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Apostel Zeitschrift der Arnsteiner Patres Ausgabe 4/2012 60800 Öffnet Fenster und Türen … Weitere Themen Mit Kindern über Gott reden: Die Weihnachtskrippe SSCC in Frankreich: Bericht aus dem Fußball-Internat Das Zweite Vatikanische Konzil – Bericht eines Zeitzeugen

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inhalt

ApostelZeitschrift der Arnsteiner Patres Ausgabe 4/2012

6080

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Öffnet Fenster und Türen …

Weitere Themen Mit Kindern über Gott reden: Die Weihnachtskrippe

SSCC in Frankreich: Bericht aus dem Fußball-Internat

Das Zweite Vatikanische Konzil – Bericht eines Zeitzeugen

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InhaltMit Kindern über Gott reden 4

Interview zum Zweiten Vatikanischen Konzil – Teil 2 6

Geistlicher Wegbegleiter 11

Porträt Marianne Cope 15

Symbole der Kirche – Tür 17

SSCC-Fußballinternat in Frankreich 18

Rückblick auf die Wallfahrt 2012 22

Nachrichten 23

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Weihnachtskarten von den Philippinen bietet der Klosterladen im Kloster Arnstein in diesem Jahr erstmals an. Pater Harald Adler SSCC hatte die in seiner Gemeinde in Bagong Silang kunstvoll bestickten Grußkarten in die-sem Herbst in großen Paketen an seine Brüder in Deutschland geschickt. Ein Teil dieser Karten fand den Weg in den Klosterladen. »Etwa 3 Euro Herstel lungs- und Transportkosten verursacht jede der Karten«, so Pater Bernhard Bornefeld, der Leiter des Klosterladens. »Doch wir verkaufen sie nicht, wir geben sie gegen Spende ab und hoffen auf eine großzügige Unterstützung für Bagong Silang. Die Menschen der Gemeinde im Groß-raum Manilas leben ohnehin in sehr schwierigen Verhältnissen. Zudem waren sie in diesem Jahr von schlimmen Überschwemmungen betroffen. Sie ha ben diese Karten gebastelt und werden hoffentlich eine ermutigende Freude erfahren, wenn wir ihnen die Spendengelder für die Karten überweisen. Wichtig ist ihnen sicher auch, dass wir an ihrem Schicksal Anteil nehmen.«Interessenten wenden sich an: Pater Bernhard Bornefeld im Kloster Arnstein, [email protected], Telefon: 0 26 04 / 97 0 40

Weihnachtskarten

Kultur im Kloster Arnstein16. Dezember, ab 11.30 Uhr: Arnsteiner Mittelalter-Adventsmarkt mitBücher markt und Adventskonzert um 17 Uhr: »Der erste Christbaum in der Waldheimat« (Peter Rosegger), Musik: Westerwälder Saitenmusik, Texte: Diethelm Gresch und Gaby Fischer

21. Dezember, 20 Uhr: Arnsteiner Feuernacht mit Orgel-Meditationsmusik von Matthias Frey und Texten bei Kerzenlicht, anschließend Speis und Trank am Feuer

29. Dezember, 10 Uhr: Drei-Krippen-Wanderung Treffpunkt: Parkplatz am Campingplatz

Weitere Informationen und Termine:www.arnsteiner-patres.de/kultur.html

Die Mitbrüder der Provinzleitung und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Apostel-Redaktion wünschen allen Leserinnen und Lesern ein gnadenreiches Weihnachtsfest und ein gesegnetes neues Jahr.©

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»Sag doch was!«, bettelt die neugierige Enkeltochter.»Sag doch was!«, hauchen sich Verliebte ins Ohr, wenn sie lange genug schweigend und Händchen haltend nebeneinandergesessen haben. »Sag doch was!«, fragt die Ehefrau fast fl ehentlich und beugt sich über ihren gerade operierten Ehemann, von dem sie nicht weiß, ob er wach oder bewusstlos ist.»Sag doch was!«, sagt der wütende Vater zu seinem verstockt schweigen­den Sohn, der mit zusammengebissenen Lippen vor ihm steht.

»Sag doch was!« – Diesen Satz hören wir in den verschiedensten Lebens­situationen, und er kann Unterschiedliches zum Ausdruck bringen: eine zärtliche Einladung, eine fl ehentliche Bitte oder eine autoritäre Aufforde­rung, ja sogar eine Drohung. Diese drei Worte machen in jeder Situation deutlich, wie sehr wir Menschen darauf angewiesen sind, dass andere uns etwas sagen oder, anders gesagt, dass sie bereit sind, uns etwas mitzutei­len. Von der Bereitschaft anderer Menschen, mit uns zu kommunizieren, leben wir. Kommunikation ist die Grundlage des Lernens, Voraussetzung jeder Zusammenarbeit und das Bindemittel, das Menschen zusammen­hält. Schweigen ist der Tod einer jeden Beziehung.

»Sag doch was!« Diesen Satz hören wir auch in der Adventszeit. Es ist der Ruf des Volkes Israel an seinen Gott, der ihnen fern und schweigend vor­kommt. Der Prophet Jesaja (63,19) formuliert es stellvertretend für seine Landsleute so: »Uns geht es, als wärest du nie unser Herrscher gewesen, als wären wir nicht nach deinem Namen benannt. Reiß doch den Himmel auf und komm herab.« Doch auch die Antwort der Heiligen Schrift hie­rauf hören wir in der Adventszeit: Gott sagt etwas! Er spricht durch die Propheten des Alten Bundes. Er spricht zu Maria durch den Engel Gabriel. Er lässt sich ankündigen durch Johannes den Täufer. Und so ist dieser schweigende Gott auf einmal in der Gestalt Jesu unter den Menschen.

Weihnachten ist das Fest des sprechenden Gottes. »Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt« (Joh 1,14).

»Sag doch was!« – Die zärtliche, ängstliche oder auch fordernde Bitte verhallt bei Gott nicht ungehört. Jesus Christus ist das Wort. Weihnach­ten ist das Fest des sprechenden Gottes.

Ich wünsche Ihnen einen hoffnungsvollen Advent und ein frohes und friedvolles Weihnachtsfest!Ihr

Pater Heinz Josef Catrein SSCC

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Sag doch was!

Die Arnsteiner Oasentage laden ein, zur Ruhe zu kommen und auf Körper, Seele und Geist zu hören. Im Wechsel von Gespräch und Meditation, Stille und Gesang wird jeweils ein Thema näher betrachtet. Alle Oasentage sind thema-tisch in sich abgeschlossen.

Freitag, 7. Dezember, 9 - 18 Uhr: Von Vertrauen, von Mut und von Hoffnung ...»Sagt den Verzagten: Habt Mut!« ( Jes 35,4)

Wann kann ich Mut fassen? Doch dann, wenn das, was mich mutlos ge macht hat, überwunden ist, wenn jemand mir beisteht, mich begleitet, ich also nicht alleingelassen werde. Das geschieht nicht mit frommen Sprü chen und auch nicht mit noch so gut gemeinten Rat-schlägen. Mut und Hoffnung können aufkeimen, wenn Vertrauen möglich wird, Vertrauen, das die Angst über-windet. Um Vertrauen, um Mut und um Hoffnung soll es gehen an diesem letzten Oasent ag dieses Jahres, der mitten in die Advents zeit fällt. Wir wollen uns und anderen Rechenschaft geben über den Grund unseres Ver-trauens, unseres Mutes und unserer Hoffnung (vgl. 1 Petr 3,15).

Anmeldung: www.arnsteiner-patres.de/oasentage.html

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Wir Erwachsenen begegnen den Figuren der Weihnachtskrippe mit einem Blick, der von Ge-schichten und Traditionen ge-prägt ist. Kinder betrachten eine Krippe oftmals zum ers-ten Mal und staunen vielleicht über diese für sie fremde Welt. Da werden dann auch schon mal ungewöhnliche Fragen gestellt: »Wie kommt

die Kuh ans Krippchen?« Was würden Sie antworten?

Krippchen schauenKrippchen betrachten kann ein schöner Zeitvertreib für Kinder sein und ist gleichzeitig auch eine ausge­zeichnete Gelegenheit, den Glauben auf anschauliche Weise zu verkünden. Ein paar Grundregeln sollten Sie dabei beachten: Nehmen Sie sich Zeit für die Krippen­Tour, laden Sie Freundinnen und Freunde ihrer Kinder ein, gestalten Sie es spannend, indem Sie sich ein paar Fragen überlegen: Welche Tiere stehen an der Krippe? Was heißt Gloria? Wer ist die Frau im blauen Kleid? Machen Sie eine Nachbereitung, mit Kakao, Plätzchen und noch ein paar Fragen zum Gesehenen: Ich sah einen Hirten, der spielte welches Musikinstrument? Wenn Sie die Kinder von vornherein über das kom­mende Fragespiel informieren, hören sie vielleicht ge­nauer zu. Eines wird hierbei schon deutlich: Man sollte sich gut vorbereiten. Beginnen wir mit der Ausgangs­frage: »Was macht die Kuh an der Krippe?«

Ochs und EselKinder kennen keine Ochsen mehr, also muss man ihnen erklären, dass die Kuh ein Ochse ist und Ochsen früher das machten, was heute ein Traktor erledigt. Sie zogen den Pfl ug, bewegten den Mühlstein und zogen schwere Lasten, weil sie viel stärker als ein Esel sind. Sie gehörten auf jeden Bauernhof, genauso wie der Esel, der als Tragetier alles schleppte: Brennholz und Wassersäcke, Körbe mit Oliven und Säcke mit Mehl, aber auch Menschen durften auf ihnen reiten. Ochs und Esel sind friedliche Tiere, sie helfen dem Men­schen, und deswegen passen sie zu Jesus. Beide Tiere gelten als dumm, aber sie sind klüger als einige Men­schen, denn sie dienen dem göttlichen Kind, während die »Schlaumeier« in Jerusalem – Herodes und die Schrift gelehrten – den Weg nicht fi nden (Jes 1,3).

HirtenOchs und Esel sind keine besonders hoch angesehenen Tiere, ebenso genossen die Hirten kein besonders gutes Anse hen in Israel. Sie galten als ungebildet, dreckig und arm, und keiner wollte mit ihnen etwas zu tun haben. Sie waren draußen auf dem Feld, während die Leute in Bethlehem im sicheren Haus schliefen. Dass sie Jesus als Erste zu sehen bekamen, zeigt uns die Grundbotschaft des Neuen Testamentes, die Jesus so zusammengefasst hat: »Ich bin gekommen, um den Armen die frohe Botschaft zu bringen.« (Luk 4,18)Ich halte es für wichtig, schon Kindern an der Krippe diesen speziellen Blickwinkel des Evangeliums nahezu­bringen: Jesus Christus ist der Freund der Armen und Sünder. Den Armutsgedanken können Sie nun weiter­führen und die Kinder fragen, ob sie noch weitere arme Leute entdecken. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie dann auf Maria und Josef stoßen, aber die beiden müs­sen hier eingeordnet werden, auch sie zählen in den Augen der biblischen Verfasser zu den Schwachen, die Gott »ausgewählt hat« (1 Kor 1,27).

mit kindern über gott reden

Mit Kindern die Weihnachtszeit gestalten

Wie kommt die Kuh ans »Krippchen«?

