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IMW - Institutsmitteilung Nr. 26 (2001) 83 Der Einfluss des Rillungssystems auf die Bordscheibenbelastung Mupende, I.; Otto, St. Der Einfluss des Rillungssystems auf die Bean- spruchungen der Bordscheiben und des Mantels einer Seiltrommel war in der Vergangenheit kaum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte zur Konstruktion und Dimensionierung von Leichtbau- Seiltrieben wurden am Institut für Maschinenwesen der TU Clausthal theoretische und experimentelle Arbeiten zu diesem Thema durchgeführt. Für die experimentellen Versuche kam ein deutschlandweit einzigartiger Windenprüfstand zum Einsatz, über den im folgenden u.a. berichtet wird. So far, the influence of the hoisting drum winding system on the loads of the drum cylinder and end plates was not investigated in detail. Within several research projects in the field of design and calcula- tion of hoisting drums, the Institute of Mechanical Engineering has undertaken theoretical und nume- rical investigations regarding the above mentioned problem. The experimental tests were done with an unique drum-winch test rig that is described amongst other things in this article. 1 Einleitung Die ursprünglich in der Förder- und Hebetechnik eingesetzten Seiltrommeln besaßen einen glatten Trommelmantel. Damit war die Restriktion verbun- den (nach §21 der Unfallverhütungsvorschrift [1]), dass das Seil in erster Linie nur einlagig aufgewik- kelt werden durfte, weil die Seilführung schlecht und die Gefahr des Einschneidens höherer Lagen sowie des Aufbauens des Seils an einer Stelle groß war (Bild 1). Eine mehrlagig bewickelte glatte Trommel wurde deshalb ausschließlich in Verbin- dung mit geringen Ansprüchen an die Zugkraft (z.B. Speichertrommel hinter einem Treibscheibenan- trieb) eingesetzt. Später versah man den Mantel häufig mit schraubenförmig eingedrehten Rillen (Bild 2), womit die Seilführung in der ersten Lage – und nur in dieser – verbessert werden konnte. Eine Mehrlagenbewicklung unter hohen Zugkräften war aber auch mit diesem Wickelsystem nicht realisier- bar. Zudem führte der lange Kreuzungsbereich der einzelnen Windungen zu einem ausgedehnten Seilverschleiß und damit zu einer geringen Le- bensdauer des Seils. Bild 1: Vergleich der Wickelbilder; glatte Seiltrom- mel mit aufgebautem Seil (oben im Bild) und geordnetes Seilpaket bei einer Trom- mel mit Rillungssystem nach LeBus (unten im Bild), [2] Bild 2: Beispiel für eine einlagige Seiltrommel mit schraubenförmiger Rillung (Mobilkran der 20er Jahre) 2 Rillungssystem nach LeBus Anfang der 60er Jahre stellte die Firma LeBus In- ternational Engineers ein neues Rillungssystem vor, das heute im Bereich der Hub- und Bergewin- den eine breite Anwendung findet. Dieses, im all- gemeinen als Lebusberillung bezeichnete, Ril- lungssystem ist durch vier Umfangsbereiche – zwei Parallelabschnitte und zwei Steigungsabschnitte, in denen des Seil jeweils um den halben Windungs-

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IMW - Institutsmitteilung Nr. 26 (2001) 83

Der Einfluss des Rillungssystems auf die Bordscheibenbelastung

Mupende, I.; Otto, St.

Der Einfluss des Rillungssystems auf die Bean-spruchungen der Bordscheiben und des Mantelseiner Seiltrommel war in der Vergangenheit kaumGegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen.Im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte zurKonstruktion und Dimensionierung von Leichtbau-Seiltrieben wurden am Institut für Maschinenwesender TU Clausthal theoretische und experimentelleArbeiten zu diesem Thema durchgeführt. Für dieexperimentellen Versuche kam ein deutschlandweiteinzigartiger Windenprüfstand zum Einsatz, überden im folgenden u.a. berichtet wird.

So far, the influence of the hoisting drum windingsystem on the loads of the drum cylinder and endplates was not investigated in detail. Within severalresearch projects in the field of design and calcula-tion of hoisting drums, the Institute of MechanicalEngineering has undertaken theoretical und nume-rical investigations regarding the above mentionedproblem. The experimental tests were done with anunique drum-winch test rig that is describedamongst other things in this article.

