emotionale intelligenz

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Marc A. PletzerEmotionale Intelligenz – Das Trainingsbuch

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Gewidmet meiner Frau Wiebke.

„Danke für Deine Liebe, Deine Unterstützung und Deine Geduld.“

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Emotionale Intelligenz – Das Trainingsbuch

Marc A. Pletzer

Haufe MediengruppeFreiburg · Berlin · München

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Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten

sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

ISBN 978-3-448-08054-4 Bestell-Nr. 00087-0001

© 2007, Haufe Verlag GmbH & Co. KG, Niederlassung Planegg b. München

Postanschrift: Postfach, 82142 Planegg

Hausanschrift: Fraunhoferstraße 5, 82152 Planegg

Fon (0 89) 8 95 17-0, Fax (0 89) 8 95 17-2 50

E-Mail: [email protected]: Agentur Gorus, Engen und Berlin

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wie-

dergabe (einschließlich Mikrokopie) sowie der Auswertung durch Datenbanken

oder ähnliche Einrichtungen vorbehalten.

Satz und Layout: AB Multimedia GmbH, 85445 Oberding

Umschlaggestaltung: Grafikhaus, 80469 MünchenDruck: Schätzl Druck & Medien, 86609 Donauwörth

Zur Herstellung des Buches wurde nur alterungsbeständiges Papier verwendet.

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Inhalt

 Vorwort 7

Zum Aufwärmen: Eine Reise in die Welt der Emotionen 9Der Kern der emotionalen Intelligenz 11Der Faktor Angst 13Emotionale Verletzungen selbst heilen 18Wer macht Ihre Gefühle? 20Wie herkömmliches Lernen funktioniert 20

Das Wunder der Wahrnehmung 22Übernehmen Sie die Verantwortung selbst 27

Lektion 1: Wie emotional intelligent sind Sie? 29Prüfen Sie Ihren „EQ“ 29 Vorbilder 33Erinnern Sie sich an Ihre Gefühle 34Ihre Glaubenssätze gestalten Ihr Leben 35Nehmen Sie Ihre Körperreaktion wahr 40

Wie empathisch sind Sie? 48Abhängigkeit von anderen 50 Verfeinern Sie Ihren Gefühlswortschatz 54

Lektion 2: So werden Sie selbstbewusst 62Ziele sind Voraussetzung für Selbstbewusstsein 64Willkürlich gut drauf sein 79Bedürfnisse sind mit Gefühlen verknüpft 82

Lektion 3: So motivieren Sie sich richtig 86Ziele wirken motivierend 86Der innere Schweinehund und andere Quertreiber 92Erkennen Sie Ihre Intuition 95Wie Sie sich selbst für etwas begeistern 98Überzeugen Sie andere Menschen 104

Lektion 4: So planen Sie sinnvoll 109

Stressfaktoren 109Gedanken beleben durch Entspannung 117Selbstbestimmung versus Fremdbestimmung 119Ängste besiegen durch Umdeuten von Situationen 123

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Lektion 5: So trainieren Sie Ihre sozialen Fähigkeiten 128Kommunizieren, um Feedback zu erhalten 129Wie Kommunikation funktioniert 132Beziehungen aufbauen leicht gemacht 139Sagen Sie genau, was Sie wollen 143Den anderen wahrnehmen 146Bleiben Sie in Kontakt 149

Lektion 6: So werden Sie zum Kommunikationsprofi 155Erweitern Sie Ihren Wortschatz 155Körpersprache wirkt nachhaltig 157

Hilfreiche Kommunikationstricks 162Blindes Verstehen ist eine nette Gemeinsamkeit 169Was tun bei Mobbing? 171Offenheit in der Kommunikation 173

Lektion 7: So meistern Sie die Königsdisziplin Empathie 176Sensibilität ist eine Grundvoraussetzung 177Liebe und Empathie 178Empathie bedeutet immer auch Übertragung 179

Empathie im Konflikt 183Liebe und Anerkennung geben 186Held, Ankläger oder Opfer 189Nutzen der Empathie 193

Literatur 200

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Inhalt

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 Vorwort

Schön, dass Sie sich auf den Weg zu mehr emotionaler Intelligenz unddamit zu mehr Freiheit und zu einem selbstbestimmten Leben ma-chen. Das ist ein wundervoller Weg, und dieses Buch wird Ihr Beglei-ter sein auf der Reise in eine Welt, die Sie vielleicht als völlig neu, an-ders und aufregend wahrnehmen. Es ist ein Buch, das Sie nicht der ei-nen oder anderen Kategorie zuteilt, so wie viele andere Bücher. Oftsind deren Autoren Psychologen, die selbst etwas brauchen, an demsie sich festhalten können, ein Ordnungssystem, das sich in langenFragebögen, Listen und Auswertungen ausdrückt. Doch das resultiert

in Schubladendenken, und das hilft Ihnen nur wenig, wenn Sie wirk-lich frei sein wollen.In diesem Buch geht es vielmehr darum, Ihnen Ihre Ängste zu neh-men und Ihnen dadurch einen Zugang zu Ihrem reichen emotionalenInnenleben zurück zu geben. In meinen Seminaren bringe ich ge-meinsam mit meiner Frau Menschen bei, endlich loszulassen, wiederzu lachen, das Leben zu genießen und dabei sehr viel Spaß zu haben.Diese Mission habe ich in diesem Buch fortgesetzt, sie ist die Basis je-

des Wortes und jeder Übung. Denn ich weiß, dass dieser Planet undgerade auch Deutschland viele Menschen braucht, die voller Begeiste-rung und mit viel Herz miteinander eine Zukunft schaffen, in der essich zu leben lohnt. Der Weg dahin führt über die Gefühle, über das,was hier emotionale Intelligenz heißt.Emotionen, das ist ein anderes Wort für Gefühle. Und was ist dannemotional intelligent? Für mich ist das die Freiheit, die Gefühle zu ha-ben, die Sie haben möchten. Ich bringe Ihnen in diesem Buch wie

auch in meinen Seminaren bei, nicht nur einen theoretischen oder ra-tionalen Zugang zu Ihren Gefühlen zu finden. Dieses Buch kommt ausder Praxis und es führt Sie gezielt in jedes Gefühl hinein, das Sie erle-ben wollen. Denn Gefühle können Sie nur erleben, indem Sie in ih-nen baden. Und dabei wünsche ich Ihnen so viel Spaß und Freude,wie Sie sich nur vorstellen können.Lassen Sie mich kurz den Menschen danken, die dieses Buch möglichgemacht haben: Meine Frau Wiebke, die mich jeden Tag voller Gefühlauf meinem Weg unterstützt und mir zeigt, was gelebte emotionaleIntelligenz wirklich bedeutet und wie sie sich anfühlt.Veronika Herrmann, eine von uns ausgebildete NLP-Trainerin ausMünchen, hat mich beim Tippen des Manuskripts unterstützt und mit

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Einführung

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Ihrem Sachverstand begleitet. Dafür und für die vielen lustigen undspannenden gemeinsamen Stunden, die wir bei Seminaren und ande-ren Gelegenheiten in Münchener Schnellrestaurants mit Notebooksund Diktatsoftware verbracht haben, danke ich Ihr.Dr. Richard Bandler und John La Valle gehört ebenfalls mein Dank,denn diese beiden Menschen begleiten meine Frau und mich wie guteEngel auf unserem Weg zum Erfolg. Von Ihnen habe ich schon viel ge-lernt und ich lerne jeden Tag noch mehr.Mein Freund Marc Schmidt hat ebenfalls Dank verdient, denn er wares, der mich bei einem Gespräch über dieses Buch mit der Wahrheitkonfrontierte, dass es emotionale Intelligenz eigentlich gar nicht gibt.

– Ja, Marc, Du hast Recht. Und ich danke Dir für die vielen, vielen in-tensiven Gespräche, Anregungen, Tipps, Deine freundschaftliche Be-gleitung und Unterstützung.Auch meinem Literaturagenten Oliver Gorus danke ich gerne, er istein absoluter Profi, der mir mit seinem Team den Rücken freihält undmich mit seinem Können perfekt unterstützt.Zum guten Schluss danke ich allen guten Seelen des Haufe-Verlags, diemit ihrem Einsatz, Ihrer Professionalität und Ihrem Können dieses

Projekt zu seinem Erfolg führen.

 Marc A. Pletzer, im April 2007 

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Zum Aufwärmen:Eine Reise in die Welt der Emotionen

Während ich für dieses Buch recherchierte, unterhielt ich mich mit ei-nem guten Freund über das Thema emotionale Intelligenz. Er war sehrskeptisch und sagte: „Emotionale Intelligenz? So etwas gibt es dochgar nicht!“ – Und er hat absolut Recht. Denn der Begriff der emotio-nalen Intelligenz entstand vor dem Hintergrund einer Vorstellungvon Intelligenz, die sich messen lässt, nämlich mit dem so genannten

Intelligenzquotienten, den viele Menschen mit den Buchstaben IQ abkürzen. Dieser Intelligenzquotient hat vor allem in Amerika großeBedeutung, wo viele Schulkinder in verschiedenen Phasen ihrer Schul-laufbahn einem Intelligenztest unterzogen werden, der dann als Ver-gleichsmaßstab herangezogen wird. Auch in Deutschland hat der In-telligenztest zahlreiche Anhänger und er findet zum Beispiel bei derPrüfung für Anwärter des Medizinstudiums zumindest in einer abge-wandelten Form seine Anwendung.

Emotionale Intelligenz genauer zu definieren fällt insbesondere des-halb schwer, weil es keinen einfachen Test geben kann, mit dem sichdie emotionalen Fähigkeiten eines Menschen messen ließen – so wiedas mit der „normalen“, sozusagen „intellektuellen“ Intelligenz undden zugehörigen diversen Testverfahren funktioniert. So etwas wieemotionale Intelligenz scheint ein Widerspruch in sich zu sein, dennviele Menschen verbinden das Wort Intelligenz mit intellektuellenLeistungen und bestenfalls noch mit der Fähigkeit, sich Begriffe oder

lange Zahlenkolonnen über eine gewisse Zeit zu merken. Emotionenscheinen so gar nicht in dieses Bild zu passen, weil sie in unserer Ge-sellschaft keinen so hohen Stellenwert wie etwa abstraktes Wissenoder intellektuelle Höchstleistungen haben.In den 1980er und dann vor allem in den 1990er Jahren haben immermehr Wissenschaftler auf die Einseitigkeit dieser Intelligenztests hin-gewiesen. Und sie haben sich daran gemacht eine neue Messgröße fürdie andere, die emotionale Seite der Intelligenz zu kreieren. Doch Sub-jektives lässt sich nicht objektivieren, Qualitatives lässt sich nichtquantifizieren und Emotionales lässt sich nicht rationalisieren. Bei ge-nauerem Hinsehen scheint es ein unsinniges Unterfangen zu sein, die-sen „EQ“ wirklich messen zu wollen. Insofern ist emotionale Intelli-

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genz eher zu verstehen als ein Begriff, der nur in Abgrenzung zur in-tellektuellen Intelligenz einen gewissen Sinn ergibt. Und so möchteich als Autor auch dieses Buch verstanden wissen, das immerhin denBegriff „emotionale Intelligenz“ im Titel trägt.Worum geht es also genau? Um die Welt der Gefühle. Emotionale In-telligenz ist die Fähigkeit, eigene Gefühle und die Gefühle andererMenschen wahrzunehmen und angemessen auf beides zu reagieren.Hinzu kommt die Fähigkeit, über die eigenen Gefühle zu sprechen, al-so mit anderen Menschen darüber zu kommunizieren. Schon diese zu-gegebenermaßen verkürzte und recht abstrakte Beschreibung machtdeutlich, dass hier ein Vergleich zwischen verschiedenen Menschen so

gut wie ausgeschlossen ist. Trotzdem hat das Thema einen sehr hohenStellenwert in der persönlichen und beruflichen Beurteilung einesMenschen. Allerdings handelt es sich um „weiche“ Faktoren, neu-deutsch „Soft Skills“, und es gibt noch keine klaren Richtlinien oderMaßgaben, wie diese abgefragt und sinnvoll bewertet werden können.

Die emotionale Intelligenz und die Wirtschaft

Insbesondere Manager tun sich schwer, die Ergebnisse der Forschungim Bereich der emotionalen Intelligenz in ihren Alltag zu überführen.Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die zeigen, dass „emotional intel-ligente“ Unternehmen deutlich erfolgreicher am Markt agieren als sol-che Unternehmen, die sich diesen Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter nichtwidmen. Daniel Goleman, der Autor des Bestsellers „EQ“ aus den1990er Jahren, ist einer der wichtigsten Forscher und Autoren in die-sem Bereich. Aber es ist ein recht junges Forschungsgebiet. Und es gibt

keine wirklich klaren Aussagen darüber, wie ein Manager sein Teamoder seine Organisation als Ganzes zu mehr emotionaler Intelligenzführen kann.Also müssen Führungskräfte lernen, jeden einzelnen Mitarbeiter auf seinem eigenen Weg zu einer höheren emotionalen Intelligenz zu un-terstützen und ihm zum Beispiel entsprechende Lektüre, Seminaran-gebote und weitere Offerten unterbreiten. Schulungsverantwortlichevieler Unternehmen verstehen unter Soft Skills auch Angebote wie Se-minare zum Thema Zeitmanagement oder Rhetorik, was wohl besten-falls am Rande mit der Schulung der Fähigkeiten zur emotionalen In-telligenz zu tun hat.

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Zum Aufwärmen: Eine Reise in die Welt der Emotionen

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Der Kern der emotionalen Intelligenz

Der erste von drei Schwerpunkten des Themas ist die Wahrnehmungeigener Gefühle. Das mag für Sie ein wenig erstaunlich sein. Doch die-ser Fokus ist für mich deshalb goldrichtig, weil viele Menschen in un-serer Gesellschaft mindestens gefühlsarm erzogen wurden und damitim Laufe der Zeit gelernt haben, die eigenen Gefühle zu unterdrücken.Das bedeutet nichts anderes, als dass sie verlernt haben, ihre Gefühlebewusst wahrzunehmen. Viele Menschen sind sich ihrer Gefühlenicht mehr bewusst.Hier gibt es dann auch gleich eine deutliche Abgrenzung von der in-

tellektuellen Intelligenz, denn nach der Beurteilung der meisten Wis-senschaftler muss diese Fähigkeit erworben werden. Ich gehe davonaus, dass Säuglinge und kleine Kinder über eine sehr umfassende emo-tionale Intelligenz verfügen, die dann mehr oder weniger stark durchdie Erziehung und im Verlauf der Lebens ausgebaut oder unterdrücktwerden kann. Deshalb ist es sehr leicht, dieses Trainingsbuch zuschreiben – und zu lesen: Sie dürfen sich einfach an Fähigkeiten erin-nern, die Sie bereits seit Ihrer frühen Kindheit an haben. Das unter-

scheidet das Thema emotionale Intelligenz von der intellektuellen In-telligenz und dem Intelligenzquotienten.

Nehmen Sie Gefühle wahrDas zweite große Themengebiet ist die Wahrnehmung der Gefühle an-derer Menschen, die auch unter dem Begriff Empathie zusammenge-fasst wird. Empathie beschreibt die Fähigkeit, den Gefühlszustand ei-

nes anderen Menschen zu erkennen, ihn sozusagen in das eigene Ge-fühlssystem zu übersetzen und darauf zu reagieren. Diese Fähigkeit istin sozialen Systemen überlebenswichtig und das mag einer der Grün-de dafür sein, warum die Förderung der emotionalen Intelligenz imUnternehmenskontext das Gesamtergebnis deutlich verbessert. DennMenschen, die über einen gewissen Grad von Empathie verfügen, sinderheblich besser in der Lage miteinander in einem Team zu arbeitenund gemeinsam Höchstleistungen zu erbringen. Für beide Bereichegilt darüber hinaus, dass die emotionale Intelligenz nicht nur dieWahrnehmung, sondern auch den Umgang mit eigenen und fremdenGefühlen umfasst. In der Regel beschränken sich Forscher auf den Be-reich des Umgangs mit eigenen Gefühlen. Und das erscheint logisch,

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Der Kern der emotionalen Intelligenz

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weil die eigenen Gefühle ja auch dann im Vordergrund stehen, wennjemand anders uns zum Beispiel mit seiner Wut konfrontiert und wirdaraufhin emotional reagieren.

Erfolg mit mehr GefühlAlle drei Aspekte der emotionalen Intelligenz – die Wahrnehmung dereigenen Emotionen, die Wahrnehmung der Emotionen anderer undder Umgang mit beidem – werden in diesem Buch gleichermaßen in-tensiv unter die Lupe genommen, weil sie für den Erfolg eines Men-schen annähernd gleichbedeutend sind. Es nutzt also zum Beispiel

kaum etwas, sich seiner eigenen Gefühle bewusst zu sein, dafür abernur sehr wenig empathische Fähigkeiten zu entwickeln. Denn ein sol-cher Mensch könnte ausgiebig mit anderen über seine Gefühlsweltsprechen – und ich kenne eine Reihe von Menschen, die über dieseFähigkeit zur Genüge verfügen. Denselben Menschen fehlt leider dieFähigkeit zuzuhören und einfach einmal nachzufragen, wie es einemanderen Menschen geht und was er in einer bestimmten Situationempfindet oder empfunden hat. Unterhaltungen mit diesen Men-

schen sind in der Regel recht langweilig und einseitig, weil sie wieselbstverständlich davon ausgehen, dass jeder Mensch in ihrer Umge-bung dasselbe Interesse an ihren Gefühlen haben muss wie sie selbst.Das ist nicht der Fall, und es mag in der einen oder anderen Situationsehr hilfreich sein, die eigenen empathischen Fähigkeiten so zu stei-gern, dass missmutige Reaktionen des Gegenübers wahrgenommenwerden können. Insofern hat emotionale Intelligenz immer auch da-mit zu tun, sich auf Situationen im Umgang mit anderen Menschen

einzustellen und einzulassen, wohl eines der wichtigsten Themenüberhaupt.

Das Ziel dieses BuchesZiel dieses Buches ist nicht, dass Sie sich zu einem gefühlsduseligenWarmduscher entwickeln, der von morgens bis abends in seinen Emo-tionen schwelgt und die Welt dort draußen völlig aus den Augen ver-liert. Stattdessen werden Sie durch konkrete Übungen, zahlreiche Bei-spiele und viele weitere Informationen dahin gebracht, sich selbst undandere besser zu verstehen, besser mit den eigenen Gefühlen und denGefühlen anderer Menschen klarzukommen und auch über Gefühle

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zu kommunizieren. Damit werden Sie genau die Fähigkeiten trainie-ren, die zum Beispiel heute für ein erfolgreiches Berufsleben oder fürein erfülltes Privatleben erforderlich sind.Vielleicht geistert jetzt die Frage in Ihrem Kopf herum, ob sich Gefüh-le wirklich trainieren lassen. Dies ist immerhin ein „Trainingsbuch“.Ich bin der Überzeugung, dass sich der Umgang mit Gefühlen trainie-ren lässt und dass wir Gefühle verstärken oder abschwächen können,ganz wie wir es wollen. Nach meiner Erfahrung aus dem Trainingsall-tag sind viele Menschen deshalb emotional abgeschaltet, weil sieAngst davor haben, sich ihren Gefühlen zu öffnen. Denn es gibt janicht nur schöne Gefühle, wie die Freude über die Ankunft eines neu-

en Erdenbürgers oder einen Lottogewinn, sondern auch Gefühle dievielleicht schmerzhaft sind oder im weitesten Sinne als negativ emp-funden werden. Emotional intelligent zu agieren bedeutet also auch,sich diesen mindestens unangenehmen Gefühlen zu stellen und zulernen, mit ihnen umzugehen. Das mag für viele Menschen eine neueIdee sein, denn vielleicht haben sie in der Kindheit gelernt, dass Ge-fühle rein zufällig entstehen und nicht durch unseren bewussten Ver-stand zu steuern sind. Es ist vor diesem Hintergrund eines meiner

wichtigsten Ziele, dass Sie mit diesem Buch lernen, mit Gefühlen be-wusst und auch gezielt umzugehen. Damit ist nicht gemeint, dass Siedie volle Kontrolle über Ihre Gefühlswelt bekommen und wie ein Ro-boter zu jeder Zeit bestimmen können wie Sie sich fühlen wollen.Vielmehr geht es darum, dass Sie ihre persönliche Freiheit erweitern,die Freiheit, jederzeit mit guten und schlechten Gefühlen umzugehenund das bedeutet auch: mit Gefühlen der Angst.

Der Faktor AngstAngst spielt in unserer heutigen Gesellschaft eine entscheidende Rol-le. Haben Sie sich schon einmal ein Bild davon gemacht, wie die tägli-chen Krimis im Fernsehen, die vielen Berichte über Autounfälle, Flug-zeugunglücke und andere Katastrophen jedweden Ausmaßes sich auf die hormonelle Situation in Ihrem Körper auswirken? Der Hormon-cocktail, der zum Beispiel beim Fernsehen in Ihrem Körper ausge-schüttet wird, ohne dass sportliche Aktivitäten eine Kompensationdieses negativen Stresses und der Angst möglich machen, ist auf Dau-er körperlich wie seelisch verheerend für Ihre Gesundheit.

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Der Faktor Angst

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An dieser Stelle könnte ich spekulieren, wer wohl davon profitiert, ei-ne große Zahl von Menschen in ständiger Angst zu halten. Mich in-teressieren aber mehr die Auswirkungen. Die Massenentlassungen inden meisten Industrienationen führen zum Beispiel dazu, dass sichviele Menschen verängstigt in ihre eigene Welt zurückziehen und ausihrer subjektiven Sicht einen stressigen und extrem belastenden Über-lebenskampf führen. Es mag wie Schönfärberei klingen, wenn ich andieser Stelle schreibe, dass dieser Überlebenskampf und die mit ihmverbundenen Angstgefühle eine persönliche Entscheidung jedes ein-zelnen sind. Doch so sehe ich das.

Beispiel: Angst ist ein individueller Ablauf  Viele Menschen haben Angst vor öffentlichen Auftritten. Teilweiseist diese Angst so groß, dass schon zwei oder drei Zuschauer ausrei-chen, um einen Teilnehmer völlig aus dem Konzept zu bringen. So-bald sich Menschen etwa in einem Seminar über diese Angst undihre Entstehung austauschen, wird klar, dass jeder Mensch sich sei-ne Angst auf ganz unterschiedliche Weise macht. Obwohl alle derMeinung waren, dass sie über dieselbe Angst sprechen, waren dochganz verschiedene Abläufe die Ursache. Hier hilft ein neuer Umgangmit Gefühlen, um gelassener zu werden und auch Redeangst leichtzu meistern.

Aber sobald ein Mensch in einem ängstlichen Zustand ist, verengtsich seine Wahrnehmung und damit verengen sich seine Möglichkei-ten zu reagieren. In vielen Büchern wird dies als die Kämpfen-oder-Fliehen-Reaktion beschrieben, die uns von unseren Ahnen aus derfrühen Steinzeit mit in den Genpool gegeben wurde.

Der Fernseher hält die Hormone auf TrabWenn uns heute noch Säbelzahntiger in jedem beliebigen Waldstücküberfielen, dann wäre es sehr gut, dass wir diese Fight-or-Flight-Reak-tionen schon als Kinder zeigen können, weil sie unser Überleben si-chern würden. Doch unser Leben hat sich verändert, die Säbelzahnti-ger sind ausgestorben, und es gibt heute für die meisten Menschenkaum mehr Alltagssituationen, die so bedrohlich sind wie die Kon-frontation mit einem großen Raubtier. Trotzdem ist es so, dass wir auf Situationen wie eine mögliche Kündigung, die drohende Arbeitslosig-keit oder auch die in der Presse so viel beschriebenen Unfälle und Ka-

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tastrophen auf einer hormonellen Ebene sehr ähnlich reagieren wieauf den unmittelbar bevorstehenden Angriff eines Säbelzahntigers.Und das bedeutet, dass viele Menschen dauerhaft mit jeder Mengedieser Hormone leben, praktisch jede Zelle des Körpers wird dannständig mit entsprechenden Stresshormonen wie dem Adrenalin über-schüttet. Bestimmte physiologische Funktionen im Inneren des Kör-pers werden auf ein Minimum reduziert, beispielsweise das Immunsy-stem, obwohl es dafür eigentlich keine Veranlassung und auch keinenNutzen gibt. Längst ist bekannt, dass dieser negative Stress auch chro-nische Krankheiten zur Folge haben kann, die in unserer Volkswirt-schaft einen erheblichen Schaden anrichten.

Menschen sollten lernen, mit diesen Gefühlen besser umzugehen, be-vor sie den Fernseher und das Radio einschalten oder die Tageszeitungaufschlagen. Das kann auch bedeuten, sich die schädliche Wirkungvon negativen Zeitungs-, Radio- und Fernsehberichten zu verdeutli-chen und daraufhin zumindest teilweise, wenn nicht sogar gänzlich,auf den Konsum dieser Medien zu verzichten. Allein solche Maßnah-men können schon dazu beitragen, dass Menschen einen neuen Zu-gang zu ihren eigenen Emotionen finden, weil die hormonelle Dauer-

belastung auch dazu führt, dass sie sich auf die falschen oder zumin-dest wenig förderlichen Gefühle konzentrieren.Wenn Sie also fortwährend in Angst leben, dann sind dies eben auchdie wichtigsten Gefühle, die Ihren Alltag bestimmen. Und wer wollteschon dauerhaft Angst haben? Wer meint, dies sei in der heutigen Zeitnicht anders möglich, für den ist dieses Buch die richtige Lektüre,denn Angst und andere negative Emotionen werden uns nicht vonaußen aufgezwungen, sondern sind vor allem eine Frage der Fokussie-

rung.

Auch zeitlicher Druck wirkt verheerendDer zunehmende zeitliche Druck, unter dem Menschen stehen, löstebenfalls eine Stressreaktion im Körper aus. Die ständige Beschleuni-gung des Alltags zum Beispiel durch neue Medien, durch das Internetund andere Faktoren, sorgt dafür, dass immer mehr Menschen sicheingeengt und fremdbestimmt fühlen.

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Auch zeitlicher Druck wirkt verheerend

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Beispiel: Zehn oder mehr Stunden arbeitenFür viele Teilnehmer meiner Seminare ist es keine Ausnahme, zehnoder sogar zwölf und mehr Stunden an ihrem Arbeitsplatz zu ver-bringen und darüber hinaus auch noch Arbeit mit nach Hause zunehmen, um diese am Wochenende oder in ihrer Freizeit abzuarbei-ten. Das sorgt auch für eine emotionale Belastung der Partnerschaf-ten und der Familien, die mit dieser Situation umgehen müssen. Esscheint, als würden viele Menschen ihre persönlichen Belange weitzurückstellen, weil sie so mittelbar mehr persönliche Freiheit undemotionale Sicherheit erreichen möchten. Ich stelle das in Frage,denn diese Dauerbelastung hat weit mehr negative Folgen als die

unmittelbare Alternative: im Job ruhiger treten oder sich nach ei-nem anderen Lebensweg umschauen.

Wer sich die emotionale Krise in unserer Gesellschaft genauer an-schaut, kommt zu dem Schluss, dass ein gezieltes Training emotiona-ler Fähigkeiten und die Schulung einer größeren Gelassenheit beson-ders dringende Angelegenheit sind. Die Lösung liegt dabei immer beijedem Einzelnen, weil er einen individuellen Zugang zu seinen Ge-fühlen hat und seine persönlichen Herausforderungen auch nur selbst

lösen kann. Hier hilft ein geschärftes Bewusstsein, die nötigen Schrittezu unternehmen.

Sehen Sie lieber Ihre ChancenDass es sich lohnt, voll Zuversicht und Optimismus nach vorne zuschauen, beweisen zahlreiche Menschen jeden Tag auf’s Neue. ZumBeispiel Menschen, denen gekündigt wurde und die zwei Jahre später

in einer viel besseren Position oder sogar in ihrem eigenen Unterneh-men viel glücklicher sind als zum Zeitpunkt vor der Kündigung. Inso-fern scheinen Veränderungen, egal ob diese bewusst selbst initiiertwurden oder ob sie den Menschen von außen auf’s Auge gedrücktwurden, einen sehr positiven Effekt zu haben – zumindest in den meis-ten Fällen.Einige Menschen halten es für eine persönliche Schwäche, Gefühle zuhaben. Dabei mögen vor allem die Prägungen aus der Kinderzeit eineRolle spielen, denn der Umgang mit Gefühlen ist nichts anderes alsein erlerntes Verhalten, das zu großen Teilen auch von den Eltern ab-geguckt wird. Zudem haben viele Aspekte der typischen Erziehung mitemotionalen Verletzungen zu tun, die nicht nur Kindern zugefügt

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werden. Alice Miller hat in zahlreichen Werken darauf hingewiesen,wie sich Kindheitserfahrungen auf das Verhalten jedes Erwachsenenauswirken können und wie ein diese Traumata im Lauf der Zeit durchintensive Arbeit an sich selbst überwunden werden können.Die Arbeit von Alice Miller ist deshalb von Bedeutung, weil sie Men-schen einen Weg zeigt, sich ihrer emotionalen Verletzungen bewusstzu werden und einen gezielten Umgang mit diesen Verletzungen zufinden. Letztlich ist dies ein Bereich, in dem viele Diskussionen vonTherapeuten und auch Trainern stattfinden, denn die Frage ist, ob einMensch auf dem Weg der persönlichen Veränderung und damit auchauf dem Weg zu mehr emotionaler Intelligenz jedes Trauma aus der

Vergangenheit noch einmal durchleben muss, bevor er sich verändernkann. Doch Veränderung kann jederzeit stattfinden, sobald einMensch gelernt hat, anders als bisher mit seinen Gefühlen umzuge-hen.

Beispiel: Wartet er schon?In einem meiner Seminare hatte ich mehrere Teilnehmerinnen, diebereits seit einiger Zeit Single waren. Diese empfanden die Partner-

suche als belastend und auch ihre persönliche Lebenssituation alsunbefriedigend, weil sie lieber in einer liebevollen Partnerschaft le-ben wollten. Erstaunlich war nun das Ergebnis der Frage, wo dieseTeilnehmerinnen jeweils ihren neuen Partner sahen. Denn sie allegingen davon aus, dass dieser Mensch bereits auf diesem Planetenlebt. Also war es eine wichtige Frage, was er zurzeit mache. Hier ka-men sehr unterschiedliche Glaubenssysteme ans Tageslicht, denn someinte zum Beispiel eine Teilnehmerin: „Dieser Mann lebt im Mo-ment in einer festen Beziehung und es wird ein langer Kampf sein,

bis er sich für mich entscheiden wird.“ Selbstverständlich brach siein Lachen aus, während sie diesen Satz aussprach. Viel besser ist esdoch sich vorzustellen, dass der neue Partner oder die neue Partne-rin bereits sehnsüchtig auf einen wartet.

Diese Perspektive der Welt lässt sich selbstverständlich auch auf ande-re Situationen ausdehnen. So empfehle ich zum Beispiel Langzeitar-beitslosen ganz gezielt, sich abends vor dem Zubettgehen vorzustel-len, wie bereits ein Personalverantwortlicher eines großen Unterneh-mens, in dem sie gerne arbeiten möchten, seit Monaten auf der Suchenach dem passenden Mitarbeiter ist und diesen bisher nicht findenkonnte. Wenn ein Mensch mit diesen Gedanken in einem Unterneh-

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men anruft, um sich dort zu bewerben, wird er sicherlich einen besse-ren Eindruck hinterlassen, als wenn die Erwartungshaltung ist: „Ach,in diesem Unternehmen werde ich bestimmt auch keine Stelle be-kommen. Aber was soll’s, ich kann es ja immerhin mal versuchen.“

Emotionale Verletzungen selbst heilenDiese Beispiele machen deutlich, dass sich emotionale Verletzungen,die wir vielleicht in der Kindheit zum ersten Mal erfahren haben unddie sich seitdem durch unser ganzes Leben ziehen, auch in der Gegen-wart als negativ erweisen können. Sie machen negative Schleifen

möglich, die nicht zuletzt aus sich selbst erfüllenden Prophezeiungenbestehen. Wenn ein Mensch zum Beispiel erwartet, von den anderenabgelehnt und nicht im positiven Sinne wahrgenommen und ange-nommen zu werden, wird er diese Erfahrung immer wieder in sein Le-ben ziehen, sozusagen im Außen das erleben, was er im Inneren schonhunderte oder tausende Male vorweggenommen hat.

 Jeder Mensch steuert also seine eigene Realität gerade auch mit denGedanken, die er ständig denkt. Sobald Sie das verstanden haben, wer-

den Sie zunehmend auf Ihre Gedanken achten. Lernen Sie, emotiona-le Verletzungen zu heilen, die Sie in der Vergangenheit erlitten habenoder die Sie in der Gegenwart erleben. Ein weiterer Schritt ist es dannzu lernen, wie Sie solche emotionalen Verletzungen durch andereMenschen vermeiden können beziehungsweise wie Sie einen neuenUmgang mit diesen emotionalen Verletzungen finden.

Was mir gut tut und was mir schadetDer Begriff der emotionalen Verletzung wird hier recht weit gefasst,denn es geht nicht nur um traumatische Erlebnisse. Eine emotionaleVerletzung kann auch die spöttische Bemerkung einer Arbeitskolleginsein, die uns morgens mit den ironischen Worten begrüßt: „Na, dusiehst ja schon wieder fröhlich aus.“ Wenn solche Worte mit einemironischen Unterton gesprochen werden, handelt es sich dabei imweitesten Sinne schon um eine emotionale Verletzung. Denn vieleMenschen haben keine Idee, wie sie mit einer solchen ironischen Aus-sage umgehen können. Emotional intelligent wäre nun also zweierlei:Entweder Sie entwickeln einen neuen, für Sie angemessenen Umgangmit Menschen, die Ihnen nicht gut tun. Oder Sie finden heraus, wel-

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che Menschen sie ab sofort meiden sollten und wie Sie das anstellenkönnen.Auch Partnerschaften und familiäre Beziehungen können in emotio-naler Hinsicht äußerst belastend sein, und deshalb ist es wichtig, dassSie lernen sich abzugrenzen. Ob der Schaden dabei wissentlich, alsosozusagen absichtlich zugefügt wird, oder ob sich diese Menschen inIhrer Umgebung einfach nur eine bestimmte Verhaltensweise ange-wöhnt haben, spielt überhaupt keine Rolle. Sobald Sie gelernt haben,mit anderen Menschen über solche Verletzungen zu sprechen, werdenSie einen großen persönlichen Entwicklungsschritt gegangen sein.

Sie profitieren von den FortschrittenSobald Sie gelernt haben, anders mit Ihren Ängsten umzugehen, wer-den Sie ein schöneres und emotional reicheres Leben führen. Die Er-gebnisse werden also vor allem Sie selbst wahrnehmen. Übertragen Siedieses Beispiel auf die Unternehmenssituation: Was hat ein Chef da-von, wenn er mit seinen Mitarbeitern liebevoller umgeht als bisher,wenn er mehr darauf achtet, was er mit jedem Wort anrichtet, das er

sagt? Mittelfristig, und das belegen die Studien, die zum Beispiel Dani-el Goleman in seinen Büchern zitiert, wirkt sich ein solcher Umgangauf den Unternehmenserfolg nachhaltig positiv aus.Doch das ist nicht alles. Der positive Umgang mit anderen Menschenstrahlt immer auch zurück, das heißt, dieser Manager wird schon nachkurzer Zeit merken, dass sein Umfeld viel positiver auf ihn reagiert. So-bald er Mitarbeiter positiv motiviert und ihnen ein positives Feedbackfür ihre Leistung gibt, anstatt an ihren Fehlern herumzunörgeln und

immer auf negative Aspekte zu achten, werden sich auch die Mitarbei-ter in seiner Umgebung wohler fühlen und bessere Leistungen brin-gen.Ein Mitarbeiter, der besser motiviert ist, wird zunächst einmal bei sichselber spüren, dass er besser motiviert ist und mehr Spaß an der Arbeithat. Ob er dies dann wirklich darauf zurückführen kann, dass zum Bei-spiel sein Chef oder sein Abteilungsleiter anders reagiert und beispiels-weise Seminare besucht hat oder entsprechende Bücher gelesen hat,ist letztlich nur sekundär und nicht der entscheidende Aspekt.

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Sie profitieren von den Fortschritten

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Wer macht Ihre Gefühle?

Viele Menschen sind der festen Überzeugung, dass sie für ihre Emotio-nen zumindest zum überwiegenden Teil nicht selbst verantwortlichsind. Das hängt damit zusammen, dass sie den Prozess des Entstehensvon Gefühlen weitgehend verdrängt haben. Bestenfalls als Kinder wa-ren sie noch in der Lage, zu verstehen, was bestimmte Situationen inihnen auslösen und wie sie sich zum Beispiel dabei fühlen, wenn eineandere Person sich in bestimmter Weise verhält oder etwas Bestimm-tes sagt.Dieser Prozess ist automatisiert, denn viele Aktivitäten unseres tägli-

chen Lebens werden vom Unterbewusstsein übernommen, ohne dassder bewusste Verstand eingreifen müsste. Nehmen Sie zum Beispieldas Atmen oder Prozesse wie die Verdauung, das Wachsen der Haareund Nägel oder andere Dinge, um die Sie sich vielleicht noch niegekümmert haben. Diese Prozesse laufen von Anfang an automatischab, das heißt, es gab gar nie einen Zeitpunkt, an dem Sie sich aktiv mitIhrem bewussten Verstand daran beteiligt haben, Haare und Nägelwachsen zu lassen.

Wie herkömmliches Lernen funktioniertBei anderen Vorgängen ist dies anders: Nehmen Sie zum Beispiel dasAutofahren. Hier haben Sie vielleicht als Kind Ihren Eltern zugeschautund das Gefühl gehabt, dass dies ganz automatisch von Statten gehtund gleichzeitig auch recht einfach ist. Und vielleicht hatten Sie dasGlück, dass Ihr Vater oder Ihre Mutter Sie dann eines Tages auf den

Schoß genommen hat und Sie für eine kurze Strecke Auto fahren ließ.Dann haben Sie gemerkt, dass Sie gar nicht gut mit dem Auto umge-hen konnten und dass Sie sich vielleicht nur zwischen den Bürgerstei-gen hin und her bewegt haben. Die erste Phase wird von Fachleutenals unbewusste Inkompetenz beschrieben, das heißt ein Mensch weißnicht, dass er etwas nicht beherrscht und zum Beispiel das Fahrzeugnicht steuern kann.Danach folgt die Phase der bewussten Inkompetenz. Das vielleichtsechsjährige Kind, das bei seinem Vater auf dem Schoß saß, hat ge-lernt, das Autofahren gar nicht so einfach ist wie es sich das gedachthatte. Das nächste Stadium des Lernens ist die Phase der bewusstenKompetenz, die viele Fahrschüler zum Beispiel am Ende ihrer Ausbil-

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dung erreichen. Zwar würgen sie in dem einen oder anderen Fall dasAuto an einer Ampel noch ab, aber in der Regel sind sie sehr gut in derLage unter vollem Einsatz ihrer bewussten Kräfte das Fahrzeug zu steu-ern.

Unbewusste Kompetenz bedeutet automatischzu agierenDie höchste Ebene ist die unbewusste Kompetenz. Vermutlich könnenSie Auto fahren und hören dabei zum Beispiel Radio, telefonieren oderunterhalten sich mit einem Mitfahrenden. Ihr Unterbewusstsein über-

nimmt dabei alle anderen Vorgänge, die nötig sind: Schalten, blinken,umsehen, auf Fußgänger achten, lenken und vieles andere mehr. Dieunbewusste Kompetenz ist also in vielen Fällen förderlich, weil Sie imAlltag Dinge einfach tun können, ohne bewusst darüber nachdenkenzu müssen, wie diese zu passieren haben.Denken Sie zum Beispiel einmal darüber nach, wann Sie das letzte Malwirklich voll bewusst Ihre Zähne geputzt haben. Das ist ein typischerAblauf, den Sie automatisch erledigen, ohne darüber bewusst nachzu-

denken.Es gibt allerdings auch eine Reihe von Prozessen, bei denen das Um-schalten auf automatischen Betrieb gar nicht erwünscht ist. Denn dasUnterbewusstsein macht keinen Unterschied zwischen Prozessen, dieIhnen nutzen (wie zum Beispiel das Autofahren) und Prozessen, dieweniger hilfreich sind. Solche Abläufe kennen Sie bestimmt vom Es-sen im Übermaß, von Angstreaktionen oder von anderen Situationen,in denen Sie sozusagen nicht mehr Herr Ihrer selbst sind. Machen Sie

sich bewusst, dass Ihr Unterbewusstsein keine Unterscheidung zwi-schen gut und schlecht kennt, es ist sozusagen ein neutraler Helfer,der Ihnen ständig unter die Arme greift.Wenn Sie etwa als Kind von einem Stuhl gefallen sind, der ein bis-schen wacklig war, dann werden Sie für den Rest Ihres Lebens viel-leicht schon beim Anblick eines wackeligen Stuhls Angst haben. Miteiner solchen Reaktion würde das Unterbewusstsein Sie schützen, weiles vor vielen, vielen Jahren die Erfahrung gesammelt hat, dass esschmerzhaft ist, auf wackligen Stühlen zu sitzen oder herumzuklet-tern.

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Unbewusste Kompetenz bedeutet automatisch zu agieren

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Stoppen Sie den Automatismus gezielt

Nun muss dieser automatische Ablauf nicht in jeder Lebenssituationhilfreich sein. Manche Menschen haben viele Ängste so sehr generali-siert, dass sie sich kaum mehr aus der Wohnung trauen. Sie vermutenhinter jeder Offerte einen Komplott oder eine negative Absicht. DieseForm von Misstrauen und Angst kann übersteigert sein, weil das Un-terbewusstsein diese Person vor erneuten schlechten Erfahrungenschützen möchte. Doch wie schnell können Sie umlernen? Extremschnell!

Beispiel: Lernen geht schnell und leichtStellen Sie einfach mal die Herdplatte in Ihrer Küche an und haltenSie Ihre Hand drei Minuten lang auf diese heiße Herdplatte. Ver-mutlich wird es schon nach wenigen Sekunden zu heiß sein und Siewerden die Hand erschreckt wegnehmen. Wie oft müssen Sie diesen Vorgang wiederholen, um zu lernen, dass es weh tut?

In Bezug auf Emotionen ist es leicht nachvollziehbar, dass Angst,

Zurückhaltung und andere negative Gefühle Ihnen nicht gut tun.Gleichzeitig ist es eine unbewusste Kompetenz, dass Sie sich zum Bei-spiel beim Fallen abstützen und dabei etwa die Arme so schnell bewe-gen, wie Sie das mit dem bewussten Verstand gar nicht leisten könn-ten. Hier ist es sehr hilfreich, dass Ihr Unterbewusstsein Sie schützt. Esscheint also auch einige wenige Ängste zu geben, 7die durchaus nütz-lich sind. Und Sie werden spätestens am Ende dieses Buches bereitsein, alle unnötigen Ängste hinter sich zu lassen – für immer.

Das Wunder der WahrnehmungDie Wahrnehmung ist ein höchst komplexer Prozess und Sie sindtatsächlich in der Lage, sich nahezu unbegrenzte Informationen zumerken. So ist Ihr unbewusster Verstand in der Lage, sich zum Beispielin einer tiefen Trance an sämtliche Situationen Ihres Lebens zu erin-nern. Und in Bezug auf jede Situation sind alle Bilder, Geräusche, Tö-ne, Wörter und auch die Gefühle gespeichert, die Sie seinerzeit emp-funden haben. Auf einer neurologischen Ebene wurden also Verknüp-fungen zwischen der Situation im Außen und einer (Gefühls-) Reakti-on im Innen geschaffen, die jederzeit wieder abgerufen werden kön-

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nen. Diese Verknüpfungen, und das schließt auch Ihre Reaktion auf die erlebte Szene ein, sind mehr oder weniger rein zufällig und keines-wegs immer logisch!Sobald Sie in Ihrem alltäglichen Leben in eine Situation kommen, dieeiner seinerzeit erlebten ähnlich ist, werden automatisch die altenneuronalen Verknüpfungen aktiviert. So erinnert Sie ein bestimmterDuft vielleicht an einen Zirkus, in dem Sie als Kind waren. Oder Sie se-hen eine junge Frau mit blonden Haaren und erinnern sich an eineFreundin, die Sie lange nicht gesehen haben. So funktioniert Erinne-rung auf der neuronalen Ebene.Aus der Perspektive der emotionalen Intelligenz geht es also auch dar-

um, diese zufälligen Verknüpfungen gezielt wahrzunehmen und beiBedarf zu verändern.

Beispiel: Die Angst vor der SpinnePetra Schneider hat seit ihrem zwölften Lebensjahr große Angst vorSpinnen. Dabei spielt die Größe der Spinne überhaupt keine Rolle,es genügt, dass Petra eine Spinne an der Wand oder an der Deckesieht. Für ihre Familie ist das sehr anstrengend, weil Petra teilweise

panisch auf der Suche ist, ob nicht irgendwo doch eine Spinne ver-steckt sein könnte.Interessant war festzustellen, wie Petra sich diese Angst vor Spinnenmachte: Sobald sie eine Spinne sah, vergrößerte sie das Bild inner-lich um dem Faktor 50 bis 100, so dass selbst eine winzig kleineSpinne ihr übermenschlich groß erschien. Es war als sähe sie dieSpinne durch eine Lupe oder ein Vergrößerungsglas. Und diesenProzess hatte sie automatisiert, so dass sie jedes Mal, wenn sie einsolches Lebewesen traf, automatisch die Vergrößerungsfunktion

einschaltete, die völlig unbewusst ablief. Petra lernte im Coaching,die Bilder der Spinnen zu verkleinern, so dass diese nur noch wie einPunkt am Horizont waren. Und sie lernte außerdem, die Spinnen inGedanken in lustige Springerstiefel zu stecken und dazu ein bayri-sches Dirndl anzuziehen. Petra lachte so sehr über diese Bilder, dasssie für den Rest ihres Lebens ihre Angst vergaß.

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Das Wunder der Wahrnehmung

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Ändern Sie Ihre neuronalen Verknüpfungen

Menschen sind also durchaus in der Lage, bestehende neuronale Ver-knüpfungen aus einem Bild im Außen oder einer im Außen erlebtenSituation und der daraus folgenden inneren Reaktion in sehr kurzerZeit aufzulösen. Im Umkehrschluss ist also jeder Mensch für seine Ge-fühle selbst verantwortlich. Das Wissen alleine, selbst das Wissen umdie Prozesse der in uns stattfindenden neurologischen und hormonel-len Abläufe, nützt nichts, wenn Sie es nicht anwenden. Damit Ihnendas leichter fällt, finden Sie in diesem Buch auch zahlreiche Übungenund Beispiele, die vor allem auch Ihr Unterbewusstsein dazu anleiten,

neue Wege zu gehen. Daher ist es sehr zu empfehlen, ein Kapitel nachdem anderen zu lesen. Sie werden beim Lesen in den kommenden Ta-gen und Wochen merken, wie Sie sich eine neue Gefühlswelt er-schließen und dabei interessante, spannende und bedeutsame Erfah-rungen machen.Zunächst wollen Sie wissen, wie der Prozess genau funktioniert, wie esdazu kommt, dass Sie bestimmte innere oder äußere Bilder mit Ge-fühlen und anderen körperlichen Reaktionen verbinden.

Beispiel: Das Wasser läuft Ihnen im Mund zusammenStellen Sie sich vor, Sie fahren an einem heißen Sommertag an eineritalienischen Eisdiele vorbei, von der Sie wissen, dass hier sehrleckeres Eis angeboten wird. Das Wasser läuft Ihnen in Ihrem Mundzusammen, während Sie vor Ihrem inneren Auge ein Bild von einemBecher mit Eis und vielleicht einem kleinen Sahnehäubchen sehenkönnen. Was ist hier passiert? Sie haben ja bisher nur aus dem vor-beifahrenden Wagen die Eisdiele sehen können. Allerdings gibt es

eine Verknüpfung in Ihnen, die mit diesem Bild von der Eisdiele so-fort den Eisbecher, die Eiskugeln und das Sahnehäubchen assoziiert.Dieses innere Bild mag wiederum automatisch einen bestimmtenGeschmack in Ihrem Mund auslösen. Und diese Erlebnisse in IhremInneren sind verbunden mit einem guten Gefühl, wie auch immersich dies genau für Sie anfühlen mag. Vielleicht haben Sie Beifahrer neben sich sitzen, der Gewichtspro-bleme hat und es mag sein, dass auch dieser sich ein großes Eis mit

einer doppelten Portion Sahne vorstellt, dann jedoch eine innereStimme hört, die sagt: „Lass das, Du bist schon dick genug.“ DiesesBild, das mit einer inneren, ermahnenden Stimme verbunden ist,mag dafür sorgen, dass Ihr Begleiter sich beim Anblick der Eisdiele

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schlechte Gefühle macht und sich gar nicht wohl fühlt, geschweigedenn in einen genussvollen Zustand gelangen könnte.

Wenn Sie die beiden Reaktionen in diesem Beispiel miteinander ver-gleichen, dann dürfte sehr schnell deutlich werden, wie sehr wir selbstunsere Gefühle und damit unserer Erlebnisse steuern und beeinflussenkönnen. Selbstverständlich ist vieles davon antrainiert. Die entschei-denden neuronalen Vernetzungen (und damit die Entscheidung darü-ber, ob wir ein großes Eis mit Sahne als schmackhaft und genussvollerleben oder als abschreckend) können vor langer Zeit entstandensein. Im damaligen Kontext kann die Verknüpfung sinnvoll und da-

mit emotional intelligent erscheinen – oder auch nicht. Aber ganzegal: Die Verknüpfung kann jederzeit geändert und Ihrer heutigen Le-benswelt angepasst werden. Und wie das geht, das lernen Sie in die-sem Buch.Selbstverständlich haben Sie dann eine viel größere Freiheit, weil Sieentscheiden, wie sie sich fühlen möchten. In Situationen, in denen Siebisher nervös, anspannt, gereizt oder auf andere Weise negativ reagierthaben, können Sie dann dank der neuen Kontrolle über Ihre inneren

Prozesse ganz andere Empfindungen erleben und damit auch andersreagieren. Deshalb bin ich auch davon überzeugt, dass dieses Buch IhrLeben von Grund auf ändert, wenn Sie sich für diesen Prozess öffnenund ihn voller Spannung erwarten.

Schalten Sie alle Sinne auf EmpfangEin entscheidender Aspekt ist die gesteigerte Wahrnehmung im

Außen und Innen, die vor allem auch die Wahrnehmung Ihres Kör-pers betrifft. In dieser Disziplin sind die meisten Menschen auf demNiveau eines Analphabeten und haben einen großen Nachholbedarf.

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Schalten Sie alle Sinne auf Empfang

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Übung: Atmen Sie bewusst Wussten Sie, dass Sie die meiste Zeit Ihres Lebens nur durch ein Nasenloch

atmen und das dieses Nasenloch ganz automatisch und ohne Ihr bewuss-tes Zutun etwa alle vier Stunden wechselt? Die meisten Menschen, die dieszum ersten Mal erfahren, sind recht ungläubig. Meistens ist der bewusste Verstand dann schon nach kurzer Zeit wieder so abgelenkt, dass er garnicht weiter verfolgt, ob zum Beispiel das Nasenloch, durch das Sie jetzteinatmen, bald wechseln wird. Werden Sie sich in drei bis vier Stundendaran erinnern, noch einmal Ihr Nasenloch zu überprüfen? Und werden Sieauch morgen und übermorgen noch bewusst genug sein, dass Sie an die

Überprüfung denken? Ich selbst habe über 30 Jahre auf diesem Planetengelebt und es außer bei einer Erkältung nicht ein einziges Mal bemerkt.Und seitdem ich es weiß, kontrolliere ich es immer mal wieder und freuemich, dass es stimmt.

Sie werden sich, und das bedeutet auch und vor allem Ihren Körper,ab sofort viel bewusster wahrnehmen. Die Nase war nur der Anfang.Wenn Sie etwas so Naheliegendes übersehen, einfach nicht bemerkt

haben, was mögen Sie sonst alles verpasst haben? Auch diese Prozessemachen Ihr Leben viel farbenfroher und fröhlicher.

Mehr Wahrnehmung bringt VeränderungDie neue Bewusstheit wird auch Ihre Veränderungsprozesse beschleu-nigen. Veränderung erreichen Menschen entweder dadurch, dass siemit einer aktuellen Lebenssituation nicht zufrieden sind oder da-

durch, dass sie sich ein wirklich großes Lebensziel setzen. Aus meinerErfahrung als Trainer sind diese beiden Motivationen die entscheiden-den Aspekte einer persönlichen oder auch beruflichen Veränderung.Manchmal ist es hilfreich, beide Motivationen gleichzeitig zu haben,also zum Beispiel zu wissen, wie unangenehm eine aktuelle Situationvon mir empfunden wird und wie gerne ich ein bestimmtes Ziel an-strebe, das selbstverständlich beinhaltet, dass die aktuelle Situationdarin nicht mehr vorkommt. In der Fachsprache nennen wir dies„Propulsion System“ und es ist ein exzellenter Motivator, der Sie in je-der Lebenslage dabei unterstützt, sich selbst zu verändern. Dazu seiangemerkt, dass persönliche Veränderung immer etwas ist, was aus Ih-nen heraus kommt und was bestenfalls durch andere Menschen ge-

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zielt unterstützt werden kann. Dabei kann es hilfreich sein, dass einanderer Mensch einem vor Augen führt, wie bedrohlich, misslich oderunangenehm die eigene aktuelle Lebenssituation tatsächlich ist.

Übernehmen Sie die Verantwortung selbstViele Menschen in unserer Gesellschaft bemühen sich darum, jede Er-fahrung und jede Situation so gut wie möglich zu kontrollieren, inklu-sive ihrer emotionalen Reaktion. Diese Menschen sind ganz erstaunt,wenn zum Beispiel ein guter Freund oder ein Bekannter ihnen auf denKopf zusagt, was sie wirklich empfinden. Denn sie haben sich viel-

leicht so abgekoppelt von ihrer eigenen Gefühlswelt, dass sie dieseEmotionen lange Zeit überhaupt nicht wahrgenommen haben. Diesist das Gegenteil von persönlicher Freiheit und von emotionaler Intel-ligenz, so wie ich sie verstehe. Denn hier geht es nur um unterdrückteGefühle, um unterdrückte Wahrnehmung und um kontrollierte Erfah-rung. Kontrolle ist allerdings genau das Gegenteil von dem, was einreiches Gefühlsleben ausmacht. Auch hier ist es wieder von Vorteil,dass Sie einmal ein Kind waren und sich sicherlich jetzt daran erin-

nern, wie sicher Sie sich damals ganz selbstverständlich gefühlt ha-ben. Sie ließen das Leben einfach geschehen und genau dieses Zielsteuern Sie heute wieder an.

 Ja, unsere Vergangenheit hat großen Einfluss auf unsere gegenwärtigeGefühlswelt. Es hilft allerdings nichts, die Verantwortung für den Um-gang mit den eigenen Gefühlen an die Eltern, Großeltern oder Lehrerzu übertragen. Verantwortlich sind nur und ausschließlich Sie alleine.Egal, in welchem Bereich Sie ein Defizit bemerken oder ob Sie sogar

mit Ihrer gesamten Lebenssituation unzufrieden sind. Lassen Sie dieVergangenheit ruhen und trauen Sie sich, an eine große, emotionalreiche Zukunft zu glauben.Immer mehr Menschen machen die Erfahrung, dass eine neue Stereo-anlage, das x-te Handy und ein neuer Wagen nicht wirklich das ist,was sie suchen, brauchen oder wollen. Konsumrausch scheint besten-falls temporär dafür zu sorgen, dass ein Mensch seine Sinnkrise als we-niger quälend empfindet. Die beste Lösung ist es, dass Sie jetzt oder inden kommenden Tagen und Wochen eine neue Antwort finden, fallsSie noch keine Antwort hatten.Sinnlosigkeit bedeutet aus meiner Sicht, dass ein Mensch keine klarenZiele verfolgt, sondern dass er sich von all dem leiten lässt, was im

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Übernehmen Sie die Verantwortung selbst

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Außen passiert. Sie werden schon bemerkt haben, dass es hier einedeutliche Parallele zu dem oben angesprochenen Thema gibt, wer fürunsere Gefühle verantwortlich und zuständig ist. In beiden Fällen istdie Antwort dieselbe: Sie sind voll für sich verantwortlich.Also sind Sie auch dafür verantwortlich, Ihrem Leben einen Sinn zugeben und Ihre Fähigkeiten und Eigenschaften zum besten Nutzen al-ler einzubringen. Solange Sie abgekoppelt sind von Ihren Emotionen,solange Sie gar nicht wahrnehmen, wie Sie sich in einer bestimmtenSituation fühlen, werden Sie gar nicht all Ihre Fähigkeiten und Mög-lichkeiten nutzen können. Dasselbe gilt für einen Menschen, der inganz vielen Lebenssituationen einfach nur ängstlich reagiert hat. Er

lebt nicht sein volles Potenzial.Hier eine gute Basis für einen neuen Weg zu schaffen, das wird dieAufgabe sein, der Sie sich in den kommenden Kapiteln dieses Trai-ningsbuches widmen.

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Lektion 1:Wie emotional intelligent sind Sie?

Ich bemühe immer wieder gerne die Metapher der Reise, wie Sie ja be-reits im Vorwort lesen konnten. Nun geht die Reise also los. Als erstesinteressiert mich: Wo stehen Sie jetzt? Nur wenn Sie das wissen, kön-nen Sie den Kurs bestimmen, wo Sie hinwollen. Also: Wie gut könnenSie Ihre Emotionen oder die Anderer wahrnehmen? Und wie intelli-gent gehen Sie damit um?

Wir starten mit konkreten Fragen, die Sie ganz für sich beantwortenkönnen. Sie helfen Ihnen, Ihre momentane „emotionale Grundaus-stattung“ auszuloten. Dies ist kein Test im Sinne eines Intelligenztests.Ihre Antworten auf die Fragen, werden also nicht bewertet, weder vonmir noch von Ihnen selbst, und es werden keine Schulnoten verge-ben. Dass Sie vielleicht glauben, Sie seien unmusikalisch, nur weil Sieeine Fünf in Musik hatten, oder ähnlicher Humbug, das sind die Sün-den unseres Schulsystems, und diese Dummheit brauchen wir in die-

sem Buch nicht zu wiederholen. Stattdessen lernen Sie durch die Fra-gen, Ihre eigenen emotionalen Fähigkeiten besser einzuschätzen. InKlammern finden Sie dann jeweils einen Hinweis, in welchem Kapiteldieses Buches das jeweilige Thema besonders intensiv behandelt wird.Viel Freude!

