einführung wissenschaftliche hypothesenbildung - armin-wildfeuer · 2016. 10. 1. ·...
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 1
w w w . a r m i n – w i l d f e u e r . d e
Einführung in die
wissenschaftliche
Hypothesenbildung
Prof. Dr. Armin G. Wildfeuer, Köln
2015
www.armin-wildfeuer.de
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 2
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Urteilsbildung im Alltag
Denken = Urteilen
Funktion von Urteilen/Aussagen: Herstellung von Zusammenhängen
Relationsurteile:
Kategorische Urteile: A (Subjekt) = B (Prädikat)
Hypothetische Urteile: wenn Sachverhalt A, dann auch
Sachverhalt B
(A ist Grund, B ist Folge)
In hypothetischen Urteilen wird ein Zusammenhang (Korrelation)
zwischen zwei Sachverhalten (Urteile)
im Sinne eines Grund-Folge-Verhältnisses behauptet.
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 3
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Was ist und zu welchem Zweck bildet man eine Hypothese?
Unter einer Hypothese versteht man in der empirischen Sozialforschung eine
anhand empirischer Daten zu prüfende Annahme (Arbeitshypothese).• Im Vorfeld einer Befragung, zumindest aber vor der Datenauswertung, entwickeln
empirische Sozialforscher meist Vermutungen zu den Ergebnissen, die ihnen
logisch erscheinen und die man mithilfe empirischer Daten untersuchen und
überprüfen kann. Solche Vermutungen und Annahmen, werden Hypothesen
genannt.
• Die Hypothesen – bzw. das untersuchungsleitende Modell – bilden den
Bezugsrahmen der Forschung; sie sind der Grund, warum bestimmte Fragen
gestellt werden. Ihr Zweck sind Antworten, die als Daten der Überprüfung der
Hypothesen dienen sollen.
Im Rahmen der "quantitativen" (standardisierten) Sozialforschung meint man
vor allem eine Annahme, die einem statistischen Test unterworfen werden
kann. Diese Annahme richtet sich meistens darauf, dass zwischen zwei
Merkmalen/Variablen ein Zusammenhang, oder dass zwischen Gruppen
ein Unterschied besteht. [...]
Hypothesen lassen sich durch die Ergebnisse einer empirischen
Untersuchung entweder bestätigen oder widerlegen.
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 4
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Funktion der Hypothesenbildung
die Untersuchung auf das Ziel zu fokussieren,
die Untersuchung zu strukturieren,
die "richtigen" Fragen für die Untersuchung zu
finden
zu verhindern, dass man bei der Auswertung der
erhobenen Daten die Übersicht verliert.
Hypothesen sorgen für eine gute Struktur der Untersuchung,
ermöglichen, in überschaubarer Zeit zu Ergebnissen zu
gelangen und dabei stets einen "roten Faden" während des
Auswertens zu behalten
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 5
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Alltagserfahrung und wissenschaftliches Wissen
Alltagshypothesen
VorurteileWissenschaftliche
HypothesenWissenschaftliche
Theorien
Bloße Annahme,
Behauptung eines
Zusammenhangs
zw. Sachverhalten
Begründete Annahme
einer Gesetzmäßigkeit
zw. Sachverhalten
Bestätigte Annahmen
einer Gesetzmäßigkeit
zw. Sachverhalten
AlltagswissenMethodisch erschlossenes
wissenschaftliches Wissen
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 6
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Unter einer Hypothese versteht man eine theoretische Vermutung bzw. Annahme über die Zusammenhänge von interessierenden Sachverhalten.
Anforderungen an eine wissenschaftliche Hypothese (WH):
WH ist eine allgemeingültige, über den Einzelfall oder ein singuläres
Ereignis hinausgehende Behauptung über einen realen Sachverhalt
(Allsatz).
Einer WH muss zumindest implizit die Formalstruktur eines sinnvollen
Konditionalsatzes („Wenn-dann-Satz“, „Je-desto-Satz“) zu Grunde
liegen.
Der Konditionalsatz muss potentiell falsifizierbar sein. D. h., es müssen
Ereignisse denkbar sein, die dem Konditionalsatz widersprechen.