Wir Erwachsenen begegnen den Figuren der Weihnachtskrippe mit einem Blick, der von Ge-schichten und Traditionen ge-prägt ist. Kinder betrachten eine Krippe oftmals zum ers-ten Mal und staunen vielleicht über diese für sie fremde

die Kuh ans Krippchen?« Was

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Maria und JosefDie Pflegeeltern Jesu fallen wie die Hirten unter die Kategorie der »kleinen Leute«. Ob Kindern dies bei Maria so bewusst ist, weiß ich nicht, da viele Marien­bilder eher das Gegenteil andeuten. Erklären Sie also den Kindern, dass Maria noch ein sehr junges Mädchen war, die auf dem Lande lebte, arm war und wie alle Mädchen dieser Zeit arbeiten musste und darauf war­tete, verheiratet zu werden. Sie hatte wie alle Frauen damals nichts zu sagen, doch ausgerechnet zu ihr wird der Engel Gabriel von Gott gesandt. Auch damals gab es Königinnen, Prinzessinnen, Wahrsagerinnen und reiche Frauen. Sie werden nicht ausgewählt, sondern Maria, das Mädchen aus Nazareth.

Das Gleiche geschieht mit ihrem Verlobten, dem heili­gen Josef. Die Bibel erzählt nur, dass er Zimmermann war, aber sie macht eine ganz wichtige Bemerkung: »Er war gerecht!« Josef, der einfache Handwerker, wird erwählt, weil er ein gutes Herz hat, und einzig und allein das ist es, worauf Gott schaut.

Das KindDie Gestalten an der Krippe sind also durchweg »kleine Leute«. Erklären Sie das den Kindern und fragen Sie weiter: Wer ist denn der Allerkleinste und Allerschwächste? Die Antwort wird lauten: das Jesuskind. Erzählen Sie den Kindern, dass Gott richtig Mensch wird. Wie ein Baby braucht er die Hilfe von Men­schen, er hat Hunger, Schmerzen, Angst, und das erträgt er, weil er bei uns sein will. »Auch du bist klein, aber du kannst ganz sicher sein, dass Jesus dich gern hat, dich sieht und auf dich aufpasst, weil er dich lieb hat.«

EngelAuch Engel gehören zur Krippe. Diese Lichtgestalten passen zunächst einmal nicht so ganz in das Bild von den Armen und Geringen. Aber dies ist nur scheinbar ein Widerspruch. Zuerst kann man den Kindern er­klären, dass Engel Boten Gottes sind. Ich warne aller­dings davor, sie allzu konkret zu beschreiben, das tun auch die Weihnachtsgeschichten nicht. An ihnen kann man erläutern, dass Gott den Himmel offen machen will für uns Menschen. Er sendet seine Boten – die Engel; er sendet seinen Sohn Jesus vom hohen schönen Himmel in den dreckigen Stall. Die Boten Gottes kom­men zuerst zu den Armen! So sehr liebt er uns. Man kann den Kindern weiterhin sagen, dass ein jeder, der Jesus sieht, auch ein Stück Himmel zu sehen bekommt, weil er der Sohn Gottes ist.

Ein Gang zur Krippe kann und soll eine fröhliche Be­gegnung mit der Weihnachtsbotschaft werden, aber Sie bemerken auch, wie in dieser Geschichte die Grund­linien der Verkündigung Jesu zutage treten. Und es ist gut, wenn Kinder nicht nur Einzelheiten kennen, sondern auch die Grundthemen in der Predigt Jesu erkennen und dieses lautet: Gott liebt die Armen und Kleinen. ■

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mit kindern über gott reden

In der Weihnachtszeit kann zum Beispiel unsere Weihnachtskrippe im Kloster Arnstein besucht werden. Die Klosterkirche ist von 9 bis 17 Uhr geöffnet.

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Pater Gabriel, rückblickend erstaunt uns die Veränderungsfähigkeit des Konzils. Die Konzils­väter waren doch selber Teil eines strikt hierar­chischen Systems und philosophisch und theolo­gisch so geprägt, dass es eigentlich nur einen Weg zur »Wahrheit« geben darf. Wie konnte die ungeheure Dynamik überhaupt entstehen?Ja, es gab auch damals – besonders aus Deutschland – die Befürchtung, dass das Konzil zu früh komme. Die berufenen Bischöfe seien fast ausschließlich in der alten scholastischen Philosophie und Theologie ausgebildet und hätten sich nicht mit neueren theologischen Er­kenntnissen auseinandergesetzt. Ihnen fehle der geistige Horizont für die neuen Herausforderungen.Doch es kam ganz anders. Eine Rolle spielte dabei sicher auch das gegenseitige Kennenlernen, die Gesprä­che mit Mitbrüdern aus anderen Ländern – ja Konti­nenten – beispielsweise über pastorale Fragen. Dabei haben viele wahrscheinlich erst gemerkt, dass es ähn­liche Problemlagen auch bei anderen gab und es bei den eigenen Fragen nicht nur um regionale Besonderheiten, sondern auch um grundsätzliche Fragen an die Kirche ging. Ganz wichtig waren die informellen Treffen der verschiedenen Bischofskonferenzen. Da trafen sich bei­spielsweise die Belgier und Holländer gemeinsam mit den aus ihren Ländern stammenden Missionsbischöfen.

Volk Gottes unterwegs • Ökumene • Öffnung zur Welt • Interreligiöser Dialog • Den Menschen in den Mittelpunkt stellen •

Aktive Mitfeier des Gottesdienstes • Jeder ist berufen, jeder ist wichtig • Zeichen der Zeit erkennen

Ein Jahrtausendereignis – hautnah erlebtInterview mit Pater Gabriel Simon SSCC, einem Zeitzeugen

des Zweiten Vatikanischen Konzils – Teil 2

vatikanum

Am 11. Oktober 2012 jährte sich zum fünfzigsten Mal die feierliche Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils durch Papst Johannes XXIII. Nachdem Johan-nes XXIII. 1963 verstorben war, führte sein Nachfolger Paul VI. das Konzil bis zum 8. Dezember 1965 fort. Pater Gabriel Simon SSCC war von 1958 bis 1967 in Rom. Als Zeitzeuge des Konzils berichtete er in der letzten Apostel-Ausgabe unter anderem über sein Erleben der vorkonzilliaren Kirche und die Situation im SSCC- Studienhaus in Rom während des Konzils.

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Volk Gottes unterwegs • Ökumene • Öffnung zur Welt • Interreligiöser Dialog • Den Menschen in den Mittelpunkt stellen •

Aktive Mitfeier des Gottesdienstes • Jeder ist berufen, jeder ist wichtig • Zeichen der Zeit erkennen

Dadurch weitete sich der Horizont, es ging um das Bewusstmachen der anstehenden Fragen und Probleme, um die Diskussion neuer theologi­scher Ansätze. Aber es ging auch um konkrete Kirchenpolitik: Wie und mit wem können wir Allian ­zen schmieden, um bestimmte Beschlüsse zu verhindern, andere durchzubringen.

Ist es nicht dennoch ein Wunder, dass das Konzil bei so vielen traditionellen, auf Beharrung setzenden Bischöfen aus der Kurie oder aus Italien und Spanien solch eine Entwicklung nahm?Ja, dass so viel herauskam, das kann man nur mit dem Wirken des Heiligen Geistes erklären. Denn man muss wissen, dass die Kurie alles so detailliert vorbereitet hatte,

dass sie meinte, die Konzilsväter müssten eigentlich die vorberei­teten Beschlüsse nur abstimmen – ohne Diskussion –, und in vier Wochen könne das Konzil schon beendet sein. Denn alles, was in der Kirche wahr und wichtig ist, hatte man ja zusammengestellt – das war damals die vorherrschende Menta­lität in der Kirche.Bei der ersten Sitzung des Konzils geschah dann etwas Unerhörtes: Es ging um die Wahlen für die Zusam­mensetzung der Kommissionen, die die Kurie offensichtlich schon nach ihren Interessen – also mög­lichst keine Veränderungen – vor­bereitet hatte. Da erklärten die deutschen und französischen Bi­schöfe sinngemäß: Wir treffen hier zum ersten Mal zusammen, und die meisten kennen sich bisher nicht. Bevor wir eine so wichtige Sache wie die Wahl der Kommis­sionen durchführen, wollen wir uns erst einmal kennenlernen und

miteinander beraten. Dies fand Unterstützung, und so wurden die Kommissionswahlen verschoben und neue Verfahren hierfür verein­bart. Damit war die Strategie der Kurie erst mal durchkreuzt, und im Ergebnis kamen andere Zusam­mensetzungen der Kommissionen zustande, als von der Kurie geplant.Das Konzil wurde sich sozusagen seiner selbst bewusst. Man war nicht Handlanger oder Ausfüh­rungsorgan der Kurie, sondern be­stimmte seine Leitung selber. Es entstand eine eigene Dynamik. Manche am Ende verabschiedeten Konzilserklärungen haben das Konzil über Jahre beschäftigt, durchliefen viele Etappen der Transformation, sodass manchmal nichts mehr vom ursprünglichen Entwurf übrig blieb. Es war span­nend für uns in Rom lebende Theo­

logen, diesen Prozess mitzubekom­men. Wir erlebten, was die theolo­gische und was diplomatische und politische Auseinandersetzungen waren. Das ging so weit, dass zum Beispiel eine Bischofskonferenz auf dem Petersplatz mit gedruckten Blättern für bestimmte Formulie­rungen warb und diese verteilte und Mitarbeiter der Kurie versuch­ten, dies zu verhindern und rasch alles wieder einzusammeln, damit bestimmte Positionen nicht unters Volk kamen.

Was waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten Veränderungen, die das Zweite Vatikanische Konzil auf Dauer bewirkt hat – inner­kirchlich wie auch im Verhältnis der Kirche zur Welt?Das für die meisten Katholiken Wichtigste und nach außen Sicht­barste war die Erneuerung der Liturgie: die Einführung der Mut­tersprache, die Verbindung von

Verkündigung und sakramentaler Feier und die aktive Teilnahme der Menschen am Gottesdienst. Jetzt konnten viele Menschen zum ers­ten Mal wirklich bewusst nachvoll­ziehen, was in der Eucharistie ge­schieht, Gott bewusst antworten auf das, was er uns im Sakrament zu­spricht. Und hier wurde deutlich – und dies gilt natürlich auch weiter­hin –, wenn die Kirche die be­freiende Botschaft Jesu weitersagen will, dann muss sie dies in einer für die Adressaten auch verständlichen Form tun.Ich kann die nostalgische Sehn­sucht nach der tridentinischen Messe absolut nicht verstehen. Weder diese Hochämter, bei denen es nicht erwünscht war, die Kom­munion zu empfangen, um die Feier nicht zu stören, noch erst recht die Messen, bei denen man

neben dem Hochaltar noch parallel vier oder fünf »stille Messen« in 20 Minuten abfeierte. Das empfand ich als unwürdig. Und ich bin jeden Tag dafür dankbar, dass wir die Möglichkeit zu wirklich würdi­gen Messfeiern erhielten, bei denen sich die Menschen einbringen und mitfeiern können, wo das Geheim­nis bewahrt, aber auch vermittelt werden kann.Das Zweite, was der Liturgiereform eigentlich vorausgeht, ist eine neue Sicht, ein neues Verständnis von Kirche. Diese neue Sicht ist so etwas wie eine kopernikanische Wende nicht nur kirchenrechtlich, sondern auch theologisch. Aus­gangspunkt ist nicht mehr ein hie­rarchisches Verständnis von oben nach unten, sondern das, was dem Volk Gottes gemeinsam ist, die Taufe. Dass das Konzil die Kirchen­konstitution in einem langen Pro­zess faktisch vom Kopf auf die Füße gestellt hat, nicht nur redak­

