erfahrungsbericht 1 plymouth_teil ii

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Gastfamilie = host family oder in meinem Fall Gastmutter = host mum Meine host mum sprach vom ersten Tag an ihr Englisch, wie sie es immer tut und ging davon aus, dass ich sie verstehe. Anfangs war dies durchaus schwierig, da der Dialekt in Devon sehr eigenständig ist, vergleichbar mit Dialekten in der deutschen Sprache und so musste ich mich schon sehr reinhören, aber nach zwei Wochen ging es doch besser und ich begann auch ohne langes Nachdenken einfach drauf los zu plappern und es funktionierte. Im Haus selbst machte sie uns - meine host mum beherbergte noch 2 andere Frauen - keine Vorschriften, außer dass wir, wenn wir abends nicht zum dinner kamen, vorher Bescheid sagen sollten. Duschen nach 22:00 Uhr war auch nicht so erwünscht und sich Alles zu nehmen, was sich so im Kühlschrank und in anderen Schränken befand ebenfalls nicht. Ansonsten war es mir und den Anderen selbst überlassen, was ich bzw. wir alle uns zum Frühstück oder zum Lunch machten, natürlich im Rahmen, wenn ihr versteht, was ich meine. Das mit dem Heizen möchte ich hier auch noch ansprechen. Es ist wohl in vielen englischen Häusern üblich, so auch bei meiner host mum, dass bis Ende Oktober kaum bzw. gar nicht geheizt wird, also eher nichts für Frostbeulen wie mich. Ich hatte aber für dieses Problem eine Lösung gefunden: die alt bewährte Wärmflasche, die mich begleitete, dicke Socken und paar T-Shirts mehr. Es war also doch machbar. Geraucht werden dürfte draußen im Gartenbereich, was für mich als Raucherin kein Problem darstellte. Zum Ende meines Aufenthaltes präsentierte ich meiner host mum ein paar Rezepte aus meiner eigenen Küche, die ihr zufolge gesünder waren als es in der englischen Küche üblich ist. Weitere Pluspunkte für meine host mum, da sie sich auch auf meine Bedürfnisse einließ. Auf das tägliche Weißbrot in Form von Sandwiches hatte ich allerdings keinen Einfluss. Dies wurde nicht in Schwarzbrot umgetauscht, aber mein Verzicht darauf wurde akzeptiert, nachdem ich anfänglich Probleme mit der Ernährungsumstellung hatte. Mein Tipp: doch Schwarzbrot im Koffer. Die ersten zwei Wochen waren nicht nur zum Kennenlernen der Gastfamilien und der Umgebung gedacht, sondern wurden auch von einem zweiwöchigen Sprachkurs geprägt, der bei dem englischen Kooperationspartner von 9-13Uhr stattfand. Unterrichtet wurden wir von einer sehr netten englischen Lady. Sie gestaltete den Unterricht auf ihre ganz besondere eigene, natürliche und nette Art, so, dass für jeden Etwas dabei war, sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene und ich war schon sehr traurig, als dieser zu Ende ging. Ich hätte gerne noch mehr von ihr gelernt bzw. sie gerne besser persönlich kennen gelernt. Vielen Dank an dieser Stelle an Elaine.

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Page 1: Erfahrungsbericht 1 Plymouth_Teil II

Gastfamilie = host family oder in meinem Fall Gastmutter = host mum

Meine host mum sprach vom ersten Tag an ihr Englisch, wie sie es immer tut und ging davon aus, dass ich sie verstehe. Anfangs war dies durchaus schwierig, da der Dialekt in Devon sehr eigenständig ist, vergleichbar mit Dialekten in der deutschen Sprache und so musste ich mich schon sehr reinhören, aber nach zwei Wochen ging es doch besser und ich begann auch ohne langes Nachdenken einfach drauf los zu plappern und es funktionierte.

