ein internationaler artenschutzplan für den ......since 2000 the globally threatened spoon-billed...

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| Zöckler, C.: Ein internationaler Artenschutzplan für den Löffelstrandläufer 121 | 1 Einleitung Unter den 24 Strandläuferarten nimmt der Löf- felstrandläufer (Calidris pygmeus) in mehrfacher Hinsicht eine Sonderstellung ein. Nur er besitzt den eigenartig verbreiterten Schnabel, dessen bio- logische Funktion uns bis heute noch weitgehend verborgen bleibt. Wir wissen nur, dass er nicht wie beim Löffler zum Seien flachen Seegrunds oder schlammiger Böden, sondern sowohl zum Picken größerer Insekten als auch zum Stochern im wei- chen Substrat sandig-schlammiger Meeresküsten eingesetzt wird. Abb. 1 zeigt ein Männchen im Brutkleid und Abb. 2 im Schlichtkleid. Des Weiteren unterscheidet ihn von allen ande- ren Strandläuferarten seine von Natur aus gege- bene Seltenheit. Der drastische Bestandsrückgang in den letzten Jahren versetzt die Art aber in ein bedrohliches Stadium, was möglicherweise zum Aussterben in den nächsten drei bis fünf Jahr- zehnten führen kann. Christoph Zöckler Ein internationaler Artenschutzplan für den Löffelstrandläufer (Calidris pygmeus) Zöckler, C. (2007): An International Species Action Plan for the conservation of the Spoon- billed Sandpiper (Calidris pygmeus). Ber. Vogelschutz 44: 121–130. Since 2000 the globally threatened Spoon-billed Sandpiper has been surveyed in its breeding range in north-eastern Siberia, Russia. A strong and recently accelerating decline, affecting all known breeding areas in the north as well as in the south of the range, raises concerns about the status of this charismatic sandpiper. reats to the species have been identified and described from the breeding grounds as well as from the non-breeding areas along the flyway. Many im- portant sites, such as the major wintering areas are yet still unknown. e lack of site faithful adults not returning to the breeding grounds and the huge loss of juveniles on migration strongly suggests major threats acting along the migration route. e continuing degradation of coastal ecosystems along the coasts of East and Southeast Asia must be seen as the main reasons for the rapid decline in the species. In the years 2006 and 2007 an international action plan has been draſted, which includes all states and stakeholders along the flyway, proposes and recommends steps for protection and regeneration of coastal habitats, which ultimately will also benefit the millions of local people making a living from coastal ecosystems. Key words: Spoon-billed Sandpiper, Species Action Plan, breeding biology, migration, coastal ecosystems, Southeast Asia Correspondence: Christoph Zöckler, ArcCona Consulting, 30, Eachard Road, Cambridge CB3 0HY, U.K. E-Mail: [email protected] Seit dem Sommer 2000 sind alljährlich interna- tionale Expeditionen ins Brutgebiet der Art unter der Leitung von Dr. E. Syroechkovski durchgeführt worden. Das Brutgebiet ist relativ gut bekannt und beschränkt sich auf eine vergleichsweise kleine Fläche in der Küstenregion der Tschuktschensee und der westlichen Beringssee in Nordostsibirien zwischen der Tschuktschen-Halbinsel im Nor- den und südlich bis nach Nordkamtschatka. Der Löffelstrandläufer stellt in dieser Hinsicht eine Ausnahme dar, denn keine der anderen 23 Strand- läuferarten beschränkt sich auf ein so kleines Ver- breitungsgebiet. Die Küstenregion von Tschuk- schien gilt generell als die artenreichste Region der Arktis und weist mit 12 sympatrischen Arten die höchste Diversität unter den Strandläufern auf (Zöckler 1998, Andreev 2001). Die drastischen Bestandsrückgänge in den Brutgebieten sind auch in den wenigen regelmäßig

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Page 1: Ein internationaler Artenschutzplan für den ......Since 2000 the globally threatened Spoon-billed Sandpiper has been surveyed in its breeding range in north-eastern Siberia, Russia

| Zöckler, C.: Ein internationaler Artenschutzplan für den Löffelstrandläufer 121 |

1 Einleitung

Unter den 24 Strandläuferarten nimmt der Löf-felstrandläufer (Calidris pygmeus) in mehrfacher Hinsicht eine Sonderstellung ein. Nur er besitzt den eigenartig verbreiterten Schnabel, dessen bio-logische Funktion uns bis heute noch weitgehend verborgen bleibt. Wir wissen nur, dass er nicht wie beim Löffler zum Seien flachen Seegrunds oder schlammiger Böden, sondern sowohl zum Picken größerer Insekten als auch zum Stochern im wei-chen Substrat sandig-schlammiger Meeresküsten eingesetzt wird. Abb. 1 zeigt ein Männchen im Brutkleid und Abb. 2 im Schlichtkleid.

Des Weiteren unterscheidet ihn von allen ande-ren Strandläuferarten seine von Natur aus gege-bene Seltenheit. Der drastische Bestandsrückgang in den letzten Jahren versetzt die Art aber in ein bedrohliches Stadium, was möglicherweise zum Aussterben in den nächsten drei bis fünf Jahr-zehnten führen kann.

