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ERGEBNISBERICHT

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ERGEBNISBERICHT

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Projekt-Nr.

70.0736/2003

April 2004

Auftragnehmer

infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH

Friedrich-Wilhelm-Straße 18, 53113 Bonn

Dipl.-Soz. Robert Follmer

Tel +49 (0228) 3822 419

Fax +49 (0228) 310071

E-Mail:

[email protected]

Internet: www.infas.de

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)

Abt. Energie, Verkehr, Umwelt

Königin-Luise-Straße 5, 14195 Berlin

Dr.-Ing. Uwe Kunert

Dipl.-Soz. Jutta Kloas

Dipl.-Math. Hartmut Kuhfeld

Tel +49 (030) 89789 313/553/353

Fax +49 (030) 89789 113

E-Mail:

[email protected] / [email protected] / [email protected]

Internet: www.diw.de

Internet: www.kontiv2002.de

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Vorbemerkung

Das Bundesministerium für Verkehr hat in den Jahren 1976, 1982 und 1989 die Kon-

tinuierlichen Erhebungen zum Verkehrsverhalten (KONTIV – die Abkürzung steht für

Kontinuierliche Erhebung zum Verkehrsverhalten) in Westdeutschland durchgeführt.

Ziel dieser jeweils mit ähnlichem Design durchgeführten Befragungen privater Haus-

halte war es, repräsentative Daten zum Alltagsverkehr (eines Jahres) der Bevölkerung

einschließlich wesentlicher Basisvariablen des Haushalts und der Personen zu erfas-

sen.

Im Herbst 2000 hat das BMVBW erstmals seit 1989 eine neue KONTIV-Erhebung un-ter dem Namen Mobilität in Deutschland 2002 beauftragt. Mit der Durchführung wurden

das Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH (infas) und das Deutsche Institutfür Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) betraut. Mobilität in Deutschland 2002 knüpft als

erstes gesamtdeutsches Projekt in der KONTIV-Tradition in den Kernelementen an die

bisherigen KONTIV-Erhebungen der Jahre 1976, 1982 und 1989 in Westdeutschland

an: Über ein Jahr wurden zufällig ausgewählte Haushalte zu ihrem Verkehrsverhalten

an einem vorgegebenen Stichtag (bei denen auch Wochenend- und Feiertage enthal-

ten sind) befragt und zusätzlich um die Angabe verkehrsrelevanter Informationen zum

Haushalt insgesamt und zu den Mitgliedern des Haushalts gebeten.

Der vorliegende Bericht stellt die Ergebnisse der Studie vor. Sie basieren auf der Be-

fragung von 25.848 Haushalten mit 61.729 Personen und über 190.000 erfassten We-

gen. Zusätzlich zu diesem Ergebnisbericht liegt ein ausführlicher Projektbericht vor, der

das Untersuchungskonzept vorstellt und die methodische Vorgehensweise erläutert.

Darüber hinaus wurden die Befragungsergebnisse in einem eigenen Tabellenband

dokumentiert. Außerdem sind sämtliche Projektinformationen und die zugehörigen Do-kumente unter www.kontiv2002.de im Internet verfügbar. Im vorliegenden Ergebnisbe-

richt wird daher auf eine detaillierte Darstellung der Erhebung selbst verzichtet.

Der Bericht gliedert sich in fünf Abschnitte und enthält zusätzlich ein Ergebnistele-gramm (blaue Seiten). Im ersten Kapitel wird die Konzeption von Mobilität in Deutsch-

land 2002 in knapper Form dargestellt. Das zweite Kapitel informiert über die vorhan-

denen Datennutzungsmöglichkeiten und beschreibt die Rahmenbedingungen, unter

denen der Vergleich mit den drei zurückliegenden KONTIV-Studien möglich ist. Dabei

ist eine Reihe von Besonderheiten zu beachten, da die Ergebnisse der vier Erhebun-

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gen aufgrund methodischer Unterschiede und der Weiterentwicklung der aktuellen

Studie nicht in allen Bereichen unmittelbar vergleichbar sind. Trotzdem stellt der Be-

richt in den folgenden Kapiteln dort, wo es möglich ist, die zeitliche Entwicklung der

wichtigsten Mobilitätskennwerte vor und weist, falls erforderlich, auf Einschränkungen

bei der Vergleichbarkeit hin. Das dritte Kapitel gliedert sich in zwei Abschnitte. Im er-sten Abschnitt werden strukturelle Merkmale von Haushalten und die bestehende

Fahrzeugausstattung sowie die Führerscheinbesitzquoten vorgestellt. Der zweite Ab-

schnitt stellt Schritt für Schritt die wichtigsten Mobilitätskenngrößen wie Mobilitätsraten,

Wegezwecke, genutzte Verkehrsmittel und Kennwerte einzelner Wege vor. Hier wer-

den die Ergebnisse nach Bundesländern, Regionen und besonderen Personengruppen

differenziert. Eine detaillierte Betrachtung der Mobilität nach ökonomischen Rahmen-

bedingungen und Lebensphasen der Verkehrsteilnehmer liefert das anschließende

vierte Kapitel, das auch die Perspektive bestimmter Mobilitätstypen, der Berufspendler

und behinderter Menschen beschreibt. Den Abschluss bildet ein Resümee, das die

Ergebnisse der Studie bewertet.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnistelegramm I

Ergebnistelegramm

• Die Grundlage für diesen Bericht bildet die von infas und dem Deutschen Institut fürWirtschaftsforschung (DIW Berlin) gemeinsam durchgeführte Untersuchung Mobi-

lität in Deutschland 2002.

• Die Studie umfasst gut 25.000 befragte Haushalte, knapp 62.000 Personen undetwa 190.000 Wege. Die Studie lief über die zwölf Monate des Jahres 2002. Soweit

nicht anders ausgewiesen, beziehen sich die Ergebnisse auf alle Bundesbürger

einschließlich der Kinder ab 0 Jahre und der deutschsprachigen ausländischen

Wohnbevölkerung.

• Zusätzlich liegen neun methodenidentische regionale Aufstockungen mit insgesamtweiteren 24.000 Haushalten vor. Diese werden aufgrund der stark unterschiedli-

chen Stichprobenkonzepte getrennt dokumentiert, bieten aber die Datenbasis für

fundierte regionale Vertiefungen.

• In Deutschland haben vier von fünf Haushalten mindestens ein Auto. Nur jederfünfte Haushalt ist autofrei. Über ein Viertel der Haushalte ist dagegen mehrfach

motorisiert. Daraus ergibt sich eine Quote von 1,1 Autos pro Haushalt bzw. 0,7 pro

Erwachsenem. Zwischen den Bundesländern bestehen hierbei bis auf die geringe-

re Pkw-Ausstattung in Hamburg, Bremen und Berlin, die auf eine andere Bevölke-

rungsstruktur und eine bessere ÖPNV-Versorgung als in den Flächenländern zu-

rückzuführen ist, kaum Unterschiede.

• Festzustellen ist ein geringes Ost-West-Gefälle. In den ostdeutschen Bundeslän-dern beträgt der Anteil der nicht motorisierten Haushalte etwa ein Viertel, in West-

deutschland liegt er unter der 20-%-Marke. Auch wenn die siedlungsstrukturellen

Unterschiede berücksichtigt werden, bleibt die höhere durchschnittliche Motorisie-

rung in Westdeutschland bestehen.

• Etwa 70 % der 18- bis 19-Jährigen verfügen über einen Pkw-Führerschein. In denAltersgruppen ab 20 bis 50 Jahre beträgt dieser Anteil mindestens 90 Prozent. Bei

Personen im Alter zwischen 50 und 65 Jahre liegt er im Schnitt bei 80 Prozent. Erst

in der Gruppe der über 65-Jährigen sinkt er auf unter 80 Prozent – und erreicht

damit ein wesentlich höheres Niveau als noch vor zwei Jahrzehnten.

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II Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnistelegramm

• Auch die Führerscheinquote unterscheidet sich zwischen Ost- und Westdeutsch-land. Sie liegt in den ostdeutschen Ländern bei allen Altersgruppen ab 30 Jahre

etwas niedriger als in Westdeutschland. Dies gilt in besonderem Maß für die Bürger

ab 60 Jahre. Ähnliche Unterschiede bestehen bei diesem Merkmal zwischen Män-

nern und Frauen. Während bei den Männern inzwischen die Quote bis in die hohen

Altersgruppen die 90 Prozent überschreitet, liegt sie bei Frauen im Alter ab 45 Jah-

re unter dieser Marke – obwohl sich diese Quoten vor allem in den höheren Alters-

gruppen mehr und mehr angleichen.

• 86 Prozent der Bundesbürger sind an einem durchschnittlichen Tag mobil. Im Um-kehrschluss heißt dies, dass 14 Prozent der Befragten am Stichtag nicht mobil wa-ren, das Haus also nicht verlassen haben. Diese Quote liegt an den Werktagen bei

etwa 12 Prozent, an Samstagen mit 18 und an Sonntagen mit 25 Prozent dagegen

deutlich höher.

• Im Durchschnitt legt jeder Bürger montags bis freitags täglich 3,6 Wege zurück. AnSamstagen sind es 3,0 und an Sonntagen 2,2 Wege, bezogen auf alle Personen ab

0 Jahre. Gerechnet ausschließlich für die mobilen Personen ergibt sich ein Werk-

tagswert von gut vier Wegen.

• Pro Tag werden in Deutschland 272 Mio. Wege mit über drei Mrd. Personenkilo-metern zurückgelegt. An Werktagen sind es rund 300 Mio. Wege, an Samstagen

etwa 250 Mio. und an Sonntagen 180 Mio. Wege. Im gesamten Jahresverlauf er-

gibt sich eine Summe von knapp 100 Mrd. Wegen.

• Diese Zahl ist seit der letzten vergleichbaren Erhebung im Jahr 1989 um gut zehnProzent gestiegen. In Westdeutschland betrug die tägliche Wegezahl Ende der

achtziger Jahre etwa 190 Mio., im Jahr 2002 sind es bereits 225 Mio. Wege. Die

Kilometersumme ist von etwas weniger als zwei auf knapp 2,5 Mrd. angewachsen

– eine Steigerung von etwa 20 Prozent.

• 21 Prozent der Wege (alle Wege einschließlich der Fußwege für alle Personen ab0 Jahre) entfallen auf Wege von bzw. zur Arbeit oder Ausbildung. Hinzu kommenweitere acht Prozent, die während der Berufsausübung zurückgelegt werden. Die

Mehrheit bilden allerdings Wege außerhalb beruflicher Anlässe. 31 Prozent gehö-

ren zu der Rubrik Freizeit, weitere 19 Prozent sind Einkaufswege. Private Erledi-

gungen umfassen einen Anteil von 12 Prozent. Die neu ausgewiesene Kategorie

„Begleitung“ macht einen Anteil von neun Prozent aus.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnistelegramm III

• Gegenüber den zwanzig Jahre oder länger zurückliegenden vergleichbaren Studi-en ist der Anteil des Berufs- und Ausbildungsverkehrs prozentual zurückgegangen.

Dies liegt zu geringen Teilen an einer veränderten Beschäftigungsstruktur (z.B.

Teilzeit), vor allem aber an einer absolut gesehen höheren Zahl von privaten We-

gen. So ist in Westdeutschland die Zahl der Freizeitwege von 70 auf etwa 80 Mio.

täglich angewachsen. Die Summe der Einkaufs- und Erledigungswege entwickelt

sich von 60 auf 80 Mio. täglich.

• Während sich die Struktur der Wegezwecke zwischen den Bundesländern kaumunterscheidet, gibt es bei der Verkehrsmittelnutzung deutliche Unterschiede. Insge-

samt entfallen 45 Prozent der Wege auf Autofahrer, die selbst hinter dem Steuersitzen. Hinzu kommen 16 Prozent Mitfahrer. Der öffentliche Verkehr erreicht einen

Anteil von acht Prozent, das Fahrrad neun Prozent. Die häufig unterschätzten rei-

nen Fußwege liegen bei 23 Prozent. Die Summe der Autonutzer fällt in den Flä-

chenländern höher aus als der Bundeswert von gut 60 Prozent. In den Stadtstaaten

liegt er dagegen niedriger und der ÖV-Anteil liegt dort bei knapp 20 Prozent.

• Der Anteil der mit dem Auto zurückgelegten Wege hat in den vergangenen 20 Jah-ren von etwa 50 auf jetzt über 60 Prozent zugenommen. Bezogen auf West-

deutschland entspricht dies einem Anstieg von knapp 100 Mio. auf gegenwärtig

140 Mio. täglichen Autowegen – ein Zuwachs um 40 Prozent.

• Ost- und Westdeutschland unterscheiden sich vor allem bei den Modal-Split-Werten. In den ostdeutschen Bundesländern liegen die Anteile der Fuß- und Fahr-

radwege mit 26 bzw. 10 Prozent höher als in Westdeutschland, wo das Ergebnis 22

und acht Prozent beträgt. Da der ÖV-Anteil in West und Ost mit jeweils acht Pro-

zent identisch ausfällt, wirkt sich dies ausschließlich auf den Anteil des motorisier-

ten Individualverkehrs aus. Seine Summe beträgt im Westen 62 Prozent, während

sie im Osten nur 57 Prozent erreicht.

• Bei der Verkehrsmittelnutzung zeigen sich deutliche lebensphasenabhängige Ent-wicklungen. Am bemerkenswertesten ist dabei die bereits durch das Auto geprägte

Erfahrung der jüngsten Verkehrsteilnehmer: Vorschulkinder legen sechs von zehn

Wegen im Auto zurück. Dieser Anteil nimmt in den Altersklassen der 18- bis 60-

Jährigen weiter zu, allerdings überwiegend durch die Nutzung des Pkw als Fahrer.

• Kinder beginnen mit etwa vier Jahren Fahrrad zu fahren; zwei Drittel der Jungenund Mädchen dieses Alters verfügen bereits über ein verkehrstüchtiges Fahrrad.

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IV Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnistelegramm

Fahrradbesitz und –nutzung nehmen bis zu den Altersjahren zu, in denen keine

motorisierte Alternative zur Verfügung steht (ab 15 Jahre Moped, ab 18 Jahre

Pkw), insbesondere ab dem 18. Lebensjahr ist dann ein deutlicher Rückgang des

Interesses am Fahrrad zu verzeichnen.

• Zwei von fünf Wegen (44 Prozent) sind schon nach höchstens zehn Minuten been-det. Etwa 70 Prozent aller Wege am Stichtag dauern nicht länger als 20 Minuten.

Mehr als 30 Minuten nimmt nur etwa jeder sechste Weg in Anspruch.

• Insgesamt sind sechs von zehn Wegen nicht länger als fünf Kilometer. Jederzehnte mit dem Auto zurückgelegte Weg endet schon nach etwa einem Kilometer

oder weniger. Nur etwa ein Drittel der Auto-Wege übertrifft eine Entfernung vonmehr als zehn Kilometern. Bei sieben von zehn Pkw-Fahrten sitzt der Lenker allein

im Auto.

• Die durchschnittliche Wegelänge beträgt für Pkw-Wege etwa 15 und im ÖPNVknapp 13 Kilometer. Die mittlere Reisegeschwindigkeit liegt beim Auto bei etwa 30

km/h, im ÖPNV dagegen nur um 18 km/h. Im ÖPNV werden also im Schnitt zwar

kürzere Wege, aber mit deutlich höherem Zeitaufwand pro Kilometer zurückgelegt.

Trotzdem muss sich jeder zweite Autofahrer mit einer Tür-zu-Tür-Geschwindigkeit

von weniger als 30 Kilometern in der Stunde zufrieden geben.

• Jeder am Stichtag mobile Bundesbürger ist im Schnitt etwa 90 Minuten am Tagunterwegs und legt dabei gut 40 Kilometer zurück. Den höchsten Zeitaufwand

müssen dabei trotz geringerer Kilometerzahl die Nutzer von Bus oder Bahn auf-

bringen. Sie bewältigen pro Tag im Schnitt etwa 35 Kilometer und benötigen dafür

ungefähr 100 Minuten.

• In der Erhebung Mobilität in Deutschland 2002 wurden die über 13-jährigen Teil-

nehmer auch zu vorhandenen körperlichen Behinderungen sowie damit verbunde-

nen möglichen Mobilitätseinschränkungen befragt. Für zwei Drittel dieser Personen

bedeutet die Behinderung nach eigenen Angaben auch eine Mobilitätseinschrän-

kung. Drei Viertel der Gehbehinderten fühlen sich in der Verkehrsteilnahme einge-

schränkt, aber nur gut die Hälfte der Sehbehinderten. Für die Behinderten mit be-

richteter Mobilitätseinschränkung ist dann auch im Vergleich eine geringere und vor

allem stärker und häufiger auf den Nahbereich beschränkte Aktivitätsteilnahme zu

verzeichnen.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnistelegramm V

• Die erfassten Informationen zu den Fahrzeugen in den befragten Haushalten erge-ben unter anderem, dass von den neuen Pkw jeder dritte einen Diesel-Antrieb hat.

Die Diesel-Pkw in den privaten Haushalten erbringen eine weitaus höhere Fahrlei-

stung als die „Benziner“. So übersteigt die durchschnittliche genannte Jahresfahr-

leistung bei Diesel-Pkw mit knapp 23.000 Kilometer den Durchschnittswert für

„Benziner“ um drei Viertel. Vor allem bei neuen Pkw liegt die Nutzungsintensität der

Diesel weit über der von mit Vergaserkraftstoff angetriebenen Pkw.

• Die feststellbaren Mobilitätsstile (Wegehäufigkeit, Verkehrsmittelwahlverhalten)gelten nicht nur für den Alltag, sondern auch für Entscheidungen bei längeren Pri-

vatreisen. Dies signalisiert eine relativ hohe Habitualisierung des Verhaltens, dieberücksichtigt werden muss, wenn Verkehrsmittelwahlentscheidungen zugunsten

bestimmter Verkehrsträger beeinflusst werden sollen.

• In der Bilanz belegt Mobilität in Deutschland 2002 fünf zentrale Trends im deut-

schen Alltagsverkehr: eine zunehmende Motorisierung der privaten Haushalte,

steigende Anteile des Pkw-Verkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen, ein sta-

gnierendes absolutes Aufkommen im öffentlichen Verkehr, hohe Wachstumsraten

im Erledigungs-, Einkaufs- und Freizeitverkehr sowie höhere Zeitbudgets für die

tägliche Mobilität bei wachsenden Wegelängen. Hinzu kommt ein grundsätzlicher

Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland bei der Motorisierung und derVerkehrsmittelwahl - mit höheren westdeutschen Anteilen im motorisierten Indivi-

dualverkehr.

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Inhaltsverzeichnis

1 Konzeption von Mobilität in Deutschland 2002...................................11.1 Mobilität in Deutschland?...........................................................................11.2 Anlage der Untersuchung ..........................................................................21.3 Befragungsinhalte ......................................................................................4

2 Datennutzung und Vergleichsmöglichkeiten mit Vorgängerstudien..7

3 Grunddaten der Mobilität...................................................................153.1 Einflussfaktoren der Mobilität...................................................................16

3.1.1 Siedlungsstruktur .......................................................................163.1.2 Haushalts- und Personenmerkmale ..........................................203.1.3 Fahrzeugausstattung der Haushalte .........................................273.1.4 Fahrzeuginformationen..............................................................35

3.2 Mobilitätskenngrößen...............................................................................393.2.1 Generelle Verkehrsmittelnutzung ..............................................393.2.2 Mobilitätsquoten (Außer-Haus-Anteile) .....................................493.2.3 Wegehäufigkeiten ......................................................................543.2.4 Hauptverkehrsmittelnutzung......................................................593.2.5 Wegezwecke..............................................................................713.2.6 Verkehrsaufkommen im Jahresverlauf......................................803.2.7 Tageszeiten, Wegelängen und Wegedauern............................843.2.8 Öffentlicher Nahverkehr und Intermodalität ..............................993.2.9 Wirtschaftsverkehr ...................................................................1073.2.10 Bundesbürger auf Reisen........................................................109

4 Bevölkerungsgruppen .....................................................................1154.1 Lebensphasen und Bevölkerungsgruppen............................................1154.2 Lebensstandard und Mobilität................................................................1214.3 Berufspendler.........................................................................................1334.4 Behinderte Menschen und Mobilität ......................................................1414.5 Beschreibung von Mobilitätsstilen .........................................................155

5 Resümee ..........................................................................................165

Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen..............................................167

Literaturverzeichnis...................................................................................173

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 1

1 Konzeption von Mobilität in Deutschland 2002

1.1 Mobilität in Deutschland?

Mobilität gehört für die meisten Menschen in Deutschland zur Alltagserfahrung. Unter-

wegs zu sein, ist für viele Bürgerinnen und Bürger ein wichtiger Tagesbestandteil - zur

Arbeit oder zur Schule, auf dem Weg zu Erledigungen, in der Freizeit oder bei anderen

Gelegenheiten. Diese Erfahrung ist wesentlich selbstverständlicher geworden als noch

vor wenigen Jahrzehnten. Obwohl sie sich in vielen Fällen mit dem Auto verknüpft, istMobilität mehr als der Weg mit dem Auto. Fuß- und Fahrradwege haben einen nicht

gering zu schätzenden Anteil. Auch ohne Busse und Bahnen ist eine funktionierende

Mobilität in Deutschland nicht denkbar.

Die Rahmenbedingungen für dieses Geschehen verändern sich. Darauf muss die Ver-

kehrsplanung reagieren. Sie kann dies nicht, ohne Mobilität in ihrer aktuellen Struktur

zu kennen und zu verstehen. Diese unterscheidet sich in verschiedenen Regionen und

für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen. Für einen Grundschüler bedeutet Alltags-

mobilität etwas anderes als für eine Studentin, für eine Berufstätige etwas anderes als

für einen älteren Menschen. Für alle jedoch ist Mobilität in der Regel ein hochwertiges

Gut. Es gestaltet sich im Alltag jedoch nicht immer unproblematisch. Individuelle öko-

nomische Bedingungen oder Verkehrsengpässe, die alle betreffen, gehören in

Deutschland zur täglichen Mobilitätserfahrung.

Veränderungsprozesse in der Gesellschaft sind eng mit Mobilitätsaspekten verknüpft.

Daraus ergeben sich neben einer generellen Bestandsaufnahme zur Mobilität in

Deutschland zahlreiche Fragestellungen:

• Wie wirkt sich die zunehmende Motorisierung der privaten Haushalte aus?

• Welchen Stellenwert haben angesichts der unbestritten wichtigen Funktion desAutos andere Verkehrsträger?

• Wie verändern wandelnde Freizeitbedürfnisse das tägliche Verkehrsgesche-hen?

• Welche Effekte haben veränderte Siedlungsstrukturen in den Bereichen Woh-nen, Arbeit und Einkaufen?

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2 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

• Sind alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen mobil? Inwieweit ist individuelleMobilität ein Bestandteil von Chancengleichheit?

Diese Fragestellungen sollen - verknüpft mit einer umfassenden Beschreibung der ak-

tuellen Situation - von der vorliegenden Studie beantwortet werden. Sie geht damit in

ihrem Anspruch über eine reine Deskription einzelner Sachverhalte hinaus und stellt

sich der Aufgabe, ein zuverlässiges und differenziertes Bild der Mobilität in Deutsch-

land im Jahr 2002 zu zeichnen.