Prüfen Sie Ihren „EQ“

 Frage 1:

 Erinnern Sie sich, welcher Held aus Kindertagen heute noch Ihr Vorbild ist? (Kapitel 1)

 Frage 2:

Von welchen Glaubenssätzen könnten Sie als Persönlichkeit bisher ge- prägt worden sein? (Kapitel 1)

 Frage 3:

Welche dieser Glaubenssätze empfinden Sie als einschränkend? (Kapitel 1)

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 Frage 4:

 Haben Sie schon einmal erlebt, dass Sie sich gezielt an eine Situation

aus Ihrer Vergangenheit erinnern, um ein bestimmtes Gefühl hervorzu-rufen? (Kapitel 1)

 Frage 5:

 Haben Sie Ihr Selbstbild schon einmal mit dem Bild abgeglichen, dasandere Menschen von Ihnen haben? (Kapitel 1)

 Frage 6:

  Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Sie immer wieder ähnliche Menschen mit vergleichbaren Eigenschaften und ähnlichem Verhalten

in Ihr Leben ziehen? (Kapitel 1)

 Frage 7:

 Haben Sie schon einmal überprüft, in welchen Abhängigkeiten Sie sichbefinden und welche dieser Abhängigkeiten Sie gerne verändern möch-ten? (Kapitel 1)

 Frage 8:

Glauben Sie, dass andere Menschen sich verändern müssen, damit Siewirklich glücklich sein können? (Kapitel 1)

 Frage 9:

 Haben Sie eine genaue Vorstellung davon, welche Werte Ihnen im Lebenmomentan wichtig sind? (Kapitel 1)

 Frage 10:

 Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie Sie in zehn Jahren lebenmöchten und welche Eigenschaften Sie dann haben wollen? (Kapitel 2)

 Frage 11:

Sind Sie sich über die Ziele, die Sie anstreben, im Klaren? (Kapitel 2) Frage 12:

 Legen Sie in Ihrer Partnerschaft gemeinsame Ziele fest? (Kapitel 2)

 Frage 13:

 Kennen Sie die Bedingungen, die richtig formulierte Ziele erfüllen soll-ten? (Kapitel 2)

 Frage 14:

 Haben Sie schon einmal Ihre persönliche Komfortzone gezielt verlassen,

um eine wirksame Veränderung zu erreichen? (Kapitel 2)

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Lektion 1: Wie emotional intelligent sind Sie?

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 Frage 15:

 Lassen Sie sich von Ängsten und Sorgen fremdbestimmen, oder bemü-

hen Sie sich, diese in gute Gefühle zu verändern? (Kapitel 2) Frage 16:

Sind Sie selbstbewusst im dem Sinn, dass Sie sich Ihrer eigenen Persön-lichkeit wirklich bewusst sind? (Kapitel 2)

 Frage 17:

  Ist Ihnen schon aufgefallen, dass selbst gestandene Unternehmen oft keine klaren Ziele haben? (Kapitel 3)

 Frage 18:

 Haben Sie schon einmal eine feste Vereinbarung mit sich selbst getroffenund diese dann einige Tage oder Wochen später gebrochen? (Kapitel 3)

 Frage 19:

Wussten Sie, dass sehr viele Menschen ständig das Gegenteil von demtun, um das sie gebeten werden oder was Sie tun sollten? (Kapitel 3)

 Frage 20:

Wissen Sie, was Ihnen wirklich gut tut und womit Sie zum Beispiel rich-

tig gut entspannen können? (Kapitel 3) Frage 21:

 Haben Sie sich durch eigene Faulheit, Angst oder Eitelkeit schon einmalselbst um einen Erfolg gebracht? (Kapitel 3)

 Frage 22:

Schaffen Sie es, sich selbst jederzeit leicht zu motivieren und damit  Höchstleistungen zu bringen? (Kapitel 3)

 Frage 23:

 Haben Sie Ihren Stress gut unter Kontrolle? (Kapitel 4) Frage 24:

 Haben Sie öfters das Gefühl der Unterforderung? (Kapitel 4)

 Frage 25:

Gelingen Ihnen Veränderungen schnell, oder benötigen Sie eher viel Zeit dazu? (Kapitel 4)

 Frage 26:

 Können Sie sich vorstellen, sich jeden Tag 10 oder 20 Minuten in einem

tief entspannten Zustand auf Ihre Ziele zu konzentrieren und sie da-durch viel schneller zu erreichen? (Kapitel 4)

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Lektion 1: Wie emotional intelligent sind Sie?

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 Frage 27:

 Konzentrieren Sie sich bei einem Problem auch heute schon auf die ge-

eignete Lösung? (Kapitel 4) Frage 28:

Sind Sie sich bewusst darüber, wie Sie am liebsten leben möchten und obSie diesen Zustand schon erreicht haben? (Kapitel 5)

 Frage 29:

  Fällt es Ihnen leicht, Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauenund zu halten? (Kapitel 5)

 Frage 30:

 Achten Sie im Alltag darauf, klare Ich-Botschaften anstelle von Vermu-tungen über den Zustand Ihres Gegenübers zu äußern? (Kapitel 5)

 Frage 31:

Nutzen Sie die Konzentration auf die positiven Entwicklungen heuteschon, um Ihre Ziele schnell zu erreichen? (Kapitel 5)

 Frage 32:

Sind Sie Mitglied in professionellen Netzwerken, um beruflich schnell

voran zu kommen und intensive Kontakte aufzubauen? (Kapitel 5) Frage 33:

 Haben Sie schon mal ein Training für Körpersprache besucht und dabeidie Bedeutung von Mimik und Gestik kennen gelernt? (Kapitel 6)

 Frage 34:

 Können Sie gut damit umgehen, wenn Sie von anderen Menschen kriti-siert werden? (Kapitel 6)

 Frage 35:

 Haben Sie sich bisher schon einmal intensiv damit beschäftigt, Ihre em- pathischen Fähigkeiten zu erweitern? (Kapitel 7)

 Frage 36:

Sehen Sie in Konfliktsituationen auch auf die Gefühlslage Ihrer Kontra-henten? (Kapitel 7)

 Frage 37:

Welche Rolle würden Sie sich – falls zutreffend – in Konfliktsituationenam ehesten zuschreiben: Held, Ankläger oder Opfer? (Kapitel 7)

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Lektion 1: Wie emotional intelligent sind Sie?

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Machen Sie sich bewusst, dass jeder Mensch, also auch Sie, über eineumfassende Ausstattung mit „emotionaler Intelligenz“ verfügt unddiese auch nutzen kann. Nur im Lauf der Jahre ist bei manchen Men-schen der Zugang zu den eigenen Gefühlen bewusst oder unbewusstmehr und mehr versperrt worden. Aus meiner Sicht ist der Haupt-grund dafür Angst. Diese Angst muss nicht konkret auf ein bestimm-tes Ereignis oder auf eine befürchtete Situation zurückgeführt werdenkönnen, es scheint vielmehr so, dass Menschen Situationen, in denenSie Angst hatten, generalisieren, das heißt, die Erfahrung aus einer Si-tuation auf eine andere übertragen.

 VorbilderVielleicht sind Sie mit dem Glaubenssatz groß geworden, dass ein Va-ter oder eine Mutter keine Gefühle zeigen kann. Manche Menschenhaben das Verhalten ihrer Eltern oder anderer naher Verwandter oderLehrer kopiert und sind so gefühllos geworden.Auch Romane, Comics und das Fernsehen bieten zahlreiche Vorbilderan, die nicht besonders viele oder gar keine Emotionen zum Ausdruck

bringen. Denken Sie nur an Figuren wie Winnetou, Old Shatterhand,Mister Spock vom Raumschiff Enterprise oder andere Helden aus Kin-dertagen. Wann hat Donald Duck seine Neffen schon einmal liebevollin den Arm genommen? All diese Beispiele haben Sie geprägt und da-zu angeleitet, in bestimmter Art und Weise mit Ihren Gefühlen umzu-gehen.

Welche Helden aus Kindertagen verehren Sie noch heute insgeheim? 

Und wie vorbildlich gehen diese Helden mit Emotionen um? 

Übung: Lassen Sie die alten Helden los! In meinen Seminaren führe ich immer wieder ein Ritual durch, das denTeilnehmern hilft, ein altes und nun nicht mehr erwünschtes Vorbild loszu-lassen. Bei den Vorbereitungen macht sich dann jeder bewusst, wer diesesIdealbild aus den Kindertagen ist. Bei Männern sind es neben den oben ge-nannten oft Figuren wie der Held aus der Kung Fu-Serie, die viele heute

erwachsene Menschen kennen. Und bei den Frauen treten auch Vorbilderwie Black Beauty, ein wundervoller schwarzer Hengst, sowie selbstver-ständlich Pippi Langstrumpf und Ronja Räubertochter auf. Die Teilnehmer

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 Vorbilder

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machen sich bewusst, wie sehr sie ihr Leben bisher nach diesem Vorbildausgerichtet haben. Und dann lassen Sie es in einem individuell durchge-

führten Ritual los, um sich für immer davon zu trennen und danach wirk-lich in ein eigenes Leben zu starten. Welches frühere Vorbild wollen Sie jetzt loslassen?

Erinnern Sie sich an Ihre Gefühle!Bevor Ihre Gefühlswelt eingeschränkt wurde, etwa indem sich an ei-nem solchen Vorbild orientierten, waren Sie emotional voll ausgestat-

tet. Vielleicht wussten Sie als Säugling nicht, wie sich ein Gefühl auf der körperlichen Ebene genau anfühlt. Doch Sie haben es wahrge-nommen und konnten es auf der breiten Skala Ihres inneren Erlebensganz eindeutig zuordnen. Schon im Bauch Ihrer Mutter haben Siesämtliche Szenen mitbekommen, die sich da draußen abspielten. UndSie haben diese Szenen emotional so beurteilt, wie sie es bald wiederkönnen werden, indem Sie sich die nur verschüttete Welt Ihrer Emo-tionen wieder ganz zugänglich gemacht haben.

Welche Gefühle haben Sie unterdrückt oder vergessen? 

Hier geht es nun nicht darum, Sie in einer Art buchgestützter Therapiewieder zu Ihren Gefühlen zurückzuführen. Woher sollen Sie auch wis-sen, welche Gefühle Sie vergessen haben, wenn Sie sie eben vergessenhaben?Na, vergessen heißt ja nicht verloren. Es genügt an dieser Stelle der be-

wusste Entschluss, dass Sie sich Ihre eigene Gefühlswelt wieder zu-gänglich machen möchten. Vielleicht sind Sie auch ein sehr emotio-naler Mensch und haben dadurch einen sehr guten Zugang zu IhrenGefühlen. Dann mag es sein, dass Sie dieses Buch nutzen möchten,um Ihre Gefühle ein wenig besser in den Griff zu bekommen, so dassSie zum Beispiel nicht in jeder Situation vor Rührung weinen müssen,in der jemand eine rührende Geschichte erzählt.Gerade bei Menschen, die ihre Gefühle bisher aus Angst unterdrückthaben, geht es darum, zunächst eine Gefühlskontrolle zu entwickeln,so dass sich die Angst vor den eigenen Gefühlen verliert. EmotionalerReichtum entsteht sicherlich nicht in Form von Kontrolle. Das Zieldieses Buches ist also nicht die weiter gehende Manipulation Ihrer Ge-

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Lektion 1: Wie emotional intelligent sind Sie?

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fühle. Sie werden Ihre Gefühle zulassen können, weil Sie die Angst da-vor nicht mehr fürchten.

Tipp: Machen Sie sich bewusst, dass ein emotional reiches Leben erheb-lich lebenswerter ist, als ein emotional verarmtes Leben.

Wohlgemerkt: Es ist keineswegs erstrebenswert, nur noch positive Ge-fühle zu haben. Gerade negativ empfundene Gefühle sind großartigeWegweiser, die Sie gerne nutzen wollen, um etwas über sich und IhreGedanken zu erfahren.

Ihre Glaubenssätze gestalten Ihr LebenEin typischer Glaubenssatz, den Sie vielleicht aus Ihrer Kindheit ken-nen, ist folgender: „Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“ oder „Män-ner weinen nicht.“ Solche und andere Glaubenssätze, die Sie von ir-gendwem übernommen oder selbst entwickelt haben, sind ausgespro-chen mächtig.Selbstverständlich sind Sie ein Produkt Ihrer Schulzeit, Ihrer Erzie-

hung, der Menschen, mit denen Sie sich umgeben. Das alles stimmt.Sie wurden so wie Sie sind, weil Sie an bestimmte Aussagen, die Sie inIhrem Leben gehört haben, geglaubt haben – und an andere nicht.Glaubenssätze beschreiben das, was für Sie wahr ist, das heißt was Siefür wahr halten. Wenn Sie zum Beispiel der Meinung sind, dass ande-re Menschen Sie für zu dick, zu groß, zu dünn, zu unbeweglich und soweiter halten, dann werden Sie diese Erfahrung in Ihrem Leben ma-chen. Sie machen diese Erfahrung nicht deshalb, weil Sie zu groß oder

zu dünn sind! Sondern Sie glauben, dass Sie in dieser Weise sind unddann sind Sie es. Ursache und Wirkung sind also anders herum, als diemeisten Menschen glauben. Diese Darstellung mag Sie überfordern,falls Sie bisher noch keine Erfahrung in diesem Bereich haben. UmIhren emotionalen Reichtum wiederzuentdecken hilft jedoch die Be-schäftigung mit Ihren Glaubenssätzen sehr.

Was glauben Sie von sich? Welche Glaubenssätze Lebensmottos,

Weisheiten oder Wahrheiten fallen Ihnen ein? Und von welchen

dieser Glaubenssätze möchten Sie sich heute gerne verabschie-

den? 

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Ihre Glaubenssätze gestalten Ihr Leben

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Nehmen Sie einen Satz wie den eben genannten, dass die Indianer an-geblich keinen Schmerz kennen. Es ist sicherlich so, dass in unsererKultur viele Kinder sich mit Indianern identifizieren, vor allem aus derGeneration der heute 30- bis 50-Jährigen. Das muss nicht notwendi-gerweise Winnetou sein, es kann auch ein beliebiger Indianer aus ei-nem anderen Stamm sein. Nur die Aussage, dass Indianer keinenSchmerz kennen, mag bei manchen Jungen und Mädchen dazu ge-führt haben, dass sie sich von einem Großteil Ihrer Gefühle abgekop-pelt haben, nur um wie ein „echter“ Indianer wirken zu können.Doch nur weil Sie irgendwann mal gedacht haben, dass es toll wäreein Indianer zu sein, muss das nicht bedeuten, dass Sie für den Rest Ih-

res Lebens mit einem Federschmuck auf dem Kopf und ohne aktivesGefühlsleben durch die Gegend laufen. Doch genau dies mag mitIhren Gefühlen passiert sein: Sie schmücken sich vielleicht heutenoch damit, dass Sie glauben, dass ein wirklicher Mann oder einewirklich toughe Geschäftsfrau keine Gefühle zu zeigen hat.Selbstverständlich ist es Unsinn anzunehmen, dass Indianer keinenSchmerz zeigen oder empfinden würden. Im Gegenteil: Ich habe eineReihe von Schamanen aus indianischen Urvölkern kennen gelernt,

die höchst emotionale Menschen sind und eine Art und Weise haben,mit ihrem eigenen Gefühlen umzugehen, die ich erstaunlich und sehrnachahmenswert fand.Es ist also die Frage, inwieweit Sie sich heute schon dafür entscheidenwollen, möglichst viele alte Glaubenssätze einfach loszulassen, not-falls auch erst dann, nachdem Sie sich selbst bewusst gemacht haben.Es mag sein, dass dies ein Prozess ist, der Sie in den kommenden Mo-naten begleitet. Dann bedeutet dies, dass Sie in diesen Monaten im-

mer wieder darüber stolpern, was für einen Unsinn Sie früher für wahrgehalten haben. Das Schöne daran ist, dass Sie jeden Glaubenssatz,den Sie irgendwann einmal geprägt haben, jederzeit wieder loslassenkönnen. Glaubenssätze bestimmen Ihr Leben nachhaltig. Doch dasbedeutet nicht, dass Glaubenssätze in Stein gemeißelt sind.

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Lektion 1: Wie emotional intelligent sind Sie?

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Übung: Das Kabinett der GlaubenssätzeLassen Sie einfach alle Glaubenssätze los, die ab sofort nicht mehr förder-

lich für Ihr Leben und Ihre weitere Entwicklung sind. Verabschieden Siesich zum Beispiel mit einem kleinen Ritual von einem überkommenenGlaubenssatz: Stellen Sie sich anstelle des Glaubenssatzes einen Gegen-stand oder ein Symbol vor. Dann stellen Sie dieses Symbol in ein Museum.So können Sie ihn sich immer mal wieder aus der Ferne betrachten, weil ermit einem Zaun von den neugierigen Besuchern abgetrennt wurde. Nurhaben Sie ihn damit losgelassen. Machen Sie dieses Ritual so lebensechtwie möglich und verabschieden Sie sich so für immer von der alten Idee,

die Sie einmal für wahr gehalten haben.

Glaubenssätze bestimmen nicht nur, ob Sie überhaupt etwas fühlenund wie emotional Sie sich als Mensch geben dürfen. Sie bestimmenauch, wie Sie eine Situation emotional zu verarbeiten haben.

Beispiel: Sei doch vernünftig!Josef Huber ist Bankangestellter, die Kunden und auch die Vorge-

setzten sind begeistert von seiner Arbeit. Im Seminar wird Josef beieiner Übung zum Thema Glaubenssätze deutlich, dass er als Kindvon seinen Eltern ständig den Satz „Sei doch bitte vernünftig.“ zuhören bekam, vor allem auch in seiner Rolle als Erstgeborener. Dashat Josefs gesamten Umgang mit Gefühlen in den meisten Lebens-situationen geprägt, er ist immer der Vernünftige. Auch in seinemBeruf folgt er ständig, und das wird ihm im Seminar bewusst, demfrüh eingetrichterten Glaubensatz, er müsse immer vernünftig sein.Ein intelligenter Umgang mit Gefühlen ist das nicht gerade, denneine ganze Gefühlshemisphäre wird auf diese Weise ja ausgeblen-det. Josef entscheidet sich nun aktiv dafür, einen neuen Zugang zuseinen Gefühlen zu finden und auch mal unvernünftig zu sein, wasimmer dies in seiner Welt bedeutet. So hat er wieder mehr Spaß amLeben.

Welche Situationen empfinden Sie in Ihrem Leben bisher eindeu-

tig als schlecht? 

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Ihre Glaubenssätze gestalten Ihr Leben

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Wenn Sie zum Beispiel als Kind gelernt haben, ein bestimmtes Wetterals negativ, traurig machend oder ähnlich zu empfinden, dann wer-den Sie das höchstwahrscheinlich auch als Erwachsener entsprechendempfinden. Sobald Sie sich dafür entscheiden, wieder selbst Herr IhrerGefühle zu sein, werden Sie sich auch dafür entscheiden wollen, IhreGlaubenssätze gezielt zu beeinflussen, um damit eine Steuerung IhrerGefühle zu erreichen. Eine der besten Möglichkeiten, dies zu tun, istdas Umdeuten einer bestimmten Wahrnehmung.Wenn es draußen schneit und hagelt, dann mag das auf den erstenBlick als ungemütlich erscheinen. Doch wie sieht es aus, wenn Sie voreinem herrlichen Kaminfeuer sitzen und nach draußen schauen,

während es schneit? Dann haben Sie vielleicht einen ganz anderenEindruck. Vielleicht sind Sie dann sogar froh, dass das Wetter draußennicht sonnig ist, weil Sie die Situation vor dem Kamin viel mehr ge-nießen können mit Schnee, Hagel oder Regen. Es geht also vor allenDingen darum, unseren eigenen Standpunkt festzustellen und darü-ber nachzudenken, ob es in einer bestimmten Situation auch einenanderen Standpunkt gibt. Dazu ist allerdings eine gewisse persönlicheFlexibilität hilfreich, die Sie jetzt entwickeln können.

Übung: Was ist schlecht und was ist gut? Die Straßenbahn ist Ihnen vor der Nase weggefahren. Gut oder schlecht?Sie kommen dadurch zu spät zur Arbeit, aber Sie könnten den Traummannoder die Traumfrau Ihres Lebens kennenlernen. Schauen Sie sich gezielt umoder warten Sie stumm leidend auf die nächste Bahn?Ihr Partner ist noch nicht zu Hause, es ist mal wieder später geworden –offensichtlich? Gut oder schlecht?Malen Sie sich aus, wie er oder sie mit einem anderen Menschen eine lusti-

ge Zeit erlebt? Oder sehen Sie sich alleine beim Abendbrot sitzen und mü-de, traurig und abgespannt warten, damit Sie Ihren Partner in nochschlechterer Laune später begrüßen können?

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Lektion 1: Wie emotional intelligent sind Sie?

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Sind Sie ein Kopf- oder ein Bauchmensch?

In einem Seminar hörte ich vor wenigen Tagen jemanden sagen, er seimehr ein Kopfmensch als ein Bauchmensch. Damit wollte dieser Teil-nehmer wohl zum Ausdruck bringen, dass er seine Gefühle bislangnicht so deutlich wahrnimmt, sondern eher rational Entscheidungentrifft. Nun ist es selbstverständlich ein Leichtes, einen solchen Men-schen seine eigenen Gefühle wahrnehmen zu lassen, vor allem die ne-gativen.Auf dem Weg, diesen Glaubenssatz hinter sich zu lassen, ist es hilf-reich, zunächst die Verantwortung für die eigenen Gefühle zurück zu

gewinnen. Wenn Sie bislang andere Menschen für Ihre Gefühle ver-antwortlich gemacht haben, dann ist es wichtig zu erkennen, wie sehrSie selbst jedes Gefühl verändern, bestimmen und gezielt erleben kön-nen. Verantwortung bedeutet an dieser Stelle nicht, dass Sie jedes Ge-fühl kontrollieren wollen. Im Gegenteil: Es zeichnet einen emotionalreichen Menschen aus, dass er eine Vielfalt von Gefühlen zulässt. Abereben nicht jedes Gefühl, das „so zufällig des Weges kommt“ und ihnwomöglich in seinem Leben massiv einschränkt.

Übung: Erinnern Sie sich …Erinnern Sie sich zunächst einmal an bestimmte Abläufe und Ereignisse,die Sie vielleicht emotional in den vergangenen Tagen aufgewühlt haben.Was haben Sie in dieser Situation gedacht? Und wie haben diese innerenBilder, Stimmen und anderen Abläufe Ihr Gefühl beeinflusst oder be-stimmte Gefühle hervorgerufen? Prüfen Sie genau, was Sie in Ihrem Kör-per spüren kurz nachdem Sie das jeweilige Beispiel gelesen haben. Und no-tieren Sie vielleicht auch auf einem separaten Blatt, wie es sich anfühlt.

Beschreiben Sie das Gefühl dabei möglichst detailliert, gerade dann, wennSie bisher eher nur zwischen guten und schlechten Gefühlen, zwischenAngst, Freude und Spaß unterschieden haben:

In welcher Situation haben Sie sich zuletzt mal richtig über einen Men-schen geärgert?Waren Sie in letzter Zeit mal richtig wütend?Wie fühlt es sich an, wenn Sie mal depressiv sind und mit sich und der Welt

nichts anfangen können?Wann war Ihnen zum letzten Mal alles um Sie herum egal?Wann hatten Sie richtig großen Hunger?

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Sind Sie ein Kopf- oder ein Bauchmensch?

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Wie gut hat es sich beim letzten Mal angefühlt, ausgiebig zu duschen oderzu baden?

Woran würden Sie merken, dass Sie sich in einen Menschen verlieben?Was fühlen Sie für ein kleines Kind, das Sie vielleicht erst gestern ange-strahlt hat?Kennen Sie das Gefühl, die ganze Welt vor Glück umarmen zu können?Wann hatten Sie das das letzte Mal?

Tipp: Je häufiger Sie sich ab sofort an positive Situationen, Menschenund Ereignisse erinnern, desto besser werden Sie sich jeden Tag

fühlen. Es ist also eine gute Entscheidung!

Können Sie sich erinnern, dass Sie manche Erinnerungen im Nach-hinein verändern? Zum Beispiel mögen Sie dies mit Ihrer Schulzeit ge-macht haben. Am Anfang, kurz nach dem Schulabschluss, waren davielleicht vor allem die guten Gefühle, eine harte Zeit überstanden zuhaben. Und nach einigen Jahren, ja vielleicht auch mit einem immergrößeren Abstand, erinnern Sie sich immer häufiger an die vielen

schönen Situationen, die Sie an dieser Schule erlebt haben.

Nehmen Sie Ihre Körperreaktion wahr Je mehr Sie sich mit Gefühlen auseinander setzen, desto wichtiger istes, auch Ihre Köperwahrnehmung zu erhöhen. Dabei geht es geradenicht darum, Ihren Körper im Spiegel von außen anzusehen, sondernvielmehr darum, einfach mal die Augen zu schließen und Ihren Kör-

per sozusagen von innen wahrzunehmen. Denken Sie zum Beispieleinfach mal an eine Situation, in der Sie sehr in einen anderen Men-schen verliebt waren. Wo genau ist dieses Gefühl in Ihrem Körper? Wobeginnt es und wo geht es hin? Es mag für Sie komisch klingen, dasssich Gefühle in Ihrem Körper bewegen. Doch Sie können Gefühleüberhaupt nur dann wahrnehmen, wenn sie sich in Ihrem Körper be-wegen.

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Lektion 1: Wie emotional intelligent sind Sie?

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Übung: Nerven gewöhnen sich an allesNehmen Sie ein kleines Geldstück, zum Beispiel einen Cent, Ihrem Porte-

monnaie. Legen Sie dann Ihre Hand auf den Tisch oder auf Ihren Ober-schenkel, dass der Handrücken eben und absolut ruhig liegt. Sobald Sie dasCentstück auf den Handrücken legen, werden Sie vielleicht noch eine un-terschiedliche Temperatur wahrnehmen und Sie werden auch den Druckdes Hinlegens spüren. Nach wenigen Augenblicken werden Sie allerdingsden Druck nicht mehr spüren können, solange sich Ihre Hand nicht be-wegt. Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich Ihre Nerven an den Dauer-druck gewöhnen. Sie „feuern“ nur, wenn etwas Neues passiert oder sich ei-

ne Veränderung ergibt. Ansonsten spüren Sie das Centstück auf IhremHandrücken bestenfalls wegen des Temperaturunterschieds.

Welche Gefühle können Sie körperlich spüren, wenn Sie sich in

sie hineinversetzen? 

Wie habe ich mich gefühlt?Ein weiterer ganz wichtiger Aspekt in diesem Kapitel ist Ihre Fähigkeit,sich an frühere Gefühle zu erinnern und diese in der Gegenwart nocheinmal zu erleben. Sicherlich kennen Sie Situationen, in denen Siesich an frühere Ereignisse ganz spontan erinnern, obwohl diese viel-leicht schon lange zurückliegen und Sie sich vielleicht auch langenicht an diese Situationen erinnert haben. Oft mag Ihnen dies auch

dann passieren, wenn zum Beispiel Verwandte über Situationen ausIhrer Kindheit reden, an die sie sich selbst gar nicht mehr so genau er-innern können. Oder wenn ein bestimmter Duft in Ihre Nase gelangt,den Sie zum letzten Mal als Kind gerochen haben. Hier ist es ganzwichtig, sich bewusst zu machen, wie unterschiedlich das eigene Erle-ben im Verhältnis zu dem sein mag, was andere Menschen von dieserSituation erzählen.

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Wie habe ich mich gefühlt?

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Übung: Revue passieren lassenTragen Sie im Folgenden einfach in kurzen Stichworten ein, was Sie genau

empfunden haben, als Sie die entsprechenden Situationen erlebten. Wowar das Gefühl? Wohin in Ihrem Körper hat es sich bewegt? Und wohin istes dann gegangen?Als ich mich unsicher gefühlt habe, hat es sich so angefühlt:

__________________________________________________________________________Als ich einmal Angst hatte, da fühlte es sich so an:

__________________________________________________________________________Wenn ich glücklich bin, erlebe ich das Gefühl so:

__________________________________________________________________________ Verliebt sein ist herrlich und die Schmetterlinge in meinem Körper fliegen so:

__________________________________________________________________________

 An welche früheren starken Gefühle können Sie sich erinnern? 

 Je besser Sie sich Gefühle aus vergangenen Situationen bewusst ma-chen, desto klarer wird Ihnen, dass Sie bereits über ein sehr großes Ge-fühlsspektrum verfügen, dass Sie beliebig und zu jeder Zeit reaktivie-ren können. Allein dadurch ist es Ihnen schon möglich, sich in einerbestimmten Situation in den gewünschten Gefühlszustand zu verset-zen, so dass Sie über möglichst viele Ressourcen verfügen, um optimal

agieren und reagieren zu können.Eine zunehmende emotionale Kompetenz bedeutet auch, sich dieserGefühle bewusster zu werden und damit die entsprechende Körper-wahrnehmung genauer unterscheiden zu können. Schon während desLesens dieses Buches wird es Ihnen möglich sein, auch feinste Gefühl-sunterschiede, das heißt kleinste Unterschiede der körperlichen Reak-tion wahrzunehmen und damit eine viel größere Gefühlsvariation zuerleben. Das ist einer der wichtigen Aspekte, warum dieses Buch dafürsorgen wird, dass Ihr Leben sozusagen bunt wird.

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Lektion 1: Wie emotional intelligent sind Sie?

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Gefühle sind Gradmesser Ihrer Gedanken

Eine andere Umgehensweise mit Gefühlen ist es, sie als Richtschnurder zuvor gedachten Gedanken zu sehen. Sie können damit feststel-len, welche Gedanken Ihnen gut tun und welche Ihnen weniger guttun. Allerdings erfordert diese Übung ein wenig Zeit, bis Sie sie wirk-lich gut beherrschen, doch fangen Sie gleich damit an, Ihre Gefühleeinmal als Barometer Ihrer zuvor gedachten Gedanken wahrzuneh-men.Dann nehmen Sie als Beispiel die Übung, in der Sie sich an Situatio-nen erinnert haben, in denen Sie ein bestimmtes Gefühl hatten.

Wenn Sie nun ganz allgemein zwischen einem guten und einemschlechten Gefühl unterscheiden, dann haben Sie eine Vorstellungdavon, welche Gedanken Ihnen sozusagen gut tun, so dass Sie mehrdavon denken sollten und welche Gedanken Ihnen nicht so gut tun,so dass Sie sie in Zukunft einfach möglichst unterlassen. Auch dieseHerangehensweise ist eine neue Möglichkeit, mit Ihren Gefühlen um-zugehen, denn sobald Sie verstanden haben, dass Ihre Gefühle vonIhren Gedanken gesteuert werden, dann müssen Sie nur Ihre Gedan-

ken ändern, um zum Beispiel sehr schöne Gefühle zu haben. Dabeispielt es und das ist an dieser Stelle sehr wichtig, überhaupt keine Rol-le was außen um Sie herum passiert.Im Moment sind Sie sozusagen das Ergebnis aller Gedanken und Glau-benssätze, die Sie bis zum heutigen Tag gedacht haben. Was werdenSie künftig wohl glauben? In der nächsten Übung empfehle ich Ihnen,einen Kassensturz zu machen, ein Resümee zu ziehen von Ihrem bis-herigen Leben mit seinen Grenzen und Möglichkeiten.

Übung: Beschreiben Sie sich selbst! Was können Sie besonders gut, welche Fähigkeiten haben Sie?

__________________________________________________________________________Welche Eigenschaften mögen Sie an sich besonders gerne?

__________________________________________________________________________Was mögen Sie an sich nicht so gern?

__________________________________________________________________________

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Gefühle sind Gradmesser Ihrer Gedanken

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Was bewundern andere Menschen an Ihnen?

__________________________________________________________________________Was bewundern Sie selbst an sich?

__________________________________________________________________________Was macht Sie liebenswert?

__________________________________________________________________________Was macht Sie einzigartig?

__________________________________________________________________________

Es kann sehr sinnvoll sein, diese Liste von positiven Eigenschaftenund Fähigkeiten auch durch andere Menschen erstellen zu lassen, dieSie sehr gut kennen. Aus dem Vergleich der Listen miteinander, erhal-ten Sie ein sehr gutes Feedback darüber, wie Ihr Selbstbild im Verhält-nis zum Fremdbild ist. Denn ein ganz wichtiger Bereich der emotiona-len Intelligenz ist die gute Selbsteinschätzung und das Erkennen, wie

andere Menschen Sie wahrnehmen im Verhältnis dazu, wie Sie sichselbst wahrnehmen. Je deckungsgleicher die entsprechenden Aufstel-lungen sind, desto mehr sind Sie in der Lage, Ihre Eigenschaften undFähigkeiten schon heute gut einzuschätzen und sie damit auch zumWohle aller Menschen einzusetzen.

  In welchen Punkten differiert das Bild, das Sie von sich selbst 

haben, deutlich von dem Bild, das andere von Ihnen haben? 

Übung: Protzen Sie mal so richtig! In meinen Master-Seminaren gibt es eine Übung, bei der die Teilnehmersich den anderen von Ihrer besten Seite präsentieren und detailliert vortra-gen, was sie in ihrem Leben geleistet haben und worauf sie stolz sind. Ver-mutlich wären Sie so erstaunt wie ich festzustellen, wie viele Menschensich mit dieser Übung am Anfang schwer tun. Und mancher Teilnehmerfügt dann einen Tag später noch zahlreiche Details hinzu, die er scheinbar

vergessen hatte. Was haben Sie vergessen, in die Liste aus der Übung „Be-schreiben Sie sich selbst“ aufzunehmen?

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Lektion 1: Wie emotional intelligent sind Sie?

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Das Resonanzgesetz

Vermutlich erleben Sie andere Menschen als von sich selbst getrennt,so als seien Sie ein abgeschlossenes Individuum, das völlig losgelöstvon seiner Außenwelt ist. Doch das stimmt nicht, sie interagierenständig mit allem, was um sie herum ist. Denn wir leben in einemUniversum, in dem das Resonanzgesetz herrscht, das immer und über-all Gültigkeit hat. Rein energetisch lässt sich dies folgendermaßen dar-stellen: Sie sind im weitesten Sinne ein Energiewesen, sie bestehen ausAtomen und diese Atome sind reine Energie. Vielleicht erinnern Siesich sogar an den Physik- oder Chemieunterricht, in dem Sie das ge-

lernt haben, was die Wissenschaft als Welle-Teilchen-Dualismus be-zeichnet. Diese Regel besagt, dass wir auf der kleinsten Ebene Materieund Energie nicht mehr unterscheiden können, es scheint dasselbe zusein.In Ihrem Leben ist es nun so, als ob Sie ständig eine bestimmte ener-getische Schwingung aussendeten und mit dieser Schwingung andereDinge in Ihr Leben zögen. Wenn Sie traurig sind, werden Sie beispiels-weise andere traurige Menschen um sich herum haben. Wenn Sie

wohlhabend sind, dann sind Sie überwiegend mit wohlhabendenMenschen zusammen. Und das Resonanzgesetz wirkt noch tiefer: Ananderen Menschen können Ihnen nämlich nur die Dinge auffallen,die Sie selbst haben, dass heißt, mit denen Sie selbst schwingen. Ameinfachsten wird dies deutlich, wenn Sie sich einmal genau bewusstmachen, worüber Sie sich bei einem anderen Menschen ärgern.

Übung: Der lebendige Magnet Worüber haben Sie sich zuletzt bei einem Menschen in Ihrem Umfeld sorichtig geärgert?

__________________________________________________________________________Wann gab es eine Situation, in der Sie selbst (wenn Sie jetzt für einen Mo-ment ganz ehrlich zu sich sind) dasselbe Verhalten an den Tag gelegt ha-ben, wie die kritisierte Person?

__________________________________________________________________________

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Das Resonanzgesetz

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Vielleicht haben Sie, wenn Sie diese Übung zum ersten Mal machen,das Gefühl, dass es hier keine Analogie geben könne. Der andere habesich einfach unmöglich verhalten und es könne nicht sein, dass diesirgendetwas mit Ihnen zu tun habe. Falls diese Gedanken durch IhrenKopf schießen, dann nehmen Sie sich noch ein wenig Zeit, denken Sienoch einmal in Ruhe nach.Kann es sein, dass ein anderer Mensch Sie vielleicht als genauso rück-sichtslos, arrogant oder in anderer Weise unannehmbar empfundenhaben könnte? Kann es sein, dass Sie in einer bestimmten Situationein ähnliches Verhalten an den Tag gelegt haben?Ich weiß, diese Übung hat viel mit dem Erkennen des Selbstbildes zu

tun in Abgleich mit dem Fremdbild. Und es wird immer wichtigerwerden, dass Sie sozusagen die Fähigkeit entwickeln aus sich heraus zutreten und sich selbst aus einer übergeordneten Position zu betrach-ten. Dann erkennen Sie, dass Sie ständig nach dem Resonanzgesetz be-stimmte Dinge, Situationen und Menschen anziehen oder abstoßen.

Beispiel: Gemeinsam sind wir … schwach!Roswitha Müller ist seit sieben Monaten arbeitslos, sie hat zuvor in

der Versandabteilung eines großen Elektroanbieters gearbeitet.Seitdem Sie arbeitslos ist, bemüht sie sich ständig eine neue passen-de Stelle für sich zu finden und besucht daher auch verschiedeneKurse des Arbeitsamtes. Was Roswitha an sich selbst beobachtet ist,das sie immer depressiver wird, seitdem sie diese Kurse besucht, indenen sie selbstverständlich mit vielen anderen Arbeitslosen zusam-men ist. Viele andere Teilnehmer stöhnen über ihre missliche Lage,stöhnen darüber wie wenig Geld sie haben und so weiter. Nach demResonanzgesetz ist dies ganz einfach zu beurteilen: Roswitha um-gibt sich einfach mit den falschen Menschen und sie zieht mit Ihrer„negativen“ Stimmung andere negativ gestimmte Menschen in ihrLeben.

Deswegen sind viele Selbsthilfegruppen und Programme für Langzeit-arbeitslose unsinnig, weil hier nur Menschen zusammen sind, dieschlechte Strategien und negative Energien sammeln. Wie soll sichdaraus ein Fortschritt ergeben können? Viel wichtiger wäre es für die-se Menschen, sich mit solchen Leuten zu umgeben, die das Problemschon gemeistert haben.

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Lektion 1: Wie emotional intelligent sind Sie?

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Das Beispiel macht allerdings auch deutlich, dass es für Menschen wieRoswitha schwierig sein kann, viel positiver gestimmte Menschen inihr Leben zu ziehen, weil sie selbst dafür Ihre eigene Einstellung än-dern müsste, um die entsprechende Energie auszustrahlen.

Tipp: Wenn Sie etwas haben oder erreichen wollen, dann finden Sie einenMenschen, der so etwas bereits geschafft hat. Und lernen Sie vonihm. In die Lehre wären Sie ja auch nicht zu jemandem gegangen,der von diesem Handwerk keinen blassen Schimmer hat, oder?

Welche Sorte Menschen ziehen Sie momentan im Beruf immer 

wieder an? 

Übung: Prüfen Sie Ihr Umfeld! Wenn Sie wissen wollen, wie Ihre eigene Schwingung ist, dann werden Siesich einfach umschauen müssen und wahrnehmen, mit welchen MenschenSie zusammen sind. Erleben Sie ständig Situationen, die Sie als Unfälle, Zu-fälle oder Chaos bezeichnen? Dann ist es an der Zeit, einen Kassensturz zumachen um Ihr Leben neu zu erleben und sich damit auch neue Gefühls-welten zu erschließen.Beschreiben Sie Ihre Freunde, was sind die Gemeinsamkeiten, von denenSie auf sich selbst schließen können:

__________________________________________________________________________Mit welchen Lebensumständen sind Sie schon lange unzufrieden, ziehenSie aber immer wieder an? Wodurch ziehen Sie sie immer wieder an?

__________________________________________________________________________

In meinen Seminaren erlebe ich es immer wieder, dass Teilnehmersich als äußerst sensibel einschätzen und ich bemerke dann in Übun-gen und anhand des Feedbacks anderer Teilnehmer, dass diese Eigen-wahrnehmung so gar nicht zutreffend ist. Immer wieder erlebe ichzum Beispiel Menschen, die sich als besonders einfühlsam empfindenund die mir dann im Verlauf eines Gespräches von zum Beispiel einerViertelstunde nicht eine einzige Frage stellen, sondern ständig nurüber sich selbst reden. Das ist ein Indiz dafür, dass bei einem solchen

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Menschen Selbst- und Fremdbild deutlich voneinander abweichen.Oft haben Menschen, die eine eigene Eigenschaft sehr hervorkehren,genau die gegenteilige Eigenschaft.

Tipp: Seien Sie vor allen Dingen mit sich selbst an den Stellen kritisch, beidenen Sie meinen, dass Sie eine bestimmt Eigenschaft ganz sicherhaben. Dies drückt sich häufig auch in dem Satz: „Ich habe da keinProblem“ aus, der deutlich macht, dass da ein „großes schwarzesLoch“ sein mag, etwas, das Sie bisher nicht wahrgenommen haben.

Kritisch zu sein mit sich selbst, bedeutet allerdings nicht, dass Sie sich

jetzt selbst nur noch in Frage stellen und unsicher darüber werden,wie andere Menschen Sie annehmen. Ich meine den goldenen Mittel-weg zwischen einem gesunden Selbstvertrauen, das auf der Selbster-kenntnis basiert und dem Zweifel, ob Sie selbst auch auf andere Men-schen wirklich so wirken, wie Sie es meinen. Dieses Buch unterstütztSie auf diesem Weg immer wieder mit kritischen Fragen, deren Beant-wortung Ihnen hilft, Selbst- und Fremdbild abzugleichen. Es ist sehrhilfreich, wenn Sie eine Kollegin, Freundin oder einen Bekannten zu

Rate ziehen, denn diese Menschen können Ihnen das nötige undwichtige Feedback geben, so dass Sie sich selbst besser kennen lernenkönnen.

Wie empathisch sind Sie?Bei der Empathie geht es um die Fähigkeit, sich in andere Menscheneinzufühlen und ihre Erlebniswelt wenigstens ein Stück weit zu teilen.

Selbstverständlich ist dies genau genommen nicht möglich, da jedervon uns die Welt auf eine andere Art und Weise wahrnimmt. Das istauch der Grund, warum jeder Mensch nur seine Erfahrungen selbstmachen kann. Trotzdem ist die Empathie sehr wichtig, weil sie zwi-schenmenschliches Zusammenleben und zwischenmenschlichen Aus-tausch überhaupt erst möglich macht.

Beispiel: Es gibt solche und solcheHans-Werner Adels hat sich bei einem Fahrradunfall am linken Knie

schwer verletzt, so dass er operiert werden musste und nach dieserOperation sogar noch sechs Wochen lang einen Gips tragen muss.Die Verletzung ist sehr schmerzhaft und er hat diese Schmerzen

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Lektion 1: Wie emotional intelligent sind Sie?

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auch dann noch als er mit seinem Gips zwei Wochen nach der Ope-ration wieder an seinem Arbeitsplatz erscheint. Selbstverständlichfragen die Kolleginnen und Kollegen ihn nach dem Unfall und er er-zählt von seinen Erlebnissen. Interessant ist, dass einige Kollegensehr gut in der Lage sind, sich einzufühlen. Andere wiederum haltensich bei der Erzählung die Ohren zu und können es kaum ertragen,zu hören was ihm widerfahren ist. Eine weitere Gruppe von Zuhö-rern reagiert völlig neutral, so als habe er gerade von dem viel zi-tierten Sack Reis erzählt, der in China umfällt.

Die unterschiedliche Reaktion der Kolleginnen und Kollegen ist ein

direktes Beispiel dafür, wie Empathie funktioniert. Es geht um dieFähigkeit, sich vorzustellen dieselbe Situation wie ein anderer Menschzu erleben oder erlebt zu haben und die Gefühle nachzuempfinden,die dieser Mensch (vermutlich!) in der entsprechenden Situation ge-habt hat. Abstrakt gesehen begeben wir uns bei einer empathischenReaktion auf dieselbe Schwingungsebene wie der Mensch, der von sei-nem Erlebnis erzählt und dadurch sind wir in der Lage uns einzu-fühlen und Erlebnisse zu teilen.

Das gilt ja durchaus nicht nur für negative Erlebnisse, sondern etwaauch für die Situation des Verliebtseins oder bei der Erzählung von ei-nem Kirmesbesuch. Empathie ist eine angeborene Fähigkeit, die wirvon frühester Kindheit an erlernen, wenn unsere Eltern uns dabei un-terstützen. Wichtig ist es, diese Fähigkeit so zu entwickeln, dass wirtrotz aller Empathie einen gewissen Abstand wahren können, wenndies nötig ist.

Beispiel: Der Notarzt muss helfenFür einen Notarzt wäre es wenig hilfreich, im Falle eines Unfalls zuempathisch zu sein, weil er dann vermutlich so viel mit den Verletz-ten leiden würde, dass er seiner Aufgabe nicht nachkommen könn-te. Hier ist also die Fähigkeit von Menschen, sich schnell zu dissozi-ieren und sozusagen aus einer Metaposition heraus das Geschehenzu betrachten, sehr wichtig. Bei vielen Ärzten führt dies leider dazu,dass Sie sich mit der Zeit überhaupt nicht mehr in andere Menscheneinfühlen können.

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Wie empathisch sind Sie?

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Ich bin der Überzeugung, dass mangelnde Empathie eines der größtenProbleme unserer Gesellschaft ist und dass der Fernsehkonsum mitseinen zahlreichen Unfällen, Morden und anderen schrecklichen Er-eignissen nicht notwendigerweise dazu angetan ist, empathische Re-aktionen zu fördern. Im Gegenteil beobachte ich mehr und mehrmangelnde Empathie bei vielen Menschen, die dann zum Beispiel inmeine Seminare kommen, um hier gezielt ihre empathischen Fähig-keiten zu erkennen und weiter zu entwickeln.

Übung: Verzichten Sie einfach auf negative MeldungenWenn Sie sich bisher schwer damit getan haben, sich in andere Menschen

einzufühlen, dann empfehle ich Ihnen, gezielt Ihren Fernsehkonsum fürzwei oder drei Monate auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Und le-sen Sie statt der Tageszeitung lieber ein Buch, in dem es um möglichst vie-le gute Gefühle geht. Prüfen Sie dann nach einigen Wochen, wie vielwohler Sie sich fühlen und wie viel leichter es Ihnen fällt, sich in andereMenschen hineinzuversetzen und auch Ihre eigenen Gefühle wahrzuneh-men.

 Können Sie sich gut in die Gefühlswelt Ihres Chefs hineinverset- zen? Ihrer Kollegen? Ihrer Mitarbeiter, deren Chef Sie sind? 

Abhängigkeit von anderenIm Umgang mit anderen Menschen spielen auch die Abhängigkeiteneine große Rolle. Soziales Leben hat sehr viel mit solchen Abhängig-

keiten zu tun und die Abhängigkeit beginnt ja schon bei kleinen Kin-dern, die ohne Vater und Mutter nicht überleben könnten, weil siediese für die Ernährung und für andere Grundbedürfnisse benötigen.Manche Abhängigkeiten setzen sich für den Rest des Lebens fort unddas mag einer der Gründe sein, warum viele Menschen in unserer Ge-sellschaft so betont nach Unabhängigkeit und Freiheit streben. So le-ben immer mehr Menschen freiwillig oder unfreiwillig als Singles undsind stolz darauf von niemandem abhängig zu sein. Bei genauer Be-trachtung stimmt dies natürlich nicht, denn wir alle sind eingebun-den in ein soziales System, zum Beispiel am Arbeitsplatz, in der Fami-lie oder auch in anderen Zusammenhängen, die Sie vielleicht bisherso noch nicht wahrgenommen haben. Am Anfang ist es also wichtig,

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Lektion 1: Wie emotional intelligent sind Sie?

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dass Sie sich Ihre Abhängigkeiten bewusst machen, dass Sie erkennen,welche Menschen Sie abhängig gemacht haben und von welchenMenschen Sie abhängig sind.

Übung: Wie frei sind Sie? Ohne welche Menschen, Dienstleistungen oder auch Gegenstände und Ab-läufe (Zeitunglesen, Rauchen) meinen Sie nicht leben zu können?

__________________________________________________________________________Was bedeutet es für Sie in diesem Zusammenhang ein freies, unabhängigesLeben zu führen?

__________________________________________________________________________

Es mag Ihnen ganz natürlich erscheinen, als Kind abhängig gewesenzu sein und vielleicht auch, dass Ihre eigenen Kinder von Ihnen in ge-wisser Weise abhängig sind. Wie passt dies zusammen mit dem Bestre-ben, dass Kinder sich zu eigenständigen Wesen entwickeln und eigen-verantwortlich handeln? Themen wie Abnabelung, Eigenverantwor-

tung und die Entwicklung einer eigenen Gefühlswelt stehen jetzt imMittelpunkt.

Beispiel: Nicht ohne meine ElternIch kenne eine Reihe von Menschen, die auch als 30- oder sogar 40-Jährige eine so enge Bindung an ihre Eltern haben, dass sie kaum ei-ne wichtige Entscheidung in ihrem Leben ohne die Zustimmung derEltern treffen. Und es gibt auch das genaue Gegenteil, nämlichMenschen, die großen Wert darauf legen, immer genau das Gegen-

teil von dem zu tun, was ihre Eltern befürworten. Bei genauem Hin-sehen ist dies eine ähnlich starke Abhängigkeit wie die erste, dennnur das Gegenteil zu tun bedeutet noch lange nicht, eine freie Ent-scheidung getroffen zu haben.

Von wem wären Sie gerne unabhängiger? 

Menschen in die (vor allem auch emotionale) Unabhängigkeit zuführen, ist wohl eine der größten Aufgaben, die Sie als Eltern oder viel-leicht auch als Arbeitgeber haben. Viele Menschen setzen diesen Zu-stand der Unabhängigkeit allerdings mit Einsamkeit gleich. Und Ein-

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Abhängigkeit von anderen

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samkeit bedeutet für viele Verhungern, Lieblosigkeit und Sterben,auch wenn es da in der heutigen Gesellschaft keinen direkten Zusam-menhang geben muss. Doch es macht deutlich, dass Menschen sozia-le Wesen sind und dass sie gerne soziale Kontakte haben, weil diesezeigen, dass sie in einer gewissen Geborgenheit leben.Auf der anderen Seite lässt sich gerade bei Kindern aus geschiedenenEhen beobachten, dass diese in ihrem tief sitzenden Glaubenssystemder Überzeugung sind, nicht liebenswert zu sein. Und deswegen sam-meln sie diese Erfahrung dann vielleicht für den Rest ihres Lebensauch ständig im Außen. Sobald Sie sich darüber klar sind, von wem Sieabhängig sind und wer von Ihnen abhängig ist, können Sie entschei-

den, wie Sie sich in Zukunft Schritt für Schritt in Richtung persönli-cher Freiheit bewegen können.Auch bei vielen Paaren lässt sich beobachten, dass sie anstelle einerPartnerschaft letztlich nur in einer verzweifelten Abhängigkeit von-einander leben. Das mag zum Beispiel an finanziellen Aspekten hän-gen, etwa wenn einer der beiden Partner arbeitet und der andere sichum Haushalt und Kinder kümmert. Diese finanzielle Abhängigkeitkann zu dem Gefühl führen, dass ohne den Partner das Leben gar

nicht möglich wäre. Doch diese Form von Hilflosigkeit muss nichtnotwendigerweise sehr attraktiv auf den Partner wirken. Im Gegenteil:Viele Paare entwickeln sich genau aus diesem Grund auseinander.Ein Aspekt ist hierbei, dass wir immer in bestimmten Abhängigkeitenleben werden, weil diese zum menschlichen Leben dazugehören. Undes ist eine wichtige Entscheidung, die jeder selber trifft, ob er sich indiesen Abhängigkeiten auch als untergeordnet erlebt, oder ob er dieseakzeptiert als das was sie sind, sozusagen Nebenwirkungen des Lebens.

Und es ist ein Zeichen von emotionaler Intelligenz, hier die Waage zuhalten und sich selbst kritisch zu fragen, ob die jeweils aktuellen Le-bensumstände den eigenen Zielen noch entsprechen. Falls Sie an die-ser Stelle nein sagen, wird es Zeit etwas in Ihrem Leben zu verändernund das heißt an sich selbst zu arbeiten.

Gibt es Lebensumstände, die Sie gerne ändern würden, obwohl

Sie glauben, dass das nicht ginge? 

Abhängigkeiten, wie sie zum Beispiel aus Alkoholikerehen berichtetwerden, können auch weit über das normale Maß hinausgehen, alsokrankhafte Züge haben. Auch in diesem Fall ist es wichtig, sich solche

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Lektion 1: Wie emotional intelligent sind Sie?

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Abhängigkeiten bewusst zu machen. Nach meiner Beobachtung stehtin der Regel dahinter das Glaubenssystem, nicht liebenswert zu sein,und einen anderen Menschen durch die eigene Abhängigkeit oderdurch seine Abhängigkeit dazu zu verpflichten, einem selbst positiveGefühle zu machen.Auch Drogen, das Fernsehen, Computerspiele, die Zeitung oder derSport können abhängig machen und Menschen massiv beeinflussen.So gibt es Sportler, die das Gefühl haben, ohne Sport nicht leben zukönnen und die sogar drei oder vier Stunden am Tag trainieren müs-sen, um sich wohl zu fühlen. All diese Abhängigkeiten weisen auf einDefizit hin und ich empfehle Ihnen, sich dieses Defizit jetzt bewusst

zu machen. Und Sie mögen darauf stoßen, dass es immer wieder nurum das Gefühl der Anerkennung, des Geliebtwerdens oder einer ande-ren Art der Zuneigung geht, nach dem Sie streben. Das ist gut, und esist an der Zeit, sich auch über Ihre Liebesverhältnisse zu anderen Men-schen klar zu werden.

Übung: Wirkliche LiebeSchreiben Sie eine Liste von den Menschen auf, die Sie lieben:

__________________________________________________________________________Schreiben Sie nun eine Liste von den Menschen auf, von denen Sie geliebtwerden:

__________________________________________________________________________

Nehmen Sie andere an, wie sie sindDas Annehmen eines anderen Menschen mit all seinen Eigenschaftenund Fähigkeiten gehört wohl zu einer der größten Herausforderungenfür uns Menschen. Dazu passt der auf den ersten Blick lustig anmu-tende Satz: „Ich liebe Dich so wie Du sein wirst, wenn ich mit Dir fer-tig bin.“ So lustig dieser Satz ist, so schnell kann einem dabei das La-chen im Halse stecken bleiben, wenn Sie sich bewusst machen, wasgenau dieser Satz bedeutet.

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Nehmen Sie andere an, wie sie sind

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  Haben Sie schon einmal das Gefühl gehabt, dass ein anderer 

 Mensch sich dringend verändern sollte damit Sie ihn akzeptieren

können? 

Vielleicht sind Sie auch heute noch auf dem Weg, andere Menschenverändern zu wollen, damit diese endlich das ganze Glück erlebenkönnen. Das ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass Sie diese Men-schen von sich abhängig machen möchten. Bei vielen Kindern ist diesdie traurige Realität jedes Tages. Das Kind muss sich in einer bestimm-ten Art und Weise verhalten, muss bestimmte Eigenschaften haben,

und muss den Eltern bestimmte Aufgaben abnehmen, damit es geliebtwird. Wie lange wird dieser Erziehungsstil noch beibehalten? Kinderhaben ein Recht darauf, in einer emotional stabilen Beziehung großzu werden und von ihren Eltern bedingungslose Liebe zu erfahren.Doch wie sollen die Eltern das schaffen, wenn sie selbst als Kinder die-se Liebe vielleicht gar nicht erfahren haben oder zumindest nicht indem notwendigen beziehungsweise gewünschten Umfang?

 Verfeinern Sie Ihren GefühlswortschatzEs mag Ihnen also im Verlauf dieses Kapitels bewusst geworden sein,dass Sie das ein oder andere emotionale Defizit haben und es nun auf-arbeiten möchten. Dann ist der wichtigste Schritt, dass Sie sich Ihrereigenen Gefühle bewusst werden, um dann den entscheidendennächsten Schritt zu gehen: Die Kommunikation über Gefühle.Bei vielen Menschen gibt es eine Assoziation zwischen dem Reden

über Gefühle und dem Zeigen von Schwäche. Das Sprechen über Ge-fühle wird sozusagen als Nachteil empfunden, als eine Situation, inder Sie anderen gegenüber etwas preisgeben, das Sie ihnen nicht mit-teilen sollten. Doch das mangelnde Sprechen über Gefühle sorgtdafür, dass Sie selbst Ihre Gefühle immer weniger wahrnehmen unddamit emotional erkalten.

Wann haben Sie das letzte Mal mit einem anderen Menschen

wirklich über Ihre tiefen inneren Gefühle gesprochen? 

Wenn Sie wenig Erfahrung im Sprechen über Gefühle haben, dannwerden Sie vermutlich nur sehr grobe sprachliche Kategorien kennen.

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Lektion 1: Wie emotional intelligent sind Sie?

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Vielleicht sprechen Sie nur von Glück, Liebe, Angst und Zorn. Je mehrSie lernen, über Ihre Gefühle zu sprechen, desto mehr Nuancen, alsofeine Unterschiede, werden Sie wahrnehmen. Über etwas reden zukönnen, heißt auch, dass Sie es wahrgenommen haben. Im Umkehr-schluss können Sie nur die Dinge wahrnehmen, über die Sie auchsprechen können, selbst wenn Sie es längere Zeit nicht getan haben.Sie haben also ein ganz egoistisches Interesse daran, in Zukunft mehrüber Ihre Gefühle zu sprechen, damit Sie sie stärker erleben.

Beispiel: Aggressiv aus UnsicherheitStefan Rauscher hat Stress mit seinem Arbeitskollegen, weil diesertrotz der formalen Gleichberechtigung im beruflichen Umfeld beigemeinsam durchgeführten Projekten immer wieder unaufgefor-dert die Führungsrolle übernimmt. Stefan fühlt sich dadurch einge-schüchtert und traut sich inzwischen nicht mehr, eigene Projektvor-schläge oder Lösungen einzubringen. Das macht ihn wütend, docher ist noch nicht in der Lage, mit seinem Kollegen offen über dieseWut zu sprechen. Nach einem Seminar stellt Stefan seinen Kollegenzur Rede und bringt deutlich zum Ausdruck, was er bei dem Verhal-

ten des anderen empfindet und was dieses Verhalten in ihm für Ge-fühle auslöst. Selbstverständlich hatte Stefan Angst davor, sich da-mit eine Blöße zu geben, die der Kollege in Zukunft nur ausnutzenwerde. Doch die Angst war unbegründet: Zum ersten Mal seit übereinem Jahr konnte ein wirklich offenes Gespräch zwischen den bei-den stattfinden, in dem der Kollege zugab, aus Unsicherheit so ag-gressiv aufzutreten.

Selbstverständlich muss es nicht immer so positiv laufen wie in die-sem Beispiel. Manche Menschen profitieren allein schon davon, dasssie endlich wieder über ihre Gefühle reden können – unabhängig vonder Reaktion des anderen. Nun bedeutet dies nicht, dass Sie ständigund mit jedem über Ihre tiefsten inneren Beweggründe und Gefühlesprechen müssen. Machen Sie einen Schritt nach dem anderen.

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 Verfeinern Sie Ihren Gefühlswortschatz

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Tipp: Nutzen Sie am besten Ihre Partnerschaft für solche ersten Ge-spräche über Ihre Gefühle. Gerade wenn Ihre Partnerschaft nicht

mehr so optimal läuft, wie Sie es sich wünschen, ist es wichtig, dassSie anfangen über Ihre Gefühle zu sprechen. Das könnte zum Bei-spiel der Grund sein, warum Ihre Partnerin oder Ihr Partner Ihnendieses Buch geschenkt hat. Denken Sie einfach mal kurz darübernach, ob es nicht an der Zeit ist, auch in Ihrer Partnerschaft offenerüber das jeweils Empfundene zu sprechen, und sich damit neueMöglichkeiten für die weitere Entwicklung zu geben.

