Download - Windsurfing Journal Ausgabe 12
Windsurfing Journal 12 | Ausgabe 02-2010 Juni/Juli| Deutschland 4,80 €
A 4,80 € | CH 11,- SFR | Benelux 5,80 € | E/I 7,50 €
• Finnen-Guru WolFGanG lessacher• ProFi-WindsurFer Flo JunG• World-cuP-sylt-cheF Matthias neuMann• hot-sails-Maui-iMPorteur torben sonntaG
das GrosseinterVieW-sPecial
• 120-l-Freerideboards• 7.0-qM-FreerideseGel
• icaraizinho – Jericoacoaras kleiner bruder.
test
traVelWeltsensation! Flo JunG
sPrinGt
als ersterWindsurFer den ocean
JuMP auF deMWasser!!! exklusiVeWelt-
PreMiere in dieseMWindsurFinG Journal!
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6 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
inhalt
F ür die zweite Ausgabe 2010 haben wir uns einen
Schwerpunkt ausgesucht, der nach Meinung vieler
unserer Leser eine besondere Stärke des Windsurfing
Journals ist: die Interviews. Dabei haben wir nur bedingt Ein-
fluss auf die Qualität eines solchen Artikels, vielmehr hängt
es vom jeweiligen Gesprächspartner ab, inwieweit er bereit
ist, seine ehrliche Meinung kundzutun und etwas von sei-
nen privaten Gedanken preiszugeben. Für uns besteht die
Schwierigkeit darin, interessante Charaktere zu finden und
natürlich die richtigen Fragen zu stellen.
Wir glauben, dass es uns mit den vier Gesprächspartnern die-
ser Ausgabe gelungen ist, lesenswerte Artikel für dich zu ver-
fassen. Wobei Artikel fast der falsche
Ausdruck ist – Gesprächsprotokol-
le trifft es besser. Denn genau das
macht unsere Interviews womöglich
persönlicher, authentischer und inte-
ressanter: Wir stellen keine vorfor-
mulierten und zusammenhangslosen
Fragen, wir führen mit dem Gegenüber ein Gespräch, dessen
Verlauf nicht geplant ist, sondern das sich erst mit fortschrei-
tender Dauer entwickelt.
Beispielsweise haben wir mit Wolfgang Lessacher, dem Fin-
nenguru mit der 50-Knoten-Finne, über sehr private Dinge
gesprochen, die wir vorher überhaupt nicht auf dem Zettel
hatten. Das Gespräch entwickelte sich einfach unverhofft in
diese Richtung und wir hörten ihm sehr interessiert zu. Und
so gewährt dir der Eigenbrötler – in diesem Zusammenhang
nicht negativ zu interpretieren, er bezeichnet sich selbst als
einen –sehr persönliche Einblicke in sein Leben.
Mit Flo Jung hatten wir einen Windsurfer als Gesprächspart-
ner, der vom stereotypen World-Cup-Profi deutlich abweicht.
Seine Projekte sind häufig anders und erregen dadurch auch
viel mehr Aufmerksamkeit, sodass er aus der Masse deutlich
hervorsticht. Und natürlich verdient er besondere Erwähnung,
da er als erster Windsurfer überhaupt den beim Kieler Woche
Ocean Jump erfundenen Move gleichen Namens („Ocean
Jump“: ein Frontloop, switch stand im Kreuzhang) auf dem
Wasser gesprungen ist.
Matthias Neumann ist als Geschäftsführer der ACT Agency
Hamburg nicht erst seit gestern der hauptverantwortliche Orga-
nisator des größten Funsportspektakels der Welt: dem Colgate
Windsurf World Cup Sylt. Auch wenn er sich häufiger „poli-
tisch korrekt“ geäußert hat, ist sein Interview besonders inte-
ressant, wenn du es verstehst, zwischen den Zeilen zu lesen …
Und als Letztes haben wir mit Torben Sonntag, Deutschlandim-
porteur von Hot Sails Maui, einen Interviewpartner, der sich
mit seinen deutlichen
Wor ten und Meinungen
über unsere Landesgren-
zen hinaus einen streit-
baren Namen gemacht
hat. Uns gefällt es, wenn
jemand den Arsch in der
Hose hat, für kontroverse Standpunkte sein Gesicht in den
Wind zu halten. Man muss mit ihm nicht (immer) einer Mei-
nung sein, doch man kann ihm zumindest drei Dinge nicht
absprechen: Rückgrat, Mut, fern jeder Anonymität für seine
Meinungen einzustehen, und Gradlinigkeit. Fähnchen in den
Wind haltende „Experten“ gibt es in der Branche schon genug.
Wir hoffen, mit dieser Auswahl deinen Geschmack ge-
troffen zu haben, und freuen uns über Feedback aller
Art! Deshalb schreib uns gern deine Sicht der Dinge an
Auf einen windigen Sommer!
PS: Hast du es bemerkt? Auch die zweite Ausgabe des
Windsurfing Journals ist pünktlich erschienen! Ist das nicht
der Hammer?
interVieW-sPecial
uns GeFällt es,Wenn JeMand
den arsch in der hose hat, Für
kontroVerse standPunkte sein
Gesicht in denWind zu halten.
8 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
editorial
Vor zWei JahrenMachten sich zehn
World-cuP-ProFis und sechs ausGe-
Wählte internationaleWindsurFJour-
nalisten auF zur clubVentos beach
search tour, uM an der nordküste
brasiliens einen neuenWindsurFsPot
zu Finden (sieheWindsurFinG Journal
02-2008!). hunderte küstenkiloMeter
sPäter hatte die truPPe dann erFolG:
icaraizinhoWar die entdeckunG der
reise – ein neues, unberührtes stück
VoM Paradies. clubVentos-Jeri-cheF
Fabio nobre zÖGerte keine Minute. er
entschloss sich soFort, hier ein neues
center auFzubauen. ich hatte daMals
das Grosse Glück, einer der teilnehMer
zu sein. und als ich iM herbst 2009
erneut eine einladunGsMail Von Fabio
bekaM, zÖGerte ich natürlich keine
sekunde. einiGe auGenauFschläGe
sPäterWar ich dann endlichWieder
Vor ort: icaraizinho reVisited!
Text Alexander Lehmann© Fotos Richard Ström & Gary „Lord Lolo” Crossley
© Foto Gary Crossley10 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
travel brazil
11|WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
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n ikolaus 2009. Mit vielen gleichgesinnten Winterflüchtlingen sitze ich in Lissabon am
Flughafen und warte auf den Start der TAP-Maschine Richtung Fortaleza in Brasilien.
Dank drei sensationeller Schlaftabletten der Marke Tavor ist das Nächste, woran ich
mich erinnern kann, die Ansprache der sympathischen Stewardess mit der Bitte, meine Rückenleh-
ne wieder gerade zu stellen. „Sensationell“, denke ich mir. Mein Mund fühlt sich an wie die Wüs-
te Gobi, aber dass ich mal acht Stunden Schlaf am Stück hatte, ist auch schon einige Jahre her.
In Fortaleza angekommen bemerke ich, dass sowohl Gary „Lord Lolo“ Crossley, Managing
Editor von Boards UK, als auch Arnaud Dechamps, Cheftester vom PlanchMag, mit in mei-
ner Maschine waren. Unser Wiedersehen wird auf der vierstündigen Fahrt Richtung ange-
messen mit der einen oder anderen original brasilianischen Hülsenfrucht gefeiert.
Unser erster Weg führt uns nicht nach Icaraizinho, sondern zu dem Ort, wo sich das
„Dream-Team“ vor sechs Jahren zum ersten Mal traf: Jericoacoara. Der Fahrer bringt uns zur
stylishsten Unterkunft im Ort – der Pousada Jeriba. Direkt an der Wasserkante gelegen ist
diese Pousada das Hilton des ehemaligen Fischerdorfes. Mein Zimmerkollege hat das Bier
schon kaltgestellt. Mart „der Bieber“ Kuperij von Motion windsurf magazine aus Holland
und ich sind über unser Wiedersehen bei 30 Grad und Sonnenschein so froh, dass unsere
Zimmernachbarn uns morgens um fünf durch zartes Klopfen an der Wand bitten, uns nicht
ganz so doll zu freuen. Gelingt uns aber nicht.
es ist iMMerWieder der haMMer, Mit
Welcher konstanz derWindVor deM
MittaGWie die heisse luFt eines FÖns
einGeschaltetWird undMan sich keine
sorGen darüberMachenMuss,WoMÖG-
lich nicht auFsWasser zu koMMen.
Fahrer Ian Mouro © Foto Richard Ström
© Foto Gary Crossley
12 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
travel brazil
Der erste Tag steht unter dem Motto „Akklimatisierung“. Wir beginnen den Tag mit einem
leckeren Frühstück im offenen Restaurant der Pousada Jeriba direkt oberhalb des Strandes.
Falls du dich schon gefragt haben solltest, wieso Gary Crossley „Lord Lolo“ heißt: Das ist
seinem roten Ferrari-Acer-Laptop geschuldet, den er stolz beim Frühstück präsentiert und
der an Hässlichkeit kaum zu überbieten ist. Der Weg von Ferrari über Lolo Ferrari bis hin zu
Lord Lolo ist dann ein logischer. Zu unserer Truppe gesellt sich in diesem Jahr noch Stuart von
Windsurfing US, nachdem sich sein Kollege, unser ehemaliges Dream-Team-Mitglied Josh,
einer Brustoperation unterziehen musste. Ein Kilo frische Ananas, Papaya und Mango spä-
ter geht es mit einer drei Zentimeter dicken Schicht Sonnencreme endlich zum ersten Mal
aufs Wasser. Es ist immer wieder der Hammer, mit welcher Konstanz der Wind vor dem
Mittag wie die heiße Luft eines Föns eingeschaltet wird und man sich keine Sorgen darü-
ber machen muss, womöglich nicht aufs Wasser zu kom-
men. Einen Tipp können wir dir allerdings geben: Sorge
vor deinem Brasilienurlaub auf alle Fälle für ausreichend
Hornhaut in deinen Handflächen! Ob durchs Hantelstem-
men oder andere Tätigkeiten, auf die ich hier nicht ein-
gehen möchte. Aber eines ist sicher: Wenn man als Bü-
rohengst nach Wochen zum ersten Mal wieder in Jeri die
Wellen abreitet, kann man gar nicht so schnell gucken,
wie das warme, salzige Wasser einem die Hände auf-
weicht. Im schlimmsten Fall hast du bereits nach deinem
ersten Windsurftag offene Blasen. Die sehen nicht nur
Fahrer Andre Paskowski © Foto Gary Crossley
14 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
travel brazil
blöd aus, sondern tun auch noch verdammt weh. Das Kli-
ma sorgt dafür, dass die Wunden nicht trocknen und du
wirklich lange gut davon hast. Und dann helfen nur noch
Handschuhe. Solltest du also keine Hände wie ein Maurer
haben, empfehlen wir dir von Beginn an Handschuhe zu
tragen. Auch wenn das ein wenig gay aussieht, verlängert
es einfach mal deinen Spaß auf dem Wasser um Tage.
Nach einem „harten“ Arbeitstag als Windsurfjournalist treffen
wir uns zum gemeinsamen Abendessen im Restaurant Casa
da Dela in der Main Street wieder. ClubVentos-Chef Fabio
gibt das Programm der kommenden Tage bekannt: Windsur-
fen in Jeri und auf Lagunen, Quad Racing, Partys, die Fußball-
Revanche wegen der Schmach von
vor zwei Jahren gegen eine brasilia-
nische Nationalauswahl und natürlich
das eigentliche Reiseziel: Icaraizinho.
In Jeri selbst scheint sich seit meinem
letzten Besuch 2008 nicht allzu viel
geändert zu haben. Auch wenn mir erzählt wurde, dass es im
November noch recht voll auf dem Wasser war, können wir
uns Anfang Dezember über mangelnden Platz nicht beschwe-
ren. Das liegt sicherlich auch daran, dass vor der großen Düne
in der Bucht bei Hochwasser eine Lagune entsteht, wo alle
fanatischen Freestyler fahren, um die neuesten Moves zu ler-
nen. Der „Main Break“ direkt vor dem ClubVentos ist relativ
entspannt zu windsurfen. Bei Niedrigwasser ist die Bucht 300
Meter upwind auf alle Fälle eine Empfehlung. Dort brechen
die Wellen zwar chaotischer, aber deutlich höher. Die sandigen
Straßen des Dorfes sind noch genau wie früher, obwohl Fabio
erzählte, dass in der Regenzeit das halbe Dorf ins Meer gespült
wurde. Einige Restaurants waren nur noch über Leitern zu errei-
chen, so niedrig war der Boden der Straßen abgesackt. Hunder-
te Lkws mit Sand waren die Lösung, Jeri seinen ursprünglichen
und natürlichen Charakter zurückzugeben. Es hat funktioniert.
Am nächsten Morgen ziehe ich zum ersten Mal seit meiner Ankunft in Brasilien wieder
feste Schuhe an. Es geht auf Quads zu einer großen Lagune für eine Flachwassersession.
Mit dabei: der kanadische Freestylepro Phil Soltysiak sowie Andre Paskowski. Phil erzählt
uns, dass er im vergangenen Jahr genau diese Quad-Tour schon einmal gemacht hat, doch
ungefähr auf der Hälfte der Strecke von dem Tourführer vom Bike gezogen wurde und zu
Fuß nach Jeri zurücklaufen musste. Dem Guide hatte nicht gefallen, dass er immer seine
eigenen Wege aufmachte und ihm nicht folgte. Also halten wir uns anfangs noch an die
Aufforderung, gemeinsam in einem Konvoi zu fahren. Wir benehmen uns auch mehr oder
weniger vorbildlich, bis Fabio uns plötzlich rechts überholt. Für uns das willkommene Si-
gnal, mit der Formation zu brechen und richtig Gas zu geben! Links und rechts kreisen
wir in den Dünen, die Quads fahren bis zu 80 Stundenkilometer schnell, voller Wahn-
sinn! Der Motorradfahrer, der als Letzter dafür sorgen sollte, uns zusammenzuhalten, gibt
verzweifelt auf und irrt planlos durch die Gegend. Plötzlich kommt uns ein Jeep entge-
gen und man kann schon von
Weitem sehen, dass die Ge-
sichter im Wagen alles ande-
re als fröhlich wirken. Es sind
Naturranger, die sich um den
Schutz der Dünenlandschaften
kümmern, und so bekommt
unser Guide den Einlauf des Jahrhunderts. Mit einer allerletzten Verwarnung im Gepäck
dürfen wir unsere Reise fortsetzen und müssen nicht per pedes zurück Richtung Jeri.
Nach eineinhalb Stunden Fahrt kommen wir an der Lagune inmitten der Wüste an. Sie wirkt
wie ein grüner Klecks, irgendwo im Nirgendwo. Mit lauwarmem Wind geht’s auf Freeride-
material ins Wasser. Sogar Lord Lolo versucht sein Glück, nachdem er über zwei Jahre lang
mit einer kaputten Schulter außer Gefecht gesetzt war. Doch unser kleiner Kamikaze-Pilot
kennt nur eine Richtung: Downwind! Mit Fullspeed jagt er los und wir sind froh, ihn bei
seiner Ankunft am Ufer in Lee noch in Ameisengröße wahrzunehmen. Nach einer halben
Stunde merken wir: Da stimmt was nicht … Lord Lolo kommt einfach nicht mehr zurück. Also
muss jemand los, um ihn zu retten … Auf dem Motorrad unseres Aufpassers mache ich mich
daher an der Wasserkante entlang auf dem Weg, unsere kleine britische First Lady einzusam-
meln. Lord Lolo ist begeisterter Motorradfahrer (normalerweise im Beiwagen), also tauschen
wir einfach unser Equipment und kommen relativ zeitgleich am Ursprungsort wieder an. Das
war es leider mit Lord Lolos Windsurfaction in Brasilien für dieses Jahr. Seine Schulter ist wie-
der kaputt und er konzentriert sich für den Rest unsers Aufenthalts auf Tresensport.
Wir Fahren durch kleine, abGeschiedene
dÖrFer,Wodie zeit stehenGeblieben scheint.
Viele kids Freuen sich,Wenn sie uns hiGh
FiVesGeben kÖnnenoderWir ihnen zuWinken.
Pumperatzen Mart & Alexander © Foto Gary Crossley © Foto Gary Crossley
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Während Lord Lolos Ausflug uns gut eine Stunde in ihrem
Bann hält, ist Fabios Filmteam zwischenzeitlich damit be-
schäftigt, Mart und seine „Frau“ Arrianne Aukes für einen
neuen Promotionclip abzufilmen. Laut Fabio sind die beiden
das ideale europäische Paar, obwohl Arrianne nach einem
Monat Jeri mittlerweile ein breiteres Kreuz als Mart hat.
Dass sie Fabio überzeugen konnte, bei diesem Film mitzuwir-
ken, ist sicherlich auch auf die 25 Caipirinhas vom Vorabend
zurückzuführen. Ob die beiden sich über den Dreh hinaus
noch in den Dünen amüsierten, ist nicht exakt überliefert …
Der Tag vergeht wie im Fluge. Nachmittags zurück in Jeri
geht es erneut aufs Wasser, ehe wir uns frisch geduscht
im ClubVentos zu Happy Hour und Surfkino wiedertref-
fen. Am Abend sind wir zu Gast im Tamarindo, ein Res-
taurant im Zentrum von Jeri. Es hat seinen Namen dank
des großen gleichnamigen Baums im Garten. Das Tamarin-
do ist eine echte Empfehlung. Es ist meiner Meinung nach
das beste Restaurant in Jeri. Das liegt nicht nur am herz-
lichen Ambiente, sondern vor allem an seiner vielseitigen
und extrem leckeren Küche. Ob Fisch, Fleisch oder Pizza.
Es schmeckt wirklich alles außerordentlich gut. Das ein-
zige Problem: Man isst zu viel, denn man kann das gute
Essen einfach nicht stehen lassen. Zum Glück ist Arnaud
bei unserer Gruppe dabei und so wandert jeder Teller am
Ende vor seine Nase. Gerade heute ist es jedoch nicht
unwichtig, sich eine gute Grundlage zu schaffen. Denn es
ist Dienstag und das bedeutet: Pousada Mauricio Party!
Mauricio ist Italiener, mittlerweile jedoch als Local einzustu-
fen. Er hat mitten im Zentrum von Jeri eine Pousada, die mit
der Zeit zu einem zentralen Treffpunkt für viele Windsurfer
geworden ist. Die Party, die normalerweise jeden zweiten
Dienstag stattfindet, ist mittlerweile ein fester Programm-
punkt in Jeri. Dort treffen sich in entspannter Atmosphäre
alle Wassersportler des Ortes, um sich an einem der loka-
len Getränkewagen bis zum Morgengrauen diverse alkoho-
lische Getränke wie Caipirinhas, Caipiroskas, Capetas und
andere teuflische Mixturen in den Körper zu schrauben.
Die Party ist eine super Gelegenheit, um mit Menschen
unterschiedlichster Herkunft ins Gespräch zu kommen. Da
wir am nächsten Tag schon um sechs Uhr morgens mit
einer Buggy-Karawane Richtung Ica abfahren sollen, ma-
chen sich die meisten meiner Kollegen intelligenterweise
schon um ein Uhr nachts Richtung Horizontale auf. Nur
Mart und ich bleiben noch auf das eine oder andere Ge-
tränk. Immerhin fallen wir dann um halb sechs in unsere
Betten. Als eine halbe Stunde später der Wecker klingelt,
drückt Mart noch einmal dezent auf den Snooze-Button.
„ich bin der Festen überzeuGunG, dass eine lanG-
saMe und konstante entWicklunG der schlüssel
zur nachhaltiGkeit ist. es GibtWeltWeit unzähliGe
beisPiele Für reiseziele, die sich schnell zutouris-
tenattraktionen entWickelt haben, doch dann
irGendWann einGebrochen sind." Fabio nobre
© Foto Richard Ström16 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
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© Foto Gary Crossley
© Foto Richard Ström © Foto Richard Ström © Foto Richard Ström
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Um 06:15 Uhr ist es dann Fabio, der uns endgültig aus
dem Schlaf reißt. Wir packen mehr oder weniger geord-
net unsere sieben Sachen und werden mit dem einen
oder anderen vorwurfsvollen Blick der Mitfahrer an der
Buggy-Karawane willkommen geheißen. Trotz hartem Sitz
und lautem Motorengeräusch schafft es mein Körper,
sich noch eine weitere Stunde Schlaf zu holen. Ich wa-
che gegen 07:30 Uhr mit einem brasilianischen Boycat im
Schädel und dem Vorsatz, nie wieder in meinem Leben
Alkohol zu trinken, auf.
Nach zwei Stunden Fahrt halten wir an einer Art Schild-
kröten-Kindergarten inmitten der Dünenlandschaft. Hier
werden verletzte Schildkröten liebevoll wieder aufgepäp-
pelt und versorgt. Durch die Mangroven geht es dann
weiter Richtung Icaraizinho. Wir fahren durch kleine,
abgeschiedene Dörfer, wo die Zeit stehen geblieben
scheint. Viele Kids freuen sich, wenn sie uns High Fives
geben können oder wir ihnen zuwinken. Wir passieren auf
abenteuerlichen Flößen Buggy für Buggy mit Muskelkraft
diverse Flüsse, ehe wir das letzte Stück dann wieder am
endlos scheinenden Strandsand entlang auf Ica zufahren.
Die kleine Gemeinde von Icaraizinho wurde vor etwa
hundert Jahren gegründet. Bevor wir sie vor zwei Jah-
ren „entdeckten“, gab es hier so gut wie überhaupt kei-
nen Tourismus. Die lokale Gemeinschaft lebte von der
Fischerei und Kokospalmen. Icaraizinho hat die höchste
Dichte von Kokospalmen der ganzen Ceará-Küste. Sie bil-
den einen schöner Kontrast zu den üblichen Dünenland-
schaften. Das Dorf hat sich weder in den vergangen zwei
noch in den Jahrzehnten davor großartig verändert. Der
Tagesablauf der Einheimischen ist immer noch traditionell,
auf eine eher entspannte Art und Weise. Der innerdörf-
liche Transport wird per Ochs und Wagen organisiert.
Fahrer Philip Soltysiak © Foto Richard Ström 19|WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
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Fahrer Philip Soltysiak © Foto Richard Ström20 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
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Die Fischer sind noch auf ihren kleinen Nussschalen mit bunten Segeln auf dem Wasser.
Es ist lustig zu sehen, dass ihre Segel oft von Firmen aus der Region gesponsert werden.
Die deutlichste Änderung in Ica bemerkt man aber unausweichlich, wenn man aus dem Nor-
den kommend auf das Dörfchen zufährt. Am Ende der Bucht wurde ein riesiger Windpark
aufgebaut. Die Windmühlen befinden sich in Lee von der Surfstation und beeinträchtigen
den Spot damit überhaupt nicht. Es ist vielmehr absolut crazy zu sehen, wie hier, mitten
in der Wüste am Rande eines kleinen Fischerdörfchens, so eine Hightech-Anlage aufgebaut
werden konnte. Man muss sich an den Anblick schon ein bisschen gewöhnen. Allerdings ist
diese Form der Energiegewinnung alternativlos. Und ich gehöre nicht zu den Experten, die
zwar gegen Atom- und Kohlekraft wettern, auf der anderen Seite aber auch keine Wind-
kraftanlagen in ihrer Nachbarschaft haben wollen. Der Bau dieser Anlage ist auf alle Fälle
ein Indiz für die Windsicherheit des Spots.
Die ClubVentos Area hat sich glücklicherweise erstaunlich wenig verändert. Der Charme der
kleinen Appartementhäuser mit dem Pool und dem Restaurant im Zentrum der Anlage ist
bestehen geblieben. Hinzugekommen ist das Materialhäuschen, das liebevoll um Kokospal-
men herumgebaut wurde, sodass der eine oder andere Stamm direkt zwischen den Boards
und Riggs steht. Auch das Örtchen selbst hat zum Glück nichts von seinem ursprünglichen
Charme verloren. Fabio Nobre übt einen wichtigen Einfluss auf die wirtschaftlichen Aktivi-
täten vor Ort aus und hat da eine ganz eigene Philosophie: „Ich bin der festen Überzeugung,
dass eine langsame und konstante Entwicklung der Schlüssel zur Nachhaltigkeit ist. Es gibt
weltweit unzählige Beispiele für Reiseziele, die sich schnell zu Touristenattraktionen entwi-
ckelt haben, doch dann irgendwann eingebrochen sind. Jeder Verantwortliche muss sich täg-
lich die Frage stellen, ob sein Tun oder Lassen dafür sorgt, dass die Situation der ursprüng-
lichen Bevölkerung besser geworden ist. Wir haben mit der Entwicklung in Jeri bewiesen,
wie man sich zu einer beliebten Urlaubsregion mausern kann, ohne dabei die Einheimischen
auf der Strecke zu lassen. Beispielsweise haben im Jahr 1984 erlassene Baubeschränkungen
dafür gesorgt, dass die touristischen Änderungen nur noch
sehr langsam vonstattengehen konnten. Dadurch haben
die Einheimischen die Möglichkeit bekommen, ihre Rolle
oder vielleicht sogar ihre Bestimmung in Jeri zu finden. Sie
hatten die Chance, auf der Welle der Entwicklung mitzu-
surfen. Sie wurden nicht einfach weggespült, wie es an so
vielen anderen Destinationen weltweit passiert. Das lang-
same Tempo hat meiner Meinung nach also sehr positive
Auswirkungen auf Jericoacoara und nun auch auf Ica: Die
Erhaltung des ursprünglichen Charakters, der Kultur, Ar-
chitektur, sozialen Organisationen und der Ausbildung der
Menschen vor Ort sollte als eine Fallstudie zur Entwicklung
des Tourismus weltweit Anerkennung finden. Natürlich
könnte ich sofort ein Mega-Center an Stand von Ica bau-
en. Mit Hotelbetten in Massen, Restaurants und Shopping
Malls. Doch käme so eine Maßnahme auch wirklich den
Menschen vor Ort zugute? Ich denke nicht. Also setzen
wir hier lieber auf langsames, kontinuierliches Wachstum,
bei dem wir möglichst viele Menschen mitnehmen und
begeistern. Unser ultimatives Ziel für Ica ist, so wie in Jeri
eine Oase zu gründen, wo nicht nur Windsurfer, sondern
auch ihre Partner den Tag genießen können. Qualität statt
Quantität, es muss exklusiv sein: schöne Wohnungen, viel
Platz und eine gemütliche Atmosphäre.“
Auch der Spot ist nach wie vor fantastisch. Die Bucht von Ica-
raizinho wird von einem schützenden Riff umgeben, das flache
Wasser im Inneren ist perfekt für Freestyler und Anfänger.
kurzerhand beschliessenWir Journalisten in zusaMMenarbeitMit club-
Ventos cheF Fabio, aus der brasilianischenMeisterschaFt eineWohltä-
tiGkeitsVeranstaltunG zuMachen. es soll keine Preise Für die GeWinner,
sondern Für dieMenschen Geben, durch deren landWir täGlich Fahren.
© Foto Gary Crossley © Foto Gary Crossley
22 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
travel brazil
hätte stattfinden sollen, wurde in letzter Minute zu-
rückgezogen. Es gibt also plötzlich kein Preisgeld mehr
zu gewinnen, für das nicht wenige Fahrer einen teilwei-
se weiten Weg auf sich genommen haben. Kurzerhand
beschließen wir Journalisten in Zusammenarbeit mit
ClubVentos Chef Fabio, aus der Brasilianischen Meis-
terschaft eine Wohltätigkeitsveranstaltung zu machen.
Es soll keine Preise für die Gewinner, sondern für die
Menschen geben, durch deren Land wir täglich fahren.
Unser Plan sieht vor, für jede Eintragung in die Teilneh-
merliste zehn Fußbälle zu kaufen und diese dann auf
unserem Weg zurück nach Jeri in den kleinen Örtchen
an die Kids zu verteilen. Wir haben die fröhlichen Ge-
sichter der kleinen Jungen und Mädchen in den Mangro-
ven von der Herfahrt noch im Kopf und so entschließen
wir uns, ihnen ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk
zu machen. Auch wenn viele Windsurfer nicht glück-
lich über den Umstand sind, dass sie nun kein Preisgeld
mehr gewinnen können, tragen sich letztendlich knapp
30 Windsurfer in die Starterliste ein. Fabio hat nun also
bis zu unserer Rückfahrt nach Jeri 48 Stunden Zeit, um
300 Fußbälle zu organisieren, die von den Windsurfma-
gazinen und ClubVentos finanziert werden.
Nach einem sensationellen Abendessen an unserem letzten
Tag im Restaurant Hibisco, einen Steinwurf vom ClubVentos
entfernt, verabschieden wir uns am nächsten Morgen von
Icaraizinho und fahren vollgepackt mit knapp 300 Bällen auf
den Autodächern zurück durch die Mangroven nach Jeri.
Um den einheimischen Kids deutlich zu machen, dass es
sich um eine besondere Aktion handelt und sie nun nicht
täglich mit Geschenken von Touristen rechnen können, tra-
gen alle Windsurfprofis und Journalisten Weihnachtsmann-
mützen und ihr offizielles ClubVentos-Beach soccer-Trikot.
Bei 35 Grad im Schatten Weihnachtsgeschenke zu vertei-
len, ist eine ganz eigene Erfahrung. Wir schenken jedem
Kind am Straßenrand einen Ball und lassen gleiche meh-
rere Exemplare in den einzelnen Schulen an der Strecke.
Es ist im Grunde überflüssig zu erwähnen, mit welchem
Strahlen die Kids uns danken, als wir ihnen einen Ball
überreichen. Nachdem uns das Land sieben Tage voller
sensationeller Aktivitäten, Wind und Wellen beschert hat,
ist es ein gutes Gefühl, den Menschen vor Ort zumindest
ansatzweise etwas zurückgeben zu können. Und wenn in
einem Jahrzehnt die brasilianische Nationalmannschaft nur
noch aus Spielern aus der Region Jeri und Ica besteht,
dann weißt du ja, woran es liegt.
Zwischen Mittel- und Hochwasser generiert das Riff gelegentlich schöne kleine Wellen zum
Springen und Wellenreiten. Wenn eine schöne Welle läuft, macht die flache Strecke es auf
der Inside perfekt zum Springen. Der Wind ist so zuverlässig wie in Jeri, nonstop von Juli bis
Januar, mit dem einzigen Unterschied, dass in der Regel in Icaraizinho Segel mit einem halb-
en Quadratmeter mehr gefahren werden. Das bedeutet, dass für die meisten Windsurfer ein
5.3er-Segel perfekt ist. Für Anfänger ist die Form der Bucht ideal: Selbst wenn man die Höhe
nicht halten kann, wird man downwind immer in der Bucht wieder angespült.
Die Tage in Ica vergehen wie im Flug, obwohl oder weil man nie gehetzt wird, es nie eilig
hat und einfach so in den Tag hineinleben kann. Das entspannte Gefühl, nichts zu verpas-
sen, wenn man nicht in den Ort geht, ist insbesondere in den Abendstunden mehr als er-
holsam. Gerade dann, wenn man in Jeri nicht selten die Nacht zum Tag gemacht hat. Früh-
stück, Windsurfen, Mittagessen, Windsurfen, Hängematte, Abendessen, kühles Bierchen.
Die Fragen, warum man sich den nordeuropäischen Arbeitswahnsinn eigentlich antut, wer-
den nach solchen Tagen nicht leiser im Kopf.
Am dritten Tag steuern wir auf das Großereignis zu, auf das die Menschheit gewartet hat:
die Revanche. Nachdem wir vor zwei Jahren mit unserer Weltauswahl im Fußball unglück-
lich gegen das brasilianische Team verloren haben, schworen wir Rache – und nun ist der
Moment gekommen. Nach dem obligatorischen Teamfoto geht’s los. Obwohl wir gar nicht
schlecht spielen, steht es zur Halbzeit 0:3. Irgendwas läuft da schief … Die flexiblen Ca-
poeira-Männer sind immer einen Tick schneller als wir Wohlstandsbäuchleinträger und so
beginnt die zweite Halbzeit, wie die erste endete: 0:4. Doch plötzlich wendet sich das Blatt.
Nach dem 1:4 bricht die Selbstsicherheit der Brasilianer zusammen wie die griechischen
Staatsfinanzen. 2:4 – 3:4 – 4:4 – Abpfiff – Verlängerung. Die Brasilianer sind drauf und
dran, sich gegenseitig durch den Fleischwolf zu drehen, ehe sie mit einem Tor in Führung
gegen. Doch ihre Extase ist nur von kurzer Dauer. Wir gleichen aus und gehen eine Mi-
nute vor Ende der Partie sogar in Führung, wäre da nicht der Schiedsrichter gewesen, der
offensichtlich mit 75 Prozent der brasilianischen Mannschaft verwandt ist. Und so endet der
Skandal in einem Elfmeterschießen, in dem wir erschöpft untergehen. Brasilien siegt erneut
und im Nachhinein sind wir froh, ihnen anständig Paroli geboten zu haben und nun nicht
von den teilnehmenden Köchen durchs Abendessen vergiftet zu werden.
Um uns etwas von der lokalen Umgebung zu zeigen, hat Fabio am nächsten Tag eine Kanu-
fahrt durch die Mangroven organisiert. Nach einer kurzen Fahrt im Buggy erreichen wir die
Wasserstelle. Lord Lolos Schulter ist immer noch out of order und so nehme ich die kleine
britische Senfnudel unter meine Fittiche. Zur Halbzeit unseres Ausflugs legen wir eine Pause
in einer sehr kleinen und abgeschiedenen Gemeinde ein, wo wir zum Frühstücken mit loka-
len Früchten wie Mango, Guave und Banane eingeladen werden. Es schlägt uns eine warme
Herzlichkeit entgegen und es ist schön zu sehen, dass diese Leute auf einem kleinen Stück
Land inmitten von Mangroven zwar nur einige Kokospalmen, aber eben auch ein großes
Lächeln besitzen. Fabio erklärt uns, dass eine Kokospalme im Durchschnitt eine Kokosnuss
pro Tag abwirft und dass für diese im Schnitt circa 28 Cent gezahlt werden. Je mehr Palmen
also auf deinem Land stehen, umso reicher bist du.
Nachmittags zurück im Club sorgen die Freestyler für Aufregung. Das Sponsoring der Bra-
silianischen Freestyle-Meisterschaft in Icaraizinho, die extra während unseres Aufenthalts
24 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
travel brazil
Der „Place to be“ in Jericoacoara und Icaraizinho:
ClubVentos – www.clubventos.com. Insbesondere der ClubVentos
in Jeri ist vielleicht die sensationellste Windsurfstation der Welt.
Die entspannte Location in 1a-Lage mit tollem Ambiente bietet al-
les, was das Windsurferherz begehrt. Der Standort vom ClubVen-
tos in Ica hätte ebenfalls nicht besser sein können. Inmitten von
Palmen liegt das Center in erster Reihe direkt am Spot. Außerdem
bietet das Revier viel mehr Platz und so ist es nicht nur an Land,
sondern vor allem auch auf dem Wasser mehr als entspannt.
Wer dich fliegt:
Wir empfehlen dir die Airline TAP Portugal. Sie wurde am 14.
März 1945 gegründet und hat ihren Hauptsitz in Lissabon/Portu-
gal, was gleichzeitig als Drehkreuz für die Flüge in alle Welt dient.
Insgesamt fliegen 56 Airbusflugzeuge jährlich rund neun Millionen
Passagiere um den Globus. Ab Lissabon fliegt die TAP acht Ziele
in Brasilien nonstop an und das mehr als 60-mal die Woche (Belo
Horizonte: fünfmal wöchentlich, Brasília: siebenmal wöchentlich,
Fortaleza: siebenmal wöchentlich, Natal: fünfmal wöchentlich, Re-
cife: siebenmal wöchentlich, Rio de Janeiro: zwölfmal wöchentlich,
Salvador: siebenmal wöchentlich, Sao Paulo: zwölfmal wöchent-
lich). Vergangenes Jahr wurde TAP mit dem World Travel Award
als „weltweit führende Airline nach Südamerika 2009“ ausgezeich-
net. Täglich gehen mehr als 180 Flüge an 62 Ziele in über 30 Län-
der. Die Schwerpunkte liegen dabei auf Portugal (Festland, Inseln),
Nord-, Mittel- und Südamerika sowie Afrika. Zweimal täglich ge-
hen Flieger zwischen Hamburg oder München und Lissabon, von/
nach Frankfurt sogar dreimal. Der Zielflughafen für Jericoacoara
und Icaraizinho ist Fortaleza. Von dort aus nimmt man entweder
einen Hubschrauber oder einen 4x4-Truck. Ab 889 Euro für Hin-
und Rückflug inklusive aller Steuern bist du dabei. Mehr Informati-
onen bekommst du auf www.flytap.com.
