Psychologische Beratungsstelle Universität Zürich und ETH Zürich Psychologische Beratungsstelle Plattenstrasse 28 CH-8032 Zürich Telefon +41 44 634 22 80 [email protected] www.pbs.uzh.ch, www.pbs.ethz.ch
Tätigkeitsbericht 2010 Kurzversion für Download ab Website
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 1 Aktuelles Angebot der PBS 2 Öffentlichkeitsarbeit und Medienpräsenz 2
Kennzahlen und Statistik 3 Coaching in schwierigen Lehrsituationen 4 Inanspruchnahme 4 Überblick 2007-‐2010 4 Anzahl Doktorierende 5 Hochschulzugehörigkeit 6 Zugehörigkeit zu Fakultät oder Departement 6 Studien-‐Stufen 6 Geschlecht 7 Zyklischer Jahresverlauf 7 Konsultationen 8 Konsultationssprachen 8 Online-‐counseling 9 Gruppen 9 Atteste 10 Nicht-‐immatrikulierte Klientel 10
Klinische Merkmale unserer Klientel 11 Zusammenfassung 11 Hauptsymptomatik 11 Depressives Syndrom 12 Verhaltens-‐ und Befindlichkeitsstörungen 12 Probleme im Studienverlauf 13 Studienprobleme 13 Unspezifische Belastungen 14
Vorwort Studieren ist eine privilegierte und angesehene Form der Bildung, die auf spezifischen Voraus-‐setzungen beruht. Neben Vorbildung und einer hinreichenden finanziellen Absicherung, sind Gesundheit, Freude an theoretischer Arbeit und flexible Zielstrebigkeit notwendig. Diese letzten drei Faktoren können wir mit der PBS unterstützen, wenn sie vorübergehend ge-‐fährdet erscheinen. Für diejenigen Studierenden, die uns aufsuchen, halten wir ein Beratungs-‐angebot bereit, das auf ihre Individualität und aktuelle Situation fokussiert ist. Wir unterstützen damit die aktive Gestaltung der Übergänge, die mit der Lebensphase der Adoleszenz und dem
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Studieren verbunden sind und das emotionale Selbstbild verändern. Wir erarbeiten und ermög-‐lichen Affektregulation und Sinnkonstruktion auch in scheinbar ausweglosen Lebensphasen, indem wir psychischen Handlungsspielraum eröffnen. Wir klären emotional aufgeladene Situa-‐tionen, diagnostizieren psychische Erkrankungen und stellen wenn nötig die Indikation für psy-‐chotherapeutische oder psychiatrische Behandlungen. Im Folgenden stellen wir unser aktuelles Angebot vor und berichten von den Ereignissen im Jahresverlauf in den tragenden Organen und im Team bzw. in der PBS.
Aktuelles Angebot der PBS Neu gliedert sich unser Angebot in drei Elemente, nämlich in das primäre für Immatrikulierte, in ein zweites für Angehörige der beiden universitären Hochschulen UZH und ETHZ, soweit Studie-‐rende indirekt betroffen sind, und in ein drittes, das Experten-‐Dienstleistungen für die UZH und ETHZ umfasst. Unser Know-‐how stammt von beruflicher Praxis in Psychiatrie und profunder Ausbildung in Psychotherapie. Es fokussiert auf klinische Phänomene der Adoleszenz, psychi-‐sche Studienprobleme und Krisen-‐Intervention. 1. Für Immatrikulierte: • Psychologische Beratung bei psychischen Problemen und Belastungssituationen (auch als
Online-‐Counseling) • Schreibberatung, wenn aus psychischen Gründen das Verfassen schriftlicher Arbeiten nicht
gelingt • Konfliktberatung (speziell für Doktorierende) • Schulleistungspotential-‐Abklärung (IQ-‐Test) • Gruppen-‐Konsultationen für den Fall, dass:
o Abschluss nicht gelingen will o Prüfungsangst bewältigbar werden muss o Burnout droht wegen übergrosser Betriebsamkeit o Prüfungsrepetition zu viel Druck erzeugt
