilliardentechnikTechnik und Recht von Matthias Zahn
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und einige der unterschiede fokussieren. Legt ein unterneh-men in F&E viel Wert auf effektive Komponenten wie schnelle Schaltkreise, dann betont es den Faktor Funktionalität. Posi-tioniert sich das unternehmen gegenüber Kunden über das Design seines Produktes, dann steigt seine Attraktivität. Der Faktor Kompatibilität betrifft die Möglichkeit der technischen Interaktion von Geräten verschiedener Hersteller. Es liegt auf der Hand, dass die genannten Faktoren sich gegenseitig beeinflussen, ja sogar ausschließen können. Alleinstellung bei gleichzeitiger Kompatibilität erscheint widersprüchlich. Smart-phones sind attraktiv in ihrer jeweiligen Fangemeinde, aber Kompatibilität über die Systemgrenzen ist ein Fremdwort.
IP-rechte gegen NachahmungSehr vereinfacht betrachtet kontrollieren unternehmen mit Alleinstellungsanspruch die Herstellung und die Vermarktung ihrer Produkte weitgehend alleine. Zu ihrem Nachteil können sie zunehmend von Wettbewerbern umgeben sein, die F&E-Investitionen sparen aber durch Nachahmung aufholen. Da im Wettbewerb die Nachahmung grundsätzlich erlaubt ist, kommen die erwähnten Intellectual Property (IP) rechte ins Spiel. Sie ermöglichen einen Schutz vor Nachahmung. Posi-tive Benutzungsrechte für Technik, Marketing oder Informa-tion sind diese rechte aber nicht. Vielmehr bestimmen sich IP-rechte in der regel als Verbietungsrechte, die es ihren Inha-bern erlauben, bei Bedarf der Nachahmung Einhalt zu gebie-ten. Alternativ können zusätzliche Einkünfte über Lizenzierung erlangt werden. Für ein unternehmen ist es aus strategischer Sicht angebracht, nur solche IP-rechte ins Portfolio zu nehmen oder einzukaufen, die auf die Wettbewerbsfaktoren des jeweili-gen unternehmens passen.
Ein Blick in die Details ist hilfreich. Die IP-rechte untertei-len sich nach den Gegenständen, mit denen die Innovationsun-terschiede begründet werden. Patente und Gebrauchsmuster
sind für technische Erfindungen vorgesehen. Erfindungen können die Wirkung der Software auf die Hardware betref-fen. Smartphones spielen Musik oder erkennen Gesten, die Hardware ist prinzipiell für beides geeignet, aber nur durch die Software tritt die gewünschte Wirkung ein. Gerade in Bezug auf technische Erfindungen, die die Software betonen, sind im Laufe der letzten Jahre umfangreiche Patentierungsaktivitä-ten mit umfangreicher rechtsprechung zu beobachten. Maß-nahmen zur Geheimhaltung helfen, das Know-how im unter-nehmen zu lassen. Marken schützen die Kennzeichnung von Waren oder Dienstleistungen. Sogenannte Geschmacksmuster schützen das Produktdesign, beim Smartphone beispielsweise die Form des Gehäuses. Damit ist im weitesten Sinne das Mar-keting angesprochen. Das urheberrecht betrifft die Informati-onen selbst, also beispielsweise Musik oder Sprache, oder auch die Software für die Smartphone-Apps.
AusblickSmarte unternehmen erarbeiten sich Wettbewerbsvortei-le, aber Wettbewerber wollen durch Nachahmung aufholen. IP-rechte können Nachahmung verhindern oder Lizenzein-nahmen generieren. Aber Achtung: Das ist nur effektiv wirk-sam, wenn zu den Faktoren der unternehmensstrategie eine IP-Strategie passt und Schutzrechte sorgfältig ausgewählt wer-den. unternehmen können IP planen und einsetzen. Es geht nicht immer um die medienbekannten Milliardenbeträge für ein Portfolio bei den Global Players der Smartphone-Branche. Zuweilen sind nur kleine unterschiede entscheidend, damit die Kunden bei wirklichen Innovatoren einkaufen. Die Nachahmer dürfen zuschauen. In diesem Sinne: Smarte Technik erfordert clevere rechte.
