Bund der Flußmeister Bayerns e.V.
www.fl ussmeister.de
Ausgabe 2011
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Zeitschrift für Wasserwirtschaft
3
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
InhaltsverzeichnisGrußwort Erich Schmid 5
Grußwort Dr. Markus Söder 6 - 7
Berichte
Umgehungsbach ERBA 9 - 14
Ein Projekt des Freistaates Bayern in Kooperation mit
der Stadt Bamberg, der Landesgartenschau und
dem ERBA Kraftwerksbetreiber
Geplante Ertüchtigung 15 - 17
des Sylvensteinstaudammes
Wasserprobleme im Jordantal 19 - 23
Neubau des Oberen Wehres 25 - 27
in Weiden in der Oberpfalz
Hochwasserschutz 29 - 33
an der Schweinenaab
Weidenbau und Ingenieurbiologie 35 - 38
Lawinenverbauung 39 - 43
Aueles Rinne Hinterstein/Markt Bad Hindelang
Hochwasserschutzmaßnahmen 45 - 51
Hohentengen am Hochrhein
Auslösen von Lawinen 53 - 55
Schnelle und sichere Deicharbeiten 57 - 58
in Rosenheim im Rahmen des Hochwasserschutzes
Neue Quelle beseitigt Wassernot 59 - 63
in Oberschönegg
Die stromlose Kleinkläranlage 65 - 67
ClearFoy® nature
Erfolgsfaktor „Bioöl“ 69 - 73
Ausgewogenheit des Systems bringt
nachhaltigen Nutzen
Sauerstoff-Tiefenprofi le 75 - 77
in der limnologischen Freilandschaft
Impressum
Herausgeber: Bund der Flußmeister Bayerns e.V.
Porschestraße 5, 87437 Kempten
www.fl ussmeister.de
Redaktion: Erich Schmid
Porschestraße 5, 87437 Kempten
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Mobil 0172 - 86 54 586
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bers gestattet.
Papier: 250 g/135 g LuxoSatin, holzfrei, seidenmatt gestrichener Bilderdruck
Kostenfalle Ölabscheider 79 - 81
Im Dienst der Umwelt und des 83 - 85
Gewässerschutzes
Aktuelle Informationen
Eine große Ära geht zu Ende 86 - 87
Josef Gabereder geht in den Ruhestand
Umweltschutz ist Ehrensache 88
BFB bei Frau MdL Angelika Schorer 89
Der BFB ist kein Fremdwort 89
Der Kurs bestätigt sich! 91
Wir reden miteinander – nicht übereinander! 91
Fortbildungs- und Informationsveranstaltungen
Oberpfälzer Flussmeister 93 - 95
Oberfränkische Flussmeister 97 - 98
Unterfränkische Flussmeister 99 - 101
Mittelfränkische Flussmeister 102 - 104
Oberbayerische Flussmeister 105
Niederbayerische Flussmeister 106 - 107
Schwäbische Flussmeister 108 - 109
Sonstiges
Nachruf 112 - 113
Bild des Jahres 2010 67
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Grußwort SchmidLiebe Kolleginnen und Kollegen,
das Jahr 2011 ist ein neuer Meilenstein des öffentlichen
Dienstes im Freistaat Bayern. Mit dem neuen Dienstrecht
ist eine der größten Gesetzesänderungen seit 1950 in Kraft
getreten. Für uns Flussmeisterinnen und Flussmeister ist es
ein Erfolg, dass durch unsere fachlichen Argumentationen
unsere Situation berücksichtigt wurde und wir als Sonder-
laufbahn unseren Status in dem Gesetz wieder fi nden. Hier
gilt ein Dank an die Mandatsträger der einzelnen Frakti-
onen. Auch die Angleichung der Wochenarbeitszeit bis
2013 wissen wir zu schätzen.
Mit Besorgnis blicken wir aber auf die bevorstehenden Haus-
haltsbeschlüsse. Die Absenkung der Eingangsbesoldung und
das Heraufsetzen der Wiederbesetzungssperre und dem
damit verloren gehende Fachwissen, werden sich in Bezug
auf die Konkurrenz mit der freien Wirtschaft negativ auf
den qualifi zierten Nachwuchs und die fachliche Kompetenz
auswirken. Quantität der Bewerber ist nicht gleich Qualität.
Das begonnene Jahr ist nicht nur eine neue Ära im Dienst-
recht, sondern auch der Wechsel der Verbandsführung.
Persönlich freut es mich, als neuer Vorsitzender des BFB,
dass die bisherigen Kontakte in der Verwaltung und Poli-
tik gehalten werden konnten, bzw. ausgebaut wurden. Ein
Vakuum hat nicht statt gefunden.
Als Beamte vor Ort, im direkten Kontakt zu den Kom-
munen und dem Bürger, stimmt es uns nachdenklich, dass
wir unsere Daseinsberechtigung gegenüber der Politik mit
Kosten und Leistungsrechnung (KLR) behaupten müssen.
In den Medien gibt es für unsere Tätigkeit keine Bemes-
sungsgrundlage wie z.B. eine Pisa Studie, nach deren Er-
gebnis wir mehr Nachwuchs erhalten. Unsere Ziele in der
Wasserwirtschaft sind Erfolge, die langfristig zu betrachten
sind. Der vorsorgende Hochwasserschutz, die Unterhaltung
von Gewässern, die Durchgängigkeit und Renaturierungen,
das Schaffen von Lebensräumen, den Schutz des Grund und
Oberfl ächengewässers , langfristige Ergebnisse fi nden sich
in Gewässergüte bzw. Gewässerstruktur- Karten wieder.
Die vor kurzem stattgefundenen Hochwasserereignisse
haben gezeigt, dass uns die Arbeit nicht aus geht. Auch mit
den modernsten Berechnungen ist die Natur nicht voraus
zuberechnen oder gar zu bändigen. Tag und Nacht wurden
Problembereiche beobachtet, Sofortmaßnahmen getroffen
und Bemessungsgrundlagen für zukünftige Schutzmaßnah-
men gesichert.
Mit einer Selbstverständlichkeit wer-
den an 365 Tagen „Unfälle mit was-
sergefährdenden Stoffen“ bearbeitet.
Es ist ein Trugschluss zu meinen, dass
diese Unfälle unmittelbar an Gewäs-
sern passieren müssen.
Jeder Unfall bei dem Substanzen auslaufen, kann eine Ge-
fährdung für den Untergrund und das Grundwasser be-
deuten. Zu oft werden wir bei dieser Tätigkeit auch mit
dem Tod von Menschen konfrontiert. Für die Staatsanwalt-
schaft sind wir als unabhängige Fachbehörde ein wichtiges
Instrument für die Beweissicherung und Auswertung von
Straftatbeständen.
Wir Flussmeisterinnen und Flussmeister sind stolz darauf,
unseren Beitrag leisten zu können, das Medium Wasser
zu schützen und die von ihm ausgehenden Gefahren, zum
Wohl aller, zu minimieren. An der Basis direkt vor Ort
setzen wir das um, was die Ingenieure in der „Familie“ der
Wasserwirtschaftsverwaltung berechnen, begutachten und
auswerten. Wichtigstes Ziel 2011 der Flussmeisterinnen
und Flussmeister ist, wieder die direkte Vertretung im
Hauptpersonalrat des StMUG. Hierzu bitten wir um Be-
achtung der Seite 114.
Weitere Probleme gilt es noch zu lösen. Ich denke u.a. an die
derzeitige Situation der Anwärter und vor allem an den mo-
dularen Aufstieg. Die neu geschaffene modulare Qualifi zie-
rung ermöglicht uns, weitere berufl iche Herausforderungen
zu nutzen. Hier gilt es von den Kolleginnen und Kollegen in
den jetzigen Spitzenämtern, den Mut zu haben diesen Weg
zu gehen, damit kein Beförderungsstau entsteht.
Bei allen Flussmeisterinnen und Flussmeistern sowie bei der
Vorstandschaft möchte ich mich für die gute Zusammen-
arbeit recht herzlich bedanken. Unsere Stärke ist unsere
Flexibilität und die ständige Anpassung an neue Heraus-
forderungen.
Ich wünsche Ihnen und Euch viel Spaß beim Lesen der Aus-
gabe „die Flußmeister 2011“. Ausserdem wünsche ich mir,
dass die aktuelle Ausgabe 2011 viele Anregungen für die täg-
liche Arbeit und Diskussionsstoff mit den Kollegen enthält.
Euer Erich Schmid
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 7
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Grußwort
Der Reichtum an Gewässern macht viel von der Schönheit
Bayerns aus. Er verleiht unseren Landschaften und Städ-
ten ihren besonderen Charakter. Strukturreiche Flüsse
und Bäche, saubere Seen und die hervorragende Qualität
unseres Trinkwassers tragen ganz wesentlich zur Attrakti-
vität des Lebenslandes Bayern bei. Die Flussmeisterinnen
und Flussmeister haben daran großen Anteil. Sie sorgen
für den Schutz des Wassers und auch für den Schutz der
Menschen vor seinen Gefahren.
Gerade in den letzten Wochen und Monaten haben wieder
einmal Hochwasser und andere Naturereignisse die Schlag-
zeilen in den Medien bestimmt. Flutkatastrophen haben u.a.
in Pakistan, Australien, Brasilien und auch in Deutschland
Schäden unglaublichen Ausmaßes verursacht.
In Bayern konnten die Schäden aufgrund der im Rahmen
unseres Hochwasserschutz-Aktionsprogramms bereits um-
gesetzten Schutzmaßnahmen in Grenzen gehalten werden.
Mein Dank richtet sich deshalb besonders auch an die baye-
rischen Flussmeisterinnen und Flussmeister. Sie tragen ganz
wesentlich zur Umsetzung unseres Aktionsprogramms bei,
auch wenn es darum geht, das Risikobewusstsein für Hoch-
wassergefahren in der breiten Öffentlichkeit zu erhöhen. Sie
kennen nicht nur die Gewässer, sondern auch die Menschen
vor Ort und können die betroffenen Bürgerinnen und Bür-
ger am besten erreichen. Als Wasserwirtschaftler in der
ersten Reihe sind sie besonders gefragt, wenn es gilt, die
Bevölkerung zu informieren, unbürokratisch in Planungen
einzubinden und die Bewusstseinsbildung zu fördern.
Die in den letzten Jahren fertig gestellten Hochwasser-
schutzeinrichtungen haben sich hervorragend bewährt
und Schäden im zwei- bis dreistelligen Millionenbereich
verhindert. Die Kombination aus technischen Schutzmaß-
nahmen und ökologischen Verbesserungen im Gewässer
hat gut funktioniert.
Auch die staatli -
chen Hochwasser-
speicher in Nord-
und Ostbayern ha-
ben ihre Bewäh-
rungsprobe bestan-
den und durch ihre
Rückhaltefunktion
die Hochwasser-
spitzen signifi kant
verringert.
Dank des gut funk-
tionierenden Hoch-
wassernachrichten-
dienstes konnte frühzeitig vor Hochwassergefahren ge-
warnt werden. Bürger und Kommunen hatten ausreichend
Zeit, Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Die Zusammenarbeit
zwischen Katastrophenschutzbehörden und Wasserwirt-
schaftsverwaltung war ausgezeichnet.
Ungeachtet dessen besteht weiter Handlungsbedarf. Vor-
sorgender Hochwasserschutz bleibt nach wie vor eine Kern-
aufgabe der bayerischen Wasserwirtschaftsverwaltung.
Der Bund der Flußmeister Bayerns konnte letztes Jahr zu
Recht mit Stolz auf sein 60-jähriges Bestehen zurückblicken.
Jetzt heißt es, zielgerichtet nach vorne zu blicken. Auch die
Wasserwirtschaft befi ndet sich, wie die gesamte öffentliche
Verwaltung in Bayern, in einem auf Dauer angelegten Re-
formprozess. Nur so kann sie den sich wandelnden Aufga-
benstellungen und Erwartungen der Gesellschaft auch in
der Zukunft gerecht werden.
Die Wasserwirtschaftsämter haben nach einem intensiven
Dialog, in dem sich auch die Leiterinen und die Leiter der
bayerischen Fluss- und Seemeisterstellen eingebracht haben,
Konzepte für die Entwicklung der Fluss- und Seemeisterstel-
len erarbeitet. Ziel ist es, die Fluss- und Seemeisterstellen
auf Grundlage der Verwaltungsreform „Verwaltung 21“
zukunftsfähig zu machen. Die Aufgaben der Fluss- und
Seemeisterstellen und bestehende Organisationsstruk-
turen sind zu überprüfen, um Verfahrensabläufe noch ef-
fi zienter und transparenter gestalten zu können. Die von
den Wasserwirtschaftsämtern erarbeiteten Vorschläge für
die „Fluss- und Seemeisterstellen 2020“ müssen mit Leben
gefüllen werden.
Am 1. Januar 2011 ist in Bayern ein Neues Dienstrecht in
Kraft getreten. Die bisherigen Regelungen waren oft starr
und un fl exibel. Sie wurden den Möglichkeiten und Zielen
Bayerns nicht in vollem Umfang gerecht. Nach der Födera-
lismusreform entscheidet Bayern selbst über die Arbeits-
bedingungen seines Personals.
Die beiden wesentlichen Ziele des Neu en Dienstrechts
sind die weitere Schär fung des Leistungsprinzips und die
Fle xibilisierung der Karrieremöglichkeiten. Kernstück und
zugleich bundesweites Alleinstel lungsmerkmal ist die Ein-
führung der einheitlichen Leistungslaufbahn. Bisher waren
alle Beamtinnen und Be amten in vier Gruppen eingeteilt:
den einfachen, mittleren, gehobenen und höheren Dienst.
Diese vier Laufbahn gruppen gibt es künftig nicht mehr. An
ihre Stelle ist eine einheitli che Leistungslaufbahn getreten,
die alle Beam tinnen und Beamten verschieden „weit“ durch-
laufen. Die Tatsache, dass die Fluss- und Seemeisterlaufbahn
dabei als Sonderlaufbahn erhalten bleibt zeigt, welchen ho-
hen Stellenwert die Fluss- und Seemeister genießen.
Durch den Wegfall der künstlichen Schranken wird das
berufl iche Fortkommen erleichtert. Leistungsorientierte
und fl exible Fluss- und Seemeister können künftig durch
die sog. modulare Qualifi zierung auf ihre berufl ichen Auf-
gaben mit ihren steigenden Anforderungen passgenau vor-
bereitet werden und gegebenenfalls auch Ämter über die
Besoldungsgruppe A 11 hinaus erreichen.
In den kommenden Jahren werden die bayerischen Fluss-
meisterinnen und Flussmeister vor vielfältige und spannende
Aufgaben gestellt werden. So gilt es z.B. die EG-Wasserrah-
menrichtlinie mit ganz konkreten Maßnahmen an unseren
Flüssen und Seen umzusetzen. Auch die EG-Hochwasserri-
sikomanagement-Richtlinie bietet ein weites Betätigungsfeld.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen weiterhin viel Freude
und Erfolg in ihrem verantwortungsvollen Aufgabenbereich.
Dr. Markus Söder MdLBayerischer Staatsminister
für Umwelt und Gesundheit
Besuchen Sie uns auch im Internet unter:
www.fl ussmeister.deHier fi nden Sie das ganze Jahr aktuelle Informationen
und Wissenswertes über die Flußmeister.
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Umgehungsbach ERBAEin Projekt des Freistaates Bayern in Kooperation mit der Stadt Bamberg,
der Landesgartenschau Bamberg und dem ERBA Kraftwerksbetreiber
+ die Regnitz um 1850 + die Regnitz aktuell – rote Markierung:
die Lage des neuen Umgehungsbaches ERBA
Rückblick
Die Regnitz hat eine bewegte Geschichte. Als typischer
Mittelgebirgsfl uss bildet sie von Natur aus weite Mäander,
die sich über längere Zeitabschnitte hinweg stetig verlagern.
Der Fluss erfasste dabei die gesamte Aue; Fluss und Aue
bildeten eine Einheit. Im 19. Jahrhundert änderte sich dies.
Bereits ab 1836 war mit dem Bau des Ludwig-Donau-Main-
Kanals stark in das Fluss regime der Regnitz eingegriffen
worden. Ziel war die Schaffung eines Schifffahrtsweges,
der Donau und Rhein verbindet.
Einschneidende Korrektionen an der Regnitz durch die Flö-
ßerei führten später zur Begradigung des Flusslaufes und
der Ausbildung eines stark eingeengten Regelquerschnittes
mit gepfl asterten Ufern. Sie prägen heute noch das Bild
des Regnitztales.
Als stärkster Eingriff in das Flusssystem der Regnitz muss
der Bau des Main-Donau-Ka nals in den 1960er Jah ren mit
Schleusen, Absperrbauwerken und Hafenanlagen gewer-
tet werden. Zwi schen dem Wehr Hausen und dem Wehr
Neuses hat der Kanalbau die Regnitz voll ständig beseitigt.
Der bis dahin strukturreiche, fl ießende und dynamische
Fluss wur de zu einem monotonen, staugeregelten, starren
Kanal ausgebaut und seine Laufl änge um 2 km reduziert.
Die Aue wird in die sem Bereich kaum mehr überschwemmt.
Haupt problem ist der Mangel an „echten“ Fließstrecken
mit geeigneten Laichgebieten und die Zerschneidung der
Re gnitz durch viele Wehre und Staustufen. Hinzu kommt
die Trennung von den vielen, z.T. guten Seitengewässern
und dem Oberlauf. Die Wiederherstellung der biolo-
gischen Durchgängigkeit in der Stadt Bamberg hat dabei
als Eingangstor zum gesamten Einzugsgebiet eine wichtige
Schlüsselrolle.
Im Stadtgebiet schneiden mehrere Wanderhindernisse in
Form von Mühlen die Regnitz von den ökologisch wert-
vollen freien Fließstrecken des Oberlaufs ab. Die geplante
Landesgartenschau sowie die Möglichkeiten durch das EEG,
haben die Umsetzung der WRRL-Ziele auch im Hinblick auf
die Durchgängigkeit stark beschleunigt.
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 11
die Flußmeister 2011
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Einzugsgebiet und Naturraum
Gewässerkundliche Daten:Regnitz:
◗ Einzugsgebiet bis Bamberg ca. 7.523 km²
Nächster Pegel: Pettstadt Oberstrom
◗ MNQ ca. 21,1 m³/s Pegel Pettstadt
MQ ca. 52,1 m³/s -
HQ 100 ca. 736 m³/s -
◗ Gewässerfolge: Main-Rhein-Nordsee
Das 7.523 km² große Einzugsgebiet der Regnitz, erstreckt
sich über die Bezirke Mittel- und Oberfranken mit kleinen
Anteilen in Unterfranken und der Oberpfalz. Das Einzugs-
gebiet der Regnitz ab Fürth hat eine Fläche von 4.097 km².
Es liegt im Naturraum 113 Mittelfränkisches Becken mit der
naturräumlichen Untereinheit 113 B Regnitz tal.
Das Regnitztal bildet die Grenze und den Übergang vom
Mittelfränkischen Becken zum Vorland der nördlichen
Frankenalb und wird dem Fränkischen Keuper-Lias-Land
zugerechnet.
Die Regnitz ist ein Gewässer I. Ordnung. Sie entsteht aus
dem Zusammenfl uss von Pegnitz und Rednitz bei Fürth
(Regierungsbezirk Mittelfranken). Auf einer Länge von 65
Kilo metern fl ießt sie von Süd nach Nord durch Erlangen,
Forchheim und Bamberg und mündet bei Bischberg in den
Main (Mainkilometer 384.0).
Am Wehr Neuses (ca. 20 km südlich von Bamberg wurde
bereits im Jahr 2002 vom damaligen Wasserwirtschaftsamt
Bamberg mit dem Bau eines naturnahen Umgehungs baches
mit 2,5 m³/s ein wichtiger Schritt in Richtung Durchgängig-
keit des Gewässersystems gegangen.
Der Bau des Umgehungsbaches ERBA (auf dem Gelände
der ehemaligen Weberei und Spinnerei „ERBA“) bildet nun
einen weiteren Mosaikstein zur Durchgängigkeit der Reg-
nitz und somit zur Herstellung des „Guten ökologischen
Potentials“ im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie.
Zusätzlich stellt sie das Herzstück und die Erlebnisachse
für die 2012 stattfi ndende Landesgartenschau (LGS) in
Bamberg auf der ERBA-Insel dar.
Projekt Umgehungsbach ERBA
Mit dem Bau eines naturnahen Umgehungsbaches um die
Stauanlage des Wasserkraftwerkes der ERBA im rechten
Vorland der Regnitz wird die Durchgängigkeit umgesetzt.
Im Bereich der Stadt Bamberg gibt es einen zweiten Fluss-
arm (Hollergraben). Derzeit wird geprüft, durch den Um-
bau einer extrem steilen Sohlrampe die Regnitz im Stadt-
bereich dann vollständig biologisch durchgängig zu machen.
Durch den Bau des neuen Gewässers auf dem ERBA-Ge-
lände wurde nicht nur die Durchgängigkeit sondern auf ei-
ner Länge von ca. 1 km auch der Fließgewässercharakter
wieder dauerhaft hergestellt und es bildet sich ein neuer,
hochwertiger Ersatzlebensraum. In diesem Umfeld kön-
nen sich fl ießgewässertypische Lebensgemeinschaften an-
siedeln, gleichzeitig entstehen Rückzugsmöglichkeiten für
alle Wasserlebewesen.
Skizze: Durchgängigkeitskonzept der Regnitz in der Stadt Bamberg
In diesem Areal, liegt eine alte verfüllte Altwasserschleife,
die teilweise reaktiviert wurde. Die betroffenen Flächen
sind im Eigentum einer Investorengruppe und der Stadt
Bamberg. Für die gesamte Fläche des Umgehungsgewässers
mit Umgriff ist eine Grunddienstbarkeit für den Freistaates
Bayern eingetragen.
Besondere Herausforderung Abstimmung mit der Landesgartenschau
Eine besondere Herausforderung bestand darin, die vielfäl-
tigen Interessen und Zielvorstellungen der Landesgarten-
schaugesellschaft und des Wasserwirtschaftsamtes mitein-
ander zu vereinbaren. Während für die Wasserwirtschaft
die Ökologie und Naturnähe mit offenen Sand- und Kies-
fl ächen, Totholz, hohen Rauigkeiten, und unterschiedlichen
Fließstrukturen wesentliche Gestaltungsschwerpunkte sind,
stand für die LGS die Vereinbarkeit mit dem hohen archi-
tektonischen Anspruch in einem gepfl egten, parkähnlichen
Umfeld im Vordergrund.
Umgehungs-
bach ERBA
Hollergraben
Westlicher Abschnitt im Rohbauzustand vor der Eingrünung
Abb. links: Main-Donau-Kanal
Abb. oben: rechts die teilweise abgerissenen Fabrikhallen
der alten Baumwollweberei
Blick auf den Einlaufbereich mit dem
erweiterten Altarm und dem östlichen
Abschnitt des Umgehungsbaches
rechts im Bild die alte Zwirnerei (Ziegelbau)
Einfache Lösung für den Gewässerübergang
aus Natursteinplatten
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 13
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Altlasten ca. 50.000 m³
Eine besondere Herausforderung bei der Umsetzung der
Bauarbeiten für die Wasserwirtschaft war die Entsorgung
der im Baugrund vorhandenen Altlasten. Bis z. T. fast 5 m
tief fand sich unterschiedlich belastetes Material, von gering
verunreinigten Böden bis zur sogenannten Deponieklasse
I, die einem hohen Belastungsgrad entspricht. Zu den Alt-
lasten gehörten Verbrennungsrückstände aus dem Produk-
tionsprozess der Baumwollspinnerei ebenso wie Hausmüll.
Die Altlasten wurden durch spezialisierte Ingenieurbüros
vor Ort untersucht und umweltgerecht entsorgt.
Archäologische Untersuchungen zu früh-bis hochmittelalterlichen Siedlungen
Im westlichen Teil des Fischpasses wurden 7 Sondagen (Tie-
fenprofi le) bis zu einer Tiefe von 7 m in Begleitung eines
qualifi zierten Grabungsbüros durchgeführt und dokumen-
tiert. Die Untersuchungen erbrachten keinerlei Hinweise
auf ältere Kulturschichten.
Beweissicherungsmaßnahmen
Im Baufeld des Fischpasses wurden vor Baubeginn 7 Beo-
bachtungspegel für Grundwasser zur Beweissicherung ein-
gebaut. Zusätzlich wurde bei dem angrenzenden Gebäu-
de ein Rissmonitoring eingebaut. Auch hier wurden keine
Schäden beim Bau bzw. Abtransport der Erdmassen und
Altlasten aufgezeigt.
Konstruktive Gestaltung des Fischpasses
Die Ufer des neuen Baches wurden mit gesetzten Was-
serbausteinen gesichert und grob gestaltet. Sohle und
Böschungen wurden im östlichen Bereich z. T. mit einem
Lehmschlag (ca. 0,50m), auf Vliesbahnen oder mit Bento-
nitmatten gegen Grundwasserspiegelerhöhungen
abgedichtet. An den Böschungen wurden der Lehmschlag
und die Bentonitmatten bis ca. 0,50m über Wasserspiegel
hochgezogen. Die Böschungen über der Wasserlinie wur-
den ohne technische Sicherungen gestaltet und teilweise
mit Sand/Sandhumusgemisch abgedeckt. Die Böschungs-
neigungen wechseln zwischen 1:1,5 bis 1:5.
Die Gewässerprofi le wurden asymmetrisch und natur-
nah mit kleinen Kolken, Einzelsteinen, Wurzelstöcken,
Totholzeinbauten, Flachwasserzonen und kleinen Buhnen-
feldern gestaltet. Die Sohlsicherung erfolgte mit Schrotten
in einer Stärke von 20 cm und einer mindestens 20 cm
starken Kies-Sandüberdeckung. An einigen Stellen berei-
chern Wasserkaskaden die Vielfalt des Fließgewässers.
Eine standortgerechte Uferbepfl anzung verhindert eine
Erwärmung des Fischpasses im Sommer und fügt das neu
geschaffene Gewässer harmonisch in die Landschaft ein.
Einbau der Lehmabdichtung
Die Zusammenfassung der Ausgangswerte für die hydrau-lische Bemessung im Umgehungsgewässers:
◗ die Fließgeschwindigkeiten dürfen max. 0,7 m/s
nicht überschreiten bei einer Wasserspiegeldifferenz
von 3,16 m.
◗ Wassertiefe im Fischpass von ca. 0,5m.
Die Sohlbreite des Umgehungsgewässers beträgt
im Mittel 2,75 m; variiert aber sehr stark
Einbau von Totholz und alten
Rannen (Vordergrund)
◗ in den Fischpass wurden stellenweise Kolke
(mindestens 1 m Tiefe) angelegt. Diese dienen
als„Ruhebereiche“ für wandernde Fische und
sind zwingend notwendig.
das Gelände wurde zwischen 2,50 m und
z. T. über 5,00 m abgetragen
◗ Wassermenge für das Umgehungsgewässer 1000 l/s
◗ Die Rauheiten werden im Gerinne mit
Stricklerbeiwert kSt = 20 angenommen
◗ Im Einlaufbereich des Umgehungsgewässers wurde
der bestehende Altarmrest als altarmähnliche
Aufweitung um 150 m verlängert
◗ Der Schlamm im bestehenden Altarmrest
wurde beseitigt
Hinweis zum Abfl ussgeschehen
Das Gelände der Landesgartenschau liegt hochwasserfrei.
Der Umgehungsbach wird im Einschnitt gebaut. Über den
Umgehungsbach und die umgestalteten Vorlandfl ächen
kann sich das Hochwasser auch bei Extremereignissen vom
Unterwasser bis auf Oberwasserspiegelhöhe und darüber
hinaus in den neu geschaffenen Retentionsraum von ca.
40.000 m³ zurückstauen.
Artenschutzmaßnahmen
Im Rahmen des Wasserrechtsverfahren wurde eine saP-ar-
tenschutzrechtliche Prüfung durchgeführt. Bei der Baumaß-
nahme mussten Ausgleichsmaßnahmen für den Eisvogel und
für die Zauneidechse erfolgen. Im Mündungsbereich des
neuen Gewässers wurden zwei Außenufer als Steilwände
für den Eisvogel und mehrere Biotope für die vorhandenen
Zauneidechsen erstellt.
Eisvogel vor Eisvogelwand
Altlasten
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 15
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Flutung des Fischpasses
Am 22. März 2010 wurde der Fischpass offi ziell gefl utet.
Innerhalb von nur 8 Monaten reiner Bauzeit konnte das
Signal für „Wasser marsch“ gegeben werden.
Flutung des Fischpasses
Ausblick für Mensch und Natur
Bis zur Eröffnung der Landesgartenschau in Bamberg im
April 2012 betreut das Wasserwirtschaftsamt Kronach den
Fischpass und die gestalteten Uferbereiche. Im Anschluss
übernimmt die Stadt Bamberg die Unterhaltung.
Der neu geschaffene Bachlauf, die sandigen fl achen Ufer-
böschungen, die Sitzgelegenheiten auf den eingebauten
Rannen und Gestaltungssteinen bilden ein Paradies für die
künftigen Bewohner der ERBA-Insel und stellen einen he-
rausragenden Erholungsraum für den Nordteil der Stadt
Bamberg dar. Für die Natur ist der Fischpass bereits jetzt
eine Biotopachse durch das ERBA-Gelände. Eisvogel, Was-
seramsel und Flussregenpfeifer sind bereits gesichtet wor-
den. Der Biber nagt an den frisch gesetzten Weidenstäm-
men. Durchgeführte Untersuchungen durch die Fischerei
zeigen bereits nach wenigen Wochen die Funktionsfähig-
keit anhand der Artenvielfalt der Fische auf. Hier ist unter
anderem die Rutte, eine bedrohte Fischart zu nennen, die
bei der Elektrobefi schung festgestellt wurde.
Walter Haderlein
WWA Kronach
Das Gesamtkonzept für den neuen Bach
Gewässerlauf im Mündungsbereich
Blick auf den Gewässerlauf nach einigen Wochen Entwicklung
EckdatenPlanung und BauoberleitungEin Projekt des Freistaat Bayern mit Beteiligung der Stadt Bamberg und dem örtlichen
TW – Betreiber. Planung und Bauausführung: Wasserwirtschaftsamt Kronach in
Zusammenarbeit mit der Landesgartenschau - Landschaftsarchitekturbüro Brugger
Die Gesamtkosten von ca. 2,0 Mio € wurden folgendermaßen aufgeteilt:
Freistaat Bayern: 1,0 Mio €
Stadt Bamberg: 0,8 Mio €
Beteiligtenleistung Kraftwerk Erba:
0,2 Mio € + 1,0 m³
Wasserbereitstellung (EEG)
Daten:Gesamtlänge: 1200 m
Höhenunterschied: 3,15 m
Erdbewegung
gesamt: ca. 80.000 m3
belastetes Material
entsorgen: ca. 50.000 m3
Geplante Ertüchtigung des Sylvensteinstaudamms
Der Sylvensteinspeicher soll nach 50-jähriger Betriebszeit durch eine zusätzliche Schlitzwand im Damm sowie mit einem neuen Überwachungssystem für das Sickerwasser ertüchtigt werden. Die vorgesehenen Maßnahmen sind auch als Vorsorge gegen die Folgen möglicher Klimaän-derungen zu verstehen, da die Größe und Enge Folge der jüngeren Hochwasserereignisse in den Jahren 1999, 2002 und 2005 eine künftig stärkere Beanspruchung der Talsperren im alpinen Raum aufgrund des Klimawandels erwarten lassen.
Einführung
Der Freistaat Bayern investiert hohe Summen in den Hoch-
wasserschutz seiner Städte und Gemeinden. Alleine durch
das Hochwasser-Aktionsprogramm 2020 wurden seit dem
Pfi ngsthochwasser 1999 über 1 Mrd. € verausgabt. Neben
dem verstärkten Rückhalt in der Fläche sowie linearen
Schutzbauten an den großen Flüssen in Form von Deichen,
Schutzwänden und mobilen Elementen, stehen auch der
gute Zustand und die Sicherheit der Hochwasserrückhal-
tespeicher im Blickpunkt.
Der Sylvensteinspeicher erfüllt als Bayerns älteste Talsper-
re und größter Wasserspeicher seit 1959 an der Isar seine
Aufgaben. Zunächst für die Niedrigwassererhöhung der
Isar konzipiert, hat der Sylvensteinspeicher bei den großen
Hochwasserabfl üssen seine Schutzfunktion insbesondere
für die Landeshauptstadt München eindrucksvoll bewiesen.
Detaillierte Untersuchungen am Dichtungskern und am
alten bestehenden Sickerwassermesssystem haben die
Wasserwirtschaftsverwaltung als Betreiber der Talsperre
veranlasst, grundlegende Ertüchtigungsmaßnahmen für den
Damm zu prüfen.
