-
asubhasamjn und pratipaksabhvana:
Zur Tradition einer 'Vergegenwrtigung des
Widerwrtigen' in der Soteriologie des Nyya
Walter Slaje, Graz
In der Literatur des Buddhismus lt sich die Entwicklung ei
nes Typus der Meditation verfolgen, dessen unterschiedliche Aus
prgungen unter dem gemeinsamen Begriff 'asubhabhvan'
(Vergegenwrtigung des Widerwrtigen) zusammengefat zu wer
den pflegen. Es handelt sich dabei meist darum, einen (mit dem
Betrachter gleichgeschlechtigen') Leichnam in den verschiedenen
Stadien seines Zerfalls zu betrachten, die damit verbundenen Vor
stellungen auf den (eigenen oder einen fremden) lebendigen Kr
per zu bertragen^ um so seine Widerwrdgkeit und Vergnglich
keit zu begreifen und das Verlangen nach fleischlicher Lust - u. a.
da es die Versenkung strt - an seinem Entstehen zu behindern^.
Verwandte Betrachtungen ber die 'Unreinheit des Leibes', und
zwar im besonderen ber die des weiblichen Krpers, haben auch
ihren Platz in der brahmanischen Literatur gefunden, wo sie be
sonders hufig in der epigrammatischen Spruchdichtung und in
der Zenturienpoesie anzutreffen sind. Hier aber tragen sie nicht
den Charakter einer methodisch entwickelten, zweckgerichteten
Versenkung, sondern vielmehr den geistreicher Poesie, die den
lyrischen Schilderungen weiblicher Reize auch gegenlufige
Aspekte dichterisch ebenbrtig gegenberstellt.
In den Texten der brahmanischen Philosophie ist die systema
tisch betriebene Erzeugung eines Ekels vor dem (weiblichen) Kr-
' Vgl. VM 6.14 (p.l 46).^ Vgl. VM 6.88 (p. 159): yath 'eva hi matasariram, evamvamnakam pi asubham
eva.
' Zur asubhabhvan im Buddhismus vgl. Lamotte 1970: 1311-1328; EB 270-
282; VM 6.1-94 (pp. 145-161); Snddeva, Bodhicaryvatra 8.40-85 [Steinkellner 1981: 96-101], etc.
-
110 Walter Slaje
per demgegenber nicht eben hufig anzutreffen''. Das Nyyas
tra kennt eine solche Vergegenwrtigung noch nicht. Sie wird je
doch seit Paksilasvmin' von den spteren Autoren des alten
Nyya, wie gezeigt werden soll, ebenfalls gelehrt.
Die Funktion, die der Ekelerzeugung dort zugewiesen wird, ist
- wie bereits aufgrund jener Nyyastren (1.1.2; 4.2.1-3) ersicht
lich, die zum Anla fr ihre Darstellung genommen werden -
stets einem erlsungsrelevanten Kontext verbunden. Es handelt
sich im Grunde darum, gewisse, aus vergangenen Existenzen
ererbte 'Grundfehler' {dosa, klesa) zu bekmpfen, die gem
NS 1.1.2 Bestandteil der fr den Daseinswandel und seine Been
digung mageblichen Ursachenkette sind. NS 4.1.2-3 fhrt
'(leidenschaftliche) Zuneigung/Begierde' {rga), '(leidenschafdi-
che) Abneigung/Ha' {dvesa) und 'Wahn' {moha) als 'Grundfeh
ler' {dosa) arC.
Paksilasvmin (5^ Jh.)
Durch Deutung des Wortes '(irriger) Ichbezug' {ahankra) in
NS 4.2.1 als einen der drei 'Grundfehler' {dosa), nmlich mo
ha^, wird eine Beziehung zu den Grundfehlern in der Ursachen
kette von NS 1.1.2 hergestellt":
* Vgl. aber Sprockhoff 1976: 90; 141'; 161. Vgl. ferner YS 2.5 nebst YBhund Vcaspatis T7k; Yogavsistha [YV 1.18 (kyajugupsa) sowie 1.21 (stnju-
gups)].' Untersucht von Oberhammer 1984: 36ff
' NS 1.1.2: duhkhajanmapravrttidosamithyjfinnm uttarottarpye tadan-
antarbhvd apavargah (Wenn das jeweils Folgende von Leid, Geburt, Betti
gung, Grundfehlern und inadquatem Erkennen wegfllt, [erfolgt die] Erlsungdadurch, [da] das ihnen [je] unmittelbar Vorangehende fehlt".) Vgl. zu diesemStra auch Slaje 1986: 163 f; FN 7.
' Zu moha als einem von drei dosas vgl. auch NS 4.1.6; 8. Fr eine damit
vergleichbare Aufzhlung von dosas in der buddhistischen Literatur ist auf EB 274zu verweisen.
' NBh 1036,2-5: mithyjnnam vai khalu moho, na tattvajnnasynutpat-
limtram. lac ca mithyjnnam yatra visaye pravartamnarn samsrabijam bhavati,
sa Visayas tattvato jneya i. kirn punas tan mithyjnnam ? antmany tmagrahah.aham asmiti moho 'hahkra iti, antmnarn khalv aham asmili pasyato drstir aha
nkra iti. (Wahn ist bekanntlich doch inadquates Erkennen; nicht blo das
Nichtentstehen eines Erkennens davon, wie geartet/was [die Objekte] tatschlich
sind! Und auf welches Objekt gerichtet dieses inadquate Erkennen zum Samen
des Daseinswandels wird, dieses Objekt [wre] in adquater Weise zu erkennen.Was wiederum ist dieses inadquate Erkennen? An dem, [was] man nicht selbst
-
Zur Tradition einer 'Vergegenwrtigung des Widerwrtigen' 111
Aufgrund solchen Erkennens [davon], wie geartet/was'" [das
die Ursache der Grundfehler bildende 'Objekt des Erkennens'
(prameyaY'] tatschlich ist,
fllt das jeweils Folgende von Leid, Geburt, Bettigung,
Grundfehlern und inadquatem Erkennen weg. Unter dieser
Voraussetzung (loc.) [erfolgt die] Erlsung dadurch, [da]
das ihnen unmittelbar Vorangehende fehlt" [NS LL2].