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tionelle Veränderungen vorgenommen hat, sondern das grundlegende Verständnis von Kirche – vom Evan­gelium her – neu formulierte, ist für mich das grund­legendste Ergebnis des Konzils.Am Anfang steht das, was allen gemeinsam ist, die Be­rufung zum Glauben, die Taufe. Größeres als die Taufe gibt es nicht. Sie verbindet uns mit Christus, sie macht uns zu Gliedern der Kirche, und alles andere kommt danach. Es gibt nur Priester und Bischöfe, weil es die Getauften gibt. Die Ämter stehen im Dienst an den Ge­tauften – als Verkündiger, als Hirten –, aber nur weil sie selbst Getaufte sind. Auch ein Priester oder Bischof ist zuerst ein Hörer des Wortes, auch als Verkündiger bleibt er Hörer, auch als Spender der Sakramente bleibt er Empfänger des Sakramentes.Für mich persönlich war zudem eine gewisse Befreiung in der Theologie sehr wichtig. Die Erkenntnis, es gibt nicht eine einzig wahre theologische Schule, nur einen Weg zur Wahrheit, sondern viele Zugänge. Und: Wir brauchen und wir können nicht alles wissen. Ich habe meinen Studenten immer zu vermitteln versucht: Wir können immer nur einen kleinen Teil der Wahrheit begreifen, unsere Erkenntnis bleibt immer fragmenta­risch, und auch Jahrhunderte theologischer Forschung werden immer ein Fragment bleiben. Wir können ein­mal gewonnene Erkenntnisse nicht einfrieren, denn jede Generation, jede Kultur und jeder Mensch kann

aus seiner Erfahrung noch etwas beisteuern. Und nur wenn alle Aspekte zusammenkommen, ist der ganze Reichtum sichtbar. Doch der Einzelne muss sich immer nur mit einem Stück der Wahrheit begnügen. Diese Erkenntnis bewahrt uns vor Allmachtsfantasien und davor, zu meinen, die Wahrheit könnte in kleine Käst­chen gut verpackt werden ein für alle Mal. Diese Ein­sicht war für mich sehr befreiend, aber sie ist natürlich auch schwerer zu leben, weil es immer offene Fragen gibt. Wenn ich meine, ich habe die vollständige Wahr­heit, dann brauche ich nicht mehr in einen Dialog einzutreten. Ein wirklicher Dialog macht mir dann eher Angst, ich könnte verunsichert werden, etwas schein­bar Sicheres zu verlieren.Ich jedenfalls bin dankbar für diese neue Weltsicht, die mir durch das Zweite Vatikanum vermittelt wurde. Ich persönlich komme ja von der Philosophie her, und in jeder Zeit gibt es neue philosophische Ansätze. Wenn man also das Evangelium heute für die Menschen über­setzen will, dann muss man schauen, was heute ge­dacht wird, wo die Anknüpfungspunkte sind. Das Evangelium ist ja keine Tonbandaufnahme, die vor 2.000 Jahren entstanden ist, und die man einfach immer nur abspielen könnte, und jeder könnte sie dann kapieren. Nein, jede philosophische Strömung stellt auch eine Möglichkeit dar, zur Brücke – zum Transfer – theologischen Denkens zu werden. So bieten sich viele Anknüpfungspunkte für die Verkündigung, und es gibt nicht nur eine einzige Form – es gibt nicht nur den römischen Katechismus – als Antwort auf die Fragen der Menschen.Das war es wohl, was Papst Johannes XXIII. bewegt hat. Er sagte, wir sind im Grunde verpflichtet, nicht nur die Fragen der Menschen wahrzunehmen, sondern auch zu versuchen, darauf Antworten zu geben. Antworten für die Fragen von heute. Dazu haben wir das Evange­lium, dazu ist Jesus Mensch geworden.

War das, was für Sie befreiend war, für andere nicht eher angstbesetzt? Sichere, einbetonierte »Wahrheiten« gerieten nun ja ins Wanken; statt sich ohne Fragen an die Vorgaben der Kirche zu halten, sollte man nun zum mündigen Christen werden.Ja, für viele unserer Professoren, aber auch Priester, deren Studium bereits abgeschlossen war, stellten diese Anforderungen nicht nur Herausforderungen, sondern auch Gefährdungen dar. Sie hatten ihr festes Weltbild, da kannten sie sich aus, darauf hatten sie ihr Leben gegrün­det. Ich kenne auch einige Mitbrüder, die nur ein paar Jahre älter waren als ich. Sie hatten ihr Theologiestudium bereits abgeschlossen und spürten auf einmal, dass das, was sie zu besitzen glaubten, nicht mehr das Einzige war, dass man es auch anders sehen konnte, andere Zugänge möglich waren. Sie fühlten auf einmal ihren Sicherheits­gurt weichen und sich in Herausforderungen einbezo­gen, die sie mit dem bisherigen Handwerkszeug nicht so

Offener Dialog: Papst Johannes XXIII. (r.) mit Roger Schütz (2. v. l), damals Prior der Gemeinschaft von Taizé, und Max Thurian, die als Beobachter am Konzil teilnahmen, und Kardinal Bea (2. v. r), dem ersten Präsidenten des Sekretariates für die Einheit der Christen

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einfach bewältigen konnten. Und bei nicht wenigen gab es so eine Ein­stellung: Ich habe meine Ausbildung abgeschlossen, das reicht. Weiter­bildung bedeutet nur Gefahr, da müsste ich mich ja ändern.Allerdings kenne ich auch viele Äl­tere, die in sich eine Unruhe gespürt hatten, die merkten, dass diese fest­betonierten Antworten auf neue Fragen einfach nicht mehr stimm­ten. Für diese war es wie eine Be­freiung, endlich wird konstatiert: Man kann, ja man muss auch andere Wege gehen.

Welche Veränderungen hat das Konzil für die Ordensgemein­schaften gebracht?Viele Ordensgemeinschaften haben sich infolge des Konzils grund­legend erneuert. Auch die Orden waren in den Formen des 19. Jahr­hunderts erstarrt. Man beschäftigte sich wieder mit den eigenen Wurzeln, mit dem Geist der Stifter, mit den Forderungen, die aus dem Evangelium entspringen. Das bedeutet nicht zuerst den Gang ins Archiv, um wörtliche Formulierungen der Stifter zu finden. Es ging vielmehr darum, zu erkunden, wie die Stifter damals auf neue Situationen, auf neue Herausforderungen reagiert haben und was dies für uns heute bedeutet. Es heißt also nicht Konservierung, sondern Tradition bedeutet Weitergabe. Für uns damals junge Ordensmit­glieder hat diese Sichtweise neue Horizonte eröffnet, neue Zugänge für die Pastoral, für die Theologie, für die Erneuerung des Ordenslebens und die Sendung unse­rer jeweiligen Gemeinschaft.

Für heutige Ohren klingen ihre hoffnungsvollen Formulierungen fast wie Geschichten aus einer fernen Zeit. Viele haben das Gefühl, die Kirche versuche derzeit wieder eine kopernikanische Wende rückwärts.Ja, da wird systematisch etwas abgeschliffen, soll wie­der zurückgedreht, kleingehalten werden. Nicht mehr das Gemeinsame – die Anerkenntnis, dass jeder Ge­taufte den Geist empfangen hat und dass dieser Geist wirkt und dass jeder ein Charisma erhalten hat – ist der Ausgangspunkt. Stattdessen hat wieder ein Klerikalis­mus Einzug gehalten. Viele Bischöfe suchen nicht nach den Gnadengaben und wo sie eingebracht werden könnten, sondern erst mal wird alles mit Misstrauen betrachtet. Es wird zwar immer um den Geist gebetet, dass er uns aufrüttelt, dass er Neues schafft, aber wehe, es zeigt sich etwas Neues. Dann wird es sofort domes­tiziert. Anstatt sich zu freuen, dass Menschen sich en­gagieren, selber denken und versuchen, tiefer das

Evangelium zu begreifen und den Menschen von heute näherzubringen, werden von vorneherein die Anten­nen des Misstrauens ausgefahren. Angst, dass man nicht mehr alles kontrollieren kann, anstatt Vertrauen in den Heiligen Geist bestimmt die Kirche, so jedenfalls ist mein Eindruck. Doch dies kann die Sendung der Kirche in der heutigen Zeit nicht sein.

Wie beurteilen Sie vor diesem Hintergrund den Versuch eines Annäherungsprozesses zwischen der Kurie und der Piusbruderschaft?Ich verfolge dies mit ganz großer Sorge. Ich habe Erzbi­schof Lefevre schon während des Konzils erlebt. Da muss man sich ganz klar darüber sein: Den Piusbrüdern – und in abgeschwächter Form auch Gemeinschaften wie der Petrusgemeinschaft – geht es nicht um die Liturgie. Denen geht es um das ganze Konzil. Für sie ist das Konzil nicht nur ein Betriebsunfall, sondern »der Einbruch des Satans in die Kirche«. Sie lehnen die Religionsfreiheit ab, für sie ist unsere Heilige Messe keine gültige Messe, sie lehnen die ganze Konstitution der Kirche nach dem Zweiten Vatikanum ab. Wenn man mit dieser Gruppe einen Kompromiss anstrebt, muss man wesentliche Teile des Konzils aufgeben. Man kann hier nicht Einheit her­stellen um den Preis, das eigene zentrale Verständnis von Kirche aufzugeben. Ich wundere mich, dass sich hierzu nicht viel mehr Bischöfe zu Wort melden und klar Posi­tion beziehen. Bei irgendwelchen Formelkompromissen habe ich die Befürchtung, dass insbesondere die Reli­gionsfreiheit wieder zur Disposition gestellt wird. Der ideologische Hintergrund ist – damals wie heute – die These: »Die Wahrheit hat alles Recht, der Irrtum hat kein Recht, er kann höchstens, wenn es opportun ist, gedul­det werden.«

Die Zusammenkunft von 2.498 Bischöfen, den sogenannten Konzilsvätern, mit weiteren knapp 550 Beratern und Beobachtern führte zu einer kopernikanischen Wende nicht nur kirchenrechtlich sondern auch theologisch

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Pater Gabriel Simon SSCC Der 1937 in der Eifel geborene Arnsteiner Pater besuchte die Schule und das Internat des Ordens in Lahnstein. 1957 trat er ins Noviziat ein, studierte von 1958 bis 1967 in Rom und wurde 1965 zum Priester geweiht. Pater Simon unterrichtete von 1967 bis zum Jahr 2006 zunächst an der ordens eigenen Hoch schule in Simpelveld und ab 1980 an der Hochschule der Franziskaner und Kapuziner in Münster als Professor für Philosophie. Unterbrochen wurde die Lehrtätigkeit durch seine Zeit als Provinzial der Deutschen Provinz SSCC von 1982 bis 1991. Pater Simon lebt im Konvent der Gemeinschaft in Münster und widmet sich ordens geschichtlichen Studien.

Dann gibt es keinen ideologischen Unterschied mehr zu den Ayatollahs im Iran oder ähnlichen islamistischen Gruppen?So ist es. Und heute drückt sich das in solchen Stamm­tischparolen aus: Wenn in der Türkei oder Saudi­Arabien keine Kirchen gebaut werden dürfen, dann darf es bei uns auch keine Moscheen geben. Ich denke mit Grauen daran, dass solche Denkmuster die Kirche wieder prägen könnten.