2. Für Angehörige der UZH und ETHZ bieten wir bei Problemen mit Studierenden oder Doktorierenden folgende Angebote an: • persönliches Coaching im Gespräch, per Telefon oder E-‐Mail • enge Zusammenarbeit mit Student-‐Services von UZH und ETHZ • Intervisions-‐Gruppe für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in beratenden Funktionen, die
ihre Kompetenz für schwierige Gesprächssituationen verbessern möchten • Betreuung des Netzwerks "Krise & Suizid"
3. Für die UZH und ETHZ in Form einer Experten-‐Funktion • Bedrohungsmanagement an ETHZ (Mitarbeit im Team; speziell Assessment und Interventi-‐
on) • Mitarbeit in Weiterbildungen (bspw. für die Nightline) • Mitarbeit in den geplanten Bereichen "Gesunde Hochschule"
Öffentlichkeitsarbeit und Medienpräsenz Die Medien interessieren sich für das Wohlergehen der Studierenden und verhelfen uns zu ei-‐ner beträchtlichen öffentlichen Präsenz, indem sie in diesem Zusammenhang über unsere Dienstleistungen berichten. -‐ Tages-‐Anzeiger online, 19.1.10: "Bologna macht krank" -‐ Sonntag, 21.2.10: "Bologna und Stress" -‐ 20Minuten, 22.2.10: "Bologna und Überlastung"
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-‐ Tages-‐Anzeiger, 1.3.10: "Dauerstress" -‐ Unijournal, 29.3.2010: "Stress" -‐ Tages-‐Anzeiger, 10.5.10: "Vortragsangst" -‐ Das Magazin (Tages-‐Anzeiger, Basler Zeitung, Der Bund, Berner Zeitung), 26.6.10: "Studienab-‐brecher" -‐ Lora / Sirup, 2.7.10: "Neben-‐Jobs" -‐ Unijournal, 10.9.10: "Suizid-‐Prävention" -‐ NZZ am Sonntag, 19.9.10: "Ende der Schonzeit" -‐ DRS2, 8.10.10: "Studieren heute" -‐ ZS Zürcher Studierenden-‐Zeitung, 26.11.10: "Studienberatungen im Fokus" Darüber hinaus beteiligten wir uns an internen Events: -‐ Erstsemestrigen-‐Tage (UZH, 3 Tage) -‐ Orientation-‐Events (ETHZ, 2 Nachmittage) -‐ Weiterbildung der Studienfachberater (UZH, 2 Nachmittage)
Kennzahlen und Statistik Die Gesamtheit aller Personen, die unsere Dienstleistung aus persönlichen Gründen in Anspruch nehmen, nennen wir Klientel oder Klientinnen und Klienten. Deren Anzahl bezieht sich auf ein Kalenderjahr. Diejenigen, die vor und nach dem Jahreswechsel in Beratung stehen, oder die nach einer abgeschlossenen Intervention in einem Vorjahr, sich aufs Neue beraten lassen, gehören auch zur Klientel. Davon ausgenommen sind die "Coachees", d.h. Mitarbeitende von UZH oder ETHZ, die in Bezug auf die Betreuung Studierender oder Doktorierender ein Coaching in Anspruch nehmen. Wir differenzieren unsere Klientel in folgende Personen-‐Gruppen: • Immatrikulierte = Studierende und Doktorierende an UZH und ETHZ • Nicht-‐Immatrikulierte = Abgeschlossenes oder unterbrochenes Studium an UZH / ETHZ
oder Studierende an Fachhochschulen oder anderen universitären Hochschulen • Erstgespräch Wir unterscheiden folgende Konsultationen: • Konsultation = persönliches Gespräch im Sinne einer psychologisch-‐psychotherapeutischen
Beratung im Einzel-‐Setting; ca. 50 Minuten Dauer • Gruppen-‐Konsultation = Teilnahme an Gruppen-‐Sitzung mit maximal 8 Teilnehmenden; 90
Minuten Dauer Wir unterscheiden folgende Kennzahlen: • Anzahl Erstgespräche pro Kalenderjahr (= Person, die die PBS zum ersten Mal aufsucht) • Anzahl Konsultationen pro Klientin oder Klient = Anzahl der Gespräche, die eine Klientin
oder Klient erhält, d.h. in welchem "Setting" gearbeitet wurde; erhielt jemand nur ein Ge-‐spräch oder zwei und mehr?