1.2 Anlage der Untersuchung

Mobilität ist nicht erst im Jahr 2002 Gegenstand von fundierten bundesweiten Untersu-

chungen. Das Bundesministerium für Verkehr hat in den Jahren 1976, 1982 und 1989die Kontinuierlichen Erhebungen zum Verkehrsverhalten (KONTIV) in Westdeutsch-

land durchgeführt (KONTIV steht für Kontinuierliche Erhebung zum Verkehrsverhalten).

Ziel dieser jeweils mit ähnlichem Design laufenden Befragungen privater Haushalte

war es, repräsentative Daten zum Alltagsverkehr (eines Jahres) der Bevölkerung ein-

schließlich wesentlicher Basisvariablen des Haushalts und der Personen zu erfassen.

Ähnliche Vorhaben, die sich allerdings auf den Werktagsverkehr in Ballungsräumen

beschränkten, wurden im Rahmen des SrV in der ehemaligen DDR durchgeführt. In

den 90er Jahren hat es jedoch weder in West- noch in Ostdeutschland eine derartige

Grundlagenstudie gegeben. Im Herbst 2000 hat das BMVBW daher eine neueKONTIV-Erhebung unter dem Namen Mobilität in Deutschland 2002 beauftragt. Mit der

Durchführung wurden infas und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW

Berlin) betraut.

Mobilität in Deutschland 2002 knüpft in den Kernelementen an die bisherigen KONTIV-

Erhebungen der Jahre 1976, 1982 und 1989 in Westdeutschland an: Über ein Jahr

wurden zufällig ausgewählte Haushalte zu ihrem Verkehrsverhalten an einem vorge-

gebenen Stichtag (bei denen auch Wochenend- und Feiertage enthalten sind) befragt

und zusätzlich um die Angabe zahlreicher verkehrsrelevanter Informationen zum

Haushalt sowie zu den Mitgliedern des Haushalts gebeten.

Die bundesweite Studie im Auftrag des BMVBW umfasst 25.848 Haushalte. Die Stich-

probe basiert auf einer Zufallsauswahl von Personenadressen aus den Einwohnermel-

deämtern von etwa 300 Gemeinden. Die Ergebnisse sind repräsentativ für Deutsch-

land insgesamt sowie für die Bundesländer (deutschsprachige Bevölkerung ab 0 Jahre

einschließlich deutsch sprechender hier lebender ausländischer Mitbürger).

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 3

Die Erhebung im Rahmen von Mobilität in Deutschland 2002 setzt sich aus zwei auf-

einander folgenden Phasen zusammen, die auch in Abbildung 1.1 dargestellt sind:

• Die erste Phase bildete eine Haushaltsbefragung, die die Haushaltszusammenset-zung und vorhandene Verkehrsmittel im Haushalt erhob.

• In der zweiten Phase wurden alle Haushaltsmitglieder einzeln nach ihren Wegenam Stichtag befragt. Im Vergleich zu den bisherigen KONTIV-Erhebungen war die

Einbeziehung aller Haushaltsmitglieder neu. Mobilität kann damit erstmalig für den

gesamten Haushaltskontext einschließlich aller Kinder dargestellt werden.

Erfahrungen aus einer vorgelagerten Methodenstudie zeigten, dass die Durchführung

einer telefonischen Studie im Vergleich zu dem früher eingesetzten postalisch-schriftlichen Verfahren neben einem höheren Rücklauf auch eine höhere Datenqualität

erzielen konnte. Dies gilt vor allem für die Wegeerfassung, wo durch den Dialog zwi-

schen Interviewer und Zielperson eine höhere Genauigkeit erzielt werden konnte. DieErgebnisse der Methodenstudie führten mit zu der Empfehlung, die Hauptstudie Mobi-

lität in Deutschland 2002 hauptsächlich im Rahmen einer telefonischen Erhebung (CA-

TI: Computer Assisted Telephone Interview) durchzuführen. Ergänzt wurde diese

überwiegend telefonische Befragung durch den Versand von Informationsmaterial:

• Vor dem Haushaltsinterview wurden allen Haushalten ein Anschreiben sowie einProjektfaltblatt mit den zentralen Informationen zu Inhalten und Vorgehensweisezugeschickt.

• Nach dem Haushaltsinterview erhielten alle Haushalte, die sich zu einer weiterenTeilnahme bereit erklärt hatten, schriftliche Informationen zum weiteren Vorgehen

und pro Person im Haushalt ein Wegeblatt mit Namenseindruck, auf dem die Wege

am Stichtag notiert werden konnten.

• Zusätzlich zu diesen Materialien wurden die Studienteilnehmer auf die Projekt-homepage unter www.kontiv2002.de sowie ein kostenloses Servicetelefon für

Rückfragen hingewiesen.

Auf Haushaltsebene fanden die Interviews nur dann schriftlich statt, wenn die Telefon-

nummer des Haushalts, die über die Ziehung der Einwohnermeldeämter nicht verfüg-

bar ist, nicht recherchiert werden konnte. Auf der Personenebene wurden nur dann

schriftliche Interviews geführt, wenn antwortende Haushalte aus dem schriftlichen Teil

der Haushaltsbefragung ihre Telefonnummer für die weitere Befragung nicht angege-

ben hatten. Dies war allerdings bei nur weniger als einem Fünftel der zunächst schrift-

lich befragten Haushalte der Fall.

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4 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Einen Überblick über den sich ergebenden Gesamtablauf der Untersuchung gibt die

folgende Abbildung 1.1.

Abbildung 1.1: Erhebungsschritte Mobilität in Deutschland 2002

Brutto-Stichprobegesamt

Bru tto-Stichprobesch riftlich

Rücklauf HaushaltCATI

Rücklauf Haushaltschriftlich

Übergang CATI

Übergang rein schriftlich

Brutto-StichprobeCATI

Personen / Wege

schriftlich

Netto-Stichprobegesamt

Personen / Wege CATI

Personen / Wege

Übergang CATI

60 % Telefo nnummer gefu nden

40 % Telefo nnummer nicht gefund en

Haushalts-interview

Personen- undWegeinterview

undkontaktTelefon-

Versand u .

kontaktTelefon-

Versand u .

kontaktTelefon-

Versand u .

Versand

Mahnung

undVersand

Mahnung

TelefonAngabe

Quelle: MiD 2002

In den 25.848 Haushalten, die an der Befragung teilgenommen haben, wurden 61.729

Personen selbst oder stellvertretend befragt. Angaben über das Mobilitätsverhalten am

Stichtag liegen von 53.488 Personen vor (z.B. wurden bestimmte Wege nicht erhoben,

wenn kein Wegeblatt vorlag, vgl. Kapitel 3.1). Insgesamt wurden einschließlich des

Wirtschaftsverkehrs Informationen zu über 190.000 Wegen erfasst. Die Feldzeit der

Haupterhebung begann im Dezember 2001 und reichte bis zum Dezember 2002, sodass alle Tage des dazwischen liegenden Jahres einbezogen waren und saisonale

Effekte berücksichtigt sind.

1.3 Befragungsinhalte

Eine Übersicht über die Inhalte der verschiedenen Interviewstufen liefert Abbildung 1.2.

In dem relativ kurzen Haushaltsinterview wurden die Haushaltszusammensetzung,

einige weitere Haushaltsmerkmale sowie der Fahrzeugbestand innerhalb des Haus-

halts erhoben. Das daran anschließende Personeninterview unterscheidet zwischen

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 5

der Wege-Ebene (Parameter der Wege am Stichtag), generellen personenbezogenen

Fragen und einigen Merkmalen zur Charakterisierung des Stichtags aus Sicht der Ziel-

person.

Abbildung 1.2: Befragungsinhalte Mobilität in Deutschland 2002

Haushalte

• Haushaltsgröße• Fahrzeugausstattung• Telefon• Telefonnummer• Einkommen• Handy, Computer,

Internet• Wohnlage• Profil Haushalts-

mitglieder

rot - Erweiterung gegenüber vorherigen Befragungen des KONTIV-Typs

Personen

• Soziodemografie• Schule/Beruf• Fahrerlaubnisse• Fernverkehr letztes

Quartal• Wohndauer• Erreichbarkeit ÖPNV• Mobilitätsbehinderung• Pkw-Verfügbarkeit• ÖPNV Abo/Zeitkarte• Fahrradverfügbarkeit• allgemeine Verkehrs-

mittelnutzung• Erreichbarkeit üblicher

Ziele

• außer Haus• Normalität des

Tages• Verfügbarkeit Pkw• Wetter

Pkw

• Fahrzeug-merkmale

•Stellplatzam Wohnort

• km-Stand

Hauptnutzer

•Fahrleistung

Wege

• Zweck / Ziel• Verkehrsmittel• Entfernung• Dauer (Start/Ende)• Zieladresse• Anzahl Personen• Zusatzmodul

Wirtschaftsverkehr• Nutzung HHfzg.

Quel le: MiD 2002

Zusätzlich wurde erstmals ein eigenes Befragungsmodul zum Wirtschaftsverkehr ent-

wickelt. Es ist für die Personen gedacht, die an ihrem Stichtag beruflich regelmäßig

viele Wege zurücklegen. Hierzu werden nicht Wege von oder zur Arbeit gerechnet,

sondern Wege, die in Ausübung des Berufs anfallen. Da das Design der telefonischen

Erhebung ausführliche Angaben zu maximal acht Wegen vorsieht, kann die Vielzahl

beruflich bedingter Wege bei bestimmten Berufsgruppen hier kaum integriert werden.

Im Interview erfolgt deshalb eine pauschale Aufnahme des Wirtschaftsverkehrs nachder Anzahl, dem benutzten Verkehrsmittel und der insgesamt zurückgelegten Strecke.

Die Berufstätigen, die über solche Wege am Stichtag berichteten, wurden auch nach

der Branche gefragt, in der sie tätig sind. Eine weitere Frage bezieht sich auf den

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6 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Hauptzweck der beruflichen Erledigungen. Die Ergebnisse dieses Moduls können mitden Resultaten der im Jahr 2002 parallel zur Studie Mobilität in Deutschland 2002

durchgeführten Befragung zum Wirtschaftsverkehr Kraftverkehr in Deutschland vergli-

chen werden.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 7

2 Datennutzung und Vergleichsmöglichkeiten mit Vorgänger-studien

Welche Möglichkeiten der Datennutzung bestehen über diesen Bericht hinaus?

Die Erhebung Mobilität in Deutschland 2002 ist umfassend und ausführlich dokumen-

tiert. Die Fragebögen, der methodische Projektbericht, die Codepläne und weitere Un-

terlagen können über das Internet eingesehen und herunter geladen werden. DieHomepage des Projekts kann unter http://www.kontiv2002.de aufgerufen werden.

Im methodischen Endbericht zum Projekt werden der Ablauf, die Erhebungsinhalte und

die Verfahren der Datenaufbereitung, wie Nonresponse-Behandlung, Gewichtung,

Hochrechnung und Datenergänzung durch zusätzliche und aufbereitete Variablen dar-

gestellt. Zu den Ergebnissen liefert das diesem Bericht vorangestellte Ergebnistele-

gramm einen zusammenfassenden Überblick. Der hier vorgelegte Bericht gibt eine

ausführliche Darstellung der Ergebnisse bei weitgehendem Verzicht auf Tabellen. Die-

se liefern die umfangreichen herunter ladbaren Tabellenbände und ein frei erhältliches

Tabellentool, das dreidimensionale Tabellen mit hochgerechneten Werten erstellen

kann. Tiefergehende Analysen müssen von den vollständigen Originaldaten ausgehen,

die - in Formatierung für die gängigen Statistikprogramme - zur Verfügung stehen.

Insbesondere bei derartigen Auswertungen muss die komplexe Struktur der Daten be-

rücksichtigt werden. Die Ergebniswerte resultieren aus unterschiedlichen Erhebungs-

formen (schriftlich / telefonisch), die für Kinder und Erwachsene jeweils angepasst

worden sind. Selbstverständlich ist die Vergleichbarkeit der Inhalte der Erhebungsin-

strumente (schriftlich / telefonisch) gewährleistet, doch wäre es nicht konsequent ge-

wesen, die erweiterten Möglichkeiten bei der telefonischen Erhebung nicht zu nutzen.Die fehlende Antwort im schriftlichen Verfahren, die sich ergibt, wenn zu einer Frage

alle vorgegebenen Antwortmöglichkeiten offen gelassen werden, tritt im telefonischen

Interview praktisch nicht auf. Stattdessen gibt es hier bei einzelnen Haushaltsmitglie-

dern Proxy-(Stellvertreter)-Interviews, bei denen bestimmte Fragen nicht gestellt wor-

den sind. Wenn hochgerechnet wird oder die Strukturen der Ausprägungen von Varia-

blen betrachtet werden, ist somit stets zu prüfen, was die Grundgesamtheit für diese

Variablen gewesen ist und wie die zu diesen Sachverhalten nicht Befragten bezüglich

des interessierenden Themas einzuschätzen sind.

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8 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Bereits wegen der Ziehung von Personen aus den Einwohnermeldedateien und der

Schichtung bei der Ziehung nach Gebietstypen ist die Verwendung der Haushalts-

bzw. Personengewichte bei Auszählungen zwingend notwendig. Für die Hochrechnung

auf Haushalte und Einwohner sind fünf Hochrechnungsgrößen gebildet worden. Die

Hochrechnungsfaktoren auf Haushalts- und Personenebene entsprechen den Ge-

wichtungsgrößen, aber faktorieren auf Deutschland insgesamt als Grundgesamtheit.

Die Hochrechnungsfaktoren ergeben Wege an einem Personenstichtag der Gesamt-

bevölkerung. Hier zählen - im Gegensatz zum Hochrechnungsfaktor für Personen - nur

diejenigen zu den Antwortenden der Stichprobe, die die Frage zur Mobilität am Stich-

tag beantwortet haben. In gleicher Weise sind bislang noch für zwei weitere Variablen-

gruppen Hochrechnungsfaktoren berechnet worden: Für die Fragenkomplexe Fernver-kehr und regelmäßige berufliche Wege. Um diesen Wirtschaftsverkehr der Vielfahrer in

Ausübung des Berufs zuverlässig in die übrigen Verkehrszwecke des Stichtags-

Gesamtverkehrs einpassen zu können, muss berücksichtigt werden, dass nicht alle in

der Stichprobe vorhandenen Erwerbstätigen und Auszubildenden zu diesem Fragen-

komplex befragt werden konnten. In den Hochrechnungsfaktoren für die Wirtschafts-

verkehrswege ist dieser Sachverhalt berücksichtigt. Entsprechend ist für die Fragen

zum Fernverkehr eine zusätzliche Hochrechnungsvariable berechnet worden - auch

um Niveauvergleiche mit anderen Erhebungen zu ermöglichen.

Für alle Variablen nimmt das zur Verfügung gestellte Tabellentool MiT eine interne

weitergehende Nachgewichtung auf der Basis der in der jeweils gewünschten Tabelle

auftretenden fehlenden Antworten („missings“) vor. Die Ergebnisse hieraus beziehen

sich also stets auf alle Haushalte, alle Personen, bzw. die Wege aller Personen in

Deutschland.

Wie hat sich Mobilität verändert?

Dies ist die meistgestellte Frage an die Erhebung MiD 2002; die Beantwortung ist je-

doch nicht trivial. Bei Vergleichen von Stichprobenerhebungen besteht immer die Ge-

fahr, methodisch bedingte Unterschiede irrtümlich inhaltlich zu interpretieren. Vor je-

dem Vergleich ist daher zu prüfen,

• ob die befragten Grundgesamtheiten übereinstimmen und

• ob die erfragten Inhalte vergleichbar sind.

Erst wenn diese Fragen beantwortet sind, können Vergleichswerte daraufhin geprüft

werden, ob die Unterschiede im Verkehr

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 9

• auf geänderte Rahmenbedingungen (z.B. Bevölkerungsstruktur, Motorisie-rung),

• auf Änderungen des Verkehrsverhaltens oder aber

• auf methodische Effekte zurückzuführen sind.

Die Erhebung MiD 2002 hat als erste bundesweite Verkehrsbefragung den Anspruch,

die gesamte Wohnbevölkerung, einschließlich der deutsch sprechenden Ausländer

und aller Kinder zu erfassen. In den bisherigen KONTIV-Erhebungen von 1975/76/77,

1982 und 1989 ist aber nur ein Teil des Verkehrs enthalten. Es fehlen z.B. 1976 und

1982 die Wege der Kinder unter zehn Jahre und 1989 die der Kinder unter sechs Jah-

re. Darüber hinaus ist für alle Vorgänger-Studien bekannt, dass insbesondere der

Wirtschaftsverkehr untererfasst worden ist.1 Die KONTIV 1989 hatte darüber hinaus

weitere Methodeneffekte, so dass sie vielfach in Vergleiche nicht einbezogen werden

kann. Die unterschiedlichen Grundgesamtheiten wirken sich auch auf Strukturverglei-

che aus. Das Fehlen der ausländischen Bevölkerung bedeutet beispielsweise eine

Unterschätzung des Anteils der Kinder an der Bevölkerung und des in Ballungsräu-

men lebenden Anteils der Bevölkerung.

Wie vergleichbar sind die Ergebnisse mit bisherigen Erhebungen?

Bei den Erhebungsinhalten ist trotz der Weiterentwicklungen großer Wert auf die Ver-

gleichbarkeit gelegt worden, so dass die Abgrenzungen und Definitionen zu Stichtag,Weg und Verkehrsmitteln weitgehend übereinstimmen. Auf das Etappenkonzept wird

verzichtet. Mehrere auf einem Weg benutzte Verkehrsmittel werden erfragt, aber nicht

die Umsteigeorte. Auch Aufbereitung und Ableitung zusammenfassender Variablen

wie des hauptsächlich genutzten Verkehrsmittels oder die Zuordnung der Heim- und

Rückwege zu Zwecken entsprechen dem bisherigen Vorgehen. Die Wegezwecke

werden dagegen differenzierter erhoben. Der Zweck „Einkauf“ wird in die zwei Zwecke

„Einkauf“ und „private Erledigung“ unterteilt. Neu ist der Hauptzweck „Begleitung“,

dessen Bedeutung sich u.a. aus der differenzierten Einbeziehung der Wege auch klei-

ner Kinder ergibt. In den früheren Erhebungen waren diese Wege – soweit erfasst –

den Kategorien Freizeit oder Einkauf zugeordnet.

1 Die Grundgesamtheit der KONTIV 1975/76/77, 1982 und 1989 ist die deutschsprachige Wohnbevölkerung. DieErgebnisse wurden auf die deutsche Wohnbevölkerung hochgerechnet. Eine Frage zur Staatsangehörigkeit wurdenur 1989 gestellt.

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10 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Während sich bei den Befragungsinhalten die unterschiedlichen Abgrenzungen inein-

ander überführen lassen, ist die Herstellung der Vergleichbarkeit bei den methodischen

Veränderungen nur bedingt möglich. Es besteht stets ein Dilemma zwischen Ver-

gleichbarkeit und Zeitreihenkonsistenz einerseits und methodischer Weiterentwicklung

und Verbesserungen mit dem Ziel eines vollständigen Abbildes des Personenverkehrs

andererseits. Neben dem Modul für den Wirtschaftsverkehr haben zwei weitereAspekte in MID 2002 große Bedeutung:

• Die vollständige Erfassung der Wege durch die sorgfältige zweistufige Aufnahmeim CATI-Interview und die Interaktion mit den bereits vorher von anderen Haus-

haltsmitgliedern berichteten gemeinsamen Wegen

• sowie die besondere Beachtung der Kategorie mobil / nicht mobil am Stichtag.

Auf weitere methodische Unterschiede, die eher Details betreffen, aber durchaus Aus-

wirkungen auf die Ergebnisse haben können, beispielsweise, dass die Angabe von

Pkw-Mitfahrern als Verkehrsmittel in den KONTIVs 1976 und 1982 nicht als Antwort-

kategorie vorgegeben war, sondern nur als Texteintrag erfolgen konnte, soll hier nicht

weiter eingegangen werden.2

Wie wurde vorgegangen, um einen möglichst direkten Vergleich zu ermögli-chen?

Die inhaltlichen und methodischen Weiterentwicklungen erschweren eine direkte Ge-

genüberstellung zwischen zurückliegenden und aktuellen Ergebnissen. Dies ist für die

meisten Nutzer der Informationen natürlich eine unbefriedigende Situation. Um trotz

dieser Einschränkungen eine möglichst einfach zu handhabende Vergleichbarkeit her-

zustellen, werden im Bericht in den meisten Fällen die bisherigen KONTIV-Erhebungen

mit Schätzungen auf Basis der aktuellen Erkenntnisse ergänzt. Dies betrifft vor allem

Teilgruppen oder Teilbereiche, die bisher in den Erhebungen nicht oder nur teilweise

einbezogen waren (Kinder unter zehn Jahre, ausländische Wohnbevölkerung, Wirt-

schaftsverkehr). Da ihre Größenordnungen auf Basis der aktuellen Ergebnisse bekannt

sind, werden mit diesem Verfahren insbesondere in den Hochrechnungen direkte Ge-

genüberstellungen möglich. Bei der Mehrzahl der außerhalb von hochgerechneten

2 Die methodischen Unterschiede der bisherigen KONTIVs sind dargestellt im Projektbericht Kloas, Kunert: Verglei-chende Auswertungen von Haushaltsbefragungen zum Personenverkehr (KONTIV 1976, 1982, 1989), Berlin 1993,im Auftrage des Bundesministers für Verkehr.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 11

Ergebnissen gezogenen Vergleiche werden dagegen die Auszählungen der MiD 2002

entsprechend angepasst - wie z.B. durch die Darstellung von Teilergebnissen für die

Gruppe der Personen ab zehn Jahre. Wo es möglich und sinnvoll ist, werden also Ver-

gleiche gezogen. In beiden Fällen werden die zur Beurteilung wichtigen, aber in der

vergleichenden Darstellung nicht enthaltenen Parameter bei Bedarf erläutert. Der vor-

liegende Bericht liefert damit Hinweise auf die wesentlichen Veränderungen, die in den

letzten Jahrzehnten den Personenverkehr mit geprägt haben.

Die im Bericht enthaltenen grafischen Darstellungen basieren auf unterschiedlichen

Teilgruppen und beziehen sich nicht nur auf Personen, sondern je nach Zusammen-

hang auch auf Wege, Haushalte oder Fahrzeuge. Der jeweilige Bezug wird in der Ein-

zeldarstellung vermerkt, soweit nicht alle Personen ab 0 Jahre einbezogen werden. Zuberücksichtigen ist auch, dass bei prozentualen Darstellungen aufgrund von Run-

dungsungenauigkeiten nicht immer die exakte Summe „100“ entsteht.

Exkurs: Eckwerte VIZ 1982 und MiD 2002

Abschließend wird in diesem Kapitel eine Gegenüberstellung der Eckwerte von 1982(Verkehr in Zahlen) und 2002 (MiD 2002) für Westdeutschland vorgenommen. Die

Eckwerte für 1982 sind Ergebnisse des DIW-Personenverkehrsmodells, welches bisher

weitgehend mit den Daten der KONTIV 82 arbeitete. Ziel des Modells ist es jedoch, ein

Gesamtbild des Personenverkehrs zu liefern. So ist der in bisherigen KONTIV-

Erhebungen bekanntlich untererfasste Geschäftsverkehr korrigierend angehoben wor-

den,3 die Mobilität der Kinder und der ausländischen Bevölkerung sowie der Urlaubs-

und Luftverkehr wurden ergänzend geschätzt. Damit sind Abgrenzung und Inhalt mitMiD 2002 weitgehend vergleichbar.

