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Prof. Dr. Martin Moog 1
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
eher soziologische Ansätze der Erklärung wissenschaftlichen Fortschritts
Paradoxien und Antinomien
Disziplinen und ihre Funktionen
Die Betriebswirtschaftslehre und die Forstliche BWL als Disziplinen
Methoden in der BWL
Wissenschaftskonzeptionen der BWL
Prof. Dr. Martin Moog 2
Forschungsprogramme
harter
Kern
Schutzgürtel
vgl. Chalmers, 2007, S. 107 ff.
Die Bedeutung von Forschungsprogrammen,
deren Kern nicht in Frage gestellt wird, für die
Entwicklung der Wissenschaft wird von
Lakatos betont.
Der harte Kern der Astronomie von Kopernikus:
Die Planeten kreisen um die Sonne.
Die Erde dreht sich täglich einmal um ihre Achse.
Annahmen aus dem Schutzgürtel
können modifiziert werden,
um bessere Vorraussagen zu liefern.
Beispiel: elliptische Bahnen statt Kreisbahnen
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Forschungsprogramme
harter
Kern
Schutzgürtel
vgl. Chalmers, 2007, S. 107 ff.
Forschungsprogramm können sich
positiv entwickeln, aber auch degenerieren,
bis sie von anderen abgelöst werden.
Aber auch ein Comeback ist möglich.
Im Rahmen eines Forschungsprogramms
können Methoden und Instrumente
entwickelt werden.
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Gibt es wissenschaftlichen Fortschritt?
Oder sind Paradigmen gleichwertig?
Paradigma
A
Paradigma
B
Die Wissenschaftler leben jeweils in der Welt ihres Paradigmas
und können sich daher nicht verstehen.
Das ist ein Zerrbild, denn es sind doch Verständigungen möglich,
beispielsweise auf Standards der Beobachtung, wie das Galileo
mit überzeugenden Argumenten gelungen ist (Fernrohre statt Auge).
Wenn das wirklich zuträfe, dann
könnte man nicht beurteilen, was
wissenschaftlicher Fortschritt ist.
Es könnte keine Einigung darüber
erreicht werden, ob ein Paradigma
dem anderen überlegen ist.
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Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Dogmen und wissenschaftlicher Fortschritt
sozialer Druck in einer
Disziplin, eine Theorie
zu akzeptieren
Wunsch der Menschen
nach gesichertem Wissen
„fester Boden unter den Füßen“
verhindert Paradigmenwechsel
führt zu Dogmatismus
Erlernen einer Theorie ist
Investition, deren Wert bewahrt
werden muß.
Hat aber Dogmatismus nicht etwas gutes?
Neue Theorien wurden trotz Kritik
(Falsifikation) weiterverfolgt, sie erwiesen
sich schließlich als den alten überlegen.
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Der Argumentum ad verecundiam-Fehlschluß
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Berufung auf eine Autorität.
Nur, wer erkennt wen als Autorität an?
Ted trifft seinen Freund Al und ruft: “A!! Man hat mir gesagt, Du seist gestorben.
Darauf Al lachend: „Du siehst doch, daß ich lebe.“
„Unmöglich!“ sagt Ted: „Der Mann, der mir das gesagt hat, ist viel
glaubwürdiger als Du.“
vgl. Cathcart und Klein, 2010, S. 60 f.
Nach Professor
Weise gilt ...... Prof. Weise ist ein
inkompetenter
Spinner
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Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Wie können Theorien und Hypothesen entstehen?
durch kreatives Denken
ad hoc
data mining
Weiterentwicklung existierender
Theorien oder Schaffung ganz neuer
Hypothesen entstehen im einfachsten
Fall deduktiv aus einer bestehenden Theorie.
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Computational Learning Theory
Es gibt Computerprogramme – nach Francis Bacon BACON-1 bis BACON-6
genannt, mit denen die Suche nach Gesetzmäßigkeiten in Daten automatisiert ist.
Autoren: Langley u.a. (1987): Scientific Discovery, Computational Explorations
of the Creative Processes
Erläuterungen bei Lauth & Sareiter, 2005, S. 79 ff.
Man kann damit z.B. Galileos Fallgesetz finden.
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datengeleitete Theoriebildung
• Suche nach der besten Prognose
Beispiel Kapitalmarktforschung und Insolvenzprognose
• rein explorative Datenauswertung (Data Mining)
• Fallstudien
English for runaways:
Fallbeil = case hatchet
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problemgeleitete betriebswirtschaftliche Forschung?
Theorien haben in der problemgeleiteten Forschung eine dienende Funktion,
keine herrschende.
An dieser Stelle ist indessen auch ein Wort der Warnung nötig: Bei einer
großen Theorienvielfalt wird es einem unredlichen Forscher nicht schwer
fallen, nach der Datenauswertung eine geeignete theoretische Garnierung zu
finden und diesen Ansatz nach Belieben zu bestätigen oder zu falsifizieren.
Hauschild, 2003, S. 15
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Beispiel für aus Daten erkannte Kausalitäten, problematische
Verwendung von Skalen und Ad-hoc-Modifikationen
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„Die Ergebnisse sind robust, es
handelt sich um einen kausalen
Zusammenhang.“
Quatsch!!!!
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Die Helden der PIMS-Studien dieser Welt
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Durch eine Analyse von mehr als
1 Million Datensätzen haben wir
herausgefunden, daß der Erfolg
einer Firma von Umsatz und
Kosten abhängt.
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Paradoxien und Antinomien
Paradoxien
Antinomien
Paradoxien sind Aussagen
oder Sachverhalte, die unseren
Erwartungen widersprechen.
Antinomien sind besondere
Paradoxien.
Widersprüche, deren beide
Seiten gleich gut begründet
zu sein scheinen.
vgl. Vollmer, 1993, S. 31 ff.
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Was ist paradox ? (sprachliche Paradoxien)
• Wenn ein Vater seinen Sohn unverwandt anstarrt.
• Wenn ein Arzt kalte Umschläge warm empfiehlt
• Ein eingefleischter Veganer
• Wenn eine Kuh den Bauern anstiert.
• Wenn ein Kahlkopf sich die Haare rauft.
• Wenn ein Lokführer keinen Zug vertragen kann.
• Wenn ein Förster keine Schonung kennt.
Die Beispiele für sprachliche Paradoxien helfen uns
nicht zu bestimmen, was eine Paradoxie ist.
vgl. Vollmer, 1993, S. 32 f.
Aus den griechischen Wortstämmen kann man ableiten,
daß es etwas „gegen die Erwartung“ ist.
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Zenons Paradox – Achill und die Schildkröte
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Achill und eine Schildkröte machen einen Wettlauf.
Weil Achill viel schneller rennen kann bekommt die Schildkröte einen
Vorsprung.
Nach dem Start muß Achill erst an den Punkt gelangen, von dem die
Schildkröte gestartet ist. Bis er dort ankommt ist die Schildkröte ein Stück
weitergelaufen.
Nun muß Achill wieder zu diesem Punkt laufen. Bis er dort ankommt, ist die
Schildkröte wieder ein Stück weiter.
Und so fort. Also wird Achill die Schildkröte nie ganz einholen.
Wenn die Schildkröte nicht anhält, ist ihr der Sieg gewiss.
vgl. Cathcart und Klein, 2010, S. 63 ff.