1� Einleitung

Die ursprünglich in der Förder- und Hebetechnikeingesetzten Seiltrommeln besaßen einen glattenTrommelmantel. Damit war die Restriktion verbun-den (nach §21 der Unfallverhütungsvorschrift [1]),dass das Seil in erster Linie nur einlagig aufgewik-kelt werden durfte, weil die Seilführung schlechtund die Gefahr des Einschneidens höherer Lagensowie des Aufbauens des Seils an einer Stelle großwar (Bild 1). Eine mehrlagig bewickelte glatteTrommel wurde deshalb ausschließlich in Verbin-dung mit geringen Ansprüchen an die Zugkraft (z.B.Speichertrommel hinter einem Treibscheibenan-trieb) eingesetzt. Später versah man den Mantelhäufig mit schraubenförmig eingedrehten Rillen(Bild 2), womit die Seilführung in der ersten Lage –und nur in dieser – verbessert werden konnte. EineMehrlagenbewicklung unter hohen Zugkräften waraber auch mit diesem Wickelsystem nicht realisier-bar. Zudem führte der lange Kreuzungsbereich dereinzelnen Windungen zu einem ausgedehntenSeilverschleiß und damit zu einer geringen Le-bensdauer des Seils.

Bild 1: Vergleich der Wickelbilder; glatte Seiltrom-mel mit aufgebautem Seil (oben im Bild)und geordnetes Seilpaket bei einer Trom-mel mit Rillungssystem nach LeBus (untenim Bild), [2]

Bild 2: Beispiel für eine einlagige Seiltrommel mitschraubenförmiger Rillung (Mobilkran der20er Jahre)

2� Rillungssystem nach LeBus

Anfang der 60er Jahre stellte die Firma LeBus In-ternational Engineers ein neues Rillungssystemvor, das heute im Bereich der Hub- und Bergewin-den eine breite Anwendung findet. Dieses, im all-gemeinen als Lebusberillung bezeichnete, Ril-lungssystem ist durch vier Umfangsbereiche – zweiParallelabschnitte und zwei Steigungsabschnitte, indenen des Seil jeweils um den halben Windungs-

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abstand abgelenkt wird – charakterisiert (Bild 3).Die Winkelausdehnung der Parallel- und Aufstiegs-bereiche variiert von Konstruktion zu Konstruktionund ist vom Einsatzfall, dem Seildurchmesser, denTrommelabmessungen und der Seilbiegesteifigkeitabhängig. Üblicherweise sind die Parallelbereichegrößer als die Aufstiegsbereiche, sie nehmen ca.50 bis 80% der Manteloberfläche ein. Um die Seil-führung im Bereich des Seileinlaufs und beim Auf-stieg zur nächsten Lage zu unterstützen, werden inder ersten Lage häufig Ausgleichs- und Steigungs-elemente angebracht (vgl. Bild 3).

Mit der Lebusberillung erfährt das Seil auch in denoberen Lagen eine definierte Führung, weil dieWindungen der unteren Lage praktisch die Funktionder Mantelrillung übernehmen. Resultierend hier-aus bildet sich ein geordnetes Seilpaket, das einehohe Lagenanzahl und damit kompakte Seiltrom-melkonstruktionen erlaubt. Die relativ kleine Win-

kelausdehnung der Aufstiegsabschnitte bewirkt ei-ne Verkürzung des Kreuzungsbereichs der Win-dungen zweier benachbarter Lagen, wodurch derSeilverschleiß und das Abplatten des Seilquer-schnitts örtlich begrenzt wird. Ein weiterer Aspekt,der im folgenden näher betrachtet werden soll, sinddie gegenüber den glatten bzw. schraubenförmigverrillten Seiltrommeln veränderten Kontaktverhält-nisse zwischen Seil und Bordscheibe.

3� Spulungsvorgang

Bei einer Seiltrommel mit Lebusberillung werdenprinzipiell zwei Steigungsprozesse unterschieden:

- das Steigen (Weiterschieben) der Windungenin Axialrichtung und

- das Aufsteigen der letzten Windung in dienächste Lage.