Werte und GefühleWerte und Gefühle sind eng miteinander verbunden, ja es mag sogarsein, dass Sie bisher die Meinung hatten, dass es dasselbe ist. Schließ-lich sprechen wir zum Beispiel von „Liebe“ und meinen damit ein be-stimmtes Gefühl und auch einen Wert. Nehmen Sie beispielsweise denWert „Freiheit“, der für viele Menschen eine große Bedeutung hat. Si-cherlich kennen Sie auch ein Gefühl von Freiheit, das zum Beispiel

mit der freien Entscheidungsmöglichkeit oder einer bestimmten Si-tuation verbunden ist, in der Sie sich frei gefühlt haben. Was ist alsoder Unterschied zwischen dem Wert Freiheit und dem Gefühl Frei-heit?Letztlich ist der Wert Freiheit ein abstrakter Begriff, den Sie mit kon-kreten Situationen verbinden. Für das Setzen und Erreichen von Zie-len ist es ganz wichtig, welche Priorität Sie Ihren Werten einräumen.Ist Ihnen diese Freiheit wichtiger als die Liebe zu Ihrem Partner oder

Ihrer Partnerin? Hinter dem Wert liegt sozusagen das entsprechendeGefühl, also in diesem Fall zum Beispiel die Vorstellung von einer be-stimmten Art zu leben, die für Sie persönlich Freiheit bedeutet. VieleMenschen wissen sehr genau, wann Sie sich frei fühlen.

Übung: Schreiben Sie bitte auf, was für Sie größtmögliche Freiheit bedeutet (also wann Sie sich frei fühlen):

__________________________________________________________________________

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Lektion 1: Wie emotional intelligent sind Sie?

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Diese Übung mag Ihnen verdeutlichen, dass Sie eine bestimmte Le-benssituation mit dem Gefühl von Freiheit verbinden. Es mag zumBeispiel sein, dass Sie aufgeschrieben haben, dass der Besitz von vielGeld oder ein hoher Verdienst gleichzusetzen sind mit dem Gefühlder Freiheit. Es mag auch sein, dass Sie an einem anderen Ort lebenmöchten, um sich wirklich frei fühlen zu können. Entscheidend istdabei, dass Sie das Gefühl von Freiheit eben mit diesen bestimmten Si-tuationen verbunden haben. Und es mag für Sie ganz wichtig sein zuerkennen, dass dies höchst individuell ist und dass andere Menschenganz andere Situationen mit dem Gefühl von Freiheit verbinden.Hier kommt also Ihre Individualität zum Ausdruck und gleichzeitig ist

es Ihnen vielleicht schon jetzt deutlich, wie willkürlich die Verbin-dung einer (äußeren) Situation mit diesem Freiheitsgefühl ist. Darinliegt eine große Chance, Ihr Leben neu und anders zu gestalten, dennSie sind schließlich derjenige, der die Verknüpfung zwischen dem Ge-fühl von Freiheit und einer bestimmten Situation aufgebaut hat. Dasmuss nicht bewusst passiert sein, in aller Regel ist es im Lauf der Erzie-hung oder Ihrer weiteren Entwicklung unterbewusst passiert.Frei zu sein bedeutet auch, in jeder beliebigen Situation ein bestimm-

tes Gefühl hervorrufen zu können. Das ist sogar eine andere und viel-leicht sogar wichtigere Art der persönlichen Freiheit, als diese „nur“ inder einen oder anderen Situation erleben zu können, die Sie mehroder weniger zufällig mit dem Begriff Freiheit verknüpft haben. Sokönnten Sie sich zum Beispiel schon jetzt bewusst machen, dass Sie je-derzeit eine freie Entscheidung getroffen haben, um das Leben so zuleben, wie Sie es heute tun. Das bedeutet also konkret, dass Sie selbstvöllig eigenverantwortlich und damit völlig frei entschieden haben,

eventuell auch in Unfreiheit beziehungsweise in einer Situation zu le-ben, die Sie als unfrei empfinden.

Beispiel: Eingeschränkt durch das LebenIch höre an dieser Stelle immer wieder von Seminarteilnehmern,dass sie sich schließlich nicht frei entscheiden könnten, zum Beispielweil sie Kinder hätten oder Haustiere, die einen bestimmten Lebens-wandel vorschrieben. Und sie haben Recht, denn die Entscheidun-gen der Vergangenheit fordern ihre Konsequenzen. Auf der anderen

Seite sind viele Menschen erheblich freier, als sie bisher geglaubthaben.

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Werte und Gefühle

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Machen Sie sich bewusst, dass Sie jeden Tag die Entscheidung treffen,so zu leben wie Sie es heute tun. Sobald Sie keine Lust mehr haben, soweiter zu leben, gibt es folgende Möglichkeiten: Sie nehmen die Situa-tion an, Sie verändern Ihre Gefühle für die Situation oder Sie änderndie Situation. Das englische Sprichwort “Love it, leave it or change it.“bringt diesen Zusammenhang auf den Punkt.

Übung: Entdecken Sie Ihre WertehierarchieWenn Sie Ihre Gefühle anders und neu erleben möchten, ist es wichtig,sich bewusst zu machen, welche Priorität Sie den wichtigen Werten IhresLebens geben. Schreiben Sie dafür zunächst einmal alle Werte auf, die für

Sie wichtig sind, also etwa Liebe, Reichtum, Erfolg,Wissen, Gesundheit undso weiter. Nun schreiben Sie die wichtigsten zehn oder wenn Sie mehr Zeithaben auch 15 Werte aus dieser Liste auf einen anderen Zettel. Bitten Sienun einen Freund oder Ihre Partnerin beziehungsweise Ihren Partner, Ihnen jeweils zwei Werte vorzulesen und Sie geben an, welcher Wert Ihnen wich-tiger ist. Der wichtigere wird dann mit dem nächsten verglichen und soweiter bis Sie eine genaue Liste Ihrer Werte erhalten. Tragen Sie diese dannhier ein:

1. ____________________________________________________________________________

2. ____________________________________________________________________________

3. ____________________________________________________________________________

4. ____________________________________________________________________________

5. ____________________________________________________________________________

6. ____________________________________________________________________________

7. ____________________________________________________________________________

8. ____________________________________________________________________________

9. ____________________________________________________________________________

10. ____________________________________________________________________________

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Diese Wertehierarchie gibt Ihre momentane Lebenssituation vor allemdann wieder, wenn Sie sehr ehrlich damit umgegangen sind. Es ist so-zusagen der Spiegel Ihres Lebens. Das bedeutet allerdings nicht, dassSie Ihr Leben nicht schnell verändern können, in dem Sie die Wert-hierarchie passend zu Ihren (neu gesetzten) Zielen verändern. Bitte be-achten Sie, dass die Priorisierung der Werte dabei eine ausgesprochenwichtige Rolle hat, auch wenn Sie die Wirkungen vielleicht nicht sobewusst wahrnehmen, wie sie de facto erfolgen.

Beispiel: Durchschlagende WirkungEin Ziel von Gerd Hausmeier war es, mehr Geld zu verdienen, um

sich damit einen wunderschönen Urlaub, ein neues Auto und einpaar andere Dinge leisten zu können. Im Seminar formulierte erzunächst schriftlich seine Ziele. Dann machte er zusammen mit ei-nem anderen Teilnehmer die Übung zur Wertehierarchie und stelltefest, dass seine aktuellen Prioritäten nicht zu den neuen Zielen pas-sten, die er sich selbst gesetzt hatte. So fand sich der finanzielleReichtum gar nicht unter den ersten zehn Werten. Und so war esnicht verwunderlich, dass Gerds Konto ständig leer war. Wenige Ta-ge nach dem Seminar verlor Gerd seine Arbeitsstelle. Er warzunächst schockiert, erinnerte sich aber an seine neu sortiertenWerte. Und es dauerte tatsächlich nur eine Woche, bis er eine neue,deutlich besser bezahlte Arbeit fand.

Nehmen Sie die Veränderung wahr

Veränderungen im Leben zu bewirken und diese Veränderung dann

auch wahrzunehmen, ist eine wichtige Herausforderung. Viele Men-schen, die den Weg der Veränderung beschreiten, bekommen nichtimmer mit, wie sehr sie sich verändern und wie sehr sie zum Beispielauf dem Weg zu mehr emotionaler Intelligenz ein neues Leben begin-nen. Plötzlich beginnen sie Gefühle wahrzunehmen, die sie noch nieim Leben gefühlt haben oder an die sie sich zumindest nicht erinnernkonnten. Doch der Abgleich mit dem Zeitpunkt, als sie diese Gefühlenicht gefühlt haben beziehungsweise nicht mehr gefühlt haben, ge-lingt dann nicht mehr, weil sie denken, Ihr Leben sei schon immer sogewesen.

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Nehmen Sie die Veränderung wahr

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Tipp: Freunde und Bekannte werden Ihnen ebenfalls das Feedback geben,wie sehr Sie sich verändert haben. Und es kann auch eine Form von

Feedback sein, dass sich der eine oder andere Freund nicht mehr mitIhnen trifft oder dass Sie eine gute Freundin aus den Augen verlie-ren. Das geht zurück auf das oben zitierte Resonanzgesetz, denn indem Moment, in dem Sie Ihre Energie verändern, wird sich auch IhrUmfeld dramatisch ändern. Sie ziehen jetzt neue Menschen in IhrLeben, einfach deshalb, weil Sie Ihre Werte neu priorisiert haben,weil Sie sich einen neuen Zugang zu Ihren Gefühlen verschafft ha-ben und weil Sie ein neues Leben begonnen haben. Nehmen Sie al-les, was im Lauf des Lesens dieses Buches in Ihrem Leben passiert, alsFeedback für die wundervolle Veränderung, die Sie durchlaufen.

Beispiel: Veränderung und ChaosIm Seminar, das sich in Blöcken über drei Monate hinzog, war Betti-na Degenhardt vollkommen begeistert von ihren Fortschritten.Doch wenige Wochen nach Ende des Seminars schrieb sie mir einevöllig verzweifelte E-Mail, weil alles in ihrem Leben plötzlich schief 

zu laufen schien. Ihre langjährige Partnerschaft hatte sich aufgelöstund sie verlor die Wohnung, in der sie bis dahin gelebt hatte. Alldies nahm Sie zunächst nicht als Feedback auf Ihre Veränderung,sondern sie hatte den Eindruck, dass ihr Leben sich auf den Kopf ge-stellt hatte und dass alles im Chaos zu versinken drohte.Ich erinnerte diese Teilnehmerin in einem Telefonat daran, dass diesgenau die Art und Weise ist, wie sich die Veränderung der eigenenEnergie auswirkt. Und ich versicherte ihr, dass sich das Leben zumGuten wendet, in dem Moment in dem wir Menschen uns auf den

Weg zu mehr Freiheit und zu mehr Emotionalität machen.

Es ist sinnlos, Angst vor dieser Veränderung zu haben, die sichzwangsläufig ereignet, wenn Sie sich neue Ziele setzen und Ihre Werteneu priorisieren. Im Gegenteil ist es wundervoll, wenn die Dinge inBewegung kommen, denn Menschen wollen das Alte gerne loslassen,sobald sie sicher sind, dass etwas Neues an dieselbe Stelle treten wird,das viel wunderbarer ist.Nachdem Sie den Status quo Ihres Gefühlslebens festgestellt haben,werden Sie Schritt für Schritt die Lust verspüren, sich neue Möglich-keiten zu erschließen.

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Lektion 1: Wie emotional intelligent sind Sie?

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Zusammenfassung

● Glaubenssätze sind das Fundament Ihres Lebens. Sie erleben im-mer nur das, was Sie über die Welt glauben.

● Lassen Sie alte Glaubenssätze los, die Ihnen auf dem weiteren Wegnicht mehr als hilfreich oder nützlich erscheinen.

● Erinnern Sie sich an Situationen, in denen Sie sich gut gefühlt ha-ben. Diese Erinnerungen machen Ihnen Ihren emotionalen Reich-tum bewusst.

● Lernen Sie, neue Deutungen für solche Situationen zu finden, indenen Sie sich unwohl fühlen oder gefühlt haben.

● Nehmen Sie die Gefühle, die Sie im Moment empfinden, immerbewusster wahr.

● Gefühle sind auch ein Hinweis darauf, was Sie denken. Da Sie IhreGedanken jederzeit positiv verändern können, werden sich dannauch Ihre Gefühle positiv verändern.

● Nach dem Resonanzgesetz ziehen Sie Menschen und Begebenhei-ten in Ihr Leben, die zu Ihrer Energie passen. Ändern Sie diese En-ergie und damit den Rest Ihres Lebens.

● Wenn Sie etwas Neues lernen oder erreichen möchten, umgebenSie sich mit Menschen, die diese Hürde bereits erfolgreich gemeis-tert haben.

● Seien Sie sich bewusst, dass auch die Freiheit in Ihrem Kopf be-ginnt, bevor Sie sie in Ihrem Leben erleben.

● Die Priorisierung Ihrer Werte sollte Ihren aktuellen Zielen entspre-chen.

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Zusammenfassung

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Lektion 2:So werden Sie selbstbewusst

Was verbinden Sie mit dem Begriff Selbstbewusstsein? In unserer Ge-sellschaft wird es nicht von allen Menschen als positiv angesehen,wenn jemand zum Beispiel ein selbstbewusstes Auftreten hat oder alsselbstbewusst tituliert wird. Der Begriff mag für Sie auch eng verbun-den sein mit Arroganz oder Hochnäsigkeit. Am einfachsten ist es, dasWort in seine Bestandteile zu zerlegen. Dann bedeutet Selbstbewusst-

sein, sich seiner selbst bewusst zu sein. Das trifft auf solche Menschenzu, die wissen, welche Fähigkeiten und Eigenschaften sie haben. Siehaben eine gute Vorstellung von sich selbst und können ihre Reaktio-nen gut einschätzen. Wenn Sie Selbstbewusstsein so definieren, ver-liert der Begriff sein negatives Image und er hat dann viel mit Persön-lichkeitsentwicklung zu tun. Auch dieses Buch ist ja ein Wegweiser auf dem Weg zu mehr Selbstbewusstsein, denn Selbstbewusstsein ist einTeil der emotionalen Intelligenz und der Weg führt über die gezielte

Entwicklung neuer Fähigkeiten.Sie sind der Mensch, der sich aus den vielen vergangenen Situationendie Sie erlebt haben, sozusagen zusammensetzt. Sie sind also das Er-gebnis Ihrer eigenen Vergangenheit. Das bedeutet jedoch nicht, dassSie nicht ein Selbstbewusstsein entwickeln könnten, das dafür sorgt,dass Sie ein ganz anderer Mensch werden. Wie lange ein solcher Pro-zess dauert, das hängt vor allem davon ab, was für ein Mensch Sie seinwollen.

Beispiel: Auch ein Choleriker kann sich verändernErnst Luber war ein cholerischer Mensch, der sich nicht viel um sei-ne Gefühle scherte. So nahm er auch seine Minderwertigkeitsge-fühle nicht wahr, obwohl sie für jeden Mitarbeiter seines mittel-ständischen Werkzeugmaschinenunternehmens offen sichtbar wa-ren. Denn sie waren der eigentliche Grund für seine wütenden Aus-brüche, die von vielen gefürchtet wurden. Als seine Frau ihn einesTages zusammen mit den beiden Kindern verließ, wurde Ernst nach-

denklich. Er suchte sich einen fähigen Persönlichkeitscoach und ar-beitete mit diesem gezielt daran, sein Selbstwertgefühl aufzubauenund seine Wutausbrüche in den Griff zu bekommen. Heute, gut

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zwei Jahre nach der ersten Sitzung, ist Ernst ein viel fröhlichererMensch. Und er hat auch wieder einen freundschaftlichen Kontaktzu seiner geschiedenen Frau und den Kindern.

Selbsterkenntnis und SelbstfindungZwei weitere Begriffe spielen auf dem Weg zu mehr Selbstbewusstheiteine Rolle, die Selbsterkenntnis und die Selbstfindung. Die Selbster-kenntnis ist der rückwärts gerichtete Teil des Selbstbewusstseins, alsodas Wissen darüber, wer ich bin. Die Selbstfindung ist ein in die Zu-kunft gerichteter Prozess. Wenn sich jemand entwickeln kann, dann

bedeutet dies doch, dass etwas in ihm sozusagen eingepackt wordenist, das jetzt ausgewickelt werden darf beziehungsweise sich ent-wickeln darf. Und tatsächlich wussten Sie vielleicht in Ihrer Pubertätnoch sehr genau, wie Sie als Erwachsener sein wollten. Und auch da-vor, in Ihrer Kindheit, scheinen ein paar Fähigkeiten eingewickeltworden zu sein, die Sie nun wieder zum Vorschein bringen dürfen.

Tipp: Wenn Sie sich noch besser an Ihre Jugendträume erinnern möchten,

hilft es sicher, eine CD oder eine Schallplatte aus der damaligen Zeitzu hören, während Sie in den Erinnerungen schwelgen. ProbierenSie es gleich aus.

Auch der Begriff der Selbstfindung hat diese nach innen gerichteteKomponente: Denn er sagt aus, dass Sie etwas in sich selbst findenkönnen, es muss also schon da sein. Falls Ihnen dieser Umgang mitSprache ungewöhnlich vorkommt, dann empfehle ich Ihnen, ihn

häufiger zu nutzen. Zerlegen Sie die Wörter in ihre Bestandteile, denndas macht nicht nur Spaß, Sie lernen dadurch auch, aufmerksamermit Sprache umzugehen. Vielleicht also ist die Selbstfindung nötig,weil durch unsere Erziehung oder andere Umstände Bestandteile IhresSelbst verschüttet oder überdeckt wurden.Selbstfindung besitzt aber auch den Aspekt der Erfindung Ihres Selbst,die sehr gezielt ablaufen kann. Auch im Wort „Erfindung“ steckt dasWort „finden“ und es bedeutet, dass Sie jederzeit in der Lage sind, sichneu zu definieren. In diesem Kapitel beschränke ich mich vor allemauf diesen Aspekt, der in der zukünftigen Entwicklung Ihrer Persön-lichkeit liegt. Es ist also entscheidend, dass Sie in einem ersten Schrittklar festlegen, was für ein Mensch Sie sein möchten.

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Selbsterkenntnis und Selbstfindung

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Übung: Welcher Mensch sind Sie in zehn Jahren? (Bitte schreiben Sie hier auf, welche Eigenschaften und Fähigkeiten Sie

selbst in zehn Jahren von heute an haben werden. Sind Sie zum Beispielein freundlicher Mensch, der gerne mit Kindern umgeht? Wollen Sie mehrMut haben oder mehr Selbstbewusstsein erlangen? Schreiben Sie all diesauf und konzentrieren Sie sich dabei auf Ihre Eigenschaften:

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Fällt es Ihnen schwer, Ihre eigene eigene Entwicklung zu planen? Viel-

leicht haben Sie sich über dieses Thema noch nie Gedanken gemachtund sind eventuell sogar davon ausgegangen, dass Sie eben eine Per-sönlichkeit sind, die unveränderbar für den Rest des Lebens so bleibenwird wie sie ist. Ich lade Sie ein, den Weg der Selbstfindung bewusstund heute zu beginnen.Falls Sie bisher nur die Hürden Ihres aktuellen Lebens sehen, dann fra-gen Sie sich doch bitte, was Sie machen würden, wenn Sie allebenötigten Ressourcen zur Verfügung hätten. Das betrifft sowohl Ihre

persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten als auch alle äußerenUmstände, die sich in Ihrem Leben manifestiert haben.

Ziele sind Voraussetzung für Selbstbewusstsein Jeder Mensch sollte immer die größte Vision im Auge haben, die ervon seinem Leben hat. Falls Sie also noch keine größte Vision von sichselbst und von Ihrem Leben entwickelt haben, dann wird es jetzt wirk-

lich Zeit. Es spielt keine Rolle, ob Sie der Überzeugung sind, dass Siediese Vision eines Tages auch erreichen werden. Sie muss sozusagennicht realistisch sein, sondern hier ist die Gelegenheit zum Träumen.Welchen Traum möchten Sie gerne leben?

Übung: Die größte Vision Ihres LebensSie haben alle Möglichkeiten, alle Ressourcen und auch genug Geld, umdas zu werden, was Sie ein möchten. Schreiben Sie hier auf, wie Ihr Leben

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Vielleicht haben Sie die letzten beiden Übungen nur schnell überflo-gen, ohne sich Ihre Ziele wirklich bewusst zu machen. Das ist einegute Entscheidung, denn dann werden Sie schneller mit dem Lesendieses Buches fertig sein. Und Sie können das Fassen Ihrer Ziele selbst-verständlich auf den Zeitpunkt verlegen, wenn Sie das Buch längst zuEnde gelesen haben. Wann genau werden Sie Ihrem Leben eine neueRichtung geben? Schriftlichkeit hilft Ihnen, die Manifestation zu be-schleunigen, weil Ihre Gedanken dann zum ersten Mal materialisiertwerden. Selbstverständlich gibt es auch andere Wege zum Ziel.

Beispiel: Ihre Vision hatte sie noch nie gemalt Vera Klingenberg ist eine Malerin, die ich im Umfeld eines Seminarskennen gelernt habe. Sie wollte endlich ein ganz anderes Leben ge-nießen, einen Partner finden, ein neues Haus mit genügend Platz.Und Sie wollte regelmäßig auch in Italien sein, denn sie liebte diesesLand. Ich fragte sie also, ob es schon eines oder mehrere Bilder mitdiesen wundervollen Szenen gebe, die sie erleben wollte. Doch siezeigte mir nur Bilder mit dunklen, depressiven Szenen. Und dasfröhlichste Bild zeigte einen Strand mit Segelbooten, auf dem keine

Menschen und keine Sonne zu sehen waren. Nach unserem Ge-spräch konnte es diese Künstlerin kaum erwarten, nach Hause zuihrer Staffelei zu kommen, um endlich das künstlerisch auszu-drücken, nach dem sie sich so lange gesehnt hatte.

Obwohl also diese Frau sehr wohl in der Lage war, ihre als traurig emp-fundene Vergangenheit in vielen Bildern auszudrücken, hatte sie esnicht gewagt, den Blick nach vorne zu werfen und den Menschen

künstlerisch zu erschaffen, der sie gerne sein wollte. Und so gestaltetesich auch ihr Leben als ständige Wiederholung der Vergangenheit.Aus dem Blickwinkel eines neuen Selbstbewusstseins bedeutet dies al-so, dass Sie sich bewusst werden, welche Ziele Sie verfolgen und wieIhre persönliche Zukunft aussehen soll. Selbstfindung ist dann eineArt Soll-Ist-Vergleich, den Sie gerne auch regelmäßig durchführenkönnen. Das hat den Vorteil, dass Sie ständig messen, wie viel Sie sichIhren persönlichen Zielen schon genähert haben.

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Ziele sind Voraussetzung für Selbstbewusstsein

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Die optimale Zielplanung

Für Ihre persönliche Zielplanung ganz wesentlich ist es, Ihre persönli-che Entwicklung positiv zu beschreiben. Also hilft der Satz: „Ichmöchte nicht mehr so ängstlich sein, wenn ich mit meinem Chef re-de.“ nicht sehr viel, weil damit der Fokus auf die Ängstlichkeit gelegtwird. Besser ist es hier zu formulieren: „Ich möchte bei Gesprächenmit meinem Chef selbstbewusst auftreten und für meine eigenen Zie-le einstehen.“Damit verbunden ist die Empfehlung, nicht den Prozess zu beschrei-ben, sondern das endgültige Ziel. Es macht also wenig Sinn, als Ziel zu

formulieren: „Ich möchte mit anderen Menschen freundlicher umge-hen können.“, weil das Wort freundlicher hier keinen genauen Maß-stab festlegt und zudem einen Prozess beschreibt. Besser ist es, dass Siezum Beispiel Wörter wie „sehr freundlich“ oder eine ähnliche für Siepassende Redewendung benutzen. Das ist auch der Grund, warum derWunsch „Ich möchte abnehmen.“ nicht funktioniert. Denn darin istder Prozess beschrieben, nicht das Ergebnis. Und den Prozess des Ab-nehmens erreichen Sie selbstverständlich am einfachsten, wenn Sie

vorher noch schnell zunehmen. Das können Sie dann ständig wieder-holen: zunehmen, abnehmen, zunehmen, abnehmen – und siehe da:Sie nehmen ständig ab und haben damit Ihr Ziel erreicht. Man nenntdas auch Jojo-Effekt.Viele Menschen glauben nicht, dass sie in sehr kurzer Zeit eine deut-lich wahrnehmbare, positive persönliche Entwicklung durchlaufenkönnen. Daher hat sich die Zehnjahresperspektive bei der persönli-chen Planung bewährt, auch wenn Sie absehbar die meisten gesetzten

Ziele früher als erwartet erreichen werden. Das liegt in der Natur derSache: Wenn Sie bisher Ihr Leben planlos angegangen sind, dann ha-ben Sie nie einen Vergleich zwischen Ihrer Planung und der Errei-chung eines persönlichen Ziels messen können. Sie haben also genaugenommen überhaupt keine Idee, wie lange es dauert, ein Ziel ver-nünftig zu planen und es dann auch zu erreichen. Deshalb ist dieSchriftlichkeit so wichtig.

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Tipp: Stellen Sie sich vor, in acht Jahren von heute an dieses Buch mit-samt Ihren Notizen zur Hand zu nehmen und noch einmal nachzu-

lesen, was Sie damals so geplant hatten. Und dann schauen Sie sichum und merken, dass Sie tatsächlich in Ihrem Traumhaus leben,tatsächlich Ihr Traumauto fahren und mit einem wundervollenMenschen zusammenleben, den Sie sehr lieben. Und dann schmun-zeln Sie, weil Sie sich nicht mehr daran erinnert hatten, dass diesewundervolle Entwicklung seinerzeit mit diesem Buch begonnen hat.

Anderen eigene Ziele vermittelnWenn Sie Ihre Ziele mit anderen Menschen, also zum Beispiel IhremPartner oder Ihren Kindern, abstimmen möchten, ist es wichtig, dassSie lernen, über Ihre Ziele richtig zu sprechen. Viele Menschen gehendavon aus, dass jeder andere Mensch die Welt genauso sieht wie sieselbst. Das ist ein Trugschluss! In Bezug auf die Ziele kann es wichtigsein, andere Menschen einzubeziehen um zu registrieren, welche Zie-le sie haben und wie sich diese Ziele der anderen Menschen mit Ihren

Zielen verbinden lassen.

Beispiel: Aneinander vorbei gelebtElke und Paul Kotschorek leben seit vielen Jahren zusammen. Beider Frage nach ihren gemeinsamen Zielen müssen sie dennoch pas-sen. Elke erinnert sich immerhin, dass sie sich seinerzeit zur Hoch-zeit vorgenommen hatten, einmal gemeinsam eine Weltreise zu un-ternehmen. Doch dazu ist es dann nicht gekommen, aus vielen ver-

schiedenen Gründen. Das Paar merkt auch, wie sehr ihm eine ge-meinsame Perspektive fehlt, irgendwie ist die Luft raus aus der Part-nerschaft. Jeder der beiden geht seiner Wege, hat eigene Freundeund die wenigen gemeinsamen Stunden verbringen Elke und Paulvor dem Fernseher.

Ziele und ihre KonsequenzenEin weiterer Aspekt der richtigen Zielformulierung ist es, die Konse-quenzen abzuschätzen. Es kann zum Beispiel sein, dass Sie mit IhrenEigenschaften eine bestimmte Partnerin oder einen bestimmten Part-ner in Ihr Leben geholt haben, mit dem Sie jeden Tag zusammen le-

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Anderen eigene Ziele vermitteln

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ben. Machen Sie sich bewusst, dass eine deutliche Veränderung IhresSelbstbewusstseins auf diesen Partner abschreckend wirken kann. Esgibt nicht die Garantie, dass dieser Mensch sich genauso verändert,wie Sie es tun.Diese Entwicklung ist positiv, weil sich daraus viele neue Möglichkei-ten ergeben, spannende, interessante und passende Menschen in daseigene Leben zu ziehen. Machen Sie sich solche Konsequenzen Ihrerpersönlichen Zielplanung bewusst, um dann abzuschätzen, ob Sie die-ses Ziel wirklich verfolgen wollen. Das hängt einmal mehr auch sehrmit Ihren persönlichen Glaubenssätzen zusammen.

Übung: Was das Erreichen Ihrer Ziele für Sie bedeutet Nehmen Sie Ihre große Vision oder vielleicht auch nur einen Teil davon, et-wa die Art, in der Sie leben werden. Und machen Sie sich dann die Konse-quenzen bewusst, die aus dieser Lebensweise resultieren. Welche Men-schen werden Sie loslassen müssen, damit dies wahr werden kann? Wasglauben Sie über Menschen, die so leben wie Sie dann leben werden? Sei-en Sie ehrlich zu sich!

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Vielleicht haben Sie bei dieser Übung bemerkt, dass Sie ganz viele ein-schränkende Glaubenssätze über wohlhabende Menschen in sich tra-gen. Vielleicht glauben Sie, dass Sie Ihre Gefühle abstellen oder arro-gant werden müssen, um so zu leben. Was auch immer es ist, Sie ler-nen aus dieser ehrlichen Aufstellung auch, warum Sie nicht heuteschon so leben, denn Sie haben diesen Lebensstil abgestoßen. Also

werden Sie diese einschränkenden Glaubenssätze loslassen wollen,um Ihre Ziele wirklich zu erreichen. Oder Sie verändern Ihre Ziele so,dass Sie die negativen Auswirkungen nicht zu befürchten brauchen.Teil der persönlichen Zielplanung ist es, dass Sie jedes gesetzte Ziel al-leine erreichen. Schließlich hilft es Ihnen wenig zu planen, dass IhrPartner sich verändern muss, damit Sie eine glückliche Beziehung le-ben können, in der Sie auch selbstbewusst auftreten können. So funk-tioniert das nicht. Formulieren Sie die Ziele immer so, dass Sie von an-deren Menschen unabhängig und damit nur von Ihrer eigenen Ent-wicklungsfähigkeit abhängig sind. Das ist der einzige Faktor, den Sieselbst unter Kontrolle haben und einplanen können.

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Sobald Sie sich diese Faktoren der Zielplanung bewusst gemacht ha-ben, können Sie noch einmal darüber nachdenken Ihre Zehnjahres-perspektive in den Griff zu bekommen. Folgende Fragen helfen Ihnen,die einzelnen Lebensbereiche detaillierter zu planen.

Übung: Wie leben Sie in zehn Jahren genau? Falls Sie ein wenig Unterstützung bei der Zielplanung benötigen, helfenIhnen die folgenden Fragen weiter.Wie sieht das Haus aus, in dem Sie in zehn Jahren leben?

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Beschreiben Sie Ihre Partnerschaft:

__________________________________________________________________________Welche Freunde haben Sie?

__________________________________________________________________________Haben Sie Kinder? Und was machen die in zehn Jahren?

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Welcher Berufung werden Sie folgen?

__________________________________________________________________________Wo arbeiten Sie?

__________________________________________________________________________Wie sehen typische Urlaube aus, die Sie dann genießen?

__________________________________________________________________________Was für ein Auto fahren Sie oder welche anderen Fortbewegungsmittel –Motorräder, Boote, Wohnmobil und so weiter – haben Sie dann?

__________________________________________________________________________Was wünschen Sie sich noch?

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Ziele und ihre Konsequenzen

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Diese Übung wird Ihnen vielleicht noch ein paar Tage im Kopf herumgehen, denn es ist schließlich Ihr ganzes Leben, das Sie gerade so pla-nen wie es Ihnen passt. Sobald dieses Thema immer mal wieder in IhrBewusstsein tritt, nutzen Sie die Chance, Ihre eigene Perspektive ge-nauer auszufeilen. Übrigens ist es keineswegs nötig, das Vorhandeneabzulehnen, um etwas Neues zu entwickeln. Tatsächlich ist es in man-cher Hinsicht ganz wichtig, das Bestehende zu akzeptieren, damit esgenügend Raum für neue Möglichkeiten gibt.

 Veränderungen beginnen bei Ihnen selbstDas Setzen großer Ziele kann viel in Schwung bringen und es ist eineVoraussetzung für die Entwicklung Ihres Selbstbewusstseins. Denn esleuchtet Ihnen sicherlich ein, dass Sie mit Ihren Fähigkeiten und Ei-genschaften, die Sie bis heute entwickelt haben, nur das erreichenkönnen, was Sie bis heute erreicht haben. Wenn Sie also andere Resul-tate erzielen wollen, dann ist es entscheidend, dass Sie neue Eigen-schaften entwickeln und auch neue Fähigkeiten.

Tipp: Stellen Sie sich einfach jeden Tag die Frage, was Sie heute andersmachen werden als jemals zuvor in Ihrem Leben.

Das Entwickeln Ihres Selbstbewusstseins ist ein ganz entscheidenderFaktor, damit Sie die Fortschritte, die Sie selbst gemacht haben, auchüberprüfen können. Sonst stellen Sie gar nicht fest, dass sie immerwieder dieselben Ereignisse in ihr Leben ziehen. Tatsächlich ist dies ei-

ne sehr wichtige Entdeckung, die Sie bald machen werden, wenn Siesie noch nicht gemacht haben: Das Leben zeigt sich immer von einerähnlichen Seite. Auch wenn Personen, Orte und die konkrete Hand-lung immer anders sind, bleibt das Erlebte von der Struktur her ähn-lich. Das ist logisch, wenn Sie bedenken, dass Sie mit Ihrer persönli-chen Ausstrahlung Lebensumstände und Menschen in Ihr Leben zie-hen. Und folglich wird sich Ihr Leben und das, was Sie jeden Tag erle-ben, nur dann verändern, wenn Sie sich verändern.

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Beispiel: Der Neue ist wie der AlteSusanne Eberl hat sich nach fünf Jahren Firmenzugehörigkeit end-lich entschieden, eine neue Stelle anzunehmen. Sie hat es satt, inder kleinen Schreinerei mit einem launischen Chef und seiner zicki-gen Ehefrau zu arbeiten. In der neuen Firma, die immerhin 35 Mit-arbeiter hat, verspricht alles besser zu werden. Wie erstaunt ist Su-sanne, als sie nach wenigen Monaten auch in der neuen Firma auf massive Schwierigkeiten stößt. Ihr Vorgesetzter ist ebenfalls lau-nisch, doch das hat Susanne erst nach einigen Wochen herausbe-kommen. Und ihre Kollegin erinnert sie sehr an die Frau ihresExchefs.

So wie Susanne geht es vielen Menschen, nicht nur im beruflichenUmfeld. Sie hat einfach noch nicht verstanden, dass sie für ihre Le-bensumstände selbst verantwortlich ist und mit ihrer AusstrahlungMenschen und Umstände in ihr Leben zieht.

Innere Bilder organisieren, Ziele erreichen

Sie nehmen die Welt so wahr, wie Ihre unterbewussten Filter im Lauf Ihrer Entwicklung und Ihres Heranwachsens gesetzt und eingestelltworden sind. Das ist ein sehr wichtiger Aspekt des Menschseins, weiles bedeutet, dass jeder andere Mensch logischerweise andere Filter hatund damit die Welt anders wahrnimmt als Sie. Unterbewusste Filtersind durch die Beschränkung unserer bewussten Kapazitäten nötig,weil wir ansonsten nicht lebensfähig wären. Denn um uns herum pas-siert unglaublich viel, auch gerade jetzt, während Sie einfach nur da

sitzen und dieses Buch lesen. Welche Geräusche gibt es in dem Raum,in dem Sie gerade jetzt sind. Können Sie aus einem Fenster schauen?Sind andere Menschen um Sie herum? Wie warm ist es? Wie fühlt sichder Stuhl an, auf dem Sie sitzen?Wenn all diese Eindrücke gleich wichtig wären, würden Sie diesesBuch nicht lesen können. Stattdessen haben Sie sich auf das Lesenkonzentriert, bis Ihre Aufmerksamkeit durch die gerade gestellten Fra-gen auf andere Aspekte Ihrer Umgebung gelenkt wurde. So wirken dieunterbewussten Filter, es wird einfach all das für unwichtig erklärt,was Ihrem momentanen Ziel – dem Wahrnehmen des Inhalts diesesBuches – nicht entspricht.

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Innere Bilder organisieren, Ziele erreichen

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Auch mit den großen Zielen, die Sie gerade für Ihr ganzes Leben ge-setzt haben, funktioniert es ähnlich: Das Unterbewusstsein filtert allesheraus, was nicht zu diesen Zielen passt. Sie werden es einfach garnicht mehr wahrnehmen und damit wird es aus Ihrem Leben ver-schwinden.

Übung: Ihre inneren ProzesseDenken Sie einmal daran, eine Spinne vor Ihrem inneren Auge zu sehen – jetzt. Wie genau sieht die Spinne aus? Bewegt Sie sich? Ist das Bild farbigoder schwarz-weiß? Wie groß ist die Spinne, weit weg und klein, normalgroß oder vielleicht sogar größer als im richtigen Leben? Und wie fühlen

Sie sich, wenn Sie sich bewusst machen, wie diese Spinne aussieht, die Siesich nur vorstellen?Beginnen Sie nun, die Attribute des inneren Bildes zu verändern: MachenSie das Bild oder den Film größer. Machen Sie ihn viel kleiner. Geben SieFarben hinzu oder nehmen Sie Farben weg. Lernen Sie, dass sich auch IhrGefühl verändert, je nachdem, wie das Bild aussieht, das Sie unter Ihrervollen Kontrolle haben.

Nehmen Sie sich Zeit für diese Übung und wiederholen Sie sie mit an-deren Menschen, Tieren oder Dingen in den nächsten Tagen immerwieder. So erschließen sich Ihnen innere Prozesse, die bisher unterbe-wusst automatisch abgelaufen sind. Und Sie sollten bedenken, dass je-der Mensch diese Prozesse auf individuelle Weise ablaufen lässt. Je-mand, der Angst vor Spinnen hat, wird sie in der Regel größer als nor-mal, bewegt und sehr nah sehen. Jemand, der mit Spinnen gut umge-hen kann, sieht sie bestenfalls in ihrer normalen Größe. Individualität

bedeutet also, dass jeder von uns seine eigenen unterbewussten Pro-zesse hat. Dass Sie diese ab heute gezielt beeinflussen können heißt,dass Sie auf dem Weg zur einem neuen Selbstbewusstsein und zu mehremotionaler Intelligenz sind.

Beispiel: Ich habe gar kein BildManche Seminarteilnehmer nehmen zunächst gar nicht wahr, dasssie innere Bilder sehen können. Dabei ist dies ein ganz normalerProzess. Hier hilft dann die Frage, welche Farbe das Bild hat, das sie

nicht sehen. Und dann kommt meist eine sehr spontane Antwort,die eben mehr Bewusstheit schafft auch dafür, dass die Farbe demBild entspringt, das immer deutlicher und klarer wird.

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Ängste lassen sich schnell auflösen

Sobald Sie verstanden haben, wie Sie Ihre innere Bilderwelt organisie-ren, können Sie die meisten Ängste in kürzester Zeit überwinden. Ma-chen Sie sich einfach bewusst, wie das Bild von der gefürchteten Si-tuation aussieht. Und prüfen Sie, welche besseren Gefühle durch einegezielte Veränderung dieses Bildes möglich werden. Das ist eines derwesentlichen Geheimnisse der schnellen Phobieheilung, die im thera-peutischen Kontext sehr erfolgreich eingesetzt wird.Denn Angst zu haben bedeutet ja nur, dass Sie mit einem inneren Bilddas Gefühl von Angst verknüpft haben. Und sobald dieses Bild auf-

taucht, entweder weil Sie es sich vorstellen oder weil Sie es tatsächlichim Außen sehen, feuern die Neuronen, die für die Angst zuständigsind. Durch das gezielte Verändern von inneren Bildern werden dieseneuronalen Vernetzungen für immer durch neue, angenehmere er-setzt.

Tipp: Sicherlich ist es hilfreich, bei konkreten Ängsten den Vorgang der Veränderung der inneren Bilder mehrfach zu durchlaufen und da-

mit Ihr Unterbewusstsein neu zu konditionieren, damit es zuverläs-sig die neue Vernetzung in Ihrem Gehirn aktiviert, wenn eine ent-sprechende Situation auftritt.

Es gibt eine Reihe von Menschen, die Angst vor der persönlichen Ver-änderung haben. Wenn Sie sich den inneren Prozess anschauen, läuftdieser genauso ab, als wenn Sie Angst vor einer Spinne, vor dem Auto-fahren oder vor Höhe haben. Denn wir Menschen machen uns in ei-

ner bestimmten Art und Weise Angst vor etwas, meist ohne genau be-gründen zu können, warum wir diese Angst haben. Es mag sein, dassSie sich an eine Situation aus Ihrer Kindheit erinnern, in der Sie einebestimmte Angst zum ersten Mal hatten. Doch diese Erkenntnis allei-ne bringt Sie überhaupt nicht weiter. Entscheidend ist Ihre Fähigkeit,ab sofort die Situation neu zu bewerten und mit Ihren inneren Bildernund Filmen anders umzugehen.

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Ängste lassen sich schnell auflösen

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 Verlassen Sie Ihre Komfortzone!

Die Komfortzone beschreibt den Bereich von Erlebnissen und Hand-lungen eines Menschen, in denen dieser sich üblicherweise bewegtund wo er sich wohl fühlt. Viele Menschen haben eine vergleichswei-se kleine Komfortzone, das heißt, dass sie wenig neue Dinge auspro-bieren und sich auch nur selten aus dem gewohnten Spielraum herauswagen. Ein neues Selbstbewusstsein, neue Fähigkeiten und neue Ei-genschaften zu entwickeln bedeutet in jedem Fall, die eigene Kom-fortzone mehr oder weniger deutlich zu verlassen. Insofern werden Siein den kommenden Tagen und Wochen gerne trainieren wollen, diese

Komfortzone hinter sich zu lassen und damit neue Möglichkeiten fürsich und Ihre Zukunft zu erschließen. Dies bedeutet nicht nur, dassIhnen die Veränderung ab sofort Spaß macht, sondern es ist sozusagenein neuer Drang, den Sie sukzessive entwickeln werden, immer neueSituationen und damit auch immer neue Gefühle zu erleben. Es wirdeine großartige Möglichkeit für Sie sein, die eigene Veränderung auchbei sich selbst zu bemerken, weil Sie plötzlich Dinge tun, die Sie frühernicht gewagt hätten.

Beispiel: Das besondere GeburtstagsgeschenkHelga und Klaus Baumann machen sich gegenseitig immer ganz be-sondere Geburtstagsgeschenke: Sie suchen für den anderen immereine Gelegenheit aus, die eigene Komfortzone zu verlassen. So hatKlaus seiner Frau im vergangenen Jahr einen Tauchurlaub ge-schenkt, bei dem sie den PADI-Tauchschein erwerben konnte. Zwarhatte Helga große Angst vor dem Tauchen, aber sie wusste, dass sie

es schaffen würde und profitierte sehr davon, ihre Ängste zu über-winden und in das Südsee-Korallenriff abzutauchen. Klaus bekamdann einen Tandem-Fallschirmsprung von Helga geschenkt. Denhatte er sich auch schon länger gewünscht, obwohl er ebenfallsAngst davor hatte, sich dieser Herausforderung zu stellen.

So unterstützt sich dieses Paar liebevoll bei der persönlichen Weiter-entwicklung, die immer auch damit zu tun hat, Dinge zu unterneh-men, die Sie sich noch nie zugetraut haben. Als Kind haben Sie nahe-zu jeden Tag Ihre Komfortzone verlassen, vielleicht sogar ohne dieseKomfortzone bewusst zu erkennen. Viele Eltern schränken heute ihreKinder zu sehr ein, weil sie Angst davor haben, dass diese sich verlet-

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zen könnten bei dem Versuch, die eigene Komfortzone ständig zu er-weitern. Doch genau dies bedeutet Heranwachsen, es geht darum,ständig Neues auszuprobieren und Neues zu erleben. Neugierde ist ei-ne ganz selbstverständliche und natürliche Eigenschaft, mit der auchSie geboren wurden und die Sie mehr oder weniger stark in Ihrer Kind-heit ausgelebt haben. Auch als Erwachsener können Sie diese Neugier-de jeden Tag ausleben, sobald Sie sich dafür wieder bewusst entschei-den.

Andere Menschen einbeziehenBei der Vermittlung der eigenen Ziele ist es ganz wichtig, die Men-schen in Ihrer Umgebung soweit wie möglich einzubeziehen, wennSie dies wünschen und wenn dies vielleicht bei der Erreichung IhrerZiele entscheidend ist. Eine Möglichkeit in diesem Prozess erfolgreichzu sein ist es, die anderen das zuvor gesagte wiederholen zu lassen.Wenn Sie also Ihr Gegenüber fragen, was bei der Vorstellung Ihrer Zie-le angekommen ist, dann mag dieser etwas ganz anderes wiederholenals Sie Ihrer Meinung nach gesagt haben. Das bedeutet nicht, dass Ihr

Gegenüber ungehobelt ist oder sich nicht für Ihre Ziele interessiert. Esist lediglich ein Hinweis darauf, dass wir alle tatsächlich in einer un-terschiedlichen Welt leben und deshalb auch die Worte und Sätze un-terschiedlich interpretieren und verschiedene Bilder in unserem Kopf haben.

Beispiel: Bleiben Sie bei Ihren Zielen Vielleicht sitzen Sie Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin bald gegen-

über und erzählen davon dass Sie Fallschirmspringen lernen wollen.Ihr Gegenüber reagiert vielleicht verdutzt, weil er diesen heimlichenWunsch, den Sie vielleicht schon seit vielen Jahren in sich tragen,nicht kannte. Und dann mag es eine Äußerung geben wie: „Aha, Duwillst also eine Sportart ohne mich machen, denn Du weißt ja, dassich Höhenangst habe.“ In solchen Situationen ist es ganz wichtig,die Ruhe zu bewahren und dem Anderen die eigenen Vorstellungenin aller Ruhe und Gelassenheit rüberzubringen.

Das mag gerade für Paare am Anfang eine schwierige Übung sein,wenn sie diese Art der Kommunikation miteinander nicht gewöhntsind. Und selbst geübte Kommunikatoren beziehen manche Aussagen

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Andere Menschen einbeziehen

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auf sich, obwohl diese gar nichts mit ihrer Person zu tun haben. SehenSie also die Kommunikation über eigene Ziele als einen Entwicklungs-prozess, den Sie vielleicht mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner ge-meinsam durchlaufen wollen. Und es kann schon eine Zeit lang dau-ern, bis Sie in aller Ruhe über Ihre Ziele sprechen können, ohne dasssich der Andere angegriffen fühlt. Dasselbe gilt selbstverständlichauch für die Kommunikation über Gefühle. Es ist ja schon ein großerSchritt, dass Sie sich selbst bewusst machen, welche Gefühle Sie insich spüren. Über diese Gefühle dann auch noch mit einem anderenMenschen zu sprechen, ist ein großer Schritt.

Ihre Gedanken: negative registrieren,positive aktivierenSelbstbeobachtung ist eine entscheidende Vorraussetzung dafür zu er-kennen, was Ihnen zum Beispiel Spaß macht oder was Sie weniger be-geistert. Die aufmerksame Beobachtung Ihres eigenen Verhaltens istsehr wichtig, um das Selbstbewusstsein zu entwickeln, das Sie habenmöchten. Beobachten Sie aufmerksam, was Sie tun und finden Sie her-

aus, warum und wie Sie es tun.

Übung: Machen Sie sich innere Abläufe bewusst Erinnern Sie sich an eine Situation, in der Sie zum Beispiel mit einem Autoin einem Stau standen oder bei der Sie in einer Schlange warten musstenund sehr ungeduldig waren? Denken Sie einmal darüber nach, wie Sie sichin dieser Situation des ungeduldigen Wartens gefühlt haben. Und fragenSie sich, wie sich die Ungeduld genau geäußert hat? Vielleicht sind Sie ein-fach nervös geworden, weil Sie einen dringenden Termin hatten oder noch

andere Aufgaben erledigen wollten, anstatt in der Schlage zu warten.Wenn Sie nun der Frage des „Wie?“ genauer nachgehen, dann werden Siefeststellen, dass Sie sich zum Beispiel innere Bilder von der Situation ge-macht haben, die Sie zum Beispiel vermeiden wollten. Vielleicht kamen Sieaufgrund des Staus bei einem Kundentermin zu spät und Sie haben sichwährend des Im-Stau-stehens vorgestellt, wie dieser Kunde ärgerlich rea-giert oder Ihnen einen Auftrag entzieht. Es mag genauso gut sein, dass Sieeine innere Stimme gehört haben, die Ihnen irgendetwas Negatives einge-

flüstert hat, was sich aufgrund Ihres Wartens in der Zukunft hätte ergebenkönnen.

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Sich negative Bilder zu machen oder innere Stimmen zu hören, ist ei-ne ganz natürliche Art und Weise, sich als Mensch mit der Welt aus-einander zu setzen. Eine gesteigerte Eigenwahrnehmung bedeutet alsovor allem, sich dieser Prozesse bewusst zu werden und diese kritisch zuhinterfragen. Denn wenn Sie zum Beispiel in einem Stau warten unddadurch zehn Minuten zu spät bei Ihrem Kunden ankommen, dannist es in der Regel wenig hilfreich, in einem aufgeregten Zustand zudiesem Kunden zu gehen.Vor einigen Jahren habe ich dazu in einem Buch die Weisheit einesasiatischen Großmeisters gelesen: „Wenn Du zu spät kommst, gehenoch einmal um den nächsten Häuserblock herum.“ Ich habe diese

Weisheit zunächst nicht verstanden und hielt sie für völlig unsinnig.Inzwischen weiß ich, dass es dem Meister um etwas anderes ging: Hek-tisch in einen Termin zu gehen, völlig entnervt nach Hause zu kom-men oder mit seinen Gedanken noch ganz woanders zu sein, ist beikeinem Vorhaben zuträglich. Konzentrieren Sie sich auf das vor Ihnenliegende, sammeln Sie sich und Ihre Kräfte für den Termin bei IhremKunden vor allem dann, wenn Sie zu spät kommen. Denn die hekti-sche, nervöse oder abgespannte Stimmung überträgt sich auf die an-

deren Menschen und das wird sich dann insgesamt für Sie nicht posi-tiv auswirken.

Übung: Gehen Sie in das GefühlErinnern Sie sich an einen Kundentermin, bei dem alles glatt gelaufen ist? Vielleicht hat der Kunde einen Vertrag unterschrieben oder die Verhand-lungen sind so gut gelaufen, dass Sie am Ende sehr viel Geld dadurch ver-dient haben. Nun fühlen Sie sich genau in diese Situationen hinein, in demSie sich noch einmal in die Situation versetzen, also so tun, als würde die-

se Verhandlung jetzt noch einmal ablaufen. Wenn Sie das mit mehreren  Verhandlungen, wichtigen Gesprächen, oder Verkaufserlebnissen tun,dann werden Sie merken, wie Sie in kürzester Zeit einen so genannten res-sourcestarken Zustand einnehmen. Sie werden sich einfach wohler fühlenin Ihrer Haut, ganz unabhängig davon, wie Sie sich vorher gefühlt haben.

Diese Fähigkeit wird auch in Ihrem Leben Wunder wirken, und Siewerden sie so oft wie möglich einsetzen. Mit etwas Übung läuft esnoch besser. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, dass Sie für ein Gesprächoder für eine Verhandlungssituation verschiedene Ressourcen nutzenmöchten. Sie möchten zum Beispiel ein selbstbewusstes Auftreten ha-

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Ihre Gedanken: negative registrieren, positive aktivieren

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ben, Sie möchten gelassen sein und Sie möchten heiter sein. Egal wel-che Ressource Sie für das Gespräch brauchen, Sie können sich einfachan jeweils ein oder zwei Situationen aus Ihrem Leben erinnern, in de-nen Sie genau dieses Gefühl schon einmal hatten. Dann wird das be-vorstehende Gespräch viel besser laufen, als Sie es sonst hätten führenkönnen.

Beispiel: „Ich kann nichts!“Ich fragte einmal in einem Seminar eine Teilnehmerin, was Sie be-sonders gut könne. Die Antwort war: „Nichts“, denn ihr fiel in die-sem Moment nichts ein. Allmählich und mit einigem Nachfragen

entlockte ich Ihr dann doch die eine oder andere Fähigkeit, wieSpiegeleier zubereiten, Menschen zum Lachen bringen und einigesmehr. Ihr einziges Problem war, dass sie jede ihrer Fähigkeiten im Verhältnis zu jemand anderem beurteilte, der genau in diesem Be-reich besser war als sie selbst. Doch der Vergleich mit anderen führ-te sie nicht weiter, weil das Ergebnis immer nur eines war: Sie fühl-te sich minderwertig und hatte den Eindruck, nichts besonders gutzu können.

Auf dem Weg zu mehr Selbstbewusstsein ist es sicherlich eine derunnötigsten und überflüssigsten Übungen, die eigenen Fähigkeitenund Eigenschaften mit denen anderer Menschen zu vergleichen.Denn wo immer Sie auch hinschauen, Sie werden einen Menschenfinden, der die Dinge besser kann als Sie. Das ist unabhängig davon,wie gut Sie sich in einer bestimmten Disziplin auskennen. Denn kei-ner von uns ist an jedem Tag immer weltspitze, selbst ein Weltmeister

nicht. Auch dieser Weltmeister hat schon Kämpfe verloren und auchdieser Weltmeister hat vielleicht trotz seiner überragenden Fähigkei-ten schon einmal eine Niederlage einstecken müssen. Es ist einfachnur menschlich. Erfolgreiche Menschen messen sich nicht ständig ananderen.Sie fragen sich vielleicht, warum das oben geschilderte Stapeln vonRessourcen für eine bevorstehende Situation, die Sie besonders erfolg-reich meistern wollen, funktioniert. Hirnforscher haben herausgefun-den, dass bei bestimmten Erlebnissen bestimmte Gehirnareale aktivsind. So findet zum Beispiel ein Gefühl von Verliebtsein an einer an-deren Stelle in Ihrem Gehirn statt, als das Gefühl von tiefer Depressi-on. Daran gekoppelt sind immer auch innere Bilder, Geräusche, Töne,

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Stimmen und das, was Sie sich mit Ihrer inneren Stimme sagen. Viel-leicht haben Sie dies bisher als Denken bezeichnet, doch wenn Siejetzt einmal anfangen, genau auf diesen Prozess zu achten, dann ist esso als wäre es ein auditiver Vorgang, etwas, bei dem Sie sich selbstzuhören. Noch einmal: Je besser Sie diese inneren Prozesse unter Kon-trolle bringen, desto selbstbewusster werden Sie, weil Sie die Möglich-keiten Ihres Gehirns damit bestmöglich ausnützen lernen.

Willkürlich gut drauf seinDie Verknüpfung einer erlebten oder vorgestellten Situation mit ei-

nem bestimmten Gefühl ist willkürlich und kann jederzeit gelöst wer-den. Das gilt auch und gerade für den Umgang mit ihrer inneren Stim-me. Sie ist bei den meisten Menschen ständig präsent, so dass sie siegar nicht mehr bewusst wahrnehmen, bis sie Übungen wie die folgen-de machen.

Übung: Das tut man doch nicht Stellen Sie sich vor, nackt aus dem Haus und zum Beispiel zum Einkaufen

oder ins Büro zu gehen. Und nun achten Sie darauf, was diese Vorstellungin Ihrem Innern auslöst. Sehen Sie ein Bild von sich? Sehen Sie sich vonaußen oder sind Sie in Ihrem Körper, so dass Sie an sich hinunterschauenkönnen? Und was hören Sie? Sind es die Stimmen anderer Menschen? Sindes Geräusche? Oder ist es Ihre innere Stimme, die Ihr Verhalten kommen-tiert?Hören Sie dieser inneren Stimme noch einmal genauer zu. Ist es Ihre eige-ne Stimme? Und von wo kommt sie, wo sitzt der Sprecher? Welche Gefüh-le löst diese innere Stimme in Ihnen aus?

Stellen Sie sich nun bitte vor, dass diese Stimme Sie siezt und Sie sogar mitIhrem Vor- und Nachnamen anspricht: „Sie, Herr/Frau Sowieso, ich möch-te Sie darauf hinweisen, dass Sie das nicht tun dürfen.“ Merken Sie denUnterschied?

Die meisten Menschen brechen bei dieser Übung in schallendesGelächter aus. Für sie verliert die innere Stimme ihre negative Wir-kung. Selbstverständlich können Sie alternativ zum Siezen die innereStimme auch in die Stimme von Donald Duck oder Mickey Mouse ver-wandeln, so dass sie einfach lächerlich wirkt. Oder lassen Sie die Stim-me gaaaanz langsam sprechen, wie in Zeitlupe. Erlaubt sind alle Ver-änderungen, die Spaß machen und Ihnen gute Gefühle bringen.

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Willkürlich gut drauf sein

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 Je mehr Übung Sie im Umgang mit diesen inneren Vorgängen haben,desto mehr Möglichkeiten erschließen sich, zum Beispiel auch ausKombinationen. So kann es sein, dass Sie in einer bestimmten Situati-on zunächst ein bestimmtes Bild vor dem inneren Auge sehen, dannhören Sie ein Geräusch und dann fühlen Sie Angst. Oder Sie hören einGeräusch, dann taucht ein Bild auf und danach sagt Ihnen die innereStimme, wie Sie mit der Situation umzugehen haben. Diese Sequen-zierung, also die genaue Abfolge, ist sehr wichtig, damit am Ende auchwirklich dieses Gefühl entsteht.

Beispiel: Auf den Ablauf kommt es anRainer Gärtner hatte Angst davor, mit einem Lift in die Berge zufahren. Da er jedoch begeistert Ski fährt, behinderte ihn diese Angstsehr. Als er sich den Prozess bewusst machte, wurde ihm klar, dass erzuerst das Bild sah, wie er von oben in die Tiefe schaut, dann fühlteer, wie die Knie weich wurden und er hörte, wie er innerlich vorAngst schrie. Im Training fragte ich ihn nach seinem Lieblingslied.Dieses Lied – „Love me tender“ von Elvis Presley – spielte ich ihmlaut vor und bat ihn dann, sich noch einmal in die Situation an der

Seilbahn zu versetzen. Dann summte er das Lied mit und bestiegfröhlich lächelnd in Gedanken die Bahn. Er konnte sich sogar vor-stellen, gänzlich angstfrei oben anzukommen. Was hatte sich ver-ändert? Die Sequenzierung seines früheren Angsterlebnisses wardurchbrochen und hatte nun neue, positive neuronale Verknüpfun-gen anstelle der früheren Angst.

Selbstverständlich lässt sich dies auf viele Alltagserlebnisse übertragen.

Sie werden vielleicht sogar einen großen Spaß daran haben, immerneue Abläufe in sich festzustellen und diese immer geschickter und inkürzerer Zeit zu verändern.

Übung: Gute Gefühle auf KnopfdruckDie neuen Techniken, die Sie gelernt haben, lassen sich im Alltag ganzleicht nutzen. Zum Beispiel können Sie sich vorstellen, dass Sie auf IhrenKnien einen grünen Knopf für gute Gefühle und einen roten Knopf fürschlechte Gefühle haben. Welcher Knopf auf welchem Knie ist, bleibt da-

bei Ihnen überlassen. Denken Sie nun zunächst nacheinander an mehrereschöne Situationen, in denen Sie sich gut gefühlt haben. Und immer dann,wenn Sie mitten in dem guten Gefühl sind, drücken Sie sozusagen den

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Lektion 2: So werden Sie selbstbewusst

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imaginären grünen Knopf auf Ihrem Knie. Die Fachleute nennen das An-kern und es geht um eine neuronale Verknüpfung zwischen den guten Ge-

fühlen, den schönen Bildern und der Berührung Ihres Knies. WiederholenSie die Übung fünf Mal oder noch häufiger.