Vertreter: „Gnädige Frau, mit dem Staubsauger
haben Sie nur halb so viel Arbeit.
Hausfrau: „Phantastisch! Ich nehme gleich zwei.“
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berühmte Paradoxien (und Antinomien)
• Achill und die Schildkröte
• Der Pfeil, der sich im Flug nicht bewegt
• Die Kreter – immer Lügner
• Buridans Esel, der zwischen Heuhaufen verhungert
• Katzen mit 7 Leben plus 1 (wirklich ein Paradox?)
• St. Petersburger Spiel
• Die Wahl zwischen 3 Türen in einer Spielshow, Wahl zw. 2 Briefumschlägen
• Geburtstage der Fußballspieler
• Mikado – Sehnen in einem Kreis
• unangekündigte Klassenarbeit
• Paradoxien bei Wahlen
• Gefangenendilemma
• Paradox des Haufens
• Schiff des Theseus
• die Nichtelefanten
• das Hilbertsche Hotel
• der Barbier von Sevilla
• das Curry Paradox (Wenn dieser Satz wahr ist, können Fische sprechen.)
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vgl. Berger: Paradoxien, 2010
Baggini, 2005
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Antinomien
These Antithese
Beide lassen sich (scheinbar) gleich gut begründen
Begriff: Widerstreit von Gesetzen (17. Jh.)
vgl. Vollmer, 1993, S. 33
Es muß etwas mit den getroffenen Voraussetzungen nicht stimmen,
sonst könnte diese Situation nicht auftreten.
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Antinomien
Antinomien können in allen Sätzen auftreten:
Beschreibungen Ist die Welt endlich oder unendlich?
Normative Sätze Darf man töten?
Wertungen Ist Freiheit wichtiger als Gleichheit?
Konventionen Darf man Fisch mit dem Messer essen?
Schlußregeln Gilt etwas, das für jeden gilt, damit auch schon für alle?
Bei Normen und Werten ist eine Bedeutungsgleichheit mit
„Konflikt“ gegeben – aber beide Seiten müssen starke
Argumente für sich haben.
vgl. Vollmer, 1993, S. 33 f.
Besonders unangenehm sind Antinomien in den Grundlagen der Disziplinen.
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Der „Lügner“ – eine Antinomie
„Dieser Satz ist falsch.“
vgl. Vollmer, 1993, S. 35
Der Satz sieht so aus wie eine Aussage,
ist aber keine.
Er bezieht sich nicht auf ein Objekt
in der Realität, sondern nur auf sich selbst.
Der Begriff der Wahrheit kann sich nur auf
die Objekte in der „Außenwelt“ beziehen.
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Der „Lügner“ – eine Antinomie
„Diser Sats enthält drei Fehler.“
vgl. Vollmer, 1993, S. 35
Wir reduzieren die Zahl der Fehler schrittweise:
„Dieser Sats enthält zwei Fehler“
„Dieser Satz enthält einen Fehler“ das ist die einfache Lügner-Antinomie
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Der „Lügner“ – eine Antinomie
vgl. Vollmer, 1993, S. 36 f.
„Epimenides, der Kreter, sagt: Alle Kreter lügen immer.“
Viele Formulierungen weisen einen solchen Selbstbezug auf,
stellen sich in Frage oder widersprechen sich selbst und sind
dadurch paradox.
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Beispiele für innere Ungereimtheiten von Aussagen
• Aberglaube bringt Unglück; dagegen hilft nur Klopfen auf Holz.
• Gott sei´s gedankt, ich bin immer noch Atheist. (Bunuel)
• Es ist modern, altmodisch zu sein.
• Nichts ist ewig außer dem Wechsel.
• Ein Satz, der nur wahrscheinlich ist, ist wahrscheinlich falsch.
• Keine Regel ohne Ausnahme.
• Die Geschichte lehrt, daß die Menschen aus der Geschichte nichts lernen. (Hegel)
• Wenn Gott allmächtig ist, kann er dann einen Stein schaffen, der so schwer ist, daß er ihn selbst nicht heben kann? (Pascal)
• Philosophie ist der Mißbrauch einer Sprache, die eigens zu diesem Zweck erfunden wurde.
• Alles dauert länger als man denkt, selbst dann, wenn man dies bereits berücksichtigt hat. (Murphy/Hofstadter)
• Sicheres Wissen gibt es mit Sicherheit nicht.
vgl. Vollmer, 1993, S. 38
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Fruchtbarkeit von Paradoxien für die Wissenschaft
Paradoxien weisen auf Widersprüche hin.
Ohne die Paradoxie wäre es nicht aufgefallen, daß in den Annahmen ein
Widerspruch steckt.
Da es aufgefallen ist, kann man nach dem Widerspruch suchen und ihn,
hoffentlich, beseitigen.
Die Entdeckung kann die Theorie töten, aber sie belebt die Theorienbildung.
vgl. Vollmer, 1993, S. 38 ff.
Der Weg zur Wahrheit führt über die Beseitigung der Irrtümer.
Paradoxien eignen sich sehr gut als didaktisches Werkzeug.
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Die Russelsche Antinomie
Die berühmteste aller Antinomien:
Sie entsteht bei dem Versuch, alle Mengen zusammenzufassen, die sich nicht
selbst als Element selbst enthalten.
Der Barbier, der genau alle Männer des Dorfes rasiert, die sich nicht selbst
rasieren.
vgl. Vollmer, 1993, S. 39 ff.
Russel entdeckte den Widerspruch in dem Werk von Gottlob Frege.
Hätte Frege die Prinzipien der Logik nicht so gut systematisiert,
wäre der Widerspruch unentdeckt geblieben.
So wurde Fortschritt möglich.
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Bertrand Russel
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Zeit 1872 bis 1970
Wirkungsorte England, USA, Peking
Hauptwerke sehr viele
Principia Mathematica (mit A.N. Whitehead), 3 Bände
Ehe und Moral (Nobelpreis)
Zehn Gebote eines Liberalen
Philosophie des Abendlandes
Bedeutung Zurückführung der Mathematik auf wenige Axiome und Schlußregeln.
Verständlichmachung von Wissenschaft und Philosophie
Manifest mit Einstein zur Verantwortung der Wissenschaftler
gesellschaftliches Engagement, zuletzt Vietnam-Krieg (mit Sartre und
Simone de Beauvoir), zuvor z.B. Korrespondenz mit Chruschtschow zur
Kuba-Krise und zu Bürgerrechten.
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Disziplinen und ihre Funktionen
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Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Was macht eine wissenschaftliche Disziplin aus?
gemeinsamer Untersuchungsgegenstand
(Erfahrungsobjekt)
Gruppe von Forschern
(Mindestgröße)
gemeinsames
Erkenntnisinteresse
wissenschaftliche
Organisationen
Publikationsorgane
Tagungen
zwei Disziplinen können dasselbe Erfahrungsobjekt
haben, aber nicht dasselbe Erkenntnisobjekt
(Beispiel: Botanik und Waldwachstumskunde)
Die Disziplinen unterscheiden sich also in erster
Linie durch die Erkenntnisobjekte.
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Funktionen von wissenschaftlichen Disziplinen
Minderung des Dilettantismus-Risikos
In Disziplinen findet die wissenschaftliche
Arbeitsteilung statt.