• Anzahl Konsultationen / Klientel= arithmetisches Mittel (Quotient)
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Coaching in schwierigen Lehrsituationen Wir wurden von 36 Angehörigen der UZH und ETHZ kontaktiert, die sich Sorgen um gewisse Studierende oder Doktorierende machten oder entsprechende Konflikte besprechen wollten.
Um dem Bedürfnis nach psychologischer Unterstützung in schwierigen Lehrsituationen zu ent-‐sprechen, bieten wir dieses Coaching auch in Zukunft im direkten Gespräch, per Telefon oder E-‐Mail für Angehörige der UZH und ETHZ an.
Inanspruchnahme Inwieweit Immatrikulierte unser Angebot beanspruchen, ist multifaktoriell bedingt. Es ist daher wichtig, keine vorschnellen kausalen Zuweisungen, bspw. dass wir wegen "Bologna" häufiger aufgesucht würden, vorzunehmen.
Überblick 2007-‐2010
Die Zunahme der Anzahl Erstgespräche hat sich abgeflacht.
8
12
3
5
4
4
0 2 4 6 8 10 12 14
Prof
wissensch. Mab
Admin
Coaching für akademisches und administratives Personal (n=36) im Umgang mit schwierigen Studierenden
UZH
ETHZ
24231 24788 25854 26168
13235 14310 15378 16342
446 519 592 594
180 270 329
362
100
1000
10000
100000
2007 2008 2009 2010
Anzahl (logarithmisch skaliert)
Jahre
Studierende u. Doktorierende / Erstgespräche
UZH
ETHZ
UZH Erstgespr.
ETHZ Erstgespr.
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Anzahl Studierende ohne Doktorierende
Anzahl Doktorierende Wir weisen die Zahlen für die Doktorierenden separat aus, weil sie einen grösseren Zuwachs verzeichnen, als die Zahlen aller Immatrikulierten.
20517 20921 21710 21916
10328 11105 11982 12821
419 453 530
512
142 209 244 272
10
100
1000
10000
100000
2007 2008 2009 2010
Anzahl (logarithmisch skaliert)
Jahre
Studierende ohne Dokt. / Erstgespräche
UZH ohne Dokt.
ETHZ ohne Dokt.
UZH ohne Dok. Erstgespr.
ETHZ ohne Dok. Erstgespr.
3714 3867 4144 4252
2907 3205 3396 3521
27
66
62 82 38 61
85 90
10
100
1000
10000
2007 2008 2009 2010
Anzahl (logarithmisch skaliert)
Jahre
Doktorierende / Erstgespräche
UZH Dokt.
ETHZ Dokt.
UZH Dokt. Erstgespr.
ETHZ Dokt. Erstgespr.
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Die Doktorierenden der UZH und ETHZ zeigen bezüglich der Inanspruchnahme unserer Dienst-‐leistungen ein gegensätzliches Bild: Die Doktorierenden der UZH sind an der PBS geringer ver-‐treten als die Gesamtheit der Immatrikulierten der UZH und diejenigen der ETHZ sind stärker vertreten. Erstgespräche in % der Gesamtheit der Immatrikulierten
UZH ETHZ
alle alle ohne Dokt.
Dokt. alle alle ohne Dokt.
Dokt.
2007 1.84 2.07 0.73 1.36 1.38 1.31 2008 2.10 2.17 1.71 1.89 1.88 1.90 2009 2.23 2.44 1.50 2.14 2.04 2.50 2010 2.27 2.34 1.93 2.22 2.12 2.56
Hochschulzugehörigkeit Die Zugehörigkeit zu UZH (62%) oder ETHZ (38%) unserer Klientel ist identisch mit derjenigen der Immatrikulierten UZH (62%) ETHZ (38%) und hat demnach keinen Einfluss auf die Inan-‐spruchnahme.
Zugehörigkeit zu Fakultät oder Departement Die Inanspruchnahme in Relation zur Grösse der Fakultäten und Departemente fällt mit Werten zwischen 0.5% -‐ 3.5% ziemlich gleichförmig aus. Es gibt also weder Fakultäten noch Departe-‐mente, deren Studierende unsere Dienste besonders häufig oder selten in Anspruch nehmen.