Paksilasvmin verleiht NS 4.2.2 nun einen neuen Kontext,'^
indem er das dosanimitta aus 4.2.1, welches er als '(irrigen) Ich
bezug auf die Gruppe der (fnO Gegenstnde' {arthajtay^ be
stimmt hatte''', unter dem Aspekt ihrer Betrachtung in der Ver
senkung {prasahkhyna) darstellt. Denn die Erkenntnis der die
Grundfehler bewirkenden Ursachen {dosanimitta) geht - anders
als die der 16 Lehrgegenstnde {padrtha) des Nyya - nur aus
[ist], ein Selbst erfassen. Der Ichbezug [nmlich, welcher] ein Wahn von 'ich bin'
[ist, und zwar] Ichbezug als Sichtweise dessen, [der das, was] bekanntlich nicht[er] selbst ist, als '[Das] bin ich' ansieht.")
> NBh 1038,3-5 {evam tattvand ..) ad NS 4.2.1.' Zur Verwendung und Bedeutung des Begriffs 'tattvajdna' im alten Nyya
vgl. Slaje 199*." Als bewirkende Ursache der 'Grundfehler' (dosa)" bestimmt Paksilasvmin
dasjenige 'Objekt des Erkennens', an dessen Anfang die mit 'Krper' beginnende
[Gruppe der fnf Gegenstnde (arthajt) steht], und das mit 'Leid' endet"(NBh 1038,1 ad NS 4.2.1: sanrdiduhkhntam prameyam dosanimittarn.).
Paksilasvmin bindet die drei Stren (4.2.1-3) in einen neuen Kontext ein,
der bereits durch die den beiden ersten dieser drei Stren vorangestellten Partikeln
(evarn ca [ad A.l.X], ... tu khalu [ad 4.2.2]) ins Auge fllt. Eine von den Kommen
taren unabhngig durchgefhrte Betrachtung dieser Stren zeigt, da dieser Kon
text nicht zwingend ist und historisch daher auch nicht notwendig richtig seinmu!
" Vgl. NBh 1036,5 f: kirn punas tad arthajtam yadvisayo 'hahkrah? sariren-
driyamanovedanbuddhayah [vgl. dazu NS 1.1.9]. (Welche wiederum ist die
Gruppe von Gegenstnden, die Objekt [eines solch irrigen] Ichbezuges ist? [Es ist
dies die Gruppe von] Krper, Sinnesvermgen, Denkorgan, Empfindung und
Erkennen.")" NBh 1037,13-1038,2: evarn ca 'dosanimittnrn taltvajhnd ahahkra-
nivrttih' [NS 4.2.1] sarirdiduhkhntarn prameyarn dosanimittarn, tadvisayatvn
mithyjhnasya. (Und [wenn] in dieser Weise , erkannt wird, wie geartet [undwelche] die bewirkenden Ursachen der Grundfehler tatschlich sind, hrt der
(irrige) Ichbezug [auf diese] auf [4.2.1]. Bewirkende Ursache [der Grundfehler]
ist dasjenige Objekt des Erkennens, an dessen Anfang die mit Krper beginnende
[Gruppe der fnf Gegenstnde (arthajt) steht], und das mit Leid endet, weil es
Objekt eines inadquaten [als 'Ich'] Erkennens ist.")
-
112 Walter Slaje
einer besonderen Versenkung hervor'^ Aber auch innerhalb die
ser Fehlerursachen wird eine Unterscheidung getroffen zwischen
der Beseitigung der beiden Grundfehler rga und dvesa sowie der
des Grundfehlers moha.
Die von den beiden ersten dosas begrndeten Affekte werden
dadurch unterbunden, da man sich die Sinnesobjekte wiederholt
methodisch 'vor Augen fhrt' {prasant]/khy/]/caks) um so die
Vorstellungen, die man sich von ihnen durch Zuschreibung spe
zifischer Eigenschaften macht, dahingehend zu beeinflussen, da
sie ihre Anziehungs- bzw. Abstoungskraft auf den Betrachter
verlieren. Dieser soll dadurch eine innere Distanz zu den Dingen
der Welt gewinnen. Und das erfolgt in zwei methodischen Schrit
ten: Durch Beseitigung falscher Vorstellungen (mithysahkalpa)
ber Personen und Dinge ('Erkenntnisgegenstnde') kommen
auch die von dieser Vorstellung verursachten Affekte zur Ruhe".
Und hat man sich erst von derlei falschen Vorstellungen ber die
Dinge der Welt frei gemacht, wird als nchstes der '(irrige) Ich
bezug' (ahankra ~ moha) beseitigt, und zwar dadurch, da man
sich die 'Gruppe von (fnQ Gegenstnden' (arthajt), nmlich
" NBh 1090,4 f.: 'dosanimittnrn tattvajhnd ahahkranivrttir' ity uktam
[NS 4.2.1]. atha katham tattvajhnam utpadyata iti? 'samdhivisesbhyst'
[NS 4.2.38]. (Es wurde [in NS 4.2.1 ] gelehrt, da ,der (irrige) Ichbezug aufhrt,wenn erkannt wurde, wie geartet [und welche] die bewirkenden Ursachen der
Grundfehler tatschlich sind'. Wie aber entsteht das Erkennen [davon], wie geartet [und welche die bewirkenden Ursachen der Grundfehler] tatschlich sind? -
'Aufgrund des Einbens einer besonderen Versenkung' [NS 4.2.38].")NBh 1091,3: ... tadabhysavast tattvabuddhir utpadyate. (Die Erkenntnis [da
von], wie geartet [und welche die bewirkenden Ursachen der Grundfehler] tat
schlich sind, entsteht kraft des Einbens dieser [besonderen Versenkung].")
