Zentrale Wünsche der Nutzerinnen und Nutzer -
Nutzungsanalysen im Blick auf fachliche und interdisziplinäre
Webportale
Dr. Beate Tröger
ULB Münster
Ausgangspunkt sechs Nutzungsanalysen zw. 2000 und 2004:
1) 2001 / 2002 Logfile-Analyse des Deutschen Bildungsservers
2) 2002 Studie in Deutschland zur „Entwicklung eines Marketing-konzeptes für den Aufbau eines Volltext-Dienstes“ (infoconnex)
3) 2002 EU-weit: Focusgruppen ErziehungswissenschaftlerInnen
4) 2003 OPAC-Analyse: „Strategien zur Literatursuche“ im Rahmen des Projektes „Umstieg auf internationale Formate“ der DB (ULB)
5) 2002 / 2003: „Nutzungsanalyse des Systems der überregionalen Literatur- und Informationsversorgung“ (u.a. auch BWL) (ULB)
6) 2003 / 2004: Internationale Studie „Strategische Erfolgsfaktoren von wissenschaftlichen Portalen“ im Rahmen von vascoda
Die Untersuchungen
Unterschiedliche Befragungen mit unterschied-lichen Methoden – aber relativ homogene Ergebnissen zu:
a) Wie wird bislang nach Informationen gesucht?
b) Was wird genutzt?
c) Was wird inhaltlich gesucht?
Die Ergebnisse
a) Wie wird bislang nach Informationen gesucht?
Analyse individueller Suchstrategien u. „typischen“ Suchverhaltens
Die wesentlichen Ergebnisse – wenig Neues: die überwiegende Mehrheit der NutzerInnen
1. suchen mit 1-2 Suchbegriffen: 1) Titelstichwort, 2) Autor / Hrsg., 3) Schlagwort (OPAC: SW 52% bei Themensuche)
2. sehen sich max. 2 Seiten Ergebnisse an, oft nur 1 (OPAC: 60% bis max. 100 Treffer)
3. beginnen schnell eine neue Suche, ohne die erste für eine Verfeinerung / Spezifizierung der Anfrage zu nutzen
4. verwenden weder Boole‘sche Logik noch Trunkierung (richtig)
5. verstehen die Ergebnispräsentation im Ranking nicht (richtig)
OPAC: 60% fänden eine Ergänzung des Personennamens mit biograph. Zusätzen (Lebensdaten, Beruf etc.) interessant
OPAC: 40% suchen im OPAC nach Aufsätzen aus einem Sammelband
OPAC: 13% nutzen ausländische Bibliothekskataloge zur Suche
Web: 84% verwenden selten bis nie eine erweitere Suchmaske / sog. Profisuche
Die Ergebnisse
a) Wie wird bislang nach Informationen gesucht?
Einige Detailergebnisse:
z.B. Boole‘sche Operatoren - oder: die Suche nach dem Maikäfer
Entwicklung des Maikäfers Entwicklung
UND des UND Maikäfers
Entwicklung des Maikäfers
Die Entwicklung des MaikäfersDie_Entwicklung_des_Maikäfers
Die UND Entwicklung UND des UND
Maikäfers
Kurze (!) Nutzungserklärungen direkt über oder neben die Eingabezeile – Hilfetexte werden nicht gelesen!
Die Ergebnisse
a) Wie wird bislang nach Informationen gesucht?
Einige Detailergebnisse:
z.B. der tragische Fall - Tippfehler
TestLesererständnis
Keseverstandenis
Leseverstandnis
Leseverständnis
Leseverständnis Test
Fehlertolerante Eingabe-System! Google: „Meinten Sie vielleicht ...?“
IGLU – Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung 2003
Einbindung des (Fach)-Thesaurus‘ und ggf. eines Abkürzungsverzeichnisses
... und dann gab es da noch die Suche nach dem „Pferd indem die Griechen nach Troja eindrungen“
Die Ergebnisse
a) Wie wird bislang nach Informationen gesucht?