Wo du buchen solltest:
Sowohl die Surf & Action Company als auch sun+fun Sportreisen
haben die beiden Destinationen im Programm: Buche entweder bei
der Surf & Action Company, Grünwalder Weg 28g, 82041 Ober-
haching, www.surf-action.com, [email protected], 089 6281670
oder bei sun+fun Sportreisen, Franz-Joseph-Str 43, 80801 München,
www.sportreisen.com, [email protected], 089 208076111.
Was wir dir empfehlen:
Buche die BEACH COMBO! Seitdem Ende 2007 aus der „ClubVen-
tos Beach Search Tour“ Icaraizinho als neuer Traumspot herauskam,
wurde vor Ort kontinuierlich die Station ausgebaut. Icaraizinho ist
ein ruhiges, entspanntes und niedliches Fischerdörfchen, wie man es
sich als Europäer vorstellt. Spätestens um 18 Uhr werden hier die
nicht vorhandenen Bordsteine hochgeklappt und Hund und Katze
sagen sich Gute Nacht! Damit bietet Icaraizinho ein hervorragendes
Kontrastprogramm zu Jeri, wo man eigentlich jeden Abend Party ma-
chen kann. Mit einem halbtäglichen Beach-Buggy-Trip entlang der
Küste erlebt man die Weite der Strände hautnah und nutzt so die
Fahrt zwischen beiden Orten eher als Adventure- denn als reinen
Reisetrip. Als kleinen Zwischenstopp empfehlen wir dir einen Besuch
der Sea Turtle Conservation Base von der Umweltschutzorganisation
TAMAR im Örtchen Almofala, direkt am Strand. Das Beste ist: Wenn
du dich beim ClubVentos in Jeri oder Ica einbuchst, kannst du jeder-
zeit zwischen beiden Standorten hin- und herswitchen.
InFokASTEn – So kommST Du An DIE BEIDEn TRAumSPoTS!
© Foto Gary Crossley
25|WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
travel brazil
Griechenland ist schon immer eines der besten Reiseziele für
Windsurf-Urlaube gewesen. In den 70er- und 80er-Jahren
reis ten Leute nach Griechenland, weil es traditionell, preiswert
sowie unverfälscht war und schon immer eine großartige Kü-
che zu bieten hatte. Innerhalb des letzten Jahrzehnts wurden,
zumindest an vielen beliebten Windsurfdestinationen, Mar-
kenzeichen wie der alte Mann mit dem Esel, der frische grie-
chische Salat und die ruhigen und makellosen Strände durch
große Hotels, vorbereitetes Essen und höhere Preise ersetzt.
Es wird immer schwieriger, einen Spot zu finden, der noch unberührt ist. Ein solcher Spot ist Ke-
ros Beach auf der Insel Limnos, der seit mehr als 15 Jahren ein gut gehütetes Geheimnis ist. Das
„Geheimnis“ wurde 2007 gelüftet, als Rick und Giannis, zwei lokale Windsurfer, ihre neue Station
„Surf Club Keros” direkt am Strand von Keros öffneten. „Keros Beach wird nie durch den Mas-
sentourismus zerstört werden, weil es zu einem geschützten Ökosystem gehört und niemand am
Strand bauen darf. Sogar unsere gesamte Station ist auf Rädern und am Ende jeder Saison ziehen
wir sie vom Strand runter“, sagt Giannis zu den Besonderheiten des Spots.
Limnos gehört zu den nordöstlichen Ägäischen Inseln. Gemäß der griechischen Mythologie ist Lim-
nos die Insel von Hephästus, dem Gott des Feuers – was man auf die vulkanischen Felsformationen
der Insel beziehen kann. Limnos wurde auch „Anemoessa“ genannt: „Insel des Windes“ – weil sie
geografisch dort liegt, wo der Meltemi-Wind beginnt. Inmitten seiner vulkanischen Felsenformati-
onen hat Limnos große landwirtschaftliche Gebiete, infolgedessen ist die Insel schon um Ostern he-
rum völlig grün und wandelt sich während der Sommerzeit ins Goldene. Wenn man noch die tradi-
tionellen Steinhäuser und Windmühlen, die gelegentlich anzutreffende Oma mit Esel und die mehr
als 100 atemberaubenden Strände der Insel hinzufügt, ergibt sich die einzigartige Mischungen von
Limnos gefälliger und ausgereifter Landschaft. Die Insel ist für nur 17.000 Einwohner relativ groß.
Daher kannst du durchaus völlig allein am Strand sein oder eine Stunde lang eine Schotterstraße
entlangfahren, ohne jemanden zu treffen. Wenn du nach Frieden und Ruhe suchst, etwas erfor-
schen möchtest und den unverfälschten traditionellen griechischen Lebensstil miterleben willst,
dann ist Limnos das perfekte Reiseziel!
26
advertorial
surFclubkerosliMnos
Geschichte
Auf der Insel gibt es viele historische Sehenswürdigkeiten zu bewundern. Die wahrscheinlich
bedeutendste ist die vorgeschichtliche Siedlung von Poliochni. Diese prähistorische Stadt wur-
de vor 5000 Jahre gegründet wurde und soll die Wiege der Demokratie sein.
derWind
Limnos ist kein Starkwind-Reiseziel. Wenn du auf dein 4.0er-Segel bestehst, dann versuchst du
es wahrscheinlich besser auf Karpathos oder Kreta. Der Meltemi bläst hier für gewöhnlich mit
vier bis sechs, an manchen Tagen mit sieben Windstärken.
WindsurFen
Das normalerweise am besten geeignete Material ist die Kombination aus 4.7- bis 5.7-Qua-
dratmeter-Segeln und 85- bis 95-Liter-Boards. Ein absolutes Freeride-Paradies, ideal für durch-
schnittlich gute Windsurfer und auch für Familienurlaube. Die gemäßigten Windbedingungen
und der sandige, seichte Strand machen Keros zum perfekten Ort, um erste Wasserstarts und
Jibes zu erlernen oder einfach im türkisen Wasser zu freeriden. Der flache Bereich auf der
Nordseite des Strands ist für Freestyle und Slalom super geeignet, und wenn du Wellen magst,
ist die Südseite an windigen Tagen durchaus empfehlenswert. Keros Beach ist auch einer der
besten Orte in Europa, um das Kitesurfen zu lernen – nur für den Fall, dass du schon immer mal
mit dem Gedanken gespielt hast.
anreiseundunterkunFt
Es gibt einen modernen kleinen Flughafen auf Limnos (LXS), der von Athen und Thessaloniki
(SKG) aus angeflogen wird. Außerdem gibt es auch Fährverbindungen mit beiden Städten. Wenn
du planst, mit dem Auto zu fahren: Die Straße zwischen dem Igoumenitsa-Hafen und Thessa-
loniki oder Kavala wurde in den letzten Jahren ausgebaut, es ist mittlerweile eine dreispurige
Schnellstraße, die keine Gebühren kostet. Auf der Website des Surf Club Keros gibt es viele In-
formationen rund um Keros und die Jungs und Mädels helfen dir gern bei der Unterbringung und
hinsichtlich einer Autoanmietung. Klick doch einfach mal rein: www.surfclubkeros.gr
event
Der Vodafone Ocean Jump zur Kieler Woche feiert in die-
sem Jahr bereits seinen fünften Geburtstag! Von Jahr zu Jahr
konnten sich bislang die Aktiven unglaublich steigern und
so rechnen wir auch 2010 wieder mit einigen Sensationen,
wenn sich die Biker vom Liegefahrradfahrer-Magazin Peda-
liéro mit dem Windsurf-Team vom einmaligen Windsurfing
Journal duellieren. Und spätestens zu den Nightshows bleibt
dann wieder kein Auge (und keine Kehle) trocken. Das größte
Funsportspektakel Deutschlands, das direkt im Zentrum einer
Landeshauptstadt ausgetragen wird, darfst du dir auf keinen
Fall entgehen lassen! Also streich dir die Termine rot in deinem
Kalender an und sei dabei!
Nachdem aus dem Ocean Jump 2009 zum ersten Mal offiziell
eine Weltmeisterschaft wurde, geht es in diesem Jahr für die
Windsurfer darum, ihren Titel zu verteidigen und die Damen
mit den rasierten Beinen erneut auf die hinteren Plätze zu ver-
weisen. Sanktioniert durch den Weltverband OCWC (Ocean
Jump World Council) rechnet der Generalsekretär Klaus Hin-
terzarten wieder mit einem harten, aber fairen Wettkampf:
„Im letzten Jahr haben die Fahrer wirklich alles gegeben und
man muss einfach festhalten, dass es das Windsurfing Jour-
nal geschafft hat, die weit besseren Profis zum Event einzu-
laden. Die Sawitzki-Bros vom Pedaliéro Mountainbike Mag
haben sich in diesem Jahr hoffentlich etwas mehr Mühe ge-
geben, auch wenn es nicht leicht sein dürfte, die Windsurfer
zu schlagen. Sie sind einfach viel unerschrockener, mutiger
und schöner als Fahrradfahrer, das muss ich auch als offizi-
elles Mitglied des Weltverbandes einfach mal so anerken-
nen. Vielleicht kann ja dieser Event ein wenig dazu beitragen,
dass Windsurfen in der öffentlichen, breiten Wahrnehmung
wieder als das angesehen wird, was es ist: die Mutter, der Va-
ter und der Schwippschwager aller Funsportarten und dazu
sicherlich noch bis heute unerreicht der coolste!“
In der Tat war das Fahrerfeld der Biker im letzten Jahr inhomo-
gen, um das mal vorsichtig auszudrücken. Lässt man die Buch-
stabenkombinationen „in“ und „gen“ aus dem Fremdwort raus,
trifft die Beschreibung noch besser zu. Nur Marcel Profittlich
war in der Lage, den Windsurfern Paroli zu bieten, und landete
mit einer Bronzemedaille auf dem dritten Platz. Der amtieren-
de Weltmeister aus dem Windsurflager, Alexander Lehmann,
ist trotzdem siegesgewiss: „Nach dem letzten Jahr fällt es mir
schwer, die Biker ernst zu nehmen. Zugegeben, auch im Re-
daktionsalltag im Verlagsoffice sind die Kollegen eher eine
soziale Randgruppe, mit der keiner was zu tun haben möch-
te. Neulich wollte einer von den Experten kiten gehen, was
schon allein nicht kommentierungswürdig ist, hat dann aber
nach drei Stunden Dauerpumpen gemerkt, dass man nicht seine Luftpumpe vom Dreirad nutzen
kann. Muss man dazu noch was sagen? Im Grunde war der Weltmeisterschaftskampf ein reines
Windsurfduell zwischen Flo Jung und mir. Aber so als kleine Randattraktion sind die Biker ja auch
ganz nett dabei zu haben!“ Harte Töne vom Chef, doch nach dem letzten Jahr nicht ganz unbe-
gründet. „Wir haben dieses Mal extra wasserfeste Pampers am Start! Ich habe gehört, Pedaliéro-
Chefredakteur Ange Sawitzki trägt die vorsichtshalber schon heute!“
Hinsichtlich der Rampenkonstruktion soll es in diesem Jahr noch krasser werden. Dazu der Event-
chef Tim Jacobsen: „Wir werden extra für die Windskater oben auf der Rampe einen zusätzlich
Roll-in bauen, der noch einmal einen Meter über das eigentliche Plateau hinausgeht. Wahlweise
kann dann also mit noch mehr Speed über den eineinhalb Meter hohen Kicker gesprungen wer-
den. Der Höhenunterschied von der Wasserkante bis zum höchsten Anfahrtspunkt vergrößert
sich auf unglaubliche neun Meter. Die Oberkante des Absprungkickers wird auch in diesem Jahr
wieder knapp fünf Meter über dem Meeresspiegel liegen. Diese extremen Dimensionen sind in
der Funsportwelt bis heute unerreicht.“
Man munkelt, dass sich die Organisatoren in diesem Jahr sowohl für die Fahrer als auch für die
Zuschauer wieder das eine oder andere Schmankerl ausgedacht haben. Neben tollen Antrittsprä-
mien für die Fahrer werden sicherlich auch die Promotionaktionen der Hauptsponsoren vor Ort für
tumultähnliche Zustände sorgen!
Neu sind in diesem Jahr auch die beiden Aftershowpartys, jeweils an beiden Samstagen des
Events. In der Eggerstedtstraße, zur Kieler Woche auch besser bekannt als „Center Court“, geht
es ab 24:00 Uhr im „Club ohne Namen“ (rechts von der ehemaligen Sportsbar) so richtig zur
Sache. In exklusivem Rahmen mit begrenztem Einlass kannst du dort mit den Aktiven und den
VIPs der Szene den Tag standesgemäß zu DJ Moisis Musik vom Plattenteller (aka „der Windsurf-
Kugelblitz“) ausklingeln lassen.
Und lieber Leute aufgepasst! Wenn du den Bikern ebenfalls in den Hintern treten möchtest: Wir
verlosen zwei Wildcards zu diesem einmaligen Spektakel! Wenn du also als Windsurfer bei dem
Event dabei sein möchtest, schicke uns eine kurze Bewerbung mit Bildern und/oder Videos an
Text Jonas Wagner
VodaFoneoceanJuMPWeltmeisterschaft2010
ProGraMM
Freitag, 18.06.2010, ab 17:00 uhr Freies Training für alle Fahrer
Samstag, 19.06.2010, 15:00 bis 19:00 uhr Qualifikationsläufe zur WeltmeisterschaftSamstag, 19.06.2010, 22:00 bis 24:00 uhr Bekanntgabe der Top-20-Fahrer fürs Finale.Im Anschluss: Die ultimative Nightshow mit Feuerwerk, Flammen und Co. Samstag, 19.06.2010, ab 24:00 uhr Aftershowparty mit allen Fahrern und VIPs in derEggerstedtstraße im „Club ohne Namen“ (neben der ehemaligen Sportsbar).
Sonntag, 20.06.2010, 15:00 bis 19:00 uhr Weltmeisterschaft der Top-20-FahrerSonntag, 20.06.2010, 22:00 bis 24:00 uhr Siegerehrung und die ultimative Nightshowmit Feuerwerk,Flammen und Co.
Samstag, 26.06.2010, 15:00 bis 19:00 uhr Best Trick ContestSamstag, 26.06.2010, 22:00 bis 24:00 uhr Siegerehrung Best Trick Contest und die ultimativeAbschluss-Nightshow des Vodafone Ocean Jumps 2010 mit jeder Menge Überraschungen!Samstag, 26.06.2010, ab 24:00 uhr Aftershowparty mit allen Fahrern und VIPs in derEggerstedtstraß im „Club ohne Namen“ (neben der ehemaligen Sportsbar).
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schlimme Mittelohrentzündungen wie die unserer Lek-
torin drohen und man dann den ganzen Tag mit einer
Pudelmütze im Büro sitzen muss. Spartan Wetsuits – die
Marke, der unter anderem Fahrer wie Josh Angulo und
Anders Bringdal ihre Astralkörper anvertrauen – hat
dafür genau das Richtige im Angebot. Im Programm
befinden sich neben Fünf-Finger-Handschuhen und
halb offenen Fäustlingen auch Hoods mit Lycra-Nacken
und Hauben, die mit einem Schirm ausgestattet sind
und dadurch besonders guten Schutz bieten sollen.
Mehr Infos: +49 40 50 69 85 12, [email protected],
www.spartanwetsuits.com
ION HybrId TecHNOlOgy bOardsHOrTs
„(K)NIgHT rIder“
3 Wer kennt ihn nicht? Michael Knight und sein
Hightech-Auto K.I.T.T. Ion präsentiert jetzt die
neuste Erfindung der „Foundation für Recht und Ver-
fassung“. Die Hybrid-Boardshorts ist eine komplette
Neuentwicklung. Sie ist im Baggystyle („Arsch-zwischen-
den-Knien-Schnitt“) designt und das Material sieht aus
wie das einer normalen, robusten Shorts. Gleichzei-
tig soll sie sich aber auch perfekt für Action auf dem
Wasser eignen und durch ihren weiten Schnitt sämtli-
sparTaN WeTsuITs ZubeHör
2Einzelne Tage sind zwar schon durchaus sommer-
lich, jedoch lassen die wirklich warmen Zeiten noch
etwas auf sich warten. Vor allem der eisige Wind auf
dem Wasser hat es in sich. Wir empfehlen jedem, sich
auf dem Wasser ausreichend zu schützen, da ansonsten
exOceT cruIser
1 Der neue Exocet Cruiser wurde für den Freizeit- und Ein-
steigerbereich entwickelt. Alle Modelle des Cruiser haben
ein weiches, familienfreundliches EVA-Deck. Das Board gibt
es in fünf Größen von 100 bis 220 Liter. Die Cruiser M (175
Liter) und L (205 Liter) verfügen über ein Klappschwert und
sollen dadurch auch zum Schulen geeignet sein. Der etwas
kleinere Cruiser KIDS (118 Liter) ist als Kinderbrett konzi-
piert. Er soll kompakt, gut manövrierbar und einfach zu sur-
fen sein. Der Cruiser Match (220 Liter) kombiniert die Eigen-
schaften von Schulungsbrettern und modernen Longboards.
Der Match soll stabil im Wasser liegen, schnell angleiten und
sich dank der runden Rails leicht halsen lassen. Ein echtes
Allround-Brett also. Alle Cruiser-Modelle sind in der stabilen
ASA-Bauweise gefertigt. Sie kosten zwischen 899 und 1.099
Euro. Mehr Infos: +49 4349 91 57 63, [email protected],
www.exocet-original.com
selecT easy rIder
4 Die Freeridefinne Easy Rider von Select soll Windsurf-
aufsteigern das Fahren erleichtern. Erhält die Finne zu
viel Druck auf den hintern Fuß, soll der Fahrer nicht gleich
mit radikalen Spinouts bestraft werden, sondern schnell
wieder seine Spur finden. Die Finne soll ebenfalls schnell
angleiten und die leicht gebogene Outline für gute Manö-
vereigenschaften sorgen. Hergestellt wird die Easy Rider wie
auch alle anderen Select-Finnen durch Auflegen einzelner
Kohle-Lagen auf einen Kern, die unter einem Druck von
drei Tonnen miteinander verbunden werden. Diese weltweit
einzigartige Fertigungsweise ermöglichen es, den Flex der
Finnen individuell einzustellen, und soll für hohe Festigkeit
sorgen. Die Finne ist in den Größen 40, 42, 44, 46, 48, 50
und 52 Zentimeter mit den Systemen Power-Box, Tuttle-Box,
Deep-Tuttle-Box und Trimm-Box erhältlich. Die Preise liegen
zwischen 105 und 115 Euro. Mehr Infos: +49 4349 91 57
63, [email protected], www.exocet-original.com
3
21
che Moves ermöglichen. Durch die Hybrid-Technologie
trocknet die Shorts unglaublich schnell und man kann
ohne Umziehen direkt vom Wasser aus weiterspazieren.
Mehr Infos: +49 89 66 65 50, [email protected],
www.ion-essentials.com
4
news+news+news
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5
TecNO lImITs eslIm uNd myTO
5 Tecno Limits präsentiert seinen neuen RDM-Mast mit
55 Prozent Carbon. Der Mast soll trotz seines geringen
Carbon-Anteils relativ leicht sein und zu den unterschied-
lichsten Segeln passen. Dies wurde an Segeln verschiedener
Hersteller getestet. Wer also nicht ganz so viel Geld ausge-
ben, aber dennoch auf Qualität nicht verzichten möchte, hat
mit dem ESlim eine echte Alternative. Die Preise beginnen
bei 199 Euro für einen 370-Zentimeter-Mast. Ebenfalls neu
ist die Gabel Tecno Limits Myto Revolution Mono. Sie ist
jetzt aus einem Stück gefertigt und leichter als ihr Vorgän-
ger. Das „Twister“-Kopfstück, das Endstück und der Verstell-
mechanismus blieben unverändert. Beide Produkte sind bei
allen Tecno-Limits-Händlern erhältlich. Mehr Infos: +49 431
15501, [email protected], www.tecnolimits.de
7
6O’NeIll WINdfreaK
6 Der Windfreak ist ähnlich aufgebaut wie der er-
folgreiche Wellenreitanzug Psychofreak aus dem
Hause O’Neill, verfügt aber über einen größeren Glatt-
hautbereich auf der Brust und an den Beinen und ist so-
mit ideal für Windsurfer. Hinsichtlich der Features lässt
er keine Wünsche offen: Er hat eine XDS Air Firewall,
Krypto-Kniepads, das patentierte ZEN-ZIP-Reisverschluss-
System, nahtfreie Bewegungszonen, eine Schlüsseltasche
und vieles mehr. Er ist in der Stärke 4.5/3.5 Millimeter
für 400 Euro zu haben. Mehr Infos: +49-8152-988 779,
[email protected], www.oneill.com.
amex bOOm
7 Die Amex Carbon 100 vereint maximale Steifigkeit
mit Robustheit und Komfort. Je nach Modell hat
sie einen Verstellbereich von 40 bis 60 Zentimeter. Sie
besteht aus einem 100 Prozent Monocoque-Prepeg-
Carbonrohr und ist dadurch bei geringem Gewicht
sehr steif. Gelochter Grip auf der Innenseite der Hol-
me sorgt für besseren Komfort. Dank des axial drehba-
ren Frontstücks kann man die Gabel spielend auf jede
gewünschte Höhe anpassen. Das Double-Pull-Pin-Ver-
stellsystem hat eine Längenbeschriftung zur einfachen
Handhabung. Für 529 Euro kann das Teil dir gehören!
Mehr Infos: +49-8152-988 779, [email protected],
www.intenics.de
TusHINgHam lIgHTNINg
8 Das Lightning ist Tushinghams Slalomsegel, mit dem
auch Nicht-World-Cup-Fahrer so richtig Gas geben kön-
nen. Da es lediglich zwei Camber hat, soll es sehr benutzer-
freundlich und nicht so hart und ruppig sein wie ein reines
Racesegel. Auch in Halsen soll es kontrollierbarer sein. Die
Segelrange reicht von 5.3 bis 9.4 Quadratmeter. Die beiden
kleineren Größen sind für Bedingungen mit hartem, rauen
Kabbelwasser konzipiert. Alle Segel sollen sich durch eine
unglaublich große Trimmrange auszeichnen und dadurch vor
allem in böigen Bedingungen punkten. Mehr Infos: Tel.: +31
50 3110845, [email protected], www.tushingham.com
gaasTra IQ
1 0 Das Gaastra IQ ist das neue Signature-Segel von
Thomas Traversa, dem verrückten Franzosen, der
in der Welle für seinen No-Fear-Fahrstil bekannt ist. Das
Segel ist eine komplette Neuentwicklung und in der Gaastra-
Segelrange als superleichtes Wavesegel positioniert.
Gaastra betont, dass man mit dem IQ immer eine Größe
kleiner fahren kann als mit anderen Wavesegeln. In den
Größen 3.6 bis 5.0 Quadratmeter hat das Segel lediglich
vier Latten, und bis zur Größe 4.7 lässt sich das Segel
mit einem 370-Zentimeter-Mast fahren. Das Segel soll
ein unglaubliches Handling haben und jedem die wahn-
sinnig vertweakten Moves von Thomas Traversa ermögli-
chen. Jetzt liegt es also nur noch an deiner Performance
und nicht mehr an der deines Segels! Das IQ ist in zehn
verschiedenen Größen von 3.6 bis 6.6 Quadratmeter er-
hältlich. Die Preise liegen zwischen 549 und 679 Euro.
Mehr Infos: Tel.: +49 2234 93 34 00, [email protected],
www.gaastra.com
sTeHsegelrevue T-sHIrTs
9 Provokant und stylish – das sind die Shirts von
Stehsegelrevue.com. Die Jungs haben 2010 wieder neue
Shirts im Angebot: Das „Windsklaven“-Shirt für alle, die sich
gern Fesseln anlegen lassen, das „Wind bläst umsonst“-Shirt
für die, die ihre Vorlieben auf der Brust vor sich her tragen,
das „Sturmwarnung“-Shirt für alle, die ihre Freunde schon am
Tag vor dem Sturm drauf aufmerksam machen wollen. Das
„Kiter haben kurze Finnen“-Shirt spricht uns aus der Seele! Alle
Shirts sind jetzt im Onlineshop der Kollegen erhältlich. Mehr
Infos: Tel.: +49 89 69 38 15 68, [email protected],
www.stehsegelrevue.com
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surf & acTION cOmpaNy
1 2 Die Surf & Action Company hat eine neue Homepage. Auf die-
ser sind alle Bewertungen der Kunden zu den Surfstationen hin-
terlegt und man erhält einen Eindruck von seinem Reiseziel. Unterstützt
werden die Bewertungen darüber hinaus durch Videos der einzelnen
Spots. Ebenfalls gibt es eine Blog-Funktion für Reviertipps. Tagesaktuelle
Angebote für die verschiedensten Ziele und Preisklassen runden den Ser-
vice ab. Dabei wird viel Wert auf Windsicherheit gelegt und es werden
keine Flauten-Schnäppchen angeboten. Für alle, die nicht so genau wis-
sen, wo sie hinfahren sollen, gibt es den Revierfinder. Bei dieser Funktion
müssen lediglich das Fahrkönnen und die Reisezeit eingeben werden und
der Revierfinder empfiehlt einem die besten Spots. Wer bei seiner nächs-
ten Reiseplanung noch nicht ganz sicher ist, sollte also einen Blick auf
die Seite werfen. Mehr Infos: +49 89 62 81 67 23, [email protected],
www.surf-action.de
NOrTH saIls x.Over aIr
1 1 Das X.Over Air ist ein All-in-one-Trapez aus dem Hause North
Sails. Es ist für die Windsurfer geschaffen, die zum einen gern
mit großen Lappen zum Heizen aufs Wasser gehen, anderenfalls aber
auch Lust auf eine gepflegte Wavesession haben. Grundsätzlich ist das
X.Over Air baugleich mit dem Wavetrapez Cross. Der Unterschied ist
jedoch, dass das X.Over Air sich im Handumdrehen für den Raceeinsatz
umwandeln lässt. Dafür muss nur das optionale Sitzteil montiert werden
und schon kann man mit tiefer Sitzposition so richtig Gas geben. Durch
den Contour-Airbag passt sich das Trapez sowohl an einen Waschbrett-
als auch einen Waschbärbauch an. Durch die „Comfort.Cutouts“ und zwei
3D-modellierte „Side.Patches“ ist das Trapez an den wichtigen Stellen
weich und geschmeidig, gleichzeitig wird ein Hochrutschen unterbun-
den. Mehr Infos: Tel.: +49 89 66 65 50, [email protected],
www.north-windsurf.com
„Es ist Surfworldcup und alle gehen hin!“ – trifft es wohl auch in
diesem Jahr wieder am besten. Der verschlafene Ort Podersdorf
am Neusiedler See, der erst vor ein paar Wochen aus dem Win-
terschlaf erwacht ist, war nicht wiederzuerkennen. Allein am
ersten Wochenende pilgerten fast 50.000 an den Strand eines
der wenigen Steppenseen Europas, darunter auch 46 PWA-
Freestyler, die sich um 30.000 Euro Preisgeld matchen wollten.
Trotz der Flaute der ersten Tage gelang es dem Veranstalter
dank einer guten Mischung aus Massenveranstaltung und
Surfopening, bei dem ein Großteil der Branche und der ös-
terreichischen Surfshops vertreten war, für jeden Besucher
etwas anbieten zu können.
Waren vor wenigen Jahren an windlosen Tagen für die Fahrer
während eines Events eher Biertrinken und Sonnenbaden an-
gesagt, gab es dieses Mal für die Freestyler jede Menge zu tun.
Jet-Ski und Motorboot sei Dank zeigten einige der Fahrer vor
Tausenden Begeisterten, was Freestyle-Windsurfen ist. Bei null
Wind wurde über die Schanze geloopt, im Flachwasser zeigten
einige Fahrer, allen voran Steven van Broeckhoven, die neues-
ten Tricks. Außerdem waren nahezu alle Windsurfmarken am
Strand mit eigenen Zelten vertreten, um neue Produkte vorzu-
stellen, Videos zu zeigen und die Fahrer zu präsentieren.
Schade nur, dass viele der Windsurfprofis lieber in der Riders
Lounge vor dem Rechner sitzend auf Seiten wie Facebook
und YouPorn oder mit Skypen ihre Zeit totschlugen, als sich
der breiten Masse zu präsentieren. 80 Prozent der Fahrer
waren während der sechs Tage weitestgehend unsichtbar.
Dem gegenüber machen Routiniers wie Andre Paskowski,
Tonky und Taty oder Nicolas Akgazcian – aber auch einige
junge Fahrer, die langsam anfangen, zu verstehen, dass nur
aktive Medienarbeit und Präsenz am Strand sie zu professio-
nellen Windsurfern werden lässt – einen richtig guten Job.
Klarerweise liegt dieses Problem auch in der Schnelllebigkeit der Disziplin. Ständig tauchen
neue, junge Talente auf, die noch nicht einmal einen Führerschein haben. Es ist schön zu se-
hen, dass vor allem EFPT-Racedirektor Tom Hartmann den „Neuen“ an Beispielen wie Raimondo
Gasperini und Andy Chambers immer wieder erklärt, worauf es als angehender Windsurfprofi
neben der sportlichen Seite ankommt.
Nach Tagen des Wartens wurden die feucht-fröhlichen Windopfer auf den genialen World-Cup-
Partys am letzten Eventtag doch noch belohnt. Das Skippersmeeting um 5:00 Uhr früh hätte
keine Minute später beginnen dürfen, pünktlich nach dem Finale der Single-Elimination verab-
schiedeten sich die 15 Knoten auch schon wieder. Viele Europäer surften in die Top10, doch Taty
Frans war auch von Steven van Broeckhoven nicht aufzuhalten. Platz drei ging an Gollito, Platz
vier sicherte sich Kiri Thode.
Die Saison verspricht spannend zu werden, viele neue Moves und viele junge Gesichter machen
einen Weltmeister-Tipp schwierig ... Wobei es da einen sehr entspannten Belgier gibt, der am
liebesten „FULL POWER“ sagt, vor dem sich alle fürchten ...
unserMann in Österreich:
ManuelGraFenauer
30.aPril–3.Mai2010
PWasurFWorldcuP
PodersdorFText Manuel Grafenauer © Fotos PWA/John Carter
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österreichnews
GaininGGrounds–WaysoFMoVinGonIm letzten Windsurfing Journal haben wir euch ja das DVD-Projekt „Gaining Grounds“ unseres
Österreich-Redakteurs Manuel Grafenauer vorgestellt. In den letzten Wochen hat sich viel getan
und die Jungs stecken mitten in den Dreharbeiten der ersten beiden Parts.
Hinter so einem Film in DVD-Qualität und -Länge steckt aber viel mehr Arbeit, als das reine Drücken
des „Record“-Knopfs an der Kamera. Suchen nach passender Musik, Koordination von einzelnen
Parts, Buchungen von Flügen und Hotelzimmern, Auswahl des nötigen Kameraequipments und das
Warten auf die richtigen Windbedingungen machen ein solches Projekt schnell zu einem Fulltime-Job.
Damit die Kosten der Produktion einigermaßen gedeckt werden können, braucht man Sponsoren.
Das Konzept von „Gaining Grounds“ scheint zu gefallen, denn nun sind neben Fanatic, North
Sails, Naish, ION, Hangloose.at und U4 auch RRD, windsurftravel.net und der österreichische
Fernsehsender ATV mit an Bord. Speziell Letzterer wird dazu beitragen, den Film im großen Stil
zu promoten, und den Produzenten dank einer großen Auswahl an Filmequipment neue Perspek-
tiven eröffnen. Nähere Infos unter www.gaininggrounds.com
moving and moving on ...
neuersurFshoPinkärntenKärntens erster und einziger Windsurf-, Kite- und Trendsportshop öffnet seine
Türen! Direkt am Wörthersee hat sich Thomas Buchacher den Traum vom eige-
nen Surfshop, den Herman Gschwendtner managen wird, erfüllt. Auf 140 Qua-
dratmeter finden Surfer und Kiter neuestes Equipment von Fanatic, F2, Simmer,
Challenger, Starboard, F-One, Core, North Kite sowie Beach- und Streetwear
von Maloja, F2, Haiopaii, Rusty, Element, Ion, Tinana und Mystic. Vom 2. bis 3.
Juli wird das Wind and Waves Surf Festival im Bad Stich in Krumpendorf über
die Bühne gehen. Mehr Infos: www.wind-and-waves.eu, Store: Hauptstraße
131, 9201 Krumpendorf am Wörthersee, [email protected]
„Fanatic/northsails“-testcenterundFahrtechnikseMinareaMneusiedlerseeAb Anfang Juni wird es bei der Surfschule Peisser an Nordstrand in Po-
dersdorf ein „Fanatic/North Sails“-Testcenter geben. Viele aktuelle Boards
und Segel können dort ausprobiert werden. Außerdem werden die öster-
reichischen Teamfahrer um Chris Sammer, Max Matissek und Hias Höller
an mehreren Juniwochenenden auf Stand-by-Basis Loop-, Freestyle- und
Halsenseminare anbieten. Nähere Infos und Anmeldung zu einer der
Schulungen unter [email protected] oder auf der Facebook-Seite
„Fanatic Austria“.
österreichnews
Hallo Windsurfing Journal! Eure Artikel sind ja wirklich interes-
sant, aber mir fehlen noch interessante Spotberichte. Da hätte
ich gleich eine tolle Idee für euch: Könntet ihr nicht einmal einen
Spotbericht über den Titisee machen? Jan aus Titisee-Neustadt
Anm. d. Red.: Ist Titisee wirklich ein Gewässer oder dein Hobby?
Anm. d. Red.: Mitte Februar kursierte im Internet das Gerücht,
dass der Northshore auf Fuerteventura für alle Funsportler ge-
schlossen werden soll. Wer wenn nicht Local Jürgen Hönscheid
sollte genauer wissen, ob da was dran ist oder nicht, und so
schrieben wir ihm Ende März eine Mail und fragten nach. Seine
Antwort, und was er sonst noch anzumerken hatte, wollen wir
dir nicht vorenthalten:
Hallo WJ-Team, hallo Alexander! Keine Sorge: Das mit dem
Funsportverbot am Northshore war eine Ente. Vielleicht ha-
ben das ein paar Engländer irgendwie missverstanden. Laut
des Raumordnungsplans „PIOF“ des Cabildos Fuerteventu-
ra (in dem eigentlich alles geordnet werden soll) sollen ver-
schiedene Zonen am Northshore zu Nationalparks werden.
Anfang März war ich auf einem Meeting, auf dem uns Insel-
präsident Mario Cabrera (er selbst hat gerade mit SUP-Surfing
angefangen) das Ganze erklärt hat. Es gibt keine Surfsport-
Einschränkungen, auch nicht in Nationalparks. Im Gegen-
teil, Fuerteventura soll ja als Wassersportparadies beworben
werden. Zu diesem Thema, Fuerte als Wassersportparadies,
waren meine Tocher Janni und ich auch Mitte April in der ZDF-
Frühlingsshow, wo wir SUP und Wellenreiten vorstellen konn-
ten. Rene Egli war als Experte fürs Windsurfen und Kitesurfen dabei. Gedreht wurde im Hotel
Rio Calma an der Costa Calma mit einem Riesenaufwand. Ich hoffe, dass wir den Funsportteil
ganz gut vertreten konnten. Du weißt ja: Mit Auftritten wie diesen tue ich mich eher ein wenig
schwer. Janni hat auch ganz schön dicke Backen gemacht, als wir in der Kantine plötzlich mit
der ganzen „Prominenz“ vor dem Buffet standen. Das ZDF-Team war aber wirklich sehr gut und
sympathisch. Es waren auch Surfsportler unter ihnen mit guten Fachkenntnissen hinsichtlich der
Unterschiede von SUP, Wellenreiten, Windsurfen und Kitesurfen. Und noch kurz ein Kommen-
tar zu deinem Editorial im letzten Windsurfing Journal: Du hast mir aus der Seele gesprochen.