Unter derselben Voraussetzung wird die Angelegenheit auch von Vcaspad
(NVTT 1090, 15-1091, 24) diskutiert. Da er dem zustimmt, da das tattvajnnader dosanimittas - aber nicht etwa das der 16 padrthas\ - aus dem samdhi
entstehe (NVTT 1039, 15: prasahkhynam [=] samdhijam tattvajhnam), wurde
im Nyya ganz offenkundig eine Unterscheidung hinsichtlich der Methoden, gewisse Objekte adquat zu erkennen, getroffen. Ein tattvajhna lt sich daher in
manchen Fllen nur mit einem, in anderen jedoch mit mehreren Mitteln erzeugen.Vgl. Isaacson 1993: 141 f
" NBh 1095,12 {ad NS 4.2.46): indriyavisayesu prasahkhynbhyso rgadve-
saprahnrthah. (Die auf die Objekte der Sinne [gerichtete] bung des 'vor
Augen Fhrens' hat den Zweck, eine Zuneigung [zu ihnen] und eine Abneigung[gegen sie] zu unterbinden".)
" Dies entsprche, setzte man die Funktion von mithysahkalpa mit mi-
thyjhna gleich, der Ursachenkette in NS 1.1.2, wo mithyjhna die dosas er
zeugt. Vgl. oben FN 6.
-
Zur Tradition einer 'Vergegenwrtigung des Widerwrtigen' 113
den Krper usw., darauf bezogen vor Augen fhrt, was man tat
schlich 'selbst' ist. Im Anschlu daran wird die Methode zur
Behinderung des Ausbruchs der verhngnisvollen Affekte im ein
zelnen gelehrt: Die Vorstellung von einem 'schnen Ganzen'
(avayavin)^^, also einem Trger schner Eigenschaften, beruht
auf der, die man sich von dessen Teilen macht. Die auf das Pri
mrphnomen (nimitta") gerichtete Vorstellung ("samjny eines
solchen Teils ist wertneutral. Zhne und Lippen beispielsweise
werden als das genommen, was sie eben sind, nmlich als Zhne
und Lippen. Doch an diesen ersten psychischen Akt schliet sich
ein zweiter, intentionaler, der das Primrphnomen 'Zhne' einer
bewertenden, sekundren Vorstellung (anuvyanjanasamjn) un
terwirft (z. B. 'schn'). Letztere, da sie leidenschaftliche Affekte
begrndet, soll nun dadurch unterbunden werden, da man sich
die hlichen Bestandteile (avayava) eines Ganzen einzeln vor
Augen fhrt. Paksilasvmin nennt diese Methode asubhasamjn,
das Entwickeln einer 'begrifflichen Vorstellung (samjn) vom
Widerwrtigen' (asubha)^:
Doch fhrt man [sie] sich [in der Versenkung] eins nach dem
andern^' vor Augen, [so sind] bekanntlich
die mit 'schner Erscheinung' (rpa)'^^ beginnenden, [und als
solche] zur Vorstellung^^ gemachten Objekte die bewirkende
Ursache der Grundfehler [NS 4.2.2].
" Zur Lehre vom avayavin vgl. GiPh 2,164-167; Grohma 1971." Zum diesbezglich buddhisdschen Hintergrund in terminologischer und
sachlicher Hinsicht vgl. Oberhammer 1984: 11 ff.2 NBh 1039,2-1042,5. Dieser Abschnitt wurde bereits von Oberhammer 1984:
36 f bersetzt und (37 ff.) untersucht. Die im folgenden gebotene bertragung
bringt ein in einigen Punkten davon abweichendes Verstndnis zum Ausdruck." prasankhynnuprvy mit NVTT (1039,15), Mss la-ga-ja und NBh (Ksi)
546,6 gegen m (Text)." Auf Probleme im Zusammenhang einer ursprnglich mglicherweise anderen
Bedeutung der bersetzten Stren wird hier - es drfte wohl an die fnf Sinnes
objekte {rpa, rasa, sparsa, sabda, gandha) zu denken sein [vgl. auch EB 274] -
und im folgenden nicht eingegangen. Die bertragung folgt der Deutung durch
Paksilasvmin, der rpa in Beziehung zu rga setzt, und diesem 'rpa ' ein 'asu-
bha ' entgegensetzt." Da 'sahkalpa' = 'falsche Vorstellung' (vgl. BHSD s.v.), aber nicht 'Wun-
sch'/'Verlangen' [Ruben 1928], zeigt sich am folgenden Stra (4.2.3) sowiean NS 4.2.34. In beiden Fllen besteht ein Zusammenhang mit 'aM/-
'(flschlich) Whnen'. Aus der 4.2.34 {smrtisankalpavac ca svapnavi-
saybhimnah) formulierten Entgegnung auf den 4.2.31 {svapnavisayabhimanavad
-
114 Walter Slaje
'Schne Erscheinung' usw. heien Objekte der Fleischeslust
{kma), [die] Gegenstnde der Sinne sind. Stellt man sich diese
in falscher Weise vor {mithy sahkalpyamna) , [so] bringen sie
Begierde {rga), Ha {dvesa) und Wahn {moha) in Gang. Sie soll
man sich zuerst [in der Betrachtung] vor Augen fhren. Denn
[wer] sie sich [in der Betrachtung] vor Augen fhrt, fr den hrt
die auf eine beispielsweise schne Erscheinung als Objekt [ge
richtete] falsche Vorstellung auf.
Hat diese [auf eine beispielsweise schne Erscheinung als Ob
jekt gerichtete falsche Vorstellung] aufgehrt, soll man sich die
mit 'Krper' beginnende [Gruppe der fnf Gegenstnde] auf das
gerichtet, [was man eigendich] selbst [ist], vor Augen fhren. Da
durch, [da man sich] dies vor Augen fhrt, hrt ein auf sich
selbst als Objekt gerichteter irriger Ichbezug auf. 'Befreit' {mukta)
nennt man den, der lebt^^ indem er in [seinem] Denken [nach
innen], auf sich selbst gerichtet, und nach auen, [auf die Sinnes
objekte hin, solche] Unterscheidung [trifft].