Christoph Zöckler

EininternationalerArtenschutzplanfürdenLöffelstrandläufer(Calidris pygmeus)

Zöckler, C. (2007): An International Species Action Plan for the conservation of the Spoon-billed Sandpiper (Calidris pygmeus). Ber. Vogelschutz 44: 121–130.Since 2000 the globally threatened Spoon-billed Sandpiper has been surveyed in its breeding range in north-eastern Siberia, Russia. A strong and recently accelerating decline, affecting all known breeding areas in the north as well as in the south of the range, raises concerns about the status of this charismatic sandpiper. Threats to the species have been identified and described from the breeding grounds as well as from the non-breeding areas along the flyway. Many im-portant sites, such as the major wintering areas are yet still unknown. The lack of site faithful adults not returning to the breeding grounds and the huge loss of juveniles on migration strongly suggests major threats acting along the migration route. The continuing degradation of coastal ecosystems along the coasts of East and Southeast Asia must be seen as the main reasons for the rapid decline in the species. In the years 2006 and 2007 an international action plan has been drafted, which includes all states and stakeholders along the flyway, proposes and recommends steps for protection and regeneration of coastal habitats, which ultimately will also benefit the millions of local people making a living from coastal ecosystems.

Key words: Spoon-billed Sandpiper, Species Action Plan, breeding biology, migration, coastal ecosystems, Southeast Asia

Correspondence: Christoph Zöckler, ArcCona Consulting, 30, Eachard Road, Cambridge CB3 0HY, U.K. E-Mail: [email protected]

Seit dem Sommer 2000 sind alljährlich interna-tionale Expeditionen ins Brutgebiet der Art unter der Leitung von Dr. E. Syroechkovski durchgeführt worden. Das Brutgebiet ist relativ gut bekannt und beschränkt sich auf eine vergleichsweise kleine Fläche in der Küstenregion der Tschuktschensee und der westlichen Beringssee in Nordostsibirien zwischen der Tschuktschen-Halbinsel im Nor-den und südlich bis nach Nordkamtschatka. Der Löffelstrandläufer stellt in dieser Hinsicht eine Ausnahme dar, denn keine der anderen 23 Strand-läuferarten beschränkt sich auf ein so kleines Ver-breitungsgebiet. Die Küstenregion von Tschuk-schien gilt generell als die artenreichste Region der Arktis und weist mit 12 sympatrischen Arten die höchste Diversität unter den Strandläufern auf (Zöckler 1998, Andreev 2001).

Die drastischen Bestandsrückgänge in den Brutgebieten sind auch in den wenigen regelmäßig

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untersuchten Rast- und Überwinterungsgebieten beobachtet worden. Die beschleunigten und dra-matischen Bestandsrückgänge haben BirdLife Asia veranlasst, einen internationalen Artenschutzplan in Autrag zu geben und umzusetzen.

2 Brutgebiet

Der Löffelstrandläufer ist stark an die Küste ge-bunden. Nur ausnahmsweise wird er weiter als fünf Kilometer landeinwärts nachgewiesen. Dies ist sowohl auf dem Zug als auch im Brutgebiet der Fall. Als Brutplatz werden bevorzugt Lagu-nen und Nehrungen sowie ausgedehnte und flache, küstennahe Tundrawiesen besiedelt.

Doch bei weitem nicht alle Küstenabschnitte mit scheinbar idealer Tundraverbreitung schei-nen geeignet zu sein. Bevorzugt werden Krähen-beeren- und Zwergstrauchtundren besiedelt. Es scheint eine bestimmte geomorphologische Ent-wicklung mit einem bestimmten Sukzessionsgrad für die Auswahl des Brutplatzes vorzuherrschen (Zöckler 2003). Es ist eine Eigenheit der Küs-tenformation Tschukotkas, dass sich auffällig viele Nehrungen, Sandhaken, Lagunen und sogar un-gewöhnlich lange Sandbänke von bis zu 70 km Länge an der Küste entwickelt haben. Sie prägen die Küstenstruktur und finden sich hier in einer Fülle, die außerhalb in Kamtschatka oder im be-nachbarten Alaska nur selten zu finden ist. Hierin

liegt möglicherweise der Schlüssel für die Evolu-tion dieser engen Habitatbindung des stenöken Strandläufers. Die Nehrungen müssen dabei ein gewisses Alter erreicht haben, so dass sich eine ausreichende Vegetationsdecke für die Brutplatz-ansprüche entwickeln konnte und gleichzeitig vielseitige Nahrungsquellen existieren. Die Rus-ski Koshka (Nehrung) nördlich von Anadyr, die Nehrungen am Pikulnysee in Südtschukotka als auch in der Kolyuschinski-Bucht auf der Tschuk-schen-Halbinsel zeigen alle ähnliche Küstenstruk-turen. Dennoch ist es verwunderlich, dass rein äußerlich betrachtet geeignete Flächen z. B. in der Kolyuschinski-Bucht und entlang der Küste der Koryak-Halbinsel nicht besiedelt sind. Während dies schon auf einen möglichen Bestandsrückgang hinweisen könnte, sind auf der anderen Seite unse-re Kenntnisse über die genauen Habitatansprüche noch nicht gesichert genug, um hier bereits solche Rückschlüsse ziehen zu können.