Was die Politiker da so treiben … Da müsste es doch eigentlich mehr Revolte geben. Viele sind
ja eher mit Facebook etc. beschäftigt und so manch einer wird ganz schön eingelullt. Politikver-
drossenheit macht sich breit und es interessiert viele oft mehr, wer der nächste Gewinner ir-
gendeiner Castingshow ist. Wer als Jungpolitiker in das ganze System hineinwächst, ist oft auch
nicht besser als das traurige Vorbild. Und gute Quereinsteiger laufen nach kurzer Zeit gegen die
Wand dieser ganzen Witzfiguren, die Deutschland repräsentieren sollen und alle Skandale auf
ihren Hintern aussitzen. Hinsichtlich deiner Kritik an den Quads bin ich mir nicht ganz sicher.
Meine Tochter Sonni war Ende März in Australien und konnte beobachten, dass die Hälfte der
Wellenreiter vier Finnen unterm Brett hat. Das ist wahrscheinlich aber so nicht aufs Windsur-
fen übertragbar und schon gar nicht fürs Flachwasser. In der Welle hat das vielleicht durchaus
eine Berechtigung, aber nicht für jeden und auch nicht für alle Bedingungen. Gerade vorgestern
am Glass Beach war der beste Windsurfer einer mit einem zehn Jahre alten, traditionellen 250-
Zentimeter-Singlefinboard. Kein anderer hat so hohe Aerials rausgehauen. Es ist eben alles eine
Stil- und Geschmacksfrage. Viele Grüße von Fuerteventura, Jürgen.
Liebes „Windsurfing Journal“-Team, ihr kriegt es immer wie-
der hin, ein superinteressantes, ehrliches und gut ausseh-
endes Magazin zu veröffentlichen! Ein großes Lob dafür!
Und daher möchte ich natürlich auch mittels dieser Mail
versuchen, das Jahresabo zu gewinnen und das WSJ so
weiterhin zu genießen. Auf dem Foto bin ich bei meinen da-
maligen ersten Windsurfing-Versuchen abgebildet, und das
am Topspot Gardasee. Ich würde mich über eine Veröffentli-
chung des Fotos natürlich riesig freuen! Macht auf jeden Fall
weiter so! Grüße aus Braunschweig, Euer magnus
Anm. d. Red.: Obwohl es sich fast so anhört: Auch diesen
Leserbrief haben wir tatsächlich bekommen und uns nicht
selbst geschrieben. Vielen Dank, Magnus! Unser Dank an
dich: Leserfoto Nr. 1 und ein Jahresabo vom WJ.
Hola Alexander und Team, nun habe ich ab der Erstausga-
be alle Windsurfing Journals gelesen. Viele bemerkenswert
offene Berichterstattungen zum Thema Windsurfen (als Tä-
tigkeit) und Hardware (also Material, Vertriebe, Hersteller).
Dazu interessante Interviews mit Windsurfern und Ehema-
ligen. Ich habe seit eurer Erstausgabe kein anderes Magazin
mehr gelesen. Das spricht wohl für sich! Besonders interes-
sant für uns Norddeutsche: Tests in unseren Revieren unter
unseren Bedingungen! Was nutzt mir ein Supergleitboard
für Glattwasser, wenn an meinem Spot nur Kabbelwasser
vorhanden ist und ohne Seegrasfinne fast nie etwas geht?
Super Idee auch: „Das weltweit größte Windsurfmagazin“
(Ausgabe 05-2009). Etwas Kritik, die aufrichtige Macher si-
cher verschmerzen: 20 Seiten Werbung sollten wirklich die
Obergrenze des Erträglichen darstellen! Viel Erfolg weiter-
hin und einen tollen Umsatz für 2010! Surfer aufs Wasser.
Ralf meyert aus der Hansestadt Rostock.
Anm. d. Red.: Dem haben wir nichts hinzuzufügen und dru-
cken als Dankeschön gleich mehrere von deinen Bildern ab,
Ralf! Dir viel Wind und alles Gute!
Betreff: Abo und anderes; Nachricht: Traurig, traurig ... erst
den Mund voll nehmen (... tagesaktuell ... wir sind besser als
der Rest ... etc.) und dann? Nichts. Die Homepage nicht ge-
pflegt. Die Tests nicht aktualisiert. Und das Mag kommt nur
unregelmäßig. Im Vorwort hat A.L. nichts Besseres zu tun, als
uns zu erklären, dass ein „Jahresabo“ nicht zwingend in einem
Jahr erscheinen muss. Hallo? Dann schaut mal in euer eige-
nes Impressum... Dort ist die Rede von „6 Ausgaben im Jahr“.
Meine Konsequenz steht jedenfalls fest. Ich werde mein Abo
kündigen und weiter die surf lesen. Die sind wenigstens ver-
lässlich. Jens kempny aus Brunswick.
Anm. d. Red.: Na immerhin!
36 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
leserbriefe
Wolltest du auch schon immer mal gerne in einem Windsurfmagazin auftauchen? Dann sende einfach eine Mail mit einem Windsurf-Foto von dir an [email protected]
und benenne die Bilddatei nach folgendem Muster: Fahrername_Fotografenname_Spot.jpg (Beispiel: ReinerHorst_MoniTor_Gardasee.jpg)! Als Dankeschön erhält
jedes veröffentlichte Bild ein Jahresabo (6 Ausgaben im Wert von 24,50). Wenn du dich also irgendwann im Magazin auf einem Foto wiederfindest, sende einfach
eine Mail (erneut an [email protected]) mit deiner Adresse und ab der dann kommenden Ausgabe erhältst du sechs Mal das Windsurfing Journal kostenlos.
dubistder1
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6
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8
1.
2.
3.
6.
7.
8.
Diese beiden Bilder zeigen Dieter Malke 1982 auf dem Fe-
ringasee in München/ Unterföhring (am Auslöser saß Chris-
tine Malke). Er schrieb uns: „Hallo Windsurfing-Redaktion!
Es wäre schön, wenn man auch einmal von anderen Wind-
surfern noch die alten Fotos sehen könnte. 1982 war die Zeit
der Tricksurfer: Kante vorwärts, Kante rückwärts, Headdipp,
Bodydipp, Fahren ohne Schwert mit einer riesen Wasserfon-
täne aus dem Schwertkasten. Es war einfach eine geile Zeit!
Und wir waren dabei!!!“ Vielen Dank für die sensationellen
Bilder, Dieter! Wir zeigen sie extra etwas größer, damit uns
noch mehr Windsurfer ihre ganz alten Bilder schicken! Über
zahlreiche Einsendungen würden wir uns freuen!
Auch Dieter Keil hat uns einen netten Leserbrief geschickt
uns so hat es sein Bild, das ihn im Januar beim Sturmtief
Franz auf der Mosel (Oberfell bei Koblenz) zeigt, natürlich
in die Lesergallery geschafft.
… noch zwei weitere Bilder in die Lesergallery zu bekom-
men. Hier sieht man seinen Kollegen Tobias Steinhagen auf
dem Boiensdorfer Werder und auf dem kommenden Bild…
… ist Familienmitglied Philipp im Sonnenuntergang am glei-
chen Spot zu bewundern.
4.-5.
Der mit den Schwänen surft… Magnus Raab auf dem Garda-
see, aufgenommen von Ute Schierloh.
… nicht nur ein guter Windsurfer (siehe Bild; aufgenommen
von Philipp Meyert), sondern auch noch ein absoluter Ma-
gazinkenner ist (siehe Leserbriefe!). Und daher hat er es als
erster Fotograf überhaupt geschafft …
Mein letzter Wille, ein Sohn mit Brille! Das Foto hat Ralf
Meyert geschossen, der …
38 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
lesershots
Frühsommer 1990
Indoor-World-Cupin Paris findet der erste indoor-slalom-World-cup statt.im ausverkauften„Palais omnisport“ wird vor 12.000zuschauern um zweitonnen geheizt und über einesprungschanze geloopt. das 70 x 30Meter großebeckenwird von 20 in deutschland gefertigten und25.000Mark teurenWindmaschinen belüftet, die fürsechs beaufort sorgten. unter anderem treten robbynaish, björndunkerbeck, erikthime, robertteriitehau,rush randle,Mike eskimo und cesare cantagalli an.den Gesamtsieg sichert sich der Franzose erikthiemevor naish undteriitehau. bester deutscher wird ralfbachschuster auf Platz zehn.
Interessante Paarungnorth sails hat einen neuenMast in seinemProgramm.das besondere ist, dassMastoberteil undMastunterteilnichtausdemgleichenMaterialgefertigtsind.dasunter-teil besteht aus aluminium, das oberteil hingegen auscarbon.Mit dieser unüblichen kombination soll derFahrer vor allem oberhalb des Gabelbaums eine großeGewichtserleichterunghaben.dascarbon-oberteilgibtes für 199Mark in 200 und 220 zentimeter.
SpeedrekordPascalMakahat aufdemspeedkanal von les saintesMaries de laMer einen neuen speed-Weltrekord auf-gestellt. er schafft es während des orkantiefsVivian,dasmit neun beaufort über den kanal fegt, den altenrekord von 74,97 stundenkilometer auf unglaubliche79,47 stundenkilometer zu verbessern.Maka ist erstseit circa vierWochenMitglied im a.r.t.-speed-teamund benutzt bei seinem rekord ein 4.5 quadratmetergroßes art-Prototypsegel vonMonty spindler.
vor 20 jahren
40 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
Splitter
der besitzer der segelmarke Gaastra, hutchison, will dieMarke verkaufen.
natalie siebel wechselt von Gaastra zu easy rider. JuttaMüller hingegen steigt bei den hannoveranern aus undgeht zu F2-sails.
die französischeboardmarketiga ist erneut in finanziellenschwierigkeiten.dadieehemaligeMisstiga,Jennaderos-nay, auf ihrer Gehaltsforderung von 150.000Mark besteht,musstigaabermalskämpfen.F2undneilPrydehabeneingemeinsames kaufangebot abgegeben.
robby naish entkommt beim snowboardfahren in st.Moritz nur knapp demtod. erwird von einer lawine biszumhals im schnee begraben und von helfern gerettet.
christianherlesistneuerGeschäftsführerderPba(Professi-onal boardsailors association).
björn dunkerbeck belegt beim erstenWorld cup dersaison in almanarre den ersten Platz overall. auf Platzzweiunddrei folgenrobbynaishundPhilMcGain. besterdeutscherwirdralfbachschuster aufPlatz15.beidenda-mengewinntbrittdunkerbeck, JuttaMüllerwirdmit Platzvier beste deutsche.
derdirektversenderGunsailshatjetztaucheinrace-bikeimangebot, fürnur1.095euro istdierennmaschinezuhaben.
robby naish reist zusammenmit seiner neuen Freundinkate lipp nach Paris zum indoor-Word-cup. die beidensind seit ende letzten Jahres ein Paar..
björndunkerbecksolllautinsiderinformationenmittlerwei-le rund 500.000Mark im Jahrmit seinen sponsorenver-trägen verdienen.
World Cup Barbadosbei demWorld cup auf barbados sind zu wenigdamen für eine offizielleWertung am start. deshalbfahren die deutschen damen natalie siebel und JuttaMüller kurzerhand bei den herrenmit. natalie siebelzeigt imWaveriding ihr ganzes können undwirft zu-erst ihrenteamkameraden ralf bachschuster aus demrennen. direkt darauf zieht axel ohm den kürzerenundmuss sich siebel geschlagengeben. somit landetsie am ende auf Platz vier. einen rang vor ihr ist ihrFreund bernd Flessner, der sichmit einem starkenslalomauftritt den Gesamtsieg sichert.
Plattes Design„1200quadratzentimeter, die die surfwelt verändern!“sowirbthiFlyfürseinenneuenplanenunterwasserschiff-shapebeimWave 260 und slalom290.der sogenannteFacet-bottom ist ein planer bereich im vorderenteil desunterwasserschiffs,welcherVerwirbelungen verhindernund fürvielauftriebsorgensoll.dahergleitedasboardschneller an und eswerde auch deutlich schneller.entworfen hat dasdesignder shaper brianhinde.dershapewird durch das äußerst robustehts-Polypropylender außenhaut unterstützt,welches stoßunempfindlichunddasperfekteMaterial füreinWindsurfboardseinsoll.
Filmstar Robby Naishrobbynaishspielt indemWilly-bogner-Film„Feuer,eisunddynamit“mitdengrößtensportstarsderWelt.Mitdabei sind unter anderem steffiGraf, dennis connerund niki lauda. der bekannteste darsteller des Filmsist jedoch rogerMoore. es geht in dem Film um denkampf um ein 135-Millionen-dollar-erbe, das nur dererhält,dersichgegendiehartekonkurrenzdurchsetzt.
vor 20 jahren
41|WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
InTERvIEW WolFgAng lESSACHER
er bezeichnet sich selbst als eiGenbrÖtler und ist unuMstritten ein querdenker:
FinnenGuruWolFGanG lessacher, 1941 in berlin Geboren. bereits 1968 koMMt er das
erste Mal Mit deMtheMaWindsurFen in berührunG. iM lauFe der Jahre entWickelt er
hunderteneuerFinnenModelleundhatdankdes50-knoten-lauFsVonthoMasdÖblin
ende 2009 Mit seiner„rake 30“-Finne die bestätiGunG, die er so lanGe VerMisste. selten
War die schriFtliche auFbereitunG eines interVieWs so schWieriG. und selten sind
Wir in theMen und in zeitabschnitten so hin und her GesPrunGen. doch seltenWar
ein interVieWauch soGut, so PersÖnlichund so ehrlich.
Text
Wol
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g Le
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und
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er L
ehm
ann
42 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
interview wolfgang lessacher
W olfgang, meine erste Frage ist gleich et-
was pikant und bitte sei mir nicht böse.
Es ist immer extrem interessant, deinen
Ausführungen zuzuhören, und dein Schreibstil ist le-
gendär. Doch nun der knackpunkt: Ist dir bewusst,
dass dich im grunde kaum ein mensch versteht und
es superschwierig ist, dir bei deinen Ausführungen
zu folgen? Ja, das ist mir bewusst.
mit dieser Antwort habe ich nicht gerechnet. Weißt du
denn, woran es liegt, dass deine Erzählungen manchmal
so ein wenig wirr erscheinen? Nein, das weiß ich nicht.
Es ist teilweise einfach unheimlich schwierig, dich zu
verstehen und deinen Argumenten logisch zu folgen.
man hat den Eindruck, dass in deinem kopf einfach
so viele unterschiedliche Ideen umherschwirren, dass
dir bei deinen Erzählungen immer schon wieder neue
Sachen einfallen und du diese dann auch sofort mit-
teilen möchtest, dabei aber grundsätzlich den roten
Faden verlierst. Jemand, der nicht zu 1.000 Prozent
in deinem Thema drin ist … kann mir nicht folgen. Das
Problem ist mir bewusst. Deshalb habe ich mich im Laufe
der Jahre auch immer weiter abgekapselt. Ich bin vielleicht
ein etwas schwieriger Mensch. Manche würden das eventu-
ell auch chaotisch oder im schlimmsten Fall idiotisch nennen.
Wobei ich den Begriff „Fachidiot“ gar nicht als Beleidigung
verstehen würde. Ich habe mich einfach seit 30 Jahren ei-
nem sehr speziellen Thema gewidmet: dem Finnenbau. Ich
habe alles ausprobiert, was man ausprobieren kann.
Du bezeichnest dich selbst als Eigenbrötler. laut rei-
ner Definition sind das menschen, die sich von der
gemeinschaft bewusst absondern. Deshalb trifft die Be-
zeichnung so gut auf mich zu!
liegt dir nichts an anderen menschen? Ach, weißt
du, ich bin jetzt in einem Alter, da kann ich mir den Luxus
leisten zu sagen: Ich möchte mit vielen Menschen einfach
nichts mehr zu tun haben.
meinst du damit konkrete Personen oder liegt dir so
ganz im Allgemeinen nichts mehr an den menschen? In
erster Linie richtet sich mein Ausspruch gegen die Menschen
rund um die Windsurfbranche, jedoch nicht gegen Windsur-
fer im Allgemeinen. Ich habe in den letzten 30 Jahren mit so
vielen Idioten zu tun gehabt, dass ich es jetzt einfach leid
bin, mich ständig wieder von Neuem zu rechtfertigen und auf
Leute mit meinen Ideen zuzugehen, deren Tragweite ihren
Horizont ohnehin übersteigen würde. Ob es nun die Medien sind oder auch Bretthersteller. Die
sind mir mittlerweile einfach nur noch egal. Ich habe für so viele Leute Finnen gebaut und ihre
Wirkungsweise erklärt. Ich habe keine Lust mehr auf doofe Kommentare und Schlaumeiereien.
Das kann ich gut verstehen. meistens passt so eine Einstellung allerdings dem le-
bensabschnittspartner nicht … Wem sagst du das. Meine Freundin regt sich öfter darüber
auf, dass viele mit mir ein Problem haben. Dabei will ich mich mit den meisten gar nicht un-
terhalten, tue es aber anstandshalber. Nenn es Desinteresse oder mangelndes Vertrauen. Es
kommt eben immer sehr stark auf meinen Gesprächspartner an.
kannst du denn vielleicht versuchen zu erklären, wieso Wolfgang lessacher so ist, wie
er ist? Versuchen kann ich es ja mal. Dafür muss ich sehr weit in meinem Leben zurückgehen,
bis in meine Kindheit. Du musst wissen, dass ich bis kurz vor meiner Hochzeit keine Geburtsur-
kunde von mir besessen habe. Es hieß, alle Familiendokumente seien bei einem Bombenangriff
auf Berlin zerstört worden. Als ich dann heiraten wollte, brauchte ich natürlich ein Dokument.
Meine Frau war 20, schwanger, durfte offiziell nicht selbst entscheiden – erst ab 21 Jahren war
man volljährig. Ihr Vater setzte sich als Oberstadtdirektor von Oberhausen, meinem späteren
Wohnort, zum Glück
dafür ein, dass ich
auf unbürokratischem
Weg eine Geburtsur-
kunde erhielt. Das war
das erste Mal, dass
ich Inhaber eines sol-
chen Dokuments war.
Als nun vor drei Jahren
meine Mutter starb,
tauchte plötzlich unser Familienstammbuch wieder auf. Es war gar nicht im Krieg verloren ge-
gangen, es wurde einfach nur zurückgehalten. Und das aus einem guten Grund. Fünf Jahre vor
meiner Geburt hatte ich einen Bruder, von dem nie irgendjemand etwas wusste. 1936 geboren,
nach drei Monaten an Kinderlähmung verstorben. Das war natürlich ein sehr harter Schicksals-
schlag für meine Eltern. Vor allem zu meiner Mutter hatte ich ein Leben lang ein eher unter-
kühltes Verhältnis. Mein Vater war einer der ersten Skiartisten der Welt – ich durfte nie Ski fah-
ren. Er war Turmspringer, 1936 bei der Olympiade in Berlin dabei, ich durfte nicht einmal aufs
Trampolin. Ich durfte nichts. Ich fühlte mich ungeliebt, eigentlich mein gesamtes Leben lang.
Das hat mich sehr belastet und sicherlich auch geprägt. Jahrzehnte später habe ich dann erst
die Wahrheit erfahren. Die zweite Frau meines Vaters war die Einzige, die von dem Tod meines
Bruders wusste und die das Verhalten meiner Eltern erklären konnte. Sie hat mir erzählt, dass
meine Eltern aus der Angst heraus, mich auch zu verlieren, so gehandelt haben. Meine Mutter
hatte Angst, mich näher an sie ranzulassen. Sie hätte es sonst nicht verkraftet, wäre auch mir
etwas zugestoßen. Mein Vater hat mich immer in Watte gepackt und mir mehr oder weniger
alles Gefährliche verboten. Es war also nicht so wie von mir vermutet, dass meine Eltern mich
nicht lieben. Sondern sie waren einfach nur durch den Tod meines Bruders so stark geprägt,
dass sie ihre Gefühle nicht zeigen konnten und mich zu sehr beschützen wollten. Und nun
musst du im hohen Alter damit anfangen, deine Eltern zu lieben, zu denen du aber niemals ein
enges Verhältnis hattest. Ich kann mich jetzt nur noch an ihr Grab stellen und mich entschul-
digen, dass ich ihr Verhalten jahrzehntelang falsch gedeutet habe. Und diese Lebensgeschichte
hat natürlich einen maßgeblichen Einfluss auf mein Verhalten heute. Vielleicht verstehst du nun
besser, warum ich so ein Eigenbrötler bin.
ich habe in den letzten 30 JahrenMit
soVielen idioten zutunGehabt, dass ich
es Jetzt einFach leid bin, Mich ständiG
WiederVon neueM zu rechtFertiGen
und auF leuteMitMeinen ideen zuzu-
Gehen, derentraGWeite ihren horizont
ohnehin übersteiGenWürde."
43|WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
interview wolfgang lessacher
In der Tat. und es ist
schwer, nun wieder
einen Übergang zu unse-
rem eigentlichem Thema
zu finden: den Finnen.
Nein, das ist gar nicht schwer. Denn auch hier gibt es einen wunden Punkt: Heute verdienen ande-
re eine Menge Geld mit meinen Finnen, ich bekomme vielleicht zwei oder drei Euro pro verkaufte
Finnen. Das Gute ist allerdings, dass ich mir von diesen Serienfinnen welche zu Einkaufskonditi-
onen bestellen und sie dann als Basis für weitere Verfeinerungen und Prototypen nutzen kann.
Du bezahlst für deine eigenen Finnen Händlerpreise? nicht die Herstellungskosten?
Das ist ja süß, dann verdienen die vertriebe ja auch an dir geld! Tja, so ist das. Aber
ich habe über 50 Jahre Arbeit hinter mir. Das alles selbst zu organisieren, meine Finnen produ-
zieren zu lassen und zu vertreiben,
dazu hätte ich keine Lust mehr.
Warum machst du dir überhaupt
noch so viel Arbeit mit deinen Finnen? Aus Spaß an der Freude! Und weil ich alle Wind-
surfer davon überzeugen möchte, wie schön es sein kann, wenn man nie einen Spinout hat.
Das Thema Speed ist jetzt im Grunde nur eine Begleiterscheinung. Aber es ist schön, wenn du
in Südfrankreich oder Holland am Strand stehst und die Leute ankommen und sagen: „Da ist
der Finnenmann!“
Anerkennung ist dir also schon wichtig? Ja, klar.
und im umkehrschluss bist du dann auch traurig oder sogar sauer, wenn einer mit
deinen Finnen nicht zurechtkommt? Das kommt sehr selten vor. Du bist einer der wenigen …
Ich war ja nicht unzufrieden! Ich bin am falschen Spot, bei falschen Bedingungen
mit der falschen Segelgröße die womöglich richtige Finne gefahren. Dass deine Rake
30 funktioniert, steht wohl nach Thomas Döblins 50-knoten-lauf nicht mehr zur Dis-
kussion. Wenn einer mit meiner Finne zwei Sekunden lang 100 Stundenkilometer maximalen
Speed fährt, höre ich auf mit der Entwicklung und widme mich etwas anderem.
kann es sein, dass du kritik etwas zu persönlich nimmst? Das war mal mein Problem.
Mittlerweile ist mir das schnurzpiepegal, ob ein Hersteller mit meinen Finnen zurechtkommt
oder nicht. Schau mal, ich habe bereits für diverse Hersteller Finnen gebaut. Angefangen hat
alles mit Eberhard von Osterhausen bei Gun Sails, zu dem ich einen sehr guten Kontakt hatte.
Er produzierte und verkaufte meine Finnen. Allerdings hat er einmal in einem Artikel den Mike
Pucher sehr schlecht gemacht und das hat mir nicht gefallen. Zugegeben: Mike war ein net-
tes Arschloch, aber ein brillanter Entwickler. Er hat immer bei allen etwas geschnorrt, hat aber
trotzdem sehr viel geleistet. Die beiden hatten wohl Stress und so kam es dann dazu, dass
Eberhard über Mike schlecht gesprochen hat. Da habe ich ihn angerufen und ihm gesagt, dass
ich nicht mehr möchte, dass er meine Finnen produziert. Damit war das Thema gegessen.
Das ist ja nun schon einige Jährchen her. Dann warst du also schon immer etwas
spezieller, oder? Das kann man so sagen. Ich bin ein klassisches Kriegskind, 1941 in Ber-
lin geboren habe ich meine Kindheit im Luftschutzkeller verbracht. Meine Eltern erlaubten mir,
auf dem Bordstein mit meinem kleinen Modellauto zu spielen. Maximal fünf Meter nach links
und fünf Meter nach rechts. Wie eben beschrieben, weiß
ich heute, wieso sie mich nicht weiter weg ließen. Sirene –
Luftschutzkeller – Bordstein. Das war mein Leben. Wir sind
dann nach dem Krieg vor den Russen nach Österreich ge-
flüchtet, mit einem der letzten Rosinenbomber sind wir aus-
geflogen worden. Mutter, Vater und meine Schwester. Wir
sind bei meinen Großeltern in Österreich unterkommen,
mein Vater war Österreicher. Wir hatten es dort wirklich
nicht schlecht, doch als Berliner Jung kam ich mit der Spra-
che der Einheimischen natürlich überhaupt nicht zurecht.
Ich wurde ein Jahr von der Schule befreit und musste aus-
schließlich den Kärntner Dialekt lernen. Ich war damals also
schon immer der Piefke, der aus dem großen Reich kam.
Auch wenn viele Menschen da unten noch Nazis waren,
wollte man mit Deutschen nichts zu tun haben.
Aber du warst beziehungsweise bist doch halber Ös-
terreicher. Ich war und bin Österreicher. Ich habe keinen
deutschen Pass.
Willst du auch keinen haben? Nein. Was habe ich da-
von? Ich war in Österreich beim Militär, bin in Berlin gebo-
ren – macht mich ein deutscher Reisepass glücklicher?
nicht, dass ich wüsste! Wie ging deine Jugend dann
weiter? Schule, Schlosserlehre mit 14, dann Abitur, Ma-
schinenbaustudium, allerdings nur für drei Jahre, dann wur-
de ich eingezogen …
Sie haben dich aus dem Studium einfach eingezogen?
Ja, aber daran hatte ich selbst schuld. Ich wollte unbedingt
zur Luftwaffe, Pilot werden. Dann hatte ich aber Pech. Bei
meinem ersten Flug mit dem Fluglehrer bin ich runtergefallen.
Wie?! Du bist runtergefallen?! Abgestürzt? Ja, so kann
man das auch sagen. Der hatte vergessen, Sprit aufzutan-
ken. Aus knapp 100 Meter sind wir dann halt runtergefal-
len. Mit einem tschechischen Sport- und Kunstflugzeug vom
Typ „Zlin“. Dabei habe ich mir das Schlüsselbein gebrochen
und es hat mir einige Zähne komplett mit Wurzeln raus-
geschlagen. Daraufhin war ich leider fluguntauglich. Nach
dem Militär habe ich in der Nähe von Kufstein als Schlosser
gearbeitet, das hat mir aber nicht gepasst und so bin ich
zurück nach Hause, wo ich dann bei meinen Eltern meine
spätere Frau kennengelernt habe.
Wieso hast du bei deinen Eltern deine spätere Frau
kennengelernt??? Meine Eltern hatten eine Frühstückspen-
sion in Millstatt am See. Wir hatten immer so ungefähr 35
Wenn einerMitMeiner Finne zWei se-
kunden lanG 100 stundenkiloMeter
MaxiMalen sPeed Fährt, hÖre ich auF."
laborWerte sind seltenMit
realitätsWertenVerGleichbar."
44 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
interview wolfgang lessacher
05. Finnenformen.
06. Wolfgang wollte auch auf Speed-Guns nicht mit den Hacken im Wasser stehen,
also baute er für den hinteren Fuß eine Verbreiterung. Allerdings war diese zu plan
und so konnte der keinen Druck auf die Kante geben. Eine von seinen wenigen
Fehlkonstruktionen. Die Löcher im Deck sollten die Vibrationen „weglenken“ (1987).
07. 1993 entwickelt Wolfgang zum ersten Mal Speedfinnen mit dem Wechselspiel
der Konkaven.
Hausgäste und eine davon wurde dann zu meiner Frau. Ein
15-jähriges, bildhübsches Mädchen. Ich war damals 20 Jah-
re alt und habe als Schlosser gearbeitet. Mit 25 Jahren bin
ich dann zu ihr nach Deutschland gezogen.
und die fünf Jahre dazwischen? Haben wir uns einmal
im Jahr in ihrem Urlaub gesehen. Ansonsten haben wir tele-
foniert, aber das war nicht besonders toll. Kurz vor unserer
Silberhochzeit hat sie mich dann verlassen und wir haben
uns scheiden lassen. Ich war ihr zu kompliziert. Aber meine
beiden Söhne sind mir geblieben.
Als was hast du gearbeitet, als du nach Deutschland
gekommen bist? Wir sind nach Oberhausen gezogen. Mir
wurde damals von der Kunstakademie in Düsseldorf eine gro-
ße Ehre zuteil. Es wurde extra für mich eine neue Berufsbe-
zeichnung erfunden, damit ich einen Betrieb eröffnen kann:
Metallbildhauer. Ich habe dann in meiner Werkstatt haupt-
sächlich Kupfertreiberarbeiten gemacht. Zum Beispiel Kirchen-
türen und Kaminhauben, unter anderen für Konrad Adenauer.
Du hast den kamin für konrad Adenauer gebaut?!
Dann war das doch sicherlich ein sehr einträgliches
geschäft! Ja, ich habe zu der Zeit sehr gut verdient. Aber
es war auch wirklich stressig. Und nach knapp 25 Jahren,
kurz nach meiner Scheidung, wurde mir das dann alles zu
viel. Allein einen Betrieb zu leiten, die Buchführung, ach
nee, da habe ich dann lieber damit aufgehört. Ich bin dann
noch in eine andere Firma eingetreten und habe mehr oder
weniger als Festangestellter für die Luxushäuser der Chefs
Metallgestaltungen gemacht. Alles andere, was das Wind-
surfen betraf, wie Boardbau oder Finnenentwicklung, habe
ich immer nur in meiner Freizeit gemacht.
Wann hast du denn eigentlich mit dem Windsurfen
angefangen? Am 01. August 1970.
Das weißt du aber noch sehr genau! Ich habe darüber
Buch geführt. Ich fuhr jedes Jahr mit meiner Familie zu mei-
nen Eltern nach Österreich und habe da über die Jahre ein
freundschaftliches Verhältnis zu dem Segellehrer vor Ort ent-
wickelt. Außerdem habe ich mir in seiner Wassersportschu-
le immer ein wenig Geld nebenbei als Segellehrer verdient.
Gleichzeitig war ich Wasserskiläufer. Und im Sommer 1968
sagte mein Freund zu mir: „Ich war im Winter in den USA!
Ich muss dir einen Film zeigen! Da steht jemand auf einem
Brett, hält ein Segel in der Hand und bewegt sich vorwärts!“
Der Name des Windsurfers war, wie wir später herausfan-
den, Jim Drake. Der war uns damals natürlich völlig fremd.
01. Das zweite Board von rechts war Wolfgangs erster Eigenbau. Bereits Ende
1979 baute er für seinen Sohn Martin ein Brett mit nur zwei Meter Länge.
02. Wolfgangs Shape waren immer recht ungewöhnlich…
03. Wolfgang Lessacher 1967: „Ich hatte früher tiefschwarze Haare, wie ein Italie-
ner. Mit meinen Kaminarbeiten, hauptsächlich Hauben aus Zinn, Kuper und Emaille,
wurde ich in ganz Deutschland rumgereicht.“
04. Wolfgang schmeißt sich 1986 ordentlich in die Kurve.
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Erst ein Jahrzehnt später wussten wir ihn einzustufen. Wir
bauten uns kurzerhand so einen Stehsegler. Was wir aller-
dings nicht wussten, war, dass das Brett in dem Video eine
Finne hatte! Die sahen wir ja nicht! Wir haben uns aus Sty-
ropor ein Board geraspelt, nicht laminiert, einfach so. Wir
haben dann eine Dachlatte da reingesteckt und ein Segel
von einem Flying Junior an die Latte genagelt. Einen Ga-
belbaum haben wir uns aus Alurohren selbst gebogen. Ein
Paddel diente als Schwert, fertig war unser erster Stehseg-
ler. Und er fuhr.
Würdest du sagen, du warst der erste Windsurfer in
Deutschland? Vielleicht in Österreich. Aber „der Erste“
war im Grunde ja jeder. Mir ist das egal, wie wo wer zum
ersten Mal auf einem Brett stand. Wir haben das auf jeden
Fall im Sommer 1968 ausprobiert!
Aber du sagtest doch, du hättest 1970 angefangen?
Naja, wir waren 1968 noch nicht ganz so zufrieden mit un-
serem Windsurfer …
Das kann ich mir vorstellen! Also haben wir die Idee erst
einmal wieder auf Eis gelegt. Ich war dann 1969 wie jedes
Jahr auf der Bootsausstellung und habe dort Unterlagen der
Patentanmeldung von Holly Schweizer in die Hände bekom-
men. Da sah ich zum ersten Mal, dass das Board eine Finne
hat! Ich habe dann meinen Freund angerufen und ihm davon
berichtet. Er steckte eine Finne in unser Styroporbrett und
siehe da: Es fuhr auf einmal geradeaus! Mein Freund hatte
schließlich die Idee, sich Bretter bei Klepper in Rosenheim
bauen zu lassen. Die waren damals im Segelbootbau vorn mit
dabei und wurden durch ihr Faltboot weltberühmt. Er hat-
te Kontakt zu Klepper und war dort über Jahre Kunde. Wir
sind da hingefahren, haben denen das Konzept präsentiert
und sie wollten uns vier Bretter bauen. Ein Techniker war
bei dem Gespräch dabei und völlig begeistert. Er fragte uns,
wie der Sport den heißen würde. Aber wir hatten keine Ah-
nung. Den Ausdruck Windsurfen gab es damals noch nicht.
Bist du dir sicher? 100 Prozent! Noch heute sagen die
Amis „sailing by board“. Der Begriff Windsurfen kam erst
viel später.
und wer hat denn den Begriff Windsurfen erfunden?
Die Holländer!
Was für Holländer? Die Holländer waren damals ganz
vorn mit dabei. Erinnerst du dich noch an die Marke „Ten
Cate“? Das war eigentlich ein Segeltuchhersteller. Und sie
08. 1994 entwickelte Wolfgang die Hinkelstein-Prototypen für Lechner. Das Besondere: Sie
waren hohl! Siehe das Ventil an der Nose. „Hohlboards sind immer schneller als Bretter mit Sty-
roporkern! Das liegt an den geringeren Vibrationen. Leg mal ein hohles Board aufs Wasser und
schlag rauf! Das schwingt nur ein Mal, Ende. Ein gefülltes Board vibriert bis zu zehn Mal nach.“
09. Dieses Modell sollte sich 1980 den Groundeffekt zunutze machen. Dahinter steckt die
Idee, dass Luft direkt über dem Wasser sehr dicht ist und so für besonders guten Auftrieb sorgt.
Das Konzept konnte sich allerdings nicht durchsetzen. „Das war eine meiner wenigen Erfindun-
gen, die überhaupt nicht funktioniert hat und vor allem für Badende nicht ungefährlich war.“
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haben das erste Serienbrett mit der Lizenz von Holly Schweizer nach Europa gebracht. Und auf
eines der Modelle schrieben sie dann „Windsurfer“.
klepper hat euch also vier Bretter gebaut. Genau! Drei für meinen Freund und eines für
mich. Und aus diesen vier Brettern ist dann kurze Zeit später das erste Serienbrett von Klepper
geworden. Der Klepper Swift. Klepper sagte damals „Swiften“ und nicht Windsurfen! Der An-
fangsbuchstabe von Swift ist dann ins Segel gewandert. Das war 1969/1970.
Das S von klepper stand für Swift? Genau!
krass, das wusste ich nicht! Ich habe mich immer gefragt, in welchem Zusammenhang
das S mit klepper stand! Swiften eben, weil es den Begriff Windsurfen noch nicht gab. Aber
es war kein Erfolg und Klepper stellte die Produktion wieder ein. Erst Mitte/Ende der 70er-Jahre,
als Ostermann mit dem Windglider rauskam, nahm Klepper die Produktion wieder auf und be-
nannte dann ja auch alle Boards mit einem S. S1, S2, S3, später dann zum Beispiel S107, S208.