Aber auch bei diesem Vergleich gibt es Einschränkungen. So ist der Öffentliche Ver-

kehr im DIW-Modell auf die amtliche Statistik abgestimmt. Auch diese beruht teilweise

auf Schätzungen (z.B. müssen Annahmen zur Nutzungshäufigkeit von Zeitkarten ge-

troffen werden). Vor allem wird in der DIW-Modellrechnung bei ÖSPV und Bahn vom

Prinzip ein Ziel = ein Weg abgewichen. Fahrten, bei denen sowohl Bahn als auch an-

dere Nahverkehrsunternehmen genutzt werden, werden als zwei Wege abgebildet, um

mit der institutionell abgegrenzten Statistik von ÖSPV und Schienenverkehr der Deut-

3 Vgl. dazu Stein, Voigt 1978.

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12 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

schen Bahn vergleichbar zu sein. Auf die anteilig abgebildete Verkehrsleistung - also

die zurückgelegten Kilometer - wirkt sich dies nicht aus.

Abbildung 2.1: Wege am Tag nach Zwecken und Verkehrsarten in West-deutschland 1982 und 2002

Quellen: MiD 2002, Verkehr in Zahlen 1998

33

14

17

20

70

71

37

16

15

4

51

66

Beruf

Ausbildung

Dienstlich

Begle itung/Service

Einkauf

Freizeit

.

.

.

0 10 20 30 40 50 60 70 80

2002 1982

Beruf

Ausbildung

Dienstlich

Begl./Service

Einkauf

Freizeit

Gesamt

0 20 40 60 80 100

Hauptverkehrsmittel

zu Fuß

RadMIV-FMIV-MFÖPV

Anteile der Verkehrsarten (%)Wege am Tag (Mio.)

19822002

Westdeutschland, alle Personen

Eine solche Abstimmung steht für die Ergebnisse der MID 2002 noch aus. Werden die

bisher verfügbaren Ergebnisse zugrunde gelegt, ergibt sich 2002 eine leicht höhere

Verkehrsbeteiligung als 1982. Die Bevölkerungszahl ist um acht Prozent gestiegen,

das Verkehrsaufkommen dagegen um 18 Prozent. Ursache könnte neben anderen

tatsächlichen Entwicklungen auch die bessere Erfassung der kürzeren Begleitwege

sein, denn nur bei den Mitfahrern ist die durchschnittliche Fahrtweite 2002 niedriger als

1982. In allen anderen Verkehrsarten, auch beim nicht motorisierten Verkehr, ist die

mittlere Wegelänge höher als 1982 und somit ist die Verkehrsleistung insgesamt um

zwei Fünftel höher als für 1982 berechnet. Der motorisierte Individualverkehr (Fahrerund Mitfahrer) hat mit einer Zunahme von rund 50 Prozent bei den Fahrten und der

Leistung gleichermaßen die höchsten Änderungsraten. Die anderen Verkehrsarten

haben 2002 niedrigere Aufkommenswerte als 1982, aber höhere Werte bei der Lei-

stung. Die Fahrtenzahl im Öffentlichen Verkehr ist, berücksichtigt man die Doppeler-

fassungen 1982, etwa acht Prozent niedriger als 1982, aber die Verkehrsleistung steigt

(einschl. Fernverkehr) um 13 Prozent.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 13

Abbildung 2.2: Personenkilometer am Tag nach Zwecken und Verkehrsartenin Westdeutschland 1982 und 2002

Quel len: MiD 2002,Verkehr in Zahlen 1998.

496

93

00

340

0

0

1460

0

4440

0

949

0

352

0

1040

0

227

0

031

00

219

00

823

Beruf

Ausbildung

Dienstlich

Begle itung/Service

Einkauf

Freizeit

.

.

.

0 200 400 600 800 1000

2002 1982

Beruf

Ausbildung

Dienstlich

Begl./Service

Einkauf

Freizeit

Gesamt

0 20 40 60 80 100

Hauptverkehrsmittel

zu FußRadMIV-FMIV-MFÖPV

Anteile der Verkehrsarten an der Leistung (%)Kilometer am Tag (Mio.)

19822002

Westdeutschland, alle Personen

In der Betrachtung nach Zwecken zeigen sich beim Aufkommen im Berufs- und Ausbil-

dungsverkehr um zwölf Prozent niedrigere Werte als 1982. Beim Zweck Ausbildung ist

auch die Leistung um diesen Prozentsatz niedriger, die zurückgelegten Personenkilo-

meter im Berufsverkehr steigen dagegen um 41 Prozent, weil die Wegelänge von9,4 Kilometer auf 15 Kilometer steigt. Der Wirtschaftsverkehr hat in MiD 2002 ein um

zehn Prozent höheres Aufkommen und sogar eine um 50 Prozent höhere Verkehrslei-

stung.

Auf die einzelnen Komponenten der Mobilität, die eine Beurteilung dieser aggregierten

Aussagen erst ermöglichen, wird in den folgenden Kapiteln eingegangen.

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14 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 15

3 Grunddaten der Mobilität

Individuelle Mobilität resultiert aus den Bedürfnissen und Möglichkeiten der Menschen

zur Ortsveränderung und zur Teilnahme am Verkehr. Die Potentiale, Ziele außer Haus

anzusteuern, sind neben anderen Einschränkungen durch die zur Verfügung stehende

Zeit begrenzt. Sie werden durch die Lage von Zielen und das Verkehrsangebot mitbe-

stimmt, das wiederum mit der erzielbaren Geschwindigkeit den Aktionsradius des Ein-

zelnen beeinflusst. Zersiedelung und Motorisierungszunahme sind dabei die beiden

gängigsten Stichworte zur Entwicklung der Rahmenbedingungen des Personenver-

kehrs der letzten Jahrzehnte in Deutschland.

Abbildung 3.1: Bestimmungsgrößen des Personenverkehrs

Haushalte– Einkommen– Versorgung

•••

– Netzwerke

Verkehrsverhalten– Mobilität (Wege,

Entfernungen, Zeit)– Zielwahl– Verkehrsmittelwahl

Motorisie-rung

Siedlungs-struktur

Politik Wert-haltung

InformationAngebot

Personen– Ausbildung– Geschlecht– Alter

•– Erfahrungen– Gewohnheiten– Einstellungen

Haushalte– Einkommen– Versorgung

•••

– Netzwerke

Verkehrsverhalten– Mobilität (Wege,

Entfernungen, Zeit)– Zielwahl– Verkehrsmittelwahl

Motorisie-rung

Siedlungs-struktur

Politik Wert-haltung

InformationAngebot

Personen– Ausbildung– Geschlecht– Alter

•– Erfahrungen– Gewohnheiten– Einstellungen

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16 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Die individuellen Bedürfnisse nach Mobilität resultieren aus festgelegten Aktivitäten

oder lassen sich aus selbst bestimmtem Verhalten ableiten - etwa der Besichtigung

touristischer Ziele. Als facettenreich in der Spanne zwischen vorgegeben und selbst

bestimmt können Aktivitäten wie Einkäufe, Arzt- oder Verwandtenbesuche angesehen

werden.

Alle Formen der Mobilität werden schließlich durch die individuellen Lebensumstände

geprägt. Daher wird im nächsten Abschnitt 3.1 zunächst auf diese Rahmenbedingun-

gen der Verkehrsentstehung eingegangen, bevor im Kapitel 3.2 die Mobilitätskenngrö-

ßen dargestellt werden.

Die verschiedenen Einflussfaktoren bestimmen simultan das Verkehrsgeschehen und

sind auch untereinander verknüpft. Dies ist bei der Interpretation der Ergebnisse zuberücksichtigen. Zum Beispiel ist in Ballungsräumen mit höherer Siedlungsdichte nicht

nur das ÖPNV-Angebot besser, auch der Anteil von Einpersonenhaushalten ist höher

und unter anderem deshalb der Anteil der Haushalte ohne Pkw. Eine Beschreibung der

Beziehung der einzelnen Faktoren unter Einbeziehung der Wechselwirkungen setzt

entsprechend komplexe Analysen voraus. Eindimensionale Betrachtungen führen nicht

selten zu Fehlschlüssen.

3.1 Einflussfaktoren der Mobilität

3.1.1 Siedlungsstruktur

Die siedlungsgeografische Struktur und die Verkehrsinfrastruktur haben große Bedeu-

tung für den Personenverkehr. Sie sind mitbestimmend für die Wegelängen, da in dicht

besiedelten Räumen Ziele in eher kürzerer Entfernung vorhanden sind. In den Bal-

lungsräumen ist das Angebot im öffentlichen Personenverkehr (ÖPV) in der Regel

besser als im ländlichen Raum, wo das Auto einen größeren Stellenwert besitzt. Die

topografische Struktur schließlich kann den Fahrradanteil beeinflussen.

Wegen dieser Bedeutung für den Verkehr war die Siedlungsstruktur ein Schichtungs-merkmal bei der Stichprobenziehung (vgl. methodischer Endbericht zur Erhebung MiD2002). In Mobilität in Deutschland 2002 ist damit die Auswertung der Daten in vielfa-

cher regionaler Typisierung möglich. So sind mit Hilfe der Gemeindeschlüssel die Typi-

sierungen der Kreise bzw. Gemeinden nach siedlungsstrukturellen Kriterien des Bun-

desamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (ehemals Bundesforschungsanstalt

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 17

für Landeskunde und Raumordnung (BfLR)) ergänzt worden. Zusätzlich sind erstmals

die BIK-Typen verfügbar, die vor allem städtische Gebiete unter anderen Kriterien als

bei den BBR-Typen in Kern-, Übergangs- und Verdichtungsbereich unterteilen. Die

folgende Übersicht stellt die bei der Stichprobenziehung mit berücksichtigten BBR-

Regionstypen vor (zitiert nach BBR, siehe auch Abbildung 3.2).

Grundtyp I: Agglomerationsräume

1 Hochverdichtete Agglomerationsräume

Regionen mit Oberzentren >100.000 E und Umland-Dichte >300 E/km²: Typisch für

diese regionale Situation sind die polyzentrisch geprägten Agglomerationen wie Rhein-

Ruhr, Rhein-Main-Neckar.

2 Agglomerationsräume mit herausragenden Zentren

Regionen mit Zentren >100.000 E und Umland-Dichte <300 E/km²: Typisch für diese

Situation eines starken Kern-Umland Gefälles sind die Stadtstaaten und ihr Umland.

Neben Berlin, Hamburg, Bremen, München, Hannover, Nürnberg, Dresden und Leipzig

(= überragende Zentren mit ca 500 T E) zählen auch Aachen und Chemnitz zu dieser

Kategorie.

Grundtyp II: Verstädterte Räume

3 Verstädterte Räume höherer Dichte

Regionen mit Dichte >200 E/km²: Verstädterte Regionen, die neben der relativ hohen

Dichte (>200 E/km²) i.d.R. ein großstädtisches Oberzentrum aufweisen oder aber in

der Nachbarschaft solcher Zentren liegen.

4 Verstädterte Räume mittlerer Dichte mit großen Oberzentren

Regionen mit Dichte 100-200 E/km², mit OZ >100.000 E: Regionen mittlerer Dichte, bei

denen „Verstädterung” (bei einer Mindestdichte von ca 100 E/km²) an dem

Vorhandensein einer Großstadt festgemacht wird, und zwar auch dann, wenn die

Region ansonsten relativ gering besiedelt ist.

5 Verstädterte Räume mittlerer Dichte ohne große Oberzentren

Regionen mit Dichte >150 und <200 E/km², ohne Zentrum >100.000 E: Regionen, indenen kein großstädtisches Zentrum vorhanden ist, in denen aber eine größere

Verdichtung als in ländlichen Räumen vorliegt (>150 E/km²).

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18 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Grundtyp III: Ländliche Räume

6 Ländliche Räume höherer Dichte

Regionen mit Dichte >100 E/km²: Regionen, die eine für ländliche Räume relativ hohe

Bevölkerungsdichte und zumeist ein bedeutsames Zentrum aufweisen.

7 Ländliche Räume geringerer Dichte

Regionen mit einer Dichte <100 E/km²: Regionen, die eine insgesamt geringe

Bevölkerungsdichte aufweisen.

Abbildung 3.2: Stichprobensteuerung nach Raumtypen des BBR

Quelle: BBR

Nach Abschluss der Erhebung wurde erstmalig eine Geocodierung von Quelle und Ziel

der Wege durchgeführt. Auf dieser Basis sind die Daten um zusätzliche, stark differen-

zierte LOCAL-Typen ergänzt worden, die das nähere Wohnumfeld charakterisieren.

Schließlich sind die befragten Personen nach der subjektiven Einschätzung der Quali-

tät ihres Wohnumfeldes gefragt worden.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 19

Abbildung 3.3: Haushalte ohne Pkw und Modal-Split nach BBR-Regionstypen2002

Quelle : M iD 2002

4

7

4

12

12

33

27

20

ländl. Räume gering. Dichte

ländl. Räume höherer Dichte

verst. Räume mittl. D. o. O

verst. Räume mittl. D. m. O

verstädt. Räume höh. Dichte

Agglom. m. herausr. Zentren

hochverd. Agglomerationsr.

Deutschland

0 5 10 15 20 25 30 35

32

32

29

32

32

33

30

31

64

63

67

62

62

55

62

61

4

5

4

6

6

12

8

8

0 20 40 60 80 100

NMV

MIV ÖV

Anteile der Verkehrsarten an den Wegen in %Anteil Haushalte ohne Pkw in %

Die Analyse nach Regionstypen ergibt für den öffentlichen Nahverkehr nur in den gro-

ßen Städten einen zweistelligen Anteil am Personenverkehr. Infolgedessen liegt in den

Großstädten auch die Motorisierungsquote der Haushalte mit knapp zwei Dritteln weit

unter dem Bundesdurchschnitt von vier Fünfteln.

Für den Vergleich mit den bisherigen Erhebungen kann auf eine Zusammenfassung

nach vier Gemeindetypen zurückgegriffen werden, die sich aus den 17 Gemeindetypen

des BBR zusammensetzt4. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass 1976 und 1982

der Gemeindetyp kein Schichtungskriterium der Befragung war. In diesen Erhebungen

gab es daher anteilig zu viele Personen aus Oberzentren, in 1982 zu Lasten des An-

teils der Mittelzentren. Beim direkten Ergebnisvergleich von Verkehrsdaten muss diesberücksichtigt werden, denn in Oberzentren wird z.B. der öffentliche Nahverkehr stär-

ker genutzt.

4 Für die Bildung der Regions- und Gemeindetypen vgl. Böltken, F. 1997.

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20 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 3.4: Bevölkerung in Westdeutschland nach Gemeindetypen 1982und 2002

17

17

14

15

22

17

15

15

27

33

37

34

34

34

34

36

1982

2002

0 20 40 60 80 100

Großzentren OberzentrenMittelzentren sonst. Gemeinden

Bevölkerung in Westdeutschland

BBR Bevölkerung 2002

Mobilität in Deutschland 2002 - Bevölkerung ab 10 Jahre

BfLR Bevölkerung 1982

KONTIV 1982 - Bevölkerung ab 10 Jahre

Quellen: BBRKONTIV 1982, MiD 2002.

Im Vergleich der Zahlen der BBR von 1982 und 2002 für Westdeutschland zeigt sich –

bei einer Gesamtzunahme der westdeutschen Bevölkerung um zehn Prozent von 61,5Mio. Einwohnern auf 67,4Mio. – ein relativ und absolut leichter Bevölkerungsrückgang

in den Großzentren und Oberzentren (vgl. Abbildung 3.4). Die Bevölkerungszunahme

entfällt also ausschließlich auf die Mittelzentren und sonstigen Gemeinden. Der Anteil

des ÖPV ist in diesen Gebietstypen nur halb so hoch wie in Oberzentren. Dieser nicht

von den öffentlichen Verkehrsunternehmen zu beeinflussende siedlungsstrukturelle

Effekt muss bei einer Beurteilung der Nachfrageentwicklung im ÖPV berücksichtigt

werden.

3.1.2 Haushalts- und Personenmerkmale

Auch die Struktur von Haushalten und der dort lebenden Personen hat entscheidenden

Einfluss auf das Verkehrsgeschehen. Für Beurteilungen bestimmter zeitlicher Ent-

wicklungen im Verkehrsaufkommen und der Verkehrsleistung ist es notwendig, die

zeitliche Entwicklung dieser Einflussfaktoren zu kennen. Die folgenden Ausführungen

beziehen sich auf Westdeutschland, da nur für diesen Teil der Bundesrepublik ver-

gleichbare Ergebnisse mit der aktuellen Haushaltserhebung vorliegen.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 21

Wie hat sich die Bevölkerungsstruktur in Westdeutschland seit 1982 verändert?

Zwischen 1982 und 2002 sind für Westdeutschland eine Vielzahl struktureller Ände-

rungen zu verzeichnen:

• Die Zahl der Haushalte ist von 25,3 Mio. auf 30,7 Mio. angestiegen. Der Zu-wachs fand ausschließlich bei den kleinen (eine und zwei Personen) Haushal-

ten statt, größere Haushalte hingegen sind weniger geworden (vgl. Abbildung

3.5). Diese Entwicklung zeigt sich nicht nur in den letzten zwanzig Jahren, son-

dern führt den Trend seit den 60er Jahren fort.

• In 32 Prozent der Einpersonenhaushalte lebten 1982 Männer. 2001 liegt dieserAnteil bei 43 Prozent. Der Anteil jüngerer Personen (20 bis 30 Jahre) an denEinpersonenhaushalten betrug 1982 16 Prozent, der Anteil älterer Personen

(ab 75 Jahre) 21 Prozent. Für das Jahr 2002 zeigen sich nahezu gleich hohe

Anteile für beide Gruppen.

Abbildung 3.5: Haushalte in Westdeutschland 1962, 1982 und 2002 nachHaushaltsgröße

4,5

5,8

4,5

3,0

2,4

7,9

7,3

4,5

3,6

2,0

11 ,0

10 ,3

4,3

3,4

1,5

0,0

2,0

4,0

6,0

8,0

10,0

12,0

Erhebung aus dem Jahr

196219822002

Westdeutsche Haushalte in Mio.

Zahl der Personen im Haushalt

1 Person 2 Personen 3 Personen 4 Personen 5 Personenund mehr

Mikrozensus

Quel le : DESTATIS

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22 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Wie entwickelt sich die Motorisierung?

Die Anschaffung eines Autos ist im Haushaltskontext zu sehen. Die steigende Motori-

sierung resultiert dabei aus einem doppelten Effekt: Zum einen ist zwischen 1982 und

2002 der Anteil motorisierter Haushalte größer geworden (vgl. Abbildung 3.6), zum

anderen hat die Mehrfachmotorisierung deutlich zugenommen. So verfügten 1982 zwei

Drittel aller westdeutschen Haushalte über mindestens ein Auto, 17 Prozent über zwei

und mehr Fahrzeuge. Zwanzig Jahre später sind über 80 Prozent der westdeutschen

Haushalte motorisiert, 28 Prozent sogar mehrfach.

Abbildung 3.6: Motorisierung westdeutscher Haushalte 1982 und 2002 nachHaushaltsgröße

67%

29%

11%7%

32%

59%

57%

55%

12% 29%

30%2%

8%

39%

10%

4% 3%

58%

61%

41% 40%

2% 28%

46%44%

0%

1% 10% 13%

0%

25%

50%

75%

100%

Anzahl der PKW im HH

3 und mehr2103 und mehr210

Datenbasis: MiD 2002, KONTIV 1982

Zahl der Personen im Haushalt

1 Person 2 Personen 3 Personen 4 Personenund mehrQuel len: MiD 2002,

KONTIV 1982

Die Quote der Pkw in privaten Haushalten je Führerscheinbesitzer hat sich seit 1982

nur unwesentlich auf etwa 0,75 erhöht, da in diesem Zeitraum sowohl der Fahrzeugbe-

stand als auch die Führerscheinausstattung der Bevölkerung deutlich zulegten. Dieser

Wert von 0,75 liegt allerdings deutlich unter der in den USA ermittelten Quote von 1,1

(personal vehicles per licensed driver). Dort ist eine hohe Führerscheinausstattung derBevölkerung schon lange gegeben. Gleichzeitig nimmt in den USA die Mehrfachmoto-

risierung der Haushalte insbesondere getrieben durch die Differenzierung der Fahr-

zeugtypen noch weiter zu.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 23

Wie viele Bürger verfügen über einen Führerschein?

Neben der Verfügbarkeit eines Pkw bestimmt der Besitz einer Fahrerlaubnis die Mobi-

litätsoptionen einer Person. In Deutschland verfügten im Jahr 2002 87 Prozent aller

Personen zwischen 18 und 74 Jahre über einen Pkw-Führerschein. Allerdings existie-

ren regional, mit dem Alter der Personen sowie zwischen Männern und Frauen deutli-

che Unterschiede: Generell erreichen die jüngeren Jahrgänge bis zu einem Alter von

etwa 40 Jahre fast eine Vollausstattung von über 90 Prozent (vgl. Abbildung 3.7). Mit

steigendem Alter zeigen sich dann jedoch zunehmende Unterschiede sowohl zwischen

den Geschlechtern als auch zwischen Ost- und Westdeutschland. In den höheren Al-

tersklassen haben westdeutsche Männer den höchsten und ostdeutsche Frauen den

geringsten Führerscheinbesitz. Insgesamt ergibt sich für Männer ein Anteil der Führer-scheinbesitzer von 93 Prozent und für Frauen von 81 Prozent.

Abbildung 3.7: Besitz von Pkw-Fahrerlaubnissen 2002 nach West- und Ost-deutschland und insgesamt

Quelle: MiD 2 002

18-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65-69 70-740

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

insgesamtWestOst

Altersgruppen

Personen ab 18 Jahre

Wird die Betrachtung auf Westdeutschland beschränkt, so ist die Entwicklung des Füh-

rerscheinbesitzes im Zeitverlauf darstellbar (vgl. Abbildung 3.8). Im Vergleich zu den

Ergebnissen der KONTIV 1982 ist der Anteil der Führerscheinbesitzer unter den 18 bis

74-jährigen Personen von 67 Prozent auf 88 Prozent gestiegen. Der Anstieg betrug bei

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24 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

den Männern etwa elf, bei den Frauen jedoch 30 Prozentpunkte. Damit liegen erstmals

seit 1989 gesicherte Erkenntnisse zu diesem wesentlichen Einflussfaktor auf die Mobi-

lität vor, die mit weiteren interessierenden Merkmalen verknüpft werden können.

Der Führerschein ist notwendige Voraussetzung zur Nutzung des Fahrzeugs. Im Zeit-

verlauf hat nicht nur die Zahl der Pkw-Führerscheinbesitzer deutlich zugenommen,

auch die Pkw-Verfügbarkeit ist für die Führerscheinbesitzer angestiegen. 1982 hatten

68 Prozent von ihnen ein Auto, 2002 gaben 81 Prozent der Führerscheinbesitzer an,

ständig ein Auto zur Verfügung zu haben.