In der Folge lehrt [das nchste Stra,] da eine gewisse begriff
liche Vorstellung {samjn) [von den Gegenstnden] zu meiden,
eine gewisse [andere Vorstellung von ihnen aber] zu vergegenwr
tigen ist. [Doch handelt es sich im Stra] weder um Widerlegung
noch um Anerkennung [der Existenz] des Gegenstandes' {ar-
thaY^ [schlechthin]. Wie das?
ayam pramnaprameybhimnah) ausgefhrten Einwand geht klar hervor, da
das irrige Whnen von einem Objekt im Traum mit einer falschen Vorstellung[von einem Objekt] in der Erinnerung" gleichgesetzt wird. Es werden hier nicht
die Objekte bestritten, jedoch die irrige Erkenntnis derselben behauptet2* Der Gebrauch des Prsenspartizips {viharan) ist m. E. ein deutlicher Hinweis
darauf, da Paksilasvmin hier an jene besondere Art der Erlsung denkt, die in
der spteren Literatur als }7va/imt/
-
Zur Tradition einer 'Vergegenwrtigung des Widerwrtigen' 115
Deren bewirkende Ursache aber ist das Whnen eines 'Gan
zen'" {avayavyabhimna) [NS 4.2.3].
Deren" [d.h.] der 'Grundfehler', bewirkende Ursache aber ist
das Whnen eines 'Ganzen'." Und dies ist fr einen Mann be
kanntlich die anziehende(?) {sapariskraY^ Vorstellung von der
'[ganzen] Frau', und fr eine Frau die anziehende(?) {sapa-
riskr) Vorstellung vom '[ganzen] Mann'. 'Anziehend'(?) aber"
[umfat] begriffliche Vorstellungen {satnjn), [die] sowohl auf
primre {nimitta.) wie auch auf sekundre Phnomene {anuvyan-
jana) [gerichtet sind].
Die auf Primrphnomene [gerichtete] Vorstellung [ist eine der
Teile]: Zunge und Ohren, Zhne und Lippen, Auge und Nase.
Die auf Sekundrphnomene [gerichtete] Vorstellung [ist die, die
man sich von diesen Teilen macht]: 'So, [nmlich beispielsweise
schn], sind die Zhne'^*, 'so, [nmlich beispielsweise schn], die
Lippen' [usw.].
Diese [letztgenannte, auf die sekundren Phnomene gerichte
te] Vorstellung vermehrt [jedoch] die Fleischeslust und [damit]
die mit ihr verbundenen, zu vermeidenden Grundfehler. Das Mei
den dieser [auf die sekundren Phnomene gerichteten Vorstel
lung] aber [erfolgt in Form] einer einzeln [zu bildenden] Vorstel
lung von den Bestandteilen [eines wegen der genannten Phno
mene schn erscheinenden Ganzen] : Die begriffliche Vorstellung
von Haupt- und Krperhaar, Fleisch, Blut, Knochen, Sehnen,
Adern, Schleim, Galle, Exkrementen und anderem. Dies nennt
man 'begriffliche Vorstellung des Widerwrtigen'. Wer sie verge
genwrtigt, dem schwindet [jede] Neigung zur Fleischeslust.
Und da das [zu betrachtende] Objekt tatschlich zwei Gesichts
punkte hat, lehrt [das Stra, wie einleitend bemerkt,] da eine
gewisse begriffliche Vorstellung [von ihm] zu vergegenwrtigen,
eine gewisse [andere Vorstellung von ihm jedoch] vllig zu unter
drcken ist. Wie im Falle einer mit Gift vermengten Speise die
begriffliche Vorstellung von 'Speise' dazu [fhrt, sie] anzuneh
men, die begriffliche Vorstellung von 'Gift' [aber] dazu, [sie] zu
meiden."
" 'Mit Schmuck/Schnheit versehen'(?)~ anziehend, reizvoll? Uddyotakara
(NV 1040,16) gibt bandhana ('was bindet') als Bedeutung von 'pariskra' an.Oberhammer 1984: 36 ('reizvoll').
" pariskras ca mit Mss la-ga-ja und NBh (Ksi) 548,3.2 danth mit NV (1041,7).
-
116 Walter Slaje
Vcaspatimisra (10' Jh.)
Whrend Uddyotakara die von Paksilasvmin geschilderte Ver
gegenwrtigung der hlichen Aspekte der einzelnen Bestandteile
des Leibes in seinem Kommentar nur knapp erklrt, sie aber nicht
weiter ausfhrt, greift der Uddyotakara kommentierende Vcas
pati sie unter der Bezeichnung asubhasamjn (-bhvan) wieder
auf. Anders als Paksilasvmin, der diese Betrachtungsweise rezi
prok auf beide Geschlechter anwendet, wonach ein Mann sich
die Frau, und eine Frau sich den Mann in entsprechend hliche
Einzelheiten aufgelst vorzustellen habe, behandelt Vcaspati al
lein die Frau als widerwrtig einzubendes Objekt der Begierde
des Mannes^':
Ruft sich ein Liebhaber [einzelne] Tee [seiner] Geliebten wie
Zhne, Lippen, Nase und andere in die Vorstellung, [dann] bin
det er sich an sie. Die Teile eines 'Ganzen' (avayavin) sind [ja
dessen] charakteristische Merkmale (vyanjana). Weil [nun das
Ganze nur] gemeinsam mit diesen [seinen Teilen] wahrgenommen
wird, ist das [als beispielsweise schn vorgestellte] Sekundrph
nomen (anuvyanjana) dieser [Teile] dem [Ganzen] hnlich. [Und]
deshalb [wird dieses Phnomen] auf das [Ganze] bertragen. So
aber verhlt es sich mit den Angehrigen des weiblichen Ge
schlechts:
Wenn die Geliebte - des Liebesgottes einz'ge Spielstatt,
Von flss'gen Goldes reinem Glanz,
Mit Gliedern trge von des Brstepaares Last und des
Mcht'ger Elefanten-Schlfen Hftgeschaukels -
Wenn sie, die gleichsam [uns] zum Leben bringt,
[Nun] der Umarmung widersteht.