Was hast du in der Zwischenzeit gemacht? Ich habe mir selbst Bretter gebaut! Und zwar
immer sehr außergewöhnliche.
Schon damals stand ich mit mei-
nen Ideen oft etwas abseits. Jahre
später erwiesen sich dann aber
viele Dinge als richtig und wurden
von anderen Windsurfern, aber
auch Herstellern übernommen. Ich habe zum Beispiel schon 1979 Boards mit vier Finnen gebaut …
Du hast dir sogar mal ein Board mit Plexiglasheck gebaut, um die Anströmung der
Finne genauer zu beobachten! Stimmt. Das muss so 1985 gewesen sein. Das war mehr
oder weniger das erste Flextail-Windsurfboard auf dem Markt. Doch darum ging es mir nicht.
Ich wollte einfach nur beobachten, wie sich die Wasserströmung um die Finne herum bei un-
terschiedlichem Druck und verschiedenen Geschwindigkeiten verhält.
und was hast du dabei herausgefunden? Dass ein Spinout etwas vollkommen anderes ist,
als es damals von allem „Fachleuten“ erzählt wurde.
und was ist das genau? Ein Strömungsabriss! In Form einer Rotation um die Finne.
Aber wurde das nicht auch damals von Fachmagazinen in Strömungskanälen festge-
stellt? War dieser versuchsaufbau nicht besser? Laborwerte sind selten mit Realitätswer-
ten vergleichbar. Das Problem bei einem Strömungskanal ist, dass dabei ein fester Gegenstand,
die Finne, ins Wasser gehalten wird. Wenn wir aber mit einem Windsurfboard durchs Wasser
fahren, ist der Druck auf die Finne ein ganz anderer! Wir fahren ja nicht gerade durchs Wasser,
sondern seitlich! Das kannst du in einem Labor nicht simulieren. Dafür musst du schon aufs
Brett steigen. Und so kam es zu meinem Plexiglasheck.
Hätte man die Finne nicht einfach in dem Strömungskanal schräg stellen können?
Und wer drückt dann auf die Finne und schiebt sie seitlich durchs Wasser?
Deshalb mag ich keine gegenfragen! Dabei sieht man immer schlecht aus! Man hätte das mit einer
Gummizughalterung für die Finne und einem Seitenruder vor der Finne eventuell simulieren können.
soVielWird einFach alsWahr in den
rauM Gestellt, dabei kann es letzt-
endlich keinMensch beWeisen."
10. „Der Junge hatte noch die Pampers am Arsch, da musste er schon windsurfen“. Der junge, holländische Speedwindsurfer Dirk
Doppenberg, noch heute einer der schnellsten Windsurfer auf dem Wasser, mit seinem Vater und einem eigenwilligen Eigenbau von
Wolfgang. Durch das Loch im vorderen Bereich sollte der Windwiderstand bei der Fahrt reduziert werden. Nur das Angleiten war
etwas schwierig, das Brett hatte nur etwas mehr als 50 Liter Volumen.
11. Wolfgangs Werkbank heute mit Blick aufs Wohnzimmer.
12. Wer die Wahl hat, hat die Qual. Auszug aus Wolfgangs Finnensortiment 1995.
13. 1988 baute Wolfgang ein Board mit unterschiedlichen Rumpflängen je nach Fahrtrichtung. Die linke Seite war drei Meter, die
rechte Seite nur 2,70 Meter lang. In Kombination mit den Konkaven im Unterwasserschiff sollte das Board auf der einen Seite super
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Höhe laufen und auf der anderen Seite radikal in die Kurve geht.
14. Wolfgangs Hauptdesign waren Streifen und so wurden seine Boards „Streifen-
hörnchen“ genannt. Dieses Bild entstand 1983 bei einem privaten Testwochenende
am Spot Strandhorst in Holland. Verkauft hat er seine Boards nie. Er hat sie inner-
halb der Familie und unter Freunden verschenkt.
15. Die leichtesten Bretter der Welt! Wolfgang war „das Eichhörnchen im Bohren“. Er
bohrte den Kern auf und laminierte die Löcher dann über. Auf diese Weise konnte er 40
Prozent des Styropors einsparen. Diese Bretter wogen schon 1986 um die fünf Kilogramm.
16. Quad-Fin-Boards hat Wolfgang bereits Ende 1979 im Programm…
17. Familie Lessacher am Strand von Zandvoort.
18. Finnenform offen.
Aber die Abdrift des Segeldrucks ist nicht so ohne Weite-
res darstellbar. Am Ende des Tages ist nichts so realistisch
wie der Versuch unter echten Bedingungen. Ich habe in
Südfrankreich am Kanal schon vor Jahrzehnten beobachtet,
dass die Windsurfer im Grunde alle schief durchs Wasser
fahren. Die Brettnase zeigt gar nicht zum Ziel, sondern ge-
nau genommen immer einen Tick in den Wind, weil wir halt
seitlich abdriften. Um das Optimum aus einer Board-Finnen-
Kombination herauszuholen, müsste man also eigentlich die
Finne schief ins Board einbauen beziehungsweise die Finne
etwas seitlich auf den Schaft setzen.
Hast du das mal ausprobiert? Ja selbstverständlich! Das
hat auch super funktioniert! Allerdings nur in eine Richtung.
Wenn du dann auch noch die Finnen asymmetrisch baust,
hast du das Optimum erreicht. Ich habe das alles auspro-
biert und hatte so rechte und linke Finnen. Allerdings ist
Massenkompatibilität etwas anderes.
unlogisch hört sich das nicht an! Warum macht das
denn heute eigentlich keiner? Bei Weltrekordversu-
chen wird doch ohnehin immer nur in einer Richtung
gefahren! Weil das keiner weiß.
Wie, das weiß keiner?! Entschuldige bitte meine Aus-
drucksweise, aber das sind einfach alles Fachidioten.
kann es nicht sein, dass sich dieser Effekt des seitlichen
Wegdriftens auf starken Raumschotkursen abmildert und
damit der Effekt einer schief eingesetzten Finne kontra-
produktiv oder vernachlässigbar wäre? Mag sein.
Die Antwort akzeptiere ich nicht! Das musst du
doch wissen! Ach, weißt du, es wird so viel behauptet.
So viel wird einfach als wahr in den Raum gestellt, dabei
kann es letztendlich kein Mensch beweisen. Nach deiner
Theorie dürfte dann ja auch kein Spinout auftreten, wenn
auf Raumkursen der seitliche Druck auf die Finne so ge-
ring wäre. Die Wahrheit ist einfach, dass es letztendlich
keiner mit 100-prozentiger Gewissheit sagen kann. Ich
auch nicht. Wenn ich mal 60 Stundenkilometer gefahren
bin, habe ich mich richtig gefreut. Allerdings weiß ich
auch, dass ich meine Theorien, die ich dabei aufgestellt
habe, womöglich nicht verallgemeinern kann. Denn was
mit einer Finne bei 90 oder 100 Stundenkilometer pas-
siert, werde ich sicherlich niemals selbst testen können.
Du könntest das vielleicht herausfinden, für mich ist der
Zug da abgefahren.
Die materialwahl bei Finnen ist ja auch ein heißes The-
ma. Was, würdest du sagen, ist besser: Carbon oder
g10? In der Regel sind G10-Finnen langsamer. Aber es
kommt auf den Aufbau der Carbonfinne an. In meinen Fin-
nen sind zum Beispiel die einzigen Matten, die ich verbaue,
die Decklagen ganz außen, die man dann ja auch sieht. Im
Inneren der Finne verbaue ich eine Konstruktion, die es der
Finne ermöglicht, sich unheimlich schnell wieder auf ihre Ur-
sprungsposition zurückzustellen. Ich verarbeite schnürsenkel-
dicke Fäden von oben nach unten. Dicht aneinander. Wie
Stahlträger sozusagen. Und das ganz weit außen auf beiden
Seiten. Die halten die Finne steif. Dazwischen lege ich, im
mittleren Bereich von drei bis vier Millimeter, keine senk-
rechten Fäden, sonst hätte man ja einen Klotz an Trägern,
der wieder viel zu langsam reagiert. In der Mitte mache ich
die Fäden quer rein und so leisten sie nichts hinsichtlich des
Flex. Es gibt ja auch noch Leute, die dann die inneren Fäden
schräg stellen wollen, damit die Finne einen Twist bekommt,
aber das ist in meinen Augen alles Käse. Das Wichtigste ist,
dass sie sich schnell wieder zurückstellt. Und das tun meine
Carbonfinnen. G10-Finnen sind da langsamer. Es ist ja nur
ein Block. Guck mal in die GPS-Rangliste! Die vorderen Plät-
ze sind alle mit Carbonfinnen gefahren worden. Ich habe in
meinem Leben schon Hunderte Carbon- und Hunderte G10-
Finnen gebaut. Ich bin mir da sicher.
Wie viele Finnen hast du überhaupt schon gebaut?
Ich würde sagen an die 10.000 Stück.
In Handarbeit? Wie lange brauchst du denn für eine
Finne?! Das sage ich nicht … Na gut. Vielleicht so um die
vier Stunden.
Dann hast du fast fünf Jahre lang 24 Stunden am Tag
Finnen gebaut! Das darf man keiner Frau erzählen … Aber
jede einzelne Finne hat sich gelohnt. Ohne anzugeben: Ich
könnte Wände mit den Dankesschreiben tapezieren. Es sind
wirklich Hunderte. Ich habe mal gewettet, dass ich ohne
Geld Urlaub in Leucate in Frankreich machen kann. Ich
muss halt nur ein paar Finnen mitnehmen. Wir sind dann
losgefahren und mein Wettpartner musste eingestehen,
dass ich recht habe. Meine Grasfinnen sind überall auf der
Welt eine sichere Bank.
Meine GrasFinnen sind überall
auF derWelt eine sichere bank."
19. Wolfgangs Sohn Martin war ständig als Tester von Wolfgangs Ideen auf
dem Wasser.
20. Nein, dies ist kein Miniatur-Tankschiff! Dieses Board war als Rettungsbrett ge-
dacht. Wenn Martin mit seinem Zweimeterbrett aufgrund von Windmangel nicht
mehr starten konnte, rettete ihn Wolfgang mit diesem Ungeheuer und es konnten
beide gemeinsam wieder an Land fahren.
21. Bevor Fivestar mit seinem Schaumstoffsegel rauskam, hatte Wolfgang schon 1982 ein
ähnliches System entwickelt, um eine bessere Anströmung des Riggs zu erreichen. Aller-
dings schob er dafür kein Schaumstoff über den Mast, sondern Aluminiumteile, die ihm
regelmäßig bei Stürzen das Brett zerstörten…
22. Finnenproduktion à la Wolfgang Lessacher.
23. Wolfgang 1988.
interviewwolfgang lessacher
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MatthiasneuMann ist GeschäFtsFührer
undceoVonder act aGencyGMbh. die
MarketinGaGenturGehÖrt zuden Führenden
sPortVerMarktern indeutschlandund ist
unterandereMderlanGJähriGeVeranstalter
descolGateWorldcuP sylt.dieactaGency
GMbh ist inVielen sPortartenaktiV, bei-
sPielsWeise beiM Fussball (dFb, national-
MannschaFt, FiFa-ProJekte),MÖbel kraFt
MarathonhaMburG, PalMoliVe kitesurF
World cuP st. Peter-ordinGund JeVer suP
World cuPhaMburG.WirhabenMitMatthias
überdiederzeitiGe zusaMMenarbeitMitder
PWa (ProFessionalWindsurFers association),
die zukunFtdes colGateWindsurFWorld cuP
syltunddie ProbleMe inderVerMarktunG
desWindsurFensGesProchen.
Text Matthias Neumann und Alexander Lehmann
© Foto Kenny
InTERvIEW
© Foto Kenny
52 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
interviewmatthias neumann
M atthias, ich habe gehört, der Colgate Windsurf World Cup Sylt stünde dieses
Jahr zur Diskussion. Der Colgate Windsurf World Cup Sylt? Der stand nie zur Dis-
kussion! Wer sagt denn so etwas?
nennen wir es eine freie Interpretation meinerseits aufgrund von unstimmigkeiten,
hervorgerufen durch die Ankündigung der PWA, eine Woche vor Sylt in Dänemark ei-
nen low-Budget-World-Cup anzusetzen. Dann formuliere ich das mal anders: Die ACT
AgEnCY und deine Person, ihr seid unglücklich über die Art und Weise, wie dem
World Cup Sylt ein Event so dicht vor die nase gesetzt wurde. Sagen wir es mal so,
die ganze Sache ist vielleicht etwas unglücklich gelaufen. Aber man muss ganz klar sagen, dass
wir mit dem Colgate Windsurf World Cup Sylt, als dem mit Abstand größtem Windsurfevent
der Welt, schon ein gewisses Selbstbewusstsein haben können und es daher zurzeit auch keine
Konkurrenz im Windsurfen gibt. Mit der PWA arbeiten wir seit Jahren vertrauensvoll und pro-
fessionell zusammen. Beim Klitmøller-Event hat es aber leider an der Kommunikation gehapert,
was natürlich zu Diskussionen geführt hat. Klitmøller war in der Vergangenheit häufiger Austra-
gungsort kleinerer Events, insbesondere auch als Vorbereitung vieler Aktiven für die speziellen
Bedingungen auf Sylt, jedoch bisher ohne World-Cup-Status. Jimmy Diaz, Chairman der PWA,
hat aber sehr professionell reagiert und mir zugesichert, dass wir das nächste Mal bei etwaigen
Terminkonflikten frühzeitiger eingebunden werden. Dann gibt es auch keinerlei Probleme mehr.
Was ist denn das Problem an dem Dänemark-Event? Der Colgate World Cup Sylt hat
es geschafft, zu den Top-Sportevents in Deutschland, über alle Sportarten gesehen, zu wer-
den. So eine Entwicklung ist aber nur
möglich, wenn die Interessen vieler
Beteiligter gewahrt werden. Nehmen
wir beispielsweise den Aspekt der
Saisonverlängerung und des Allein-
stellungsmerkmals für die Insel Sylt.
Da könnte es schon ein Problem sein, wenn man direkt vor das Saisonhighlight einen Event in
der gleichen Sportart, nur wenige Hundert Kilometer entfernt, sozusagen vor die Nase gesetzt
bekommt. Aber wie gesagt: Wenn das nur einmal passiert, und da glaube ich der Zusage der
PWA, wird da nächstes Jahr keiner mehr darüber sprechen. Wichtig ist nur, dass der Colgate
Windsurf World Cup Sylt seine Alleinstellungsmerkmale behält, und das bedeutet eine zeit-
liche Entzerrung zu einem andern Nordsee-World-Cup in der Nähe, denn die mediale Auf-
merksamkeit einer Randsportart wie Windsurfen ist leider nicht wie im Fußball multiplizierbar.
Was sagen denn die anderen Sponsoren zu dieser Situation? Im Moment sind alle Part-
ner noch entspannt. Wir haben aber die Pflicht, die Sponsoren über alle Eventualitäten unse-
rer Projekte ständig zu unterrichten. Es ist ja nicht so, dass wir einer Marke wie Colgate platt
irgendwelche Webemittel wie Segelsticker oder Banden „verkaufen“, sondern wir beraten sie,
welche Kommunikationsmaßnahmen am meisten Erfolg versprechen. Hier heißt das konkret:
Nehmen wir an, in Klitmøller sind die Mega-Bedingungen und die Fotos und TV-Bilder gehen
über alle Sender, dann könnten wir mit den Bildern von Sylt ein Problem haben, wenn Klitmøller
unmittelbar vorher stattfindet. Dann müssen wir unsere Sponsoren davon unterrichten. Wenn
das passieren würde, muss man sich ernsthaft Gedanken machen. Das haben wir aber mit der
PWA besprochen, die das meines Erachtens auch eingesehen hat. Die Unterstützung der Spon-
soren steht natürlich im Verhältnis zur Berichterstattung über den Event. Wir sind also abhängig
von dem Coverage in reichweitenstarken Medien wie TV oder Tageszeitungen. Und so besteht
die Gefahr, dass sich der Sport selbst kannibalisiert. Denn eines ist sicher: Sinkende Sponsoren-
gelder führen zwangsläufig zu sinkenden Preisgeldern. Mir geht es also nicht um den Event in
Dänemark im Allgemeinen. Ich werde mich grundsätzlich immer dafür einsetzen, dass es mehr
Events auf der Tour gibt! Das ist sehr wichtig für den Sport. Allerdings ist es im Interesse al-
ler Beteiligten, dass die World-Cup-Termine sinnvoll und durchdacht aufeinander abstimmt sind.
sinkende sPonsorenGelder
Führen zWanGsläuFiG zu
sinkenden PreisGeldern."
53|WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
interviewmatthias neumann
Würdest du sagen, dass die vermeintliche Eindimen-
sionalität in den Denkstrukturen der PWA auch dar-
an liegt, dass nur Windsurfer im member Board sind?
Auf keinen Fall. Ich könnte jetzt anfangen, dir eine Litanei
von Ex-World-Cup-Professionals aufzulisten, die heute ent-
weder im Top-Management sind oder aber als sehr erfolgrei-
che Unternehmer arbeiten. Allen voran Robby Naish: Es gibt
keinen Profisportler auf der ganzen Welt, der während sei-
ner aktiven Zeit eine derartige Kult- und Qualitätsmarke aus
seiner Person gemacht hat. Das Potenzial ist auf jeden Fall
vorhanden. Ich denke, es gib nur eine Strategie: Alle Steak-
holder im Windsurfen müssen mehr miteinander sprechen,
und zwar mit gegenseitigem Respekt und auch mal ohne
Eigeninteresse, wenn es um das Große und Ganze geht.
Wenn wir die Sportart generell wieder zum Wachstum brin-
gen, profitieren alle. Die PWA und ihre Tour ist aus meiner
Sicht ein ganz wichtiger Indikator für den gesamten Sport,
dessen müssen sich insbesondere alle Hersteller bewusst
sein, was auch ohne großes Geld geht. Das fängt beim Flag-
gezeigen in der Boxengasse vom Windsurfing Journal beim
größten Windsurf-Event der Welt an.
viele Hersteller ruhen sich auf dem Argument aus,
dass von den 200.000 Besuchern womöglich nur ein
Bruchteil tatsächlich Interesse am Windsurfsport hat.
Das ist ja Quatsch. Das kann ich mit der Marktforschung, die
wir jährlich vor Ort machen, eindeutig widerlegen. Wir haben
sogar ein nachvollziehbares Gegenbeispiel: Als wir vor rund
zehn Jahren so richtig auf die Sparbremse treten mussten,
haben wir nur die Disziplin Wave ausgerichtet. Vom Rah-
menprogramm vor Ort war alles wie immer, wenn nicht sogar
noch etwas größer. Dann hatten wir neun Tage lang keinen
Wind und du kannst dir nicht vorstellen, was da los war! Die
Zuschauer haben uns im übertragenen Sinne verprügelt. Es
hagelte schlechte Kritiken. Die Leute fanden den Event ohne
Windsurfen nicht mehr sexy. Und erinnere dich doch mal
bitte an den World Cup 2008! Gratulation noch einmal an
dich und an Leon, dass ihr beide im Stockdunklen in unserer
Nightsession als Einzige auf dem Wasser ward! Da standen
10.000 Leute im strömenden Regen am Strand und haben
sich das angeguckt! Da soll mir einer sagen, die Menschen
haben kein Interesse am Windsurfen. Eines ist mal sicher:
Der Colgate Windsurf World Cup auf Sylt funktioniert nur
wegen des Themas Windsurfen. Als reines Oktoberfest auf
Deutschlands nördlichster Insel wäre der Event nach kurzer
Zeit gestorben. Hier liegt aus unserer Sicht ein riesiges Poten-
zial, das noch genutzt werden kann. Viele Hersteller nutzen
das schon, es ist aber noch eine Menge Musik drin. Wir ste-
hen bereit, wenn es hier weitere Ideen aus der Industrie gibt.
Ihr organisiert ja auch den PkRA kitesurf World Cup in St. Peter-ording. Wenn du die-
se beiden veranstaltungen miteinander vergleichst, zu was für einem Ergebnis kommst
du? Das sind meine beiden Lieblingsprojekte, die wir machen. Jeder der Events hat seinen eige-
nen Charakter. Für die Sportarten generell muss man aber feststellen, dass sich die PKRA, also das
Pendant zur PWA im Kitesurfen, im Moment rasant weiterentwickelt und die PWA World Tour sta-
gniert. Dafür kann aber die PWA allein nichts. Kitesurfen ist eben im Moment ein Mega-Trend, so
wie es Windsurfen Ende der 80er-Jahre war. Doch hinsichtlich deiner Sorge, der Colgate Windsurf
World Cup auf Sylt könnte auf der Kippe stehen, kann ich dich zu 100 Prozent beruhigen. Jeder
kann zu dem Event seine eigene Meinung haben. Fakt ist aber, dass diese Veranstaltung ein Er-
folgsmodell ist, das seinesgleichen sucht. Es ist wahrscheinlich der Event mit dem größten Hebel im
Tourismusmarketing in Deutschland. Deshalb suchen wir da auch demonstrativ den Schulterschluss
mit dem Veranstalter, dem Insel Sylt Tourismus Service und seinem Chef Peter Douven. Wir haben
gemeinsam mit den Sponsoren und natürlich auch mit der PWA einen Event entwickelt, der in der
Windsurf- und wahrscheinlich auch Funsportwelt im Allgemeinen einzigartig ist. Deshalb steht die-
ser World Cup für mich außer Frage. Aber wir dürfen nicht Entwicklungen abwarten, die von au-
ßen negativ auf den Event einwirken. Wir werden gemeinsam vorher analysieren, in welche Rich-
tung sich der Event weiterentwickeln kann und muss. Ohne jetzt hochgestochen herumzureden,
muss man klar sagen: Die beiden wichtigsten strategischen Dinge für das Überleben eines solchen
Events sind die Akzeptanz beim Publi-
kum sowie den Massenmedien, die Be-
tonung liegt hier auf Massenmedien, und
die wirtschaftliche, langfristige Stabilität.
Die Situation im Windsurfsport und
damit auch die der PWA ist natür-
lich zurzeit nicht gerade einfach.
Da greift man vielleicht eher nach
jedem Strohhalm. Du hast recht. Die
Situation der PWA ist zurzeit sicher nicht
einfach. Zeiten ohne Wachstum können
aber auch heilsam und stärkend sein. Wichtig ist, dass die PWA alles tut, um ihre Stammevents
zu erhalten und zu manifestieren. Weiterhin sind Konzepte für kleinere Events wichtig, um in
der Breite zu wachsen und Nachwuchs zu fördern. Außerdem wäre es eine gute Idee, die größ-
ten Organisierer mit in die grundlegenden Entscheidungsprozesse des PWA Board einzubezie-
hen. Wir stehen an der Front und müssen die Budgets für die Events akquirieren. Ich stünde
bereit, wenn man mich fragt. Ich kann mir vorstellen, dass mein Kollege Rene Egli, Veranstalter
des Fuerte-Events, auch so denkt. Die PWA sollte versuchen, durch Bündelung der Kontakte
aller im Windsurfsport Tätigen und Zusammenführung hier ein Maximum an Know-how und
Kontakten zu fördern, nur dann wird der Windsurfsport langfristig den Stellenwert erhalten, den
wir uns alle wünschen.
klingt logisch. mal etwas ketzerisch gefragt: Warum macht ihr dann nicht einfach einen
World Cup ohne die PWA? Das ist theoretisch und praktisch keine Alternative. Ich bin heilfroh,
dass es die PWA gibt. Wenn eine Sportart keinen „Governing Body“ hat, herrscht Anarchie. Das
wäre für die Vermarktung tödlich, weil man den Sponsoren keine Exklusivitäten zusichern kann.
Da sind wir wieder bei den Alleinstellungsmerkmalen für unsere Partner und die kann nur eine
PWA garantieren. Was wir dann aus unserem Recht machen, nämlich eine Eventmarke aufzubau-
en, das ist unser Job. Gerade für die deutschen Medien ist eine derartige Verankerung in einem
offiziellen Sportverband sehr wichtig, ohne diese ist eine sportliche Berichterstattung nicht denkbar.
alle steakholder iMWind-
surFenMüssenMehrMit-
einander sPrechen, und zWar
Mit GeGenseitiGeM resPekt
und auchMal ohne eiGen-
interesse,Wenn es uM das
Grosse und Ganze Geht."
54 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
interviewmatthias neumann
Denken wir noch größer: Warum ist es deiner mei-
nung nach so schwierig, wieder einen Tour-Sponsor
zu finden, der komplett die Serie unterstützt? Wir ha-
ben in den letzten Jahren auf diesem Feld einiges versucht
und auch gemeinsam mit der PWA bei großen, internationa-
len Brands präsentiert. Zwei Probleme sind ausschlaggebend
dafür, dass wir nicht erfolgreich waren: Erstens – die Tour-
stopps sind zu inhomogen. Soll heißen, das Qualitätsgefälle
zwischen den einzelnen Events ist einfach zu groß. Zweitens
– als Hauptsponsor der Tour kommt nur ein internationaler
Partner in Betracht. Allerdings ist die Tour von einer weltweit
flächendeckenden Eventlandkarte weit entfernt. Man muss
einfach die großen Industrienationen zumindest teilweise ab-
decken, um hier eine gewisse Anzahl an Zielmärkten errei-
chen zu können. Hier ist es wahrscheinlich beim Kitesurfen
zurzeit einfacher, und daran muss man arbeiten.
Woran liegt das? Kitesurfen gilt zurzeit einfach als ange-
sagter. Viele erfolgreiche Manager im Alter zwischen 30 und
45 Jahren sind selbst begeisterte Kiter und identifizieren sich
daher mit diesem Sport. Wenn die dann auch noch Ent-
scheidungsträger über Werbebudgets sind, dürfte deren Prä-
ferenz klar sein. Zum Glück hat der Colgate Windsurf World
Cup Sylt damit kein Problem. Der Event gilt als Urgestein,
das sich trotzdem kontinuierlich weiterentwickelt und immer
up to date ist. Wir versuchen immer, an allen Stellschrauben
neu zu drehen und Jung und Alt gleichermaßen anzuspre-
chen. Diese Vorgehensweise müssen alle Windsurfevents
beachten, um sich nicht nur gegenüber dem Kiten zu be-
haupten, sondern auch gegenüber anderen Sportarten.
nenn mal die drei Hauptmerkmale, wieso gerade
euer Event auf Sylt so erfolgreich ist! Als Erstes ein-
mal ist es der Sport selbst. Ich stehe dazu: Es gibt keinen
telegeneren und fotogeneren Sport als Windsurfen in der
Welle. Das ist einfach das Größte. Das hat man ja auch
im letzten Jahr gesehen. Du hast super Bilder, verbunden
mit einem positiven Image. Außerdem ist natürlich Sylt
die imageträchtigste Tourismusregion Deutschlands und
der Sport passt auf die Insel wie die Faust aufs Auge. Da-
raus resultiert dann einfach der hohe Publikumszuspruch.
Dazu kommt das enorme Medienecho. Der Colgate Wind-
surf World Cup Sylt gehört zu den großen Sportevents
und das kommt nicht von ungefähr. So schaffte der
Colgate World Cup Sylt 2009 eine Mediareichweite von
305 Millionen allein in Deutschland. Das Zusammenspiel
dieser Faktoren ist keine Selbstverständlichkeit und das
kommt auch nicht automatisch kontinuierlich Jahr für Jahr
und darum muss stetig daran gearbeitet werden.
Rückblickend betrachtet: Was war die schwierigste Zeit für den Cup auf Sylt? Ende
der 90er-Jahre waren harte Zeiten. Der Sport ging rapide bergab und wir haben jahrelang unser
eigenes Geld investieren müssen, um den Cup am Leben zu halten. Ich habe mich aber immer
dafür eingesetzt, den Event trotzdem zu organisieren. Das sind unsere Wurzeln und ich bin der
Meinung, dazu müssen wir stehen. Der Erfolg hat uns recht gegeben. Der Colgate Windsurf
World Cup auf Sylt steht seit einigen Jahren wieder wirtschaftlich auf stabilen Beinen. Dazu hat
maßgeblich unsere Strategie beigetragen, den Event neben großen Sponsoren auch Partnern aus
dem TV und Verlagswesen anzubieten. Durch dieses Zusammenspiel haben wir schon vor dem
Event eine prognostizierbare Reichweite, was für alle Sponsoren selbstverständlich eine entschei-
dende Rolle spielt. Und letztendlich ist auch die Zusammenarbeit mit dem Windsurfing Journal
für uns sehr wichtig, da es dem Event die Erdung und Authentizität zum Sport garantiert.
Ich habe nun gerade erfahren, dass ihr in der vergangenheit schon geld mitbringen
musstet, um den Event durchzuführen. Auf der anderen Seite lobt ihr mehr als dop-
pelt so viel Preisgeld aus wie andere veranstaltungen. Wieso tut ihr das? Aus Respekt
vor dem Sport und weil es die Vermarktungssituation hergibt. Als ehemaliger World-Cup-Fahrer
schlägt mein Herz vielleicht noch etwas mehr auf der Seite der Aktiven und ich weiß, was es
heißt, als World-Cup-Profi mit dem gesamten Material durch die Welt zu fliegen.
Wie hoch ist das gesamtbudget, das ihr zur Durchführung des Colgate Windsurf
World Cup auf Sylt benötigt? Rund eine Million Euro.
Respekt. Die muss man erst einmal auftreiben. Genauso ist das. Am wichtigsten sind pro-
gnostizierbare, mediale Reichweiten für unsere Markenpartner, das ist neben dem Auftritt vor
Ort natürlich der wichtigste Grund für deren Investition. Unser Ziel ist es, immer der größte
Windsurfevent der Welt zu bleiben, und das heißt auch, dass wir das höchste Preisgeld anbie-
ten müssen. Ich würde mir aber für dieses Jahr einen nicht so großen Abstand zum zweitgröß-
ten Event wünschen. Um das Vorjahresniveau zu halten, kämpfen wir gerade um einen weiteren
Sponsor, da zum Beispiel unser Automobilpartner aufgrund der wirtschaftlichen Situation nur
noch ein eher kleines Kooperationspaket eingehen kann.
© Foto PWA John Carter
55|WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
interviewmatthias neumann
Das bedeutet: Im Zweifel werden Disziplinen wegfallen. Das könnte im schlimmsten Fall
passieren. Da werden wir uns mit der PWA besprechen müssen. Hier wahre ich den Schulter-
schluss, so etwas gemeinsam mit ihnen zu diskutieren. Aber wie gesagt, wir kämpfen und unse-
re Sponsorenakquise arbeitet auf Hochtouren.
Dann prognostiziere ich einfach mal, dass darunter die Damen leiden und sie im
Zweifel auf Sylt nicht antreten werden. Auch auf den anderen Tourstopps werden
sie durch die PWA ja nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst, geschweige denn
gleichbehandelt. Gutes Thema! Wir haben ja schon 2009 heftig darüber nachgedacht, ob wir
die Frauen an den Start schicken oder nicht. Und ich habe mit Jimmy Diaz darüber gesprochen,
dass man ein Gesamtkonzept zum Thema Frauenwindsurfen entwickeln muss. Es ist genauso,
wie du sagst: Weltweit werden die Damen immer weiter zurückgestellt – auch bei dem neuen
Event in Dänemark gehen sie nicht an den Start, obwohl dieses Thema für die PWA politisch
sehr wichtig ist. Ich fände es persönlich sehr schade, wenn auch auf Sylt die Frauen hinten run-
terfallen, denn ich habe mich immer für die Damen eingesetzt. Ich stehe dazu, dass das ein
wichtiger Bestandteil einer Veranstaltung ist. Ich habe hohen Respekt vor ihren Leistungen, aber
im Moment sehe ich kein tragfähiges Gesamtkonzept. Du etwa?
Wir hatten kürzlich einen Artikel, in dem sich manche
professionelle Windsurferin darüber beschwert hat,
dass der Event-Sport der PWA mehr und mehr zur
männerdomäne wird. mag auch daran liegen, dass nur
männer entscheiden und sie zahlenmäßig auch unter
den Aktiven deutlich überwiegen. Für Sylt ist das Pro-
blem ein ganz klassisches: Hätten wir eine sehr gute deut-
sche Windsurferin, die es schaffen könnte, aufs Podium zu
fahren, wäre das auch medientechnisch interessant und es
wäre leichter, Sponsorengelder zu organisieren. Da ist halt
das Steffi-Graf-Phänomen aus dem Tennis auf jede andere
Sportart übertragbar. Als sie und Boris Becker ihre Karriere
beendeten, ging Tennis durch schwindendes Medieninteres-
se in Deutschland den Bach runter.
Die zweite Disziplin, die auf Sylt den Sparzwängen
zum opfer fallen könnte, wäre dann sicherlich der
Freestyle der Herren … Das sind natürlich Spekulatio-
nen für eine Eventualität, aber man muss auf alle Situatio-
nen vorbereitet sein. Beim Freestyle habe ich zwei Seelen
in meiner Brust. Als Vermarkter muss ich knallhart sa-
gen, dass im Rampenlicht von Sylt eindeutig die Disziplin
Wave riding steht. Und dann braucht man noch die Sla-
lomdisziplin, um auch bei wenig Wind eine Alternative auf
dem Wasser zu haben. Genauso spiegelt sich das auch in
der Berichterstattung der großen Medien wider. Freestyle
ist dort schwieriger zu platzieren – beziehungsweise dif-
ferenzieren die großen Massenmedien nicht. Hier geht es
um spektakuläre Bilder und möglichst hohe Sprünge. Das
haben wir analysiert. Wir machen Freestyle trotzdem, weil
es die Innovationsplattform im Windsurfen ist und vor al-
lem die jungen Windsurfer anspricht. Und das ist natürlich
auch sehr wichtig, da man den Nachwuchs im Auge ha-
ben muss. Nur medientechnisch ist es eben nicht so be-
deutend. Das ist eine echte Quadratur des Kreises. Gene-
rell arbeiten wir wie jedes Jahr daran, alle Disziplinen auf
Sylt zeigen zu können. Der Colgate Windsurf World Cup
war immer der Saisonhöhepunkt aller Windsurfer und das
sollte er meiner Meinung nach auch bleiben.
hättenWir eine sehrGutedeutscheWind-
surFerin, die es schaFFen kÖnnte, auFs
PodiuMzu Fahren,WäredasauchMedien-
technisch interessantund esWäre leich-
ter, sPonsorenGelder zuorGanisieren."
© Foto Kenny
© Foto Kenny© Foto PWA John Carter
56 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
interviewmatthias neumann
© Foto Lars Wehrmann58 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
interview torben sonntag
beVor ein interVieW seinen
WeG insWindsurFinG Journal
Findet, senden Wir den be-
troFFenendenFertiGentext
noch einMal zur FreiGabe zu.
das ist nicht unbedinGt üb-
lich, doch FindenWir es Fair,
den Partnern noch einMal
die MÖGlichkeit zu Geben,
ihr GesaGtes zu reFlektieren.
aus eiGener erFahrunG Weiss
ich, dass Man sich Mitunter
schonMal inraGeredenkannunddanndocheiniGesWoMÖGlichhinterher
bereut… uMsoMehr ist ein interVieWMit torben sonntaG, "hot sails Maui"-
deutschlandiMPorteur,FürJedenredakteureinebereicherunG.unddaslieGt
nichtandeMuMstand,dasserseinherzauFderzunGeträGt.VielMehrFreut
Man sichüberdietatsache, dass Jedes einzelneGesaGteWort auchtatsäch-
lich denWeG ins MaGazin Findet – ohne korrekturen, ohneVeränderunGen.
torben leistet sich als einer der WeniGen in der WindsurFbranche den lu-
xus, das zu saGen,Was er denkt. auF anzeiGen zeiGt er seinen MitbeWerbern
schonMalFürihretesthÖriGkeitdenMittelFinGerundiMGeGensatzzuMan-
chen seiner kolleGen steckte sein koPF noch nie iM allerWertesten eines
WindsurFMaGazin-cheFredakteurs. Viel sPass Mit den koMMenden seiten.