Abbildung 3.8: Besitz von Pkw-Fahrerlaubnissen in Westdeutschland 1982und 2002 nach Geschlecht

Quellen: MiD 2002,KONTIV 1982

18-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65-69 70-740

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Männer20021982

Altersgruppen 18-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65-69 70-74

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Frauen20021982

Personen ab 18 Jahre

Hat sich seit 1982 die Bevölkerungsstruktur verändert?

Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor auf das Verkehrsgeschehen ist die Zahl der Ein-

wohner und deren Altersstruktur, denn mit dem Alter einer Person ist im Prinzip eine

bestimmte Lebensphase verbunden (z.B. Kind, Rentner). In jeder Lebensphase herr-

schen – im Durchschnitt betrachtet – typische Aktivitätsmuster vor, verknüpft mit ent-

sprechendem Mobilitätsverhalten (z.B. Wegezwecke, Modal-Split). Strukturverände-

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 25

rungen der Bevölkerung haben daher direkte Auswirkungen auf das Verkehrsgesche-

hen (vgl. auch Kapitel 4.1).

Innerhalb von 20 Jahren (1982, 2002) ist die Einwohnerzahl Westdeutschlands um

knapp sechs Mio. Personen auf 67,4 Mio. gestiegen. Dieser Zuwachs um fast zehn

Prozent war begleitet von deutlichen Verschiebungen im Altersaufbau. Die geburten-

starken Jahrgänge der 60er Jahre, die sich 1982 im „Ausbildungsalter“ befanden, ste-

hen zwanzig Jahre später im Erwerbsleben; 2002 hat die Nachkriegsgeneration das

Rentenalter erreicht (vgl. Abbildung 3.9).

Abbildung 3.9: Westdeutsche Bevölkerung 1982 und 2002 nach Altersjahren

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85

19822002

Alter der Personen

0,2

0

0,4

0,6

0,8

1,0

1,2

Quel le: DESTATIS

Die Veränderungen in der Altersstruktur der Einwohner innerhalb dieses Zeitraums

sind noch einmal in zusammengefasster Form in Abbildung 3.10 dargestellt, ergänzt

um die entsprechenden Bevölkerungszahlen aus der KONTIV 82, die seinerzeit auf diedeutsche Wohnbevölkerung hochgerechnet wurde.

Das Fehlen der ausländischen Bevölkerung bei der KONTIV 82 macht sich hauptsäch-

lich in den unteren Altersklassen (bis unter 45 Jahre) bemerkbar. Vergleicht man denHochrechnungsrahmen der KONTIV 82 mit dem von MiD 2002, ergeben sich im Hin-

blick auf die tatsächliche Entwicklung teilweise abgeschwächte (z.B. der Rückgang der

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26 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

10- bis unter 18-Jährigen) und teilweise überzeichnete Entwicklungstendenzen (z.B.

die Zunahme der 25- bis unter 45-Jährigen). Bei Interpretationen der Verkehrsent-

wicklung innerhalb dieses Zeitraums auf Basis der beiden Erhebungen muss dies stets

berücksichtigt werden.

Abbildung 3.10: Westdeutsche Bevölkerung 1982 und 2002 nach Altersklassen

6,5 6,1

14,6 14,7

5,3

3,3

7,3 7,1

17,3

14,6

5,3

3,9

6,05,2

20,7

17,2

6,4

5,0

10-17 18-24 25-44 45-64 65-74 75 und älter0,0

2,0

4,0

6,0

8,0

10,0

12,0

14,0

16,0

18,0

20,0

22,0

KONTIV 82 (Deutsche)19822002

Altersklassen in Jahren

Personen in Mio.

Quel len: MiD 2002, DESTATIS,KONT IV 1982

Die Differenzierung der westdeutschen Bevölkerung nach Lebenszyklusgruppen (Ta-belle 3.1) zeigt, dass – zusätzlich zur Altersstruktur – Veränderungen des Ausbildungs-

und Erwerbsverhaltens innerhalb dieser zwanzig Jahre stattgefunden haben. Bei-

spielsweise zeigt der Mikrozensus 1982 für die 15- bis 17-Jährigen deutlich höhere

Erwerbstätigenquoten im Vergleich zu 2002. Die heutigen Jugendlichen dieser Alters-

klasse gehen also häufiger zur Schule und sind damit seltener erwerbstätig als ihre

Altersgenossen vor zwanzig Jahren.

Auch der starke Rückgang der Hausfrauen/-männer lässt sich auf verändertes Verhal-

ten zurückführen. In durchweg allen Altersjahren sind Frauen ab Mitte zwanzig heute

zu deutlich höheren Anteilen erwerbstätig als im Jahr 1982.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 27

Die Zunahme der Gruppe der Rentner zwischen 1982 und 2002 ist in erster Linie Er-

gebnis der Veränderungen der Altersstruktur. Bei dem Anstieg der Zahl der Erwerbstä-

tigen in diesem Zeitraum wirken sich wiederum die Altersstruktur sowie die gestiegene

Frauenerwerbstätigkeit aus.

Tabelle 3.1: Westdeutsche Bevölkerung (im Alter ab 10 Jahre) nachLebenszyklusgruppen 1982 und 2002

in Tsd. KONTIV 82(Deutsche)

MiD 2002

Schüler(in) (10-u.18J.) 5.141 5.326

Schüler(in)/Student(in) (ab 18J.) 2.450 2.552

Auszubildende(r) 2.027 1.339

Erwerbstätige(r) (ohne Auszubildende) 21.151 28.543

Arbeitslose(r) 994 1.441

Erziehungsurlaub, Wehr-/Zivildienst. - 1.368

Hausfrau/-mann 8.703 4.433

Rentner(in), Pensionär(in) (unter 75J.) 6.418 9.632

Rentner(in), Pensionär(in) (ab 75J.) 2.497 4.955

keine Angabe 2.381 -

anderes - 530

insgesamt 51.762 60.119

Quellen: KONTIV 82, MiD 2002

3.1.3 Fahrzeugausstattung der Haushalte

Während des Haushaltsinterviews ist auch die Anzahl der vorhandenen Fahrzeuge

(Fahrräder, motorisierte Zweiräder, Pkw, Lkw) erfasst worden. Hochgerechnet ergeben

sich 42,8 Mio. Personenkraftwagen, 6,2 Mio. Krafträder, 421 Tsd. Lkw und über 70

Mio. Fahrräder, die den Haushalten zur Verfügung stehen. Das Kraftfahrt-Bundesamt

(KBA) weist zum Januar 2002 einen Bestand von 44,4 Mio. Pkw nach, davon 39,5 Mio.

in der Haltergruppe „Arbeitnehmer und Nichterwerbspersonen“. Vier von fünf Haus-

halten verfügen über mindestens einen Pkw, ebenso viele über mindestens ein Fahr-

rad. Nur jeder zehnte Haushalt hat weder das eine noch das andere Fortbewegungs-

mittel. 13 Prozent der Haushalte geben an, über ein Motorrad zu verfügen.

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28 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Ein Fahrrad hat doch jeder?

Die Ergebnisse aus MiD 2002 und der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS)

zeigen, dass dies nicht immer der Fall ist: Nur in 80 Prozent der bundesdeutschen

Haushalte befindet sich mindestens ein betriebsbereites Fahrrad (vgl. Abbildung 3.11).

In der Summe ergibt dies einen Bestand von 70,1 Mio. Die jährlich vom DIW Berlin

durchgeführte Bestandsschätzung auf Basis von Produktionsziffern, Importen und Ex-

porten kommt für das Jahr 2002 auf 74,1 Mio. Fahrräder. Die Differenz erklärt sich vor

allem durch nicht betriebsbereite Fahrräder, Dienstfahrräder von Unternehmen und

Fahrräder, die zwar zum Haushalt gehören, aber nicht angegeben wurden, da sie bei-

spielsweise zum zweiten Wohnsitz/Ferienhaus gehören.

Abbildung 3.11: Fahrradbesitz von Haushalten in West- und Ostdeutschlandnach Haushaltsgröße 2002

97%

98%

92%

78%

59%

77%

96%

97%

93%

84%

66%

81%

5 und mehr

4

3

2

1

gesamt

0% 20% 40% 60% 80% 100%

WestOst

Haushalte

Personenzahl im Haushalt

Quelle: MiD 2002

Personenzahl im Haushalt

Westdeutsche Haushalte verfügen etwas häufiger über ein Fahrrad als Haushalte in

Ostdeutschland (81 Prozent vs. 77 Prozent), dies gilt insbesondere für kleinere Haus-

halte. Die genannten Ausstattungsraten stimmen gut mit den Ergebnissen der EVS

2003 (80 Prozent West, 74 Prozent Ost) überein.

Im Prinzip gilt: Je mehr Personen in einem Haushalt leben, desto mehr Fahrräder sind

dort verfügbar. Dieser auch für die Pkw-Ausstattung geltende Zusammenhang ist beim

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 29

Fahrrad deutlich enger, denn ein Fahrrad ist - stärker als ein Auto - auf die individuellen

Bedürfnisse der Person (z.B. Kind/Erwachsener, Rahmengröße, Bremsart) zuge-

schnitten. Fahrradtausch zwischen Personen ist somit nicht immer möglich.

Betrachtet man die 80 Prozent der Haushalte, die mindestens ein betriebsbereites

Fahrrad haben, so zeigt sich für die Ein- und Zweipersonenhaushalte, dass es oft so-

gar mehr Fahrräder als Personen gibt (vgl. Abbildung 3.12). Vor dem Hintergrund der

unterschiedlichen Anwendungsbereiche eines Fahrrades und der damit verbundenen

Typenvielfalt (z.B. Rennrad, Mountainbike, Tourenrad, Stadtrad, Kinderrad) ist der Be-

sitz von maßgeschneiderten Fahrrädern und damit eine Mehrfachausstattung durchaus

plausibel.

Abbildung 3.12: Zahl der Fahrräder in fahrradbesitzenden Haushaltennach Haushaltsgröße 2002

3,8

3,4

2,6

2,0

1,3

2,2

4,2

3,6

2,8

2,2

1,4

2,4

Anzahl Fahrräder

5 und mehr

4

3

2

1

gesamt

0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0

WestOst

Haushalte mit Fahrradbesitz

Personenzahl im Haushalt

Quel le: MiD 2002

Wann lernen wir Radfahren?

Das Einstiegsalter liegt bei etwa vier Jahren. Zwei Drittel der Jungen und Mädchen

dieses Alters verfügen über ein Fahrrad. Der Fahrradbesitz nimmt weiter mit zuneh-

mendem Kindesalter zu. Bei den 6- bis unter 10-Jährigen beträgt die Ausstattung über

90 Prozent (vgl. Abbildung 3.13).

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30 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 3.13: Fahrradbesitz nach Altersklassen und Geschlecht 2002

66%

82%

83%

82%

70%

85%

94%

93%

37%

44%

74%

79%

85%

74%

84%

95%

92%

39%

65 Jahre und mehr

60 bis unter 65 Jahre

45 bis unter 60 Jahre

25 bis unter 45 Jahre

18 bis unter 25 Jahre

14 bis unter 18 Jahre

10 bis unter 14 Jahre

6 bis unter 10 Jahre

0 bis unter 6 Jahre

0% 20% 40% 60% 80% 100%

weiblichmännlich

Anteile Fahrradbesitz

Quelle: MiD 2002

Die Möglichkeit der individuellen Motorisierung ab einem bestimmten Alter (ab 15 Jah-

re Moped, ab 18 Jahre Pkw) geht mit einem deutlich nachlassenden Interesse am

Fahrrad einher. Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren verfügen zu gut 70 Prozent

über ein Fahrrad. Bei den älteren Personen (ab 65 Jahre) haben Männer sehr viel öfter

ein Fahrrad als Frauen (66 Prozent vs. 44 Prozent).

Wo steht das Fahrrad in der Nacht und wie leicht ist es zugänglich?

In der Erhebung wurde auch danach gefragt, wo das hauptsächlich genutzte Fahrrad

über Nacht untergestellt ist und wie der „Fahrtantrittswiderstand“ eingeschätzt wird, wie

gut also das Rad von diesem Platz aus nach subjektiver Einschätzung „auf die Straße“

zu bringen ist. Diese Frage richtete sich an Fahrradbesitzer im Alter ab 14 Jahre.

Fahrräder werden in der Nacht ganz überwiegend in abgeschlossenen Räumen unter-

gebracht: zu 84 Prozent im Haus und zu elf Prozent außerhalb des Hauses. Nur

vier Prozent der Räder verbringen die Nacht in einer nicht abgeschlossenen Räumlich-

keit. Der Fahrtantrittswiderstand wird zu über 90 Prozent als gering eingeschätzt, wenn

das Fahrrad außerhalb des Hauses untergebracht ist. Die Fahrradunterbringung in

einem Raum im Haus wird von 83 Prozent der Befragten für leicht befunden,

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 31

14 Prozent sehen diese Lösung jedoch als etwas umständlich an. Generell finden

Frauen den Zugang zum Fahrrad etwas umständlicher als Männer.

Abbildung 3.14: Fahrradnutzung und Fahrradzugänglichkeit 2002

25% 28%

19% 24%

21%

21%26%

16%

16% 11% 20%

18% 13% 26%

16% 14% 33%

19% 7% 27%

leicht

etwasumständlich

sehr umständlich

unterschiedlich

Fahrradnutzung(fast) tägl ich wöchentlich monatl ich seltener nie

Personen ab 14 Jahre

Quelle: MiD 2002

Von den Fahrradbesitzern ab 14 Jahre mit leichtem Zugang zum Fahrrad gab ein

Viertel an, fast täglich das Rad zu benutzen (vgl. Abbildung 3.14). Wird der Fahrtan-

trittswiderstand jedoch als hoch empfunden, sind es nur 16 Prozent, die das Rad fast

täglich nutzen und 33 Prozent fahren dagegen nie. Aber auch bei leichtem Zugang

beträgt der Anteil der nie Radelnden 20 Prozent. Zwischen leichter Zugänglichkeit und

häufiger Nutzung besteht offensichtlich ein Zusammenhang. Allerdings ist Vorsicht

geboten bei der Interpretation von Ursache und Wirkung. Ob mit dem Rad gefahren

wird, mag im Einzelfall von dessen Zugänglichkeit abhängen, generell jedoch dürften

sich Personen mit häufiger Radnutzung auch eher bessere Unterbringungsmöglich-

keiten verschaffen bzw. die vorhandenen Möglichkeiten vielleicht für weniger schlecht

befinden als ein Gelegenheitsradler. Ursache und Wirkung sind hier also schwer von-

einander zu trennen. Bei der Nutzung des Fahrrades spielen darüber hinaus weitere

Faktoren (z.B. körperliche Verfassung, Wetter) eine große Rolle.

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32 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 3.15: Haushalte und Pkw nach dem Haushaltsnettoeinkommen

Quel len: MiD 2002,EVS

15%12%

5%10%

26%

22%

18%18%

18%

19%

18%17%

16%18%

20%18%

14% 17%

21% 20%

11% 12% 19% 17%

EVS 2003 MiD 2002 EVS 2003 MiD 20020%

25%

50%

75%

100%

Netto-Einkommen

3.600 € und mehr pro Monat 2.600 € bis unter 3.600 € 2.000 € bis unter 2.600 € 1.500 € bis unter 2.000 € 900 € bis unter 1.500 € bis unter 900 € pro Monat

Haushalte Pkw-Bestand

Wie hängen Haushaltseinkommen und Fahrzeugbesitz zusammen?

MiD 2002 ermöglicht auch die Differenzierung nach dem Haushalts-Nettoeinkommen.

Erwartungsgemäß sinkt der Anteil von nicht motorisierten Haushalten mit steigendemEinkommen, während die Mehrfachmotorisierung zunimmt. Zwei Drittel der Haushalte

in der obersten Einkommensklasse können über mehrere Pkw verfügen. Zum Ver-gleich der MiD 2002-Ergebnisse nach Einkommenskategorien können die Resultate

der Einkommens- und Verbrauchs-Stichprobe (EVS 2003) herangezogen werden. Es

zeigt sich eine gute Übereinstimmung, wenn die Besonderheiten der Erhebungen be-

rücksichtigt werden.5

5 Der höhere Bestand und die höheren Anteile der niedrigen Einkommensgruppen am Pkw-Bestand in MiD 2002 imVergleich zur EVS dürften sich z.B. daraus ergeben, dass nach im Haushalt verfügbaren Pkw gefragt wurde, nichtnach dem Besitz.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 33

Abbildung 3.16: Haushaltseinkommen und Motorisierung 2002

Quel le: M iD 2002

1,0

3,6

8,4

7,3

6,6

3,3

3,0

4,5

unter 500 pro M onat

500 bis unter 900

900 bis unter 1.500

1.500 b is unter 2 .000

2.000 b is unter 2 .600

2.600 b is unter 3 .000

3.000 b is unter 3 .600

3.600 und m ehr pro Monat

0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0 0 20 40 60 80 100

kein Pkwein Pkw

zwei Pkw

drei und m ehr Pkw

Motorisierung - Anzahl Pkw im Haushalt in %Haushalte in Mio.Haushalte

€ €

€ €

€ €

€ €

€ €

€€

Selbst in den zwei Haushaltsgruppen mit den niedrigsten Einkommen sind ein Drittel

bzw. zwei Fünftel der Haushalte motorisiert. In den anderen Einkommensgruppen sind

die autofreien Haushalte in der Minderheit. Im Durchschnitt über alle Einkommens-

gruppen hat jeder fünfte Haushalt keinen Pkw.

Mit steigendem Einkommen nimmt auch die Mehrfachmotorisierung zu. So sind über

ein Viertel der Zweipersonenhaushalte heute auch mit (mindestens) zwei Pkw ausge-stattet, rund 60 Prozent besitzen ein Auto, jeder zehnte Zweipersonenhaushalt hat kein

Kraftfahrzeug. Gut zehn Prozent der Drei- und Mehrpersonenhaushalte hat auch min-

destens drei Autos.

Wer hat eine Zeitkarte für den öffentlichen Nahverkehr?

Personen ab 14 Jahre sind nach der Fahrkartenart gefragt worden, die sie für Bus und

Bahn überwiegend benutzen. Hochgerechnet haben rund 10,5 Mio. Bundesbürger ab

14 Jahre eine Zeitkarte. Knapp die Hälfte der Befragten, die eine Zeitkarte besitzen,

sind Erwerbstätige oder Auszubildende, knapp 30 Prozent sind Schüler und Studieren-

de, 16 Prozent dieser Stammkunden des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV)

sind Rentner. Die restlichen sieben Prozent der Zeitkartenbesitzer sind Hausfrauen,

Erwerbslose oder andere Gruppen.

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34 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 3.17: ÖPNV-Nutzung und Fahrscheinart 2002

Qu elle: MiD 2002

Schüler(in)

Student(in)

Auszubildende(r)

Erwerbstätige(r)

Arbeitslose(r)

Erzs.urlaub,Wehr-/Zivild.

Hausfrau/-mann

Rentner(in),Pensionär(in)

gesamt

0 20 40 60 80 100

EinzelfahrscheinStreifenkarteWochen-,MonatskarteAbo-,Jahresk.Job-, Semesterticketandere KarteNichtnutzer

Personen ab 14 Jahre

Nur knapp drei Prozent aller Erwerbstätigen haben ein Job-Ticket. Dies sind etwa

15 Prozent der Erwerbstätigen, die den ÖPNV fast täglich nutzen. Zu zwei Dritteln

werden von diesem Personenkreis normale Zeitkarten gekauft. Mit einem Zwei-Drittel-

Anteil haben Studenten den höchsten Ausstattungsgrad mit Zeitkarten. Dies ist vor

allem auf das Semesterticket zurückzuführen, das in 2002 nur in den BundesländernBayern, Sachsen-Anhalt und Berlin bei den Studierenden noch nicht die überwiegende

Fahrausweisart gewesen ist.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 35

3.1.4 FahrzeuginformationenZum ersten Mal sind in einer bundesweiten Personenverkehrserhebung auch detail-

lierte Merkmale für bis zu drei Kraftfahrzeuge im Haushalt erhoben worden. Insgesamtliefert Mobilität in Deutschland 2002 Informationen für fast 34.000 Kfz, die in privaten

Haushalten verfügbar sind; davon 33.500 Pkw und 230 Lkw. Erfasste Merkmale sind

neben anderen Hersteller, Motorleistung, Hubraum, Zulassungsart, Baujahr, Fahrlei-

stung und üblicher Abstellplatz.

Abbildung 3.18: Haushaltsnettoeinkommen und Hersteller der Pkw im Haus-halt 2002

Quellen: MiD 2002, KBA

0 5 10 15 20 25 30

3.600 € und mehr pro Monat 3.000 € bis unter 3.600 € 2.600 € bis unter 3.000 € 2.000 € bis unter 2.600 € 1.500 € bis unter 2.000 € 900 € bis unter 1.500 € 500 € bis unter 900 € bis unter 500 € pro Monat

Marktanteil nach Haushalts-Einkommensklassen in %Vergleich mit Kraftfahrt-Bundesamt ( in %)

Nissan

Peugeot

Toyota

M azda

Fiat

Renault

BMW

Audi

Daim lerChry sler

Ford

Opel

vw

0 5 10 15 20 25

MiD 2002KBA

Die Marktanteile der Pkw-Hersteller zeigen ein nach Einkommensklassen stark diffe-

renziertes Bild. Erwartungsgemäß steigt der Anteil teurerer Fahrzeuge mit höherem

Einkommen (gilt insbesondere für DaimlerChrysler, BMW). Umgekehrt ist vor allem VW

überproportional in Haushalten mit niedrigem Einkommen vertreten.

Das durchschnittliche Alter der Pkw ist nach den Statistiken des KBA in den letzten

Jahren gestiegen. Die Struktur nach Bundesländern zeigt Abbildung 3.19 mit verhält-

nismäßig geringen regionalen Unterschieden.

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36 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 3.19: Durchschnittsalter der Pkw nach Bundesländern 2002

Quelle: M iD 2002

6,4

6,9

6,6

6,7

6,6

6,5

6,4

6,9

6,6

7,0

7,2

6,7

6,4

6,6

6,3

6,5

6,7

Schleswig-Holstein

Hamburg

Niedersa chsen

Bremen

Nordrhein -Westfalen

Hessen

Rheinlan d-Pfalz

Baden-W ürttemberg

Bayern

Saarland

Berlin

Brandenb urg

Mecklenb urg-Vorpommern

Sachsen

Sachsen -Anhalt

Thüringe n

Deutschland

0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0

Fahrzeuge

Fahrzeugalter in Jahren

Wer fährt welches Auto?

Für die im Haushalt detailliert erfassten Fahrzeuge wurde auch nach dem Hauptnutzer

gefragt. Etwas weniger als die Hälfte der Pkw, 45 Prozent, wird überwiegend von

Frauen genutzt. Dabei sind Rover, Fiat und die französischen Hersteller die von Frau-

en bevorzugten Marken. Audi, Porsche, BMW, Saab, Trabant und Wartburg sind da-

gegen die Fabrikate, die mehrheitlich Männer in Anspruch nehmen. Ausgeglichen ist

das Geschlechterverhältnis unter den VW-Nutzern.