Was wäre heute aus Ihrer Sicht in der Kirche nötig, um 50 Jahre nach Beginn des Zweiten Vatikani­schen Konzils die hoffnungsvollen Aufbrüche des Konzils wieder mit Leben zu füllen?Ich würde vor allem zwei Dimensionen sehen. Zum einen die Kirchenkonstitution, dass man endlich das gemeinsame Priestertum aller Getauften ernst nimmt, dass die Taufe das grundlegende Sakrament ist und dass es deshalb Priester und Bischöfe nur gibt als Dienst an den Getauften. Dazu gehört, dass die synodalen Gre­mien wirklich ernst genommen werden, zunächst in der Pfarrei, aber auch auf allen anderen Ebenen, denn wir haben es hier mit mündigen Bürgern und mündi­gen Christen zu tun. Dabei sollte man sich nicht von dem Totschlagargument »Die Kirche ist keine Demo­

kratie« entmutigen lassen. Denn: Durch die Taufe sind erst mal alle Christen gleich. Und wie dann die ver­schiedenen Dienste organisiert werden, muss man dann klären. Allerdings: In der alten Kirche sind die Bischöfe vom Volk gewählt worden, und heute tut man so, als ob es dies nicht gegeben hätte.Eine weitere zentrale Aufgabe sehe ich auch darin, auf die vielen zuzugehen, die am Rande stehen, die auf der Suche sind, aber von der Kirche nicht mehr erreicht werden. Hier muss Kirche wirklich missionarische, eine einladende Kirche werden. Es gilt, neue Zugänge zu entwickeln, etwa bei Todesfällen oder an Weihnachten, wie es beispielsweise Bischof Warnke im Bistum Erfurt versucht hat. Jesus hat seine Jünger zu den Menschen in die Dörfer gesandt. Wir müssen auf diese Menschen zugehen, mit ihnen offen ins Gespräch kommen.

Bieten Sie persönlich oder Ihre Gemeinschaft in dieser Beziehung etwas an?Wir sind ja nur eine kleine Gemeinschaft und bieten ganz bescheiden einmal im Monat eine Früh­ und eine Spätschicht hier in unserem Haus an. Hier ist jede und jeder eingeladen, gleich ob katholisch, evangelisch oder konfessionslos. Das ist keine Messfeier, sondern eine Meditationsbetrachtung, und anschließend laden wir zum Gespräch ein. Das dauert dann meist doppelt so lange wie die geistliche Betrachtung. Es ist ein Forum für jüngere und ältere Menschen, die auf der Suche sind, teils alleinstehend, manche ohne geistliche Behei­matung. Für einige ist dies ein fester Bezugspunkt über Jahre hin, von dem sie sagen, dass sie nun wieder eine Zeit lang daraus schöpfen können.Darüber hinaus sind wir ein eingetragenes Jakobspilger­refugium. Im Schnitt kommen im Jahr 50 Jakobspilger hier zu uns nach Münster. Wir bieten ihnen außer Unterkunft und Verpfl egung abends ein Gespräch an und laden sie morgens zu unserer Laudes ein. Auch hier fragen wir nicht nach der Konfession. Viele sind kon­fessionslos, besonders wenn sie aus den neuen Bundes­ländern kommen. Sie machen sich aus den verschie­densten Gründen auf den Weg, und vielen tun die Ge­spräche gut, wenn sie sich einmal aussprechen können. Das Pilgern hat ja schon vieles in Bewegung gebracht. Das sind Angebote, bei denen man keine statistischen Erfolge vorweisen kann, die mühsam sind, die aber den Pilgern und auch uns guttun.Für mich ist das Konzil das prägende Ereignis meines Lebens, und dies möchte ich weitergeben. Deshalb halte ich Vorträge auch bei kleinen Gruppen. Denn ich möchte helfen, dass dieser Aufbruch nicht einfach ver­sandet, sondern weitergeht. Ich möchte, dass der Geist des Konzils wachgehalten wird, dass die Erneuerung weitergeht. Und ich spüre, das Gespräch hierüber, die Beschäftigung damit kann für alle wohltuend und befreiend wirken, und dafür lohnt sich der Einsatz allemal. ■

interview: thomas meinhardt

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Glauben - Menschsein, ganz und gar!

Anregungen für die Monate Januar, Februar und März

Geistlicher Wegbegleiter

Heilungsgeschichten im Neuen Testament

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Glaube ist nicht nur ein Für­wahr­Halten von

Glaubenssätzen. Glaube ist auch nicht so sehr ein

moralischer Anspruch, sondern vielmehr eine

Einladung: eine Einladung, ganz Mensch zu sein,

als Mann und Frau. Nichts soll unterdrückt

werden, sondern alles soll aufrecht da sein, sich

entfalten und zu Kräften kommen können. Nur so

können Menschen ganze Menschen sein. Nur so

können sie aus allem herausgerufen werden, was

sie am Leben hindert, und können frei werden von

Bindungen, die nur fesseln, aber nicht verbinden.

Das ist die Perspektive, die mit diesem »Geistlichen

Wegbegleiter« eröffnet werden soll.

Manchmal trifft man Menschen, denen man direkt

ansieht, was ihnen fehlt. Ihre Seele kann sich nicht

mehr verstecken, sie kommt in ihrem ganzen

Erscheinungsbild, leiblich, zum Ausdruck.

Menschen, die viel ertragen müssen, laufen oft

umher, als ob sie tatsächlich eine Last auf ihren

Schultern trügen. Andere vergraben in stillen

Momenten ihr Gesicht in ihren Händen, weil sie

sich schämen oder unendlich traurig sind. Andere

wühlen sich mit den Händen durch ihre Haare, weil

sie in etwas drinstecken, aus dem sie nicht einfach

herauskommen. Man möchte sich gleichsam am

eigenen Schopf herausziehen, doch das gelingt

nicht. Wiederum andere haben ihr wahres Gesicht

so hinter ihrer Freundlichkeit oder ihren Problemen

oder ihrem Ärger versteckt, dass man es gar nicht

mehr erkennen kann: Sie haben kein eigenes

Gesicht mehr.

Der »Geistliche Wegbegleiter« soll ermutigen, uns

befreien zu lassen aus solchen Verstrickungen, um

Mensch zu sein, ganz und gar!

Für Ihren geistlichen Weg wünsche ich Ihnen

Ausdauer und Gottes Segen

Ihr Pater Gerd Nieten SSCC

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Aufrecht gehen

Gebet

Fragen zum NachdenkenGibt es in mir etwas, das mich herunterdrückt?

Gibt es Situationen, unter denen ich gebückt

gehe? Was wird dabei unterdrückt? Was müsste

geschehen, damit ich »von meinem Leiden

erlöst« wäre? Das Aufl egen der Hände ist auch

ein Zeichen der Kraftübertragung. Welche Kraft

könnte mir helfen, mich aufzurichten?

Du kennst meine Lebensgeschichte.

Du weißt, dass sie immer wieder

eine Geschichte

zerbrochener Hoffnungen war,

dass vieles in mir leer blieb,

was doch nach Erfüllung schrie.

O Herr, ich habe Angst,

hart und bitter zu werden.

Ich bitte dich,

erfülle du mich mit dem Vertrauen,

dass du auch meiner Lebensgeschichte

einen unverlierbaren Sinn verliehen hast.

Heile alles Enttäuschte,

alles Erschreckte und Verwundete

in den Tiefen meiner Seele.(Sabine Naegeli, aus: Worte heute, S. 172, Stiftung Haus der action 365)

Anregungen für den Monat Januar

Die Frau in diesem biblischen Text leidet weithin

sichtbar: Ihr Rückgrat ist gekrümmt, sie kann nicht

mehr aufrecht gehen. Man muss es vielleicht einmal

tatsächlich körperlich fühlen, was das für einen

Menschen bedeutet: Versuchen Sie einmal, ein paar

Minuten so umherzugehen und alles, was sonst auf

gleicher Höhe ist, von unten zu betrachten, die Ver­

spannung in den Muskeln wahrzunehmen, den

Schmerz in der Wirbelsäule …

So ergeht es dieser Frau.

Wer weiß, was diese Frau gekrümmt oder gedemü­

tigt hat, wer oder was ihr die Kraft des geraden Rück­

grats genommen hat. Sie jedenfalls kann nicht mehr

aufrecht gehen, sie kann sich nicht mehr aufrichten.

Die andauernde Krümmung beengt den Brustraum,

nimmt ihr den Atem.

»Als Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sagte: Frau,

du bist von deinem Leiden erlöst.« Ganz kurz, nüch­

tern wie eine einfache Feststellung. Nichts Dramati­

sches, keine großartige Analyse, keine wilden, schrei­

enden Dämonen, nichts von alledem. Drei Elemente

stecken in diesem Rufen Jesu.

Jesus ruft sie. Das klingt ebenso kurz und knapp wie

bei der Berufung der ersten Jünger, die alles hinter

sich lassen, um ihm zu folgen. Es ist nicht einfach so

ein Ruf, sondern etwas, was das Leben einschnei­

dend verändert.

Jesus ruft sie, eine Frau – ganz ungewöhnlich in

jener Zeit, in der an sich nur Männer etwas einzu­

bringen haben.

Jesus ruft sie zu sich, von ihrem Platz weg, fort von

dem Ort, wo sie sich befi ndet: Du gehörst zu mir.

»Und er legte ihr die Hände auf.« Hände, die sich auf

einen legen, Hände, die auf einem ruhen, drücken

etwas aus: Du bist gemeint, du und niemand anders.

Es ist Gottes Wille, dass du aufrecht durchs Leben

gehst. Auf dir ruht Gottes Hand.

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Bibelstelle für Januar: Heilung der gekrümmten Frau (Lk 13,10–13)

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Page 13: Ebook apostel

GebetHerr, unser Gott,

wenn dein Wort uns unruhig macht,

weil es alles von uns verlangt,

dann lass dein Wort auch die Kraft sein,

die uns aus uns selbst befreit

und zu mehr befähigt,

als wir zu erhoffen wagen.

Lass uns von Tag zu Tag

wachsen hin zu der echten Freiheit,

für die uns Christus frei gemacht hat.(Aus: F. Cromphout, Eine Zeit des Redens. Gebete und liturgische Texte, S. 98, Verlag Gerhard Kaffke 1971)

Impulse für den Monat Februar

Fragen zum NachdenkenWas sind für mich in meinem Leben die

positiven und was die negativen Kräfte?

Was könnte auf dem Hintergrund dieser

Geschichte die Aufforderung »Strecke deine

Hand aus« für mich bedeuten? Wo ist jetzt in

meinem Leben eine Entschiedenheit gefordert?

In diesem Text geht es um die Hand eines Mannes.

Sie ist vertrocknet, gelähmt. Dieser Mann hat keine

Kraft; die Hand, die er ausstrecken, »geben« soll, die

den Kontakt zu anderen Menschen herstellt, ist nicht

einsatzfähig. Es ist kein Leben mehr in ihr, sie ist

abgestorben. Dieser Mann ist – symbolisch betrach­

tet – kein Mann mehr, er ist geschwächt, passiv, er

kann nichts tun, seine »männlichen« Kräfte kom­

men nicht zum Zuge. Er kann nicht agieren, selbst­

ständig, aktiv handeln, sondern nur re­agieren, erst

auf die Taten und Impulse anderer hin etwas tun.

»Steh auf, stell dich in die Mitte.« Man muss sich

einmal bewusst machen, was hier eigentlich ge­

schieht. Ein »schwacher« Mann wird in den Mittel­

punkt gerückt. Rundherum stehen die Pharisäer. Sie

wollen mit aller Macht verhindern, dass es zu einer

wirklich lebensverändernden Begegnung kommt,

dass sich überhaupt etwas ändert. Der schwache,

kranke Mensch soll »unsichtbar« bleiben, damit

alles übersichtlich und geregelt bleibt.

Jesus schaut sie an, einen nach dem anderen. Er ist

wütend und traurig zugleich über so viel brachlie­

gendes, verpasstes Leben, über ihre Verstocktheit,

darüber, dass sie lebendig tot sind und durch ihre

Gesetzesstarre anderen ihre Lebensmöglichkeiten

rauben.

Und der Mann mit der verdorrten Hand? Wie viel

Angst hat ein Mann, ein Mensch, davor zu leben?