Im Haus selbst machte sie uns - meine host mum beherbergte noch 2 andere Frauen - keine Vorschriften, außer dass wir, wenn wir abends nicht zum dinner kamen, vorher Bescheid sagen sollten. Duschen nach 22:00 Uhr war auch nicht so erwünscht und sich Alles zu nehmen, was sich so im Kühlschrank und in anderen Schränken befand ebenfalls nicht. Ansonsten war es mir und den Anderen selbst überlassen, was ich bzw. wir alle uns zum Frühstück oder zum Lunch machten, natürlich im Rahmen, wenn ihr versteht, was ich meine. Das mit dem Heizen möchte ich hier auch noch ansprechen. Es ist wohl in vielen englischen Häusern üblich, so auch bei meiner host mum, dass bis Ende Oktober kaum bzw. gar nicht geheizt wird, also eher nichts für Frostbeulen wie mich. Ich hatte aber für dieses Problem eine Lösung gefunden: die alt bewährte Wärmflasche, die mich begleitete, dicke Socken und paar T-Shirts mehr. Es war also doch machbar. Geraucht werden dürfte draußen im Gartenbereich, was für mich als Raucherin kein Problem darstellte. Zum Ende meines Aufenthaltes präsentierte ich meiner host mum ein paar Rezepte aus meiner eigenen Küche, die ihr zufolge gesünder waren als es in der englischen Küche üblich ist. Weitere Pluspunkte für meine host mum, da sie sich auch auf meine Bedürfnisse einließ. Auf das tägliche Weißbrot in Form von Sandwiches hatte ich allerdings keinen Einfluss. Dies wurde nicht in Schwarzbrot umgetauscht, aber mein Verzicht darauf wurde akzeptiert, nachdem ich anfänglich Probleme mit der Ernährungsumstellung hatte. Mein Tipp: doch Schwarzbrot im Koffer.

Die ersten zwei Wochen waren nicht nur zum Kennenlernen der Gastfamilien und der Umgebung gedacht, sondern wurden auch von einem zweiwöchigen Sprachkurs geprägt, der bei dem englischen Kooperationspartner von 9-13Uhr stattfand. Unterrichtet wurden wir von einer sehr netten englischen Lady. Sie gestaltete den Unterricht auf ihre ganz besondere eigene, natürliche und nette Art, so, dass für jeden Etwas dabei war, sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene und ich war schon sehr traurig, als dieser zu Ende ging. Ich hätte gerne noch mehr von ihr gelernt bzw. sie gerne besser persönlich kennen gelernt. Vielen Dank an dieser Stelle an Elaine.

Während der ersten zwei Wochen erfuhren wir dann auch endlich, wo unsere Praktika stattfinden sollten. Meines sollte in der Pre-school „Playbox“ statt finden.

Das Praktikum

Die „Playbox“ ist eine Art Vorschule bzw. ein Kindergarten, in den Kinder im Alter zwischen 2 ½ und 4 Jahren aufgenommen werden. Die Kinder werden in drei Gruppen eingeteilt. Da Kinder in England früher eingeschult werden als in Deutschland sind diese Altersgruppen die Regel. Außerdem sieht die Struktur des Kindergartens ein wenig anders aus als bei uns. Eine Erzieherin betreut in der Regel 2 Kinder, was eine hohe Zahl an erzieherischem Personal zur Folge hat, in meinem Fall 15 Personen. Des Öfteren unterstützten auch noch Eltern bzw. Großeltern. Das bedeutet, wenn wir beispielsweise mit 10 Kindern in den Park gegangen sind, waren insgesamt 5 Erzieher dabei. Oberste Priorität in englischen Kindergärten haben die Gesundheits- und Sicherheitsbestimmungen „Health and Safety“. Ebenfalls wurde sehr viel Wert darauf gelegt, dass die Kinder immer fröhlich sind und lächeln. Schaute ein Kind traurig, sollte man es direkt ansprechen, ob alles in Ordnung sei. „I want to see your smiley face, where is your smiley face?” Gemeinsame Aktivitäten der Kinder untereinander, die von ErzieherInnen angeleitet werden, sind eher die Ausnahme. Freies Spiel beherrscht den Kinder- und

