du und das geld - iconomix...was man mit 50 franken alles kaufen kann 3 120 kilometer zugreise von...
TRANSCRIPT
Thomas JordanNationalbankpräsident
DU UND DAS GELDDie Zeitung rund um die Schweizerische Nationalbank (SNB)
Die Schweiz bekommt neue Banknoten – und sie sind sicherer denn je. Doch wer druckt eigentlich die Noten? Wer be-stimmt, was Geld ist und wie viel es davon gibt? Und weshalb be-kommt man für 100 Fran-ken mal weniger und mal mehr Dollar?
Bei den Antworten auf diese Fragen spielt die Schweizerische National-bank eine wichtige Rolle – ihr Name steht auf jeder Schweizer Banknote. Die Nationalbank gehört mehrheit-lich den Schweizer Kantonen und Kantonalbanken und damit gewisser-massen auch allen Schweizerinnen und Schweizern. Dennoch kann man bei ihr kein Konto eröffnen und auch keine Einzahlungen machen. Das ist vor allem den Banken vorbehalten. Alles zum Thema Geld und zur Ar-beit der Schweizerischen National-bank (SNB) lesen Sie auf den folgen-den Seiten.
Druckfrische Noten
Fünfzehn Sicherheitsmerkmale hat die neue 50-Franken-Note. Ein Blick hinter die Kulissen des No-tendrucks. Seite 5
Bank der Banken
Die Nationalbank ist die wich-tigste Bank der Schweiz. Sie be-stimmt, wie viel Geld in Umlauf kommt. Es darf nicht zu viel sein und nicht zu wenig. Seite 8
Schweizer Goldschatz
Mehr als tausend Tonnen Gold lie-gen in den Tresoren der National-bank. Wo sie lagern, weiss kaum jemand. Seite 9
Günstigere Ferien
Ist der Franken stark, werden Feri-en im Ausland günstiger. Wie der Wechselkurs unseren Alltag beein-� usst. Seite 14
Von Noten, Gold und Wechselkursen
Mein erstes Geld habe ich für Fussballschuhe ausgegeben!
Ein Zentralban-ker muss immer nach bestem Wissen und Ge-wissen handeln.
Thomas JordanGranit XhakaSchweizer Fussballpro�
Die SNB ist ein cooler Arbeit-geber. Etwas Spezielles halt.
Rana SamiKV-Lernende bei der Nationalbank
Seite 10/11 Seite 16 Seite 10/11
In Italien konnte man um das Jahr 1200 mit Parmesan-Käse bezah-len, im mittelalterlichen Russland mit Fellen von Eichhörnchen.
Money FactsMoney FactsMoney
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Die Schweiz bekommt neue Banknoten – und sie sind sicherer denn je. Doch wer druckt eigentlich die Noten? Wer be-stimmt, was Geld ist und wie viel es davon gibt? Und weshalb be-kommt man für 100 Fran-ken mal weniger und mal
Bei den Antworten auf diese Fragen spielt die Schweizerische National-bank eine wichtige Rolle – ihr Name steht auf jeder Schweizer Banknote. Die Nationalbank gehört mehrheit-lich den Schweizer Kantonen und Kantonalbanken und damit gewisser-massen auch allen Schweizerinnen und Schweizern. Dennoch kann man bei ihr kein Konto eröffnen und auch keine Einzahlungen machen. Das ist vor allem den Banken vorbehalten. Alles zum Thema Geld und zur Ar-beit der Schweizerischen National-bank (SNB) lesen Sie auf den folgen-
2 DU UND DAS GELDWas man mit 50 Franken alles kaufen kann
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20 Kilogramm
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2Tickets für die Fankurve
27 000 Liter
Trinkwasser in der Schweiz
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Tickets für die Fankurve
5 Nächte
15 Minuten
Fahrt in einem Lamborghini Gallardo
1Entrecôte (250 g) im Café Fédéral in Bern
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3Was man mit 50 Franken alles kaufen kann
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Zugreise von Bern nach Zürich Zugreise von Bern nach Zürich
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3,9Monats-Abonnements Monats-Abonnements
bei Spotify
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einer griechischen Insel
1 Monat
85 Mahlzeiten
für Kinder in Krisengebieten
Foto: SBBFoto: SBB
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US-Dollar
1 Monat
unlimitiert telefonieren unlimitiert telefonieren und surfen
Welchen Wert hat Geld?
Eine Fünfzigernote ist – natürlich – fünfzig Schwei-zer Franken wert. Doch was kann man sich mit die-ser Banknote alles kaufen? Um den Wert des Geldes zu messen, muss man die Kaufkraft einer Währung betrachten. Sie drückt aus, wie viele Güter und Dienstleistungen für einen bestimmten Betrag gekauft werden können. Die Kauf-kraft ist immer nur eine Momentaufnahme. Denn die Preise verändern sich mit der Zeit – die einen steigen, die anderen sinken. Die Kaufkraft wird gemes-sen, indem ein Warenkorb zusammengestellt wird. Dies geschieht jedoch nur auf dem Papier, als Modell. Dieser Warenkorb enthält
die wichtigsten Güter und Dienstleistungen, welche die Schweizerinnen und Schweizer konsumieren. Das sind unter anderem Lebensmittel, Kleider, Mie-ten, die Kosten eines Au-tos und des öffentlichen Verkehrs – jeweils ge-messen an den Ausgaben eines durchschnittlichen Schweizer Haushalts. Aus den Preisen dieser Gü-ter und Dienstleistungen wird ein Index berechnet, der Landesindex der Kon-sumentenpreise (LIK). Dieser misst das Preisni-veau. Je höher das Preis-niveau, desto geringer ist die Kaufkraft des Geldes: Steigen die Preise, kann man sich mit gleich viel Geld weniger kaufen.
einer griechischen Insel
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4 DU UND DAS GELDGeld gestern und heute
Was ist Geld?Kann man ohne Geld leben? Seit wann und warum gibt es überhaupt Geld?
Wohnen, Essen, Telefonieren, Zugfahren – viele selbstver-ständliche Handlungen funkti-onieren in unserer Gesellschaft nur mit Geld. Geld spielt in un-serem Alltag eine zentrale Rolle und ist gleichzeitig für die Wirt-schaft von grosser Bedeutung. Deshalb weiss auch jeder, was Geld ist: unser Zahlungsmittel. Schaut man jedoch genau hin, wird die Sache ein wenig kom-plizierter. Das beginnt bereits bei der Fra-ge, wie viel Geld man eigentlich besitzt. Dazu gehören nämlich nicht nur das Bargeld im Porte-monnaie, sondern auch die Gut-haben auf Post-, Lohn- und an-deren Konten und sogar gewisse Wertschriften. Und damit wäre die Frage nach den Formen von Geld bereits geklärt: Man unter-scheidet zwischen Bargeld und Buchgeld. Bargeld ist das phy-sisch vorhandene Geld im Por-temonnaie. Das Guthaben auf dem Konto nennt man Buch-geld, weil die Bezahlung durch Umbuchen von einem Konto auf ein anderes erfolgt.
Eine Welt ohne GeldUm zu verstehen, wie Geld funktioniert, lohnt sich ein Blick zurück. Vor Tausenden von Jahren gab es noch gar kein Geld – die Menschen lebten vom Tauschhandel, die Dinge des täglichen Bedarfs stellten sie selber her. Wer mehr produ-zierte, als er für sich brauchte, tauschte den Überschuss gegen andere Güter ein. In kleinen, übersichtlichen Gemeinschaf-ten ging das ganz gut – Geld war nicht nötig. Allerdings birgt der Tauschhandel einen grossen Nachteil: Die Bedürfnisse der Tauschpartner müssen einander genau entsprechen. Ein Bauer zum Beispiel, der einen Man-
tel braucht und Milch anbietet, muss einen Schneider � nden, der Milch benötigt. Das kann recht mühsam sein. Um diesen Nachteil zu umge-hen, begannen die Menschen ihre Geschäfte mithilfe eines speziellen Tauschmittels durch-zuführen: Einem Gut, das all-gemein begehrt und von allen akzeptiert war. Als erstes Geld dienten verschiedene als wert-voll erachtete Güter, Nutztiere etwa oder Saatgut, später auch Muscheln, Salz, Tee, Edelstei-ne, Silber oder Gold. Geld in Form von Münzen und Bank-noten entstand erst viel später – vor rund 3000 Jahren kamen die ersten Münzen auf, vor 1000 Jahren die ersten Banknoten.