Studien-‐Stufen Die Inanspruchnahme pendelt in den verschiedenen Studienstufen von Bachelor bis Doktorat, incl. MAS, zwischen 1% -‐ 3%. Die Differenzen scheinen nicht wesentlich.
26168
594
16342
362
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Immatrikulierte
Erstgespräche
Erstgespräche an PBS n=956 und Anzahl Immatrikulierte n=42510 / Hochschulzugehörigkeit
UZH ETHZ
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Geschlecht In Übereinstimmung mit Erfahrungswerten aus öffentlichen psychosozialen Diensten ist das Geschlecht der wesentlichste Faktor des Inanspruchnahme-‐Verhaltens. Die Anzahl der Frauen, die uns aufsuchen, ist fast doppelt so hoch wie diejenige der Männer (erstaunlicherweise ist die-‐ses Geschlechter-‐Verhältnis für UZH und ETHZ aber nicht ganz identisch). Erstgespräche in% aller Immatrikulierter
Männer in % Frauen in % gesamt in %
UZH 1.52 2.84 2.27 ETHZ 1.65 3.47 2.21 gesamt 1.59 3.00 2.24
Zyklischer Jahresverlauf Bei Betrachtung des Jahresverlaufs wird die ausgeprägt zyklische Inanspruchnahme, die klar mit den Semesterdaten korreliert, deutlich. Wir reagieren darauf mit einer flexiblen Präsenz des Teams.
0
20
40
60
80
100
120
140
Jan
Feb
März
April
Mai
Juni
Juli
Aug.
Sept.
Okt.
Nov.
Dez.
Anzahl Erstgespräche
Jahresverlauf der Erstgespräche
UZH + ETHZ
UZH
ETHZ
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Konsultationen Die Anzahl "Konsultationen" beziffert die Summe der mit den Klientinnen und Klienten durchge-‐führten Gespräche. Die Bezugsgrössen sind wegen uneinheitlicher Erhebung über die letzten vier Jahre nicht ganz kongruent und schliessen auch keine Gruppen-‐Konsultationen ein.
Im Jahr 2010 nahmen die Konsultationen im Vergleich zu 2009 um 8% zu, während die Anzahl der Klientinnen und Klienten um 7% stieg.
Konsultationssprachen 90 % unserer Klientel spricht Deutsch; 100 Personen nahmen unsere Fremdsprachen-‐Kenntnisse in Anspruch. Dieser Anteil stieg um 1% im Vergleich zum Vorjahr.
1770 1930
2077 2238
740 804 1024 1093
0
500
1000
1500
2000
2500
2007 2008 2009 2010
Anzahl
Jahr
Konsultationen / Klientinnen und Klienten
Konsultationen
Klienten
Deutsch 90%
Englisch 6% Franz/Ital/
Span 4%
Konsultationssprachen n=1004
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Online-‐Counseling Auch dieses Jahr pflegten wir das Online-‐Counseling. Es ist ein Nischen-‐Angebot geblieben, weil die Studierenden und Doktorierenden sich lieber zum traditionellen Gespräch einfinden. Der geschriebene Diskurs bleibt dennoch eine wichtige Ressource und ein Setting, das wir wei-‐ter anbieten. Der schriftliche Dialog ist oft reflektierter als das spontane Gespräch und überdau-‐ert die Zeit als Datei.
Mit 28 Personen haben 44 Chat-‐ und 81 E-‐Mail Konsultationen stattgefunden. E-‐Mail-‐Dialoge sind effizienter, aber tendieren zu höheren Konsultationszahlen, nämlich 5 Kons./Klient. Chat-‐Dialoge sind verbindlicher, aber aufwändiger (3.7 Kons./Klient). Im Chat-‐Setting verzeichnen wir 6 drop-‐outs, was darauf hindeutet, dass dieses Setting komplizierter zu realisieren ist.