Ertrgen wir - und wie? - denn dann
Des Liebespfeileschleud'rers Pfeile Pein?
Eintauchend in den Wohltatsflu der Leidenschaften,
Mit Hgeln des Gess als Sandbank, mit Nabelkreises
Strudelung,
Voll Lotusmndern [und] mit Wellen, die
hochgeschwung'ne Brauen sind.
Entfloh der Mhsal er des langen Trennungsbrands.
" NVTT 1040,21-1041,18; ... 1042, 12f.
-
Zur Tradition einer 'Vergegenwrtigung des Widerwrtigen' 117
Die Verstndigen aber setzen, indem sie die begriffliche Vorstel
lung des Widerwrdgen vergegenwrdgen, [dem] entgegen:
Mit Knochen, Mark, mit Leber, Milz und Exkrementen voll
gestopft, vernht mit Sehnen und mit Adern - Hautscke sind
die Weiber!
Und es verkndeten die Rsis^:
Kluge freilich wissen, da der Krper, weil ihm Reinheit
[erst] verliehen werden mu, [von Grund aufj unrein ist, we
gen [der Unreinheit] des Ortes {sthna) [wo, und der] des
Samens {bija) [aus dem er entsteht] ; wegen [der Unreinheit
der materiellen] Grundlagen {upastambha) [seines Beste
hens]; wegen [der seiner] Ausflsse {nisyandaY^ und auch
wegen [der Unreinheit] im Tode {nidhana)^^. ...
In der Tat hat der als Geliebte charakterisierte Gegenstand [der
Begierde] zwei Gesichtspunkte. Dennoch wird, nachdem man zur
Beseitigung beispielsweise der Begierde den Bereich der [auf die
Dieser Vers steht im von Vcaspad kommentierten Yogastrabhsya ad Yo
gastra 2.5. Da er Vcaspati als 'vaiysiki glh' bekannt war, im Mahbhrataaber nicht nachweisbar ist, knnte dies darauf hindeuten, da er eventuell sogar
vom Verfasser des YBh ('Vysa') selbst stammt. Es mu dies Vcaspad nicht
notwendig klar gewesen sein, als er die berlieferung von einem 'Vers des Vysa'
weitergab." So mit YBh, YBhV und TaHvavaisradT (ad YS 2.5) gegen "nispandt (Ed.)." Diesen von ihm im NVTT zitierten Vers erklrt Vcaspati in seinem Kom
mentar zum Yogastrabhsya [ad YS 2.5 (p. 62, 20-24); vgl. auch YBhV 133,
5-29] in folgender Weise: 'Ort' ist der Bauch der Mutter, befleckt von Urin und anderem. 'Same' [meint]
Menstrualblut und Samen der beiden Elternteile. '[Materielle] Grundlagen' sind
die Umwandlung zu Saft und anderem genossener Speisen und Getrnke, wo
durch der Krper [am Leben] erhalten wird. 'Aussse' [bedeutet] Ausschwitzen.
Und der 'Tod' macht sogar den Leib eines Vedakundigen (rituell) unrein, weil im
Falle dessen Berhrung ein (rituelles) Bad vorgeschrieben wird. Wenn nun aberder Leib unrein ist, wozu dient dann das Waschen mit Erde, Wasser und ande
rem? Deshalb sagt er 'wedihm Reinheit [erst] verliehen werden mu'. Reinheit wird
dem Krper, obgleich er von Natur aus unrein ist, [ja erst] verliehen. Wie der Duft
begehrlicher [Frauen dadurch, da sie ihre] Glieder mit roten und anderen [Essenzen] einfrben, [erst erzeugt wird, er ihnen aber nicht von Natur aus zu
kommt] !"Sachlich und teilweise auch terminologisch damit vergleichbar ist die
'kyasmrtyupasthna' genannte Methode des Buddhismus: 1.) jtisthnsuci; 2.)
bijsuci; 3.) svabhvsuci ; 4.) svalaksansuci; 5.) paryavasnsuci. Vgl. dazu Lamotte 1970: 1151-1155; EB 275.
-
118 Walter Slaje
sekundren Phnomene gerichteten] begrifflichen Vorstellung
von den Teilen usw. vllig aufgegeben hat, der Bereich der Vor
stellung vom Widerwrtigen auf den [Gegenstand, der die Gelieb
te ist], angewendet. Der Zweck [davon ist es], die Entwicklung
der inneren Distanz (vairgya) zu frdern."
Jayantabhatta (9. Jh.)
Jayanta lehrt diese Form der Vergegenwrtigung ebenfalls". Er
nimmt sie anllich seiner Exegese von NS 1.1.2, im Grunde
also im selben Kontext wie Paksilasvmin auf, nmlich in dem
der Methode zur Vermeidung soteriologisch hinderlicher 'Grund
fehler' (dosa). Jayanta allerdings verwendet dafr den Begriff pra-
iipaksabhvan^^, d.h. 'Vergegenwrtigung des Gegenstzlichen'.
Er gibt den Inhalt dieser einzubenden Vorstellung von allen
Nyya-Autoren am ausfhrlichsten wieder. Und dem von ihm
bevorzugten Begriff gem stellt er auch - bei gleichbleibender
Schilderung der hlichen Aspekte des Leibes einer Frau - die
Erzeugung gegenteiliger {pratipaksa) Vorstellungen {bhvan)
in den Vordergrund: Zuerst werden - unter Anspielung auf in der
Dichtkunst gerne gebrauchte Metaphern - konventionelle Be
schreibungen weiblicher Schnheit in Erinnerung gerufen, um
dieser 'Schnheit' sodann - durch Darstellung gegenteiliger
Aspekte - ihre Anziehungskraft zu nehmen^^:
Dadurch nmlich, da man die Mngel [gewisser] Gegenstn
de beobachtet, kommt die Begierde, deren Charakteristikum es
ist, an diesen [Gegenstnden] zu hngen, zur Ruhe. Wenn der
einsichtige Mensch nun [so] denkt:
[Einst] funkelt' sie mit Sternenaugen,
Ihr ppig Brstepaar stolz aufgereckt,
[Und] heute kann man in der Wildnis schauen
An Vogelschnbeln sie verreckt.