Die meisten Brutplätze befinden sich auf leicht erhöhten Strandwällen mit spärlicher Tundrave-getation aus Moosen, Zwergweiden, Seggen und anderen Gräsern (Elymus, Dupontia) und auffal-lend vielen Krähenbeeren (Empetrum nigrum), umgeben von niedriger liegenden Salzwiesen, Brackwasserprielen und -tümpeln, Süßwasser-teichen und kleinen Bächen und Flussdelten nahe der Küste (Portenko 1972, Kistchinski 1988, Tomkovich 1992, 1994, Zöckler 2003, Syroech-

Abbildung 2:Löffelstrandläufer auf dem Zug in Thailand. Spoon-billed Sandpiper on migration in Thailand. Foto: J. O. Kriegs, Thailand, Januar 2004.

Abbildung 1: Löffelstrandläufer-Männchen im Brutkleid. Male Spoon-billed Sandpiper in breeding plumage. Foto: C. Zöckler, Tschukotka, Juli 2005.

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kovski 2004). Die Nester können sich aber auch in dichter Seggenvegetation innerhalb einer Niederung oder, wie im Süden des Verbreitungsgebietes vorherr-schend, in der weiträumigen und sehr trockenen Sand- und Kiesnehrung mit nur sehr schütterer Vegetation befinden. Auffallend sind ein Vorherrschen der Krähenbeerentundra und meist auch das Vorhandensein von Zwergweiden oder auch Zwergbirken. Zum ersten Male konnten 2003 mehrere Bruten in der hügeligen Tundra bis zu 6 Kilometer von der Küste entfernt, mit ähnlichen Vegetationsstrukturen, aber in 35-68 Meter Höhe nachgewiesen werden. Was zunächst 2001 als Ausnahme angesehen wurde, konnte 2003 als eher weiter ver-breitet bestätigt werden, mit insgesamt fünf Nestfunden in hügeliger Tundra um 60 Meter Höhe (Zöckler 2003, Syroechkovski 2004).

3 BestandundBestandsentwicklung

Mehr als 70 % der bekannten und potentiellen Brutgebiete, die schätzungsweise 80 % der ge-samten Population umfassen, sind in den letz-ten sieben Jahren kontrolliert worden. Abb. 3 zeigt, dass in fast allen Brutgebieten ein starker Bestandsrückgang nachgewiesen wurde; nur ein Brutplatz zeigte einen stabilen Bestand.

Zur Zeit wird der Gesamtbestand auf Grund der Kenntnis von 70 % der kontrollierten Brutgebiete

und Schätzung der restlichen 30 % auf 220 bis 300 Brutpaare geschätzt (Zöckler & Syroechkovski in Vorb.). Tabelle 1 zeigt einen Vergleich der Popu-lationsschätzungen der letzten 30 Jahre. In diesem Zeitraum ist ein Bestandsrückgang von über 80 % festgestellt worden. Damit qualifiziert sich die Art für eine Aufstufung in der Roten Liste der global gefährdeten Tierarten auf die höchste Gefähr-dungsstufe: „vom Aussterben bedroht“ (Zöckler & Syroechkovski in Vorb.).

Abbildung 3: Verteilung der kontrollierten Brutgebiete und Bestandstrends, Stand Sommer 2006. Distribution of surveyed colonies showing trends and local extinctions by summer 2006.

Jahr Schätzung (Paare)

Anmerkung Quelle

1970er 2.000 – 2.800 Auf Hochrechnung basierte Schätzung weniger Orte Flint & Kondratiev (1977)2000 <1.000 Basierend auf einer Expedition in Gebieten mit

früherer BestandskenntnisTomkovich et al. (2002)

2002 560 – 900 Gegenwärtiger Bestand bei Annahme eines 3-5 fachen Rückgangs seit Mitte der 1970er um das 3-5 fache zusammengebrochen

Syroechkovski (in litt.)

2003 402 – 572 Basierend auf Kenntnis der Kernbrutgebiete (70 % ) und Schätzung unkontrollierter Brutgebiete

Syroechkovski (2004)

2006 220 – 300 Gegenwärtige optimistische Schätzung, basierend auf 70 % der vermuteten Brutkolonien

Zöckler & Syroechkovski (in Vorb.)

Tabelle 1: Bestandsentwicklung des Löffelstrandläufers (Brutpaare) in Tschukotka, Russland. Population trends in Spoon-billed Sandpiper (pairs) in Chukotka, Russia.

Bestandsrückgänge in den letzten 20-30 Jahren. Declining trends in last 20-30 years.

Bestand erloschen. Species extinct.

Hauptbrutgebiet mit Bestandsrückgang in den letzten 5 Jahren. Key remaining breeding site. Declining trend in last 5 years.

Kleine Vorkommen mit relativ stabilem Bestands-trend in den letzten 6 Jahren. Small population rather stable in last 6 years.

Bekannte Brutplätze ohne Trendangaben. Remaining sites with unknown trends.