Zahlen, sparen, vergleichenGeld ist viel mehr als nur ein Zahlungsmittel. Weil es unver-derblich ist und einfach aufbe-wahrt werden kann, nutzen wir es auch als Wertaufbewahrungs-mittel: Musste der Bauer früher seine Milch möglichst schnell tauschen, kann er sie heute ver-kaufen und ihren Wert in Form von Geld aufbewahren. Zudem dient Geld als Wertmassstab be-ziehungsweise Recheneinheit: Weil der Bauer seine Milch zu einem gewissen Preis anbieten muss, können wir ihren Wert einschätzen und den Preis ohne grossen Aufwand mit anderen Produkten vergleichen. All das funktioniert aber nur, wenn zwei grundsätzliche Be-dingungen erfüllt sind: Das Geld muss von einer Gesell-schaft als Zahlungs- und Wert-aufbewahrungsmittel akzeptiert sein. Und: Die Menschen müs-sen darauf vertrauen, dass es einen Wert besitzt und diesen auch behält.
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Foto: SchweizerischesFoto: SchweizerischesNationalmuseum, EA-3854
Foto: Archiv der Schweizerischen Nationalbank, BN212.301(A)
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Vor 6000 JahrenWas man zu viel hat, wird direkt gegen das getauscht, was man braucht (Tauschhandel).
Vor 4000 JahrenIn einigen Gegenden der Welt nutzt man Muscheln als Zahlungsmittel.
Vor 2600 JahrenIm Gebiet der heutigen Türkei werden erste Münzen geprägt, später auch im Römischen Reich und in China.
um 1300Erste Banknote in China.
1850Schweizer Franken löst Schweizer Franken löst die verschiedenen Wäh-die verschiedenen Wäh-rungen der Kantone ab.rungen der Kantone ab.
1907Erste Banknote der neu gegrün-deten Schweizerischen National-bank (SNB).
1950Bargeldlos bezahlen Bargeldlos bezahlen Bargeldlos bezahlen mit Kreditkarten.mit Kreditkarten.mit Kreditkarten.
2016Bezahlung mithilfe des Bezahlung mithilfe des Mobiltelefons.
braucht (Tauschhandel).
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In einigen Gegenden der Welt nutzt
5Banknoten
Globustest, Mikrotext und WasserzeichenDie neuen Banknoten sind die sichersten der Geschichte der Schweizerischen Nationalbank (SNB). So entstehen sie.
Hier ist alles streng geheim. Nur durch eine Sicherheitsschleuse gelangen die Angestellten an ihren Arbeitsplatz – Besucher sind nicht willkommen. Wir sind bei der Orell Füssli Si-cherheitsdruck AG, mitten in der Stadt Zürich. In einem aufwendigen Verfahren werden hier die Schweizer Banknoten gedruckt. Seit eini-ger Zeit auch die neue Serie, die im April 2016 mit der 50er-Note lanciert wurde und besser gegen Fälschungen gesichert ist als alle zuvor. Wie funktioniert das?
Fahne im LichtDie Antwort beginnt schon beim Papier. Erst-mals wird bei den neuen Banknoten das drei-schichtige Noten-Material Durasafe® benutzt. Dieses besteht aus einer innovativen Kombina-tion von Papier und Kunststoff und enthält be-reits erste Sicherheitsmerkmale – darunter die Schweizer Flagge mit transparentem Schwei-zerkreuz sowie ein Dreieck mit Sicherheits-faden . In einem ersten Druckschritt werden diese Papierbögen millimetergenau und deckungs-gleich beidseitig mit einer mehrfarbigen Schicht bedruckt. Diese Präzisionsarbeit wird sichtbar, wenn die Note gegen eine Lichtquel-le gehalten wird: Die roten und grünen Lini-enfragmente vereinen sich zu einem kleinen Schweizerkreuz .
Goldener GlobusIm Siebdruckverfahren werden die Noten nun auf der Rückseite mit einem schimmernden Streifen versehen, der die Stabilität der Note erhöht. Mit Druck und Wärme wird dann der Sicherheitsstreifen angebracht – in Silber sind jetzt die Schweizer Karte, die Alpen, ein Mikrotext und die Zahl 50 sichtbar . In ei-nem zweiten Siebdruckverfahren erhalten die Banknoten einen schimmernden Globus . Kippt man die Note von links nach rechts, be-wegt sich ein goldener Bogen über den Kreis.
Löcher mit LaserJetzt folgt einer der wichtigsten Schritte: der Kupferdruck. Dank enormem Druck und ho-
hen Temperaturen entsteht auf der Note eine Struktur, die spürbar ist: Die grosse Hand, die Zahl 50 und der Name der Nationalbank lassen sich ertasten . Im nächsten Arbeits-schritt schiesst ein starker Laser kleinste Lö-cher in das Notenpapier. Gegen das Licht ge-halten, wird so das Schweizer Kreuz sichtbar . Die Nummerierungsanlage druckt nun die zehnstellige Seriennummer auf die Rückseite der Note – jedes einzelne Stück wird so zum Unikat und klar identi� zierbar .
Finale KontrolleZum Schluss werden die Papierbögen mit ei-ner dünnen Lackschicht überzogen, was ihnen einen matten Glanz verleiht und sie gegen Ver-schmutzung schützt. Vor der Auslieferung wer-den sie zu fertigen Banknoten geschnitten und ein letztes Mal kontrolliert. Insgesamt 15 Si-cherheitsmerkmale weisen die Noten nun auf (siehe Abbildung) – zusammen sollen sie den hohen Sicherheitsstandard aufrechterhalten und das Publikum vor Fälschungen schützen. Alles in Ordnung? Keine Fehler? Dann sind die Noten bereit für den Einsatz. Sie werden in Tausenderbündel verpackt und ausgeliefert – nicht mehr lange und sie liegen, frisch ge-druckt, in den Bankomaten.
Globustest Streifentest Kreuztest Handtest Microperf® Tastzeichen für Sehbehinderte Wasserzeichen Kippeffekt Durchsichtsregister Mikrotext Ultraviolett-Globus Ultraviolett-Melierfasern Infrarot absorbierende Elemente Dreieckstest Seriennummer
DIE SICHERHEITSMERKMALE
6 DU UND DAS GELDWirtschaftskreislauf
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Woher kommt das Geld und wohin geht es?Der Ursprung des Geldes liegt bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Am Wirtschaftskreislauf sind Geschäftsbanken, Unternehmen, der Staat – und natürlich die Privatpersonen beteiligt.
Nationalbank
Geschäftsbanken
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r Bau einer Fabrik)
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Leistungen
(z.B. Sicherheit, Infrastruktur)
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Infrastruktur)
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7Geldschaffung
Wie die Banken neues Geld schaffenDas Geld, das wir verwenden, kommt nicht nur von der Nationalbank. Auch die Banken schaffen Geld, indem sie Kredite vergeben.