Gruppen Wir führen themenspezifische Gruppen mit verschiedenen Settings. In der Gruppe "Abschluss-‐phase" unterstützt D. Suter Studierende, die in Liz-‐ oder Master-‐Arbeiten "stecken" und Mühe bekunden, zu einem Abschluss zu kommen. Die Aufnahme in die Gruppe erfolgt nach einem Vor-‐gespräch, die Termine sind wöchentlich und es besteht eine gute Durchmischung von Personen mit längerer oder kürzerer Teilnahme. Diese Gruppe besteht seit ca. 2 Jahren. In der Gruppe "Prüfungsrepetition" unter Leitung von A. Polo verbessern die Teilnehmenden ihre Prüfungsvorbereitung und stärken ihr Selbstvertrauen, um die entscheidende Wiederho-‐lungsprüfung zu schaffen. Dieses Gefäss bieten wir jeweils in der zweiten Semesterhälfte an. Die Cultural Integration Group unter Leitung von A. Polo fokussiert auf die Erfahrungen der Immigration, indem innerpsychische und soziale Faktoren reflektiert werden. Gruppen sind ergiebige therapeutische Settings. Die Zahl der Personen, die zur Teilnahme bereit sind und bei denen eine entsprechende Indikation gegeben ist, ist allerdings nicht gross, nämlich knapp 4% unserer Klientinnen und Klienten. Es fällt uns oft schwer, diese für die Teilnahme an einer Gruppe zu gewinnen, die Zurückhaltung zeigt sich deutlich. Allerdings bietet die Gruppe für diese Wenigen eine Möglichkeit, ohne Kosten eine längere studienspezifische und psycho-‐therapeutische Unterstützung zu erhalten. Gruppengespräche Anzahl Gruppenkonsul-‐
tationen Anzahl Klientinnen und Klienten
2009 298 36 2010 286 51
0 1 2 3 4 5 6 7
0
1
2
3
4-‐7
8+
Anzahl Klienten im Online-‐Setting
Anzahl Online-‐Konsultationen
Online-‐Konsultationen in Chat-‐ oder E-‐Mail-‐Setting
Chat-‐Klienten_n=18
E-‐Mail-‐Klienten_n=17
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Atteste Wenn nötig, bestätigen wir einen persönlichen situativen Sachverhalt und stellen den Klientin-‐nen oder Klienten ein Attest aus. Damit können sie einen Antrag, bzw. ein besonderes Begehren zu Handen der Administration, unterstützen. Es geht dabei oft um formale Anforderungen, wie Fristen erstrecken (bspw. wegen unproduktiver Episoden während psychischer Belastung), Sti-‐pendienanträge zu unterstreichen (bspw. Unzumutbarkeit zu Hause wohnen zu bleiben) oder sich von Prüfungen abmelden (bspw. wegen beeinträchtigter Vorbereitungen). Das Bedürfnis sein Schulleistungspotential mit einem IQ-‐Test zu erfassen, ist dagegen ein sehr persönliches Anliegen. Eine besondere Stellung nehmen Aufträge zur Abklärung der Studierfähigkeit ein. Einerseits wegen der Tragweite der Aussage und andererseits, weil nicht ein Mangel, sondern eine Fähig-‐keit erkannt werden soll.
Nicht-‐immatrikulierte Klientel Wir sind von 27 Personen aufgesucht wurden, die zwar bezüglich Alter und Lebenssituation unserer Klientel entsprechen, aber aus formalen Gründen nicht dazu gehören, weil sie an einer anderen Uni oder an einer Fachhochschule immatrikuliert sind oder bspw. Lehrling an UZH/ETHZ sind. Diesen Ratsuchenden vermitteln wir in einem einzelnen Kontakt eine andere Beratungsmöglichkeit.
5 8
3 3
4
IQ-‐Test Prüfungsabmeldung Stipendien relevant
Studierfähigkeit Fristerstreckung
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Atteste n=22
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Klinische Merkmale unserer Klientel Wir dokumentieren Anliegen und Beschwerden der Klientinnen und Klienten und auch unsere Einschätzung der Belastungs-‐ und Problemlage im Sinne eines Fremdratings. Die Hauptsymp-‐tomatik erlaubt nur eine Nennung. Die anderen thematischen Bereiche enthalten Mehrfachnen-‐nungen.