Einige Detailergebnisse:
z.B. die Mehrfacheingabe (ohne erkennbare technische Probleme)
Taliban
Talib
Taliban
taliban
Taliban
Taliban
...
19 Versuche
Erwartung einer automatischen Trunkierung?
???
Die Ergebnisse
a) Wie wird bislang nach Informationen gesucht?
Und wenn es nicht klappt?
„Wo hin wenn man
was sucht?“„fuck u“
Einsatz Atavare
Online-Auskunft
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Layout & Design
Inhalt
Benutzerführung
Aktualität
Ladezeiten
sehr wichtig
wichtig
unentschieden
unwichtig
völlig unwichtig
Die Ergebnisse
b) Was wird genutzt? Zunächst die Frage nach dem „warum“:
Ladezeiten
Aktualität
Nutzerführung
Inhalt
Layout & Design
Sehr wichtig
wichtig
???
Frage 9: Wie häufig rufen Sie Fachinformationen aus dem Internet ab?
selten2% monatlich
8%
täglich56%
wöchentlich34%
selten
monatlich
wöchentlich
täglich
Die Ergebnisse
b) Was wird genutzt: „Wie häufig rufen Sie Fachinfo aus dem Internet ab?“
monatlich: 8 %selten: 2 %
täglich: 56 % wöchentlich: 34 %
b) Was wird - online - genutzt? „Fach-DB = zu viel, zu wissen-schaftlich, zu kompliziert“
„Fachdatenbanken = zu wenig der nötigen Inhalte“
Die Ergebnisse
Wie wird im Internet gesucht?
150
72
115
0
20
40
60
80
100
120
140
160
Suchmaschinen
Themenportale
eigeneLinksammlungen
4/5 der Befragten waren davon überzeugt, dass bessere und fachlich aufbereitete Informationsstrukturierung bei der Suche erheblich helfen würde. Der Bedarf an einem eigenen Portal zum eigenen Forschungs-bereich wird übereinstimmend als sehr hoch eingeschätzt.
4/5 der Befragten waren davon überzeugt, dass bessere und fachlich aufbereitete Informationsstrukturierung bei der Suche erheblich helfen würde. Der Bedarf an einem eigenen Portal zum eigenen Forschungs-bereich wird übereinstimmend als sehr hoch eingeschätzt.
b) Was wird genutzt?
WissenschaftlerInnen
= Fach-DB weniger als die Hälfte!
„Selbsthilfe“: eigene Linksammlungen
Die Ergebnisse
Zeitlicher Aufwand der Informationsrecherche der WissenschaftlerInnen Woche in allen 5 Fächer BWL, Biologie, Maschinenbau, Anglistik und Geschichte: 1/2 Tag pro Woche; bei interdisziplinärer Suche deutlich höher
Zeitlicher Aufwand der Informationsrecherche der WissenschaftlerInnen Woche in allen 5 Fächer BWL, Biologie, Maschinenbau, Anglistik und Geschichte: 1/2 Tag pro Woche; bei interdisziplinärer Suche deutlich höher
Frage 5: Wie häufig nutzen Sie die folgenden Möglichkeiten zur Beschaffung von Fachinformationen?
2,82,7
2,4 2,4 2,42,3
2,2 2,22,1 2,1 2,1 2,1
1,9 1,9 1,91,8
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
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Art der Fachinformationen
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1,0
1,5
2,0
2,5
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Mittelwert
SD
Die Ergebnisse
b) Was wird genutzt: „Wie häufig nutzen Sie die folgenden Möglichkeiten zur Beschaffung von Fachinformationen?“2,8 Fach-Zs,
-bücher2,7 Such-maschine
2,1 Fach-DBen
2.4 OPAC
2,4 Kollegen
1,8 eJournals
Frage 6: Wie wichtig sind Ihnen folgende Informationen?
4,34,1
3,73,5 3,4 3,4 3,3
3,1 3,1 3,1 3,1 3,0
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
3,5
4,0
4,5
5,0
Voll
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495
0,0
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
3,5
4,0
4,5
5,0
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Mittelwert
SD
c) Was wird inhaltlich gesucht: „Wie wichtig sind Ihnen folgende Informationen“?