Detailuntersuchungen des Dammes
Der ursprünglich 42 m hohe und 180 m lange
Damm gründet auf einer 100 m tiefen, mit
Flussgeschiebe verfüllten Erosionsrinne im
Hauptdolomit, die beim Bau in den 1950er
Jahren durch mehrreihige Injektionsschleier
mit Tongel abgedichtet wurde. Der schlanke
zentrale Dichtungskern besteht aus einem
künstlich zusammengesetzten Erdbeton
(Kies, Feinsand, Schluff mit Bentonitzugabe)
mit anschließenden luft- und wasserseitigen
Kaminfi ltern aus Moränenkies. Der Stützkör-
per aus Flusskies mit Böschungsneigungen
von 1:1,75 bis 1:2,5 prägt mit dem Steinsatz
bzw. der Böschungsbegrünung das Bild der
Dammoberfl äche.
Injektionen in den Dammkern in den Jahren 1972 (nur öst-
liches Widerlager) und 1987 auf der gesamten Dammlänge
in Kern und Untergrund bis in 60 m Tiefe (ca. 2 000 m³
Injektionsgut mit Ton-Zementmischungen) haben damals im
Kern vermutete Risse verschlossen. Mit der Verpressung
wurden aber auch Teile des luftseitigen Kaminfi lters in Mitlei-
denschaft gezogen. Über Alterungsprobleme von bentonit-
vergüteten Dichtungen wurde bereits früher veröffentlicht.
Jüngere Probebohrungen in den Dammuntergrund brachten
zudem Hinweise auf Bereiche erhöhter Durchlässigkeiten in
der Dammgründungsebene und der Untergrundabdichtung.
Genauere Untersuchungen am Sickerwassermesssystem
(Kamera-Befahrungen und hydraulische Langzeitversuche)
führten zum Ergebnis, dass vermutlich als Folge der Injek-
tionen mögliches Sickerwasser nicht mehr in die Sickerwas-
serwanne gelangt, ein freier Abfl uss aus dieser Wanne u.
16
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 17
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
a. auch durch frühere Dammsetzungen eingeschränkt ist
und - durch unzureichende Dichtheit der Wanne - ein Teil
des Sickerwassers in den Untergrund versickert. Das zur
Dichtungskernüberwachung ergänzend eingebaute Netz
von Porenwasserdruckgebern zeigt zudem stellenweise
abdriftende Messwerte.
Die Ergebnisse der Untersuchungen und ihre kritische
Bewertung unter Einbeziehung der gültigen DIN 19 700
(2004) ließen es sinnvoll erscheinen, mit den heutigen
technischen Möglichkeiten eine zusätzliche Dichtung in den
Dammkern und Untergrund einzubauen sowie ein kom-
plett erneuertes Messsystem für Sickerwasser vorzusehen.
Konzept zur Damm-Ertüchtigung. (Bild rechts)
Die Talsperre liegt in einem wertvollen Naturraum, der
Staudamm selbst im FFH-Gebiet. Um das äußere Erschei-
nungsbild des Bauwerks nicht zu verändern,
wurden Lösungsansätze durch Maßnahmen im
Damminneren verfolgt.
Für die Verbesserung der Kerndichtung kamen
vorwiegend Schlitzwandvarianten mit unter-
schiedlicher Lage zu Dammachse und -kern in Be-
tracht. Auch eine Doppelschlitzwand mit Quer-
schotts als eine Möglichkeit zur späteren Über-
wachung wurde angedacht. Lösungsvarianten mit
Bohrpfahlwänden schieden wegen der fehlenden
Maßgenauigkeiten bei der lotrechten Herstellung
in der geforderten Tiefe aus. Injektionsvarianten
erfüllen die gewünschte fl ächenhafte Verbesse-
rung des Kerns nicht, zudem sind dabei weitere
Beeinträchtigungen des gegliederten Dammquer-
schnitts nicht auszuschließen.
Als beste Lösung erwies sich eine 2-Phasen-
Schlitzwand, deren Lage im Kern gegenüber
der Dammachse geringfügig zur Wasserseite versetzt
wird. Damit wird zum einen der notwendige Arbeitsraum
auf der Dammkrone für das schwere Baugerät geschaffen,
zum anderen soll ein Teil der vorhandenen Porenwasser-
druckgeber für spätere Messungen erhalten werden. Die
angemessene Tiefe der Schlitzwand wurde durch mehrere
bis zu 140 m tiefe Erkundungsbohrungen in den Dammun-
tergrund und Finite-Elemente-Berechnungen ermittelt. Die
Wechsellagerung der Kies- und Feinsedimentschichten und
die stark schwankenden Durchlässigkeiten in der alten Un-
tergrundabdichtung lassen ein Abteufen der Schlitzwand
bis ca. 70 Meter unterhalb der Dammgründungsebene
sinnvoll erscheinen.
Die Wiederherstellung eines nachweislich funktionsfähigen
und aussagekräftigen Sickerwassermesssystems ist für die
bayerische Wasserwirtschaftsverwaltung als Betreiber der
Talsperre ein unerlässliches Ertüchtigungsziel, um mit die-
ser integralen und direkten Messung eindeutige Aussagen
hinsichtlich des Sicherheitszustandes des Dammes treffen
zu können – auch bei großer Hochwasserbeanspruchung.
Die entscheidenden Kriterien hierfür sind die Eindeutigkeit
des Messsystems, die Qualität und Genauigkeit der Mess-
werte und ein direkter Bezug zu den Einfl ussgrößen. Durch
die geplante erneuerte Sickerwasserfassung wird über die
gesamte Kerndichtungshöhe hinweg eine sektorale Über-
wachung und Zuordnung gegebenenfalls erhöhter Durch-
lässigkeiten möglich. Die dazu notwendigen Elemente und
deren Anordnung werden mittels Variantenuntersuchung
optimiert. Zu planen sind demnach luftseitig angeordnete
Drainagepfähle im Abstand von einigen Metern sowie ein
begehbarer Sickerwasserstollen mit einem Innendurch-
messer von 2,5 m etwa auf Höhe der Aufstandsfl äche des
Dammes. Die Drainagepfähle werden an den Stollen ange-
schlossen, somit kann der Sickerwasseranfall permanent
gemessen werden.
Der Sickerwasserstollen soll nach dem Abteufen der Dicht-
wand mit maschinellem Rohrvortrieb hergestellt werden.
Dies erfolgt von der Hauptpressenstation aus, die in der
Startkaverne im Fels untergebracht ist. Von dort werden
fertige Stahlbetonrohre horizontal in den geschütteten Erd-
damm gepresst. Am vordersten Rohrschuss befi ndet sich
ein Bohrkopf mit hydraulisch angetriebenem Schneidrad.
Die fl üssigkeitsgestützte Ortsbrust wird mit dem Schneid-
rad gelöst, der Abraum anschließend mit Nassförderung zur
Separier- und Aufbereitungsanlage geleitet. Auf der Zielsei-
te des Stollens wird ein Vertikalschacht abgeteuft und eine
Bergekammer für den Bohrkopf aufgefahren.
Quelle Fa. Herrenknecht
Zur Abdichtung der beidseitigen Übergangsbereiche Fels-
fl anke - geschüttetes Erddammmaterial wird jeweils ein
Frostkörper als Dichtblock hergestellt. Der Rohrvortrieb
wird lasergesteuert mit einer Lagegenauigkeit von weni-
gen Zentimetern durchgeführt. Die Abbauwerkzeuge des
Schneidrades können unter Tage inspiziert, ersetzt oder
an die wechselnden Anforderungen des Untergrundes an-
gepasst werden.
Die Lage des Sickerwasserstollens im Dammquerschnitt
wird so gewählt, dass der vorhandene Dichtungskern
knapp angeschnitten und somit seitlich oberhalb ein Zwi-
ckel gebildet wird. In diesem kann sich das Sickerwasser
aus dem Kaminfi lter sammeln und gezielt über eine Drai-
nage in den Sickerwasserstollen abgeleitet werden. Der
Stollendurchmesser erlaubt auch von der tiefen Ebene aus
spätere Messungen z.B. hinsichtlich der Dammunterströ-
mung durchzuführen. Um Platz für die schweren Baugeräte
für die Herstellung der Schlitzwand zu schaffen, muss der
Damm zunächst verbreitert werden. Dies erfolgt mit dem
Bau einer luftseitigen Winkelstützmauer. Zeitgleich werden
ab Juli auch die Leitwände für die Schlitzwandfräse bzw.
-greifer vorbereitet.
Terminplanung und Kosten
Der Vorentwurf einschließlich Variantenuntersuchung wur-
de im Dezember 2009 abgeschlossen. Bis Ende Februar
2011 soll die Entwurfsgenehmigung vorliegen. Der voraus-
sichtliche Baubeginn für die Vorbereitungsmaßnahmen ist
im Juli 2011 geplant. Im jährlichen Abstand folgen 2012 der
Bau der Schlitzwand, 2013 der Bau des Sickerwasserstol-
lens und 2014 der Bau der Drainagepfähle mit dem An-
schluss an den Sickerwasserstollen. Mit dem Innenausbau
des Sickerwasserstollens und der Wiederherstellung der
Dammkrone werden die Baumaßnahmen im Juli 2015 ab-
geschlossen. Die Gesamtkosten der Baumaßnahmen wur-
den mit rd. 23,5 Mio. € brutto berechnet. Während der
gesamten Projektlaufzeit wird die TU München als wissen-
schaftlicher Berater beteiligt sein.
Da am wasserrechtlich genehmigten Umfang der Gewäs-
serbenutzung keine Änderungen vorgesehen sind und auch
kein Gewässerausbautatbestand berührt wird, können die
Ertüchtigungsmaßnahmen am Staudamm, die im Wesent-
lichen die Wiederherstellung eines ursprünglich planfest-
gestellten Zustands bewirken sollen, ohne Wasserrechts-
verfahren durchgeführt werden. Weiteres Augenmerk
wird insbesondere den Belangen von Naturschutz und
Landschaftspfl ege, dem Straßenverkehr, der Fischerei so-
wie weiteren Belangen von Speichernutzern und Anlieger-
gemeinden gewidmet. Insgesamt wird auch hier versucht,
so schonend wie möglich vorzugehen. Deshalb sollen auch
sämtliche Maßnahmen am und im Damm möglichst unter
Beibehaltung des Normalstauziels im Sylvensteinspeicher
durchgeführt werden.
Gregor Overhoff (StMUG
Martin Popp (LFU)
Dr. Tobias Lang (WWA Weilheim)
Quelle WWA Weilheim
Literatur• Overhoff, G.; Raab, S.; Bayer. Landesamt für Umwelt: Sylvensteinspeicher
– Vorbericht zur Nachrüstung des Dammes; 2008; unveröffentlicht.
• Altinger, L.: Sylvensteinspeicher mit deutscher Alpenstraße; Sonderdruck
aus Deutsche Bauzeitschrift; März 1960
• List, F.; Strobl, Th.: Veränderung der Abdichtungswirkung des Kerns des
Sylvensteindamms infolge Alterung. In: Wasserwirtschaft 81 (1991), Heft
7/8, S. 322-327.
• Bayer. Landesamt für Wasserwirtschaft bzw. Bayer. Landesamt für Umwelt:
Untersuchungen am Sickerwassermesssystem des Sylvensteinspeichers;
1991, 1992, 2002, 2003, 2007; unveröffentlicht.
• Overhoff, G., Popp M., Lang T. Veröffentlichung beim Deutschen Talsper-
renkongress 2010 Aachen, in Heft 158 Lehrstuhl und Institut für Wasser-
bau und Wasserwirtschaft Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule
Aachen
Konzept zur Damm-Ertüchtigung
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Wasserprobleme im Jordantal
Wir hören heute in den Medien vielfach von den poli-tischen Problemen im Nahen Osten. Die Auseinanderset-zungen zwischen Israel und den Palästinensern betreffen die Siedlungspolitik Israels und die Forderung der Palä-stinenser nach einem eigenen Staat. Hintergründig spielt dabei die gerechte Verteilung der im Jordantal vorhan-denen Wasservorräte eine entscheidende Rolle. Ohne eine Einigung hinsichtlich ihrer Nutzungsrechte wird es auch keine Einigung in den anderen brennenden Fragen geben. Dieser Beitrag soll zum besseren Verständnis eines der größten Probleme beitragen, die für ein fried-liches Miteinander von Israelis und Palästinensern gelöst werden müssen.
Ende des 19. Jahrhunderts begann die gezielte Besiedlung
Palästinas durch die Zionisten. Nach dem 2. Weltkrieg kam
es wegen des Holocausts zu einer verstärkten Einwander-
ung der Juden in den 1947 gegründeten Staat Israel. Durch
die Vertreibung und Auswanderung von Arabern aus dem
neuen Staat Israel traten die ersten Probleme der Was-
serversorgung in Palästina auf. Lebten im Jahre 1950 noch
3 Mio. Menschen im Jordantal, wovon etwa die Hälfte
Palästinenser waren, so sind es heute 17 Mio. Menschen
in dieser Region, die mit Wasser und Nahrung versorgt
werden müssen (10 Mio. Araber und 7 Mio. Israelis). Allein
das Bevölkerungswachstum zeigt schon die Problematik
der Versorgung mit Wasser in einer Region auf, in der die
Wasservorräte beschränkt sind.
Kurze Beschreibung des Jordans
Die Quellfl üsse des Jordans entspringen im Gebiet um das
Hermongebirge. Der Hasbani kommt aus dem Libanon und
der Banias aus den nördlichen Golanhöhen. Der Obere
Jordan durchquert die Huleebene und mündet in den See
Genezareth. Südlich des Sees Genezareth, der durch einen
künstlichen Damm erhöht wurde, hat der Jordan nur zwei
größere Zufl üsse, den Yarmouk und den Zarga. Südöstlich
von Jericho mündet der Jordan in das Tote Meer. Durch
seine Grenzlage spielt der Jordan in der Politik des Na-
hen Ostens eine wichtige Rolle, da er das ganze Jahr über
Wasser führt. Für Israel ist der Fluss mit dem See Geneza-
reth ein zentrales Element der Wasserversorgung; ander-
erseits beanspruchen Jordanien, Syrien und natürlich auch
der Libanon einen angemessenen Anteil an dieser einzigen
Wasserressource.
Die politischen Konf likte entstanden und entstehen
hauptsächlich im Quellgebiet zwischen den Ländern Israel,
Syrien und dem Libanon. Besonders wichtig für die ganzjäh-
rige Wasserversorgung ist der Hasbani, der über 50 km
im Libanon verläuft. Damit wird auch das Interesse Israels
an der sogenannten „Pufferzone“ im Südlibanon deutlich,
die von 1978 bis zum Jahre 2000 von Israel kontrolliert
wurde. Diese Besetzung hatte vor allem wasserstrategische
Gründe. Als Libanon im Jahre 2002 aus dem Hasbani Was-
ser zur Bewässerung von Gebieten ausleitete, die von
großer Trockenheit betroffen waren, warnte Israels Pre-
mierminister Ariel Sharon, dass dies Krieg bedeuten kann.
Hier stellt sich die Frage, wer über Wasser des Jordans
verfügen darf. Während des 6-Tage-Krieges 1967 besetzte
Israel die Golanhöhen und damit auch das Einzugsgebiet
des zweiten Quellfl usses des Jordans, des Banias. Mit der
Einfl ussnahme im Süden Libanons und der Besetzung der
Golanhöhen wird das Einzugsgebiet der Quellfl üsse des
Jordans von Israel kontrolliert.
Wasserwirtschaft im Jordantal
Da bald nach der Staatsgründung von Israel absehbar war,
dass der Wasserverbrauch das Wasserdargebot im Jor-
dantal zumindest jahreszeitlich bedingt in der Zukunft weit
übersteigen wird, arbeiteten sowohl Israel 1951 den „All-
Israel-Plan“ als auch Jordanien 1950 den sog. „Bunger Plan“
aus, um mit wasserbaulichen Maßnahmen die ganzjährige
Wasserversorgung ihrer Länder sicherzustellen. Im Einzel-
nen legte Israel die Sümpfe im Oberen Jordantal trocken und
entnahm Wasser aus dem See Genezareth für die Wasser-
versorgung der großen Städte und für die Landwirtschaft
in der Wüste Negev. Die Araber planten ihrerseits die
Ableitung der Quellfl üsse des Jordans Hasbani und Banias
in einem Kanal in das Yarmouk Tal sowie den Bau einer
Talsperre am Yarmouk in Jordanien. Vom Yarmouk sollte
das Wasser in den „East Ghor Canal“ ausgeleitet werden,
der auf Jordanischer Seite östlich des Jordans geplant war.
Um die sich abzeichnenden Wasserkonfl ikte in dieser Re-
gion zu vermeiden, beauftragte 1955 Präsident Eisenhow-
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 21
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
er den Botschafter Johnston mit der Ausarbeitung eines
Planes zur Aufteilung der Wasservorräte im Einzugsgebiet
des Jordans. Danach wären Jordanien 52 %, Israel 36 %,
Syrien 9 % und dem Libanon 3 % des Wasserdargebotes
zugesprochen worden. Leider wurde dieser Plan zwar von
den Beteiligten zur Kenntnis genommen aber es gibt hierfür
keine Ratifi zierungsurkunde.
Als Folge der Wasserableitung von Israel aus dem See
Genezareth befürchteten die Palästinenser und die Jorda-
nier eine Wasserknappheit im Jordantal. Im Jordantal wird
hauptsächlich Landwirtschaft betrieben und die Bewässe-
rung der Flächen muss durch Wasserentnahme aus dem
Jordan durchgeführt werden. Das Jordantal liegt etwa 200
m bis 400 m unter dem Meeresspiegel; die Niederschläge
im Unteren Jordantal betragen 50 - 150 mm im Jahr, es
herrscht ein arides Klima mit mildem Winter und heißem
Sommer. Die jährliche Verdunstungsrate ist im Bereich von
ca. 2 000 mm! Da die Böden in weiten Teilen fruchtbar sind,
ist die Landwirtschaft bei ausreichendem Wasser für die
notwendige Bewässerung sehr erfolgreich und man kann
mehrere Ernten im Jahr erreichen.
Geplante und ausgeführte wasserbauliche Maßnahmen
im Einzugsgebiet des Jordantales
Im Jahre 1965 begann Syrien mit den Bauarbeiten des von
der Arabischen Liga fi nanzierten Kanals zur Ableitung
der Quellfl üsse des Jordans. Israel erkläre darauf hin, dass
dies eine nationale Bedrohung für die Wasserversorgung
darstellt. Offi ziell begann der 6-Tage-Krieg zwischen Is-
rael und den arabischen Streitkräften am 5. Juni 1967. In
Wirklichkeit hat der Krieg bereits zwei Jahre früher seinen
Anfang genommen als die Araber mit dem Bau des Kanals
zur Ableitung der Quellfl üsse des Jordans begannen. Einzel-
heiten sind aus dem Bild 1 zu entnehmen.
Leider gibt es bis heute kein international verbindliches
Wasserrecht. Bei den internationalen Auseinandersetzun-
gen über die gerechte Nutzung der Wasserreserven eines
Flusses oder eines ganzen Einzugsgebietes werden jedoch
immer wieder die sogenannten „Helsinki Regeln“ herangezo-
gen. Im Jahre 1966 wurden die „Helsinki Rules on the Use of
the water of international rivers (and drainage basins)“ von
der “International Law Association” verabschiedet. Ober-
ster Grundsatz dieser Regeln ist die gerechte Verteilung
der Wasserreserven, wobei den vitalen Interessen der An-
lieger Rechnung getragen werden soll. Gegen diese Regeln
hat Israel bei der Nutzung der Wasserreserven in den nach
dem 6-Tage-Krieg 1967 besetzten Gebieten verstoßen.
Nutzung der Grundwasservorkommen
Im Westjordanland regnet es mit ca. 800 mm Jahresnie-
derschlag vergleichsweise viel und der Großteil der Nie-
derschläge reichert das Grundwasser an. In Bild 2 sind die
Gebiete mit den ergiebigen Grundwasservorkommen blau
unterlegt. Aus dieser Karte ist ersichtlich, dass diese über-
wiegend im Bereich der Westbank liegen, die von Israel im
6-Tage-Krieg 1967 besetzt wurde.
Grundwasservorkommen in Palästina
Israel deckt dreißig Prozent seines Wasserbedarfes aus
dem Westjordanland. Durch die Übernutzung des Grund-
wassers sinkt der Grundwasserspiegel ständig ab. Seit der
Besetzung durch Israel ist es den Palästinensern aber ver-
boten, neue Brunnen zu bohren. Dabei ist die Agrarfl äche
der Westbank ohne Bewässerung unfruchtbar. Die Israe-
lis verbrauchen 85 % des „palästinensischen“ Wassers in
der Westbank für ihre Zwecke. Die jüdischen Siedler be-
wirtschaften zwei Drittel des fruchtbaren Landes mit dem
entnommenen Grundwasser während die Palästinenser
durch das nur für sie geltende Verbot der Vertiefung der
Brunnen in der Nutzung des Grundwassers sehr stark be-
schränkt werden.
Situation in Jordanien
In Jordanien wurden in den Tälern östlich des Jordans und
des Toten Meeres mehrere Talsperren gebaut, um die
Niederschläge zu speichern und diese nicht dem Jordan
zufl ießen zu lassen. Diese Talsperren speisen den parallel
zum Jordan auf jordanischer Seite verlaufenden „East Ghor
Canal“ der auch das aus dem Fluss Yarmouk ausgeleitete
Wasser aufnimmt. Mit dem Bau dieses Kanals wurde im
Jahre 1957 begonnen. Aus diesem Kanal können die Farm-
er das für die Bewirtschaftung des Jordantales notwendige
Wasser entnehmen. Im Friedensvertrag von 1994 zwischen
Israel und Jordanien wurde auch die Nutzung des Wassers
aus den Flüssen Jordan und Yarmouk geregelt. Er enthält
die vertragliche Zusicherung, dass Jordanien große Wasser-
mengen aus dem Flusssystem des Jordans entnehmen kann.
Durch diesen Friedensvertrag wurde es auch möglich, im
Tal des Yarmouk in der Nähe der schon in den 50-er Jahren
des letzten Jahrhundert geplanten Sperrenstelle den „Al
Wehdah Damm“ zu bauen. Bis zur Unterzeichnung des
Friedensvertrages wurde die internationale Finanzierung
dieses Dammes, der die Winterhochwässer speichern soll,
durch Israels Veto verhindert. Die 90 m hohe Staumauer
aus Walzbeton wurde vor einigen Jahren in einem sehr
schwierig abzudichtenden Kalksteingebirge fertiggestellt.
Leider errichtete gleichzeitig Syrien in dem Einzugsgebiet
dieser Talsperre entgegen den bilateralen Vereinbarungen
mehrere Talsperren. Somit blieben nicht nur aus hydrolo-
gischen Gründen die Winterhochwässer aus. Die Talsperre
ist zurzeit nur zu einem Bruchteil gefüllt und kann somit
ihrer Funktion der Abgabe von zusätzlichem Wasser in
den East-Ghor-Canal und den See Genezareth nicht ge-
recht werden.
Die Versorgung der Hauptstadt Amman mit ausreichen-
dem Trinkwasser wurde vor allem nach dem Irakkrieg im-
mer schwieriger, da sich durch den Zuzug von Irakern die
Einwohnerzahl von Amman sehr stark erhöhte. Die wich-
West-West-jordan-jordan-
landland
Staumauer des „Al Wehdah“ Dammes am Yar-
mouk Fluss (Grenze Jordanien/Syrien)
Talsperre im Wadi Mujib für die Wasserversorgung
der Hauptstadt Jordaniens Amman
22
die Flußmeister 2011
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Dabei darf die Neuverteilung nicht zu einer Beeinträchti-
gung der vitalen Interessen Israels führen wobei neue Pro-
jekte wie die Verbindung des Toten Meeres mit dem Roten
Meer Lösungen erleichtern können.
Die gerechte Neuverteilung der Wasservorräte kann auf
dieser Grundlage den Friedensprozess zwischen Israelis
und Palästinensern voranbringen und somit auch das Kon-
fl iktpotential in dieser Region verringern.
Prof. (em.) Dr.-Ing.
Theodor Strobl
tigsten zwei Zufl üsse zum Toten Meer wurden im Wadi
Wala und Wadi Mujib durch Talsperren abgeriegelt. Das
gespeicherte Wasser wird einer Aufbereitungsanlage zuge-
führt und dient somit der Wasserversorgung von Amman.
Durch den Entzug der seitlichen Zufl üsse zum Toten Meer,
der Ausleitung des Jordans oberhalb des Sees Genezareth
und der Ableitung des Wassers aus dem Yarmouk in den
East-Ghor-Canal fi el der Wasserspiegel des Toten Meeres
von 1975 bis zum Jahre 2009 um 23 m auf das Niveau von
424 m unter dem Meeresspiegel ab.
Verlauf des
Wasserspiegels
des Toten Meeres
zwischen
1975 und 2009
Falls keine Maßnahmen ergriffen werden, wird sich der
Wasserspiegel im Toten Meer weiter um 0,5m bis 1,0 m
im Jahr absenken. Das Absinken des Wasserspiegels hat
für den Tourismus, die Landwirtschaft und auch die Indu-
strie in diesem Raum große nachteilige Folgen. Um dem
Absinken zu begegnen, müssten die heutigen Entnahmen
aus dem Jordan deutlich reduziert werden. Dies ist jedoch
wegen der ohnehin schon vorhandenen Wasserknappheit
in Palästina nicht realisierbar.
Ansätze zur gerechten Verteilung der Wasser Ressourcen in Palästina
Die bisherigen kriegerischen Auseinandersetzungen zwisch-
en Israel und den Arabern waren vielfach von wasserstra-
tegischen Gesichtspunkten getragen. Der 6-Tage-Krieg
1967 hatte seinen Grund im Baubeginn der Ableitung der
Quellfl üsse des Jordans nach Syrien und Jordanien. Die
Besetzung der Golanhöhen durch Israel war aus wasser-
strategischen Gründen wichtig, denn damit ist der Groß-
teil des Einzugsgebiet des Oberen Jordans in israelischer
Hand. Betrachtet man die Siedlungspolitik und den Verlauf
der Mauer im Westjordanland so fällt auf, dass sich Israel
damit die ergiebigsten Grundwasservorräte sichern will. Die
1982 begonnene Besiedlung des Westjordanlandes wird bis
heute von Israel konsequent weitergeführt - unbeschadet
aller internationalen Proteste. Durch die Bevorzugung der
Siedler bei der Nutzung des Grundwassers sollen auch die
noch ansässigen Palästinenser verdrängt werden.
Das Projekt Rotes Meer - Totes Meer
Eine Verbindung des Roten Meeres mit dem Toten Meer
durch einen Kanal könnte einerseits die weitere Absenkung
des Toten Meeres verhindern und andererseits durch die
damit mögliche Trinkwassergewinnung neue Ansätze für
einen Friedensvertrag zwischen Israel und Palästina bieten.
Derzeit werden von einem amerikanischen Ingenieurbüro
im Auftrag der Weltbank Studien zur Verbindung des Toten
Meeres mit dem Mittelmeer oder dem Roten Meer erar-
beitet. Die meisten Chancen zur Realisierung hat der Bau
eines Kanals zwischen dem Roten und dem Toten Meer.
Das zwischen dem Roten und dem Toten Meer vorhan-
dene Gefälle von über 400 m kann für die Stromgewinnung
genutzt werden. Diese Energie ist für Frischwassergewin-
nung in Entsalzungsanlagen nutzbar. Die Kosten für dieses
„Friedensprojekt“ werden mit ca. 5 Mrd. € beziffert. Die
ökologischen Auswirkungen der Vermischung von Wasser
aus dem Roten Meer (Salzgehalt 4 %) mit dem stark salz-
haltigen Wasser (25 %) im Toten Meer werden derzeit
noch untersucht. Dabei ist allerdings zu beachten, dass ur-
sprünglich dem Toten Meer Frischwasser aus dem Jordan
zugeführt wurde.
Aus den im Rahmen dieses Beitrages sicher nur unvollkom-
men dargestellten Zusammenhängen zwischen Siedlungs-
politik und Aufteilung der Wasservorräte im Jordantal muss
man drei Schlussfolgerungen ziehen:
Es wird keinen lebensfähigen Palästinensischen Staat ohne
dessen ausreichende Wasserversorgung geben können.
Die bilateralen Verhandlungen müssen zu einer gerech-
ten Neuverteilung der vorhandenen Wasser Ressourcen
führen.
Verbindungkanal Totes Meer - Rotes
Meer oder Mittelmeer
Welche Körbchengröße darf‘s denn sein?
Steinkörbe | www.w-geiger.de
LiteraturJohn Bulloch & Adel Darwish:
„Water Wars - Coming Confl icts in the Middle East“ 1993
Bischöfl iches Hilfswerk Misereor e. V.:
„Wasser - eine globale Herausforderung“ 1996
25
die Flußmeister 2011
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Wurzer Umwelt GmbHAm Kompostwerk 1 | 85462 Eitting | T 08122.9919-0 | F 08122.9919-99 | [email protected]
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KOMMUNALE DIENSTE
Entkrautung der Gewässer Baggerboote Amphibienfahrzeuge
Gehölzpflege an der Autobahn Gehölzpflege in AuwäldernMulcharbeiten an Böschungen
Gehölzpflege an Uferböschungen
Pflege von Schotterwegen
Neubau des Oberen Wehres in Weiden in der Oberpfalz
Die Waldnaab durchquert das Stadtgebiet von Weiden i.d.OPf. von Norden nach Süden. Zum Hochwasserschutz von ursprünglich landwirtschaftlich genutzten Flächen wurde der sogenannte Flutkanal mit drei Wehren und einem Düker gebaut. Auf Grund des sehr schlechten baulichen Zustandes der Betonbauwerke werden diese im Zuge des Hoch-wasserschutzes Weiden nach und nach durch Neubauten ersetzt. 2000 bis 2003 wurde dazu das sogenannte Mittlere Wehr neu gebaut. Seit 2009 läuft auch der Neubau des Oberen Wehres.
Der Neubau wird entsprechend den Regeln der Technik
mit gleichbleibenden Abfl ussverhältnissen errichtet. Ein
hochwassersicherer Zufahrtsweg zur problemlosen Un-
terhaltung des neuen Wehres wurde bereits in den Jahren
2009 und 2010 realisiert.
Das Einzugsgebiet der Waldnaab am Oberen Wehr beträgt
797 km³. Ein 100-jährliches Hochwasser weist eine Größe
von 240 m³/s auf. Davon fl ießen über das Obere Wehr
155 m³/s in den Flutkanal ab.
Die geschichtliche Entwicklung
Die Waldnaab mäandrierte früher durch das Stadtgebiet
von Weiden, wobei mehrmals jährlich Flächen überfl utet
wurden. Bereits im 19. Jahrhundert fanden erste Überle-
gungen zu Hochwasserschutzmaßnahmen für die Land-
wirtschaft statt.
Schließlich wurde 1936 mit den Baumaßnahmen begonnen.
Es wurde ein Flutkanal gebaut, der die Aufgabe hatte, das
Hochwasser der Waldnaab aufzunehmen und unschädlich
durch Weiden hindurch zu leiten. Um die alte Waldnaab
mit ihren Triebwerken zu erhalten und den Wasserstand
nicht absinken zu lassen, errichtete man verschiedene Bau-
werke. Die wichtigsten sind das Obere Wehr und das Mitt-
lere Wehr, die für die Abfl ussteilung zwischen Flutkanal und
Waldnaab sorgen; sowie ein Düker, bei dem die Waldnaab
den Flutkanal unterquert.
Parallel zum Flutkanal wurden auch kleinere Deichauf-
schüttungen durchgeführt. Insgesamt erreichte man damit
ungefähr einen 5-jährlichen Hochwasserschutz für die land-
wirtschaftlichen Flächen. Dies führte in der Folgezeit dazu,
dass die Bebauung immer mehr den Talraum eroberte und
heute teilweise bis unmittelbar an die Waldnaab und den
Flutkanal heranreicht. Nur wegen des massiven Einsatzes
von Hilfskräften, von der Flussmeisterstelle bis hin zur Bun-
deswehr, entkam die Innenstadt der Stadt Weiden i.d.OPf.,
bei einem 50-jährlichen Hochwasser am 26. Januar 1995,
nur knapp einer Katastrophe. Für 5,7 Mio. € wurde dann
von 1995 bis 2007 in mehreren Bauabschnitten ein Hoch-
wasserschutz für ein 100-jährliches Hochwasser gebaut,
um die Innenstadt zu schützen. Verantwortlich für das
Hochwasserschutzsystem war früher der sogenannte Was-
ser- und Bodenverband Waldnaabregulierung. 1990 kaufte
der Freistaat Bayern für eine DM den Flutkanal mit seinen
Bauwerken. Seitdem ist der Freistaat für die Bauwerke und
damit für den Neubau des Oberen Wehres verantwortlich.
Der Entwurf
Das Wasserwirtschaftsamt entschied sich bei der Planung
und beim Bau, die Ingenieurleistungen komplett selbst
durchzuführen. Lediglich Spezialaufgaben, wie Statik oder
Steuerungsplanung, wurden an Ingenieurbüros vergeben.