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3.1 BrutortstreueEine wichtige Eigenschaft im Verständnis der Be-standsentwicklung ist das bei jeder Strandläufer-art unterschiedliche Brutverhalten. Tomkovich (1994, 1995) fand während seines dreijährigen Studiums des Strandläufers zwischen 1986 und 1988 an der Nordküste der Tschukschen-Halb-insel auf der Belyaka-Nehrung heraus, dass über 66 % der Altvögel wieder an den selben Brutplatz zurückkehrten. Die Männchen besetzten fast immer wieder die gleichen Reviere, während die Weibchen sich weiter verteilt in der Umgebung wiederfanden. Dies hatte zur Folge, dass sich un-gefähr 30 % der Paare jedes Jahr neu formierten, oder umgekehrt 70 % der Weibchen dem Partner treu blieben. Bekanntermaßen sind gerade unter den Strandläufern alle möglichen Formen der Partnerbindung und Jungenfürsorge verbrei-tet und Brutortstreue nicht die Regel. Fast alle Altvögel sind jedoch nicht weiter als 3 km vom Beringungsort wiedergefunden worden, wie aus individuellen farbmarkierten Vögeln gefolgert werden konnte. Im Jahr 2002 konnte Tomko-vich (2003) sogar einen Altvogel nach 14 Jahren und einen weiteren Altvogel, der als Pulli nur wenige hundert Meter vom Wiederfundort 1987 beringt wurde, wiederfangen. Dies weist nicht nur auf ein überraschend hohes und für Strand-läufer ungewöhnliches Lebensalter von mindes-tens 16 Jahren hin (die Altvögel kehren erst im zweiten Jahr ins Brutgebiet zurück), sondern deutet auch auf Geburtsortstreue der Jungvögel hin. Beim Löffelstrandläufer hat man ähnlich wie bei Zwerg- und Temmminckstrandläufer Dop-pelnester als Strategie vermutet, was sich jedoch nach den Forschungen von Tomkovich (1992, 1995) nicht bestätigt hat. Die Art ist monogam.

Vor diesem Hintergrund erscheint es wichtig und erschreckend zugleich, wenn in den letzten drei Jahren in den Hauptbrutgebieten eine extrem geringe Wiederkehrrate von weniger als 1 % der be-ringten Jungvögel festgestellt wurde (Syroechkov-ski & Zöckler in Vorb.). Auch die Altvögel kehren in vergleichsweise geringer Zahl in die Brutgebiete zurück. Nur 48 % der beringten Altvögel konnten 2005 im Brutgebiet im Süden wiederentdeckt wer-den (Zöckler & Syroechkovski in Vorb.). Dies liegt weit unter den vergleichbaren Werten anderer Strandläufer (Klima & Johnson 2005).

3.2 WanderungenAuf dem Zug kann der Löffelstrandläufer ent-lang der russischen Pazifikküste und auf den vorgelagerten Inseln gefunden werden. Er wird auch regelmäßig, meist auf dem Wegzug, in Ja-pan, Nord- und Südkorea, China, Taiwan und Thailand beobachtet. Sein Winterquartier ist nicht genau bekannt, wird aber zwischen Viet-nam im Osten und dem östlichen Bangladesch im Westen vermutet, was auch erste Untersu-chungen an stabilen Isotopen ergaben (Zöckler et al. 2006) und Expeditionen nach Bangladesch bestätigen (Zöckler et al. 2008). Regelmäßige Beobachtungen stammen vor allem aus Japan und Korea, dem Inner Gulf-Bereich bei Bangkok in Thailand und aus Bangladesh. Auch aus dem weniger häufig kontrollierten Red River-Delta in Nordvietnam wird die Art regelmäßig, aber in kleiner Zahl beobachtet. Sie wird unregelmäßig oder in sehr geringer Zahl in Indien, Sri Lanka, auf den Philippinen, in Malaysia und in Singapur festgestellt (Collar et al. 2001).

Überall jedoch erscheint er inzwischen in nur noch geringer Zahl. Die größte jemals nach-gewiesene Ansammlung waren 257 Vögel im Winterquartier im Ganges-Delta, Bangladesch (Howes & Parish 1989). Auf dem Zug sind im Mankyung-Tonjin-Gebiet in Korea 1998 bis zu 180 Vögel und 1999 sogar bis zu 250 nachge-wiesen worden (Lethaby et al. 2000, Park pers. Mitt.). Doch auch hier in den Durchzugs- und Wintergebieten sind die Nachweise trotz stei-gender Beobachtungsaktivität stetig zurückge-gangen (Moores 2001, Moores et al. 2006). Im Winter 2007 wurden in Bangladesch jedoch nur noch zwei Individuen festgestellt. Jüngst neu entdeckte Rastgebiete mit 8 Tieren im Winter 2006 beherbergten ein Jahr später nur noch zwei Individuen, was möglicherweise die Folge von Baumaßnahmen in dem Gebiet sein kann. Dies sind besorgniserregende Zahlen. Auch wenn einige Kerngebiete nicht gut genug kontrolliert werden konnten, spiegelt dies doch den rasanten Bestandseinbruch wider, wie er in den Brutge-bieten beobachtet wurde.

In Thailand werden alljährlich bis zu 15 Exemp-lare gleichzeitig beobachtet. Auch hier haben in-tensive Nachforschungen neue Rastgebiete mit einzelnen Individuen ergeben.