Volltexte
Adressen Termine
Die Ergebnisse
Literaturinformationen incl. vor allem Volltexte plus Fakteninformationen über Institutionen, Personen, Termine
110120
136144
Informationen über forschungsrelevante Institutionen
Informationen über andere Forscher
forschungsrelevante Quellen
Konferenzinformationen
c) Was wird von WissenschaftlerInnen inhaltlich gesucht?
Literaturinformationen
Und die PraktikerInnen?
Noch weniger (wissenschaftl.) Literaturinformationen, statt dessen komprimierte und anwendungsorientierte praxisrelevante Informationen
Die Ergebnisse
c) ... und was wird bei der Literaturinformation gesucht?
bibliogr. Daten plus Schlagworte plus Abstracts plus Volltexte
Bedingung: One-Stop-Shop mit einem „Single-Point-of-Entry“
• Vernetzung der Informationen untereinander und mit Volltexten
• Vernetzung mit weiteren Dienstleistungen wie Dokumentlieferung
Das reicht aber immer noch nicht - hinzu kommen müssen:
• fachliche oder - noch besser - thematische Einstiege
• Interdisziplinarität bei den Informationen
• bes. gefordert bei WissenschaftlerInnen: Internationalität
Die Ergebnisse
Hohe Skepsis bei Wissenschaftlern: „Frustration“ durch Allgemeinheit der Beschreibung oder „Irreführung“
Biologie, BWL, Maschinenbau
c) ... noch einmal speziell die WissenschaftlerInnen ...
Basis: Informationsflut-Klage = publish or perish oder „Länger suchen, mehr beschaffen, weniger schlafen“
aber: Wunsch nach Verfügbarkeit aller Informationen
bes. wichtig: Autonomie der Info-Auswahl und Info-Bewertung
Die Ergebnisse
Ausnahme von Autonomie: Allgem. Informationen = „aufmerksame Passivität“, Recherche kann institutionalisiert ablaufen (z.B. ViFa)
Fächerunterschiede: anwendungsorientierte Forschung (Masch.bau) zeigt Mut zur Lücke aufgrund hoher Redundanz von Informationen
Now-or-never: „Wert“ der Texte richtet sich zunehmend nach ihrer Verfügbarkeit vs. primär nach Inhalt (Masch.bau, BWL, Biologie)
Grenze zw. Literaturrecherche, Literaturbeschaffung und Literaturauswertung verwischt zunehmend?
c) Was sind die Erfolgsfaktoren eines Online-Portals?
Die Ergebnisse
must-to-have:
„Weiche“ Kriterien:
• Seriosität und Glaubwürdigkeit
„Harte“ Kriterien:
• Aktualität und Vollständigkeit
• Übersichtlichkeit und Einfachheit
• Individualisierungsdienste
+ +
- +
- -
? ?
Profildienste grundsätzlich positiv bewertet, aber erhebliche Praxis-Probleme - u.a.:
• rasche wechselnde Fachterminologie (BWL)
• unzulängliche Thesauri (alle 5 befragten Fächer)
• mangelnde Transparenz (alle 5 befragten Fächer)
Unter welchen Voraussetzungen würden Sie zukünftig Online-Volltextdienste nutzen?
wenn das Preis/Leistungsverhältnis
stimmt47%
Sonstiges5%
wenn sie kostenlos sind48%
c) ... und ein weiterer Erfolgsfaktor: die Kosten:
„Wann würden Sie einen Volltextdienst nutzen?“
Die Ergebnisse
47 % = „wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt“
48 % = „wenn die Dienste kostenlos sind“
Aufwand für Beschaffung findet sehr viel weniger Akzeptanz bei WissenschaftlerInen als Aufwand für Recherche (v.a. zeitlicher Aufwand)
BWL: Wunsch nach Online-Verfügbarkeit ist gleich-gewichtig neben lokaler Verfügbarkeit in eigener Institutsbibliothek - Akzeptanz der anderen Beschaffungswege gewichtet: 2) lokale UB, 3) andere Institutsbibliothek am Ort, 4) FL / Dokumentlieferung
BWL: Online-Verfügbarkeit plus lokale Verfügbarkeit als Schlüssel-kriterium bei Entscheidung zum Verzicht auf Information / Literatur!