Spezialisierung bietet Vorteile
Zu große Spezialisierung hat aber auch Nachteile
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Neubildung von Disziplinen
Entwicklung der Forstwissenschaft von den Anfängen über die
Ausdifferenzierung bis zur heutigen Schrumpfung
Entwicklung der Kulturwissenschaft
Entwicklung der Betriebswirtschaftslehre
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Qualitätskontrolle
Fälschung von Daten
ist hier verboten
Peer-Review
Hwang Woo Suk (Klon-Skandal)
Jan Hendrik Schön (Datenfälschung für physik. Studie)
renommierte Zeitschriften
Neue Fälle an der ETH und auch in Göttingen (Forstwissenschaft!) – Rüge von der DFG
Betrug am Forschungszentrum Borstel (Immunologie), Publikationen zurückgezogen
Plagiate
nicht
erlaubt
Anteil kopierter Textstellen in Haus-
und Seminararbeiten in Prozent
Medizin 11,0
Wirtschaftswissenschaften 6,4
Ingenieurwissenschaften 6,0
Germanistik 5,0
Gesamt 7,0
Quelle: Compilatio.net
FAZ vom 4.12.2010
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Literatur zu Betrug in der Wissenschaft
erschienen 1984
Charles Babbage schrieb schon 1830 darüber.
Aufsehen erregte der Fall des Physikers
Jan Hendrik Schön, der in Konstanz 1997
promoviert worden ist und dann in den
Bell Labs arbeitete. Er hatte Ergebnisse
gefälscht und damit aufsehenerregende
Aufsätze publiziert.
Die Universität Konstanz versuchte ihm den
Doktortitel abzuerkennen. 2010 entschied
das Verwaltungsgericht Freiburg erst einmal
für Dr. Schön; 2013 bestätigte das Bundes-
verwaltungsgericht die Aberkennung -
unwürdiges Verhalten nach der Promotion.
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Betrug in der Wissenschaft
• Plagiate sind sehr verbreitet, besonders bei Hausarbeiten, aber
natürlich auch bei Arbeiten für höhere Qualifikationsziele.
• Fälschung von Daten
bekannter Fall des deutschen Physikers Jan Hendrik Schön
(Ein-Molekül-Transistor) etwa im Jahr 2000 in einem Labor in den USA.
Gegen Plagiate setzen
wir Spezial-Software
ein. Aber was taugt diese Software?
Kopieren
geht über
studieren!
Mühsam ist es zu studieren,
viel leichter läßt sich Text kopieren.
Ende 2010 machte die Charité Schlagzeilen, weil sie eine Chronik bei
einem nichtakademischen Schriftsteller in Auftrag gegeben hatte. Das
zur Verfügung stehende Budget war sehr gering.
Ein Wissenschaftshistoriker fand heraus, daß ganze Teile seiner
Dissertation für die Chronik kopiert worden waren.
Das Buch wurde eingestampft- dafür war Geld da.
PlagAware
Turnitin
Ephorus
PlagScan
Urkund
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Mr Copy & Dr Paste
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Hier könnte ein Bild
eines bekannten
Politikers eingefügt
werden.
Skandal !
Wie konnte es dazu kommen?
Das tägliche Plagiat in der Mensa:
Nach Mensaplan gibt´s Wildragout,
in Wahrheit ist es Känguru !
Und es schmückte sich ein Edler
mit so mancher fremden Feder.
Besonders anfällig für
Betrügereien (Fälschungen der Daten)
sind Medizin und Biotechnologie.
Plagiatsformenlehre
1. einfaches Abschreiben – keine Quellenangabe
2. leicht veränderter Text – keine Quellenangabe
3. leicht veränderter Text – ‚“vgl. ...“ Verschleierungszitat
4. unveränderter Text einer Sekundärquelle – Angabe der Originalquelle mit „vgl. ...“
5. leicht veränderter Text einer Sekundärquelle – Angabe der Originalquelle mit „vgl. ...“
Gutenberg oder Guttenberg?
Meinten Sie den Drucker oder
den Kopierer?
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Staatliche Drittmittelforschung und Plagiate
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Aus dem Beitrag „Wer hat die Wissensbilanz erfunden?“ von Prof. Dr. Volker Rieble, FAZ, 12. Mai 2011, S. 6
Die Broschüre Wissensbilanz – Made in Germany, verfaßt von Mitarbeitern eines Fraunhofer Instituts (IPK) in ministeriellem
Auftrag zeigt auffällige Ähnlichkeiten zu anderen Arbeiten aus Österreich. Mitarbeiter aus Österreich wurden angeheuert.
Rieble spricht von einem „Staatsplagiat“.
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Plagiatoren aus der Politik
Funktion Universität Entscheidung
Koch-Mehrin, Silvana Mitglied des Europa-
Parlaments (FDP)
Heidelberg Aberkennung
Saß, Veronika (geb.
Stoiber)
Tochter Konstanz Aberkennung
Mathiopulos,
Margarita
Unternehmerin, Politiker-
Ehefrau, Wunsch-Sprecherin
von Willy Brandt
Bonn Aberkennung
Djir-Sarai, Bijan MdB (FDP) Bonn Aberkennung
Chatzimarkakis, Jorgo Mitglied des Europa-
Parlaments (FDP)
Bonn Aberkennung
Althusmann, Bernd Kultusminister,
Niedersachsen
Potsdam Erhebliche Mängel,
aber Verfahren
eingestellt
Schavan Bundesministerin Düsseldorf Aberkennung
Kreidl, Jakob Landrat in Miesbach Uni der BW Aberkennung
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Plagiate sind keine Erscheinung der Gegenwart
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Ein bekannter Fall ist der Anfang der 50er Jahre an der Humboldt-Universität lehrende
Heinz Kamnitzer.
In einem Werk über die Bauernkriege („Thomas Müntzer und seine Zeit“) war ein Quellenteil
von ihm enthalten, der jedoch in großen Teilen ein Plagiat der Arbeit des Agrarhistorikers
Günther Franz war. Der Rest war aus anderen Quellen abgekupfert.
Das Plagiat kam auf, Kamnitzer wurde sogar für die DDR als Lehrstuhlinhaber inakzeptabel.
Er arbeitete als freier Schriftsteller und wurde später Vorsitzender des Schriftstellerverbandes der DDR
und des DDR-PEN.
Quelle: Martin Otto: Eine deutsch-deutsche Abschreibe-Affäre, FAZ vom 21. 12.2011, Seite N5
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Kontrolle von experimentell erzielten Ergebnissen
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Psychologie und auch experimentelle Wirtschaftsforschung
Wenn wir eine Studie mit
einem kontraintuitiven
Ergebnis vorstellen,
werden wir in die
Zeitschrift für exzellente
Studien aufgenommen
Ich habe die Studie des exzellenten Kollegen
geprüft. Das Ergebnis konnte nicht reproduziert
werden. Ich wollte das Ergebnis
veröffentlichen. Die Veröffentlichung wurde von
mehreren Zeitschriften abgelehnt. Bei einer war
sogar der exzellente Kollege einer der
Gutachter.
Das hat es in der Psychologie wirklich gegeben
(Südd. Ztg. 29.6. 2012, S. 18). Jetzt werden Studien in
einem internationalen Projekt systematisch überprüft.
Ein Argument dagegen war: Das schädigt den Ruf der
Psychologie als Wissenschaft.