Nun haben Sie für alle Situationen einen grünen Knopf dabei, den Sienur drücken müssen, um sofort in guten Gefühlen zu baden. Probie-ren Sie es gleich aus. Und wenn es einmal nötig ist, dann können Sieauch den roten Knopf drücken, der Ihnen schlechte Gefühle bringt.Viele Menschen nutzen diesen Knopf noch eine zeitlang, vor allemum zu wissen, wie sich der Unterschied anfühlt. Und Sie haben dann

auch die Möglichkeit, sich eine kleine Depression auf Knopfdruck zuverabreichen – nur zur Übung versteht sich.Sobald Sie verstanden haben, dass Sie für Ihre eigenen Gefühle zustän-dig sind, werden Sie auch aufhören, sich für die Gefühle anderer Men-schen zuständig zu betrachten. Es geht hier keineswegs darum, dassSie sich in Zukunft wie der Elefant im Porzellanladen verhalten undandere Menschen ständig darauf verweisen, dass sie schließlich für de-ren Gefühle nichts könnten.

Manipulativer Einsatz von EmotionenDass negative Emotionen einen Menschen krank machen können, ha-ben Sie sicher schon verstanden. Wozu sind sie dann überhaupt gut?Manche Leute setzen schlechte Gefühle unterbewusst gezielt ein, umandere Menschen zu manipulieren. Das kommt häufiger vor, als Sievielleicht glauben, und sie selbst haben vielleicht auch schon mal ein

solches Verhalten bei sich beobachtet, wenn Sie aufmerksam und ehr-lich genug waren.Ohnehin setzen Menschen viele Gefühle und Verhaltensweisen vor al-lem ein, um ihre Mitmenschen zu manipulieren. Das basiert oft auf dem wenig bewussten Glaubenssatz, nicht liebenswert zu sein. Dieserlässt sich schon bei kleinen Kindern beobachten, die vom ersten Tagan genau beobachten, wie sie ihre Eltern gezielt dazu bringen, sichihrem Willen unterzuordnen. Erstaunlicherweise beschränken sich diezur Manipulation angewendeten Verhaltensweisen auf wenige: Oftwird die Opferrolle eingenommen, aus der heraus sich ja leider nichtsverändern lässt; dazu gehören auch Krankheiten und andere Artensich hilflos zu machen. Oder ein Mensch reagiert aggressiv, um seine

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Manipulativer Einsatz von Emotionen

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Ideen durchzusetzen. Auch Gleichgültigkeit kann eine Art sein, dieKontrolle zu bekommen und andere nach Belieben zu steuern.Sobald Sie die manipulativen Absichten hinter Ihrem Verhalten ver-standen haben, geht es zunächst darum, sich selbst kritisch zu hinter-fragen und aufmerksam auf das jeweilige Verhaltensmuster zu achten.Denn Sie wollen ja nicht von anderen Menschen gemocht werden,weil Sie so ein exzellenter Manipulator sind. Sondern Sie wollen sichselbst mögen und von anderen wegen Ihrer Fähigkeiten und Eigen-schaften gemocht werden. Das ist die große Herausforderung auf demWeg zu einem gesunden Selbstbewusstsein. Das Beenden der Manipu-lation ist dabei einer der größten Schritte.

Bedürfnisse sind mit Gefühlen verknüpftIch bin der festen Überzeugung, dass wir Menschen nur sehr wenigelebensnotwendige Bedürfnisse haben, und gerade unsere Konsumge-sellschaft bietet hier zahlreiche Dinge an, die wir als unbedingt not-wendig empfinden ohne dies geprüft zu haben.

Übung: Lebensnotwendig oder Luxus? Schauen Sie sich einfach mal an dem Ort um, an dem Sie gerade sitzen.Welche Gegenstände in Ihrer Umgebung sind wirklich lebensnotwendig?Und auf welche Gegenstände könnten Sie problemlos verzichten, ohnedass Ihr Leben dadurch ernsthaft in Gefahr geriete?

Das mag Ihnen auf den ersten Blick als eine überflüssige Übung vor-kommen. Doch sobald Sie sie machen, stellen Sie fest, dass die wenig-

sten Dinge, die Sie in Ihrem Leben angesammelt haben, wirklich le-bensnotwendig sind. Jetzt geht es nicht darum, dass Sie sich ab mor-gen den minimalistischen Lebensstil eines buddhistischen Mönchsangewöhnen. Und doch kann es eine ganz interessante Erfahrungsein, auf verschiedene Dinge im Leben zu verzichten. Im Mittelpunktsteht die Frage, warum Sie sich all diese (überflüssigen) Gegenständegekauft haben?Sie haben mit diesen Dingen eines oder mehrere Gefühle verbundenund das war der Hauptgrund, warum Sie sich diese Dinge zugelegt ha-ben. Sie hatten den Eindruck, nach dem Erwerb des entsprechendenGegenstandes ein bestimmtes Gefühl zu haben, von dem Sie vorherschon wussten, dass Sie es haben würden. Vielleicht haben Sie sich ein

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Lektion 2: So werden Sie selbstbewusst

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teures Schmuckstück gekauft, weil Sie der Meinung waren, dann beiIhren Freundinnen und Freunden ein besseres Ansehen zu genießen.Oder Sie haben sich ein teures Bild gekauft, weil Sie der Meinung wa-ren, dass die Betrachtung dieses Bildes Ihnen gute Gefühle machenwürde und das Bewusstsein geben würde, ein wertvoller (weil reicher)Mensch zu sein. Es spielt keine Rolle, was die Beweggründe für diesesBedürfnis genau waren. Entscheidend ist die Verknüpfung mit einembestimmten Gefühl und die Erwartung, dass dieser Gegenstand dasentsprechende Gefühl für immer in Ihr Leben bringen werde.Kennen Sie die Enttäuschung, die sich kurze Zeit nach dem Erwerb ei-nes heiß ersehnten Gegenstandes einstellen kann? Vielleicht haben

Sie über Jahre hinweg einen bestimmten Wunsch gehabt, vielleichtwollten Sie ein Fahrzeug besitzen oder eine wertvolle Uhr. Und schonwenige Wochen nachdem der ersehnte Gegenstand in Ihrem Lebenangekommen war, spielte es so gut wie keine Rolle mehr, dass Sie ihnhatten. Das Gefühl verblasste. Auf der anderen Seite hatten Sie dieVorfreude sehr genossen und vielleicht teilweise sogar als quälendempfunden. Wenn Sie diese beiden Situationen miteinander verglei-chen, dann mögen Sie zu dem Schluss kommen, dass das Warten auf 

einen ersehnten Gegenstand oder darauf, dass ein bestimmtes Bedürf-nis erfüllt wird, fast schöner ist, als das Besitzen oder Erleben des ent-sprechenden Gefühls. Das mag auch der Grund sein, warum wir Men-schen immer wieder neue Bedürfnisse entwickeln und neue Erfahrun-gen machen wollen. Nichts ist langweiliger, als mit einem Menschenzu tun zu haben, der glaubhaft versichert, er habe schon alles erlebtund er besitze alles, was in diesem Leben für ihn wichtig sein könne.

Tipp: Werden Sie sich klar darüber, dass nichts im Außen liegt, sonderndass Ihre Bedürfnisse nur der Auslöser eines bestimmten emotiona-len Zustandes sind. Und in diesem Zustand können Sie sich jederzeitversetzen, indem Sie sich einfach vorstellen diesen Gegenstandschon zu besitzen.

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Bedürfnisse sind mit Gefühlen verknüpft

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Entscheidend ist das Gefühl

In Bezug auf die Gehirnaktivitäten ist es übrigens völlig egal, ob Sieden gewünschten Gegenstand tatsächlich in Ihrer Hand halten, oderihn sich nur vorstellen. Wenn Sie beispielsweise Weltmeister im Lau-fen werden wollen, dann sollten Sie sich auf jeden Fall vorstellen kön-nen, dass Sie die entscheidenden Läufe gewinnen. Denn in dem Mo-ment, in dem Sie sich Ihrem Sieg vorstellen, feuern in Ihrem Innerengenau die Neuronen, die später auch dann feuern werden, wenn Sieden Sieg auch tatsächlich errungen haben. Das gilt analog auch für Ih-re Gefühle, die Sie in Ihrem Leben haben. Gefühle in Ihrem Inneren

sind nur eine Reaktion auf etwas im Außen, die jedoch nicht von demAuslöser im Außen abhängig ist. Es genügt zu jeder Zeit, sich das ent-sprechende Bild vorzustellen, einen Händedruck zu fühlen oder dasapplaudierende Publikum zu hören, um nur einige Beispiele zu nen-nen. In dem Moment, in dem Sie in der entsprechenden Situation ba-den, sind alle Gefühle genau da, als wäre die Situation bereits Realität.

Übung: Mehr Selbstbewusstsein erlangen

Es ist also nach den Erkenntnissen in diesem Kapitel für Sie ein leichtes,mehr Selbstbewusstsein zu erlangen: Stellen Sie sich einfach jeden Abendvor dem einschlafen und jeden Morgen kurz nach dem aufwachen vor, wieSie selbstbewusst in der einen oder anderen Situation agieren und reagie-ren. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, um welche Situation es sichhandelt. Entscheidend ist nur, dass Sie sich das gute Gefühl vorstellen,selbstbewusst aufzutreten und genau das Verhalten zu zeigen, das Sie ger-ne zeigen möchten. Malen Sie sich die Details der vorgestellten Situationwirklich sehr genau aus, so als wäre sie real. Sehen Sie genau, was Sie in

dieser Situation sehen werden, hören Sie exakt das, was zu hören sein wirdund schon stellen sich auch die Gefühle ein, die zu dieser Situation mit vielSelbstbewusstsein passen.

Sobald Sie also Ihr Ziel, die Selbstwahrnehmung zu steigern und mehrSelbstbewusstheit zu erreichen, klar formuliert haben, werden Ihnendie neuen Methoden sehr schnell helfen, dieses Ziel auch zu errei-chen. Wenn Ihr Ziel sein sollte, dabei auch noch gelassener zu werdenund mit den Situationen Ihres Alltagslebens viel fröhlicher umgehenzu lernen, dann helfen Ihnen die gelernten neuen Fähigkeiten auchdabei sehr gut. Sie merken schon, dass Sie sozusagen ein Schweizer Ta-

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Lektion 2: So werden Sie selbstbewusst

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schenmesser für Ihr Gefühlsleben geschenkt bekommen haben, dasSie in sehr kurzer Zeit sehr weit voranbringen wird.

Zusammenfassung● Sich zu entwickeln und selbst zu finden bedeutet auch, dass Sie

bereits als vollständiger Mensch mit allen emotionalen Fähigkei-ten auf die Welt gekommen sind. Sie müssen sich also nur erin-nern.

● Die Träume aus Ihrer Jugendzeit dürfen wieder aufleben und einenwichtigen Platz in Ihrem Leben einnehmen.

● Planen Sie persönliche und berufliche Ziele langfristig, damitgenügend Raum für eine wundervolle Entwicklung bleibt, die dasLeben erst ausmacht.

● Achten Sie zunehmend auch auf Ihre inneren Prozesse und Abläu-fe. Dadurch können Sie lernen, auch mit emotional schwierigenLebenssituationen gut klar zu kommen.

● Lösen Sie Ihre Ängste mit den genannten Techniken auf, dannwerden Sie sich freier fühlen und leichter Ihr Leben genießen.

● Verlassen Sie täglich Ihre bisherige Komfortzone, das bringt vielSpaß und macht Sie flexibel.

● Nutzen Sie meditative Augenblicke, um Ihre Mitte zu finden undIhre Stärken voll zur Geltung zu bringen.

● Selbstbewusstsein hat viel mit der eigenen Wahrnehmungsfähig-keit zu tun. Werden Sie täglich aufmerksamer.

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Zusammenfassung

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Lektion 3:So motivieren Sie sich richtig

Vielleicht haben Sie sich bis zum heutigen Tag noch nie Gedankendarüber gemacht, wie Sie sich selbst am besten motivieren können.Vielleicht haben Sie Motivation als eines der Gefühle betrachtet, dierein zufällig sind und nicht gezielt von Ihnen gesteuert werden kön-nen. Und dann haben Sie sicherlich auch schon Situationen erlebt, indenen Sie eben nicht motiviert waren, egal was Sie vorher geplant hat-

ten. Haben Sie sich schon einmal vorgenommen, am Wochenendeden Keller aufzuräumen, und am Montag war alles unverändert? Siekonnten sich einfach nicht aufraffen. Und das, obwohl Sie bei demGedanken an das Aufräumen völlig begeistert waren?

Ziele wirken motivierendWenn Sie glauben, dass Sie manchmal sehr gut und manchmal eben

weniger gut motiviert sind und dies nicht verändern können, dannsind Sie auf dem Holzweg. Eine herausragende Bedeutung für Ihre ei-gene Motivation haben selbstverständlich die Ziele, die Sie sich gesetzthaben. Ziele sind nicht nur das Salz in der Suppe, sondern sie sindsehr gute Motivatoren, die Ihnen im Alltag helfen können, sich auchdann zu motivieren, wenn Sie vielleicht zu träge sind oder es Ihnenetwas schwerer fällt, Ihre volle Energie einzusetzen.

Beispiel: Ziellose Unternehmen Vor diesem Hintergrund ist es sehr erstaunlich festzustellen, dass diemeisten Unternehmen keine klare Zielsetzung verfolgen. Viele Ma-nager konzentrieren sich auf viel zu allgemein formulierte Ziele wieUmsatzsteigerung um ein bestimmtes Maß oder auf die Maximie-rung des Gewinns. Im Zeitalter des Shareholder Value ist das keineBesonderheit, und es hilft den Mitarbeitern kein Stück weiter, ihreArbeit motiviert zu leisten. Besser ist es, sehr genau zu beschreiben,welche Produkte und Dienstleistungen ein Unternehmen in fünf 

oder zehn Jahren seinen Kunden anbieten will und auf welche Wei-se es sich von seinen Mitbewerbern positiv unterscheiden möchte,um somit für seine Kunden einzigartig zu werden.

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Sollten Sie also als Manager arbeiten oder als Selbständiger Ihr eigenesUnternehmen führen, dann ist es sehr wichtig, die Ziele Ihres Unter-nehmens sehr genau festzulegen und schriftlich an alle Mitarbeiter,Kunden und Partner zu verteilen. All dies sorgt dafür, dass andereMenschen Sie beim Erreichen Ihrer Ziele unterstützen.Ähnliches gilt selbstverständlich auch in Ihrer Familie, denn die Moti-vation, Sie zu unterstützen, resultiert nicht allein aus den guten Ge-fühlen, die andere Familienmitglieder für Sie empfinden. Entschei-dend ist, dass diese geliebten Menschen verstanden haben, wohin Siewollen. Nur dann können Sie sie wie gewünscht unterstützen.

Treffen Sie Absprachen mit sich selbstWenn Sie sich selbst besser motivieren wollen, müssen Sie lernen, sichzu vertrauen. Das ist keineswegs selbstverständlich. Denn Beispielewie das eingangs erwähnte Aufräumen des Kellers sind genau genom-men Versprechen, die Sie sich selbst gegeben haben und die Sie auchselbst gebrochen haben. Was bedeutet es, Vertrauen in sich selbst zuhaben? In dem hier gewählten Kontext ist Selbstvertrauen schlicht die

Sicherheit, ein selbst gestecktes Ziel auch zu erreichen. Mehr Selbst-vertrauen können Sie nur erreichen, wenn Sie auch tatsächlich ver-trauenswürdig sind, also Ihre Versprechen gegenüber sich selbst ein-halten, Ihre Vorhaben durchziehen.

Beispiel: Motivation für große AufgabenAls Buchautor werde ich von vielen Menschen immer wieder darauf angesprochen, wie ich mich motivieren kann, ein solch großes Werkin relativ kurzer Zeit zu Wege zu bringen. Und viele Menschen ge-stehen mir bei solchen Gesprächen, dass sie selbst auch schon seitlängerer Zeit mit dem Gedanken schwanger gehen, ein Buch zuschreiben. Erstaunlicherweise haben diese Menschen es in der Regelnoch nicht geschafft und sie nennen dafür eine Reihe verschiedenerGründe. Der am meisten missachtete Grund ist, dass die MenschenIhre Versprechen an sich selbst nicht einhalten. Dabei können Siesich von anderen gezielt unterstützen lassen. Beim Schreiben einesBuches hilft mir zum Beispiel mein wundervoller Agent, der mich an-

fangs freundlich und später dann immer bestimmter an den verspro-chenen Abgabetermin erinnert. Zudem gibt es einen Vertrag, der michebenfalls daran erinnert, dieses Versprechen gegeben zu haben.

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Treffen Sie Absprachen mit sich selbst

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Und es kommt noch ein weiterer wichtiger Faktor dazu: Damit ichmein Versprechen auch einhalte, stelle ich mir täglich das fertige Buchvor. Ich sehe mich dabei, wie ich es in einer großen Münchener Buch-handlung als veröffentlichtes Werk im Regal stehen sehe. Und ich hö-re mich mit anderen Kunden dieses Ladens über mein Buch sprechen,so dass sie es dann kaufen.Wenn Sie ganz am Anfang sind mit der Frage, ob Sie sich selbst ver-trauen können, dann hilft es sicherlich, dass Sie sich erst einmal be-wusst machen, in welchen Situationen Sie sich auf sich selbst sehr gutverlassen können, und in welchen Situationen das weniger der Fall ist.Nutzen Sie dafür die folgende Übung:

Übung: Halten Sie sich an VersprechenWelche Abmachungen mit sich selbst brechen Sie immer wieder?

__________________________________________________________________________Und welche Abmachungen halten Sie ein?

__________________________________________________________________________

Zählen Sie in dieser Übung ruhig verschiedene Situationen auf. Ma-chen Sie sich bewusst, dass Sie in Ihrem Leben bestimmt schon einmalmehr oder weniger große Ziele gesteckt haben und diese auch in dergeplanten Zeit erreicht haben. Dieser Fokus bringt Sie weiter und Siedürfen gerne stolz auf sich sein, dass Sie diese Ziele seinerzeit erreichthaben. Auch dieser Stolz bringt Sie voran, denn Sie werden lernen,sich immer besser auf sich selbst verlassen zu können.

Tipp: Denken Sie einen Moment darüber nach, was der Unterschied istzwischen den Situationen, in denen es nicht funktioniert hat, unddenen, in denen Sie Ihr Ziel erreicht haben. Wo waren die innerenBilder? Und was hat Ihre innere Stimme über das jeweilige Ziel ge-sagt? Lernen Sie, Ihre neuen Fähigkeiten hier sehr konkret einzuset-zen, damit Sie diese ab sofort bei allen neuen Situationen nutzenkönnen.

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Lektion 3: So motivieren Sie sich richtig

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Beispiele für solche Zielerreichungen lassen sich in nahezu jedem Le-bensbereich finden, egal ob es um private Situationen oder um beruf-liche Herausforderungen geht. Ein Unterschied ist, dass die meistenMenschen im beruflichen Kontext sehr häufig durch andere Men-schen kontrolliert werden bei der Erreichung dieser Ziele und sichdurch diese enge Kontrolle vielleicht besser motivieren können, alswenn sie nur selbst verantwortlich sind. Das ist vielen Menschen imWege, die sich nach einem Angestelltenverhältnis in die Selbstständig-keit aufmachen. Da stellen sich dann Fragen wie diese: Werde ichgenügend motiviert sein, um morgens früh aufzustehen und dann je-den Tag meine Aufgaben pflichtgemäß zu erledigen?

Absprachen mit sich selbst haben allerdings noch einen anderen Cha-rakter: Es geht um die Frage ob Sie einmal getroffene Entscheidungenauch einhalten, selbst wenn diese nicht mit konkreten Zielen verbun-den sind.

Beispiel: Zu einer Entscheidung stehenAndreas Mahler hat sich von seiner langjährigen Freundin Stefaniegetrennt, weil diese seit einem dreiviertel Jahr eine andere Bezie-

hung hatte. Er war sich sicher, eine gute Entscheidung getroffen zuhaben. Er begann sich vorzustellen, wie er eine neue Partnerin fin-den und mit ihr ein wundervolles Leben teilen würde. Wenige Wo-chen später ging Andreas allerdings zu seiner früheren Partnerinzurück, um es mit ihr erneut zu versuchen. Was war passiert? Erhatte eine Vereinbarung mit sich selbst gebrochen, von der er wuss-te, dass sie gut für ihn war.

Wenn Sie sich auf die inneren Prozesse konzentrieren, so wie Sie es imvorherigen Kapitel gelernt haben, ist klar, was passiert ist. Andreas hatdie Bilder einer neuen Partnerschaft gegen die Bilder der Vergangen-heit ausgetauscht. Und damit verlor er seinen Fokus, den Blick nachvorn in eine strahlende Zukunft. Das machen übrigens ganz vieleMenschen und Sie merken es daran, dass diese Menschen von der Ver-gangenheit als dem goldenen Zeitalter reden, das so nie wieder kom-men werde.

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Treffen Sie Absprachen mit sich selbst

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Intuitiv entscheiden – oder bewusst

Auf der anderen Seite gibt es ja auch noch die Intuition, die innereFührung, die solche abrupten Schwenks vorgeben mag. Diese von ei-nem inneren Prozess zu unterscheiden, bei dem bewusst oder unterbe-wusst Bilder ausgetauscht wurden, dürfte am Anfang schwierig sein. Jemehr Sie sich Ihrer eigenen Gefühle bewusst werden, desto klarer wirdallerdings auch Ihre Intuition sein.An dieser Stelle ist der entscheidende Aspekt, dass jeder Mensch offen-sichtlich in vielen Situationen sehr genau weiß und fühlt, was gut fürihn ist. Bei diesen Entscheidungen dann dauerhaft zu bleiben, ist sehr

wichtig, auch wenn mit einer solchen Entscheidung zum Beispiel einegewisse Phase der Einsamkeit oder andere auf den ersten Blick negati-ve Gefühle oder Situationen verbunden sein können. Selbstverständ-lich lässt sich hier kein wirklich guter Rat erteilen. Es kommt darauf an, dass Sie wieder lernen, Ihren wirklichen Gefühlen und Ihrer Intui-tion zu folgen, vor allem dann, wenn es um wichtige Entscheidungenin Ihrem Leben geht. Und als zweiter Schritt ist es dann von großerBedeutung, dass Sie einer einmal getroffenen Entscheidung weiter fol-

gen, und sich damit selbst beweisen, dass Sie sich vertrauen können.Viele Menschen tun schlicht das Gegenteil von dem, was Sie entwedermit anderen Menschen besprochen oder sogar mit sich selbst verein-bart haben. Ein solches Verhalten nenne ich in meinen Seminaren dasGegenbeispielsortierertum.Klassische Gegenbeispielsortierer sind zum Beispiel Jugendliche in derZeit der Pubertät: In dieser Phase können Eltern so gut wie jeden Tippoder Ratschlag an die Heranwachsenden vergessen, weil diese schlicht

das Gegenteil von dem tun, was ihre Eltern für richtig halten. Das läs-st sich selbstverständlich sehr einfach nutzen, um diese Jugendlichenzu steuern, in dem Eltern schlicht das Gegenteil von dem sagen, wassie für richtig halten. Die meisten Jugendlichen bemerken dies nicht,und selbst wenn sie es bemerken, ist es wichtig zu erkennen, dass dasGegenbeispielsortieren ein unterbewusster Prozess ist.Es geht nicht darum, dass Sie zwanghaft an jeder Entscheidung fest-halten, die Sie irgendwann einmal in Ihrem Leben getroffen haben!Halten Sie sich einfach nur an die guten Entscheidungen und setzenSie diese konsequent um. Typische Beispiele für destruktive Verhal-tensweisen finden sich bei Menschen, die abnehmen wollen oder diemehr Sport treiben wollen. Vielleicht halten sie das einen oder zwei

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Tage durch, doch spätestens am dritten Tag beginnen sie, Gegenbei-spiele zu sortieren, um Ihre eigene Entscheidung zu kontern. Sie essenwieder mehr als vorher oder sie lassen das tägliche Fitnessprogrammeinfach ausfallen, so dass es dann im Sande verläuft. Ein solches Ver-halten ist nicht emotional intelligent, denn dies Menschen leiden jaanschließend unter ihren negativen Gefühlen, die sie sich auf dieseWeise selbst gemacht haben.

Beispiel: Die Eltern haben es nicht gemerktReinhard und Stefan sind Brüder, Stefan ist zwei Jahre jünger alsReinhard. Als sie gelernt haben, mit dem Thema Gegenbeispiel-

sortieren umzugehen, erinnert sich Stefan an sein eigenes Verhal-ten, das er als Jugendlicher trainiert hat. Während Reinhard damalsnämlich immer wieder mit seinen Eltern über sein Verhalten stritt,verhielt sich Stefan ruhig und folgte erstmal seinen Eltern. Drei Ta-ge später machte auch Stefan das Verbotene, doch seine Eltern hat-ten dann die Diskussionen meist schon vergessen. Als Stefan dannerwachsen wurde, machte ihm dieses Verhalten sehr zu schaffen.Denn wenn er eine Maßnahme selbst als gut und richtig erkannthatte, konnte er trotzdem nur wenige Tage daran festhalten, bevorer automatisch ins Gegenbeispielsortieren verfiel. Er kostete ihn ei-nige Mühe, das eigene Programm zu durchbrechen.

Allerdings können Sie sich als Gegenbeispielsortierer auch austricksen.Wenn Sie zum Beispiel abnehmen wollen, dann sagen Sie sich selbst:„Ich möchte nicht zu schnell abnehmen.“ Wiederholen Sie diesenSatz wie ein Mantra Tag für Tag, Stunde um Stunde und vor allemauch immer vor dem und während des Essens. Es wirkt. Versprochen!

Fangen Sie zunächst einfach einmal an, auf die Reaktion andererMenschen zu achten, wenn Sie ihnen das Gegenbeispiel von dem vor-schlagen, was sie eigentlich wollen. Eine typische Formulierung wärebeispielsweise: „Ich möchte nicht, dass Du zu schnell Dein Zimmeraufräumst.“ Wenn Sie in dieser Art und Weise mit Ihren Kindern spre-chen und diesen Satz nicht zu deutlich von anderen Teilen der Kon-versation abtrennen, dann verspreche ich Ihnen, dass selbst ein pu-bertierender Jugendlicher dies in der Regel nicht bemerkt. Und Siewerden erstaunt sein, dass Ihr renitentes Kind plötzlich eine vierteloder halbe Stunde später anfängt, sein Zimmer wie selbstverständlichaufzuräumen. Machen Sie sich bewusst, dass dies unterbewusste Pro-zesse sind, die in jedem Menschen ablaufen, der nicht wach genug ist.

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Intuitiv entscheiden – oder bewusst

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Übung: Was tut mir gut (und ich tue es dennoch nicht)? Machen Sie sich bewusst, welches neue Verhalten Sie ab sofort zeigen

werden, weil Sie wissen, dass es Ihnen gut tut. Und nutzen Sie bei der Mo-tivation auch die Chance, sich als Gegenbeispielsortierer selbst auszutrick-sen, zum Beispiel mit einem passenden Mantra …

__________________________________________________________________________

Der innere Schweinehund und andere

QuertreiberWenn Sie lernen wollen, besser mit den inneren Widerständen unddem so genannten inneren Schweinehund zu Recht zu kommen,dann ist es ganz wichtig, hier einen Schritt nach dem anderen zu tun.Es macht wenig Sinn, sich eine große Aufgabe oder ein großes Ziel zusetzen, nur um dann nach wenigen Wochen festzustellen, dass Sie kei-nen Schritt weiter gekommen sind. Hier wäre es viel besser, wenn Siesich zunächst einmal ein kleines Teilziel oder eine kleine Aufgabe vor-

nehmen, um dann zu beobachten, wie gut Sie in der Lage sind, Ihre ei-genen Vorhaben konsequent und in einem klaren Zeitrahmen umzu-setzen.

Übung: Finden Sie Ihre MitteHaben Sie schon herausgefunden, wie gut es tut zu meditieren, sich in völ-liger Entspannung nur auf den Moment zu konzentrieren. Zen-Meisterkönnen das stunden- und tagelang. Und wenn Sie ein Anfänger sind, dannist es schon eine große Leistung, jeden Tag nur zehn oder 15 Minuten lang

still in einem ruhigen Zimmer zu sitzen und sich zu konzentrieren. MachenSie auch bei dieser Übung einen Schritt nach dem anderen. Und denkenSie daran, dass die Kontinuität wichtiger ist als die Dauer.

Selbstverständlich ist es sehr hilfreich, wenn Sie solche kleinen Aufga-ben jeden Tag erfüllen, und damit den Durchhaltemuskel trainieren.

  Ja, das ist tatsächlich so wie beim Sport: Die tägliche Übung machtden Meister.Ich möchte nicht verhehlen, dass es auch Erfolgsverhinderer gibt, diesich Ihnen auf dem Weg zu mehr Motivation und zu Ihren großen Zie-len deutlich in den Weg stellen. Der wichtigste, der der Selbstmotiva-

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tion quasi diametral entgegensteht, ist die Faulheit. In unserer Gesell-schaft sind Faulheit und Bequemlichkeit sehr hoch angesehene Werte.So arbeiten viele Menschen ihr ganzes Leben darauf hin, endlich inden Ruhestand gehen zu können. Und der besteht dann bei den mei-sten aus endlos viel Ruhe, Fernsehkonsum und wenig Bewegung. Vie-le Manager und auch Firmeninhaber streben nur danach, endlich ge-nug Geld zu haben, um dann möglichst faul die Tage zu verbringen,beim Golf, auf einer Segeljacht oder einer anderen Freizeitbeschäfti-gung. Doch Faulheit ist ein Verhinderer des Erfolgs, der nur dann be-sonders attraktiv erscheint, wenn ein Mensch seine Berufung nochnicht gefunden hat.

Übung: Welche großen Ziele Ihres Lebens haben Sie bisher nicht erreicht, weil Sie zu faul waren? 

__________________________________________________________________________

Diese Übung erfordert ein gewisses Maß an Ehrlichkeit zu sich selbst.Und seien Sie sich bewusst, dass die bloße Erkenntnis alleine noch

nicht der entscheidende Schritt zur Lösung ist. Doch immerhin hilftdie Erkenntnis weiter, dass Sie ehrlich genug zu sich selber sind, umsich einzugestehen, dass die Faulheit der wohl größte Gegner Ihresbisherigen beruflichen oder persönlichen Erfolges war. Und Erfolg de-finiere ich an dieser Stelle schlicht als das Erreichen großer Ziele.Wenn Faulheit der höchste Wert eines Menschen ist, dann kann espassieren, dass dieser Mensch sich plötzlich in der Arbeitslosigkeitwiederfindet. Er hat sein (unterbewusstes) Ziel erreicht, möglichst we-

nig zu arbeiten. Wenn dann das Geld für den Golfplatz fehlt, dann istdas zwar schade, aber vielleicht war es ja sowieso viel wichtiger, nichtmehr jeden Tag arbeiten zu müssen. Seien Sie also bei der letztenÜbung sehr ehrlich zu sich selbst. Sobald Sie verstanden haben, dassSie in der Vergangenheit manches Ziel nicht erreicht haben, weil Sieeinfach zu faul waren, dann kann es sehr hilfreich sein, sich das Zielnoch größer und noch wichtiger vorzustellen, so dass Sie es erreichenkönnen.Früher war Angst vielleicht der herausragende Erfolgsverhinderer, derGrund, den Sie vorgeschoben haben, wenn es darum ging, zu neuenUfern aufzubrechen. Allerdings kann diese Furcht auch ein Deckmän-telchen für die Faulheit sein.

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Der innere Schweinehund und andere Quertreiber

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Tipp: Um herauszubekommen, welcher Aspekt für Ihr Zögern wichtigerist – Angst oder Faulheit –, erinnern Sie sich einfach an die Zeit, als

Sie sich mit neuen (Lebens-)Plänen beschäftigt haben und an dieGründe, warum sie diese nicht konsequent verfolgt haben.

Sobald Sie die Wirkung von Angst und Faulheit auf Ihr Leben verste-hen, sind Sie auf dem besten Weg, sie für immer aus Ihrem Leben zuräumen. Ein dritter Faktor könnte Ihnen dann noch in die Querekommen: die Eitelkeit. Eitelkeit ist ja recht verpönt und doch bei ge-nauem Hinsehen weit verbreitet. So sind manche Menschen trotz ih-

rer misslichen finanziellen Situation zum Beispiel nicht bereit, jeden Job anzunehmen, der angeboten wird. Das ist ein sehr gutes Beispielfür die Auswirkungen von Eitelkeit.

Übung: Eitelkeit verhindert Ihre große VisionWann waren Sie sich zum letzten Mal zu schade etwas Bestimmtes zu tun,das vermutlich erfolgreich gewesen wäre?

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Übung:Wenn Sie sich die drei Erfolgsverhinderer nebeneinander vorstellen, dannscheint es eine Abhängigkeit voneinander zu geben. Meiner Meinung nachist die Faulheit die Basis, während Angst und Eitelkeit nur der Verschleie-rung dienen. Wie gut können Sie sich mit diesem Modell anfreunden?

Wie können Sie nun lernen, sich trotz dieser Behinderungen mög-lichst gut und möglichst immer zu motivieren? Neben dem schon er-wähnten großen Ziel ist Selbstdisziplin einer der wichtigsten Begleiterauf dem Weg zu mehr Erfolg. Selbstdisziplin ist erlern- und trainierbarund sie muss ständig geübt werden.

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Tipp: Wenn Sie bisher mit Ihrer Selbstdisziplin nicht zufrieden sind, dannfangen Sie einfach jetzt gleich an, etwas zu tun, vor dem Sie sich

schon lange gedrückt haben. Wählen Sie am besten eine Aufgabe,deren Erledigung etwa zehn bis 15 Minuten benötigt. Und dann le-gen Sie gleich fest, was Sie morgen tun und übermorgen und amTag danach …

Sich selbst wieder in Gang zu bringen, großen Zielen entgegen zu stre-ben, ist eine erfüllende Aufgabe. Sie ist deutlich abgegrenzt von derhektischen Betriebsamkeit, die manche Menschen an den Tag legen.

Allerdings können Sie den Unterschied nur bei genauem beobachtenund hinfühlen mitbekommen. Hektische Betriebsamkeit mag sogaraus Faulheit oder Feigheit entspringen, denn sie führt meist nicht zueinem klaren Ziel. Sie können Ihre eigene hektische Betriebsamkeittatsächlich am besten daran ablesen, ob Sie das Ziel, das Sie geradeverfolgen, wirklich benennen können. Und Sie können an jedemAbend ein Resümee ziehen, wie viel Sie auf Ihrem Weg mit den jewei-ligen Aktivitäten vorangekommen sind. Ist der Fortschritt gering, der

Aufwand dagegen grandios? Bingo!Seien Sie dabei kritisch mit sich selbst, vor allem dann, wenn Sie bis-her schon mal das Gefühl hatten, den ganzen Tag oder sogar eineganze Woche mit viel Energie gearbeitet aber wenig erreicht zu haben.Das ist ein weiterer guter Maßstab dafür, ob Sie auf dem richtigen Wegsind, oder im Grunde einer aufgeblasenen Beschäftigungstherapienachgehen.

Erkennen Sie Ihre IntuitionIntuition wird oft mit der inneren Stimme gleichgesetzt. Doch Sie ha-ben ja schon gelernt, dass Sie eine innere Stimme haben, die höchstkritisch mit Ihnen umgeht und oft wenig schmeichelhafte Kommen-tare loslässt. Es wird also wichtig sein, diese innere Stimme von derwahren Intuition zu trennen, die Sie in vielen Situationen perfektdurch Ihr Leben führt.Die Antwort ist so verschieden wie die Menschen, die sich diese Fragestellen. Denn jeder Mensch hat eine andere Art, mit seinem innerenSelbst zu kommunizieren.

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Erkennen Sie Ihre Intuition

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Machen Sie sich bewusst, dass diese innere Stimme, Ihre Intuition im-mer bei Ihnen ist und Sie ständig begleitet. Nur ist sie viel leiser, vielsanfter und viel sensibler als die dröhnende innere Stimme, die Ihnenständig dreinreden mag. Sicher haben auch Sie schon Situationen er-lebt, bei denen Sie von Anfang an ein schlechtes Gefühl hatten, dassich am Ende bewahrheitet hat. Vielleicht ging es darum, dass Sie ei-nen neuen Menschen kennen gelernt haben. Oder Sie haben Ver-handlungen geführt und waren von Anfang an sicher, dass dieserneue Kunde nicht zu Ihnen oder Ihrem Unternehmen passen werde.Das sind typische Beispiele dafür, dass die Intuition Sie im Alltag be-gleitet und ein sehr guter Ratgeber sein kann, wenn es um die Ein-

schätzung anderer Menschen, neuer Situationen oder etwas Ähnlichesgeht.Üben Sie, Ihre Intuition deutlicher wahrzunehmen, indem Sie ihr ein-fach folgen. Dafür mag es hilfreich sein, sich für ein paar Minutenoder sogar länger in einen meditativen Zustand zu versetzen und insich hineinzuhören. Wiederholen Sie dann die Frage, auf die Sie gerneeine Antwort haben möchten und vertrauen Sie darauf, sobald Sie siehören beziehungsweise fühlen. Die Intuition äußert sich bei vielen

Menschen am Annfang eher in Form einer klaren Ja- oder Nein-Aussa-ge beziehungsweise in Form eines ablehnenden oder zustimmendenGefühls. Viele Menschen können nicht einmal genau beschreiben,wie es sich anfühlt oder anhört, wenn Sie diese Intuition wahrneh-men. Sie wissen es einfach. Und darauf kommt es am Ende an: LernenSie wieder, in Ihrem Inneren nach den richtigen Antworten zu for-schen und vertrauen Sie auf die Gefühle, die Sie dabei wahrnehmen.

 Je mehr Zeit Sie sich damit lassen und je häufiger Sie üben, desto kla-

rer tritt die Intuition in Erscheinung und macht sich dann immermehr auch im Alltag bemerkbar.Machen Sie sich doch einfach einmal bewusst, welche Situationen Siedank der Intuition in der Vergangenheit zu Ihrem Vorteil entschiedenhaben.

Übung: Erinnern Sie sich einfachIn welchen Situationen haben Sie intuitiv aus dem Bauch heraus entschie-den und sind damit gut gefahren?

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Lektion 3: So motivieren Sie sich richtig

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Tipp: Bedanken Sie sich doch jetzt gleich bei Ihrer Intuition für die guteFührung, die sie Ihnen in den oben notierten Situationen hat zuteil

werden lassen. Und bitten Sie darum, dass Sie in Zukunft noch bes-ser zusammenarbeiten werden.

Sie haben ja bereits gelernt, dass Sie sich vor allem auch durch die Ge-fühle motivieren können, die Sie mit einer bestimmten Situation oderauch einem bestimmten Produkt verbinden. In der Tat ist das derHauptgrund, warum wir irgendein Produkt kaufen. Zu diesem Themagibt es auch eine sehr interessante Übung.

Übung: Erkennen Sie die KernintentionBei dieser Übung geht es darum, dass Sie sich einen gewünschten Gegen-stand so vorstellen, als besäßen Sie ihn bereits. Wenn Sie zum Beispiel einAuto haben möchten, dann stellen Sie sich vor, dass Sie dieses Auto bereitsbesitzen und machen Sie sich bewusst, welche Gefühle für Sie mit diesemFahrzeug verbunden sind. Stellen Sie sich dann vor, dass Sie diese Gefühlebereits haben.Was sind nun Ihre weiteren Bedürfnisse oder Wünsche beziehungsweisewelche Gefühle möchten Sie noch empfinden, wenn der dringende Bedarf eines Autos gestillt ist? Das Interessante an dieser Übung ist, dass Ihnenimmer deutlicher werden wird, wo Ihre wirkliche Intention, und das heißtauch Motivation liegt. Das fängt schon auf der untersten Ebene an: Viel-leicht wollten Sie das Auto haben, um ein bestimmtes Ansehen bei IhrenNachbarn zu erreichen. Oder Sie wollen mit dem neuen Wagen besondersschnell fahren, weil Sie sich dann dynamisch und jung fühlen. Die Intenti-on, die also in diesem Fall hinter dem Produkt Auto liegt, ist das Gefühl

 jung und dynamisch zu sein. Dann stellen Sie sich vor, dass Sie diesen Zu-stand von jung und dynamisch bereits erreicht haben. Was ist Ihr nächstesZiel, das heißt welches Gefühl wollen Sie nun empfinden? Vielleicht gehtes darum sich reich zu fühlen. Haben Sie dieses Gefühl, wenn Sie sich vor-stellen eine große Summe Geldes auf Ihrem Bankkonto zu haben? Dannstellen Sie sich das einfach vor und fühlen Sie genau, wie sich das reichsein anfühlt. Arbeiten Sie sich so Schritt für Schritt weiter.

Am Ende steht die Erkenntnis, dass die Kernintention zwar auf denersten Blick ein sehr abstrakter Begriff ist, doch dass dieser mit ganzkonkreten Gefühlen, die sehr individuell sind, gefühlt werden kann.Ihr Leben wird Ihnen klarer werden, sobald Sie diese Übung eine ge-

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Erkennen Sie Ihre Intuition

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wisse Zeit lang gemacht haben und so Ihre alltäglichen Bedürfnissequasi überwunden haben. Überwunden heißt nicht, dass Sie das Auto,das viele Geld, das Haus oder was auch immer besitzen müssen. Über-wunden bedeutet, dass Sie jederzeit in der Lage sind, die mit diesemProdukt oder einer bestimmten Situation, wie die einer erfüllten Part-nerschaft oder etwas ähnlichem jederzeit vorerleben und erfühlenkönnen. Das schafft eine tiefe Befriedigung und die Erkenntnis, dassSie am Ende vermutlich vor allem nach Liebe, Geborgenheit undAnerkennung streben. Freuen Sie sich darüber, es ist ein wundervollerBestandteil des Lebens.

Wie Sie sich selbst für etwas begeisternSich selbst zu motivieren funktioniert umso besser, je mehr Sie IhreEigenarten, Ihren Körper, eben sich selbst annehmen können. Dennwenn Sie zum Beispiel mit Ihrer Bequemlichkeit hadern, dann bringtes Sie nicht voran, sich den lieben langen Tag über eben diesen We-senszug, den Sie sich irgendwann einmal antrainiert haben, zu ärgern.Besser ist es, sich selbst wirklich anzunehmen in der Erkenntnis, das

Sie ein wundervoller Mensch sind, der auch seine Schwächen habendarf. Werfen Sie einen letzten Blick auf die Aspekte an sich selbst, dieSie ablehnen und über die Sie sich vielleicht sogar ärgern:

Übung: Das mag ich nicht an mir Schreiben Sie einfach ganz spontan auf, wie Ihre Gefühle in Bezug auf diegenannten Themen sind:So finde ich …meinen Körper?

__________________________________________________________________________meine Art mit anderen Menschen umzugehen

__________________________________________________________________________meine Fähigkeiten als Liebhaber/Liebhaberin

__________________________________________________________________________

mein Aussehen

__________________________________________________________________________

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meinen Beruf 

__________________________________________________________________________mein Auto

__________________________________________________________________________

Vielleicht sind Sie über den letzten Punkt gestolpert. Das Auto? „Wassoll das mit mir zu tun haben?“, haben Sie vielleicht gedacht. Das Au-to steht für Ihr Selbst. Kennen Sie Begriffe wie „Autoagression“ oder

„Autoimmunkrankheit“? Die Silbe „Auto“ steht für „selbst“. Undwenn Sie Ihr Fahrzeug als Metapher für Ihr Selbst nehmen, dann istdas mehr als ein lustiges Spiel, es kann eine interessante Metaphersein. Prüfen Sie es einmal nach, wenn Sie jetzt schon bereit sind, sicheinmal auf etwas Neues einzulassen – nicht zu schnell versteht sich.Selbstverständlich dürfen Sie diese Übung beziehungsweise die Begrif-fe die Sie für diese Übung auswählen beliebig und nach eigenem Er-messen erweitern. Erarbeiten Sie sich auf diese Weise einen möglichst

vollständigen Überblick Ihres Lebens und Ihrer Gefühle in Bezug auf Ihre Lebenssituation. Von dieser Statusübersicht werden Sie profitie-ren, weil sie Defizite bewusst macht und auch klar macht, warum Siein einigem Lebensbereichen motivierter sind als in anderen.Leben lässt sich aus meiner Sicht auf einen sehr einfachen Nennerbringen: Finden Sie heraus, was Ihnen gut tut und tun Sie dies! Dasmag Ihnen auf den ersten Blick vielleicht zu einfach erscheinen undSie sind vielleicht der Meinung, dass das noch nicht alles gewesen sein

könne. Vielleicht haben Sie bisher gedacht, dass Leben schmerzhaftsein müsse und dass Sie quälende und negative Erfahrungen sammelnmüssten wie andere Menschen Edelsteine, Schmuckstücke oder Klei-dung. Doch das ist nicht die Wahrheit! Wahr ist vielmehr, dass es nurdarum geht, sich möglichst oft oder sogar fortwährend bewusst zu ma-chen, ob Sie sich in einer bestimmten Situation gut fühlen oder nicht.Und dann handeln Sie einfach nur nach dieser Erkenntnis.Im Umkehrschluss ist dies das Geheimnis dafür, warum viele Men-schen ihre eigenen Gefühle nicht mehr richtig wahrnehmen: Sie ha-ben vielleicht schon viel zu lange nicht mehr nach der Maßgabe ge-lebt, sich möglichst oft in guten Gefühlen zu baden. Es spielt über-haupt keine Rolle, was Ihnen bisher schlechte Gefühle macht. Das

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kann Ihre berufliche Beschäftigung sein, Ihre Partnerschaft oder dasZusammenleben mit Ihrer Familie. Es kann auch sein, dass Ihnen IhrKörper nicht gefällt oder das Aussehen, das Sie momentan haben, viel-leicht halten Sie sich für zu unsportlich. Was auch immer es ist, be-denken Sie, es ist nur eine Form von Feedback auf Ihr vergangenes Le-ben. Und Sie haben jeden Tag die Macht, dieses Leben zu verändern.

Übung: Was begeistert mich in meinem Leben wirklich? Hier geht es nicht um ein Wischi-Waschi-Gefühl von „Ach, das fühlt sichganz nett an“, sondern um wirkliche Begeisterung. Was hat Sie wirklichentflammen lassen? Was hat Sie in den vergangenen Wochen, Monaten

oder auch Jahren sozusagen vom Hocker gehauen und dazu angetrieben,wirklich motiviert zu sein?

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Sollte Ihnen das Wort „Begeisterung“ zu hoch gegriffen sein, dann for-mulieren Sie die Frage für sich doch einfach folgendermaßen um:Wofür setze ich mich ein? Denn es kann ja sein, dass Sie momentan

gar nicht den Eindruck haben, von irgendetwas begeistert zu sein,vielleicht nicht einmal von Ihren eigenen großen Zielen. Doch dannwerden Sie sich bestimmt daran erinnern können, wofür Sie sich inder Vergangenheit gerne eingesetzt haben. In einem weiteren Schrittkönnen Sie sich dann fragen, was genau an dieser Tätigkeit IhnenSpaß bereitet hat. War es, dass Sie sehr wenig beschäftigt waren? Odermochten Sie die Tätigkeit, weil Sie dafür Anerkennung von anderenbekommen haben?

Einmal mehr kann es an dieser Stelle sehr hilfreich sein, dass Sie ehr-lich zu sich selbst sind und sich bewusst machen, was die Motivationhinter der Begeisterung war. Es geht dabei nicht um eine Bewertungoder gar um eine Abwertung Ihrer Person im Sinne von: „Ich habe dasnur gemacht, damit andere mich netter finden oder gerne mit mir zu-sammen sind.“ Allerdings gibt es solche Motivationen, und wir Men-schen stecken oft eine Menge Energie in solche Aktivitäten, weil wirsozusagen über Bande spielen. Ja, es ist wie beim Billard: Wir tun et-was, weil wir eine bestimmte Reaktion anderer Menschen auf unsereHandlung erwarten.

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Beispiel: Kinder verhalten sich konformFalls Sie Kinder haben, können Sie dieses Verhalten sehr eindrucks-voll studieren: Ihre Kinder wissen genau, von welchen Tätigkeitensie begeistert sind, und welche sie nicht so gerne mögen. Ihr Sohnoder Ihre Tochter räumt die Küche nicht aus Spaß auf, sondern weiler oder sie dafür in der Vergangenheit immer wieder gelobt wordenist. Dann wird dieses Kind höchstwahrscheinlich immer mal wiederdie Küche aufräumen, zum Beispiel wenn es eine Taschengeld-erhöhung haben will oder die Erlaubnis erbitten möchte, bei einemFreund oder einer Freundin zu übernachten.Wenn Sie ehrlich sind, dann ist das gezeigte Verhalten (Küche auf-

räumen) nur eine Art von Bestechung. Nun dürfen sich Eltern si-cherlich kritisch die Frage stellen, ob es sinnvoll ist, sich von denKindern bestechen zu lassen.

Selbstverständlich kommen Sie auf dem Weg zu mehr Selbstmotivati-on zu der Frage, ob es nicht eine simple Möglichkeit gibt, sich für allesund jedes zu begeistern? Und in der Tat gibt es mindestens eine Tech-nik, die dies sehr einfach möglich macht. Ihre inneren Bilder sind der

Schlüssel dazu.

Übung: Motivation für jede Tätigkeit Denken Sie an eine Situation, in der Sie sehr motiviert und begeistert wa-ren. Vielleicht haben Sie einem anderen Menschen geholfen und wurdendafür anschließend gelobt. Oder Sie haben etwas anderes erlebt, dass Siewirklich begeistert hat und bei dem Sie sich selbst sehr motivieren konn-ten. Finden Sie nun heraus, wo der entsprechende Film oder das Bild dieserSituation sozusagen vor Ihrem inneren Auge entsteht. Ist es eher auf der

linken Seite, oben oder auf der rechten Seite? Es geht vor allen Dingendarum, dass Sie diese Begeisterung wieder hervorrufen und die Szene sosehen, dass Sie erneut begeistert sind. Merken Sie sich nun die Lage desBildes und auch die Attribute, die dieses Bild beziehungsweise der Film inIhrem Inneren hat: Ist er farbig? Hören Sie irgendwelche Geräusche,während Sie sich die Szene ansehen? Wo genau sitzt das Gefühl von Be-geisterung, während Sie sich die entsprechende Situation noch einmal„ansehen“?

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Und nun denken Sie an eine Situation, in der Sie so gar nicht motiviert wa-ren. Was immer es war, erinnern sich auch an diese Situation so, als wür-

den Sie sie gerade erleben. Finden Sie nun heraus, wo dieses Bild vor Ihreminneren Auge steht und wie es aussieht.In meiner Arbeit als Trainer habe ich herausgefunden, dass alle Menschen,die ich bisher getroffen habe, diese Bilder auf den gegenüberliegendenSeiten einer gedachten Mittellinie positionieren. Also beispielsweise dieSzene für die Sie sich begeistern, auf der linken Seite und die Szene, die Sienicht so sehr motiviert hat, auf der rechten Seite – oder umgekehrt. Nunist es wichtig zu wissen, wo Ihre Bilder sind, denn sobald Sie jetzt an eineneue Situation denken, für die Sie sich gerne motivieren möchten, dann

schauen Sie, wo das Bild der entsprechenden Szene vor Ihrem inneren Au-ge auftaucht. Vielleicht geht es darum, dass Sie wieder mehr Sport treibenmöchten, zum Beispiel durch Joggen. Dann stellen Sie sich vor, wie Sie be-reits durch den Wald laufen und sehen Sie sich genau so in diesem Bild,wie Sie sich in der Szene gesehen haben, von der Sie wirklich begeistertwaren. Schieben Sie sozusagen Ihr inneres Bild an dieselbe Stelle und pas-sen Sie auch alle Attribute der Szene an, die Sie vorher festgestellt haben.So wissen Sie nun, wie leicht es ist, sich zu motivieren.

Es könnte nun ja auch sein, dass Sie sich für etwas wie übermäßiges Essennicht mehr so sehr begeistern möchten, wie in der Vergangenheit. Dannkönnen Sie das entsprechende Bild der Szene, für die Sie sich nicht mehrbegeistern wollen, an die Stelle schieben, wo vorher die Szene auftauchtein der Sie nicht so begeistert waren. Sie werden feststellen, dass Ihnen dieentsprechende Tätigkeit einfach nicht mehr so viel Spaß macht wie früher.

Ist es wirklich so einfach? Einmal mehr mag diese Frage in Ihrem Kopf 

auftauchen, während Sie die letzte Übung im Detail mit verschiede-nen Szenen ausprobieren. Womöglich brauchen Sie ein bisschenÜbung, um diese Begeisterung wirklich noch stärker und noch größerzu spüren für etwas, für das Sie sich bisher nicht so sehr begeisternoder motivieren konnten. Doch das bedeutet nicht, dass diese einfa-che Übung nicht funktioniert! Im Gegenteil, die einzige Möglichkeit,Motivation oder Nicht-Motivation zu empfinden ist die, die innerenBilder in entsprechender Weise sozusagen in unserem Inneren zu sor-tieren.

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Beispiel: Wie Paare sich auseinander lebenDasselbe haben Sie vielleicht schon einmal bei einem Paar beobach-tet, dass sich im Laufe der Jahre auseinander gelebt hat. SolcheMenschen können Sie fragen, wo das innere Bild ist, auf dem siesich selbst frisch verliebt mit der Partnerin oder dem Partner sehen.Und dann fragen Sie diese Menschen, wo das Bild der Partnerinoder des Partners nach einigen Jahren des Zusammenseins hinge-schoben worden ist. Sie werden feststellen, dass meisten Menschenden Ort des Bildes geändert haben, vielleicht sogar über die oben zi-tierte Mittellinie hinweg. Dies ist eine interessante Erkenntnis, dennwenn diese Menschen ihre Partnerschaft aufrechterhalten wollen,

dann kann es sehr sinnvoll sein, das Bild des Partners wieder and dieStelle von „frisch verliebt“ zu verschieben.

Ist das nicht manipulativ? Ja, Sie manipulieren sich beim Verschiebenvon inneren Bildern selbst. Dem ist nichts hinzuzufügen, denn Mani-pulation ist ein ganz natürlicher und neutraler Vorgang. Denn denkenSie noch einmal an die Ziele, die Sie in Kapitel 1 dieses Buches aufge-schrieben haben. Wie wollen Sie diese Ziele erreichen, wenn Sie nicht

von diesen Zielen begeistert sind? Nun könnten Sie natürlich antwor-ten, dass die Ziele wohl für Sie nicht geeignet seien, wenn Sie nichtdauerhaft und immer die nötige Begeisterung für diese Ziele hätten.Und in der Tat gibt es viele Menschen, die genau nach dieser Devise le-ben: Sie verfolgen ein Ziel solange, wie sie noch eine gewisse Begeiste-rung in sich spüren können. Falls die Begeisterung einmal verschwun-den ist, hören Sie sofort auf, der entsprechenden Tätigkeit nachzuge-hen. Das Ende der Selbstdisziplin und Motivation ist damit das Ende

jeder Tätigkeit. Das muss nicht sinnvoll sein!Disziplin bedeutet ab heute auch für Sie nicht mehr, dass Sie sich zu ir-gendetwas zwingen müssen, das Ihnen überhaupt keinen Spaß macht.Es geht nur noch darum, die entsprechenden Bilder in Ihrem Innerenso zu verschieben, dass Sie die Tätigkeit weiterhin begeistert, von derSie überzeugt sind, dass Sie sie zu Ihren Zielen bringt.Sobald Sie mit den gerade absolvierten Übungen herausgefunden ha-ben, wie die Prozesse in Ihrem Inneren ablaufen, erhalten Sie nichtnur persönliche Freiheit zurück, sondern Sie entwickeln auch eineForm von emotionaler Intelligenz, über die viele Menschen nicht ver-fügen. Es geht nicht um den Vergleich, sondern schlicht darum, dassemotionale Intelligenz eine fortwährende Übung ist. Wenn Sie bisher

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nach der Devise „Pech gehabt“ gelebt haben, dann haben Sie jetzt ei-ne große Chance, Ihr Leben neu zu gestalten und Ihre großen Zieleund eigenen Pläne wirklich in die Tat umzusetzen.Sich selbst zu motivieren lässt sich auch durch die richtige Kommuni-kation mit sich selbst erleichtern. Dabei werden übrigens auch wiederIhre inneren Bilder verschoben.

Übung: Modaloperatoren helfen weiter Formulieren Sie nun einen einfachen Satz mit einer Tätigkeit, der Sie ger-ne nachgehen möchten. Ein Beispiel wäre: „Ich möchte ab sofort jeden TagSport treiben.“ Formulieren Sie nun diesen Satz mit den folgenden Moda-

loperatoren um und prüfen Sie dabei, welche Formulierung Sie am meistenmotiviert. Bei welcher Formulierung werden Sie wirklich aktiv?Wenn Sie sozusagen die fortgeschrittene Version dieser Übung machenwollen, dann prüfen Sie auch, wie sich Ihre inneren Bilder passend zu dergewählten Formulierung verändern.Ich möchte…Ich möchte versuchen…Ich könnte…Ich versuche…

Ich würde gern…Ich werde mich bemühen…Ich möchte eigentlich…Ich muss…Ich darf…Ich sollte…Ich tue es … (also aktiv ausdrücken: Ich treibe täglich Sport.)Ich werde…

Und für die Gegenbeispielsortierer:Ich darf nicht…Ich sollte nicht…

Überzeugen Sie andere MenschenDie Übung mit den Modaloperatoren ist auch sehr gut geeignet, umsich bewusst zu machen, wie wenig Sie andere Menschen mit be-stimmten Formulierungen motivieren können. Viele Vorgesetzte nut-zen etwa bei Ansprachen vor ihren Mitarbeitern Sätze wie „Wir müs-sen im kommenden Jahr …“ oder „Wir sollten unbedingt …“. Doch

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diese Formulierungen sind für die meisten Menschen nicht sehr moti-vierend, weil sie auf die entsprechenden Modaloperatoren einfachnicht reagieren. Der Prozess, der dabei im Inneren abläuft, ist typi-scherweise, dass sich das Bild zum Beispiel weiter entfernt, schwarz-weiß wird, oder sich ein Film in ein Standbild verwandelt. Dadurchwird die Motivation behindert, der gewünschte Effekt kann sogar insNegative verdreht werden.

Tipp: Wenn Sie als Manager oder Chef Ihre Mannschaft motivieren wol-len, dann ist es also sehr angeraten, dass Sie Ihre Modaloperatorenüberprüfen und nur solche wählen, die für Sie selbst und vermutlich

auch für viele andere Menschen förderlich sind. Meine Erfahrungaus der Praxis zeigt, dass der aktive Ausdruck „Wir werden …“ oder„Wir erledigen …“ helfen, Menschen in einem Team zu der entspre-chenden Tätigkeit zu veranlassen. Ich habe bis heute unter tausen-den von Seminarteilnehmern nur eine einzige Frau gefunden, dieauf das Wort „müssen“ gut reagiert. Bei allen anderen hat dieserModaloperator eher zur Folge, dass sie die vorgeschlagene Hand-lung nicht vornehmen. Insofern darf dieses Wort genauso wie„könnten“, „sollten“ oder „müssten“ aus Ihrem Wortschatz ver-schwinden, wenn Sie andere Menschen wirklich gut motivierenwollen.