Weitere Auswertungsmöglichkeiten können hier nur beispielhaft vorgestellt werden. Soist aus der Unfallforschung bekannt, dass jüngere Männer mit Abstand die höchsten

Unfallraten aufweisen. Während die Pkw von weiblichen Jugendlichen ein durch-

schnittliches Alter haben, fahren die männlichen Jugendlichen deutlich ältere Autos.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 37

Abbildung 3.20: Pkw-Nutzung nach Geschlecht und Hersteller 2002

Quelle: MiD 2002

Durchschnitt

Trabant

Porsche

Audi

BMW

Daimler

VW

Renault

Peugeot

Fiat

0 20 40 60 80 100

Hauptnutze r in %männlichweiblich

Fahrzeuge

Abbildung 3.21: Mittleres Pkw-Alter in Jahren nach Alter und Geschlecht desHauptnutzers 2002

Quelle: MiD 2002

7,8

6,8

6,4

6,5

6,7

6,7

6,7

6,7

6,6

6,8

7,6

6,7

18-u.25 J.

25-u.45 J.

45-u.60 J.

60-u.65 J.

65 J.und mehr

gesamt

0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0

Hauptnutzer

weiblichmännlich

Fahrzeug-alter inJahren

Fahrzeuge

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38 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Welche Informationen gibt es zu Antriebsart und Fahrleistung?

In den letzten Jahren sind die Zulassungszahlen von Diesel-Pkw besonders stark ge-stiegen. Dies zeigt sich auch in den MiD 2002-Ergebnissen: Im Erhebungsjahr er-

reichte der Diesel-Anteil bei Neufahrzeugen ein Drittel, während er bei Pkw, die fünf

Jahre und älter sind, um etwa zehn Prozent schwankt.

Dieselfahrzeuge sind besonders für Vielfahrer wirtschaftlich. So übersteigt die durch-

schnittliche genannte Jahresfahrleistung bei Diesel-Pkw mit knapp 23.000 Kilometern

den Durchschnittswert für „Benziner“ um drei Viertel. Auch bei neuen Diesel-Pkw liegt

sie deutlich über dem Wert für mit Vergaserkraftstoff angetriebene Pkw. Die Vermu-

tung, dass zunehmend auch Haushalte, die keine hohe Jahresfahrleistung erzielen, aufDieselfahrzeuge umsteigen, wird durch MiD 2002 nicht bestätigt: Die niedrigere Jah-

resfahrleistung älterer Fahrzeuge (rund 13.000 Kilometer gegenüber 18.000 Kilometern

bei neueren Fahrzeugen, roter Balken) ergibt sich überwiegend aus dem Diesel-Anteil,

während sie bei Pkw mit Benzinmotor nahezu unabhängig vom Fahrzeugalter um

13.000 Kilometer jährlich liegt.

Abbildung 3.22: Durchschnittliche Jahresfahrleistung der Pkw nach Baujahrund Antriebsart 2002

Quel le : MiD 2002

68

71

75

81

86

88

89

90

88

90

89

92

88

85

32

29

25

18

13

11

10

10

12

9

10

8

12

15

2002

2001

2000

1999

1998

1997

1996

1995

1994

1993

1992

1991

vor 1991

gesamt

0 20 40 60 80 100

Benzin

Diesel

0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 35000

gesamtDieselBenzin

durchschnittliche Jahresfahrleistung in kmAnteile der Antriebsarten nach Baujahr in %Fahrzeuge

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 39

3.2 Mobilitätskenngrößen

3.2.1 Generelle Verkehrsmittelnutzung

Noch vor der Hauptaufgabe der Analyse auf Wegeebene können auf Basis von Mobi-

lität in Deutschland 2002 generelle Verhaltensbeschreibungen hinsichtlich der Mobilität

getroffen werden. Im Rahmen einer KONTIV-Befragung besteht diese Möglichkeiterstmalig. Über die stichtagsbezogene Wegeerfassung hinaus wurden dazu auf Perso-

nenebene Fragen zur

• üblichen Nutzung von Auto, Fahrrad sowie Bus und Bahn

• Bewertung der Anbindungsqualität mit dem Auto sowie Bus und Bahn

gestellt. Während das Verhalten am Stichtag nur in der Gesamtheit für alle Befragten

ein Ergebnis liefert und nicht für individuelle Typisierungen geeignet ist, können die

generellen Verhaltensvariablen zur Einordnung der Befragten in bestimmte Zielgrup-

pen genutzt werden. Das folgende Schema zeigt diese beiden Analyseebenen in der

Gegenüberstellung. Bevor die Ergebnisse auf Wegeebene detailliert vorgestellt wer-

den, sollen zunächst die zentralen Kennwerte zum generellen Verhalten auf Persone-

nebene (ab 14 Jahre) vorgestellt werden.

Abbildung 3.23: Unterscheidung generelles Verkehrsmittelwahlverhaltenund Stichtag

Quelle: MiD 2002

Verkehrsmittel-wahlverhalten am Stichtag

Frage nach der üblichenNutzungshäufigkeit (imSchnitt), nutzbar z.B. fürZielgruppenbestimmmungim ÖPNV-Market ing

in bisherigen KONTIV-Studien nicht erhoben

generellesVerkehrsmittel-wahlverhalten

differenzierte Abfragealler Wege am Stichtag,nutzbar zu Hochrech-nungszwecken

für individuelleTypisierung nicht zuverwenden, da dasVerhalten am Stichtagnicht das typischeVerhalten der jeweiligenPerson sein muss

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40 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Wie oft sitzen die Bundesbürger hinter dem Steuer?

Die generelle Nutzung des Autos unterscheidet sich sowohl zwischen Ost- und West-

deutschland sowie den einzelnen Bundesländern relativ deutlich. Im Westen der Bun-

desrepublik sitzen 56 Prozent der Bürgerinnen und Bürger täglich oder fast täglich

hinter dem Steuer oder sind Mitfahrer (vgl. Abbildung 3.24). In den östlichen Bundes-

ländern liegt dieser Anteil nur bei 49 Prozent. Selten oder nie mit dem Auto unterwegs

sind im Bundesschnitt neun Prozent der Bevölkerung – im Westen acht und im Osten

elf Prozent.

Die Unterschiede zwischen den Bundesländern gehen auf ein im weiteren Verlauf noch

näher zu betrachtendes Ost-West-Gefälle sowie die jeweiligen Gebietsstrukturen zu-

rück. Am kleinsten ist die Gruppe der täglichen Auto-Nutzer in den drei StadtstaatenBerlin, Hamburg und Bremen mit Werten von jeweils etwa 40 Prozent. Dafür umfassen

die Segmente der Selten- oder Nicht-Nutzer zusammengenommen hier fast ein Fünftel

der Bevölkerung ab 14 Jahre.

Abbildung 3.24: Übliche Nutzung des Autos nach Bundesländern

Berlin

BremenHamburg

BrandenburgMecklenburg-Vorpommern

Thüringen

Sachsen-AnhaltSachsen

Schleswig-Holstein

NiedersachsenBayern

Nordrhein-Westfalen

Baden-WürttembergHessen

Rheinland-Pfalz

Saarland

OstWest

insgesamt

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Pkw-Nutzung

(fast) täglichwöchentlichmonatlich

seltenernie

Quelle: MiD 2002

Personen ab 14 Jahre

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 41

Die siedlungsstrukturbedingten Unterschiede spiegeln sich auch in der Differenzierung

des Ergebnisses nach verschiedenen Gebietstypen wider. Am niedrigsten fällt der An-

teil täglicher Autonutzer in den Agglomerationsräumen mit herausragenden Zentren

aus. Hier bleibt er knapp unter der 50-Prozent-Marke. In allen anderen Bereichen

überspringt er diesen Wert.

Abbildung 3.25: Übliche Nutzung des Autos nach Gebietstypen

ländliche Räume geringerer Dichte

ländliche Räume höherer Dichte

verst. Räume mittl. Dichte ohne Oberzentren

verst. Räume mittl. Dichte mit Oberzentren

verst. Räume höherer Dichte

Agglomerationsräume mit Zentren

hochverdichtete Agglomerationsräume

Ost

West

insgesamt

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Pkw-Nutzung(fast) täglichwöchentlichmonatlichseltenernie

Personen ab 14 Jahre

Quelle: MiD 2002

Wie häufig werden Busse und Bahnen in Anspruch genommen?

Bei der Betrachtung der generellen Nutzungshäufigkeit des öffentlichen Personennah-verkehrs (ÖPNV) ergibt sich ein nahezu umgekehrtes Bild (vgl. Abbildung 3.26). In den

drei Stadtstaaten Hamburg, Berlin und mit etwas größerem Abstand Bremen können

anteilig die meisten regelmäßigen ÖPNV-Nutzer gezählt werden. In Berlin und Ham-

burg ist etwa jeder Zweite zumindest einmal wöchentlich mit Bus oder Bahn unterwegs.

In Bremen liegt die Summe dieser beiden Gruppen etwas über 40 Prozent. Im Bundes-

schnitt zählt nur jeder Vierte zu diesen häufigen ÖPNV-Kunden. Am geringsten fallen

die Nutzeranteile in den Flächenländern ohne größere Ballungsgebiete aus. Die in

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42 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

dicht besiedelten Gebieten auch deutlich bessere ÖPNV-Angebotsstruktur spiegelt sich

in den Nutzungshäufigkeiten wieder.

Auffällig ist auch hier der bestehende Ost-West-Unterschied. Er zeigt sich insbesonde-

re im unterschiedlichen Umfang der Nicht-ÖPNV-Nutzer. Diese Gruppe umfasst in den

westlichen Bundesländern 44 und in den östlichen Ländern 50 Prozent. Bei beiden

Kennwerten – allgemeine Pkw- und ÖPNV-Nutzung – zeichnet sich also eine etwas

höhere Verkehrsbeteiligung in den alten Bundesländern ab. Sie hängt nicht nur von

den etwas städtischer geprägten Siedlungsstrukturen in Westdeutschland sondern

auch von einer Reihe zusätzlicher Faktoren ab, wie in den weiteren Kapiteln des Be-

richts noch dargestellt wird.

Abbildung 3.26: Übliche Nutzung des ÖPNV nach Bundesländern 2002

Sachsen-Anhalt

Niedersachsen

Mecklenburg-Vorpommern

Thüringen

Rheinland-PfalzSchleswig-Holstein

Brandenburg

Sachsen

Baden-Württemberg

Bayern

Nordrhein-Westfalen

Saarland

Hessen

Bremen

Hamburg

Berlin

Ost

West

insgesamt

0% 20% 40% 60% 80% 100%

ÖPNV-Nutzung

(fast) täglichwöchentlichmonatlichseltenernie

Personen ab 14 Jahre

Qu elle: MiD 2 002

Die Differenzierung nach Gebietstypen zeigt besonders hohe ÖPNV-Nutzungsquoten

in den Agglomerationsräumen. Tägliche und wöchentliche ÖPNV-Kunden umfassen

hier zusammen etwa ein Drittel der Bevölkerung. Die Nicht-Nutzer-Anteile liegen wie-

derum in den verstädterten Räumen mit mittlerer Dichte sowie in den ländlichen Räu-

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 43

men deutlich höher als im Bundesschnitt. Sie umfassen in diesen vier Gebietstypen

überall mehr als 50 Prozent, während der Bundeswert „nur“ ein Niveau von 45 Prozent

erreicht.

Abbildung 3.27: Übliche Nutzung des ÖPNV nach Gebietstypen 2002

ländliche Räume geringerer Dichte

ländliche Räume höherer Dichte

verst. Räume mittl. Dichte ohne Oberzentren

verst. Räume mittl. Dichte mit Oberzentren

verst. Räume höherer Dichte

Agglomerationsräume mit Zentren

hochverdichtete Agglomerationsräume

Ost

West

insgesamt

0% 20% 40% 60% 80% 100%

ÖPNV-Nutzung

(fast) täglichwöchentlichmonatlichseltenernie

Personen ab 14 Jahre

Qu elle: MiD 2 002

Wie sieht es bei der Fahrradnutzung aus?

Als drittes Verkehrsmittel wurde das Fahrrad in die Befragung zur Nutzungshäufigkeit

einbezogen. Hier fallen die Unterschiede geringer aus. Im Bundesschnitt zählen 19

Prozent zu den (fast) täglichen Fahrradnutzern – im Osten 18 und im Westen 20 Pro-

zent (vgl. Abbildung 3.28). Die Selten- und Nie-Nutzer umfassen zusammen einheitlich47 Prozent. Diese Anteile unterscheiden sich zwischen den Gebietstypen weniger als

bei der Auto- und ÖPNV-Nutzung. Lediglich in den ländlichen Räumen geringerer

Dichte spielt das Fahrrad eine etwas wichtigere Rolle als im Durchschnitt der Republik.

Der Nicht-Nutzer-Anteil sinkt hier auf 29 Prozent. Entscheidender für das Niveau der

Fahrradnutzung sind jedoch topografische Bedingungen sowie die jeweilige Bevölke-

rungsstruktur (z.B. an Hochschulstandorten).

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44 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 3.28: Übliche Nutzung des Fahrrads nach Gebietstypen 2002

ländliche Räume geringerer Dichte

ländliche Räume höherer Dichte

verst. Räume mittl. Dichte ohne Oberzentren

verst. Räume mittl. Dichte mit Oberzentren

verst. Räume höherer Dichte

Agglomerationsräume mit Zentren

hochverdichtete Agglomerationsräume

Ost

West

insgesamt

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Fahrrad-Nutzung

(fast) täglichwöchentlichmonatlichseltenernie

Personen ab 14 Jahre

Quelle: MiD 2002

Wie gut sind die täglichen Ziele erreichbar?

Auf Personenebene wurden zusätzlich zur generellen Nutzungshäufigkeit unterschied-

licher Verkehrsmittel einige Einschätzungen zur Verfügbarkeit des öffentlichen Nahver-

kehrs erfragt. Dazu zählt eine subjektive Bewertung der Anbindungsqualität der übli-

chen Ziele im Vergleich zum Auto.

Das in Abbildung 3.29 dargestellte Ergebnis zeigt auf der rechten Seite die deutlich

bessere Bewertung für die Erreichbarkeit üblicher Ziele mit dem Auto. Nahezu 90 Pro-

zent der Befragten geben an, ihre üblichen Ziele mit dem Auto sehr gut oder gut errei-

chen zu können. Zwischen den Regionstypen bestehen dabei keine bedeutsamen

Unterschiede. Das Niveau ist einheitlich hoch. Ungünstiger fällt dagegen die Einschät-

zung für Bus und Bahn aus. Hier schätzt im Durchschnitt nur jeder zweite Befragte die

Erreichbarkeit der Ziele mit diesen Verkehrsmitteln als mindestens gut ein. Ein besse-

res Ergebnis wird nur in den Agglomerationsräumen erzielt, wo etwa 60 Prozent der

Befragten „im grünen Bereich“ liegen. Doch auch in diesen Regionen mit einer in der

Regel höheren Verkehrsbelastung der Straßen korrespondiert die bessere Erreichbar-

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 45

keit von Zielen mit dem ÖPNV nicht mit ungünstigeren Urteilen für das Auto. Aus-

schlaggebend für die dort geringfügig schlechteren Auto-Werte ist vor allem der höhere

Anteile von Nicht-Autobesitzern und weniger eine subjektiv schlechtere Erreichbarkeit-

seinstufung.

Abbildung 3.29: Erreichbarkeit der üblichen Ziele mit ÖPNV und Auto 2002

ländliche Räume geringerer Dichte

ländliche Räume höherer Dichte

verst. Räume mit tl. Dichte ohne Oberzentren

verst. Räume mit tl. Dichte mit Oberzentren

verst. Räume höherer Dichte

Agglomerationsräume mit Zentren

hochverdichtete Agglomerationsräume

Ost

West

insgesamt

0% 20% 40% 60% 80% 100% 0% 20% 40% 60% 80% 100%

Erreichbarkeit üblicher Zielesehr gutguteinigermaßenschlechtsehr schlechtweiß nichtAuto nie verfügbar

mit dem Automit dem ÖPNV

Personen ab 14 Jahre

Quel le: MiD 2002

Wie weit ist der Weg zur nächsten Haltestelle?

Zusätzlich zur subjektiven Einschätzung der Zielerreichbarkeit mit unterschiedlichen

Verkehrsmitteln wurden Fragen sowohl nach der Dauer des Fußwegs als auch der

Entfernung zur nächstgelegenen Haltestelle von der Wohnung der Befragten gestellt(vgl. Abbildung 3.30). Die Antworten zeigen – dargestellt anhand der mittleren Minu-

tenanzahl für die geschätzte Entfernung – ein relativ einheitliches Ergebnis für den Bus

und deutliche Unterschiede für die Bahnhaltepunkte. Die Bushaltestellen sind im

Schnitt sechs Minuten Fußweg entfernt. Nur geringfügig besser mit knapp sechs Mi-

nuten fällt der Wert in den Agglomerationsräumen aus. Bei den Bahnhaltestellen vari-

iert der Mittelwert zwischen mehr als 50 Minuten in den ländlichen Gebieten und knapp

20 Minuten in den Ballungsräumen. Entscheidender als die Fußwegentfernung ist al-

lerdings zumindest beim Busverkehr die Taktfrequenz an der jeweiligen Haltestelle. Sie

fällt in den Gebieten mit höherer Siedlungsdichte in der Regel deutlich besser aus. Für

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46 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

die noch ausstehende sekundäranalytische Bearbeitung derartiger Fragestellungen

bieten die Geokoordinaten der Wohnadressen der einbezogenen Haushalte bei einer

Kombination mit regionalen Liniennetzen eine gute Grundlage (vgl. Kapitel 2).

Abbildung 3.30: Fußwegentfernung zu Haltestellen 2002

6,6

6,7

6,8

6,9

6,2

5,7

5,7

6,5

6,0

6,1

51,3

35,8

35,0

32,4

36,1

19,0

22,9

21,6

28,7

27,3

ländlich e Räume geringerer Dichte

ländlich e Räume höherer Dichte

verst. Räume mi ttl. Dichte ohne Oberzentren

verst. Räume mi ttl. Dichte mit Oberzentren

verst. Räume höherer Dich te

Ag glomerationsräume mit Zentren

ho chverdich tete Agglomerationsräume

Ost

West

insgesamt

0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0

Fu ßweg entfernung (Min.) zur

Bahnhalteste lleBushaltestelle

Persone n ab 1 4 Jah re

Qu elle: M iD 20 02

Gibt es bestimmte Mobilitätsstile?

Die bisherige Darstellung zeigt aufschlussreiche Unterschiede bei der Betrachtung der

Nutzungshäufigkeit und den Zugangsmöglichkeiten zu einzelnen Verkehrsmitteln. Eine

differenziertere Beschreibung muss die Einzelergebnisse miteinander kombinieren.Ebenfalls auf Personenebene wird daher aus den Ergebnissen der Befragung eine

Zielgruppensegmentation abgeleitet, die zwischen verschiedenen Mobilitätstypen un-

terscheidet. Für diese Segmentation werden folgende Merkmale miteinander ver-

schränkt:

• die generelle ÖPNV-Nutzungshäufigkeit (Personenebene),

• die Pkw-Verfügbarkeit,

• die Fahrradnutzung und

• die Bewertung der Erreichbarkeit der üblichen Ziele.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 47

Abbildung 3.31 zeigt, wie diese Variablen stufenweise miteinander verknüpft werden.

Ergebnis ist die Differenzierung nach sieben unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen.

Die Kundschaft des öffentlichen Nahverkehrs wird durch drei dieser Gruppen gebildet.

Sie umfasst in der Summe ein Drittel der Bevölkerung. Acht Prozent entfallen auf

„ÖPNV-Captives“, also ÖPNV-Kunden, die kein Auto besitzen oder nutzen können.

Weitere acht Prozent umfasst das Segment der „ÖPNV-Stammkunden“. Sie verfügen

zwar über ein Auto, entscheiden sich aber trotzdem (fast) täglich für Bus oder Bahn.

Mehr als doppelt so groß ist mit 18 Prozent die Gruppe der „Gelegenheitskunden“, die

die ÖPNV-Angebote trotz individueller Autoverfügbarkeit zumindest einmal in der Wo-

che nutzt.

Abbildung 3.31: Verkehrsmittel-Nutzersegmente 2002

ÖV-Potential

ÖV-Gelegen-heitskunden

Verkehrsmittel-Nutzung

ÖPNV-Nutzung

Erreichbarkeitder Ziele mit

ÖPNVwöchentlich sehr gut / gut sch le ch ter(fast) täglich

seltene r alswöchentlich mitÖPNVunterweg s

janein

31%24%18%8%8%

Fahrrad-fahrer

ÖV-Captives

ÖV-Stamm-kunden

IV-Stamm-nutzer

(fast) täglich Fah rrad

PKWverfügbar

seltene r

Bevölkerung ab 14 Jahre

Wenig-Mobile

min destenswöchentlichÖPNV

5%6%

Personen ab 14 Jahre

Quel le: M iD 2002

Alle übrigen Segmente weisen aus unterschiedlichen Gründen eine deutlich geringere

Affinität zum öffentlichen Nahverkehr auf. Dieses Spektrum reicht von den „Wenig-

Mobilen“ mit einem Anteil von sechs Prozent, zu denen überwiegend ältere Menschen

zählen, über die „Fahrradfahrer“, die sich von den „ÖPNV-Captives“ durch die tägliche

Nutzung des Fahrrads unterscheiden, bis hin zu Personen, die weitgehend auf das

Auto festgelegt sind.

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48 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Anders als das 31 Prozent umfassende Segment der IV-Stammnutzer (gemeint ist hier

der Individualverkehr mit Pkw und motorisierten Zweiträdern), denen nach eigener Ein-

schätzung keine adäquaten ÖPNV-Angebote zur Verfügung stehen, stuft die 24 Pro-

zent umfassende Gruppe des „ÖV-Potentials“ die Erreichbarkeit seiner Ziele mit Bus

oder Bahn zumindest als „gut“ ein.

Abbildung 3.32: Nutzersegmente nach Regionstypen 2002

län dliche Räume geringerer Dichte

län dliche Räume höherer Dichte

verst. Räume mittl. Dichte ohne Oberzentren

verst. Räume mittl. Dichte mit Oberzentren

verst. Räume hö herer Dichte

Agglomeratio nsräume mit Z entren

hochverdichtete Agglomeration sräume

Ost

West

insgesamt

0% 20% 40% 60% 80% 100%

NutzersegmenteWenig-MobileFahrradfahrerÖPNV-CaptivesStammkundenGelegenheitskundenÖPNV-PotentialIV-Stammnutzer

Personen ab 14 Jahre

Quel le: M iD 2002

Die Differenzierung nach Teilgebieten fasst die bisher festgestellten Unterschiede hin-

sichtlich der generellen Verkehrmittelnutzung zusammen. Abbildung 3.32 zeigt hin-

sichtlich der abweichenden Ergebnisse für West- und Ostdeutschland zwei hervorzu-

hebende Unterschiede:

• in den ostdeutschen Bundesländern ist der Anteil der Wenig-Mobilen um dreiProzentpunkte höher als im Westen (acht gegenüber fünf Prozent)

• und der Anteil der ÖPNV-Gelegenheitskunden liegt im Westen mit 19 Prozentdeutlich höher als im Osten mit 14 Prozent – dafür ist das verbleibende ÖPNV-

Potential mit 24 gegenüber 26 Prozent etwas geringer, was für eine höhere

ÖPNV-Marktdurchdringung spricht.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 49

Bei den Regionstypen sind insbesondere die Unterschiede zwischen den drei Seg-

menten der verschiedenen ÖPNV-Nutzer einerseits und dem Umfang des Segments

der IV-Stammnutzer von Bedeutung. Die Agglomerationsräume weisen deutlich höhere

ÖPNV-Kundenanteile auf, die mit niedrigeren Anteilen für die IV-Stammnutzer korre-

spondieren. Die Relation beträgt etwa 20:50 (IV-Stammnutzer zu ÖPNV-Kunden). Eine

weitere Abstufung stellen die verstädterten Räume sowie die ländlichen Gebiete mit

höherer Dichte dar. Hier liegt der Anteil der IV-Stammnutzer einheitlich bei etwa 40

Prozent und der der ÖPNV-Kunden bei 30 Prozent. In den verstädterten Räumen ohne

Oberzentren und den ländlichen Räumen geringerer Dichte verschiebt sich dieses

Verhältnis weiter zugunsten des Autos und liegt etwa bei 55:25.