Daryl Bem, Cornell University
Ich habe einen
Beweis für
Präcognition.
(Hellsehen)
Richard Wiseman, Stuart Richie, Christopher French
Probanden bekamen Listen mit Begriffen kurz gezeigt.
Sie wurden getestet.
Manche, zufällig ausgewählte bekamen Zeit, die
Begriffe zu büffeln.
Die, welche später büffeln durften, hatten vorher
überdurchschnittliche Leistungen.
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DFG – Empfehlungen der Kommission „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“
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Qualitätsstandards in verschiedenen Disziplinen
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Gutachten zur Dissertation
von ....
....
....
Die Verzerrungen der
verwendeten Stichprobe im
Hinblick auf ihre soziodemo-
graphische Struktur beein-
trächtigen jedoch nicht die
Qualität der erzielten Ergebnisse,
...................................................
........
magna cum laude
Aus dem Gutachten eines Professors
der TUM Mein Doktorand hat zwar mit
einem defekten Thermometer
gemessen, das hat aber die
Ergebnisse seiner Arbeit in
keiner Weise beeinträchtigt.
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Wissenschaftliche Charaktere
• wissenschaftstheoretische Tugendwächter, die unrealistische Postulate
formulieren und mit starrem Blick auf das Falsifikationsdogma den
heuristischen Auftrag der Wissenschaft aus dem Auge verlieren
• theorielose Empiristen, die aus gegebenen Datenbeständen Artefakte
herauspräparieren
• signifikanzsüchtige Befunddeuter, die die Relevanz der Befunde
mißachten
• datengetriebene Prognostiker, denen die Genauigkeit der Prognose die
Hauptsache, denen aber die Erklärung Nebensache ist
• technokratische Methodenenthusiasten, denen methodische
Spitzfindigkeiten wichtiger sind als neue Aussagen
• datengläubige Befundsammler, die jegliche Faktensammlung schon
dann für beachtlich halten, wenn sie nur Daten zu „ihrem“ Problem
liefert – ungeachtet der Qualität nach Hauschildt, 2003 S. 21 f.
Prof. Dr. Martin Moog 42
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Welche Anforderungen werden in empirischen Arbeiten an die
theoretische Grundlage gestellt?
• Kann man schon von Theorie sprechen, wenn nur begrenzte
theoretische Vorüberlegungen vorliegen, oder erst dann, wenn auf
ausgebaute, eingeführte, mit einem eigenen Namen belegte
Satzsysteme zurückgegriffen wird?
• Gilt nur das als Theorie, was auf ausschließlich
wirtschaftswissenschaftlicher Argumentation gründet, oder wird eine
umfassende verhaltenswissenschaftliche Perspektive verlangt?
• Ist nur das als eine Theorie zu bezeichnen, was mathematisch
formalisiert ist, oder werden auch verbal beschriebene Theorien
akzeptiert?
• Liegt eine Theorie schon vor, wenn die Variablen in einen
theoretischen Bezugsrahmen eingeordnet sind?
nach Hauschildt, 2003, S. 12 f.
Prof. Dr. Martin Moog 43
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Was als Theorie bezeichnet wird,
ist oft nur ein ausführlicher Überblick über den Stand der Literatur,
oder ein Verweis auf einige prominente „seminal papers“.
In vielen Fällen ist Theorie allenfalls eine Kompilation der Vorläuferstudien
Hauschildt, 2003, S. 13
In empirischen betriebswirtschaftlichen Forschungsarbeiten finden sich
regelmäßig theoretische Vorüberlegungen, die den empirischen Befunden
vorangestellt werden. Insoweit bietet die Literatur das Bild einer
„theoriegeleiteten“ Forschung – vordergründig jedenfalls.
Hauschildt, 2003, S. 13
Prof. Dr. Martin Moog 44
Darf man Falsches lehren?
vgl. Vollmer, 1993, S. 109 ff.
Was ist wahr? Was ist falsch?
Gibt es sicheres Wissen?
Welche Wahrheitsdefinition will man der Beantwortung zugrunde legen?
Übersetzung in eine pragmatische oder instrumentalistische Interpretation:
Darf man man eine Theorie lehren, von der man weiß oder erwartet, daß
sie sich bei der Erklärung vergangener und der Prognose zukünftiger
Erfahrungen als weniger erfolgreich erweist als eine andere, schon bekannte
Theorie?
Prof. Dr. Martin Moog 45
Darf man Falsches lehren?
vgl. Vollmer, 1993, S. 109 ff.
Die Fallgesetze von Galileo
Wenn es keine Luftreibung gäbe, dann würde sich ein in der Nähe der
Erdoberfläche geworfener Körper auf einer parabelförmigen Bahn bewegen.
Ist diese Behauptung richtig?
Nein!
Wir wissen, daß sich Planeten auf elliptischen Bahnen bewegen.
Die Naturgesetze gelten für die Planeten und für im Schwerefeld der Erde
fallende Körper gleich.
Die Fallgesetze von Galileo sind falsch.
Auch nur näherungsweise richtige Gesetze sind falsch.
Darf man sie trotzdem lehren?
Prof. Dr. Martin Moog 46
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kritische und heuristische Funktion der Wissenschaft
Prof. Dr. Martin Moog 47
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Determinismus contra Willensfreiheit
vgl. Cathcart und Klein, 2010, S. 33
Glauben Sie an
die menschliche
Willensfreiheit?
Ich muß –
Ich habe keine
Wahl!
Isaac B. Singer
Prof. Dr. Martin Moog 48
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Die Betriebswirtschaftslehre und die Forstliche BWL als Disziplinen
Prof. Dr. Martin Moog 49
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Was untersucht die BWL?
Economics is what economists do! ???
Unternehmen
Betriebe
Haushalte
Verwaltungen
Institutionen und Personen, deren Verhalten auf wirtschaftliche Güter
bezogen ist.
(Hans Raffée in Kompendium der Betriebswirtschaftslehre, Band 1, 1989
Gründung der Kommission Wissenschaftstheorie des VHB
im Jahr 1973
Prof. Dr. Martin Moog 50
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Der Gegenstandsbereich der Betriebswirtschaftslehre
soziotechnische Systeme
Betriebe
Haushalte, Unternehmen
technischer Aspekt
Ordnung nach
technischen
Gesichtspunkten
sozialer Aspekt
weitere ggf. wichtige Dimensionen:
ökologisch
kulturell
informationell
Prof. Dr. Martin Moog 51
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Der Gegenstandsbereich der Forstökonomie
Wald-Dimension
Gesellschafts-Dimension
Individuum Weltbevölkerung
Waldbestand
globale
Bewaldung
klassisches
Feld
Entwicklung
Prof. Dr. Martin Moog 52
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Selbstverständnis der Forstökonomie
• positivistisch
• praktisch-normativ
• ethisch-normativ
Prof. Dr. Martin Moog 53
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
von der Forstökonomie genutzte Theorien
• mikroökonomische Ansätze
• institutionenökonomische Ansätze
• andere betriebswirtschaftliche Theorien
• eher aus dem Bereich der Psychologie stammende Theorien
Prof. Dr. Martin Moog 54
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
gesellschaftsbedingte Modethemen forstökonomischer Forschung
• Waldschäden
• nachwachsende Rohstoffe
• Klimawandel
Prof. Dr. Martin Moog 55
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Welches Erkenntnisinteresse treibt die BWL-Forscher?
reines Erkenntnisinteresse Interesse an der Gestaltung
Nach welchen Gesetzmäßigkeiten
funktionieren die Betriebe?