59|WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
interview torben sonntag
i ch habe im Internet auf einem Hot-Sails-Werbe-
banner bei Stehsegelrevue.com gesehen, dass der
Chefredakteur vom surf-magazin mit den Worten
zitiert wird, in diesem magazin würde die Aufklärung
deiner neuen vertriebs strategie erklärt werden. Wir
freuen uns über diese Form der Werbung sehr und
möchten uns dafür bedanken. Ein Dankeschön auch
erst mal von meiner Seite aus.
Aber was hat das bitte zu bedeuten? Welche neue
Strategie? Hast du keine lust mehr, Hot Sails maui
zu importieren? Doch, mehr als jemals zuvor.
dass man theoretisch viele Segelhersteller abmahnen
könnte, da sie keine realistischen markt-, sondern
mondpreise auf ihre Produkte schreiben, die im Shop
niemals erreicht werden und damit wettbewerbswid-
rig sind. Ich hatte nicht erst nach diesem Interview den Ein-
druck, dass Jörg Müller einer der wenigen in der Branche ist,
der seinen Kopf zum Denken nutzt. Er hat vollkommen recht.
Denn bei meiner kleinen Marktanalyse ist herausgekommen,
dass mir die Segel zu Einzelpreisen zwischen 400 und 450
Euro angeboten wurden. Weit entfernt von den 590 bis
630 Euro, die den offiziellen Preis darstellen. Da habe ich
mich natürlich gefragt, wie ich ein vergleichbares „Hot Sails
na, das ist jetzt eine Antwort, die musste ja so kom-
men … Natürlich! Hört sich doch auch super an! Aber im
Ernst: Nach einem bescheidenen Jahr 2009 musste sich bei
mir etwas ändern. Ich habe mir das letzte halbe Jahr über
die Branche den Kopf zerbrochen und versucht, einen Weg
aus dem jetzigen Schlamassel zu finden. Angefangen hat-
te alles damit, dass ich mir anonym bei zehn Surfshops in
Deutschland Angebote über drei Segel eines großen Herstel-
lers eingeholt habe, um mal einen realistischen Marktwert zu
ermitteln. Jeder weiß doch im Grunde, dass die 650 Euro,
die auf manchem Segel stehen, nur Schall und Rauch sind.
Bei diesem Thema erinnere ich mich immer wieder
gern an das Interview mit Jörg müller von gun Sails
aus unserem Jahrbuch 2009. Er meinte sinngemäß,
Maui“-Segel für 500 Euro verkaufen soll, wenn ein eben-
falls qualitativ hochwertiges Produkt einer wesentlich größe-
ren Marke für 100 Euro weniger zu bekommen ist. Und so
musste ich mir die Frage stellen, wie ich auf der einen Seite
meine Preise dem Markt anpassen und auf der anderen Sei-
te trotzdem noch Geld damit verdienen kann. Denn es ist
ja kein Geheimnis, dass die Margen in der Windsurfbranche
schon heute klein sind, und würde ich mich einfach nur dem
Wettbewerb anpassen, würde ich nichts mehr an einem Se-
gel verdienen, keinen Service oder Beratung bieten können
und eher heute als morgen vom Markt verschwinden.
Ihr könntet euch ja mal dem einen oder anderen gro-
ßem Brand anschließen und die Qualität reduzieren.
Das ist nicht der Weg von Hot Sails Maui. Ich habe mit Jeff
JederWeiss doch
iM Grunde, dass
die 650 euro, die
auFMancheM
seGel stehen,
nur schall und
rauch sind."
© Foto Frank Molter © Foto Frank Molter
60 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
interview torben sonntag
Henderson, dem Inhaber der Marke, erstmals im Herbst
2009 über die Problematik gesprochen und er sieht den
Handlungsbedarf genauso wie ich. Wenn man mal ehrlich ist,
subventionieren alle Windsurfer, die sich kurz nach Erschei-
nen Windsurfprodukte zu höheren Preisen kaufen, die Aus-
lauf-Schnäppchenjäger mit. Denn ich muss meine Preise so
kalkulieren, dass ich im Durchschnitt über das gesamte Jahr
– den regulären und den Auslaufverkauf also zusammenge-
rechnet – genügend Deckungsbeitrag erwirtschafte, um alle
meine Kosten decken zu können. Ich habe diese Problematik
dann einmal weitergesponnen und bin zu dem Ergebnis ge-
kommen, dass ich, wenn ich keinen Auslauf mehr habe, die
Segel eigentlich von Anfang an günstiger verkaufen könnte.
und wie willst du den Auslauf am Ende der Saison
umgehen? Weniger ordern? Nein! Den Produktzyklus
ändern! Und das ist die sensationelle Auflösung der Stra-
tegie, für die Andreas Erbe von der surf so nett geworben
hat: Hot Sails Maui verabschiedet sich von den Jahreszy-
klen. Es wird zukünftig keine Baureihen 2009, 2010, 2011
geben. Am Beispiel unseres Wavesegels Fire: Wir starten
mit dem Fire 2.0 und es wird erst dann ein neues Segel
auf den Markt gebracht, wenn es auch wirklich eine Ver-
besserung gibt. Und dann wird das Segel Fire 3.0 heißen.
und wie lange soll so ein Zyklus dauern? Na so lan-
ge, wie es eben dauert, ein besseres Produkt herzustellen!
Denn seien wir doch mal ehrlich: Viele Hersteller ändern doch schon heute von Jahr zu Jahr
nichts mehr an ihren Produkten, sondern bestenfalls das Design ein wenig und gaukeln den
Kunden damit vor, sie hätten was tolles Neues im Programm.
gaukeln das wirklich die Hersteller vor? Ich kenne marken, die gehen damit ganz
offensiv um und schreiben auch deutlich, wenn sich nur das Design verändert hat.
Das sagen sie vielleicht. Irgendwo in ihren Prospekten. Aber der Otto-Normal-Windsurfer, der
keine Lust aufs stundenlange Stöbern im Internet hat, und das ist die Mehrheit, geht in den
Shop und denkt, dass da ein neues Produkt steht. Für mich grenzt das an Betrug. Stell dir
vor, du hast einen BMW 530d. In dem Moment, wo der Nachfolger auf den Markt kommt,
fällt der Wert deines Autos. Und stell dir vor, du bist ein Typ, der immer das Neuste haben
will, fährst zu deinem BMW-Händler und da steht exakt dein Auto. Allerdings nicht in Weiß,
sondern in Rot. Ansonsten ist alles identisch.
Warum sollte ich mir dann ein neues Auto kaufen? Musst du ja nicht. Aber ist es nicht
Betrug, dass dein jetziges Auto einfach mal 30 Prozent weniger wert ist, obwohl sich nichts
geändert hat? Siehst du das nicht so?
Ich bin mir nicht sicher. Schließlich sind wir alle mündige Windsurfer und können
selbst entscheiden, ob wir etwas neues kaufen oder nicht. Es stimmt natürlich, dass
mein „altes Board“ sofort weniger wert ist als das „neue“, was womöglich nur eine
andere Farbe hat. Das wäre im Grunde ja auch dann kein Pro blem, wenn diese Regelung
nicht die ganze Auslaufproblematik verursachen würde, bei der am Ende des Tages alle in die
Röhre gucken, bis auf den Hersteller selbst. Also reduzieren wir die Preise und hören damit
auf, dass der normale, ehrliche und gute Kunde die Auslaufpreise der Sparfüchse subventio-
niert. Unsere Segel werden in Zukunft keine Jahreszahlen mehr haben. Weder auf den Segel-
säcken noch in den Produktkatalogen.
© Foto Lars Wehrmann© Foto Lars Wehrmann
© Foto hotsailsmaui.com
61|WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
interview torben sonntag
interview torben sonntag
62 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
© Foto Lars Wehrmann
interview torben sonntag
63|WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
War das deine Idee? Auch. Ich habe mit Jeff letztes Jahr auf Hawaii dieses Konzept bespro-
chen und dann gemeinsam mit ihm ausgearbeitet. Wir waren uns sofort einig, dass das ein
guter Weg sein könnte, auch wenn die Motivationen aus total unterschiedlichen Richtungen
stammen. Jeff meinte, er könne ohnehin nicht jedes Jahr alle seine Segel neu entwickeln, ge-
schweige denn verbessern. Mir ging es um die Preis- und Lagerhaltungsproblematik.
Ich frage mich sowieso, wie ein Brand es schaffen möchte, innerhalb eines Jahres
100 Segel neu zu entwickeln. Theoretisch müsste man ja für jede einzelne größe
Prototypen bauen und diese dann gegeneinander testen. Es sei denn, man macht
einfach Hoch- oder Runterskalierungen. Genau das ist ja der Punkt. Deshalb sind wir uns
auch einig, dass Jahreszyklen Unsinn sind. Und aus diesem Grunde rücken wir davon ab. Wir
diskutieren gerade noch die Möglichkeit, zukünftig alle Segel wie das Superfreak als Custom-
Segel mit freier Farbwahl anzubieten, neben den drei oder vier Standardvarianten. Dann kann
jeder Kunde selbst entscheiden, ob er sofort ein Segel haben möchte oder aufgrund der In-
dividualisierung lieber drei Monate wartet. Im Gegensatz zu vielen anderen Importeuren sehe
ich ja nun genau, wie das Kundenverhalten ist, und interessiere mich nicht nur dafür, die
Shops mit meinem Material auf Teufel komm raus und nach dem Motto „nach mir die Sinn-
flut“ vollzustopfen. Wenn neues Material im Spätsommer erscheint, wollen sich das zwar viele
anschauen, aber wirklich kaufen tun dann nur die wenigsten. April und Mai sind die stärksten
Monate. Im Juni kaufen dann schon wieder weit weniger Kunden beziehungsweise bezahlen
niemals den vollen Preis, da ja zwei Monate später dann wieder neues Material erscheint. Du
musst dir mal vorstellen, dass du dir ein Segel zum vollen Preis kaufst und genau nur zwei
Monate das Gefühl haben darfst, ein aktuelles Modell zu fahren. Was für ein Schwachsinn ist
das? Wir machen das nicht mehr mit.
Was sagen deine europäischen kollegen zu der Idee? Sie heulen rum. Das ist mir
persönlich aber egal. Ich habe natürlich kurz nach meiner Preissenkungsaktion Ende März
eine Mail von Jeff bekommen, dass sich die anderen Importeure bei ihm beschwert hätten.
Die Aktion selbst war aber mit Jeff abgesprochen und natürlich erhoffen wir uns, dass wir
durch Preissenkungen mehr verkaufen. Und im Moment
sieht es auch so aus, als würde es funktionieren.
Wie viele Segel hast du bislang nach deiner Redu-
zierungsaktion ins europäische Ausland verkauft?
Eins! Ach nee, warte mal, die Schweiz gehört ja gar nicht
zur Europäischen Union! Also keins! Ich habe natürlich
meinen Kollegen in den anderen Ländern versucht zu er-
klären, warum ich diesen Weg für richtig halte. Da man in
Deutschland aktuelle Segel von den „Marktführern“ für 450
Euro kaufen kann, wäre es idiotisch zu glauben, man kön-
ne mit einer weit unbekannteren und kleineren Marke 50
Euro mehr für ein Segel verlangen. Ich war nie ein Freund
von Rabatten, denn es ist immer denjenigen gegenüber
unfair, die nicht so dreist sind. Ich schreibe ein Preis aus
und der gilt. Deshalb waren meine Preise nie Mondpreise,
sondern realistische. Wir müssen uns den Gegebenheiten
anpassen und überlegen, wie wir mit geringeren Preisen
weiterhin am Markt bestehen können. Da ist unsere neue
Strategie eine gute Lösung. Und solange meine ausländi-
schen Kollegen nur rumheulen, aber selbst keine Lösungs-
ansätze erarbeiten, geht mir deren Gejammer auf Deutsch
gesagt am Arsch vorbei. Außerdem: Wo ist das Problem?
Mein holländischer Kollege verkauft doch auch liebend
gern Segel an die deutschen Windsurfer, die zu Tausenden
im Jahr über die Grenze fahren, um dort zu windsurfen!
Warum soll ich dann keine Segel nach Holland verschi-
cken? Ich weiß auch, dass er und andere Importeure in der
Vergangenheit auf Anfragen aus Deutschland meine Preise
© Foto Lars Wehrmann
64 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
interview torben sonntag
unterboten und Segel hierher verschickt haben. Da habe
ich mich auch nie darüber aufgeregt. Man munkelt, die Eu-
ropäische Union wäre genau aus dem Grund des grenzen-
losen Warenverkehrs gegründet worden. Wer damit nicht
klarkommt, sollte aufhören.
Ich verstehe deine Sichtweise, aber wie sieht Jeff
das, wenn ihm womöglich mehrere Importeure weg-
brechen? Es ist nicht passiert. Dazu kann ich also nichts
sagen. Abgesehen davon bin ich gemeinsam mit meinem
französischen Kollegen sein wichtigster Importeur in Europa.
Es ist für ihn auch nicht ganz uninteressant, wenn ich in Zu-
kunft deutlich mehr Segel verkaufe. Einen positiven Effekt
merke ich schon jetzt: Ich habe deutlich mehr Neukunden
unter den Bestellern. Bisher hatte ich damit immer ein Pro-
blem. Denn im Shop konnte man sich meine Segel ja nie
anschauen. Ich habe mich auch deshalb für den Onlineweg
entschieden, da ich keine Chance sah, in den Einzelhandel
reinzukommen. Ein Großteil der Shops hat mittlerweile ei-
nen der großen Vertriebe als Hausbank und darf deshalb
gar keine anderen Produkte mehr aufnehmen als die seines
„Partners“. Selbst wenn die Qualität von Hot Sails eindeu-
tig höher ist, käme also nie ein Shopbesitzer auf die Idee
zu sagen: „Schmeiß deine Frischhaltefolie aus Hong Kong
weg und kauf dir lieber ein anständiges Hot-Sails-Segel.“
Darf ich das so schreiben? Von mir aus?! Ist doch nicht
gelogen. Auch wenn das aus meinem Mund keiner hören
oder glauben mag: Jeff Henderson ist tatsächlich anders
gegenüber den Endkonsumenten, den reinen Windsurfern
also, eingestellt als viele seiner Marken-Kollegen, die lieber
segeln gehen oder sich mit Fahrrädern die Taschen noch
voller machen wollen. Sonst wäre Hot Sails ganz anders auf-
gestellt und die Qualität weitaus niedriger. Ich habe ja auch
eine Zeit lang Airush-Kites importiert und da am eigenen
Leib gespürt, wie Markeninhaber auch drauf sein können.
Denn für den Produzenten ist es doch eigentlich sensatio-
nell, wenn ständig neue Produkte auf den Markt kommen.
Je mehr, desto besser. Jeder Importeur muss davon ja mal
mindestens eins in fast jeder Größe und Farbe kaufen. Das
heißt also, die Marke wird sofort Hunderte Produkte ab-
setzen, nur damit sich alle weltweit ihre Sachen anschau-
en können. Dann ordern die Importeure, die Marke lässt
produzieren und liefert aus. Was dann mit den Produkten
passiert, ist denen doch scheißegal! Ein Lager legen die sich
nicht zu! Dafür ist schließlich jeder Importeur verantwortlich.
Das nennt man Risikoabwälzung! Ich habe zum Inhaber von
Airush, dem nebenbei ja auch noch eine Segel- und eine
Brettmarke gehört, bei mehreren Telefonaten gesagt, dass
wir uns mal etwas überlegen müssen, wie wir von den ein-
zelnen Produkten mehr verkaufen können. Zumal das Image
von Airush hierzulande ungefähr dem der Nivea-Segel ent-
spricht. Anstatt auf meine Probleme einzugehen, hat er mir
geraten, mehr Snowkites zu kaufen, denn das wäre ein ganz
toller Markt. In Deutschland … Wo das Land, mal abgese-
hen von diesem Winter und den Bergen in Süddeutschland,
seit 20 Jahren nie länger als eine Woche Schnee im Jahr
sieht. Das Ende vom Lied wäre, ich hätte 100 Snowkites
auf Lager, er hätte viel Geld verdient und ich wäre pleite.
magst du Svein Rasmussen nicht? Doch! Persönlich
habe ich überhaupt kein Problem mit ihm. Ich bin ja auch
jahrelang seine Boards gefahren. Das ist allerdings auch
so ein gutes Beispiel. Zähl doch mal die Boardrange von
Starboard! Da kommst du auf weit über 100 Bretter! Erklär
mal einem Außenstehenden den Windsurfsport anhang
dieser Range! Das ist doch absoluter Käse. Der ehemalige
Starboard-Vertreter aus Norddeutschland hat mir das ein-
mal so erklärt: Geh mal in einen Shop mit zwei Brettern
und präsentiere die! Dann werden die Shops bestmöglich
beide ordern. Geh in den gleichen Shops mit 30 Boards,
dann wird er mindestens acht ordern, um seinen Kunden
immerhin einen kleinen Auszug aus der Modellpalette prä-
sentieren zu können. Als Marke verkaufst du also mehr,
wälzt aber die Probleme komplett auf deine Importeure ab,
die zum Bestellzeitpunkt nicht wissen, welche Boards nun
tatsächlich gut sind und welche vor allem der Kunde gern
hätte. In der Regel machen sich die Importeure dann das
Lager zu voll. Und genauso geht es den Shops dann doch
auch! Sie müssen sich ebenfalls mindestens acht Bretter
kaufen, damit das im Shop einigermaßen gut rüberkommt.
Der Importeur wälzt demzufolge seine Probleme zumindest
zum Teil auf den Shop ab. Lachender Dritter ist immer die
Marke, die ohne Lager und Risiko wirtschaften kann.
Svein hat mir mal gesagt, für unterschiedliche märk-
te auf der Welt müsse man unterschiedliche Produk-
te anbieten. Dann sollte er nicht jedem Importeur alles
anbieten. Abgesehen davon kann mir das kein Mensch
erzählen. Am Ende des Tages fährt jedes Board auf der
gesamten Welt gleich gut oder gleich schlecht. Und die
Bedürfnisse der Windsurfer sind doch in Wahrheit auch
nicht unterschiedlich, sondern deckungsgleich. Aber darum
geht es den Marken nicht. Die bekommen immer ihre Koh-
le, während Importeure und Shops noch Segel und Bret-
ter von 2007 rumliegen haben. Ich habe den Eindruck, auf
Nachhaltigkeit setzen nur die wenigsten. Und in der Regel
keiner der Marktführer.
© Foto Lars Wehrmann
WennManMal
ehrlich ist, sub-
Ventionieren alle
WindsurFer, die sich
kurz nach erschei-
nenWindsurFPro-
dukte zu hÖheren
Preisen kauFen, die
auslauF-schnäPP-
chenJäGerMit."
interview torben sonntag
Du bietest seit kurzem auch ein leasing für kinderriggs an. Genau. Ich möchte mög-
lichst vielen Kids ermöglichen, mit wirklich guten Riggs Spaß auf dem Wasser zu haben. Viele
Eltern schrecken vor der Anschaffung zurück, da ihr Kind womöglich eine Saison später schon
wieder einen halben Quadratmeter mehr braucht. Deshalb kann man nun Kinderriggs für eine
Saison zu einem fairen Kurs leasen und sie dann einfach wieder zurückgeben.
Apropos kinder. Wie alt sind denn eigentlich die kinder, die deine Eigennamen-
masten zusammenlaminieren? Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Ich war noch nie in
der Fabrik, geschweige denn in Taiwan. Ich gehe aber mal schwer davon aus, dass da keine
Kinder arbeiten. Meine Ansprechpartnerin ist jedenfalls 22 Jahre alt.
und lass mich raten: Sie sieht gut aus! (lacht) Genau! Im Grunde kann man sagen, dass
die Mastproduktion für mich eine Art Sozialprojekt ist: Würde ich dort nichts produzieren las-
sen, müsste sich das junge Mädchen womöglich prostituieren.
Sensationelle Antwort … So habe ich die ganze Problematik in diesen ländern noch
nie gesehen. Im Ernst: Ich hab die Dritte-Welt-Problematik im Studium gehabt und das lässt
sich jetzt nicht mit zwei Sätzen erklären. Aber jeder, der jetzt aufschreit, sollte sich überlegen,
wo Dritte-Welt-Länder heute stünden, würden die Industrienationen dort nicht produzieren.
Und vor allem, ob er selbst bereit ist 2.500 Euro für einen in Deutschland produzierten Mast
zu zahlen. Naja, abgesehen von dem Sozialprojekt möchte ich meinen Hot-Sails-Kunden güns-
tigere Masten anbieten, die ebenfalls gut in den Segeln funktionieren.
Also das mastthema ist ja ein ganz sensibles! Da hast du bestimmt jahrelang an der
perfekten Biegekurve herumexperimentiert. Nicht nur ich. Auch Nobelpreisträger, NASA-
Experten und andere intelligente Menschen. Gut, vielleicht nicht ganz. Ich habe es einfach ge-
nauso gemacht wie alle anderen Hersteller. Ich bin in eine Fabrik gegangen, habe mir Muster
schicken lassen, habe ein wenig verglichen und dann den meiner Meinung nach besten Mast
als Serienprodukt bestellt. Im Allgemeinen wird viel zu viel Wind um dieses Thema gemacht.
Und je unwichtiger und schlechter die Windsurfer, umso mehr reden sie darüber. Da sollte man
mal die Kirche im Dorf lassen. Denn am Ende aller Bemühungen steht die Produktion. Und
was in unserer Branche für Schwankungen auftreten, muss ich dir ja wohl nicht sagen. Das
Fass braucht man gar nicht aufzumachen. Meiner Meinung nach entwickelt keine Marke ihre
Masten bis ins letzte Detail. Bei den vorhandenen Margen und Abverkaufsmengen zu glauben,
man könne Zehntausende Euros allein in die Mastentwicklung stecken, ist einfach nur dämlich.
Abschließend noch eine Frage: Was machst du, wenn die neue Strategie für Hot Sails
nicht aufgeht? Aufhören!
© Foto Lars Wehrmann
bei denVorhandenenMarGen und
abVerkauFsMenGen zu Glauben,
Man kÖnne zehntausende euros
allein in dieMastentWicklunG
stecken, ist einFach nur däMlich."
66 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
interview torben sonntag
67|WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
interview torben sonntag
68 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |68 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
interview flo jung
© Foto Eric Aeder
Florian JunG schaFFt es als Free-WindsurFer iMMer
Wieder, durch sPektakuläre aktionen undtriPs
coVeraGe in reichenWeiten starkenMedien zu bekoMMen
und erreicht dadurch einWeit GrÖsseres PublikuM als
andere deutscheWindsurFer.Wir sPrachenMit deM
saarbrücker über seinen boardsPonsor rrd, die entWick-
lunG desWindsurFens und seine soziale ader.
Text Flo Jung und Alexander Lehmann
IntervIew
69|WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
interview flo jung
d raußen liegt noch Schnee und du bist braun gebrannt … So muss ein ech-
ter Windsurfer aussehen! Ich komme gerade aus Südafrika zurück, da hatten wir
ganz gutes Wetter. Wenig Wind, aber super Wellen.
Sieht man! urlaub, Training, Fotos? Weshalb warst du dort? Von allem ein bisschen.
Wir hatten ein Fotoshooting mit meinem Boardsponsor RRD und haben gleichzeitig noch die
neuen Quad-Boards getestet.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit deinem Boardsponsor aus? man munkelt, nach
deinem Wechsel von HiFly zu RRD hattest du einige Schwierigkeiten … Das stimmt,
wobei das auch dadurch bedingt war, dass ich mit HiFly eine ziemlich enge Zusammenarbeit
hatte und bei RRD wieder von null anfangen musste. Wir haben dort ein großes Team und
auch die Kommunikation war am Anfang etwas zäh. Zudem macht RRD neben Windsurfboards
auch Segel, Kites, Kiteboards, Wellenreiter, Yachten und besitzt ein Kleiderlabel. So können ei-
nige Abläufe etwas länger dauern. In diesem Winter hatte ich die Gelegenheit, Roberto (Ricci)
näher kennenzulernen. Wir haben zusammen neue Produkte getestet und ich konnte mit ihm
über alles sprechen. Es ist wirklich beachtlich zu sehen, was er alles so auf die Beine stellt.
Jetzt sehe ich viele Umstände aus einer anderen Sicht. Sein Angebot für die zukünftige Zusam-
menarbeit war sehr fair und nun fühle ich mich hier gut aufgehoben.
Wie lange geht nun dein vertrag? Ein Jahr!
oha, da musst du Ende dieses Jahres schon wieder neu verhandeln! Das ist doch super!
Ich habe noch Luft nach oben und kann mich hinsichtlich meiner Veröffentlichungen sicher noch
weiter steigern. Und so kann ich mit frischen Ergebnissen
nach einem Jahr einen hoffentlich noch besseren Vertrag aus-
handeln. Wenn man glaubt, man könne sich nicht mehr stei-
gern, sollte man sich eher länger laufende Verträge sichern.
Das ist gut! So habe ich das noch nicht gesehen.
Generell ist die Situation in der Windsurfbranche aber ge-
rade echt verrückt. Nachdem HiFly die Produktion gestoppt
hatte, musste ich mich nach einem neuen Boardsponsor
umschauen. In der jetzigen Situation ist es so gut wie un-
möglich, gute Verträge zu bekommen. Was dir die meisten
anbieten, ist ein besserer Witz. Die Brands erwarten 1.000
Prozent Output, bei null Input. Ich habe beispielsweise
2009 insgesamt um die 120 Seiten Coverage in Magazinen
gehabt. Da steckt echter Aufwand dahinter, den ich natür-
lich nicht auf Dauer selbst tragen kann.
nur was sollen die Firmen machen, wenn in Deutsch-
land, dem größten Windsurfmarkt der Welt, keine 10.000
Boards pro Jahr mehr verkauft werden? Wollen und kön-
nen liegen da wahrscheinlich einfach zu weit auseinander.
Du hast recht! Das ist ein generelles Problem, das die gesam-
te Windsurfbranche hat. Irgendwie bekommen wir es nicht
hin, den Sport so attraktiv für Außenstehende zu machen,
© Foto Ralf Bachschuster
„ich kannMit Frischen
erGebnissen nach eineM
Jahr einen hoFFentlich
noch besserenVertraG
aushandeln.WennMan
Glaubt, Man kÖnne sich-
nichtMehr steiGern, sollte
Man sich eher länGer lau-
FendeVerträGe sichern.“
70 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
interview flo jung
dass wirklich neue Windsurfer dazukommen. Wenn man sich beispielsweise das Thema Wellen-
reiten genauer anschaut, versteht es diese Branche einfach besser, den Sport als cool, hipp und
angesagt zu promoten. Da haben wir Windsurfer noch jede Menge Nachholbedarf, obwohl die
beiden Sportarten gar nicht so weit auseinanderliegen. Beim Windsurfen wurde vielleicht der
Fehler gemacht, dass es hinsichtlich der Außenwirkung immer in erster Linie um Produkte und
Tests geht, anstatt den Lifestyle hinter der Sportart in den Vordergrund zu stellen.
Amen! Ich habe das Gefühl, dass die Branche zu sehr damit beschäftigt ist, die noch verbliebe-
nen Windsurfer auf Teufel komm raus bei der Stange halten zu wollen und ihnen Geld aus der
Tasche zu locken, anstatt sich mal darüber Gedanken zu machen, wie man den Sport für neue
Sportler attraktiv machen könnte. Das ist einfach kurzfristig und die Quittung für dieses Verhal-
ten bekommen wir von Jahr zu Jahr durch sinkende Abverkaufszahlen aufs Neue präsentiert.
Das hätte von mir sein können. Ein weiteres Problem ist, dass Windsurfen viel zu wenig in
den Massenmedien auftaucht. Ich habe mit Windsurfen begonnen, weil ich die Übertragungen
der Indoor-Events auf Eurosport so sensationell fand. Mein erster Gedanke damals war: Was
für ein geiler Sport! Dieses Potenzial, auch im TV regelmäßig präsent zu sein, hat Windsurfen
heute einfach nicht mehr.
Wer säße denn deiner meinung nach an der richtigen Adresse, um veränderungen her-
beizuführen? Nenn es naiv, aber wie wäre es, wenn alle Firmen mal zumindest hinsichtlich der
Außenwirkung und der Nachwuchsförderung zusammenarbeiten würden?! Es wurden ja schon
Versuche in diese Richtung gestartet, nur offensichtlich weder mit den richtigen Leuten noch
mit den richtigen Mitteln. Wenn ich mir mein persönliches
Engagement anschaue, funktioniert das in dieser Form nur,
weil ich eine Agentur hinter mir habe, die das FIAT Free-
style Team betreut. Die bekommen ohne Ende Anfragen für
Windsurfmotive und -storys. Das sagt mir, dass ein generelles
Interesse vorhanden ist. Und meine Veröffentlichungen in rei-
chenweiten starken Titeln wie „Mens Health“ oder der „Bild“
sprechen für sich. Durch meinen Alaskatrip, wo ich vor einer
Gletscherkante windsurfen war, habe ich so viel Feedback be-
kommen, dass ich eindeutig sagen kann, dass Windsurfen das
Interesse großer Medien wecken kann. Und ich war erstaunt,
wie wenig mancher Redakteur über unseren Sport wusste.
© Foto R. Sprick
„irGendWie bekoMMenWir
es nicht hin, den sPort
so attraktiV Für aussen-
stehende zuMachen, dass
Wirklich neueWindsurFer
dazukoMMen.“
72 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |72 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
interview flo jung
ist und welches langsamer. Wenn du dich mal weltweit umschaust, erkennst du schnell, dass es
Magazine gibt, die eher den Lifestyle präsentieren und sich so offen für neue Sportler zeigen,
und solche, die versuchen ihre Leserschaft zu binden. Das ist nicht sehr zukunftsorientiert. Auf
der anderen Seite hat die kaufkräftige ältere Zielgruppe natürlich andere Interessen und es ist
nicht immer einfach, diesen Spagat hinzubekommen. Trotzdem müsste man versuchen, Wind-
surfen etwas dynamischer und trendbewusster zu präsentieren.
Da zähle ich uns dann mal zur ersten kategorie magazine! Das kannst du halten, wie du
möchtest! Wichtig ist nur, dass wir in der Windsurfbranche verstehen, dass alle externen Partner
den Zustand einer Sportart auch anhand deren Special-Interest-Titel bewerten. Als ich vor Jahren
meinen Sponsor Rip Curl verloren habe, da wurde mir klar gesagt, dass sie sich als Brand nicht
im Windsurfsport sehen, so wie er derzeit präsentiert wird. Da fragt man sich doch ernsthaft, was
da gerade schiefläuft! Man müsste versuchen, gemeinsam an diesem Imageproblem zu arbeiten.
Du bist ja nun auch eher ein Free-Windsurfer, der seine Sponsorenberechtigung
aus spektakulären Storys zieht und weniger mit guten Ergebnissen punktet, bei-
spielsweise in der PWA. Ist das ein Problem für deine Sponsoren? Meiner Mei-
nung nach hat ein Teamfahrer, der sich ausschließlich auf den World Cup konzentriert und
keine Hintergrundberichte oder andere Medienarbeit vorzeigen kann, heutzutage kaum noch
eine Berechtigung. 2009 gab es in der PWA gerade mal noch drei Wave-Events. Da musst
du schon mindestens in die Top 3 kommen, um überhaupt Aufmerksamkeit zu generie-
ren. Ich fahre eigentlich gern Wettbewerbe mit und es wäre sicherlich auch nicht schlecht,
wenn ich mich da verbessern würde. Allerdings ist es bei dem jetzigen Stand der PWA-Re-
geln für alle Neueinsteiger unheimlich schwierig, einen Fuß in die Tür zu bekommen. Spä-
testens in der zweiten Runde fährt jeder Neueinsteiger sofort gegen einen aus der Top 10.
Viele hatten noch das Bild eines Stehseglers auf einem Bag-
gersee im Kopf. Das Windsurfen auch in der Welle statt-
finden, man springen und andere Tricks machen kann, war
vielen gar nicht bewusst. Da müsste man mal ansetzen.
Und da geht kein Weg am Fernsehen vorbei. Es gibt da ja
auch eine Handvoll Firmen, die versuchen, etwas in diese
Richtung zu bewegen. Beispielsweise unterstützt Roberto
Ricci gerade verstärkt Videoprojekte, die dann in Italien im
TV ausgestrahlt werden sollen. Dabei geht es weniger um
seine Produkte als um das Image des Windsurfens im Allge-
meinen. Natürlich versucht jeder in erster Linie seine eige-
nen Boards oder Segel zu verkaufen, aber das widerspricht
sich ja nicht. Man kann auf der anderen Seite auch versu-
chen, den Sport im Ganzen zu pushen. Und das eher durch
emotionale Dinge statt durch technische Produkte. Wenn
Brands schon Teamfahrer unterstützen, sollten sie meiner
Meinung nach diese viel mehr auch nach außen hin präsen-
tieren und versuchen, von dem hoffentlich positiven Image
des Fahrers zu profitieren. Das ist in meinen Augen sinnvol-
ler, als den neuen Quad auf eine Anzeigenseite zu drucken
und dann etwas drunter zu schreiben wie „aber wir haben
die besten Finnenschrauben“. Im Endeffekt sollte doch je-
mand ein Windsurfmagazin aufschlagen und die Emotionen
spüren, die hinter dem Sport stecken, anstatt auf 30 Seiten
in Tests zu lesen, welches Board nun einen Hauch schneller
© Foto Ralf Bachschuster
74 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
interview flo jung
© Foto Brian Bojsen
Du hattest ja schon kurz deinen Alaskatrip ange-
sprochen. Der hatte doch zum Ziel, auf den klima-
wandel aufmerksam zu machen, oder? Ja, der Trip hat-
te einen ökologischen Hintergrund, zum Vergnügen bin ich
sicher nicht auf das eiskalte Wasser gegangen. Ich weiß,
dass ich als jemand, der viel mit dem Flugzeug unterwegs
ist, um weltweit an die schönsten Spots zu kommen, wo-
möglich nicht das perfekte Aushängeschild für Klimaschutz
bin. Ich kann nur einfach nicht verhindern, viel im Flieger
zu sitzen. Auf der anderen Seite versuche ich aber, sehr
bewusst mit den Ressourcen umzugehen und alles zu ver-
meiden, was konträr zum Umweltschutz läuft. Ich bin der
Überzeugung, dass es positive Auswirkungen hätte, wenn
jeder Einzelne einfach etwas mehr auf sein Handeln ach-
ten würde. Ich will mich hier nun gar nicht als großer Um-
weltschützer aufspielen. Ich kann nur in meinem täglichen
Da musst du alles riskieren und in der Regel geht das
schief. Wie soll man da als Einsteiger bei der geringen An-
zahl von Events Wettkampferfahrung sammeln, wenn man
nach zehn Minuten schon wieder nach Hause fahren kann.
Ich habe in der Vergangenheit öfter die Disziplinen ge-
wechselt und habe schon immer mehr mein eigenes Ding
gemacht. Deshalb bin ich alles andere als ein ausgewiese-
ner Wettkampfexperte. Gerade nach diesem Winter habe
ich aber wieder etwas Feuer gefangen. Ich war viel mit an-
deren Profis auf dem Wasser und habe gemerkt, dass ich
eigentlich hinsichtlich der Performance ganz gut mithalten
kann, ich muss das nur auch in den entscheidenden acht
Minuten hinbekommen. Und so werde ich 2010 in der
PWA mein Bestes versuchen. Ich kann mir jedoch nicht
vorstellen, nun nur noch von Wettkampf zu Wettkampf zu
tingeln. Windsurfen hat für mich etwas mit Reisen zu tun
– neue Länder entdecken, eigene Ideen entwickeln. Wenn
ich von Jahr zu Jahr immer die gleichen Eventgelände se-
hen sollte, würde ich verrückt werden.
Wie siehst du dich im vergleich zu den anderen
deutschen Fahrern? (lacht) Also bei Freestyle habe ich
einigen Nachholbedarf.
Dafür bist du mit 26 Jahren nun ja auch schon fast
zu alt. Das vielleicht auch! Das eigentliche Problem ist aber,
dass ich mir mal den Mittelfußknochen gebrochen habe und
seitdem nicht mehr lange switch fahren kann. Und irgend-
wann habe ich auch gemerkt, dass viele neue Manöver nur
noch auf die Knochen gehen und für mich nicht mehr so sty-
lish und flüssig aussehen. Ich hatte außerdem das Glück, im-
mer viel in Wellen windsurfen zu können, deshalb liegt mein
Fokus klar auf Waveriding. Und da hoffe ich, 2010 bei den
Events mit meinen deutschen Kollegen mithalten zu können.