Wer heute eine Rechnung bezahlt, braucht keine No-ten oder Münzen mehr. Mit wenigen Mausklicks lässt sich Geld vom eigenen Bankkonto auf ein fremdes transferieren. Dieses Buch-geld, das von den Banken geschaffen wird, übersteigt heutzutage das umlaufende Bargeld wertmässig um ein Vielfaches: Von den mehr als 670 Milliarden verfügbaren Schweizer Franken sind nur rund 89 Milliarden Bargeld (siehe Gra� k unten).
Wie Banken Geld schaffenBanken können Geld schaf-fen, indem sie Kredite an das Publikum, an Haushalte und Unternehmen vergeben.
Nehmen wir beispielsweise an, Frau Stiefel nimmt einen Kredit von 300 000 Franken auf, um ein Haus zu bauen. Indem die Bank den Be-trag dem Konto der Kundin gutschreibt, erhöht sich die Geldmenge um 300 000 Fran-ken, ohne dass mehr Bargeld gedruckt wurde. Ausserdem waren keine Spargelder nö-tig, um den Kredit zu � nan-zieren. Mit ihrem Guthaben bezahlt Frau Stiefel dann die Rechnungen der am Hausbau beteiligten Unternehmen. So � iesst das Geld von der Bank der Kundin zu den Banken, bei denen die Unternehmen ihre Konten haben. Diese können wiederum einen Teil davon als Kredit ausleihen. Das führt abermals zu einem
Anstieg der Geldmenge – die Geldschöpfung geht weiter.Bei der Rückzahlung von Krediten (Tilgung) wird ge-schaffenes Geld wieder ver-nichtet. Zahlt Frau Stiefel die 300 000 Franken zurück, reduziert sich ihr Bankkonto um diesen Betrag und der Kredit verschwindet aus der Bankbilanz.
Die Grenzen der GeldschöpfungDoch hat die Geldschöpfung durch die Banken auch Gren-zen. Eine Grenze wird durch die Kreditpolitik der Banken selber gesetzt. Eine Bank wird nur dann einen Kredit vergeben, wenn sie überzeugt ist, dass der Kreditnehmer den Betrag mit Zinsen wieder
zurückzahlen kann. Zudem gibt es Vorschriften, die eine unbeschränkte Geldschöp-fung verhindern. Für jeden vergebenen Kredit muss eine Bank Eigenkapital vorhalten, was die Kredit- und damit die Geldmengenausdehnung begrenzt. Ausserdem ist jede Bank per Gesetz dazu ver-p� ichtet, einen gewissen An-teil ihrer Kundeneinlagen als Reserven zu halten – die so-genannten Mindestreserven. Diese Vorschriften beschrän-ken also die Möglichkeit der Banken, Kredite zu vergeben – und damit Geld zu schöpfen.
Nationalbank hat das letzte WortLetztlich ist die Geldpolitik der Nationalbank aber ent-scheidend für das Ausmass der Geldschöpfung, die die Banken betreiben können: Über ihre Geldpolitik be-stimmt sie die Menge an Mitteln, die den Banken zur Verfügung steht – und über die Höhe des Zinssatzes be-einflusst sie die Kreditnach-frage und das Kreditange-bot. Auf diese Weise kann sie die Höhe der Geldmenge in der gesamten Volkswirt-schaft steuern.
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Der grösste jemals gedruckte Geldscheinstammt aus dem China der Ming-Dynas-tie. Er war so gross wie ein A4-Blatt.
Der kleinste Geldschein wurde 1923 in Deutschland gedruckt und bestand aus Kartonpapier in der Grösse einer Münze.
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Wie viele Schweizer Franken gibt es?
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Total: 1069 Milliarden Franken
Spareinlagen345 Milliarden Franken
Bargeld, Sichteinlagen, Transaktionskonti671 Milliarden Franken
davon Bargeld89 Milliarden Franken
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Total: 89 Milliarden Franken
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Münzen
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1000er-Note
8 DU UND DAS GELDDie SNB
Die wichtigste Bank im LandDie Nationalbank ist die Bank der Banken. Was sind ihre Aufgaben?Die Schweizerische Natio-nalbank (SNB) verfolgt klare Ziele, beschäftigt Mitarbei-tende und schüttet jedes Jahr – wenn möglich – einen Ge-winn aus. So gesehen ist sie ein Unternehmen wie viele andere. Doch: Einige Merk-male machen sie einzigartig. Zum Beispiel das gesetzlich verankerte Notenmonopol. Dadurch kann die National-bank als einzige Institution in der Schweiz Banknoten herausgeben – man nennt sie deshalb auch «Notenbank» oder «Zentralbank».
Bank der BankenZudem ist die Nationalbank die Bank des Bundes und die
Für Privatpersonen und ande-re Unternehmen erbringt sie keine Bankdienstleistungen. Bei der Nationalbank kann man also weder ein Konto eröffnen noch einen Kredit beantragen und auch keine Fremdwährungen erwerben. Für die Öffentlichkeit be-treibt die Nationalbank aber an ihren Sitzen in Zürich und Bern einen Kassenschalter, an dem man Fragen zu den Banknoten stellen sowie de-fekte oder zurückgerufene Banknoten eintauschen kann.
Stabilität und VersorgungDie Hauptaufgaben der Na-tionalbank sind aber andere:
sichtigung der konjunkturel-len Entwicklung – das heisst, sie kümmert sich darum, dass das Geld seinen Wert behält und sich die Volkswirtschaft angemessen entwickelt. Alle Massnahmen, welche die Na-tionalbank ergreift, um ihre Ziele zu erreichen, fasst man unter dem Begriff «Geldpo-litik» zusammen. Weil diese Entscheide einen grossen Ein� uss auf die Wirtschaft haben, werden immer wieder verschiedenste Forderungen von ganz unterschiedlichen Seiten an die Nationalbank gestellt. Diese nimmt sie ernst – ihre Entscheide trifft die Nationalbank aber un-abhängig und stets im Ge-
Preisstabilität
Es ist die Kernaufgabe der Nationalbank, dass die Preise in der Schweiz stabil bleiben. Konkret hat die SNB zum Ziel, dass die Preise aller Güter und Dienstleistungen während eines Jahres weniger als 2 Prozent steigen. Die National-bank will aber auch verhindern, dass die Preise sinken.
Mehr dazu auf den Seiten 13, 14 und 15.
Geldversorgung
Die Nationalbank muss das Land mit Geld versorgen. Sie ist darum besorgt, dass genügend Banknoten im Umlauf sind. Ausserdem stellt sie den bargeldlosen Zahlungsver-kehr sicher. Die Nationalbank schafft damit eine Grundlage für das Funktionieren der Schweizer Wirtschaft.
Mehr dazu auf Seite 12.
Finanzstabilität
Die Nationalbank trägt zur Stabilität des Finanzsystems bei. Dazu analysiert sie die Gefahrenquellen für das Finanz-system, überwacht die wichtigsten bargeldlosen Zahlungs-systeme und gewährleistet, dass auch in einem Krisenfall Kredite vergeben und Zahlungen getätigt werden können.
Mehr dazu auf Seite 12.
Die Hauptaufgaben der Nationalbank
Trotz Forderungen und Druck von aussen trifft die Nationalbank ihre Entscheide unabhängig und im Gesamtinteresse der Schweiz.
Abbildung: SNB
die Bank des Bundes und die Bank der Banken. Geschäf-te wickelt sie also in erster Linie mit den Banken in der Schweiz sowie mit anderen Finanzmarktteilnehmern ab.
tionalbank sind aber andere: Sie sorgt für Preisstabilität, Geldversorgung und Finanz-stabilität (siehe Infokasten). Ihr höchstes Ziel ist die Preisstabilität, unter Berück-
abhängig und stets im Ge-samtinteresse der Schweiz.
Mehr dazu auf Seite 12.