Lieber ist man halb tot, als dass man sich wirklich

aufmacht, voll und ganz zu leben. Doch tief im Her­

zen nagt die Sehnsucht weiter nach »Mehr« im

Leben.

Es bedarf eines Entschlusses, einer Entscheidung,

um wirklich zu leben. Strecke deine Hand aus! Auch

wenn du schwach bist, ausgedorrt, du wirst sehen:

Es geht. Deine Hand ist geheilt!

Sich zum Leben entschließen

Gei

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Bibelstelle für Februar: Heilung der verdorrten Hand (Mk 3,1–6)

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Page 14: Ebook apostel

Komm heraus - Löse dich!

Fragen zum NachdenkenKann ich, wenn ich mein Leben ernsthaft betrachte,

Dinge benennen, die ich »begraben«, aufgegeben

habe, obwohl ich eigentlich ganz tief im Herzen will,

dass sie leben? Wo haben andere mich oder etwas in

mir begraben oder abgeschrieben? Was darf in mir

nicht mehr zum Leben kommen? Jesus sagt: »Nehmt

den Stein weg.« Das könnte bedeuten, dass erst

einmal ein Zugang zu einem Menschen geschaffen

werden muss, dass im Leben etwas aus dem Weg

geräumt werden muss, das Jesus im Weg steht. Was

könnte innerlich wie äußerlich bei mir im Weg

stehen?

Diese Bibelstelle zum Thema »Mensch sein, ganz

und gar« sagt etwas aus über problematische Bin­

dungen. Bindungen sind lebenswichtig, doch sie

können auch so beschaffen sein, dass sie ein freies

Leben nicht fördern, sondern verhindern. Hier geht

es um einen Freund Jesu, Lazarus, der dermaßen

verwickelt ist in alle möglichen fürsorglichen und

familiären Bindungen, dass er darunter regelrecht

vergraben ist. Lazarus ist nicht irgendwer, er steht,

ebenso wie Maria und Martha, Jesus sehr nahe. Auf

die Nachricht von der Krankheit seines Freundes

Lazarus sagt Jesus: »Diese Krankheit wird nicht zum

Tode führen, sondern dient der Verherrlichung Got­

tes.« Anscheinend liegt das, was Jesus vorhat, auf

einer anderen, einer tieferen Ebene. Jemanden ver­

herrlichen oder in seiner Herrlichkeit sehen, heißt:

zeigen, wie jemand in Gottes Licht gemeint ist. Der

Herrlichkeit Gottes dienen, bedeutet dann so viel

wie: Hieran wird sich zeigen, wer Gott wirklich ist.

Lazarus ist tot. Man kann es sehen, man kann es

förmlich riechen. Es dauert sehr lange, bis Jesus

überhaupt zu Lazarus durchdringen kann. Da stellt

sich auch Martha in den Weg: »Herr, er riecht

schon.« Es hat überhaupt keinen Zweck mehr. Mar­

tha glaubt nicht mehr daran, dass es in dieser Situa­

tion noch Leben geben kann. Das ist das Problem,

dass keiner mehr an sein Leben glaubt. Lazarus

braucht gar nicht zum Leben geweckt zu werden. Es

steht nicht da: »Steh auf« oder »Werde lebendig«,

sondern nur: »Komm heraus«. Es müssen ihm nur

die Binden gelöst werden. Er war tatsächlich völlig

gebunden, handlungsunfähig. »Löst ihm die Binden

und lasst ihn weggehen«, macht ihn frei von all die­

sen Bindungen.

GebetHerr, unser Gott, jedem, der in sich

selbst gefangen ist, schenkst du dein

befreiendes Wort. Zur Freiheit hast du

uns gerufen und dass wir Menschen

werden nach dem Bild und dem Geiste

deines Sohnes. Ich bitte dich: Gib mir

die Kraft, die er vorgelebt hat, gib mir

die Weite, die er aufgetan hat, dann

werde ich mit dir leben, in und für

diese Welt.

(Aus: Huub Oosterhuis, Ganz nahe ist dein Wort, S. 43, Herder 1967)

Impulse für den Monat März

Bibelstelle für März: Auferweckung des Lazarus (Joh 11,1–44)

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porträt

4/2012 apostel

Barbara Maria Anna Koob wurde im Januar 1838 in Heppenheim an der Bergstraße geboren, als Tochter einer Bauernfamilie, die ein Jahr später in die USA auswanderte, weil hier mit der Landwirtschaft keine Zukunft zu sichern war. Schließlich werden es zehn Kinder sein. Eine typische Migrantenfamilie, die sich schnell und geräuschlos eingliedert bis hin zum Namen, der, wenn englisch ausgesprochen, an coop erinnert, was Hühnerstall, Fischkorb, Kabuff, Knast bedeutet. Cope dagegen heißt: kämpfen, etwas zu­stande bringen, meistern. Die Familie landet schließ­lich in Syracuse im Staat New York, auf halbem Weg zwischen der Stadt New York und dem kanadischen Montreal.

Mit 15 Jahren verspürt Barbara den Ruf, ins Kloster zu gehen. Doch die Mutter stirbt, der Vater wird krank und kann nicht mehr arbeiten. Barbara über­nimmt deren Rolle für die jüngeren Geschwister, verdient ihren Lebensunterhalt in einer Wollfabrik und im Krankenhaus.

Sie stellt ihren Klosterwunsch fast zehn Jahre zurück und lernt, mit Menschen und Dingen umzugehen. Sie wird eine entschiedene »Macherin« mit Herz sein. Nach dem Noviziat bei den Franziskanerinnen von Syracuse und der Profess 1863 wollte sie, die den Ordensnamen Marianne angenommen hatte, eigentlich Lehrerin werden. Aber schon bald wurde sie mit allerlei Leitungsaufgaben betraut, schließlich sogar zur Generaloberin gewählt.

Ihre Heimatstadt Syracuse spielte eine bedeutsame Rolle im Kampf um die Abschaffung der Sklaverei und war eine wichtige Station für die »Underground Railway«, die Untergrundbahn zur Freiheit, ein weit verzweigtes Netz von Fluchthelfern für Schwarze. Diese Erfahrung und das geistliche Erbe ihres Or­densvaters Franziskus führten Schwester Marianne zum Einsatz für die Armen jeder Art. Gelegentlich warf man ihr vor, sie beschäftige sich zu viel mit Randexistenzen, Alkoholikern und dergleichen.

Sie arbeitete in der praktischen Krankenpflege und half mit bei der Entwicklung von neuen Behand­lungsmethoden auf Universitätsebene. Sie gründete das erste öffentliche Krankenhaus in Syracuse. Im Zeitalter, in dem man die Bedeutung von Bazillen, Viren und Bakterien entdeckte, gewann sie bald eine Grundeinsicht, die sie später in Molokai bei allem leiten sollte: Eine strenge Hygiene bedeutet schon die halbe Heilung.

Anfang Juni 1883 erhielt Mutter Marianne, inzwi­schen schon höhere Oberin, einen Brief von Pater Léonor Fouesnel, einem Mitbruder Pater Damians und Provinzial SSCC von Hawaii. Er suchte Schwes­tern, Pflegepersonal und Lehrerinnen zur Verstär­kung der katholischen Mission in Hawaii. In seinem Brief schrieb er: »Mein Bischof Hermann (Köckemann SSCC) hat mich auf Ersuchen des Königs und seiner Regierung in dieses Land geschickt, um Schwestern zu suchen, die bereit wären, die Leitung unserer Kranken­

Die heilige »Marianne von Molokai«

Marianne Cope wurde am 21. Oktober 2012 von Papst Benedikt XVI. heilig gesprochen. Vielen unserer Lese rinnen und Lesern wird sie als Schwester am Totenbett von Pater Damian in Erinne rung sein. Ob dem Arzt der Aus sätzigen sied lung, Dr. Sidney Bourne Swift, der Gedanke kam, dass er mit seiner Aufnahme zwei spätere Heilige abbildete?

Porträt einer aus Deutschland stammenden Ordensfrau

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porträt

apostel 4/2012

häuser und vielleicht auch unserer Schulen zu übernehmen. Wenn Sie mir ein wenig Hoffnung geben, Schwestern davon zu überzeugen, werde ich sogleich zu Ihnen kom­men und Ihnen alles Weitere er­klären.« Der erwähnte Bischof Köcke mann stammte aus dem Münsterland und gehörte, wie das ganze Missionspersonal, zur Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen.

In ihrer Antwort vom 5. Juni 1883 bittet Mutter Marianne um wei­tere Informationen. Daraufhin besuchte Pater Fouesnel im Juli 1883 die Schwes­tern in Syracuse. Der massige Missionar mit weißem Vollbart im weißen Ordensgewand, eine Ehrfurcht gebietende Erscheinung, muss einen großen Ein­druck auf die Schwestern gemacht haben, als er von seiner Arbeit in Hawaii berichtete und die verzwei­felte Lage der Aussätzigen schilderte. Mutter Mari­anne befragte ihre Schwestern und gab Pater Foues­nel eine begeisterte Antwort: »Ich habe regelrecht Hunger auf diese Arbeit und wünsche von Herzen, eine der Auserwählten zu sein, die das Vorrecht haben, sich für die Seelen der armen Inselbewohner aufzuopfern. Ich habe keine Angst davor, ganz gleich vor welcher Krankheit. Es wird also meine größte Freude sein, den verlassenen Aussätzigen zu dienen.«

Vier Monate später war es dann so weit. Marianne und sechs weitere Schwestern machten sich auf den Weg nach Hawaii. Einmal quer durch den Konti­nent. Sechs Tage mit der Eisenbahn bis San Francis­co und dann noch einmal sieben Tage mit dem Schiff. Marianne litt fürchterlich unter der Seekrank­heit. Am 8. November 1883 landeten sie in Honolulu. Dort übernahmen sie zunächst das Branch Hospital in Kakaako, nahe der Hauptstadt. Erst fünf Jahre später wagten sie sich in die Höhle des Löwen nach Molokai. Die Entscheidung für die Quarantäne­Insel des Todes war selbst für sie schwer. Mit zwei ande­

ren Schwestern, Leopoldina Burns und Vincentia McCormick, kam Schwester Marianne am 14. No­vember 1888 nach Kalaupapa, vier Monate vor Da­mians Tod. Die Schwestern übernahmen die Leitung des Waisenhauses für Jungen in Kalawao, dem ande­ren, fünf Kilometer entfernten Dorf, wo auch Pater Damian lebte. In den Tod begleiteten ihn zwei Deut­sche: Pater Wendelin Möllers SSCC und Mutter Marianne Cope OSF.

1895 kamen neue Mitbrüder nah Molokai, und die Schwestern zogen sich zurück. Mutter Marianne hatte zuvor einmal gesagt, dass sich keine ihrer Schwestern anstecken würde. Und so kam es auch. Gewiss auch eine Folge ihrer strengen Hygiene. In den Berichten der Gesundheitsbehörde ist immer wieder davon die Rede: »Alles ist zweckmäßig ein­gerichtet und verrät eine geradezu peinliche Sauber­keit.«

Mutter Marianne blieb bis zu ihrem Tod Seele und Vorbild für viele. Eine freundliche, kluge und prak­tische Frau. Sie starb 1918, verbraucht und ausge­zehrt, 80 Jahre alt, und wurde in Kalaupapa begra­ben. Ihre sterblichen Überreste wurden aus Anlass ihrer Seligsprechung im Jahre 2005 nach Syracuse übergeführt.