"NM 448,8-451,22. Fr eine ausfhrlicher gehaltene Darstellung der Behand
lung dieses Problemkreises bei Jayanta vgl. Slaje 1995." Vgl. dazu den im Visuddhimagga im Zusammenhang mit der asubha-iJhung
[VM 6.1-94 (pp. 145-161)1 verwendeten Begriff patibhga{-nimina) [VM 6.43 ff.(pp. 151 ff.)].
" NM 449,7-450,10.
-
Zur Tradition einer 'Vergegenwrtigung des Widerwrtigen' 119
Nach auen hin glnzet ihr
Lotusduftgleichender Leib,
Doch innerlich mengen sich
Mark mit den Knochen, der Kot mit Urin, [und] Fett mit den
Maden.
Knochen, Galle, Exkremente,
Feuchte Eingeweide, Blut -
Ist^ Haut darber, sagen sie
'Begehrliche' dazu.
Zwei Klumpen Fetts nur
[Ihre] Brste -
Wie [knnten] sie [da]
'Gold'ne Krge' [sein]?
Und welcher Wahn hlt [ihr] Ges,
Den [prall] mit Kot [gefllten] Lederschlauch,
Fr einen 'goldnen Felsen'?
Ein nssend abscheuliches Loch,
Unreine Pforte fr Blut und Urin -
Die 'Sttte der Lust'?
Oh die Betrung von Mnnern!
Der Lecker des eigenen Lebenssafts, der Hund,
Erfreut sich - Gabe der Natur - am drren Knochen.
Des eig'nen Samensafts" Ergieer, der Mann,
Ergtzt sich ebenso am Weibe.
Geffnet der Mund, es sdert das Auge,
Die Farbe entwichen, mit Atemnot -
Weckt die Geplagte nicht heute
Die Lust
- Im nahenden Tod?
Ach unsern Bluttrank trinkbegier'ge.
Elende Schlange!
Zur Unzeit lstet's sie
Mit vorgerecktem Maul.
" NM (KsT) (2) 86,21: ja/." Der Same {sukra) bildet eines von sieben konstitutiven Elementen {dhatu)
des Krpers. Vgl. dazu auch R.P. Das, Indo-Iranian Journal 11 (1984) 237 f.
chrisHighlight
-
120 Walter Slaje
Schadet es uns? Die eigene Natur
Der Sache ist's.
Feuer brennt, berhrt man es. Doch
Zrnt es niemandem darob!
Kein Grund ist [uns] willkommen.
Und keiner widrig.
Ob Liebes er auch [brchte] oder nicht.
Die Frucht der eig'nen Werke [nur] erblick' ich.
- 1st Freund mir jemand, jemand Feind?
Bei [jenem Einsichtigen, der dem] in dieser Weise Tag und Nacht
grndlich nachgeht, ergibt sich fr alles eine gleiche Gesinnung
in [seinem] beruhigten Denkorgan. So lsen die Knoten der
Grundfehler sich!"
Bhasarvajna (9. Jh.)
Wesendich knapper in der Ausfhrung, aber hinsichtlich der
Intention unmiverstndlich, legt auch der Nyya-Autor Bhsar
vajfia zur Vermeidung der Grundfehler dieselbe Form der Verge
genwrtigung nahe^*:
Jene, die das, [was auf das Selbst bezogen ist,] zutreffend
verstehen, ... lehren [die Vermeidung der Grundfehler] beispiels
weise so:
Mit Knochen als Sttze, verbunden mit Sehnen,
die Schmiere
Aus Fleisch und Blut - vernht mit Haut,
[Und] stinkend; Urin wie Kotes voll".
Darinnen Leid und Alter wohnen; Krankheitssttte,
vielgepeinigt;
Menstruierend und vergnglich.
Diesen Krper soll man flieh'n''.
Die durch Begierde Erblindeten aber sehen es gerade umgekehrt,
beispielsweise so:
" NBhs 444,26-445,7.
" lies: ... durgandhi, prnam ...
" Zur Identifizierung [= Mahbhrata 12.316. 42f.) vgl. Wezler 1984: 333,n. 134.
-
Zur Tradition einer 'Vergegenwrtigung des Widerwrtigen' 121
Wer schuf sie, die wie Nektars Krge,
Die Frauen, die wie Freudenhaufen,
[Uns] gleichsam Lustbehlter [sind]?'"
So mu man das verkehrte Erkennen jener sehen, die durch [die
Grundfehler] Begierde, Ha und Wahn fr [denjenigen Gegen
stand unseres Lehrwerks] blind gemacht sind, der von 'Selbst' bis
'Erlsung' reicht"'*^.
Es lag in der Absicht dieser Arbeit, der Frage nachzugehen, ob
die von Paksilasvmin gelehrte 'Vergegenwrtigung des Wider
wrtigen' auch von der spteren Tradition aufgenommen wurde.