Die vorgenommene Segmentation ermöglicht bei der Verknüpfung mit soziodemografi-schen Merkmalen über die regionale Differenzierung hinaus zahlreiche weitere Analy-

sen. Diese werden in Abschnitt 4.5 vorgestellt. Zunächst soll die Betrachtung jedochauf Basis der Ergebnisse auf Wegeebene fortgeführt werden.

3.2.2 Mobilitätsquoten (Außer-Haus-Anteile)

Die bisherige Darstellung der Verkehrsbeteiligung erfolgte auf der Basis generalisie-render Fragen auf Personenebene. Die folgenden Darstellungen beziehen sich dage-

gen auf die Stichtagsergebnisse der Wegeerhebung. Sie liefern im Gegensatz zu den

Fragen auf Personenebene auf einzelne Perioden oder ein gesamtes Jahr hochre-

chenbare Angaben zu Wegestrukturen. Einbezogen werden dabei alle Wege ein-

schließlich der Fußwege.

Wie viele Menschen sind täglich unterwegs?

Aufgrund der komplexen Regeln bei der Erfassung der Wege am Stichtag - abhängig

vom Bearbeitungsstatus des für den Stichtag zur Verfügung gestellten Wegeblattes

und dem zeitlichen Abstand des Interviews vom Stichtag - wurde die Wegeerfassung

innerhalb des Personeninterviews - wie oben bereits dargestellt - nicht für alle Befrag-

ten durchgeführt. Im Zweifel wurde auf die Wegeerfassung dann verzichtet, wenn zuvermuten war, dass der oder die Befragte nur „Schätzergebnisse“ mitteilen konnte.

Zusammengefasst gab es neben der Unterscheidung zwischen persönlichen und stell-

vertretenden Interviews (Wegeblatt unabhängig vom zeitlichen Abstand obligatorisch)

drei wesentliche Kriterien, die in unterschiedlichen Kombinationen zu einer Nichterfas-

sung der Wege führen konnten: ein zu großer zeitlicher Abstand zwischen Stichtag und

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50 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Interview, ein bei der Durchführung des Interviews nicht vorliegendes Wegeblatt oder

ein Aufenthalt am Stichtag komplett außerhalb Deutschlands.

Bei den ersten beiden Gründen wurden die Wege nicht erfasst und die Person fiel aus

der Wegeerfassung heraus. Ausschlaggebend war die Überlegung, im Zweifel diese

Wege gar nicht, anstatt mit hoher Wahrscheinlichkeit ungenau zu erheben. Dies gilt für

13 Prozent der Interviews auf Personenebene. Im Rahmen der Auswertung konnte der

Wegewert für solche Personen, die sich am Stichtag ganztägig außerhalb der Bundes-

republik aufgehalten hatten, bezogen auf die zu messende Mobilität in Deutschland auf

„0“ gesetzt werden. Die durch diese Erfassungsregeln bedingten Effekte werden im

Rahmen der Hochrechnung ausgeglichen, so dass jeweils Ergebnisse bezogen auf die

Gesamtheit der bundesdeutschen Bevölkerung von 82,4 Mio. Bürgerinnen und Bürgernausgewiesen werden können.

Abbildung 3.33: Mobilitätsquoten (Außer-Haus-Anteil) der Bevölkerung nachWochentag 2002

25%

18%

11%

11%

12%

11%

12%

15%

14%

14%

75%

82%

89%

89%

88%

89%

88%

85%

86%

86%

Sonntag

Samstag

Freitag

Donnerstag

Mittwoch

Dienstag

Montag

Ost

West

insgesamt

0% 20% 40% 60% 80% 100%

am Stichtag:

nicht mobilmobil

Personen ab 0 Jahre

Quelle: MiD 2002

Im Wochendurchschnitt sind täglich 86 Prozent der Bundesbürger mindestens zu ei-

nem kurzen Fußweg außer Haus. Hochgerechnet entspricht dies einer Summe von

70,7 Mio. Menschen. 11,7 Mio. sind dagegen an einem beliebigen Stichtag im Schnitt

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 51

nicht mobil, verlassen ihre Wohnung also an diesem Tag gar nicht. Diese Mobilität va-

riiert deutlich in Abhängigkeit vom Wochentag. In der Kernwoche (Montag bis Don-

nerstag) liegt der Anteil der nicht Mobilen bei 11 bis 12 Prozent. Am Samstag steigt er

auf 18 und am Sonntag auf 25 Prozent (vgl. Abbildung 3.33).

Spielt das Wetter eine Rolle?

Die Befragung ermöglicht eine Differenzierung der Mobilitätsquoten nach den Wetter-

verhältnissen am Stichtag. Diese erfolgt anhand der subjektiven Zuordnung durch die

Befragten. Für die drei vorgegebenen Wetterverhältnisse „sonnig“, „leicht bewölkt“ und

„stark bewölkt“ ergeben sich keine Unterschiede bei der Mobilitätsquote. Sie liegt je-

weils bei etwa 87 Prozent. An Regentagen allerdings sinkt sie auf 85 und an Tagen mit

Schneefall sogar auf 78 Prozent. Nicht unbedingt erforderliche Wege werden also beiungünstigen Wetterverhältnissen häufig nicht unternommen.

Abbildung 3.34: Mobilitätsquoten der Bevölkerung nach Wetterverhältnissenam Stichtag 2002

22%

15%

13%

12%

13%

14%

78%

85%

87%

88%

87%

86%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

am Stichtag:

nicht mobilmobil

insgesamt

Personen ab 14 Jahre

Quel le : MiD 2002

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52 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Wie mobil sind unterschiedliche Bevölkerungsgruppen?

Die Gesamtergebnisse zu den Mobilitätsquoten unterscheiden sich zwischen West-

und Ostdeutschland, den einzelnen Bundesländern und den Regionstypen nur unwe-

sentlich. Aufschlussreicher sind dagegen die Unterschiede zwischen einzelnen Bevöl-

kerungsgruppen. Abbildung 3.35 zeigt daher die wochentagsübergreifenden Ergebnis-

se differenziert nach der Lebensphase des Haushalts.

Die geringste durchschnittliche Mobilität haben nach diesem Ergebnis die alleinstehen-

den Rentner. Von ihnen sind im Schnitt 29 Prozent bezogen auf einen beliebigen

Stichtag nicht mobil, verlassen das Haus also auch nicht für einen kurzen Fußweg. An

zweiter Stelle folgen Rentner, die mit ihrem Partner noch gemeinsam in einem Haus-

halt leben. Am höchsten fällt die Aktivitätsquote bei Personen in Haushalten mit Klein-kindern, Alleinerziehenden und bei den Studenten sowie Auszubildenden und Schülern

aus.

Abbildung 3.35: Mobilitätsquoten der Personen nach Haushaltstypen 2002

6%

10%

11%

8%

10%

14%

16%

13%

17%

29%

14%

94%

90%

89%

92%

90%

86%

84%

87%

83%

71%

86%

Azubis, Schüler

Studenten

Alleinerziehende

Haushalte nur mit Kleinkindern

Haushalte mit Schulkindern

Erwachsenenhaushalte ab 3 Pers.

Zusammenlebende

Alleinlebene

weitere Rentnerhaushalte

alleinstehende Rentner

insgesamt

0% 20% 40% 60% 80% 100%

am Stichtag:

nicht mobil

mobil

Personen ab 0 Jahre

Quelle: MiD 2002

Insgesamt liegen diese Mobilitätsquoten höher als in zahlreichen anderen Mobilitäts-

studien. Ausschlaggebend hierfür ist – dies belegt auch die der Hauptuntersuchung

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 53

vorangehende Methodenstudie – die besondere Sorgfalt, die bei der telefonischen Er-

hebung auf das Wegeprotokoll des Stichtags und die entsprechenden Nachfragen ge-

legt wurde. Hinzu kommt, dass nicht erreichte Personen bei der Wegeberechnung voll-

ständig unberücksichtigt bleiben, anstatt für den Stichtag als „nicht mobil“ klassifiziert

zu werden. Durch diese methodischen Weiterentwicklungen kann davon ausgegangenwerden, dass das aktuelle Erhebungsdesign der Mobilität in Deutschland 2002 die Mo-

bilitätsquote zuverlässiger abbildet als es in den vorangehenden Untersuchungen der

Fall war.

Abbildung 3.36: Mobilitätsquoten nach Verkehrsmittel-Nutzersegmenten 2002

12%

14%

12%

11%

19%

15%

43%

19%

10%

14%

88%

86%

88%

89%

81%

85%

57%

81%

90%

86%

IV-Stammnutzer

ÖPNV-Potential

ÖPNV-Gelegenheitskunden

ÖPNV-Stammnutzer

ÖPNV-Captives

Fahrradfahrer

Wenig-Mobile

nicht Erwerbstätige

Erwerbstätige

insgesamt

0% 20% 40% 60% 80% 100%

am Stichtag:

nicht mobilmobil

Personen ab 14 Jahre

Quelle: MiD 2002

Wird der durchschnittliche Wert von 86 Prozent mobiler Personen am Stichtag nach

Erwerbstätigkeit und der Zugehörigkeit zu einem der gebildeten Verkehrsmittel-

Nutzersegmente differenziert, ergeben sich ähnlich wie bei der Unterscheidung nach

Lebensphasen relativ große Unterschiede (vgl. Abbildung 3.36). Personen, die als We-

nig-Mobile klassifiziert wurden, haben mit einem Wert von 57 Prozent auch am Stich-

tag den geringsten Außer-Haus-Anteil. Ebenfalls noch leicht unterdurchschnittlich mobil

sind die ÖPNV-Captives, die bei der Verkehrsmittelnutzung auf Bus oder Bahn ange-

wiesen sind. Am höchsten fallen die Mobilitätsquoten bei den ÖPNV- und IV-

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54 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Stammnutzern aus. Dies ist vor allem auf den hohen Anteil Erwerbstätiger in diesen

beiden Gruppen zurückzuführen.

3.2.3 Wegehäufigkeiten

Aufbauend auf den Mobilitätsquoten und den in der Befragung erfassten Wegen kön-

nen die Wegehäufigkeiten analysiert werden. Die Erhebung erstreckte sich über zwölf

Monate. Bis auf einige Feiertage wurden alle Tage als Stichtage eingesetzt. Das Er-

gebnis über den Jahresverlauf illustriert Abbildung 3.37 anhand der mittleren Wege-

häufigkeiten je Stichtag. Die gelb hervorgehobenen bzw. rot dargestellten Wegemittel-

werte beziehen sich auf besondere Tage im Jahresverlauf.

Abbildung 3.37: Wegehäufigkeit im Jahresverlauf 2002

Mittlere Wegeanzahl, mobile und nicht mobile Personen (ohne Wirtschaftsverkehr)

Stichtage7.12.01

21.12.014.1.02

18.1.021.2.02

15.2.021.3.02

15.3.0229.3.02

12.4.0226.4.02

10.5.0224.5.02

7.6.0221.6.02

5.7.0219.7.02

2.8.0216.8.02

30.8.0213.9.02

27.9.0211.10.02

25.10.028.11.02

22.11.026.12.02

20.12.020

0,5

1

1,5

2

2,5

3

3,5

4

4,5

5

Quelle: MiD 2002

Was ist ein Weg?

Bei der weiteren Betrachtung der mittleren Wegezahlen pro Stichtag werden in der

Regel zwei Werte ausgewiesen: der Durchschnittswert bezogen auf alle Personen, die

zu ihrem Stichtagsverhalten befragt wurden, und bezogen auf die am Stichtag mobilen

Personen. Eine zentrale Entscheidung bei der Konzeption der Studie war dabei die

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 55

Festlegung der Wegedefinition. Um die Vergleichbarkeit mit den Vorgängerstudien so

weit wie möglich zu wahren, wurden die Alternativen eines aktivitätsbasierten Ansatzes

über den Tagesverlauf sowie ein ebenfalls diskutiertes Etappenkonzept verworfen.

Unter einem Weg wird in der Studie stattdessen das Erreichen eines Ziels mit einem

bestimmten Zweck verstanden. Eventuelle Verkehrsmittelwechsel auf der Strecke wer-

den erhoben. Dabei bleibt es jedoch ein Weg. Auf die Differenzierung der Teilstrecken,

was einem Etappenkonzept entsprechen würde, wurde verzichtet. Hin- und Rückwege

werden getrennt erfasst. Bei längeren Unterbrechungen, größeren Umwegen oder

Zweckwechseln auf einer Strecke werden die Wege getrennt gezählt. Da diese Defini-

tion Unschärfen enthält, die durch eine rigidere Operationalisierung kaum aufzulösen

sind, wurde innerhalb der Interviewerschulung besonderes Augenmerk auf die Umset-zung dieser Wegedefinition gelegt, um auch bei Zweifelsfällen ein einheitliches Vorge-

hen zu gewährleisten.

Wie viele Wege legt jeder von uns im Schnitt am Tag zurück?

Anders als in den vorangehenden Studien wurden Wege im Wirtschaftsverkehr nicht

innerhalb der einzelnen Wegeerfassungsschleifen im Fragebogen, sondern pauschal

für den Stichtag erhoben. Unter Wirtschaftsverkehr werden dabei alle Wege während

der Berufsausübung verstanden. Der Grund für dieses Vorgehen war die für die frühe-

ren Studien belegbare Untererfassung dieses Segments.6 Die für den Wirtschaftsver-

kehr erhobenen Wege werden bei den Darstellungen – soweit nicht anders vermerkt –

einbezogen.

6 Vgl. Stein, Voigt 1978.

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56 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 3.38: Wege je Person und je mobiler Person 2002 nach Wochenta-gen

8742 8802 8912 90478762 8868

8596

3,53,6 3,5

3,63,8

3,0

2,2

3,53,6 3,5

3,63,8

3,0

2,2

4,0 4,0 4,0 4,04,2

3,7

3,0

4,0 4,0 4,0 4,04,2

3,7

3,0

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

0500

1000

1500

20002500

3000

3500

4000

45005000

5500

6000

65007000

75008000

8500

90009500

10000

Zahl der Befragten (y2)Mittelwert W ege alle Personen (y1)Mittelwert W ege mobile Personen (y1)

n=

Personen ab 0 Jahre; einschließlich Wirtschaftsverkehr

Quelle: MiD 2002

Der Wochenverlauf der Wegehäufigkeit zeigt innerhalb der Werktage eine leicht stei-

gende Tendenz (vgl. Abbildung 3.38). Werden alle Personen einbezogen, liegt die

mittlere Wegeanzahl werktags (montags bis freitags) bei 3,6 Wegen. Am Samstag sinkt

der Wert auf 3,0 und am Sonntag erreicht er korrespondierend mit der geringeren Mo-bilitätsquote nur 2,2. Bezogen auf die mobilen Personen fallen die Mittelwerte konse-

quenterweise etwas höher aus: Die Werktage liegen zwischen 4,0 und 4,2 Wegen. Am

Samstag erreicht die Mobilität mit 3,7 Wegen fast Werktagsniveau. Auch die Sonn-

tagsmobilität ist mit 3,0 Wegen vergleichsweise hoch.

Bei der Betrachtung der einzelnen Nutzersegmente, die in der folgenden Abbildung

3.39 dargestellt werden, fallen die Unterschiede zwischen den regelmäßigen ÖPNV-

Nutzern einerseits und den IV-Nutzern andererseits auf. Die mittleren Wegezahlen der

ÖPNV-Kunden liegen bis auf den Wert Gelegenheitsnutzer deutlich unter der Schwelle

von vier Wegen. Die IV-Stammnutzer sowie das ÖPNV-Potential und die ÖPNV-

Gelegenheitsnutzer – alles Gruppen, die im Alltag überwiegend mit dem Auto unter-

wegs sind – erreichen dagegen mittlere Werte von 4,2.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 57

Abbildung 3.39: Mittlere Wegezahl je Person und Tag nach Verkehrsmittel-Nutzersegmenten 2002

3,7

3,6

3,7

3,4

2,7

3,1

1,7

3,0

3,8

3,3

4,2

4,2

4,2

3,8

3,4

3,6

2,9

3,8

4,3

3,9

IV-Stammnutzer

ÖPNV-Potential

ÖPNV-Gelegenheitskunden

ÖPNV-Stammnutzer

ÖPNV-Captives

Fahrradfahrer

Wenig-Mobile

nicht Erwerbstätige

Erwerbstätige

insgesamt

0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0

mittlere Wegezahl

mobile Personenalle Personen

Personen ab 14 Jahre; einschließlich Wirtschaf tsverkehr

Quel le : MiD 2002

Hat sich die Wegezahl in den letzten Jahren geändert und wie viele Wege sind estäglich überhaupt?

Im Durchschnitt über alle Wochentage liegt die mittlere Wegezahl aller Personen bei

3,3 Wegen je Tag. Nur auf die mobilen Personen bezogen ergibt sich ein Wert von 3,9

Wegen. Im Vergleich zu den zurückliegenden KONTIV-Studien 1976, 1982 und 1989

sind diese Werte etwas höher. 1976 wurde eine mittlere Wegezahl von 3,4 ermittelt,

1982 lag sie bei 3,7 und 1989 bei methodisch bedingter eingeschränkter Vergleichbar-

keit nur bei 3,2 Wegen pro Tag. Das ebenfalls im Auftrag des BMVBW durchgeführte

Mobilitätspanel7 liefert einen Durchschnittswert von 3,8 Wegen (je Person ab 10 Jahre,2002). Der von MiD 2002 ermittelte Wert von 3,9 für das Jahr 2002 deutet damit auf

eine höhere Aktivitätsquote gegenüber den zurückliegenden Resultaten hin.

Ein Drittel der am Stichtag mobilen Personen legt nur einen oder zwei Wege zurück.Die Hälfte der mobilen Personen unternimmt drei oder vier Wege. Nur die verbleiben-

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58 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

den knapp 20 Prozent sind am Stichtag auf fünf oder mehr Wegen unterwegs. Hochge-

rechnet entspricht dies 272 Mio. Wegen innerhalb der Bundesrepublik an einem durch-

schnittlichen Wochentag. An einem mittleren Werktag liegt die Wegezahl mit rund 300

Mio. über diesem Durchschnitt; samstags hingegen werden 250 Mio. und an Sonnta-

gen werden lediglich 180 Mio. Wege unternommen. Im gesamten Jahresverlauf ergibt

sich die Summe von knapp 100 Mrd. Wegen (zu den Wegelängen vgl. Kapitel 3.2.7).

Von den insgesamt 272 Mio. Wegen entfallen 225 Mio. auf die westdeutschen und 47

Mio. auf die ostdeutschen Bundesländer. Damit ist die Mobilität in Westdeutschland

bezogen auf die Bevölkerung etwas höher als in Ostdeutschland. Die durchschnittliche

Wegezahl im Osten liegt bei 3,1, im Westen dagegen bei 3,3. Dieser Unterschied re-

sultiert – wie Abbildung 3.40 zeigt – vor allem aus einer in Ostdeutschland geringerenMobilität an Freitagen und am Wochenende, während von Montag bis Donnerstag

kaum Abweichungen bestehen.

7 Informationen unter http://mobilitaetspanel.ifv.uni-Karlsruhe.de/

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 59

Abbildung 3.40: Wege je Person am Stichtag nach Wochentagen und Ost/West2002

2,2

3,1

3,8

3,6

3,5

3,6

3,5

3,3

2,0

2,6

3,6

3,5

3,5

3,4

3,5

3,1

Sonntag

Samstag

Freitag

Donnerstag

Mittwoch

Dienstag

Montag

insgesamt

0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0

mittlere Wegezahl

OstWest

Personen ab 14 Jahre, einschließlich Nicht-Mobile

Quelle: MiD 2002

Sind Männer mobiler als Frauen?

Insgesamt zeigt sich bei der Analyse der Wegezahlen auch ein interessanter Unter-

schied zwischen Männern und Frauen: So liegt die mittlere Wegeanzahl (inkl. des Wirt-

schaftsverkehrs) der Frauen bei 3,2, bei Männern im Durchschnitt bei 3,4. Rechnet

man die mittlere Wegeanzahl ohne Wirtschaftsverkehr, nivelliert sich der Unterschied

und beide Geschlechter liegen bei 3,1 Wegen – mit unterschiedlichen Wegestrukturen,

wie noch gezeigt wird.

3.2.4 Hauptverkehrsmittelnutzung

Die genutzten Verkehrsmittel pro Weg wurden in Form von Mehrfachnennungen er-

fasst. Das zugrunde liegende Wegekonzept versteht als einen Weg die zurückgelegte

zweckbezogene Strecke. Umsteigevorgänge sowie die Länge solcher Teilabschnitte

eines Weges wurden aus Vergleichbarkeitsgründen gegenüber den bisherigen KON-

TIV-Studien, wie bereits dargestellt, nicht explizit erfasst. Durch Mehrfachangaben bei

den genutzten Verkehrsmitteln wurden jedoch alle im Verlauf eines Weges benutzten

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60 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Verkehrsmittel oder Fußwegabschnitte erhoben. Dies betrifft insbesondere Verkehrs-

mittelkombinationen im öffentlichen Personenverkehr (ÖPV) oder zwischen öffentli-

chem und individuellem Verkehr. Diese Ergebnisse werden in Kapitel 3.2.8 vorgestellt.

Darüber hinaus stehen die diesbezüglichen Detailergebnisse in tabellarischer Form

und in Datensätzen für weitere Analysen zur Verfügung.