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Das eigentliche Winterquartier ist nicht bekannt. Es wird jedoch vermutet, dass es nicht einen oder nur wenige zentrale Überwinterungsplätze für die Art gibt, sondern dass die Löffelstrandläufer, ebenso wie andere Strandläuferarten, eher über eine größere Region zwischen Nordvietnam und dem Zentralen Deltabereich in Bangladesch ver-teilt überwintern. In den letzten Jahren ist nur ein kleiner Prozentsatz auf dem Zugweg gesichtet worden. Gehen wir von einer optimistischen Be-standsschätzung von 800 bis 1.000 Individuen aus, so werden seit dem Jahr 2000 im Winter nur 4 bis 10 % beobachtet. Wesentliche Überwinterungs-gebiete und Rastansammlungen, auch unter Be-rücksichtigung einer ständig mobilen Population, entgehen den wenigen Beobachtern im südlichen und südöstlichen Asien. Jüngste Beobachtungen an den Küsten Myanmars deuten daraufhin, dass an den kaum zugänglichen und fast nie aufge-suchten Küsten des Landes möglicherweise große Rastpopulationen zu finden sind.

Die geringe Wiederfundrate farbmarkierter Vö-gel weist ebenfalls auf noch nicht entdeckte Win-terquartiere hin. Von fast 500 meist nichtflügge farbmarkierten Vögeln liegen 16 Sichtungen vor (Tab. 2). Diese erfolgten meist im September auf dem Zug in Korea und Japan und im November 2005 zweimal auch in Thailand. Im April 2006 wurde sogar ein individuell markierter Altvogel in China beobachtet. Im Herbst 2007 wurde nur ein markierter Altvogel nachgewiesen. Es handelt sich hier wiederum um einen Altvogel, der 2005 in Nordtschukotka von I. Taldenkov als Altvogel beringt wurde und 2007 mit zwei Jungvögeln im selben Brutgebiet beobachtet wurde (Talden-kov mdl.). Leider wurde der Vogel im südlichen Sibirien unweit von Chabarowsk erlegt. Trotz der hohen Zahl von fast 500 markierten Vögeln lie-gen nur sehr wenige Wiederbeobachtungen vor, was einerseits die Befürchtungen der hohen Jung- und Altvogelsterblichkeit auf dem Zug bestätigen (Syroechkovski et al. in Vorb.), aber auch mit der immer noch geringen Beobachtertätigkeit zusammenhängen kann.

Ort Land Jahr Monat Tag Trupp-größe

Beobachter/Quelle Markierungsdetail

Moulevir Char Bangladesch 1989 Jan. 202 Bakewell & Howes 2 von P. Tomkovich be-ringt

Mangyeung estuary

Südkorea 2002 Sep. 9 3 Nial Moores ?

Tokyo Japan 2002 Sep. 9 1 Minoru Kashiwagi Blaues Fähnchen (juv.)Mangyeung estuary

Südkorea 2003 Sep. 21 1 Kim Kyung-Won & KFEM 1 Juv., mit blau, fotogra-fiert

Tamashima Landfill

Japan 2004 Sep. 19 1 Nakashima Kenji Grün (juv.)

Yubu Island Südkorea 2004 Okt. 1 3 Lee Grün (juv.)Ebiye Coast Japan 2005 Sep. 15 1 TATEI Adult im Brutkleid mit

grünem F.Nakdong estuary

Südkorea 2005 Sep. 21 1 Jeon Shi-Jin Grün (juv.)

Khok Kham Thailand 2005 Nov. 3 1 Suchart Daengphayon Grün (juv.)Pak Thale Thailand 2006 März 1 2 D. Bengtsson, B. Persson &

K. SvenssonBlau (juv.)

Nanan, near Xiamen

China 2006 April 16 1 Mr Dong Guotai Individuell gelb über blau (adult)

Minjiang estuary

China 2006 April 15 6 Ms Chen Zhigong of Xia-men Bird Watching Society

?

? Japan 2006 Sep. ? Nur MetallringGeum Korea 2006 Sep. 25 15 Danny Rogers Grün (juv.)Schmidtovka Flußmündung

Primorski Region, Russland

2007 Aug. 1 ? Russischer Jäger Individuell gelb über blau (adult)

Tabelle 2: Ringwiederfunde außerhalb des Brutgebietes. Ring recoveries from the non-breeding grounds.

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4 Rückgangsursachen

4.1 BrutgebietAufgrund der geringeren Wiederkehrrate der Altvögel und Jungen und auch der geringfügigen Veränderungen in den wenig gestörten Brutge-bieten wird vermutet, dass die Hauptrückgangs-ursachen im Winter – und in den Durchzugsge-bieten liegen.

Doch auch in den Brutgebieten spielen mögli-cherweise Veränderungen im Räuber-Beute-Ver-hältnis zwischen Polarfuchs und Bodenbrütern, militärische Übungen am Brutplatz und sogar Gelegesammler eine Rolle. Aus mindestens sieben Gebieten ist bekannt geworden, dass Eier- und Balgsammler, von ausländischen Museen und pri-vaten Sammlungen beauftragt, zum drastischen Rückgang und Erlöschen der lokalen Population beigetragen haben. Dies alles beschleunigt den Rückgang der Art und muss gestoppt werden, kann aber nicht den flächendeckenden Bestand-

seinbruch erklären. Denkbar sind allerdings kli-matische Veränderungen, besonders verringerte Niederschläge, die zu starken saisonalen Aus-trocknungen und einer geringeren Schneedichte in einer Region geführt haben, die vergleichsweise stärker als anderswo in der Arktis unter zuneh-mender Trockenheit zu leiden hat (Hinzman et al. 2005). Inwieweit dies zu Veränderungen in der Ve-getationszusammensetzung und den abiotischen Bedingungen am Brutplatz geführt hat, ist noch nicht untersucht worden. Dies scheint nicht nur negative Folgen im Bruterfolg des Löffelstrand-läufers, sondern auch anderer bodenbrütender Arten nach sich zu ziehen.