„Hypothese“
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 7
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Hypothese und Wahl der Untersuchungsart
Hypothesenprüfende
Studien
(explanative Studien)
Erkundende
Studien
(explorative Studien)
Beschreibende
Studien
(deskriptive Studien)
Ziel ist es … Ziel ist es … Ziel ist es …
Annahmen über Zusammen-
hänge, Unterschiede und
Veränderungen ausgewählter
Merkmale bei bestimmten
Populationen zu testen.
Neben der Prüfung von
Variablenbeziehungen sind
auch Prognose und
Erklärung von Effekten
wichtige Ziele.
in einem relativ unerforschten
Bereich neue Hypothesen
zu entwickeln oder
theoretische bzw. begriffliche
Voraussetzungen zu
schaffen, um erste
Hypothesen formulieren
zu können.
Die Beschreibung von etwas
hinsichtlich ausgewählter
Merkmale zur Vorbereitung
der Hypothesenbildung
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 8
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In den Sozialwissenschaften
untersuchen wir häufig
Zusammenhänge zwischen
Merkmalen.
• Einen gut bewährten/bestätigten
Zusammenhang nennt man
Gesetz.
• Wollen wir erst herausfinden bzw.
prüfen, ob der Zusammenhang
besteht, so sprechen wir von
Hypothese.
G E S E T Z
HYPOTHESE
Gesetz und Hypothese Die Bildung von Hypothesen ist eine
(Forschungs-) Strategie
zur Findung von
Gesetzmäßigkeiten.
Sie haben eine
„heuristische“ Funktion
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 9
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Hypothesenbildung
Aufgrund von Beobachtungen bzw. den Ergebnissen der Literaturrecherche werden Hypothesen zu den Ursachen des Problems erstellt.
Hypothesen müssen empirisch überprüfbar sein.
Eine Hypothese stellt versuchsweise einen Zusammenhang zwischen zwei oder mehren Variablenher. (z.B. Durkheims Hypothese: Je besser Menschen in sozialen Gruppen integriert sind, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie Selbstmord begehen)
Dabei werden zwei Variablen verknüpft: (1) Der Integrationsgrad der sozialen Gruppe und (2) die Suzidrate
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 10
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Elemente einer Hypothese
Integrationsgrad der
sozialen GruppeSuizidrateKorrelation
Variable 1 Variable 2
empirisch nachweisbare
Korrelation zwischen
Akteuren,
Verhaltensweisen,
Zuständen,
Personen, Systemen,
Institutionen
etc.
Jede Erklärung einer Gesetzmäßigkeit erlaubt eine Prognose
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 11
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5 Schritte der Hypothesenbildung/-testung
Wahl eines Untersuchungsplanes zur Hypothesentestung
Datenanalyse
1. Schritt: Faktensammlung zur
direkten oder indirekten Messung der Variablen
2. Schritt: Wahl der disziplinären Perspektive
3. Schritt: Wahl der Methode
Bildung einer Hypothese
Schlussfolgerungen mit Blick auf die Bewährung der Hypothese
Folgeuntersuchungen
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 12
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Wahl eines Untersuchungsplans zur Hypothesentestung
Zur Hypothesentestung werden Fakten bzw. Daten benötigt.
Daten= Statistiken, Interviewauswertungen, andere Infos
Zunächst muss geklärt werden, wie die verschiedenen zu untersuchenden Variablen beobachtet und gemessen werden können
Einige Variablen können direkt (Suizidrate), andere nur indirekt(Grad der Entfremdung) gemessen werden.
Indikator = Ersatzmessgröße für die indirekte Messung von Variablen
Soziale Integration misst Durckheim z.B: über Familienstand und Kirchmitgliedschaft (Ausgangsüberlegung verheiratete und aktive Kirchenmitglieder sind besser in die Gesellschaft integriert).
1. Schritt
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 13
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Im zweiten Schritt wird ein Untersuchungsplan skizziert
Wahl der disziplinären Perspektive (Soziologie, Psychologie etc.)