Durch die Festlegung des Hauptverkehrsmittels für die Wege, bei denen mehrere Ver-

kehrsmittel angegeben werden, kann die Darstellung vereinfacht werden. Diese Fest-

legung erfolgt aus Gründen der Vergleichbarkeit nach den Prinzipien, die auch der

Aufbereitung der vergangenen Untersuchungen nach dem KONTIV-Typ zugrunde lie-

gen (vgl. Kap. 3.2.7, Abb. 3.68). Wurde für einen Weg nur ein Verkehrsmittel benutzt,

so ist dies gleichzeitig auch das Hauptverkehrsmittel. Besteht ein Weg dagegen aus

mehreren Etappen, d.h., wurden auf dem Weg zum Ziel mehrere Verkehrsmittel be-

nutzt, so gilt das Verkehrsmittel, mit dem die vermutlich längste Wegstrecke zurückge-

legt wurde, als das Hauptverkehrsmittel. Da die Länge der Etappen nicht direkt erfragt

worden ist, wurde hierfür eine Hierarchie aller Verkehrsmittel gebildet. Dabei wird das

in der Hierarchie am höchsten angesiedelte Verkehrsmittel, das für einen Weg benutzt

wurde, als das Hauptverkehrsmittel angesehen. Folgende Hierarchie wurde zugrunde

gelegt, wobei gilt, je höher die Kennziffer, desto ranghöher die Position:

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 61

Hauptverkehrsmittel Hauptverkehrsmittel (zusammengef.)1. Fähre Anderes2. anderes Verkehrsmittel Anderes3. zu Fuß zu Fuß4. Fahrrad Fahrrad5. Moped oder Mofa MIV-Fahrer (MIV: motor. Individualverkehr)6. Motorrad als Mitfahrer MIV-Mitfahrer7. Motorrad Fahrer MIV-Fahrer8. Pkw als Mitfahrer MIV-Mitfahrer9. Pkw Fahrer MIV-Fahrer10. Taxi MIV-Mitfahrer11. Linienbus, Stadtbus ÖPNV (Öffentl. Personennahverkehr)12. U-Bahn, Straßenbahn ÖPNV13. S-Bahn, Nahverkehrszug ÖPNV14. Lkw bis 3,5 t Nutzlast als Mitfahrer MIV-Mitfahrer15. LKW über 3,5 t Nutzlast als Mitfahrer MIV-Mitfahrer16. Lkw bis 3,5 t Nutzlast Fahrer MIV-Fahrer17. LKW über 3,5 t Nutzlast Fahrer MIV-Fahrer18. Fernzug ÖPFV (Öffentl. Personenfernverkehr)19. Reisebus ÖPFV20. Flugzeug ÖPFV

Beispiel: Einem Weg, der aus den Etappen „zu Fuß“, „Linienbus“ und „S-Bahn“ be-

steht, würde als Hauptverkehrsmittel die (nach obiger Liste ranghöchste) Kategorie „S-

Bahn“ zugewiesen werden. Die genannten 21 Hauptverkehrsmittel lassen sich zu den

sieben Kategorien der rechten Spalte zusammenfassen. Der Beispielweg (Hauptver-

kehrsmittel S-Bahn) ist also ein Weg im ÖPNV. Für einige Auswertungen in diesem

Bericht wurden der Öffentliche Personennah- und -fernverkehr zu der Kategorie Öf-

fentlicher Personenverkehr (ÖPV) zusammengefasst.

Die Einteilung nach dem Hauptverkehrsmittel bedeutet, dass insbesondere die mit fast

jeder Verkehrsmittelnutzung verbundenen Fußwegeanteile in den folgenden Betrach-

tungen zum Modal-Split nicht enthalten sind. Als Wege zu Fuß sind also in den folgen-

den Betrachtungen nur die Wege enthalten, die ausschließlich zu Fuß unternommen

worden sind. Zusätzlich hat rd. die Hälfte der Nutzer von Bus und Bahn Fußweganteile

berichtet, aber nur 2 Prozent der MIV-Nutzer und 5 Prozent der Taxi-Nutzer hielten den

Weg von und zum Auto für erwähnenswert.

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62 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Wie sieht der Modal-Split im Jahr 2002 aus und hat er sich gegenüber früher ver-ändert?

Abbildung 3.41 zeigt das Ergebnis dieser Zusammenfassung sowohl für die aktuelle

Studie und die Differenzierung nach Ost- und Westdeutschland sowie in der Gegen-

überstellung mit den drei Vorgänger-KONTIV-Studien, mit dem jeweiligen Bezug auf

die westdeutsche Bevölkerung im Alter ab 10 Jahre.

Die aktuelle Situation wird durch einen 61-Prozent-Anteil für den Pkw geprägt, wenn

Fahrer und Mitfahrer zusammengefasst werden. An zweiter Stelle liegen Fußwege und

die dritte Position teilen sich fast gleichauf Fahrrad und ÖV. Dieses Bild unterscheidet

sich zwischen West- und Ostdeutschland. In den westdeutschen Bundesländern ist die

Dominanz des Autos mit einem Anteil von 62 Prozent noch deutlicher als in Ost-deutschland, wo der Anteil 57 Prozent erreicht. Dieser Unterschied geht auf höhere

Fuß- und Fahrradweganteile im Osten zurück, während der ÖV-Anteil in Ost und West

einheitlich acht Prozent beträgt.

Abbildung 3.41: Wege am Stichtag nach Hauptverkehrsmittel

23%

9%16%

45%

8%

MIV-Mitfahrer

MIV-Fahrer

Fahrrad

zu Fuß

22%

8%17%

45%8%

West

26%

10%15%

42%8%

Ost

24%

9%16%

46%8%

MiD Personen ab 10 Jahre

34%9%

11%

34%12%

KONTIV 1976

28%

11%10%

38% 12%

KONTIV 1982

28%12%

12%

38%10%

KONTIV 1989

MiD insgesamt

Wege, Personen ab 0 Jahre, einschließlich WirtschaftsverkehrKONTIV 1976 bis 1989 Personen ab 10 Jahre ohne Wirtschaftsverkehr

ÖPV

Quellen: MiD 2002,KONTIV 1976, 1982, 1989

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 63

Der Zeitvergleich von 1976 zu 2002 zeigt einen Zuwachs des Auto-Anteils von 45 Pro-

zent 1976 über 48 Prozent 1982 sowie 50 Prozent 1989. Der Anstieg betrifft Fahrer

und Mitfahreranteile, fällt aber bei den Mitfahrern deutlicher aus. Da der Mitfahreranteil

auch bei einem eingeschränkten Vergleich für Personen ab zehn Jahre steigt, ist hier-

unter ein „Trend im Trend“ zu sehen: Der Pkw-Anteil wächst insgesamt und das Auto

wird mehr als früher zu Mitfahrten genutzt.

Diese Entwicklung geht zu Lasten der Fußweganteile. Das Fahrrad kann seinen Anteil

dagegen in etwa halten. Wenn berücksichtigt wird, dass die zurückliegenden Studien

bedingt durch das Studiendesign kurze Fußwege eher untererfasst haben, fällt der

Zuwachs beim Auto noch deutlicher aus - etwas abgemildert durch den 2002 enthalte-

nen Wirtschaftsverkehr, der einen Anteil von acht Prozent des Gesamtvolumens aus-macht .

Mit entscheidend bei der Bewertung der aktuellen Situation ist der Blick auf das hinter

dieser Aufteilung liegende Verkehrsaufkommen. Für die achtziger Jahre führen die

beiden KONTIV-Studien aus diesem Zeitraum einschließlich einer ergänzenden Schät-

zung für den Wirtschaftsverkehr zu einem Volumen von knapp 190 Mio. täglichen We-

gen in Westdeutschland (vgl. Abb. 3.68). Das westdeutsche Aufkommen im Jahr 2002

liegt bei 225 Mio. Wegen (jeweils alle Personen ab 0 Jahre). Dies entspricht einem

Zuwachs von fast einem Fünftel. Von dieser höheren Gesamtmobilität profitiert fast

ausschließlich das Auto. Dessen Volumen steigt in Westdeutschland von etwa 95 Mio.

täglichen Wegen Mitte der achtziger Jahre auf 139 Mio. im Jahr 2002 – ein Zuwachs

von fast 50 Prozent. Der ÖV stagniert dagegen bei knapp 20 Mio. Wegen in West-

deutschland zu beiden Zeitpunkten. Er verliert bei gestiegenem Verkehrsvolumen pro-

zentual und sinkt im Anteil auf gegenwärtig acht Prozent.

Im Vergleich mit anderen Statistiken zum ÖPV ist zu berücksichtigen, dass in MiD

2002 jede Fahrt von Quelle zum Ziel als ein Weg zählt, unabhängig davon, wie viele

verschiedene öffentliche Verkehrsmittel dabei benutzt worden sind. Außerdem wird

jeder Weg nach dem Hauptverkehrsmittel erfasst, d.h. bei Fernreisen mit Bus, Bahn

oder Flugzeug können auch Zubringerfahrten mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln ent-

halten sein. In der amtlichen Statistik zum öffentlichen Verkehr sind diese Fahrtenselbstverständlich einzeln erfasst. Fahrten mit Umsteigen zwischen unterschiedlichen

Nahverkehrsmitteln können, etwa bei unterschiedlichen Verkehrsträgern (z.B. Nutzung

der U-Bahn eines kommunalen Nahverkehrsunternehmens und der S-Bahn), müssen

aber nicht, etwa bei der Zahl der „Beförderungsfälle“ im Verkehrsverbund, mehrfach

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64 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

gezählt sein. Ein Vergleich der Ergebnisse aus MiD 2002 mit Fahrgastzahlen ist also

schwierig, abgesehen von weiteren definitorischen Abgrenzungen (z.B. Fahrten aus-

ländischer Besucher im deutschen ÖPNV).

Abbildung 3.42: Wege nach Hauptverkehrsmittel und Bundesländern 2002

28%

25%

24%

26%

19%

26%

30%

26%

21%

25%

21%

23%

22%

23%

20%

22%

26%

22%

23%

7%

9%

17%

12%

17%

11%

7%

7%

13%

7%

9%

10%

6%

5%

8%

3%

10%

8%

9%

30%

34%

34%

41%

42%

42%

43%

44%

44%

45%

46%

46%

47%

47%

48%

50%

42%

45%

45%

13%

13%

12%

16%

15%

15%

14%

15%

17%

16%

18%

16%

17%

18%

17%

18%

15%

17%

16%

22%

19%

13%

6%

8%

5%

5%

8%

6%

7%

7%

5%

8%

6%

7%

7%

8%

8%

8%

Berlin

Hamburg

Bremen

Mecklenburg-Vorpommern

Brandenburg

Sachsen-Anhalt

Thüringen

Sachsen

Niedersachsen

Baden-Württemberg

Nordrhein-Westfalen

Schleswig-Holstein

Hessen

Rheinland-Pfalz

Bayern

Saarland

Ost

West

insgesamt

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Hauptverkehrsmittelzu FußFahrradMIV-FahrerMIV-MitfahrerÖPV

Quelle: MiD 2002

Wege

Für jeweils mehr als ein Fünftel der Fahrten mit der S-Bahn oder der Regionalbahn als

Hauptverkehrsmittel ist noch Bus oder U-Bahn/Straßenbahn als weiteres Verkehrsmit-

tel genannt worden; bei Fahrten mit dem Fernzug wurden bei einem Viertel noch öf-

fentliche Nahverkehrsmittel als Zubringer genannt. Werden diese Wege mit Mehr-

fachnutzung öffentlicher Verkehrsmittel auf einem Weg bei den hier ausgewiesenen

Fahrtenzahlen zum ÖPNV mit berücksichtigt, erhöht sich das Aufkommen im ÖPNV

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 65

von hochgerechnet 19,5 Mio. Fahrten am Tag um 10 % auf 21,5 Mio. Fahrten.8

Abbildung 3.43: Wege nach Hauptverkehrsmittel und nach Regionstypen 2002

21%

23%

22%

23%

22%

24%

22%

26%

22%

23%

11%

9%

8%

9%

10%

9%

7%

10%

8%

9%

46%

46%

49%

46%

46%

40%

45%

42%

45%

45%

18%

17%

17%

16%

17%

15%

17%

15%

17%

16%

5%

5%

4%

6%

6%

12%

8%

8%

8%

8%

ländliche Räume geringerer Dichte

ländliche Räume höherer Dichte

verst. Räume mittl. Dichte ohne Oberzentren

verst. Räume mittl. Dichte mit Oberzentren

verst. Räume höherer Dichte

Agglomerationsräume mit Zentren

hochverdichtete Agglomerationsräume

Ost

West

insgesamt

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Hauptverkehrsmittelzu FußFahrradMIV-FahrerMIV-MitfahrerÖPV

Quel le: MiD 2002

Wege

Wird das aktuelle Ergebnis wie in Abbildung 3.42 nach Bundesländern differenziert,

zeigen sich deutliche Differenzen zwischen den höher verdichteten Ländern und Flä-

chenländern. Zusätzlich spiegelt sich der schon konstatierte Ost-West-Unterschied

wider. Die höchsten Pkw-Anteile weisen das Saarland, Bayern und Rheinland-Pfalz

auf. Die niedrigsten Anteile ergeben sich bei gleichzeitig relativ großen ÖV-Segmenten

in den Ländern Bremen, Hamburg und Berlin. Interessant sind auch die Unterschiedebei der Fahrradnutzung, die mit Ausnahme von Schleswig-Holstein einem Nord-Süd-

Gefälle folgen. Am höchsten ist der Anteil mit jeweils beachtlichen 17 Prozent in Bre-

8 Im Vergleich ist dieser Wert als Untergrenze anzusehen, da bei der Nennung von zwei Verkehrsmitteln, etwa Stadt-bus und Fernbahn, nur zweifach gezählt wird, obwohl die Fahrtenkette oft Bus am Ausgangsort – Bahnfahrt – Busam Zielort sein dürfte, die in der amtlichen Statistik als drei Beförderungsfälle berücksichtigt werden.

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66 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

men und Brandenburg, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und

Sachsen-Anhalt.

Der relativ hohe ÖV-Anteil in den Stadtstaaten spielt in abgeschwächter Form auch bei

der Betrachtung der Ergebnisse für das Hauptverkehrsmittel nach Regionstypen eine

Rolle. Die 10-Prozent-Marke überspringt der öffentliche Verkehr nur in den Agglomera-

tionsräumen mit herausragenden Zentren. Aber auch hier kann der höhere Anteil nicht

verhindern, dass das Auto mehr als 50 Prozent der Wege an sich bindet. In allen ande-

ren Regionstypen unterscheiden sich die Ergebnisse kaum voneinander. Lediglich im

extrem ländlichen Raum kann das Fahrrad zwei Prozentpunkte gegenüber dem bun-

desweiten Anteil gewinnen.

Gibt es Unterschiede bei der Verkehrsmittelwahl abhängig vom Wegezweck?

Unterschiede zeigen sich auch bei der Differenzierung der Ergebnisse für das Haupt-

verkehrsmittel nach Wegezwecken (vgl. Abbildung 3.44). Der ÖV wird vor allem zum

Erreichen des Arbeitsplatzes sowie auf Ausbildungs- und Schulwegen genutzt. Bei

allen anderen Fahrtenzwecken spielt er eine untergeordnete Rolle und vergrößert sei-

nen Abstand vom Fahrrad im negativen Sinn. Dies zeigt eine seiner strukturellen

Schwächen. Aber auch sein Anteil bei den Wegen von oder zur Arbeit mit lediglich elf

Prozent liegt nicht erheblich über dem Gesamtanteil von acht Prozent.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 67

Abbildung 3.44: Wege nach Hauptverkehrsmittel und nach Wegezwecken 2002

23%

9%16%

45%

8%

MIV-Mitfahrer

MIV-Fahrer

Fahrrad

zu Fuß

8%

9%5%

66%

11%

Arbeit

28%13%

20%

10%29%

Ausbildung

25%

8%16%

44%7%

Erledigungen

27%

9%16%

43%

5%

Einkauf

20%

5%29%

44%

2%

Begleitung

30%11%

22%

32%

6%

Freizeit

insgesamt nach Hauptzwecken

ÖPV

Quelle: MiD 2002

Wege

Beachtlich ist der relativ stabile Anteil der reinen Fußwege bei Nicht-Arbeitszwecken.

Sie dominieren bei diesen Zwecken den „Verbund“ aus Fahrrad, Fuß- und ÖV-Wegen

jeweils deutlich. Auch ihr Gesamtanteil von 23 Prozent zeigt, dass die Bedeutung der

reinen Fußwege in der allgemeinen Wahrnehmung vermutlich am deutlichsten unter-

schätzt wird. Der Pkw überspringt bei allen Zwecken mit Ausnahme des Ausbildungs-

verkehrs die 50-Prozent-Marke. Am höchsten fällt der Anteil im Berufsverkehr aus, wo

ein Wert von über 70 Prozent erreicht wird. Auch bei Freizeitfahrten, insbesondere

aber bei Begleitungswegen, wird vor allem der Pkw genutzt, sei es als Fahrer oder als

Mitfahrer.

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68 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 3.45: Mobilitätsquote und Hauptverkehrsmittelnutzung nach Wet-terlage 2002

30%

22%

23%

23%

23%

23%

3%

7%

9%

9%

10%

9%

47%

47%

44%

44%

44%

45%

14%

16%

16%

15%

17%

16%

6%

8%

9%

8%

7%

8%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Hauptverkehrsmittelzu FußFahrradMIV-FahrerMIV-MitfahrerÖPV

insgesamt

22%

15%

13%

12%

13%

14%

0% 10% 20% 30% 40% 50%

Hauptverkehrsmittelnicht mobil am Stichtag

Quel le: MiD 2002

Personen / Wege

Was passiert, wenn es schneit?

Ob am Stichtag das Haus verlassen wird oder nicht, hat, wie bereits gezeigt, auch et-

was mit dem Wetter zu tun. Bei der Verkehrsmittelwahl spielt die Wetterlage dagegen

kaum eine Rolle (vgl. Abbildung 3.45). Der Pkw-Anteil variiert nur unwesentlich und

auch an Schnee-Tagen erreicht das Auto einen Anteil von über 60 Prozent. Der ÖV

kann an solchen Tagen nicht zusätzliche Fahrgäste gewinnen, sondern verliert im

Durchschnitt sogar. Eine auffällige Abweichung ergibt sich lediglich bei den Fußwegen,

deren Anteil an Tagen mit Schneefall zu Lasten des Fahrrads deutlich zunimmt. Unter

dem Strich bedeutet dies, dass bei ungünstigen Wetterlagen eher auf Wege verzichtet

wird und mehr Menschen zu Hause bleiben. Die Verkehrsmittelwahl der an diesem Tag

mobilen Personen ist hiervon kaum berührt, wenn man einmal von den Veränderungen

des Fahrrad- und Fußweganteils bei Schneefall absieht.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 69

Abbildung 3.46: Wege nach Hauptverkehrsmittel und nach Anzahl der Beglei-ter 2002

39,9

17,3

84,7

12,6

17,3 4,0

49,6

4,2

5,5 1,4

18,0

1,2

3,1

0,7

9,2

1,0

1,2

0,2

4,3

1,0

zu Fuß Fahrrad MIV ÖPNV0,0

25,0

50,0

75,0

100,0

125,0

150,0

175,0

200,0

Anzahl der Begleiterfünf oder mehrdrei bis vier Personenzwei Personeneine PersonWeg ohne Beglei ter

165,8

23,8

61,6

19,6

Wege in Mio., Personen ab 0 Jahre, einschließlich Wirtschaftsverkehr

Qu elle : MiD 2002

Wie viele Fahrer sitzen alleine im Auto?

Eine vieldiskutierte Frage ist die nach der durchschnittlichen Besetzung bei Pkw-

Fahrten. Abbildung 3.46 zeigt Ergebnisse zur Zahl der begleitenden Personen nicht nur

für die mit dem Auto zurückgelegten Wege, sondern auch für die übrigen wichtigen

Hauptverkehrsmittel. Bei den täglich etwa 165 Mio. mit dem Auto beförderten Personen

sitzt in 85 Mio. Fällen nur die Fahrerin oder der Fahrer im Auto: Dies ist die Hälfte der

Fahrten von Personen mit dem Auto. Bezogen auf die Pkw-Fahrten bedeutet dies,

dass sich bei fast 70 Prozent aller Pkw-Fahrten nur eine Person im Fahrzeug befindet.

Je Pkw-Fahrt ergibt sich damit eine durchschnittliche Besetzung mit 1,37 Personen.

Bei der Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs liegt der Anteil ohne Begleitung unter-

nommener Wege bei 64 Prozent, knapp zwei Drittel der Fußgänger ist allein unter-

wegs.

Dieser Begleitungsfaktor unterscheidet sich deutlich zwischen den Wegezwecken. Im

Berufsverkehr sind - verkehrsmittelübergreifend - 86 Prozent der Bürgerinnen und Bür-

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70 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

ger alleine unterwegs. Bei Freizeitwegen sind es nur 39 Prozent und alleine zu Ein-

käufen oder Erledigungen fahren etwa 60 Prozent. Bedingt durch die unterschiedliche

Fahrtenzweckstruktur unterscheidet sich diese Quote auch zwischen Männern und

Frauen. Während 55 Prozent der Männer ihre Wege alleine antreten, sind es nur 49

Prozent der Frauen.

Hängt die Verkehrsmittelwahl auch vom Lebensalter ab?

Abgeschlossen werden soll der Abschnitt zum Hauptverkehrsmittel mit einer Darstel-

lung der Ergebnisse für einzelne Altersgruppen. Sie zeigt, dass schon die alltägliche

Verkehrsmittelerfahrung der 0 bis 9-jährigen Kinder durch das Auto beherrscht wird.

Jeden zweiten Weg legen Vorschul- und Grundschulkinder als Mitfahrer im Auto zu-

rück. An zweiter Stelle folgen Fußwege. ÖV und Fahrrad spielen nur eine unwesentli-che Rolle. In der Altersgruppe zwischen 10 und 17 Jahren verringert sich der Pkw-

Anteil zugunsten von Fahrrad und ÖV. Doch schon im Alterssegment zwischen 18 und

24 Jahren erreicht das Auto einen Wegeanteil von 65 Prozent. Fuß- und Fahrradwege

verringern sich zu einem kleinen Anteil von zusammengenommen 23 Prozent.

Der ÖPNV kann wegen der noch hohen Anteile von Auszubildenden in dieser Gruppe

einen Anteil von 12 Prozent behaupten. Am stärksten fällt die Vorherrschaft des Autos

in der nächsten Altersgruppe von 25 bis 44 Jahren aus. Fahrer und Mitfahrer zusam-

men bilden 71 Prozent. Der Fahrer-Anteil erreicht mit 62 Prozent den höchsten Wert

von allen. Diese Situation verändert sich bei der Gruppe der 45- bis 59-Jährigen nur

geringfügig. Erst bei den ab 60-Jährigen nimmt der Selbstfahreranteil merklich ab und

die Fußwege gewinnen wieder an Bedeutung. Im Altersverlauf zeigen sich also deutli-

che lebensphasenabhängige Entwicklungen bei der Verkehrsmittelnutzung. Am be-

merkenswertesten ist dabei die bereits durch das Auto geprägte Erfahrung der jüng-

sten Verkehrsteilnehmer.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 71

Abbildung 3.47: Wege nach Hauptverkehrsmittel und nach Altersgruppen 2002

23%

9%16%

45%

8%

MIV-Mitfahrer

MIV-Fahrer

Fahrrad

zu Fuß

34%8%

53%5%

0-9 Jahre

32%16%

38% 13%

10-17 Jahre

16%

7%13%

52% 12%

18-24 Jahre

17%

7%9%

62% 6%

25-44 Jahre

19%

8%10%

57% 6%

45-59 Jahre

32%9%

15%

35%8%

60 Jahre und älter

insgesamt

Wege, Personen ab 0 Jahre, einschließlich Wirtschaftsverkehr

ÖPV

nach Altersgruppen

Quelle: MiD 2002

3.2.5 Wegezwecke

Die Wegezwecke wurden nach einem detaillierten zweistufigen System erfasst. Im

ersten Schritt wurden die Zwecke in Anlehnung an die Systematik älterer KONTIV-

Studien grob aufgenommen. Erstmals Berücksichtigung fand dabei der Zweck „Be-

gleitung“. In einer zweiten Stufe erfolgte eine differenziertere Erfassung von etwa 40

Unterzwecken für die Kategorien Freizeit, Einkauf und Erledigungen.