Bild 4: Darstellung des Spulungsvorgangs

Bild 3: Abgewickelte Seiltrommel mit Lebusberillung; A) Aufstieg in die nächste Lage; B) Ausgleichs- undSteigungselement

Parallelbereich 2Aufstiegs- Aufstiegs-

bereich 1Parallelbereich 1

A

B

a

a a

b

b

b

c

c

c d

d

d

Bordscheibe

Lage

i+1

Lage

i+1

Lage

i+1

Lage

i+2

Lage

i

Lage

i

Lage

i

Parallelbereich 1Aufstiegsbe-

reich 2 Parallelbereich 2Aufstiegsbe-

reich 1 Parallelbereich 1

p

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Das Aufsteigen zur nächsten Lage vollzieht sich inmehreren Phasen. Die dabei herausgebildetenKontaktverhältnisse sind maßgebend für die Bela-stung der Bordscheibe und damit auch für derenDimensionierung. Das Aufsteigen des Seils kannwie folgt beschrieben werden (Bild 4):

1. Erreicht die letzte Windung a der Lage i+1 denParallelbereich 2, so läuft es zunächst nochentlang der Bordscheibe, ohne eine Kraft aufdiese auszuüben.

2. Im anschließenden Aufstiegsbereich 2 verhin-dert die Bordscheibe das axiale Weiterschiebendes Seils, so dass dieses auf der darunter lie-genden Windung (oder auf dem Aufstiegskeil)in die nächste Lage i+2 aufsteigt. In dieserPhase entwickelt sich ein Druck auf die Bord-scheibe, dessen Wirkungslinie mit einer Spi-ralfunktion [3] beschrieben werden kann.

3. Im folgenden Parallelbereich 1 legt sich dasSeil in die Lücke zwischen der letzten Windungder unteren Lage i+1 und der Bordscheibe.Durch diesen Keileffekt wird weiterhin Druckauf die Bordscheibe ausgeübt, die Wirkungsli-nie entspricht jetzt einem Kreisbogenabschnitt.

4. Im nächsten Aufstiegsbereich 1 verliert das Seilden Kontakt zur Bordscheibe, da es sich umeine Vollsteigung in Axialrichtung zur gegen-überliegenden Bordscheibe zurückbewegt.

Bild 5: Kontaktspuren an einer Bordscheibe ein-schließlich einer groben Abgrenzung dermaßgebenden Druckbereiche

Zusammenfassend betrachtet erstreckt sich derKontaktbereich zwischen Bordscheibe und Seilüber maximal 180° (ein Aufstiegsbereich und ein

Parallelbereich, Bild 5). Die Kontaktzonen zweierbenachbarter Lagen liegen dabei für den Fall einerSeiltrommel mit ganzzahliger Windungsanzahl um180° versetzt zueinander.

Die begrenzten Kontaktzonen führen zu einerasymmetrischen Belastung der Bordscheiben, dieam Institut für Maschinenwesen der TU Clausthalmit Hilfe von Finite Elemente Simulationen und ex-perimentellen Beanspruchungsanalysen untersuchtwurde.

4� Windenprüfstand

Bild 6 zeigt eine Gesamtansicht des Prüfstandes,der eine Länge von 16 m misst. Als zentrale Bau-einheit ist die Treibscheibenwinde HS 200 der Fir-ma Rotzler zu nennen, mit der Zugkräfte bis zu300 kN und Seilgeschwindigkeiten bis zu 40 m/minrealisiert werden können. Weiterhin bietet dieseTreibscheibenwinde die Möglichkeit, Seile mitDurchmessern zwischen 12 mm und 29 mm einzu-setzen, womit sich ein umfangreiches Spektrum anPrüfaufgaben ergibt. Das nahezu lastfrei aus derTreibscheibenwinde auslaufende Seil wird auf eineSpeichertrommel gewickelt, die in Abhängigkeit desverwendeten Seildurchmessers Seillängen zwi-schen ca. 400 m und ca. 600 m aufnimmt. Diesehohe Speicherkapazität gewährleistet die Durchfüh-rung von Versuchsreihen, bei denen die Prüfwindein weiten Grenzen mehrlagig bewickelt werdenkann.

Als maximale Abmessungen für den Prüfling sindein bewickelter Durchmesser bis maximal 800 mmund eine Trommellänge bis zu 1000 mm (entsprichteinem maximalen Ablenkungswinkel von 1,8° imunbelasteten Zustand) zulässig. Die Untersuchunggrößerer Prüflinge oder glatter Trommeln mit Seil-wickelvorrichtung ist, entsprechende Umbauarbei-ten vorausgesetzt, im Einzelfall ebenfalls möglich.