„natürlichVersucht
Jeder in erster linie
seine eiGenen boards
oderseGelzuVerkauFen,
aber dasWidersPricht
sich Ja nicht. Man
kann auF der anderen
seite auchVersuchen,
den sPort iM Ganzen
zu Pushen.“
Leben mein Bestmögliches tun, um zum einen selbst bewusst mit der Natur umzugehen und
zum anderen durch meine Projekte Dritte auf verschiedene Probleme aufmerksam zu machen.
Gerade wir als Windsurfer sollten uns schon aus egoistischem Eigeninteresse heraus mehr als
andere ums Weltklima kümmern. Und wenn man es nicht verhindern kann, viel zu reisen, soll-
te man zumindest an den Spots, wo man ist, und auch in seinem täglichen Leben verstärkt auf
eine korrekte Umgangsform mit unserer Natur achten.
keine schlechte Antwort. Ich kann mich erinnern, dass es ja auch einige kritiker zu
deiner Reise gab. Da ging die Argumentation in diese Richtung. Das kann ich verste-
hen. Gerade auch unter dem Aspekt, dass mit FIAT ein Automobilunternehmen den Trip unter-
stützt hat, wo ja nun die Fahrzeughersteller auch nicht gerade als grüne Engel bekannt sind.
Auf der anderen Seite muss man wissen, dass gerade FIAT sich sehr stark in diese Richtung
bemüht und den niedrigsten Flottenverbrauch in Europa hat. Darüber hinaus experimentieren
sie viel mit Wasserstoffantrieben. Klar mag der eine oder andere unter den Gesichtspunkten
Fliegen und Automobilunternehmen den Alaskatrip als zwiespältig empfunden haben. Auf der
anderen Seite hatte aber gerade dieser Trip eine riesige Resonanz und ich hatte Veröffentlichun-
gen in allen großen Medien Europas, sodass unheimlich viele Menschen zum einen aufs Wind-
surfen und zum anderen auf die Probleme in den arktischen Regionen aufmerksam wurden.
76 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
interview flo jung
Es haben sich diverse Umweltschutzorganisationen bei mir für die Aktion bedankt. Also kann
das nicht so falsch gewesen sein.
kann man sagen, dass du ein sehr sozialer mensch bist? (lacht) Nicht immer.
In Südafrika hast du nun aber auch ein besonderes Projekt gestartet … Stimmt. Ich
versuche dort momentan, ein Non-Profit-Projekt zu starten. Das steckt aber noch in den Kin-
derschuhen. Ich habe gemeinsam mit meiner Freundin angefangen, Moncoeur-Bänder nach
Deutschland zu importieren. Das ist ein besonderer Schmuck: Kleine Armbänder, die von Frauen
in Townships in Handarbeit hergestellt werden. Wir kaufen ihnen die Bänder ab, verkaufen sie
in Deutschland über die Internetseite www.moncoeur.de und der Erlös geht zu 100 Prozent in
das Township zurück. Beispielsweise werden davon Schulen und Kindergärten unterstützt. Wir
sind da gerade noch im Anfangsstadium. Wir haben nun erst einmal die Rohstoffe gekauft, die
Erstausstattung sozusagen, und die Frauen haben angefangen, Moncoeur-Bänder herzustellen.
Warum machst du das? Das hat sich ehrlich gesagt einfach so ergeben. Das Hauptenga-
gement ist da auf meine Freundin zurückzuführen. Ich hatte in Südafrika auf einer Party ei-
nen Kollegen kennengelernt, der mich mit in ein Township genommen hat. Das Erlebnis hat
mich sehr beeindruckt und so kam in mir der Gedanke hoch, etwas für die Menschen vor
Ort tun zu wollen. Ich versuche auf all meinen Reisen nicht nur Sonne, Meer und Wind,
sondern auch etwas von dem jeweiligen Land wahrzu-
nehmen. Die Townships gehören nun einmal zu Südafrika
wie das Oktoberfest zu München. Als ich die Chance be-
kam, mal persönlich ein Township zu besuchen, habe ich
sie natürlich sofort genutzt.
man munkelt ja, dass es nicht ganz ungefährlich ist, in
ein Township zu gehen. Es ist ratsam, jemanden an der Sei-
te zu haben, der in dem Township akzeptiert ist und was zu
sagen hat. Doch ich hatte bei meinen Besuchen das Gefühl,
dass manche Berichte über die Townships übertrieben negativ
sind. Natürlich kommt es ganz darauf an, in welches du gehst.
Aber letztendlich sind das alles Menschen, die einfach leben
wollen. Die Reaktionen auf meinen Besuch waren eher posi-
tiv. Ich war in dem Township Gugulethu in der Nähe des Kap-
stadter Flughafens. Die Lebenssituation ist auf jeden Fall heftig.
Aber die Einwohner versuchen, das Beste daraus zu machen.
Und ich hatte das Gefühl, dass es eher ein Miteinander als
Gegeneinander ist. Das war sehr beeindruckend zu sehen.
Nachts sollte man aber wohl besser jedes Township meiden.
78 |WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
interview flo jung
So ein Townshipbesuch ist ja ein deutliches kontrast-
programm zum heilen Strandleben … Ich kann nur jedem
raten, sich auch mal die andere Seite von Südafrika anzuschau-
en, wenn er die Gelegenheit dazu hat. Man kann daraus nur
lernen und ich habe auf alle Fälle ein besseres Verständnis für
die Einwohner entwickelt und sehe deren Situation heute mit
ganz anderen Augen. Deshalb unterstütze ich jetzt auch das
Projekt moncoeur.de. Auch wenn es nur ein sehr kleiner Bei-
trag ist: Wenn alle Besucher des Landes einen kleinen Beitrag
zur Verbesserung der Lage leisten, kann sich die Lebensqualität
der Menschen dort vielleicht ja doch ein wenig verbessern.
Was sind deine nächsten Projekte? Ich habe deinen
Move auf dem Wasser gestanden! Nun muss ich ihn nur
noch in einer Bildserie festhalten!
Den ocean Jump??? Genau!
Sensationell!!! Wie war es denn? Nicht ganz einfach.
Es war Wind für 4.0er-Segel, also richtig Dampf. Bei den
Bedingungen switch im Kreuzhang auf einem Waveboard zu fahren, ist echt schon mal eine
Sache für sich. Sowie du einen Spinout bekommst, was bei Kabbelwasser schneller passiert,
als man gucken kann, fliegt man ab – und das sehr unsanft. Ich hatte das aber nach einigen
Versuchen ganz gut raus und habe mir nicht ganz so hohe Wellen zum Absprung ausgesucht.
Wenn man dann auf Raumkurs abspringt, muss man auch gar nicht so hoch sein, um in den
Frontloop reinzudrehen. Du musst dich sofort auf die Landung konzentrieren. Ich habe dazu
die hintere Hand irgendwann losgelassen, weil ich den Druck nicht halten konnte, bin aber
switch gelandet. Es war auf alle Fälle ein irres Gefühl.
Herzlichen glückwunsch. Damit bist du weltweit der erste Windsurfer, der den
move auf dem Wasser gesprungen ist!
„ichVersuche auF allMeinen reisen nicht
nur sonne, Meer undWind, sondern auch etWas
Von deM JeWeiliGen landWahrzunehMen.“
© Foto Bjoern Gottschall
79|WindsurFinG Journal | ausGabe 2 / 2010 |
Weltsensation! Flo JunG sPrinGt
als ersterWindsurFer den ocean
JuMP auF deMWasser!!!
1| Windsurfing Journal | ausgabe 2 / 2010 |
local herofreeridetest
1 | Windsurfing Journal | ausgabe 2 / 2010 |
Für diese Ausgabe haben wir mit dem Test der 7.0-Quadratmeter-Segel und 125-Liter-
Boards eine Kategorie abgedeckt, die zu den erfolgreichsten der gesamten Branche zählt.
Es ist die ultimative Freeridekombination, die einen breiten Einsatzbereich abdecken muss.
In den vergangenen Jahren wurde in dieser Klasse immer stärker diversifiziert. Free move
– Freeride – Freerace – freerideorientierte Freeracer – freeraceorientierte Freemover:
Hauptsache, am Ende des Tages steigt kein Mensch mehr durch.
Vielleicht wollen die Hersteller damit verschleiern, dass sie nicht in der Lage sind, ein Board
mit 125 Liter Volumen zu bauen, das vielen unterschiedlichen Anforderungen gerecht wird,
vielleicht ist es aber auch ein Ergebnis der fortlaufenden Technisierung und Verkomplizierung
unseres Sports, man weiß es nicht. Fakt ist, der Otto-Normal-Windsurfer interessiert sich für
diesen zunehmenden Wahnsinn eher weniger, wird er doch dadurch eher verunsichert und
abgeschreckt. Deshalb testen wir einfach einen bunten Mix von Boards und Segeln unter-
schiedlicher Hersteller und versuchen zu beschreiben, für welchen Typ, für welchen Einsatzbe-
reich und für welche Anforderungen sie unserer Meinung nach am besten geeignet sind.
Generell kann ich mit reinem Gewissen schreiben, dass du mit jedem hier veröffentlichten
Produkt in dem von uns beschriebenen Einsatzbereich wirklich Spaß haben wirst. Wir haben
im Vorfeld schon leicht selektiert und präsentieren dir hier nun ausschließlich Produkte, die
definitiv funktionieren. Wie immer haben wir vielen die Testteilnahme angeboten.
freeride-MaterialText Alexander Lehmann © Fotos Lars Wehrmann
local hero
2 | Windsurfing Journal | ausgabe 2 / 2010 | 2| Windsurfing Journal | ausgabe 2 / 2010 |
freeridetest
Einige konnten uns leider nicht beliefern (z.B. Mistral),
andere wollten es nicht (z.B. Hot Sails).
Getestet haben wir an mehreren Tagen auf der Ostsee bei
unterschiedlichen Windbedingungen. Von Leicht- bis Stark-
wind hatten wir verschiedenste Windverhältnisse und konn-
ten so das Material über einen breiten Einsatzbereich unter
die Lupe nehmen. Und auch dem Ruf nach der Integrati-
on eines „normalen“ Windsurfers in das Testteam sind wir
dieses Mal nachgekommen. Mein Vater, 73 Jahre jung, be-
geisterter Windsurfer seit 1976 und immer noch unheimlich
fit, gab uns ebenfalls Feedback, das wir in unsere Texte ha-
ben einfließen lassen. Auch gegenüber den Herstellern argu-
mentiere ich immer mit seinem Anforderungsprofil, wenn es
um die Klassifizierung eines „guten“ Boards oder Segel geht.
Denn er windsurft gern schnell, aber entspannt, möchte mit
seinem Material früh angleiten, aber auch möglichst lange in
den oberen Windbereich hinein Spaß haben, ohne umtrim-
men zu müssen. Genauso wie es sich wahrscheinlich 90 Pro-
zent aller anderen Windsurfer auch wünschen.
Am StrandDer Vantage von F2 verspricht ungetrübtes Freeride-vergnügen und soll auf der einen Seite eine stabile Plattform sein, auf der anderen Seite aber auch ein freies Fahrgefühl bieten. Der Vantage 126 ist in der Standardbauweise und der leichteren Vantage-Air-Bauweise in vier Größen erhältlich (125, 136, 146 und 156 Liter). Im Test haben wir die Standardbau-weise unter den Füßen gehabt. Zur Saison 2010 ist der Vantage mit einem neuen Shape am Start. Er hat eine eher parallele Outline mit breitem Heck und breiter Nase. Das Board hat Standardpads und Stan-dardschlaufen. Die zwei Plugreihen sind sehr weit auseinander positioniert, sodass sich die Verände-rung der Schlaufenposition deutlich auf dem Was-ser bemerkbar macht. So können Freerideaufsteiger und Fortgeschrittene die für sie richtige Einstellung finden. Das Board hat ein deutliches Dome-Deck und Cutouts im Heck. Das Unterwasserschiff hat ab der Nose ein eindeutiges V mit Doppelkonkave. Die Doppelkonkave und das V sind auf Höhe der Mastschiene am deutlichsten und ab den vorderen Schlaufen läuft die Doppelkonkave komplett aus. Ab dort ist das Unterwasserschiff nur noch durch ein V geprägt. Zum Board gehört eine 38 Zentimeter lange GFK-Finne.
Auf dem WasserDer Hersteller verspricht keines Falls zu viel. Der Vantage liegt satt im Wasser und ist sehr kippstabil für ein Board dieser Größe. Damit gleicht er auch kleinere Fußfehler beim Angleiten aus und kommt schnell über die Schwelle hinweg. Er beschleunigt eher sanft als explosiv auf seinen Topspeed, sodass der nicht ganz so geübte Windsurfer es leicht hat, sich sicher in die Schlaufen zu stellen. Sehr posi-tiv finden wir den deutlichen Abstand der beiden Plug reihen für die Fußschlaufen, sodass sich beim Vantage auch wirklich ein Unterschied im Setup be-merkbar macht, wenn man die Position verändert. Bei vielen anderen Herstellern sind die Plugreihen so dicht beieinander und vor allem auch weit außen auf der Kante positioniert, dass der Freerideeinstei-ger keine für ihn richtige Schlaufenposition wählen kann. Das ist beim F2-Board anders. Die innere Rei-he eignet sich ideal für Windsurfer, die noch nicht ganz so sicher im Schlaufenfahren sind. Insgesamt eignet sich aber nicht nur deshalb der Vantage für eine sehr breite Zielgruppe. Denn auch die Fort-geschrittenen werden mit dem Brett Spaß haben, erreicht es doch eine gute Endgeschwindigkeit und bleibt dabei immer leicht zu kontrollieren. In Manö-vern ist das Verhalten des Brettes als gutmütig zu bezeichnen. Es reagiert eher vorsichtig auf Fußsteu-erungsimpulse und bietet nach der Kurvenfahrt die Sicherheit, ungestört und ohne Reinfallen den Fuß-wechsel zu fortführen und schnell wieder auf den Topspeed zu kommen. Die Finne passt gut zum Brett und bietet jederzeit eine sichere Führung. Im absolu-ten Top-End-Bereich hatten wir das Gefühl, dass für den Vantage irgendwann das Ende der Fahnenstan-ge erreicht ist und er dann nicht weiter beschleu-nigt. Für 90 Prozent aller Windsurfer wird aber der erreichbare Topspeed mehr als ausreichend sein.
F2 Vantage
Bauweise Single-Shoot Wood-CompositeLänge 245 cmBreite 69 cmVolumen 126 lGewicht ohne Schlaufen & Finne 8.260 gRelation (Gramm je Liter) 65,5 g/lOffizielles Gewicht: (ohne S. & F.) 8.400 g Finnenlänge (Material; System) 38 cm (GFK.; PB)Empfohlene Segelgrößen 5.0 – 8.5 qmPreis 1099,- Euro
FazitDer F2 Vantage ist ein tolles Freerideboard, das sich dank seiner Gutmütigkeit vor allem auch für Freerideaufsteiger eignet, die sich von so manch anderem Board dieser Gruppe bislang immer leicht überfordert gefühlt haben. Mit dem Van-tage werden sie schnell Fortschritte machen.
Ang le i ten
Besch leun igung
Geschwind igke i t
Top End Control
Manövereigenschaften
Benutzerfreundlichkeit
Board-Ergebnisse
Eignung
Leicht Mittel Schwer
Anfänger Fortge. Experte ProKönnensstufe
Fahrergewicht
Freeride FreeraceEinsatzbereich
Vantage 126 – 126 l – 245 cm – 69 cmVantage 136 – 136 l – 255 cm – 72 cmVantage 146 – 146 l – 255 cm – 76 cmVantage 156 – 156 l – 255 cm – 80 cm
freerideboardtest
Am StrandDer Sting ist in der Exocet-Boardrange als schnelles Freeride-Slalomoabrd positioniert. Der Sting 124 ist das zweitkleinste der vier Boards umfassenden Reihe. Er ist in zwei Bauweisen erhältlich, in Wood sowie in Dura-tech (DT). Getestet haben wir die günstigere DT-Version. Der Sting ist aus der SCross-Linie hervorgegangen und erscheint mit komplett neuem Shape zur Saison 2010. Besonders auffällig sind das unglaublich flache Deck und die sehr parallele Outline. Sowohl im vorderen als auch im hinteren Bereich ist das Deck fast plan. Der Sting ist mit guten Pads mit weichen Heel-Cushions ausgestattet. Exo-cet nennt diese DDSA (Double Dentity Shock Absorber). Die Fußschlaufen sind allerdings gewöhnungsbedürftig. Ein- beziehungsweise Umstellungen lassen sich nur schwierig vornehmen und so stellen sie sich als wahre Fingernagelkiller heraus, Fluchanfälle sind garantiert. Einmal die richtige Position gefunden, funktionieren sie aber tadellos und sind sehr bequem. Das Board bietet zwei Fußschlaufen-Plug-Optionen zum Freeriden und hat dazu noch eine sehr weit innen liegende dritte Option für Kinder und Windsurfer, die erste Erfahrungen mit dem Schlaufenfahren machen wollen. In diesem Setup ist die hintere Schlaufe eine Single-Schlaufe. Das Unterwasser-schiff beginnt an der Nose mit einer Monokonkave, die in eine leichte Doppelkonkave mit einem deutlichen V über-geht. Auf Höhe der vorderen Fußschlaufen existiert nur noch eine leichte Doppelkonkave mit einem kleinen V. Auf Höhe der hinteren Schlaufen wird das V wieder deutlicher. Die Doppelkonkave bleibt minimal ausgeprägt. Zum Heck laufen Doppelkonkave und V dann aus. Die Finne ist eine 44 Zentimeter lange Standard-GFK-Freeridefinne.
Auf dem Wasser Das Board sieht nicht nur ganz anders aus als alle Mit-bewerber, es fühlt sich auch ganz anders an. Es ist mit Abstand die stabilste Plattform im Wasser, sodass uns spätestens jetzt bewusst wird, dass die sehr weit innen liegenden Plugs zum Erlernen des Fußschlaufenfahrens wirklich sinnvoll sind. Denn mit dem Sting 124 werden sich sowohl Kinder als auch leichte Erwachsene spielend an diese Hürde herantrauen können. Hinzu kommt, dass sich der Sting wie ein 130-Liter-Board anfühlt und dem Pi-loten auch die gleiche Sicherheit gibt. Das Thema Anglei-ten ist keines für den Sting, denn er geht schnell und spie-lerisch über den kritischen Punkt hinweg und liegt dabei mehr als ruhig auf dem Wasser. Die Beschleunigung ist nicht so explosiv, wie es die vom Hersteller gewünschte Positionierung vermuten ließe. Denn der Sting explodiert nicht auf den Topspeed, sondern lässt es eher ruhig ange-hen und bietet damit auch Freerideaufsteigern genügend Zeit, sich den nötigen Halt in den Schlaufen zu sichern. In Gleitfahrt verlässt einen der Eindruck nicht, mit dem Sting einen sehr gutmütigen Partner unter den Füßen zu haben, der einen niemals unverhofft abschütteln würde. Trotzdem lässt sich der Sting auf einen hohen Topspeed bringen, ir-gendwann wird er lediglich von der etwas zu weichen Fin-ne ausgebremst. Sportlich ambitionierte Windsurfer wer-den das Brett mit einer guten Finne zu deutlich höheren Speedwerten bringen können. In Manövern verzeiht das Board viele Fehler. Nach dem Segelschiften haben auch Anfänger genügend Zeit, sich auf die neue Fahrtrichtung einzustellen. Der Sting ist deutlich besser in weitere Radi-en zu fahren, enge Turns sind nicht sein Ding.
Exocet Sting 124
Bauweise PVC & DuratechLänge 247 cmBreite 73 cmVolumen 124 l Gewicht ohne Schlaufen & Finne 9.640 gRelation (Gramm je Liter) 77,7 g/lOffizielles Gewicht (ohne S.& F.): 8.800 gFinnenlänge (Material; System) 43 cm (GFK.; PB)Empfohlene Segelgrößen 5.0 - 8.5 qmPreis: 1.199,- Euro
FazitDer Sting 124 geht als stabilste Freerideplatt-form aus dem Test. Er eignet sich für Freerideein-steiger und geübte Fahrer gleichermaßen, bietet er doch Sicherheit gepaart mit jeder Menge Potenzial.
Ang le i ten
Besch leun igung
Geschwind igke i t
Top End Control
Manövereigenschaften
Benutzerfreundlichkeit
Board-Ergebnisse
Eignung
Leicht Mittel Schwer
Anfänger Fortge. Experte ProKönnensstufe
Fahrergewicht
Freeride FreeraceEinsatzbereich
Sting DT 114 – 114 l – 245 cm 68 cmSting DT 124 – 124 l – 247 cm 73 cmSting DT 134 – 134 l – 250 cm 78 cmSting DT 148 – 148 l – 259 cm 85 cm
4| Windsurfing Journal | ausgabe 2 / 2010 |
5| Windsurfing Journal | ausgabe 2 / 2010 |
local hero
5 | Windsurfing Journal | ausgabe 2 / 2010 |
freerideboardtest
Am StrandDie Shark-Reihe bildet die klassische Freeridelinie von Fanatic. Die Eagle-Freerideboards sind für die Saison 2010 komplett in die Shark-Reihe integriert worden, um eine einfachere und kundenfreundlichere Modellpolitik im klassischen Freeridesegment vertreten zu können. Und so ist der hier getestete Shark shape- und baugleich mit dem entsprechenden Eagle-Modell aus 2009, das wir bereits Anfang 2009 im Test hatten. 2010 ist der Fanatic Shark 125 das mittlere aus der fünf Boards umfassenden Produktpalette. Er wird in zwei Bauweisen angeboten: die leichtere LTD-Version sowie die robustere HRS-Version. Wir haben im Test die robustere HRS-Version unter die Lupe genommen. Der Shape macht einen kon-ventionellen Eindruck, mit einer eher runden Outline. Die Ausstattung beinhaltet solide Fußpads und die guten Standardschlaufen von Fanatic. An dieser Stelle ein Dankeschön an die Verantwortlichen, dass sie sich von den unglaublich schlechten Schlaufen des Vorjahres-HRS-Modells getrennt haben! Das Board hat fast über die gesamte Länge ein Dome-Deck. Der Shark bietet zwei unterschiedliche Plug-Optionen, wobei man die hintere Schlaufe auch als Single-Schlaufe fahren kann. Das kommt vor allem Aufsteigern entgegen. Zum Un-terwasserschiff: Der vordere Bereich des Shark ist plan und geht in ein V über. Das V wird Richtung Heck immer deutlicher. Ab Höhe der vorderen Schlaufen kommt eine ganz leichte Doppelkonkave dazu. Ab der Finne läuft es wieder in ein normales V aus. Die Finne ist eine Stan-dard-GFK-Finne mit einer Länge von 42 Zentimeter und praktischem Schnellverschluss.
Auf dem WasserAuf den Shark 125 zu steigen, ist ein wenig wie nach Hause zu kommen. Wenn zu einem Board in der Gruppe der Ausdruck „Plug & Play“ – also draufsteigen, losfah-ren, wohlfühlen – passt, dann ist es dieses Brett. Das mag zum einen daran liegen, dass wir uns in den ver-gangenen Jahren einfach an das Brett gewöhnt haben. Doch zum anderen stand unser Gasttester noch nie auf diesem Shape, hatte aber auch sofort ein gutes Gefühl und erhob den Shark 125 zu seinem persönlichen Test-sieger. Die Stärke des Shark ist definitiv die Vielseitigkeit und so ist es kein Wunder, dass er sowohl bei Aufsteigern als auch fortgeschrittenen Windsurfern gleichermaßen gut ankommt. Es gibt nicht viele Boards, die sowohl in der eher zurückhaltenden als auch in der angepowerten Fahrweise gleichermaßen viel Spaß bringen und vor allem nicht langweilig wirken. Die zwei Performance-stufen lassen sich je nach Fahrkönnen aus dem Board locken und so ist der Shark auch ein idealer Begleiter für Pärchen mit unterschiedlicher Könnensstufe. Leistungs-orientierteren Fahrern empfehlen wir, wie bei fast allen Boards dieser Gruppe, den Austausch der Finne hin zu einem etwas geraderen und vor allem steiferen Typ. In allen Bewertungskategorien ist der Shark ganz vorn mit dabei und lässt sich von seinen Mitbewerbern nicht ab-hängen. Besonders erwähnenswert finden wir auch die Vielseitigkeit in Manövern. Die ausgedünnten Kanten im Heck lassen viele Radien zu, selbst enge Turns gleitet der Shark gut durch und ermöglicht so eine individuelle Anpassung aufs eigene Fahrkönnen und aufs Revier.
Fanatic Shark 125 HRS
Bauweise High Resistance SkinLänge 249 cmBreite 69 cmVolumen 125 lGewicht ohne Schlaufen & Finne 8.700 gRelation (Gramm je Liter) 69,6 g/lOffizielles Gewicht (ohne S. & F.) 8.600 gFinnenlänge (Material; System) 42 cm (GFK; PB)Empfohlene Segelgrößen 5.5 – 8.0 qmPreis 1099,- Euro
FazitDer Shark 125 ist vielleicht das typischste Free-ridebrett der Gruppe. Er ist für Einsteiger ein verlässlicher Partner, Aufsteigern bietet sich eine super Plattform, um sich zu verbessern, und fortgeschrittene Windsurfer werden das Leistungspotenzial zu schätzen wissen.
Ang le i ten
Besch leun igung
Geschwind igke i t
Top End Control
Manövereigenschaften
Benutzerfreundlichkeit
Board-Ergebnisse
Eignung
Leicht Mittel Schwer
Anfänger Fortge. Experte ProKönnensstufe
Fahrergewicht
Freeride FreeraceEinsatzbereich
Shark 100 – 100 l – 245 cm – 63 cmShark 115 – 115 l – 247 cm – 66 cmShark 125 – 125 l – 249 cm – 69 cmShark 135 – 135 l – 245 cm – 73 cmShark 150 – 150 l – 250 cm – 78 cm
Am StrandDer Hawk ist das performanceorientierte Freerideboard von Fanatic. Der Hawk 120 ist das zweitgrößte Board aus der vier Größen umfassenden Hawk-Reihe. Er ist in der Standardbauweise und in der leichteren LTD-Bauweise erhältlich. Letztere haben wir getestet. Die Rocker-Line wurde für die Saison 2010 überarbeitet, um die Overallperformance weiter zu verbessern. Erst-mals gibt es in diesem Jahr auch eine 110-Liter-Version, welche die Lücke zwischen 100 und 120 Liter schließt. Auf den ersten Blick fällt die eher runde Outline auf. Der Hawk ist mit Standardpads und Standardschlaufen aus-gestattet. Er bietet zwei unterschiedliche Plug-Optionen, wobei beide Reihen sehr weit außen liegen. Die hintere Schlaufe lässt sich auch als Singleschlaufe fahren. Das Unterwasserschiff hat im vorderen Bereich eine Dop-pelkonkave mit V. Kurz vor der Mastschiene wird das V sehr ausgeprägt, ab der Mastschiene läuft die Dop-pelkonkave in Richtung Heck aus und ist nur noch leicht vorhanden. Das V bleibt deutlich und wird Richtung Heck immer stärker. Das Board hat ein schmales Pintail mit viel Volumen. Die mitgelieferte Finne ist eine sehr gute G10-Freeridefinne mit 39 Zentimeter Länge.
Auf dem WasserNachdem wir bei unserem Test für die letzte Ausgabe schon von der Performance des 100-Liter-Hawk über-rascht waren, hatten wir uns dieses Mal schon geistig auf einiges eingestellt … Und wurden dennoch wieder überrascht. Auch der Hawk 120 LTD sticht so deutlich aus seiner Testgruppe hervor, dass er im Vergleich zu klassischen Freerideboards fast deplatziert wirkt. Mit den Schlaufen weit auf den Kanten hat man eher das Gefühl, auf einem Slalomboard als auf einem Free-rideboard zu stehen. Leider hatten wir das Freerace-board von Fanatic, den Ray, nicht für einen Vergleich am Start – der direkte Unterschied zwischen diesen beiden Boards hätte uns sehr interessiert. Shapetech-nisch ist der Hawk etwas gestreckter (vier Zentimeter länger und zwei Zentimeter schmaler), von der Top-End-Performance dürfte ein normaler Windsurfer keinen Unterschied herausfahren. Trotz gefühlt weniger als 120 Liter Volumen geht der Hawk sehr früh los und die Beschleunigung ist als explosiv zu beschreiben. Man kommt so schnell auf Touren, dass nicht ganz so geübte Windsurfer Probleme haben werden, rechtzeitig in die Schlaufen zu kommen. Beim Topspeed hat das Board scheinbar keine Grenze. Je mehr Wind man im Segel hat, umso schneller wird man. Das Board fliegt übers Wasser und man sollte alle seine sieben Sinne perma-nent auf Hochtouren laufen haben, um das Board bei seiner Lichtgeschwindigkeit kontrollieren zu können. Von klassischen Freeridesegeln fühlt sich der Hawk fast unterfordert. Denn während er noch schneller werden möchte, ist bei den meisten Testsegeln irgendwann das Ende der Fahnenstange erreicht. Positioniert man sich eher aufrecht, kann man auch entspannt mit dem Hawk dahingleiten, doch der Reiz, das Board immer schneller werden zu lassen, lässt einen nicht los. In Manövern muss man sich bei der Einleitung der Halse etwas stär-ker konzentrieren und man sollte beherzt die Leekante drücken. Dank der hervorragenden Gleiteigenschaften kommt man auch nach Fußfehlern durch die Halse, ohne dabei zu viel an Geschwindigkeit zu verlieren.
Fanatic Hawk 120 LTD
Bauweise Aramid Carbon Sandwich Light Länge 245 cmBreite 68 cmVolumen 120 lGewicht ohne Schlaufen & Finne 6.460 gRelation (Gramm je Liter) 53,8 g/lOffizielles Gewicht (ohne S.& F.) 6.400 gFinnenlänge (Material; System) 39 cm (G10; PB)Empfohlene Segelgrößen 5.5 bis 8.5 qmPreis 1.649,- Euro
FazitDer Hawk ist eine explosive Rakete, dem gute Fahrer mit technischem Input eine slalomähn-liche Performance entlocken können.
Ang le i ten
Besch leun igung
Geschwind igke i t
Top End Control
Manövereigenschaften
Benutzerfreundlichkeit
Board-Ergebnisse
Eignung
Leicht Mittel Schwer
Anfänger Fortge. Experte ProKönnensstufe
Fahrergewicht
Freeride FreeraceEinsatzbereich
Fanatic Hawk 100 LTD – 100 l – 245 cm 62 cmFanatic Hawk 110 LTD – 110 l – 245 cm 65 cmFanatic Hawk 120 LTD – 120 l – 245 cm 68 cmFanatic Hawk 135 LTD – 135 l – 249 cm 73 cm
local hero
6 | Windsurfing Journal | ausgabe 2 / 2010 |
Am StrandDer Naish Freewide ist bei Naish als Leichtwind-Free-ride-Maschine für jedermann positioniert. Im Vergleich zum letzten Jahr geht er unverändert in die Saison. Der Freewide 120 hat eine konventionelle Freeride-Outline. Er hat ein großes Deckpad, auf dem man auch beim Dümpeln guten Halt findet. Dafür sorgt auch eine Erhö-hung hinter der Mastschiene, an der man sich sehr gut mit den Zehen festkrallen kann, während es von der Ver-dränger- in die Gleitfahrt geht. Die Pads sind unter den Schlaufen sehr dick und angenehm weich. Die Schlau-fen machen einen hochwertigen Eindruck, der Klettver-schluss ist allerdings bei den ersten Benutzungen zu gut, man muss beim Verstellen auf seine Fingernägel achten. Das Board hat zwei Plug-Optionen, wobei die innere Plug-Option deutlich von der äußeren entfernt ist und somit einen spürbaren Unterschied bietet. Die hintere Schlaufe kann man auch als Single-Schlaufe fahren. Das Board hat Bevils im Deck, um es zu versteifen. Das Heck hat einen reduzierten Tail-Bereich. Zum Unterwasser-schiff: Der Freewide ist im vorderen Bereich plan, geht dann in ein leichtes V über und zwischen Mastschiene und vorderen Fußschlaufen kommt eine Doppelkonkave mit V dazu. Das V wird zum Heck hin immer deutlicher. Das Board hat eine 36 Zentimeter lange GFK-Standard-Finne und wird inklusive Boardbag geliefert.
Auf dem WasserOh Wunder: Im Vergleich zum Vorjahresmodell haben sich die Fahreigenschaften nicht verändert und so ist auch unsere Bewertung identisch. Die Pads des Freewide sind ein echter Knüller. Auf keinem anderen Board steht man beim Dümpeln so weich und komfor-tabel. Auch der kleine Wulst hinter der Mastschiene (von Naish „Stop and Go Wedge“ genannt) bietet kurz vorm Angleiten bereits guten und sicheren Stand an Deck, man kann sich mit den Zehen gut abstützen. Der Freewide 120 fühlt sich kleiner an als ein Board dieser Größe, im Gegenzug dazu aber auch sehr spritzig und wendig. Er gleitet dennoch gut an und beschleunigt schnell auf eine hohe Endgeschwindigkeit. Mit einer steiferen Finne wären noch höhere Geschwindig-keiten möglich. Man spürt das Potenzial des Boards, jedoch lässt die Finne richtig viel Druck nicht zu. Für den normalen Freerideeinsatz reicht sie jedoch locker. Der Freewide ist leicht zu kontrollieren und auch im Grenzbereich für nicht ganz so geübte Piloten noch jederzeit manövrierbar. Er läuft sehr frei, fühlt sich kompakt, loose und aufregend an. Er ist ein tolles Freerideboard, das eine Menge Spaß macht und zum stundenlangen Heizen geeignet ist. Hinsichtlich der Manövereigenschaften müssen wir erneut auf die Finne eingehen, denn kein Nachteil ohne Vorteil. In Manövern passt sie sehr gut zum Board und ermög-licht erstaunlich enge Turns. Schon ohne großen Kan-tendruck geht der Freewide in wirklich enge Turns und ist auch dabei unheimlich sportlich und mit viel Spaß zu fahren. Auch hier fühlt er sich kleiner an, als er ist, und so muss man sich beim Schiften etwas beeilen, damit man nicht aus dem Gleiten kommt. Aufsteiger sollten den Radius einfach etwas weiter wählen, auch das ist ohne Probleme möglich.
Naish Freewide 120
Bauweise Technora/Wood Reinforcements Glass Laminate Wood Glass BottomLänge 249 cmBreite 69 cmVolumen 120 lGewicht ohne Schlaufen & Finne 8.340 gRelation (Gramm je Liter) 69,5 g/lOffizielles Gewicht (ohne S. & F.) 8.100 gFinnenlänge (Material; System) 36 cm (GFK; PB)Empfohlene Segelgrößen 5.0 – 7.0 qmPreis 1.299,- Euro
FazitDer Freewide 120 ist ein aufregend zu fahrendes, sportliches Freerideboard ohne Schwächen und mit tollen Manövereigenschaften. Insbesondere leichte und mittelschwere Windsurfer werden mit ihm eine Menge Spaß haben.
Ang le i ten
Besch leun igung
Geschwind igke i t
Top End Control
Manövereigenschaften
Benutzerfreundlichkeit
Board-Ergebnisse
Eignung
Leicht Mittel Schwer
Anfänger Fortge. Experte ProKönnensstufe
Fahrergewicht
Freeride FreeraceEinsatzbereich
Freewide 120 – 120 l – 249 cm – 69 cmFreewide 130 – 130 l – 253 cm – 73 cmFreewide 140 – 140 l – 254 cm – 77 cmFreewide 160 – 160 l – 267 cm – 79 cm
freerideboardtest
Am StrandDer JP X-Cite Ride ist als ultimativer Freerider mit Allroundcharakter positioniert. Der Shape ist im Ver-gleich zum Vorjahresmodell unverändert. Das Board ist in zwei unterschiedlichen Bauweisen erhältlich: in der FWS-Version (Full Wood Sandwich) sowie in der leichteren Pro Edition (hier im Test). Die Outline wirkt im Vergleich zu manchem Mitbewerber der Gruppe eher gestreckt. Der X-Cite Ride bietet lobenswerter-weise drei unterschiedliche Plug-Reihen an, sodass vom Aufsteiger bis zum Fortgeschrittenen wirklich alle Windsurfer die richtige Position für die Fußschlaufen finden können. Für die hinteren Fußschlaufen wird sogar eine Single-Option angeboten. Die Schlaufen selbst sind standardmäßig einfach zu verstellen und bieten in Kombination mit den weichen Pads und Heel-Cushions ein bequemes Zusammenspiel. Das Unterwasserschiff ist von einem leichten V geprägt, welches Richtung Heck immer deutlicher wird. Zudem ist das Unterwasserschiff mit JP-typischen Channels versehen. Zum Board wird eine gute, 38 Zentimeter lange G10-Finne mitgeliefert.