Dabei werden die bevorzugten Methoden ausgewählt: z.B. Auswertung von Statistiken oder teilnehmende Beobachtung oder Befragung mit Hilfe eines Fragebogens oder die Kombination von mehren Methoden
Ziel des Untersuchungsplans = genügend Informationen zu gewinnen
(1) um ein solides Verständnis für das Problem zu entwickeln
(2) die vorgeschlagenen Hypothesen zu testen
Wahl eines Untersuchungsplans zur Hypothesentestung
2. Schritt
3. Schritt
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 14
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Nach der Datenerhebung erfolgt die Analyse und Auswertung der Informationen in Form von Statistiken oder quantitativen Analysen.
Dabei wird versucht die Teile so zusammenzusetzen, dass sie ein Muster oder Ganzes bilden und es wird überlegt wie sie zusammenhängen (vgl.bar Mit einem Puzzle)
Dazu verwendet die Soziologie eine Reihe von Maßen
Als letzter Schritt werden aus den Ergebnissen Schlussfolgerungen in Bezug auf den theoretischen Ausgangspunkt gezogen (haben sich die Hypothesen bestätigt oder wurde eine Theorie widerlegt usw)
Datenanalyse und Schlussfolgerungen
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 15
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Ein Forschungsprojekt kann einen wichtigen Forschungsgegenstand nie restlos ausschöpfen
Daher ist meist Raum für Folgeuntersuchungen
Dabei kann man den Forschungsgegenstand aus einer anderen theoretischen Perspektive betrachten, neue Fragen stellen, weitere Daten erheben usw.
Damit wird unser Wissen von der sozialen Wirklichkeit kontinuierlich verfeinert
Folgeuntersuchung
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 16
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Quantitative Sozialforschung:
Ermittlung der Häufigkeit eines sozialen Phänomens und der Versuch einen statistischen Zusammenhang mit anderen sozialen Faktoren herzustellen
Qualitative Sozialforschung:
verbale Beschreibungen, direkte Beobachtungen und Bilder um die Bedeutung sozialen Handlungen zu interpretieren oder um Gesetzmäßigkeiten des sozialen Lebens im Detail zu analysieren.
2 Forschungsstrategien
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 17
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Hypothesen in der „qualitativen“ Forschung
Der Begriff Hypothese wird in der qualitativen Forschung offener gebraucht; aber auch hier geht es um nur möglicherweise korrekte oder ungesicherte Aussagen.
Qualitative Forschung beginnt häufig mit der Analyse einzelner Fälle. Bei diesem Vorgehen werden ,Fallhypothesen‘ gebildet (Bsp.: „Die Gestaltung des Beziehungsalltags bei diesem Paar wird durch die [unterschiedlichen] Beziehungskonzepte der beiden Partner bestimmt“).
Weitergehende Hypothesen sind möglich (z. B.: ,Der Beziehungsalltag von Paaren wird wesentlich durch die jeweiligen Beziehungskonzepte der Partner bestimmt‘).
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 18
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Hypothesen in der standardisierten Forschung
Es gibt viele Arten von Hypothesen; man kann auch Aussagen über einzelne Sachverhalte als Hypothese bezeichnen (z. B: „Der Stimmenanteil von Partei XY beträgt so und so viel Prozent“; deskriptive Hypothese).
Uns interessieren aber vor allem Zusammenhangshypothesen –im weitesten Sinn, also Hypothesen, die behaupten, dass zwei Merkmale/Variablen etwas miteinander zu tun haben. (Solche Hypothesen werden auch in der ,qualitativen‘ Forschung formuliert, haben aber geringere Bedeutung.)
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 19
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Gute und schlechte Hypothesen
• Schlecht: Bildung und Einkommen hängen zusammen.
• Besser: Höhere Bildung geht mit höherem Einkommen
einher.
• Noch besser: Höhere Bildung verursacht ein höheres
Einkommen.
• Am allerbesten: Jedes Jahr erworbener Bildung steigert
das Einkommen um X Prozent (in der BRD: ca. 5 bis 8 Prozent).