Nach welchen Gesetzmäßigkeiten
handeln die Menschen in den
Unternehmen?
Ausnutzung der Gesetzmäßigkeiten zur
Erhöhung der Wirtschaftlichkeit in den
Betrieben bzw. zur Erhöhung der
Rentabilität der Unternehmen.
Prof. Dr. Martin Moog 56
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Erkenntnisobjekt der BWL
Wirtschaften = entscheiden über knappe Güter
Ergiebigkeitsprinzip bzw. Wirtschaftlichkeitsprinzip
das Erkenntnisobjekt unterscheidet die BWL von anderen Disziplinen
Warum nicht Gewinnmaximierung oder Faktorkombination als
Erkenntnisobjekt?
tritt in allen Betrieben auf!
Verbesserung der Daseinsbewältigung durch Erhöhung der Ergiebigkeit
der Ressourcen im betrieblichen Zusammenhang.
von den konkreten Zielen des einzelnen Betriebes ist das unabhängig
Prof. Dr. Martin Moog 57
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Funktionen der Betriebswirtschaftslehre, Erfahrungsobjekt
und Erkenntnisziel
beobachten beschreiben erklären gestalten
Erfassungsfunktion Beschreibungsfunktion Erklärungsfunktion Gestaltungsfunktion
Das Erfahrungsobjekt – das wirtschaftliche
Handeln in Betrieben – muß erst beobachtet
und beschrieben werden. Auf der Beschreibung aufbauend
wird der Versuch gemacht, die
Gesetzmäßigkeiten zu finden.
Das ist die eigentliche Erkenntnis-
gewinnung.
Theoretisches Wissenschaftsziel.
Unter Kenntnis der
Gesetzmäßigkeiten
können Gestaltungs-
vorschläge gemacht
werden.
Pragmatisches Wissen-
schaftsziel.
Prof. Dr. Martin Moog 58
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Praxisbezug der Wissenschaft
Verwendung von Methoden
Nichtanwendung
Anwendung trotz
nicht gegebener
Anwendungsbeding
ungen
Anwendung bei
gegebenen
Anwendungsbeding
ungen
Methoden-
Angebot
inkonsistent
kein Schaden,
primär Fehler der
Wissenschaft
Schaden
Fehler von
Wissenschaft
(primär) und Praxis
Anwendungsbeding
ungen nicht
ausreichend
beschrieben
kein Schaden,
aber potentieller
Schaden
durch Fehler der
Wissenschaft
Schaden
Fehler von
Wissenschaft und
Praxis
zufällig richtige
Anwendung,
Fehler der
Wissenschaft
konsistent und
Anwendungsbeding
ungen ausreichend
beschrieben
Schaden durch
Nichtanwendung,
Fehler der Praxis
Schaden
Fehler der Praxis vorbildlich
Prof. Dr. Martin Moog 59
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Gegenseitige Beeinflussung von Wissenschaft und Praxis
Betriebs-
wirtschafts-
lehre
Unternehmens-
praxis
Beispiele:
Buchführung
Unternehmensbewertung
Waldbewertung
Lohnnebenkosten
Beeinflussung besonders durch die
Sozialisation als „BWLer“
Prof. Dr. Martin Moog 60
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Selektive Wahl der Forschungsfragen
Forscher brauchen Zugang zu den Unternehmen/Verwaltungen
Gestattung des Zugangs nur, wenn Projekt Ziele des Entscheiders
unterstützt
Forscher schlägt nur Fragestellungen vor, von denen er
erwartet, daß ihm der Zugang nicht verwehrt wird.
Prof. Dr. Martin Moog 61
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Berechtigung des Elfenbeinturmes
Aus dem Turm heraus blickt man weiter
ins Land.
Der Turm schafft Distanz.
Der Elfenbeinturm zwingt dazu, Vorsicht
an den Tag zu legen.
Der Elfenbeinturm bietet Schutz,
(sozial-)kritische Fragen zu stellen.
Prof. Dr. Martin Moog 62
Methoden in der Betriebswirtschaftslehre
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Prof. Dr. Martin Moog 63
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Anforderungen an eine wissenschaftliche Methode
• definierte, systematische Vorgehensweise
• intersubjektive Nachvollziehbarkeit der Verfahrensschritte
• intersubjektive Nachprüfbarkeit der Ergebnisse
Glaskugel Dünnschicht-Chromatographie
SILVA-Waldwachstumssimulator
Data-Mining Methoden können auch der Legitimation
von Forschungsergebnissen dienen.
Wer bestimmte Vorgehensweisen wählt,
dessen Ergebnisse werden anerkannt.
„Legitimationsvehikel“ (Frank, U.)
Prof. Dr. Martin Moog 64
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Hermeneutik = Kunst des Auslegens,
Lehre des nachfühlenden Verstehens Definition:
(aus dem Griechischen) [die Kunst des] Interpretierens, Übersetzens, Erklärens und Auslegens, leitet sich
her von Hermes, dem Götterboten, der den Menschen den Götterwillen immer verschlüsselt, also
interpretationsbedürftig gebracht hat.
Anwendungsgebiete:
In erster Linie bei der Auslegung von Texten, Kunstwerken oder Musikstücken. In der Theologie findet die
Hermeneutik in Form der Biblischen Hermeneutik Anwendung, in der Philosophie wird sie universal als
Weltdeutung verstanden und die Rechtshermeneutik dient der Frage nach der Anwendung und
Interpretation von Gesetzestexten. Wissenschaftstheoretisch können Naturwissenschaften (Empirie) und
Hermeneutik (Geisteswissenschaften) einander gegenüberstehen. Naturwissenschaften erklären etwas,
fragen nach Ursachen (erklären z. B. den Tod eines Menschen medizinisch). Geisteswissenschaften
versuchen etwas (im umfassenderen Sinne) zu verstehen (fragen z. B. Was ist der Tod?) In den
Sozialwissenschaften unterscheidet man subjektive und objektive Hermeneutik. Während erstere das
„einfühlende Verstehen“ z. B. in die persönliche Situation eines Menschen bezeichnet (auch Empathie
genannt), ist die objektive Hermeneutik bemüht, die tatsächlichen Beweggründe, Botschaften eines
Handelns oder einer Situation zu verstehen. Dies geschieht unter anderem durch die Interpretation von
Kontextmerkmalen einer Situation oder eines Ereignisses. Die objektive Hermeneutik stellt auch eine
Methode der qualitativen Sozialforschung dar.
Kritik:
Ungeklärt ist die Frage nach der Validität oder Glaubwürdigkeit hermeneutischer Aussagen. Hermeneutik
hat eine heuristische Wissenschaftsfunktion, d.h. es geht Um Wirkungszusammenhänge im Sinne einer
vorwissenschaftlichen Betrachtung. Damit werden unsinnige Erklärungshypothesen von vornherein
ausgeschlossen. Es besteht aber auch das Risiko, dass bestimmte gute Erklärungshypothesen nicht weiter
verfolgt werden.
Die empirischen Wissen-
schaften erklären, die
Hermeneutik versteht.