Zusammenfassung Unsere Klientel weist eine milde Psychopathologie auf: Neurotische Störungen sind am häufigs-‐ten, gefolgt von Adoleszenzproblemen und Belastungsreaktionen. Suchtprobleme sind kaum präsent, aber rund 10% leiden an Angststörungen. Alle Studienstufen zeigen sich als dafür ge-‐eignet, Belastung hervorzurufen und auch die spezifischeren Studienprobleme sind heterogen. Von negativen Lebensereignissen im Bereich Familie und Beziehungen ist über die Hälfte der Klientinnen und Klienten betroffen.
Hauptsymptomatik 34 Personen (3.5% aller Klientinnen und Klienten) wiesen schwere psychische Krankheiten auf; nämlich 27 eine Persönlichkeitsstörung, 3 eine Wahnsymptomatik und 4 eine Psychose. Das Gros unserer Klientinnen und Klienten zeigt (verglichen mit einer psychiatrischen Populati-‐on) nur eine milde Psychopathologie, die sich in der Terminologie der kategorialen Diagnostik (ICD-‐10) auf das Kapitel F4 konzentriert: Neurotisches Leiden (n=396), Belastungsreaktion (n=217), Posttraumatische Belastungsstörung (n=13). Bei fast einem Viertel der Klientinnen und Klienten stellen wir eine "Adoleszenzproblematik" fest, was keine nosologische Zuordnung, sondern eine Syndrom-‐Beschreibung ist. In der Adoles-‐zenzphase treten zeitliche, situative und biographische Elemente als Belastung des Identitätser-‐lebens auf. Es ist für diese Studierenden also eher die Lebensphase als ein spezifisches Ereignis, die als Belastung wirkt.
Ein neurotisches Leiden liegt dann vor, wenn zeitüberdauernde Mühen das Leben erschweren und offensichtlich psychisch begründet sind, bspw. Selbstwertprobleme oder ein Teil der Ängs-‐te. Die "Adoleszentenproblematik" ist ein breit gefasstes Syndrom und beschreibt Schwierigkei-‐ten mit Identität, Lebensvollzug und Ablösung. Die Belastungsreaktion ist ein Konstrukt, um spezifische und situative Probleme zu erfassen, von denen anzunehmen ist, dass sie nach Ver-‐
3 4 13 27 47
217 243
396
0 50 100 150 200 250 300 350 400 450
Wahn Psychose
Posttraumatische Belastungsstörung Persönlichkeitsstörung
Entwicklungskrise Belastungsreaktion
Adoleszentenproblematik neurotisches Leiden
Hauptsymptomatik n=950
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besserung der Lage nicht mehr relevant sein werden. "Entwicklungskrise" ist eine eher seltene Kategorie, mit der wir Probleme beschreiben, die einen bestimmten Entwicklungsschritt betref-‐fen, bspw. Überforderung bei Studienbeginn, Studieren im Ausland, Abschlussprüfung. Die Nen-‐nung einer Persönlichkeitsstörung erfolgt sehr zurückhaltend, ist aber unumgänglich, wenn der Lebensvollzug durchgängig deutlich beeinträchtigt ist, ohne dass ein der Reflexion zugängliches, neurotisches Leiden vorliegt; primär handelt es sich um Borderline-‐Störungen. Dem Betroffenen mangelt es an Konstanz in Beziehung, Identität und Verhalten. Damit sind Selbstverletzungen oder Essstörungen oft assoziiert. Die Posttraumatische Belastungsstörung bezieht sich auf ein klar umrissenes, einschneidendes Ereignis, das seine Schatten in die Gegenwart wirft. Psychose meint, dass der Realitätsbezug verloren ging, was ein konstruktives Handeln weitgehend verunmöglicht. Ein Wahn liegt dann vor, wenn eine (meist bedrohliche) Vermutung oder Möglichkeit zur Gewissheit gerinnt, wäh-‐rend die (oft karge) soziale Umwelt dies weder bestätigen und noch berichtigen kann.
