editorial

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HMD 271 3 Editorial Nova Spivack, CEO der Firma Radar Networks aus San Francisco, verbindet die Webentwick- lung mit der Zeitachse: Web 1.0 (1990-2000), Web 2.0 (2000-2010), Web 3.0 (2010-2020), Web 4.0 (2020-2030) ... Somit liegen wir richtig, liebe Leserinnen und Leser, denn Sie halten das Heft HMD 271 über Web 3.0 gerade noch recht- zeitig in Ihren Händen ;-))) Die HMD-Herausgeberschaft war sich bei der Planung des Heftes bezüglich des Inhalts ei- nig, denn es sollten Themen wie semantische Suche, Social Tagging, semantische Mashups, Social Bookmarking etc. behandelt und disku- tiert werden. Einzig der Titel war im Herausge- bergremium umstritten: Einige plädierten für Web 3.0, andere für Semantic Web. Als eid- genössischer Kompromiss kam der Titel Web 3.0 & Semantic Web zustande. Sind Sie nicht auch verwirrt und verunsi- chert durch die Häufung webbezogener Begrif- fe? Wenn ja, dann studieren Sie den Einfüh- rungsbeitrag von Ulrich Ultes-Nitsche über die Reise ins World Wide Web! Als Eselsbrücke hilft Ihnen eventuell die vielzitierte Gleichung Web 3.0 = Web 2.0 + Semantic Web oder die verein- fachte Formel Web 3.0 = Social Semantic Web. Übrigens: In Ihrer Handbibliothek steht ein frü- heres Heft, HMD 255, über Web 2.0. Überlassen wir den Streit um Begriffe den Experten und konzentrieren wir uns auf die in- haltliche Diskussion des semantischen Web. Der Kern eines solchen Web ist die Möglichkeit, die Bedeutung der Multimediaobjekte und de- ren Beziehungen untereinander zu erfassen. Das Resultat einer Suche im semantischen Web wäre demnach nicht nur eine Auflistung aller Objekte, die den Suchbegriff enthalten, sondern auch eine Menge von Objekten, die thematisch in enger Beziehung miteinander stehen. Die Grundidee einer semantischen Daten- verarbeitung ist alt und wurde bereits in For- schungsprojekten des MIT (Semantic Information Processing, Marvin Minsky & Seymor Papert) oder bei der Nutzung des Computers für natür- liche Sprachen an der Cambridge Language Re- search Unit (Semantic Networks, Richard H. Richens) in den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts entwickelt. Das Spannende an un- serer Zeit ist die Tatsache, dass das semantische Web existiert und bereits erste Früchte trägt. Um konkret zu bleiben: Studieren Sie den se- mantischen Tag-Graphen am Beispiel des XING- Netzwerkes, durchforsten Sie die technologi- sche Themenlandschaft, generiert aus Weblog- Inhalten, oder klicken Sie sich aufs Social-Book- marking-System BibSonomy! Diese und weitere spannende Entdeckungen machen Sie beim Studium der Beiträge im Themenschwerpunkt. Liebe HMD-Leserinnen und -Leser, mit dem Schwerpunktheft Web 3.0 & Semantic Web er- halten Sie einen State-of-the-Art über die Ent- wicklungen des World Wide Web. Sie erfahren, dass neben sozialen Beziehungen semantische Aspekte ebenfalls miteinbezogen werden müs- sen. Neben Grundlagen erhalten Sie erste er- folgreiche Fallbeispiele und können damit die Chancen und Risiken dieses technologischen Fortschritts besser abwägen. Wir wünschen Ih- nen einen guten Start ins Jahrzehnt des Web 3.0! Urs Hengartner Andreas Meier PS: Urs Hengartner ist ein Experte auf dem Gebiet des Semantic Web und hat als Gastherausgeber das HMD-Heft 271 mitgestaltet.