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Reliabilität
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Zuverlässigkeit im Sinne von Freiheit von Meßfehlern, Reproduzierbarkeit
Bei einer Wiederholung des Experiments bzw. der Messung sollte dasselbe
Ergebnis erzielt werden.
Tests:
Stichprobe halbieren – sind die Meßwerte in beiden Hälften gleich?
Mit einem anderen Meßverfahren messen (Paralleltest-Reliabilität)
Übereinstimmung der Beobachter prüfen (Interrater-Reliabilität)
z.B. bei der Einschätzung von Belaubung zur Waldschadensschätzung
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Validität
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Wird die Größe gemessen, die zu messen beabsichtigt ist?
Nur dann ist eine Interpretation der Werte sinnvoll-
ohne Objektivität keine Reliabilität, ohne Reliabilität keine Validität.
Aber wie kann man Validität messen?
Der Intelligenztest
Das Ergebnis ist unabhängig vom Leiter der
Untersuchung, also ist der Test objektiv
Die Messung läßt sich mit ähnlichem Ergebnis
wiederholen, also ist der Test reliabel.
Macht der Intelligenztest eine Aussage über das
Konstrukt Intelligenz? Ist er valide?
Konstruktvalidität
Meßdaten, die dasselbe Konstrukt abbilden sollen,
sollten stark miteinander korrelieren.
Meßdaten, die verschiedene Konstrukte abbilden sollen,
sollten nur gering miteinander korrelieren.
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Hermeneutik
Es gehe in der BWL auch um Sinnzusammenhänge,
daher habe die Hermeneutik Bedeutung.
Recht häufig müssen Texte interpretiert werden.
„Verstehen“ kann „Erklären“ nicht ersetzen.
Verstehensprozesse können selbst zum Gegenstand von Forschung werden.
Die Wahrheit hermeneutisch gewonnener Aussagen ist nicht überprüfbar.
Prof. Dr. Martin Moog 68
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Hermeneutik
Bedeutung für die heuristische Wissenschaftsfunktion
Vorselektion von Hypothesen, keine Prüfung „unsinniger“ Hypothesen
Ökonomisierung des Forschungsprozesses
Renaissance der Hermeneutik unter dem Einfluß des Konstruktivismus
Prof. Dr. Martin Moog 69
Hermeneutik
Erklärung 1 Erklärung 2
Nach 6 Monaten Belagerung mußten die
Einwohner der Stadt so erschöpft und
ausgehungert sein, daß sie die Tore
öffnen mußten.
Nach 6 Monaten Belagerung mußten die
Belagerer schließlich abziehen, denn die
Bedrohung ließ die Einwohner der Stadt
alle ihre Kräfte mobilisieren, so daß der
Versuch der Eroberung zum Scheitern
veruteilt sein mußte.
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empirisch-analytisches versus hermeneutisches Paradigma
Empirisch-analytisches-Paradigma Hermeneutisches Paradigma
Setzt an in der Außenwelt, am
Wahrnehmbaren
Setzt an in der Innenwelt, am Wesen der
Dinge
Erklären Verstehen
Erkenntnis ist ein a posteriori Unternehmen Erkenntnis ist ein a priori Unternehmen
analytisch hollistisch
quantitativ qualitativ
nomothetische Sätze idiographische Beschreibung
kausale Erklärung finale Erklärung
synchrone Betrachtungsweise diachrome Betrachtungsweise
Wertneutralität Einbeziehung von Wert- und Zeitfragen
Praxis als Datenlieferant Enge Verbindung von Theorie und Praxis
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explorative Forschung und Hypothesenentwicklung
Warum haben Kopfschmerzexperten häufiger Migräne?
Gibt es Optiker ohne Brille?
Kopfschmerzexperten nehmen
weniger Medikamente als sie
selbst ihren Patienten empfehlen.
Die eigene Migräne führen die Experten
überwiegend auf körperliche Ursachen
zurück, während sie bei ihren Patienten
überwiegend von psychosomatischen
Ursachen ausgehen.
Haben die Experten wirklich häufiger
Kopfschmerzen? Oder dekorieren sie
sich mit eigenen Erfahrungen?
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PIMS – ein Beispiel für eine explorative Studie ?!
PIMS ist das prototypische Beispiel für die Erfolgsfaktorenforschung
Initiiert wurde das Projekt 1960 als interne Studie von General Electric.
Es sollten die verschiedenen Geschäftseinheiten (SGE) von GE vergleichbar gemacht werden.
Man suchte nach Einflußgrößen, die unabhängig vom Produkt, den wirtschaftlichen Erfolg erklären.
1972 wurde das Projekt an die Harvard Business School übertragen.
1976 wurde es an das American Strategic Planning Institute weitergereicht.
Zwischen 1970 und 1983 nahmen etwas 3000 SGEs aus ca. 200 Unternehmen an den Erhebungen teil.
Kritik
an den Daten
an der Methodik
Rückschluß aus Korrelationen auf kausale Beziehungen
Vernachlässigung von Interdependenzen
Prof. Dr. Martin Moog 73
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
explorative Forschung oder Hypothesentest
Auf der Titanic hatten Briten die geringere
Überlebensrate, obwohl sie ein britisches
Schiff war und die Mannschaft überwiegend
britisch war.
Amerikaner hatten eine höhere
Überlebensrate.
Reisende der 3. Klasse hatten eine geringere
Überlebensrate.
Frauen und Kinder hatten eine überdurch-
schnittliche Überlebensrate.
Ergebnis eines Projektes, an dem u.a.
Bruno S. Frey beteiligt war. FAZ vom 23.1.2009, S. 7
Ist eine Hypothese
geprüft worden, oder
war es eine explorative
Untersuchung?
Ist der Datensatz
ausgewertet worden, und
man hat darin den
Zusammenhang
„gefunden“, ist der
Datensatz wertlos geworden.
Briten standen auf der Titanic in der Schlange
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axiomatisch-deduktive Methode
reine Modellanalyse
logische Möglichkeitenanalyse
Es werden Annahmen getroffen, aus denen dann abgeleitet (deduziert) wird.
Was müßte gelten, wenn die Annahmen empirisch gehaltvoll wären?
Vorwurf des Modell-Platonismus – teilweise berechtigt, aber nur teilweise.
heuristisches Potential
anzutreffen vor allem im Bereich der VWL
Prof. Dr. Martin Moog 75
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der homo oeconomicus – ein Menschenbild?
Der lateinische Begriff wurde wohl zuerst von Vilfredo Pareto (1906)
verwendet.
In der jüngeren Vergangenheit häufige „experimentelle Überprüfung“.
Ist das sinnvoll?
nutzenmaximierend handelnd
stabile Präferenzen
vollständige Information
Was ist Rationalität?
rationales Handeln?
Was ist Irrationalität?
Was ist rationales Handeln bei Unsicherheit?