Die Versuchsdurchführung erfolgt im automati-schen Prüfbetrieb. Hierbei ist es möglich, die Seil-zugkraft und -geschwindigkeit lagenweise zu variie-ren, so dass die Beanspruchungsverteilung einermehrlagig bewickelten Trommel unter verschiede-nen Lastsituationen (z.B. konstante Zuglast in allenLagen oder Bewicklung mit niedrigen Seilzugkräf-ten in den unteren und mit hohen in den oberenLagen) analysiert werden kann. Durch die Vorgabevon Lastkollektiven kann ebenfalls das dynamischeBetriebsverhalten von Seiltrommeln und der Ein-fluss des Seilverschleißes auf das Spulungsver-halten untersucht werden.

Parallelbereich 2

Aufstiegsbereich 2

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5� Messung und Simulation der Bordschei-benbelastung

Die Erfassung der Bordscheibenbeanspruchungenerfolgte mit Hilfe einer telemetrisch arbeitendenDMS-Vielstellen-Messtechnik. In Bild 7 ist die Ver-teilung der Messpositionen über dem Umfang unddem Radius einer Bordscheibe dargestellt. Die ein-gesetzten DMS-Gitter erlauben es, die Dehnungenin Radial- und Tangentialrichtung zu messen, womitder Spannungs- und Verformungszustand derBordscheiben genau beurteilt werden kann.

Für einen Versuch mit konstanter Zugkraft von derersten bis zur letzten Lage ergab sich über demUmfang der Bordscheibe die in Bild 8 gezeigteSpannungsverteilung (Radial-, Tangential- und Ver-gleichsspannung). An der betrachteten Bordschei-be steigt das Seil im 2. Aufstiegsbereich nach oben,so dass in diesem Winkelsektor hohe Beanspru-chungen auftreten (vgl. Bild 8). Entsprechend denvorangegangenen Ausführungen bleibt das Seilauch im folgenden Parallelbereich 1 im Kontakt mitder Bordscheibe, weshalb die Druckbelastung (mitabnehmender Tendenz) erhalten bleibt. Der Span-nungsverlauf bestätigt damit die anhand des Spu-lungsvorgangs erläuterte asymmetrische Belastungder Bordscheibe bei einer Seiltrommel mit Lebus-berillung.

Bisher verwendete Berechnungsmethoden [4, 5, 6]gehen davon aus, dass die aus der Verformung desSeilpakets resultierende Axialkraft auf die Bord-

scheiben als Linienlast über den gesamten Umfangwirkt. Damit wird gleichzeitig eine symmetrischeBelastung der Bordscheiben vorausgesetzt. DieseBetrachtungen stimmen mit den Belastungsverhält-nissen von glatten und schraubenförmig verrilltenSeiltrommeln, bei denen das Seil die Bordscheibenahezu über den gesamten Umfang berührt, gutüberein.

Bild 7: Verteilung der DMS-Messstellen über demUmfang und dem Radius der Bordscheibe

Wie die experimentellen Untersuchungen gezeigthaben, entwickelt sich der Druck auf die Bordschei-ben bei einer Seiltrommel mit Lebusberillung jedoch

Bild 6: Universal-Seiltrommelprüfstand zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme; 1) Umlenkscheibe, die sichüber einen Hebel auf einer Kraftmeßdose zur Erfassung der Seilzugkraft abstützt; 2) Gittermastmit Seilfängen; 3) Steuerpult für den manuellen und automatischen Prüfstandsbetrieb; 4) Prüf-winde; 5) zur Bremswinde und Speichertrommel

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Seilverlauf (gestri-chelt angedeutet)

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nur in einem Winkelbereich von maximal 180°. Dieerzeugten Beanspruchungen können deshalb lokalum das Dreifache höher sein als bisher in der Aus-legung angenommen wird.