Trotz Forderungen und Druck von aussen trifft die
9Franken und Gold
Foto: SNB / Gabriela Gerber und Lukas Bardill
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Wo die Goldbarren lagernMehr als tausend Tonnen Gold liegen in den Tresoren der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Wo der Schatz gelagert wird, ist eines der bestgehüteten Geheimnisse der Schweiz.
Früher musste die National-bank Banknoten auf Wunsch gegen Gold einlösen. Die No-ten waren lediglich Stellver-treter des Edelmetalls – das von Natur aus knappe Gold garantierte den Wert des be-druckten Papiers. Für jeden Franken, der sich im Umlauf befand, hatte die National-bank den entsprechenden Wert in Gold auf Lager. Heu-te ist das anders.
Mehr Geld als GoldHeute stellt die Nationalbank den Wert des Geldes sicher.
Die Banknoten wurden zu gesetzlichen Zahlungsmit-teln erklärt, die SNB muss kein Gold mehr herausgeben und das Bar- und Buchgeld übertrifft die Goldreserven bei Weitem. Doch: Noch im-mer besitzt die SNB etwas mehr als 1000 Tonnen Gold. Das Edelmetall ist Teil der Währungsreserven der Natio-nalbank – ein Schatz, um den sich viele Mythen ranken.
Versteckte BarrenDenn wo das Gold gelagert wird, weiss kaum jemand.
Den genauen Standort gibt die Nationalbank aus Sicher-heitsgründen nicht bekannt – er ist eines der bestgehüteten Geheimnisse der Schweiz. Klar ist nur: Das Gold wird in Barren à 12,4 Kilogramm aufbewahrt, von denen im Jahr 2019 jeder einzelne rund 550 000 Franken wert ist. Und: Rund 20 Pro zent der Reserven sind bei der Zentral-bank von En gland deponiert, rund 10 Prozent bei der ka-nadischen Na tional bank. Der Rest wird irgendwo in der Schweiz gelagert.
Die fl üssigste Bank der SchweizDie Nationalbank kann dank des Notenmonopols nie zahlungsunfähig wer-den. Sie stellt das gesetzli-che Zahlungsmittel her und ist daher sozusagen an der Geldquelle. Ebenfalls dank des Notenmonopols weist die Nationalbank über die Zeit Gewinne aus: Ein grösserer Teil der Vermö-genswerte, die sie bei der Umsetzung der Geldpoli-tik kauft, wirft Erträge ab. Gleichzeitig sind die Pro-duktion der Banknoten und die Giroguthaben, welche die Nationalbank auf der Passivseite ihrer Bilanz hat, eine sehr günstige Finanzierungsart. Könn-te die Nationalbank also versuchen, möglichst viel
Gewinn zu erzielen? Nein. Ihr gesetzlich festgelegter Auftrag ist es, die Preis-stabilität zu sichern, nicht den Gewinn zu maximie-ren. Ebenfalls im Gesetz festgelegt ist, was mit dem Gewinn geschieht. Die Na-tionalbank legt einen Teil davon als Rückstellung für Währungsreserven zurück und stellt damit sicher, dass sie jederzeit geldpolitisch handlungsfähig bleibt. Wenn nach der Rückstel-lung noch etwas übrig bleibt, wird der Gewinn verteilt: Eine beschränkte Dividende geht an die Ak-tionäre, der Rest zu einem Drittel an den Bund und zu zwei Dritteln an die Kan-tone.
Die Schweizer 1000er-Note ist aktuell der wertvollste herausgegebene Geldschein der Welt.
10 DU UND DAS GELDWer bei der Nationalbank arbeitet
X, KassiererSein Gesicht und sein Name dürfen nicht gezeigt werden: X ist Kassie-rer bei der Schweizerischen Nati-onalbank (SNB) und muss deshalb besonders zuverlässig und ver-schwiegen sein. Nach der Lehre zum Schreiner arbeitete er 15 Jahre als Bauschreiner auf dem Bau, bevor er sich als Kassenmitarbeiter bei der Nationalbank bewarb. Seine heu-tige Anstellung sei kein klassischer Bankberuf, sagt X. Er stehe zwar auch mit Krawatte am Schalter. «Aber ich muss auch mit dem Ga-belstapler im Tresor herumfahren können.»
Herr X., wie sieht ein normaler Ar-beitstag aus bei Ihnen?
Wenn ich am Morgen zur Arbeit komme, muss ich hier bei der Na-tionalbank in Bern zuerst durch die Sicherheitsschleusen. Dann öffne ich die Bargeldtresore und stelle mit meinen Mitarbeitern das von den Kunden bestellte Bargeld zusammen. Geldtransporter holen die Münzen und Banknoten dann auf Paletten bei uns ab. Am Nach-mittag kommen die Überschüsse der Banken und Bargeldverar-beiter bei uns an. Nach erfolgter Grobkontrolle gelangen die Noten und Münzen zur Detailkontrolle an die dafür vorgesehenen Ma-schinen und Computer.
Dann haben Sie auch schnell mal eine Million Franken vor sich …
Das wäre aber eine kleine Bestel-lung! Meistens sind es deutlich
höhere Beträge. Zu Beginn hat mir das schon Eindruck gemacht. Aber heute ist die Arbeit hier für mich einfach wie in einem Waren-lager. Ausser, dass es sehr sicher ist. Wir arbeiten immer mindes-tens zu zweit, es gilt das Vier-Au-gen-Prinzip. Jeden Abend muss die Geldmenge im Tresor wieder auf den letzten Rappen genau stimmen.
Sie arbeiten aber nicht nur im Tre-sor, sondern auch am Schalter der Nationalbank. Wer kommt hierher?
An unsere Schalter in Bern und Zürich dürfen alle kommen, aber Geld von eigenen Konten abhe-ben oder darauf einzahlen kann man hier nicht. Die Leute kom-men zum Beispiel, weil sie frisch geprägte Münzen und neue Noten für ein Geschenk haben wollen oder um altes oder beschädigtes Geld einzutauschen.
Was ist Ihnen schon alles unter die Augen gekommen?
Jemand hatte ein Couvert ge-schreddert, in welchem sich noch Banknoten befanden. Ein ander-mal kam jemand mit einer Note zu uns, die ein Hund angeknabbert hatte.Diese speziellen Fälle gehen zu unserem «Notendoktor». Grund-sätzlich gilt: Wir können die Banknoten nur ersetzen, wenn man uns mehr als die Hälfte da-von zusammenhängend an einem Stück bringt.
Rana Sami, KV-LernendeRana Sami absolviert eine Lehre in zwei Unternehmen: Weil die SNB keine klassische Bank ist, verbringt sie die Hälfte ihrer dreijährigen KV-Lehre bei der Zürcher Kantonal-bank, wo sie in Kontakt mit Kunden kommt und Erfahrungen am Schal-ter macht. Nebenbei absolviert sie die Berufsmatur an der KV Zürich Business School.
Was sagen die Leute, wenn sie hö-ren, dass du bei der Nationalbank arbeitest?
Meine Kollegen wissen nicht so viel über die SNB – mir ging’s ja auch so, bevor ich mich für die Lehre interessierte. In der Familie sind alle mega stolz. Da heisst es schon mal: Meine Enkelin arbeitet bei der Nationalbank! (lacht)
Wie sieht denn eine KV-Lehre bei der SNB aus?
Sie ist sehr vielseitig, weil wir un-gefähr jedes halbe Jahr die Abtei-lung wechseln. Bei der SNB war ich schon im Zahlungsverkehr und in der Personalabteilung. Dann ging ich für acht Monate zu der Zürcher Kantonalbank, da man bei der Nationalbank keinen Kundenkontakt wie bei einer nor-malen Bank hat. Und jetzt bin ich wieder bei der SNB, im Backof-� ce.
Wieso hast du dich für die SNB ent-schieden?
