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WISSENSTRANSFER UND
TRÄGES WISSEN
Friedrich-Schiller-Universität JenaInstitut für Bildung und KulturSeminar: Lernen im ErwachsenenalterDozent: Dr. Wolfgang HolzapfelReferenten: Ann-Christin Belling, Sophia Martin
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Gliederung
Wissenstransfer Arten des Transfers Wege des Transfers Ansätze der Forschung Relevante Dimensionen Beispiel für mangelnden Transfer
Träges Wissen• Was ist träges Wissen?• Erklärungsvarianten• Hauptursachen• Wie kann man träges Wissen vermeiden?
Gruppenarbeit
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„NON SCHOLAE SED VITAE DISCIMUS“ –
NICHT FÜR DIE SCHULE SONDERN FÜR DAS LEBEN
LERNEN WIR
Wissenstransfer
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Positiver Transfer – Negativer Transfer
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Positiver Transfer
Erfahrungen, die in einer Situation gesammelt wurden, können in einer anderen angewendet werden
Erleichtert späteres Lernen und ProblemlösenGut anwendbar: Lesen, Mathematik, LernstrategienSpezifisch: eng umgrenzte neue erworbene
Fähigkeiten oder spezifische inhaltliche KenntnisseUnspezifisch: Schlüsselkompetenzen wie
Auswendiglernen
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Horizontaler Transfer Vertikaler Transfer
Zurückgreifen auf das erworbene Wissen, Anwendung auf neue aber ähnliche Anforderungsprobleme
Übertragung der Kompetenz auf veränderte Situationen
Anhand der Übertragung des Wissens auf ähnliche, aber neue und komplexere Situation → Aufbau weiteren Wissens
Steigerung des Kompetenzgrades
Positiver Transfer
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Lateraler Transfer Sequenzieller Transfer
Versch., aber ähnliche Aufgaben derselben Komplexität lösen können, sobald gelernt wurde, eine davon zu lösen
Leistung auf demselben Niveau des anfänglichen Lernens, aber in einem anderen Kontext
Annahme, dass die meisten Lehrinhalte in Disziplinen organisiert sind und sequenziell gelehrt werden
Inhalte haben Beziehungen zueinander
Horizontaler Transfer
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Positiver Transfer - Negativer Transfer
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Negativer Transfer
Aktuelles Lernen wird durch früher Gelerntes beeinträchtigst und erschwert
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Nulltransfer
Keine Veränderung des Kompetenzgrades gegenüber Situation vor Bildungsmaßname
Bei Anwendung des „neuen“ Wissens, Zurückfall auf gewohnte Routine
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Automatischer Transfer – Bewusster Transfer
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Automatischer Transfer
hochgradig geübte Fähigkeitenkeine Notwendigkeit von Nachdenkenintensives Üben der Tätigkeit in vielfältigen
Situationen→ deklaratives Denken
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Bewusster Transfer
Neue Situationen werden analysiert Fällen einer Entscheidung, welche
Strategie/ Vorgehensweise erfolgreich zur Anwendung kommen könnte
→ konditionales Wissen
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vorwärtsgerichtet rückwärtsgerichtet
Strategien lernen mit der Absicht, sie später einmal anwenden zu können
Voraussetzung: kennen dieser zukünftigen Situation
Bewusstes Erinnern an früher Gelerntes in einer Problemsituation
Ausprobieren in der neuen Situation
Zwei Wege des Transfers
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Ansätze der Forschung
19. bis ins 20. Jhd. hinein: Theorie der formalen Bildung
Lernen von antiken Sprachen und Logik förderlich für Lernen im Allgemeinen → Trainieren des Geistes
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Edward Lee Thorndike (1901 und 1914)
Theorie der identischen ElementeSteigerung des Lerntransfers je mehr gleiche
Elemente in Lern- und Anwendungssituation vorhanden sind
Grundlage transferfördender Planung: Versuch, aus Anwendungsfeld Anforderungen für Lernfeld zu entwickeln
Bezieht sich auf horizontalen Transfer
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C.H. Judd (1908):
Schlüsselqualifikationen wie kritisches Denken als grundlegende Problemlösekompetenz
ermöglichen generelle Bewältigung verschiedener Schwierigkeiten
Bezieht sich auf vertikalen TransferProblem der Forschung: Sind Kompetenzen
erkennbar? Sind sie transferierbar?Lösungswege: Konzept des „Abstrahierten Wissens“
(Adams, 1989), Ansätze des situierten Lernens (Anderson, Reder und Simon, 1996 )
Beiden Ansätze führten nicht zu gewünschten Ergebnissen!