Die Planung erfolgte mit intensiver Beteiligung der betrof-
fenen Bürger. Dabei war anfangs enormer Widerstand
vorhanden, der im Rahmen der Planung weitgehend ab-
gemildert werden konnte. Die Bürgerbeteiligung machte
sich schließlich später beim Planfeststellungsverfahren und
ebenso beim Bau sehr positiv bemerkbar.
Mit Datum vom 5. Mai 2003 wurde der Entwurf fertig ge-
stellt und zügig vom Ministerium genehmigt. Die Fertigstel-
lung der Planung fi el dabei in ein kurzes Zeitfenster, in dem
Entwürfe dem Obersten Bayerischen Rechnungshof vorzu-
legen waren. Dieser kritisierte umgehend den Entwurf als
zu kostspielig. Das Amt durfte daraufhin nicht mehr in das
Planfeststellungsverfahren gehen, sondern musste durch
intensiven Schriftverkehr und mehrere Studien die Wirt-
schaftlichkeit des Projektes nachweisen. Keine noch so aus-
führliche Stellungnahme führte jedoch zu einem Ergebnis.
Ob es der Personalwechsel beim Rechnungshof oder beim
Ministerium war oder vielleicht Beschwerden von Bürgern
waren, die einen Neubau anmahnten, oder die Überzeu-
gungsarbeit des Amtes, sei dahingestellt. Jedenfalls erhielten
wir Ende 2008 grünes Licht, mit dem unveränderten ur-
26
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 27
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
sprünglichen Entwurf von 2003 die Planfeststellung zu be-
antragen. Im Verfahren gab es keinen einzigen Einspruch,
so dass im April 2009 bereits der Planfeststellungsbeschluss
vorlag und am 20. August 2009 war der Spatenstich.
Der Zufahrtsweg
Man begann die Baumaßnahme mit dem Bau eines hoch-
wassersicheren Zufahrtsweges zum Oberen Wehr. Zum
Hochwasserschutz wurde dieser mit Hochwasserschutz-
mauern ausgestattet. Um das Obere Wehr zu erreichen,
musste zudem eine Brücke über den Äußeren Herbstaugra-
ben gebaut werden.
Am Tiefpunkt des Zufahrtsweges errichtete man ein kleines
Schöpfwerk. Im Normalfall kann das Binnenwasser im Frei-
spiegelgefälle in den Bach geleitet werden. Im Hochwasser-
fall wird durch Rückschlagklappe und Schieber ein Eindrin-
gen des Hochwassers ins Hinterland verhindert. Durch zwei
Pumpen mit einer Leistung von je 200 l/s wird anfallendes
Oberfl ächenwasser dann in den Bach befördert.
Ein Weg, der die neu gebaute Hochwasserschutzmauer
kreuzt, wurde mit einem mobilen Hochwasserschutz ver-
sehen. Dieser besteht aus Dammbalkenverschlüssen.
Die Mauern konnten nicht als Winkelstützmauern ausge-
führt werden, da durch angrenzende Bebauung zu wenig
Platz dafür vorhanden war. Somit entschied man sich dazu,
Stahlspundwände einzurammen und mit einem Betonkopf
zu versehen.
Eine optische Aufwertung erhält die Hochwasserschutzmau-
er durch Betonpfeiler, welche gestockt und gespitzt wurden.
Zur Absturzsicherung ist zwischen den Pfeilern ein Gelän-
der aus feuerverzinktem Stahl vorgesehen, welches auch
gestalterische Elemente in Form von Wellen und Fischen
enthält. Die Höhe der Hochwasserschutzmauer wurde so
berechnet, dass sie den Zufahrtsweg vor einem 100-jähr-
lichen Hochwasser schützt. Als Sicherheitszuschlag hat die
Mauer 50 cm Freibord. Auch einige Wohngebäude werden
dadurch hochwassergeschützt.
Der Zufahrtsweg überquert in Richtung des
Wehres den Äußeren Herbstaugraben, der ei-
nen 100-jährlichen Abfl uss von etwa 60 m3/s
hat. Die lichte Durchfl ussbreite beträgt 16,00 m.
Die Widerlager wurden aus Stahlbeton mit mo-
dern geschwungenen Bögen erstellt, welche das
Bauwerk gestalterisch aufwerten. Der Brücken-
überbau besteht aus einem schlanken, schiffs-
bauchähnlichen, blauen Stahlteil mit einer Länge
von 17,50 m. Es wurde komplett im Werk ge-
fertigt und in einem Teil geliefert. Das Gewicht
dieser Stahlkonstruktion beträgt 30 t.
Die Wehranlage
Im Frühjahr 2011 wird der Bau des Oberen Wehres begin-
nen. Der Abfl uss kann während der Baumaßnahme nicht
gesteuert werden. Da im Winter vermehrt mit Hochwasser
zu rechnen ist, soll das Wehr bis zum Jahresende wieder
funktionsfähig sein.
Während der Baumaßnahme wird die Waldnaab über einen
geöffneten Altarm zur alten Waldnaab umgeleitet. Zusätz-
lich wird um die Baustelle herum eine Flutmulde für den
Hochwasserabfl uss angelegt. Zur Baugrubenumschließung
und Wasserhaltung werden Stahlspundwände eingerammt.
Danach kann das bestehende Wehr abgerissen werden.
Am Ende der Baumaßnahme werden die Stahlspundwände
auf Oberkante des Betons abgeschnitten und dienen dann
als Kolkschutz.
Das Grundkonzept des alten bestehenden Wehres mit
zwei Klappen und einem Schütz wird aus gestalterischen
Gründen beibehalten. Die Abfl ussverhältnisse bleiben un-
verändert. Die Breiten der Wehrfelder werden jedoch
optimiert. Das Schützenfeld wird auf 6,00 m verbreitert,
damit dieses nicht mehr so leicht verklaust wie bisher. Die
beiden Klappenfelder reduzieren sich dadurch auf 7,50 m
und werden als Fischbauchklappen aus Stahl ausgebildet.
Die beiden Wehrklappen werden mit Gegengewichten aus-
gestattet, wodurch sich die Antriebskraft etwas reduziert.
Es ist ein Elektromotor vorgesehen, der nicht so teuer und
wartungsintensiv ist wie ein Hydraulikantrieb. Der Antrieb
erfolgt vollautomatisch, muss aber bei Stromausfall auch per
Hand regulierbar sein.
Um eine unauffällige und wartungsfreundliche Führung der
erforderlichen Leitungen zu ermöglichen, ist unterhalb der
Wehrklappen ein begehbarer Leitungstunnel vorgesehen.
Über das Wehr wird eine Brücke geführt, die zu Wartungs-
und Revisionsarbeiten, aber auch als öffentlicher Rad- und
Fußweg genützt werden kann.
Zu Wartungs- und Revisionsarbeiten befi ndet sich oberhalb
und unterhalb der Klappen, bzw. des Schützes die Möglich-
keit, die einzelnen Felder jeweils mit einem Dammtafelver-
schluss abzuschotten. Für die Steuerung und Überwachung
der Wehranlage ist ein unterirdischer Betriebsraum vorge-
sehen. Die Sohle des Tosbeckens besteht aus einer Stahlbe-
tonplatte mit einer Endschwelle zur Energieumwandlung.
Links oberhalb des Wehres befi ndet sich eine kleinere
Wehranlage zur seitlichen Waldnaab. Sie besteht aus zwei
Öffnungen mit je 3,00 m Breite, die jeweils mit Schützta-
feln versehen sind. Die Größe der Wehrfelder wird bei-
behalten. Zusätzlich bekommt auch das seitliche Wehr
einen elektrischen Antrieb und Revisionsverschlüsse für
Wartungsarbeiten.
Die Kosten
Die Investitionskosten
der gesamten Baumaß-
nahme betragen 3,90
Millionen Euro. Davon
werden 1,95 Millionen
Euro von der EU aus
EFRE-Mitteln gefördert.
1,90 Millionen Euro wer-
den vom Freistaat Ba-
yern aufgewendet. Die
Stadt Weiden i.d.OPf.
trägt einen Beteiligten-
beitrag von 0,05 Millio-
nen Euro für den zusätz-
lichen Hochwasserschutz
einiger Häuser.
Mit dieser Maßnahme wird ein weiterer wichtiger Baustein
für den Erhalt und Ausbau des Hochwasserschutzes in der
Stadt Weiden i.d. OPf. gesetzt.
Richard Gollwitzer & Sabine Beyerlein
WWA Weiden
Hochwasserschutzmauer am Zufahrtsweg
Links oben im Bild: Ausfahrt mit vorgesehener mobiler Schutzwand
Brücke über den Äußeren Herbstaugraben als Teil der hochwassersi-
cheren Zufahrt
Bestehendes baufälliges Oberes Wehr. Das neue Wehr soll wieder so ähnlich aussehen.
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Hochwasserschutz an der Schweinenaab
An der Schweinenaab in Weiden i.d.OPf. vollendet die Stadt derzeit eine wichtige Hochwasserschutzmaßnahme. Die Schweinenaab kommt aus dem Landkreis Neustadt a.d.Waldnaab und fl ießt von West nach Ost durch das Stadtge-biet, um schließlich in die Waldnaab zu münden. Bei großen Regen- und/oder Tauwasserereignissen kam es an der Schweinenaab im Wohngebiet Mooslohe regelmäßig ab einem 5-jährlichen Hochwasser zu Überfl utungen bebauter Gebiete. Bei einem in den letzten Jahrzehnten noch nicht vorgekommenen 100-jährlichen Hochwasser würden 31,1 ha besiedelter Flächen überfl utet werden, davon 19,1 ha Gewerbegebiet.
Um dies in Zukunft zu vermeiden, plante man ein Hoch-
wasserschutzkonzept, das für ein 100-jährliches Hoch-
wasserereignis bemessen wurde und zugleich das Gebiet
gestalterisch und ökologisch aufwertet.
Das Schweinenaabtal ist insgesamt 23 km lang; das Einzugs-
gebiet beträgt 112 km³. Ein 100-jährliches Hochwasser
hat an der Mündung 50 m³/s, im Bereich der Hochwasser-
schutzmaßnahmen 28 m³/s.
Geschichtliche Entwicklung der Schweinenaab
Das letzte 100-jährliche Hochwasser war vermutlich 1909.
Zu dieser Zeit befand sich keine Bebauung im Talraum,
weshalb keine Schäden zu verbuchen waren. 1930 bauten
erste Siedler an der Schweinenaab, welche im Jahre 1954
mit einem großen Hochwasser überrascht wurden. Die
Jährlichkeit ist nicht bekannt; es war jedoch kleiner als ein
HQ100.
Die ersten Forderungen von Bürgern an die Stadt, einen
Hochwasserschutz vorzunehmen, kamen im Jahr 1983.
Von der Stadt wurde aber vorerst nichts unternommen. So
kam es immer wieder zu Überschwemmungen im Stadtteil
Mooslohe, wobei sich die bestehenden Brücken als beson-
ders problematisch erwiesen, da hier durch Verklausungen
das Hochwasser mehrmals zusätzlich angestaut wurde.
Erst nach dem etwa 30-jährlichen Hochwasser am 26. Janu-
ar 1995, welches große, inzwischen bebaute, Flächen über-
fl utete, begann die Stadt Weiden i.d.OPf. mit der Planung
des Hochwasserschutzes an der Schweinenaab.
13 Jahre vergingen von der ersten Studie bis zum Baubeginn.
Im Jahre 1996 wurde von der Stadt eine erste Studie an ein
Ingenieurbüro in Auftrag gegeben. Dabei war das Wasser-
wirtschaftsamt Weiden nicht mit eingebunden. Das Ergeb-
nis war ein Hochwasserrückhaltebecken mit aufwendiger
Ableitung eines Teils des Hochwassers in ein benachbartes
Tal. Die geschätzten Kosten für die Umsetzung dieses Pro-
jektes lagen bei 28,1 Millionen Euro. Der Entwurf fand keine
Zustimmung bei der Stadt.
Daraufhin gab die Stadt Weiden i.d.OPf. drei weitere Stu-
dien in den Jahren 1998 und 1999 in Auftrag. Die Kosten
reduzierten sich auf 4,1 bis 9,7 Millionen Euro. Der Hoch-
wasserschutz war jedoch nur auf 5- bis 25- jährliche Hoch-
wasserereignisse ausgelegt. Auch technisch waren die Studi-
en nicht immer einwandfrei. Die Stadt Weiden wandte sich
nun erstmals an das Wasserwirtschaftsamt und beantragte
eine Stellungnahme zu den vier Studien. Die Prüfung durch
das Amt ergab, dass die Entwürfe in keinster Weise den
technischen und wirtschaftlichen Anforderungen gerecht
werden. Das Wasserwirtschaftsamt gab der Stadt den Rat,
eine weitere Studie in Auftrag zu geben und dabei das Amt
als beratende Behörde mit einzubinden.
Im Jahre 2004 beauftragte die Stadt deshalb eine weitere
Studie, welche nun ein anderes Ingenieurbüro, diesmal mit Ca. 30-jährliches Hochwasser am 26. Januar 1995 im
Bereich des Bauabschnittes 1
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Beratung des Wasserwirtschaftsamtes, erstellte. Diese Stu-
die lief im Rahmen der vom Freistaat Bayern geförderten
Hochwasserschutzkonzepte. Die Stadt Weiden i.d.OPf.
erhielt dadurch Zuwendungen in Höhe von 75 % der Pla-
nungskosten.
Das Hochwasserschutzkonzept suchte nach Alternativen
zum reinen Rückhaltebecken in Form von technischem
Bachausbau innerorts oder einer Kombination aus Rück-
halt und technischem Bachausbau. Wirtschaftlich sinnvoll
erwies sich lediglich ein reiner Bachausbau durch den Ort.
Das entwickelte Konzept wurde für ein
100-jährliches Hochwasser bemessen und
hatte geschätzte Kosten von 4,5 Millionen
Euro. Die enorme Kostenreduzierung befl ü-
gelte den Stadtrat, den Auftrag für einen Bau-
entwurf zu vergeben. Es vergingen weitere
fünf Jahre, im Verlauf derer die vorliegende
Planung im Detail erarbeitet und mehrmals
verbessert, das Planungsgenehmigungsver-
fahren beantragt und der Zuwendungsantrag
gestellt wurde. Im Jahre 2009 konnte der Bau
endlich beginnen.
Der Entwurf
Die Ausbaulänge der Schweinenaab beträgt
1,5 km. Nach mehrmals optimierten hydrau-
lischen Berechnungen wurden die Abfl uss-
querschnitte festgelegt, die bei einem 100-jährlichen Hoch-
wasser benötigt werden. Die hydraulischen Berechnungen
wurden vom Amt eindimensional verlangt, da damit sehr
schnell und einfach eine Optimierung und Prüfung der Be-
rechnungen durchzuführen war.
Um das Hochwasser ungehindert abführen zu können, mus-
ste der alte Trapezquerschnitt des Bachbetts aufgeweitet
werden. Das Bachbett wurde teilweise mit seitlichen Bö-
schungen ausgebildet. Da jedoch oft die Bebauung bis nah
an das Bachbett reichte, war dies nur vereinzelt möglich.
Daher waren auch Mauern mit einer Länge von etwa 1,2
km als seitliche Begrenzungen nötig. Diese Mauern konn-
ten aus Platzgründen nur zum Teil als Winkelstützmauern
ausgebildet werden. Man entschied sich daher, die meisten
Stützwände in Form einer Stahlspundwand auszubilden.
Statischen Berechnungen zur Folge mussten die Spundwän-
de 7,50 Meter lang sein. Hierbei beträgt die Einbindetiefe ca.
5,00 m. Die sichtbaren 2,50 m hohen Spundwandmauern
wurden zuerst mit Beton und dann aus optischen Grün-
den noch mit Granit verkleidet. Lücken in der Spundwand
werden für eine Korrespondenz des Grundwasserspiegels
zwischen Bachbett und Hinterland sorgen.
Durch die mehrmalige Optimierung der Planung konnte auf
eine aufwändige Binnenentwässerung verzichtet werden.
Der 100-jährliche Hochwasserstand erreicht maximal die
Geländeoberkante. Das Oberfl ächenwasser aus den ver-
siegelten Flächen gelangte bislang in den Bach und wurde
nun an die örtliche Mischwasserkanalisation angeschlossen.
Für die Gärten wurde hingenommen, dass das Regenwas-
ser im Extremfall kurzzeitig steht, bis es versickert. Zuerst
angedachte Einzeleinleitungen von Regenwasser in den
Bach mittels Rückschlagklappen lehnte das Wasserwirt-
schaftsamt ab.
Das Bachbett war vor der Baumaßnahme durchwegs ge-
pfl astert und nahezu substratlos. Im Zuge des Ausbaus ent-
fernte man die Pfl astersteine und legte ein mäandrierendes
naturnahes Niedrigwassergerinne an, das nur geringfügig
an den Prallufern mit Wasserbausteinen befestigt wurde.
Obwohl der Bach wegen der Mauern die seitliche Durch-
gängigkeit ins Gelände verlor, wurde die Bachsohle auch
Querschnitt des alten und neuen Bachbetts
der Schweinenaab bei Bach-km 2,900
Schweinenaab nach Fertigstellung
des Bauabschnittes 1
33
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durch die zusätzliche Begrünung der Vorländer ökologisch
stark aufgewertet. Zur Aufl ockerung der Mauern, zum
besseren Unterhalt des Baches, sowie aus Sicherheitsgrün-
den wurden in die Mauern Treppenabgänge integriert. Im
Rahmen der Maßnahme errichtete man fünf Brücken neu.
Für den Verlust an Retentionsraum sind im oberhalb liegen-
den Waldgebiet quer zum Bach Totholzschwellen geplant.
Dabei werden drei Riegel aus Totholz, die sich über den
ganzen Talraum erstrecken, erstellt. Sie haben eine Länge
von je 100 m und eine Höhe von ca. 1,00 bis 1,50 m über
Gelände. Die Investitionskosten für die gesamte Hochwas-
serschutzmaßnahme belaufen sich auf 5,6 Millionen Euro,
wobei 5,4 Millionen Euro als zuwendungsfähig anerkannt
wurden und im Rahmen des Konjunkturprogramms II des
Bundes mit 60% gefördert werden.
Der Bauablauf
Am 3. Juni 2009 fand der Spatenstich statt. Das Bauvor-
haben wurde in vier Abschnitte aufgeteilt, die einzeln aus-
geschrieben wurden. Die Baumaßnahme erfolgte bachauf-
wärts, da die Sohle des Bachbettes tiefer gelegt werden
musste. Die Wasserhaltung wurde teilweise verrohrt und
teilweise offen betrieben. Da die Wasserhaltung nur auf
Mittelwasser ausgelegt wurde, kam es häufi g zu Überfl u-
tungen der Baustelle. Zu diesen Zeiten musste der Baube-
trieb eingestellt werden.
Um den benötigten Bachquerschnitt zu erreichen, wurde
von den Anwohnern ein Streifen Ihrer Grundstücke benö-
tigt. Bis auf drei Anlieger waren alle sehr schnell bereit, der
Stadt diese Grundstücksfl ächen zu verkaufen. Sie erhielten
im Gegenzug eine optische Aufwertung ihrer Gärten, da
neue Zäune und oft auch neue Nebengebäude gebaut
werden mussten, wenn diese im Weg standen. Anfangs
geplante Unterfangungen von Nebengebäuden wurden
im Laufe der Baumaßnahme aufgegeben, da sich ein Neu-
bau als wirtschaftlicher erwies. Neben Treppenabgängen
wurden zur einfacheren Unterhaltung des Bachbettes auch
Zufahrtsrampen erstellt.
Schlusswort
Wegen des Konjunkturprogramms läuft der Zuwendungs-
bescheid am 30. Juni 2011 aus. Somit sollte das Bauvorha-
ben innerhalb von 2 Jahren abgeschlossen sein. Dies stellt
eine große Herausforderung für die Baufi rmen und alle
Beteiligten dar. Auch für den Haushalt der Stadt bedeutet
dies eine enorme Belastung.
Die Schweinenaab ist nur ein Teil des Hochwasserschutzes
im Stadtgebiet von Weiden i.d.OPf. Der gesamte Hochwas-
serschutz beläuft sich auf ca. 21 Millionen Euro, wobei bis
Ende 2011 bereits 15 Millionen Euro verbaut sein werden.
In der Stadt Weiden i.d.OPf. wird der Hochwasserschutz
sehr vorbildlich be-
trieben und auch
die Zusammenar-
beit zwischen Stadt
und Wasserwirt-
schaftsamt funktio-
nier t inzwischen
hervorragend.
Richard Gollwitzer &
Sabine Beyerlein
WWA Weiden
Bachbett während
der Baumaßnahme
der Schweinenaab
Im Bild rechts:
offene Wasserhal-
tung entlang der
Spundwand
Im Bild links:
Verblendung der
Mauer mit Granit
35
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Weidenbau und Ingenieurbiologie
Einführung
Die verschiedenen Bauweisen des Weidenbaus mit dem
anschließenden Geschäftsfeld der Ingenieurbiologie, ha-
ben ihre Herkunft in handwerklichen Tätigkeiten, welche
sukzessive optimiert wurden. Viele der weiterentwickelten
Bauweisen sind auf sehr alte menschliche Techniken zum
Schutz oder zur Umgestaltung ihrer Umweltsituation zu-
rückzuführen und sind eng mit landwirtschaftlichen Tätig-
keiten verknüpft. Bauwerke in Kombination von lebenden
und toten Baustoffen zu erstellen, werden seit langer Zeit
auf Grund von Erfahrung angewendet.
Die Erfahrung von drei Generationen hat dazu geführt,
dass die Firma Freitag Weidenart mittlerweile bundesweit
als Spezialist für den vielfältigen Einsatz von Weiden gilt.
24 Hektar Weidenkultur dienen dabei als Grundlage zur
Gewinnung von qualitativ hochwertigen Weidenruten für
jeden nur erdenklichen Verwendungszweck. Seit über 86
Jahren werden Weiden und ingenieurbiologische Materialien
bundesweit und fachgerecht eingebaut.
In den letzten Jahren wurde die systematische wissen-
schaftliche Untersuchung der Weidenarten in Bezug auf
Wirkungsweise, Anwendungsbereiche, Pfl ege und Unterhal-
tung vorangetrieben. Einen besondere Stellenwert besitzt
dabei die Suche nach geeigneten biotechnisch wirksamen
Pfl anzenarten und deren Vermehrung, sowie der Einsatz
autochthonen Pfl anzgutes, durch welches eine Dynamisie-
rung verschiedener Ökosysteme erreicht werden kann.
Ingenieurbiologie als Grundlage
Die Maßnahmen, die in der Ingenieurbiologie ergriffen
werden, wirken sich auf die Endbauweise aus. Dies bedeu-
tet, dass die Bauweisen nur dann Sinn machen, wenn die
Lebensweise und die Funktion des Baustoffes Pfl anze ver-
standen wird. Dies setzt eine intensive Beobachtung und
Auseinandersetzung mit dem Thema voraus, um die öko-
logischen und technischen Zusammenhänge zu verstehen.
Ein weiterer Untersuchungsgegenstand für die praktische
Anwendung der ingenieurbiologischen Bauweisen im Was-
serbau, ist der Nachweis über die Wirksamkeit auf un-
terschiedlichen Standorten. Die wesentlichsten Vorteile
lebender Pfl anzen gegenüber toten Baustoffen sind ihre
Regenerationsfähigkeit und die Anpassung an mechanische
Belastungen, was zur Variation der Festigkeit am Gewässer
führt. Viele Pionierpfl anzen sind in der Lage mechanische
Schäden zu überdauern, indem sie ihre Wuchsformen an
die Belastungen anpassen.
Das Ziel der Ingenieurbiologie im Gewässerverbau ist, die
angreifenden Kräfte umzuwandeln, abzuleiten oder auf-
zunehmen. Dies geschieht durch biotechnisch geeignete
Pfl anzen, welche die bodenmechanischen Eigenschaften
deutlich verbessern. Hierdurch werden mögliche zerstöre-
rische Kräfte, wie Erosionsereignisse abgewendet. Die so
entstandenen Pfl anzenbauwerke schaffen neue Lebensräu-
me, deren Summe sich in einem ökologisch-mechanischen
Spreitlage
Spreitlage
36
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 37
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
freitag WeidenArt
Wirkungskomplex niederschlägt. Dies bewirkt die Errei-
chung und Erhaltung eines Gleichgewichtszustandes und
die angestrebte Stabilisierung.
Aufgrund empirischer Erfahrungen haben sich ingenieur-
biologische Bauweisen in verschiedenen Fachbereichen
entwickelt:
◗ Wildbach- und Lawinenverbauung
◗ Wasserbau im Flachland und Gebirge
◗ Landgewinnung an Meeresküsten
◗ Dünenfi xierung
◗ Landwirtschaft (Windschutzpfl anzungen)
◗ Straßenbau
Je nach Zielsetzung der Bauvorhaben und den standört-
lichen Randbedingungen werden krautige Pfl anzen oder
Gehölze, lebende Pfl anzen allein oder in Kombination mit
toten Baustoffen eingesetzt. Ein wesentlicher Vorteil des
durchwurzelten Bodens ist seine große Verformbarkeit.
Daher bleiben ingenieurbiologische Bauwerke auch nach
starken Deformationen belastbar. Im Unterschied zu den
meisten Konstruktionen aus toten Baustoffen erhöhen Bau-
werke mit lebenden Pfl anzen ihre Widerstandskraft mit
dem Bestandsalter, da sich die Vegetation nach dem Einbau
erst etablieren muss, bevor sie den technischen Anforde-
rungen gerecht werden kann. Die stabilisierende Wirkung
der Vegetation ist das Resultat der Anpassung an ihren
Standort. An Standorten die von Erosion oder Massenbe-
wegungen geprägt sind, können sich nur solche Pfl anzen
halten, die sich durch eine hohe Regenerationsfähigkeit und
Anpassung an die mechanischen Belastungen auszeichnen.
Daher tragen Pfl anzengesellschaften mechanisch stark be-
lasteter Standorte in besonderem Maß zur Fixierung der
bewegten Massen bei. Vor allem durch die Naturschutzge-
setze des Bundes und der Länder wird die Ingenieurbiologie
auch in Zukunft immer mehr in den Planungsprozess der
Landschaftsarchitektur, der Landschaftsplanung und in den
Garten- und Landschaftsbau eingegliedert werden.
Ingenieurbiologie im Wasserbau
Schon um 1770 bis 1790 liegen zahl-
reiche Aufzeichnungen vor, in denen
ingenieurbiologische Bauverfahren
beschrieben werden und auch von
ihrer erfolgreichen Anwendung im
Wasserbau berichtet wird. Gerade
im Bereich von Fließgewässern wurde
viel mit Sicherungsbauweisen experi-
mentiert, da dies aufgrund der Gefähr-
dung der Dörfer absolut notwendig
war. Die damaligen Wasserbaumeister kannten z.B. leben-
de Faschinen, Steckholzbesatz, Spreitlagen, Flechtwerke,
Pfl anzungen und Aussaaten und empfahlen Hecken zur
Aufl andung, „Lebendige Abweiser“ zum Uferschutz sowie
„Stromgitter“ zur Minderung der Fließgeschwindigkeit. Auf
den Gebieten des Wasserbaus wurden die in Vergessen-
heit geratenen ingenieurbiologischen Bauverfahren in den
dreißiger Jahren wiederentdeckt bzw. erneut entwickelt.
Dazu gehören vor allem die Faschinen, Buschlage, Spreitla-
ge und die Verwendung von Steckhölzern im Uferbereich.
Deckbauweisen schützen die Gewässerböschungen durch
ihre fl ächenhaft abdeckende Wirkung schnell vor Oberfl ä-
chenerosion und anderen angreifenden Kräften. Sie sind
fl ächenwirksame ingenieurbiologische Bauweisen, bei denen
die abdeckende, bodenschützende Wirkung eine höhere
Priorität als die Tiefenwirkung erhält. Die Schutzwirkung
der Deckbauweisen entsteht durch die Verteilung einer
großen Anzahl von Pfl anzen, Pfl anzenteilen oder Pfl anzen-
gesellschaften, die mit Hilfsstoffen zu dem fl ächendeckenden
Bauwerk kombiniert werden. Hierdurch entsteht eine
schnelle Schutzwirkung der obersten Bodenschicht vor
mechanischen Einfl üssen. Zudem wird der Feuchtigkeits-
haushalt des Bodens, sowie die Temperaturverhältnisse in
der bodennahen Luftschicht verbessert. Deckbauweisen
sind häufi g als Initialmaßnahmen in Verwendung.
Spreitlage
Auch die Weidenspreitlage ist zu den sogenannten Deck-
bauwerken zu zählen, die sofort nach der Fertigstellung in
der Lage ist Schubspannungen bis zu 50 N/m² aufzuneh-
men. Dabei werden die angreifenden Kräfte von der aus
Weidenruten und Draht bestehenden Oberfl ächenbeweh-
rung über die im Verband von 1,0 x 1,0 m angebrachten Be-
festigungspfähle in den Boden abgeleitet. Konkret bedeutet
das, dass sie durch die Rauhigkeit der Triebe das Oberfl ä-
chenwasser zurückhalten wird. Durch den dichten Ruten-
mantel, entstehen
bei der Durchströ-
mung (Hochwas-
ser) mehr oder we-
niger kreisförmige
Verwirbelungen,
welche die angrei-
fende Energie ab-
schwächen und ver-
ringern. Als Resul-
tat wird die Fließ-
geschwindigke it
stark verringert,
welches wiederum
eine bessere Infi l-
tration zur Folge
hat. Durch die lau-
fende Transpiration
der Pfl anzen wird
dem Boden stän-
dig Wasser entzogen, was einer Bodensättigung und dem
daraus folgenden Oberfl ächenabfl uss entgegenwirkt. Ein
weiterer Effekt ist die Sedimentrückhaltung. Durch das
Wurzelvolumen wird ein Großteil der Erdmasse befestigt
und andererseits werden Ausspülungen durch die Triebe
aufgehalten und festgelegt. Im Verlauf der 2. Vegetations-
periode nimmt eine Weidenspreitlage bereits eine Schub-
spannung von 150 N/ m² auf.
Stabilbauweisen dienen zur Minderung bis Ausschaltung von
mechanischen Kräften. Sie stabilisieren und sichern rutschge-
fährdete Hänge mit böschungsnahen Gleitschichten mittels
Durchwurzelung, Wasserverbrauch und –abfuhr. Es handelt
sich um lineare oder punktförmig angeordnete Systeme aus
Sträuchern und anderen vegetativ vermehrbaren Pfl anzen.
Buschanlage Azberg
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 39
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Faschinen
Faschinen bestehen aus Zweigen und dickeren Ästen bis
max. 8 cm Durchmesser zur Verstärkung, die zu einem
Bündel von ca. 30-40 cm Durchmesser und einer Länge
von 2,5-5 m zusammengebunden werden. Faschinen wer-
den u.a. an Gewässern für die Ufersicherung eingesetzt.
Dafür wird Lebendholz verwendet wie z.B. Hasel, Erlen
und Weiden. Letztere sind durch ihre Länge und Form
besonders gut geeignet. Die geschnittenen Zweige und
Äste werden auf drei so genannte Vegetationsfaschinen-
böcke im Abstand von je zwei Metern gelegt. Dann wird
das Bündel mit Stahlband und einer Bindemaschine aus der
Verpackungsindustrie zusammengebunden. Schliesslich wird
die Faschine an beiden Enden um je einen halben Meter auf
insgesamt fünf Meter gekürzt.
Wie bei allen ökologischen Planungen steht auch am Anfang
und Ende der ingenieurbiologischen Planung der Ausgangs-
zustand und der Zieltyp. Um dies ausreichend planen zu
können, müssen im Vorhinein die natürlichen Verhältnisse
der Umgebung erhoben werden.
Matthias Witt Dipl.Ing. (FH)
Landschaftsbau und Management
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Lawinenverbauung Aueles Rinne Hinterstein/Markt Bad Hindelang Landkreis Oberallgäu
Blick aus Hubschrauber auf die
Lawinenverbauung und
umliegenden Schutzwald
Ausgangssituation
Der Schutzwald oberhalb des Alpweges Hinterstein – Giebelhaus wird im Zuge der Schutzwaldsanierung wieder aufgeforstet. Um die forstlichen Maßnahmen zu sichern, ist der Aufbau einer permanenten Lawinenver-bauung erforderlich.
Der ehemalige Schutzwald im Bereich der Auelesrinne wur-
de durch die Stürme Vivian und Wiebke im Februar 1990
stark beschädigt. Durch nachfolgenden Borkenkäferbefall
wurde er teilweise noch vollends zerstört. Die bereits er-
folgte Wiederaufforstung sowie die einsetzende Naturver-
jüngung entwickeln sich positiv, der verbliebene Schutzwald
oberhalb und seitlich der Auelesrinne ist jedoch überaltert
und büßt zunehmend seine Funktion ein.
Zunehmender Schneeeintrag aus dem überalterten Schutz-
wald in die Auelesrinne wird den aufkommenden Jungwald
beeinträchtigen und letztendlich die Gefahr für den darun-
ter verlaufenden Alpweg erhöhen.