4.2 Zug-undÜberwinterungsgebiete

Während des Zuges und in den Überwinterungs-gebieten sind die Probleme für die Art ebenfalls sehr vielschichtig. Da nach wie vor nur wenige Informationen über das Hauptüberwinterungs-gebiet vorliegen, sind die bedeutendsten Rück-

Abbildung 4: Flyway und Anrainerstaaten mit wichtigen bekannten Rastplätzen für den Löffelstrandläufer. Flyway and nations along the migration path of the Spoon-billed Sandpiper showing the most important known roosting sites.

LöffelstrandläuferBeobachtungsorte auf dem

Zugweg und in Winterrastgebieten

Mai 2006

Legende

Brutgebietohne Datierungvor 1950

Winter 2005 – 2006Winter 2004 – 2005nach 20001990 – 1999

1950 – 1989

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gangsursachen noch nicht ausreichend verstan-den, was gezielte Schutzmaßnahmen erschwert.

Als Hauptursache für Bestandsrückgänge muss jedoch die über weite Bereiche Südostasiens fest-gestellte systematische Zerstörung von Küsten-habitaten in Betracht gezogen werden. Das gilt nicht nur für die vergleichsweise gut dokumen-tierte Zerstörung von Mangrovenwäldern und Korallenriffen auf dem Zugweg, sondern zuneh-mend auch für die für Limikolen so wichtigen Schlammbänke, die, immer noch weitestgehend als wertlos eingeschätzt, dem Entwicklungsdrang der aufstrebenden Ökonomien weichen müssen. Dabei ist zunehmend klar geworden, dass diese Wattflächen eine unwiederbringliche Funktion in der Erhaltung von Fischbruten und anderen marinen Kleinsttieren haben und für die Fischerei der lokalen Bevölkerung von außerordentlicher Bedeutung sind. Doch weiterhin werden Tag für Tag in allen Ländern des Zugweges des Löffel-strandläufers neue Flächen für Küstenschutz, Landwirtschaft oder zur Bebauung und Entwick-lung umgebrochen und dem Einfluss der Gezeiten entzogen. In Japan und Korea sind bereits mehr als 70 % der Wattflächen den Umnutzungen zum Op-fer gefallen. In China steigt die Zahl rasant an. Ge-naue Daten liegen nicht vor. In Vietnam wie auch in Teilen Bangladeschs werden viele Wattflächen mit Mangroven bepflanzt, um dem Küstenschutz zu dienen. In Thailand sind teilweise illegal gan-ze Fabriken in den Küstenbereichen entstanden. In Indien, Bangladesch und auch Vietnam wird die rasante Umwandlung der Schlammküsten in Aquakulturflächen zur Krabbenaufzucht und Salzgewinnung beklagt. Als letztes Beispiel ist die Erstellung eines neuen Fähranlegers in Teknaf an der Südspitze Bangladeschs im Grenzbereich zu Myanmar bekannt geworden. Aus dem an-grenzenden Myanmar, wo wichtige Vorkommen unserer Art vermutet werden, liegen kaum An-gaben über Veränderungen der Küste vor. Satel-litenaufnahmen zeigen aber ebenfalls eine starke Nutzung der Küsten.

Aus fast allen Ländern auf dem hier betrachte-ten Zugweg wird auch vom Fang von Watvögeln mit Netzen und Fallen berichtet. Obwohl in den meisten Ländern bereits illegal, wird dieser alte Brauch noch weitgehend gepflegt und ist beson-

ders in China, aber auch in Thailand, Vietnam und Bangladesch weit verbreitet. Inwieweit dies auch den Löffelstrandläufer in größerem Maße betrifft, ist unbekannt. Nach Angaben lokaler Vogelfänger in Bangladesch werden bevorzugt größere Wat-vögel, wie Regenbrachvögel (Numenius phaeobus) gefangen. Strandläufer entgehen den Fallen oder werden oft freigelassen, gehören aber in ande-ren Regionen, wie in der Bucht von Martaban in Myanmar, als willkommene Abwechslung zur regelmäßigen Nahrung. In Bangladesch wurde beobachtet, wie sich ein Rotkehl-Strandläufer (Calidris ruficollis) an der Wasserkante in Fischer-netzen verfangen hatte. Unter den so gefangenen Watvögeln befindet sich nachweislich auch der Löffelstrandläufer und es ist sehr wichtig, alter-native Ernährungsformen für eine Millionen zäh-lende Küstenbevölkerung entlang der schmalen Zugschneise der Strandläufer zu finden.