Am 21. Oktober 2012 wurde sie mit sechs anderen auf dem Petersplatz in Rom von Papst Benedikt XVI. heiliggesprochen. Pater Damian und Mutter Mari­anne von Molokai werden auch von der Episkopal­kirche, den Anglikanern der USA, verehrt. Ihr ge­meinsamer Gedenktag ist der 15. April, Damians To­destag.

Am Ende ist sie nicht mehr Marianne Koob oder Cope, sondern »Marianne von Molokai«, geadelt durch 35 Jahre Dienst für die Ärmsten der Armen. ■

friedhelm geller sscc

Mutter Marianne, im Rollstuhl, kurz vor ihrem Tod

Marianne Cope am Anfang ihrer Ordenszeit

Page 17: Ebook apostel

wird der Mann vom Land grei­senhaft kindisch und verbündet sich mit den Flöhen im Pelz­kragen des Türstehers, damit die ihren Herrn überreden, den Weg zum Gesetz freizugeben.

Alles zwecklos. Der Mann vom Land stirbt, und der Türhüter brüllt in sein vergehendes Gehör: »Hier konnte niemand sonst Ein­lass erhalten, denn dieser Ein­gang war nur für dich bestimmt. Ich gehe jetzt und schließe ihn.« Sein ganzes Leben hat er vor der Tür gewartet. Nun wird er einge­lassen, und die Tür schließt sich hinter ihm. Mit einem fl üchtigen Blick hat er schon vorher gese­hen, dass ihn in dem »Gesetz« noch grauenvollere Türsteher er­warten. Die Tür als Strafe.

Und dann haben wir den Advent, wo es von Türen gleichsam wim­melt. »Macht hoch die Tür«, der Adventskalender mit vierund­zwanzig Türchen, »denn ver­schlossen war das Tor.« »Reiß ab vom Himmel Tor und Tür.« Ein Tor ist ein Durchlass, von einem Raum in einen anderen, in die

Der Film »Liebe« von Michael Haneke (2012) schildert in berüh ­renden Bildern die innige Zunei­gung von Anne und Georges, die sie auch mit über achtzig Jahren verbindet. Sie sind ihrer großen Liebe treu geblieben – bis zum Ende. Das Geschehen spielt in einer gutbürgerlichen Pariser Wohnung, die Welt bleibt außen vor. Die Geschichte beginnt mit dem Einschlagen der Etagentür. Immer wieder gleitet dann das Auge der Kamera durch verschie­dene Räume der Wohnung, schiebt sich durch Türrahmen, öffnet Türen, macht vor ver­schlossenen Türen halt. Als ob dahinter ein Geheimnis verbor­gen, die entscheidende Antwort zu fi nden sei. Die Tür als Frage.

In einer Erzählung (1915) von Franz Kafka gibt es diesen Mann vom Land, der vor dem Gesetz steht und hineinwill. Ein Tür­hüter verwehrt ihm den Zugang. Der Mann vom Land setzt sich auf einen Schemel und wartet viele Jahre. Immer wieder will er den Türsteher bestechen, aber der andere bleibt hart. Am Ende

symbole der kirche – kurz erklärt

4/2012 apostel 17

eine und auch die andere Rich­tung. Es kann aber auch eine Sackgasse sein – wie beim Fuß­ball. Da geht es nicht weiter. Der Ball endet im Netz, bedeutet Sieg oder Niederlage. Eine Haustür öffnet sich für gewöhnlich nach innen. Sie ist Einladung. Der von außen kommt, bittet um Einlass. Wer willkommen ist, wird her­eingebeten, dem wird das Haus geöffnet. Die Tür ist ein Symbol der Gnade.

Gott kann durch mancherlei Türen und auf verschiedene Wei­sen kommen. Als der große Herr­scher, für den die Wege erweitert und die Tore gehoben werden müssen. Gleichsam ein überwirk­

licher Schwer­Transporter, der nicht überholt werden kann. Wie in Psalm 24,7 beschrieben: »Ma­chet die Tore weit und die Türen hoch in der Welt, dass der König der Ehre einziehe.«

Oder eher still. Hat ER nicht ge­sagt: »Ich bin die Tür«? Früher gab es zum Beginn der Ostermette den Ritus, dass der Priester drei Mal um die geschlossene Kirche ging und jedes Mal mit einem Kruzifi x an die Eingangstür schlug, um für den auferstande­nen Herrn um Einlass zu bitten. Dann wurde die Tür geöffnet und der Gekreuzigte mit Jubelliedern begrüßt.

Vielleicht ist das heute für uns und für die Kirche der bessere Weg. Nicht »Reiß ab vom Him­mel Tür und Tor«, sondern, wie im letzten Buch der Bibel zu lesen: »Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten, und wir wer­den Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir.« (Offb 3,20) ■

friedhelm geller sscc

Die Fenster zu und alle Türen offen?

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»Alles, was ich über Moral und die Verpflichtun-gen von Männern weiß, habe ich beim Fußball

gelernt«, soll der französische Philosoph Albert Camus gesagt haben. Der

ehemalige Fußballprofi und Priester Bertrand Cherrier SSCC versucht seit einigen Jahren, straffällig gewor-dene Jugendliche mit den einfachen Regeln des Fuß-balls wieder in die Gesell-schaft zu integrieren.

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apostel 4/2012

Im August, wenn die Franzosen alle gleichzeitig Urlaub machen, zieht es viele stressgeplagte Groß­städter in die ländlichen Regionen ihrer Heimat. Eines der Reiseziele ist die wildromantische Land­schaft im dünn besiedelten Département Aveyron im Süden des Landes. Das Städtchen Villefranche­de­Rouergue ist bei Touristen wegen des mittelalter­lichen Charmes seiner finsteren Fassaden und engen Gassen sehr beliebt. Außerhalb der Saison ist hier jedoch nicht viel los. Der Trubel von Toulouse, der viertgrößten Stadt Frankreichs im Schatten der Pyre­näen, ist rund zwei Autostunden entfernt. Für die Jugendlichen der Stadt ist Villefranche vermutlich ein ödes Provinznest – für die Jugendlichen im Pro­jekt »Le Penalty« hingegen ist der Ort so etwas wie eine letzte Chance.

Auf einer Anhöhe über der Stadt liegt das Château de Graves, ein kleines Schloss aus dem 16. Jahrhun­dert. An diesem außergewöhnlichen Ort unterhält

Ein Besuch beim Fußball-Projekt der französischen Ordensprovinz SSCC

Fußball – Schule fürs Leben

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4/2012 apostel

die französische Provinz der Kongregation der Hei­ligsten Herzen seit über 100 Jahren verschiedene pä­dagogische Einrichtungen, darunter ein Internat sowie eine Kinder­ und Jugendwohnstätte. Vor eini­gen Jahren wurde hier ein neues Projekt ins Leben gerufen: »Le Penalty« – so heißt im Französischen der Strafstoß beim Fußball – ist ein Angebot für Ju­gendliche und junge Männer im Alter zwischen 15 und 21 Jahren, die entweder keine Eltern mehr haben oder deren Eltern nicht im Land leben und sich deshalb nicht um ihre Kinder kümmern können.

Fünf der momentan im Penalty lebenden Jugendli­chen sind illegal eingewandert. Da sie minderjährig sind, verlangt das französische Recht eine Vormund­schaft durch das Jugendamt. Weil zu viele Minder­jährige illegal nach Frankreich kommen, sind staat­liche Institutionen längst an ihre Grenzen gestoßen.

Die Jugendlichen im Projekt Penalty sind zudem früh mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Diebstähle, Drogendelikte oder Schlägereien haben sie hier her­geführt. Die meisten sind schon mehrfach von der Schule geflogen. Wer sie deshalb als schwierig oder

als Problemkinder bezeichnet, erntet sofort hefti gen Widerspruch: »Diese Jungs sind ganz normal, schwierig sind nur die Umstände, unter denen sie aufgewachsen sind«, sagt Pater Bertrand, der Initia­tor und Leiter des Projekts Penalty.

»Morgen ist das schlimmere Heute«Bertrand Cherrier SSCC, Priester und seit 1987 Mit­glied der Kongregation der Heiligsten Herzen, war selbst Profifußballer. In seiner aktiven Zeit spielte der heute 53­Jährige für Girondins de Bordeaux in der ersten französischen Liga. Der ehemalige Vertei­diger ist klein, aber ein Kraftpaket mit urwüchsiger Energie – jener Art positiver Energie, die auf seine Mitmenschen abfärbt. »Ich erinnere mich an ein Graffiti, das ich vor Jahren in einer Umkleidekabine gesehen habe«, erzählt Pater Bertrand: »Morgen ist das schlimmere Heute.« Seine Motivation für das Projekt Penalty ist damit auf den Punkt gebracht: Jugendlichen, die aus verschiedenen Gründen an den Rand der Gesellschaft geraten sind, Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu geben.

Vor acht Jahren trainierte Pater Bertrand eine Ju­gendfußballmannschaft in Villefranche. Damals bat ihn ein befreundeter Sozialpädagoge, einen als »ver­haltensauffällig« geltenden 17­Jährigen in sein Team aufzunehmen. Zwei Jahre lang spielte dieser junge Mann mit und wurde sportlich zu einer Stütze der Mannschaft. Probleme bereitete er keine. Schließlich fragte jener Freund Pater Bertrand, ob er nach die­sem ermutigenden Beispiel nicht Lust hätte, ein Fußball­Projekt für sozial ausgegrenzte Jugendliche zu starten. Die Idee für »Le Penalty« war geboren. Der Orden unterstützte das Vorhaben, stellte perso­nelle und finanzielle Mittel sowie ein kleines Haus auf dem Schlossgelände zur Verfügung, das aller­dings renoviert und umgebaut werden musste. Bevor es richtig losgehen konnte, vergingen zwei Jahre, auch weil die Genehmigung von staatlicher Seite lange auf sich warten ließ. Das Modell, eine kleine Gruppe mit je einem Betreuer für zwei Jugendliche in einer Art Wohngemeinschaft unterzubringen, ist in Frankreich eine Ausnahme. Üblich ist hier die Unterbringung in Familien oder in größeren Heimen.

Die meisten der momentan neun Teilnehmer des Pe­nalty stammen ursprünglich nicht aus Frankreich. Wie der 19­jährige Ari, der vor ein paar Jahren von angeblichen Talentsuchern in Kamerun angespro­chen und mit dem Versprechen nach Frankreich ge­lockt wurde, dort bei einem Profiklub viel Geld ver­dienen zu können. Diese einmalige Chance, seine Familie zu ernähren, wollte Ari wahrnehmen. Seine Eltern musste er in Kamerun zurücklassen. Die Agenten gaben ihm falsche Papiere, und als es mit

Das gesamte Team des Penalty - die Jugendlichen und ihre Betreuer - beim Tag der offenen Tür im Juni 2012

Bei der Halbzeitansprache von Pater Bertrand geht es vor allem um die Einstellung, weniger um Taktik und Technik

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einem Vertrag bei einem großen Verein nichts wurde, tauchten sie ab und ließen ihn im Stich. »Es war sehr hart am Anfang, ganz allein in einem fremden Land und ohne Orientierung«, flüstert Ari während unse­res Gesprächs. Eine Sozialarbeiterin in dem Pariser Vorort, wo er letztlich landete, vermittelte ihn nach Villefranche zu Pater Bertrand. Hier möchte er sei­nen Schulabschluss machen und anschließend Landwirtschaftstechnik studieren. Ob er nicht mal daran gedacht habe, nach Afrika zurückzugehen? »Immer denke ich daran, aber ich will bleiben und kämpfen«, sagt Ari. Er klingt jetzt entschlossener. Im Moment kann er aber sowieso nicht mit den an­deren kicken, eine komplizierte Verletzung am Knie zwingt ihn zum Zuschauen.