Ich dachte, dass es ein toller Ar-beitgeber ist. Etwas Spezielleres
halt. Auch, dass man nebenbei Einblick in eine andere Bank be-kommt, hat mir sehr gefallen.
Wurden diese Erwartungen erfüllt? Ja, die Lehre ist absolut zu emp-fehlen. Mittlerweile kann ich vie-les alleine machen und bekomme immer mehr Verantwortung. Man sollte aber sicher ein gewisses In-teresse an Banken mitbringen und offen gegenüber Menschen sein, was z. B. bei einem Schalterein-satz bei der Zürcher Kantonalbank sehr vorteilhaft ist. Und ich den-ke, man braucht den Ehrgeiz, viel Neues zu lernen.
Wie hat sich deine Wahrnehmung von Geld verändert?
Der erste Lohn, der Betrag, der war schon speziell. Jedoch ge-wöhnte ich mich recht schnell daran. Dann sah ich einige Trans-aktionen, die bei der Bank durch-geführt werden und dachte: Das ist noch einmal viel, viel mehr Geld. All diese Nullen, da habe ich am Anfang schon ganz ge-nau geschaut, dass alles stimmt. (lacht)
Kannst du dir vorstellen, bei der SNB zu bleiben?
Ja, sicher. Ich könnte mir auch vorstellen, weiter bei der SNB zu arbeiten und mich gleichzeitig weiterzubilden. Betriebsökono-mie studieren, das wäre cool. Die Lehre ist auf jeden Fall ein toller Einstieg.
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Thomas Jordan,Nationalbankpräsident
Er kommuniziert die wichtigsten Entscheide und steht hin, wenn es Lob oder Kritik an der SNB gibt: Thomas Jordan, Präsident des Di-rektoriums, ist der Chef der Schwei-zerischen Nationalbank. Er trat 1997 als wissenschaftlicher Berater in das Unternehmen ein und wurde 2007 ins Direktorium berufen. Im April 2012 wurde er vom Bundesrat zum neuen Präsidenten ernannt.
Herr Jordan, wie kann man sich den Alltag des SNB-Präsidenten vorstellen?
Intensiv und abwechslungsreich. Viel Zeit nehmen Sitzungen und Besprechungen in Anspruch – dabei wird die ganze Palette von ökonomischen und natürlich geld-politischen Themen behandelt. Aber auch Fragen zum Betrieb der Nationalbank als Unterneh-men sind wichtig. Meine Aufgabe bringt es zudem mit sich, dass ich am Abend häu� g Vorträge halte und immer wieder ins Ausland verreise. Mein Tag wird dadurch oft recht lang.
Ein Entscheid der Nationalbank – beispielsweise die Aufhebung des Mindestkurses – kann massive Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Wie gehen Sie mit dieser Verantwortung um?
Ich bin mir bewusst, dass unsere geldpolitischen Entscheide für
Wie oft bescheren Ihnen solche Entscheide schla� ose Nächte?
Die Herausforderungen sind kom-plex und die Finanzmärkte funkti-onieren rund um die Uhr. Ich kann also nicht einfach abschalten, wenn ich die Bürotür am Abend schliesse. Genügend Schlaf ist aber eine wichtige Voraussetzung dafür, dass man klar denken und richtig entscheiden kann.
Hatten Sie in Ihrer Jugend andere Berufswünsche?
Ich habe mich schon am Gymna-sium für die Volkswirtschaftslehre interessiert, Geldpolitik und Geld-theorie haben mich seit Beginn des Studiums fasziniert. Mit der Arbeit für die Nationalbank hat sich also mein grösster Berufs-wunsch erfüllt.
Was waren Ihre bedeutendsten Mo-mente bei der Nationalbank?
Die Einführung des neuen geld-politischen Konzepts um die Jahr-tausendwende. Die Rettung der UBS 2008. Und die Einführung sowie Aufhebung des Mindest-kurses.
Was bedeutet Ihnen persönlich Geld?
Natürlich hat Geld für einen Zen-tralbanker eine besondere Stel-lung. Im Privatleben aber hat es
keine spezielle Bedeutung:
Wer bei der Nationalbank arbeitet
Rina Rosenblatt, Ökonomin
Um Entscheide zu fällen, braucht die Nationalbank eine Menge Infor-mationen. Eine, die diese liefert, ist Rina Rosenblatt. Die Ökonomin un-tersucht für die SNB unter anderem Fragen der In� ationserwartungen, doziert nebenbei an der Uni und � n-det dank Teilzeitanstellung auch Zeit für die Familie.
Frau Rosenblatt, bei Ihrem ab-wechslungsreichen Pensum dürfte Ihnen nie langweilig werden?
(lacht) Das ist schon ein bisschen wie ein Sechser im Lotto. Ich habe eine spannende Aufgabe bei der SNB und kann mich dank 60-Pro-zent-Pensum auch um meine Kin-der kümmern.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?Der ist oft zweigeteilt. Auf der ei-nen Seite haben wir Sitzungen und tauschen uns über unsere Themen und offenen Fragen aus. Anderer-seits wird viel alleine gearbeitet, an den jeweiligen Projekten.
Was untersuchen Sie konkret?Unter anderem setze ich mich mit In� ationserwartungen auseinan-der. Ich versuche also herauszu-� nden, ob die Leute erwarten, dass die Preise sinken oder stei-gen. Und auch weshalb sie das tun, und wovon diese Erwartun-gen beein� usst werden. Die Na-tionalbank muss die Lage richtig einschätzen, damit sie sinnvoll handeln kann.
Wirkt sich Ihre Arbeit auf das Handeln der Nationalbank und die Schweizer Wirtschaft aus?
Die Entscheide trifft letztlich das Direktorium, dies aber basierend auf unseren Analysen. Da merkt man schon, dass der eigene Bei-trag relevant ist und dass man an etwas Wichtigem arbeitet.
Sie haben zuvor bei anderen Ban-ken gearbeitet. Was ist da der grosse Unterschied?
Bei der SNB haben wir mehr Zeit, den Sachen auf den Grund zu ge-hen. Und die Geschäftsbanken wollen und müssen natürlich in erster Linie Gewinn machen. Bei uns steht das Wohlergehen der Schweiz im Vordergrund.
Gibt es so etwas wie einen typischen Nationalbanker?
Die Leute sind loyal und gewis-senhaft. Und sehr kollegial, weil man ja auf die Diskussion mit den Mitarbeitenden angewiesen ist.
Ist Ihnen persönlich Geld wichtig?Als Mitarbeiterin der National-bank ist es natürlich wichtig für mich. Persönlich aber viel we-niger. Ich brauche Geld für die Familie, für den Lebensunterhalt, vielleicht mal für Ferien – die wichtigsten Dinge im Leben kann man sich aber nicht mit Geld kau-fen.
viele Menschen in unserem Land grosse Auswirkungen haben können. Deshalb ist es zentral, dass wir unseren Auftrag immer vor Augen ha-ben und nach bestem Wissen und Gewissen handeln. Wir dürfen aber nicht vor einem Entscheid zu-rückschrecken, bloss weil er kurzfristig unangenehm sein kann.
Ich brauche mein ei-genes Geld dazu, den Lebensunterhalt für mich und meine Fa-milie zu bestreiten.
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12 DU UND DAS GELDZahlungsverkehr
Bankomat bei der Zentralbank: «Bitte warten, Ihre Banknoten werden gedruckt.»
Wer versorgt die Schweiz mit Geld?Die Nationalbank sorgt dafür, dass genügend Banknoten verfügbar sind. Noch bedeutender ist aber das digitale Geld.
Banken sind für jede Volks-wirtschaft überlebenswichtig. Sie führen Zahlungsaufträge aus. Zudem bewahren sie das Geld ihrer Kundschaft sicher auf und zahlen dafür in der Regel einen Zins. Doch wie funktioniert ein Einkauf mit der Bankkarte? Und wie «la-gern» die Banken das Geld?