5 Aktionsplan

Der 2008 fertiggestellte Arten-Aktionsplan für den Strandläufer (Zöckler et al. 2008) listet eine Reihe von Aufgaben für die 14 verschiede-nen Länder, in denen der Löffelstrandläufer vor-kommt, aber auch für internationale Konventio-nen und Organisationen auf. Abbildung 4 zeigt die betreffenden Länder durch die farbig ge-kennzeichneten Fundorte der Art aus den letzten 10 Jahren und dem davor liegenden Zeitraum.

Ein Schwerpunkt des Aktionsplans liegt im Schutz der wichtigen Brut- und Rastgebiete. Nur wenige der regelmäßig aufgesuchten Rast- und Brutgebiete (im Schnitt 13,2 %) sind gesetzlich durch einen Schutzgebietsstatus geschützt (siehe Tab. 3).

Darüber hinaus ist es besonders wichtig, dass sowohl geschützte als auch ungeschützte Gebiete betreut werden und ein Schutzgebietsmanage-ment erfahren, das die Belange des Strandläufers berücksichtigt. Dies ist nicht immer der Fall. So sind z. B. gerade die Mangrovenanpflanzungen, so sinnvoll diese grundsätzlich sind, oft an Stellen vorgenommen worden, die für den Löffelstrand-läufer bedeutend waren.

Besonders wichtig ist es jedoch, die anhaltende und weit über die gesamte Flyway-Region verbrei-

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Tabelle 3:Wichtige Rast- und Durchzugsgebiete (mit mehr als drei gleichzeitig beobachteten Individuen) für den Löffelstrandläu-fer seit 2000 (Zöckler et al. 2008); IBA = Important Bird Area. Important stopover and wintering sites of Spoon-billed Sandpiper (with over 3 individuals recorded simultaneously), since 2000 (Zöckler et al. 2008).

tete Habitatzerstörung zu stoppen. Dies ist nur durch vermehrte Aufklärung und dem Aufzeigen von wirtschaftlichen Alternativen möglich. Erste Ansätze in Thailand in der Bucht von Bangkok sind durchaus vielversprechend. Hier sind in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung Habitatzerstörungen aufgehalten und touristische Alternativen, die den attraktiven Löffelstrandläu-fer miteinbeziehen, entwickelt worden.

In vielen Ländern werden alljährlich weiter wertvolle Schlickflächen bebaut oder dem Ein-fluss der Gezeiten entzogen und so als Habitat entwertet. Dieser Entwicklung entgegen zu wirken ist auch für die lokalen Kleinfischer wichtig; hier

können sich mittelfristig neue Allianzen für den Naturschutz entwickeln. Bisher war jedoch der Schutz von tideabhängigen Schlickflächen nach-rangig; dieser Lebensraum ist nicht in der Liste der wertvollen Biotope der meisten Anrainer-staaten enthalten. Gerade in China, Korea und Vietnam sind große Flächen verloren gegangen. Barter (2003) schätzt den Verlust an Rastflächen im Bereich des Gelben Meeres auf fast 50 %. Mit der aktuellen Eindeichung von Seamangeum in Südkorea 2006 sind weitere 40.000 ha betroffen und über 50 % der Wattflächen des Landes be-troffen (Moores et al. 2006). Es bestehen weitere Pläne – nicht nur in Südkorea – und dringende Aufklärung ist erforderlich.

Ort IBA-Name Land Anzahl der Beobachtungen

seit 2000

Schutz-gebiet

Ramsar- Gebiet

East-Asian-Australian Net-

work-GebietSaga-gun Japan 1 ?Tatara-gawa Estuary Japan 1 ?Sanbanse Japan 1Mangyeung estuary (einschl. Okgu)

Mangyeong estuary Südkorea 18 –

Dongjin estuary Südkorea 8 – xGeum estuary (einschl. Yuboo Island)

Südkorea 4 –

Nakdong estuary Südkorea 5 –Mai Po Nature Reserve Inner Deep Bay und Shenz-

hen River catchment areaHong Kong,

China2 x x x

Minjiang Estuary Min Jiang Estuary China 4 ?Nanan (bei Xiamen) China 2 –Xuan Thuy Nat. Park (einschl. Lu Island)

Xuan Thuy Vietnam 7 x x

Thai Thuy Thai Thuy Vietnam 3 –Pak Thale Inner Gulf of Thailand Thailand 19 –Khok Kham Inner Gulf of Thailand Thailand 6 –Ratheduang Myanmar 2 –Shaporir Dweep Bangladesch 3 –Sonadia Bangladesch 2 –Bodar Mukam Bangladesch 2 –Point Calimere Point Calimere Wildlife

SanctuaryIndien 1 x x

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| Zöckler, C.: Ein internationaler Artenschutzplan für den Löffelstrandläufer 129 |

Nur wenn es gelingt, diesen Trend aufzuhalten, kann der Löffelstrandläufer vor dem Aussterben bewahrt, gleichzeitig aber auch die Existenz vie-ler Millionen Menschen, die von intakten Küs-tenökosystemen abhängen, gesichert werden.