Matthias Zahn ist European Patent Attorney bei der Kanzlei Peter Bittner und Partner und berät zu Fragen des Intellectual Property (IP).
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NAcHLESE
Geschichten für das VKSI Magazin
»Die Hälfte des für Werbung ausgegebenen Geldes ist zum Fenster hinausgeworfen, ich weiß nur nicht, welche Hälfte«, soll bereits Henry Ford gesagt haben. Zwischenzeitlich dachte man ja, mit diesen Zweifeln sei es dank Internet ein für allemal vorbei und jeder würde ab sofort nur noch die auf ihn abge-stimmte Werbung sehen, die früher oder später zu einem Kauf-reflex führt. Ohne Streuverluste und Druckerschwärze, denn die Zauberworte lauten jetzt »Targeting« und »Big Data«. Damit wird Werbung so effizient, dass Henry Ford, wüsste er davon, in seinem Sarg sehnsüchtig an den Deckel bumpern würde. Werbung nur nach Anzahl der »Kontakte« bezahlen? Perfekt! Nur Trottel wollen da noch Papier bedrucken.
Doch in Wirklichkeit ist Fords Problem noch lange nicht gelöst, denn immer noch gilt: Wie gut eine Werbung wirkt, hängt nicht nur von ihrer kreativen Qualität ab, sondern auch ganz entscheidend davon, in welchem umfeld die Anzeige oder der clip erscheint. Wenn aber immer weniger Leute bereit sind, für ein solches »umfeld«, etwa eine Tageszeitung, Geld auszu-geben, wird auch weniger Geld in die Print-Werbung investiert, folglich verschlanken Zeitungen schneller, als die Zahl ihrer Leserinnen und Leser abnimmt. Damit haben Zeitungen weni-ger Budget, ergo weniger interessante Artikel, dann weniger Leser … ok, das Prinzip ist jetzt wohl klar... Fordere ich nun zum massenhaften Erwerb bedruckten Zeitungspapiers auf? Nein, denn guter Journalismus geht auch online. Nur hat das im Moment den Haken, dass wir noch nicht daran gewöhnt sind, dass journalistische Angebote im Netz Geld kosten. Als ob das Entscheidende an einer Zeitung das Papier sei und nicht die recherche, die Erfahrung und die Kompetenz ihrer redak-teurinnen und redakteure. Wird die Zeitung aussterben? Das ist unwahrscheinlich, immer mehr Medien existieren parallel:
In großen Städten erschienen die Zeitungen mehrmals am Tag – bis das radio die aktuelle Information übernahm. Das radio existiert erfolgreich weiter, obwohl mit dem Fernseher ein scheinbarer »Nachfolger« auftauchte. Alle drei haben das Erscheinen des Internets überlebt. Gleichzeitig sind – bei aller berechtigter Kritik – Twitter und Facebook in punkto Transpa-renz, Schnelligkeit und Verbreitung nicht mit Gold aufzuwie-gen.
Doch, egal um welches Medium es sich handelt, eines ist sicher: Auch in Zukunft werden nur die interessanten Stories gelesen. Im Workshop »Ein Geschichten-Generator für das VKSI Magazin« auf dem Entwicklertag laden Jochen Härtel und ich ein, mit uns für den VKSI zu erarbeiten, wie gute Leis-tungen auch im heutigen Kanälewirrwarr gut kommuniziert werden und wie dann diese Geschichten aus der IT-region
Karlsruhe auch in die richtigen Kanäle kommen. Wir sind gespannt!
Herzlich
Ihre Susann Mathis
ImpressumOrgan des VKSI – Verein der Karlsruher Software-Ingenieure
2. Jahrgang, Heft 8, April 2013
www.vksi.de · ISSN 1869-5442
V.i.S.d.P.: christian Popp, Prof. Dr. ralf reussner, Prof. August Wegmann
Herausgeber:VKSI – Verein der Karlsruher Software-Ingenieure e. V., www.vksi.de Vorstand: christian Popp, Prof. Dr. ralf reussner, Prof. August Wegmann
Anschrift: Prof. Dr. ralf reussner FZI Forschungszentrum Informatik Haid-und-Neu-Straße 10-14 76131 Karlsruhe
Redaktion: Dr. Susann Mathis, Karlsruhe, www.ma-this.de, [email protected] Telefon +49 721 38 42 435
Gestaltung:Jochen Härtel, designteam, München, www.designteam.eu
Druck:NINO Druck GmbH
Anzeigen: [email protected]
Erscheinungsweise: 2 Ausgaben pro Jahr
Urheberrecht:Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages unzulässig. Alle rechte vorbehalten.