So komisch es sich für Sie vielleicht anhört: Neid ist ein ganz wichtigerMotivator. Neidisch zu sein haben viele Erwachsene schon in derKindheit gelernt, zum Beispiel in einer Situation, wo der Nachbarsjun-ge ein ganz besonderes Fahrrad oder etwas anderes geschenkt bekom-

men hat. Oder vielleicht waren Sie ja neidisch auf die Fähigkeiten an-derer Kinder, die früher lesen oder schreiben konnten.

Übung: Wann hat Neid Sie angespornt? Erinnern Sie sich an Situationen, in denen Sie mit jemand anderem gleichziehen wollten, wodurch Sie sehr motiviert waren?

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Es kann sehr positiv sein, sich durch Neid motivieren zu lassen, weildarin die Chance liegt, dieselbe Fähigkeit wie ein anderer Mensch zuerreichen. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob Sie auf eine sport-

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Überzeugen Sie andere Menschen

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liche, intellektuelle oder eine andere Leistung eines Menschen nei-disch sind. Die negative Ausformung des Neides ist allerdings so etwaswie „zerfressen werden vom Neid“. Das ist sozusagen ein übersteiger-ter Neid, der nicht mehr positiv und motivierend sondern zerstöre-risch wirkt.Wenn Sie sich also jetzt an Situationen erinnern, in denen Sie schoneinmal neidisch waren, dann wählen Sie bitte solche Situationen, indenen der Neid motivierend auf Sie gewirkt hat. Ich bin sehr sicher,dass die entsprechenden Bilder dieser Situation wieder an derselbenStelle liegen, wie die der vorher erinnerten Situation, in der Sie begei-stert waren. Ich erwähne dies nur, damit Sie für sich noch einmal ab-

gleichen können, wie stimmig die These von den inneren Bildern ist.Vielleicht sind Sie jetzt auch einfach neidisch auf die Menschen, dieschon sehr spielerisch mit ihren inneren Bildern umgehen können. Solange Sie diese Art von Neid motiviert, dann sollten Sie den Neid jetztdeutlich empfinden, damit Sie, wie alle anderen Leser auch, lernen.mit Ihren inneren Bildern spielerisch umzugehen und sie zu IhremVorteil zu nutzen.

Übung: Wie viele verschiedene Gefühle von Motivation ken-nen Sie? Machen Sie sich bitte einmal bewusst, dass es sehr unterschiedliche Artenvon Motivation gibt, die Sie empfinden können. Dafür habe ich Ihnen bei-spielhaft ein paar Situationen zusammengestellt, an die Sie sich jetzt erin-nern können, um voll in das Gefühl von Motivation einzutauchen:Kuscheln mit dem PartnerLesenZeit für sich nehmen

Mit den Kindern spielenMorgens aufstehen und zur Arbeit gehenBeruflich erfolgreich seinSport treibenEin großes Ziel erreichen, das Sie jahrelang angestrebt habenAndere Situationen in denen Sie sehr motiviert sind:

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Tipp: Selbstverständlich können Sie auch in Bezug auf das Thema Moti-vation die Übung anwenden, die schon weiter oben in diesem Buch

angesprochen worden ist. Wenn Sie sich für eine neue Situationmotivieren möchten, dann können Sie einfach an ein paar andereSituationen denken, in denen Sie sehr motiviert waren. Behalten Siedann das Gefühl der Motivation bei und denken Sie an das Thema,das Sie wirklich motiviert angehen möchten. Sie werden merken,wie leicht sich mit solchen Techniken die Motivation auf die neueSituation übertragen lässt.

So gut Sie sich ab sofort in jeder Situation motivieren können, sowichtig ist es, dass Sie auch mal eine Pause einlegen. Denn in den Pau-sen können Sie durchatmen und neue Kräfte sammeln. Dazu gibt eseinige wichtige Tipps:

Tipp: Machen Sie eine richtige Pause, indem Sie etwas anderes als vorhertun. Wenn Sie am Schreibtisch arbeiten, dann stehen Sie auf und

betätigen Sie sich körperlich. Wenn Sie an einem Bildschirm arbei-ten, dann schließen Sie in der Pause mal für einige Zeit die Augen.Und wenn Sie körperlich gearbeitet haben, dann legen Sie sich inder Pause einfach mal hin. Körperliche Entspannung tut sehr gut,unabhängig davon, was Sie ansonsten gerade getan haben. LassenSie Ihre Gedanken fließen und atmen Sie einfach ruhig ein und aus.Und zum guten Schluss: Machen Sie regelmäßig eine Pause, also et-wa 5 Minuten pro Arbeitsstunde. Das ist besser, als alle drei Stunden20 Minuten Pause zu machen.

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Überzeugen Sie andere Menschen

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Zusammenfassung

● Ein wirklich großes Ziel zu haben, kann eine enorme Motivationbedeuten. Wann finden Sie es für sich heraus?

● Lernen Sie, auch zu unbequemen Entscheidungen zu stehen, auchwenn dies eine gehörige Portion Selbstdisziplin erfordert.

● Das Gegenbeispielsortieren macht Menschen leicht steuerbar undSie können es für sich als guten Motivator in allen Lebenslagennutzen, sobald Sie die richtigen Formulierungen verwenden.

● Die klassischen Erfolgsverhinderer sind Faulheit, Angst und Eitel-keit.

● Vermeiden Sie hektische Betriebsamkeit und arbeiten Sie stattdes-sen lieber konsequent und gelassen am Erreichen Ihrer Ziele.

● Hinter jedem Bedürfnis steht die Hoffnung, damit ein bestimmtesGefühl zu haben. Entdecken Sie Ihre Gefühle als große Chance füreine wachsende Motivation.

● Werden Sie wieder genauso begeisterungsfähig wie Sie als Kind wa-ren. Das wirkt auch auf andere Menschen sehr ansteckend.

● Lernen Sie immer genauer mit der Sprache umzugehen und nut-

zen Sie die geeigneten Modaloperatoren, um sich und andere inSchwung zu bringen.

● Neidisch zu sein hat auch sein Gutes, sobald Sie dadurch ange-spornt werden, sich nach Ihren höchsten Zielen zu strecken undmehr zu leisten als bisher.

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Lektion 4:So planen Sie sinnvoll

Ein intelligenter Umgang mit Ihren Gefühlen führt auch dazu, dassSie Ihre eigenen Ressourcen besser einsetzen und sich selbst bessersteuern. Dieses Thema hat keineswegs nur mit eiserner Disziplin zutun, sondern es geht vielmehr darum, Störfaktoren zu entdecken undzu beseitigen sowie gezielter die Dinge zu tun, die Sie zu Ihren Zielenbringen.

Einer der wichtigsten Störfaktoren ist zweifelsohne der Stress. VieleÄrzte bezeichnen den Stress als Krankheitsursache Nummer eins undsie vermuten, dass stressbedingte Krankheiten in den kommenden

 Jahren noch weiter zunehmen werden. Wie entsteht dieser Stress? Diewichtigsten Ursachen sind Überforderung und Unterforderung.Selbstverständlich sind dies lediglich Überbegriffe, und ein Thema derkommenden Abschnitte wird sein, hier mehr ins Detail zu gehen, da-mit Sie lernen, welche Aspekte Ihres Lebens genau diese Über- oder

Unterforderung und damit den Stress auslösen.

StressfaktorenVielleicht sind Sie erstaunt, dass hier die Unterforderung als Stressfak-tor benannt wird. Allerdings deutet vieles darauf hin, dass Menschenin unserer Gesellschaft auch aufgrund von Unterforderung einen ge-wissen Stress erleben, weil sie einfach nicht den Tätigkeiten nachge-

hen können, für die sie sich berufen fühlen. Langzeitarbeitslose leidenbeispielsweise unter diesem Stress und ebenso Menschen, die zwar ei-nen geregelten Beruf haben, aber ständig weit unter ihren intellektuel-len Fähigkeiten arbeiten. Das mag der Faulheit entgegenkommen,doch es ist tatsächlich stressig, und der Körper reagiert darauf mit al-len stresstypischen Krankheitssymptomen.Menschen, die unter Stress stehen, haben viel zu selten gute Gefühle,das heißt, biochemisch gesehen ist ihr Hormonspiegel ständig im Be-lastungsbereich. Das wirkt sich auch auf alle Körperfunktionen ausund sorgt auch dafür, dass sie eine eingeschränkte Sicht haben. Das istdurchaus wörtlich gemeint, denn es handelt sich um eine ganz nor-male Stressreaktion, die im Umfeld einer Kampf- oder Fluchtreaktion

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sehr sinnvoll ist: Das Gesichtsfeld, das heißt der mit den Augen wahr-genommene Bereich, wird verkleinert, so dass sich der Fliehende oderKämpfende besser auf das direkt vor ihm Liegende konzentrierenkann. In dem friedlichen Umfeld, in dem Sie vermutlich leben, ist dasallerdings nicht sehr hilfreich, denn Sie wollen ja mehr wahrnehmenund flexibler agieren können und haben es nicht nötig, auf Bäume zuklettern oder sich einem Kampf Speer gegen Stoßzahn zu stellen.

Beispiel: Ein Prokurist ohne Spaß am LebenHarald Meisner ist als Prokurist bei einem mittelständischen Unter-nehmen mit 125 Mitarbeitern angestellt. Er hat recht viel zu tun,doch die gute Arbeitsorganisation führt dazu, dass er regelmäßigum 18 Uhr schon zuhause ist. Als er in eines meiner Seminare kam,war eine der wichtigsten Fragen an ihn, was ihm im Alltag gute Ge-fühle bereite? Diese Frage konnte Harald auf Anhieb nicht beant-worten, ja er verfiel später sogar in tiefes Grübeln. Am Abend hatteer immer noch keine Lösung. Er hatte nur das Gefühl, dass sein Le-ben auf eine bestimmte Art und Weise blutarm geworden sei unddass er keinen Spaß mehr daran habe, so weiter zu leben.

So wie Harald geht es vielen Menschen, die Seminare besuchen oderBücher lesen, um ihr Leben zu verbessern. Sie haben längst verstan-den, dass ihnen das Leben so keinen Spaß mehr macht, wie es jedenTag läuft. Und manche glauben sogar, dass es ihnen nicht den ganzenTag gut gehen darf und dass sie ihre Arbeit zu erledigen haben, egal obsie Freude bereitet oder nicht. Hier ist der Beruf allerdings nur ein Bei-spiel dafür, dass Menschen dauerhaft in einer nicht erfüllenden Situa-

tion leben. Auch eine anstrengende Partnerschaft, die den Zenit sozu-sagen überschritten hat, kann diese schlechten Gefühle auslösen undsogar dafür sorgen, dass Sie krank werden. All dies ist nur ein Zeichendafür, dass ein Mensch nicht auf seinem richtigen Weg ist und dass esZeit wird, die Veränderung anzugehen.Einer der wichtigsten Stressoren ist die Angst. Doch viele Menschensind sich ihrer Angst gar nicht bewusst. Da ist zum Beispiel die Angstvor der Veränderung, die Angst vor einem kritischen Gespräch mit ei-nem Vorgesetzten beziehungsweise dem Partner oder die Angst vordem eigenen Versagen. Manche schrauben die Anforderung an sichselbst so hoch, dass sie stets nur versagen können und vor lauter Angstfangen diese Menschen an, zu erstarren und nichts mehr zu tun. Auch

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das Mobbing am Arbeitsplatz kann ein typischer Angstfaktor sein,weil Menschen sich dann aus Furcht vor Kritik nicht mehr trauen, ih-re Meinung zu sagen oder ihre Vorlieben auszuleben.

Tipp: Beachten Sie, dass die Kritik, die andere Menschen an Ihnen üben,zwar ganz sicher etwas mit diesen anderen Menschen zu tun hat,mit Ihnen jedoch nicht unbedingt. Denn wenn wir mit einem Fingerauf einen anderen Menschen deuten, dann zeigen immer drei Fin-ger auf uns selbst. Ein Grund dafür ist das Resonanzgesetz: Es kannSie an einem Anderen nur das stören, was Sie an sich selbst stört.Andere Menschen helfen Ihnen höchstens, diese unerwünschte Ei-

genschaft oder Fähigkeit zu entdecken. Außerdem sollten Mobbin-gopfer lernen, die vermeintliche Kritik nicht auf sich zu beziehen,sondern bei den anderen zu lassen. Auch wenn dies vielleicht leich-ter gesagt als getan ist, so ist es doch ein sehr guter Weg zu einemneuen positiven Lebensgefühl trotz aller Kritik.

Nicht jeder Mensch reagiert auf Umweltfaktoren in gleicher Weise.Das bedeutet auch, dass jeder in verschiedenen Situationen gestresst

reagiert. Finden Sie also zunächst heraus, was für Sie besonders gut alsStressfaktor wirkt, bevor Sie lernen, damit gezielt umzugehen.

Übung: Persönliche Stressauslöser Was bereitet Ihnen Stress?Schreiben Sie genau auf, in welchen Situationen Sie gestresst reagierenoder welche typischen Faktoren in der Außenwelt dafür sorgen können,dass Sie Stress empfinden.

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Positiver oder negativer Stress?

In der Fachliteratur wird gerne auch darauf hingewiesen, dass es posi-tiven und negativen Stress im Leben eines Menschen geben kann. Po-sitiver Stress bedeutet, dass Sie eine Art von Anspannung erleben, dieIhnen gut tut, weil Sie dann die Sachen erledigen, die Sie gerne erledi-gen möchten. Viele Menschen, die ihre Berufung gefunden habenund in ihrer eigenen Mitte leben, empfinden positiven Stress bei den

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Positiver oder negativer Stress?

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Herausforderungen des Alltags. Es scheint also einmal mehr um dengoldenen Mittelweg zu gehen, den auch Sie finden können, dennwenn ein Mensch sich von allen Anforderungen zurückzieht, dannempfindet er sein Leben eher als fade und beginnt vielleicht sogar,sich selbst zu vernachlässigen.

Beispiel: Viele Rentner sind nur unterfordertDiesen Effekt können Sie bei vielen Rentnern beobachten, die zwarmit einer mehr oder weniger guten Rente ausgestattet sind, dafüraber einfach nicht mehr wissen, was sie mit ihrer Zeit anfangen sol-len. Viele dieser älteren Menschen haben keine Ziele mehr und le-

ben einfach in den Tag hinein, ohne dass es größere Anforderungenan sie gäbe. Sicherlich trägt dazu auch bei, dass die Familien in derRegel weiter auseinander wohnen und dass die Alten auch inner-halb der Familie keine Aufgaben mehr haben. Gefragt sind hierneue Lebensmodelle, bei denen auch alte Menschen bereit und inder Lage sind, sich neue Ziele zu setzen und auf diese zuzustreben.Niemand gehört zum alten Eisen, nur weil es ein Alter gibt, bei demviele von uns das aktive Berufsleben verlassen müssen.

Doch zurück zu dem positiven Stress, den es sicher auch in Ihrem Le-ben gibt. Erinnern Sie sich an typische Arbeitsaufgaben oder Tätigkei-ten, die Sie unter positiven Stress gesetzt haben?

Übung: Stress, der gut tut Welche anstrengenden oder sogar stressigen Situationen empfinden Sieals positiv?

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Wenn Sie nun die negativen Stressoren mit den positiven vergleichen,stellen Sie sich bestimmt die Frage, was der Unterschied ist. Liegen po-sitive Stressoren im Innen und negative im Außen? Werden Sie durchandere Menschen stärker unter Druck gesetzt als von sich selbst? Undwas sind die Gemeinsamkeiten zwischen den Stressoren, die bei Ihnendieselbe Reaktion auslösen?Den Umgang mit Stress so zu verändern, dass Sie den weit überwie-genden Teil Ihres Lebens in heiterer Gelassenheit verbringen, ist nichtnur ein theoretisches Ziel, es ist eine lebenserhaltende Maßnahme.

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Emotionale Intelligenz drückt sich auch darin aus, dass Sie lernen, zu-nehmend besser mit sich selbst und mit Ihren Kräften zu haushalten.Lernen Sie also, Ihre Einstellung gegenüber Ihren bisherigen Stressfak-toren zu verändern. Ob Sie dabei erfolgreich waren, merken Sie vor al-lem an der neuen Gelassenheit, die Sie spüren.Eine sehr gute Möglichkeit, den Stress in kurzer Zeit auf ein Minimumzu reduzieren, ist eine neue Sicht auf die Welt.

Übung: Gibt es das Chaos in Ihrem Leben? Glauben Sie, dass in Ihrem Leben jederzeit etwas Zufälliges, Chaotischespassieren kann? Ein Unfall zum Beispiel oder etwas anderes, das Ihnen zu-

stößt?

Die Antwort ist digital, denn das Chaos kann schließlich zu jeder Zeitauftreten, solange Sie an das Chaos glauben. Also bleibt es bei Ja oderNein, dazwischen kann nichts liegen. Das Gegenteil von Chaos ist dievollständige Eigenverantwortung für alles, was in Ihrem Leben pas-siert.Wenn Sie das Leben als großes Chaos empfinden, in dem Sie vor

nichts und niemandem sicher sein können, dann ist es logisch, dassSie ein ziemlich gestresster Zeitgenosse sein müssen. Denn dann be-schäftigen Sie Fragen wie die, ob der Ziegelstein auf dem Dach desHauses, an dem Sie gerade vorbei gehen, auch fest ist. Oder fällt er her-unter und Ihnen auf den Kopf, so dass Sie sofort tot sind? Das bedeu-tet es, konsequent vom Chaos auszugehen. Wer Leben aus dieser Per-spektive heraus lebt, hüpft von morgens bis abends voller Hektikdurch ein Minenfeld aus Dingen, die jederzeit passieren können.

Selbstverständlich gibt es Versicherungen für alles und jedes, doch da-mit werden bestenfalls die Folgen abgemildert.Wechseln Sie die Perspektive! Stellen Sie sich einmal für einen Mo-ment vor, Sie wären davon überzeugt, in absoluter Sicherheit zu leben,ständig und immer. Fühlen Sie in sich hinein, wie gut sich dieses Wis-sen anfühlt und achten Sie darauf, wie viel ruhiger und gelassener Siewerden. Schalten Sie für einen Moment jedes „Ja, aber…“ aus, denndas nützt jetzt nichts. Vermutlich erinnern Sie sich daran, als Kind ge-nau so gelebt zu haben, lange bevor ein Versicherungsvertreter vorbei-kam, um Sie von einer Police zu überzeugen, die Sie damals auf keinenFall gebraucht hätten. Jetzt stellt sich nur noch eine Frage: Wollen Sienicht den Rest des Lebens in genau diesem Gefühl der Sicherheit blei-

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Positiver oder negativer Stress?

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ben? Ist das nicht der beste Weg, um auch sämtlichen Stress zu ver-bannen? Sie haben die Wahl, denn Sie können die Entscheidung tref-fen, sich von einem Leben voller chaotischer Zustände und Ereignissejetzt gleich oder irgendwann später zu verabschieden und sich für einLeben voller Ruhe und Gelassenheit zu entscheiden.Das Leben selbst zu steuern bedeutet anzufangen, die Zügel wieder indie Hand zu nehmen und die volle Verantwortung für alle Situationendes Lebens zu übernehmen. Sehen Sie es doch einfach mal von dieserSeite: Das Wort Zufall bedeutet, dass Ihnen die Dinge zufallen, die Siezuvor für möglich gehalten haben. Das geht auf den Glauben zurück,dass unsere Gedanken unser Leben bestimmen. Das betrifft nicht nur

alle Glaubenssätze und Systeme, die Sie im Lauf der Jahre aufgebauthaben. Es betrifft vor allem auch das zentrale Thema, wie Sie Ihre Le-bensgestaltung sehen. Denn solange es für Sie chaotische Zustände imAußen gibt, werden Sie nicht bereit sein, die volle Verantwortung fürIhr Leben zu übernehmen.

Den Stress aktiv durchbrechen

Müssen Sie nun jede Situation beherrschen, die Ihnen zustößt? Dieswürde ja nur bedeuten, dass Sie wie ein Besessener darauf aus sind, je-de Situation und vermutlich dann auch jeden Menschen in IhremUmfeld so zu kontrollieren und zu gängeln, dass alles nach IhrenWünschen passiert. In der Tat gibt es ziemlich viele Menschen, die ge-nau so ihr Leben leben und damit ihre Umwelt terrorisieren. Vielwichtiger ist es, Ihre Gefühle in Bezug auf die Situation zu beherr-schen. Selbstverständlich ist das wieder das Thema Manipulation,

denn wenn Sie Ihre Gefühle gezielt einsetzen, dann manipulieren Siesie ja.Auf dem Weg zu mehr Eigenverantwortung ist es von entscheidenderBedeutung, dass Sie anderen Menschen die Möglichkeit nehmen, inIhnen bestimmte Gefühle auszulösen.

Beispiel: Was erlauben?Es ist schon eine ganze Weile her, dass meine Frisörin mir erzählte,dass ihr pubertierender Sohn sie regelmäßig auf die Palme bringe.

Ich gab ihr dazu einen kleinen Tipp und sagte Ihr, sie solle einfachdie Formulierung ändern: „Ich lasse mich von meinem Sohn auf diePalme bringen.“ Zunächst mussten wir beide herzlich lachen, und

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sie glaubte nicht daran, dass diese kleine Änderung in der Formulie-rung etwas in Ihrem Leben bewirken könne. Doch bei dem nächstenTermin einige Wochen später berichtete sie mir voller Begeisterung,dass sie verstanden habe, worum es gehe. Sie habe die Eigenverant-wortung für ihre Gefühle übernommen und erlaube ihrem Sohnnicht mehr, sie auf die viel zitierte Palme zu bringen. Und ihr neues Verhalten in den stressigen Situationen hat schon nach kurzer Zeitdazu geführt, dass auch ihr Sohn sich anders verhielt.

Dieses Beispiel belegt etwas ganz wichtiges: Es kommt auf die Kleinig-keiten an, die Sie verändern. Sie beginnen genau hinzuhören, wenn

Sie oder jemand anders etwas sagt. Sie formulieren Sätze anders, nut-zen andere Wörter oder putzen sich einfach mal mit der anderenHand die Zähne. Je häufiger Sie von eingefahrenen Wegen abweichen,desto mehr Spaß haben Sie und desto mehr Erfolg haben Sie.

Übung: Der Weg der Veränderung Machen Sie Ihrem Unterbewusstsein deutlich, dass Sie auf dem Weg der Veränderung sind. Eine Möglichkeit dies zu tun ist es, die Uhr an dem an-

deren Arm zu tragen, also an dem, an dem Sie sie gewöhnlicher weise nichtgetragen haben. Wenn Sie dies jetzt tun, dann wird sich das etwas unge-wöhnlich anfühlen. Und genau um diesen Effekt geht es: Trainieren Sie,dass das Ungewöhnliche zu Ihrem Alltag wird, denn dann werden Sie überdie Dinge stolpern, die in Ihrem Leben jeden Tag gleich ablaufen. ÄhnlicheDinge können Sie üben, indem Sie sich zum Beispiel mit der anderen Handrasieren oder ähnliche Dinge tun. Fahren Sie einen anderen Weg zur Arbeitoder tauschen Sie beim Essen regelmäßig die Plätze. All dies wird helfen,Ihre Flexibilität zu erhöhen und damit auch deutlich mehr Spaß im Leben

zu haben. Seien Sie allerdings bei der Übung mit dem Zähneputzen odermit dem Rasieren vorsichtig, damit Sie sich keine Verletzungen zuziehen.

Wenn Sie es nicht glauben können, dass eine solche kleine Übung Ihrganzes Leben verändern kann, dann weiß ich nicht, ob Sie jetzt schonbereit sind, die Probe aufs Exempel zu machen. Selbstverständlichkönnen Sie die Dinge nur erfahren, indem Sie sie wirklich ausprobie-ren. Und es mag sein, dass Sie einige Wochen lang die Uhr am ande-ren Arm tragen wollen, bevor Sie eines Tages bemerken, dass Sie dieUhr automatisch morgens an den „neuen“ Arm angezogen haben.Das wird der Tag Ihres großen Triumphes sein, weil Sie merken, dass

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Den Stress aktiv durchbrechen

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Sie doch viel flexibler sind, als Sie vielleicht bisher gedacht haben.Selbstverständlich bedeutet eine solche Übung auch eine VeränderungIhres Fokus: Denn ab sofort werden Sie sich darauf konzentrieren, wassich auch sonst in Ihrem Leben verändert beziehungsweise verändernlässt, denn die zunehmende Eigenverantwortung sorgt schlicht dafür,dass Sie mit immer mehr Freude alte Dinge loslassen und neue Dingein Ihr Leben ziehen. Und diese Veränderung zu beobachten machtselbstverständlich eine Menge Spaß und bringt eine Menge neuerMöglichkeiten in Ihr Leben.Zu diesem Thema gibt es noch eine sehr gute Übung, die ich Ihnenzum Abschluss jedes Tages empfehle:

Übung: Achten Sie auf das NeueWas machen Sie genau ab heute anders in Ihrem Leben, um weniger Stresszu empfinden und mehr Spaß zu haben?

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Diese Fragestellung ist auch dann empfehlenswert, wenn Sie ein Semi-

nar besuchen, ein gutes Buch lesen oder auch nur die Tageszeitung.Haben Sie sich daran gewöhnt, dass die meisten Dinge in Ihrem Um-feld nichts mit Ihnen zu tun haben, weil es entweder gar keinen odernur einen sehr entfernten Bezug zu Ihrem Leben gibt? Nehmen Siezum Beispiel die Fernsehnachrichten: Die meisten dieser ach so wich-tigen Nachrichten haben keinerlei konkrete Auswirkung auf Ihr Le-ben, die Sie aktiv beeinflussen könnten. Dieses Kriterium sollte aller-dings wichtig sein, denn Sie leben ja jeden Tag und erwarten daher zu

Recht, dass eine solche Sendung etwas bringt, das Sie sofort umsetzenkönnen oder dass wenigstens irgendeinen positiven Einfluss auf Siehat. Nehmen Sie dieses Kriterium in Ihr tägliches Repertoire auf mitder Frage: „Was verändert sich dadurch in meinem Leben ab sofort?“Wenn es keine positiven Auswirkungen hat, dann lassen Sie es in Zu-kunft einfach weg.

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Gedanken beleben durch Entspannung

Wussten Sie schon, dass Sie rund 50 000 Gedanken an jedem einzel-nen Tag denken? Der größte Teil dieser Gedanken ist ständig derselbe,das heißt, Sie wiederholen ein und denselben Gedanken immer undimmer und immer wieder. Da Sie inzwischen in diesem Buch bereitsgelernt haben, dass wir mit unseren Gedanken auch unsere Gefühlesteuern, ist diese ständige Wiederholung der entscheidende Faktor,warum sich Ihr Gefühlsleben nur sehr allmählich verändert, wennüberhaupt.Sobald Sie es sich zum Ziel gesetzt haben, Ihr Leben fröhlicher und

glücklicher zu gestalten, eine schöne Partnerschaft zu leben und IhreBerufung zu finden oder Ihrer Berufung zu folgen, dann werden sichauch Ihre Gedanken in diese Richtung verändern. Denn Sie werdenvon diesem Tag an Ihren Fokus darauf legen, was Sie erleben auf demWeg zum Ziel. Damit ändert sich zumindest ein Teil der Gedanken, dieSie ständig wiederholen. Und mit jedem neuen Gedanken verändertsich auch Ihr Leben.Alle Entspannungsübungen helfen Ihnen dabei, Ihre Gehirnhälften

besser zu synchronisieren, was Ihnen einen leichteren Zugang zuIhren Gefühlen, sozusagen zu der emotionalen Seite Ihres Seins er-laubt. Je seltener Sie wirklich entspannt sind, desto weniger gut kön-nen Sie mit Ihren Gefühlen umgehen und desto geringer sind Ihre in-tuitiven Fähigkeiten ausgeprägt. Sie haben also ein großes Interessedaran, regelmäßig solche Übungen zu machen, um Ihre emotionaleIntelligenz zu fördern.Entspannte Bewusstseinszustände, die sie etwa während Meditations-

übungen, beim Hören von Entspannungsmusik oder bei gezielten Yo-ga-Übungen erreichen können, sind hilfreich auf dem Weg zu einerbesseren Selbststeuerung und zu einer besseren Selbstwahrnehmung.Wenn Sie bisher wenig Erfahrung mit entspannten Zuständen gesam-melt haben, dann empfehle ich Ihnen unbedingt, sich diesem Bereicheinmal intensiv zu widmen. Entspannungs-CDs sind zum Teil schonfür wenige Euro erhältlich und sie wirken bei regelmäßiger Anwen-dung Wunder. Auch in stressigen Situationen können Sie solche Hilfs-mittel sehr leicht anwenden, indem Sie zum Beispiel in Ihren PC amArbeitsplatz oder über Kopfhörer Entspannungsmusik hören und sichdamit vielleicht auch nur für fünf oder zehn Minuten aus dem aktivenTagesablauf zurückziehen. Solche Pausen sind sehr gut geeignet, die

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Gedanken beleben durch Entspannung

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eigene Mitte wieder zu finden und damit die eigene Leistungsfähigkeitdeutlich zu erhöhen.Wenn Sie noch einen Schritt weiter gehen wollen, dann empfehle ichIhnen den Besuch von Zen-Meditationsabenden. Bei solchen Aben-den konzentrieren Sie sich gemeinsam mit anderen Menschen zumBeispiel auf einen Gegenstand wie eine Kerze. Am Anfang ist es er-staunlich zu erleben, wie leicht Ihre Gedanken abschweifen. Das kön-nen Sie schon jetzt gleich testen:

Übung: Volle Konzentration auf NichtsKonzentrieren Sie sich auf einen Gegenstand, der in Ihrer Nähe ist. NutzenSie alle Gedanken, und lassen Sie diese nur um diesen einen Gegenstandkreisen. Das kann zum Beispiel eine Kerze sein oder ein Buch das vor Ihnenauf dem Tisch liegt. Beobachten Sie diesen Gegenstand genau, finden Siealle Ecken und Kanten, bemerken Sie, wie sich das Licht vielleicht spiegeltoder bricht und welche Schatten geworfen werden. Und stellen Sie vollerAufmerksamkeit fest, wie leicht Ihre Gedanken abschweifen, so dass Sie anandere Dinge, also zum Beispiel einen vor Ihnen liegenden Termin, IhreKinder oder Ihre Partnerschaft denken. Sobald Sie merken, dass die Gedan-

ken wieder abschweifen, konzentrieren Sie sich erneut auf den Gegen-stand. Diese einfache Übung wird Ihnen helfen, sich in sehr kurzer Zeit tief zu entspannen. Und Sie lernen gleichzeitig viel über den Gedankenstrom,der nur mit einiger Übung unterbrochen wird.

Sobald Sie diese Übung einmal gemacht haben, werden Sie merken,dass die Gedanken tatsächlich sehr flüchtig sind, unser bewusster Ver-stand scheint ein Meister darin zu sein, von dem aktuellen Zustand

abzulenken. Diese Ablenkung ist vermutlich einer der Gründe, warumwir in einem etwas hektischeren Alltag unsere eigenen Gefühle nichtso leicht wahrnehmen. Denn um ein Gefühl wahrzunehmen, ist eshilfreich, sich ein wenig Zeit zu nehmen. Und da der bewusste Ver-stand sehr schnell auf Wanderschaft in andere Bereiche geht, warenSie vielleicht bisher nicht so gut in der Lage, sich auf Ihre Gefühle zukonzentrieren. Deshalb empfehle ich Ihnen alle genannten Entspan-nungsübungen, weil sie Ihnen helfen, einen besseren Kontakt mitIhrem inneren Selbst und mit Ihrer umfassenden Gefühlswelt aufzu-nehmen.

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Selbstbestimmung versus Fremdbestimmung

In meinen Seminaren treffe ich immer wieder auf Menschen, die be-haupten, dass sie nicht „Nein“ sagen könnten. Das ist eine ganz lusti-ge Formulierung, denn ich bitte diese Teilnehmer dann mir die Buch-staben N – E – I – N nachzusprechen. Die Antwort ist dann meist: „Dasist nicht das, was ich meine.“ Tatsächlich meinen diese Menschen,dass es ihnen schwer fällt, im Alltag anderen Menschen eine Bitte aus-zuschlagen, um zum Beispiel mehr Zeit für sich selbst zu haben. Auf der anderen Seite ist hier das Kümmern um die Bedürfnisse andererMenschen eine gute Möglichkeit, diese zu manipulieren und von sich

selbst abzulenken. Denn es könnte ja sein, dass Sie sich bisher nicht sointensiv mit sich selbst und Ihren eigenen Gefühlen beschäftigt ha-ben, weil sie Angst davor hatten, sich eigene Defizite bewusst zu ma-chen. Dann ist es ab jetzt an der Zeit anderen nein zu sagen und sichauf sich selbst zu konzentrieren.Das gilt sowohl für den Arbeitsbereich als auch für Ihr Privatleben.Denn gerade dort ist es für Sie wichtig, Ihre Interessen deutlich zu ver-treten. Selbstverständlich bedeutet dies nicht, dass Sie ab sofort jede

Bitte eines Mitmenschen um Mithilfe oder Unterstützung ablehnenund egoistisch auf Ihr Recht pochen sollten. Nur kommt es darauf an,das richtige Verhältnis zu finden um sich nicht in zahlreichen Hilfs-maßnahmen für andere Menschen zu verlieren. Dieses Thema ist engverbunden mit der Fremdbestimmung durch andere Menschen. Ma-chen Sie sich bewusst, in welchen Situationen Ihres Lebens Sie sichfremdbestimmt fühlen und wie sich das für Sie genau anfühlt.

Übung: Fremdbestimmt Welche Menschen in Ihrem Umfeld steuern Sie mehr als es Ihnen lieb ist?

__________________________________________________________________________Manchmal funktioniert das besonders gut über Schuldgefühle. Wer machtIhnen Vorwürfe oder wem gegenüber fühlen Sie sich schuldig?

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Selbstbestimmung versus Fremdbestimmung

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Auch die dauerhafte Fremdbestimmung kann dafür sorgen, dass Siesich von Ihrer inneren Führung und Ihren Gefühlen abkoppeln undschon nach kurzer Zeit nicht mehr wahrnehmen, was Sie wirklichempfinden und was Sie wirklich wollen. Bei der Bewusstwerdung hilftes, von der Fremdbestimmung und Ihren Schuldgefühlen auszugehen.Selbstverständlich wirken diese Mechanismen auch anders herum. Eskann also sein, dass Sie auch andere Menschen in Ihrem Umfeld auf diese Weise steuern. Das sollten Sie so schnell wie möglich unterlassenund durch eine direkte und offene Kommunikation über Ihre Bedürf-nisse ersetzen. Die Manipulation durch Schuldgefühle oder auf andereWeise ist nur eine Kommunikation um die Ecke, Sie spielen damit mal

wieder über Bande.

Beispiel: Zuviel des GutenHannelore Moser leidet unter ihrem Übergewicht, das sie bereitsseit ihrer Kindheit mit sich herumschleppt. Wenn sie zurückdenktan ihre Kindheit, erinnert sie sich an Sätze wie: „Iss den Teller leer,damit morgen das Wetter schön wird.“ Oder: „In Afrika verhungerndie Kinder, wie kannst du nur etwas auf deinem Teller liegen las-

sen?“ All diese Gedanken rund um das Thema Essen belasten Hanne-lore schwer, obwohl die Szenen schon viele Jahre zurückliegen. Alserwachsene Frau lernt sie durch die Unterstützung eines persönli-chen Coaches, sich neue Glaubenssätze zum Thema Essen zu überle-gen und diese beständig zu wiederholen. Zu diesen Sätzen gehörtdieser folgende: „Ich ernähre mich gesund und esse genug, umschlank zu bleiben und mich in meinem Körper wohl zu fühlen.“Diese und weitere Suggestionen helfen ihr, im Lauf von sechs Mo-naten ihr Gewicht deutlich zu reduzieren, mehr Sport zu treibenund sich viel wohler als vorher zu fühlen.

Selbstverständlich gibt es auch unter Erwachsenen zahlreiche Mög-lichkeiten, sich gegenseitig fremdzubestimmen. Viele Sätze der alltäg-lichen Kommunikation transportieren beispielsweise Normen oderGlaubenssätze, nicht immer zum Vorteil aller Beteiligten. Diese Sätzetragen oft das Wörtchen „man“ in sich und dann ist auf jeden FallVorsicht geboten. Denn diesen „man“ gibt es nicht, und Sie könnendamit auf keinen Fall gemeint sein.

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Tipp: In meinen Seminaren habe ich mir angewöhnt, nach dem Urheberzu fragen, sobald ein Teilnehmer das Wörtchen „man“ benutzt.

„Wer?“, frage ich dann, und das führt spätestens nach einem biszwei Seminartagen dazu, dass ein Großteil der Seminarteilnehmerdas Subjekt genauer angibt. Entweder sprechen sie dann von sichselbst oder von einem bestimmten Menschen, der ein Verhaltenzeigt. Nutzen Sie diese Chance auch in Ihrem beruflichen und priva-ten Umfeld, um von dem unpersönlichen „man“ wegzukommen.

Mit Selbstdisziplin zur heiteren GelassenheitViele Aspekte der Selbststeuerung haben im weitesten Sinne auch mitdem Zeitmanagement zu tun. Es würde den Platz in diesem Buchsprengen, dieses Thema ausführlicher zu behandeln. Mangelnde Dis-ziplin und mangelnde Fähigkeiten im Bereich einer gezielten Ressour-censteuerung sind die wichtigsten Auslöser eines schlechten Zeitma-nagements. Auch dazu gibt es gute Bücher, die Sie lesen sollten, wennIhnen das Zeitmanagement Probleme bereitet.

Haben Sie sich schon bewusst gemacht, in welchen LebensbereichenSie aufgrund mangelnder Selbstdisziplin bisher nicht die Ergebnisseerreicht haben, die Sie gerne erreichen würden? Wenige Menschen inunserer Gesellschaft haben nach meinen Beobachtungen im Bereichder Selbstdisziplin gute Lehrmeister gehabt. Im Gegenteil ist es häufigso, dass viele Menschen dringende Aufgaben endlos vor sich herschieben, obwohl sie wissen, dass dies auf Dauer keine gute Lösung ist.Mangelnde Selbstdisziplin wirkt sich in allen Bereichen negativ aus,

egal ob es um das Erledigen von dringenden Aufgaben geht, um Sportoder um das Aufräumen des Kellers bei nächster Gelegenheit. Aller-dings können Sie die Folgen mangelnder Selbstdisziplin allerorten be-obachten. Gehen Sie jetzt einmal gedanklich alle Lebensbereichedurch und schreiben Sie auf, an welchen Stellen Ihnen mehr Selbst-disziplin ab sofort helfen wird, bessere Ergebnisse zu erreichen.

Übung: Selbstdisziplin bringt Sie voranIn welchen Lebensbereichen wollen Sie ab sofort mit mehr Selbstdisziplin

neue Ergebnisse erreichen?

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Mit Selbstdisziplin zur heiteren Gelassenheit

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In vielen Büchern, die auf den asiatischen Weisheiten basieren, ist derZielzustand heitere Gelassenheit für alle Lebenslagen das angestrebteErgebnis. Für viele Menschen, die in einer westlichen Zivilisation großgeworden sind, mag dies am Anfang etwas befremdlich klingen, weiles in unserer Gesellschaft noch kein hohes Ideal ist. Allerdings ist esnichts, was sich nach meiner Erfahrung von heute auf morgen errei-chen lässt. Erfahrung ist nötig und auch eine Menge Übung, das magvielen im Weg sein. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, einen Zustandder heiteren Gelassenheit zu trainieren und damit das Leben immerfröhlicher zu leben. Zum Beispiel können Sie bei vielen SeminarenEntspannungstechniken, Trancezustände und ähnliches lernen. Viel-

leicht haben Sie bis heute noch nie etwas von Trancen und Meditatio-nen gehört oder gehalten. Doch das bedeutet nicht, dass dies für denRest Ihres Lebens so sein muss. Allerdings ist es wie mit vielen anderenDingen im Leben auch: Sie können sie nur selbst erfahren und die Er-zählungen anderer Menschen können für Sie bestenfalls eine Anlei-tung oder eine Inspiration sein. Denn nur Sie selbst werden die Erfah-rung machen, wie gut es sich für Sie anfühlt, entspannt und gelassenIhren Alltag anzugehen.

Tipp: Ich verweise bei Vorträgen immer wieder gerne darauf, dass vieleMenschen für ihr Fahrzeug im Jahr mehr Geld ausgeben als für diepersönliche Weiterentwicklung. Dies ist nicht als Kritik gemeint,sondern als Hinweis darauf, dass sie vielleicht nicht immer im Lebendie richtigen Prioritäten setzen. Selbstverständlich ist es ganz groß-artig, ein tolles und schnelles Auto zu fahren. Und sicherlich ist die-ses Fortbewegungsmittel auch notwendig, um damit zur Arbeit zufahren oder die Kinder in die Schule zu bringen. Doch auch für diepersönliche Weiterentwicklung sollten Sie finanzielle Mittel bereit-stellen und sich Zeit für diese Weiterentwicklung nehmen. Dennwenn Ihr Auto schon längst verrostet auf einem Schrottplatz her-umsteht, werden Sie weiterhin jeden Tag mit Ihrer Persönlichkeitkonfrontiert sein. Denken Sie einfach mal über Ihre Prioritätennach.

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Ängste besiegen durch Umdeuten vonSituationen

Eine weitere gute Technik, um mit den alltäglichen Herausforderun-gen noch besser umgehen zu können und die eigenen Ängste zu be-siegen ist die Frage nach der schlimmsten Entwicklung einer Situati-on. Ich habe Menschen kennen gelernt, die bei dieser Übung wahreHorrorszenarien entwickeln konnten. Doch irgendwann während derEntwicklung des Horrorszenarios fingen auch diese Menschen an zulachen, was die einzig richtige und sehr gute Reaktion auf diese nega-tiven Vorahnungen ist. Wenn es Ihnen hilft, dann machen Sie diese

Übung in solchen Situationen, in denen Sie Schlimmes befürchten.Hören Sie auf, sich einfach nur Sorgen zu machen, sondern überzeich-nen Sie jede einzelne Sorge maximal so gut es geht.

Übung: Hilfe, mein Kind könnte schon tot seinWenn Sie zum Beispiel befürchten, dass Ihr Kind mit dem Fahrrad auf demSchulweg von einem Auto angefahren werden könnte, dann fangen Sie an,sich dies in den schlimmsten Farben auszumalen. Stellen Sie sich vor, wie

eine Massenkarambolage passiert, wie Ihr Kind hunderte von Metern durchdie Luft gewirbelt wird und wie alles noch viel schrecklicher wird dadurch,dass am Ende der dritte Weltkrieg durch diesen Unfall ausgelöst wird. Viel-leicht merken Sie irgendwann, dass Ihre Sorgen völlig übertrieben sind,und beginnen sich stattdessen vorzustellen, wie Ihr Kind wohlbehalten inder Schule ankommt und mittags auch wieder nach Hause kommt. Das istwohl die beste Möglichkeit, mit solchen Gedanken umzugehen.Sehen Sie die gelöste positive Situation klar vor Augen: Wenn Sie zum Bei-spiel eine Verhandlung mit Ihrem Chef vor sich haben, in der es um eine

Gehaltserhöhung geht, dann sehen Sie sich schon bei der Verabschiedungvon Ihrem Chef, bei dem er noch einmal bekräftigt, dass Sie ab dem näch-sten Ersten das höhere Gehalt bekommen. Sobald Sie sich diese Situationvor Ihrem inneren Auge ausmalen und spüren, wie gut sich das anhört,dass Ihr Chef Ihnen die Gehaltserhöhung zusagt, sind Sie auf dem richti-gen Wege. Die schönen Situationen können Sie sich mit bunten Farbenund mit allen Details vorstellen, denn hier ist Ihre Energie richtig aufgeho-ben und hier können Sie eine positive Zukunft gestalten lernen.

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Ängste besiegen durch Umdeuten von Situationen

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Beispiel: Was kann es noch bedeuten?Nehmen Sie an, Ihr Sohn oder Ihre Tochter kommt nach Hause undwürdigt Sie keines Blickes. Vielleicht sind Sie bisher bei dieser Ver-haltensweise aus der Haut gefahren und waren sauer auf Ihr Kind,weil es Ihnen schließlich Respekt zollen soll. Doch denken Sie nuneinmal darüber nach, was es noch für mögliche Gründe für dieses Verhalten geben könnte? Vielleicht ist Ihr Kind verliebt und hat des-halb nichts anderes im Sinn, als diesen begehrten Menschen. Viel-leicht ist es einfach nur konzentriert, weil es eine gute Note ge-schrieben hat und sich fragt, wie es Ihnen diese frohe Botschaft ambesten überbringen soll. Vielleicht ist Ihr Kind einfach in Gedanken

versunken, weil es darüber nachdenkt, wie schön das Spielen mitden Freunden am Nachmittag wird.

Sie merken schon, es gibt mindestens ein Dutzend verschiedene Mög-lichkeiten, warum sich Ihr Kind so verhält, die alle eins gemeinsamhaben: Sie machen Ihnen gute Gefühle. Und genau darauf kommt esan! Denn in der Vergangenheit haben beliebige Situationen einen An-lass geliefert, um sich schlechte Gefühle zu machen. Sie haben aller-dings in diesem Buch gelernt, dass es keinen direkten Zusammenhang

zwischen einer Situation im Außen und Ihren schlechten Gefühlengibt. Sie sind für Ihre Gefühle selbst verantwortlich!Das Umdeuten beliebiger Situationen, und das bedeutet vor allen Din-gen das Umdeuten des Verhaltens anderer Menschen mit denen Siezusammen leben oder zusammen arbeiten, ist eine sehr gute Möglich-keit, sich selbst in einen positiven Gefühlszustand zu versetzen. An-statt also zum Beispiel zu vermuten, dass die muffelige Arbeitskolleginjetzt gleich wieder über Sie herfallen wird, weil sie sich über irgendet-

was geärgert hat, stellen Sie sich doch vor, wie der Morgen dieser Da-me abgelaufen sein könnte. Malen Sie sich das Geschehen in den bun-testen Farben aus, so dass Ihnen nichts anderes übrig bleibt, als zu-mindest innerlich in lautes Gelächter auszubrechen, sobald Sie auchnur ein „Guten Morgen!“ aus ihrem Mund vernehmen.Viele Chefs sind ganz erstaunt, wenn sie von Mitarbeitern darauf an-gesprochen werden, dass sie ja so unfreundlich seien und mit den Mit-arbeitern so schlecht umgingen. Diese Manager empfanden ihr eige-nes Verhalten gar nicht als kritisch, sie waren vielleicht einfach nur inGedanken versunken oder haben sich in einer schweren Zeit voll auf die Steuerung des Unternehmens konzentriert, anstatt die Mitarbeiterbei guter Laune zu halten.

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Lektion 4: So planen Sie sinnvoll

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Doch das Verhalten dieser Manager hat nicht notwendigerweise etwasdamit zu tun, dass sie die Mitarbeiter mehr oder weniger schätzen.Wer sich durch solch ein Verhalten eines Vorgesetzten abgelehntfühlt, riskiert im ersten Schritt seine guten Gefühle, mittel- oder lang-fristig eventuell auch seinen Arbeitsplatz. Denn in einem Moment, indem wir selbst in einem negativen Gefühlszustand gehen, weil wir unsschreckliche Gedanken darüber machen, was ein anderer Menschüber uns denken mag, wirken wir auch nach außen nicht sonderlichanziehend. Im Gegenteil werden wir Menschen durch dieses Verhal-ten eher von uns abstoßen, so dass sie entsprechend negativ auf unsreagieren. Und so kann es sein, dass ein solcher Vorgesetzter mit der

Zeit tatsächlich sauer auf einen Mitarbeiter wird, der dies bisher vonseinem Chef immer nur fälschlicherweise vermutet hatte.Es handelt sich um eine selbst erfüllende Prophezeiung. Dabei stelltsich jemand etwas so lange vor, bis es im Außen erschaffen ist. Deswe-gen ist es so wichtig, dass Sie positive Glaubenssätze annehmen unddass Sie sich in jeder Situation vorstellen, was der positivste Grund fürein scheinbar ablehnendes Verhalten eines anderen Menschen Ihnengegenüber sein könnte.

Die gerade genannten Beispiele funktionieren besonders gut, sobaldandere Menschen beteiligt sind und sich in einer bestimmten Art undWeise Ihnen gegenüber verhalten. Anders sieht es jedoch aus, wennscheinbar nicht beeinflussbare Umstände auf den ersten Blick negativwirken, ohne dass diese direkt mit dem Verhalten eines einzelnenMenschen zu tun haben.Vielleicht haben Sie einen Autounfall, Sie stehen im Stau, Sie wartenlänger in einer Schlange als sonst üblich, oder etwas anderes passiert,

das Sie bisher als negative Situation eingeschätzt hätten. Was könnteder beste Grund für das Malheur sein? Vielleicht lernen Sie hier einenbesonders interessanten Menschen kennen, der ebenfalls in derSchlange steht. Sehen Sie sich genau um. Oder durch eine Autopannekommen Sie in eine Werkstatt, in der Sie einen neuen Wagen sehen,für den Sie sich schon lange interessiert haben. Die Möglichkeitensind vielfältig und in dem Moment, in dem Sie daran glauben, dassIhnen auf diesem Planeten Gutes widerfährt, werden Sie genau dies er-leben.

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Ängste besiegen durch Umdeuten von Situationen

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Übung: Reframing aus der EngelsperspektiveDiese Übung ist etwas für Fortgeschrittene: Beim Engelsreframing gehen

Sie nämliche noch einen Schritt weiter. Stellen Sie sich vor, wie tatsächlichzwei oder drei Engel darum bemüht sind, Sie auf einem optimalen Weg zuIhrem persönlichen Erfolg und einem glücklichen Leben zu führen. DieseEngel sorgen dafür, dass Ihnen all das widerfährt, was Sie in Ihrem Lebenerleben. Dazu gehören auch alle scheinbar negativen Erlebnisse, selbstScheidungen, Autounfälle und ernsthafte Erkrankungen. Doch die Engelhandeln keineswegs launisch oder um Sie zu ärgern, sondern sie haben im-mer nur eines im Sinn: Sie schnellstmöglich auf den richtigen Weg zu

führen und Ihnen genau die optimalen Möglichkeiten ich Ihrem Leben zuschaffen, die Sie so dringend benötigen. Fangen Sie an, sich in dieseEngelsperspektive zu begeben und aus dieser Metaposition heraus ihr ei-genes Leben zu betrachten. Merken Sie schon wie lustig es ist, alle ehemalsnegativen Situationen in diesem neuen positiven Licht zu sehen?

Viele Menschen haben genau dies erlebt, sie haben Situationenzunächst als negativ interpretiert und erst Jahre später gemerkt, wie

positiv die damalige Entwicklung für ihr ganzes Leben war. Sobald Sieanfangen, sich mit der richtigen Literatur zu beschäftigen, werden Siedies auch zum Beispiel von Menschen erfahren, die von ihrer Krebs-erkrankung auf natürliche Art und Weise und ohne die Einnahme vonschädlichen Chemikalien geheilt wurden und im Nachhinein ihre le-bensbedrohliche Krankheit als das größte Glück ihres Lebens empfan-den. Diese Menschen sind durch diese Krankheit zurückgeführt wor-den auf den Weg, der für sie bestimmt war, wie immer Sie dies inter-

pretieren mögen.Das Engelsreframing gibt Ihnen eine großartige Möglichkeit, dasnatürliche Verhalten sehr erfolgreicher Menschen nachzuahmen: Die-se Menschen sehen in jeder Situation, die auf den ersten Blick nicht inihr Konzept passt, eine großartige Chance, einen neuen Weg auszu-probieren, um so das gewünschte Ziel doch zu erreichen. Dieses Ver-halten ist sehr empfehlenswert. Wenn etwas nicht funktioniert, ist dasnicht schlimm und auch nicht tragisch, sondern einfach nur ein Feed-back, sozusagen eine Antwort des Universums auf Ihren Versuch, mitdem Kopf durch die Wand zu rennen. Doch das funktioniert ebennicht, und es ist auch gut so, dass es nicht funktioniert. Wenn Sie sichIhrer inneren Führung wieder anvertrauen und sich Ihre Gefühlswelt

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Lektion 4: So planen Sie sinnvoll

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mehr und mehr erschließen, dann werden Sie zahlreiche Möglichkei-ten finden, mit Rückschlägen besser umzugehen, als jemals zuvor inIhrem Leben.

Übung: PerspektivenwechselDenken Sie noch einmal zurück an solche Situationen, die Sie vielleicht vorein paar Jahren erlebt haben und damals als schreckliche Herausforderun-gen oder gar unüberwindbare Hürden empfunden haben. Wie beurteilenSie dieselben Situationen aus der heutigen Perspektive? Waren es vielleichtdie Situationen, die Ihnen das größte Entwicklungspotential geboten ha-ben? Oder haben Sie noch nicht verstanden, wofür das Erlebte gut war?

Zusammenfassung● Stressfaktoren sind Über- und Unterforderung. Achten Sie auch

hier auf die goldene Mitte.● Ohne klares Ziel werden Sie die meisten Aufgaben Ihres Lebens als

stressig, öde oder langweilig empfinden, weil sie keinen Sinn ma-chen. Lassen Sie sich von Ihren eigenen Visionen leiten.

● Angst ist der Stressfaktor Nummer eins. Daher ist es so wichtig zulernen, mit den eigenen Ängsten erfolgreich umzugehen.

● So lange Sie daran glauben, dass Ihnen jederzeit schreckliche Din-ge passieren können, stehen Sie unter Dauerstress, der auch krankmachen kann. Vertrauen Sie dem Leben und den Menschen, dannwerden Sie sich immer wohler fühlen.

● Die tägliche Gedankenflut in Bahnen zu lenken, macht auf Dauerden Unterschied zwischen Misserfolg und Erfolg.

Entspannte Zustände mindern den Stress und helfen gerade inden Zeiten, in denen Sie Höchstleistungen erbringen wollen.●  Je mehr Sie das Positive annehmen und als Grundvoraussetzung

Ihres Lebens akzeptieren, desto mehr löst sich der Stress vonfrüher in Wohlgefallen auf.

● Finden Sie eine Lösung anstatt vor jeder kleinen oder größerenHerausforderungen stehen zu bleiben und nach einem Weg zu su-chen.

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Zusammenfassung

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Lektion 5:So trainieren Sie Ihre sozialenFähigkeiten

Bei der sozialen Kompetenz geht es vor allem um zwei Aspekte: IhreFähigkeit, die eigenen Gefühle zu erkennen, zu steuern und gezielteinzusetzen, sowie Ihre Fähigkeit, andere Menschen mit ihren Ge-fühlen und ihren Bedürfnissen wahrzunehmen und damit umzuge-hen. Insofern überschneiden sich die Themen der emotionalen Intel-

ligenz mit denen der sozialen Kompetenz. Soziale Fähigkeitengehören sämtlich auch zu den Anforderungen, die der EQ an jedenMenschen stellt. Im Alltag geht es dann vor allem auch um den Aus-gleich zwischen den eigenen Interessen und denen der anderen Men-schen. Sozial kompetentes Verhalten bedeutet, geeignete Kompromis-se zu finden, sich selbst nicht ständig zurückzustellen zum angebli-chen Wohl der anderen und auch nicht immer nur den eigenen Kopf durchzusetzen.

Soziale Wesen in einer anonymen GesellschaftDas Leben in einer modernen Industriegesellschaft ist weitestgehendohne tiefgehende soziale Kontakte möglich: Jeder kann einkaufen ge-hen und sich ernähren, ohne dass er auf die Unterstützung oder Hilfeanderer Menschen angewiesen wäre. Die großen Supermärkte führenheute kaum mehr zu intensiven sozialen Begegnungen, sondern sie

nutzen vielmehr die Anonymisierung, um den Kunden einfacher ineinen Zustand des Kaufrauschs führen zu können. Da würden ja sozia-le Kontakte nur ablenken. Hat der moderne Marktplatz, den der Su-permarkt ja mehr und mehr ablöst, vielleicht seine Funktion als Aus-tauschzentrum verloren? Wo werden sich Menschen in wenigen Jah-ren für diesen Austausch treffen?Wenn Sie südliche Länder wie Italien besuchen, dann werden Sie vorallem in den kleineren Orten abends noch diese Art des Austauschszwischen Menschen beobachten können. Das sind selbstverständlichauch sehr gute Orte, um die soziale Kompetenz, das Miteinander zutrainieren. Gerade in Deutschland scheinen diese Foren verloren zugehen und der Mangel an Kontakten wird durch den massiven Fern-

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sehkonsum, allgegenwärtige Computerspiele und Spielhöllen ver-stärkt. Auch die Kirche hat für viele diese Funktion gerade in den ver-gangenen zehn bis 15 Jahren eingebüßt und es scheint bisher nichtsGleichwertiges nachgewachsen zu sein.Die Möglichkeit alleine zu leben, muss ja nicht bedeuten, dass jedesMitglied einer Gesellschaft von dieser Möglichkeit tatsächlich Ge-brauch machen muss. Viel sinnvoller kann es sein, gerade wegen derzunehmenden Vereinsamung vieler Menschen die sozialen Fähigkei-ten zu trainieren und so zu schulen, dass ein angenehmer Kontakt mitanderen Menschen entstehen kann.

Tipp: Nicht nur Kinder sollten dazu angehalten werden, soziales Verhal-ten zu erlernen und ständig weiter auszubauen. Auch für Erwachse-ne tut hier Übung gut und gerade in dem Fall, dass Sie ein odermehrere Kinder haben, leben Sie durch Ihre sozialen Kontakte einewichtige Vorbildfunktion vor. Falls Sie sich also darüber beklagensollten, dass Ihr Kind ein Stubenhocker geworden ist, dann machenSie zuerst einmal eine Inventur bei sich selbst. Sind Sie ein Vorbildfür die Pflege vieler enger Kontakte zu anderen Menschen?

Kommunizieren, um Feedback zu erhaltenUm sozial kompetenter zu werden, ist es sehr wichtig, die eigene Be-obachtungsgabe zu schulen, besser zuhören zu lernen und sich in an-dere Menschen einzufühlen. Diese drei Fähigkeiten sind die Basis, umüberhaupt tragfähige Kontakte aufzubauen und sich auf andere Men-

schen einzulassen.

Beispiel: Trauen Sie sich zu fragenIn einem Vertriebsseminar sprach ich mit den Technikern des Unter-nehmens darüber, wie sie gezielt auf ihr Gegenüber eingehen kön-nen, indem sie schlicht beobachten und zuhören. Einer der anwe-senden Techniker sagte im Anschluss an das Seminar: „Jetzt verste-he ich endlich, warum meine Kunden so komisch reagieren. Sie fra-gen mich regelmäßig montags, wie ich mein Wochenende verlebt

habe. Und bis zu Ihrem Seminar heute bin ich noch nie auf die Ideegekommen, meine Auftraggeber auch nach dem Verlauf ihres Wo-chenendes zu fragen.“

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Kommunizieren, um Feedback zu erhalten

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Für manche Menschen bedeutet es, die eigene Komfortzone deutlichzu verlassen, wenn sie anderen eine persönliche Frage stellen. Insofernkann soziale Inkompetenz einfach nur ein Ausdruck eines Protestssein, den sie vielleicht schon in Ihrer Pubertät begonnen haben. Im-mer wieder berichten mir Menschen, dass sie irgendwann im Lauf desErwachsenwerdens aufgehört haben, sich intensiv mit ihren Eltern be-ziehungsweise allen Familienangehörigen auseinander zu setzen, weilsie sich dort nicht verstanden fühlten. Und dieses Verhalten haben sieschlicht in ihr späteres Erwachsensein übernommen, auch wenn diesheute überhaupt keinen Sinn mehr macht.