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 20
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Die beliebtesten Hypothesen
Wenn-Dann-Hypothesen (kategoriale Merkmale)z. B.:
Wenn eine Person regelmäßig (mehr als 10 Zigaretten pro Tag)
raucht, dann steigt die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts (um
soundsoviel Prozent).
oder: Wenn ein Schüler einen Migrationshintergrund hat, dann sind
die schulischen Leistungen schlecht.
Je-desto-Hypothesen (metrische Merkmale)z.B.:
Je höher das Bildungsniveau einer Person, desto höher das erzielte Erwerbseinkommen.
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 21
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Die beliebtesten Hypothesen
Individualhypothese
z.B.: Männer sind Schweine (d.h.: Wenn eine
Untersuchungsperson männlichen Geschlechts ist,
dann handelt es sich um ein Schwein)
Kollektivhypothese
z.B.: Je größer die Arbeitslosigkeit in einer Population,
desto größer auch die Jugendkriminalität.
Kontexthypothesen
Bei einer Kontexthypothese wird von
Kollektivmerkmalen auf Individualzusammenhänge
geschlossen. Die Aussagen auf Individualebene
müssen sich nicht zwingend auf das Kollektivmerkmal
beziehen:
z.B.: Je heterogener eine Schulklasse hinsichtlich der
Leistungsfähigkeit ist, desto besser sind die
Leistungen aller SchülerInnen/der schlechten
SchülerInnen/der guten SchülerInnen?
Bei Kollektivhypothesen sind
die ,Kollektive‘ (Länder,
Gemeinden, Bezirke,
Schulklassen . . . ) die
Untersuchungseinheiten; somit
liegen die Merkmale nur in
Form von ,Kollektivdaten‘
(oder Aggregatdaten) vor
(Anteil der Arbeiter, der CDU-
Wähler, der Männer, der
Schweine . . . in den
Untersuchungsgruppen).
Bei Kontexthypothesen: sind
Individuen-in-Kollektiven die
Untersuchungseinheiten; es
liegen also Individual- und
Aggregatdaten vor, analysiert
werden Einflüsse auf
Individualebene mit Kontext
als weiterem Einfluss.
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 22
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Varianten von Hypothesen
Zusammenhangshypothese
• Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Alkohol und dem
Reaktionsverhalten im Straßenverkehr.
Unterschiedshypothese
• z.B.: Es gibt einen Unterschied zwischen dem Intelligenzquotienten von
Deutschen und Österreichern
Nullhypothese
• z.B.: Es gibt keinen Unterschied zwischen dem Intelligenzquotienten von
Männern und Frauen.
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 23
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Varianten von Hypothesen
Gerichtete Hypothesen
• Auch einseitige Hypothesen genannt
• Gibt die genaue Richtung der Zusammenhangs- bzw. Unterschiedshypothese an
• Beispiel:
„Alkoholkonsum verschlechtert die Reaktionszeit im Straßenverkehr“
bzw. „Frauen haben durchschnittlich einen höheren IQ als Männer“
Ungerichtete Hypothesen
• Auch zweiseitige Hypothesen genannt
• Lassen Unterschiede bzw. Hypothesen in zweierlei Richtungen zu
• Beispiel:
„Alkoholkonsum verändert die Reaktionszeit im Straßenverkehr“
(die Reaktionszeit könnte sich verschlechtern oder aber auch verbessern)
bzw.
„Der IQ von Frauen unterscheidet sich von dem der Männer“ (auch hier sind
zwei Richtungen möglich: Der IQ ist höher oder niedriger als der der Männer)
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 24
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Phase der Hypothesenbildung im wissenschaftlichen Arbeiten
1. Schritt: Entwicklung einer FragestellungNachdem ein eigenes Thema gefunden wurde und die Literaturrechercheabgeschlossen ist, wird eine oder mehre Fragestellungen formuliert. Sie dient der Eingrenzung und Präzisierung des häufig komplexen Untersuchungsgegenstands. Die Fragestellung sollte aus der Literatur abgeleitet (begründet) und möglichst präzise formuliert sein. Ist die Fragestellung zu ungenau, kann es schwierig werden, diese zu überprüfen.