Virtuelles GeldNur rund 8 Prozent der Schweizer Franken haben heute die Form von Bargeld (siehe Gra� k auf Seite 7). Der viel grössere Teil lagert auf den Computern der Banken. Man spricht auch von Giral-
oder Buchgeld. Die Natio-nalbank sorgt nicht nur dafür, dass genügend Banknoten im Umlauf sind – sie muss auch den bargeldlosen Zahlungs-verkehr sicherstellen. Das bargeldlose System ver-einfacht die Zahlung von Löhnen und Rechnungen, von Einkäufen in Läden oder von Restaurantbesuchen. Zahlt ein Kunde mit der Bankkarte, überweist seine Bank den nötigen Betrag an die Bank des Geschäfts. Die Überweisung von Bank zu Bank läuft dabei über die Konten der beiden Banken bei der Nationalbank. Jede
Bank in der Schweiz hat ein solches Girokonto bei der Nationalbank.
Zentrales Nervensystem Zudem beaufsichtigt die Na-tionalbank das Zahlungssys-tem zwischen den Schweizer Banken, das Swiss Interbank Clearing (SIC). Über dieses zentrale Nervensystem der Finanzbranche müssen je-den Tag über eine Million Überweisungen laufen – und dies störungsfrei. Auch eine Transaktion von mehreren Milliarden Franken dauert nur wenige Millisekunden.
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Bis 1850 der Franken eingeführt wurde, brauchten Reisende in der Schweiz mehrere Währungen: Es gab etwa den «Zürcher Taler», in Bern den «Batzen» und in Luzern den «Angster».
Schon vor 4000 Jahren gab es Geldfälscher: Sie fertigten aus Knochen und Gestein falsche Mu-scheln an und verkauften sie als echte.
In den USA werden jährlich mehr Monopoly- Scheine gedruckt als echte Dollar.
© Chappatte in «International Herald Tribune»
Kreditgeberin in letzter Instanz
Kommt es zu einer Fi-nanzkrise, kann die Na-tionalbank im Notfall einzelnen, vom Konkurs bedrohten Banken aus-serordentliche Kredite gewähren. Voraussetzung dafür ist, dass die be-troffene Bank zahlungs-fähig ist und für die Li-quiditätshilfe genügend Sicherheiten hinterlegen kann. Zudem muss sie systemrelevant sein. Sys-temrelevant sind Ban ken, deren Untergang schwere Kosten für das Finanz-system und die Gesamt-wirtschaft mit sich ziehen würde. Man nennt sie too big to fail: zu gross, um zu scheitern.
Wieso aber sollte das Scheitern einer Bank ein Problem für das gesamte
Schweizer Finanzsystem sein? Die Antwort hat mit dem Leihen von Geld zu tun. Banken vergeben Kredite an Unternehmen und halten dadurch die Wirtschaft am Laufen. Muss eine Bank Konkurs anmelden, können Firmen plötzlich keine Zahlungen mehr vornehmen und sich kein Geld mehr leihen; die Angestellten erhalten keine Löhne; die Banken im Land leihen sich aus Misstrauen gegenseitig kaum mehr Geld; Bank-kunden werden ängst-lich und heben all ihre Ersparnisse ab, es bilden sich lange Schlangen vor den Bankschaltern. Das Scheitern einer einzelnen Bank kann also grosse wirtschaftliche Schwie-rigkeiten auslösen.
13Wert des Geldes
Warum das Geld an Wert verliertDer Wert des Geldes nimmt über die Zeit ab. Wieso geht es uns trotzdem nicht ständig schlechter?
Sind 100 Franken viel Geld? Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Sie hängt einerseits davon ab, wie viel Geld man verdient oder be-sitzt. Andererseits hat Geld nicht immer denselben Wert: Im Jahr 1914 etwa gab es für 100 Franken satte 526 Ki-logramm Kartoffeln. Heute kriegt man für denselben Be-trag nur noch knapp 40 Kilo-gramm. Wie ist das möglich?
Auch die Löhne steigenDer Wert des Geldes verän-dert sich mit der Zeit – typi-scherweise verliert es dabei scherweise verliert es dabei an Wert (siehe Gra� k). Das heisst aber nicht, dass es uns heisst aber nicht, dass es uns schlechter geht als vor hun-dert Jahren. Denn mit den Preisen für Essen, Kleidung, Preisen für Essen, Kleidung, Wohnen oder Verkehr sind auch die Löhne gestiegen – auch die Löhne gestiegen – die meisten sogar deutlich stärker als die Preise. So kön-nen wir uns heute mehr kau-fen als unsere Vorfahren vor hundert Jahren.hundert Jahren.
In� ation und De� ationDen Anstieg des Preisniveaus nennt man Teuerung oder In-nennt man Teuerung oder In-
� ation. In� ation entsteht in der Regel, wenn die gesam-te Menge an Geld in einem Land stärker zunimmt als die Menge aller Waren. Dann er-höhen sich die Preise – und mit gleich viel Geld kann man sich weniger kaufen. Die In� ation führt also zur Geldentwertung und damit zur Minderung der Kaufkraft. Das Gegenteil der In� ation ist die De� ation. De� ation herrscht, wenn die Güter-menge schneller steigt als die Geldmenge. Das lässt die Preise sinken. Da in die-sem Fall das Geld laufend an Kaufkraft gewinnt, warten Kaufkraft gewinnt, warten die Menschen mit dem Kauf von Waren und Dienstleis-tungen – denn morgen wird alles billiger sein. Weil so die Nachfrage sinkt, redu-die Nachfrage sinkt, redu-zieren die Unternehmen ihre Produktion oder gehen gar Produktion oder gehen gar Konkurs. Von einer De� a-tion spricht man aber erst, wenn die Preise über längere Zeit sinken. Dieses Ereignis trifft sehr selten ein, in der trifft sehr selten ein, in der Schweiz letztmals in den 1930er-Jahren.
Kampf für StabilitätDie Kernaufgabe der Schwei-zerischen Nationalbank (SNB) ist es, für langfristig stabile Preise zu sorgen. Das heisst, sie muss In� ation und De� a-tion bekämpfen. Ihr Ziel ist konkret, dass die Preise in ei-nem Jahr weniger als 2 Pro-zent steigen. Trifft dies zu, spricht man von Preisstabili-tät. Dies war in der Schweiz seit den frühen 1990er-Jah-ren meist der Fall. Wenn die Experten der SNB einen star-ken, dauerhaften Preisanstieg oder -rückgang voraussagen, greift die Nationalbank ein. greift die Nationalbank ein. Dafür stehen ihr verschiede-ne Werkzeuge, wie zum Bei-ne Werkzeuge, wie zum Bei-spiel die Zinssteuerung, zur Verfügung (siehe Kasten).
Die Zinssteuerung der Nationalbank
Die Nationalbank bekämpft eine drohende In� ation, in-dem sie den SNB-Leitzins erhöht. Auf diese Weise startet sie eine beabsich-tigte Kettenreaktion. Die Erhöhung des SNB-Leit-zinses überträgt sich (über verschiedene Kanäle) zu-erst auf die Marktzinsen.
Wenn diese steigen, wer-den die Kredite für Banken teurer. In der Folge verteu-ern sich auch Kredite für Privatpersonen und Unter-nehmen, weil die Banken ihnen nun zu höheren Sät-zen Geld ausleihen. Wer-den Kredite teurer, sinkt
die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen. Weil die Unternehmen nun ihre Produkte nicht mehr so gut absetzen können, verlang-samen sie ihre Produktion und sehen von weiteren Preiserhöhungen ab. Der In� ation wird entgegenge-wirkt.