Depressives Syndrom Neben der Hauptdiagnose erfassen wir auch das Vorliegen einer depressiven Störung, weil diese die Lebensqualität reduzieren und sich limitierend auf das Studium auswirken, indem Motivati-‐on, Konzentration und Ausdauer sehr deutlich reduziert sind. Rund ein Drittel unserer Klientinnen und Klienten weist eine leichte (n=258) oder sogar eine mittelschwere (n=61) depressive Störung auf. Suizidgedanken (n=36) stehen oft in Zusammenhang mit depressiven Verstimmungen.
Verhaltens-‐ und Befindlichkeitsstörungen Als häufigste spezifische Befindlichkeitsstörung sehen wir die Angststörung, die umso belasten-‐der ist, je mehr sich die Angst generalisiert und kaum mehr objekt-‐ oder situationsbezogen auf-‐tritt. Eine gastrointestinale Störung bezeichnet das Leiden an Verdauungs-‐ und Schluck-‐Problemen, zumeist ohne klare somatische Grundlage. ADHS wird zwar oft in Selbstzuschreibung vermutet, bestätigt sich aber selten, weil diese Funk-‐tionsstörung nicht neu auftreten kann, sondern schon während Kindheit und Schulzeit promi-‐nent gewesen sein muss. Alkohol und Cannabis treffen wir überraschend selten als Problem an.
112
20
11
6
5
0 20 40 60 80 100 120
Angststörung
Gastrointestinale Störung
ADHS
Cannabis
Alkohol
Speziaische Verhaltens-‐ und Beaindlichkeitsstörungen
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Probleme im Studienverlauf Wenn an der Wahl des Studienfachs gezweifelt wird und man sich ständig mit einem möglichen Wechsel beschäftigt, erschwert das die entschlossene Zuwendung und Identifikation mit dem Studium. Der Studienbeginn als neuer Lebensabschnitt kann Probleme bereiten, aber auch der Studienab-‐schluss. Er wirft nicht selten ganz spezifische Fragen auf, die auch eng mit dem Berufseinstieg als unbekannter Grösse zusammenhängen können.
Studienprobleme Wir unterscheiden einige Studienprobleme. "Sozialer Kontakt" trifft dann zu, wenn jemand Mü-‐he hat, Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen zu finden. Bei "Betreuungssituation" wird die Betreuung während der akademischen Arbeit als ungenü-‐gend erlebt, wovon primär Doktorierende betroffen sind. Eine "Überforderung" beschreibt das (zumeist subjektive) Erleben, nicht genügen zu können. "Lernstörungen" ergeben sich oft durch belastende Lebenssituationen oder depressiv getönte Stimmungslagen. Fehlende "Studienkompetenzen" wirken sich häufig zu Studienbeginn aus. Manche merken aber erst bei der Abschluss-‐Arbeit, dass ihnen eine grundlegende Arbeitsmethodik fremd ist; eng daran kann ein "Schreibproblem" gekoppelt sein, sofern dieses nicht auf psychischen Problemen gründet. Die "Motivation" ist dann beeinträchtigt, wenn andere Lebensangelegenheiten mehr Aufmerk-‐samkeit erfordern oder wenn jemand zur Ambivalenz neigt.
118 201
178 70
0 50 100 150 200 250
Studienwahl / Wechsel Studienbeginn
Studienabschluss Berufseinstieg
speziaische Stufen-‐Probleme
181 49
110 59
198 186
72 110
0 50 100 150 200 250
Motivation Schreibproblem Arbeitsmethodik
Studienkompetenzen Lernstörungen Ueberforderung
Betreuungssituation sozialer Kontakt
speziaische Studienprobleme
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Unspezifische Belastungen Probleme in der Herkunftsfamilie oder in Liebesbeziehungen können das Studium erheblich belasten und relativieren. Probleme mit Finanzen und Wohnsituation können die Studierfähig-‐keit reduzieren, weil das Studium durch konkrete und existentielle Angelegenheiten konkurriert wird. Life-‐Events (Tod, Trauer, Unfälle, etc.) können Lebenspläne erschüttern und manchmal längere Trauer hervorrufen.
273
106
542
0 100 200 300 400 500 600
Life-‐Events
Wohnen / Finanzen
Familie und Beziehungen
Lebensereignisse als Belastung