2. Schritt: Formulierung der HypotheseIm Anschluss an die Fragestellungen werden die Hypothesen formuliert bzw. aus der Fragestellung abgeleitet. Dieser Schritt ist vor allem bei den quantitativen Methoden unerlässlich. Während eine Fragestellung noch unspezifisch formuliert sein kann, muss in der Hypothese erkennbar sein, welche Zusammenhänge oder Unterschiedeuntersucht werden sollen und welches der Untersuchungsgegenstand (relevante Merkmale/Variablen) ist. Wissenschaftliche Hypothesen müssen somit bestimmten Kriterien genügen.
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 25
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Zusammenhang von Fragestellung und Hypothese
Beispiel 1: Beispiel 2:
FragestellungInwieweit ist die neue Therapiemethode der alten Therapiemethode bei der Behandlung von Schizophrenie überlegen?
Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Grad der Belastung von Studierenden und der Einführung von Studiengebühren?
HypothesenPatienten, die nach der neuen Therapiemethode behandelt werden, erleiden weniger Rückfälle als Patienten, die nach der alten Therapiemethode behandelt werden.
Patienten, die nach der neuen Therapiemethode behandelt werden, berichten weniger Nebenwirkungen als Patienten, die nach der alten Therapiemethode behandelt werden.
Studierenden an Universitäten mit Studiengebühren berichten von mehr Belastungen als Studierende an Universitäten ohne Studiengebühren.
Je mehr Zeit Studierende für ihre finanzielle Versorgung aufwenden müssen, desto größer ist die empfundene Belastung.
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 26
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Elemente einer Hypothese
Belastung von
Studierenden an
Hochschulen ohne
Studiengebühren
Belastung von
Studierenden an
Hochschulen mit
Studiengebühren
Korrelation
Variable 1 Variable 2
empirisch nachweisbare
Korrelation zwischen
Hypothese:Je mehr Zeit Studierende für ihre finanzielle Versorgung aufwenden müssen, desto größer ist die empfundene
Belastung.
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 27
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Kriterien wissenschaftlicher Hypothesenbildung
Wissenschaftliche Hypothesen müssen bestimmten Kriterien genügen. Zu
diesen gehören:
• Allgemeingültig
(über den Einzelfall oder ein singulären Ereignis hinausgehende
Behauptung)
• Operationalisierbarkeit
(Begriffen müssen Beobachtungen zuordenbar sein)
• Widerspruchsfreiheit
(Es sind keine Widersprüche enthalten.)
• Falsifizierbarkeit
(Es sind Ereignisse denkbar, die dem Satz widersprechen)
• Formalstruktur eines sinnvollen Konditionalsatzes
(„Wenn-dann-Satz“ / „Je-desto-Satz“)
• Begründet sein, d.h. die Herleitung der Hypothese sollte nachvollziehbar
sein.
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 28
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Aufgabenstellung für die Teilnehmer eines Übungsseminars
1. Entwickeln Sie eine Fragestellung, die Sie untersuchen wollen!
2. Klären Sie: Was ist Ihr erkenntnisleitendes Ziel?
3. Formulieren Sie eine Hypothese!
4. Klären Sie: Was hat Sie veranlasst, eine bestimmte Hypothese
anzunehmen (Beobachtung, Befragung, andere Theorien,
Auswertung von Literatur etc.)?
5. Klären Sie die zentralen Begriffe der Hypothese!
6. Welche empirischen Fakten wollen Sie zur direkten oder
indirekten Bestimmung der Variablen sammeln!
7. Aus der Sicht welcher Disziplin wollen Sie die Hypothese testen?
8. Mit welcher Methode wollen sie die Hypothese testen?
9. Was muss der Fall sein, damit sich Ihre Hypothese im gewählten
Untersuchungsdesign bewährt!
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„Hypothesenbildung“ by Armin G. Wildfeuer 2015 – Folie Nr. 29
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Copyright byProf. Dr. Armin G. Wildfeuer2015
Mail: [email protected]: www.armin-wildfeuer.de