einleitung

1
Situative Beeinflussung des Situative Beeinflussung des Selbstkonzeptes Selbstkonzeptes Diana Franke, Corinna Janoske, Jaqueline Müller & Frau Prof. Dr. Dorothee Alfermann 1 In verschiedenen Situationen stellen sich Personen auch verschieden dar und berichten anders über selbst wahrgenommene Charaktereigenschaften. Man geht davon aus, dass das dynamische Selbst eine Gedächtnisstruktur ist, in der Informationen über die eigene Person repräsentiert sind. Nur eine Teilmenge dieser Strukturen ist zu einem bestimmten Zeitpunkt aktiviert und somit ist auch nur ein Teil der Selbstinformation zugänglich. Der Versuch berichtet über die Veränderung der Geschlechtsrollenidentität durch eine situative Aktivierung von Geschlechtsstereotypen. Auch wenn die Geschlechtsrollenidentität als relativ stabil anzusehen ist, kann man davon ausgehen, dass diese kurzfristig (durch Aktivitäten) oder langfristig ( z.B. durch Rollenübernahme wie die Elternrolle), veränderbar ist. Um diese Annahmen zu prüfen, wurden im Rahmen dieses Experimentes Versuchpersonen gebeten, jeweils unter gleichen Bedingungen entweder eine geschlechtstypische, eine geschlechtsuntypische oder eine neutrale Tätigkeit auszuführen und danach spontan mehrere Fragebögen zur Selbsteinschätzung auszufüllen. Einleitung Mittels multivariater Varianzanalyse (Abb.1) wurde festgestellt, daß ausschließlich zwischen den beiden Geschlechtern ein signifikanter Unterschied in der Beantwortung der Fragen besteht (p<0.01; F= 12.99). Faktor F p Eta² df Geschlecht 12.99 <0.01 0.72 7,36 Tätigkeit 0.47 n.s. 0.08 14,72 Geschl*Tätigk 1.54 n.s. 0.23 14,72 Abb. 1: Multivariate Varianzanalyse Abbildung 2 zeigt das durchschnittliche Antwortverhalten der männlichen und weiblichen Versuchspersonen. Die männlichen Teilnehmer wiesen Werte von 2.69 bis 4.37 auf, die weiblichen von 2.06 bis 5.09. An der Verhaltensskala ist zu erkennen, dass sich die Frauen einen höheren Wert (5.09) bezüglich der femininen Aktivitäten zuschreiben als die Männer (3.93) bezüglich der maskulinen Aktivitäten. Auffallend ist auch, dass der Mittelwert der männlichen Aktivitäten bei den Frauen etwas größer ist als der der Männer bei den weiblichen Aktivitäten. 0 1 2 3 4 5 6 M i t t e l w e r t Fverh* * M ve rh Fplus** Mplu s* * Fm inus* * Mminus Einste l lunge n* * Skala M ittelw erte derS kalen weiblich männlich Abb. 2: Diagramm Mittelwerte Ergebnisse Im Rahmen dieser Arbeit erscheint einerseits die Frage interessant, ob maskuline Tätigkeiten das maskuline und feminine das feminine Selbstkonzept aktivieren. Und andererseits, ob die Vermutung zutrifft, dass Frauen sich eher maskulin einschätzen als Männer feminin. Fragestellung Um das Selbstkonzept zu aktivieren, wurden zwei geschlechtsspezifische Tätigkeiten ausgewählt. Die maskuline Aktivität war das Zusammennageln von zwei Holzstücken, die feminine Aktivität war das Flechten eines Zopfes an einem Puppenkopf. Zum Vergleich gab es eine Gruppe, welche eine neutrale Tätigkeit ausführte, in unserem Fall das Zeichnen des Wortes HALLO mit Hilfe einer Schablone. Nach der Tätigkeitsausführung beantworteten die Personen verschiedene Fragenbogen zu ihrer Selbsteinschätzung bzw. zu ihren Einstellung. Berücksichtigt wurde das Geschlecht der Personen und die Geschlechtstypikalität der Aktivität. Der Faktor Geschlechtstypikalität wurde in drei Abstufungen experimentell variiert, die Probanden wurden nach Zufall auf die drei Bedingungen aufgeteilt. Daraus ergab sich für das Experiment ein 2 x 3 Versuchsplan. Methode Anhand der Ergebnisse kann den Tätigkeiten kein Effekt für die Aktivierung bzw. Veränderung des Selbstkonzeptes zugewiesen werden. Eine mögliche Ursache dafür ist, dass die Tätigkeitsausübungen in diesem Experiment zu kurz waren und daher wenig Einfluss auf das Selbstkonzept ausüben konnten. Allerdings ist die Vermutung, dass Frauen sich eher maskuline Eigenschaften zuschreiben als Männer sich feminine Eigenschaften zuschreiben, bestätigt worden. Zusammenfassung [1] Hannover, B. (1997). Das dynamische Selbst, Verlag Hans Huber, Bern [2] Bierhoff-Alfermann, D. (1989). Androgynie, Westdeutscher Verlag Opladen [3] Hannover, B. (1997). Geschlechtsrollenbezogenes Selbstkonzept. Zeitschrift für Sozialpsychologie, 28, 60-75 Literatur Druck: Universitätsrechenzentrum Leipzig ** signifikante Werte

Upload: kieu

Post on 11-Jan-2016

29 views

Category:

Documents


1 download

DESCRIPTION

Situative Beeinflussung des Selbstkonzeptes Diana Franke, Corinna Janoske, Jaqueline Müller & Frau Prof. Dr. Dorothee Alfermann. - PowerPoint PPT Presentation