Doch: Nicht immer ist es für die Nationalbank mög-lich, die Geldpolitik über die Zinsen umzusetzen. In Ausnahmesituationen muss sie auch mal zu ande-ren Mitteln greifen (siehe Seite 15).
Quelle: Bundesamt für Statistik (BFS); Landesindex der Konsumentenpreise, Basis 1914
Ein Warenkorb im Jahr 1900 für 10 Franken – und wie viel er heute kostet.
Fran
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120
110
100
90
80
70
60
50
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0
1914
1920
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1940
1950
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1970
1980
1990
2000
2010
14 DU UND DAS GELDWechselkurse
Wie der Wechselkurs unser Leben beein� usstOb bei der Arbeit oder in den Ferien – die Stärke des Frankens beein� usst unseren Alltag.Lange hat Maria gespart für diese Reise. Zusammen mit ihrer besten Freundin Julia � iegt sie für eine Woche nach New York. Ihr Pro-gramm ist dicht gedrängt: Empire State Building, Central Park, Frei-heitsstatue – und natürlich: Shop-ping. Doch als Maria und Julia bei einer Wechselstube am Flughafen Geld wechseln wollen, sind sie erstmal überrascht: Für ihre zwei Hunderternoten bekommen sie etwas mehr als 200 Dollar – viel mehr, als sie eigentlich erwartet hatten. Als Maria als Kind mit den Eltern in den USA war, gab es für den gleichen Betrag nur 110 Dol-lar. Das sei eben der neue Wechsel-kurs, sagt Julia. Aber was bedeutet kurs, sagt Julia. Aber was bedeutet das?
Weniger Arbeit wegen FrankenSzenenwechsel: Michael arbeitet in der Produktion eines Schweizer Werk-zeugherstellers, der einen
Grossteil der Produktion expor-tiert. Der junge Mann macht seinen Job gut, das hat ihm seine Che� n schon öfters gesagt. Umso erstaun-ter ist Michael deshalb, als er er-fährt, dass sein Betrieb Kurzarbeit einführen will und er künftig nur noch 70 Prozent arbeiten soll. Da könne man nichts machen, sagt die Che� n. Schuld sei eben der starke Franken. Aber was soll das heis-sen?Während Maria und Julia vom starken Franken pro� tieren, hat Michael das Nachsehen. Beide Beispiele zeigen: Der Wechsel-kurs – also der Preis, den man in einer anderen Währung für den Schweizer Franken bezahlt – hat Schweizer Franken bezahlt – hat einen bedeutenden Ein� uss auf unseren Alltag. unseren Alltag.
Vorteile und NachteileIn den letzten Jahren hat sich der Franken gegenüber allen wich-tigen Währungen der Welt stark aufgewertet. Das ist gut für die
Schweizerinnen und Schweizer, die im Ausland Ferien machen und einkaufen. Auch Schweizer Unter-nehmen, die Rohstoffe, Produkte und Dienstleistungen im Ausland beziehen, pro� tieren davon. Doch für ausländische Touristen wird die Schweiz immer teurer, sodass sie eher in anderen Ländern Ferien machen. Und auch für Un-ternehmen, die Produkte exportie-ren, so wie Michaels Arbeitgeber, ist der starke Franken ein Problem. Denn für ausländische Kunden werden Schweizer Güter zu teu-er. Sie kaufen anderswo ein. Eine rasche und starke Aufwertung der Währung kann für eine Volks-wirtschaft und deren Exportunter-wirtschaft und deren Exportunter-nehmen verheerend sein, weil zu wenig Zeit bleibt, sich an die ver-wenig Zeit bleibt, sich an die ver-änderte Situation anzupassen.
Maria und Julia entdecken New York.
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Wie entsteht der Wechselkurs?In einer kleinen, offenen Volkswirt-schaft wie der Schweiz hat der Wech-selkurs einen grossen Ein� uss auf die Entwicklung der Preise. Nimmt der Wert des Frankens zu, wird es günstiger, Waren zu importieren, und das Preisniveau in der Schweiz sinkt. Daher wird der Kurs des Schweizer Frankens von der Nationalbank genau beobachtet. Grundsätzlich hängt der Wechselkurs von Angebot und Nach-frage auf den internationalen Devi-senmärkten ab: Wollen Unternehmen, Investoren oder Privatpersonen mehr Schweizer Franken kaufen, steigt der Kurs. Lässt das Interesse nach, fällt er wieder. In wirtschaftlichen Ausnah-mesituationen, wie zum Beispiel im Nachzug der Finanzkrise vor wenigen Jahren, kann der Wechselkurs beson-ders stark schwanken. Der weltweite Konjunktureinbruch führte zu einer starken Frankenaufwertung, weil die Schweizer Währung als sicherer Ha-fen gilt. Um unerwünschten Schwan-kungen entgegenzuwirken, kann die Nationalbank intervenieren. Sie ver-sucht so, die Preisstabilität zu sichern (siehe Seite 15).
Impressum
InternetKommentar für Lehrpersonen und Aufgabensammlung zur Zeitung:
www.iconomix.ch/de/snb
KonzeptionSNB, in Kooperation mit
hep verlag ag, Bern
AutorChristian Zeier, Bern
Realisationhep verlag ag, Bern
3. Au� age 2019
Alle Rechte vorbehalten© SNB 2019
15Wechselkurse
Was passiert, wenn der Franken immer stärker wird? 2011 waren der Euro und der Franken fast gleich viel wert. Die Nationalbank reagierte und griff zu unkonventionellen Mitteln.
Der Sommer 2011 war heiss in der Schweiz, zumindest in geldpolitischer Hinsicht: Die Schuldenkrise in Europa verschärfte sich. Der Euro verlor massiv an Wert. Viele Anleger wollten ihr Geld des-halb am liebsten in sicheren Schweizer Franken anlegen. Aufgrund der grossen Nach-frage wertete sich der Fran-ken gegenüber anderen wich-tigen Währungen rasant auf. Zeitweise kostete 1 Euro fast nur noch 1 Franken – zwei Jahre zuvor waren es noch 1.50.
Kampf gegen starken FrankenBei der Nationalbank reihte sich jetzt Krisensitzung an Krisensitzung. Der ausser-gewöhnlich starke Franken stellte für Schweizer Unter-nehmen, die sich im weltwei-ten Wettbewerb behaupten müssen, eine grosse Heraus-forderung dar. Im kleinen, offenen Wirtschaftsraum der Schweiz wurde es immer günstiger, Waren zu importie-ren, weshalb das Preisniveau sank. Die In� ation � el in den negativen Bereich und es bestand das Risiko eines an-haltenden Preisrückgangs – einer De� ation. Die Nationalbank musste handeln, wenn sie ihren Auftrag erfüllen wollte. Sie senkte deshalb die Zinsen weiter und stellte dem Ban-kensystem reichlich Geld zur Verfügung. Das zeigte eine gewisse Wirkung, doch der Aufwertungsdruck auf den
Franken blieb bestehen. Da-her ging die Nationalbank am 6. September 2011 einen Schritt weiter und legte einen Mindestkurs von 1.20 Fran-ken pro Euro fest und gab bekannt, dass sie ihn mit al-ler Konsequenz durchsetzen werde. So errichtete die SNB eine Schranke gegen die star-ke Aufwertung des Frankens.
Aussergewöhnlich: Der MindestkursFast dreieinhalb Jahre lang war der Mindestkurs das richtige geldpolitische Mit-tel, um die Preisstabilität in der Schweiz zu sichern und eine Rezession zu vermei-den. Er war aber von Anfang an als ausserordentliche und vorübergehende Mass-nahme gedacht. 2015 wurde klar, dass die Nationalbank den Mindestkurs mit im-mer grösseren Devi-senmarktinterventio-nen hätte durchsetzen müssen, ohne dass Aussicht auf eine nachhaltige Stabili-sierung der Wechsel-kurslage bestand. Die Risiken einer Weiter-führung des Mindest-kurses hätten in kei-nem Verhältnis mehr zu dessen Nutzen ge-standen – zumal die Weltwirtschaft und die Schweizer Wirt-schaft in einer robus-teren Verfassung wa-ren als 2011.