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erzieherischen Alltag. So musste ich mich zu Beginn des Praktikums zunächst umorientieren und mich selbstständig und ohne genauere Anleitungen in das, sagen wir mal unsichtbare, freie System einfinden. In den ersten zwei Wochen des Praktikums konnte ich frei entscheiden, in welcher der drei Gruppen ich meine Arbeitserfahrungen sammeln wollte. Auch beim gemeinsamen Frühstück und Mittagessen war es mir überlassen, welche Gruppe ich aktiv unterstützen wollte. Meistens half ich in allen drei Gruppen mit und entschied danach, wo meine Unterstützung dringender benötigt wurde. In den folgenden Wochen begann ich, nach Absprache mit der Leiterin, mit meiner eigenen Gruppenarbeit: dem experimentellen Malen. Dies wurde seitens der „Playbox“ sehr begrüßt. Das dazu notwendige Material wurde mir zur Verfügung gestellt und abwechselnd unterstützten mich eine oder zwei Erzieherinnen. Jeden Nachmittag führte ich das experimentelle Malen mit einer anderen Gruppe durch. Wir hatten alle sehr viel Spaß dabei.Damit aber auch hier die Ausführungen nicht so lange werden, möchte ich vor allem festhalten, dass die Person, die ein solches Praktikum machen möchte, flexibel, kommunikativ, offen, belastbar, aktiv, selbstständig handelnd und freundlich sein sollte. Und man darf sich nicht zu schade sein, auch mal Geschirr zu spülen ;-). Eigene Vorstellungen zur Gestaltung des Kindergarten-Programmes werden gerne entgegen genommen. Gearbeitet habe ich übrigens von 8:30-15:00 Uhr.

Freizeit

Neben dem Praktikum gab es auch noch jede Menge Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Von der Gruppenleitung wurden Aktivitäten angeboten, die auch finanziert wurden. Verpflichtend war die Teilnahme daran nicht. Zu den von der Gruppe selbst und von der Gruppenleitung organisierten Aktivitäten zählten Bowling, verschiedene Tagesausflüge an den Wochenenden, Karaoke, gemeinsames Abendessen, englischer Cream Tea und vieles mehr. Ich entschied mich für eine Mischung. Ich habe sowohl an Gruppenaktivitäten teilgenommen, z.B. an Ausflügen nach Exeter und Cawsend als auch allein oder mit einer weiteren Person aus der Gruppe etwas unternommen. So habe ich auch die Zeit genutzt, um eine alte Schulfreundin in Thatcham zu besuchen und einen Ausflug nach Looe unternommen.

Also, Freizeit und Freizeitangebote gab es meiner Meinung nach genug und diese haben mit sehr gefallen. Gerne hätte ich noch mehr gesehen und erlebt, aber ich war schließlich zum Arbeiten nach England gekommen und musste außerdem „pünktlich“ beim Abendessen sein ;-), am wöchentlichen Gruppenmeeting teilnehmen und nicht zu vergessen, mich zwischendurch ausruhen. Oh ja, das musste auch sein und war sehr wichtig.

Mein Fazit

Für mich hat sich die Teilnahme gelohnt. Ich bin gestärkt und voller Zuversicht für meine berufliche als auch private Zukunft nach Hause gekommen. Grundvoraussetzungen für dieses Projekt sind aber meiner Meinung nach Offenheit, Kommunikations-, Kooperations- und Kompromissbereitschaft, Flexibilität, Belastbarkeit und einiges mehr. Einfach gesagt: Springt mal über euren eigenen Schatten, seid offen und macht einfach mit. In unserer Gruppe haben alle TeilnehmerInnen durchgehalten, wir hatten zwar auch Hochs und Tiefs, aber wir haben alle das mitgebracht, was meiner Meinung nach die Grundvoraussetzungen sind. Und wir haben Vieles dazu gelernt und umgesetzt. Doch vor allem hatten wir sehr viel Spaß. Danke an alle diejenigen, die mir die Teilnahme ermöglicht haben. Danke auch noch an dieser Stelle ausdrücklich an meine Familie, die „los gelassen“ und mich bei diesem Schritt unterstützt hat.