Dank. Für die langjährige Begleitung, Logistik und Organisation der Felduntersuchungen, so-wie dem Abfassen des Artenschutzplanes danke ich meinen Freunden Evgeny Syroechkovski, Elena Lappo, Pavel Tomkovich und vielen ande-ren. Gillian Bunting half bei der Erstellung der Karten. Jochen Bellebaum und Peter Herkenrath danke ich für die kritische Durchsicht des Ma-nuskriptes. Die Feldarbeiten und die Erstellung des Aktionsplanes wurden großzügig von der Manfred-Hermsen-Stiftung, Bremen, der Kei-danren Foundation Tokyo, der Deutschen Or-nithologen Gesellschaft (DO-G), der RSPB und verschiedenen russischen privaten Sponsoren finanziell gefördert.

6 Zusammenfassung

Der Bestand des vom Aussterben bedrohten Löffelstrandläufers ist seit 2000 regelmäßig im Brutgebiet in Tschukotka im Nordosten Russ-lands kontrolliert worden. Ein starker, in den

letzten Jahren zunehmender Abwärtstrend, der gleichmäßig alle bekannten Brutgebiete im Norden wie im Süden des Verbreitungsgebietes erfasst hat, erregt weltweite Besorgnis um den Erhalt des charismatischen Strandläufers. Be-drohungen der Art im Brutgebiet, aber auch auf dem Zugweg und im Überwinterungsgebiet werden aufgezeigt. Viele wichtige Rastgebiete, vor allem aus dem Überwinterungsgebiet, sind noch nicht bekannt und können daher auch nicht im Hinblick auf ihren Bedrohungsgrad eingeschätzt werden. Verluste von Jung- und Altvögeln, die nicht mehr in ausreichender Zahl ins Brutgebiet zurückkehren, lassen vermuten, dass die stärksten Bedrohungen für die Art auf dem Zugweg liegen. Die fortschreitende Lebens-raumzerstörung der sensiblen Küstenökosyste-me an den Küsten Ost– und Südostasiens gilt daher als Hauptursache für den drastischen Be-standsrückgang. In den Jahren 2006 und 2007 ist ein internationaler Aktionsplan erstellt wor-den, der alle Staaten und Beteiligte entlang des Zugweges miteinbezieht und Vorschläge zum Schutz und zur Regeneration der Lebensräume ausgearbeitet hat. Der Aktionsplan soll nicht zuletzt auch die Lebensgrundlagen von Mil-lionen Menschen, die an diesen Küsten leben, langfristig sichern helfen.

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Herausgegeber:

NABU – Naturschutzbund Deutschlandwww.nabu.de

Deutscher Rat für Vogelschutzwww.drv-web.de

Inhalt – contents Heft Nr. 44 • 2007

Redaktionsteam: Sabine Baumann, Jochen Bellebaum, Peter Herkenrath, Ulrike Kubetzki, Markus Nipkow und Helmut Opitz.

Schriftleitung: Ubbo Mammen

ISSN 0944-5730

Berichte zum Vogel­schutz

Bauer, H.-G.: Prof. Dr. Gerhard Thielcke (1931-2007)

Bauer, H.-G.: Neue Entwicklungen im Vogelschutz und Aktivitäten des Deutschen Rates für Vogelschutz (DRV) im Jahr 2006. New developments in bird conservation and activities of the German Bird Conserva ti on Council (DRV) in 2006.

Südbeck, P., H.-G. Bauer, M. Boschert, P. Boye & W. Knief [Nationales Gremium Rote Liste Vögel]:Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 4. Fassung, 30. November 2007. The Red List of breeding birds of Germany, 4th edition, 30 November 2007.

Wahl, J., S. Garthe, T. Heinicke, W. Knief, B. Petersen, C. Sudfeldt & P. Südbeck:Anwendung des internationalen 1 %-Kriteriums für wandernde Wasservogelarten in Deutschland. Application of the international 1 % criterion for migratory waterbirds in Germany.

Kruckenberg, H. & J. H. Mooij:Warum Wissenschaft und Vogelschutz die Gänsejagd in Deutschland ablehnen. Why scientists and bird conservers want an end to goose hunting in Germany.

Zöckler, C.:Ein internationaler Artenschutzplan für den Löffelstrandläufer (Calidris pygmeus). An International Species Action Plan for the conservation of the Spoon-billed Sandpiper (Calidris pygmeus).

Wuntke, B. & M. Voss:Die Bewertung von Bruthabitaten der Schleiereule (Tyto alba) im Land Brandenburg mit Hilfe von Geographischen Informationssystemen (GIS). Evaluation of Barn Owl (Tyto alba) habitats in Brandenburg/ Germany using Geographic Information Systems (GIS).

Raab, B.:Lebensraumnutzung des Ziegenmelkers (Caprimulgus europaeus) im Manteler Forst. Habitat choice of the European Nightjar (Caprimulgus europaeus) at the Manteler Forst.

Länder-Arbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten (LAG-VSW):Abstandsregelungen für Windenergieanlagen zu bedeutsamen Vogellebensräumen sowie Brutplätzen ausgewählter Vogelarten. Recommendations for distances of wind turbines to important areas for birds and breeding sites of selected bird species.

Guicking, D.:Informationen aus World Birdwatch 2006. Information from World Birdwatch 2006.

Bauer, H.-G.:Der Orniduden, Teil 2, S – Z. Ornithosaurus, part 2, S – Z.

Buchbesprechungen – reviews • Informationen – information

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