Von Seiten der Forstverwaltung werden in den überalterten
Schutzwaldfl ächen Gleitschneemaßnahmen durchgeführt.
Diese reichen jedoch nicht aus, um eine Bestockung der
Randbereiche der Rinne zu erreichen und somit eine Ver-
größerung des Einzugsgebietes der Rinne zu verhindern.
Lawinen aus der oberhalb der Auelesrinne anstehenden
Felswand sowie oberhalb der Felswand liegender kleiner
Anrissfl ächen verlieren beim Sturz über die Felsstufen an
Dynamik und stellen für die Verbauung keine Gefahr dar.
Die mit der permanenten Lawinenverbauung zu sichernde
Fläche befi ndet sich auf 1200 bis 1300m über NN, der
Westhang weist eine Neigung von 40 - 55° auf. Der durch-
schnittliche Niederschlag im Winterhalbjahr beträgt 800-
1000mm.
Schutzkonzept
Aufgrund der vorliegenden Beobachtungen der örtlichen
Lawinenkomission sowie der Beratung der Lawinenwarn-
zentrale des Bayerischen Landesamtes für Umwelt wurde
ein Konzept für den Verbau der Anrissfl äche unterhalb der
Felsstufe entwickelt. Ausgeführt wurden drei Werksreihen,
die aus insgesamt 23 Stück „Lasar Umbrella“ mit 3 m Werks-
höhe und einer Gesamtlänge von 83 m bestanden.
Faschinen
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
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Abfl ugbereite „Umbrella“
Ausführung
Bei den Vorarbeiten zur Durchführung der Baustelle stießen
wir auf ein in Italien verbreitetes System zur Lawinenver-
bauung, den „Lasar Umbrella“. Hierbei handelt es sich um
ein patentiertes System der Fa. Incofi l, das von der Fa. Rud
Barriertech vertrieben wird. Das Prinzip ist sehr einfach:
eine zentrale Zugstange mit Knotenpunkten an den Enden,
an denen einerseits Stahlträger gelenkig befestigt sind, die
wiederum mit einem Stahlnetz belegt sind und anderer-
seits der Ankerpunkt mit den Abspannseilen (siehe Foto).
Transportiert wird das Werk zusammengeklappt und vor
der Montage wie ein Regenschirm (=Umbrella) aufgefaltet.
Befestigt wird das ganze mit einem Anker.
Durch die Vorstellung des Systems wurde unser Interesse
geweckt und die Baustelle mit dem System „Umbrella“ im
Vorfeld nochmals kalkuliert. Um unsere Vorstellung von der
Handhabung des Systems mit der Realität abzugleichen sind
wir am 1. August 2010 zu einer Besichtigung nach Pergine
Valsugana, dem Monte Bondone und einer Werksbesichti-
gung nach Arco aufgebrochen. Mit den neuen Erkenntnissen
wurde nochmals gerechnet und der Ausführung mit dem
„Lasar Umbrella“ gegenüber der herkömmlichen Netz-
verbauung der Vorzug gegeben. Ausschlaggebend waren
hierfür die Einsparung von 22 Ankern und 24 Micropfählen,
sowie die wesentlich kürzere Montagezeit der Werke. Laut
unserer Kalkulation im Vorfeld rechneten wir mit einer Ein-
sparung von ca. 12.000 € sowie einer Bauzeitverkürzung
um fünf Wochen.
Am 23. August 2010 wurde mit der Einrichtung
der Baustelle begonnen, die Baustelle wurde mit
drei verwaltungseigenen Mitarbeitern besetzt. Er-
schlossen wurde die Baustelle durch einen Lasten-
hubschrauber (1200 kg), der tägliche Anmarsch
betrug einfach ca. 20 Minuten. Gebohrt wurden 29
Anker mit ca. 210 m Länge in sehr durchwachsenem
Untergrund, die durchschnittliche Ankerlänge be-
trug sieben Meter.
„Umbrella“ bereit für den Hubschrauber
Die Vorbereitungszeit, um die Werke abfl ugfertig am
Startplatz zu positionieren, betrug je Werk ca. 25 Minuten
Am 29. September 2010 erfolgte die Montage mittels La-
stenhubschrauber, die Montagezeit betrug mit Anfl ug ca.
vier Minuten je Werk. Am Einbauort war von der Monta-
gekolonne nur noch eine Schraube zur Verbindung Anker
– Werk zu montieren. Die 23 Werke wurden anschließend
innerhalb eines Tages noch genau ausgerichtet und in ihre
endgültige Position gerückt.
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Am 6. Oktober 2010 wurde an einem separaten Anker
ein Zugversuch durchgeführt, der Anker konnte die Prüfl a-
st erfolgreich abtragen. Die gesamten Baukosten für die
Lawinenverbauung Aueles Rinne belaufen sich inkl. aller
Nebenkosten auf 94.000 €, das bedeutet der Laufmeter
Verbauung kostet 1.133 €.
Fazit
Durch den Einsatz des „Lasar Umbrella“ konnte die Lawi-
nenverbauung erheblich günstiger als die veranschlagten
Kosten von 160.000 € durchgeführt werden. Der Arbeits-
aufwand gegenüber der Verbauung mit den herkömmlichen
Lawinennetzen reduzierte sich erheblich. Auch die Anpas-
sung an stark kupiertes Gelände ist durch die Verwendung
des in sich geschlossenen Systems unproblematisch.
Robert Hagenauer
Oberfl ussmeister
WWA Kempten
Obere Reihe vor
der endgültigen
Positionierung
Montage mit Hubschrauber
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 45
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Hochwasserschutzmaßnahmenin Hohentengen am Hochrhein
In den letzten Jahren führten Hochwasserabfl üsse infolge von (Stark-) Regenereignissen vermehrt zu Überschwem-mungen im Ortsbereich der Gemeinde Hohentengen a. H., deren Auswirkungen mit hohen Folgekosten für die Ge-meinde, ortsansässige Firmen und private Haushalte verbunden waren. Bei einer Analyse des Schadenspotentials wur-de deutlich, dass insbesondere für das Gewerbegebiet als auch die zentrale Ortslage ein dringender Handlungsbedarf besteht: Hochwasserereignisse, die weit unter einem Bemessungsereignis mit einer Wiederkehrzeit von 100 Jahren liegen, hatten bereits große Schäden und von der Gemeinde nicht vertretbare Risiken verursacht.
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Die Gemeinde hatte sich daher entschlossen, zum Schutz
der Ortslage Hochwasserschutzmaßnahmen für ein BHQ100
zu realisieren.
Das Vorhaben wurde vom Land Baden-Württemberg mit
einem Zuschuss von 70 % gefördert. Im Jahr 2001 wur-
de eine Entwurfs- und Genehmigungsplanung erarbeitet
und eingereicht, die eine Umleitung der Abfl üsse aus dem
von Norden zufl ießenden Herzle- und Haugraben Rich-
tung „Hohentenger Ried“ einem geschützten Moorgebiet,
vorsah, welches als natürlicher Retentionsraum genutzt
werden sollte. Diese Planung konnte von der oberen Na-
turschutzbehörde beim Regierungspräsidium Freiburg aus
naturschutzrechtlichen Gründen bedingt durch die beson-
dere Funktion und daraus resultierende Anforderungen
für den Schutz des Riedes (Biotop nach §32 NatSchG und
FFH-Gebiet) - nicht genehmigt werden, so dass in der Fol-
ge noch weitere Varianten untersucht wurden, aus denen
dann nach intensiver Abstimmung mit den Fachbehörden
die vorliegende alternative Planung zur Genehmigung ein-
gereicht wurde.
Grundsätzlich wurden bei der Alternativenprüfung neben
der genannten Retention im Ried folgende Ansätze be-
trachtet:
◗ Rückhaltung über verschiedene Rückhaltebecken
in den Oberläufen der Zufl üsse
◗ reine Ableitung mittels Kanälen
◗ Aufteilung der Zufl üsse in einen westlichen
Strang, der durch die Ortslage geführt wird
und einen östlichen, der über eine Flutmulde
an der Ortslage vorbeigeführt wird
Bei den Variantenüberlegungen war zu beachten, dass die
geplanten Maßnahmen weder zu einer nachteiligen Beein-
trächtigung des nördlich der Ortslage bestehenden FFH-
Gebietes (Hohentengener Ried) noch des dortigen Was-
serschutzgebietes führen dürfen.
Übersicht mit Darstellung der Ortslagen und des Projektes
Natürliche Retentionsfl äche
während eines Hochwasserer-
eignisses vor der Maßnahme
Hochwasserabfl uss in der
Ortslage vor der Maßnahme
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 47
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Abgesehen von wenigen Abschnitten (Oberlauf Herzlegra-
ben) liegen sämtliche Ausbaumaßnahmen in der Zone II des
Wasserschutzgebietes der von der Gemeinde genutzten
beiden Tiefbrunnen nördlich von Hohentengen, für die
besondere Anforderungen zum Schutz der Trinkwasser-
versorgung zu erfüllen sind. Neben den Forderungen zum
Schutz des „Hohentenger Riedes“ und der Trinkwasserver-
sorgung der Gemeinde mussten weitere relevante Fach-
belange (v.a. Wasserwirtschaft, Bodenschutz und Forst)
bei der Planung berücksichtigt und mit den zuständigen
Behörden (Regierungspräsidium Freiburg und Landratsamt
Waldshut-Tiengen) abgestimmt werden.
Im Zuge von umfangreichen Abwägungsprozessen, in wel-
chen auch die betrieblichen Nachteile klassischer Hochwas-
serschutzmaßnahmen (z.B. in Form von Rückhaltebecken)
beleuchtet wurden, erfolgte unter Berücksichtigung der
genannten Fachbelange die Auswahl für einen aus natur-
schutzrechtlicher Sicht tragbaren Lösungsansatz. Maßgeb-
lich bei der Auswahl der Hochwasserschutzmaßnahmen
war das Kriterium, dass es durch die baulichen Eingriffe zu
keiner negativen Beeinfl ussung des „Hohentenger Riedes“
kommt: Der Bereich des FFH-Gebietes /Riedes durfte aus
naturschutzrechtlicher Sicht weder mittel- noch unmittel-
bar von den Maßnahmen tangiert werden, so dass Eingriffe
in den bestehenden Untergrund nur nördlich des Riedes
und dort auch nur mit entsprechenden Schutzmaßnahmen,
als zulässig eingestuft wurden. Die wasserwirtschaftlichen
Überlegungen zur Ausarbeitung eines sinnvollen Hoch-
wasserschutzkonzeptes konzentrierten sich in der Folge
deshalb auf eine mögliche Ableitung der Zufl üsse nördlich
des Riedes Richtung Osten. Das relevante Einzugsgebiet
hat eine Größe von ca. 456 ha.
Ziel der Planung war es, den berechneten Spitzenabfl uss
des Gesamtsystems von HQ100K = 12,1m³/s sicher schad-
los ableiten zu können. Der genannte Bemessungsabfl uss
mit einer Wiederkehrzeit von T=100 Jahren berücksichtigt
einen für Baden-Württemberg ermittelten Klimafaktor(2),
mit welchem den Folgen der Klimaänderung(1) Rechnung
getragen werden soll.
Untersuchungen des Gemeinschaftsvorhabens der Länder
Baden-Württemberg und Bayern sowie des Deutschen
Wetterdienstes (KLIWA) führten zu dem Ansatz, dass künf-
tig von erhöhten Hochwasserabfl üssen auszugehen ist. Für
Baden-Württemberg besteht deshalb die Empfehlung, bei
der Planung und Bemessung neuer wasserwirtschaftlicher
Anlagen einen “Lastfall Klimaänderung” zu berücksichti-
gen. Für Hohentengen beträgt der Klimaänderungsfaktor
einen Wert von 1,25 (Erhöhung der Bemessungsabfl üsse
um 25%).
Aus wasserwirtschaftlicher Sicht erschien es sinnvoll, das
der Ortslage Hohentengen von Norden zufl ießende Was-
ser in zwei Stränge zu teilen, damit die bestehende Ortslage
hydraulisch entlastet wird. Damit war es zum einen möglich,
das innerorts bestehende Gewässer- und Ableitungssystem
weitestgehend in der vorliegenden Form zu erhalten und
nur in Teilbereichen aufzudimensionieren bzw. anzupas-
sen. Zum anderen konnte mit der Ableitung der sonstigen
Zufl üsse Richtung Gewerbegebiet östlich der Ortslage ein
leistungsfähiges System entwickelt werden. Während der
Abfl uss aus dem Gassergraben weiter durch die Ortslage
(Mühlbach) fl ießt, wird der Hochwasserabfl uss im Hau- und
Herzlegraben über eine neue Flutmulde mit Übergang in
ein geschlossenes Rohr DN 1600 über das Gewerbegebiet
Ensfeld umgeleitet und an der sogenannten Einleitungsstelle
„Auslauf Ost“ dem Rhein zugeführt.
Lediglich geringe
D ros se l ab f l ü s -
se, die etwa dem
Trockenwetterab-
fl uss aus den bei-
den Gräben (Hau-
und Herzlegra -
ben) entsprechen,
werden nach wie
vor zur Ortsla -
ge weitergeleitet.
Die hierdurch re-
duzierte Abfl uss-
menge im durch die Ortslage fl ießenden Mühlbach beträgt
unter Berücksichtigung des Klimafaktors HQ100K = 5,5
m³/s. Die Bachläufe wurden entsprechend der ihnen zuge-
ordneten Wassermengen baulich auf die erforderliche Lei-
stungsfähigkeit ausgelegt. Hierzu waren v.a. Verlegungen,
Verbreiterungen, Sohl- und Ufersicherungsmaßnahmen an
den Gewässern, Anpassung der Gewässerquerungen und im
Bereich des Riedes auch zahlreiche bauliche Vorkehrungen
zum Schutz desselben erforderlich.
Die Bauweise und Funktion der durchgeführten Maßnah-
men werden im Folgenden beschrieben:
I. Entlastung „Auslauf Ost“
Fassen der Abfl üsse aus Hau- und Herzlegraben Ableitung über die Flutmulde Richtung Osten
Im weiteren Verlauf nach dem Zusammenfl uss von Hau- und
Herzlegraben besteht auf den landwirtschaftlich genutzten
Flächen eine natürliche Überfl utungs- / Retentionsfl äche,
die bereits früher zu einem gewissen Hochwasserrückhalt
beigetragen hat. Durch gezielte baulichen Maßnahmen konn-
te das Rückhaltevermögen optimiert und eine Steuerung
der Abfl üsse ermöglicht werden: Das Gelände steigt hier
nach Süden an, so dass sich natürlicher Weise ein Abfl uss
aus der Rückhaltefl äche nach Westen ergibt – hin zum
Herzlegraben. Durch geringfügige Anhebung des Weges
und Ausprofi lierung der Gradiente wurde es möglich, ein
Rückhaltevolumen von 5.750 m³ zu aktivieren, so dass der
Abfl uss in den Herzlegraben auf Qmax = 0,59 m³/s reduziert
werden kann. Die unterhalb liegenden Gewässer werden
vor Überlastungen geschützt. Der Überlauf aus dieser
natürlichen Rückhaltefl äche erfolgt in ein Einlaufbauwerk,
welches im Sohlbereich den weiterführenden Abfl uss über
einen Steckschieber reduziert.
Die Abfl üsse aus dem Einzugsgebiet von Hau- und Herzle-
graben fl ießen im weiteren Verlauf der nördlich des Riedes
verlaufenden Flutmulde zu und werden im Ried parallel
Richtung Osten zum dortigen Gewerbegebiet abgeleitet.
Die Ableitung und Rückhaltung über die Flutmulde konn-
te erzielt werden, indem der zwischen im Ried und z.T.
schon anstehender natürlicher Geländemulde liegende
Feldweg mit kiesigem tragfähigem Material etwas höher
Lageplanausschnitt mit Darstellung der „Flutmulde“ mit angrenzendem FFH-Schutzgebiet im „Hohentenger Ried“
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 49
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Der Rohrgraben des Kanals wurde mit anstehendem bzw.
zusätzlichem bindigem Aushubmaterial verfüllt, um einer
Drainagewirkung zu begegnen, die zu einer Grundwasser-
absenkung führen könnte (Schutz des FFH-Gebietes).
Der Übergang zwischen Flutmulde und Kanal erfolgt über
ein Einlaufbauwerk, das so konzipiert ist, dass ein möglichst
zügiger und verlegefreier Eintritt in das Kanalrohr erfolgen
kann. Aufgrund der Geländetopographie und der natur-
schutzrechtlichen Vorgaben musste eine Tieferlegung des
Einmündungsbereiches erfolgen. Dieser wurde mit Fluss-
bausteinen gepfl astert, um Erosionen zu vermeiden. Da-
mit möglichst keine Verlegungen erfolgen können, wurden
oberhalb des Zufl ussbereiches Eichenpfähle platziert, die
wie ein Rechengutfang wirken, damit das Einlaufbauwerk
geschützt bleibt. Zusätzlich wurde am Einlaufbauwerk ein
Rechen vorgesehen, der verhindern soll, dass z. B. Kinder
Zugang in diesen Bereich erhalten.
Unterhalb des Gewerbegebietes mündet der Kanal in eine
neu angelegte, kaskadenförmige Gewässersteilstrecke, die
über eine natürliche Geländemulde in den Rhein geführt
wird. Der Überlauf in den Rhein erfolgt durch eine über den
Rheinuferweg angelegte Furt. Entsprechende bautechnische
Sicherungsarbeiten gegen Erosionen und Auskolkungen
wurden vorgesehen. Die bis dahin in Betonhalbschalen ver-
laufende Entlastung des Gewerbegebietes wurde naturnah
zurückgebaut.
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aufgeschüttet und das nördlich davon bestehende Gelände
entsprechend der Bemessung muldenförmig angepasst und
vergrößert wurde. Die riedseitig liegende Böschung blieb
erhalten. Eine Drossel DN 300 im „Damm“ (Feldweg) sorgt
dafür, dass ein Abfl uss von Q=0,38 m³/s im Herzlegraben
verbleibt und dem Mühlbach zufl ießt, damit die bisherige
Gewässerfunktion aufrecht erhalten bleibt. Der Durchlass
wurde ökologisch durchgängig gestaltet.
Erst bei größeren Abfl üssen springt die Flutmulde an und
entlastet so den durch Hohentengen fl ießenden Mühlbach.
Zum Schutz des Riedes waren verschiedene, zusätzliche
bauliche Maßnahmen erforderlich (Abdichtung der Flutmul-
de zum Untergrund bei gleichzeitiger Schaffung durchläs-
siger Querriegel, die eine Weiterleitung von zufl ießendem
Grundwasser Richtung Ried im bisherigen Umfang sicher-
stellen sollen). Insbesondere war nachzuweisen, dass durch
sämtliche baulichen Eingriffe der natürliche Zufl uss von
Oberfl ächen- und Grundwasser nicht gestört bzw. nachteilig
verändert wird. Hierzu wurden die am nördlichen Rand des
Riedes liegenden Quellaustritte sowie ein zwischen Feldweg
und Ried verlaufender Graben genauer überprüft: Anhand
der Querprofi le im Bereich Quellaustritt der „Riedquelle“
sowie im Bereich des Parallelgrabens konnte nachgewiesen
werden, dass keine Beeinträchtigung der Quelle durch die
Flutmulde erfolgt.
Querschnitt durch „Furtmulde“ und Weganhebung
Um die Funktionsfähigkeit der Flutmulde zu gewährleisten
und gleichzeitig einen möglichen Eintrag von Nährstoffen
aus den angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen in das
Ried zu minimieren, wird die Überfl utungsfl äche von einer
intensiven Bewirtschaftung freigehalten und als Grünland
bewirtschaftet. Die zur Flutmulde gehörenden Flächen
wurden in einem zeitaufwändigen Verfahren von der Ge-
meinde in vollem Umfang erworben. Von der Flutmulde
aus wird der Hochwasserabfl uss (HQ100K = 6,6 m³/s) über
ein Einlaufbauwerk in einem Betonrohr DN 1600 zum be-
stehenden Kanal DN 1600 des Gewerbegebietes geleitet.
Angehobener Weg; Fertiggestellte Flutmulde
mit einer Breite von 40 m i.M.
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 51
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
II. Entlastung „Auslauf West“
Zufl uss Gassergraben und Ableitung über den Mühlbach (Ortslage)
Der auf freier Strecke im Bereich von landwirtschaftlich
genutzten Flächen liegende „Gassergraben“ geht in der
Ortslage von Hohentengen in den „Mühlbach“ über. Zur
konfl iktfreien Ableitung der anfallenden Wassermenge aus
dem Einzugsgebiet „Gassergraben“ in Höhe von HQ100K =
5,5 m/s war es notwendig, die Profi le auf der gesamten
Abfl ussstrecke aufzuweiten. Im Bereich der landwirtschaft-
lich genutzten Wiesenfl ächen erfolgte der Ausbau in Form
eines gestaffelten Profi ls, so dass die Bewirtschaftung ver-
einfacht werden konnte. Die Sohle wurde aus Schroppen
in Lehm hergestellt, da der gesamte Bereich im Wasser-
schutzgebiet liegt.
Draufsicht Einlaufbauwerk
Querschnitt
Einlaufbauwerk
Längsschnitt durch
Einlaufbauwerk
Einlaufbauwerk in Betrieb
Naturnahe Steilstrecke vor dem
Auslauf in den Rhein „Ost“
Auslauffurt „Ost“ in den Rhein
während eines Abfl ussereignissesIn der Ortslage waren in Folge der teilweise beengten Ver-
hältnisse naturnahe Sohl- und Böschungssicherungsmaß-
nahmen erforderlich, die mit Vorlagesteinen eingebettet
in das Erdreich erfolgten. Der bis dahin stark verbaute Ge-
wässerabschnitt konnte durch die Ausbaumaßnahmen (na-
turnahe Aufweitung) abschnittsweise gewässerökologisch
aufgewertet werden. Ein großes Anliegen der Gemeinde
war es, den Mühlebach im Ortszentrum unterhalb der Que-
rung der Landesstraße L161 in einem Teilabschnitt wieder
zu öffnen, wie dies ursprünglich der Fall war.
Die Öffnung des Baches war aufgrund der Tiefenlage und
der beengten Verhältnisse nicht einfach zu vollziehen.
Während die Sohle und die seitlichen Wände in Beton ge-
fasst werden mussten, konnte im Bereich der Sohle durch
Anordnung von Querriegeln eine naturnahe Gestaltung
ermöglicht werden, so dass sich sukzessive Anlandung von
Geschwemmsel, Sand und abgelagertem Humus bereits
Ansätze für einen naturnahen Zustand ent-
wickeln konnte. Im weiteren Verlauf fl ießt
der Mühlbach weitgehend verdolt in einer
Steilstrecke dem Ortsrand zu, bevor er in
einem offenen Profi l in den Rhein mündet
(„Auslauf West“).
Berechnungsgrundlagen
Für das Gesamteinzugsgebiet des Herzlegra-
bens, Haugrabens und Gassergrabens wurden
hydrodynamische Berechnungen zur Ermitt-
lung des 100-jährlichen Hochwasserabfl usses
auch unter Berücksichtigung des Klimafaktors
und zum Nachweis der Retentionswirkung
der vorhandenen Regenrückhalteräume in
Verbindung mit den neuen Graben- und Mul-
denprofi len durchgeführt.
Das angewendete hydrodynamische Rechenpro-
gramm DYNA in Verbindung mit dem dazugehö-
rigen graphischen Datenbanksystem ist in der Lage
beliebige geschlossene und offene Profi le zu berech-
nen. Zur Ermittlung des maßgeblichen Regenereig-
nisses wurde eine Modellregengruppe nach Otter/
Königer angesetzt. Grundlage zur Erstellung dieser
Modellregengruppe ist eine gutachterliche Modell-
berechnung der Hochwasserereignisse HQ50 und
HQ100. Hieraus konnten, bezogen auf die jeweiligen
Dauerstufen, die Niederschlagshöhen, wie sie unter
Hinzuziehung der “KOSTRA”-Daten ermittelt wer-
den, verwendet werden.
Für die Dauerstufen 30, 60, 120, 180, 360 und 540 Minuten
wurde je ein Modellregen nach Otter-Königer mit der Häu-
fi gkeit von n=0,01 a (Wiederkehrzeit T=100 a) angesetzt.
Auf Grund des Umfangs und der Größe der geplanten
Maßnahmen, wurde die Realisierung in den Jahren 2009
und 2010 schrittweise durchgeführt und abgeschlossen. Mit
der Umsetzung dieses Projektes wurde für die Gemeinde
Hohentengen ein wirksamer Hochwasserschutz hergestellt.
Die bautechnischen Maßnahmen beschränken sich auf das
Notwendigste. Komplizierte Kunstbauwerke wurden ver-
mieden. Eingriffe in das FFH-Schutzgebiet und Biotope sind
auf das geringfügigste Maß reduziert worden. Planung und
Bauausführung in dem sensiblen Bereich wurden durch
einen Ökologen begleitet (ökologische Bauaufsicht). Beein-
trächtigungen durch die Flutmulde auf das „Hohentenger
Ried“ fanden augenscheinlich nicht statt. Die Entwicklung
des Riedes wird weiterhin beobachtet.
Dipl.-Ing. Petra Gritsch
Dipl.-Ing. (FH) Harald Güthler
Literaturhinweis:
1. Klimaveränderung und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft (KLIWA)
2. Festlegung des Bemessungshochwassers für Anlagen des technischen Hochwasserschutzes, Landesanstalt für Umweltschutz Baden Württemberg
3. Entwurfs- und Genehmigungsplanung Güthler Ingenieure GmbH, Waldshut-Tiengen
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Auslösen von LawinenZur effektiven Auslösung von Lawinen sind ein paar Grundregeln wichtig. Man muss eine Zusatzbelastung, zum rich-tigen Zeitpunkt, mit hoher Geschwindigkeit und auf einer möglichst großen Fläche im potentiellen Lawinenanrissge-biet auf die Schneedecke bringen.
Es ist allgemein bekannt, dass z.B. 20 Skifahrer den gleichen
Hang runterfahren können und aus irgend einem Grund
löst ausgerechnet der 21. eine Lawine aus. Diese Tatsache
ist für viele unverständlich, beweist aber, dass die Theo-
rie mit den Hotspots tatsächlich stimmt. Ein potentielles
Schneebrett hat in seinem Anrissgebiet ein paar Punkte, die
sog. Hotspots, an welchen eine Auslösung möglich ist. D.h.
wenn man versucht die Lawine künstlich auszulösen, sollten
genau diese Punkte zusatzbelastet werden. Das Problem
ist nur, dass man nicht genau voraussagen kann, wo diese
Schwachstellen liegen, da sie je nach Windverfrachtungen
und Einstrahlung variieren.
Erfahrene Lawinenverantwortliche haben sich über viele
Jahre die nötige Erfahrung angeeignet und können mit re-
lativ großer Sicherheit diese kritischen Punkte in den ihnen
bekannten Gebieten bestimmen. Das bedeutet, beim Ab-
wurf einer Sprengladung z.B. aus dem Helikopter, wissen sie
wo diese hin gehört und zur Detonation gebracht werden
muss. Somit erreichen diese Experten eine Situation mit
sehr geringem Restrisiko mit einer Sprengmethode die ei-
nerseits womöglich nicht zum idealen Zeitpunkt stattfi ndet,
da zum gewünschten Zeitpunkt oft kein Flugwetter oder
Dunkelheit herrscht, und zum andern der Wirkungsradius
mit der Sprengladung welche nach dem Abwurf im Schnee
landet und dort noch einsinkt, sehr klein ist. Denn es gibt
kaum eine Materie die bessere Eigenschaften zum Dämp-
fen hat als Schnee. Eine 2,5 kg Ladung in der Schneedecke
erreicht einen Wirkungsradius unter idealen Bedingungen
von gerade mal 25 m. Um mit großer Sicherheit die Hot-
spots zu erreichen, ist aber ein breiter Wirkungsbereich bei
fi x installierten und ferngesteuerten Anlagen unerlässlich.
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die Flußmeister 2011
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Bei den Wyssen Systemen werden sehr große Sprengla-
dungen von 5 kg im richtigen Abstand über der Schneede-
cke zur Detonation gebracht, womit man unter idealen Be-
dingungen einen Wirkungsradius von bis zu 130 m erreicht.
Ferngesteuerte Anlagen bieten natürlich auch den Vorteil,
dass man zum richtigen Zeitpunkt die Auslösung machen
kann. Der Zeitpunkt ist wichtig, weil sich die Schneedecken-
stabilität im Zeitverlauf ändert und eine Verzögerung von
nur einer halben Stunde bereits dazu führen kann, dass die
Lawine nicht mehr auszulösen ist.
Zum anderen will man ja mit der künstlichen Auslösung die
Lawinen portionenweise absprengen, so dass unten keine
großen Schäden an den zu schützenden Anlagen entsteht.
Ein weiterer Punkt ist die Art der Detonation. Mit einer
hochfrequenten Druckwelle erreicht man erfahrungsgemäß
einen wesentlich größeren Wirkungsbereich und auch bei
nicht sehr kritischen Verhältnissen noch Auslösungen als mit
dem relativ dumpfen Knall wie dies bei Gasexplosionen der
Fall ist. Dies wird oft unterschätzt und gegenteilig argumen-
tiert. Doch Beispiele gibt es genügend und was zählt ist die
Erfahrung im Gelände.
Der Vorteil von Gasanlagen liegt darin, dass man nicht mit
Sprengstoff und den dazugehörenden gesetzlichen Aufl a-
gen zu hantieren hat. Ein Weiterer kann man mit diesen
Anlagen wesentlich mehr Sprengungen (40 bis 50) machen,
bevor eine Nachfüllung nötig ist. Die Zuverlässigkeit des Sy-
stems ist ein weiterer sehr wichtiger Aspekt. All die oben
genannten Kriterien sind leere Hülsen, wenn die Anlage zum
richtigen Zeitpunkt nicht funktioniert. Es ist für jedermann
klar, dass technische Systeme Störungen haben können.
Insbesondere wenn sie im hochalpinen Winter mit Wind
bis 200 km/h, Schneefall, wechselnden Temperaturen von
z.T. -40°C bis 10°C zu funktionieren haben.
Man kann aber bei der Konzeption eines neuen
Systems auf wichtige Punkte achten, die dazu
beitragen, die Zuverlässigkeit zu erhöhen. So
sind bei den Wyssen Sprengmasten sämtliche
mechanischen und elektronischen Elemente,
d.h. alles was kritisch und anfällig ist, kompakt
in einem dichten Kasten untergebracht. Dieser
komplette Kasten kann im Sommer bei idealen
Bedingungen gelagert werden und bleibt vor
den hochalpinen Einfl üssen in der Zwischen-
saison verschont. Einzig der Mast bleibt im
Gelände stehen, daran sind aber keine me-
chanischen, beweglichen oder elektronischen
Elemente installiert. Dieses Konzept erlaubt
es, auch den jährlichen, vom Hersteller per
Wartungsvertrag angebotenen Service, bei
konzentrierter Arbeit und idealen Bedingungen in einem
entsprechenden Stationsgebäude auszuführen.
Dank diesem Konzept eignet sich das Sprengmast System
auch ideal für sehr abgelegene Anrissgebiete, wie dies bei
der Sicherung von Verkehrswegen sehr häufi g der Fall ist.
Denn zum Nachladen von Sprengladungen muss niemand
ins Gelände. Der Kasten kann per Hubschrauber ohne
Flughelfer vom Masten im Gelände abgehoben und ins Tal
gebracht werden. Hier wird bei der Station der Kasten mit
den vorbereiteten Sprengladungen bestückt und anschließ-
end wieder ohne Flughelfer auf den Masten im Lawinenan-
rissgebiet versetzt.
Wichtig ist, dass bei der Systemwahl vor allem die Eigen-
heiten des Geländes im Anrissgebiet berücksichtigt werden.
Es gibt kein System auf dem Markt, das für alle möglichen
Geländesituationen passend ist. So sind zum Beispiel für
Gebiete mit vielen kleinen Couloirs Anlagen mit Wurfl a-
dungen für Mehrfachziele geeignet, weil für die kleinen Ge-
ländekammern ein großer Wirkungsbereich nicht wichtig ist
und die Gesamtinvestition sehr hoch wird, wenn für jedes
dieser kleinen Anrissgebiete eine eigene Anlage installiert
werden muss.
Es ist auch möglich, dass ein Lawinendienst nicht darauf an-
gewiesen ist, so schnell wie möglich die Lawinen auslösen
zu können und mit einer Anlage die nicht ferngesteuert ist,
respektive Wurfl adungen von Hand oder mittels manuell
bedienter Kanone mit welcher viele verschieden Anrissge-
biete ausgelöst werden können, die ideale Lösung fi ndet.
Damit können natürlich die Investitionskosten auf den ein-
zelnen Lawinenhang bezogen sehr tief gehalten werden.
Der personelle Aufwand und je nach System die Material-
kosten pro Schuss sind demgegenüber aber ziemlich hoch.