Die asymmetrische Verformung der Bordscheibewurde auch mit Hilfe von Finite Elemente Simula-tionen nachgewiesen. Die Einleitung der Axialkräfteim FE-Modell erfolgte hierbei auf den Wirkungs-

linien der Kontaktzonen zwischen Seil und Bord-scheibe, also auf einem Bogensegment (Spiralbo-gensegment im Aufstiegsbereich bzw. Kreisbo-gensegment im Parallelbereich). Bild 9 zeigt dasasymmetrische Verformungsbild einer derartig be-lasteten Bordscheibe, welches durch das lokale„Herausklappen“ des hochbelasteten Aufstiegsbe-

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Radialspannung Tangentialspannung Vergleichsspannung

Bild 8: Spannungsverteilung über dem Umfang der Bordscheibe gemessen auf der 5. Lage (σV,sym ist dieerwartete Vergleichsspannung bei einer symmetrisch belasteten Bordscheibe)

Bild 9: Asymmetrische Verformung und Beanspruchung der Bordscheibe einer Seiltrommel mit Lebusbe-rillung; FE-Simulation (Seilzugkraft FS = 100 kN, Mantelgrunddurchmesser dG = 467 mm, Bord-scheibendurchmesser dB = 855 mm)

Aufstiegs-bereich 2

Aufstiegs-bereich 1

Parallel-bereich 2

Wickelrichtung

Parallel-bereich 1

σV,sym

Verformungzum Mantel hin

Parallelbereich 1

Parallelbereich 2

Aufstiegsbereich 1

Aufstiegsbereich 2

Druck

Zug

Verformungvom Mantel weg

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reichs (vgl. Bild 8) gekennzeichnet ist. Markant fürdiese Art der örtlich begrenzten Biegeverformungsind hohe tangentiale Zugspannungen an der Au-ßenseite der Bordscheibe.

6� Fazit

Konventionelle, aber heute noch angewendete Be-rechnungsmethoden zur Ermittlung der Bordschei-benbeanspruchungen basieren auf der Annahmeeiner symmetrischen, über den Umfang der Bord-scheibe gleichmäßig verteilten Axiallast, welcheaus dem Linienkontakt der Seilpaketlagen resultiert.

Diese Vorgehensweise erfasst die Bordscheiben-beanspruchungen einer Seiltrommel mit Lebusbe-rillung nur ungenügend. Begründet durch denSpulungsvorgang entsteht bei diesem Rillungssy-stem eine asymmetrische Druckverteilung überdem Kontaktbereich der einzelnen Lagen, der sichauf maximal 180° (ein Aufstiegs- und ein Parallel-bereich) begrenzt. Bei mehrlagig bewickelten Seil-trommeln mit einem geometrischen Verhältnis vonca. hB/dB < 0,025 und ca. dB/dG > 1,8 (Bordschei-bendicke hB, Bordscheibendurchmesser dB, Man-telgrunddurchmesser dG) ergibt sich ein Verfor-mungs- und Beanspruchungsverhalten, das sichvon dem einer symmetrisch belasteten Bordscheibedeutlich unterscheidet.

Diesem Sachverhalt sollte der Konstrukteur beson-ders bei der Entwicklung von mehrlagigen Leicht-bau-Seiltrommeln Beachtung schenken, um durchrealitätsnahe Lastannahmen eine sichere Konstruk-tion zu erzielen.

7� Literaturhinweise

[1] Ernst, H.: Die Hebezeuge – Grundlagen undBauteile. Friedr. Vieweg & Sohn, Verlag,1950

[2] LeBus – system of controlled multilayer wirerope „spoolin“. Prospekt der Firma Le BusInternational Engineers GmbH, München,1969

[3] Mupende, I.: Beanspruchungs- und Verfor-mungsverhalten des Systems Trommelman-tel – Bordscheiben bei mehrlagig bewickelterSeiltrommel unter elastischem und teilplasti-schem Werkstoffverhalten. Dissertation, TUClausthal, 2001

[4] Dietz, P.: Ein Verfahren zur Berechnung ein-und mehrlagig bewickelter Seiltrommeln.Dissertation, TH Darmstadt, 1971

[5] Kraitschy, H.: Beanspruchung der Bord-scheiben von Seiltrommeln. Dissertation,Rostock, 1973

[6] Waters, E.O.: Rational Design of HoistingDrums, The American Society of MechanicalEngineers. Transactions, 42 (1920)

[7] Henschel, J.: Dimensionierung von Winden-trommeln. Dissertation, TU Clausthal, 1999