Diese Frage lt sich nun bejahen. Mit Ausnahme Uddyotakaras,
der sie blo nicht weiter ausfhrt, lehren alle brigen erhaltenen
Autoren der lteren Schule des Nyya diese Form der Betrach
tung. Historisch gesehen kann - zumindest aufgrund der ltesten
Belege und der systematischen Entwicklung als Meditationsform
- der Buddhismus als vermutlich gebender Teil angesehen wer
den. Zum einen ist ja bekannt, da im Yogastra und im Yoga
strabhsya adaptierende bernahmen buddhistischen Gedan
kengutes vorliegen''^ Zum andern aber wurde anhand einer
vierfachen, im Nyyabhsya erstmals vorkommenden schemati
schen Darstellung der Erlsungslehre bereits ein Wahrscheinlich
keitsbeweis dafr erbracht, da solch ursprnglich buddhisti
sches Gedankengut von Paksilasvmin aus der Yogatradition in
den Nyya bernommen wurde"''. Eine indirekte Beeinflussung
Paksilasvamins durch den Buddhismus drfte nun auch im Falle
der 'asubhasamjn' vorliegen"^, und es ist, da eine verwandte
^' Aus dem Repertoire der Spruchdichtung. Zur Identifizierung [= Indische
Sprche 535 (3565)] vgl. Wezler loc.cit." Damit ist jener Lehrwerksinhalt {padrtha) 'prameya' gtmtmi, unter den die
zwlf in NS 1.1.9 aufgezhlten - nmlich von tman bis apavarga reichenden
und als soteriologisch relevant erachteten - Gegenstnde subsumiert werden. Vgl.dazu und zum Problem der Vereinbarkeit mit einer davon abweichenden vierfa
chen Einteilung des Erlsungsweges im lteren Nyya, Wezler 1984: 324-335.
" Vgl. Wezler 1987: 375-378, besonders FN 87.'"' Wezler 1984: 336. Vgl. Oberhammer 1964: 3I2ff und die vorsichdgen Be
merkungen desselben (1977: 210, FN 287) hinsichich der Mglichkeit einer gemeinsamen weiteren Quelle. Zum Einfiu des Yogasystems auf das Vaisesika vgl.Isaacson 1993: 153.
" Oberhammer 1984: 14; 38 ff.
-
122 Walter Slaje
Form dieser Betrachtung im Yogastrabhsya'* ebenfalls gelehrt
wird, nicht auszuschlieen, da die Yogatradition hier ein weite
res Mal als Katalysator gedient hat.
Zu den augenflligen Unterschieden der Yoga- und der Nyya-
tradition gegenber der Praxis im Buddhismus bei dieser beson
deren Art der Ekelerzeugung zhlt beispielsweise, da die brah
manischen Schulen keine konkrete Leichenbetrachtung - wie der
Buddhismus es tut - vorschreiben, sondern da sie sich demge
genber darauf beschrnken, die abstoenden Aspekte eines Lei
bes in der Vorstellung zu erzeugen. Auf eine bemerkenswerte
buddhistische Parallele stt man bei Paksilasvmin im Zusam
menhang mit der geschlechtsreziproken Betrachtungsweise. Bei
der (prskriptiven) Darstellung der Ekelerzeugung wird hier nm
lich bercksichdgt, da auch die Lust einer Frau sich am Anblick
eines mnnlichen Leibes entzndef'. Die sich an Paksilasvmin
anschlieende Schule des Nyya allerdings geht auf dieses Detail,
das - so es nicht als Quellen-Stereotyp bernommen ist - even
tuell die Tatsache einer erlsungsorienderten Betdgung von
Frauen auch der brahmanischen Gesellschaft bezeugen knnte,
nicht mehr ein.
Bibliographie
EB = Encyclopaedia of Buddhism. Ed. by G. P. Malalasekera. Vol.2. Colombo1966-1968.
GiPH = Erich Frauwallner, Geschichte der indischen Philosophie. Bd 1.2. [ReiheWort und Antwort. 6,1.2.] Salzburg 1953-1956.
Grohma 1971 = Otto Grohma, Die Lehre vom avayavT in Nyya und Vaisesika
bis Udayana. Wien, philos. Diss. 1971.Isaacson 1993 = Harunaga Isaacson, Yogic perception (yogipratyaksa) in early
Vaisesika. In: Stil 18 (1993), S. 139-160.
Lamotte 1970 = Etienne Lamotte, Le Traite de la Grande Vertu de Sagesse de
Ngrjuna (Mahprajnpramitsstra) avec nouvelle introduction. Tome III,
ad YS 2.5; vgl. oben FN 30 und 32 sowie die Tatsache, da auch das Bhsya(loc. cit) die beiden Mglichkeiten, einen Leib als rein oder unrein zu betrachten,
einander kontrastierend gegenberstelltZu Paksilasvmin vgl. oben S. 1 15. Oberhammer 1984: 41 verweist in diesem
Zusammenhang ausdrcklich auf das Mahprajiipramitasstra [vgl. Lamotte1970: 1322f], dem auch Stellen aus dem Visuddhimagga [VM 6.14 (p. 146), vgl.
FN 2; ferner 6.90 (p. 160: puris itthisu, itlhiyo ca purisesu ratim karonti)] hinzugefgt werden knnen.
-
Zur Tradition einer 'Vergegenwrtigung des Widerwrtigen' 123
chapitres XXXI-XLII. [Publicadons de ITnsdtut Orientaliste de Louvain. 2.]Louvain.
NBh = Nyyabhsya. Nyyadarsanam with Vtsyyana's Bhsya, Uddyotakara'sVrtdka, Vcaspad Misra's Ttparyatik & Visvantha's Vrtti, edd. TaranathaNyaya-Tark ATI rtha - Amarendramohan Tarkatirtha - Hemantakumar Tar
katirtha. 2 vols. [Calcutta Sanskrit Series. Nos. XVIII & XXIX.] Calcutta 1936-
44 (repr. Kyoto 1982).
NBh (Ksi) = Nyyadarsana. The Stras of Gotama und Bhsya of Vtsyyana.Ed. by Padmaprasda Sstri and Harirma Sukla. 2. ed ed. by NryanaMisra. [The Kashi Sanskrit Series. 43.] Varanasi 1970.
NBhs = Nyyabhsana. SrimadcryaBhsarvajfiapranitasya Nyyasrasya svo-pajam vykhynarn Nyyabhsanam, ed. Svmin YggIndrnanda. [Saddar-
sanagranthaml. 1.] Vrnasi 1968.