Anders sind für Skigebiete, die untereinander in Konkur-
renz stehen, respektiv beim ersten schönen Tag nach dem
Neuschneefall am Morgen bereits sehr früh die Pisten lawi-
nensicher haben wollen, ferngesteuerte Lösungen unerläss-
lich. Dasselbe gilt für wichtige Verkehrsachsen, die so lange
wie möglich offen gehalten werden müssen oder nur kurze
Sperrzeiten für die Lawinensicherungsarbeiten zulässig sind.
Es ist unbestritten, dass man für solche ferngesteuerte Sy-
steme mit höheren Investitionskosten rechnen muss, wobei
jedoch der Personalaufwand und die Materialkosten, d.h.
die Gesamtbetriebskosten pro Schuss relativ klein sind.
Es gibt also keine Patentlösung für jede beliebige Situation.
Wir bieten Ihnen die Beratung für eine passende Lösung
Ihrer Lawinenprobleme, unabhängig vom System aber pas-
send für Ihre Anforderungen. Bestehende Anwender kön-
nen selbstverständlich gerne Auskunft geben.
Samuel Wyssen
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die Flußmeister 2011
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Schnelle und sichere Deicharbeiten in Rosenheim im Rahmen des Hochwasserschutzes
Hochwasser ist ein gewaltiges Naturereignis, mit dem sich die Wasserwirtschaftsämter ganz besonders intensiv ausein-andersetzen. Vor allem der Hochwasserschutz spielt eine große Rolle. Das Wasserwirtschaftsamt im oberbayerischen Rosenheim hat im Rahmen des Hochwasserschutzes eine Deichfreistellung in Neubeuern an der Innbrücke durchgeführt.
Zu diesem Zweck wurde der neue SENNEBOGEN 718 mit
dem Bracke C 16 Sammelaggregat eingesetzt, eine speziell
für die Landschaftspfl ege und Energieholzernte konzipierte
Maschine. Auf einer Länge von ca. 400 m wurden Pappeln,
Weiden und Erlen mit bis zu 20 m Höhe und einem Stamm-
durchmesser von bis zu 40 cm abgetragen. Die Freistellung
des Deiches ist eine wichtige und notwendige Maßnahme,
da diese Bäume bei Hochwasser auswurzeln können und
eine Gefahr für den Deich darstellen und im Extremfall zum
Deichbruch führen können. Durch den speziellen Ausleger
mit 13 m Reichweite und 1,6 t Traglast konnten auch die 20
m hohen Bäume schnell und sicher in mehreren Schritten
abgebaut werden.
Von großem Nutzen war auch die auf knapp 5 m Sichthö-
he hochfahrbare Komfortkabine. Besonders bei Gelände-
kanten, Hanglagen und bei Arbeiten über Deiche oder in
Gräben ist die erhöhte Position des Fahrers ein wichtiger
Vorteil.
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 59
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Weiterhin wurden mit dem SENNEBOGEN
718 zahlreiche Biberschäden am abfallenden
und schwer zugänglichen Flussufer beseitigt,
d.h. eingeknickte und angenagte Bäume wur-
den abgetragen, damit diese keine Schäden
als Treibgut verursachen können. Auch wur-
den gezielt zu große Bäume aus dem stark
bewachsenen Vorland ausgeschnitten, da
diese bei Hochwasser den schnellen Abfl uss
verzögern.
Mit nur 19,5 t Einsatzgewicht und breiten
Single-Luftreifen konnten die Deichwege und
Deichhinterwege besonders schonend befah-
ren werden. Durch die äußerst kompakte
Bauweise der Maschine war das Arbeiten
auch unter sehr beengten Bedingungen pro-
blemlos möglich. Die durch den Einsatz not-
wendigen Absperrmaßnahmen konnten so
auf ein Minimum reduziert werden. Alle Be-
teiligten waren von der Arbeitsgeschwindigkeit und Wen-
digkeit der Maschine angenehm überrascht.
„Der Einsatz war in nur fünf Tagen zu unserer vollsten Zu-
friedenheit durchgeführt. Wir werden auf jeden Fall wieder
auf diese Lösung zurückgreifen, “ so Fachgebietsleiter Max
Grad und Flussmeister Christian Kaufmann vom Wasser-
wirtschaftsamt Rosenheim.
Markus Bauer
Neue Quelle beseitigt Wassernot in Oberschönegg
Die Erschließung von Quellwasser schont tiefere Grundwasservorkommen
Die Gemeinde Oberschönegg liegt ca. 15 km nordöstlich von Memmingen im Unterallgäu. Die Wasserversorgung der 980 Einwohner erfolgte bisher aus zwei tertiären Tiefbrunnen. Die Ergiebigkeit dieser ca. 110 m tiefen Brunnen ging in den letzten Jahren jedoch soweit zurück, dass es im Frühjahr 2008 kurzzeitig zu einer Wasserknappheit in Ober-schönegg kam. Da eine gesicherte Wasserversorgung sowohl für die Bevölkerung wie auch für den hier ansässigen milchverarbeitenden Großbetrieb von elementarer Bedeutung ist, war schnelles Handeln gefragt.
Auf die Schnelle eine neue Quelle
In der Not besann man sich auf eine Quelle, die sich rund
1,6 km nordöstlich von Oberschönegg befi ndet und die
schon früher einmal der Wasserversorgung diente. Bei
einer ersten Ortseinsicht stellte sich heraus, dass die seit
mehreren Jahrzehnten ungenutzte Quellfassung wegen der
geringen Grundwasserüberdeckung von ca. 2 m und des
Quellausbaus zwar nicht mehr den heutigen technischen
Anforderungen entsprach, das Quellwasser sich aber be-
züglich Qualität und Schüttung durchaus für die Trinkwas-
serversorgung eignet. Aus diesem Grund beschloss der
Gemeinderat, das Quellvorkommen möglichst rasch durch
den Bau einer neuen Quellfassung entsprechend den heute
gültigen technisch-hygienischen Richtlinien zu erschließen.
Erkundung des Quellgebietes
Die Entscheidung, das Quellwasser
für die Trinkwasserversorgung zu
erschließen wurde sowohl vom
Wasserwirtschaftsamt Kempten
wie auch vom Landratsamt Un-
terallgäu (Sachgebiet Gesundheit
und Wasserrecht) begrüßt, da sich
durch die Nutzung dieser Quelle
die Möglichkeit zur Schonung von
tieferen Grundwasservorkommen
bot. Aufgrund der bereits beste-
henden Wasserknappheit an den
beiden tertiären Tiefbrunnen war
Eile bei der Erschließung des neuen
Quellwassers geboten und so wur-
de das Quellbauprojekt auch von
behördlicher Seite tatkräftig unterstützt. Bereits wenige
Tage nach dem ersten Versorgungsengpass konnte deshalb
mit den Voruntersuchungen zum Bau der neuen Quellfas-
sung begonnen werden. Hierzu wurden auf einer Länge
von rund 200 m insgesamt 24 Rammkernsondierungen (Ø
36 mm) bis zu 10 m Tiefe niedergebracht und die geolo-
gischen Profi le aufgenommen. Um die zum Teil sehr wech-
selhaften hydrogeologischen Verhältnisse möglichst genau
zu erfassen, betrug der Abstand zwischen den einzelnen
Sondierpunkten meist nur 5 bis 10 m.
Die Ergebnisse dieser Rammkernsondierungen sind in dem
hydrogeologischen Profi lschnitt dargestellt.
Hydrogeologische Situation
Der Quellhorizont befi ndet sich rund 10 m oberhalb des
Haselbaches an der Westfl anke eines 40 bis 50 m hohen
bewaldeten Höhenrückens, der sich aus tertiären Abla-
S1
584,0
583,5
583,0
582,5
582,0
581,5
581,0
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577,5
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572,5
572 0
S2S3
S4
S5
S6
S7S8 S9 S10
S11S12
S13
GrundwasserleiterFein- bis Grobsande (OSM)
GrundwasserleiterFeinkiese, sandig bis starksandig (OSM)
GrundwasserleiterSande, z.T. kiesig bisstark kiesig (OSM)
GrundwassergeringleiterFeinsande, z.T. schluffig (OSM)
GrundwasserstauerSchluffe , tonig (OSM)
Grundwasserspiegel
Nord Hydrogeologischer Profilschnitt Süd
Q1 Q2 1c
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 m
lehmige Deckschichten
S24 (Waldrand)
587,0
586,5
586,0
585,5
585,0
584,5
584,0
583,5
583,0
582,5
582,0
581,5
581,0
580,5
580,0
579,5
579,0
578,5
578,0
577,5
577,0
576,5
576,0
575,5
575,0
574,5
574,0
573,5
573,0
572,5
572,0
571,5
571,0
S23
S22
S21
S20
S19
S18
S17S16
-80 -70 -60 -50 -40 -30 -20 -10
Hangabschwemmmaterialüberwiegend lehmigz. T. auch stark kiesig bis kiesig
Flurgrenze
Grundwasserspiegel
Q3
Quellfassung 1 Quellfassung 2 Quellfassung 3
Q4
Quellfassung 4
Hydrogeologischer Profi lschnitt des Quellgebietes
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
gerungen der Oberen Süßwassermolasse aufbaut, die im
Scheitelbereich noch von eiszeitlichen Deckenschottern und
Verwitterungslehm überlagert werden. Den Grundwasser-
leiter im Quelleinzugsgebiet bilden Fein- bis Grobsande so-
wie vereinzelt eingelagerte Feinkieshorizonte der Oberen
Süßwassermolasse. Die Grundwassermächtigkeit beträgt
in der Nähe des Quellhorizontes ca. 4 m und nimmt nach
Osten im Bereich des Höhenrückens bis auf ca. 10 m zu.
Die Grundwasserfl ießgeschwindigkeiten betragen im Quell-
nahbereich ca. 1 bis 2 m/Tag. Vom Quellaustritt nimmt die
Grundwasserüberdeckung in östlicher Richtung rasch auf ca.
20 m zu und erreicht im Scheitelbereich des Höhenrückens
sogar Werte von 30 bis 40 m. Die Deckschichten bestehen
im Quelleinzugsgebiet aus einer Abfolge von einigen Me-
tern mächtigen Decklehmen, bis zu 10 m mächtigen günz-
eiszeitlichen Schottern und bis zu 30 m mächtigen sandig-
schluffi gen Ablagerungen der Oberen Süßwassermolasse.
Aufgrund dieser günstigen Deckschichtenverhältnisse und
der durchgehenden Bewaldung des Einzugsgebietes ist das
Quellvorkommen als schützbar einzustufen und daher für
eine Trinkwasserversorgung gut geeignet.
Quellbaukonzept
Basierend auf den geologischen Voruntersuchungen wurde
folgendes Quellbaukonzept ausgearbeitet:
◗ Erschließung des Quellwassers rund 10 m östlich ober-
halb der bestehenden Quellfassung zur Gewährlei-
stung einer Grundwasserüberdeckung von mindestens
7 bis 10 m innerhalb des Fassungsbereiches
◗ Errichtung von 4 einzelnen Quellfassungen mit Baulän-
gen von ca. 10 bis 15 m entlang des ca. 200 m langen
Quellhorizontes; Einbau von Lehmkeilen zwischen den
Quellfassungen zur Abtrennung der Quellzuläufe
◗ Ausbau der Quellfassungen mit halbgelochten Stein-
zeugrohren DN 150 und einer abgestuften Filterkies-
schüttung mit fünf verschiedenen Korngrößen (1 bis
32 mm Quarzkies)
◗ Abdeckung der Quellfassungen mit einer Betonschicht
und einer Lehmabdichtung
◗ Errichtung eines neuen Quellsammelschachtes aus
Beton DN 2500 mit PE-Auskleidung, der über 4 ge-
trennte Wasserbecken und einen Trockeneinstieg
verfügt
◗ Ableitung des Quellwassers aus den vier Quellfas-
sungen über getrennte Ablaufl eitungen zu dem neuen,
50 m weiter westlich gelegenen Quellsammelschacht
◗ Errichtung einer neuen Pumpstation ca. 8 m südwest-
lich des neuen Quellsammelschachtes in Form eines
liegenden zylinderförmigen PE-Schachtes mit einem
Durchmesser von 2,5 m und einem Wasserfassungs-
vermögen von ca. 20 m³; das Quellwasser
fl ießt im Freispiegelgefälle vom Quellsam-
melschacht zu der Pumpstation und wird
von hier über eine Druckerhöhungsanlage
mit einer Förderleistung von ca. 50 m³/h
und einer Förderhöhe von 70 m über eine
neu zu errichtende Pumpleitung in den ca.
2 km entfernten Hochbehälter von Ober-
schönegg gepumpt; die Errichtung der neu-
en Pumpleitung erfolgt zeitgleich mit der
Quellbaumaßnahme
Quellbaumaßnahme
Die Quellbauarbeiten starteten im Juni
2008. Im Bereich der Quellbaugrube wur-
den zunächst die Deckschichten auf einer
Fläche von ca. 5.000 m² bis zum Grundwasserspiegel ab-
getragen und seitlich auf mehreren Haufwerken gelagert.
Für die Baumaßnahme innerhalb der grundwasserführenden
Sande wurde ein ca. 5 m tiefer Kammerdielenverbau ein-
gesetzt, die Grundwasserhaltung erfolgte über eine Saug-
lanzengalerie. Die Kunst bei dieser Baumaßnahme bestand
darin, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wasserhaltung
und Grundwasserzulauf in die Baugrube zu fi nden, ohne
Grundbruchprobleme oder Sandeinschwemmungen über
offene Spundwandverbindungen zu bekommen.
Quellausbau in Molassesanden
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● QUELLFASSUNGEN ● WASSERBAU ● ERD- UND TIEFBAU ● ERDWÄRME
● QUELLFASSUNGEN- Sanierung von Quellfassungen- Neubau von Quellfassungen- Quellfassungen mit Heberleitungen- Bau von Hochbehältern- Errichtung von kompletten Wasserversorgungsanlagen- Schachtbauwerke aus PE oder Beton- Voruntersuchung und Planung- Bohrungen / Sondierungen / Grundwassermessstellen- Entkeimungsanlgen / Ultrafiltration
● WASSERBAU- Gewässerbau - Dammbau- Wasserkraftwerksbau- Stahl-Wasserbau- Uferverbauarbeiten- Errichtung von Fischtreppen- Renaturierungsarbeiten
● ERD- UND TIEFBAU- Erdarbeiten / Aushubarbeiten
- Wasserleitungen / Kanalbau- Erschließungen / Wegebau- Aussenanlagen / Pflasterarbeiten
● ERDWÄRME- Erdwärmesonden und Brunnen- Flächenkollektoren
- Leitungsbau und Anschlussarbeiten
● PE-AUSKLEIDUNGENSanierung und Neubau vonTrinkwasserhochbehälter mitPEHD-Auskleidung
● PE-SCHACHTBAUWERKE- Schachtbauwerke für die Wasser- versorgung komplett aus PE oder Beton mit PE-Auskleidung
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Hier machten sich die jahrelangen Erfahrungen und die Spe-
zialkenntnisse im Grundwasserbau der Quellbaufi rma be-
zahlt. Die Baumaßnahme verlief trotz der sehr schwierigen
Untergrundverhältnisse zügig und ohne Zwischenfälle. In
den 4 Quellfassungen wurden insgesamt 500 m³ Filterkies,
100 m³ Beton und 350 m³ Lehm verbaut. Zusätzlich wurden
die vier Ablaufl eitungen zum Quellsammelschacht komplett
in einem Lehmbett verlegt, um Grundwasserumläufi gkeiten
zu verhindern. Nach Fertigstellung der Quellfassungen wur-
den die Verbaueinrichtungen ent-
fernt und die Baugrube mit dem
Aushubmaterial wieder verfüllt.
Anschließend erfolgt noch eine
Geländemodellierung sowie die
Humusaufbringung und Grasan-
saat.
Die gesamten Erdbewegungen
für die Quellbaumaßnahme lagen
in der Größenordnung von rund
10.000 m³.
Bereits im Dezember 2008 wa-
ren die ersten 3 Quellfassungen
und der Sammelschacht fertigge-
stellt und das erste Quellwasser
konnte in die gemeindliche Was-
serversorgung eingeleitet wer-
den. Die vierte Quellfassung wur-
de im Frühjahr 2009 errichtet.
Fazit
Durch den Bau der neuen Quellfassung konnte innerhalb
weniger Monate einwandfreies Trinkwasser aus einem
oberfl ächennahen Grundwasservorkommen erschlossen
und die Wasserknappheit der Gemeinde Oberschönegg
beseitigt werden. Durch einen optimal an die hydrogeolo-
gischen Verhältnisse angepassten Quellausbau wurde die
Quellschüttung von ursprünglich ca. 2,5 l/s auf ca. 5 - 6 l/s
mehr als verdoppelt.
Die jährliche Quellwassermenge von
rund 180.000 m³ erlaubt eine deutliche
Reduzierung der Grundwasserförde-
rung aus den bereits überlasteten Tief-
brunnen und ermöglicht somit eine län-
gerfristige Regenerierung des tieferen
Grundwasserstockwerkes. Die Baumaß-
nahme hat gezeigt, dass bei geeigneten
Einzugsgebieten durch die fachgerechte
Sanierung alter Quellfassungen ein wert-
voller Beitrag zur Sicherung von tieferen
Grundwasservorkommen geleistet und
die Bevölkerung mit quellfrischem, na-
turbelassenem Trinkwasser versorgt
werden kann.
Matthias Scharpf
Scharpf GmbH, Dirlewang
Quellgrubenverbau im Grundwasserbereich mit Wasserhaltung über Sauglanzen
Neue Pumpstation im PE-Schacht
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 65
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Die stromlose KläranlageClearFox® nature
In den letzten Jahren hat die Verbreitung von Kleinklär-anlagen deutlich zugenommen. Verbesserte Verfahrens-technologien und höhere Reinigungsleistungen führten zu höherer Akzeptanz bei Behörden wie auch Endverbrau-chern. Bundesweit sind schätzungsweise 1,85 Mio. Klein-kläranlagen in Betrieb (Stat. Bundesamt, 2008). Allein in Bayern werden auch langfristig die Abwässer von rund 500.000 Einwohnern dezentral entsorgt (StMUG, 2005).
ClearFox® nature ist die Antwort auf steigende Betriebs-
kosten für Strom, Ersatzteile und Schlammbeseitigung.
Die mechanisch-biologische Biofi lmanlage bietet eine von
Belastungsschwankungen nahezu unabhängige, stabile Rei-
nigungsleistung. Auf der Basis einer defi nierten Abfolge von
Aufwuchskörperkaskaden wird das Abwasser gereinigt und
der Überschussschlamm parallel dazu größtenteils verzehrt.
Daher ist weder eine Rückführung des Schlamms noch eine
Nachklärung notwendig. Es fi ndet keine gezielte Filtration
statt, Kolmation tritt deshalb nicht auf.
Einleitung
Kleinkläranlagen mit einem Abwasserzufl uss bis 8 m³/d
(DIN EN 12566) werden grob in eher naturnahe Verfah-
ren (wie Pfl anzenbeete, Bodenkörperfi lter, Abwasserteiche
und Filtergräben/-kammern) und technische Anlagen wie
Belebungsanlagen (Durchlaufanlagen, SBR und Membran-
belebung), Tauch- und Tropfkörper und Wirbelbettanlagen
eingeteilt. Wesentliche Unterscheidungsmerkmale sind, ne-
ben den grundsätzlichen Verfahrenskennzeichen, die Art
der Belüftung (natürliche Strömung oder technische Belüf-
tungsaggregate), der Aufwuchs der Biomasse (sessil oder
suspendiert) und der Strombedarf (stromlos oder mit En-
ergieinput). ClearFox® nature lässt sich bei den naturnahen
Systemen ohne Strombedarf, mit natürlicher Belüftung und
aufsitzender Biomasse einordnen.
Analogien zum Bodenkörperfi lter können dahingehend ge-
zogen werden, dass dieses bewährte Konzept in ClearFox®
nature aufgegriffen worden ist und in einer mehrjährigen
Entwicklung als eigenständiges Verfahren weitergeführt
wurde. Damit präsentiert ClearFox® nature zwar eine in-
novative Technologie, die jedoch in ihren Grundsätzen die
langjährigen Praxiserfahrungen des Bodenkörperfi lters
vereint. Entscheidende Unterscheidungskriterien sind die
fehlende Filtration (kein Verstopfen, kein Austausch der
Füllkörper), die Kompaktheit, exakt adaptierte Aufwuchs-
körper und das Luftzirkulationssystem ClearFox® nature air.
Die Reinigungsanforderungen nach Anhang 1 der AbwV
bzw. nach Ablaufklasse C und N (DIBt, 2009) erfüllen meist
alle Verfahren unter Standardbedingungen (100% Zulauf).
Charakteristisch für Kleinkläranlagen sind jedoch hohe Ta-
gesschwankungen der Zulaufmengen und Nährstoffkonzen-
trationen. Überlast, Unterlast (weniger Anwohner als be-
messen, Urlaub), Stromausfall und unsachgemäße Bedienung
sind alltägliche Tücken, denen sich Kleinkläranlagen stellen
müssen. Verfahrensbedingt reagieren Biofi lmanlagen weni-
ger empfi ndlich auf geänderte Betriebsbedingungen als tech-
nische Anlagen mit suspendierter Biomasse (Straub, 2011).
Wie funktioniert die stromlose Kläranlage?
ClearFox® nature arbeitet nach dem Prinzip der Biofi lmtech-
nologie. Dabei siedeln an das jeweilige Abwasser adaptierte
Mikroorganismen auf festen Oberfl ächen und formen einen
unterschiedlich dicken, schichtweise aufgebauten Überzug.
Generell funktioniert ein Biofi lm wie eine Art multifunktio-
nelles Reinigungssystem. An den Grenzfl ächen sind Mikro-
organismen in eine Schicht aus extrazellulären, polymeren
Substanzen (EPS) eingebaut, wo Nährstoffe akkumuliert
werden. Hier fi nden zusätzlich zur biologischen Reinigung,
wie sie in herkömmlichen Klärverfahren angewendet wird,
physikalisch-chemische Reaktionen wie z.B. Adsorption
statt. Dies steigert sowohl die Reinigungsleistung als auch
die Resistenz gegenüber toxischen Stoffen, aber auch die
Fähigkeit, Stoffe aus dem Abwasser zu eliminieren, die
Prozesse erfordern, die über rein biologische hinausgehen.
ClearFox® nature besteht aus einer Vorklärung und einem
Biofi lmreaktor. Die mechanische Vorbehandlung fungiert
gleichermaßen als Puffer, Absetzraum und Schlammspei-
cher. Auf dem Fließweg zwischen Vorklärung und biolo-
gischem Teil ist ein System aus Drossel, Wippe und Ver-
teilerkästen eingebaut. Die Drosselung macht ClearFox®
nature gegen Überlast oder Unterlast relativ unempfi ndlich
- die Beschickung des Bioreaktors erfolgt hydraulisch völ-
lig konstant. Die für den mikrobiellen Abbau essentiellen
Nährstoffe werden stets im benötigten Umfang, weitge-
hend unabhängig von Zulaufspitzen, zur Verfügung gestellt.
Die Wippe kippt alternierend auf zwei Seiten und verteilt
das Wasser schwallartig auf gelochten Verteilerkästen, die
für eine gleichmäßige Beschickung der oberen Reaktions-
fl äche sorgen. Die genau defi nierte Oberfl ächenbelastung
bleibt dadurch auch im Betrieb gesichert. Im Gegensatz
zu herkömmlichen Biofi lmanlagen, insbesondere solchen
mit Filtrationswirkung, die Gefahr laufen zu verstopfen
oder quantitativ und zonal ungleichmäßig beschickt wer-
den, sichert ClearFox® nature durch die Kombination von
Verteilen und Abspülen eine optimale Funktion. Dadurch
steht jederzeit das gesamte durchfl ießbare Reaktorvolu-
men äußerst raumeffektiv zur Verfügung und Kolmation
wird ausgeschlossen.
Im Biofi lmreaktor sind drei verschiedene Füllkörpertypen
in defi nierter Abfolge, kaskadenartig aufeinander gestapelt.
Zwei Sorten wirken als Aufwuchskörper und eine als Be-
lüftungselement. Die Aufwuchskörpertypen resultieren aus
zahlreichen Vorversuchen im Labor und Pilotanlagen mit
der Zielsetzung optimale Besiedlungsbedingungen für die
entsprechenden Mikroorganismenbiozönosen zu bieten. Sie
unterscheiden sich in Form, Struktur, Oberfl ächenrauigkeit
sowie spezifi scher Aufwuchsfl äche. Eigens für die Belüftung
wurde ein porendifferenziertes, adaptives Hohlkörpersy-
stem (ClearFox® nature air) entwickelt. Die Verbindung mit
einem zentralen, separaten Belüftungsrohr gewährleistet
eine gerichtete Zufuhr und eine gleichmäßige Verteilung
der Luft im gesamten Reaktionsvolumen.
Der Anordnung der Füllkörper liegt eine abwassertech-
nische Berechnung zugrunde, der zufolge der mikrobielle
Abbau der Nährstoffe in Richtung einer Kaskade über unter-
schiedliche, dem Reinigungsziel angepasste Körper abläuft.
In den oberen Segmenten dominiert der Kohlenstoffabbau
und Schlammanfall, der mit zunehmender Tiefe vom Stick-
stoffabbau überlagert wird. Der Überschussschlamm wird
parallel zu den Beschickungsphasen immer weiter nach
unten transportiert und erreicht sogenannte Zehrzonen
mit Luftüberschuss, die während Beschickungspausen ei-
nen endogenen Abbau der nach unten abgetragenen Bio-
masse bewirken.
Im Gegensatz zu Biofi lteranlagen stellt sich ein sorgfältig
austariertes Gleichgewicht zwischen Nährstoffabbau, Bio-
massenwachstum, Schlammzehrung und Reinigungsleistung
ein. Für das Ziel, die Geschwindigkeit der biochemischen
Prozesse zu maximieren, mussten die Aufwuchskörper und
luftführenden Hohlkörper dem Verlauf des Konzentrations-
gradienten angepasst werden. Ebenso benötigt insbeson-
dere die endogene Verzehrung im unteren Kompartiment
Luftsauerstoff, weit über dem Bedarf für die alleinige Was-
67
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
serreinigung hinaus. Parallel dazu sorgt die Wechsellage
von reinigungswirksamen Füllkörpern und luftführenden
Hohlelementen für eine stetige, insbesondere im unteren
Bereich hochwirksame, Zirkulation im gesamten Behälter-
volumen. Durch die Kombination mit der fest eingestellten
Spül- und Verteilerwirkung der Wippe wird ein gleichmä-
ßiger Biomassenaustrag in die Zehrzonen erreicht.
Welche Vorteile bietet das System?
ClearFox® nature ist leicht und kompakt, arbeitet ohne
Wasser- oder Schlammrückführung und benötigt kein
Nachklärbecken. Kein Bedarf an Strom, Schlammabfuhr in
größeren Zeitabständen durch verbessertes Eindicken und
Fehlen des Überschussschlamms, geringerer Wartungsauf-
wand und keine elektronischen Verschleißteile resultieren
in einer Ersparnis an Betriebskosten bis knapp 300 € pro
Jahr gegenüber anderen Kleinkläranlagen.
Die Anlage erreicht die Anforderungen für die Ablaufklas-
sen C, sowie N (im mittleren Lastbereich). Darüber hinaus
bleibt die Reinigungsleistung hinsichtlich C und N weitge-
hend unabhängig von Rohwasserzulauf und Fracht. Pilotun-
tersuchungen und Praxiserfahrungen zeigten lediglich bei
sehr hohen Konzentrationen (CSB > 1.500 mg/l) Einfl üsse
auf die Schlammzehrung. Die gemäß der Wirkungsgradprü-
fung nach DIN EN 12566-3 variierenden Zulaufbedingungen
beeinfl ussten die Reinigungsleistung und den Wirkungsgrad
nur kaum.
Wo wird die Kläranlage eingesetzt?
ClearFox® nature ist modular aufgebaut und wird in den
Größen 1-4 EW, 5-8 EW sowie 9-16 EW angeboten (nach
Anfrage sind weitere Ausbaugrößen lieferbar). Die Anlage
ist ohne Einschränkungen einsetzbar. Sie bietet eine Alter-
native zu allen anderen Prinzipien bei minimalen Betriebs-
kosten und maximaler Betriebssicherheit. Reicht das Gefälle
des Geländes nicht aus und eine Hebepumpe wird benötigt,
betragen die Kosten lediglich 50 Cent pro Monat.
Weitergehende Reinigungsanforderungen können durch
Ergänzungsmodule für Denitrifi kation und Hygienisierung
gelöst werden.
Dr. Ing. Sabine Düreth-Joneck
Bild des Jahres 2010Das Bild “Streichwehr”von Michael Keilbach wurde von den Besuchern unsererHompage zum Bild des Jahres 2010 gewählt.
Mehr Infos unter: www.fl ussmeister.de
[nature]
R
ClearFox
robuster Betrieb
Kleinkläranlage ohne
Stromanschluss (*)
( ) *
Biofil anlage ohne Fi te at rialtau ch,b i
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Fr is ie e be rie ohn jegl chen Net -
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Schlammbehandlung
geringe Wartung
keine technische Teile
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Str
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3,
95448 B
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Die Entwicklung dieses Systems wurde unterstützt als eine “ innovative, förderfähige,neue Techno-
logie ” durch das Bayerische Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur,Verkehr und Technologie
keine Filtration (*)
www.ClearFox.de
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Bioöle im Einsatz - Chancen und RisikenAusgewogenheit des Systems bringt nachhaltigen Nutzen
Seit 1905 werden Hydrauliköle als Kraftübertragungsmedien eingesetzt. Seit 1990 steigt die Nachfrage nach umwelt-verträglichen Ölen („Bioöle“) stetig an. Biologisch abbaubare Hydraulikmedien werden gem. DIN ISO 6743-4 in die Kategorien HEES, HEPR, HEPG und HETG eingeteilt..
Ob ein Öl als biologisch abbaubar ausgelobt werden darf,
richtet sich nach den technischen und ökologischen Eigen-
schaften des Fluides. Ein Ökolabel ist nicht zwingend, kann
aber als Abverkaufshilfe nützlich sein. Eine genaue Defi ni-
tion des Begriffs „Bioöl“ gibt es bis heute nicht. Diskussi-
onen zu diesem Thema sind häufi g politisch geprägt und
oft nicht wissenschaftlich fundiert. Fest steht jedoch, dass
Bioöle ungiftig und biologisch abbaubar sein müssen, damit
sie die Umwelt nicht belasten. Ebenso könnte man von Bio-
ölen erwarten, dass man durch ihre Anwendung wertvolle
Ressourcen einsparen kann und dass durch sie das Prinzip
der Nachhaltigkeit realisiert wird. Produkte unterschied-
licher Basisfl üssigkeiten erfüllen häufi g unterschiedliche
Leistungsstandards, was einen direkten Vergleich oft kom-
plex macht. Als markantes Beispiel ist der von den Ölen
zu bestehende TOST-Test zu nennen, der Aufschluss über
das Alterungsverhalten gibt. Vor dem Hintergrund, dass
beispielsweise bei HEES (synth. Ester) Flüssigkeiten dieser
Test ohne Anwesenheit von Wasser durchgeführt wird,
also in abgewandelter Form, bleibt die Frage der Übertrag-
barkeit von Theorie in die Praxis ungeklärt. Im Gegensatz
hierzu durchlaufen HEPR (PAO) Flüssigkeiten sowie HEPG
(Polyglycol) Flüssigkeiten das Testverfahren in Anwesenheit
von Wasser (nasser TOST-Test). Genauso verhält es sich
auch für Prüfmethoden zur biologischen Abbaubarkeit bei
denen auch auf die Eignung der Prüfmethode zum Produkt
und dessen Anwendung geachtet werden muss.
Der Begriff Nachhaltigkeit ist wie folgt defi niert. [1]:
„Den Bedürfnissen der heutigen Generation zu entspre-
chen, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu
gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.“
Verbraucher und Anwender, die sich bewusst am Prinzip
der Nachhaltigkeit orientieren, können durch eine gezielte
Schmierstoffauswahl positiven Nutzen für Maschine, Um-
welt und Umfeld sorgen. Nachhaltiges Denken und Han-
deln erfordern die Ausgewogenheit aller drei Säulen des
Nachhaltigkeitsprinzips; ökologisches Gleichgewicht, öko-
nomische Sicherheit und soziale Gerechtigkeit. Man spricht
hier auch vom sogenannten „magischen Dreieck der Nach-
haltigkeit.“ Nur im Einklang können ungewollte Wechsel-
wirkungen oder ein „Bumerang-Effekt“ vermieden werden.
Eine Produktauslobung bezüglich umweltspezifi scher Produktvorteile darf nicht irreführend sein!