Auf dem WasserIm Vergleich zu manchem Mitbewerber fühlt sich der X-Cite Ride deutlich kleiner an und liegt auch nicht ganz so stabil im Wasser. Das liegt sicherlich auch an der Volumenverteilung, der X-Cite Ride läuft Richtung Heck eher dünn aus, während viele ande-re Boards auch noch weit hinten ein dickes Profil aufweisen. Trotzdem gleitet er als eines der ersten Boards an und beschleunigt schnell auf einen hohen Topspeed. Dank des geringen Eigengewichts liegt er unheimlich loose am Fuß. Man hat das Gefühl, auf einem sehr sportlichen Board zu stehen, das einen trotzdem nie überfordert und immer schnell auf den gewünschten Winkel einzustellen ist. Das sorgt für ein angenehmes Fahrgefühl, mit dem man sofort gut zurechtkommt, ohne sich erst großartig auf das Brett einstellen zu müssen. Die unterschiedlichen Plug-Reihen ermöglichen einer breiten Zielgruppe den Zugang zur Performance des X-Cite Ride. Zu den Manövereigenschaften: Kein Nachteil ohne Vorteil, die Volumenverteilung mit dem dünneren Heck und damit dünneren Kanten sorgt dafür, dass hinsichtlich der Variabilität kein anderes Board aus dieser Grup-pe an den X-Cite Ride heranreicht. Hier hat die Pro Edition im Vergleich zu der von uns im Vorjahr gete-steten FWS-Version mehr als deutlich die Nase vorn. Auch wenn das Board dafür nicht gebaut ist, wür-den wir den X-Cite Ride bei entsprechenden Bedin-gungen mit den Schlaufen auf der innersten Position gefahren sehr schweren Windsurfern durchaus als Leichtwind-Waveboard empfehlen. Er dreht Radien in allen Größen und macht auch hierbei einen super-sportlichen Eindruck. So sportlich, dass nicht ganz so geübte Windsurfer sich langsam an die engeren Turns herantasten sollten, um nicht vom Board abge-schüttelt zu werden. Nach den Halsen muss man sich durch das dünnere Heck beim Segelschiften etwas beeilen und die Füße einen Tick weiter vorn platzie-ren, dann ist auch das Durchgleiten kein Problem.
JP X-Cite Ride 120 Pro Edition
Bauweise PRO Carbon Kevlar TechnologyLänge 250 cmBreite 67,5 cmVolumen 120 lGewicht ohne Schlaufen & Finne 6.860 gRelation (Gramm je Liter) 57,2 g/lOffizielles Gewicht (ohne S. & F.) 6.600 gFinnenlänge (Material; System) 38 cm (G10;PB)Empfohlene Segelgrößen 5.5 – 8.0 qmPreis 1.799,- Euro
FazitDer X-Cite Ride 120 Pro ist ein tolles Freeride-board mit sportlichem Charakter und tollen Manövereigenschaften, das dank seiner Perfor-mance einer breiten Zielgruppe und ihren unter-schiedlichsten Revieranforderungen eine Menge Spaß bereiten wird.
Ang le i ten
Besch leun igung
Geschwind igke i t
Top End Control
Manövereigenschaften
Benutzerfreundlichkeit
Board-Ergebnisse
Eignung
Leicht Mittel Schwer
Anfänger Fortge. Experte ProKönnensstufe
Fahrergewicht
Freeride FreeraceEinsatzbereich
X-Cite Ride 100 – 100 l – 246 cm – 62,5 cmX-Cite Ride 110 – 110 l – 246 cm – 65 cmX-Cite Ride 120 – 120 l – 250 cm – 67,5 cmX-Cite Ride 130 – 130 l – 250 cm – 70 cmX-Cite Ride 145 – 145 l – 252 cm – 74 cmX-Cite Ride 160 – 160 l – 253 cm – 78 cm
7| Windsurfing Journal | ausgabe 2 / 2010 |
local herofreerideboardtest
Am StrandNach der Wiedereinführung des Carve als klas-sischem Freerider rückt der Futura nun mehr in die sportliche Ecke. Man könnte also sagen, dass Star-board damit wieder auf dem Stand von 2007 ist, als der Carve als Alleskönner und der S-Type (heute Futu-ra) als Freerace board beschrieben wurden. Doch gibt es den Futura heute in deutlich größerer Auswahl als den Carve. Die Linie erstreckt sich von 93 bis 155 Liter, wobei wir die mittlere Version mit 122 Liter getestet haben. Den Futura gibt es (erschreckender-weise „nur“) in vier unterschiedlichen Bauweisen. Im Test hatten wir die zweitleichteste Wood-Version. Außerdem sind noch die extrem leichte und teure Wood-Carbon-Version, die Technora- und die Tufskin-Bauweise erhältlich. Im Vergleich zum Vorjahr wurde das Heck mit Wingern schmaler gemacht. Im Heck hat der Futura wie der Carve Cutouts. Des Weiteren finden wir von den vorderen Fußschlaufen bis zum Heck ein deutliches Dome-Deck. Von der Nose bis zur Mastschiene erstreckt sich eine tiefe Deck-Konkave, welche den Mastfuß und damit den Schwerpunkt des Riggs tiefer setzt und darüber hinaus das „Close the Gap“-Fahren erleichtern soll. Zwei Plugreihen mit zwei Positionierungsmöglichkeiten innen und drei außen erlaubt die Montage der Standard-Fußschlau-fen von Drake. Das Unterwasserschiff zeigt ein aus-geprägtes V mit leichter Doppelkonkave, diese läuft zwischen Mastspur und vorderen Fußschlaufen aus, das V bleibt bis zum Heck hin bestehen und läuft dort aus. Auch im Futura finden wir das Tuttle-Box-Finnensystem mit zwei Schrauben. Carve und Futura haben die gleiche Finne: eine 40 Zentimeter lange G10-Finne.
Auf dem WasserDer Futura ist im Vergleich zum Vorjahr sportlicher geworden und grenzt sich so deutlich zum Carve ab. Bis man über die Gleitschwelle gekommen ist, steht man auf dem Futura durch seine breitere Outline fast noch stabiler als auf dem Carve. Jedoch ist es mit der Gemütlichkeit vorbei, sobald das Board ins Rut-schen kommt. Denn schon bei der Beschleunigung merkt man einen deutlichen Unterschied. Der Futura kommt viel schneller auf seinen Topspeed, bleibt aber im Vergleich zu anderen sportlichen Testkandi-daten dabei sehr gut zu kontrollieren und macht es dem Fahrer nicht ganz so schwer, bis man mit den Füßen sicheren Halt in den Schlaufen hat. Auf hohem Speed angekommen liegt es beim Futura nur an der Performance des Fahrers, wie schnell man wird. Mit einem leistungsstarken Segel kombiniert, erreicht man slalomähnliche Geschwindigkeiten, hat dabei aber immer noch recht gute Kontrolle über das Brett. Der Futura läuft freier als der Carve und wird dem-entsprechend auch deutlich schneller. Wie Carve und Futura nun aufgestellt sind, erinnert es uns stark an die Zeiten des S-Type, und so macht die Differenzie-rung wirklich Sinn. Sportlichen Fahrern würden wir klar den Futura empfehlen, du wirst definitiv zu den schnellsten Windsurfern an deinem Strand gehören.
Starboard Futura
Bauweise WoodLänge 245,5 cmBreite 71,5 cmVolumen 122 lGewicht ohne Schlaufen & Finne 7.220 gRelation (Gramm je Liter) 59,2 g/lOffizielles Gewicht (ohne S. & F.) 7.130 gFinnenlänge (Material; System) 40 cm (G10; TU)Empfohlene Segelgrößen 5.5 – 9.0 qmPreis 1.599,- Euro
FazitThe Carve is back? Stimmt! Aber der S-Type auch. Nur dass der nun weiterhin Futura heißt. Der Futura ist ein klassisches Freeraceboard mit den Kontrollmöglichkeiten eines sportlichen Freerideboards – und so für fortgeschrittene und gute Windsurfer eine empfehlenswerte Wahl.
Ang le i ten
Besch leun igung
Geschwind igke i t
Top End Control
Manövereigenschaften
Benutzerfreundlichkeit
Board-Ergebnisse
Eignung
Leicht Mittel Schwer
Anfänger Fortge. Experte ProKönnensstufe
Fahrergewicht
Freeride FreeraceEinsatzbereich
Futura 93 – 93 l – 237,5 cm – 61,5 cmFutura 101 – 101 l – 239,5 cm – 65,5 cmFutura 111 – 111 l – 240,0 cm – 68,0 cmFutura 122 – 122 l – 245,5 cm – 71,5 cmFutura 133 – 133 l – 248,5 cm – 76,5 cmFutura 141 – 141 l – 246,5 cm – 80,5 cmFutura 155 – 155 l – 249,5 cm – 85,0 cm
Am StrandThe Carve is back. Es gab nicht wenige Windsur-fer, die nach der Zusammenlegung der Carve- und S-Type-Line 2008 unglücklich waren. Und so legt Starboard den Carve nun für die Saison 2010/11 in drei Größen und zwei Bauweisen neu auf. Er wird wie vor drei Jahren als der ultimative Freerider mit tollen Manövereigenschaften angekündigt. Die Palette erstreckt sich von der 121-Liter-Version, welche wir getestet haben, über die 131-Liter- bis hin zur 141-Liter-Version und ist sowohl in der Wood- als auch in der Tufskin-Bauweise erhältlich. Für unseren Test stand die Wood-Version auf dem Prüfstand. Das Board bietet Standard-Fußschlaufen und Standard-Fußpads, welche sich in drei unter-schiedlich positionierte Plug-Reihen schrauben lassen. Besonders auffällig sind die Cutouts am Heck des Unterwasserschiffes und das ausgeprägte Dome-Deck im hinteren Bereich des Boards. Das V ist im Unterwasserschiff im hinteren Teil stärker ausgeprägt als im vorderen, am stärksten auf Höhe der vorderen Fußschlaufen, wobei es in Richtung Finnenkasten wieder ausläuft. Als einziger Her-steller im Test bedient sich Starboard dem Tuttle-Box-Finnensystem mit zwei Schrauben. Zum Board gibt es wie beim Futura eine 40 Zentimeter lange G10-Finne.
Auf dem WasserEhrlich gesagt können wir uns nicht mehr an den Carve aus dem Jahr 2007 erinnern. Zu viele unter-schiedliche Bretter haben wir seit unserem letzten Test dieses Boards unter den Füßen gehabt. Trotz-dem fühlt man sich gleich wohl auf dem Carve und braucht überhaupt keine Eingewöhnungszeit. Er liegt stabil im Wasser und kommt schnell und einfach über die Gleitgrenze. Seine Beschleunigung ist konstant und gleichmäßig, ohne den Piloten zu überfordern. Und so hat man genügend Zeit, sich entspannt in die Schlaufen zu stellen, um einen sicheren Stand zu haben. In Gleitfahrt stellt sich das für Starboard typische Fahrgefühl ein. Das Board ist durch nichts aus der Ruhe zu bringen und auch härtester Chop bringt den Carve nicht aus dem Konzept. Er gleitet seelenruhig dahin und ist damit sowohl für den Aufsteiger als auch für den fortge-schrittenen Windsurfer ein angenehmer Begleiter. Mit mehr Wind beschleunigt der Carve auch auf höhere Geschwindigkeiten, er bringt im Grunde im-mer das Potenzial, was der Fahrer ihm abverlangt. Im Vergleich zum Futura fängt der Carve aber nicht an „zu fliegen“, das bedeutet, er behält immer genügend Wasserkontakt, um ein gutes Handling und einfache Kontrolle zu ermöglichen, wird aber auf längeren Strecken vom Futura abgehängt. In Manövern zeigt sich der Carve ziemlich vielseitig, auch wenn ihm ein bestimmter, moderater Radius deutlich mehr zusagt als enge Turns mit hoher Kan-tenbelastung. In Halsen kann man also nicht viel verkehrt machen und dank der guten Gleiteigen-schaften ist es auch nicht so geübten Windsurfern möglich, schnell durch Halsen durchzugleiten.
Starboard Carve
Bauweise WoodLänge 251 cmBreite 68 cmVolumen 121 lGewicht ohne Schlaufen & Finne 7.400 gRelation (Gramm je Liter) 61,2 g/lOffizielles Gewicht (ohne S. & F.) 7.560 gFinnenlänge (Materail; System) 40 cm (G10; TU)Empfohlene Segelgrößen 5.0 – 8.0 qmPreis 1.599,- Euro
FazitDer Carve ist wie sein Vorgänger aus 2007 als Freerideboard nicht zu kritisieren. Er kann genau das, was man von einem Board dieser Kategorie erwartet: Er bietet einfaches Handling bei toller Kontrolle und einer ansprechenden Performance über einen breiten Windbereich.
Ang le i ten
Besch leun igung
Geschwind igke i t
Top End Control
Manövereigenschaften
Benutzerfreundlichkeit
Board-Ergebnisse
Eignung
Leicht Mittel Schwer
Anfänger Fortge. Experte ProKönnensstufe
Fahrergewicht
Freeride FreeraceEinsatzbereich
Carve 121 – 121 l – 251 cm – 68 cmCarve 131 – 131 l – 251 cm – 71 cmCarve 141 – 141 l – 252 cm – 73 cm
local hero
8 | Windsurfing Journal | ausgabe 2 / 2010 |
Am StrandDer Tabou Rocket ist als klassischer Freerider im Tabou-Programm platziert. Der 125er ist das drittgrößte der sechs Boards umfassenden Boardrange. Die Rockets sind in drei unterschiedlichen Bauweisen erhältlich: Es gibt die günstige GT-Version, die besonders leichte LTD-Version sowie die Standardbauweise, welche wir in diesem Jahr getestet haben. Der Shape des Rocket 125 geht unver-ändert in die neue Saison, nachdem sein Shape in der vergangenen Saison verändert wurde. Im Vergleich zum Vorgänger wurde der flache Bereich im Unterwasserschiff verlängert, um die Gleiteigenschaften und die Kontrolle zu verbessern. Lediglich der Shape der 115er- und 135er-Modelle wurden von 2009 auf 2010 überarbeitet. Das Un-terwasserschiff des 125er-Rocket beginnt an der Nose mit einer Doppelkonkave und einem V. Die deutlichste Stelle der Doppelkonkave liegt auf Höhe des Mastfußes. Auch das V wird zur Mitte hin am deutlichsten. Im hinteren Bereich läuft die Doppelkonkave aus und das Unterwas-serschiff ist nur noch durch ein V geprägt. Auf ganzer Länge des Unterwasserschiffs endet die Doppelkonkave jedoch nicht direkt an der Kante, sondern fünf Zentime-ter vorher. Das letzte Stück bis zur Kante ist dann plan. Die Ausstattung des Boards gefällt uns gut: Heel-Shock-Absorber sorgen für eine komfortable Fahrt, die Pads bieten auch zum Dümpeln einen angenehmen Halt und die darauf montierten Fußschlaufen funktionieren gut und sind bequem. Das Board hat eine innere und eine äußere Plugreihe. Es gehört eine 44 Zentimeter lange GFK-Finne mit einer Standard-Freeride-Outline dazu.
Auf dem WasserBereits Mitte letzten Jahres hatten wir den 125er im Test, damals jedoch in der teuren und leichten LTD-Version. Doch auch die etwas günstigere Bauweise sorgte für ein stetiges Grinsen auf unseren Gesichtern beim Testen. Und ehrlich gesagt würden wir mal behaupten, dass ein echter Unterschied zwischen den beiden Brettern auf dem Wasser nur für die Prinzessin auf der Erbse spürbar sein dürfte. So steht unser Board seinem teureren Bruder in rein gar nichts nach. Der Rocket ist im Vergleich zu seinen Mitbewerbern einfach ein sehr schönes Freerideboard ohne Schwächen, das genau das macht, was ein Freeride board in dieser Klasse können muss: Es gleitet spiele-risch an, beschleunigt gut, aber nicht explosiv und damit nicht überfordernd auf einen guten Topspeed und ist in allen Lagen einfach zu kontrollieren. Wie auch im letzten Jahr empfanden wir den Rocket als ein sehr vielseitiges Freerideboard. Es ist hinsichtlich der persönlichen Anfor-derungen variabel trimmbar. Man kann es sowohl ange-powert über die Finne als auch entspannt im aufrechten Stand fahren, in beiden Situationen hat man das Gefühl, mit dem Rocket einen guten Begleiter unter den Füßen zu haben. Windsurfern, die das Brett hauptsächlich angepo-wert im Grenzbereich fahren wollen, empfehlen wir eine andere Finne. Für den herkömmlichen Einsatz ist sie voll-kommen ausreichend. Man merkt jedoch, dass noch mehr im Brett steckt als die Finne zulässt. Fährt man mit dem Rocket in die Halse, hält es ruhig und leicht kontrollierbar die Spur und kommt mit einer guten Geschwindigkeit aus dem Turn heraus. Schwere Windsurfer können mit dem Board auch engere Radien fahren, doch am Ende des Tages mag der Rocket es lieber, mit nicht zu viel Druck auf der Kante einen schönen, eher weiteren Bogen zur Richtungsänderung zu fahren.
Tabou Rocket 125
Bauweise Glass/PVC Full SandwichLänge 245 cmBreite 69 cmVolumen 125 lGewicht ohne Schlaufen & Finne 7.880 gRelation (Gramm je Liter) 63 g/lOffizielles Gewicht (ohne S.& F.) 7.800 gFinnenlänge (Material; System) 44 cm (k.A.; PB)Empfohlene Segelgrößen 5.5 bis 8.0 qmPreis 1.299,- Euro
FazitDer Rocket ist und bleibt als Freerideboard nicht zu kritisieren und überzeugt uns in allen Bereichen mit einer tollen, leicht zugänglichen Performance und gutem Handling.
Ang le i ten
Besch leun igung
Geschwind igke i t
Top End Control
Manövereigenschaften
Benutzerfreundlichkeit
Board-Ergebnisse
Eignung
Leicht Mittel Schwer
Anfänger Fortge. Experte ProKönnensstufe
Fahrergewicht
Freeride FreeraceEinsatzbereich
Rocket 95 – 95 l – 237 cm 58 cmRocket 105 – 105 l – 242 cm 61 cmRocket 115 – 115 l – 242 cm 66 cmRocket 125 – 125 l – 245 cm 69 cmRocket 135 – 135 l – 250 cm 72 cmRocket 145 – 145 l – 245 cm 76 cm
die geschichte des Windsurfens
autobiografische erinnerungen von deutschlands Windsurfpionier Jürgen hönscheid.
Wellenreiter, Windsurfl egende, Weltenbummler – Jürgen Hönscheid
verkörpert wie kein zweiter Deutscher die Zeit, in der Windsurfen noch
unumstritten der Trendsport Nummer eins war.
Im Alter von 12 Jahren fi ng er 1966 auf Sylt mit dem Wellenreiten an.
Die Gesellschaft war im Umbruch. Die 68er-Generation löste sich von
den Fesseln ihrer Eltern und ging in der Hippiekultur auf. Surfen war
ein Synonym für Freiheit, Unabhängigkeit und Naturverbundenheit.
Inmitten dieser Zeit erlebte der Autor seine turbulente Jugend. Mit 18
Jahren entdeckte Jürgen Hönscheid das Windsurfen für sich und wurde
zu einem der international erfolgreichsten Profis der 80er-Jahre.
Jürgen Hönscheid ist auch heute noch durch und durch vom Surfsport ge-
prägt. Er lebt den Spirit, der in der Branche oft nur noch als Marketinghülse
herhalten muss.
Als einer der deutschen Waterman-Pioniere fängt Jürgen Hönscheid
den Zeitgeist von 50 Jahren Surf- und Windsurfgeschichte ein. Er hat
die Entwicklung der Funsportarten hautnah miterlebt und maßgeblich
beeinfl usst. Mit diesem Buch lässt der Autor den Leser durch unzählige
Geschichten und Anekdoten an seinen Erlebnissen teilhaben.
„Mein Arbeitgeber ist der Wind” – eine unvergleichliche, nie da gewe-
sene Zeitreise durch die Geschichte zweier Funsportarten.
DirEkTE BEsTEllmöglichkEiT unTEr:[email protected] | oder 0431-9969977
9| Windsurfing Journal | ausgabe 2 / 2010 |
local herofreeridesegeltest
Der erste EindruckBereits in der vierten Auflage ist das Freeride-Segel von Ezzy Sails erhältlich. Das Segel hat sieben Segellatten, wobei die untersten zwei dicht beieinander unterhalb des Gabelbaumes liegen. Die Latten sind alle im „Sandwich-System“ zwischen die einzelnen Segelpanels genäht. Die Lattenenden sind durch eine schmale Gummilippe auf der einen Seite und auf der anderen Seite durch Gurtband geschützt. Die vier Minibattens sind mit kleinen runden Latten gefüllt. Das Unterliek ist mit einer zwei Zentimeter breiten Gummilippe geschützt. Des Weiteren finden wir vier verschie-dene Sorten X-Ply im Segel, im oberen Bereich ist das leichte Technora-X-Ply verarbeitet. Um die Achterlieköse herum ist das Segel stark verstärkt. Dort findet man auch die für Ezzy typischen
Trimmhilfen angebracht: Drei unterschiedlich lange, farblich auf die Trimmmarkierungen im Segeltop abgestimmte Fäden sorgen dafür, dass man beim Trimm nichts verkehrt machen kann. Die Vorliekbahn ist aus X-Ply. Zusätzlich ist sie durch eine Lage Dacron verstärkt. Ein kleines PVC-Fenster im Gabelbaumbereich zwischen zweiter und dritter Segellatte verbessert die Durchsicht. Der Mast wird durch einen Becher mit Variotop gehalten. Der gut gepolsterte Mastprotektor ist nur am oberen Ende mit dem Segel verbunden, ansonsten kann man ihn komplett abklappen und hat so freien Zugriff zur Trimmrolle. Die Dreifach-Trimmrolle lässt sich durch einen D-Ring austauschen. Ezzys Lattenspanner ist über der Trimmrolle in einer kleinen Tasche untergebracht. Die Segeloutline macht durch das weit ausgestell-
te Segeltop einen sehr gestreckten Eindruck, die Achterliekoutline hat eine deutliche Konkave.
AufriggenSpätestens seit dem Artikel im letzten Windsurfing Journal müsste nun eigentlich jeder Windsurfer wissen, wie leicht es ist, ein Ezzy-Segel richtig zu trimmen. Man muss sich eben nur an die Anhaltspunkte im Segel halten. Die Einstellung des Freeride 4 ist wirklich kinderleicht. Leichte Windsurfer sollten das Vorliek bis zur innersten Markierung im Segeltop durchziehen, mittel-schwere Windsurfer bis zur mittleren, schwere Windsurfer bis zu der ersten. Die Gabelbaumlänge kann man dann einfach mithilfe der farbigen Fäden an der Ackterlieköse idiotensicher richtig wählen. Mehr ist zu einem Ezzy-Segel nicht zu sagen, das Aufriggen ist durch die vorbildlichen Hilfen absolut problemlos.
FahreigenschaftenDas Freeride 4 von Ezzy ist als klassisches Freeridesegel zu charakterisieren. Es funktio-niert in allen Bereichen über einen sehr breiten Windbereich auf nur einer Einstellung sehr gut, ohne erkennbare Schwächen. Beim Dümpeln liegt es sehr leicht in der Hand. Es verhilft dem Brett schnell über die Gleitgrenze und beschleu-nigt schnell auf einen hohen Topspeed. Das weit ausgestellte Unterliek sorgt dafür, dass man die Lücke zwischen Board und Segel leicht schließen und so in einer angepowerten Position ent-spannt dahingleiten kann. Windlöcher machen dem Ezzy-Segel nichts aus, es gleitet problem-los durch. Auch in Manövern macht es durch das geringe Gewicht eine gute Figur. Dank der Segellattenkonfiguration (die Latten enden an der Masttasche) rotiert das Segel butterweich und angenehm. Durch den RD-Mast im Segel hat man das Gefühl, dass das Segel „atmet“ und sich so allen Situationen individuell anpasst. Das eher weiche Fahrgefühl macht sich vor allem auf unruhigem Untergrund positiv bemerkbar. Harter
Chop wird durch das Segel abgefedert und nicht wie bei harten und direkten Segeln unmittelbar an den Piloten weitergegeben.
Ezzy
Sa
ils
Fre
eri
de
4 T
ec
hn
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7.0
Positiv Ein klassisches Freeridesegel mit toller Gesamtperformance
Negativ Nichts zu kritisieren.
Ang le i ten
Besch leun igung
Geschwind igke i t
Top End Control
Handling
Wind Range
segel-Ergebnisse
Eignung
Leicht Mittel Schwer
Anfänger Fortge. Experte ProKönnensstufe
Fahrergewicht
Freeride FreeraceEinsatzbereich
5.5, 6.0, 6.5, 7.0, 7.5, 8.5, 9.5Vorliek 478-481 cmGabel 197-205 cmGewicht 4.680 gRelation 669 g/qmLatten 7Preis 489,- EuroEmpf. undverw. Testmast Ezzy Sails The Hookipa Mast 460 RDM
SegelvertriebEzzy Sails Deutschland BS Sport GbRTel.: +49 (0)40 50 69 85 [email protected] | www.ezzy.com
local hero
10 | Windsurfing Journal | ausgabe 2 / 2010 |
freeridesegeltest
Der erste EindruckDas Matrix ist als camberloses Segel von Gaastra für jeden konzipiert, der nach einem ausgewo-genen Freeridesegel sucht. Von 5.5 bis 8.5 gibt es in 0.5-Quadratmeter-Schritten sieben unter-schiedliche Größen. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es eine designtechnische Überarbeitung, aber ansonsten nur kleine Veränderungen, welche die Charakteristik des Segels nicht verändert haben sollen. So wurde zum Beispiel das Vorliek von 480 auf 479 Zentimeter geringfügig gekürzt. Das Segel besteht fast ausschließlich aus Monofilm. Lediglich im Unterliekbereich, an der Vorliekbahn und an der Achterliekkante kommt X-Ply zum Einsatz. Das Segel hat sechs Segellatten und zwei Minibattens, welche mit kleinen, sehr breiten Latten gefüllt sind. Die Latten sind von einer Seite
auf das Segel genäht und die Lattenenden von der einen Seite mit einem Gummipad, von der anderen durch den Lattenspanner geschützt. Bei den vier Latten über dem Gabelbaum kommen Tubelatten zum Einsatz. An der Unterliekkante wird zum Schutz eine dünne Gummilippe ver-wendet, die bis zur Achterlieköse reicht. Die Nähte im Unterliekbereich sind nicht sichtbar und gut geschützt, da das Dacron nach dem Vernähen umgeklappt wurde. Die anderen bei-den Hauptnähte im Unterliekpanel sind durch Gummilippen vor dem Abscheuern geschützt. Die Dreifach-Trimmrolle ist recht gut zugänglich und durch einen eher dünnen Mastprotektor geschützt. Auf die Vorliekbahn aus X-Ply ist eine Dacronlage als zusätzlicher Verschleißschutz genäht. Der Mast wird durch einen Zapfen im Segel gehalten.
AufriggenBeim Gaastra Matrix kann man nichts verkehrt machen, wenn man sich an die angegebenen Maße hält. Für mittelschwere Windsurfer ent-steht damit ein Trimm, mit dem er über einen großen Windbereich wirklich lange Spaß haben kann. Je nach Fahrergewicht ist das Matrix leicht einstellbar, da es Trimmveränderungen deutlich im Shape und am Loose Leech zu erkennen gibt. Ansonsten lässt sich das Segel leicht aufriggen. Lediglich dem Mastzapfen im Top sollte man etwas Beachtung schenken. Der sollte schon im Mast stecken, bevor man die Spannung an das Unterliek anlegt, damit dieser nicht daran vorbeirutscht.
FahreigenschaftenAls klassisches Freeridesegel ist am Matrix seit Jahren nichts auszusetzen. Und das ändert sich auch in diesem Jahr nicht. Es ist einfach für alle Windsurfer, die einen hervorragenden Kompromiss aus Leistung und Handling suchen, eine sehr gute Alternative. Es zeigt in keinem Bereich Schwächen und war für den normalen Freerideeinsatz eines der beliebtesten Segel im Testteam. Dank des leichten Gewichts liegt es beim Dümpeln gut in der Hand, kommt schnell in Fahrt und erreicht eine tolle Endgeschwindigkeit. Dabei liegt es zu jeder-zeit sehr ausbalanciert in der Hand, mit gleichmä-ßiger Druckverteilung. Auch in Manövern macht das Matrix eine gute Figur und ist spielend auf neue Situationen einzustellen. Beeindruckend ist auch die Windrange, die man mit dem Matrix auf nur einer Einstellung abdeckt. Es ist sowohl unten heraus als auch in den oberen Windbereich hinein ein angenehmer Begleiter. Das Segel eignet sich sowohl zum stundenlangen Dahingleiten wie auch zum einen oder anderen Matchrace mit deinen Kollegen. Und solltest du doch Letzter werden: Am Segel kann das nicht gelegen haben. Auch wenn du mal wieder klassische Freestylemanöver wie 360er oder Duck Jibes fahren möchtest, macht das Matrix problemlos alles mit.
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7.0
Positiv Hervorragendes, klassisches Freeridesegel.
Negativ Nichts.
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Besch leun igung
Geschwind igke i t
Top End Control
Handling
Wind Range
segel-Ergebnisse
Eignung
Leicht Mittel Schwer
Anfänger Fortge. Experte ProKönnensstufe
Fahrergewicht
Freeride FreeraceEinsatzbereich
5.5, 6.0, 6.5,7.0, 7.5, 8.0, 8.5Vorliek 479 cmGabel 203 cmGewicht 4.680 gRelation 669 g/qmLatten 6Preis 559,- EuroEmpf. undverw. Testmast Gaastra 75 (55) SDM
SegelvertriebNew Sports GmbHTel.: +49 (0)2234 93 34 [email protected] | www.gaastra.de
Der erste EindruckDas Future ist Gun Sails camberloses Free-ridesegel. Es hat sechs Latten, davon sind drei Tubelatten. Sie sind, bis auf die zweite von unten, alle von der gleichen Seite auf das Segel genäht. Die Lattenenden sind auf der einen Seite durch Gummipads, auf der anderen Seite konstruktionsbedingt durch den Lattenspanner geschützt. Es gibt insgesamt fünf Minibattens, die aus kleinen runden Latten bestehen. Das Segel ist fast ausschließlich aus Monofilm. In den kritischen Bereichen kommen insgesamt drei unterschiedliche Arten X-Ply zum Einsatz. Am Achterliek finden sich eine Öse und ein Cutout. Über dem Cutout endet im Vergleich zu den anderen Herstellern keine Latte, sondern eine Minibatten sorgt für die
nötige Stabilität. Ebenfalls stabilitätsfördernd wirkt eine Dacronbahn, die in das dritte Panel geklebt ist. Die Unterliekkante ist durch eine Gummilippe bis hin zur ersten Latte geschützt. Auf der Tasche dieser Latte ist ebenfalls eine Gummilippe vernäht, damit das Segeltuch nicht durchscheuert, wenn man das Segel beim Wasserstart über das Brett zieht. Die Hauptnaht im Unterliekbereich ist umgeklappt und dadurch geschützt. Der Mastprotektor in angedeutetem Moto-X-Style verbirgt eine um 90 Grad gedrehte Dreifach-Trimmrolle. Diese ist durch einen Cutout etwas erhöht positioniert. Dadurch sitzt das Segel insgesamt tiefer und man kann einfacher die Lücke zwischen Segel und Board schließen. Der Mast endet in einer Gurtbandtasche. Auf die X-Ply-Vorliekbahn ist
drei Fingerbreit Dacron zum Schutz genäht. Im obersten Panel ist Gun Sails Trimmhilfe FRED (Fast Rigging Easy Doing) positioniert. Durch einen aufgeklebten Punkt unterhalb der ober-sten Latte wird genau angezeigt, bis wohin das Loose Leech reichen sollte.
AufriggenMit einer empfohlenen Mastlänge von 465 Zentimeter hat das Future das kürzeste Vorliek im Test. Das liegt zum einen an dem kompakten Shape, zum anderen aber auch an dem Cutout, wodurch die Trimmrolle etwas oberhalb am Unterliek angebracht ist. Auf dieser Einstellung hat das Future ein sehr ausgeprägtes Loose Leech, das weit Richtung Masttasche ins Segel hinein-ragt. Bei der Gabellänge soll man sich nicht täuschen lassen. Erst kommen einem die 201 Zentimeter etwas zu kurz vor. Legt man dann aber Spannung ans Achterliek an, merkt man, dass es genau richtig ist. Ansonsten ist das Future sehr leicht aufzubauen und macht vollkommen falten-frei einen sehr guten Eindruck.
FahreigenschaftenDas Future gehört bei unserem Test ebenfalls in die Gruppe der positiven Überraschungen. Und das liegt nicht daran, dass wir ein schlechtes Segel erwartet hätten. Vielmehr hat es uns so positiv überrascht, dass wir die Zeit mit ihm auf dem Wasser wirklich genossen haben und unse-re Erwartungen deutlich übertroffen wurden. Wir hatten mit dem Segel jede Menge Spaß, es hat im Grunde keine Schwächen und ist über einen breiten Einsatzbereich auf nur einer Trimmeinstellung ein sehr guter Begleiter. Der Shape ist moderat vorgeformt, der Wind formt es noch deutlicher und beschleunigt das Future leicht und schnell über die Gleitschwelle auf einen guten Topspeed. Es liegt sehr kompakt in der Hand. Als Pilot kann man das Segel unver-züglich und kraftsparend auf neue Situationen einstellen. Es reagiert schnell und sorgt so für
ein angenehmes Handling. Auch in Manövern macht das Gun Sails eine sehr gute Figur und rotiert nach der Halse weich und angenehm. Als klassisches Freeridesegel in Kombination mit den in dieser Ausgabe getesteten Boards ist es eindeutig in der Topgruppe dabei, hinsichtlich des Preis-Leistungs-Verhältnisses unerreicht.
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.9
Positiv Ein rundes Gesamtpaket für grenzen-losen Spaß zum unschlagbaren Kurs.
Negativ Als Freeridesegel nicht zu kritisieren.
4.7, 5.5, 6.0, 6.9, 7.5, 8.1Vorliek 465 cmGabel 201 cmGewicht 4.920 gRelation 713 g/qmLatten: 6Preis: 339,- EuroEmpf. undverw. Testmast Gun Sails Cross/Expert 460
Ang le i ten
Besch leun igung
Geschwind igke i t
Top End Control
Handling
Wind Range
segel-Ergebnisse
Eignung
Leicht Mittel Schwer
Anfänger Fortge. Experte ProKönnensstufe
Fahrergewicht
Freeride FreeraceEinsatzbereich
SegelvertriebGun Sails v. Osterhausen GmbHTel.: +49 (0)6893 8 01 [email protected] | www.gunsails.de
11| Windsurfing Journal | ausgabe 2 / 2010 |
local herofreeridesegeltest
Der erste EindruckDas X-Type ist das camberlose Performancesegel von North Sails und geht unverändert in die neue Saison. Das X-Type ist in sieben Größen zwischen 5.4 und 8.8 Quadratmeter erhältlich. In der von uns getesteten Größe hat das Segel sieben Segellatten (die beiden kleinsten Größen haben nur sechs Latten). Bis auf die Unterste sind alle Latten von der gleichen Seite auf das Segel genäht. Die Lattenenden werden auf der einen Seite kon-struktionsbedingt durch die Lattenspanner und auf der anderen Seite von Gummipads geschützt. Die drei Minibattens bestehen aus drei sehr dün-nen Latten. Die wichtigsten Nähte im Unterliek sowie die Latte, die den Gabelbaum kreuzt, wer-den durch Gummilippen vor dem Abscheuern geschützt. Der Mast wird durch ein Gurtband mit
Becher im Segel gehalten und der obere Bereich ist durch einen Gummirand geschützt. Das durch Monofilm bestimmte Segel verwendet X-Ply nur im Achterliek- und Unterliekbereich. Der Monofilm läuft bis zur Masttasche und vom Unterliek bis zur Latte über dem Gabelbaum ist zusätzlich ein dünnes Dacronpanel verarbeitet. Der Mastprotektor ist dünn gepolstert und die Dreifach-Trimmrolle ist gut erreichbar. Dank eines Cutouts am Achterliek ist die Gabellänge reduziert. Das North Sails ist absolut hochwertig verarbeitet und setzt auf eine lange Lebensdauer, wodurch das etwas höhere Gewicht zustande kommt.