NM = Nyyamanjari. Sri Jayantabhattakrt nyyamafijari. Cridcally ed. byK. S.Varadacharya. Bhgah 2. [University of Mysore. Oriental Research Institute Series. 139.] Mysore 1983.
NM (KsT) = Nyyamanjari. NyyamafijarT of Jayanta Bhatta. Ed. with notes by
Pt. Surya Nryana Sukla. Part 2. 2. ed. [Kashi Sanskrit Series. 106 = NyyaSection 15.] Varanasi 1971.
NS = Nyyastra, in: Ruben 1928.NV = Nyyavrttika, in: NBh.
NVTT = Nyyavrttikattparyatik, in: NBh.Oberhammer 1964 = Gerhard Oberhammer, Paksilasvmin's Introduction to his
Nyyabhsyam. Asian Studies 2 (1964) 302-322.Oberhammer 1977 = id., Strukturen yogischer Meditation. Untersuchungen zur
Spiritualitt des Yoga. [AW SB. 322. = VKSKS.13.] Wien.Oberhammer 1984 = id., Wahrheit und Transzendenz. Ein Beitrag zur Spiritualitt
des Nyya. [AW SB. 424 = VKSKS 18.] Wien.
Ruben 1928 = Walter Ruben, Die Nyyastra 's. Text, bersetzung, Erluterung
und Glossar. [AKM XVIII/2.] Leipzig 1928 (repr Nendeln 1966).
Slaje 1986 = Walter Slaje, Nihsreyasam im ahen Nyya. In: WZKS 30 (1986),S. 163-177.
Slaje 1995 = id., Jayantabhatta ber die Beseitigung der Leidenschaften. [Erscheintin FS Lochner von Httenbach. Graz 1995].
Slaje 199* = id., 'tattva-jhna' im alten Nyya. [Erscheint in?]Sprockhoff 1976 = Joachim Friedrich Sprockhoff, Sarnnysa. Quellenstudien
zur Askese im Hinduismus. 1. [AKM 42,1] Wiesbaden.
Steinkellner 1981 = Ernst Steinkellner, Sntideva. Eintritt in das Leben zur
Erleuchtung (Bodhicaryvatra). Lehrgedicht des Mahyna aus dem Sanskritbersetzt. [Diederichs Gelbe Reihe. 34.] Dsseldorf ^1989.
VM = Visuddhimagga of Buddhaghoscariya. Ed. by Henry Clarke Warren.Revised by Dharmananda Kosambi. [Harvard Oriental Series. 41.] Reprint. Delhi 1989.
Wezler 1984 = Albrecht Wezler, On the quadruple division of the Yogasstra,
the caturvyhatva of the Cikitssstra and the "Four Noble Truths " of the Buddha
(Studies in the Ptahjalayogasstravivarana. II.). In: Indologica Taurinensia 12(1984): 289-337.
Wezler 1987 = id.. Zu der Lehre von den 9 Ursachen" im Yogabhsya. In:Hinduismus und Buddhismus. FS Ulrich Schneider. Hrsg. v. Harry Falk.
Freiburg 1987: 340-379.
-
124 Walter Slaje
YBh = Yogastrabhsya, in: YS.
YBhV = Ptahjala- Yogastra-Bhsya- Vivaranam of Sahkara- Bhagavatpda. Crit.ed. with introd. by Polakam sri Rama Sastri and S. R. Krishnamurthi Sastri.
[Madras Government Oriental Series. 94.] Madras 1952.
YS = Yogastra. Vcaspatimisraviracitatiksametasrivysabhsyasametni
ptanjalayogastrni. 4. vrttih. [nandsramasarnskrtagranthvalih. 47.]
Punyapattana 1978.YV = Yogavsistha. The Yogavsistha of Vlmiki. With the commentary Vsistha-
mahrmyanattparyapraksha. Ed. By Wsudeva Laxmana SstrI PansIkar.
R 1.2. Reprint der 3. Aufl. New Delhi 1984.
-
An Annual Budget of Govinddevjl:
A Document of V.S. 1784 (A.D. 1728)
In memoriam T. P. Mukherjee (1928-1990)
By Monika Horstmann, Heidelberg
0. Introduction
This paper is devoted to an aspect of the religio-economic his
tory of the 18th century.' It discusses a charitable grant given to
the deity, that is, the icon of the deity, Govinddevjl. This icon
came to reside in the princely territories of the Kachvh Rajputs,
the rulers of Amer (Amer, also Amber) and, after 1733, of Jaipur,
respecdvely. The icon had been removed from its former abode,
the Govinddevjl temple of Vrindavan, in August 1670 whence it
was taken to the Kachvh territories, where, after a number of
intervening sojourns, it eventually was installed in its present
temple, the Govinddevjl temple behind the City Palace of Jaipur.^
The Odyssey of the icon had been caused by the impendent icono
clasm which Aurangzeb had encouraged in 1669 and which con
sequently gained momentum.
Govinddevjl is a Gaudiya Vaisnava image, and, like other
Vaisnava images and their temples of Mathura and Vrindavan,
which is to say, their Gaudiya custodians, had been a recipient
of Mughal and Rajput grants since the time of Akbar.^ Thus these
institutions figure prominently in the religio-economic history of
northern India. The evidence on the deity Govinddevjl is, as it
seems, the one best established as far as the old Vaisnava temples
' I wish to thank the Deutsche Forschungsgemeinschaft, Bonn, for a grant
which enabled me to study archival sources at the State Archives of Rajasthan,
Bikaner, in 1988. I also express my gratitude to the Director of the State Archives
of Rajasthan and to his forthcoming and efficient staff.^ Cp. HoRSTMANN [forthcoming a] and 1994.
^ Cp. Mukherjee and Habib 1988.
Seite 109Seite 110Seite 111Seite 112Seite 113Seite 114Seite 115Seite 116Seite 117Seite 118Seite 119Seite 120Seite 121Seite 122Seite 123Seite 124