Begriffe wie „schnell“ oder „leicht“ können irreführend
sein – etwa dann, wenn dem Endverbraucher suggeriert
wird, das fertige Produkt wäre in kürzester Zeit – beim
Prüfverfahren nach OECD 301 B bspw. innerhalb von 10
Tagen – stets schnell oder leicht abgebaut. Tatsächlich müs-
sen nach dem OECD 301 B-Test nur 60% des geprüften
Stoffes innerhalb des vorgegebenen Zeitfensters abgebaut
sein. Hinsichtlich der übrigen 40% und der möglicherweise
hiervon ausgehenden Nebenwirkungen trifft, der Test keine
70
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 71
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Aussage. Leider wird der OECD 301 B Test nicht immer
korrekt angewendet. Es wird oft das 10-Tages-Fenster nicht
berücksichtigt und es werden Fertigprodukte sogenannte
Mischungen aus Einzelsubstanzen verwendet. Unter diesen
Voraussetzungen gilt die vorgesehene Auslobung: „schnell
biologisch abbaubar“ nicht als gesichert ! Selbst bei Einhal-
tung aller Bedingungen des Testes würde die Auslobung nur
mit der Einschränkung „in den meisten Umgebungen“ gelten.
Die OECD 301 Prüfmethoden, deren aktuellste Ausgabe
von 1991 stammt, beschreibt diese Teste als „screening te-
ste“, die es erlauben die leichte biologische Abbaubarkeit
von Einzelsubstanzen abzuschätzen. Damit es weniger
unrichtigen Interpretationsspielraum für die umstrittenen
OECD 301 Teste gibt, wurden später am 23. März 2006
weitere Erläuterungen herausgegeben namens: „Revised
Introduction to the OECD GUIDELINES FOR TESTING
OF CHEMICALS, Section 3 “. Darin wird im Kapitel: „In-
terpretation of results“ explizit gefordert, daß OECD 301
Teste (z.B. der OECD 301 B) in ihrer Auslobung „schnell
biologisch abbaubar“ nur anwendbar sei, wenn tatsächlich
Einzelsubstanzen geprüft wurden und keine komplexen Mi-
schungen. Komplexe Mischungen sind meist für den Einsatz
vorgesehene Fertigprodukte bestehend aus Grundölen und
Additiven. Dabei sind die Einzelsubstanzen der komplexen
Mischungen in der Regel strukturell nicht ähnlich. Unter
diesen Voraussetzung gilt gemäß dieser Druckschrift we-
der die Auslobung „schnell biologisch abbaubar“ noch die
Anwendung des Testes als generell empfohlen.
Nur dann, wenn der „screening test“ OECD 301 B genau
nach den Vorgaben der OECD 301 Regelwerke (siehe oben)
angewendet wurde, darf die Interpretation stattfi nden, dass
die geprüfte Einzelsubstanz in den meisten Umgebungen als
schnell biologisch abbaubar gilt. Äußerungen über Bioöle
die beim Austreten ins Unterwasser durch deren schnelle
biologische Abbaubarkeit unproblematisch sein sollen, sind
eher kurzsichtig, weil eine Vielzahl an Effekten und Auswir-
kungen wie im Folgenden beschrieben meist unbeleuchtet
sind.
Bioöle aus der Sicht der Umwelt
Eine Reduzierung der Umweltverträglichkeit auf die bio-
logische Abbaubarkeit ist nicht ausreichend, um die Ge-
fährdung von Wasser und Boden zu minimieren. Im Ge-
samtspektrum „Umwelt und Umfeld“ ist die biologische
Abbaubarkeit eines Stoffes/Produktes nur ein Segment
neben vielen anderen. Es müssen viele weitere Parameter
berücksichtigt werden wie z.B. Toxikologie auf Mensch, Tier
und Pfl anzen oder gar wachstumshemmende Eigenschaften.
Es gibt eine Vielzahl an anerkannten Prüfmethoden für biolo-
gisch abbaubare Schmierstoffe. Der biologische Abbau von
Stoffen und Zubereitungen verändert das Umweltkomparti-
ment in seiner Zusammensetzung. So kann ein zu schneller
biologischer Abbau durch raschen Sauerstoffentzug der
Umgebung zusätzlichen Schaden zuführen, eventuell sogar
mehr als das Öl als Solches [2]. Es sollten grundsätzlich nur
Schmierstoffe zum Einsatz kommen, deren angewandte
Prüfmethoden zur biologischen Abbaubarkeit nicht zweck-
entfremdet wurden, sondern in seiner Anwendung für Zu-
bereitungen geeignet sind. Die Hermann Bantleon GmbH,
Ulm sieht hier Schmierstoffe mit „umweltschonenden“ Ab-
bauraten auf dem Vormarsch. Der Spagat von der Theorie
in die Praxis ist hier sehr klein, wie auf dem Foto eines Flus-
sarms im US-Bundesstaat Louisiana unschwer zu erkennen
ist. Hier treiben Millionen toter Fische, Krebse, Krabben und
andere Meerestiere auf dem Wasser. Sogar ein Wal wur-
de gefunden. Das Foto ging Ende 2010 durch die Medien.
Die Experten waren sich nahezu einig und begründeten
das massive Fischsterben, als Folge eines akuten Sauerstoff-
mangels im Wasser, hervorgerufen durch die gesunkene
Ölplattform im Golf von Mexiko (20. April 2010). Dass
der schwarze Teppich unerwartet schnell von der Was-
seroberfl äche verschwand, wurde zum Teil auf ölfressende
Mikroben zurückgeführt, die gleichzeitig zu einem Sinken
des Sauerstoffgehalts geführt haben. Zwischen den toten
Meerestieren war derselbe schwarze Ölfi lm zu sehen, der
in den ersten Wochen der Ölkatastrophe im verklebten
Gefi eder toter Meeresvögel gefunden wurde. [3].
Ein ähnliches Ereignis war am 24.07.2006 bei Langenfeld
(Sachsen) zu beobachten Hier gelangten etwa 20.000 Liter
herkömmliches Bioöl in die Göltzsch, mit verheerenden
Folgen. Komplettausfall der Krebsbrut, fl ächendeckendes
Fischsterben und Totalausfall der Fischbrut. Nahezu alle
Makrosaprobien auf der Strecke bis Mühlwand waren er-
stickt und somit die gesamte Nahrungskette durchbrochen.
Am Tag des Unglücks lag der chemische Sauerstoffbedarf
(CSB) bei 35.000 mg/l. [4].
Ein weiterer bis
dato nicht berück-
sichtigter Faktor
ist die Wirkung
von biologisch ab-
baubaren Schmier-
stoffen auf das Pfl anzenwachstum. Mittlerweile können hier
aussagekräftige Prüfmethoden zur Bewertung von Ölen
herangezogen werden (OECD 208 modifi ziert). Bei die-
sem Test werden Samen aus Weizen (Abbildung A), Kresse
(Abbildung (B), o.ä. mit Bio-Schmierstoffen beaufschlagt, die
sich entweder im Abbauprozess befi nden, bzw. diesen abge-
schlossen haben. Nach einer festgelegten Verweildauer wird
dann die Keimungsrate bewertet. Die bildliche Darstellung
zeigt die Wirkung der geprüften Öle auf das jeweilige Saat-
gut. Getestet wird jeweils ein Schmierstoff-Prüfkandidat*,
PAO-basierend, esterbasierend und mineralölbasierend.
Parallel wird der Test ohne Öl gefahren, hier als Leerwert
bezeichnet [5]. Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Spra-
che, und zeigen auf, in welche Richtung es gehen sollte, vor
dem Hintergrund, dass das geprüfte Mineralöl ein weitaus
posi-tiveres Ergebnis erzielte wie das geprüfte Esterpro-
dukt. Derzeitige Ökolabels prüfen Wachstumshemmung
von Pfl anzen nicht mit Ölabbauprodukten ab.
Havarien und Ölunfälle sind trotz einer Vielzahl an Prä-
ventionsmaßnahmen nicht vermeidbar. Für die Umwelt ist
jedes Öl (auch Bioöl) ein Schadstoff. Die Sauerstoffzehrung
beim Abbau kann zum Umkippen des Gewässers führen. Je
schneller der Abbau, desto rasanter der Sauerstoffentzug!
Übrigens zählt zu den wichtigsten Präventionsmaßnahmen
die Verwendung eines komponentenverträglichen Hydrau-
likmediums. Hoheitlich werden zu ergreifenden Maßnah-
men bei Ölunfällen von den jeweiligen Landesbehörden
festgelegt. Aus Sicht der Umwelt gilt grundsätzlich, ausge-
laufenes Öl ist schnellst möglich zu entfernen, unabhängig ob
Bioöl oder nicht. Wasserlösliche Bioöle neigen dazu, sofort
in Lösung zu gehen, was die Lokalisierung des Öls unmög-
lich macht. Deshalb sollte die Verwendung von schwer oder
nicht wasserlöslichen Bioölen unbedingt verpfl ichtend sein
und die Verwendung von Ölen, die keine visuelle Lokalisie-
rung zulassen, untersagt werden. Die neu in Kraft getretene
Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefähr-
denden Stoffen (VAUwS) sollte dies beinhalten.
Aufschwimmendes Öl kann durch eine Vielzahl an Sorbent-
produkten erfasst, bzw. eingedämmt werden. Die Palette
reicht hier von Ölschlängeln, Aufsaugtücher aus Polypropy-
len, schwimmfähiges Granulat über Saugschleier bis hin zu
Ölfängern. [6]. Die Hermann Bantleon GmbH stellt ihren
Kunden nicht nur entsprechende Produkte zur Verfügung,
sondern stellt auf der eigenen Homepage eine Handlungs-
hilfe bei Ölunfällen zur Verfügung.
USA Fischsterben
Fischsterben
in Sachsen
Pfl anzenwachstum
Abildung A Abildung B
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 73
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Gewachsene Anforderungen an Druckfl üssigkeiten erfordert Innovationskraft
Eine im Dezember 2010 in der FTI veröffentlichte Studie
der TU Dresden über den Einsatz biologisch schnell abbau-
barer Hydraulikfl üssigkeiten im Forstbereich hat deutlich
aufgezeigt, dass eine Vielzahl herkömmlicher Bioöle zu
massiven Komponentenschäden und Maschinenausfällen
führen können. Das Leckagerisiko ist enorm. Die Studie
hat außerdem ergeben, dass über 40 % der Befragten
über Hautprobleme beim Kontakt mit den eingesetzten
Medien klagen. [7].
All dies erfordert eine stetige Weiterentwicklung und In-
novationskraft der Schmierstoffhersteller. Sich auf „Altbe-
währtes“ zu verlassen birgt die Gefahr auf der Stelle zu
treten und wichtige Trends zu verpassen.
Getreu dem Motto: Stillstand heißt Rückschritt.
Die Hermann Bantleon GmbH ist überzeugt, mit innova-
tiven Bio-ölen auf PAO-Basis einen großen Schritt in die
Richtung realisieren zu können. Die erfolgreiche Felder-
probung ist längst erfolgt und das in unterschiedlichsten
Einsätzen.
Von stationären Anlagen im Stahl-/Wasserbau, Werkzeug-
und Spritzgussmaschinen, über den Einsatz in Schneefräsen
bis hin zur Anwendung in Forstmaschinen und Erdbewe-
gungs-/ Tiefbaugeräten. [8].
Rainer Janz
Kurzportrait:
Die Hermann Bantleon GmbH setzt neben einem
umfangreichen qualitativ hochwertigen Produktport-
folio vor allem auf kundenindividuelle Konzepte und
Ansätze. Mit einem ganzheitlichen Prozessansatz,
ist der Ulmer Schmierstoffspezialist in der Lage die
komplette Prozesskette der Metallbearbeitenden-
und Automotive Industrie zu bedienen. Hierzu zäh-
len neben dem Schmierstoff, Korrosionsschutzme-
dien, Filter, Industrieanlagen und Fluidmanagement.
Im Automovisektor kommen passgenaue Hochleis-
tungsschmierstoffe zum Tragen, deren Entwicklung
aus einer ganzheitlichen Betrachtung unter Einbezug
aller Prozessbeteiligten erfolgt.
Die Mitarbeiterzahl ist mittlerweile auf knapp 180
angestiegen und das Geschäftsgebiet wurde global
erweitert. Bantleon bedient mit seinem Partnernetz
Kunden auf der ganzen Welt. Durch eine ganzheit-
liche Prozessbetrachtung versucht die Hermann
Bantleon GmbH Anwendungen zu analysieren und
dem Kunden eine optimale Lösung zu bieten. Die
Erfüllung der Kundenanforderung steht dabei stets
im Mittelpunkt. Die Kombination aus maßgeschnei-
derten Produktlösungen und Service bieten den
Kunden ein hohes Maß an Prozesssicherheit. Wich-
tige Punkte wie beispielsweise Umweltschutz/Res-
sourcenschonung oder die Einhaltung der Rechts-
vorschriften bezüglich Arbeitsschutz sind stets Be-
standteil der Konzepte.
Bioöleinsatz in der Praxis Mailhammer
Verschiedene Materialien und Möglichkeiten zum Eindämmen und Entfernen
in verunreinigter Gewässer bei Unfällen mit Ölsubstanzen.
Quellenverzeichnis:[1[ Agenda 21 HYPERLINK „http://www.agenda21-treff-
punkt.de/info/nachhalt.htm“ http://www.agenda21-treff-punkt.de/info/nachhalt.htm
[2] Abbau von Erdöl durch Bakterien, Grundlegendes aus mi-krobiologischer Sicht, Friedrich Widdel, Max-Planck-Insti-tut für Marine Mikrologie, Bremen, 2010
[3] Südwestpresse Ulm, http://www.swp.de/ulm/nachrich-ten/vermischtes/art4304,636087
[4] Ölalarm an der Göltzsch, HYPERLINK „http://www.igfs-ev.de/Oelalarm.htm“ http://www.igfs-ev.de/Oelalarm.htm, Lutz Glaser, IGFS e.V.
[5] Fate and effect of synthetic lubricants in soil: biodegradation and effect on crops in fi eld studies, The Science of the total environment 168 (1995) 71-83 , Susan Haigh, 1995
[6] Bildquelle Brady GmbH / Bantleon GmbH[7] Forsttechnische Information FTI 11/12_2010. Studie der TU
Dresden [8] Fachbeitrag WasserWirtschaft 09_2010 Seite 2-3
74 75
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Sauerstoff-Tiefenprofi le in der limnologischen Freilandarbeit
Vergleichende Sauerstoffmessung mit optischem und galvanischem Sauerstoffsensor am Eishaussee
Südlich des Starnberger Sees, im Landkreis Weilheim-Schongau in Oberbayern liegt der Eishaussee. Er gehört zu den Osterseen, einem Seensystem aus 19 kleineren Einzelgewässern, die von Natur aus miteinander in Ver-bindung stehen. Die Seen eignen sich hervorragend für vergleichende limnologische Studien. Sie weisen durch die gleiche Entstehungsart eine ähnliche Morphologie auf und sind durch ihre benachbarte Lage denselben klimatisch bedingten Umweltveränderungen ausgesetzt. Dennoch fi ndet man ein breites Spektrum von Seentypen, da die Seen einerseits unterschiedliche Grundwasserzuströme haben und andererseits verschiedene Nährstoffbela-stungen aufweisen.
Der Eishaussee besitzt zwei trichterförmige Seebecken,
wovon das tiefere, am nördlichen Ende liegende Seebecken
eine maximale Tiefe von ca. 19 Meter aufweist. Durch die
Trichterform des Seebeckens werden die unteren Wasser-
schichten schlecht durchmischt. Infolge der Nährstoffbela-
stung des Sees (mäßig eutroph) bildet sich am Grund des
Beckens frühzeitig im Jahr eine sauerstoffreie Wasserschicht
mit H2S-Entwicklung, was über die Messung des Gelöst-
sauerstoffs in Tiefenprofi len sehr gut verfolgt werden kann.
Für die Sauerstoffmessung ist seit Jahren der Einsatz von
Sensoren zur In-situ-Bestimmung die bewährte Routineme-
thode. Er hat das früher gängige Winkler-Verfahren mit Pro-
benahme, Fällung und Laborbestimmung des gelösten Sau-
erstoffs weitestgehend abgelöst. Die bisher verwendeten
elektrochemischen Sauerstoffsensoren unterliegen bauart-
und methodenbedingten Anforderungen (Anströmung der
Membran mittels Rührer, H2S-Empfi ndlichkeit), die gerade
im Übergangsbereich zu anaeroben Wasserschichten oder
bei Mikroschichtungen zu Störeffekten und Messungenauig-
Eishaussee
76
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 77
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
WTW-ITT_Az_DE_210x148-plus.indd 1 08.02.2011 18:07:49
keiten führen können. Die in letzter Zeit neu entwickelten
Sauerstoffsensoren mit optischem Messprinzip unterliegen
nicht diesen Einschränkungen, haben jedoch aufgrund der
relativ kurzen Verfügbarkeit ihre Eignung für die speziellen
Messanforderungen in der limnologischen Praxis noch nicht
im selben Maße beweisen können.
Anhand von Vergleichsmessungen der Tiefenprofi le von Sauer-
stoffkonzentration und -sättigung mit dem galvanischen
Sauerstoffsensor CellOx® 325 und dem neuen optischen
Sauerstoffsensor FDO® 925 der Firma WTW, sollten die
beiden Sauerstoffsensoren unter In-situ-Bedingungen hin-
sichtlich Messgenauigkeit und Handhabung geprüft werden.
Zur routinemäßigen Bewertung der Wasserqualität gehö-
ren Tiefenprofi le mit den Messgrößen Gelöstsauerstoff, pH,
Leitfähigkeit und Temperatur. Diese Messungen erfolgten
mit dem WTW Mehrparameter-Taschengerät MultiLine®
3430 mit pH- und Leitfähigkeitssensoren sowie dem op-
tischen Sauerstoffsensor FDO® 925. Für die Sauerstoff-
Vergleichsmessung kam der galvanische Sauerstoffsensor
CellOx® 325 am Profi Line Oxi 3310 zum Einsatz (inklusive
Batterierührer zur Sensoranströmung).
Die Messungen erfolgten in Tiefenabständen von jeweils
einem Meter. Dabei wurden die Sensoren parallel abge-
senkt, um vergleichbare Bedingungen und gleichzeitige
Messungen zu erzielen. Parallel dazu wurden mit dem
Ruttner-Schöpfer Wasserproben entnommen
Das Tiefenprofi l zeigt einen Anstieg der Sauerstoffkonzen-
tration bis zu einem Maximum in ca. 2 m Tiefe. Dieses in
eutrophen Seen im Sommer oft beobachtete epilimnische
Sauerstoffmaximum basiert auf der Sauerstoffproduktion
durch die Photosynthese der Planktonalgen, die sich in der
Oberfl ächenschicht (Epilimnion) unter günstigen Licht- und
Nährstoffbedingungen stark vermehren. Bei gleichzeitiger
schwacher Durchmischung der Oberf lächenschichten
wegen fehlendem Wind und starker Temperaturschich-
tung entwickelt sich hier eine Sauerstoffübersättigung mit
Werten von deutlich über 120 % Sättigung. Ab ca. sieben
Meter Tiefe überwiegen bei nachlassender Photosysthese
(Lichtmangel) die Zehrungsprozesse beim Abbau orga-
nischer Stoffe, weshalb die Sauerstoffkonzentration schnell
abnimmt und bei ca. 13 Metern Wassertiefe der gelöste
Sauerstoff komplett aufgezehrt ist. Hier beginnt die anae-
robe Tiefenzone. In den mit dem Ruttner-Schöpfer parallel
entnommenen Wasserproben tritt ab dieser Tiefe auch der
für H2S (Schwefelwasserstoff) typische stechende Geruch
von faulen Eiern auf. Die messtechnische Auswertung zeigt
sowohl beim optischen Sauerstoffsensor FDO® 925 als auch
beim galvanischen Sensor Sauerstoffsensor CellOx® 925
sehr gut vergleichbare Werte.
Geringe Unterschiede sind erkennbar, wenn kein Sauerstoff
mehr vorhanden ist: Der FDO® 925 zeigt exakt 0,0 mg/l
an, während der galvanische Sensor zwischen 0,3 und 0,5
mg/l schwankt. In diesem Grenzbereich beeinfl usst beim
galvanischen Sensor vermutlich die Anströmung durch den
Batterierührer (Mikroverwirbelungen) sowie die Empfi nd-
lichkeit der Metallelektroden gegenüber H2S die Messwerte
(der galvanische Sensor musste nach den Messungen neu
kalibriert werden). Der optische Sauerstoffsensor zeigte
sich gegenüber H2S unempfi ndlich und benötigte auch kei-
ne Hilfsmittel zur Anströmung.
Generell eignen sich beide Sensoren sehr gut zur Überwa-
chung des Gelöstsauerstoffs in Tiefenprofi len. Im Nahbe-
reich der anaeroben Zone sowie bei der Untersuchung von
Mikroschichten hat der optische Sauerstoffsensor FDO®
925 klare Einsatzvorteile durch seine Unempfi ndlichkeit
gegenüber H2S und die Anströmungsfreiheit (kein Batte-
rierührer erforderlich). Auch die geringere Kabelstärke und
damit das verringerte Gewicht sind bei größeren Kabellän-
gen ein nicht zu unterschätzender Vorteil für limnologische
Freilandmessungen.
Thomas Hellweg,
Wolfram Merz
Dr. Klaus Reithmayer
Probenahme mit dem Ruttner-Schöpfer
Die zur Messung verwendeten Sensoren:
Von links nach rechts FDO® 925, CellOx® 325 mit Rühraufsatz,
dazu noch pH- und Leitfähigkeitssensoren
0 10 20 25 Temperatur [°C]155
0 1 4 5 8 9 106 72 3
Was
sert
iefe
[m
] Wassertiefe [m
]
123456789
101112131415
[mg/l]O2
[%]O2
°C
Sauerstoff-Konzentration [mg/l]
Werte FDO® 925
Werte CellOx® 325
Sättigung [%]0 40 80 100 1206020
123456789
101112131415
79
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Das Teuerste beiÖlabscheidern ist
die Wartung ! war
INOWA Abwassertechnologie GmbH & Co KG
83395 FreilassingTel.: +49 (0) 8654 / 479090Fax: +49 (0) 8654 / 479477
Zentrale Österreich:4614 Marchtrenk
Tel.: +43 (0) 7243 / 51414Fax: +43 (0) 7243 / 51414-15
www.inowa.at
Kostenfalle ÖlabscheiderEin genauer Blick auf Abscheideranlagen für Leichtfl üssigkeiten lohnt
Abscheideranlagen für Leichtfl üssigkeiten gehören heute zum Standard in vielen Bereichen und sind hinsichtlich Ge-wässerschutz nicht mehr wegzudenken. Zur Anwendung gelangen dabei eine Vielzahl an unterschiedlichen Produkten, die zwar den gleichen Zweck erfüllen sollen, sich aber in ihrer Ausführung wesentlich unterscheiden. Gerade Fluss-meisterstellen haben eine Vorbildwirkung. Eine genaue Betrachtung der Problematiken bei Abscheideranlagen hilft deshalb, auch im eigenen Betrieb die richtige Wahl zu treffen.
So einfach die prinzipielle Funktionsweise von Abscheider-
anlagen auch scheint, es gibt bei der Fülle der Anbieter doch
gravierende Unterschiede, die letztendlich die Höhe der
jährlich anfallenden, zumeist unterschätzten, Betriebs- und
Wartungskosten bestimmen. Vor allem ist die Anschaffung
eines Ölabscheiders eine Investition mit Langzeitwirkung
und muss daher gut überlegt sein. Als mögliche Systeme
sind entweder herkömmliche (Filter-)Ölabscheider verfüg-
bar, oder Hochleistungsabscheider, die auch mit wartungs-
freier Abscheidetechnik erhältlich sind.
Kostenwahrheit – herkömmliche Ölabscheider oder wartungsfreie Abscheidetechnik ?
Herkömmliche Ölabscheider haben es in sich, weil zu den
Anschaffungskosten und laufenden Entsorgungskosten im
Laufe der Zeit enorme Wartungskosten hinzukommen.
Diese werden oft bei der Anschaffung nicht bedacht. So
summieren sich die War-
tungs- und Sanierungsko-
sten durch verschmutzte
Filter, Undichtheiten und
Anlagenschäden im Ge-
samtbetriebszeitraum auf
ein Vielfaches des Anschaf-
fungspreises. Die Folge:
Viel Ärger, viel zusätzliche
Arbeit und vor allem eben
hohe zusätzliche Kosten,
mit denen bei der Beschaf-
fung nicht gerechnet wurde.
Grundsätzliche Themen und Ko-
stenfallen zeigen die Ergebnisse
der vorgeschriebenen Generalin-
spektion auf.
Generalinspektion von Abscheideranlagen – Rahmenbedingungen und Ergebnisse
Gem. EN 858-2 und DIN 1999-100 müssen Abscheideranla-
gen vor Inbetriebnahme sowie danach in regelmäßigen Ab-
ständen von höchstens 5 Jahren durch einen Fachkundigen
auf ihren ordnungsgemäßen Zustand und sachgemäßen
Betrieb überprüft werden. Diese Generalinspektion muss
mindestens folgende Punkte umfassen:
◗ Dichtheit der Anlage
◗ Baulicher Zustand
◗ Innere Beschichtung
◗ Zustand der Einbauteile
◗ Zustand der elektrischen Einrichtungen u. Anlagen
◗ Überprüfung der Tarierung der selbsttätigen
Verschlusseinrichtung
Die Ergebnisse der durchgeführten Generalinspektionen
sprechen eine eindeutige Sprache. Mehr als drei Viertel aller
geprüften Abscheider wiesen in einer Studie schwere Män-
gel auf! Nur in den wenigsten Fällen konnten keine, oder nur
leichte Mängel festgestellt werden. Die häufi gsten Mängel:
◗ Mangelhafte Beschichtung
◗ Mängel durch Undichtheiten
◗ Mängel bei der Überhöhung bzw. Warnanlage
◗ Mängel beim Koaleszenzmaterial.
Als einer der häufi gsten Mängel werden Beschädigungen
an den Beschichtungen festgestellt. Die Art der Beschä-
digungen reicht von Abstoßungen durch Gegenstände,
Blasenbildungen bis hin zu fl ächigen Ablösungen. Insbeson-
dere die Blasenbildungen sind ein häufi ger Mangel, der oft
die Notwendigkeit einer Erneuerung der Beschichtung zur
Folge hat. Eine Erneuerung der Beschichtung ist nicht nur
Eine rein hydrodynamische
Wirkungsweise ermöglicht
wartungsfreie Abscheidetechnik.
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 81
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Bund der Flußmeister Bayerns
mit großem fi nanziellem Aufwand (mehrere tausend Euro),
sondern größtenteils auch mit entsprechenden Nutzungs-
ausfällen (ca. 2 Wochen) verbunden. Als Alternative zur
herkömmlichen Beschichtung bieten nur Abscheider mit
PEHD-Inliner entsprechende Sicherheit. Diese hochwertige
Kunststoffauskleidung weist höchste chemische und mecha-
nische Beständigkeit auf und gilt somit als unverwüstlich.
Mangelhafte DichtheitUndichtheiten sind eines der schwerwiegendsten Probleme
bei Abscheideranlagen. Jede Rohrverbindung birgt ein
großes Risiko, da sowohl im Zuge der Verdichtungsarbeiten
oder durch unterschiedliches Setzungsverhalten der einzel-
nen Becken die Verbindungsleitungen schadhaft werden.
Nicht zuletzt deshalb gehören konventionelle “Abschei-
derketten” verfahrenstechnisch längst der Vergangenheit
an. Entsprechend der jeweiligen Bedürfnisse lassen sich bei
einem modular aufgebauten Beckensystem alle notwendigen
Komponenten in einem monolithischen Stahlbetonbecken
integrieren. So ist z.B. neben Schlammfang, Benzin- und
Koaleszenzabscheider auch die Probenahme in einem Be-
cken integriert. Zusätzliche Sicherheit gibt eine fl exible
Bohranschlussdichtung. Diese spezielle Rohrdurchführung
vermindert die Gefahr der Beschädigung der Rohranschlüs-
se beim Versetzen und Hinterfüllen.
Schachtaufbauten als ProblemstelleEin weit verbreitetes Problem bilden die Schachtaufbauten,
die bei Abscheidersystemen mit Ablaufverschluss bei der
Generalinspektion ebenfalls auf Dichtheit zu prüfen sind.
Systeme wie etwa der INOWA „System H“ - Abscheider
sind geeignet aufgrund des Zulaufverschlusses (in Verbin-
dung mit Pkt. 15.3.3. der DIN 1999-100) nur bis zum Zu-
laufrohr geprüft zu werden.
Dauerbrenner KoaleszenzmaterialKonventionelle Systeme arbeiten mit Koaleszenzmaterialien
wie Filtereinsätzen, Plattenpakete mit oliophilen Oberfl ä-
chen, oder ähnliches. Um ein Zusetzen des Koaleszenzein-
satzes, beispielsweise durch Feinschlammbelastung, Biodie-
sel, usw. zu verhindern und eine ausreichende Filterleistung
zu gewährleisten, müssen diese FIltereinsätze in regelmä-
ßigen Abständen gereinigt bzw. ausgetauscht werden. Ge-
mäß EN 858 - Teil 2 ist die Filterüberprüfung in Abständen
von mind. 6 Monaten durchzuführen.
Bei fi lterlosen Abscheidern wie z.B. dem INOWA „Sy-
stem H“ wird der geforderte Ablaufwert (<5mg/l Rest-
kohlenwasserstoff) ohne Einsatz von
Filtermaterialien (wie z.B. Plattenpa-
kete, PU-Schaumstoff, usw.) durch eine
hydrodynamische Koaleszenzwirkung,
auf Basis rein physikalischer Gesetze,
erreicht. Damit ergibt sich eine gleich-
bleibende Reinigungsleistung ohne einen
Filter laufend kontrollieren, reinigen und
entsorgen zu müssen.
Überhöhung und Warneinrichtungen als MängelquelleGem. EN 858 sind Abscheideranlagen grundsätzlich mit
Überhöhung einzubauen. Kann diese nicht eingehalten wer-
den, so muss eine Warneinrichtung vorgesehen werden. In
vielen Fällen ist aber weder die Überhöhung eingehalten,
noch eine funktionstüchtige Warnanlage installiert. Vor-
sicht ist auch insofern geboten, da ein nachträglicher Einbau
der vorgeschriebenen Warnanlage nur mit sehr hohem
Aufwand möglich ist. In jedem Fall ist aber zu beachten,
dass auch Warnanlagen für den Betreiber keine 100%ige
Sicherheit darstellen:
Wer ist für eine Reaktion auf ein Warnsignal verantwortlich?
Wer reagiert bei Freifl ächen außerhalb der Betriebszeiten
bzw. während des Betriebsurlaubs?
Abscheider, welche als Sicherheitseinrichtung statt des
sonst üblichen Ablaufverschlusses einen Zulaufverschluss
aufweisen, der bei Erreichen einer bestimmten Höhe des
Leichtfl üssigkeitsspiegels mit einem dichteunabhängigen
Oberfl ächenschwimmer den Zulauf sperrt, bringen wesent-
liche Vorteile. Dieser Zulaufverschluss ersetzt die gem. EN
858-2 vorgeschriebene Überhöhung bzw. Warnanlage, da
das System nicht überstauen kann (vgl. DIBt-Zulassung).
Überfl utungssicherheitIn den letzten Jahren wird immer mehr auf die Möglichkeit
eines Hochwassers Rücksicht genommen. Für diese Fälle
haben sich Abscheidersysteme mit automatischem Ölab-
zug in einen separaten Öltank bewährt. Ein solcher Öltank
bietet den Vorteil, dass die einmal im Tank gesammelte
Leichtfl üssigkeit durch Aufstauen im Abscheider nicht aus-
treten kann. Nach Absinken des Wasserspiegels bei Ende
des Hochwassers ist die Abscheideranlage automatisch
wieder betriebsbereit.
Becken oder freistehende VariantenDie vielfältigen Anwendungsbereiche von Abscheidern er-
fordern auch eine fl exible Gestaltung der Abscheider. Ne-
ben den üblichen stationären Betonbecken sind auch mo-
bile, oberirdische Systeme erhältlich. Meist in Edelstahlaus-
führung gefertigt, können diese für diverse Anwendungen
speziell adaptiert werden und bieten bei der Einbringung
in bestehende Anlagen Vorteile. Ein solches Beispiel sind
Wasserkraftwerke, wie der folgende Anwendungsfall aus
Österreich zeigt.
Sonderlösungen für WasserkraftwerkeBereits 2005 wurde von der österreichischen Verbund
AG begonnen, die Ölabscheideranlagen in mehreren Do-
naukraftwerken neu zu adaptieren. Diese Anlagen weisen
ganz spezielle Merkmale auf.
In den Kraftwerken Altenwörth und Melk etwa wurde
für die Einleitung der verschmutzten Abwässer aus dem
Bereich Turbinenwellendichtung, Bauwerksentwässerung
und Schwitzwasser in die Donau, die vorhandene Kontroll-
gangentwässerung durch eine neue, dem Stand der Technik
entsprechende, Hochleistungsabscheideranlage ersetzt. Die
von INOWA entwickelte Hochleistungsabscheideranlage
verfügt über eine Reinigungsleistung von 48 l/s.