AufriggenDas X-Type ist leicht aufzubauen, auch wenn man bei einem jungfräulichen Segel etwas mehr
Kraft braucht, um den Mast in das Segel zu stecken. Die Vorprofiliertheit des Segels trägt dazu ihren Teil bei. Dank der MIN- und MAX-Aufkleber im Segeltop erkennt man leicht, wie weit man das Vorliek durchziehen muss, um den richtigen Trimm für sich zu finden. Wir empfeh-len insbesondere leichten und mittelschweren Windsurfern auch bei weniger Wind das Segel so zu trimmen, dass sich das Loose Leech bis zum MAX-Punkt öffnet. Bei zunehmendem Wind schadet es dem Segel keinesfalls, über den MAX-Punkt hinauszugehen, denn das Profil im unteren Bereich ist nie ganz aus dem Segel zu trimmen. Die Angaben zur Gabellänge sind sinn-vollerweise an der Mastaussparung angegeben, da sie sich je nach Höhenposition der Gabel um bis zu vier Zentimetern unterscheiden können.
FahreigenschaftenDer direkte Vergleich zu den anderen Mit-bewerbern macht den Anspruch des X-Type schon nach wenigen Schlägen deutlich: Es möch-te das schnellste Segel auf dem Wasser sein und diesen Anspruch kann es auch erfüllen. Dass diese Performance etwas zulasten des Handlings geht, liegt in der Natur der Sache. Beim Dümpeln kann es seine Größe nicht ganz verhehlen, sowie man aber eingehakt in Gleitfahrt unter-wegs ist, sorgt der ausbalancierte und tief-ere Druckpunkt für ein angenehmes Fahrgefühl und hebt dieses kleine Manko auf. In Sachen Angleiten, Durchgleiten und Beschleunigung gehört das X-Type grundsätzlich zu den besten Segeln im Test. In allen Windbereich ist es das schnellste Segel im Test und treibt so manches Freerideboard an seine Grenzen. Es verlangt nach leistungsstarken Freeraceboards, um sein Potenzial voll auszuschöpfen. Beispielsweise mit dem Starboard Futura gefahren erreicht man Geschwindigkeiten von echtem Slalommaterial. Oben raus scheint das Segel hinsichtlich seiner Performance keine Grenzen zu haben und wird eher durch das Board oder das (Nicht-)Können
des Fahrers ausgebremst. Dabei funktioniert es auf einer Einstellung über einen großen Windeinsatzbereich hinweg und verhindert so lästiges Nachtrimmen.
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Positiv Performance-Granate mit Podiums-garantie und riesiger Windrange.
Negativ Die Top-End-Leistung bedingt leichte Abstriche beim Handling.
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Besch leun igung
Geschwind igke i t
Top End Control
Handling
Wind Range
segel-Ergebnisse
Eignung
Leicht Mittel Schwer
Anfänger Fortge. Experte ProKönnensstufe
Fahrergewicht
Freeride FreeraceEinsatzbereich
5.4, 6.0, 6.6, 7.3, 7.8, 8.2, 8.8Vorliek 488 cmGabel 206 cmGewicht 5.400 gRelation 739 g/qmLatten 7Preis 670 ,- EuroEmpf. undverw. Tesmast North Sails Platinum 460 SDM
SegelvertriebBoards and more GmbHTel.: +49 (0)89 66 65 52 [email protected] | www.north-windsurf.com
Der erste EindruckDas Naish All Terrain wird vom Hersteller als „früh angleitendes Freestyle-Wavesegel“ kate-gorisiert. Der Segelshape hat sich im Vergleich zum Vorjahresmodell nicht verändert, das Gewicht jedoch durch die Verwendung des Naish-eigenen X-Ply-Materials X-166 um krasse 30 Prozent redu-ziert. Das All Terrain hat fünf Segelatten, welche alle von der gleichen Seite auf das Segel genäht sind, und drei Minibattens, gefüllt mit kleinen runden Latten. Es besteht ausschließlich aus X-Ply. Hierbei kommen vier verschiedene Sorten zum Einsatz. Im Segelfenster ist grobmaschiges X-Ply für eine bessere Durchsicht verarbeitet. Das Segel hat einen Achterliekring, welcher direkt auf der Achterliekkante sitzt. Dieser ist aus sehr leich-tem und stabilem Titan gefertigt. Das Unterliek
ist durch eine dünne Gummilippe geschützt. Der Mastprotektor macht einen guten Eindruck und Naishs eigens entwickelte Dreifach-Trimmrolle ist um 90 Grad gedreht und sehr gut erreichbar. Die Lattenenden sind beidseitig mit kleinen Gummipads geschützt. Der Mast wird im Top durch einen Vario-Zapfen im Segel gehalten. Dort ist das Segel außerdem sehr gut verstärkt und das Tuchmaterial durch dicke Patches vor Abrieb geschützt. An der Vorliekbahn ist ein etwa fünf Zentimeter breiter Dacronstreifen auf das X-Ply genäht. Im Segeltop kommt das „X-166 Ultralight Scrim“-X-Ply von Naish zum Einsatz, welches das Segel in diesem Bereich besonders leicht machen soll.
AufriggenMit den empfohlenen Angaben (Vorliek 473
Zentimeter und Gabellänge 200 Zentimeter) liegt man beim All Terrain genau richtig. Schon beim Ausrollen fällt einem das leichte Gewicht des Segels auf. Es ist der leichteste Testkandidat und hinsichtlich des Schnittes deutlich auf den Freemovebereich ausgelegt. Alles in allem ist das All Terrain sehr problemlos aufzuriggen. Der Mast geht leicht in die Masttasche und die Trimmkräfte sind ebenfalls nicht sonderlich hoch.
FahreigenschaftKein anderer Testkandidat ist so deutlich auf den Freemovebereich ausgelegt wie das All Terrain. Im direkten und unmittelbaren Vergleich hat man beim All Terrain das Gefühl, man würde kein 7.0er, sondern maximal ein 6.4er in der Hand halten. Es fühlt sich unheimlich leicht an. Es kommt gut ins Gleiten und liegt dabei sehr ausbalanciert in der Hand. Der Druck wird gleichmäßig auf beide Hände verteilt. Mit dem All Terrain steht man in einer aufrechten und manöverorientierten Position auf dem Board. Es schreit förmlich nach dem nächsten Move und ist so auch für den Leichtwind-Freestyleeinsatz unter den Testkandidaten die erste Wahl. Dank dieser Fahreigenschaften ist das All Terrain auch als Leichtwind-Powerwavesegel eine absolute Empfehlung. In Manövern stellt es sich ganz neutral und liegt, wir können uns da nur wiederholen, verdammt leicht in der Hand. Für den normalen Freerideeinsatz ist das All Terrain vor allem leichteren Windsurfern zu empfehlen, die nicht darauf aus sind, sich von einem Race ins nächste zu stürzen. Auch wenn es eine gute Endgeschwindigkeit erreicht, kann es systembe-dingt nicht vorn mitfahren – soll es ja aber auch gar nicht. Das All Terrain soll in Manövern Spaß machen und den Fahrer dazu animieren, neue Tricks zu versuchen und seine alten zu verbessern. Dafür ist es wie geschaffen und wird sicherlich schnell zu Lernerfolgen führen. Auf einer Einstellung hat das All Terrain einen großen Windeinsatzbereich, lediglich bei zunehmendem Wind sollte man an Vor- und Achterliek kräftig nachtrimmen.
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.0Positiv Leichtestes Segel im Test mit bestem Handling und Spitzenposition im Freemovebereich.
Negativ Wer ein Performance-Freeridesegel von Naish sucht, sollte das Sprint wählen.
Ang le i ten
Besch leun igung
Geschwind igke i t
Top End Control
Handling
Wind Range
segel-Ergebnisse
Eignung
Leicht Mittel Schwer
Anfänger Fortge. Experte ProKönnensstufe
Fahrergewicht
Freeride FreeraceEinsatzbereich
4.0, 4.5, 5.0, 5.5, 6.0, 6.5, 7.0Vorliek 473 cmGabel 200 cmGewicht 4.220 gRelation 602 g/qmLatten 5Preis 699,- EuroEmpf. undverw. Testmast FS 100 460
SegelvertriebPowertrading GmbHTel.: +49 (0)431 [email protected] | www.naishsails.com
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12 | Windsurfing Journal | ausgabe 2 / 2010 | 12| Windsurfing Journal | ausgabe 2 / 2010 |
freeridesegeltest
Der erste EindruckDas Cross geht mit einem neuen Design in die Saison 2010. Im Topbereich wurde eine Segellatte gestrichen, um dort das Gewicht zu reduzieren. Das neue Design soll zudem eine bessere Allround-Trimmmöglichkeit bieten: Durch einen etwas bauchigeren Schnitt, etwas mehr Loose Leech und Gewichtsreduzierungen verspricht man sich einen noch breiteren Einsatzbereich sowie ebenfalls deutlich verbes-serte Gleiteigenschaften. Das Segel hat sechs Segellatten und zwei aufgenähte Minibattens aus dickem Tuch. Es besteht fast überwiegend aus Monofilm und es kommen zwei unterschied-liche Sorten X-Ply zum Einsatz. Man findet das X-Ply vor allem im Vorliek, an der Achterliekkante, um die Achterlieköse herum sowie im unteren
Segelpanel. Die Segellattenenden sind auf der einen Seite durch Gummipads und auf der ande-ren Seite durch den Lattenspanner geschützt. Die Segellatten sind alle von der gleichen Seite auf das Segel genäht. Es wurde eine Achterlieköse mit dem SBC (Short Boom Concept) von Sailloft verbaut. Die Dreifach-Trimmrolle ist gut zugäng-lich und der Mastprotektor im Moto-X-Style lang sowie gut gepolstert. Wie für Sailloft typisch macht das Cross einen sauber verarbeiteten Eindruck mit sinnvollen Verstärkungen in den kritischen Zonen.
AufriggenSchon beim Aufriggen fällt die starke Vorprofilierung des Cross auf und so muss man den Mast etwas beherzter ins Segel schieben. Sailloft hat uns einen
460er-RD-Mast mitgeliefert, was Sinn macht. Wir haben das Segel auch mit einem SD-Mast auf-geriggt, allerdings brauchen die Latten dann zur Rotation durch die starke Profilierung des Segels deutlich mehr Druck. Das Vorliek ist mit einer Länge von 478 Zentimeter angegeben, was unserer Meinung nach etwas zu wenig ist. Man kann es ruhig um zwei Zentimeter mehr durchsetzen, trotzdem hat das Cross noch einen sehr tiefen Shape im unteren Bereich, nach oben hin läuft es dann aber in einem harmonischen Loose Leech aus. Leichte Fahrer sollten das Cross um drei Zentimeter mehr durchsetzen. Die Gabel sind wir auf 204 Zentimeter gefahren, auch hier empfehlen wir leichten Fahrern, mindestens einen Zentimeter mehr anzulegen. Das Segel steht absolut faltenfrei, die Tuchspannung erinnert an den Bezug einer Trommel. Beim neuen Design fällt auf, dass das farbliche X-Ply-Panel auf Gabelbaumhöhe recht weit in das Segel hineinragt, sodass die Sicht durch das Segel ein wenig eingeschränkt ist.
FahreigenschaftenDas Vorgängermodell war eines unserer Lieblingssegel in dieser Testkategorie und das hat sich auch mit dem neuen Modell nicht geän-dert, obwohl es einen merklich anderen Charakter bekommen hat. Hatte das Vorgängermodell seine Stärken vor allem auch im oberen Windbereich, liegen diese nun eher im unteren. Das Handling ist tatsächlich spürbar verbessert, sodass auch leichte Windsurfer das Cross gut fahren können. Der tiefe Shape im unteren Bereich beschleunigt das Cross schnell auf einen hohen Topspeed. Vor allem im mittleren Windbereich gehört es zu den leistungsstärksten Segeln im Test und fährt immer ganz vorn mit. Man hat nicht das Gefühl, dass das Cross eine Leistungsbarriere hat, und so beschleunigt es Brett und Piloten immer weiter. Dabei hat es auf nur einer Trimmeinstellung einen breiten Windeinsatzbereich, was einem lästiges Nachtrimmen am Strand erspart. Im oberen Windbereich wird der Druck dann so
groß, dass man die Leistung des Segels nicht mehr aufs Board bekommt. Dann hilft auch kein Nachtrimmen, denn das Profil ist auch mit vier Zentimetern mehr Vorliektrimm nicht aus dem Segel zu bekommen.
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Positiv Im unteren und mittleren Windbereich eines der leistungsfähigsten Segel im Test. Negativ Erst im oberen Windbereich kommt das Cross an seine Grenzen.
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Besch leun igung
Geschwind igke i t
Top End Control
Handling
Wind Range
segel-Ergebnisse
Eignung
Leicht Mittel Schwer
Anfänger Fortge. Experte ProKönnensstufe
Fahrergewicht
Freeride FreeraceEinsatzbereich
5.5, 6.0, 6.5, 7.0, 7.5, 8.0Vorliek 477 cmGabel 205 cmGewicht 4.840 gRelation 691 g/qmLatten 6 Preis 579,- EuroEmpf. undverw. Testmast Sailloft 460 DRS 75% RDM
SegelvertriebSailloft HamburgTel.: +49 (0)40 8 50 11 [email protected] | www.sailloft.de
Der erste EindruckDas NCX ist in der Severne-Range als camberloses Freeracesegel platziert. Es soll dabei die Stabilität und Geschwindigkeit eines Cambersegels bieten. Neu für das Jahr 2010 ist ein Stabilisator-Panel, welches der Masttasche anliegt und für höchste Profilstabilität an der kritischen Anströmkante sorgen soll. Des Weiteren soll das so genann-te S-Shaping in böigen Bedingungen den Druck von der Hinterhand nehmen und Positionshaltung erleichtern. Dadurch sowie durch das reduzierte Losse Leech im Topbereich verspricht sich Severne insgesamt eine Verbreiterung der Windrange für das Segel. Das Segel besteht hauptsäch-lich aus Monofilm. X-Ply kommt im Unter- und Achterliekbereich zum Einsatz. Das Segel hat sieben Latten und drei kleine runde Minibattens.
Die Segellatten sind wechselseitig auf das Segel genäht und bis auf die unterste sind alle beid-seitig durch Gummipads geschützt. Die zweite Lattentasche von unten ist beidseitig durch eine Gummilippe geschützt, da sie die Gabel kreuzt und so Scheuerstellen auftreten könnten. Die Unterliekkante ist ebenfalls durch eine Gummilippe geschützt, die bis zum Cutout reicht. Der Mast wird durch Gurtband im Segel gehalten. Der obere Masttaschenbereich ist durch einen Protektor gut geschützt. Zwischen der zweiten und der vierten Latten ist die Vorliekbahn eine Handbreit aus-schließlich aus Dacron. Im Bereich darüber ist zwei Fingerbreit Dacron auf den Monofilm genäht. Am Achterliek ist ein deutlicher Cutout mit zwei Ösen. Das NCX ist das einzige Segel im Test, was am Unterliek eine Vierfach-Trimmrolle hat.
Diese ist um 90 Grad gedreht und gut zugänglich sowie durch den Mastprotektor (im Moto-X-Style) geschützt. Unterhalb der Gabelaussparung gibt es einen weiteren Protektor auf der Masttasche. Im vierten Segelpanel ist quer eine doppelt vernähte Dacronbahn angebracht. Diese soll dem Segel zusätzliche Stabilität schenken.
AufriggenDie Herstellerangaben (472 Zentimeter Mast- und 199 Zentimeter Gabellänge) bilden eine gute Grundlage für mittelschwere Windsurfer und ermöglichen den Einsatz über einen sehr breiten Windbereich. Leichteren Windsurfern und sol-chen, die bei mehr Wind mit ihrem 7.0er-NCX aufs Wasser gehen möchten, empfehlen wir auf jeden Fall, das Vorliek um bis zu zwei Zentimeter zusätzlich zu trimmen. Das Profil des Segels bleibt dabei im unteren Teil des Segels im Grunde unver-ändert. Selbst mit noch größerer Vorliekspannung bekommt man den Shape nicht aus dem Segel. Doch das Leech öffnet sich deutlich immer weiter und ermöglicht so das „Wegatmen“ von starken Böen noch besser.
FahreigenschaftenDas NCX ist als sportliches Freeridesegel konzi-piert, mit dem man auch auf Freeraceboards eine gute Figur machen soll. Diese Beschreibung des Herstellers ist durchaus zutreffend, insbesondere im unteren und mittleren Windbereich ist das NCX ein sehr leistungsstarkes Segel, das aus den gegebenen Windverhältnissen das Maximale an Speed heraus-holen kann. Es gleitet gut an und beschleunigt schnell auf einen sehr guten Topspeed. Das Profil steht dabei einwandfrei und ermöglicht es auch leichteren Windsurfern, sich voll und ganz aufs har-monische Zusammenspiel zwischen Brett und Segel zu konzentrieren. Die Druckverteilung ist gleichmä-ßig und der Pilot schießt in einer angepowerten Haltung über das Wasser. Erst wenn der Wind weiter zunimmt, kommt das NCX etwas an seine Grenzen. Trotz gut funktionierendem Loose Leech ist
auch mit höherer Vor- und Achterliekspannung die Windrange des NCX oben raus nicht weiter vergrö-ßerbar. Dafür machen aber Manöver mit dem NCX erstaunlich viel Spaß. Es liegt leicht in der Hand und lässt sich gut auf alle Richtungsänderungen ein, sodass auch leichtere Windsurfer mit dem Segel sehr gut zurecht kommen werden.
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7.0
Pro Große Windrange, schnelle Beschleuni-gung, hoher Topspeed.
Contra Ein wenig technischer Input ist vonnö-ten, um alles aus dem Segel herauszuholen.
Ang le i ten
Besch leun igung
Geschwind igke i t
Top End Control
Handling
Wind Range
segel-Ergebnisse
Eignung
Leicht Mittel Schwer
Anfänger Fortge. Experte ProKönnensstufe
Fahrergewicht
Freeride FreeraceEinsatzbereich
5.5, 6.0, 6.5, 7.0, 7.5, 8.0, 9.0Vorliek 472 cmGabel 199 cmGewicht 4.780 g Relation 682 g/qmLatten 7Preis 539,- EuroEmpf. undverw. Testmast Red Line 460
SegelvertriebAPM Marketing GmbHTel.: +49 (0)89 89 51 11 [email protected] | www.severnesails.com
13| Windsurfing Journal | ausgabe 2 / 2010 |
local herofreeridesegeltest
Der erste EindruckDas Stitch kommt im Vandal-typischen Graffiti-Style daher. Das Segel ist in der Saison 2010 erstmals in der Palette der jungen Marke ver-treten. Charakterisiert wird es als Freeridetuch mit Freeracepotenzial. Es hat fast ausschließ-lich Monofilm verbaut, X-Ply kommt nur an den Stresszonen des Segels (Achterliekkante, Vorliekbahn, Unterliek) zum Einsatz. Das Segel hat sieben von einer Seite aufgenähte Segellatten und drei Minibattens, welche mit kleinen runden Latten gefüllt sind. Die unteren fünf Latten des Segels sind sogenannte Composite-Tube-Latten. Sie sind nicht nur sehr leicht, sondern sorgen auch für ein harmonisches und druckpunktsta-biles Profil. Die Lattenenden sind, bis auf bei der untersten Latte, beidseitig durch Gummipads
geschützt. Der Mastprotektor ist relativ dünn, die Dreifach-Rolle gut erreichbar. Der Mast wird durch einen Zapfen im Segel gehalten. Auf die X-Ply-Vorliekbahn ist eine fünf Zentimeter breite Dacronbahn aufgenäht. Am Achterliek befindet sich eine Achterlieköse. Der Unterliekbereich sieht durch umgeklappte Segelbahnen, unter denen die Nähte geschützt verschwinden, sehr clean aus. Abschließend bleibt festzuhalten, dass das Stitch unter den Freeridesegeln mit dem gewagtesten Design deutlich heraussticht. Wir finden den Style gerade in Kombination mit dem braunen Hauptton und dem goldenen Spiegel-Monofilm sehr stylish.
AufriggenDas Vandal Stitch hat eine recht enge Mast tasche.
So ist es nicht ganz leicht, den SD-Mast hineinzu-schieben. Hat man den Mast ganz im Segel drin, sollte man darauf achten, dass der Zapfen auch wirklich im Masttop steckt. Dadurch kann man verhindern, dass der Mast beim Anlegen der Vorliekspannung an ihm vorbeirutscht. Mit der empfohlenen Mastlänge von 478 Zentimeter und Gabellänge von 200 Zentimeter hat ein normalge-wichtiger Windsurfer im optimalen Windbereich den perfekten Trimm für das Segel eingestellt. Als leichterer Windsurfer oder bei zunehmendem Wind kann man jeweils so viel mehr Spannung anlegen, dass sich beide Werte um bis zu zwei Zentimeter erhöhen.
FahreigenschaftenDas Vandal Stitch fühlt sich auf dem Wasser wie ein Zwitter an. Auf der einen Seite hat es das Latten-Setup und das Profil eines Freerace-, auf der anderen Seite die Outline eines Freemovesegels. Doch der Spagat gelingt dem Stitch gut. Es liegt beim Dümpeln sehr leicht in der Hand. Die kurze Gabel vermittelt einem das Gefühl, ein manöverorientiertes Segel in Händen zu halten. Das Profil ist neutral und eher recht flach. Erst wenn Wind ins Segel drückt, entwickelt sich im unteren Bereich ein schöner Shape. Das Stitch gleitet gut an und beschleu-nigt schnell auf einen hohen Topspeed. Dank des Sieben-Latten-Gerüsts samt Tubelatten sitzt der Druckpunkt bombenfest und das Stitch ist weit bis in den oberen Windbereich hinein auf einer Einstellung gut zu kontrollieren. Ohnehin liegen hier die Stärken des Segels. Wenn man mit anderen Kandidaten schon wieder vom Wasser gehen muss, fängt das Stitch erst an, so richtig Spaß zu bringen. Man hat nicht das Gefühl, dass das Stitch nach oben raus ein Limit hat, und so dürfte es vor allem leichtere und mittelschwere Windsurfer ansprechen, die zwar auf der einen Seite ein performanceorientiertes Segel suchen, auf der anderen Seite aber nicht auf gutes Handling verzichten wollen.
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7.0
Positiv In den oberen Windbereich hinein Top-Performance bei sehr gutem Handling. Negativ Im unteren Windbereich wün-schen sich schwere Windsurfer etwas mehr Angleitpower.
Ang le i ten
Besch leun igung
Geschwind igke i t
Top End Control
Handling
Wind Range
segel-Ergebnisse
Eignung
Leicht Mittel Schwer
Anfänger Fortge. Experte ProKönnensstufe
Fahrergewicht
Freeride FreeraceEinsatzbereich
5.5, 6.0, 6.5, 7.0, 7.5, 8.0, 8.5Vorliek 478 cmGabel 200 cmGewicht 4.880 gRelation 697 g/qmLatten 7Preis 569,- EuroEmpf. undverw. Testmast 460 Axis SDM
SegelvertriebNew Sports GmbHTel.: +49 (0)2234 93 34 [email protected] | www.gaastra.de
Der erste EindruckDas T4 ist Tushinghams ultimatives Freeridesegel, aus dem T-Bird-Modell hervorgegangen und völlig neu konzipiert für die Saison 2010. Der Hersteller verspricht mehr Power im Angleiten sowie leich-teres Handling im Vergleich zu seinem Vorgänger. Der Cutout an der Achterlieköse ist genauso neu wie das Latten-Setup. In diesem Jahr sind im 7.0er nur noch sechs Latten verbaut und nicht mehr, wie im Vorjahr, sieben. Das Gewicht konnte so weiter reduziert werden. Das T4 gibt es in sechs ver-schiedenen Größen in 0.5-Schritten von 6.0 bis 8.5 Quadratmeter. Zu den sechs Segellatten kommen noch drei Minibattens, die mit kleinen runden Latten gefüllt sind. An den kritischen Stellen kommen zwei Sorten X-Ply zum Einsatz. Im Achterliekbereich ist sogar das besonders robuste X-Ply mit Kevlarfaden
verarbeitet. Der mittlere Segelbereich wird stark durch Monofilm dominiert. Die Segellatten sind wechselseitig aufgebracht. Die Lattenenden sind durch beidseitige Gummipads, das Unterliek sowie die Hauptnaht durch Gummilippen geschützt. Der Mastprotektor ist relativ kurz und unter ihm verbirgt sich eine gut erreichbare und sehr große Öse anstelle einer Dreifach-Trimmrolle. Am Achterliek befinden sich zwei Ösen. Das T4 ist das einzige Segel im Test, bei dem die gesamte Vorliekbahn ausschließlich aus einer Handbreit Dacron gefertigt ist. Der Mast endet in einer Gurtbandtasche, der gesamte Bereich ist sehr gut verstärkt. AufriggenDas T4 ist sehr einfach und bequem aufzuriggen. Der Mast gleitet problemlos ins Segel. Das Vorliek
ist mit 475 Zentimeter angegeben. Wir haben es auf 472 geriggt und hatten dann schon ein sehr ausgeprägtes Loose Leech, sodass wir leichten Windsurfern empfehlen würden, nicht mehr als 473 Zentimeter zu nehmen. Die Gabel ist hingegen mit 200 Zentimeter richtig angegeben und wir können dir diese Einstellung auch empfehlen. Im Ganzen macht das T4 einen sehr kompakten Eindruck und gehört mit rund 4,2 Kilogramm zu den leichtesten Segeln im Test.
Fahreigenschaften Das T4 war das Überraschungssegel in unserem Test. Denn ehrlich gesagt waren wir nach dem Aufriggen etwas skeptisch, machte es doch einen sehr gedrungenen Eindruck und weckte auch ansonsten durch sein eher konventionelles Äußeres nicht gerade unser Interesse. Auf dem Wasser kam dann aber ein großes Aha-Erlebnis. Das Segel ist wirklich sensationell. Es bietet einen hervorragenden Mix aus Handling und Performance und ist erstaunlicherweise vor allem weit in den oberen Windbereich hinein auf nur einer Einstellung zu fahren. Auch im unteren Windbereich konnte uns das T4 überzeugen. Es gehört zu den besten Gleitern mit dem besten und leichtesten Handling im gesamten Testfeld. Es ist für klassische Freerideboards wie geschaf-fen und wird so einer sehr breiten Käuferschicht jede Menge Freude bereiten. In Gleitfahrt ist es absolut ausgewogen, der Segeldruck verteilt sich gleichmäßig auf beide Hände und man hat nie das Gefühl, dass das T4 einen abschütteln oder überfordern möchte, selbst wenn der Wind mal plötzlich stark zunimmt. Hinsichtlich der Windrange auf nur einer Einstellung gehört das Segel zum Favoritenkreis der Gruppe, was uns bei der Segeloutline selbst wundert. Aber es ist tatsächlich so. Im absoluten Topspeed-Bereich fahren manch andere Segel der Gruppe dem T4 zwar davon, allerdings ist niemand so relaxt unterwegs wie der Pilot mit dem Tushingham T4.
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4 7
.0
Positiv Ein absolut gelungenes Freeridesegel mit einer sehr ausgewogenen Performance und tollem Handling.
Negativ Nicht zu kritisieren.
Ang le i ten
Besch leun igung
Geschwind igke i t
Top End Control
Handling
Wind Range
segel-Ergebnisse
Eignung
Leicht Mittel Schwer
Anfänger Fortge. Experte ProKönnensstufe
Fahrergewicht
Freeride FreeraceEinsatzbereich
6.0, 6.5, 7.0, 7.5, 8.0, 8.5Vorliek 475 cmGabel 198 cmGewicht 4.240 gRelation 606 g/qmLatten 6Preis 489,- EuroEmpf. undverw. Testmast Tushingham FreeWave 460
SegelvertriebFox SportsTel.: +31 (0)50 3 11 08 [email protected] | www.tushingham.com
local hero
14 | Windsurfing Journal | ausgabe 2 / 2010 |
freeridesegeltest
Der erste EindruckIm Test hatten wir das 7.5 Vega LTD. Es ist das größte Segel in unserem Testfeld. Inter es-santerweise gibt es das Vega in zwei Bauweisen. Eine Standardvariante in sieben Größen ab 5.5 Quadratmeter in jeweils 0.5-Quadratmeter-Schritten und eine Limited-Bauweise in drei Größen (6.5, 7.5, 8.5 Quadratmeter). Zu unserem Test war nur die LTD-Bauweise verfügbar. Das Segel hat ein auffälliges Design mit Print auf der Masttasche und im unteren Bereich des Segels. Fünf Segellatten und zwei Minibattens, gefüllt mit dünnen, flachen Latten, bilden das Gerüst. Das gesamte Segel ist aus X-Ply gefertigt und es kommen vier unterschiedliche Sorten zum Einsatz. An der Achterliekkante und in der Vorliekbahn wird X-Ply mit Kevlarfäden verwendet. Die Vorliekbahn
wird zudem durch eine Dacronlage verstärkt. Im Segeltop wird im X.O.-Segel Hightech-X-Ply ver-wendet, welches leichter als übliches X-Ply sein soll. Die Latten sind alle von der gleichen Seite auf das Segel genäht, die Lattenenden sind dabei beidseitig durch Gummipads vor dem Abscheuern geschützt. Der Hersteller setzt auf sein „Shift Draft Locker System“, bei dem Kevlarbahnen von der Achterliekkante durch das Segel bis um die Masttasche herum verlaufen. Diese sollen das Profil in den großen Segelbahnflächen unterstüt-zen. Es sind zwei Achterliekösen verbaut und im Segelpanel zwischen Achterlieköse und der Latte über dem Gabelbaum ist ein auffälliger Cutout. Das Unterliek wird durch eine dicke Gummilippe geschützt. Das Segel hat eine Dreifach-Trimmrolle, welche durch einen Cutout etwas höher sitzt. Der
Mastprotektor ist schön lang, aber nicht sonderlich dick. Die Trimmrolle ist durch einen Klettverschluss sehr gut erreichbar. Das X.O.-Segel hat auf den beiden unteren Latten (genau in der Mitte) beid-seitig Gummipads, damit die Lattentaschen dort nicht durchscheuern, wenn das Segel aufgeriggt am Strand liegt.
AufriggenMit einer empfohlenen Mastlänge von 487 Zentimeter und einer empfohlenen Gabellänge von 220 hat das Vega deutlich größere Ausmaße, als seine nur 0.5 Quadratmeter kleineren Testkollegen. Für den leichten und mittleren Windbereich halten wir die Trimmempfehlung für korrekt. Windsurfer unter 80 Kilogramm sollten jedoch gleich das Vorliek um 1,5 und das Achterliek um einen Zentimeter mehr durchziehen. Ansonsten ist das Vega problemlos aufzuriggen. Der Mast gleitet leicht durch die Tasche, die erforderlichen Trimmkräfte sind moderat.
FahreigenschaftenDas Vega liegt unheimlich leicht in der Hand und fühlt sich auf dem Wasser trotz größerer Ausmaße des Masts und der Gabel um mindestens 0.3 Quadratmeter kleiner an. Das Profil entwickelt sich, wenn Wind ins Segel drückt. Das Vega geht sehr früh los und beschleunigt sanft auf einen guten Topspeed. Dabei liegt es im passenden Windbereich sehr ausbalanciert in der Hand und ist sehr leicht und schnell auf den optimalen Winkel anzustellen. Das geringe Gewicht kommt dem Segel auch in Manövern zugute. So sind Richtungswechsel auch dann kein Problem, wenn man keine 20 Eier zum Frühstück hatte. Es rotiert sanft und leicht und überfordert auch ungeübte Piloten nicht. Nimmt der Wind zu, sollte man sowohl Vorliek als auch Achterliek noch einmal nachtrimmen. Allerdings ist es dem Fünf-Latten-Setup geschuldet, dass man es oben raus nicht so lange fahren kann wie die besten Mitbewerber im Test. Der Druckpunkt wandert im überpowerten
Bereich recht schnell und erhöht den Druck auf die hintere Hand so stark, dass man in eine aufrechte Position wechseln und Druck aus dem Segel neh-men muss.
X.O
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.5
Positiv Tolle Performance und sehr leichtes Handling im unteren und mittleren Wind-bereich.
Negativ Im oberen Windbereich recht schnell einsetzende Druckpunktwanderung.
Ang le i ten
Besch leun igung
Geschwind igke i t
Top End Control
Handling
Wind Range
segel-Ergebnisse
Eignung
Leicht Mittel Schwer
Anfänger Fortge. Experte ProKönnensstufe
Fahrergewicht
Freeride FreeraceEinsatzbereich
5.5, 6.0, 6.5, 7.0, 7.5, 8.0, 8.5Vorliek 487 cmGabel 220 cmGewicht 4.520 gRelation 603 g/qmLatten 5Preis 590,- EuroEmpf. undverw. Testmast X.O Masts SX-100/490
SegelvertriebLiquid Sports GmbHTel.: +49 (0)4349 91 57 [email protected] | www.xosails.com
14| Windsurfing Journal | ausgabe 2 / 2010 |
01 Monty SpinDler iM porträtWer erinnert sich nicht noch an das legendäre ART Rad Wing, das Must-have Ende
der Achtziger?! Der verantwortliche Segeldesigner war damals Monty Spindler. Auch
wenn es ART mittlerweile nicht mehr gibt, ist Monty der Branche zum Glück erhalten
geblieben. Heute entwickelt er seine eigenen Segel unter dem Namen The Loft Sails.
Erfahre mehr über den sympathischen Segeldesigner in der kommenden Ausgabe.
02 neuheiten 2011Die einen nennen es Wahnsinn, die anderen finden es super. Traditionell veröf-
fentlichen viele Marken bereits im August ihre neuen Produkte für die kommende
Saison. Wir haben aufgehört, uns über die Sinnhaftigkeit dieses Zyklus Gedanken zu
machen, und präsentieren dir in der kommenden Ausgabe alle wichtigen Neuigkei-
ten, mit Schwerpunkt Wavematerial.
03 VoDafone ocean JuMp WeltMeiSterSchaftSchaffen es die Windsurfer, den Weltmeistertitel gegen die Biker zu verteidigen?
Im kommenden Windsurfing Journal erfährst du exklusiv alles rund um den spekta-
kulärsten Funsportevent Deutschlands.
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WindsurFinGJournal–iMPressuM
bossAlexander Lehmann
redakt ionsanschriFtWindsurfing Journal | Barkauer Str. 121 | 24145 KielFon +49 (0)431 996 99 77 | Fax +49 (0)431 996 99 [email protected]
GestaltunG&konzePt ionOUTLINE-GRAPHIX.DEJan Weisner (Inh.), Matthias Falk, Jonas Bronnert, Sven Krumbeck
Mitarbe iter d ieser ausGabeManuel Grafenauer, Tim Jacobsen, Kirsa Stoltenburg, Torben Sonntag, Michi Trapp, Jonas Wagner, Mart Kuperij, Meiko Möller, Jonathan Klinck, Christian Sewening, Flo Jung, Wolfgang Lessacher, Matthias Neumann.
cheF VoMd ienstTim Jacobsen
FotoGraFenLars Wehrmann, Thorsten Indra, PWA, John Carter, Niels Patrick Geisselbrecht, Darrell Wong, Jeff Henderson, Claus Döpelhauer, Jerome Houyvet, Jonas Roosens, Manuel Grafenauer, Richard Strom, Lord Lolo Gary Crossley the First, Björn Gotschall, Kenny, Frank Möller, Brian Bojsen, Erik Aeder, R. Sprick, Ralf Bachschuster.
shoPanze iGenle itunGTim Jacobsen, [email protected]
Prakt ikantEasy-Heidekorn-Rider
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