Gewährleistung:Die Angaben in den Beiträgen erfolgen nach bestem Wissen, aber ohne Gewährleistung.
Beiträge:Beiträge sind grundsätzlich willkommen. Bitte sprechen Sie diese mit Dr. Susann Mathis ab. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Abbil-dungen wird keine Haftung übernommen. Verfasser stimmen dem Abdruck zu und versichern, dass die Einsendungen frei von rechten Dritter sind. Namentlich gekennzeichnete Beiträge enthalten die Meinung der Autoren. Nicht gekennzeichnete Beiträge sind Beiträge der redaktion.
Der Verein der Karlsruher Softwareingenieure e. V. (VKSI) wurde im Oktober 2008 gegründet. Sein Vereinsziel lautet, eigenständige und fokussierte Maßnahmen zu ergreifen, um die öffentliche Wahrnehmung der Softwaretechnik als Ingenieurdisziplin zu fördern, Kenntnisse und Erfahrungen in der Softwaretechnik zusammenzuführen und weiterzuge-ben, Innovationen in der Softwaretechnik zu beschleunigen und zu verbrei-ten und den wissenschaftlich-technischen Nachwuchs zu fördern. Der Ver-ein hat sich darüber hinaus zum Ziel gesetzt, ein Bild über die Vielfalt von Software Engineering in Karlsruhe zu vermitteln und die Attraktivität des Karlsruher Software-Arbeitsmarktes zu transportieren.
Bildnachweis:3DIS S. 1; August Wegmann S. 7; Fotolia S. 14; Jochen Gürtler S. 21; Jochen Härtel S. 28; KIT S. 24-25; Tom Kohler S. 7, S. 9-13; ZKM S. 18-19
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www.cloudzone-karlsruhe.de3. EuroCloud Deutschland Conference
2. D-A-CH-AnwenderkongressEuroCloud Deutschland
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Schirmherrschaft:Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft und Technologie
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Unsere Anforderungen:■ Abgeschlossenes Studium der Informatik oder Wirtschafts-
informatik oder vergleichbare Ausbildung■ Programmiererfahrung in Java, zur Anwendung kommen
z. B. J2EE, EJB3.x, Hibernate, JBoss/Tomcat■ Erfahrungen mit relationalen Datenbanken und SQL ■ Spaß an der Mitarbeit in agilen Entwicklungsteams ■ Hohes Maß an Selbstständigkeit und Eigenverantwortung ■ Gutes Abstraktionsvermögen im Hinblick auf Herangehens-
weise und Erarbeitung von Lösungsprozessen■ Strukturierte und zielorientierte Arbeitsweise■ Hohes Maß an Kundenorientierung, Teamfähigkeit sowie
Kommunikationsstärke
Unser Selbstverständnis:Die Basis unseres partnerschaftlichen Führungsverständnisses bilden gegenseitiges Vertrauen, Respekt vor dem Einzelnen sowie das Prinzip der Delegation von Verantwortung. Unsere Mitarbeiter haben größtmöglichen Freiraum, sie sind umfassend informiert und nehmen sowohl an Entscheidungsprozessen als auch am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens teil.
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Ihre Aufgaben:■ Testmanagement und Testkoordination im SCRUM-Team■ Erstellung von Testfällen bzw. Testszenarien, Durchführung
und Dokumentation von Testläufen in den Teststufen Integ-rations-, System- und Abnahmetest
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Tests in allen Teststufen sowie Wartung und Weiterentwick-lung bestehender Testtools
Unsere Anforderungen:■ Abgeschlossenes Studium der Informatik oder Wirtschafts-
informatik oder vergleichbare Ausbildung■ Spaß am strukturierten Fehlerfinden, Erfahrungen in der
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