Aufhebung im Januar 2015Punkt 10.30 Uhr am 15. Janu-ar 2015 hob die Nationalbank den Mindestkurs auf. Alle waren überrascht, die Märk-te, die Medien, die Politik, internationale Akteure – und die Menschen in der Schweiz. Die Ankündigung liess die Devisenmärkte erbeben. Der Euro-Franken-Kurs � el in-nerhalb weniger Minuten auf 0.85 Franken pro Euro. Doch schon bald beruhigte sich der Markt, die Verhältnisse wur-den geordneter, und die Aus-schläge des Wechselkurses nahmen wieder ab.
Der starke Schweizer Franken stellt Export� rmen vor grosse Herausforderungen – freut aber Reisende ins Ausland.
Premiere: NegativzinsenSeit der Aufhebung des Mindestkurses steht für die Nationalbank wieder die Geldpolitik mittels Zins-steuerung im Zentrum. Doch jetzt unter umgekehr-ten Vorzeichen: Am 18. Dezember 2014 kündigte die Nationalbank Negativzinsen an. Was bedeutet das konkret? Im Januar 2015 belastete die Nationalbank die Guthaben, welche die Banken und andere Finanz-marktteilnehmer auf ihren Girokonten bei ihr halten, erstmals mit einem Zins von minus 0,75%. Das heisst, die Banken müssen auf einem Teil dieser Guthaben oberhalb eines bestimmten Freibetrags einen Zins bezahlen.
Mit der Einführung der Negativzinsen hat die Nati-onalbank dafür gesorgt, dass das Zinsniveau in der Schweiz wieder tiefer ist als in anderen Ländern, sodass Frankenanlagen im Vergleich zu Anlagen in Fremdwährungen weniger attraktiv sind. So geht die Nachfrage zurück und der Franken wird abge-schwächt. Die Auswirkungen der Aufhebung des Mindestkurses werden zum Teil abgefedert.
Money Facts Facts Facts Facts Facts Facts Facts FactsMoney FactsMoney
2009 druckte Simbabwe eine Banknote im Wert von 100 Billionen Simbabwe-Dol-lar. Wegen einer Hyperin� ation war der Geldschein nicht mehr wert als ein Schweizer Franken.
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16 DU UND DAS GELDMein erstes Geld
Geboren am18. Oktober 1985
Beruf Journalistin und Mode-ratorin, bis Ende 2015 beim Fernsehsender Joiz
AusbildungLehre als Pharma-Assistentin und Matura
Geld im Portemonnaie 128.70 Franken
Geboren am27. September 1992
BerufMittelfeldspieler beim englischen FussballclubArsenal London und Mitglied der Schweizer Nationalmannschaft
AusbildungKaufmännische Lehre
Geld im Portemonnaie Gar kein Bargeld, nur die Bankkarte
Geboren am27. September 1992
BerufMittelfeldspieler beim englischen FussballclubArsenal London und Mitglied der Schweizer Nationalmannschaft
AusbildungKaufmännische Lehre
Geld im Portemonnaie Gar kein Bargeld, nur die Bankkarte
Granit Xhaka
Mein erstes Geld habe ich während meiner Lehre zum Bürokaufmann verdient. Wofür ich es ausgegeben habe, weiss ich noch genau: für Fussball-schuhe! Ich war aber immer sparsam und bin es auch heute noch. Ich bin gewiss niemand, der das Geld aus dem Fenster wirft, und überlege mir schon genau, was ich mir kaufe. Geld ist aber ganz sicher nicht das Wichtigste. Es gibt viele Menschen auf der Welt, die ohne oder mit nur wenig Geld glück-lich sind.
Der Lehrlingslohn als Pharma-Assistentin war mein erstes Geld, das ich verdient habe. Ausgegeben habe ich es für den Ausgang, Kleider, Essen und meine Telefonrechnung – alles, was als 16-Jährige wichtig ist. Als Kind war ich sehr sparsam, aber als Jugendliche wusste ich das Geld unter die Leute zu bringen! Heute spare ich nicht wirklich, aber ich überlege mir gewiss, ob eine neue Uhr nötig ist oder ob ich wirklich ein weiteres Paar Schuhe brauche. Wenn ich aber etwas tatsächlich benötige, dann gebe ich gerne Geld dafür aus, vergleiche aber Preise und Angebote. Wie viel Geld man braucht, um glück-lich zu sein? 128.70 Franken!
Für mein erstes Geld habe ich das Treppenhaus geputzt und meinem äl-teren Bruder beim Zeitungsaustragen geholfen. Was ich damit gemacht habe, weiss ich nicht mehr genau. Wahrscheinlich habe ich es gespart oder vielleicht auch eine CD gekauft. Ich war eher sparsam und bin es auch heute noch – aber nicht geizig! Ich gönne mir zwischendurch etwas Gutes. Wie viel Geld es fürs Glücklichsein braucht? Man sollte bestimmt genug haben, um die Grundbe-dürfnisse zu decken, und vielleicht noch ein kleines Polster zur Sicherheit. Ich glaube aber, dass man auch fast ohne Geld glücklich sein kann, zum Beispiel, wenn man als Selbstversorger lebt. Zu viel Geld kann einem ja auch Sorgen bereiten, weil man dann ständig darauf erpicht ist, es nicht zu verlieren oder es zu vermehren. Ich selbst möchte genügend Geld haben, dass ich gut essen, schön wohnen und ab und zu mal reisen kann.
Geboren am4. April 1987
BerufMusikerin und Rapperin
AusbildungMatura und ein Jahr Stu-dium der Soziokulturellen Animation
Geld im Portemonnaie 76.10 Franken, 20.05 südafrikanische Rand und 1 ägyptisches Pfund
Mein erstes Geld habe ich mit 11 Jahren an einer Herbstmesse verdient. Für den Verkauf von 1-Franken-Lose gab es 10 Prozent Provision. Ich arbei-tete also drei Tage lang von morgens früh bis abends spät und verkaufte mehr als die Hälfte der insgesamt 40 000 Lose. Mein Einkommen: 2100 Franken. Von meinem 9. bis zum 13. Lebensjahr investierte ich dann mein ganzes Geld in ungestempelte Briefmarken, die ich am Ausgabetag an der Poststelle in 4er-Blocks kaufte. Diese habe ich noch heute. Geld macht nicht glücklich, es ist ja nur gespeicherte Arbeit. Wachstum hingegen macht glücklich – ein göttliches Prinzip.
Geboren am28. Januar 1988
BerufUnternehmer und Self-made-Millionär (Mass-anzüge, Experte für Digitalisierung grosser Unternehmen)
AusbildungSpitzensport (Junio-ren-Nationalmannschaft Radsport), abgebro-chenes Studium nach 2 Semestern
Geld im Portemonnaie Nur Bankkarten
Geboren am18. Oktober 1985
Beruf Journalistin und Mode-ratorin, bis Ende 2015 beim Fernsehsender Joiz
AusbildungLehre als Pharma-Assistentin und Matura
Geld im Portemonnaie 128.70 FrankenGülsha AdiljiGülsha AdiljiGülsha AdiljiGülsha Adilji
dium der Soziokulturellen
Foto: Peter Hauser
Stefanie PeterStefanie PeterStefanie PeterStefanie Peter«Steff la Cheffe»«Steff la Cheffe»
Stefanie Peter«Steff la Cheffe»
Stefanie Peter David BachmannDavid BachmannDavid BachmannDavid Bachmann
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