Übung: Was ist der Sinn der Kommunikation? Warum ist der Austausch mit anderen Menschen aus Ihrer Sicht sinnvoll?

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Die Antwort ist auf einer relativ abstrakten Ebene sehr leicht: Der Sinnder Kommunikation ist das Feedback, das wir von den anderen be-kommen. Das mag Ihnen auf den ersten Blick zu einfach erscheinen.

Doch es trifft den Kern der Sache genau: Damit Sie das Feedback emp-fangen können, schärfen Sie Ihre Sinneswahrnehmung und achtengenau darauf, wie die Menschen in Ihrer Umgebung auf das reagieren,was Sie aussenden. Genau hier findet sich der Sinn von Kommunikati-on wieder. Die Fähigkeit, gut mit anderen Menschen umzugehen, be-deutet vor allem, die Feedbackschleifen im Griff zu haben, also das ei-gene Verhalten so anzupassen und dabei sehr flexibel zu sein, dass dieanderen Menschen das Verhalten zeigen beziehungsweise die Antwor-

ten geben, die Sie sich erhoffen.Sie verhalten sich in einer bestimmten Weise, um bei einem anderenMenschen eine bestimmte Reaktion hervorzurufen. In dieser Disziplinist jeder Mensch ein Meister, sie ist angeboren und wird fortwährendtrainiert. Das gilt sogar für Menschen, die keinerlei Kontakte pflegenund jeden auf Abstand halten. Sie haben zum Beispiel so viel Angstvor anderen Menschen und den Beziehungen mit ihnen, dass sie sicheine bestimmte Verhaltensweise angewöhnt haben, um andere sicherauf großem Abstand von sich zu halten.

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Lektion 5: So trainieren Sie Ihre sozialen Fähigkeiten

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Übung: Warum Sie andere Menschen treffenPrüfen Sie einmal die Motivation, mit der Sie auf andere Menschen zuge-

hen. Was sind Ihre Ziele?

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Immer wieder höre ich in meinen Seminaren von Menschen, die sichnicht trauen, andere Menschen anzusprechen. Sie setzen sich zumBeispiel bei einer Party lieber in die Ecke und reden mit niemandem,anstatt auf jemanden zuzugehen, den sie vielleicht ganz ansprechend

oder interessant finden. Wissenschaftler haben herausgefunden, unddas mag Ihnen eine Hilfe auf diesem Weg sein, dass Menschen sich inaller Regel, und das bedeutet zu annähernd 100 Prozent, gegenseitiganziehend finden. Das heißt, wenn Sie auf einer Party oder an IhrerArbeitsstelle jemanden interessant finden, dann sprechen Sie ihn ein-fach mal an, weil die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Mensch Sie auchinteressant findet, sehr hoch ist. Was kann Ihnen dabei schlimmsten-falls passieren? Wie schrecklich wäre eine Ablehnung im Verhältnis

dazu, dass Sie Ihr irgendwann einmal antrainiertes Verhalten nieman-den anzusprechen für den Rest Ihres Lebens fortsetzen und damit fürimmer einsam bleiben?Ein anderes Extrem sind die Menschen, die auf jeden losstürmen undihnen mit Ihren persönlichen Belangen „zutexten“. Auch dieses Ver-halten zeugt nicht notwendigerweise von einer übergroßen sozialenKompetenz, sondern eher von einem übergroßen Mitteilungsbedürf-nis. Immerhin können solche Menschen sich einen passenden Beruf 

suchen und zum Beispiel Lehrer, Dozent oder Trainer werden. OderSie schreiben als Autor ein Buch nach dem anderen.Suchen Sie eine Möglichkeit, dass Sie wieder Ihre Bereitschaft er-höhen, auf andere Menschen zuzugehen und anderen Menschen zu-zuhören. Zuhören bedeutet an dieser Stelle nicht, dass Sie schonwährend der andere etwas sagt darüber nachdenken, was Sie gleichantworten werden. Das ist ein Fehler, den viele Menschen machen.Aktives Zuhören ist gemeint und das bedeutet, dass Sie mit Ihrer ge-samten Sinnesaufmerksamkeit bei dem Erzählenden bleiben bis diesergeendet hat. Sollten Sie nun mit einem Menschen zusammentreffen,der aufgrund Ihres guten Zuhörens die nächsten zwei Stunden nichtaufhört zu reden, wenden Sie neue Techniken an, um den Rede-

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Kommunizieren, um Feedback zu erhalten

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schwall zu unterbinden und entweder selbst auch mal zu Wort zukommen oder diesen Gesprächspartner schlicht allein zu lassen.

Tipp: Wenn Sie zu den Menschen gehören, die sich mit der Kontaktauf-nahme zu Fremden schwer tun und die andere gerne auf möglichstgroßem Abstand halten, dann überlegen Sie zunächst einmal, ob Sieden Rest Ihres Lebens so bleiben wollen. Das ist legitim und nur vonIhren persönlichen Vorlieben abhängig. Wenn Sie bereit sind, mitder Welt doch in einen engeren Austausch zu treten, dann üben Siedies schrittweise. Gehen Sie zu Treffen, die in Ihrer Stadt angebotenwerden. Es gibt Gruppen für Spiele, Interessensgemeinschaften,

  Vereine, Unternehmerclubs, Visitenkartenpartys und viele andereGelegenheiten mehr, um einen Kontakt zu anderen gleichgesinntenMenschen zu bekommen. Unternehmen Sie jetzt gleich den erstenSchritt!

Wie Kommunikation funktioniert

Alle Fähigkeiten, die für einen guten Kontaktaufbau zu anderen Men-schen nötig sind, sind in Ihnen vorhanden. Sie müssen sie nur mehroder weniger deutlich reaktivieren, falls Sie mehr Kontakt zu anderenhaben möchten. Eine dieser natürlichen Fähigkeiten ist das automati-sche Angleichen an ein Gegenüber. Dieses Angleichen ist ein mächti-ger Prozess, der normalerweise unterbewusst abläuft. Nur im Rahmendieses Trainings machen Sie sich diesen Vorgang bewusst. Es hat zudiesem Thema viele Versuche in Laboren gegeben, bei denen Men-

schen in Gesprächssituationen gefilmt wurden. Hier ließ sich beob-achten, dass diese Menschen sich nach sehr kurzer Zeit zum Beispielbei der Körperhaltung oder der Atmung aneinander anpassen.Die Wissenschaft spricht davon, dass jeder Mensch Spiegelneuronen inseinem Gehirn hat, die für diese Funktion zuständig sind. Diese Spie-gelneuronen sind jederzeit aktiv, auch ganz ohne Ihr bewusstes Zutun.Selbstverständlich werden die Menschen, die Sie sich für einen inten-siveren Austausch aussuchen, Ihnen in aller Regel sehr ähnlich sein.Vielleicht verfolgen Sie gemeinsame Ziele, vielleicht haben Sie ge-meinsame Hobbys oder es gibt andere Aspekte, die Sie einander ähn-lich sein lassen. Wenn Sie also neue Ziele in Ihrem Leben erreichenwollen, dann ist der einfachste Weg, sich mit Menschen zu umgeben,

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Lektion 5: So trainieren Sie Ihre sozialen Fähigkeiten

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die diese Ziele bereits erreicht haben. Dabei geht es gar nicht darum,dass Sie diese Menschen ausfragen, wie sie es geschafft haben, dahinzu kommen, wo sie heute sind. Sie werden sich vielmehr ganz auto-matisch an diese Menschen angleichen und so dafür sorgen, dass Sieselbst das angestrebte Ziel bald erreichen. Um also mehr soziale Fähig-keiten zu entwickeln, ist es sehr wichtig sich mit Menschen zusam-men zu tun, die diese sozialen Fähigkeiten bereits besitzen.

Beispiel: Kopieren von schlechten VorbildernIch habe aus den genannten Gründen eine große Skepsis gegenüberSelbsthilfegruppen, bei der sich Menschen mit ähnlich schlechtenStrategien zusammentun, ohne dass jemand im Raum wäre, der dasgewünschte Ziel schon erreicht hat. Das ist auch der Grund, warumes wenig Sinn macht, Häftlinge zusammen unterzubringen oderMenschen in psychiatrischen Anstalten wegzuschließen. Das sindOrte, an denen diese Menschen keine neuen, keine besseren Strate-gien, keine neuen Verhaltensideen erhalten werden, weil es schlichtniemanden gibt, der sie hat.

Lernen bedeutet ganz einfach, sich mit jemandem zusammen zu tun,der etwas schon beherrscht. Das sollten auch Lehrer bedenken undvor allen Dingen solche Menschen, die im Begriff sind Lehrer zu wer-den. Wenn Sie sich selbst in der Schule immer schwer getan haben mitdem Lernen, wenn Sie lernen für anstrengend halten oder sich schwertun Dinge über einen längeren Zeitraum zu behalten, dann dürfteLehrer nicht der sinnvollste Beruf für Sie sein. Vielleicht wartet eineganz andere Aufgabe auf Sie. Denn mit Ihrem ursprünglichen Verhal-

ten im Bereich des Lernens werden Sie ansteckend auf andere Men-schen und vor allem auch auf Kinder wirken, weil Kinder ganz auto-matisch Strategien und Verhaltensweisen von uns Erwachsenen ab-schauen. Und das bedeutet logischerweise auch für Eltern, dass sieständig in einem Lernprozess sein wollen, damit ihre Kinder eineMenge alternativer (Lern-)Strategien entwickeln können.Aktives Zuhören, ist bei uns, ich erwähnte es bereits, in die Wiege ge-legt. Wie oben beschrieben passen sich Menschen dank der Spiegel-neuronen zum Beispiel bei der Körperhaltung automatisch an, wennsie einen anderen sympathisch finden und ihm zuhören. Der zweiteAspekt des aktiven Zuhörens ist die vollständige Sinnesaufmerksam-keit. Rutschen Sie nicht in Ihre eigenen Prozesse ab, das heißt unter

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Wie Kommunikation funktioniert

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anderem auch nicht in Ihre eigenen assoziierten Erinnerungen. WennIhnen jemand erzählt, dass er gestern ein leckeres Eis gegessen hat, be-deutet dies nicht, dass Sie sich selbst erinnern müssen, wann Sie dasletzte Mal ein leckeres Eis gegessen haben. Das ist gemeint mit Ihreninneren Prozessen. Bleiben Sie in solchen Situationen bei Ihrem Ge-genüber, hören Sie zu und stellen Sie sich vor, wie dieser Mensch seinEis vielleicht in einer Eisdiele erlebt hat, bei der Sie noch nie waren.Das ist ein Bespiel für aktives Zuhören, bei dem Sie sich in den ande-ren hineinversetzen.

Tipp: Manche Menschen haben Angst, dass sie nicht sofort antworten

können, wenn sie nicht während des Gespräches schon über ihre ei-gene Antwort nachdenken. Hier können Sie mehr Gelassenheit ent-wickeln, weil es jedem Gespräch gut tut, wenn kleine Denkpausenentstehen. Und vielleicht kommen Sie, wenn Sie Ihrem Gegenübervollständig zugehört haben, zu ganz anderen Gedanken und ande-ren Ideen, als wenn Sie sozusagen mitten in der Erzählung des an-deren aussteigen, nur um Ihre Antwort vorzubereiten.

Auch im Erarbeiten neuer sozialer Fähigkeiten gilt das alte Sprichwort,dass Übung den Meister macht. Es mag sein, dass Sie noch eine gewis-se Wegstrecke zurückzulegen haben. Das können Sie ganz einfachüberprüfen, indem Sie Menschen in Ihrer Umgebung fragen, ob sie Ih-nen vertrauen. Denn soziale Fähigkeiten finden ihren Ausdruck darin,dass andere Menschen Ihnen Vertrauen schenken. Jemanden, der Ih-nen nicht zuhört, werden Sie kein Vertrauen entgegen bringen undSie werden sich, wenn Sie ein Problem haben, auch nicht an diesen

Menschen wenden, sondern das Problem entweder alleine oder mit je-mand anderem lösen.

Beispiel: Vertrauen entscheidet auch über ErfolgUlrike Kaufmann lebt seit 15 Jahren mit Ihrem Mann Peter zusam-men. Die Ehe läuft ganz gut, nur das Erstaunliche ist, dass Ulrike je-des größere Problem, das sie mit ihrem Mann hat, entweder mit ih-rer Mutter oder mit ihrer besten Freundin Sabine bespricht. Bei die-sen beiden Menschen hat Ulrike das Gefühl, dass sie ihr zuhören,

ohne ihr reinzureden. Bei ihrem Mann hat sie diese Fähigkeit nochnicht beobachtet. Wenn sie versucht, mit ihm ein Problem zu be-sprechen, dann schlägt er ihr bestenfalls zwei oder drei Lösungenvor, mit denen Ulrike nichts anfangen kann.

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Lektion 5: So trainieren Sie Ihre sozialen Fähigkeiten

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Partner wie diese können lernen, ihre eigenen Bedürfnisse klarer zuformulieren, so dass das Gegenüber genau weiß, was erwartet wirdund was zu tun ist. Ulrike könnte beispielsweise ihrem Mann sagen:„Ich möchte, dass du mir jetzt einfach mal zehn Minuten langzuhörst.“ Wenn Sie das Gespräch so beginnt, dann wird es ihremMann leichter fallen, wirklich nur zuzuhören und sie mit ihren Pro-blemen anzunehmen. Wenn er dann noch lernt, dass nicht für jedesbeschriebene Problem eine Lösung erwünscht wird und dass es Men-schen gibt, die beim Sprechen über ihre Probleme am leichtesten inder Lage sind, das Problem selbst zu lösen, dann ist für dieses Paar vielgewonnen.

Kontakt herstellenEs geht hier nicht darum, Patentlösungen zu präsentieren, an die Siesich ab sofort in jeder Lebenssituation halten sollten! Wichtig ist, dassSie lernen, über Ihre Bedürfnisse offen zu sprechen und zum BeispielIhrer Partnerin oder Ihrem Partner klar zu machen, was Sie sich wün-schen. Je deutlicher Sie Ihre Bedürfnisse aussprechen, desto leichter

wird es für einen anderen Menschen sein, Ihnen gerecht zu werden.Erinnern Sie sich daran, dass jeder Mensch verschiedene Bedürfnissehat und dass es wichtig ist, diese Verschiedenheit sprachlich (!) zumAusdruck zu bringen, damit Ihr Gegenüber überhaupt eine Chancehat, Ihnen wirklich gute Gefühle zu machen.

Tipp: Das ist der Sinn jeder zwischenmenschlichen Beziehung und vor al-lem jeder Partnerschaft: Machen Sie sich gegenseitig gute Gefühle.

Wie können Sie jetzt gleich Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin eingutes Gefühl geben?

Sozial kompetente Menschen sind noch leichter als andere in der La-ge, die richtigen Fragen zu stellen. So könnte der eine zum Auftakt ei-nes Gesprächs fragen, welche Erwartung der andere an ihn stellt. Diesist keine Pflichtübung, sondern lediglich ein Aufeinandereingehen.Dazu passende Fragen zu stellen, kann es beiden erleichtern, zu eineroffenen Kommunikation miteinander (zurück) zu finden. Selbstver-ständlich ist es dafür notwendig, dass Sie eventuelle negative Interpre-tationen von früher vergessen und möglichst unvoreingenommen auf den anderen zugehen. Denn die Erwartung, dass er oder sie bestimmt

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Kontakt herstellen

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nur wieder in der gewohnt ätzenden Art reagieren wird, schafft be-stenfalls eine selbsterfüllende Prophezeiung, auf die Sie ab sofort gerneverzichten.

Beispiel: Passt es Dir gerade?In vielen Ratgebern zum Thema emotionale Intelligenz wird Paarenempfohlen, dass sie noch behutsamer miteinander umgehen. Hierwird dann zum Beispiel vorgeschlagen, dass der eine den anderenerst einmal um Erlaubnis fragen soll, ob jetzt der richtige Zeitpunktfür das Besprechen eines Problems sei. Ich halte einen solchen Um-gang aus einer persönlichen Erfahrung heraus für unrealistisch.

Wenn jemand ein Problem hat, dann möchte er es mit seiner Part-nerin oder seinem Partner besprechen und vielleicht nicht erst umErlaubnis fragen, dieses zu tun. Wenn es ein unpassender Zeitpunktist, dann wird die ablehnende Haltung des anderen dies schon ver-deutlichen. Oder der andere ist bereit und in der Lage seine aktuel-len Aufgaben ein Stück zu verschieben.

Soziale Kompetenz bedeutet an dieser Stelle selbstverständlich auch

ein Zusammenspiel aus Geben und Nehmen, was in jeder Partner-schaft wichtig sein sollte. Nach meiner Erfahrung können vor allenDingen Männer lernen, dass „geteiltes Leid halbes Leid ist“, denn ge-rade das starke Geschlecht scheint sich bei Problemen häufiger in sichzurückzuziehen, als dass sie ihre Partnerin noch an der Problemlösungbeteiligen. Das muss nicht unbedingt zu einer erfüllenden Partner-schaft führen. Bedenken Sie: Jedes alte Verhaltensmuster, dass Sie viel-leicht in Ihrer Kindheit erfolgreich gelernt und angewendet haben,

muss nicht für den Rest Ihres Lebens ein ständiger Begleiter bleiben.Das Teilen eines Problems schafft auch ein Zusammengehörigkeitsge-fühl und macht Ihrer Partnerin deutlich, dass Sie ihr vertrauen undsich ihr öffnen – ein sehr angenehmer Liebesbeweis.Gute Laune zu verbreiten ist auf jeden Fall eine exzellente Möglich-keit, in Kontakt mit neuen Menschen zu kommen und tragfähige Be-ziehungen aufzubauen. Selbstverständlich könnten Sie auch in einenZirkel der Dauerdepressiven eintreten, vielleicht gibt es so etwas in derStadt, in der Sie leben. Doch auch dies muss zum Glück nicht für denRest Ihres Lebens so bleiben. Sie können lernen, sich selbst in einenpositiven Gefühlszustand zu versetzen, indem Sie sich zum Beispiel aneine solche Situation erinnern, in der Sie sich gut gefühlt haben.

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Lektion 5: So trainieren Sie Ihre sozialen Fähigkeiten

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Übung: Den Kontakt gezielt abbrechenSetzen Sie sich mit jemandem gegenüber, den Sie ganz gut kennen und

verabreden Sie mit Ihm Folgendes: Sie werden eine Geschichte erzählen,zum Beispiel etwas Positives, das Sie in Ihrem letzten Urlaub erlebt haben.Oder Sie berichten von Ihrem neuen Auto oder einer vergleichbaren schö-nen Situation. Ihr Gegenüber hat die Aufgabe, Ihnen etwa eine Minutelang aufmerksam und aktiv zuzuhören. Nach dieser Minute beginnt IhrGegenüber, gezielt andere Dinge zu tun, also zum Beispiel auf die Uhr zuschauen, wegzugucken oder etwas anderes zu machen, um Ihnen zu zei-gen, dass die Aufmerksamkeit woanders ist. Jetzt wird es wichtig: Prüfen

Sie Ihre Gefühle in dem Moment wo Sie merken, dass Ihnen Ihr Gegenübergar nicht zuhört. Erzählen Sie unbedingt weiter, damit Sie in den Genussall dieser Gefühle kommen. Vereinbaren Sie vorher mit Ihrem Gegenüber,dass er oder sie sich Ihnen nach einer weiteren Minute wieder zuwendetund beenden Sie die Übung unbedingt positiv.

Eine verfeinerte Variante der Übung ist es, dass Sie Ihr Gegenüber bit-ten, nur die Gedanken abschweifen zu lassen. Das heißt die Körper-

haltung bleibt unverändert und auch die Augen sind konzentriert, be-ziehungsweise scheinbar konzentriert bei Ihnen. Prüfen Sie nun ab, obSie den Zeitpunkt bestimmen können, zu dem die Gedanken Ihres Ge-genübers nicht mehr bei der Sache sind. Ich habe in meinen Semina-ren festgestellt, dass alle Teilnehmer sehr gut in der Lage waren, denexakten Zeitpunkt des Gedankenabschweifens festzustellen.Diese Übungen machen Ihnen deutlich, wie wichtig es ist, voll kon-zentriert und mit der ganzen Aufmerksamkeit bei einem Gespräch-

spartner zu sein. Das gilt selbstverständlich im Berufsleben genausowie in Ihrem Privatleben. Wir Menschen merken es, ob der andere unswirklich zuhört oder ob er nur so tut. Selbst am Telefon ist es wichtig,keinen anderen Aktivitäten zu folgen als nur zuzuhören oder zu spre-chen. Dazu mag es am Anfang hilfreich sein, die Augen zu schließen,weil Sie sich dann noch besser konzentrieren können.Sie sind sehr schnell in der Lage noch viel mehr zu erfassen als nur dieStimmung Ihres Gegenübers. Vor allem kleine Kinder tun sich in die-ser Fähigkeit deutlich hervor. Sie sind extrem schnell beim Erkennender Strategien aller beteiligten Personen, mit denen sie zu tun haben.Das können Sie nicht nur bei der klassischen Supermarktsituation er-leben, bei der sich ein Kind auf den Boden wirft, um Süßigkeiten zu er-

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Kontakt herstellen

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betteln. Es geht auch um sehr subtile Mechanismen, die in jeder Mi-nute des Zusammenseins erprobt, erweitert und ausgeübt werden.

Beispiel: Die Tochter steuert die MutterRenate Fielmann steuert ihre Mutter sehr gezielt: Eines Tages woll-te sie mit größeren Kindern zum Schlittenfahren gehen. Allerdingssollte ihre Mutter sie unbedingt bei diesem Ausflug begleiten, dochdiese hatte keine Lust und reagierte so auf die ersten zögerlichen Versuche ihres Kindes nicht. Ich fragte daraufhin die Tochter, wassie anstellen werde, wenn ihre Mutter weiterhin stur bleibe. Daskleine Mädchen zeigte mir nacheinander fünf verschiedene Eskala-

tionsstufen. Es begann beim flehenden Ausstrecken der Hände, gingüber zu einem kläglichen Rufen der Mutter und endete schließlichbeim lauten Losheulen. Kurz danach beruhigte sich Renate wiederund schaute mich erwartungsvoll an. Wie wunderbar hatte sie inden wenigen Jahren eine Reihe guter Strategien entwickelt, um dieMutter tatsächlich perfekt unter ihre Kontrolle zu bringen.

Es ist sehr hilfreich, sich selbst und auch andere dabei zu beobachten,

wie sie sich gegenseitig manipulieren. Hier tut sich ein weites Feldmenschlichen Verhaltens auf und es spielt dabei keine Rolle, dass dieAbsicht auf den ersten Blick negativ scheinen mag. Hinter diesen Ma-nipulationen versteckt sich eine sehr menschliche Absicht: Wir wol-len uns geliebt fühlen und wollen eine Garantie haben, dass wir dieLiebe unserer Mitmenschen anschalten können, wenn wir sie brau-chen. Meiner Meinung nach ist dies der Kern all dieser Manipulati-onsversuche. Die Absicht des Kindes ist also sehr positiv.

Tipp: Wenn Sie merken, dass Ihr Partner, Ihre Partnerin oder Ihr Kind Siemanipuliert oder Sie im Griff hat, dann gibt es eine gute Möglich-keit, dem zu begegnen: Werden Sie flexibler! Denn solange Sie ineingefahrenen Gleisen bleiben, wissen alle Menschen in Ihrem Um-feld, wo Ihre Alarmknöpfe sind. Ich nenne sie auch Trigger, also Aus-lösemechanismen, auf die wir entsprechend heftig und meist auchumgehend reagieren. Einmal mehr sei hier angemerkt, dass dieseTrigger unterbewusst ablaufende Programme sind, die wir seit un-

serer Kindheit im Zusammenspiel mit unseren Eltern, mit Klassen-kameraden, Lehrern und anderen Erziehern sowie mit unserenFreunden ausprobiert haben.

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Die meisten Menschen nutzen bestenfalls drei oder vier solcher Mani-pulationsstrategien, mehr nicht. Insofern werden Sie mit Ihrem neuengeschärften Blick, den Ihnen dieses Buch gibt, in der Lage sein, dieseStrategien bei sich und anderen sehr schnell zu entlarven und ent-sprechend anders zu reagieren als Sie es in der Vergangenheit getanhaben.

Beziehungen aufbauen leicht gemachtEine entscheidende Frage beim Aufbau neuer Beziehungen ist, ob Siesich in bestimmter Art und Weise verhalten, um anderen zu gefallen.

Diese Frage mag nicht immer leicht zu beantworten sein, weil Sie viel-leicht gar nicht wissen, wer Sie wirklich sind und was Sie wirklich wol-len. Dieses Buch unterstützt Sie auf diesem Weg, Ihre eigenen Bedürf-nisse, Ihre Grenzen und Ihre Fähigkeiten und Gefühle besser zu er-kennen und sich mehr zu dem Menschen zu entwickeln, der Sie wirk-lich sind. Es macht wenig Sinn, beim Kennenlernen neuer Menschenin eine eintrainierte Rolle zu schlüpfen, um diesem Menschen zu ge-fallen. Denn spätestens, wenn Sie diese Rolle aufgeben, werden sich

diese Menschen wieder von Ihnen abwenden und enttäuscht sein, imwahrsten Sinne des Wortes, denn dann hätten Sie sie getäuscht mitIhrem Verhalten und diese Täuschung wird früher oder später aufge-hoben, wenn Sie Ihr sprichwörtliches wahres Gesicht zeigen. EinSprichwort sagt: „Sei ein guter Freund, wenn Du einen guten Freundhaben willst.“ Das ist eine gute Regel beim Aufbau neuer Beziehun-gen.

Übung: Wie beziehungsfähig sind Sie? Welche Fähigkeiten haben Sie, mit denen es Ihnen leicht fällt, gute neueKontakte aufzubauen und diese zu halten?

__________________________________________________________________________

Verlässlichkeit ist ein ganz wesentlicher Aspekt im Umgang miteinan-der. Deswegen ist es wichtig, neuen Menschen, aus denen vielleicht ei-nes Tages Freunde werden sollen, von Anfang an zu zeigen, dass siesich auf Sie ganz und gar verlassen können. Das betrifft übrigens auchsolche Kleinigkeiten wie das Einhalten eines vereinbarten Zeitpunktsfür ein Treffen. Wer hier ständig zu spät kommt, säht den Zweifel, ob

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er wirklich verlässlich ist. All dies sind Dinge, auf die Sie achten wer-den, wenn Sie wirklich belastbare Beziehungen zu anderen Menschenaufbauen wollen.Schöne Komplimente zu machen, gehört zu den einfachsten Wegen,in Kontakt mit einem Menschen zu treten. Interessanterweise gilt diessowohl für Männer als auch für Frauen. Und das ist nicht erstaunlich,denn jeder Mensch hat zwar eine individuelle Art auf Komplimente zureagieren, aber jeder mag zumindest Komplimente gerne hören. Min-destens ebenso wichtig wie das Geben von Komplimenten ist aller-dings das Annehmen. Vielen Menschen fällt es schwer, sich einmalausführlich loben zu lassen und dieses Lob auch anzunehmen. Sie

können das bei vielen Gelegenheiten beobachten.

Beispiel: Flucht von der BühneWenn zum Beispiel Menschen auf einer Bühne stehen und eine Re-de halten, dann flüchten viele am Ende der Rede und warten denApplaus gar nicht mehr ab. Dies ist eine typische Form des Nichtan-nehmens eines Kompliments beziehungsweise der Zustimmung desPublikums. Wie üben Sie sich darin, in Ruhe sitzen oder stehen zu

bleiben, wenn andere Menschen sich positiv über Sie äußern?

Wenn Sie über eine ausreichende Empathie verfügen, dann wird es Ih-nen leicht fallen, anderen Menschen die Komplimente zu machen,die diese hören wollen. Sie werden schlicht wie ein Seismograph ab-prüfen, wie Ihr Gegenüber auf das Gesagte reagiert. Viele Paare unter-schätzen die Bedeutung von Komplimenten, gerade dann, wenn siebereits einige Zeit zusammen sind. Komplimente sind sozusagen das

Salz in der Suppe, sie machen unser tägliches Leben noch angeneh-mer, noch erfüllter und noch schöner.

Übung: Lob und Anerkennung machen gute GefühleErinnern Sie sich jetzt doch einfach mal an die letzten schönen Kompli-mente, die Sie von anderen Menschen bekommen haben.

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Tipp: Haben Sie einen Erfolgsordner? Ein Erfolgsordner ist eine Mappe, inder Sie alle positiven Briefe, E-Mails, Postkarten und andere Ver-

trauens- und Liebesbeweise ablegen können. Wenn es Ihnen dannan einem Tag mal nicht so gut geht, dann müssen Sie einfach nurIhren Erfolgsordner zur Hand nehmen und können in diesen wun-dervollen Ereignissen herumblättern. Das wird Ihre Stimmung direktum Klassen verbessern, und Sie werden sich viel wohler fühlen alsvorher.

Es gibt Menschen, die reagieren in Bezug auf andere in Form eines

Schwarzweißdenkens. Entweder die anderen lieben sie, oder sie has-sen sie, dazwischen gibt es keine Graustufen und keine Alternativen.Doch wenn Sie einmal darüber nachdenken, dann mögen Sie auchnicht jeden Menschen in Ihrer Umgebung auf die gleiche Art undWeise und auch nicht gleich intensiv. Manche Menschen sind Ihnenlieber als andere, mit dem einen könnten Sie einen ganzen Urlaub ver-bringen, bei anderen genügt es Ihnen, sie abends einmal für ein oderzwei Stunden in einem Restaurant oder einer Kneipe zu treffen.

Es ist durchaus in Ordnung und es ist wichtig zu lernen, sich zuzuge-stehen, dass Sie auf Menschen unterschiedlich reagieren und dass Sieunterschiedlich tiefe Beziehungen zu ihnen aufbauen. Machen Siesich das bewusst, vor allem auch dann, wenn Sie eine neue Beziehunganstreben. Egal ob es dabei um eine Freundschaft, eine Liebesbezie-hung, eine Partnerschaft oder eine Bekanntschaft geht, es spielt keineRolle. Lassen Sie die Dinge geschehen und denken Sie daran, Sie müs-sen nicht jeden Menschen auf diesem Planeten lieben.

Gute Beziehungen zu pflegen, ist im doppelten Sinne des Worteswichtig, denn Beziehungen spiegeln nicht nur viele Aspekte unseresLebens wider, sie sind auch ein wichtiges Lebenselixier und in schwie-rigen Lebensphasen eine Stütze. Wie gut sind Ihre Beziehungen zu an-deren Menschen? Schließen Sie bei dieser Frage auch sämtliche Kolle-gen, Mitarbeiter, Kunden, sowie alle persönlichen Beziehungen zu Be-kannten und Verwandten mit ein. Ziehen Sie einmal ein Resümee al-ler wesentlichen Verbindungen.

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Beziehungen aufbauen leicht gemacht

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Übung: Beziehungsinventur Meine wichtigsten Beziehungen habe ich zu folgenden Menschen:

(Charakterisieren Sie die jeweiligen Beziehungen mit drei oder vier Attri-buten.)

__________________________________________________________________________

Ich- oder Du-BotschaftenEmotional intelligente Menschen sind in der Lage, ihre eigenen Ge-

fühle sehr deutlich von denen anderer Menschen zu trennen und diesauch bei verbalen Botschaften deutlich rüberzubringen. Zu diesemZweck eignet sich sehr gut die Aufteilung in die Ich- und die Du-Bot-schaften. Wenn Sie etwas über Ihren eigenen Gefühlszustand aus-drücken und einem anderen Menschen mitteilen wollen, dann blei-ben Sie konsequent beim Ich.Sagen Sie zum Beispiel: „Ich bin wütend auf dich, weil Du etwas be-stimmtes getan hast.“ Dies ist eine klare Ich-Botschaft, die ausdrückt,

wie es Ihnen geht. Bei allen Du-Botschaften ist zu empfehlen, sich auf Beobachtungen zu beschränken, weil Sie ansonsten ständig der Ge-fahr des freien Interpretierens erliegen. In Bezug auf Du-Botschaftenheißt dies konkret: Beschreiben Sie, was Sie an dem anderen Men-schen sehen. Das gilt vor allem für den Grenzbereich der Beschrei-bung komplexer Gefühle. Der Ausdruck: „Du fühlst Dich enttäuscht,traurig, fallengelassen und wirst mit mir nie wieder etwas zu tun ha-ben wollen“ ist schlichte Interpretation und wird nicht notwendiger-

weise geeignet sein, Ihre Beziehung zueinander zu verbessern. StellenSie lieber eine einfache Frage nach dem Zustand des anderen.Bitte machen Sie sich klar, dass Sie niemals genau wissen werden, wiesich eine Situation für einen anderen Menschen anfühlt. Allen empa-thischen Bemühungen zum Trotz, ist es so, dass Gefühle individuellerlebt werden und deshalb nicht ausgetauscht werden können.Ein weiterer Aspekt dieser Art der Kommunikation ist es, sich deutlichdarauf zu beziehen, was zum Beispiel der Gesichtsausdruck eines Ge-genübers mit Ihnen macht. Sie könnten also zum Beispiel sagen:„Wenn Du so guckst, dann fühle ich mich unsicher.“ Schon ist derProzess wieder bei Ihnen, genau dort, wo er hingehört. Denn Sie kön-nen nun herausfinden, was genau Sie verunsichert.

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Über die klar getrennten Botschaften hinaus gibt es noch so genannteversteckte Du-Botschaften, die etwa so aussehen: „Ich glaube, dass Dusehr wütend bist.“ Hier tarnt sich eine Ich-Botschaft (ich glaube) miteiner Aussage über den Gefühlszustand eines anderen Menschen. Die-se Art der Tarnung ist genauso sinnlos, als hätten Sie direkt eine Du-Botschaft gesendet.Vielleicht kommt es Ihnen nur so vor, als wenn die konsequente Kon-zentration auf Ich-Botschaften letzten Endes dazu führen würde, dassSie nur noch über sich selbst sprechen und sich für niemand andereninteressieren. Doch der entscheidende Aspekt ist ein anderer: Selbst-verständlich werden Sie deutlicher und klarer über Ihre eigenen Ge-

fühlszustände sprechen und dadurch selbst auch deutlich klarer wahr-nehmen können. Und Sie werden deutlicher trennen können zwi-schen den Botschaften, die Sie über sich selbst senden, und dem wirk-lichen Interesse an dem Gefühlszustand einer anderen Person. Dennsobald Sie sich voller Konzentration einem anderen Menschen zuwen-den, wird eine völlig neue Art von Beziehung möglich und es wirddadurch für Sie möglich, sich besser auf Ihr Gegenüber einzulassen,einzustellen und damit nach einiger Zeit besser miteinander umzuge-

hen.

Sagen Sie genau, was Sie wollenKennen Sie Situationen, in denen jemand einen Satz sagt wie „Mir istkalt“? Nach dem, was Sie im letzten Absatz gelernt haben, ist das docheine klare Ich-Botschaft, an der nichts auszusetzen ist. Das stimmt!Doch je nach Situation wird der Frierende darüber erstaunt sein, dass

sich aus seiner Aussage niemand eine Handlung ableitet. Vielleicht er-wartet er, dass sein Partner aufspringt und das kurz zuvor geöffneteFenster schließt oder etwa die Heizung aufdreht.Solche indirekten Handlungsanweisungen verstecken sich gerne auchin der Form von „Man sollte mal den Müll runter bringen“, wobei derSender in vielen Fällen meint, dass ein anderes Mitglied der Familieoder Gemeinschaft den Müll runter bringen solle. Da Sie dieses Buchbis hierhin aufmerksam gelesen haben, wird Ihnen klar sein, dass dieskeine sinnvolle Kommunikation zwischen Menschen sein kann, diedauerhaft liebenswerte und liebevolle Beziehungen miteinander pfle-gen wollen. Wenn Sie etwas möchten, dann sprechen Sie es klar aus.Das gibt den anderen in Ihrer Umgebung die Möglichkeit, sich mit

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Sagen Sie genau, was Sie wollen

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dem Gewünschten auseinander zu setzen und darauf entsprechend zureagieren.Denn wenn nach der Aussage „Mir ist kalt“ niemand aufsteht, bliebeja der Interpretationsspielraum, dass niemand Ihnen helfen will, ob-wohl Sie vielleicht mit Fieber auf dem Sofa liegen und alle anderen umSie herum putzmunter sind. Wenn Sie stattdessen sagen würden: „Mirist kalt, könntest Du, Peter, bitte das Fenster schließen“, dann ist dieseine klare Handlungsanweisung, die keinen Interpretationsspielraumlässt. Peter könnte nun immer noch sagen: „Du, ich habe gerade einewichtige Aufgabe vor mir und kann das Fenster erst in zwei Minutenzumachen. Ist das okay für Dich?“ Und das genau ist der Sinn einer of-

fenen und direkten Kommunikation. In dem Moment, wo wir unsereeigenen Wahrnehmungen und Gefühle bei uns lassen und die ande-ren ganz konkret um Dinge bitten, können diese zumindest mit derZeit auch wieder offener mit Ihren Gefühlen umgehen und zum Aus-druck bringen, was sie wollen.Geschenke oder ein Blumenstrauß sind für viele eine gute Möglich-keit, ihre Gefühle für einen anderen Menschen sozusagen in einenGegenstand zu verpacken und ihm damit die Gefühle zu überreichen.

Vielleicht auch, und das wäre dann verbesserungsfähig, um nicht überihre wirklichen Gefühle sprechen zu müssen. Selbstverständlich kanndas eine oder andere liebevolle Geschenk ein sehr wertvoller Stellver-treter sein, doch die direkte Kommunikation über Ihre wahren Gefüh-le einem anderen Menschen gegenüber können Geschenke nicht er-setzen!

Beispiel: Sie wird das Schlimmste annehmenIn einem Seminar für Selbstmanagement empfahl ich den anwesen-den Männern, ihren Frauen doch einmal Blumen mitzubringen. EinMann reagierte völlig schockiert auf diese Anregung und meinte,seine Frau würde ihn dann fragen, warum er ein so schlechtes Ge-wissen habe. Er habe schließlich seit 15 Jahren noch nie Blumenmitgebracht. Da ich weiß, dass sich sehr viele Frauen über Blumenfreuen, bin ich der Meinung, dass dies zumindest einen Versuchwert gewesen wäre.Interessant finde ich an diesem Beispiel vor allem den Aspekt der

Umdeutung: Dieser Teilnehmer war fest davon überzeugt, dass sei-ne Frau die Botschaft nicht verstehen würde. Unabhängig davon, obsie wirklich so reagiert hätte, hatte er eine klare Vorstellung davon,

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wie sie reagieren würde und vermied deshalb das Kaufen von Blu-men. Ob sie ihn jemals bitten wird, ihr doch endlich mal Blumenmitzubringen? Vielleicht beschwert sie sich nur seit Jahren bei ihrerFreundin über die Gedankenlosigkeit ihres Mannes.

Auch wenn Sie also länger nicht geübt haben, Ihre Bedürfnisse inWorte zu kleiden und an denjenigen zu adressieren, den diese Bedürf-nisse etwas angehen (sollten), ist es nie zu spät. Fangen Sie noch heu-te damit an und denken Sie daran: Senden Sie in klaren Ich-Botschaf-ten und lassen Sie alle Vorwürfe über ein früheres Verhalten weg.

PräzisionskommunikationBeim Aufbauen und Erhalten guter und wichtiger Beziehungen zu an-deren Menschen ist es ganz entscheidend, die Kommunikation wört-lich zu nehmen und das Interpretieren sein zu lassen. Botschaftenwörtlich zu nehmen bedeutet, dass Sie wirklich genau hinhören. Oftliegt darin der Hauptgrund für Missverständnisse und sogar Auseinan-dersetzungen, und je mehr sich Menschen in die Haare geraten, desto

weniger genau hören sie hin. Am Ende hört jeder nur noch das, was erhören möchte, was er vom anderen erwartet, nur, um ihm gleich wie-der die Schuld geben zu können für die Auseinandersetzung und dieangebliche Ursache. Die Lösung ist Kommunikation und das bedeutetzunächst, genau zuzuhören.Den anderen dabei wörtlich zu nehmen, ist eine sehr schöne Ange-wohnheit, so lange Sie nicht pedantisch genau damit umgehen. Wört-lich bedeutet vor allem, beim Hinhören und Hinsehen auf die ver-

meintlich geschilderten inneren Prozesse des anderen zu achten undihn auch darauf anzusprechen.

Beispiel: Sortieren Sie alte innere Bilder wegEine Teilnehmerin erzählte in einem Seminar, dass sie ein paar Pro-bleme in ihrem Leben habe, die sie zwar gemeistert habe, von denensie aber nun erstmal etwas Abstand brauche. Dies kann ein Hinweisdarauf sein, dass dieser Mensch innere Bilder hat, die noch zu nahan ihm dran sind. Selbstverständlich habe ich diese Teilnehmerin

daraufhin befragt und habe sie gebeten mir zu zeigen, wo ihre in-neren Bilder von den gemeisterten Situationen waren. In der Tathielt sie dann ihre Hand etwa zehn Zentimeter vor ihren Kopf, und

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Präzisionskommunikation

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damit war mir klar, wo die Schwierigkeit lag: Sie hatte die Bildernoch nicht weit genug weggeschoben beziehungsweise noch nichteinsortiert, bei den Bildern, die sie von ihrer Vergangenheit hatte.

 Je genauer Sie Menschen zuhören, desto leichter wird es für Sie, Men-schen in schwierigen emotionalen Situationen dabei zu unterstützen,neue Wege zu gehen und neue Perspektiven zu entwickeln. Viele Men-schen geben nach der Begrüßung spätestens im zweiten oder drittenSatz genau an, wo ihr Problem liegt und wie es zu lösen ist. Sie mögendas für übertrieben halten, wenn Sie sich bisher noch nicht so genaumit Sprache beschäftigt haben. Sobald Sie Menschen ernsthafte Fra-

gen stellen, werden Sie ernsthafte Antworten bekommen, auf die Siedann entsprechen reagieren können.Im Sinne des anpassens an einen anderen Menschen ist in diesem Zu-sammenhang zu beachten, dass Sie dann zum Beispiel im gleichenWahrnehmungskanal zurücksenden, in dem auch Ihr Empfänger ge-sendet hat. Wenn also ein guter Freund von Ihnen sagt: „Ich fühlemich nicht gut, denn ich habe den Eindruck, dass mich meine Freun-din mit diesem Studenten betrogen hat“, dann macht es wenig Sinn,

ihm zu antworten: „Ich sehe, wo Dein Problem liegt.“ Haben Sie be-merkt, dass die gegebene Antwort in einem völlig anderen Wahrneh-mungskanal lag? In der direkten Kommunikation ist es wichtig, sichim Wahrnehmungskanal anzugleichen. Eine Möglichkeit wäre alsozum Beispiel zu sagen: „Oh, ich glaube, das fühlt sich schrecklich an.Wie genau bist Du zu diesem Eindruck gekommen?“ Das ist nur einBeispiel dafür, und das Entscheidende an diesem Beispiel ist, das dieAntwort im selben Wahrnehmungskanal, nämlich dem kinästheti-

schen, der mit Gefühlen zu tun hat, zurückgesendet wurde. Das er-kennen Sie unter anderem an dem Wort „Eindruck“, denn hier fühltsich jemand wirklich gedrückt.

Den anderen wahrnehmen Je besser Sie im Pflegen von Beziehungen zu anderen Menschen sind,desto klarer wird Ihnen, dass Sie nichts auf diesem Planeten, kein ein-ziges Vorhaben, gegen den Willen eines anderen Menschen erreichenkönnen, wenn Sie seine Unterstützung benötigen. Das ist eine wichti-ge Erkenntnis, die offensichtlich noch nicht so weit verbreitet ist.Wenn Sie also zum Beispiel mit einem Kollegen gut zusammenarbei-

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ten wollen, dann ist es ganz wichtig, dass Sie bei wichtigen Entschei-dungen seine Unterstützung einholen und ihn einbinden. Sonst wirder Ihnen vielleicht nur halbherzig zur Seite stehen oder Ihr Vorhabensogar boykottieren. Sobald Sie anfangen, gegeneinander zu arbeiten,wird sich mindestens einer von Ihnen zurückziehen und Ihre Zusam-menarbeit wird immer weniger Spaß machen.Es geht dabei nicht um das Predigen eines universal-demokratischenAnsatzes, bei dem jeder so lange angehört werden muss, bis alle mitderselben Meinung den Raum verlassen. Mir geht es darum, dassMenschen anerkannt sein und gehört werden möchten. Und selbstdiese Grundregel der zwischenmenschlichen Kommunikation wird in

ganz vielen Beziehungen überhaupt nicht gepflegt.Sobald Sie andere Menschen mehr als zuvor und auch anders als bis-her in Ihre Entscheidungen einbeziehen, werden Sie ihnen auch klarIhre Erwartungen mit auf den Weg geben können. Zum Beispiel solleine Kollegin vielleicht gar nicht ihre Meinung zu Ihrem Plan abge-ben, sondern nur mal nachvollziehen, ob sie Ihre Argumentation ver-steht, die Sie in einem Meeting mit Ihrem Vorgesetzten anwendenwollen. Wenn das die Aufgabe der Kollegin ist, dann sollten Sie es ihr

vorher klar sagen. Auf der anderen Seite kann es selbstverständlichauch passieren, dass ein anderer Mensch einen besseren Vorschlag alsSie hat. Sind Sie flexibel genug, diesen anzuhören und eventuell auchzu übernehmen?Gerade für Menschen, die längere Beziehungen wie Partnerschaftenoder das Zusammensein als Arbeitskollege miteinander teilen, kanndie Veränderung zu einem wichtigen Gradmesser der Qualität der Be-ziehung werden. Vielleicht haben Sie bisher gedacht, dass die besten

Beziehungen zwischen solchen Menschen möglich sind, bei denen Siedie Veränderung nicht wahrnehmen. Dabei war Ihnen längst klar,dass dies nur eine Lüge sein kann, denn schon der Alterungsprozessverändert jeden ständig. Also können Sie die Veränderung als den nor-malsten Prozess der Welt annehmen und voller Freude beginnen zubeobachten, wie sehr sich die Menschen um Sie herum verändern.Sie beginnen ab sofort, jeden Tag die Veränderungen wahrzunehmen,die in Ihrem Umfeld stattfinden. Selbstverständlich wird es Ihnen da-durch auch leichter fallen, Ihre eigenen Veränderungen deutlicherwahrzunehmen und damit festzustellen, wie flexibel Sie bereits gewor-den sind. Sie nehmen sich vor, in Zukunft noch viel flexibler zu wer-den. Denn gerade im Umfeld von gemeinsam getroffenen Entschei-

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Den anderen wahrnehmen

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dungen, bei dem Ihre sozialen Fähigkeiten ja in so weitem Maßebenötigt werden, ist es wichtig, mehr Flexibilität zu entwickeln. Viel-leicht ist nicht jede Entscheidung optimal gewesen, die Sie bisher ge-troffen haben. Und das einzige worum es geht, ist dann, aus dieserEntscheidung zu lernen und offen zu sein für neue Entscheidungen,auch wenn diese von Menschen kommen, auf die Sie bisher vielleichtnicht gehört haben.

Beispiel: Er kannte jeden ihrer WitzeKennen Sie auch diese Paare, bei denen einer von beiden bei einerParty einen Witz erzählt und der andere setzt schon dieses ver-krampfte Lachen auf, weil es etwa das 1523. Mal ist, dass dieserWitz in einer Runde erzählt wird? Sind das nicht die langweiligstenMenschen, denen Sie überhaupt begegnen können? Ich gebe zu,dass es vielen von uns noch nicht immer ganz leicht fällt, ständigneue Witze, neue Geschichten und neue Erlebnisse zu haben, vondenen sie berichten können. Doch das mag nur ein Gradmesserdafür sein, wie eingerostet sie sind.

Gerade wenn Ihre Partnerin oder Ihr Partner Ihnen wichtig ist, dannist es entscheidend, dass Sie die tollen Erlebnisse ständig neu erlebenund neu erzählen, damit dieser Mensch von Ihnen begeistert ist. Wasinteressiert Sie irgendein anderer Gast bei einer Party oder bei einemTreffen, wenn Ihr eigener Partner von Ihnen selbst unendlich gelang-weilt ist? Dazu gehört die Erkenntnis, dass Sie ständig auch neue Din-ge erleben wollen. Doch was wäre der Sinn des Lebens, wenn nicht ge-nau dieser: Erleben Sie neue Dinge, unternehmen Sie Neues, fahren

Sie an andere Stellen in Urlaub, lernen Sie neue Menschen kennenund tun Sie vor allem die Dinge, die Sie bisher noch nie getan haben.Auch das wird Ihre sozialen Fähigkeiten erweitern und Ihre emotiona-le Intelligenz in einer Art und Weise steigern, die Sie vielleicht heutenoch nicht einmal für möglich halten.

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Bleiben Sie in Kontakt

Zu einem guten Beziehungsmanagement gehört auch die Fähigkeit,bestehende Beziehungen zu pflegen und auf Dauer zu halten, indemSie den Kontakt pflegen. Vor allem wenn ein Freund oder eine Freun-din weiter von Ihnen entfernt wohnt, so dass Sie nicht jeden Tag Kon-takt mit ihm oder ihr haben, ist dies wichtig.

Übung: Bilanz Ihrer FreundschaftenWie viele enge Freunde haben Sie, mit denen Sie wirklich einen engenKontakt haben?

__________________________________________________________________________Und wie viele hätten Sie gerne?

__________________________________________________________________________Welche Eigenschaften sollten die neuen Freunde haben?

__________________________________________________________________________

Vor allem jüngere Menschen scheinen häufig den Wunsch zu haben,möglichst viele Freunde zu haben und mit ihnen ständig etwas zu un-ternehmen. Viele ältere Menschen dagegen haben meist nur einenoder zwei wirklich gute und enge Freunde und dazu vielleicht den ei-nen oder anderen Bekannten. Hier gibt es keine Faustregel, was einemMenschen gut tut, die Entscheidung treffen Sie schließlich ganz allei-ne. Es ist nur wichtig, sich einmal mit dieser Frage auseinander zu set-

zen, ob Sie genügend oder vielleicht sogar zu viele intensive Bezie-hungen haben.Die Definition, was Sie für einen guten Freund halten, sollten Sie ganzfür sich treffen. Manche Menschen suchen jemanden, mit dem siePferde stehlen können. Andere definieren eine gute Freundschaft mitdem Hinweis, dass ein Freund immer ein offenes Ohr für Probleme hatund einem notfalls zur Seite steht – zu jeder Tages- und Nachtzeit.

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Übung: Was ist eine gute Freundschaft für Sie? Schreiben Sie alle entscheidenden Aspekte guter Freundschaften auf:

__________________________________________________________________________Erfüllt jeder Mensch aus der Liste oben diese Anforderungen?Und welche dieser Anforderungen erfüllen Sie selbst, so dass Sie auch einguter Freund oder eine gute Freundin sind?

__________________________________________________________________________

Selbstverständlich kann es ein schlechtes Zeichen sein, wenn Sie IhreFreunde nur über Notsituationen definieren. Obwohl es für Sie amwichtigsten erscheinen mag, jemanden für solche Notzeiten zu haben,wollen die Kontakte doch vor allem in den guten Zeiten gepflegtwerden, also genau dann, wenn Sie in der Lage sind, dem anderenrichtig gute Gefühle zu machen, weil es Ihnen auch gut geht.Gemeinsam verbrachte Zeit ist ein weiteres wichtiges Kriterium füreine gute Freundschaft, doch es gibt auch intensive freundschaftliche

Beziehungen, bei denen sich zwei Menschen mehrere Jahre nichtsehen. Sie wissen trotzdem, dass sie sich aufeinander verlassen kön-nen.Wenn Sie sich im Rahmen der vergangenen Übungen einmal bewusstgemacht haben, zu wie vielen Menschen Sie in einem relativ engenKontakt stehen, dann haben Sie sicherlich auch die eine oder andereSituation Revue passieren lassen, die Sie mit diesen Menschen bereitserlebt haben. Vielleicht gab es auch Freunde oder Bekannte, zu denen

Sie inzwischen keinen Kontakt mehr haben und mit denen Sie einmaleine sehr enge Freundschaft gepflegt haben. Es ist höchst interessantzu beobachten, wie sich Freundschaften und auch Bekanntschaftenim Lauf des Lebens verändern und wie sich die Menschen, die Sie neukennen lernen, immer auch an Ihrem jeweiligen emotionalen, finan-ziellen und anderen Background orientiert haben. Machen Sie sich be-wusst, dass Sie als Mensch das Ergebnis all der Kontakte sind, die Sieseit Ihrer Geburt auf diesem Planeten gehabt haben.Sicherlich kennen Sie den Effekt, dass Sie einen neuen Menschen ken-nen lernen, den Sie wirklich faszinierend finden. Und dann stellen Siewenige Tage später fest, dass Sie eine bestimmte Eigenschaft oder ei-nen bestimmten sprachlichen Ausdruck dieses Menschen übernom-

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men haben und seitdem immer wieder anwenden. Das ist eine inter-essant Art, nicht nur einen anderen Menschen zu imitieren, sondernsozusagen ein kleines Stück von ihm zu übernehmen und mit sich zutragen. Insofern stimmt der Satz, dass wir das Ergebnis all der Bezie-hungen und Kontakte sind, die wir jemals in unserem Leben hatten.

Netzwerke und InternetEin anderer Aspekt der Beziehungspflege sind die Netzwerke, die inden vergangenen Jahren vor allen Dingen im Businessumfeld ver-stärkt zu beobachten sind.

Beispiel: Businessnetzwerken gehört die ZukunftBei einem Vortrag habe ich neulich einen österreichischen Unter-nehmer kennen gelernt, der sogar der Überzeugung ist, dass Unter-nehmernetzwerke in Zukunft die Konzerne ablösen werden. Schoneine kleine Gruppe von Unternehmen, die sich zusammenschließenund eng zusammenarbeiten, kann gemeinsam viel mehr Erfolg ha-ben, als wenn jedes Unternehmen nur für sich arbeitet.

Businessnetzwerke machen weltumspannende Geschäftsvorgängemöglich, was sicherlich immer auch mit dem Internet als Basis derzwischenmenschlichen Kommunikation zu tun hat. Falls Sie das In-ternet heute noch nicht einsetzen in Ihrem täglichen Leben, dannwird es für Sie interessant sein, eines Tages diese Erfahrung zu ma-chen. Innerhalb von nur zehn Jahren hat das Internet dafür gesorgt,dass ich viele Kontakte halten konnte beziehungsweise wieder gewin-

nen konnte, die ich für verschüttet hielt. Außerdem fällt es mir dankdes neuen Mediums sehr leicht, Kontakte mit Businesspartnern auf Dauer zu halten und selbstverständlich auch meine tägliche Kommu-nikation deutlich zu beschleunigen und zu erleichtern.Im Internet gibt es zudem zahlreiche Netzwerkplattformen, über dieSie nicht nur bestehende Kontakte pflegen, sondern auch neue Kon-takte sehr einfach aufbauen können. Ein Beispiel dafür ist Xing, einePlattform, bei der vor allen Dingen die geschäftlichen Informationeneines Menschen gesammelt und veröffentlicht werden. Innerhalb derPlattform können sich Menschen miteinander verbinden und damitlassen sich Kontakte sehr einfach halten. Per Mausklick können dannuntereinander E-Mail-Nachrichten ausgetauscht werden, Voice over

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IP-Telefonate geführt werden oder es wird auch ein völlig neuer Kon-takt mit einer Anfrage aufgebaut.Dabei ist sehr einfach nachvollziehbar, über welchen Weg jedes Mit-glied der Plattform mit jedem anderen Mitglied der Plattform verbun-den ist. Wenn ich also zum Beispiel jemanden kennen lernen möchte,der ein Kontakt eines anderen Geschäftspartners ist, mit dem ich inrecht guter Verbindung stehe, dann bitte ich diesen einfach, mir sozu-sagen die Tür zum anderen Geschäftspartner zu öffnen. Da solche Ver-bindungen sehr einfach und sogar graphisch dargestellt werden, las-sen sich sehr leicht neue Kontakte aufbauen und sehr schnell neueGeschäfte tätigen.

Andere Netzwerkplattformen des Internets haben eher private Natur.Beispiele dafür sind Passado.de und Stayfriends.de, zwei Plattformen,die sich gezielt um die Aufnahme und Pflege ehemaliger Schulkontak-te kümmern. Gerade, wenn es keine Klassentreffen mehr gibt, weil Siedie Menschen aus Ihrer Schulzeit aus dem Auge verloren haben, kanndies eine gute Möglichkeit sein, alte Verbindungen wenigstens spora-disch wieder aufleben zu lassen. Hier ist die Neugierde eine wichtigeTriebfeder, denn wer möchte nicht wissen, was die erste große Liebe

aus der Schulzeit heute beruflich macht und wo er oder sie lebt?Etwas lockerer als bei diesen Internetplattformen geht es bei den sogenannten Visitenkartenpartys zu, bei denen sich Menschen vor allenDingen im Businessumfeld zusammentun, um neue Kontakte zuknüpfen. Trotz des Namens geht es bei diesen Partys nicht darum, ge-meinsam zu tanzen, sondern es werden im Wesentlichen einenganzen Abend lang Gespräche miteinander geführt und der Versuchgemacht, einen tragfähigen Kontakt aufzubauen.

Weil diese Visitenkartenpartys relativ zwanglos sind und häufig auchzu sehr unspezifischen Kontakten führen, hat sich in den vergange-nen Jahren auch in Deutschland ein neues Modell des Netzwerkensbreit gemacht: Netzwerke wie das Business Network International(BNI) sorgen dafür, dass ihre Mitglieder sehr gezielt miteinander inKontakt treten und sich gegenseitig weiterempfehlen. Dazu treffensich bis zu vierzig Unternehmer einmal pro Woche zu einem Früh-stück, das einer festgelegten Tagesordnung folgt. Obwohl solche Netz-werke wie das BNI sehr deutlich am Umsatz orientiert sind und da-durch auch in aller Regel sehr schnell zu mehr geschäftlichem Erfolgführen, gibt es Unternehmer, die solchen geführten Netzwerktreffengegenüber noch etwas skeptisch sind.

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Lektion 5: So trainieren Sie Ihre sozialen Fähigkeiten

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Auf der anderen Seite bieten solche Frühstückstreffen wie auch die Vi-sitenkartenpartys exzellente Möglichkeiten, die eigenen sozialenFähigkeiten zu erweitern und das Knüpfen von Kontakten sowie denAufbau von Beziehungen zu trainieren. Am Anfang wird es Sie nochetwas Überwindung kosten, auf einen wildfremden Menschen zuzuge-hen und diesen anzusprechen, um sich selbst vorzustellen und vor al-lem auch, um mehr über diesen Gesprächspartner und sein Unterneh-men zu erfahren. Doch wenn Sie diese Übung erst einige Zeit lang ge-macht haben, dann wird es Ihnen mit der Zeit immer leichter fallen.Denken Sie immer daran, dass es den meisten anderen Besuchern die-ser Veranstaltungen genau so geht wie Ihnen. Also gewinnt der Mutig-

ste, weil er die meisten Kontakte knüpft und damit am schnellsten diewirklich wichtigen Beziehungen findet, die ihn in seiner Situationweiterbringen.