„now or never“
Aus welchen Gründen würden Sie künftig auf die Nutzung eines Online-Volltextdienstes verzichten?
53,8%
18,5% 18,2%15,5% 14,1% 13,6%
11,3%7,7%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
Hä
ufi
gk
eit
c) ... und die Kosten?
„Was sind Gründe für eine Nicht-Nutzung eines Volltextdienstes?“
53,8%
„.. wenn zu teuer“
18,2%
Die Ergebnisse
Zahlungsbereitschaft WissenschaftlerInnen:• 49 % für einen Online-Artikel • 11 % für einen Abstract• 5 % für einen Literaturhinweis
Zahlungsbereitschaft Studierende:• 54 % für einen Online-Artikel • 14 % für einen Abstract• 6 % für einen Literaturhinweis
Zahlungsbereitschaft Nicht-Uni-/FH-Wiss.:• 87 % für einen Online-Artikel • 10 % für einen Abstract• 4 % für einen Literaturhinweis
33,5%
50,0%
14,5%
1,6%
0,3%
0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0%
darf nichts kosten
höchstens 3 EUR pro Aufsatz
3 - 5 EUR pro Aufsatz
5 - 10 EUR pro Aufsatz
10 - 20 EUR pro Aufsatz
darf gar nichts kosten33,5%
c) ... und die Kosten? Die Gretchenfrage:
max. 3 € pro Aufsatz50%
max. 3-5 € p. Aufsatz14,5%
5-10 € pro Aufsatz1,6%
10-20 € pro Aufsatz0,3%
Zahlungsbereitschaft nur bei:
Akquisition schwierig zu beschaffender Information
Mehrwertdiensten - vor allem One-Stop-Shopping
Die Ergebnisse
Zahlungsbereitschaft laut vascoda-Studie 2003 / 2004 nur bei 3 € pro Aufsatz
Abrechnung je Volltextabruf (monatlich)
52%
feste Nutzungsgebühr (monatliche oder
jährliche Pauschale)15%
kostenpflichtige Volltextdienste würde
ich nicht nutzen33%
Die Ergebnisse
c) ... und die Kosten: „Wie würden Sie zahlen wollen?“
mtl. oder jährl. Pauschale 15 %
Ich würde nicht nutzen 33 %
mtl. je Aufruf 52 %
bekannt genutzt
b - nicht genutzt
nicht bekannt
keine Angabe
BWL
Biologie
Anglistik
Geschichte
Maschinenbau
5
11
36
40
20
16
15
23
22
13
75
74
40
37
66
3
1
2
1
1
18 15 65 1
Exkurs: Rolle der SSGs
3/4 der befragten WissenschaftlerInnen BWL kennen ihr SSG BWL nicht! (Alterskorrelation in allen Fächern: Jüngere kennen die SSGs noch weniger)
aber: sehr gute Bewertung der Angebote der SSGs durch die Nutzer der SSGs (alle Fächer)
45%
29% 32%
44%
3%0%
10%
20%
30%
40%
50%
Neuwerwerbungsl.
Links
elektron. Dokumente
andere Angebote
keine NutzungAnglistik
Biologie
BWL
Geschichte
Maschinenbau
39 %
56 %
35 %
40 %
44 %
Virtuelle FBVirtuelle FBnicht genutzt...nicht genutzt...
Nutzung Angebote ViFas
Nicht-Nutzung ViFa BWL: 1/3 (Nicht-Nutzung SSG BWL 3/4)
Von WissenschaftlerInnen oft gewünscht: Beratung / Auskunft (nicht gewünscht: inhaltliche Wertung der Informationen)
Konsequenzen
EconDoc
infoconnex
Infoverb. Medizin
GetInfo
EZB
Virtuelle Fachbibliotheken
ZDB
AG Verbünde
Webis
? Deutsche Internetbibl.