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entscheidendes Qualitätsmerkmal für Transferwirkung: Unterscheidung von proximalem (nahem) und distalem (weiten) Transfer
Barnett & Ceci (2002): Entwurf eines Rahmenmodells für die Einschätzung des Kontinuums (zusammenhängend) zw. proximalem und distalem Transfer
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Inhaltskomponente Kontextkomponente
Welche Fertigkeiten sollen übertragen werden?
Wie hat sich Fertigkeit evtl. verändert?
Welche Art von Gedächtnisoperation ist für Transfer erforderlich?
Merkmale der jeweiligen Situationen werden bezüglich Ähnlichkeit/Unähnlichkeit genauer betrachtet
Unter welchen situativen und zeitlichen Bedingungen findet Transfer statt
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Relevante Dimensionen
Wissensdomäne Physikalischer Kontext Zeitlicher KontextFunktionaler KontextSozialer Kontext Modalität der Informationsverarbeitung
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Spezifischer Transfer Allgemeiner Transfer
Überlappen von Lernaufgabe und Transferaufgabe
Lern- und Transferaufgabe inhaltlich als auch strukturell unterschiedlich
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Beispiel für mangelnden Transfer
Stellt euch vor, dass 120 Schüler aus unserer Schule eineKlassenfahrt unternehmen wollen. Dafür werden Busse benötigt. In einen Bus passen 50 Schüler rein. Wie viele Busse brauchen wir für 120 Schüler? a) 2 Busseb) 2 Busse Rest 20c) 2 2/5 Bussed) 3 Busse
Der Großteil der Schüler kreuzte b) und c) als richtige Lösung an. Solch ein Verhalten zeugt davon, dass sie das Rechnen zweifellos beherrschen, sie jedoch keine Verankerung in der Realität schaffen können.
Quelle: http://www.ph-heidelberg.de/wp/konrad/download/Wissen_Handeln.pdf (Klaus Konrad)
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Träges Wissen(Inert knowledge)
Alfred North Whitehead
„[T]heoretical ideas should always find important applications within the pupil’s curriculum. This is not an easy doctrine to apply, but a very hard one. It contains within itself the problem of keeping knowledge alive, of preventing it from becoming inert, which is the central problem of all education“(Alfred North Whitehead: The Aims of Education and Other Essays. New York: The Free Press, 1929.)