Tipp: Bei Unternehmerfrühstücken und auch bei den Visitenkartenpartyskönnen Sie in aller Regel für einen geringen Beitrag von maximalzwanzig Euro an einem Treffen teilnehmen. Nutzen Sie unbedingtdie nächste Gelegenheit, die sich in Ihrer Umgebung für Sie bietet.

Und gehen Sie dann bei solchen Treffen mutig auf den ersten Men-schen zu, den Sie in irgendeiner Weise ansprechend finden. Beden-ken Sie dabei, dass dieser Mensch Sie höchstwahrscheinlich auchinteressant findet, das Gesetz der Resonanz ist auch hier in Kraft.

Öffnen Sie sich neuen Menschen

 Journalisten wird zu Beginn ihrer Ausbildung empfohlen, jeden Tagmindestens einen neuen Menschen kennenzulernen und so ihr Netz-werk ständig zu erweitern. Inzwischen trifft diese Regel aufgrund desguten Erfolges professioneller Netzwerke und der engeren Zusammen-arbeit zwischen Unternehmen jeder Größe wohl für jeden anderenMenschen auch zu. Als Leser dieses Buches werden Sie dies als Chanceverstehen, Ihre soziale Kompetenz zu schulen und sich mehr Flexibi-lität im Umgang mit anderen Menschen anzutrainieren.Vielleicht besuchen Sie dafür einfach mal andere Restaurants als in derVergangenheit, gehen Sie in neue Bars oder fahren Sie mit einer ande-ren Straßenbahn zur Arbeit. Ich empfehle Ihnen ausdrücklich, sichimmer wieder neuen Menschen zu öffnen, weil das Ihren eigenen Ho-

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Öffnen Sie sich neuen Menschen

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rizont erweitert und sicherlich auch für diese Menschen eine Berei-cherung darstellt.

Zusammenfassung● Auf Dauer allein zu leben ist nur eine Möglichkeit, sich aus dem

aktiven Austausch mit anderen zurückzuziehen. Bedenken Sie,dass wir soziale Wesen sind und diesen Austausch für unser Wohl-befinden benötigen.

● Ihre sozialen Fähigkeiten zu trainieren hat zur Folge, dass Sie auchein reicheres emotionales Leben führen.

● Nicht jeder Mensch in Ihrer Umgebung hat dieselben kommuni-kativen Fähigkeiten wie Sie. Nehmen Sie Rücksicht und unterstüt-zen Sie andere dabei, ihre sozialen und kommunikativen Fähigkei-ten zu erweitern.

● Hören Sie aktiv zu. Bleiben Sie dabei gedanklich ganz bei IhremGesprächspartner. Er wird das dankbar annehmen und Ihnen ver-trauen.

● Sprechen Sie offen und ehrlich über Ihre Bedürfnisse, vor allem

mit den Menschen, mit denen Sie eng zusammenleben.● Senden Sie in klaren Ich-Botschaften und lassen Sie andere Men-

schen so reagieren wie es ihnen passt.●  Jeder ist für seine Gefühle selbst verantwortlich. Trotzdem dürfen

Sie mit den anderen sensibel umgehen.●  Je positiver Ihre Ausstrahlung ist, desto mehr wundervolle Men-

schen ziehen Sie in Ihr Leben.● Visitenkartenpartys, Unternehmertreffen und virtuelle Netzwerke

im Internet sollten Sie ebenfalls nutzen, um Ihre sozialen Kontak-te zu ergänzen. Zudem haben Sie so mehr beruflichen Erfolg, einschöner und angenehmer Nebeneffekt.

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Lektion 5: So trainieren Sie Ihre sozialen Fähigkeiten

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Lektion 6:So werden Sie zum Kommunikationsprofi

  Je mehr Sie an Ihren kommunikativen Fähigkeiten arbeiten, destomehr Erfolg werden Sie im Umgang mit anderen Menschen haben.Doch wie können Sie diese Fähigkeiten schnell verbessern? Die mei-sten Menschen sind davon überzeugt, dass sie sozusagen mit der Ge-burt zu einem Kommunikationsprofi geworden sind. Sie beherrschendie jeweilige Muttersprache und können sich sprachlich in allen bis-

her erlebten Situationen recht gut ausdrücken. Was soll also der Un-terschied zwischen ihnen und einem echten Kommunikationsprofisein? Beide sprechen doch dieselbe Sprache.

Erweitern Sie Ihren WortschatzEin professioneller Umgang mit der Sprache im Sinne einer erhöhtenemotionalen Intelligenz hat sicherlich damit zu tun, dass Sie Ihren

Wortschatz erweitern. Gerade im Hinblick auf Gefühle haben sehr vie-le Menschen eine nur sehr geringe sprachliche Variabilität, was logi-scherweise, und das ist ja schon an verschiedenen Stellen dieses Bu-ches deutlich geworden, zu einer mangelnden Ausdrucksfähigkeitführt. Wenn Sie Ihren Wortschatz insbesondere im Bereich der Emo-tionen ergänzen wollen, dann ist es sehr hilfreich, nicht nur Bücherwie dieses zu lesen, sondern zum Beispiel auch Romane. Gerade dieherausragenden Autoren zeichnen sich durch einen besonders vielfäl-

tigen Wortschatz im Bereich der Emotionen aus. Das ist also eine sehrgute Möglichkeit, auch den eigenen Wortschatz schnell und ein-drucksvoll zu ergänzen.Ein weiterer Aspekt professioneller Kommunikation insgesamt ist es,genauer hinzuhören. Dabei geht es nun nicht darum, alle anderenMenschen mit Fragen zu bombardieren, was sie wirklich gemeint ha-ben mit dem, was sie gerade gesagt haben. Damit würden Sie überkurz oder lang als sehr unangenehmer Zeitgenosse abgestempelt wer-den. Doch es macht Sinn, sich selbst (!) und auch anderen sehr auf-merksam zuzuhören und auch daraus zu lernen, was zum Beispiel einGesprächspartner über die Prozesse in seinem Inneren preisgibt.

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Übung: Erinnern Sie sich genauProfessionelle Kommunikatoren erinnern sich auch nach Stunden und Ta-

gen noch genau an gesprochene Sätze, wenn es wichtige Aussagen waren.Bei meinen Seminaren prüfe ich gerne die Aufmerksamkeit der Gruppe, indem ich nachfrage, was ein anderer Teilnehmer wenige Augenblicke vorherwörtlich gesagt hat. Meist kann sich niemand mehr genau erinnern, eskommen nur mehr oder weniger vage Antworten. Doch zum Glück lässtsich diese Fähigkeit trainieren. Prüfen Sie einfach mal nach, ob Sie in Ge-sprächen genau genug zuhören. Wiederholen Sie für sich zum Beispielbeim Ansehen der Nachrichten im Fernsehen wörtlich den letzten Satz des

Sprechers. Und üben Sie dies so lange, bis Sie sicher sind, diesen Satz exaktwiedergegeben zu haben.

Wer genau verstehen möchte, sollte sich auch erinnern können andas, was ein Gesprächspartner gesagt hat. Gerade auch bei einer Dis-kussion ist dies eine entscheidende Fähigkeit, denn so lange Sie sichnicht genau erinnern, verpassen Sie viele Möglichkeiten, die Argu-mente des anderen für die eigene Argumentation zu nutzen. Auch

und gerade für Lehrer, Trainer und Therapeuten ist die Erinnerung anGesagtes von äußerster Wichtigkeit.

Übung:Klappen Sie das Buch doch jetzt gleich zu und wiederholen Sie den letztenSatz des letzen Absatzes. Können Sie das? Wenn nicht, können Sie lernen,noch aufmerksamer zu lesen und ich vermute, dass es Ihnen beim Zuhörenähnlich geht.

Fühlen statt sein

Immer wieder verwechseln Menschen ein Gefühl mit einem Zustand.Sie sagen zum Beispiel: „Ich bin so nervös.“ Doch das stimmt garnicht, denn Nervosität ist ja bestenfalls ein temporäres Gefühl, daseinfach wieder verschwindet, sobald sie einfach tief durchatmen odersich auf etwas anderes konzentrieren, was nicht dieses nervöse Gefühlin ihnen aufsteigen lässt. Es macht viel Freude, sensibel und aufmerk-sam mit der Sprache umzugehen, gerade dann, wenn Sie über Gefühlesprechen wollen. Je genauer der sprachliche Ausdruck ist, desto klarer

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Lektion 6: So werden Sie zum Kommunikationsprofi

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werden Sie sich selbst auch darüber, dass es sich zum Beispiel nur umein vorübergehendes Gefühl handelt und nicht um einen generellenZustand. Solange Sie positive Gefühle in Form des Zustands äußern,ist sicherlich kaum etwas dagegen einzuwenden: „Ich bin so sehr ver-liebt“, ist sicherlich eine sehr schöne Aussage und ich wünsche Ihnen,dass dies lange so bleibt. Doch gerade im Umgang mit negativen Ge-fühlen kann ein sensibler und sehr genauer sprachlicher Ausdrucksehr gut dabei helfen, die Dauer des schlechten Gefühls deutlich zu re-duzieren: „Ich fühle mich im Moment traurig, weil gestern meinHund eingeschläfert werden musste“, ist sicherlich eine bessere Aussa-ge, als dies in den Zustand des Seins zu verlagern.

Körpersprache wirkt nachhaltigWissenschaftler wie der Forscher Albert Mehrabian haben herausge-funden, dass der Körpersprache, der Mimik und der Atmung einegrößere Bedeutung beigemessen werden muss, als den Wörtern, diewir sprechen. Mehrabian gibt sogar ein ganz genaues Verhältnis an, ersagt, dass nur sieben Prozent des Gesprochenen tatsächlich die Bot-

schaft ausmacht, die beim Empfänger ankommt. Die restlichen 93Prozent setzen sich zusammen aus der Gestik, der Mimik, der Körper-sprache, der Atmung und all den anderen Faktoren, auf die Sie viel-leicht bisher noch nicht genügend geachtet haben. Nicht nur für Trai-ner, Politiker oder andere Menschen, die viel vor Publikum reden, istes entscheidend, an ihrer eigenen Ausdrucksfähigkeit zu arbeiten. Umdiese Fähigkeit zu trainieren, ist es sicherlich sehr hilfreich, zunächsteinmal darauf zu achten, wie andere Menschen ihre Körpersprache,

ihre Gestik und Mimik einsetzen, um eine bestimmte Botschaft zu un-terstreichen oder auch exakt das Gegenteil von dem ausdrücken, wassie gerade mit Wörtern gesagt haben.

Beispiel: Achten Sie auch auf die KopfbewegungenIn einem Seminar kam eine Teilnehmerin zu mir, um sich zu be-schweren. Sie sagte wörtlich: „Ich bin gar nicht so unglücklich, wieSie es eben im Seminar gemeint haben.“ Dabei nickte sie die ganzeZeit mit dem Kopf. In der Fachsprache werden solche Botschaften

als inkongruent bezeichnet, das heißt, die Wörter, die aus demMund kommen, widersprechen dem körperlichen Ausdruck. Daspassiert im Alltag sehr häufig – gerade, wenn Sie sich mit anderen

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Körpersprache wirkt nachhaltig

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Menschen über die Gefühle unterhalten. So behauptet dann zumBeispiel jemand, mit dem neuen Partner oder der neuen Partneringlücklich zu sein, schüttelt dabei aber gleichzeitig den Kopf. All die-se inkongruenten Botschaften sind in einem therapeutischen oderin einem Trainingskontext sehr gute Hilfsmittel, um zu erkennen,was der Betreffende wirklich sagen will. Und auch im privaten Um-feld können Sie durch aufmerksame Beobachtung viele Informatio-nen zusätzlich erhalten.

Beachten Sie, dass die Körpersprache den nachhaltigen Eindruck beiIhrem Gegenüber hinterlässt. Das können Sie im Alltag auch auspro-

bieren, in dem Sie gezielt inkongruente Botschaften senden. FragenSie dann anschließend bei den Menschen nach, die Ihnen zugehörthaben, was Ihnen im Gedächtnis hängen geblieben ist. Bei der Wahr-nehmung inkongruenter Botschaften sind in der Regel die Gefühle imWeg, das heißt das Gefühl sagt deutlich, dass mit dem Gesprächspart-ner irgendetwas nicht stimmt. Vielleicht können Sie es nicht deutlichbenennen, woran es genau gelegen hat. Und in der Regel ist es ebengenau die Körpersprache, die Gestik oder die Mimik, die diese Inkon-

gruenz entstehen lässt.

Der Körper sagt die WahrheitDoch was ist nun die Wahrheit? Das, was das Gegenüber sagt oder diekörperliche Botschaft, die der Gesamtaussage den Beigeschmack derUnwahrheit gibt? Machen Sie sich klar, dass die körperliche Reaktion,also etwa das Kopfschütteln, von den meisten Menschen nicht bewus-

st gesteuert wird, sie nehmen es meist nicht einmal wahr. Das findenSie schnell heraus, wenn Sie jemandem bei einem solchen Gesprächsagen: „Du hast zwar gerade so von dem neuen Typen geschwärmt,mit dem Du zusammen bist. Warum hast Du die ganze Zeit den Kopf geschüttelt?“ Selbst eine gute Freundin kann auf einen solchen Ein-wand sauer reagieren und bestreiten, den Kopf geschüttelt zu haben.

Beispiel: Menschen in Ruhe beobachtenSitzen Sie gerne in Straßencafés oder Biergärten? Das ist eine mei-

ner Lieblingsbeschäftigungen, und ich gehe gerne auch mal alleindorthin, weil ich dann viel Zeit habe, die anderen Gäste zu beobach-ten. Hier lässt sich sehr viel über Körpersprache lernen, denn mit der

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Zeit können Sie etwa den Status einer Partnerschaft allein schondaran erkennen, wie sich die Partner zusammensetzen. Ja, ich gebezu, vieles daran mag reine Interpretation sein. Doch das ist in die-sem Fall nicht schlimm, weil Sie es ja ohnehin nicht nachprüfenkönnen. Doch wie viele Paare sitzen etwa in einem Café und einervon beiden liest Zeitung. Auch das ist eine nonverbale, sehr aus-drucksstarke Art der Kommunikation miteinander, finden Sie nicht?

Es ist nicht empfehlenswert, jeden Menschen mit Ihren Beobachtun-gen zu konfrontieren, weil sie ihn damit überfordern könnten. In ei-nem Seminar mag das sinnvoll sein, denn da wollen alle Teilnehmer

voneinander lernen. Oder Sie vereinbaren mit Ihrem Partner oder Ih-rer Partnerin, sich ab sofort offen auch über die nonverbalen Wahr-nehmungen auszutauschen. Das ist okay. Doch bei den meisten ande-ren Menschen gilt: Behalten Sie die neuen Erkenntnisse für sich unddenken Sie sich Ihren Teil. Grundsätzlich ist der unterbewussten Bot-schaft, also in diesem Fall der körperlichen Reaktion, mehr zu vertrau-en als der bewusst gesendeten. Das kann natürlich nur eine Faustregelsein, denn vielleicht hat Ihr Gesprächspartner auch einfach nur ein

nervöses Zucken, das Sie als Kopfschütteln interpretiert haben.Bleiben Sie wachsam, wenn andere Menschen mit Ihnen sprechen,und fangen Sie an, die körperlichen Botschaften zuerst einmal mitwahrzunehmen. Professionell zu kommunizieren bedeutet selbstver-ständlich auch, mehr und mehr auf die eigenen Botschaften zu ach-ten, die Sie an andere senden. Dafür müssen Sie nicht ständig einenSpiegel dabei haben, es genügt schon, Ihren Gesprächspartner im Au-ge zu behalten, während Sie selbst reden. Und wenn er oder sie selt-

sam guckt oder unruhig hin und her zappelt, dann könnte das ein In-diz dafür sein, dass Sie gerade inkongruente Botschaften aussenden.

Übung: Übertragung der Gefühle – ohne WorteWenn Sie etwas über die Macht des körperlichen Ausdrucks lernen wollen,dann suchen Sie sich zwei andere Menschen und nehmen Sie sich minde-stens eine halbe Stunde Zeit. Lassen Sie Person A in einen relativ starkenGefühlszustand gehen, das heißt, diese Person erinnert sich zum Beispielan eine Situation, in der sie sehr glücklich war. Es muss nicht das großar-

tigste Glücksgefühl des Lebens gewesen sein, doch auf einer Skala von einsbis zehn sollte es schon Stufe sieben bis acht haben, so dass auch einAußenstehender deutlich wahrnimmt, dass ein positives Gefühl vorhanden

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Der Körper sagt die Wahrheit

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ist. Person B ahmt nun Person A in der Körperhaltung so exakt wie möglichnach. Gleichen Sie die Sitzhaltung an, passen Sie die Atmung an, halten Sie

den Kopf in exakt derselben Weise, stellen Sie die Füße so, wie Person Aund so fort. Person C hat die Aufgabe dafür zu sorgen, dass Person B sichwirklich gut an die Körperhaltung von Person A anpasst. Sobald dies er-folgt ist, schließen beide, also Person A und Person B die Augen und fühlensich noch einmal intensiv in das hinein, was sie wahrnehmen können. Da-nach erzählt Person B, was von den guten Gefühlen angekommen ist.Ich habe in meinen Seminaren festgestellt, dass hier bis hin zu exakten De-tails Übereinstimmungen erreicht wurden, obwohl Person B nicht einmaleine Idee hatte, um welche Situation es ging. Selbstverständlich können

Sie das selber auch mit Situationen der Anspannung machen, also zumBeispiel mit dem Gefühl vor einer Prüfung oder etwas vergleichbarem. Viel Spaß!

 Je besser Sie lernen, über Gefühle zu kommunizieren, desto bewussterwird Ihnen, dass jeder allein schon durch seine Körperhaltung undseine Körpersprache sämtliche Gefühle ausdrückt, die er gerade emp-findet. Menschen sind sich also meist der eigenen Gefühle weniger be-

wusst, als alle anderen in ihrem Umfeld, weil diese einfach nur hin-schauen müssen. Auf dem Weg zum Kommunikationsprofi ist es alsoganz wichtig, sich selbst die eigenen Gefühle immer bewusster zu ma-chen und auch einen geeigneten sprachlichen Ausdruck dafür zu fin-den. Dabei geht es nicht einmal so sehr darum, sich dann auch ande-ren Menschen verbal mitzuteilen und darüber auszutauschen, was Siegerade empfinden. Der entscheidende Vorteil ist, dass Sie vielleichtzum ersten Mal wahrnehmen, was für andere Menschen die ganze Zeit

über sofort sichtbar und selbstverständlich war.

Übung: Jeder Moment zählt Beginnen Sie sich sprachlich genauer auszudrücken, indem Sie jetzt gleichgenau beschreiben, wie Sie sich im Moment fühlen:

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 Vergessen Sie alte Glaubenssätze

Viele Menschen die sich bisher noch nicht so viel um ihren sprachlichenAusdruck gekümmert haben, wiederholen mit unerfreulicher Regel-mäßigkeit alte Glaubenssätze oder auch Sprichwörter. Sie haben ja in die-sem Buch bereits gelernt, dass diese Glaubenssätze, und dabei vor allemdie limitierenden, nicht förderlich sind, weder für Sie selbst, noch füralle anderen Menschen in Ihrer Umgebung. Deswegen lassen Sie ab so-fort bitte alle limitierenden Glaubenssätze weg, vergessen Sie sie einfach.Selbstverständlich werden Sie dazu erst einmal Ihre Aufmerksamkeiterhöhen müssen, um festzustellen, wie häufig Sie in der Vergangen-

heit tatsächlich solche Limitierungen in Wörter gefasst haben. UndSie werden vielleicht sogar erschrocken sein, wie viel Ihre bisherigeKommunikation von solchen Ausdrücken geprägt war. Doch das be-deutet ja zum Glück nicht, dass Sie das für Sie und andere Menschenschädliche Verhalten nicht unterlassen könnten.

Tipp: Falls Sie viel mit Kindern zu tun haben oder sogar selbst als Vateroder Mutter im täglichen Einsatz sind, dann möchte ich Ihnen dies

ans Herz legen: Lassen Sie diese jungen Menschen ihre eigenen Er-fahrungen machen. Ich weiß, dass verschiedene Sprichwörter dieeine oder andere Wahrheit enthalten und Sie wissen genauso gutwie ich, dass jeder Mensch seine eigene Erfahrung machen darf unddass es sehr hilfreich ist, eigene Erfahrungen zu sammeln, weil dasErleben einen deutlichen Unterschied macht.

Sollten Sie im Alltag darüber stolpern, dass Sie gerade einen negativen

Glaubenssatz geäußert haben, dann kann es eine sehr gute Übungsein, diesen sofort in einen positiven Glaubenssatz umzudrehen. FallsSie allerdings der Meinung sind, dass diese „Wahrheit“ tatsächlich auf Sie zutrifft und unbedingt ausgesprochen werden muss, dann könnenSie vielleicht das kleine Wörtchen „noch“ nutzen. Sagen Sie also etwa„Ich bin noch nicht in der Lage, jeden Monat genug Geld zu verdie-nen, um mich frei und glücklich zu fühlen.“ Das ist eine deutlich an-dere Aussage, als wenn Sie sagen würden: „Ich verdiene zu wenigGeld.“ Denn mit dem zweiten Satz werden Sie Ihre aktuellen finanzi-ellen Verhältnisse auf Dauer manifestieren, während Sie mit der erstenAussage mindestens in sich selbst einen gewissen Zweifel darüber zu-lassen, ob das für alle Zukunft so gelten muss.

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 Vergessen Sie alte Glaubenssätze

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Übung: Was Sie glauben wollenSchreiben Sie an dieser Stelle einfach mal auf, welche positiven Glaubens-

sätze Sie in Zukunft über Ihr Leben und Ihr berufliches Vorankommen ha-ben möchten.

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Hilfreiche Kommunikationstricks

Über eine erhöhte Sensibilität hinaus, ist es bei der Schulung Ihrerkommunikativen Fähigkeiten ganz wichtig, auch ein paar Kommuni-kationstricks zu beherrschen. Diese sind vor allem dann hilfreich,wenn Sie es mit sehr egoistischen und sehr dominanten Zeitgenossenzu tun haben, denen Sie bisher nicht das Wasser reichen konnten. Siehaben in diesem Buch bereits gelernt, dass jeder Mensch seine eigeneLandkarte hat, die durch alle Erfahrungen seines bisherigen Lebens ge-prägt ist. Da zwei Menschen niemals dieselbe Landkarte teilen kön-

nen, weil sie ein unterschiedliches Leben gelebt haben und weil sie dieWelt unterschiedlich wahrnehmen, bringen Diskussionen kein Ergeb-nis. Vielleicht sind Sie erstaunt über diese Aussage, weil Sie bishernoch der Überzeugung waren, dass Sie möglichst oft andere von IhrerMeinung überzeugen müssen. Doch das ist ein unsinniges Unterfan-gen, weil es letztlich um den Versuch geht, die Individualität und dieindividuelle Wahrnehmung eines anderen Menschen in Frage zu stel-len.

Der Kampf bringt Sie nicht weiterWenn Sie einen Menschen in Frage stellen, dann wird dieser entwedermit Gleichgültigkeit reagieren oder er wird beginnen sich zu wehren.Und in beiden Fällen werden Sie nicht weiterkommen mit dem Ziel,dass ein anderer Mensch dieselben Meinungen vertreten muss wie Sie.Doch es mag Situationen geben, in denen andere Menschen Sie dazuzwingen, über etwas zu diskutieren, um zum Beispiel eine bestimmteEntscheidung herbeizuführen. Dann ist es ganz wichtig, die Ziele zuklären. Hier kann es von entscheidender Bedeutung sein, den anderenerst einmal zu fragen, was sein Ziel ist. Wenn dieser Mensch sagt, dass

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Lektion 6: So werden Sie zum Kommunikationsprofi

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sein wichtigstes Ziel sei, Sie von seiner Meinung zu überzeugen, dannkönnen Sie vermutlich das Gespräch sofort beenden, weil dies wohlkaum möglich und auch nicht sinnvoll ist. Oder Sie könnten ihm ausfalsch verstandener Liebe oder Zuneigung das Zugeständnis machen,dass Sie sagen: „Ja okay, da es mir ohnehin egal ist, was ich in diesemBereich glaube, übernehme ich einfach Deine Meinung, und wir kön-nen uns auf die schönen Dinge des Lebens konzentrieren, anstatt dienächsten zwei Stunden sinnlos herumzudiskutieren.“

Beispiel: Meine WeltIch benutze gerade in angespannten Situationen gerne den Aus-druck „In meiner Welt …“, den ich von einem Berliner Trainer ge-lernt habe. Viele Seminarteilnehmer übernehmen diesen sprachli-chen Ausdruck, weil er ihnen offensichtlich sehr gut gefällt. Ermacht deutlich, dass ich eine bestimmte Aussage vor dem Hinter-grund meiner Erfahrung und vor dem Hintergrund meiner Zieletreffe und damit nicht einmal davon ausgehe, dass ein andererMensch sie so übernehmen muss. Damit lasse ich anderen Men-schen auch sehr gut den Raum dafür, ihre eigenen Erfahrungen zu

äußern oder zu sammeln, falls sie noch keine bestimmten Erfahrun-gen in einem bestimmten Bereich gemacht haben. Außerdem kannes damit leichter sein, einen anderen Menschen da stehen zu lassen,wo er ist, und das ist die Basis jeder Interaktion und jeder Kommu-nikation zwischen Menschen.

Auf dem Weg zum Kommunikationsprofi werden Sie also immer bes-ser in der Lage sein, andere Menschen anzunehmen, wie sie sind. Das

gilt auch für Menschen, die auf ihrer Meinung beharren, stur sind,nachlässig oder sogar chaotisch. Zu lernen, wirklich jeden anderen inseiner Eigenart zu belassen, ist eine Herausforderung. Doch die Er-kenntnis hilft, dass Sie sowieso niemanden ändern können, wenn ernicht will. Wenn sich jemand ändern möchte, dann können Sie ihmbestenfalls Wachstumsimpulse geben, mehr geht nicht und wäre auchnicht sinnvoll.

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Wechseln Sie die Bezugsebene

Eine gute Möglichkeit hartnäckigen Diskutierern zu begegnen ist dasWechseln der Bezugsebene. Im Alltag ist dies häufig so selbstverständ-lich, dass es Ihnen bisher nicht einmal aufgefallen sein mag, wenn IhrGegenüber mit dieser Methode gespielt hat. Es geht darum, in einerDiskussion zum Beispiel auf den Satz „Politiker XY ist korrupt“ zu ant-worten mit einem Satz wie „Ja, und ich habe neulich von einem Arztgelesen, der ebenfalls in einen Korruptionsskandal verwickelt war“.In diesem Fall wurde sozusagen auf einer horizontalen Ebene die Be-zugsebene gewechselt, von den Politikern zu den Ärzten. Sie hätten

auch sozusagen in vertikaler Richtung die Bezugsebene wechseln kön-nen, zum Beispiel mit einem Satz wie: „Alle Politiker sind Schweine.“Wenn Sie nicht selbst Politiker sind, dann können Sie diesen Satz ver-mutlich sogar mit einem Lächeln im Gesicht aussprechen.Das Interessante bei diesen Übungen ist, dass die meisten nicht ein-mal wach genug sind, um zu merken, dass Sie gerade die Bezugsebenegewechselt haben. Insofern werden Sie mit dieser Übung sehr vielSpaß haben, solange Sie damit in Diskussionen immer leicht die

Führung übernehmen können. Grundsätzlich stellt sich natürlich dieFrage, warum Sie dann noch diskutieren sollten. Es kann also für Siewichtig sein, im Umgang mit anderen Menschen zu klären, was Ihrepersönlichen Ziele sind, denn sobald Sie die Ziele geklärt haben, kön-nen Sie sich auch damit auseinander setzen, welche Mittel Sie einset-zen, um Ihr Ziel zu erreichen.

Widerspruch weich einpackenEine weitere sehr gute Methode einen anderen Menschen anzuneh-men und an seinem Ort stehen zu lassen, ist die Antwort mit: „Ja,und…“, anstelle von „Ja, aber…“ Manche Menschen haben anfangsein Problem damit, jedes Aber durch ein Und zu ersetzen, weil sie erstnach einiger Zeit merken, wie viel weicher der sprachliche Ausdruckdadurch wird, und wie viel mehr sich die Menschen in ihrer Umge-bung durch ein einfaches Und angenommen fühlen. Hier spielttatsächlich das Gefühl die entscheidende Rolle, weil Sie hinter demWort „und“ dasselbe sagen können, was Sie auch nach dem Wort„aber“ gesagt hätten. Es scheint viel weniger darum zu gehen, was derInhalt Ihrer Aussage ist, als vielmehr darum, wie Sie diese Aussage ein-

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leiten. Ein Beispiel mag Ihnen verdeutlichen, wie das Wörtchen„aber“ wirkt:

Beispiel: Der Haken mit der RechtschreibungStellen Sie sich vor, dass Sie von einem Lehrer oder einem Professoran Ihrer Universität eine aufwendige Arbeit zurückbekommen, dieSie vorher abgegeben haben. Der Professor oder Lehrer sagt nunfolgendes zu Ihnen: „Diese Arbeit hat mich überzeugt. Die Schlüsse,die Sie gezogen haben, sind exzellent und beweisen eine geistigeKlarheit, die ich bei einem Menschen Ihres Alters bisher noch niewahrgenommen habe. Wir werden diese Arbeit in allen Fachzeit-

schriften veröffentlichen. Aber Ihre Rechtschreibung ist einfach ei-ne Katastrophe. Ich habe den Eindruck, dass Sie hier über das Ni-veau der ersten Klasse nicht hinausgekommen sind. Das war wirk-lich schrecklich.“ Mit welchem Gefühl werden Sie dieses Gesprächverlassen? In der Regel ist es so, dass das Wörtchen „aber“ fast alleslöscht, was vorher gesagt wurde.

Ihr Bedürfnis nach Feedback steigtEs wird für Sie auch immer wichtiger werden, das Feedback andererMenschen zu etwas abzuholen, was Sie gerade gesagt haben, weil Siewissen wollen, wie Sie bei anderen Menschen ankommen. SolcheFeedbackschleifen haben sich im Alltag auch in solchen Situationenbewährt, in denen es um die Auseinandersetzung oder gar einen Kon-flikt geht. Nutzen Sie dazu die folgende Übung.

Übung: Erklären Sie Ihre GefühleWenn Sie sich in letzter Zeit in Ihrer Partnerschaft über etwas Bestimmtesgeärgert haben oder sich in bestimmten Situationen unwohl gefühlt ha-ben, dann setzen Sie sich mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner zusammenund klären Sie dies in folgender Weise: Vereinbaren Sie, dass Sie beidemöglichst sachlich über das Thema reden werden. Und beginnen Sie dannzu sagen, wie Sie sich in der betreffenden Situation gefühlt haben. Esgenügt Ihren Gefühlszustand in zwei oder drei kurzen Sätzen zu schildern.Fragen Sie nun Ihr Gegenüber, was dort über Ihren Gefühlszustand ange-

kommen ist. Nun können Sie feststellen, wie viel oder wie wenig von demrüberkommt, was Sie selbst gesagt haben. Selbstverständlich ist es hilf-reich, hier am Anfang nicht die ganz großen kritischen Themen Ihrer Part-

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nerschaft aufs Tablett zu bringen, sondern sich zunächst an kleinen Situa-tionen zu üben. Mit der Zeit wächst dann Ihre Fähigkeit, auch komplexere

Konflikte auf diese Weise exzellent zu lösen.

Denn die Fähigkeit dem anderen zuzuhören und Feedback darüber zugeben, was Sie verstanden haben, ist ganz entscheidend auf dem Wegzu einer besseren zwischenmenschlichen Kommunikation. Sobald IhrPartnerin oder Ihr Partner sagt, was er selbst in der Situation empfun-den hat, werden Sie vielleicht ebenfalls dazu bereit sein, zu wiederho-len, was Sie davon verstanden haben. Und auf diese Weise können Sie

sich Schritt für Schritt einander nähern, und werden selbst bemerken,wie oft Sie in der Vergangenheit einfach etwas interpretiert haben undauf sich selbst bezogen haben, was von Ihrem Partnerin oder IhremPartner gar nicht so gemeint war.

Behalten Sie Ihr Ziel im Auge – auch im KonfliktIn diesem Buch ist bereits so viel über Ziele gesprochen worden, dass

Ihnen das sicher schon in Fleisch und Blut übergegangen ist. Trotz-dem soll hier noch einmal erwähnt werden, dass es gerade bei Ausein-andersetzungen wichtig ist, die Ziele der Beteiligten vorher oder späte-stens dann zu besprechen, wenn der Konflikt unüberwindbar scheint.Das Einigen auf ein gemeinsames Ziel ist dabei nur ein möglicher An-satz, einen schwelenden Konflikt zu lösen, auf jeden Fall wird Ihnendas Sprechen über die Ziele aller Beteiligten helfen, Konflikte zu ent-schärfen, solange alle zu Wort kommen.

Nehmen Sie dabei zur Kenntnis, dass Sie aufgrund der vielen Übungendieses Buches nun schon fast zum Meister beim Finden und Festlegenvon Zielen geworden sind. Insofern kann es in dem einen oder ande-ren Gespräch wichtig sein, einem Gesprächspartner hier etwas Raumzu lassen und ihn vielleicht sogar dabei zu unterstützen, das eigeneZiel klar und deutlich zu formulieren. Viele Menschen in unserer Ge-sellschaft haben noch nicht einmal die Fähigkeit entwickelt, sich überihre eigenen Ziele klar zu werden. Das ist in Ordnung und bedeutetnur, dass diese Menschen in einer angespannten Gesprächssituationetwas mehr Unterstützung und Zeit benötigen. Dabei kann es auchganz wichtig sein, die eigenen Ziele eine zeitlang zurückzustellen undsich sehr genau darauf zu konzentrieren, was Ihr Gegenüber möchte.

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Denn selbstverständlich gilt auch hier: Je genauer Sie zuhören, destoleichter wird es Ihnen fallen, die Ziele des anderen zu verstehen unddamit schnell eine gemeinsame Lösung zu finden.

Ausreden lassenSelbstverständlich werden Sie in einer Konfliktsituation oder bei ganzalltäglichen Gesprächen jeden anderen Menschen ausreden lassen.Doch was tun Sie, wenn Ihr Gegenüber endlose Monologe einem Ge-spräch vorzieht? Wie können Sie lernen, den anderen auf möglichstgalante Weise zu unterbrechen? In aller Regel begeben wir uns nach

einiger Zeit in eine ähnliche Körperhaltung wie unser Gegenüber, dassheißt wir spiegeln ihn oder sie. Wenn Sie dies gezielt nicht tun, dannwird Ihr Gegenüber das zumindest auf einer unterbewussten Ebenewahrnehmen und seinen Redeschwall deutlich einschränken. Erin-nern Sie sich noch an die Übung, bei der Sie jemanden etwas erzählthaben, der nach einer Minute gezielt woanders hingeschaut hat?Dann wissen Sie um die Wirkung solcher Unterbrecher.Doch es gibt Zeitgenossen, die sich auch von solchen drastischen Me-

thoden nicht beeindrucken lassen. Hier ist es durchaus erlaubt, dasGegenüber zu unterbrechen und zum Beispiel entweder das Gesprächganz zu beenden oder die Chance zu nutzen, um die eigene Situationkurz darzulegen. Im Fall eines Konfliktgespräches kann es dabei auchganz wichtig sein, das vom anderen Gesagte noch einmal zu wieder-holen, zumindest mit einem halben Satz zu Beginn der Antwort.Denn dann fühlt sich Ihr Gegenüber noch besser verstanden undnoch besser angenommen. Dabei sollten Sie die Wörter Ihres Gegenü-

bers verwenden, denn es kommt in diesen Situationen weniger auf diesprachliche Variabilität an, sondern vielmehr darauf, den anderen dastehen zu lassen, wo er ist, und ihm zu signalisieren: „Du bist okay, sowie du bist und mit der Meinung die du hast.“

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Hilfreiche Kommunikationstricks

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Tipp: Manche Menschen nutzen Ironie als Hilfsmittel des Humors undfinden es höchst amüsant, möglichst oft ironisch auf alle anderen

Menschen zu reagieren. Dieses Verhalten lässt sich auch bei Elternmit ihren Kindern beobachten und es ist bei der Erziehung keines-wegs förderlich, weil beim Stilmittel der Ironie gezielt inkongruenteBotschaften gesendet werden. Das heißt solche Menschen drückenmit den Wörtern etwas anderes aus als mit ihrer Körperhaltungoder der Art wie sie es sagen. Inkongruente Botschaften zu sendenist bestenfalls Ausdruck emotionaler Inkompetenz und ich empfeh-le Ihnen daher, sie einfach zu unterlassen. Ironie kann andere Men-schen verunsichern und ist auch ein ganz deutlicher Hinweis darauf,dass Sie selbst ein unsicherer Mensch sind, der sich nicht einmaltraut, für das einzustehen, für das er so gerne einstehen möchte.

Sagen Sie es deutlich

Der Wahl der richtigen Worte kommt eine sehr große Bedeutung zu,

wenn Sie lernen wollen besser mit anderen Menschen zu kommuni-zieren. Allerdings kommt es auch darauf an, dass Sie lernen, klar aus-zudrücken, was Sie wollen. Lernen Sie positiv zu beschreiben, was Siebegehren, anstatt das zu sagen, was Sie nicht wollen. Damit lassensich auch viele Konflikte vermeiden und die anderen können Sie deut-lich leichter unterstützen, wenn sie genau verstanden haben, was Siemöchten. Häufig stehen bei Menschen, die in der Kommunikationnicht so geübt sind, bestimmte Phrasen für einen Wunsch, und sie

nutzen diese Phrasen, anstatt den wirklichen Wunsch konkret zu be-schreiben.

Beispiel: Auch Zärtlichkeit ist ein legitimes BedürfnisInsbesondere bei intimen Situationen scheinen viele Menschen ger-ne um die Ecke zu kommunizieren. Dann steht der Satz “ich liebeDich“ etwa dafür, dass Sie mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partnerkuscheln möchten. Das ist eine seltsame Art, miteinander zu kom-munizieren, und doch lässt sie sich bei ganz vielen Paaren beobach-

ten. Es scheint sozusagen einen unausgesprochenen Kodex zu ge-ben, nachdem viele in unserer Gesellschaft genau dieser Regel zufolgen haben, also nicht klar sagen dürfen: „Ich möchte jetzt gerne

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mit dir kuscheln.“ Stellen Sie sich doch nun einmal vor, wie seltsamdas für jemanden klingen würde, der zwar unserer Sprache mächtigwäre, aber nicht wüsste, was mit der jeweiligen Handlung verbun-den ist. Für diesen Menschen würde es so scheinen, als stände dasWort „lieben“ für „kuscheln“, obwohl das ja nicht notwendigerweisedasselbe sein muss. Im Gegenteil kann das miteinander kuscheln derAusdruck des Liebens sein, und nicht das Gefühl des Liebens selbst.

Diese Art, um die Ecke zu kommunizieren, geht so weit, dass manchePaare sogar bestimmte Rituale einüben, mit denen dann eine be-stimmte Handlungsabfolge verbunden ist. Immer wenn dann zum

Beispiel die Frau sich in einer bestimmten Weise verhält, dann erwar-tet sie unausgesprochen (!) von ihrem Partner, dass er eine bestimmteHandlung zeigt. Wenn er diese Handlung unterlässt, reagiert sie sauer.Zunehmend mehr emotionale Intelligenz und Kompetenz zu ent-wickeln bedeutet, die eigenen Bedürfnisse klar auszusprechen und dasbedeutet dann gleichzeitig, damit umgehen zu lernen, wenn der Part-ner diesen Bedürfnissen in dem Moment nicht gerecht werden will.

Blindes Verstehen ist eine nette GemeinsamkeitSelbstverständlich ist es schön und positiv, wenn Partner nach einigen

 Jahren des Zusammenseins sich blind vertrauen und einander verste-hen, ohne dass jedes kleine Detail ausgesprochen werden muss. Viel-leicht genügt dann ein bestimmter Augenaufschlag, um den Partneroder die Partnerin darüber zu informieren, dass Sie etwas Bestimmteshaben möchten oder dass Sie sich einen bestimmten Ablauf wün-

schen. Daher ist es auch für Paare, die seit längerer Zeit zusammenle-ben, sehr wichtig, immer wieder über bestimmte Dinge zu sprechen.Sie kennen doch bestimmt die Anekdote vom Frühstücksbrötchen,oder?

Beispiel: Falsch verstandene LiebesbeweiseEs geht um das Ehepaar, das bereits über vierzig Jahre zusammen-lebt und annähernd jeden Morgen miteinander frühstückt. Doch andiesem Morgen des 42. Hochzeitstages ist alles anders: Zwar teilt

sich das Paar wiederum ein Brötchen, doch zum ersten Mal seit übervierzig Jahren fragt der Mann seine Frau: „Sag mal, welche Hälftehättest du denn gerne?“ Und zum ersten Mal seit über vierzig Jah-

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ren antwortet sie: „Ach, wenn du mich so fragst, ich hätte gerne dieobere Hälfte, die hätte ich nämlich schon seit vielen, vielen Jahrensehr viel lieber als immer die untere Hälfte, ich habe mich nur niegetraut etwas zu sagen, weil ich dachte, dass du die obere Hälfteeben lieber magst.“ Darauf erwidert er: „Das ist ja eine neue Er-kenntnis, denn ich dachte immer, dass du die untere lieber magstund esse daher seit Jahren nur die obere, obwohl mir die untereHälfte viel lieber wäre.“

Vielleicht schmunzeln Sie bei diesem Beispiel und denken, so verrücktkann doch überhaupt kein Paar sein, dass beide in über vierzig Jahren

nicht einmal über ihre Bedürfnisse gesprochen haben. Doch so weithergeholt scheint es nicht zu sein, wenn Sie mal kritisch über Ihr eige-nes Leben nachdenken. Was sagen Sie seit Jahren nicht, obwohl Sie esschon längst einmal loswerden wollten?

Übung: Schreiben Sie es auf Was möchten Sie den Menschen, mit denen Sie regelmäßig Kontakt habenoder gar zusammenleben, immer schon mal sagen:

__________________________________________________________________________

Tipp: Empfehlenswert ist in jedem Fall die direkte Kommunikation mitden Menschen, mit denen Sie zusammenleben oder zusammenar-beiten. Es kann zum Beispiel sein, dass Ihre Mutter besser überwichtige Themen Ihres Lebens informiert ist als Ihr Partner oder Ih-re Partnerin. Sind Sie sicher, dass dies der richtige Weg ist, solche

Themen mit Ihren Eltern zu besprechen? Anstelle der Eltern könnenSie hier auch Freund, Freundin, Arbeitskollegin oder wen auch im-mer eintragen. Lernen Sie doch besser Konflikte oder Probleme di-rekt mit dem Menschen zu klären, mit dem sie zu klären sind. HörenSie auf, sich bei anderen Menschen zu beklagen oder zu beschwe-ren. Gehen Sie stattdessen auf diesen Menschen zu und regeln Siedie Angelegenheit direkt.

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Was tun bei Mobbing?

Was können Sie tun, wenn Sie sich gemobbt fühlen? Die erste undentscheidende Frage ist die nach Ihrem Gefühlszustand: Wie genaufühlen Sie sich und was glauben Sie über die Welt, dass Sie einen sol-chen Zustand des Gemobbtwerdens in Ihr Leben gezogen haben? Ma-chen Sie sich dies bewusst. Sie können nur Situationen erleben, die Siemit Ihrer Energie anziehen. Das heißt, wenn Sie das Gefühl haben,dass andere Menschen Sie nicht annehmen, dann erst werden Sie die-se Erfahrung auch im Außen sammeln.Der zweite Schritt ist, mit den Menschen, von denen Sie scheinbar ge-

mobbt werden, direkt zu sprechen. Bleiben Sie dabei klar bei Ich-Bot-schaften, das heißt, sprechen Sie darüber, dass Sie die Vermutung ha-ben, gemobbt zu werden. Sprechen Sie darüber, wie Sie sich fühlen,wenn Sie scheinbar unerträgliche Blicke anderer Arbeitskollegen se-hen. Sprechen Sie darüber, wie Sie die gesamte Situation empfindenund wie sehr Sie diese Situation verletzt.Viele Menschen haben Angst sich in solchen Situationen preiszuge-ben und dadurch nur noch mehr verletzt zu werden. Doch Sie werden

nach einem solchen Gespräch merken, dass Sie der emotional Stärkeresind, weil Sie in der Lage sind, offen über Ihre Gefühle zu sprechen.Immer wieder stellen Menschen fest, dass sie aus solchen Gesprächengestärkt herausgehen, völlig unabhängig davon, wie das Gegenüberreagiert hat. In aller Regel wird Ihr Gesprächspartner diese Handlungbei der direkten Konfrontation abstreiten. Doch das spielt nicht dieentscheidende Rolle!Es ist entscheidend, dass Sie lernen, aktiv auf solche Menschen zuzu-

gehen und darüber zu sprechen, wie Sie sich fühlen. Und immerhinkann es ja sein, dass der Mensch, von dem das Mobbing auszugehenschien, dies gar nicht im Sinn hatte und ihm gar nicht bewusst war,dass sein Verhalten so auf Sie wirkt. Ganz wichtig ist hier einmalmehr: Bleiben Sie bei sich, Ihren Gefühlen und Ihren Reaktionen auf das, was Sie im Außen beobachten. Vermeiden Sie jede Interpretationdarüber, was der andere vermutlich tut und was er damit im Schildeführt.

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Was tun bei Mobbing?

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Tipp: Klären Sie die Angelegenheit so schnell wie möglich. Je schneller SieIhre Gefühle offen legen und damit auch für andere Menschen wie

für sich selbst eine neue Klarheit schaffen, desto schneller kann sichein Konflikt oder eine angespannte Situation wieder auflösen, sodass neue Wege möglich werden.

Sobald Sie mit einem anderen Menschen darüber gesprochen haben,was Sie an einer bestimmten Situation oder an einem Verhalten ge-stört hat, ist es ganz wichtig, dass Sie danach offen bleiben undzuhören, was der andere zu sagen hat. Es macht in aller Regel sehr we-

nig Sinn, ein solches Gespräch mit den Worten zu beenden: „Es ist miregal, was du darüber denkst, es war mir nur wichtig, dir das einmal ge-sagt zu haben.“ Vielleicht will der andere in dieser Situation noch garkeine Stellung beziehen und er wird Sie erst einen Tag später wiederdarauf ansprechen und seine Gefühle in dieser Situation preisgeben.Vielleicht spricht der andere Mensch Sie überhaupt nicht mehr darauf an, sondern ändert einfach nur sein Verhalten. Es muss Ihnen wirk-lich gleichgültig sein, ob und wie genau der andere reagiert. Gleich-

gültigkeit bedeutet nicht Teilnahmslosigkeit, sondern gemeint ist eineForm der Unabhängigkeit von der Reaktion des anderen. EmotionaleIntelligenz drückt sich dann vor allen Dingen darin aus, dass Sie inIhren eigenen Prozessen bleiben, und dass Sie in der Lage sind IhreGefühle in jeder Situation so zu verändern, dass es Ihnen gut geht.

Tipp: Obwohl gerade Manager der Meinung sind, dass sich mit negativenAussagen über schlechte Leistungen, schlechte Umsatzzahlen oder

andere negative Dinge ein exzellente Motivation erzielen lässt,möchte ich dieser Sichtweise nachdrücklich widersprechen. Ich binaus Erfahrung zu der Überzeugung gelangt, dass die beste Motiva-tion immer positiv ist. Weisen Sie gerade als Führungskraft dieMenschen in Ihrer Umgebung darauf hin, was sich durch ein positi-ves Verhalten in Zukunft positiv verändern lässt. Das sind klassischeMotivationsstrategien, die in jedem Fall – vor allen Dingen mittel-und langfristig – viel besser wirken, weil jeder negative Satz negati-ve Bilder im Inneren der Menschen hervorruft und damit spätestens

mittel- bis langfristig immer negative Konsequenzen hat.

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Lektion 6: So werden Sie zum Kommunikationsprofi

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Offenheit in der Kommunikation

Offenheit und Schonungslosigkeit müssen nicht dasselbe sein. Offenzu kommunizieren heißt sich darüber auszulassen, welche Prozesse inIhrem Inneren ablaufen. Nicht in jeder Situation ist es angeraten, denanderen mit allen möglichen eigenen Prozessen zu konfrontieren unddann auch noch darauf zu hoffen, dass dieser darauf in angemessenerArt und Weise reagieren kann. Sie werden darauf Rücksicht nehmenmüssen, dass viele Menschen noch nicht so gut und so offen kommu-nizieren können wie Sie.Selbstverständlich können Sie alles sagen, was Sie dringend loswerden

möchten. In der Regel sprechen die meisten Menschen zu wenig überGefühle und nicht zu viel. Insofern ist es auch für Sie vermutlichwichtiger, erst einmal deutlich mehr als bisher diesen neuen Umgangzu üben, als sich von Anfang zu sehr zu beschränken.

Tipp: Selbstverständlich macht der Ton die Musik und Ihre Fähigkeit,Ihren Gefühlen so Ausdruck zu verleihen, dass der andere nicht ver-letzt wird, will auch ein wenig geübt werden. Doch grundsätzlich

gilt: Jeder ist für seine Gefühle selbst verantwortlich und das be-deutet, wenn Sie etwas sagen, was dem anderen nicht passt, dannliegt die Reaktion darauf in seiner und nicht primär in Ihrer Verant-wortung.

Gerade bei den Beziehungen, die schon seit einigen Jahren zu anderenMenschen bestehen, kann ein reinigendes Gewitter sehr viel hilfrei-cher sein, als wenn Sie nie offen und ehrlich miteinander sprechen.

Das muss allerdings nicht bedeuten, dass Sie dem anderen sozusagenalle negativen Aspekte der Beziehung in einem zehnminütigen Ge-spräch um die Ohren hauen, nur um sich dann vielleicht auch nochmit einem noch weitergehenden Gefühlsausbruch aus der Situationzu verabschieden. Solche hysterischen Anfälle sind ebenfalls kein Aus-druck emotionaler Kompetenz, sondern bestenfalls ein Ausdruck IhrerHilflosigkeit und Ihrer Unfähigkeit, mit Ihren eigenen Gefühlen um-zugehen. Machen Sie sich in solchen Situationen, in denen Sie völligüberfordert sind, deutlich, dass Sie vielleicht Ihre emotionale Reaktionerst einmal mit sich selbst klären können, bevor Sie zum Beispiel ei-nen Partner oder eine langjährige Freundin damit konfrontieren.

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Offenheit in der Kommunikation

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Beispiel: Trauen Sie sich wieder zu sprechenPeter und Claudia Voss hatten seit längerer Zeit einen Konflikt dar-über, ob sie Kinder haben wollten oder nicht. Die Schwierigkeit lagdarin, dass durch viele Diskussionen und Gespräche über dieses The-ma die Stimmung des Paares so vergiftet war, dass keiner der beidensich traute, das Thema überhaupt noch anzusprechen. Es war wieder Druck auf einen roten Knopf: Sobald einer das Thema ansprach,reagierte der andere hysterisch, ablehnend oder verließ sogar denRaum. Diesem Paar hat es sehr geholfen, dass sich jeder seine Zieleklar gemacht hat. Beide schrieben alle Aspekte des Themas auf undsie tauschten dann erst einmal diese Zettel miteinander. Dadurch

fiel es ihnen leichter, sich in Ruhe mit den Ängsten und Problemendes anderen auseinanderzusetzen, um am Ende wieder ein friedli-ches Gespräch zu führen.

Ihre höchste kommunikative Kompetenz haben Sie dann erreicht,wenn das Feedback der Menschen in Ihrer Umgebung das ist, das Sieerreichen wollten. Das ist das einzige Kriterium dafür, ob Sie wirklichzum Kommunikationsprofi geworden sind. Deswegen ist es so wich-

tig, dass Sie ab sofort Ihre Wahrnehmung deutlich verfeinern und ineiner Art und Weise schärfen, wie Sie dies bisher nicht für möglich ge-halten haben. Und diese neue Wahrnehmung bezieht sich auch dar-auf, was in Ihnen selbst vorgeht.

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Lektion 6: So werden Sie zum Kommunikationsprofi

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Zusammenfassung

● Die gezielte Erweiterung Ihres (emotionalen) Wortschatzes wirktsich auch auf Ihre Erlebnisfähigkeit aus.

● Die Veränderung der Sprache verändert auch Ihre Wahrnehmung.● Inkongruente Botschaften zu erkennen ist eine wichtige Fähigkeit,

um besser mit anderen Menschen zu kommunizieren und sie bes-ser zu verstehen.

● Überkommene einschränkende Glaubenssätze lassen sich sprach-lich in die Vergangenheit schieben oder mindestens als vorüberge-hendes Ereignis bezeichnen („Ich kann das noch nicht.“).

● Die Bezugsebene flexibel wechseln zu können erleichtert es Ihnen,auch festgefahrene Diskussionen wieder in Schwung zu bringen.

● Lernen Sie deutlich zu sagen, was Sie wollen. Beachten Sie, dassdie anderen wiederholen können, was bei ihnen angekommen ist.

● Feedbackschleifen verbessern die Fähigkeit Ihre Kommunikationzu verbessern.

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Zusammenfassung

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Lektion 7:So meistern Sie die KönigsdisziplinEmpathie

Empathie ist die Fähigkeit eines Menschen, sich in andere Lebeweseneinzufühlen. Das betrifft selbstverständlich zunächst einmal die Mit-menschen, dann in einem erweiterten Sinn allerdings auch alle ande-ren Lebewesen. Das mag selbstverständlich auch damit zusammen-hängen, dass wir mit manchen Lebewesen so umgehen, als seien es

ebenfalls Menschen. Und wer hätte nicht schon mal über seinenComputer oder sein Auto gesprochen, als handele es sich um lebendi-ge, atmende Wesen aus Fleisch und Blut.

Leid und Freud mit anderen teilenDie Fähigkeit, sich in einen anderen Menschen einzufühlen, erstrecktsich auf die gesamte Skala der Gefühle und betrifft in aller Regel das

Mitleiden und das Mitfreuen, da diese beiden die wohl wichtigstenGefühlsbereiche sind, die Menschen miteinander teilen. Selbstver-ständlich stellen sich Wissenschaftler die Frage, ob Empathie und em-pathisches Verhalten erlernbar sind. Es ist schon früher in diesemBuch deutlich geworden, dass ich der Überzeugung bin, dass jederMensch von Geburt an über eine emotionale Vollausstattung verfügt,und das bedeutet für mich auch eine empathische Vollausstattung.Insbesondere hypnotische Experimente belegen, dass wir sogar schon

im Mutterbauch und anschließend als Säugling unsere Umwelt in ei-ner sehr vollständigen Weise emotional wahrnehmen und verarbei-ten.

Beispiel: Tiefe Entspannungszustände nutzenWussten Sie, dass Sie sich unter Hypnose an jede Situation Ihres Le-bens erinnern können? Ein hypnotischer Zustand bedeutet nichtmehr als tiefe Entspannung, andere nennen das Trance. Um in die-sem Zustand die Kontrolle über die Selbststeuerung zu behalten, ist

ein wenig Übung hilfreich. Im deutschsprachigen Raum gibt es eini-ge herausragende Hypnotherapeuten, die Sie gezielt in solche Zu-stände führen können. Außerdem gibt es zahlreiche Bücher zumThema Selbsthypnose, die ebenfalls hilfreich sind.

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In der Trance erschließen sich Ihnen im wahrsten Sinne des Wortesneue Ebenen des Bewusstseins und der Wahrnehmung. Denn statteines Schlafzustandes, den viele Unerfahrene hinter hypnotischenZuständen vermuten, handelt es sich um eine verstärkte Form derfokussierten und auf das innere Erleben gerichteten Bewusstseins-zustände. Sobald Sie in einem solch entspannten Zustand sind, neh-men Sie auch Ihre Gefühle deutlicher wahr und können sie besserzuordnen.

Konsequenterweise bin ich daher der Überzeugung, dass Empathie fürjeden Menschen möglich ist, dass Sie sich also nur daran erinnern

müssen. Trotzdem sind die Menschen sehr unterschiedlich empa-thisch, das heißt sehr unterschiedlich in der Lage, sich in andere Men-schen einzufühlen und mit ihnen zu leiden oder sich mit ihnen zufreuen. Das hängt an sehr vielen Aspekten, und herausragend sindauch hier die Erziehung und die Kindheit eines Menschen. Als Er-wachsener noch empathischer zu agieren, ist deshalb leicht, weil Siemehr Erfahrung haben und deshalb viele Situationen schon selbst er-lebt haben, von denen ein Gesprächspartner berichtet.

Sensibilität ist eine GrundvoraussetzungIm weitesten Sinne geht es dabei auch um die Fähigkeit der Sensibi-lität, wobei diese nicht ganz so weit geht, wie die Empathie. Denn je-mand kann sich sensibel verhalten und auf andere eingehen, dabeiaber trotzdem emotional unbeteiligt bleiben. Auf der anderen Seitesetzt empathisches Verhalten eine große Sensibilität voraus, um sich

in den anderen hineinzuversetzen. Jenseits wissenschaftlicher Definitionen, die ja im Bereich der Gefühleohnehin nur eine sehr beschränkte Aussagekraft haben, bin ich derÜberzeugung, dass Empathie eine Grundvoraussetzung menschlichenZusammenlebens ist, solange dies in einem lebenswerten Umfeld ge-schehen soll. Es geht um das Einlassen auf andere – das ist die Basisder Liebe. Solange ein Mensch nicht mehr in der Lage ist, sich in an-dere hineinzuversetzen, ist er auch nicht liebesfähig. Und vielleichtwissen Sie bereits, dass Sie nur dann in der Lage sind, andere Men-schen zu lieben, wenn Sie sich selbst annehmen können. Eine weitereVoraussetzung der Empathie ist also die Fähigkeit, auch mit sich selbstmitzufühlen und seine eigene Gefühlswelt wahrzunehmen.

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Sensibilität ist eine Grundvoraussetzung

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Liebe und Empathie

Es besteht eine erstaunliche Parallele zwischen empathischen Fähig-keiten und der Liebesfähigkeit. Denn wirkliche Empathie setzt voraus,dass sich ein Mensch selbst gut versteht und sich in seiner Gefühls-welt gut auskennt. Nur in dem Unfang, in dem Sie in der Lage sind,sich selbst emotional intelligent zu verhalten und die entsprechendenFähigkeiten entwickelt haben, sind Sie auch in der Lage, andere Men-schen zu verstehen und sich in sie hineinzufühlen. Empathie ist eineVoraussetzung für Liebe, denn ohne das Einfühlen in den anderenbleibt die Liebe gefühllos, ein Widerspruch in sich. Diese Fähigkeit je-

den Tag neu zu trainieren, heißt also, an der eigenen Liebesfähigkeitzu arbeiten.