Die wichtigsten Entscheidungskriterien für das Abschei-
dersystem waren die Filterlosigkeit, die damit verbundene,
besondere Wartungsfreundlichkeit und der automatische
Ölabzug. Das an der Oberfl äche gesammelte Öl wird au-
tomatisch von der Oberfl äche abgezogen und in einem
fl üssigkeitsdichten Ölspeicher mit 2 x 1300 l Fassungsver-
mögen gesammelt. Der Ölspeicher ist überfl utungssicher
ausgeführt und mit einer Füllstandsanzeige ausgestattet,
welche mit der Warte verbunden ist. Zudem wurde die-
se Verfahrenstechnik exakt auf die speziellen örtlichen
Gegebenheiten angepasst. Der wichtigen Forderung, den
normalen Betriebsablauf auch im Zuge von Wartungs- und
Revisionsarbeiten reibungslos gewährleisten zu können,
wurde mit der Speziallösung Rechnung getragen. Zudem
muss das verunreinigte Wasser nicht zuerst nach oben ins
Kraftwerksgelände gepumpt werden, sondern kann schon
in den unterirdischen Gängen vom Öl getrennt werden.
Beim folgenden Pumpvorgang erfolgt also keine weitere
Vermischung mehr zwischen Abwasser und Öl.
Neue Abscheideranlage der Flussmeisterstelle KemptenAuch in Deutschland setzen sich fi lterlose Abscheideran-
lagen immer mehr durch. Beispielsweise hat die Flussmei-
sterstelle in Kempten im Zuge einer Neukonzeptionierung
der Grundstücksentwässerung 2008 eine neue Abscheider-
anlage der Firma INOWA in Betrieb genommen. Eine wei-
tere Sanierung der alten Abscheideranlage wäre vor allem
durch den Wartungsaufwand der Filter, die Probleme mit
der Warnanlage und erkannten Mängeln, bei der General-
inspektion nicht mehr wirtschaftlich gewesen. Neu verbaut
wurde ein fi lterloser Ölabscheider „System H“ mit der
Nenngröße 15 l/
sek und einem inte-
grierten 5.300 Liter
fassenden Schlamm-
fang.
INOWA konnte sich
bei der Ausschrei-
bung des staatlichen
Bauamtes Kemp -
ten unter anderem
durch zwei Grün-
de durchsetzen. Er-
stens durch die Tat-
sache, dass in Absprache mit der unteren Wasserbehörde
auf die Warnanlage verzichtet werden konnte. Zweitens
aufgrund der erwarteten niedrigsten Betriebskosten aller
angebotenen Abscheidersysteme. Vor allem rechnet man
damit, erst bei der Generalinspektion die Abscheideranlage
leeren zu müssen. Bisher musste alleine für die Filterreini-
gungen jeweils eine Teilentleerung durchgeführt werden.
Der Leiter der Flussmeisterstelle Kempten, Hr. Heinrich
Bernhard merkt dazu an „Anfangs war das System für uns
neu und wir waren etwas skeptisch, aber inzwischen hat
sich die Anlage bestens bewährt“.Werner Ammerer
Abscheider Kraftwerk Feistritz
Filterloser Abscheider
INOWA System „H“
Abscheideranlage der Flussmeisterstelle Kempten,
geplant vom Staatlichen Bauamt Kempten.
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
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Im Dienst der Umwelt und des Gewässerschutzes
Am Anfang stand eine Katastrophe. 1986 ereignete sich bei einem bekannten Chemiekonzern in Basel ein verhee-render Brand. Große Mengen Löschwasser fl ossen in den Rhein und verursachten ein beispielloses Fischsterben. Nicht zuletzt von diesem Ereignis bewegt, gründete Helmut Dennig die DENIOS AG und wurde damit zum Vorreiter im Bereich des betrieblichen Umweltschutzes. In dem 30-jährigen Ingenieur war die Erkenntnis gereift, dass Produkte für die Gefahrstoffl agerung und die betriebliche Sicherheit einen maßgeblichen Beitrag zum Umweltschutz leisten.
Einen besonderen Schwerpunkt legt das Unternehmen auf
die umfassende Beratung der Kunden bezüglich der aktu-
ellen Gesetzgebung. Denn hier hat sich in den letzten 25
Jahren Grundlegendes verändert.
Geänderte Vorschriften
Jüngstes Beispiel sind die Änderungen im Bereich
des Gewässerschutzes durch das neue Wasserhaus-
haltsgesetz (WHG). Das am 01.03.2010 in Kraft
getretene Gesetz schafft zum einen die Voraus-
setzung, verbindliche EG-Richtlinien in bundesweit
einheitliche Rechtsvorschriften umzusetzen. Zum
anderen dient es dazu, das Wasserrecht zu syste-
matisieren und deutschlandweit zu vereinheitlichen
(s.Abb. Seite 85).
Die Umsetzung dieser Vereinheitlichung fi ndet
durch die geplante VAUwS (Verordnung über Anla-
gen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen)
statt. Die bundesweit geltende Verordnung ersetzt
die bisherige länderspezifi sche VAwS (Verordnung
über Anlagen wassergefährdender Stoffe).
Damit ist eine einheitliche Zuordnung von Anlagen zu den
Gefährdungsstufen (in Abhängigkeit von Menge und WGK-
Klasse) realisiert.
Sicherlich eine Vereinfachung, insbesondere für Unterneh-
men mit mehreren Standorten. Allerdings kann eine geän-
derte Einstufung der Anlage Auswirkungen auf Themen
wie Fachbetriebspfl icht, Anzeigepfl icht und Eignungsfest-
stellung haben.
Gleichzeitig bringt die VAUwS aber auch Verschärfungen
mit sich. So werden z. B. die HBV-Anlagen (H = Handha-
ben; B = Behandeln; V = Verwenden) mit den Lager-Anlagen
gleichgesetzt. Darüber hinaus werden die Feststoffe explizit
bei den Anforderungen an Anlagen mit einbezogen. Verän-
derungen, die sich sofort bzw. nach einer Übergangsfrist
direkt auf die betriebliche Praxis der Unternehmen aus-
wirken.
Weiterhin richten sich die Grundsatzanforderungen (VAU-
wS, Kapitel 3, Abschnitt 2, Allgemeine Anforderungen an
Anlagen; § 14, Grundsatzanforderungen) auch explizit an
die Planung einer solchen Anlage. Jeder, der an der Planung,
der Aufstellung oder dem Betreiben einer Anlage, die mit
wassergefährdenden Stoffen arbeitet, beteiligt ist, wird vom
Gesetzgeber in die Pfl icht genommen, Schutzmaßnahmen
zu ergreifen. Den Betreiber nur über seine Pfl ichten zu in-
formieren, reicht seit dem 01. März 2010 nicht mehr aus,
um sich abzusichern.
Gefahrstoffl agerung im Wasserschutzgebiet: Der begehbare
Brandschutzmodulcontainer BMC 600 mit 3000-Liter-Auffangwanne
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Bund der Flußmeister Bayerns
Wer also Planungssicherheit bei der Projektierung und
Ausführung eines Gefahrstoffl agers sucht, braucht einen
leistungsstarken Ansprechpartner, der ihn von A-Z um-
fassend betreut und ständig den aktuellsten Stand der
Gesetzgebung kennt. Die Unterstützung bei behördlichen
Geneh mi gungs verfahren sowie Abnahme und Inbetriebnah-
me sind ebenfalls wichtig. Die Auftraggeber profi tieren von
diesem Full-Service unmittelbar: Hohe Funktionalität und
Wirtschaftlichkeit kann oft nur ein Produktionsunterneh-
men mit eigenem Engineering leisten.
Praxisbeispiel:
Gefahrstoffl agerung im Wasserschutzgebiet
Ein Zulieferer für die Möbelindustrie suchte im Rahmen
einer Kapazitätserweiterung nach einer Lösung, die eine
sichere und fl exible Lagerung von Lacken und Farben er-
möglicht. Das familiengeführte Unternehmen beschäftigt
190 Mitarbeiter an drei Standorten und produziert ober-
fl ächenveredelte Teile mit Folien, Laminaten, Kunststoff-
kanten und Lacken (Lösemittel- und Wasserlacke). Das La-
ger sollte die gesetzlichen Aufl agen erfüllen und auch mobil
und wirtschaftlich eingeplant werden können. Die Vorteile
einer fertig gelieferten Containerlösung überzeugten mit
deutlich mehr Vorteilen als eine gemauerte und somit fest
installierte Lösung. Die Wahl fi el auf einen Brandschutzmo-
dulcontainer von DENIOS.
Gesetzeskonforme Lagerung von Gefahrstoffen
Es mussten mehrere Punkte bei der Entwick-
lung des neuen Lagers berücksichtigt werden:
Die Lagerung von etwa 3000 l Lack, Ver-
dünner und Härter sollte zentral an einem
Lagerort nahe der Produktion sichergestellt
werden. Hinzu kam die Besonderheit, dass
das Unternehmen in einem Wasserschutz-
gebiet liegt, deshalb müssen 100 % der gela-
gerten Gefahrstoffmenge sicher aufgefangen
werden. Bei der Ausführung wurden alle not-
wendigen Gesetze und Verordnungen berück-
sichtigt, zum Beispiel das Wasserhaushalts-
gesetz (WHG) § 62 auf Bundesebene sowie
die Verordnung über Anlagen zum Umgang
mit wassergefährdenden Stoffen (VawS) auf
Landesebene. Die Aufstellung des fl exiblen
Brandschutzlagers im Bereich der Warenan-
nahme sollte als mobile Innenaufstellung erfol-
gen. Eine Außenlagerung kam nicht in Frage,
weil der Arbeitsablauf so wenig wie möglich beeinträchtigt
werden sollte. Es war Brandschutz F90 erforderlich, weil
entzündbare Produkte (Flammpunkt < 60° C) gelagert
werden sollten.
Neue Wanne hat ein Auffangvolumen von 3000 l
Lacke, Verdünner und Härter sind als wassergefährdend ein-
gestuft, deshalb muss nach WHG eine Wanne vorgesehen
Die Struktur des Wasserrechts nach
Einführung des neuen WHG zum 01.03.2010
unter Berücksichtigung der geplanten VAUwS
Blick in den Container
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GrundwasserErkundungsbohrungenBrunnen und QuellfassungenPumpversucheTrinkwasseranalytikGutachten
ErdwärmenutzungBeratung und PlanungVorerkundungenBrunnenErdsondenErdwärmekollektorenEnergiepfähleGenehmigungsanträge
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werden, die Leckagen und Spritzverluste aufnehmen kann.
Der Standard-Brandschutzmodulcontainer BMC 600-X
hat ein Auffangvolumen von 1700 l. Da sich der Aufstell-
ort im Wasserschutzgebiet befi ndet, müssen 100 % der
eingelagerten Gesamtmenge aufgefangen werden können.
So wurde kurzerhand eine neue Wanne konstruiert. Die-
se kundenindividuelle Lösung kann die geforderten 3000 l
Auffangvolumen spielend auffangen. Der höhere Einstieg,
bedingt durch die Sonderwanne, wurde mit einem zweistu-
fi gen Eintritt gelöst. Die Mitarbeiter können nun schnell in
das begehbare Lager gelangen, die benötigten Lacke, Härter
und Verdünner entnehmen und diese nach Verwendung in
den Lackierkabinen wieder in den Brandschutzcontainer
bringen.
Kostengünstige Standardlösungen
Aber nicht immer werden individuell konstruierte Lösungen
benötigt. Oft reichen Standard-Lösungen aus dem umfas-
senden Produktprogramm der DENIOS AG, in der sich die
Erfahrungen von 25-jähriger Beschäftigung mit der Materie
widerspiegeln. Diese Erfahrung dokumentiert das Unter-
nehmen auch auf seiner Homepage, die als Portal rund um
alle Fragen zur Gefahrstoffl agerung und dem betrieblichen
Umweltschutz dienen soll. Hier sind alle wichtige Informa-
tionen zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen hinterlegt
und anhand weiterer Praxisbeispiele dokumentiert.
Seit 25 Jahren produziert die DENIOS AG in Ostwest falen
hochwertige Produkte für die Bereiche Gefahrstoffl agerung,
Umwelt schutz und Arbeitssicherheit. Das breit gefächer-
te Sortiment bietet für praktisch jede Situation die richtige
Lösung: von der Auffangwanne aus Stahl
oder Kunststoff, über Fasshandling-Syste-
me und Sicherheitszubehör bis hin zu
Container-Systemen für innen und außen.
Zusätzlich zur breiten Palette von Stan-
dardprodukten löst das Unternehmen in
den Projekt bereichen Gefahrstoffl age-
rung, Luft- und Thermotechnik und Tech-
nik- und Sicherheitsräume individuelle
Aufgabenstellungen: maßgeschneidert,
ganz nach Kundenwunsch.
Michael Keune
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 87
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Eine große Ära geht zu EndeNicht nur 60 Jahre „Bund der Flußmeister Bayerns e.V.“ war Motivation, um aus ganz Bayern die Flussmeisterinnen und Flussmeister nach Rednitzhembach in Mittelfranken zu locken. Sondern auch einen Mann zu ehren, dessen außer-ordentliche Leistung den Verband über Jahrzehnte entscheidend geprägt haben. Josef Gabereder veranstaltete seine letzte Jahreshauptversammlung als Landesvorsitzender.
Josef Gabereder geht dieses Jahr in seinen wohlverdienten Ruhestand
„Es ist Zeit das Ruder der Verbandsleitung an die nächste
Generationen abzugeben“ so Josef Gabereder. Begleitet von
seiner Frau war unser Sepp an diesem Tag „der Größte“.
Ehrengäste aus Politik, Verwaltung und Berufsverbänden
füllten den Saal bis auf den letzten Platz. Von der Kom-
munalpolitik über die Regierung, dem Staatsministerium
für Umwelt und Gesundheit, der Landespolitik und den
Dachverbänden wurde die Arbeit des Verbandes der Fluß-
meister gewürdigt.
Die Geschlossenheit des „kleinen“ Berufsverbandes und
seinen hohen Mitgliederstand von 98 % aller aktiven
Flussmeisterinnen und Flussmeister sind seine Stärke.
Die Flussmeisterinnen und Flussmeister sind längst nicht
nur vor Ort bei den Bürgern, sondern auch ein wesentli-
cher Bestandteil für die Erhaltung der bayerischen Wasser-
wirtschaftsverwaltung. So kommentierten inhaltlich unter
anderem Frau Abgeordnete Ingrid Heckner, MdL und Vor-
Symbolisch übergibt der Ehrenvorsitzende
Josef Gabereder die Verbandsfahne an den
neuen Landesvorsitzenden Erich Schmid
sitzende des Ausschuss für Fragen des öffentlichen Dien-
stes, Ltd. Baudirektor Dipl. Ing. Ulrich Fitzthum, Regierung
von Mittelfranken und Rolf Habermann, Vorsitzender des
Bayerischen Beamtenbundes den Verband.
Mit standing ovation wurde Josef Gabereder als Ehrenvor-
sitzender des Bund der Flußmeister Bayerns e.V. verab-
schiedet.
Zum neuen Landesvorsitzenden wurde Verbandsredak-
teur Erich Schmid gewählt. 2. Landesvorsitzender Volker
Hemrich. Schatzmeister; Gerhard Bronnenmayer. Schrift-
führerin; Anja Dessinger und auf den Posten der Beisitzer:
Marion Grosse Sudhues, Albert Groh, Frank Schwarz, Franz
Rager und Paul Veit.
Redaktion
v.l.n.r.: Herbert Eckstein (Landrat des Landkreises Roth), MdL Stefan Schuster (Stvtr. Vorsitzender des Ausschuss für Fragen des öffentlichen
Dienstes), Rolf Habermann (Vorsitzender des Bayer. Beamtenbundes), Bürgermeister Jürgen Spahl (Gemeinde Rednitzhembach),
Ltd. BD Dipl. Ing. Josef Keckl (Behördenleiter des WWA Nürnberg), MdL Ingrid Heckner (Vorsitzende des Ausschuss für Fragen des
öffentlichen Dienstes), MdL Dr. Manfred Weiß, Josef Gabereder (BFB), OAR Thomas Boger (StMUG), Volker Hemrich (BFB),
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 89
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Umweltschutz ist Ehrensache
Eine der letzten Amtstätigkeiten als Fraktionsvorsitzen-der von Bündnis 90/ die Grünen war es von MdL Tho-mas Mütze, den Bund der Flußmeister am 9. Februar im Bayerischen Landtag zu begrüßen.
Mit an dem Gespräch nahmen die Abgeordneten (Bündnis
90/die Grünen), Adi Sprinkart, Mitglied im Ausschuss für
Fragen des öffentlichen Dienstes und Thomas Gehring teil.
Fachlich wurde über die tägliche Arbeit der Flussmeiste-
rinnen und Flussmeister gesprochen. Umweltschutz ist
Ehrensache, sei es z.B. in der Renaturierung und Durch-
gängigkeit von Gewässern oder der Schutz von Grund-
und Oberfl ächengewässer. Die Abgeordneten wissen die
tägliche Arbeit der Wasserwirtschaft zu schätzen. In an-
deren Bereichen, bei denen es auch um hoheitsrechtliche
Staatsaufgaben ging, würde man sich auch unabhängige
Fachbehörden wünschen.
So stehen auch in Zukunft die Türen für den BFB offen.
Schmid bedauerte den bevorstehenden Rücktritt des
Fraktionsvorsitzenden Thomas Mütze und bedankte sich
für die bisherige Unterstützung der Flussmeisterinnen und
Flussmeister.
Redaktion
vl. MdL Thomas Mütze, Erich Schmid (BFB),
MdL Thomas Gehring, MdL Adi Sprinkart
Besuchen Sie uns auch im Internet unter:
www.fl ussmeister.deHier fi nden Sie das ganze Jahr aktuelle Informationen
und Wissenswertes über die Flußmeister.
Der BFB ist kein Fremdwort Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CSU, MdL Thomas Kreuzer empfi ng den Vorsitzenden des Bund der Flußmeister Bayerns e.V. (BFB) Erich Schmid in den Räumlichkeiten seines Stimmkreisbüros.
Der BFB ist dem Abge-
ordneten kein Fremd-
wort. Wer von der Was-
serwir tschaf t spricht
kommt an den Flussmei-
stern nicht vorbei. Ge-
wässerschutz, Hochwas-
serschutzprojekte und
deren Umsetzung sind
im Freistaat hoch angese-
hen. Stolz blickt man im
Wasserland Bayern auf
eine intakte Wasserwirt-
schaftsverwaltung.
Vorsitzender Schmid bedankte sich für die Kürzung und
Angleichung der Wochenarbeitszeit auf 40 Stunden. Das
Berufsbild der Flussmeisterinnen und Flussmeister stellt
dar, was geleistet werden muss, um überhaupt den tradi-
tionsreichen Beruf zu erlernen. Qualifi zierten Nachwuchs
unter den gegebenen Umständen zu erlangen ist nicht nur
ein Problem der Flussmeisterinnen und Flussmeister, son-
dern aller technischen Beamten. Jahrelange Ausbildung ist
Voraussetzung für die hochqualifi zierten Aufgaben.
Was die Haushaltsbeschlüsse im öffentlichen Dienst betrifft,
ist noch nichts in Stein gemeißelt, so Thomas Kreuzer. Wirt-
schaftsprognosen werden berücksichtigt, aber es müssen
auch Rücklagen geschaffen werden. Innovatives Denken
mit Schaffung von Vereinfachungen in Verwaltungsabläu-
fen ist die Zukunft. Konstruktive Zusammenarbeit und die
Lösung von Problemen werden auch in Zukunft fachlich
miteinander diskutiert.
Redaktion
BFB bei Frau MdL Angelika Schorer
Am 28. Juni 2010 stellte der Landesvorsitzende des BFB bei Frau MdL Angelika Schorer den Berufsverband der Flußmeister und seine vielfältigen Tätigkeiten vor.
Frau Schorer ist Mitglied im Ausschuss für Kommunale Fra-
gen und Innere Sicherheit. Die Interessen des Verbandes
werden von Frau Schorer unterstützt. Frau Schorer hat
geraten, den Verband den Abgeordneten persönlich im
Bayerischen Landtag näher zu bringen.
Vielen Abgeordneten ist die Laufbahn der Flussmeister und
deren besondere Tätigkeit nicht bewusst.
Redaktion
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Der Kurs bestätigt sich!
Wir reden miteinander – nicht übereinander!
vl.nr. Ministerialrat Dipl. Ing. Theo Schlaffer, Ehrenvorsitzender
des BFB Josef Gabereder, Ministerialdirektor Wolfgang Lazek
und Vorsitzender des BFB Erich Schmid
Das Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit nahm
sich am 8. Juli 2010 sehr viel Zeit um, die Marschrichtung
des Bund der Flußmeister Bayerns e.V. zu bestätigen.
Ministerialdirektor Wolfgang Lazek, Chef des StMUG,
bedankte sich bei dem Ehrenvorsitzenden des BFB, Josef
Gabereder, für die über Jahre hinweg geleistete Zusam-
menarbeit. Lückenlos wird diese Politik auch so weiter
beibehalten, so der Vorsitzende des BFB Erich Schmid.
Die Gemeinsamkeit der Interessen und der Erfolg bzw. die
Lösung von Problemen bedarf keiner Kursänderung. Das
Geld und das Personal werden weniger. Einfacher wird gar
nichts. Je größer der Druck von Außen, desto mehr muss
der Zusammenhalt untereinander sein. Ministerialrat Dipl.
Ing. Theo Schlaffer und Ministerialdirigent Dr. Ing. Martin
Grambow begrüßten ebenfalls diese Einstellung und unter-
strichen diese Basis der Zusammenarbeit. „Die Politik und
Ihre Abgeordneten kommen und gehen aber unser Mini-
sterium mit ihren Beamten bleibt bestehen“.
So beschrieb der Ehrenvorsitzende des BFB Josef Gabere-
der das Verhältnis zu unserem Ministerium. Dem bedarf
keiner weiteren Worte.
Redaktion
v.l.n.r. Ehrenvorsitzender des BFB Josef Gabereder, LMR Emil Rickin-
ger, Vorsitzender des BFB Erich Schmid und MDgt Heinrich Berthel
Am 17. Juni 2010 erfolgte auf Einladung der Abteilung Zentrale Aufgaben und Dienstleistungen des StMUG der Antrittsbesuch des neuen Verbandsvorsitzenden bzw. die Verabschiedung des „Alten“ Vorsitzenden des BFB.
Nach der Vorstellung des neuen Vorsitzenden des BFB Erich
Schmid, wurde von MDgt. Heinrich Berthel und LMR Emil
Rickinger die Zusammenarbeit mit seinem Vorgänger Josef
Gabereder gelobt. Verschiedene aktuelle Themen wurden
besprochen. Die Türe steht Hr. Schmid jederzeit für die
Belange der Flussmeister offen. Denn schließlich “reden
wir miteinander und nicht übereinander“, so MDgt Berthel.
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Oberpfälzer FlussmeisterDienstbesprechung und Fortbildung
Für die diesjährige Dienstbesprechung der Oberpfälzer Flussmeister lud Herr Ltd. Baudirektor Günther Schobert vom Bereich 52 (Wasserbau) der Regierung der Oberpfalz am 06.10.2010 an den Perlsee im Landkreis Cham ein.
Der Betriebsleiter des Perlsees Hauptfl ussmeister Jakob
Dessinger, der Bezirksvorsitzende der Oberpfalz Ger-
hard Koller und Herr Ltd. Baudirektor Günther Schobert
begrüßten die Teilnehmer. Die vom Kollegen Jakob Dessin-
ger organisierte Veranstaltung fand im Perlseerestaurant
direkt am Perlsee statt. Für das WWA Regensburg nahm
der Behördenleiter Herr Ltd. Baudirektor Rogowsky und
als Vertreter des BFB der neue Landesvorsitzende Erich
Schmid mit der neuen Schriftführerin Anja Dessinger an
der Veranstaltung teil.
Bei einer Ortseinsicht wurde durch den Kollegen Jakob
Dessinger die Funktionsweise des Stausees, die Bewirt-
schaftung und die Steuerungseinrichtungen vorgestellt.
Der Perlsee ist ein vom Menschen künstlich angelegter
Stausee am Oberlauf der Schwarzach, der zum Hoch-
wasserschutz und zur Energiegewinnung errichtet wurde.
Die Fläche des Sees wechselt je nach Wasserführung der
Zufl üsse. Bei Niedrigwasser verbleibt im Perlsee stets ein
„Grundsee“ mit etwa 7 ha Fläche, bei Hochwasser kann
der See aber auf mehr als 70 ha Fläche angestaut werden.
Mit seinem abwechslungsreichen Angebot ist der Perlsee
aber auch ein wahres Eldorado für Wassersportler und
Erholungssuchende. Der See wird von einem 580 m lan-
gen und 17 m hohen Erddamm aufgestaut, der besonderer
Überwachung und Kontrolle bedarf.
Perlsee
94
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 95
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Dienstrecht mit den Auswirkungen auf die
Flussmeisterlaufbahnen und die Aufstiegsmög-
lichkeiten mittels modularer Qualifi zierung.
Anschließend hat sich unsere neue Schriftfüh-
rerin Anja Dessinger vorgestellt und einen
Einblick in die zukünftige Führung unserer
Mitgliedsdatei gegeben.
In der folgenden offenen Diskussion mit
Herrn Schobert und Herrn Rogowsky wur-
den aktuelle Themen wie das Flussmeister-
stellenkonzept 2020, die Beurteilungs- bzw.
Stellenprobleme der Fachkundigen Stellen
und der „trockenen und nassen“ Flussmeister
besprochen. Für die Möglichkeit in diesem
Rahmen sehr offen fachliche, dienstliche und
auch persönliche Belange ansprechen zu können gilt Herrn
Schobert und Herrn Rogowsky besonderer Dank.
Abschließend wurde bei der Neuwahl des Bezirksvorsit-
zenden Oberpfalz Gerhard Koller wiedergewählt.
Gerhard Koller
Bezirksvorsitzender
Am Beispiel der ehemaligen Hausmülldeponie Katzen-
rohrbach und anderer Objekte wurde die Anordnung
der Überwachungspegel und die Voraussetzungen einer
Überwachung auf Grundlage des LfW-MBl. 3.6/2 „Über-
wachung von Grund-, Oberfl ächen- und Sickerwasser von
Abfallentsorgungsanlagen“ dargestellt.
Am Nachmittag ist im anschließenden Vortrag des Landes-
vorsitzenden Erich Schmid die aktuelle Verbandsarbeit und
die Redaktionsarbeit für unsere Verbandszeitschrift dar-
gestellt worden. Themen waren unter anderem, das neue
Ihr umweltbewusster Partner am Bau
Firmengruppe Lenz-Ziegler-Reifenscheid · 97318 Kitzingen · Tel. 09321 / 7002-0www.lzr.de
BetonSand KiesAushub ErdbauBodenverwertung
Aktuell wurden neue Kontrollpegel gebohrt um das
Sickerwasser und die Grundwasserstände kontrol-
lieren zu können. Für die quantitative Erfassung des
Sickerwassers wurde durch das Überwachungsper-
sonal des Bauhofs Witzelsmühle eine einfache wie
innovative Messvorrichtung entwickelt. Mittels auto-
matischer Eimermessung können hier im Zusammenspiel
mit modernster Überwachungselektronik sehr zuverlässig
die erforderlichen Werte erfasst werden.
Für den Bereich der technischen Gewässeraufsicht bzw.
der Fachkundigen Stellen hat Herr TOI Alexander Hum-
mel vom WWA Regensburg (SG. Altlasten) Beispiele über
„Abfallanlagen aus Sicht der TGA mit Beispielen aus dem
Landkreis Cham“ vorgetragen.
Kontrollpegel und Messvorrichtung
Katzenrohrbach
Monitoringmöglichkeiten
96 97
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Oberfränkische FlussmeisterFortbildungsveranstaltung in Bayreuth
Am Hecklehamm 18
76549 Hügelsheim / Baden
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B E R A T E N D E
I N G E N I E U R E
Ingenieurbüro für Wasserbau, Wasserwirtschaft und Tiefbau
W A L D + R B EW A L D + R B EOC
Die Oberfränkischen Flussmeister trafen sich am 28. Oktober 2010 zu ihrem alljährlichen Bezirkstreffen mit Fortbildungsseminar in Bayreuth. Erster Anlaufpunkt der Veranstaltung war die neue oberfränkische Einsatzzen-trale der Polizei.
Nach der Begrüßung unserer Organisatoren Schrüfer und
Leidner, betraten wir das impossante Gebäude durch die
schwere gepanzerte Eingangstüre. Im Inneren des Gebäu-
des erhielten wir Informationen des diensthabenden Ein-
satzleiters. Wir erfuhren, dass mit der Eröffnung der EZ
nun sämtliche Einsätze im Regierungsbezirk Oberfranken
von dem Neubau am Polizeipräsidium in der Bayreuther
Ludwig-Thoma-Str. aus koordiniert werden. Alle Notrufe
(110) sowie Überfall- und Einbruchsalarme laufen hier auf.
Das Bauwerk hat rund 8 Millionen Euro gekostet, weitere
1,5 Millionen Euro fi elen für die technische Ausstattung
an. Mit der Inbetriebnahme der Einsatzzentrale gilt auch
die Polizeireform im Freistaat als abgeschlossen. Im Zuge
dieser Reform wurden 33 Polizeidirektionen mit jeweils
eigenen Einsatzzentralen aufgelöst. Deren Aufgaben sol-
len künftig zentral in bayernweit zehn Einsatzzentralen
erledigt werden.
Als kleines Dankeschön wurden vom Kollegen Schrüfer
zwei Regenschirme der bayerischen Wasserwirtschaft
überreicht.
Station II des Programmes war die Flussmeisterstelle
Bayreuth, wo uns der Abteilungsleiter der Stadt und des
Landkreises Bayreuth, Herr BOR Fischer erwartete. Erläu-
tert wurden die Überlegungen zum Hochwasserschutz
der Stadt Bayreuth mit dem Ergebniss „Bau des Einschöpf-
werkes Bayreuth am Roten Main“. Die Planungen dieses
Projektes lagen beim WWA Hof.
Die Kosten ver-
teilen sich antei-
lig auf das Land
Bayern, den Be-
zirk Oberfran-
ken sowie die
Stadt Bayreuth.
Die oberfränkischen FM vor der Schalung des Sperrenbauwerks
Fachvortrag
in der Fluss-
meisterstelle BT
98
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 99
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Im Anschluss fand eine Ortseinsicht statt. Unter anderem
entsteht hier ein ca. 500 m langer und max. 4,5 m hoher
Damm mit neuer Zuleitung zum Mühlkanal. Fertigstellung
des Projektes an der Bayreuther Friedrich-Ebert-Str. ist für
2011 geplant.
Das Ende der Fortbildungsveranstaltung fand mit aktuellen
Themen in den Räumlichkeiten des TSV Bindlach statt. Die
Fortbildung zeigte anhand der großen Beteiligung, wie wich-
tig solche Veranstaltungen mit Erfahrungsaustausch sind.
Ein besonderer Dank gilt den Kollegen Schrüfer und Leid-
ner für die hervorragende Organisation.
Michael Scholz
Bezirksvorsitzender
Erläuterung der Planung durch BOR Fischer vor Ort
Unterfränkische FlussmeisterBezirkstagung in Waldaschaff
Der Gastgeber Rüdiger Köhler, stellvertretender Dienststellenleiter der ABD Nord in Würzburg und der Landesvor-sitzende Erich Schmid ergänzten den Kreis der unterfränkischen Flussmeister.
Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch den Bezirks-
vorsitzenden Michael Keilbach, informierte Herr Köhler die
Kollegen über den sechsstreifi gen Ausbau der A3 zwischen
Aschaffenburg und Würzburg .
Die Bundesautobahn A3 ist Europastraße und Bestandteil
des transeuropäischen Verkehrsnetzes. Sie verbindet die
Beneluxstaaten mit Südeuropa und innerhalb Deutschlands
Bayern mit den Zentren am Rhein. Sie zählt damit zu den
bedeutendsten Strecken im Netz der Bundesautobahnen.
Die A3 wurde Ende der 1950er und Anfang der 1960er
Jahre als vierstreifi ge Autobahn durch Spessart und Stei-
gerwald gebaut und ist heute stark überlastet. Die Ver-
kehrsbelastungen liegen bei bis zu 100.000 Fahrzeugen
pro Tag. Vermehrte Unfälle, vor allem am kurvenreichen
und mit teilweise 8% Steigung bestehende Kauppenaufstieg
und zahlreiche Staus sind die Folge. Im Bedarfsplan für die
Bundesfernstraßen ist der sechsstreifi ge Ausbau von der
Anschlussstelle Aschaffenburg bis zum Autobahnbahnkreuz
Biebelried deshalb als vordringlicher Bedarf ausgewiesen.