Spaß ist wichtiger als TalentRegelmäßig trainieren die Jugendlichen abends, wenn sie aus der Schule oder von der Arbeit nach Hause kommen, auf dem kleinen Kunstrasenplatz hinter dem Haus. Manchmal spielen sie auch Futsal, eine in Deutschland noch wenig populäre Variante des Fußballs, die mit einem kleineren Ball auf klei­nere Tore in der Halle gespielt wird. Dabei sind nicht alle so talentiert wie Ari. »Es kommen manchmal auch Jugendliche mit zwei linken Füßen, die wenig Talent haben – das macht aber nichts, solange sie trotzdem Spaß am Fußballspielen haben«, betont Arnaud Viargues. Er ist einer von fünf Erzieherinnen und Erziehern, die die Gruppe pädagogisch betreuen. »Der Fußball ist eine Art Vehikel, um gemeinschaft­liche Werte zu vermitteln wie Respekt, gegenseitige Achtung und einen guten Umgang mit Widerspruch und Aggressionen. Die Jugendlichen sollen dagegen gewappnet werden«, sagt Arnaud. Auf dem Gelände der Kongregation steht für die Jugendlichen ein klei­nes Haus zur Verfügung. Im oberen Stock haben sie­ben von ihnen ihr eigenes Zimmer, zwei weitere leben aus Platzgründen in Wohnungen in der Stadt. Im Erdgeschoss des offenen und hellen Gebäudes befinden sich die gemeinsame Küche, ein Compu­terzimmer, Büros, ein Billardtisch und ein Raum mit Spielkonsole und Bildschirm. Auch hier rollt meis­tens der Ball entweder beim Videospiel oder wenn, wie zuletzt bei der Europameisterschaft, Fußball im Fernsehen auf der Tagesordnung steht. Das Wich­tigste im Penalty aber ist das persönliche Ziel, das jeder Jugendliche vor seiner Aufnahme in das Pro­jekt selber formulieren muss. Manche streben wäh­rend ihrer Zeit in Villefranche den Schulabschluss an, andere möchten eine Ausbildung beenden. Steven ist seit zweieinhalb Jahren hier, er hat meh­rere Praktika ausprobiert und sich gerade für eine Metzgerlehre entschieden. »Anfangs hatte ich Pro­bleme, mich einzuleben«, gibt der Blondschopf zu. Etwas lustlos räkelt er sich während unseres Ge­sprächs auf der bequemen Couch in der Sitzecke.

»Mit den anderen Jungs gab es ab und zu Schwierig­keiten.« Welche Schwierigkeiten er genau meint, ist ihm nicht zu entlocken. Aber mittlerweile sei sowie­so alles viel besser geworden, weil die Erzieher ihm sehr geholfen hätten, sagt Steven noch schnell, bevor er sich eilig zu einer Verabredung aus dem Staub macht.

Ohne Regeln geht es nicht»Vielen der Jungs merkt man an, dass sie entweder ganz ohne Vater aufgewachsen sind oder der Vater seine Rolle nicht ausgefüllt hat«, erklärt Arnaud. »Ihnen wurden einfach keine oder zu wenige Gren­zen gesetzt.« Arnaud, der in erster Linie Sporterzie­

her ist, kannte Pater Bertrand vom Fußballklub der Stadt und war damals, als dieser ihm von der Idee für das Projekt erzählte, sofort begeistert. »Das Verhält­nis zu den Jugendlichen ist manchmal wie die Bezie­hung zu Kindern, weil sie aufgrund der Umstände in ihrer persönlichen Entwicklung oft nicht so weit fortgeschritten sind wie Gleichaltrige«, sagt Arnaud. Jeder Betreuer übernimmt die administrative Verant­wortung für jeweils einen Jugendlichen, kümmert sich also zum Beispiel um die Kontakte zur Familie und zum Jugendamt. Im Alltag sind dann alle Be­treuer Ansprechpartner für die großen und kleinen Probleme des Lebens, das durch einige feste Regeln

Pater Betrand Cherrier, 53, war selbst Profifußballer und spielte in der ersten französischen Liga für Girondins Bordeaux

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wie Essenszeiten oder die Nachtruhe geregelt ist. »Die Atmosphäre ist trotzdem familiär, nicht pater­nalistisch«, findet Arnaud. »Es geht darum, gemein­sam mit den Jugendlichen an ihren Zielen zu arbei­ten und Werte zu vermitteln, die sie an ihre eigenen Kinder, an Freunde oder auch in ihrer Familie wei­tergeben können.« In Frankreich, wo Kirche und Staat traditionell strikt getrennt werden, sind Erzie­hungsaufgaben entsprechend staatlich­laizistisch or­ganisiert, mitunter sogar durch antireligiöse Gefühle geprägt. Das erschwerte anfangs die Genehmigung für das Projekt, das ohne die finanzielle Unterstüt­zung des Sozialministeriums, das den größten Teil der Kosten für den Lebensunterhalt und die Unter­

bringung der Jugendlichen trägt, nicht existieren könnte. Heute empfindet Arnaud es als große Berei­cherung, dass der Projektleiter katholischer Priester ist: »Einerseits ist Bertrand jemand, der für die Tren­nung von Kirche und Staat eintritt. Aber die räum­

liche Nachbarschaft zu einem Konvent der Kongre­gation ermöglicht es zudem den Jugendlichen und den Erziehern, auch über geistliche oder religiöse Themen zu sprechen und so auch im spirituellen Be­reich zu wachsen. Das stellt einen wichtigen Teil des persönlichen Wachstums dar. Es gab und gibt im Projekt viele muslimische Jugendliche, und oft gab es intensive Gespräche über religiöse Themen. Das ist ein großer Vorteil gegenüber vergleichbaren staat­lichen Einrichtungen.«

Sommer in Südfrankreich. Es ist bereits nach 22 Uhr, aber immer noch sehr warm. Auf der Terrasse eines Lokals im Zentrum von Villefranche erzählt Pater

Bertrand aus seinem Leben und von den Erfahrun­gen im Projekt. »Im Penalty gilt die Achtung vor der Verschiedenheit der Personen und ihres Glaubens«, sagt er. »Und um Unterschiede res pektieren zu kön­nen, muss man diese Unterschiede überhaupt erst einmal kennen.«

Zwischendurch kommen andere Gäste an den Tisch; hier ein kleiner Scherz oder eine kurze Begrüßung, dort schnell ein paar Neuigkeiten ausgetauscht. Pater Bertrand ist in Villefranche bekannt und offen­bar sehr beliebt. »Insgesamt 20 Jugendliche sind seit dem Start vor fünf Jahren hier gewesen, nur ein paar haben ihr zuvor festgelegtes Ziel nicht erreicht oder das Projekt vorzeitig abgebrochen«, sagt er. Die Mehrheit aber hat Villefranche mit einem Schulab­schluss oder einer Ausbildung in der Tasche wieder verlassen. Jeder Einzelne von ihnen ist ein Sieg für Pater Bertrand und sein Team. ■

text: andré madausübersetzung vor ort: ludger widmaier sscc

Das Schloss Graves in Villefranche-de-Rouergue. Die französische Zweig des Ordens betreibt hier unter anderem ein Internat und seit 2005 auch das Fußball-Projekt »Penalty«

Vier der insgesamt neun Jugendlichen, die derzeit im »Penalty« leben

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»Sagt den Verzagten: Habt Mut!« So lautete das diesjährige Wall­fahrtsmotto. Pater Bernhard, hat die Wallfahrtssaison in diesem Jahr Zuversicht verbreitet?Ich hoffe ja! Obwohl nach Arn­stein wohl eher die Unverzagten kommen. Denen versuche ich eine Botschaft mitzugeben: »Ihr habt die Aufgabe, eine positive Stimmung in der Kirche zu ver­breiten! Ihr erlebt hier einen schönen und intensiven Tag, und wenn ihr dann nach Hause zu­rückfahrt, verbreitet dies bei euren Nachbarn und Freunden.«

Was erleben, was erfahren die Wallfahrer hier in Arnstein?Sie erfahren – so glaube ich – die Kirche selbst. Das Gebäude spricht zu den Pilgern. Die meis­ten von ihnen bleiben am Herz­Jesu­Bild hängen. Alles andere nehmen die Pilger zunächst kaum wahr. Sie lassen sich von dem lächelnden Engel ansprechen und fühlen sich wohl bei der ein­ladenden Geste: »Komm her und ruhe dich ein wenig aus.«

Wie viele Wallfahrer sind in diesem Jahr gekommen?Es waren 58 Busse, also circa 3.700 Pilger, die in Gruppen ge­

kommen sind. Für Einzelpilger habe ich zusätzlich noch mal 40 Führungen mit durchschnittlich 40 Pilgern gemacht, sodass ins­gesamt wohl 5.300 Wallfahrer in diesem Jahr hier waren. Früher waren es im Jahr sicher mehrere Zehntausend Wall fahrer, aber mehr als 5.000 ist doch immer noch Ausdruck von einem großen Interesse. Was suchen die Wallfahrer, die ja häufig schon seit vielen Jahren kommen, hier in Arnstein?Ich glaube, sie suchen die Erfah­rung von Gottes Liebe durch das Herz Jesu. Und viele von ihnen suchen wohl auch eine mysti­sche Herz­Jesu­Verehrung. Ich habe mich auch persönlich in den letzten Jahren stärker mit christlicher Mystik beschäftigt, weil ich da bei mir ein Defizit spürte. Durch Gespräch weiß ich, dass die mystischen Bezie­hung zu Jesus Christus für viele wichtig ist.

Unterscheiden sich Einzelpilger von denen, die in einer Gruppe kommen?Da sind einmal diejenigen, aus de ren Gegend keine Gruppe mehr fährt und die sich deshalb

die Wallfahrt privat organisieren. Andere Einzelpilger sind oft Zu­fallsgäste, die durch den sanften Tourismus im Lahntal hierher­finden. Das sind meist sehr ange­nehme und inte ressierte Leute, die konfessionell und weltan­schaulich sehr verschieden sind. Für den Kontakt mit diesen Menschen ist der Kloster laden sehr wichtig. Da kommen wir miteinander ins Gespräch.

Arnstein liegt am Jakobsweg, und Pilgern ist eine wachsende Be­wegung, kommen da nicht auch viele Jakobsweg­Pilger vorbei?Die Jakobspilger suchen zumeist nur ein Bett und wollen morgens gleich wieder aufbrechen. Um ihnen gerecht zu werden, müsste jemand für diese Pilger frei­gestellt sein, und wir bräuchten geeignete Unterbringungsmög­lichkeiten. Beides fehlt, daher schaffen wir es nur, einige der gelegentlich hierherfindenden Jakobspilger unterzu bringen.

Wie lautet das Wallfahrtsmotto für nächstes Jahr?»Den Weg des Glaubens gehen«. Und die Wallfahrt 2013 eröffnen wir am 15. Mai. ■interview: thomas meinhardt

Gespräch mit dem Wallfahrtsleiter Pater Bernhard Bornefeld SSCC

Die Arnsteiner Wallfahrt hat Zukunft

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4/2010 apostel 23

nachrichtennachrichtennachrichtennachrichten

Impressum Apostel (ISSN 1611-0765)

Herausgeber: Provinzialat der Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens (Arnsteiner Patres e. V.), Johannesstraße 36 A, 56112 Lahnstein, Tel.: 0 26 21 62 99 15, Fax: 0 26 21 62 99 20, E-Mail: [email protected], Internet: www.arnsteiner-patres.de. SSCC ist die Abkürzung für die Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen, in Deutschland als Arnsteiner Patres und auch als Picpus (nach der Straße des Mutterhauses in Paris) bekannt.