Bild:http://plato.stanford.edu/entries/whitehead/
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Metaprozesserklärung
Annahme:• Wissen ist vorhanden, wird aber nicht genutzt
Metakognitive Defizite:• Die metakognitive Steuerung des Wissens, also das Wissen der Anwendungsbedingungen, ist defizitär
Motivationale Defizite:• Emotionen wie Angst behindern den Einsatz von Wissen• Interesse hat Einfluss auf den Wissenstransfer
Volitionale Defizite:• Willensdefizite, Wissen wird nicht angewendet, weil der Willen nicht stark genug ist
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Strukturdefiziterklärungen
Annahme:• Defizite liegen im Wissen selbst, d.h. Wissen ist nicht in anwendbarer Form vorhanden
• Bsp.: Formel fehlerhaft gespeichert
Ansätze:• Defizite im konzeptuellen Wissen• Mangelnde Wissenskompilierung• Implizites und explizites Wissen• Kompartmentalisierung
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Defizite im konzeptuellen Wissen• Fehlendes VerständniswissenWissen kann nicht auf einen anderen Kontext übertragen werden
Mangelnde Wissenskompilierung• Die Überführung von Faktenwissen in Handlungswissen ist mangelhaft
Implizites und explizites Wissen• Implizites Wissen und explizites Wissen gehören unterschiedlichen Systemen anVerschiedene Lerngesetzmäßigkeiten
Kompartmentalisierung• Gedächtnisinhalte werden abhängig von den Kontexten getrennt gespeichert •Verschiedene Problemlösekonzepte werden nebeneinander abgespeichert
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SituiertheitserklärungenAnnahmen:• Das Wissen ist situativ gebunden, das heißt das Wissen kann nur im Zusammenhang mit einer Situation erklärt werden• Wissen kann nicht übertragen werden
Ansätze:• Annahmen der aktuellen Forschung• Transferproblematik
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Annahmen der aktuellen Forschung• Wissen besteht aus einer Relation zwischen Objekt und Referenzrahmen
Transferproblematik• Wissen und Handeln sind nicht als Einheit zu verstehenWissen das in einer Situation angeeignet wurde kann nicht transformiert und somit nicht in einer anderen Situation angewendet werden
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Vermeidung trägen Wissens• Problem des „Nürnberger Trichters“ :
Lernen sollte anders erfolgen, wenn das Verstehen von Wissen das Ziel ist und nicht nur das Wissen einer Information allein.• Ansatz der „Anchored Instruction“ (Verankerte Unterweisung):• Soll mittels bedeutungshaltiger
Lernumgebungen, in denen Probleme zu lösen sind, träges Wissen verhindern
• Lehre wird zweifach verankert:1. Im bereits erworbenen Wissen2. In lebenspraktischen
Zusammenhängen
Bild:http://www.brainworker.ch/Bildung/NuernbergerTrichter_m.jpg
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•Problemorientiertes Lernen• interessantes und realitätsnahes ProblemGewährleistung von hoher Motivation und Transfer
des Wissens
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Gruppenarbeit
Memory: Verbindet die Beispiele mit den richtigen Arten von trägen Wissen und Wissenstransfer!
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Literatur• Brandl, W.: Lernen als „konstruktiver“ Prozess: Trugbild oder Wirklichkeit?, in: Schulmagazin 5 bis 10, Heft 5/1997 • Kaiser, F. (1946): Der Nürnberger Trichter. Bilder v. Emeli Werzinger. Nürnberg: Sebaldus-Verlag, 12 Bl.• Mietzel, G. (2007): Pädagogische Psychologie des Lernens und Lehrens. (8. Auflage). Göttingen: Hogrefe.•North Whitehead, Alfred (1929): The Aims of Education and Other Essays. New York: The Free Press.•Renkl, A. (1994): Träges Wissen: Die "unerklärliche" Kluft zwischen Wissen und Handeln (Forschungsbericht Nr. 41). München: Ludwig-Maximilians-Universität, Lehrstuhl für Empirische Pädagogik und Pädagogische Psychologie.•Renkl, A. (2007): Lehrbuch Pädagogische Psychologie. Bern: Huber.•Renkl, A.: Träges Wissen: Wenn Erlerntes nicht genutzt wird. Psychologische Rundschau, 47, S. 78-92. •Seel, N.M. & Hanke, U. (2010): Lernen und Behalten. Weinheim: Beltz.•Seel, N.M. (2000): Psychologie des Lernens. Lehrbuch für Pädagogen und Psychologen. München: Reinhardt.•Thissen, F. (1997): Das Lernen neu erfinden - konstruktivistische Grundlagen einer Multimedia-Didaktik, in: Uwe Beck / Winfried Sommer (Hrsg.): LEARNTEC 97. Europäischer Kongreß für Bildungstechnologie und betriebliche Bildung. Tagungsband, Karlsruhe 1997, S. 69-79