Mit dem sechsstreifi gen Ausbau wird eine leistungsfähige
und den heutigen Anforderungen gerechte Verkehrsver-
bindung geschaffen. Der sechsstreifi ge Ausbau der 94 Kilo-
meter langen Strecke soll bis 2016 abgeschlossen sein und
kostet eine Milliarde Euro. Seit Dezember 2009 liegen für
die gesamte Strecke die Planfeststellungsbeschlüsse vor.
Dann ging Herr Köhler auf den Bauabschnitt ein, den die
Flussmeister besichtigen sollten. Den Neubau der Kauppen-
brücke und die Verlegung der Autobahn.
vorgesehener Zeitplan
◗ Herbst 2008 Vorbereitende Arbeiten
◗ Frühjahr 2009 Baubeginn Kauppenbrücke
◗ Sommer 2009 Beginn sechsstreifi ger Ausbau
◗ Herbst 2011 sechsstreifi ge Verkehrsfreigabe
◗ Seit Herbst 2008 laufen die Bauarbeiten für den
7,3 km langen sechsstreifi gen Ausbau der A3
von der Anschlussstelle Hösbach bis östlich
der Kauppenbrücke.
Bereits jetzt ist die Strecke mit einem durchschnittlichen
täglichen Verkehr von 65.000 Fahrzeugen belastet. Für das
Jahr 2020 ist eine Steigerung auf 84.000 Kfz/24h mit einem
Lkw-Anteil von 23 % prognostiziert. Die im Jahr 1959 her-
gestellte Fahrbahn mit zwei Fahrstreifen pro Richtung ist
für einen störungsfreien Verkehrsablauf nicht mehr ausrei-
chend. In den 90er Jahren wurde bereits der Aufstieg mit
einer zusätzlichen Fahrspur aufgrund des Verkehrsaufkom-
mens erweitert. Zur Verbesserung der Verkehrssicherheit
und Leistungsfähigkeit wird die Autobahn sechsstreifi g aus-
gebaut. Der Kauppenaufstieg in Fahrtrichtung Nürnberg
erhält einen zusätzlichen Fahrstreifen. Zwischen Hösbach
und Bessenbach erfolgt eine symmetrische Verbreiterung
der beiden Fahrbahnen. Im Bereich Waldaschaff rückt die
neue Trasse um bis zu 300 m von der alten Fahrbahn ab,
um die Anwohner vor dem Verkehrslärm zu schützen. Zu-
sätzlich werden 3,5 km lange Lärmschutzwände und -wälle
errichtet und auf 2,4 km Länge ein lärmmindernder, offen-
poriger Asphalt eingebaut.
Nördlich und südlich der Autobahn entstehen zwei neue
Parkplätze mit WC-Anlagen. Im Ausbauabschnitt müssen
4 Überführungen abgebrochen und neu gebaut werden, 7
Unterführungen sind zur Aufnahme von 6 Fahrstreifen zu
verbreitern bzw. neu zu erstellen. Seit Frühjahr 2009 wird
die Kauppenbrücke mit einer Länge von 488 m im Bereich
der abgerückten neuen Trasse gebaut. Die Kosten des Aus-
bauabschnittes sind mit 75 Mio. € veranschlagt und werden
vom Bund übernommen.
Daten der neuen Kauppenbrücke
◗ Bauweise Hohlkästen im Taktschiebeverfahren
(Mischbauweise)
◗ Gesamtlänge 488 m
◗ Höhe des Überbaues (Hohlkästen) 5,30 m
◗ Lichte Höhe über dem Gelände max. 52 m
◗ Bauzeit (geplant) 03/2009 bis 05/2011
◗ Gesamtkosten rd. 24 Mio Euro
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
83629 Großseeham / Weyarn E-Mail: [email protected]
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Telefax: 08020 / 9080 - 10
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Für den Bau der neuen Brücke und die Umlegung der Auto-
bahn wurden bis jetzt ca. eine Million m³ Erd- und Felsma-
terial bewegt. Das entspricht ca. 79 000 LKW Ladungen.
Anschließend standen das Verbandsgeschehen und die Neu-
wahlen auf der Tagesordnung. Landesvorsitzender Erich
Schmid informierte die Kollegen über das Verbandsgesche-
hen und aktuelle Themen aus der Verwaltung und Politik.
Hier fand ein konstruktiver Austausch zwischen den Kolle-
gen und dem Vorsitzenden statt. Es zeigte sich, wie wichtig
der direkte Austausch zwischen den Mitgliedern des Ver-
bandes und der Vorstandschaft ist.
Nach dem Mittagessen traf man sich wieder am Baubüro
der ABD Nord und begann mit der Baustellenbesichtigung.
Während der Fahrt durch die Baustelle konnte man sich
einen Eindruck über den Umfang der Arbeiten machen.
Der Verkehr auf den Baustraßen war fast so dicht wie auf
der Autobahn selbst. Herr Köhler zeigt uns einige Schwer-
punkte und Probleme, die während des Baus auftraten.
Eine Hangrutschung von ca. 300 m, die man stabilisieren
muss, dies geschieht mit Hilfe von Mikrobohrpfählen. Nach
14 Uhr war man wieder im Baubüro zurück.
Zu Abschluss fand die Wahl des Bezirks-
vorsitzenden statt. Michael Keilbach wur-
de als Bezirksvorsitzender Unterfrankens
wiedergewählt.
Unser Dank auch an Erich Schmid, der die
lange Anreise vom einen Ende Bayerns
an das andere Ende auf sich nahm, um an
der Tagung teilzunehmen und natürlich an
Peter Rosenberger der wieder ein tolles
Programm auf die Beine gestellt hat.
Michael Keilbach
Bezirksvorsitzender
Besuchen Sie uns auch im Internet unter:
www.fl ussmeister.deHier fi nden Sie das ganze Jahr aktuelle Informationen
und Wissenswertes über die Flußmeister.
Die Flussmeister bedankten sich mit
einer kleinen Aufmerksamkeit
bei Herrn Köhler.
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 103
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Mittelfränkische FlussmeisterFortbildungsveranstaltung
Die Fortbildungsveranstaltung der mittelfränkischen Flussmeister und Flussmeisterinnen, fand am 30.09.2010 an der Flussmeisterstelle in Neustadt an der Aisch statt.
Nachdem alle Kollegen/-innen meiner Einladung gefolgt
waren, konnte ich am Vormittag die Bezirksversammlung
2010 der mittelfränkischen Flussmeister eröffnen. Alle an-
wesenden Gäste und Flussmeister und Flussmeisterinnen
wurden von Herrn Bock, Leiter des Wasserwirtschafts-
amtes Ansbach, herzlich begrüßt.
Unsere Referenten bzw. Vortragende:
Arndt Bock, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes
Ansbach
Erich Schmid, Vorsitzender des Bundes der
Flussmeister Bayerns
Frank Schwarz, Beisitzer des Bundes der
Flussmeister Bayerns
Lothar Hufnagel, Geschäftsführer und Betreiber
der Kohlenmühle
Allgemeine Themen aus Verwaltung, Beurteilung, Aufstieg
etc. standen mit dem hiesigen Behördenleiter zur Diskus-
sion.
Aus der Praxis wurden die Wasen-mühle und Kohlenmühle besichtigt
Wasenmühle
Herr Frank Schwarz erklärte die Baumaßnahme an der Wa-
senmühle. Ziel des Vorhabens sei es gewesen, die Biologie
der Aisch im Bereich der Wasenmühle zu verbessern und
die Durchgängigkeit wiederherzustellen.
Vorgesehen ist, die Aisch für die aquatische Fauna wieder
durchgängig zu gestalten und somit die ökologische Situation
zu verbessern. Eine geringfügige Absenkung des bisherigen
Stauwasserspiegels ist hierfür nötig.
Um diese in einem wasserwirtschaftlich und naturschutz-
fachlich vertretbaren Rahmen zu halten, muss eine gewisse
Stauhöhe erhalten bleiben. Hierzu ist das vorhandene
Triebwerk aufzulassen. Unter Beachtung dieser Randbe-
dingungen wurden folgende Maßnahmen zur Renaturierung
der Aisch im Bereich der Buchmühle durchgeführt:
◗ Ausbau der Schützentafel am Zulauf
des Mühlbaches, Einbau einer Drossel
Wasenmühle während der Umbauphase
◗ Teilverfüllung und Verlegung des alten
Mühlbachbettes
◗ Anlage einer Fischwanderhilfe in Form einer
fi schdurchgängigen Sohlrampe (Breite ca. 5 m)
anstelle des alten Mühlbaches und der
Triebwerksanlage
◗ Herstellung einer neuen Verbindung
zwischen Aisch und ehemaligem Mühlkanal
◗ Abfl achung der Insel zwischen den beiden
Wasserläufen zur Schaffung einer Hochwasser-
überschwemmungszone
◗ Naturnahe Gestaltung der Insel
◗ Weg mit Brücke, als Verbindung
Richtung Festplatz
(Maßnahme der Stadt Neustadt a.d. Aisch)
Bei der Fischwanderhilfe dient die eingebaute Dros-
sel der Sicherung der Wasserspiegellagen. Mit einer
Höhenkote der Sohle von 288,29 m ü. NN im Oberwas-
ser und einer Höhenkote der Sohle von 286,90 m ü. NN
im Unterwasser, ergibt sich ein Höhenunterschied von ca.
1,40 m, der durch 7 kaskadenartige Abstürze von je ca.
20 cm Höhe überwunden werden muss. Dazwischen sind
einzelne Gumpen angelegt, um Ruhezonen für die nach
Oberstrom wandernden Fische zu schaffen. Wasenmühle nach der Fertigstellung
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns 105
die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Kohlenmühle
Vom Anlagenbetreiber, Lothar Hufnagel, erfolgte eine
Führung.
Geschichte der Kohlenmühle
Ab den 1890er Jahren wurden die ersten Turbinen ein-gebaut: in der Neustädter Kohlenmühle, 1891 eine erste Turbine der Firma Haag aus Nürnberg, 1893 folgte eine zweite Haag-Turbine. Einige Jahre absolvierten beide An-triebsmöglichkeiten die Mühlen: so wurden Wasserräder neben den Turbinen so lange genutzt, bis sie sowieso hätten ersetzt werden müssen.
Mancher Müller ließ sich von den Vorzügen der Turbinen
nicht überzeugen, da Wasserräder bei geringem Wasser-
zulauf (< 3m³) wirtschaftlicher arbeiteten, die Investition
geringer war und der Müller kleinere Reparaturen selbst
vornehmen konnte. Zum Einsatz kamen vor und nach der
Jahrhundertwende eigene Turbinen der Nürnberger Fir-
ma Haag.
Doch bereits vor dem Ersten Weltkrieg überwog der Ein-
bau von Francis-Turbinen, so genannt nach dem britischen
Ingenieur James Bicheno Francis (1815-1883). Diese hatten
schon 1849 eine nach dem Überdruckprinzip arbeitende
Radialturbine, die aus einem äußeren Leitrad zur Wass-
erführung und einem inneren Laufrad bestand, das bis zu
500 Umdrehungen in der Minute erreichen konnte. Der
Wirkungsgrad der Turbine lag bei etwa 80 %.
Der erste Einbau einer Turbine im Einzugsgebiet der Aisch
erfolgte den vorhandenen Unterlagen nach 1881 an der
Kleinen Weisach auf der Mühle des Müllermeisters Scharo-
ld in Lonnerstadt. 1891 ließ der Neustädter Kohlenmüller
Peter Raab eine erste Haag-Turbine einbauen.
Es gäbe sicherlich noch einiges mehr, über das es wert wäre
zu berichten. Aber dies würde den hier zur Verfügung ste-
henden Rahmen sprengen.
(Quellen: Bericht Landkreis-Journal Neustadt an der Aisch)
Der Verbandsvorsitzende Erich Schmid informierte über das Neue Dienstrecht in Bayern.
Kleiner Auszug aus der Reform
Eckpfeiler des Gesetzentwurfes sind die weitere Stärkung
des Leistungsprinzips im Beamtenrecht und die Flexibilisie-
rung der Karrieremöglichkeiten. Die neue Leistungslaufbahn
ersetzt die bisherigen Laufbahngruppen des einfachen,
mittleren, gehobenen und höheren Dienstes durch Qua-
lifi kationsebenen und den Aufstieg durch ein System der
modularen Qualifi zierung.
Damit werden gerade für die Leistungsträger die Auf-
stiegsmöglichkeiten verbessert und das System insgesamt
durchlässiger und leistungsgerechter ausgestaltet. Das neue
Leistungslaufbahngesetz schafft dafür die Voraussetzungen.
Das sei ein wichtiges Signal für die Attraktivität und Lei-
stungsfähigkeit des öffentlichen Dienstes und liege auch
im Interesse der Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen,
weil eine schnelle, leistungsstarke und moderne öffentliche
Verwaltung ein wichtiger Standortfaktor sind. Weitere
Schwerpunkte der Reform sind neue Beförderungsämter
und andere Verbesserungen in der Besoldung sowie die stu-
fenweise Anhebung der Regelaltersgrenze um zwei Jahre
auf 67 Lebensjahre.
Haas Gunther
Bezirksvorsitzender
Oberbayerische FlussmeisterBezirksfachtagung
Am Mittwoch, den 20.10.2010 erfolgte die Bezirksfach-tagung der oberbayerischen Flussmeisterinnen und Fluss-meister an der Flussmeisterstelle in München.
Die Veranstaltung wurde von Michael Greiner und Marion
Große-Suedhues organisiert. Die Kolleginnen und Kollegen
wurden vom Behördenleiter des WWA München Ltd. Reg.
Dir. Dr. Klaus Arzet begrüßt. Dr. Arzet stellte die aktuellen
Projekte des WWA München vor.
Der Schwerpunkt lag in dem ökologischen Ausbau der
Würm. Regierungsrat Markus Heim, von der Regierung von
Oberbayern referierte über das Thema „Verbesserung von
Fischwanderhilfen“. Ltd. BD Peter Huber von der Regierung
von Oberbayern fasste den Wandel der Wasserwirtschaft
in den letzten Jahrzehnten zusammen.
Der Dienststellenleiter der Flussmeisterstelle München
Michael Greiner und sein Vorgänger Josef Gabereder
verschafften einen Überblick über die Baumaßnahmen
der letzten Jahre. Der Vorsitzende des BFB, Herr Erich
Schmid informierte über aktuelle Themen wie z.B. die
Beförderungen, die Situation der Anwärter und das neue
Dienstrecht.
Bei der Wahl zum Bezirksvorsitzenden wurde Karl Schind-
ler bestätigt. Die Vertretung übernimmt Armin Köhler. Der
ökologische Ausbau der Würm wurde vor Ort in Augen-
schein genommen und erläutert.
Karl Schindler
Bezirksvorsitzender
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Bund der Flußmeister Bayerns
Niederbayerische FlussmeisterFortbildungsveranstaltung in Landshut
Am Donnerstag, den 25.11.2010 erfolgte die Bezirksver-
anstaltung der niederbayerischen Flussmeisterinnen und
Flussmeister in Landshut. Kollege Josef Duschl begrüßte
die anwesenden Ehrengäste, die Referenten und seine Kol-
legen aus Niederbayern.
Die anwesenden Gäste und Kollegen wurden von Herrn
Johannes Schmuker, Amtschef des Wasserwirtschaftsamtes
Landshut ganz herzlich begrüßt. Bei diesem Anlass stellte
er auch die Aufgabenbereiche des WWA Landshut dar.
Landshuts stv. Landrat Josef Haselbeck, wies auf die vielen
Berührungspunkte zwischen Wasserwirtschaft, Flussmeis-
terstellen und Stadt bzw. Gemeinden beim Hochwasser-
schutz hin.
Es folgten Fachvorträge über den Umbau der Sohlschwelle
in der Kleinen Isar in eine aufgelöste Sohlrampe durch Frau
Antje Uhl, Abteilungsleiterin am WWA Landshut und Fisch-
wanderhilfen aus ökologischer Sicht durch Bertram Peters,
Sachgebiet Gewässerökologie am WWA Landshut.
Franz Rager vertrat unseren Landesvorsitzenden Erich
Schmid und informierte über die Einführung der neuen Di-
enstrechtsreform, er erläuterte die wesentlichen Änderun-
gen. Im Anschluss wählten die niederbayerischen Kollegen
einen Nachfolger für den aus Altersgründen ausscheidenden
langjährigen Bezirksvorsitzenden Josef Duschl.
Wahlergebnis
Bezirksvorsitzender Niederbayern:
Hans-Peter Binder WWA Deggendorf
Vertretung:
Ulrich Menacher WWA Landshut
Nach dem Mittagessen informierte Herr Heilmeier von den
Stadtwerken Landshut die Kollegen über den Neubau der
Fischtreppe Mühleninsel am Ludwigswehr.
Kurzinformationen
Die Fischtreppe ermöglicht den Fischen, über die Staustufe
Ludwigswehr von der Kleinen Isar in die Große Isar aufzu-
steigen. Die Fischaufstiegshilfe besteht aus Betonfertigteilen
und Ortbetonteilen und wird naturnah eingegrünt.
Zahlen und FaktenHöhenunterschied 4,5 m Länge Raugerinne 75 m
Gesamtlänge Schlitzpass 120 m Treppenhöhe 13 cm
Schlitzpasselemente 2m breit, 3 m lang Wasserhöhe im Gerinne 0,9 m
Sohlgefälle ca. 0,3 % Gesamtdurchfl uss 1,5 m³/s
Fischtreppe Durchfl uss 0,5 m³/s Lockstrom/Turbine 1 m³/s
Turbinenleistung 34 KW
Gesamtkosten 2,35 Mio. EUR
Förderung aus Höhervergütung nach
EEG ( Erneuerbaren Energien Gesetz) 805.000 EUR/ Jahr
Erlös aus Schneckenturbine 35.000 EUR/ Jahr
Das integrierte Kleinkraftwerk nutzt das Wasser und die Fallhöhe der Lockströmung
in der Fischaufstiegshilfe zur Erzeugung von Energie.
Die Bauarbeiten werden unter Wahrung der Umweltver-
träglichkeit und der Sicherung des ökologischen Fischbe-
standes durchgeführt.
Hans-Peter BinderBezirksvorsitzender
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Bund der Flußmeister Bayerns
Schwäbische FlussmeisterFortbildungsveranstaltung in Füssen
Die Fortbildungsveranstaltung 2010 der schwäbischen Flussmeister fand am 21. September an der Flussmei-sterstelle in Füssen statt. Die Flussmeisterstelle Füssen befi ndet sich im Königswinkel im südlichen Ostallgäu. Das Aufgabengebiet der Flussmeisterstelle erstreckt sich über einen Teil des Ammergebirges im Osten bis nach Nessel-wang im Westen. Im Süden reicht es bis zur Landesgrenze nach Tirol und im Norden endet die Zuständigkeit an der Landkreisgrenze der Landkreise Ost- und Unterallgäu. Der Aufgabenschwerpunkt liegt in der Wildbachverbau-ung. Ein weiterer Aufgabenbereich sind die Gewässer I. Ordnung mit Lech, Forggensee und Wertach, sowie die Gewässer II. Ordnung wie Kirnach, Geltnach und Lobach.
Wir durften dieses Mal auch wieder den Leiter des Sach-
gebiets Wasserwirtschaft an der Regierung von Schwaben,
Wolfgang Arnoldt, und den Behördenleiter des Wasser-
wirtschaftsamtes Kempten Herr Schindele begrüßen. Für
Wolfgang Arnoldt war dies die letzte offi zielle Tagung mit
den schwäbischen Flussmeistern, bevor er im Mai 2011 in
seinen wohlverdienten Ruhestand geht. Mit Wolfgang Ar-
noldt geht ein tatkräftiger Unterstützer der Flussmeister
und ein Urgestein der Wasserwirtschaft in den Ruhestand.
Die Themen der Tagung waren zum einen die Hochwasser-
schutzmaßnahme Vils von der Planung bis zum Ausbau und
die Verbesserung der Gewässerstruktur und der Durchgän-
gigkeit am Beispiel des Wasserkraftwerks Randl. Die Euro-
päische Wasserrahmenrichtlinie als auch das Wasserhaus-
haltsgesetz des Bundes sowie das Bayerische Wassergesetz
fordern die Wiederherstellung der Durchgängigkeit und die
Vernetzung der einzelnen Teillebensräume. Möglichst alle
Gewässer sollten eine naturnahe Struktur erhalten. Fließge-
wässerökosysteme sind nur dann funktionsfähig, wenn sie
für die in ihnen natürlich vorkommende Flora und Fauna,
in allen Lebensphasen, eine ausreichende Lebensgrundlage
bieten. Es wurde erörtert, wie trotz massiver Eingriffe in
die Gewässer, diese Vorgaben umgesetzt bzw. verwirkli-
cht werden können. Durch fachlich fundierte Planung und
Beratung der Bürger vor Ort, konnte das Sachgebiet Was-
serbau am Wasserwirtschaftsamt Kempten die Ziele und
Vorgaben der Gesetze und Richtlinien erreichen.
Hochwasserschutz Vils Pfronten
Die Vils ist ein 34 km langer Zufl uss des Lechs und ent-
springt aus dem Vilsalpsee. Der Vilsalpsee wird durch Zu-
fl üsse aus den Allgäuer Alpen in Tirol gespeist. Die Vils
fl ießt durch das Tannheimer Tal, stürzt wenige Hundert
Meter östlich der Grenze zu Deutschland, nordwärts fl ie-
ßend über den Vilsfall und erreicht im Landkreis Ostallgäu
die Gemeinde Pfronten und überschreitet dann östlich von
Pfronten wieder die Grenze nach Tirol.
Ausschlag für die Planung und Umsetzung des Hochwas-
serschutzprojekts Vils war das Pfi ngsthochwasser. Am
22.05.1999 trat die Vils über die Ufer und überfl utete dann
Teile der bebauten Ortslage von Pfronten. Es wurden nicht
nur bebaute Flächen überfl utet und Keller unter Wasser
gesetzt, sondern es entstand auch erheblicher Schaden am
Bahnkörper der Bahnlinie Pfronten – Reutte. Das Pfi ngst-
hochwasser hatte einen Abfl uss von 159 m³/s, und lag mit
9 m³/s über dem Hundertjährigen Hochwasserabfl uss
von 150 m³/s. Dem Ausbau wurde ein Bemessungsabfl uss
von 172,5 m³/s plus Freibord zu Grunde gelegt. Durch
die Hochwasserschutzmaßnahme werden Wohnhäuser,
Gewerbebetriebe und öffentliche Einrichtungen mit einem
gewichteten Schadenpotential von 10,5 Mio. € geschützt.
Der gesamte Gewässerausbau erstreckt sich über eine zu-
sammenhängende Länge von 2,6 km. Im Wesentlichen ist
geplant, das Gewässerbett bis zu 10 m aufzuweiten, in Tei-
len die Gewässersohle einzutiefen und die vilsbegleitenden
Deiche standsicher herzustellen. Insgesamt entstehen durch
die Aufweitung neue Gewässerstrukturen mit wechselnden
Wasserführungen und Kiesbänken. Durch den Einbau von
wechselseitigen Buhnen wird die natürliche Entstehung eines
Niedrigwassergerinnes gefördert. Die Zugängigkeit in das
Gewässerbett wird durch Schaffung von unregelmäßig ange-
ordneten Abgängen und durch teilweise fl ache Böschungen
stark verbessert. Der Gesamtausbau beinhaltet:
◗ die Erneuerung von zwei Brücken,
◗ die Verlegung und die ökologische Aufwertung
des vilsbegleitenden Trenkbaches,
◗ die Anpassung der Abwasserkanäle und
◗ die Anpassung der Gas-, Strom- und Wasser-
versorgungsleitungen.
Vorhabensträger ist der Freistaat Bayern, vertreten durch
das Wasserwirtschaftsamt Kempten. Der gesamte Wasser-
bau und ein Brückbauwerk (Steinacher Ach) wird durch die
Bild 1a = Vils vor Beginn der Baumaßnahme
(gleicher Standpunkt wie Bild 1b)
Flussmeisterstelle Füssen in Eigenregie ausgeführt. Geräte
und Material wurden öffentliche nach VOL ausgeschrieben.
Die gesamten Baukosten belaufen sich auf 4.6 Mio. Euro.
Fischpass am Wasserkraftwerk Randl
Am Wasserkraftwerk Randl in Pfronten liegt eine der
größten Fischtreppen an Bayerns Wildbächen. Die neue
Fischtreppe ist 60 Meter lang, schlängelt sich S-förmig nach
oben und überbrückt einen Höhenunterschied von 5,20
Metern. Dabei fl ießen durchschnittlich 50 l Wasser pro
Sekunde durch die Aufstiegshilfe.
Der Höhenunterschied wird durch einen Beckenpass über-
wunden. Es sind insgesamt 25 Becken mit einer Länge von
2,00 bis 3,00 m. Der Höhenunterschied der einzelnen Be-
cken beträgt ca. 20 cm.
Die Verbindung der einzelnen Becken ist durch tiefe und
ausreichend breite Schlitze sichergestellt. Für die strom-
aufwärts ziehenden Fische bieten die Becken genügend
Ruhebereiche zur Erholung. Vorhabensträger
für den Bau des Fischpasses war der Kraft-
werksbetreiber. Die Baukosten der Fischtrep-
pe betrugen 45.000 Euro. Am Randl Wehr
ist es gelungen, wasserwirtschaftliche Belan-
ge, Naturschutz und Wasserkraftnutzung an
einem Wildbach in idealer Weise miteinander
zu verbinden.
Gerhard Mayer/Dienststellenleiter
Martin Merk/Bezirksvorsitzender
Bild 1b = Vils während der Baumaßnahme
(gleicher Standpunkt wie Bild 1a)
Fischpass am Wasserkraftwerk Randl
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Bund der Flußmeister Bayerns 111
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Sennebogen Anz Flussmeister 718 Doppelseite 101213_d zw.indd 1 16.12.2010 13:38:49 Sennebogen Anz Flussmeister 718 Doppelseite 101213_d zw.indd 2 16.12.2010 13:39:42
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns
Oberfl ussmeister befördert.
Am 1. Janunar 1976 hat man
ihn zum Leiter der Flussmei-
sterstelle Traunstein bestellt.
Hans Kamml konnte am 31. Juli
1988 sein 25-jähriges Dienstju-
biläum feiern. Am 1. Oktober
1991 wurde er zum Haupt-
fl ussmeister ernannt.
Er leitete die Flussmeisterstelle Traunstein bis zum 31. Mai
2003. Er war Flussmeister mit Leib und Seele und zeichnete
sich durch fachliche Kompetenz, seine umsichtige mensch-
liche und ausgeglichene Art und sein gutes Verhältnis zu
seinen Wasserbauarbeitern aus. Wir werden ihm ein eh-
rendes Andenken bewahren.
Karl Schindler
NachrufHauptfl ussmeister Johann Kamml
Am 1. Juli 2010 hat uns unser ehemaliger Kollege Johann Kamml aus Schign, Gemeinde Saaldorf-Surheim, im Al-ter von 69 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit für immer verlassen. Hans Kamml erlernte das Maurerhandwerk. Er arbeitete
einige Jahre als Maurer und trat im Jahr 1961 der Kultur-
baustelle Petting bei. Im Jahr 1963 legte er die Prüfung zum
Kulturaufseher ab und wurde im Anschluss als Kulturauf-
seher im WWA Traunstein übernommen. Nach Ausbil-
dung und Ablegung der Prüfung zum Bautechniker wurde
er im Jahr 1970 zum Flussmeisteranwärter beim WWA
Traunstein ernannt. Nach erfolgreichem Bestehen der An-
stellungsprüfung zum Flussmeister im Jahr 1971 wurden
Hans Kamml beim WWA Traunstein die Aufgaben für die
Baumaßnahmen an Gew. III. Ordnung im gesamten Amts-
bezirk übertragen. Am 1. Dezember 1974 wurde er zum
Am Mittwoch, den 23. Juni 2010 ist unser ehemaliger Kollege Walter Unden im Alter von 71 Jahren ver-storben.
Eingetreten in den Staatsdienst als technischer Angestellter
im Januar 1965 begann Herr Unden seine Laufbahn für den
mittleren technischen Verwaltungsdienst im Januar 1967 als
Flussmeisteranwärter.
Nach erfolgreich abgelegter Anstellungsprüfung wurde er
im August 1969 dem Wasserwirtschaftsamt Landshut zu-
geteilt. Im Juli 1984 übernahm er beim Straßen- und Was-
serbauamt Pfarrkirchen die Leitung der Flussmeisterstelle
Dingolfi ng. Nach einer Gebietsreform 1991 wurde die
NachrufHauptfl ussmeister a.D. Walter Uden
Dienststelle Dingolfi ng an das WWA Landshut angeglie-
dert. Walter Unden blieb Dienststellenleiter bis Ende 1996.
Zu seinen zahlreichen Aufgaben gehörte der Unterhalt
der Isar im Landkreis Dingolfi ng sowie die Instandhaltung
und Überwachung der umfangreichen Hochwasserschutz-
anlagen. Ab dem Jahr 1997 wechselte er in das Amt nach
Landshut, wo er Aufgaben der technischen Gewässerauf-
sicht und Sonderaufgaben wahrnahm. Am 1. Mai 2003 ging
Walter Unden in den wohlverdienten Ruhestand.
Im Bund der Flussmeister war Kollege Unden seit der An-
wärterzeit Mitglied und auch im Bezirksverband ein rüh-
riger Mitstreiter und Repräsentant unseres Berufstandes.
Lieber Walter, wir Flussmeisterinnen und Flussmeister wer-
den dir stets ein ehrendes Gedenken bewahren.
Franz Rager
NachrufHauptfl ussmeister Wolfgang Berger
1986 wurde Wolfgang Berger am WWA Donauwörth zum Flussmeisteranwärter ernannt.
Nach erfolgreicher Anstellungsprüfung übernahm er bis zu
seinem frühen Tod die Leitung des Gewässeraufsichtsbe-
zirkes im Landkreis Donau/Ries. Wolfgang Berger arbeite
sich bis zum Hauptfl ussmeister empor. Zahlreiche Anwärter
durchliefen bei ihm als Ausbildungsleiter ihre Ausbildung.
2008 erfuhr er von seiner schweren Krankheit die ihn dann
am 26. Januar 2011 von uns holte. Im Verband der Flußmei-
ster war er seit seiner Anstellung Mitglied. Seine Ruhe und
fachliche Kompetenz waren sein Markenzeichen.
Er war nicht nur unser
Kollege, sondern unser
Freund.
Wolfgang ist für uns
nicht weg, sondern nur
wo anders.
Erich Schmid
Vorsitzender
In frühen Alter von nur 42 Jahren wurde unser Kollege Hans Alt am 2. November 2010 aus unserer Mitte ge-nommen.
Hans Alt erblickte am 20.03.1968 in Deggendorf das Licht
der Welt. 1994 begann seine Ausbildung zum Flussmeister.
Nach bestandener Prüfung 1996 erfolgte seine Ernennung
zum Flussmeister z.A. am WWA Ingolstadt.
Selbstverständlich war es für ihn, von Anfang an Mitglied im
BFB zu sein. Sein Lächeln fehlt uns und wir verabschieden
Dich mit den Worten von Goethe:
NachrufFlussmeister Hans Alt
Eines Morgens wachst du nicht mehr auf.
Die Vögel aber singen, wie sie gestern sangen.
Nichts ändert diesen neuen Tagesablauf.
Nur du bist fortgegangen.
Du bist nun frei und unsere
Tränen wünschen dir Glück.
Johann Wolfgang von Goethe
Erich Schmid
Vorsitzender
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die Flußmeister 2011
Bund der Flußmeister Bayerns114 BuBu dnd der Flußmeiis
Perfektion erfahren.Der Mercedes-Benz Unimog.
In eigener Sache Hauptpersonalratswahl 2011
Auf Grund des Personalrückganges im Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit, stehen auch weniger Mandate im Hauptpersonalrat zur Verfügung.
Sie haben uns in den vergangenen 15 Jahren Ihre Treue be-
wiesen, in dem Sie mit Ihren Stimmen unseren vom Dienst
ausgeschiedenen Ehrenvorsitzenden Josef Gabereder ge-
wählt hatten. Hierfür ein großes Dankeschön.
Der Bund der Flußmeister Bayerns e.V. bittet Sie, für die
nächsten Jahre wieder um Ihre Unterstützung. Wir sind die
Interessenvertretung, die direkt und nur aus der Wasser-
wirtschaftsverwaltung stammt. Wir vertreten nicht nur die
Interessen der Flussmeisterinnen und Flussmeister, sondern
die aller Beamtinnen und Beamten in der Wasserwirtschaft.
Wir haben Erfahrung aus Politik und Verwaltung, kennen
Hintergründe und Zusammenhänge in vielen Bereichen
und haben einen direkten Draht zu allen maßgeblichen
Entscheidungsträgern.
Damit wir in der Wasserwirtschaft und unsere Interessen
nicht untergehen, geben Sie Ihre Stimmen unserem Landes-
vorsitzenden Erich Schmid auf der Liste des Bayerischen
Beamtenbundes e.V. (BBB), Platz Nr. 4
Für eine starke Vertretung.
Ihr Bund der Flußmeister Bayerns e.V.