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Post on 18-Mar-2017

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HMD 271 3

Editorial

Nova Spivack, CEO der Firma Radar Networksaus San Francisco, verbindet die Webentwick-lung mit der Zeitachse: Web 1.0 (1990-2000),Web 2.0 (2000-2010), Web 3.0 (2010-2020),Web 4.0 (2020-2030) ... Somit liegen wir richtig,liebe Leserinnen und Leser, denn Sie halten dasHeft HMD 271 über Web 3.0 gerade noch recht-zeitig in Ihren Händen ;-)))

Die HMD-Herausgeberschaft war sich beider Planung des Heftes bezüglich des Inhalts ei-nig, denn es sollten Themen wie semantischeSuche, Social Tagging, semantische Mashups,Social Bookmarking etc. behandelt und disku-tiert werden. Einzig der Titel war im Herausge-bergremium umstritten: Einige plädierten fürWeb 3.0, andere für Semantic Web. Als eid-genössischer Kompromiss kam der Titel Web 3.0& Semantic Web zustande.

Sind Sie nicht auch verwirrt und verunsi-chert durch die Häufung webbezogener Begrif-fe? Wenn ja, dann studieren Sie den Einfüh-rungsbeitrag von Ulrich Ultes-Nitsche über dieReise ins World Wide Web! Als Eselsbrücke hilftIhnen eventuell die vielzitierte Gleichung Web3.0 = Web 2.0 + Semantic Web oder die verein-fachte Formel Web 3.0 = Social Semantic Web.Übrigens: In Ihrer Handbibliothek steht ein frü-heres Heft, HMD 255, über Web 2.0.

Überlassen wir den Streit um Begriffe denExperten und konzentrieren wir uns auf die in-haltliche Diskussion des semantischen Web.Der Kern eines solchen Web ist die Möglichkeit,die Bedeutung der Multimediaobjekte und de-ren Beziehungen untereinander zu erfassen.Das Resultat einer Suche im semantischen Webwäre demnach nicht nur eine Auflistung allerObjekte, die den Suchbegriff enthalten, sondernauch eine Menge von Objekten, die thematischin enger Beziehung miteinander stehen.

Die Grundidee einer semantischen Daten-verarbeitung ist alt und wurde bereits in For-

schungsprojekten des MIT (Semantic InformationProcessing, Marvin Minsky & Seymor Papert)oder bei der Nutzung des Computers für natür-liche Sprachen an der Cambridge Language Re-search Unit (Semantic Networks, Richard H.Richens) in den Sechzigerjahren des letztenJahrhunderts entwickelt. Das Spannende an un-serer Zeit ist die Tatsache, dass das semantischeWeb existiert und bereits erste Früchte trägt.Um konkret zu bleiben: Studieren Sie den se-mantischen Tag-Graphen am Beispiel des XING-Netzwerkes, durchforsten Sie die technologi-sche Themenlandschaft, generiert aus Weblog-Inhalten, oder klicken Sie sich aufs Social-Book-marking-System BibSonomy! Diese und weiterespannende Entdeckungen machen Sie beimStudium der Beiträge im Themenschwerpunkt.

Liebe HMD-Leserinnen und -Leser, mit demSchwerpunktheft Web 3.0 & Semantic Web er-halten Sie einen State-of-the-Art über die Ent-wicklungen des World Wide Web. Sie erfahren,dass neben sozialen Beziehungen semantischeAspekte ebenfalls miteinbezogen werden müs-sen. Neben Grundlagen erhalten Sie erste er-folgreiche Fallbeispiele und können damit dieChancen und Risiken dieses technologischenFortschritts besser abwägen. Wir wünschen Ih-nen einen guten Start ins Jahrzehnt des Web 3.0!

Urs Hengartner Andreas Meier

PS: Urs Hengartner ist ein Experte auf dem Gebiet desSemantic Web und hat als Gastherausgeber dasHMD-Heft 271 mitgestaltet.