Das WiesmetVogelleben zwischen Hochwasser und Messerbalken
Ohne Bauern läuft nichts
Derzeit betreut der Landschaftspfle-geverband Mittelfranken (LPV) etwa170 „Wiesenbrüterbauern". Gegeneine Entschädigung aus dem Bayeri-schen Vertragsnaturschutzprogrammnehmen die Landwirte freiwillig Ein-schränkungen bei der Nutzung ih-rer Wiesen in Kauf.
Auf staatlichen Flächen werden mitFinanzierung durch die Wasserwirtschaftsverwaltung noch weitergehendeMaßnahmen realisiert, so z. B. die Anlage von Altgrasstreifen und klein-flächigen Brachen. Einzelne Flächen werden besonders früh gemäht. Hierkönnen die frisch geschlüpften Jungen leichter Nahrung suchen als in dich-ten und daher schwer passierbaren ungemähten Wiesen. Diese sind dafürals Nistplatz und zum Schutz vor Feinden wichtig.
Schonende Technik
Kreiselmähwerke schädigen durchihre Sogwirkung die Kleintierwelterheblich.Deshalb werden die meisten Ver-tragsflächen im Wiesmet mitdem naturverträglicheren Mes-serbalken gemäht - ein Ergebnisder intensiven Beratung durchden LPV.Darüber hinaus soll die Mahd
„von innen nach außen" verhindern, dass in die Deckung flüchtende Wie-senbrüterjunge zuletzt nicht doch noch in das Mähwerk geraten.
Feucht muss es sein
Neben den natürlicherweise vorhan-denen Mulden und Senken wurdenviele flache Tümpel und Grenzmul-den neu angelegt. In dem weichenUferschlamm können die Wiesen-brüter erfolgreich nach Nahrungstochern.
Durch ein ausgeklügeltes Abflussmanagement kann das Wasserwirt-schaftsamt Ansbach große Teile der staatlichen Flächen auch mit künstli-chem Hochwasser überstauen.
Neue Wege
Durch den Rückgang derMilchwirtschaft werden immerweniger Mähwiesen benötigt. Die Ergebnisse eines Versuchsmit Limousinrindern zeigenaber, dass erfolgreicher Wiesen-brüterschutz auch mit extensi-ver Beweidung möglich ist.
Weitere Informationen erhalten Sie bei:
BayernNetz Natur
ist ein landesweiter Verbund herausragender Naturschutzprojekte, in denenwertvolle Lebensräume geschützt und unter einem professionellen Natur-schutzmanagement gepflegt und entwickelt werden.Das Wiesmet ist darüber hinaus Teil des Europäischen Lebensraumnetzes„Natura 2000“ (FFH - Gebiet und Vogelschutzgebiet).
Trägerschaft und Organisation
Höhere Naturschutzbehörde derRegierung von Mittelfranken
Landschaftspflegeverband Mittelfranken
gefördert mit Mitteln
der Europäischen Union
des Bezirks Mittelfranken
und des BayerischenNaturschutzfonds
Das WiesmetVogelleben zwischen Hochwasser und Messerbalken
Impressum
Herausgeber: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, 2005Text: Landschaftspflegeverband Mittelfranken e.V.Fotos: Landschaftspflegeverband Mittelfranken e.V., AID, Sönke MorschLayout: Landschaftspflegeverband Mittelfranken e.V., PAN GmbH
Die Projektbeteiligten
170 Landwirte
Kirchen- und Pfründestiftungen
Freistaat Bayern
Engagierte Privatpersonen
Bund Naturschutz in Bayern e.V.
Landesbund für Vogelschutz e.V.
Bayerischer Bauernverband
Lions-Umweltschutzfonds, Mittleres Altmühltal
Bayer. Naturschutzfonds
Wildland GmbH
Markt Arberg
Stadt Gunzenhausen
Stadt Merkendorf
Gemeinde Muhr am See
Stadt Ornbau
Landkreis Ansbach
Bezirk Mittelfranken
Regierung von Mittelfranken, höhere Naturschutzbehörde
Landratsamt Ansbach, untere Naturschutzbehörde
Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen, untere Naturschutzbehörde
Wasserwirtschaftsamt Ansbach
Ämter für Landwirtschaft, Ansbach und Weißenburg
Regierung von MittelfrankenHöhere NaturschutzbehördePostfach 60691511 AnsbachHans TschunkoTel. 0981/[email protected]
Landschaftspflegeverband Mittelfranken e.V.Feuchtwanger Straße 3891522 AnsbachKlaus FacklerTel. 0981/4653-3524Fax 0981/[email protected]; www.lpv-mfr.de
Ein Projekt im
Schützen und SchonenDie Vögel der Feuchtwiesen sind typische Bodenbrüter, sie reagieren daherbesonders in der Brutzeit äußerst empfindlich auf Störungen. Fußgänger,Auto- und Fahrradfahrer, Angler, Inlineskater oder Hunde im Gebiet redu-zieren den Bruterfolg deutlich. Um den Kernbereich des Gebietes störungsfrei zu halten, wurden daher ver-schiedene Maßnahmen zur Besucherlenkung ergriffen, wie z. B. eine geziel-te Wegeführung.