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realtheoretische Modellanalyse
Denken in theoretischen Modellen
Modelle haben die Funktion empirisch gehaltvoller Theorien
gehaltvolle Theorien oft aus den Nachbarwissenschaften (wird vielleicht
überschätzt)
Modelle als Anwendung solcher Theorien auf die Fragestellungen der BWL
Beispiel: Modelle des Konsumentenverhaltens
BWL nur als Theorienverwender,
die anderen Disziplinen entwickeln die Theorien
Prof. Dr. Martin Moog 77
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Das deduktiv-nomologische Erklärungsschema
Explanans
1. nomologische Hypothese(n)
2. Randbedingung(en)
Explanandum
3. Ein aus 1. und 2. ableitbarer Satz
Quelle: Raffee: Kompendium der Betriebswirtschaftslehre, 1989, S. 18
nomologische Hypothese = Gesetzeshypothese
Prof. Dr. Martin Moog 78
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Das deduktiv-nomologische Erklärungsschema
Explanans
1. Wenn Unternehmen strategisch planen, sind sie c.p.
erfolgreicher
(Hypothese)
2. Unternehmen A hat eine strategische Planung,
Unternehmen B nicht
(Randbedingung(en)
Explanandum
3. Unternehmen A ist erfolgreicher als Unternehmen B.
Ein aus 1. und 2. ableitbarer Satz
Quelle: Raffee: Kompendium der Betriebswirtschaftslehre, 1989, S. 18
Prof. Dr. Martin Moog 79
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Gesetze (nomologische Hypothesen): G1, G2, ..., Gn
Anfangsbedingungen: A1, A2, ..., Ak
logische Ableitung
realer Sachverhalt: E
Explanans
Explanandum
Hempel-Popper-Schema wissenschaftlicher
Erklärungen
Prof. Dr. Martin Moog 80
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Einfluß der deduktiv-nomologischen Methode auf den
Forschungsprozeß
Forschungsprozeß
den zu erklärenden
Sachverhalt
beschreiben
nach dem Erklärungshintergrund
aus nomologischen Hypothesen
und Randbedingungen suchen.
Prof. Dr. Martin Moog 81
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prognostische und technologische Nutzung
prognosische Nutzung technologische Nutzung
Weil die Gesetzmäßigkeit gilt, daß
strategisch planende Unternehmen
erfolgreicher sind, kann vorhergesagt
werden, daß das Unternehmen A
erfolgreicher sein wird als das
Unternehmen B.
Weil die Gesetzmäßigkeit gilt, daß
strategisch planende Unternehmen
erfolgreicher sind, und weil das
Management von A einen
Konkurrenzvorteil vor B erstrebt, führt es
die strategische Planung ein.
Prof. Dr. Martin Moog 82
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Erklärungsmodell - Entscheidungsmodell
Jedes Erklärungsmodell kann auch als Prognosemodell oder
Entscheidungsmodell verwendet werden.
Unter bestimmten Rahmenbedingungen und Anfangsbedingungen gilt eine
bestimmte Wenn/Dann-Aussage.
Kenne ich die Rahmenbedingungen und will ein bestimmtes Ergebnis
erreichen, dann sagt mir das Modell, wie ich die Anfangsbedingungen setzen
muß (technologische Nutzung als Entscheidungsmodell).
Kenne ich die Rahmenbedingungen und die Anfangsbedingungen, kann ich
das Ergebnis prognostizieren (Prognosemodell)
Prof. Dr. Martin Moog 83
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Struktur der Erklärung durch ein Modell
Anfangs-
bedingungen Explanandum Wenn/Dann-Aussagen
Randbedingung, unter denen die Wenn/Dann-Aussagen wahr sind
Quelle: nach Patzelt: Einführung in die Politikwissenschaften, 1993
Prof. Dr. Martin Moog 84
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Strukturidentität von Erklärung, Prognose und Technologie nach dem Hempel/Oppenheim-Schema
Erklärung Prognose Technologie
Gesetz gesucht gegeben gegeben
Randbedingung gegeben gegeben
gesucht
Welche
Maßnahmen
führen zum Ziel?
Explanandum gegeben
gesucht
Was wird
passieren?
gegeben
vgl. Wunderer/Grunwald 1980, S. 20 f.
Prof. Dr. Martin Moog 85
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Kritik an der deduktiv-nomologischen Methode
nur bei Geltung deterministischer Gesetze
aber Ergänzung mit probabilistischen Erklärungen möglich
Das Grundmuster der Erklärung bleibt gleich
Prof. Dr. Martin Moog 86
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Grenzen der deduktiv-nomologischen Methode
leistungsfähige, empirisch gehaltvolle Hypothesen und Theorien fehlen
gibt keine Begründung für normative Aussagen
Normen und Werte liegen auf einer anderen Ebene
Prof. Dr. Martin Moog 87
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Modelle als zentrale Elemente der
Betriebswirtschaftslehre
Modelle sind vereinfachte Abbilder der Realität, die charakteristische
Eigenschaften hervorheben.
Forschung Praxis
Es wird ein Modell (Hypothese,
Theorie) formuliert. Dann wird
geprüft, ob es durch die Realität
widerlegt wird.
Für die Realität wird ein passendes
Modell gesucht, mit den konkreten
Daten wird eine Lösung berechnet.
Wenn möglich, wird die Lösung auf
die Realität übertragen.
Erklärungsmodell Entscheidungsmodell
Beispiel: Führungsstile Beispiel: Berechnung der optimalen
Bestellmenge
Prof. Dr. Martin Moog 88
Modell und Realität
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Realität Modell
reales
Entscheidungsproblem
Abbildung relevanter
Realitätsmerkmale
Auswahl
(Abstraktion)
Lösung des
Formalproblems
gelöstes
Realproblem
Übertragung
der Lösung
Prüfung der
Lösung ggf. Anwendung
Prof. Dr. Martin Moog 89
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Entdeckungszusammenhang, Begründungszusammenhang,
Verwendungszusammenhang
Sind je nach dem Zusammenhang (s.o.) unterschiedliche Methoden akzeptabel?
Es wird argumentiert:
Für die Entdeckung von Zusammenhängen ist induktives Vorgehen akzeptabel.
Im Verwendungszusammenhang kommt es nicht so sehr auf die theoretische
Gesichertheit der Theorien an, sondern auf die praktische Bewährung.
Diese Argumentation unterstellt einen anderen Wahrheitsbegriff:
Wahrheit liegt nicht in der Übereinstimmung mit den empirischen Sachverhalten,
sondern im praktischen Nutzen. Diejenigen Instrumente und Problemlösungstechniken
sind wahr, die sich in der Praxis bewähren.
Endeckungs-
zusammenhang
Begründungs-
zusammenhang
Verwendungs-
zusammenhang
Entstehung der Theorie Aufgabenbereich der
Wissenschaftslogik
Anwendung der Theorie
auf praktische Probleme
Prof. Dr. Martin Moog 90
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Wissenschaftskonzeptionen der BWL (Basiskonzepte)
historische Betrachtung
Orientierung an den
Forschungsprogrammen und Aussagen
führender Köpfe der BWL
Vergleich von zwei grundsätzlich
verschiedenen Konzeptionen
Orientierung an der Ökonomie versus
sozialwissenschaftliche Öffnung der
BWL
Betrachtung spezieller Ausformungen
der Konzepte.