Redaktion: Heinz Josef Catrein SSCC (verantw.) • Martin Königstein SSCC • Kerstin Meinhardt • Thomas Meinhardt • Ludger Widmaier SSCC

Weitere Mitarbeitende dieser Ausgabe: Bernhard Bornefeld SSCC • Friedhelm Geller SSCC, Werne • Gerd Nieten SSCC, Koblenz • Gabriel Simon SSCC

Verlag: Meinhardt, Magdeburgstraße 11, 65510 Idstein, Tel.: 0 61 26 9 53 63-0, Fax: 0 61 26 9 53 63-11, E-Mail: [email protected], Internet: www.meinhardt.info

Erscheinungsort: Lahnstein

Auflage: 5.800 Exemplare, gedruckt auf 100 % Recyclingpapier

Titel: © Kerstin Meinhardt, 2012

Bildnachweise: bei den Abbildungen; Bilder ohne Nachweis: Archive der Ordensgemeinschaft und der Firma Meinhardt.

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung von Herausgeber und Redaktion wieder. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos kann keine Haftung übernommen werden.

Diese und weitere Nachrichten finden Sie auf unserer Website www.arnsteiner-patres.de

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■ Pater Hans-Ulrich Willms ist seit dem 1. Oktober Hausoberer der Kommunität in Münster. ■ Pater Ernst Schmitt wechsel­te zum 1. Oktober von Münster in die Kommunität nach Werne. Hier übt er das Amt des Öko­nomen aus und arbeitet in der Pfarrseelsorge mit.■ Pater Martin Königstein wurde am 1. November zum Hausoberen und Ökonomen der

Kommunität Koblenz ernannt. Er löst Pater Benno Schmitz ab, der im November nach Kloster Arnstein umzieht, um die dortige Kommunität zu unterstützen.■ Pater Ludger Widmaier wird zum 1. Dezember nach Koblenz versetzt, um dort in der City­kirche mitzuarbeiten.■ Pater Joachim Becker wird im Dezember von Lahnstein nach Werne umziehen.

Koblenz: Gedenken und Mahnung

Vom 2. bis 11. November war in der Citykirche am Jesuitenplatz in Koblenz das Kleid der Zofia Klinke zu sehen, einer polnischen Zwangsarbeiterin, die das KZ Ra­vensbrück überlebte. Es trägt die Spuren ihrer Geschichte und gibt Zeugnis von der Erniedrigung eines Menschen. Damit mahnt es heute unser Engagement gegen Unrecht und Unterdrückung an.Während der Heilig­Rock­Wall­fahrt lag das Kleid auf dem Dach­boden des KSJ­Hauses (Katholi­sche Studierende Jugend) in Trier und berührte viele Besucherinnen und Besucher; ein Grund, es an­lässlich des Novembergedenkens an die Reichspogromnacht in Koblenz erneut zu zeigen. Beglei­tet wurde das »KZ­Kleid« von einer Ausstellung, die von der KSJ vorbereitet worden war. Sie zeigt die Lebensgeschichte von Zofia Klinke und weitere Lebens­zeugnisse aus Konzentrations­lagern in Bild und Text.»Es ist gut und wichtig, dass wir uns erinnern, immer wieder, aber die Erinnerung muss fruchtbar sein jetzt und morgen.« (Martin Königstein SSCC)

Neue Ordensleitungen

Die Generalkapitel der Schwestern und Brüder SSCC wählten in Rom ihre neue Ordensleitung für die nächsten sechs Jahre.

Die Schwestern v. l.: Mary McCloskey aus Irland; Aurora Laguarda, General-vikarin, Spanierin, war in Asien tätig; Emperatriz Arrobo, Generaloberin, aus Ecuador; Alicia Mamani aus Peru, wiedergewähltes Ratsmitglied; Goyi Marín, Spanierin, die bisher in Afrika lebte. Die Brüder v. l.: Pankrasius Olak aus Indonesien, lange in der Ausbildung des Ordensnachwuchses tätig; Felipe F. Lazcano, Spanier, der viele Jahre in Indien wirkte, wiedergewähltes Ratsmitglied; Javier Álvarez-Ossorio, Spanier, früher Provinzial der afrikanischen Provinz, wieder gewählter Generaloberer; Camille Sapu, früher Provinzial der afrikanischen Provinz, jetzt Generalvikar, aus der Demokratischen Republik Kongo; Alberto Toutin, Chilene, Dozent für Theo - logie an der Universität Santiago de Chile.

Neue Aufgaben für Brüder der Deutschen Provinz

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Dieser Satz fasst für mich die christliche Berufung zusammen, Gott und seinen Nächsten zu lieben. Wenn ich Christus entdecke, dann entdecke ich gleichzeitig, wer Gott ist und wer der Andere ist ... und wer ich bin.

Die einzige und einzigartige Begegnung mit Christus für drei Entdeckungen: Wer ist Gott, wer ist mein Nächster, und wer bin ich!

Pater Bertrand Cherrier SSCC, Villefranche-de-RouergueEiner von 800 Brüdern der weltweiten Familie SSCC

»Ich werde niemals das Herz meines Nächsten erreichen, wenn ich nicht zulasse,

dass Christus mein Herz erreicht«

Unsere Niederlassungen in Deutschland

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Arnsteiner PatresBohlweg 46 ■ 48147 MünsterTel.: 02 51 48 25 33 ■ Fax: 02 51 4 82 53 59E-Mail: [email protected]

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Arnsteiner Patres, ProvinzialatJohannesstraße 36 A ■ 56112 LahnsteinTel.: 0 26 21 9 68 80 ■ Fax: 0 26 21 96 88 30E-Mail: [email protected]

Kloster Arnstein56379 Obernhof/LahnTel.: 0 26 04 9 70 40 ■ Fax: 0 26 04 16 06E-Mail: [email protected]

Arnsteiner PatresHorststraße 35 ■ 56651 NiederzissenTel.: 0 26 36 61 66 ■ Fax: 0 26 36 60 60E-Mail: [email protected]

Arnsteiner PatresKardinal-von-Galen-Straße 3 ■ 59368 WerneTel.: 0 23 89 97 00 ■ Fax: 0 23 89 97 01 11E-Mail: [email protected]

Ordensgemeinschaft von den Heiligsten HerzenImmenstädter Straße 50 ■ 87435 KemptenTel.: 08 31 5 12 36 80 ■ Fax: 08 31 51 23 68 19

Niederlassung der Deutschen Provinz in Belgien:Pères des Sacrés CoeursRue de Marchienne, 12 ■ B-6000 CharleroiTel.: 00 32 71 32 39 97 ■ Fax: 00 32 71 32 81 78

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Spendenbescheinigung zur Vorlage beim Finanzamt

Die Arnsteiner Patres e. V., Johannes-straße 36 A, 56112 Lahnstein, wurden durch Bescheid des Finanzamtes Kob-lenz vom 22. 5. 2009 als ausschließ-lich und unmittelbar steuerbegünstig-ten gemeinnützigen, mildtätigen und kirchlichen Zwecken im Sinne der §§ 51 ff. AO dienend anerkannt und nach § 5 Absatz 1 Ziff. 9 KStG von der Körperschaftssteuer befreit.

Wir bestätigen, dass wir den uns zuge-wendeten Betrag nur zu satzungsge-mäßen Zwecken verwenden werden.

Arnsteiner Patres e. V. Johannesstraße 36 A 56112 Lahnstein

Elisabeth Drolshagen in Mosambik. Die Vielfalt kirchlichen Lebens zeigt sich in diesen Aufgaben der Provinz und noch stärker in den Tätigkeiten unserer Ordensgemeinschaft in Afrika, Asien und Latein­amerika. Hier ist das kirchliche Leben oft genug von einer ein drucks­vollen Kraft und Lebensfreude. Wir möchten über all dies infor mieren und damit unser aller Horizont erweitern, Mut machen für eine christ­liche Lebensgestaltung. Wir möchten Kontakt halten mit unseren Freunden, mit den Haushalten, in denen der Apostel schon seit Jahr­zehnten zur Familienlektüre gehört, und auch denen, die den Apostel erst in den letzten Jahren für sich entdeckt haben.

Dies alles hat natürlich auch seinen Preis. Die für den Apostel arbeiten­den Mitbrüder geben viel von ihrer Zeit für die Erstellung der Hefte, und sie tun es mit Freude. Wir müssen aber auch für Gestaltung, Druck und Versand des Heftes beachtliche Geldmittel aufbringen. Und so bitten wir alle, denen es möglich ist, um eine Spende für die Finanzie­rung dieser Zeitschrift. Wenn Sie den unten angefügten Überweisungs­träger benutzen, geben Sie doch bitte beim Absender auch die Adress­nummer vom Etikett an. Bei Spenden bis zu 100 Euro dient Ihnen der anhängende Belegabschnitt gleichzeitig als Spendenquittung. Bei Spenden über 100 Euro werden wir Ihnen unaufgefordert eine Spenden ­ bescheinigung zukommen lassen.

Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für Ihre Treue und wünsche Ihnen und Ihren Lieben ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gnadenreiches neues Jahr.

In dankbarer Verbundenheit

P. Heinz Josef Catrein SSCC

Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung!

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Sie halten gerade die letzte Ausgabe des Apostels 2012 in Händen. Wir hoffen, unsere Zeitschrift hat Ihnen gefallen und auch geholfen, sich ein Bild von dem zu machen, was in unserer Ordensgemeinschaft und in der Welt geschieht.

Noch vor einigen Jahrzehnten war es einfacher für unsere Ordensgemeinschaft, mit Freunden und Wohl­tätern engen Kontakt zu halten. Unsere Reisebrüder besuchten alle Leserinnen und Leser persönlich und überbrachten den Apostel. Durch die eigenen Schulen

und Pfarreien, in denen Mitbrüder tätig waren, entstanden vielfältige Kontaktmöglichkeiten. Dies ist heute leider nicht mehr so. Unsere Ordensgemeinschaft hat sich verändert. Die Reisebrüder sind alt ge­wor den und können den Dienst nicht mehr ausüben. Wir sind an weniger Orten als früher präsent, haben keine eigenen Schulen mehr, und auch die Anzahl unserer Pfarreien ist kleiner geworden. Im Grund spiegelt die Situation unserer Ordensgemeinschaft das wider, was Sie auch in Ihren Pfarreien erleben: Es gibt gewaltige Veränderungen und Umbrüche. Diese Informationen wecken mit Recht Sorgen, aber es gibt auch positive Entwicklungen. Mitbrüder der deutschen Provinz ver­sehen weiterhin ihren Dienst in Pfarreien; immer mehr auch in speziel­len Einrichtungen wie Krankenhäusern, psychiatrischen Kliniken und Altenheimen. Weit über das Rentenalter hinaus versuchen einige, nach Kräften Gott und der Kirche zu dienen.

In Kloster Arnstein sowie in den Kommunitäten in Koblenz, Charle roi und Münster machen wir jeweils unterschiedliche Angebote für suchende Menschen. Deutsche Mitbrüder wirken segensreich in Norwegen, den Philippinen, Rom und Lateinamerika und die deutsche Schwester

Ordensgemeinschaftvon den Heiligsten Herzen

Provinzialat

Haus DamianJohannesstraße 36 A56112 Lahnstein

Fon 02621/6299-0Fax 02621/6299-20

[email protected]

Arnsteiner Patres Johannesstraße 36A • 56112 LahnsteinDezember 2012

Dieser Abschnitt kann zusammen mit dem Bankbeleg bei Spenden bis zu 100,– EUR als Spendenbescheinigung für das Finanzamt verwendet werden. Für Spenden über 100,– EUR übersenden wir Ihnen eine eigene Spendenquittung.

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