Übung: Einfühlsam seinErinnern Sie sich an Situationen, in denen es Ihnen leicht fiel, sich in einenanderen Menschen einzufühlen, so als ob Sie selbst betroffen gewesen sei-en:

__________________________________________________________________________Und wann ist es Ihnen schwergefallen?

__________________________________________________________________________Machen Sie sich den Unterschied bewusst? Wodurch unterscheiden sichdie Situationen?

__________________________________________________________________________

Welches Muster ist für Sie entscheidend? Fällt es Ihnen bei negativenGefühlen leichter oder etwa bei Unfällen als bei positiven Situatio-nen? Oder hängt es von den Menschen ab, mit denen Sie zusammensind?

Die Kultur einer Gesellschaft zähltMitgefühl zu zeigen scheint auch davon abhängig zu sein, in welcherGesellschaft ein Mensch aufwächst, denn das Zeigen von Gefühlenwird ja sehr verschieden beurteilt. Also ist es auch nicht einheitlich ge-regelt, wie tief sich jemand in einem Gespräch auf den anderen einlas-

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Lektion 7: So meistern Sie die Königsdisziplin Empathie

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sen darf. Diese meist ungeschriebenen Gesetze eines Kulturkreisesoder einer Gesellschaft scheinen jedem Menschen in Fleisch und Blutübergegangen zu sein, ohne dass sie jemals in Frage gestellt wurden.Das macht es vielleicht am Anfang für Sie schwieriger, diese Normenzu hinterfragen. So scheint es zum Beispiel in den deutschen Innen-städten nahezu verpönt zu sein, sich um Bettler am Wegesrand zukümmern.Es geht hier nicht um die Frage, ob diesen Menschen durch Mitgefühlwirksam zu helfen ist. Doch viele Menschen stehen immer wieder vorder Frage, ob sie sich beispielsweise mit einem Obdachlosen, der amStraßenrand bettelt, unterhalten. Oder sie fragen sich, ob sie Geld in

den bereitgestellten Hut werfen sollten. Eine andere Perspektive ist dieFrage, ob sich eine Wohlstandsgesellschaft überhaupt zigtausende vonObdachlosen leisten darf. Ist es ein Zeichen von Mitgefühl, nicht ein-mal das Minimum bereitzustellen und stattdessen Geld für Rüstungauszugeben?Sie merken es, solche Fragen können unter die Haut gehen und IhrMitgefühl auf die Probe stellen. Oder Sie schotten sich ab und bringenrationale Argumente für die eine oder Seite vor. Mitgefühl zu haben

und zu zeigen, äußert sich auch und gerade in dem Moment, in demein anderer eine abweichende Meinung hat. Sie müssen keineswegs al-les gut heißen, was ein anderer Mensch von sich gibt. Doch stellen Siesich immer auch vor, dass Sie vermutlich seine Meinung hätten, wennSie sein Leben an seiner Stelle gelebt hätten. Und in dem Momentkönnen Sie sich vielleicht einfach darüber freuen, dass Sie Ihr Lebenleben dürfen und Ihre Meinung haben können.

Empathie bedeutet immer auch ÜbertragungStreng genommen ist es unmöglich, sich in andere Menschen einzu-fühlen. Denn es ist immer eine Übertragung, da niemand je wissenwird, wie es sich für einen anderen Menschen anfühlt, verliebt zusein, fröhlich zu sein, erstaunt oder überrascht zu sein, sich im weite-sten Sinne gut oder schlecht zu fühlen. Doch Empathie findet jenseitsder Grenzen dieser Interpretation statt. Bei empathischem Verhaltengeht es nicht mehr darum, genau nachzuempfinden, was der andereempfindet und dies in Form von endlosen Feedbackschleifen mitein-ander anzugleichen.

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Empathie bedeutet immer auch Übertragung

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Fragen wie: „Ist es bei Dir auch so ein Kribbeln in der Magengegend,das anschließend sich nach oben in die Brust bewegt und von dort ausda und da hin ausstrahlt?“ sind keineswegs ein Beweis für empathi-sches Verhalten, sondern entsprechen eher dem sprichwörtlichen Ele-fanten im Porzellanladen. Es geht auch hier darum, sich auf die Weltdes anderen Menschen einzulassen, sich in seine Mokassins zu bege-ben, wie ein Indianersprichwort sagt.

 Je mehr Sie sich also auch mit dem Lesen dieses Buches darauf einge-lassen haben, Ihre eigene Gefühlswelt zu erkunden, desto mehr sindautomatisch Ihr empathisches Verhalten und Ihre Fähigkeit Empathiegezielt einzusetzen gewachsen. Selbstverständlich wird dies sich in

den kommenden Wochen und Monaten nach dem Lesen dieses Bu-ches ständig fortsetzen, zum Teil mit bewusster Wahrnehmung Ihrer-seits, zum Teil auch als unterbewusst ablaufender Prozess, der sich ausdem hier Geschriebenen ergibt.Einfühlen setzt auch voraus, dass Sie Ihr Gegenüber beobachten oderetwa am Telefon gut zuhören.

Beispiel: Der Verkauf profitiert

Daniela Koschwitz arbeitet in einem Geschäft für Damenoberbe-kleidung als Verkäuferin. Ihre Stärke ist es, sich ganz auf die Kund-innen einzustellen und sozusagen aus ihren Augen die Kleidungs-stücke wahrzunehmen. Dabei ist Daniela vor allem in den ersten Mi-nuten der Begegnung sehr aufmerksam. Sie beobachtet die Kundin-nen, beachtet genau, welche Kleiderständer sie näher begutachtenund schaut sich vor allem auch die Kleidung an, die die Kundinnentragen. „Allein dadurch habe ich schon eine gute Vorstellung davon,

was der Kundin gefallen könnte“, erklärt Daniela auf Nachfrage. Mitihren Vorschlägen trifft sie dann oft auf Anhieb ins Schwarze undsie wird dafür nicht nur von den Kunden hoch geschätzt, sie istauch eine der besten Mitarbeiterinnen des Unternehmens.

Viele Verkäufer haben genau diese Fähigkeit nicht sehr weit ent-wickelt. Sie gehen zum Beispiel nie als Kunde in ihr Unternehmen,sondern immer nur als Mitarbeiter.

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Lektion 7: So meistern Sie die Königsdisziplin Empathie

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Tipp: Wenn Sie morgen früh in Ihre Firma gehen, dann versetzen Sie sichvorher in die Situation eines Kunden. Denken Sie darüber nach, mit

welchem Bedürfnis Sie dann ankommen würden. Wie würde derEingang auf Sie wirken, wie die Gestaltung der Innenräume? FragenSie sich auch, wie der Kunde empfangen wird. Herrscht ein freund-liches Klima in der Firma? Oder fühlen sich Kunden vielleicht alsNummer? Hier hilft Ihnen das Einfühlen, dass Ihr Unternehmen sichschnell bessern kann.

Wahrnehmung bedeutet in diesem Fall also nicht nur, einen anderen

Menschen zu beobachten, sondern wirklich mit seinen Augen zugucken, mit seinen Ohren zu hören und sich dann vorzustellen, auchnoch seine Gefühle zu fühlen. Vielleicht haben Sie das schon erlebt,wenn Ihnen ein Freund von einer schmerzhaften Zahnbehandlung er-zählt hat. Haben Sie sich so sehr eingefühlt, dass Sie quasi selbst auf dem Stuhl lagen und Ihr Zahn behandelt wurde?

Übung: Schieben Sie vor allem die Bilder weg 

So angenehm es für den anderen sein mag, dass Sie sein Leid teilen undsich ganz mit in den Schmerz begeben, so wenig zuträglich mag es für Siesein. Denn wenn Sie zu sehr mit jedem und allem mitleiden, kann es an-strengend werden und Sie sogar belasten. Daher ist es wichtig, dass Siesich an eine entscheidende Technik erinnern, mit der Sie auf Distanz gehenkönnen – im wahrsten Sinne des Wortes. Sobald Sie sich einfühlen wollen,machen Sie sich innere Bilder von der Situation, die der andere (vermut-lich) erlebt hat und setzen sich an seine Stelle. Schieben Sie, wenn es Ihnenzu viel wird, diese Bilder einfach ein ganzes Stück weiter weg und beob-

achten Sie die Szene damit als Unbeteiligter von außen. Dann werden Sielernen können, wahlweise sehr empathisch zu sein oder auch einfach demGespräch folgen zu können, ohne jeden Zahnarztbesuch und jede Geburteines Gesprächspartners selbst mitzuerleben.

Der Prozess, andere Menschen zum Einfühlen zu bringen, lässt sichmit Hilfe dieser Technik ebenfalls deutlich steigern: Wenn Sie Men-schen etwa für ein Projekt begeistern wollen, dann ist es wichtig, es inallen Wahrnehmungskanälen detailliert zu beschreiben. Der Unter-schied wird vor allem durch Adjektive und Details erreicht.

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Empathie bedeutet immer auch Übertragung

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Beispiel: Begeisterung durch Details Variante A: Der Geschäftsführer einer Agentur möchte seine Mitar-beiter für einen neuen Kunden begeistern. Er erklärt: „Liebe Mitar-beiter, wir haben den neuen Auftrag von Firma XY bekommen.Durch dieses Projekt werden wir unseren Umsatz verdoppeln undwir werden fünf Mitarbeiter zusätzlich einstellen. Der Kunde freutsich auf die Zusammenarbeit mit uns. Es wird eine schwere Aufga-be, aber wir schaffen das schon. Die ersten Monate müsst Ihr alle si-cher Überstunden machen, doch das zahlt sich aus, ich werde fürdie Mehrarbeit natürlich bezahlen. Als Agentur werden wir mit die-sem Projekt in die nächste Liga aufsteigen …“

 Variante B: „Liebe Mitarbeiter, wir haben es geschafft, wir haben dieKonkurrenz in einem harten Wettbewerb besiegt, Kunde XY hat sichfür uns als seine Agentur entschieden. Jetzt wartet eine große Her-ausforderung auf jeden von uns und es ist schon klar, dass wir neue,engagierte Mitarbeiter finden, um dieses großartige Projekt zuschultern. Ich weiß, jeder von uns wird in den nächsten Wochennoch einmal zusätzlich Gas geben und mehr arbeiten müssen. Ichbitte Euch, diese Anlaufphase gemeinsam anzugehen. Dafür werdenwir belohnt, nicht nur finanziell, sondern auch damit, dass wir als

Team eine ganz neue Aufmerksamkeit im Markt bekommen …“

Details, Adjektive, eine aktive, fesselnde Sprache, das macht den Un-terschied, weil damit die Mitarbeiter ganz anders angesprochen wer-den. Es entstehen auf der Ebene der inneren Prozesse neue Bilder inihrem Kopf und die lösen die gewünschte Begeisterung aus. Wenn Siedas verstanden haben, dann schauen Sie mal eine der nächstenHauptversammlungen bei einem deutschen Unternehmen an. Sie

werden entsetzt sein, wie blutleer diese Manager sogar große Unter-nehmen führen. Wie soll mit dem Stil, der dort gepflegt wird, auchnur irgendein Mensch begeistert werden? Die Manager scheinen es jaselbst nicht zu sein. Empathisch wahrzunehmen, was Menschen er-warten oder zumindest erhoffen, und sich darauf einzustellen, das wä-re auch hier eine gute Lösung.

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Lektion 7: So meistern Sie die Königsdisziplin Empathie

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Übung: Schmücken Sie die Details ausAuf der anderen Seite können Sie diese Technik gezielt nutzen, damit an-

dere sich auch in Ihre leidvollen Erfahrungen voll hineinbegeben können.Hier helfen die Details ebenfalls sehr: Variante A: „Ich habe mir mit dem Hammer auf den Finger gehauen. Es tutziemlich weh.“ Variante B: „Ja, Du hast Recht, mein Finger sieht schlimm aus. Es ist ge-stern Mittag kurz nach dem Essen passiert. Ich ging einfach nur in meinenWerkzeugkeller, um schnell dieses Metallstück von unserem Küchenstuhlgerade zu biegen. Mit der Zange kam ich nicht weiter. Dann habe ich den

Hammer genommen. Nicht so einen kleinen, mit dem andere MenschenNägel in Wände klopfen. Nein, den richtigen, den großen. Und bumm, eswar unglaublich, das Blut spritzte sofort unter den Nagel. Kennst Du diesestaube Gefühl des ersten Moments und dann spürst Du diesen stechenden,unendlichen Schmerz. Jetzt im Moment pocht es noch immer, ich kannden Daumen nicht bewegen, ohne dass es weh tut. Und heute Nacht habeich mich auch noch draufgelegt …“

Beispiel:Haben Sie Ihre inneren Bilder beobachtet? Wie groß ist der Hammerbei Variante A und wie groß bei Variante B? Und wie große ist derDaumen auf diesen Bildern? Das macht den Unterschied aus undder dürfte für Sie fühlbar gewesen sein. Schieben Sie nun getrostdiese Bilder wieder weg, ich schreibe schließlich dieses Buch undhätte gar keine Zeit, mir mit irgendeinem Hammer auf irgendeinenDaumen zu hauen.

Empathie im Konflikt

Mit guten empathischen Fähigkeiten lässt sich wohl jeder Konflikt auf diesem Planeten leicht und einfach lösen. Wie kann überhaupt einKonflikt entstehen? Nach den in diesem Buch getroffenen Festlegun-gen geht es immer um divergierende Ziele oder um das Gefühl, dassein anderer nicht dieselben Ziele verfolgt. Das heißt, die erste Mög-lichkeit einen Konflikt beizulegen, ist es, die Ziele genau zu definierenund herauszufinden, wo die Unterschiede liegen. Daraus mag sich dieErkenntnis ergeben, dass Sie selbst auf dem Holzweg waren und viel-leicht sogar einen Fehler gemacht haben. Emotional kompetentes Ver-

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Empathie im Konflikt

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halten bedeutet dann, diesen Fehler auch so schnell wie möglich of-fen einzugestehen und sich ernsthaft zu entschuldigen, vor allemdann, wenn Sie damit einen anderen Menschen in eine missliche Si-tuation gebracht haben. Um diese Lage des anderen verstehen zu kön-nen, ist wiederum Empathie hilfreich.Die Fähigkeit sich zu entschuldigen, ist ebenfalls nur bei sehr wenigenMenschen gut ausgeprägt und sie setzt empathisches Verhalten und ei-ne sensible Wahrnehmung anderer Menschen voraus. Denn eine hinge-worfene Entschuldigung hilft einem anderen Menschen überhauptnicht. Woran lässt sich eine gute Entschuldigung erkennen? Wichtig ist,dass der Sender der Entschuldigung es ernst meint, indem er die Ent-

schuldigung auf ein konkretes Verhalten in einer bestimmten Situationbezieht. So ist es wenig hilfreich, sich „für heute morgen“ zu entschul-digen, weil das viel zu unkonkret ist, um wirklich annehmbar zu sein.

Tipp: Wenn Sie sich bei einem Menschen entschuldigen wollen, dannwerden Sie sehr konkret, etwa so: „Ich möchte mich bei Dir ent-schuldigen dafür, wie ich mich heute Morgen in der und der WeiseDir gegenüber verhalten habe. Bitte nimm meine Entschuldigung

an.“ Achten Sie dabei auch sehr genau auf Ihren Tonfall, denn derTon macht ja die Musik. Schulen Sie Ihre Fähigkeit, Ihre Stimmeweich und sanft klingen zu lassen. Das wird auch eine Entschuldi-gung besser ankommen lassen. Das ist die Art und Weise in derwirklich emotional wertige Entschuldigungen anderen Menschengegenüber vorgebracht werden können.

Das beinhaltet, dass Sie zunächst Ihr Verhalten wirklich bedauern, un-

abhängig davon, wie die Reaktion des anderen Menschen auf Ihr Ver-halten gewesen ist. Denn es mag ja sein, dass der andere Ihr proble-matisches Verhalten in dieser Situation gar nicht so empfunden hat,sondern dass es nur Sie selbst gestört hat, wie Sie in einer bestimmtenSituation agiert haben. Ebenso gut kann es sein, dass nur dem anderenIhr Verhalten negativ aufgestoßen ist und dass Sie es weiterhin nichtfür problematisch halten. In diesen Fällen ist es ganz wichtig, dass Siemit all Ihren empathischen Fähigkeiten prüfen, wie Sie sich in der ent-sprechenden Situation aus der anderen Sicht heraus gefühlt hätten.Wenn Sie weiterhin der Meinung sind, dass Sie Ihr eigenes Verhaltengar nicht als problematisch empfunden hätten, dann wird Ihre Ent-schuldigung auch immer inkongruent ankommen.

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Lektion 7: So meistern Sie die Königsdisziplin Empathie

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 Versetzen Sie sich wirklich hinein

Sie merken schon, dass es für diese Art von Entschuldigung eine ganzbesondere Voraussetzung ist, sich zunächst in die Situation des ande-ren Menschen einzufühlen und sich wirklich darauf einzulassen.Spüren Sie genau in sich hinein, wie sich das für Sie angefühlt hätte,an der Stelle des anderen zu sein. Und nur wenn Sie Ihr eigenes Ver-halten aus dieser neuen Perspektive ebenfalls als problematisch emp-finden, macht eine ernsthafte Entschuldigung Sinn. Ansonsten wer-den Sie zum Beispiel einen neuen Weg suchen wollen, indem Sie zumBeispiel Ihrem Gegenüber sagen, dass Sie annehmen können, dass die-

ser sich durch Ihr Verhalten verletzt fühlt, und dass Sie dabei bleiben,dass Sie Ihr eigenes Verhalten nicht als so problematisch empfinden,wie der andere es vorgibt das Verhalten empfunden zu haben, denn eskann ja durchaus sein, dass Ihr Gegenüber völlig überreagiert hat, ineiner Situation, die aus Ihrer Sicht sich ganz anders dargestellt hat.

Gemeinsame Problemlösung

In solchen Situationen, in denen Sie sozusagen das Problem Ihres Ge-genübers nicht einmal richtig verstehen, geschweige denn emotionalnachvollziehen können, kann es sehr wichtig sein, sich durch Fragenan Ihr Gegenüber noch tiefer in die jeweilige Situation einzufühlen.Bedenken Sie dabei, dass es immer einen goldenen Mittelweg gibt!Denn es kann nicht Ihre Aufgabe sein, extrem viel Zeit darauf zu ver-wenden, sich in jeden anderen Menschen nachträglich einzufühlen,nur um zu prüfen, ob Ihr eigenes Verhalten in irgendeiner Weise pro-

blematisch war.

Beispiel: Schuld ist immer der andereGerade in manchen Partnerschaften ist es an der Tagesordnung, sichgegenseitig Vorwürfe zu machen und dem Partner die Schuld füralles und jedes zu geben. Wer sich dann immer klein macht und sichständig entschuldigt, ist mindestens genauso sehr auf dem Holzwegwie der Ankläger selbst, der sein Leben nicht verändern möchte undstattdessen an dem Partner oder der Partnerin herumnörgelt.

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 Versetzen Sie sich wirklich hinein

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Eine gute Faustregel ist, dass es nicht lohnt, sich über vergangene Si-tuationen aufzuregen, wenn das Aufregen länger dauert, als dieKlärung der Angelegenheit. Denn es kann nicht Ihre Aufgabe undauch nicht Ihr Ziel sein, dass Sie ab sofort wie ein Emotio-Seismographdurch die Welt gehen, immer bedächtig um sich schauend, ob Sienicht irgendeinem anderen Menschen durch Ihr Verhalten oder alleinschon durch Ihre Anwesenheit Leid zufügen könnten. Das würde vielmehr nur Ihr eigenes Leben in ein absolutes Chaos stürzen und das istnicht das Ziel dieses Buches und sicherlich nicht das Ziel Ihres Lebens.Wenn also ein anderer Mensch ein Problem mit Ihnen oder mit einerbestimmten Situation hat, dann ist immer auch die Frage an diesen

Menschen erlaubt, wie er sich eine Lösung vorstellen kann. Wenn die-ser Mensch dann vorschlägt, dass Sie sich bei Ihm entschuldigen,dann können Sie immer noch für sich prüfen, ob dies für Sie ange-messen und nachvollziehbar ist. Und nur wenn Sie wirklich zu diesemSchluss kommen, dann macht die oben erwähnte ernsthafte Entschul-digung einen Sinn.Es kann genauso gut sein, dass der andere in die entsprechende Situa-tion etwas hinein interpretiert hat, was sich aus den Tatsachen

schlicht nicht ergibt. Vielleicht hat er ein Gefühl erlebt, dass aus ei-nem Konflikt mit einem ganz anderen Menschen stammt, zum Bei-spiel aus einer Kindheitssituation. Dann kann es hilfreich sein, denanderen zu unterstützen, indem Sie ihm die Frage stellen, welchenMangel oder welches Gefühl er in der entsprechenden Situation erlebthat. Und vielleicht wird dieser dann sagen: „Diese Auseinanderset-zung hat mich sofort daran erinnert, wie ich damals mit meinem Va-ter eine bestimmte Situation erlebt habe…“

Liebe und Anerkennung gebenIn der Regel werden sich die Probleme von Menschen immer wiederauf den Mangel an den Gefühlen Anerkennung, Geborgenheit undLiebe festmachen lassen. Diese drei Grundbedürfnisse sind letztlichdie Gefühle, nach denen die meisten Menschen streben. Sobald siedas Gefühl haben, dass eines oder mehrere dieser Gefühle in Gefahrsind, werden sie sich mit anderen Menschen in einen Konflikt bege-ben. Diesen Konflikt zu lösen ist also ganz einfach, in dem Sie IhremGegenüber Anerkennung zollen, ein Gefühl von Geborgenheit undLiebe ausstrahlen. Dann wird dieser Mensch gerne bereit sein, einen

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Lektion 7: So meistern Sie die Königsdisziplin Empathie

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schwelenden Konflikt schnell beizulegen und sich selbst wieder in ei-nen positiven emotionalen Zustand zurück zu begeben.

Tipp: Auch unter Arbeitskollegen ist dies ganz wichtig: Dem anderen guteGefühle zu machen, geht am leichtesten über die Anerkennung sei-ner Person, seiner Leistung oder von irgendetwas anderem, das Siean ihm begeistert hat. Schenken Sie allen Menschen Anerkennung,dann wird diese tausendfach zu Ihnen zurückkommen. Und erken-nen Sie immer auch Ihre eigenen Leistungen an. Auf das Lob einesanderen mit der Phrase „Ach, das war doch gar nichts“ oder so ähn-lich zu antworten, ist einfach nur ein Zeichen von Minderwertig-

keitsgefühlen und mangelnder Anerkennung sich selbst gegenüber.Lassen Sie solche Sätze also einfach weg und genießen Sie jedes Lobvoll und ganz.

Ihre emphatischen Fähigkeiten werden auch sehr deutlich von denRollen beeinflusst, die Sie in Ihrem Leben übernommen haben. JederMensch ist in ein solches Rollenverhalten eingebunden, das zu großenTeilen von Vorbildern übernommen wurde. Das Bild des Rollenverhal-

tens ist ein wenig irreführend, denn wenn Sie davon ausgehen, in ei-ner Vater-/Mutterrolle, Partnerrolle, Kindsrolle, Kollegenrolle, Chef-rolle und so weiter zu sein, stellt sich die Frage, wer Sie überhauptsind? Aus meiner Sicht geht es bei diesem Rollenverhalten schlichtum verschiedene Bewusstseinszustände, die antrainiert werden.

Zustandswechsel durch anderes Bewusstsein

Vielleicht haben Sie bisher immer nur zwei verschiedene Bewusst-seinszustände angenommen: wach sein und schlafen. Doch dasstimmt nicht und sobald Sie begonnen haben, sich besser zu beobach-ten und aufmerksam zu sein, stellen Sie auch bei sich selbst einenständigen Bewusstseinswechsel statt. Im Innern hängt dieser Wechselauch mit verschiedenen, messbaren Gehirnaktivitäten und biochemi-schen Prozessen zusammen. Die eigene Flexibilität zu erweitern, heißtauf dieser Ebene gesprochen, gezielt verschiedene Bewusstseinszustän-de einzunehmen, die einer Situation angepasst sind.Aus diesem Blickwinkel lässt sich emotionale Intelligenz als Fähigkeitbegreifen, den eigenen Bewusstseinszustand gezielt zu steuern und auf Wunsch in eine bestimmte Richtung zu verändern. Wenn Sie

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Zustandswechsel durch anderes Bewusstsein

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zunächst einmal ganz grob Stress und Gelassenheit als verschiedeneBewusstseinszustände annehmen, dann ist also die entscheidendeFähigkeit, sich jederzeit aus einem gestressten Zustand in einen gelas-senen begeben zu können.

Beispiel: Trainieren hilft auch hierIn meinen Trainings geht es vor allem darum, dass die TeilnehmerEntspannungszustände kennen lernen und diese bewusst her-beiführen können. Dafür gibt es unzählige Methoden, von denenich vor allem hypnotische Sprachmuster und Techniken einsetze.  Yoga, Meditation und andere Entspannungsmethoden sind hier

ebenso geeignet und es hängt von Ihren Vorlieben ab, welche Sielernen und einsetzen möchten. Warum geht es meist um Entspan-nung? Weil die meisten Menschen sich exzellent in Stress und An-spannung versetzen können, mit der Entspannung allerdings rechtwenig Erfahrung haben. Ein weiterer Aspekt ist, dass Sie selbstver-ständlich auch ein heißes Bad nehmen, eine Runde durch einen na-he gelegenen See schwimmen oder eine Stunde spazieren gehenkönnten. Doch diese Techniken sind recht zeitaufwändig und ichfrage mich, wie die gesamte Marketingabteilung eines großen Un-

ternehmens gleichzeitig ein Vollbad zur Entspannung nehmen soll?Sobald Sie gelernt haben sich schnell zu entspannen, werden Sieauch andere Bewusstseinszustände besser wahrnehmen und geziel-ter zwischen ihnen hin- und herwechseln können.

Einzelne Rollen, die wie beschrieben verschiedene Bewusstseinszu-stände sind, nehmen Menschen unter anderem dadurch ein, dass siean einem bestimmten Ort sind.

Übung: Achten Sie auf den WechselBeobachten Sie zum Beispiel, was mit Ihnen passiert, wenn Sie morgenszur Arbeit gehen: Wann schalten Sie von der Privatperson, die ihre Woh-nung verlassen hat, um zu der beruflichen Rolle? Passiert es während derFahrt? Und wie genau fühlt sich der Unterschied an? Beginnen Sie auchandere Wechsel an sich zu beobachten: Was ändert sich, wenn ein be-stimmter anderer Mensch den Raum betritt? Wie ist Ihr Zustand, wenn Siein einem Supermarkt einkaufen? Und dann fragen Sie sich bitte, ob das je-

weils der optimale Bewusstseinszustand ist, um diese Aufgabe zu erledi-gen. Wenn nicht, dann verändern Sie sich mit all den Techniken, die Sie indiesem Buch gelernt haben.

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Lektion 7: So meistern Sie die Königsdisziplin Empathie

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Held, Ankläger oder Opfer

Es gibt eine weitere Art von Rollenverhalten, die fest gefügter scheintals die zuvor besprochenen Bewusstseinszustände. Deshalb nenne ichsie auch nicht Rollen, sondern Strategien. Es sind genau genommenVerhaltensstrategien, die auf einer höheren Ebene ablaufen als derWechsel zwischen den oben beschriebenen Rollen. Diese Verhaltens-muster sind ausgesprochen stark und sie laufen in der Regel auch un-bewusst ab. Sie zu verändern ist ein hohes Ziel für jeden Menschen,weil sie mehr noch als die verschiedenen Bewusstseinszustände einge-setzt werden, um andere Menschen nach Belieben zu manipulieren.

Drei Verhaltensweisen scheinen dabei die herausragenden Alternati-ven zu sein: Die Strategie des Helden, die des Anklägers und die desOpfers. Sie merken sofort, dass dies etwas anderes ist, als ob Sie in ei-nen anderen Bewusstseinszustand gehen, wenn dieser auch sicher mitder Strategie verbunden ist. Die Strategien sind vor allem im Konflikt-fall ausgeprägt, wobei viele Menschen scheinbar oft genug in der De-fensive sind, um in eines der drei Muster zu rutschen. Bei den meistenKonflikten nehmen Menschen eine bestimmte Rolle ein, die sie viel-

leicht schon in der Kindheit erlernt und trainiert haben.

Beispiel: Manipulative StrategienEs ist sicher subjektiv, doch ich habe in unserer Gesellschaft einengewissen Hang vieler Menschen zur Opferrolle beobachtet. VieleOpfer setzen immer wieder den anderen ins Unrecht, weil dieser jaach so aggressiv und ach so selbstsüchtig ist. Gerade diese Opferbrauchen in der Regel ein wenig Zeit, um sich ihr eigenes manipula-tives Verhalten vor Augen zu führen und sich bewusst zu machen,

dass es ihnen nur um die Manipulation der anderen Menschen ging.Ähnlich manipulativ verhalten sich Menschen in der Rolle des Hel-den. Sie möchten jeden anderen Menschen aus seiner misslichenLebenssituation befreien und würden dafür Himmel und Hölle inBewegung setzen, ja sogar ihr eigenes Leben geben. Und indem siedies ihrem Gegenüber klar machen, erhoffen sie sich, dass sie dafürdie Gefühle von Anerkennung, Geborgenheit und Liebe sozusagenals Bezahlung zurückerhalten. Was für eine Manipulation!

Auch die Rolle des Anklägers ist sehr beliebt, das ist der Typ Mensch,der in Konfliktfällen erst einmal aufbrausend reagiert und alle an-deren mit seinem wilden Geschrei ins Unrecht setzt. Andere anzu-

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Held, Ankläger oder Opfer

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klagen ist nur ein weiteres Verhalten, dass helfen soll, diese Men-schen nach eigenem Willen zu steuern und dahin zu manipulieren,dass sie sich unterordnen.

Übung: Ihre LieblingsstrategieDenken Sie einmal an die letzte Auseinandersetzung, die Sie vielleicht imBüro oder auch zu Hause mit einem Angehörigen hatten. In welche Strate-gie – Held, Ankläger oder Opfer – rutschen Sie am leichtesten? Und ist essituationsabhängig?

__________________________________________________________________________

Machen Sie sich ganz offen bewusst, welche Vorteile diese Strategie fürSie hat. Wie manipulieren Sie die anderen damit?

__________________________________________________________________________

Offenheit zu sich selbst ist also an dieser Stelle gefragt und je ehrlicherSie sind, desto klarer wird Ihnen sein, dass Sie dieses alte Verhalten ab-legen möchten. Denn diese Manipulation ist anstrengend für alle Be-

teiligten: Sobald ein Mitglied einer Gruppe oder Familie eine der dreiStrategien nutzt, werden die anderen quasi gezwungen, auch in eineder anderen beiden Strategien zu verfallen. In Familien oder unterKollegen passiert das so selbstverständlich, dass Sie in den nächstenTagen aus dem Staunen nicht mehr herauskommen werden. DiesesMuster findet sich so gut wie überall und es ist auch in politischenund wirtschaftlichen Kreisen sehr weit ausgeprägt. Selbst auf einer glo-balen Ebene können Sie im Umgang der Völker miteinander dieses

Modell wiederfinden und es bis auf Details mit Ihren eigenen Motiva-tionen vergleichen.

Strategiewechsel sind keine LösungEs kann sein, dass Sie im Verlauf eines Konfliktes die Strategien tau-schen, was vielleicht die Beobachtung erschwert, jedoch keine qualita-tive Verbesserung darstellt. Denn manipulativ ist dieses Verhalten alle-mal und das immer auf Kosten aller Beteiligten, weil niemand mehrseine wahre Persönlichkeit auslebt. Eine gewisse Kontinuität werdenSie bei sich selbst mindestens in Bezug auf bestimmte Personen undDiskussionsthemen feststellen.

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Lektion 7: So meistern Sie die Königsdisziplin Empathie

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Beispiel: Was funktioniert am besten?In der Regel nutzen Menschen die Strategie in einem bestimmtenKontext aus, die sie in der Vergangenheit am weitesten gebrachthat. Dabei ist es durchaus üblich, am Anfang einer Beziehung zutesten, auf welche der drei Verhaltensmuster ein Gegenüber am bes-ten funktioniert. Beobachten Sie dies einfach mal aufmerksam ansich selbst. So gibt es zum Beispiel Menschen, die anderen zuerst alsAnkläger gegenübertreten. Ich traf mal einen Autohändler, der michdabei beobachtete, wie ich aus einem älteren Kombi stieg. Er be-grüßte mich mit den Worten: „Aha, ein Modell zur Abrundung derunteren Mittelklasse.“ Das war ein klassisches Anklägerverhalten.

Wie hätten Sie darauf reagiert? Wären Sie in eine der drei Rollengefallen? Ich vermute ja, denn das ist eine allzu menschliche Reak-tion. Nur bringt dies dem Händler nicht notwendigerweise die kauf-freudigste Kundschaft. Er hat nur in einem bestimmten Kontext ge-lernt, dass Anklagen eine brauchbare Strategie ist, und diese hat erdann generalisiert und überträgt sie auf viele Gelegenheiten.

Ihr neues Ziel kann also lauten, aus diesem Teufelskreis schlechter Ge-fühle und manipulativer Absichten auszubrechen. Auch hier ist die

Beobachtung nur ein erster Schritt. Und seien Sie bitte auch bei dieserErkenntnis vorsichtig im Austausch mit anderen Menschen: Wenn Sieab heute jedem anderen vorwerfen, wie sehr er Sie mit einer bestimm-ten Strategie versucht zu manipulieren, bringt das bestimmt nur we-nig neue Freunde und Sie wären damit geradewegs wieder hineinge-schlittert in die Rolle des Anklägers!

Der Weg aus der MisereDie beste Möglichkeit, diesen Teufelskreis zu unterbrechen und wedersich selbst, noch allen anderen Menschen eine der drei Rollen aufzu-drücken, ist ein kritischer Umgang mit dem eigenen Verhalten. Wer-den Sie sich bewusst, wann Sie in eine der drei Rollen geschlüpft sindund wie Sie damit andere Menschen zum letzten Mal manipuliert ha-ben.

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Der Weg aus der Misere

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Übung: Sie kennen jede der drei StrategienErinnern Sie sich an eine Situation in der Sie den Helden gespielt haben:

__________________________________________________________________________Erinnern Sie sich an eine Situation in der Sie ein hervorragendes Opfer ab-gegeben haben:

__________________________________________________________________________Wann sind Sie zuletzt als Chefankläger aufgetreten?

__________________________________________________________________________

So wirkungsvoll alle drei Rollen im Konfliktverhalten sind, so wenignützlich sind sie auf dem Weg zu mehr emotionaler Intelligenz. Dennes wird nicht mehr Ihr Ziel sein, andere Menschen dahin zu manipu-lieren, wo Sie sie hinhaben möchten. Emotional intelligent zu reagie-ren bedeutet auch, frei zu sein von angestammten Rollen und Strate-gien, egal wie beliebt diese in unserer Gesellschaft sein mögen. Je

mehr Sie sich aus einem alten Verhalten befreien können, desto fröh-licher wird Ihr Leben sein, und desto mehr werden Sie den Umgangmit anderen Menschen wieder genießen können.

Bemerken Sie schlechte StrategienManipulativen Strategien lassen sich auch an anderen Stellen beob-achten. Teilweise haben sie einen Zyklus von mehreren Stunden,

wenn nicht sogar Tagen. Das lässt sich besonders gut bei Paaren beob-achten, die wach genug und bereit dazu sind, ihr Verhalten kritischunter die Lupe zu nehmen. Solche Paare können zum Beispiel beob-achten, dass sie sich gegenseitig Verletzungen zufügen, und dabei ei-ner Art Ping-Pong-System folgen.

Beispiel: Die Revanche kommt bestimmtEs kann zum Beispiel sein, dass sich einer der beiden Partner durchdie Bemerkung des anderen gekränkt oder verletzt fühlt. Das kann

in dem Moment, in dem es stattfindet, nur eine kleine Verletzungsein, die ein kleines ungutes Gefühl auslöst. Wenige Stunden späterfolgt dann die Retourkutsche, das heißt, der eine Partner führt dem

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Lektion 7: So meistern Sie die Königsdisziplin Empathie

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anderen ebenfalls eine verbale Verletzung zu. Wenn das Paar jetztein bisschen Übung mit solchen Situationen hat, dann ist die Frageerlaubt, warum diese Verletzung zugefügt wurde? Und dann kannes zum Beispiel sein, dass sich beide Partner auf die Suche begeben,wann dieser Kreislauf begonnen hat. In aller Regel wird es ihnenleicht fallen, die ursprüngliche Ursache der Verletzung zu findenund sich an das leicht negative Gefühl bei der Bemerkung des Part-ners zu erinnern. Und damit ist sofort klar, dass es sich bei der er-neuten Verletzung nur um eine Retourkutsche gehandelt hat.

Im Umfeld beobachte ich Paare immer wieder dabei, wie sie nach die-sem Ping-Pong-System zum Teil über Jahre hinweg dem Partner Ver-

letzungen zufügen und sich mit der Zeit immer heftiger wehtun.Selbstverständlich ist dies nicht sinnvoll und zum Teil verstehen diePaare gar nicht, warum sie so verletzend miteinander umgehen. Umdiesen Teufelskreis des gegenseitigen Verletzens zu durchbrechen, istes entscheidend, die eigene Bewusstheit immer weiter zu schärfen undsich auch mit dem Partner darüber auszutauschen, an welchen Stellenzum Beispiel eine bestimmte Aussage oder ein bestimmtes Verhaltenals verletzend empfunden wurde.

Tipp: Dies bedeutet nicht, dass das Verhalten tatsächlich verletzend war.Es bedeutet nur, dass der jeweils andere dieses Verhalten oder einbestimmte Aussage als verletzend empfunden hat. Schon diese For-mulierung wird es für Sie deutlich leichter machen, mit der Verlet-zung umzugehen, die Ihnen Ihr Partner oder Ihre Partnerin schein-bar zugefügt hat.

Nutzen der Empathie Je weiter Sie Ihre emotionalen Fähigkeiten entwickeln, desto mutigertreten Sie selbstverständlich für sich und auch für andere ein. Denndie Bewusstheit für Ihre eigenen Gefühle und für Ihre Lebenssituationsorgt dafür, dass es Ihnen auch immer leichter fällt, sich für Ihre Ge-fühle einzusetzen, allein schon deshalb, weil Sie verstanden haben,dass damit die Gefühle immer stärker und immer deutlicher fühlbarwerden. Vielleicht haben Sie eine ganze Zeit lang Ihre Gefühle nichtmehr wahrgenommen. Das lag vermutlich vor allem daran, dass Siedie Gefühle zwar hatten, diesen aber nicht mehr gefolgt sind.

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Nutzen der Empathie

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Da es nun an der Zeit ist, jedes noch so gering wahrgenommene Ge-fühl wie ein heranwachsendes Pflänzchen zu behandeln und sich dar-über zu freuen, dass Sie Ihre Gefühle mehr und besser wahrnehmenkönnen, werden Sie selbstverständlich auch stärker für diese Gefühleeintreten wollen. Das gilt im negativen, wie vor allem auch im positi-ven Sinn. Wenn Sie also einen Menschen kennen lernen, von dem Siewirklich begeistert sind, oder dessen Fähigkeiten und Leistungen Siebegeistert haben, dann sollten Sie dies auch ausdrücken.Viele Ärzte scheinen Ihre empathischen Fähigkeiten häufig schon amEingang zu ihrer Praxis oder Klinik abzugeben. Sollten Sie als Arzt tätigsein, dann empfehle ich Ihnen, die in diesem Buch gegebenen Tipps

und Übungen sehr gewissenhaft durchzuführen, weil die industriali-sierte und mechanisierte Art, in der heute viele Mediziner ihren Beruf ausüben nicht mehr viel mit emotionaler Kompetenz, geschweigedenn mit emotionaler Intelligenz zu tun hat. Das ist nicht weiterschlimm, denn alle Beobachtungen deuten darauf hin, dass sich dieÄrzte mindestens mittel- bis langfristig mit dieser Art überflüssig ma-chen. Immer mehr Menschen strömen zu so genannten alternativenHeilungsmethoden und wählen sich anstelle eines Arztes einen Bera-

ter, der bereit ist, mit der nötigen Empathie zuzuhören und auf dietatsächlichen Probleme der Menschen einzugehen.Es lässt sich also beobachten, dass Empathie auch eine Möglichkeit ist,Geld zu verdienen. In vielen Berufen ist sie notwendig und wichtig,am meisten jedoch dann, wenn es um die Gesundheit von Menschengeht. Insofern werden in diesen Gesundheitszweigen neue Menschengesucht, die bereit sind, anstelle von chemischen Produkten wiederauf ihre innere Stimme und ihre empathischen Fähigkeiten zu hören

und diese auch tagtäglich einzusetzen.

Gewähren Sie FreiheitIhre zunehmenden empathischen Fähigkeiten geben Ihnen auch im-mer neue Möglichkeiten, anderen Menschen in Ihrer Umgebung diedringend benötigte Freiheit für die Entwicklung und für das eigeneVerhalten zu geben. Selbstverständlich ist das Hineinversetzen in ei-nen anderen Menschen die beste Möglichkeit, ihm diese Freiheit zugewähren, weil Sie dann nachvollziehen können, wie sich dieserMensch fühlt.

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Lektion 7: So meistern Sie die Königsdisziplin Empathie

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Insbesondere in Bezug auf Ihre Kinder oder auf Mitarbeiter, denen ge-genüber Sie weisungsbefugt sind, ist diese Erkenntnis wichtig und ent-scheidend. Denn gerade für Manager gilt, dass die Mitarbeiter in allerRegel auch erwarten, dass sie von Vorgesetzten zumindest anerkanntwerden. Nach meiner Erfahrung zeichnen sich richtig gute Managerdadurch aus, dass sie ihren Mitarbeitern auch ein Gefühl von Gebor-genheit geben, das keinen Widerspruch zu der oben genannten Frei-heit darstellen muss. Manager die heute gebraucht werden, verfügenüber die nötige Empathie mit anderen Menschen gemeinsam und auf sehr gefühlvolle Weise Ziele zu entwickeln und diese zu verfolgen. Dasbeinhaltet selbstverständlich auf der anderen Seite, die Ängste dieser

Menschen zu verstehen und sie dabei zu unterstützen, diese Ängstegemeinsam zu überwinden.Sobald es ein Mensch geschafft hat, seine Ängste in den Griff zu be-kommen, ist er in der Lage, andere Menschen bei dem Prozess derÜberwindung von Angst zu begleiten und hilfreich zur Seite zu ste-hen. Auf der anderen Seite hilft es wenig, die Empathie in solchen Si-tuationen zu übertreiben. Schließlich will zum Beispiel ein Prüfling,der völlig nervös und panisch in die Prüfungssituation kommt, keinen

Prüfer erleben, der sich in die Situation so weit einfühlt, dass er selbstvor Nervosität und Angst kaum mehr in der Lage ist die Prüfungdurchzuführen. Empathie will sehr wohl dosiert sein, und es ist wich-tig, auch hier das geeignete Maß zu finden.

Gleichberechtigung von Mann und Frau –auch bei den Gefühlen

Es scheint einen signifikant unterschiedlichen Umgang von Männerund Frauen in Bezug auf ihre emotionalen Fähigkeiten zu geben. Da-mit stellt sich im Umkehrschluss die Frage, ob sich Männer Frauen ge-genüber überhaupt empathisch verhalten können und umgekehrt?Ich bin der Überzeugung, dass aller wissenschaftlichen Forschungzum Trotz Menschen in der Lage sind, sich in andere Menschen ein-zufühlen und andere Menschen zu verstehen. Dabei spielt es über-haupt keine Rolle, ob es sich um einen Mann oder um eine Frau han-delt.Auf der anderen Seite kann es gerade in Partnerschaften von großerBedeutung sein, sich der Gefühlswelt des anderen bewusst zu werdenund darauf zu reagieren. Selbstverständlich und glücklicherweise wird

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Gleichberechtigung von Mann und Frau – auch bei den Gefühlen

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nicht jede Frau ein emotionales Problem in gleicher Weise lösen wieein Mann. Genau dieser Unterschied sorgt ja auch für die Anziehungs-kraft, die viele von uns im täglichen Leben sehr genießen. Wie lang-weilig wäre es, wenn wir alle in emotionaler Hinsicht gleich wären?Dies ist einmal mehr ein Plädoyer für eine verstärkte empathische Re-aktion, denn die Empathie erlaubt es uns, uns auch in die Gefühlsweltdes anderen Geschlechts einzufinden und in dieser mit im Lauf derZeit sehr wohl kompetent zu agieren.Eine Voraussetzung bei all dem ist sicherlich, mit anderen und vor al-lem auch mit sich selbst Geduld zu haben. Diese Geduld bedeutet,dass Sie sich immer und für alles genug Zeit nehmen. Nehmen Sie sich

Zeit für die Entwicklung neuer emotionaler Fähigkeiten! Nehmen Siesich Zeit, auf andere Menschen einzugehen und zu verstehen, was indiesen vorgeht. Es ist unabhängig davon, welche Fähigkeiten Sie letzt-lich erwerben wollen. Die entscheidende Frage ist, wie viel Zeit Siesich dafür lassen wollen, diese Fähigkeit zu entwickeln. Und nachmeiner Erfahrung sind viel zu viele Menschen in der heutigen Zeit vielzu hektisch unterwegs, in dem Bestreben darum, möglichst allesschon gestern erledigt und erlebt zu haben. Das ist wenig sinnvoll,

denn Erfahrungen lassen sich am besten in Ruhe und Gelassenheitsammeln. Das gilt mehr als alles andere vor allem für die Erfahrungenmit neuen Emotionen.Auch im Zusammenhang mit der Empathie ist es sehr wichtig, dass Siedie Wahrnehmung Ihrer eigenen Prozesse steigern und Ihre Aufmerk-samkeit an dieser Stelle erhöhen. Dabei soll diese gesteigerte Wahr-nehmung von dem sehr weit verbreiteten Egoismus, dem ständigenSelbstbezug abgegrenzt werden. Wenn Sie sich in die Situation eines

anderen Menschen hineindenken, dann ist die Frage sehr wichtig, wasdiese Situation mit Ihnen macht. Erst wenn Sie sich darüber eine klareVorstellung gemacht haben und wirklich in sich hinein gefühlt ha-ben, wird es Ihnen leicht fallen, auf den anderen Menschen einzuge-hen.

Empathische Entwicklung bei KindernFalls Sie Kinder haben, ist es besonders wichtig, dass Sie Ihre eigenenemotionalen und empathischen Fähigkeiten fördern, denn nur dannwerden Sie in der Lage sein, Ihre Kinder in diesem Bereich richtig gutanzuleiten. Sie werden bei Ihren Kindern vielleicht schon beobachtet

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haben, dass diese sozusagen automatisch über sehr fundierte emotio-nale Fähigkeiten verfügen. Wenn ein Kind zum Beispiel von einer be-stimmten Situation erzählt, dann hängen die anderen Kinder nichtnur an seinen Lippen, sondern sie begeben sich direkt in die Situationhinein, so als würden sie sie gerade jetzt durchleben. Das ist eine wun-derbare Fähigkeit, die auch in den Schulen deutlich gefördert werdensollte.Nach meiner Erfahrung ist dies etwas, was zum Beispiel viele Deutsch-lehrer nicht verstehen, wenn sie bestimmte Romane als Lektüre für ih-re Schüler auswählen. Gerade bei Kindern und Jugendlichen ist dieFähigkeit, sich in andere Menschen hinein zu versetzen, in der Regel

noch recht ausgeprägt. Das bedeutet für einen ausgewählten Roman,dass die Kinder in die Rolle des Helden schlüpfen und sich mit diesemidentifizieren. Wenn dieser dann unsinnige Dinge erlebt oder ihmgroßes Leid widerfährt, dann muss dies nicht notwendigerweise diebeste Möglichkeit sein, den Schülern zu mehr emotionaler Kompetenzzu verhelfen. Das mag nun deshalb passieren, weil viele Lehrer selbstim Bereich der emotionalen Intelligenz durchaus von einem Nachhil-feunterricht profitieren könnten. Doch das muss ja auf der anderen

Seite nicht bedeuten, dass unser Schulsystem nicht zumindest allmäh-lich eine gewisse Reformation ertragen kann und sich neuen Gedan-ken öffnen darf.

Beispiel: Vier Millionen andere wartenBei einem Gespräch mit einer Langzeitarbeitslosen wurde ich ein-mal mit der folgenden empathischen Reaktion konfrontiert: Siekönne keine neue Arbeitsstelle annehmen, weil sie ja damit einemder anderen rund vier Millionen Arbeitslosen in unserem Land die

Stelle wegnehmen würde. Wenn Sie die Sichtweise dieser jungenFrau einfach nur für dumm halten, dann greift das vielleicht zukurz. Ihr war es ein ernsthaftes soziales Anliegen, an eine anonymeGruppe von vier Millionen anderen Arbeitslosen zu denken, anstattihr eigenes Wohl in den Vordergrund zu stellen. Meine Antwort andiese junge Frau war die, dass sie niemandem helfen könne, wennsie selbst in einer schwachen Situation sei. Das mag eine wichtigeErkenntnis auch für Sie sein: Auch im Bereich der Emotionen kön-

nen Sie Menschen nur dann unterstützen, wenn Sie einen gewissenGrad emotionaler Intelligenz erworben haben.

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Leben Sie Ihr eigenes Leben

Auf den Weg zu neuen Erfahrungen und damit auch zu neuen Ge-fühlen, den Sie mit dem Lesen dieses Buches beschritten haben, wer-den sich immer mehr Möglichkeiten ergeben, in denen Sie auch vonIhren neuen empathischen Fähigkeiten profitieren. Wenn Sie dabeieinmal unsicher werden sollten, was der richtige Weg für Sie oder füreinen anderen Menschen ist, dann möchte ich Ihnen für diese Situati-on noch eine neue Möglichkeit an die Hand geben:

Übung: Fragen Sie Ihr Herz

In jeder Situation, in der Sie eine Entscheidung treffen müssen und viel-leicht unsicher sind, können Sie Ihr Herz befragen. Ja, ich meine dies wört-lich! Schließen Sie die Augen, hören Sie in sich und stellen Sie Ihrem Herzbewusst die Frage, wie Sie sich in dieser Situation entscheiden sollten. Die-se Übung hat einen ganz konkreten Hintergrund: Wissenschaftler habenherausgefunden, dass Ihr Herz als einziges Organ Ihres Körpers mehr Infor-mationen an das Gehirn sendet, als es vom Gehirn erhält. Ihr Herz ist daseinzige Organ, das das Gehirn für seine Arbeit nicht benötigt, es schlägtauch außerhalb Ihres Körpers eine zeitlang weiter. Das Herz scheint alsoein intelligentes und völlig autonom agierendes Organ zu sein. Insofern istes doch logisch, dass Sie Ihrem Herzen wirklich eine Frage stellen können.Probieren Sie es doch jetzt gleich einmal aus!

Leben Sie im emotionalen Wohlstand?

Zum Abschluss dieses Buches möchte ich Ihnen ans Herz legen, eineneue Form von emotionalem Wohlstand zu leben, die Sie bisher viel-leicht noch nie erreicht haben. Tatsächlich sind Emotionen der wohlwichtigste Begleiter durch dieses Leben und einer der wichtigsten Mo-tivatoren, die Sie haben. Sie haben in diesem Buch gelernt, dass Sie Ih-re Gefühle gezielt beeinflussen können und dass Sie mit allen Gegen-ständen im Außen immer nur bestimmte Gefühlszustände im Innenverbinden. Insofern scheinen Gefühle die Bindeglieder zwischen demÄußeren und Ihrem tiefen inneren Selbst zu sein.Deswegen ist es meine Aufgabe als Trainer und als Autor, Sie bei der Er-schließung neuer innerer Welten zu begleiten. So möchte ich diesesBuch verstanden wissen, und ich freue mich darüber, wenn Sie das Le-

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sen dieses Buches zum Anlass genommen haben, sich selbst auf dieReise in Ihr Inneres zu begeben. Vielleicht waren Sie schon auf diesemWeg und das Buch hat Sie dabei unterstützt, an einigen Stellen nocheinige Schritte weiter zu gehen. Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen vonheute an für den Rest Ihres Lebens, möglichst viele emotional erfolg-reiche und erfüllte Tage. Genießen Sie jeden Atemzug und beginnenSie, das Leben als das Wunder wahrzunehmen, das es wirklich ist.

Zusammenfassung● Teilen Sie gerade mit denen Menschen, mit denen Sie zusammen-

leben, alle Gefühlszustände. Gemeinsam zu trauern gehört ebensodazu wie möglichst oft fröhlich zu sein und Spaß miteinander zuhaben.

● Üben Sie sich darin, sensibel zu sein und den Gefühlszustand ei-nes anderen Menschen möglichst genau auszuloten.

● Eine trainierte Beobachtungsgabe hilft Ihnen, sich schnell undeinfach in die Situation eines anderen hineinzuversetzen.

●  Jeder hat seine eigenen Gefühle und niemand weiß, wie die sich

für den anderen genau anfühlen. Bleiben Sie bei Ihrem Gegenüberund damit bei seinen Prozessen.

● Empathie ist eine entscheidende Fähigkeit, um Konflikte schnellund einfach zu lösen.

● Verlassen Sie alte Strategien, die Sie nicht weitergebracht haben,und werden Sie endlich der Mensch, der Sie wirklich sind.

● Schenken Sie jedem Menschen Liebe und Anerkennung, lassen Sieihm oder ihr die Freiheit der eigenen Entwicklung. Das gilt auch

und vor allem für Sie selbst!● In emotionalem Wohlstand zu leben ist ein wichtiges Ziel für je-

den Menschen.

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Zusammenfassung

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Literaturliste

Anstelle eines möglichst kompletten Inhaltsverzeichnisses erhaltenSie in diesem Buch Hinweise auf ausgewählte Werke rund um die imBuch angesprochenen Themen. Das sind meine Empfehlungen an Sie,die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.

Emotionale Intelligenz, Daniel Goleman, München, Wien 1995

Dies ist das Standardwerk im Bereich Emotionale Intelligenz. Es ist einWerk, das mit unzähligen Statistiken und Zitaten wissenschaftlicherStudien glänzt. Damit hat Goleman eine wichtige Basis für alle ande-

ren Bücher in diesem Bereich gelegt. Allerdings enthält diese Buchkaum Handlungsalternativen und hat so einen nur geringen prakti-schen Wert im Alltag. Pflichtlektüre für Personaler, Manager und en-gagierte Eltern, die im Beirat des Kindergartens oder der Schule end-lich fundiert mitdiskutieren können. Alle anderen dürfen verzichten.

Emotionale Führung, Daniel Goleman und andere, Berlin 2003

Dieses Werk richtet sich vor allem an Manager und Personaler und hat

deutlich mehr Praxisbezug. Es enthält wieder defensive Strategien vonGoleman, bei dem ich immer das Gefühl habe, dass er sich gegen Vor-würfe verteidigt, die es gar nicht (mehr) gibt. Das mag allerdings anmeiner persönlichen Einstellung zum Thema liegen. Wer über diesekleine Schwäche hinweg schauen mag, findet einen netten Ratgeber,der über das Spektrum der meisten Bücher hinausgeht, weil er die Un-ternehmenssituation zum Inhalt hat. Revolutionäre Konzepte findensich allerdings darin nicht.

Du sollst nicht merken, Alice Miller, Frankfurt 1981

Endlich hat sich jemand getraut, aus der überkommenen Welt Freudsherauszutreten und neue Konzepte zu erschaffen. Alice Miller ist vorallem für die Menschen spannend, die sich mit Missbrauchsthemenbeschäftigen. Sexueller Missbrauch ist in den Industrienationen weitverbreitet, die offiziellen Statistiker sprechen davon, dass jedes dritteMädchen und jeder siebte Junge sexuell missbraucht wird. Also han-delt es sich offenbar um ein Thema, das lange genug tabuisiert wurdeund das an die Öffentlichkeit drängt. Alice Miller unterstützt Opfermit den ersten tauglichen Prozessen, die weit über das hinausgehen,was auch heute noch den meisten Therapeuten in diesem Bereich an-

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geboten wird. Da sie viel mehr als dieses Buch zum Thema geschrie-ben hat, lohnt es sich, in der Buchhandlung einen Blick in die Bücherzu werfen und so das passende zu finden.

Emotionale Erpressung, Susan Forward, München 1998

Susan Forward ist nach ihrem Buch „Vergiftete Kindheit“ mit „Emo-tionale Erpressung“ ein spannendes Werk gelungen. Hier wird deut-lich, wie sehr vor allem Kinder unter der emotionalen Erpressung lei-den und wie sich dieses Thema dann bis ins hohe Alter fortsetzt. Einwenig stört, dass nach der ersten Hälfte des Buches zu viele Wiederho-lungen drin sind, aber die erste Hälfte ist klasse und bringt neue Ideen

und Möglichkeiten, mit der Erpressung umzugehen.

Gewaltfreie Kommunikation, Marshall B. Rosenberg, Paderborn2004

Dr. Rosenberg hat ein sehr gutes Konzept für eine bessere Kommuni-kation entwickelt, das sich auch im Alltag von Familien, Unterneh-men und Schulen einsetzen lässt. Hier geht es auch darum, wie dieSprache sich auf die Gefühlswelt auswirkt und wie sich diese Auswir-

kungen beheben lassen. Ein Buch, das ich Ihnen wirklich ans Herz le-ge.

Die Verweigerung der Hörigkeit, Neil Postmanm, Frankfurt amMain 1988

Neil Postman hat mit seinen Büchern dazu beigetragen, den Einflussder Medien auf die Entwicklung von Kindern und auf die gesellschaft-lichen Prozesse zu erklären. Dass er dabei in den 80er Jahren des letz-

ten Jahrhunderts nicht übertrieben hat, lässt sich im Zeitalter des In-ternets und der Computerspiele nicht leugnen. Das Buch ist ein guterEinstieg in das Thema Manipulation durch Medien und die Beeinflus-sung unserer Gefühle durch diese.

 Veränderung des subjektiven Erlebens, Richard Bandler, Paderborn1987

In diesem Buch entwickeln Sie Ihre Fähigkeit weiter, innere Bilder,Stimmen, Geräusche und Gefühle gezielt zu verändern. Sie haben jabereits in diesem Buch viel darüber gelernt, dies ist die Chance, nochmehr Übungen zu machen und neue Erfahrungen mit dem innerenErleben der äußeren Welt zu sammeln.

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Zeitmanagement – das Trainingsbuch, Marc A. Pletzer, Planegg beiMünchen 2006Wenn Sie mehr Ordnung in Ihr Leben bringen oder Ihre Ressourcennachhaltig besser einsetzen möchten, dann empfehle ich Ihnen meineigenes Zeitmanagement-Buch, das ebenfalls im Haufe-Verlag in der-selben Reihe erschienen ist. Es ist ebenso gut und leicht lesbar wie die-ses und viele Leser haben mir berichtet, dass sie seit dem Lesen diesesBuches ihr Leben und ihr Zeitmanagement viel besser in den Griff be-kommen haben. Schauen Sie doch mal rein.

Sie suchen individuelle Tipps?

Buchtipps zu geben ist etwa so, als würde ich Ihnen gute Restaurantsin München empfehlen, wenn Sie in Hamburg wohnen und nichteinmal eine Reise nach München planen. Besser sind individuelleTipps und die gebe ich Ihnen gerne. Schreiben Sie mir, welches Ziel Sieverfolgen, dann gebe ich Ihnen gerne den einen oder anderen Tipp,wenn ich einen habe. Meine E-Mail-Adresse lautet: [email protected]

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