Paradiesisches WiesmetNordwestlich des Altmühlsees, zwischen Gunzenhausen und Ornbau, liegteines der wertvollsten und mit 1.100 Hektar auch eines der größten Feucht-wiesengebiete Süddeutschlands: das Wiesmet.
Hier hat die Altmühl ihr geringstes Gefälle. Sie durchzieht mit zahlreichenmäandrierenden Seitenbächen und Gräben eine weite Landschaft und über-schwemmt die feuchten Senken mit jährlichen Hochwässern.
Der Große Brachvogel ist dergrößte europäische Watvogel. Leichtzu erkennen ist er an dem sehr lan-gen, abwärts gebogenen Schnabel undder melodischen Stimme. Im feuchten,weichen Boden stochert er nach Wür-mern und Insekten. Etwa 50 Brutpaa-re dieser Art brüten regelmäßig imWiesmet.
Der Kiebitz, ein grünlich-schwarz und weiß gefärbterVogel, baut lustige Kapriolen inseinen Flug ein. Sein Ruf klingtlaut und nasal, wie „kie-wit".
Regelmäßig kommen auch Bekassine, Braunkehlchen, Wachtelkönig, Rotschenkel undWiesenpieper im Wiesmet vor. Im Frühjahr und Herbst haben viele durchziehende Vo-gelarten wie Kampfläufer und Goldregenpfeifer hier ihren Rastplatz. Auch der Weiß-storch nutzt das Gebiet zur Nahrungssuche. Im Winter wird das Gebiet von Nahrungs-gästen wie Kornweihe und Sumpfohreule aufgesucht.
Die Uferschnepfe hat einen langen ge-raden Schnabel. Im Flug ist sie an den weitüber den Schwanz hinaus ragenden Beinenzu erkennen. Mit etwa 30 Brutpaaren brütenrund zwei Drittel des gesamten süddeutschenBestandes an Uferschnepfen im Wiesmet .
Der Kantenlauch steht Mitte Juli in vollerBlüte. Als typische Stromtalpflanze ist er aufnährstoffarmen wechselfeuchten Standorten zufinden. Zeitweise war die Art im Wiesmet be-reits verschollen. Jetzt ist sie wieder auf demVormarsch – eine gute Zeigerart für den Erfolgeiner extensiven Feuchtwiesenbewirtschaftungohne Düngung.
Nutzen und PflegenDurch den Bau des Fränkischen Seenlandes gingen in den achtziger Jahrenunter anderem rund 900 Hektar Feuchtwiesen verloren. Als Ersatzmaßnahmekaufte die Wasserwirtschaftsverwaltung 170 Hektar für den Wiesenbrüter-schutz im Wiesmet an.Im Rahmen des damaligen „Wiesenbrüterprogrammes" schloss die HöhereNaturschutzbehörde Extensivierungsverträge mit den Landwirten ab, um dieLebensraumqualität des Gebietes langfristig zu erhalten und zu verbessern.Seit 1990 betreut der Landschaftspflegeverband Mittelfranken im Auftragder Regierung von Mittelfranken das BayernNetz Natur - Projekt „Wiesmet".Er ist fester Ansprechpartner für Landwirte, Gemeinden, Behörden und Na-turschutzverbände.
Im niederschlagsarmen Mittelfranken waren die blütenreichen Feuchtwiesenseit Jahrhunderten wichtige Futterflächen für die umgebenden Milchviehbe-triebe. Viele Ausmärker aus bis zu 20 Kilometern Umkreis bewirtschaftetenihre Flächen wegen der langen Fahrtstrecken sehr extensiv. Zusammen mitder Besitzzersplitterung, die sich durch die fränkische Realteilung ergab, hatsich ein vielfältiges Nutzungsmosaik ausgebildet. Dies bietet vielen Tier- undPflanzenarten ideale Lebensbedingungen.
Besonders herausragende Bedeutung hat das Wiesmet für die Vogelwelt: Alslandesweit einziges Gebiet beherbergt es das gesamte bayerische Spektrumder Wiesenbrüter.
Während der Brutzeit besteht ein striktes Be-tretungsverbot für das gesamte Gebiet.
Der Kiebitz-Rundweg kann jedoch das ganze Jahr über genutzt werden.
Infotafeln
Aussichtsplattform
Das strebt imProjektmanagement beim LandschaftspflegeverbandWiesmet ein vielfältiges, kleinteiliges Nutzungsmosaik an: „Normal" bewirtschaftete,also gedüngte und bereits früh im Jahr gemähte Wiesen, wechseln sich mit extensivgenutzten Grundstücken mitgestaffelten Mahdzeitpunkten ab.Dazwischen liegen ungemähteBrachflächen. So ergeben sich idea-le Brut- und Nahrungsbedingungenfür Brachvogel und Uferschnepfe.
Vogelinsel am Altmühlsee mit Beobachtungsturm
Kiebitz-Rundweg
Infotafel an der Rossfurt
Infotafel an der Orn-bauer Altmühlbrücke
Aussichtsplattform am Altmühlradweg
LBV-Naturschutzzentrum Altmühlsee