TRANSCRIPT

Page 1: Einleitung

Situative Beeinflussung des SelbstkonzeptesSituative Beeinflussung des SelbstkonzeptesDiana Franke, Corinna Janoske, Jaqueline Müller & Frau Prof. Dr. Dorothee Alfermann

1

In verschiedenen Situationen stellen sich Personen auch verschieden dar und berichten anders über selbst wahrgenommene Charaktereigenschaften. Man geht davon aus, dass das dynamische Selbst eine Gedächtnisstruktur ist, in der Informationen über die eigene Person repräsentiert sind. Nur eine Teilmenge dieser Strukturen ist zu einem bestimmten Zeitpunkt aktiviert und somit ist auch nur ein Teil der Selbstinformation zugänglich.

Der Versuch berichtet über die Veränderung der Geschlechtsrollenidentität durch eine situative Aktivierung von Geschlechtsstereotypen. Auch wenn die Geschlechtsrollenidentität als relativ stabil anzusehen ist, kann man davon ausgehen, dass diese kurzfristig (durch Aktivitäten) oder langfristig ( z.B. durch Rollenübernahme wie die Elternrolle), veränderbar ist.

Um diese Annahmen zu prüfen, wurden im Rahmen dieses Experimentes Versuchpersonen gebeten, jeweils unter gleichen Bedingungen entweder eine geschlechtstypische, eine geschlechtsuntypische oder eine neutrale Tätigkeit auszuführen und danach spontan mehrere Fragebögen zur Selbsteinschätzung auszufüllen.

EinleitungEinleitung

Mittels multivariater Varianzanalyse (Abb.1) wurde festgestellt, daß ausschließlich zwischen den beiden Geschlechtern ein signifikanter Unterschied in der Beantwortung der Fragen besteht (p<0.01; F= 12.99).

Faktor F p Eta² df

Geschlecht 12.99 <0.01 0.72 7,36

Tätigkeit 0.47 n.s. 0.08 14,72

Geschl*Tätigk

1.54 n.s. 0.23 14,72

Abb. 1: Multivariate Varianzanalyse

Abbildung 2 zeigt das durchschnittliche Antwortverhalten der männlichen und weiblichen Versuchspersonen. Die männlichen Teilnehmer wiesen Werte von 2.69 bis 4.37 auf, die weiblichen von 2.06 bis 5.09. An der Verhaltensskala ist zu erkennen, dass sich die Frauen einen höheren Wert (5.09) bezüglich der femininen Aktivitäten zuschreiben als die Männer (3.93) bezüglich der maskulinen Aktivitäten. Auffallend ist auch, dass der Mittelwert der männlichen Aktivitäten bei den Frauen etwas größer ist als der der Männer bei den weiblichen Aktivitäten.

0

1

2

3

4

5

6

Mittel

wert

Fverh**

Mverh

Fplus**

Mplus**

Fminus**

Mminus

Einstellungen**

Skala

Mittelwerte der Skalen

weiblich

männlich

Abb. 2: Diagramm Mittelwerte

ErgebnisseErgebnisse

Im Rahmen dieser Arbeit erscheint einerseits die Frage interessant, ob maskuline Tätigkeiten das maskuline und feminine das feminine Selbstkonzept aktivieren. Und andererseits, ob die Vermutung zutrifft, dass Frauen sich eher maskulin einschätzen als Männer feminin.

FragestellungFragestellung

Um das Selbstkonzept zu aktivieren, wurden zwei geschlechtsspezifische Tätigkeiten ausgewählt. Die maskuline Aktivität war das Zusammennageln von zwei Holzstücken, die feminine Aktivität war das Flechten eines Zopfes an einem Puppenkopf. Zum Vergleich gab es eine Gruppe, welche eine neutrale Tätigkeit ausführte, in unserem Fall das Zeichnen des Wortes HALLO mit Hilfe einer Schablone. Nach der Tätigkeitsausführung beantworteten die Personen verschiedene Fragenbogen zu ihrer Selbsteinschätzung bzw. zu ihren Einstellung.

Berücksichtigt wurde das Geschlecht der Personen und die Geschlechtstypikalität der Aktivität. Der Faktor Geschlechtstypikalität wurde in drei Abstufungen experimentell variiert, die Probanden wurden nach Zufall auf die drei Bedingungen aufgeteilt. Daraus ergab sich für das Experiment ein 2 x 3 Versuchsplan.

MethodeMethode

Anhand der Ergebnisse kann den Tätigkeiten kein Effekt für die Aktivierung bzw. Veränderung des Selbstkonzeptes zugewiesen werden. Eine mögliche Ursache dafür ist, dass die Tätigkeitsausübungen in diesem Experiment zu kurz waren und daher wenig Einfluss auf das Selbstkonzept ausüben konnten. Allerdings ist die Vermutung, dass Frauen sich eher maskuline Eigenschaften zuschreiben als Männer sich feminine Eigenschaften zuschreiben, bestätigt worden.

ZusammenfassungZusammenfassung

[1] Hannover, B. (1997). Das dynamische Selbst, Verlag Hans Huber, Bern[2] Bierhoff-Alfermann, D. (1989). Androgynie, Westdeutscher Verlag Opladen[3] Hannover, B. (1997). Geschlechtsrollenbezogenes Selbstkonzept. Zeitschrift für Sozialpsychologie, 28, 60-75

LiteraturLiteratur

Druck: Universitätsrechenzentrum Leipzig

** signifikante Werte