Prof. Dr. Martin Moog 91
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Wissenschaftskonzeptionen in der BWL
Leit-
idee
• Schmalenbach (Kunstlehre, Wirtschaftlichkeit)
• Rieger („theoretischer“ Standpunkt, Rentabilität)
• Nicklisch (ethisch-normativ, Betriebsgemeinschaft)
• Gutenberg (Neoklassik)
• Ulrich (Systemtheorie)
• Heinen (sozialwissenschaftliche Öffnung)
• Neuer Institutionalismus
Die Leitidee als Kern der
Wissenschaftskonzeption wird
selten explizit formuliert. Leitideen können
auch metaphysischen
Charakter haben
Prof. Dr. Martin Moog 92
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
BWL als spezielle, interdisziplinär
geöffnete Sozialwissenschaft
Idee der Bedürfnisbefriedigung
Sozialwissenschaftliche
Integration
BWL als eigenständige,
autonome
Wirtschaftswissenschaft
Idee der Einkommensorientierung
Autonome
Betriebswirtschaftslehre
Ökonomistisches
Basiskonzept
Sozialwissenschaftliches
Basiskonzept
Grundkonzepte erster Ordnung Quelle: in Anlehnung an Raffée 1974, S. 79ff.
Prof. Dr. Martin Moog 93
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Eugen Schmalenbach (1873-1955)
Gilt als der eigentliche Begründer der BWL als akademisches
Lehrfach
Begründer der „Kölner Schule“
1906 Professor an der Handelshochschule Köln, 1919
(durch Angliederung der Handelshochschule)
ordentlicher Professor an der Universität Köln
1951 Emeritierung, Nachfolger wurde Erich Gutenberg
Werk
Schmalenbach faßt die BWL als Kunstlehre i.S.e.
technologisch orientierten Disziplin auf (praxisorientierte
Disziplin).
Schwerpunkte seiner Forschung: (die dynamische)
Bilanztheorie, Kostenrechnung und Kontenrahmen:
Wirtschaftlichkeitslehre als Leitgedanke
Konnte jedoch anders als z.B. Nicklisch oder Rieger kein in
sich geschlossenes Forschungs- und Lehrsystem
begründen. Später Entw. hin zu „Gemeinwirtschaftlichkeit“.
Wirt-
schaft-
lichkeit
Prof. Dr. Martin Moog 94
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Heinrich Nicklisch (1876-1946)
Professor an den Handelshochschulen Leipzig, Mannheim
und Berlin
wichtigster Vertreter der ethisch-normativen Richtung der BWL
Entwicklung einer eigenständigen Sozialphilosophie
und darauf aufbauend einer Lehre von der Betriebsgemeinschaft, deren
praktische Umsetzung den Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit (u.a.
mittels Ertragsbeteiligung der Mitarbeiter) aufheben sollte
„Berliner Schule“
andere Vertreter der ethisch normativen BWL:
Wilhelm Kalveram,
Friedrich Schär
Betriebs-
gemein-
schaft
von Nicklisch
herausgegeben
Er sah die BWL als eine Sozialwissenschaft
und vertrat daher eine heute verbreitete Auffassung.
Teilweise erhebliche romantische Verklärung,
daher kein wirklich realwissenschaftlicher Ansatz.
Nicklisch wird akademische Selbstgefälligkeit
und metaphysisches Pathos nachgesagt (Frank, U.)
Prof. Dr. Martin Moog 95
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Wilhelm Rieger (1878-1971)
wichtigster Vertreter der theoriebetonten Richtung
1925 Ordentlicher Professor an der Handelshochschule Nürnberg, 1928
Ordinarius für Privatwirtschaftslehre an der Universität Tübingen (galt
zeitweilig als Außenseiter innerhalb der Zunft)
einer seiner Schüler war Ludwig Erhard, der spätere Bundeskanzler und
Wirtschaftsminister
Werk
Im Mittelpunkt steht das Gewinn- bzw. Rentabilitätsstreben, d.h.
systembildende Grundidee ist das Gewinnprinzip
Das Erkenntnisobjekt der Privatwirtschaftslehre ist der
Geldumwandlungsprozess
BWL als theoretische (erklärende) Wissenschaft
Ablehnung von normativen Aussagen
Aber eher kein realwissenschaftliches Programm,
daher Gegensatz zwischen „Theorie“ und „Praxis“.
Renta-
bilität
starke Betonung der Erklärungsfunktion der BWL
Prof. Dr. Martin Moog 96
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Methodenstreit
Kontrahenten
erster Versuch die BWL als Lehre von der
kapitalistischen Privatunternehmung in die
VWL zu integrieren
Moritz Weyermann, Hans
Schönitz versus Eugen
Schmalenbach
zweiter Schmalenbach stellte die Wirtschaftlichkeit
in den Vordergrund (als Erkenntnisobjekt),
Rieger das Gewinnstreben und den
Geldumwandlungsprozeß
Eugen Schmalenbach
versus Wilhelm Rieger
dritter Bedeutung des Ertragsgesetzes für die
industrielle Produktion bzw. Verlauf von
Kostenkurven und Zweckmäßigkeit der
mathematisch-deduktiven bzw. der
empirisch-induktiven Methode für die BWL
Erich Gutenberg versus
Mellerowicz
Prof. Dr. Martin Moog 97
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
empirische betriebswirtschaftliche Forschung
empirische BWL-Forschung
Erhebungen mit neuer Aussage „field research“
Befragungen
Experimente
Dokumentenanalysen
Fallstudien
datenbankgestütztes „desk research“
Verbesserung der Methodik
Entwicklung von Meßverfahren
Entw. von Erhebungs- und
Auswertungsverfahren
Überprüfung von verzerrenden Effekten
Tertiäranalyse
Re-Analysen früherer Untersuchungen
Meta-Analysen
Gliederung einer Untersuchung von Hauschildt, 2003
Prof. Dr. Martin Moog 98
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Auf welchen Gebieten wird empirisch geforscht?
Teildisziplin der BWL Anteil in %
Marketing 29
Finanz- und Kapitalmarktforschung 25
Organisation und Personal 21
Controlling und Rechnungswesen 12
sonstige 13
Quelle: Hauschildt, 2003, S. 10
Eine Auswertung deutscher BWL-Zeitschriften der Jahre 1997 bis 2000
brachte das folgende Ergebnis:
32 Prozent der Beiträge besitzen empirischen Charakter
diese gliedern sich wie folgt:
Prof. Dr. Martin Moog 99
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Instrumentalismus
Variante des Skeptizismus
Es kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden, was wahr oder richtig ist.
Theorien werden nach dem Erfolg in der Praxis beurteilt.
Nicht der Test der Theorie, sondern der „Modellfit“ ist wichtig
Der methodologische Instrumentalismus ist mit dem
(ontologischen und dem semantischen) Realismus
vereinbar.
Instrumentalisten können also an eine theorie- und subjektunabhängige
Außenwelt glauben und die Korrespondenztheorie der Wahrheit vertreten. vgl. Lauth & Sareiter, 2005, S. 191
Prof. Dr. Martin Moog 100
Lehrstuhl für Forstliche Wirtschaftslehre
Relativismus
Ergebnisse empirischer Forschung geben keine Auskunft über Phänomene
und Ereignisse in der realen Welt, denn man kann sie gar nicht unabhängig
von den sozialen Rahmenbedingungen betrachten, durch die sie zu einem
großen Teil determiniert werden.
Die Falsifizierbarkeit ist kein Wahrheitskriterium, sondern nur ein
Unterscheidungskriterium zwischen Wissenschaft und Nichtwissenschaft.
Streben nach Erkenntnisfortschritt wird sinnlos.
Prof. Dr. Martin Moog 101
Wie schnell werden Menschen zu Mördern?
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Erhöhen Sie
die Spannung
auf 2000 V!
Milgram-Experimente