Um die Erfassung im Interview zu erleichtern, wurden dort zusätzlich die Kategorien

„nach Hause“ und „Rückweg“ vorgegeben. Für Erklärungs- und Prognosemodelle

fehlt den Wegen mit diesen beiden Wegezwecken allerdings der inhaltliche Bezug.

Da dieser auch nicht explizit erhoben werden kann, müssen hierfür Regeln definiert

werden. Diese sind wiederum analog zu den bisherigen KONTIVs definiert. Die Zu-

sammenfassung zum Hauptzweck des Weges umfasst die Ober-Kategorien, wobei

die Zwecke „nach Hause“ und „Rückweg vom vorherigen Weg“ aufgelöst sind: Rück-

wegen vom vorherigen Weg wurde der Zweck des vorherigen Weges zugeordnet. BeiWegeketten, die nur aus einem Hin- und Rückweg bestehen, wurde dem Heimweg

der Zweck des Hinwegs zugewiesen. Bei Wegeketten jedoch, die sich aus mehreren

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72 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Wegen zu unterschiedlichen Zwecken zusammensetzen, wurde der Zweck des

Heimwegs aus dem ranghöchsten Zweck der Wegekette abgeleitet. Folgende Rei-

hung wurde dabei zugrunde gelegt (je größer die Kennziffer des Zweckes, umso hö-

her der Rang):

1. Sonstiges 5. Bringen oder Holen von Personen2. Freizeit 6. dienstlich oder geschäftlich3. Einkauf 7. Ausbildungsstätte oder Schule4. Private Erledigung 8. Arbeitsplatz

Die meisten Menschen sind auf dem Weg zur Arbeit, oder?

Unter Einbeziehung aller Personen sowie des Wirtschaftsverkehrs zeigt Abbildung 3.48Anteile für die Zwecke Arbeit, Ausbildung und dienstliche bzw. geschäftliche Wege von

zusammen knapp 30 Prozent aller Wege. Den größten Anteil machen jedoch Freizeit-

wege aus. Sie liegen bei 31 Prozent, gefolgt von Einkaufswegen mit 19 Prozent und

privaten Erledigungen von 12 Prozent. Auf den erstmals getrennt ausgewiesenen

Hauptwegezweck „Begleitung“ entfallen neun Prozent aller Wege. Deutliche Unter-

schiede zeigen sich bei der Zweckstruktur der einzelnen Verkehrsmittel. Insbesondere

bei den Fußwegen, MIV-Mitfahrern und Fahrradfahrern dominiert „Freizeit“ noch mehr

als im Gesamtergebnis. Am deutlichsten von den übrigen Verkehrsmitteln unterschei-

det sich das aus diesem Grund hier getrennt ausgewiesene Segment des öffentlichen

Personenfernverkehrs (ÖPFV) mit Flugzeug, Reisebus oder Bahn. Es teilt sich knapp

zur Hälfte in geschäftliche und Freizeitwege auf. Einen nennenswerten Anteil von elf

Prozent bilden hier noch die Fernpendler. Die übrigen Zwecke haben in diesem Sektor

deutlich geringere Bedeutung.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 73

Abbildung 3.48: Wegezwecke insgesamt und nach Hauptverkehrsmittel 2002

15%6%

8%

9%

12%19%

31%

Freizeit

private Erledi-

gungen

Einkauf

Arbeit 5%7%8%

14%

32%

34%

zu Fuß14%

7%1%

5%

13%

23%

37%

Fahrrad

22%

1%

15%

8%12%

19%

23%

MIV-Fahrer

5%8%

1%15%

12%

19%

41%

MIV-Mitfahrer

22%

26%

4%2%

12%

13%

22%

ÖPNV

11%3%

44%

1%5%1%

36%

ÖPV Fernverkehr

nach Hauptverkehrsmittelinsgesamt

dienstlich/geschäftlich

Wege, Personen ab 0 Jahre, einschließlich Wirtschaftsverkehr

Ausbildung

Begleitung

Quelle: MiD 2002

In Tabelle 3.2 sind die täglichen Wege aller Personen in Deutschland (272 Mio.) nach

Zwecken und differenziertem Hauptverkehrsmittel dargestellt.

Etwa 85 Mio. Wege täglich entfallen auf den Bereich Freizeit, der damit an erster Stelle

steht. An zweiter Position folgen 53 Mio. Einkaufswege. 33 Mio. Wege zählen zu den

Erledigungen und 23 Mio. dienen der Begleitung anderer Personen. Zusammenge-

nommen machen diese nicht beruflichen Wegekategorien 194 Mio. tägliche Wege aus.Beruflich bedingte Wege einschließlich des Weges zum Arbeits- oder Ausbildungsplatz

umfassen dagegen nur 78 Mio. Wege. Dies entspricht 29 Prozent des täglichen Auf-

kommens. Weniger als jeder dritte täglich zurückgelegte Weg entfällt also auf diesen

Bereich.

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74 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Tabelle 3.2: Tägliches Verkehrsaufkommen (Wege) nach Zwecken undHauptverkehrsmittel 2002

Wege in Tsd. Beruf Ausbildung dienstlich Begleitung Erledigung Einkauf Freizeit Summe

zu Fuß 3.328 4.791 874 4.669 8.212 14.403 25.332 61.608

Fahrrad 3.625 2.199 448 1.098 2.665 4.800 8.915 23.751

Moped/Mofa 420 78 147 16 67 121 337 1.186

Motorradfahrer 267 12 / / 85 35 266 705

Motorrad-Mitfahrer 0 / 0 0 / 0 / 15

Pkw-Fahrer 25.532 1.425 13.726 10.106 14.411 22.317 26.349 113.866

Pkw-Mitfahrer 2.063 3.408 211 6.717 5.237 8.243 18.161 44.039

Taxi 31 37 15 / 94 / 211 420

LKW-Fahrer 155 0 3.600 / 54 / 32 3.865

LKW-Mitfahrer 45 / 32 / 16 / 28 135

Linienbus, Stadtbus 1.157 3.527 599 222 1.146 1.280 1.604 9.535

U-Bahn, Straßenbahn 1.515 764 42 140 779 1.001 1.681 5.922

S-Bahn, Regionalbahn 1.601 696 78 85 343 321 968 4.094

Fernzug 144 41 573 / 29 / 204 1.007

Reisebus / / 29 0 40 0 305 382

Flugzeug / 0 29 0 / 0 18 54

anderes 168 181 462 83 127 103 535 1.658

Summe 40.059 17.175 20.901 23.157 33.312 52.685 84.956 272.245

/ nicht ausgewiesen, da zu geringe Besetzung in der Erhebung0 – weniger als 500 Wege täglich in der Hochrechnung, auf 0 gerundet

Hat sich die Struktur der Wegezwecke seit 1976 geändert?

In der Rückschau auf die vorangehenden KONTIV-Studien zeigen sich im Vergleich zu

den deutlichen Veränderungen beim Modal-Split der Verkehrsmittel in der Zweck-

struktur nur geringe Verschiebungen. Um die Vergleichbarkeit zu erleichtern, werden

die 2002 getrennt erfassten Zwecke „Einkauf“ und „Erledigungen“ zu einer gemeinsa-

men Kategorien zusammengefasst. Die 2002 zusätzlich aufgenommene Kategorie

„Begleitung“ wird jeweils zur Hälfte den Freizeit- und Einkaufswegen zugeschlagen.

Ebenso wird mit der 1976 bis 1989 berücksichtigten, aber sehr schwach besetzen Ru-

brik „Service“ verfahren.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 75

Abbildung 3.49: Wegezwecke im Zeitvergleich

15%6%

8%

35%

36%

Freizeit

Einkauf,Erledigungen

Arbeit 15%6%7%

36%

36%

Wes t

15%6%

9%

37%

33%

Ost

16%5%8%

37%

34%

MiD Personen ab 10 Jahre

22%

8%5%

31%

34%

KONTIV 1976

21%

8%6%

30%

35%

KONTIV 1982

23%

7%4%

29%

37%

KONTIV 1989

MiD insgesamt

dienstl ich/geschäftlich

Wege, Pe rsonen ab 0 Jahre, einsch ließlich Wirtscha ftsverkehr

Ausbildung

Quelle: MiD 2002

Trotz der relativen Stabilität ist eine Entwicklung klar erkennbar: Der Bereich der Ein-kaufs- und Freizeitwege wächst trotz höherer Erwerbsquoten vor allem der Frauen im

Verhältnis zu den beruflich bedingten Wegen. Rechneten 1976 noch 35 Prozent der

täglichen Wege zum beruflichen Bereich (Westdeutschland), sind es im Jahr 2002 für

die Vergleichsgruppe der Personen ab zehn Jahre nur noch 29 Prozent (Gesamt-

deutschland, in Westdeutschland noch etwas niedriger). Der Einkaufs- und Freizeitbe-

reich wächst dementsprechend von 65 auf 71 Prozent. Wenn berücksichtigt wird, dass

in den früheren Erhebungen der Wirtschaftsverkehr etwas schlechter repräsentiert war

als in der aktuellen Studie, spitzt sich diese Entwicklung noch weiter zu. Mitverantwort-

lich ist zwar die gestiegene Arbeitslosigkeit, vor allem aber korrespondiert dieser Trend

mit einer wachsenden Motorisierung und den im vorangehenden Kapitel gezeigten

Zuwächsen beim Volumen des Verkehrsaufkommens und dem Modal-Split-Anteil des

Autos. Die Zahl der täglichen Freizeit- und Einkaufswege ist in Westdeutschland von

etwa gut 120 Mio. vor zwanzig Jahren auf 160 Mio. im Jahr 2002 angewachsen. Die

Summe der beruflich bedingten Wege (einschließlich Ausbildung) sinkt dagegen leicht

von knapp 70 Mio. auf aktuell etwa 65 Mio. Wege.

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76 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Viele der hierfür verantwortlichen Entwicklungen überlagern sich oder greifen ineinan-

der, so dass eindeutige Beziehungen nur schwer herstellbar sind. Beispielhaft zu nen-

nen sind:

• der veränderte Altersaufbau der Bevölkerung,

• der höhere Anteil von Einpersonenhaushalten,

• die gestiegenen Erwerbtätigenquoten, insbesondere bei Frauen,

• verbunden mit Zunahme der Teilzeittätigkeit, die auch an weniger als fünf Werk-tagen erledigt werden kann,

• die höhere Arbeitslosigkeit und

• die höhere Motorisierung.

Alle diese Einflüsse müssen bei der Interpretation berücksichtigt werden. Sie wirken

sich sowohl auf die Mobilität als solche als auch auf ihre Struktur aus. Zudem sind die

methodischen Effekte, so die zuverlässigere Erfassung auch kurzer Wege im telefoni-

schen Interview, nicht außer Acht zu lassen.

Wie viele Menschen fahren am Samstag zum Einkaufen?

Bei der weiteren Differenzierung des Ergebnisses für 2002 ist die unterschiedliche

Zweckstruktur der zurückgelegten Wege nach Wochentagen von Bedeutung. Für die

Tage Montag bis Donnerstag zeigt sich dabei ein verhältnismäßig einheitliches Bild. An

Freitagen nimmt dann der Anteil der beruflich bedingten Wege ab. Dafür nehmen ins-

besondere die Einkaufswege zu. An Samstagen zählt jeder dritte Weg zu dieser Kate-

gorie. Einkäufe und Erledigungen zusammen haben an diesen Tagen mit 43 Prozent

den gleichen Anteil wie Freizeitwege. Diese prägen dann wiederum den Sonntag. Drei

von fünf Wegen an Sonntagen werden im Rahmen von Freizeitaktivitäten zurückgelegt.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 77

Abbildung 3.50: Wegezwecke nach Wochentagen 2002

3%

4%

16%

18%

19%

19%

18%

15%

0%

0%

7%

8%

8%

8%

9%

6%

4%

3%

9%

8%

9%

10%

9%

8%

7%

7%

8%

10%

9%

8%

9%

9%

11%

10%

11%

14%

12%

13%

13%

12%

5%

33%

22%

18%

19%

17%

19%

19%

70%

43%

27%

24%

25%

24%

23%

31%

Sonntag

Samstag

Freitag

Donnerstag

Mittwoch

Dienstag

Montag

insgesamt

0% 20% 40% 60% 80% 100%

WegezweckBerufAusbildungdienstlich/geschäftlich Begleitungprivate ErledigungenEinkaufFreizeit

Wege

Quel le: MiD 2002

Haben unterschiedliche Altersgruppen unterschiedliche Mobilitätsbedürfnisse?

Ähnlich wie bei den Hauptverkehrsmitteln weisen auch die Wegezwecke jeweils spezi-

fische Strukturen in den einzelnen Altersgruppen auf. Bis einschließlich der Gruppe der

18-24-Jährigen nehmen Freizeitwege einen Anteil von etwa 40 Prozent in Anspruch

(vgl. Abbildung 3.51). In den Altersgruppen ab 25 und unter 60 Jahre sinkt diese Quote

unter 30 Prozent, um bei Personen im Rentenalter wieder knapp auf den 40-Prozent-

Wert zu steigen. Einkaufswege und Erledigungen umfassen in den mittleren Alters-

gruppen zusammen zwischen 30 und 40 Prozent. Bei den unter 25-Jährigen liegen die

Anteile dagegen deutlich niedriger, bei den ab 60-Jährigen, bedingt durch die wegfal-

lenden beruflichen Wege, deutlich höher. Wege zur Begleitung anderer Personen sind

verständlicherweise bei Kindern im Grundschulalter eine wichtige Kategorie.

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78 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 3.51: Wegezwecke nach Altersgruppen 2002

15%6%

8%

9%

12%19%

31%

Freizeit

private Erledi-

gungen

Einkauf

Arbeit 24%

30%

5%7%

34%

0-9 Jahre

33%

11%6%

7%

43%

10-17 Jahre

18%

11%

6%4%

10%13%

37%

18-24 Jahre

23%

1%12%

10%10% 18%

26%

25-44 Jahre

22%

0%

12%

5%13% 21%

26%

45-59 Jahre

3%0%2%

3%23%

33%

36%

60 Jah re und älter

nach Altersgruppeninsgesamt

dienstl ich/geschäftlich

Wege

Ausbildung

Begleitung

Quelle: MiD 2002

Verknüpft mit den bereits dargestellten altersabhängigen Unterschieden bei der Ver-kehrsmittelwahl kann festgehalten werden, dass es ein generelles Mobilitätsmuster

nicht gibt. Die Mobilitätsbedürfnisse und Wahlentscheidungen sind in hohem Maß le-

bensphasenabhängig und können nicht pauschal beschrieben werden.

Kann der Versorgungs- und Freizeitverkehr weiter differenziert werden?

Zusätzlich zu den bisher beschriebenen Hauptzwecken wurden im Interview die dreiZwecke Erledigungen, Einkaufen und Freizeit durch entsprechende Nachfragen diffe-

renziert. Hierbei wurden etwa 40 weitere Teilzwecke vorgegeben. Diese detaillierten

Ergebnisse stehen in der Projektdokumentation zur Verfügung. Dabei wurden Überlap-

pungen der Unterzwecke zugelassen. So kann der Spaziergang mit dem Hund in ei-

nem Fall als „Freizeit“ empfunden werden, in einem anderen Fall als „Erledigung“. Hier

wurde jeweils die Hauptkategorie belassen, in die der Befragte seinen Weg im Inter-

view einordnete, um die subjektive Zuordnung nicht durch schwer festlegbare nach-

trägliche Definitionen zu beeinträchtigen. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Un-

terzwecke der genannten drei Rubriken zeigen die folgenden Abbildungen.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 79

Abbildung 3.52: Differenzierung des Wegezwecks Freizeit

69% 31%

15%

9%

7%

12%

8%

31%

18%

Besuche oder Treffen

andere Zwecke

Wege mit dif ferenzierter Zweckzuordnu ng

Freizeit

sonstiges

Ausflüge, Spaziergänge

Veranstaltungen

Hobby

Sportausübung

Essen gehen

84 Mio.Freizeitwege

täglich

Quelle: MiD 2002

Innerhalb der Freizeitwege dominiert die Kategorie „Besuche oder Treffen“ mit einem

Anteil von knapp einem Drittel (vgl. Abbildung 3.52). Die weiteren Untergruppen sind

verhältnismäßig gleichgewichtig verteilt und illustrieren die Vielschichtigkeit dieses Be-

reichs, die sich in unterschiedlichen Wegelängen, Tageszeiten und Zielen ausdrückt.

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80 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 3.53: Differenzierung der Wegezwecke Einkauf und Erledigung

Quel le: MiD 2002

andere Zwecke

W e g e m i t d if f e re n zi e r te r Z w e ck z u ord n u n g

Freizeit

52 Mio. Einkaufswege täglich

Erledigungen für andere

Arztbesuche

88% 12%

29%

25%

22%

8%

8%

8%

Besuche, Treffen

Kirchgang oder Friedhof

täglicher Bedarf

sonstiges

Behördengang, Bank, Post etc.

81% 19%

16%

75%

9%

andereZwecke Einkauf

andereZwecke Erledi-

gungen

33 Mio. Erledigungswege täglich

Einkaufsbummel

andere Dinge

3.2.6 Verkehrsaufkommen im Jahresverlauf

Mobilität in Deutschland 2002 ist so angelegt, dass das komplette Jahr 2002 abgebildet

werden kann. Für eine tägliche Verlaufskurve und eine entsprechende Differenzierung

der Wegemerkmale ist der Datenbestand allerdings nicht ausreichend. Grobe Trend-

werte können jedoch auf Wochenebene und etwas tiefer gegliederte Ergebnisse auf

Monatsebene dargestellt werden.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 81

Abbildung 3.54: Wege nach Kalenderwochen und Wegezwecken

hochgerechnete Wege pro Kalenderwoche in Tsd.

Kalenderwochen 20021 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52

0

500000

1000000

1500000

2000000

2500000

FreizeitEinkauf ErledigungenBegleitunggeschäftlichAusbildungBeruf

Wege von Personen ab 0 Jahre, einschließlich Wirtschaftsverkehr

Quelle: MiD 2002

Abbildung 3.54 zeigt den Verlauf für die Kalenderwochen nach Wegezwecken anhandder hochgerechneten wöchentlichen Wegezahlen. Hier zeigen sich deutlich Spitzen in

einzelnen Wochen, die vor allem entstehen, wenn in keinem oder nur wenigen Bun-

desländern Ferien sind. Weiterhin fällt das ebenfalls ferienbedingt etwas geringere

Volumen der Berufs- und Ausbildungswege in den Sommerwochen auf. Dieser Effekt

entzerrt sich etwas durch die 2002 noch weit gestreckt liegenden Sommerferien. Be-

sonders geringe Volumina weisen die Osterwoche sowie die letzte Woche im Jahr auf.

Wird dieser Verlauf für die Monate aggregiert, ergibt sich ein ausgeglicheneres Bild,

das aber ebenfalls saisonale Effekte illustriert (vgl. Abbildung 3.55). Die Spitzen der

Verkehrsnachfrage liegen in den Monaten April und September, die geringsten Ge-

samtwerte zeigen der August mit einem hohen Ferienanteil und dadurch bedingt den

geringsten Werten für Beruf und Ausbildung und der Monat Mai, in den der 1. Mai als

Feiertag, Himmelfahrt und das Pfingstfest fallen. Entsprechend höher sind in diesen

Monaten prozentual gesehen die Freizeitanteile. Dabei ist aber zu berücksichtigen,

dass sich die Hochrechnung ausschließlich auf innerhalb Deutschlands zurückgelegte

Wege beschränkt. Wege, die etwa während des Urlaubs außerhalb Deutschlands zu-

rückgelegt wurden, werden nicht berücksichtigt. So liegt zum Beispiel im August der

Anteil der Befragten, die angeben, am Stichtag nicht in Deutschland gewesen zu sein,

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82 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

mit gut einem Prozent doppelt so hoch als im November, wo dieser Anteil nur 0,5 Pro-

zent beträgt.

Der monatsweise Verlauf veranschaulicht auch die Notwendigkeit, dass sich eine zu-

verlässige Mobilitätsuntersuchung auf Stichtagsebene über einen längeren Zeitraum

erstreckt. Kommt eine Erhebung für ein ganzes Jahr nicht in Betracht, sind die Monate

April und Mai bzw. September bis November am ehesten für eine zuverlässige Erhe-

bung geeignet.

Abbildung 3.55: Wege nach Monaten und Wegezwecken 2002

hochgerechnete Wege pro Monat in Mio.

1321 1274 12191442

10331235 1207 1185 1230 1154 1172 1149

693528 507

591

450568

332 265620

514 632 568

811611 710

681

455

638588 512

556 808 655 603

741826

585

786

672611

576 637

781 755 795687

1032922 1034

1041

875

9691134

914

1076 9731122

1067

14961597 1620

1531

1522

1544 16631624

1604 16181729

1683

2300 2549 27002600

2687

2770 2720

2590

28582467 2258 2512

Jan Feb März April Mai Juni Juli Aug Sep Okt Nov Dez0

2000

4000

6000

8000

10000

FreizeitEinkauf ErledigungenBegleitunggeschäftlichAusbildungBeruf

Wege von Personen ab 0 Jahre, einschließlich Wirtschaftsverkehr

Quelle: MiD 2002

Wird der Monatsverlauf nicht nur nach der Wegeanzahl, sondern nach Personenkilo-

metern betrachtet, verschiebt sich das Bild etwas (vgl. Abbildung 3.56). Vor allem das

bei der absoluten Wegezahl bestehende Tief in der sommerlichen Ferienzeit wird

durch im Schnitt längere Freizeitwege wieder ausgeglichen, so dass sich auch für die

Sommermonate hohe Volumina ergeben. Am niedrigsten sind dagegen die Zahlen in

den Monaten Januar und November. Dies ist wiederum vor allem auf die Schwankun-

gen im Freizeitbereich zurückzuführen, während die blau dargestellten Anteile für

Kilometerleistungen im Berufs- und Wirtschaftsverkehr geringeren Schwankungen

ausgesetzt sind.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 83

Abbildung 3.56: Personenkilometer nach Monaten und Wegezwecken 2002

hochgerechnete Personenkilometer pro Monat in Mio

5696549058 47166

59297

4005450675 51111 53297 50158 52197

46822 48322

102549140 9910

10826

75859986 6397 5029 10304 11551 12782 9490

33779 3982133634

42378

36898

41343 40573 37983 37035 3526725768 30222

13000 1337711640

18027

12667

10691 12807 18138 16967 1291515353 13612

1941217192

19420

26875

20640

25646 25959 20126 2189318754

24646 27709

19738 20969 25489

22340

21409

21837 26670 26240 22969 24272 26953 24540

62398

83328

110516

101689

11975492083

110899 118517 120411

89993

71929

89055

Jan Feb März April Mai Juni Juli Aug Sep Okt Nov Dez0

50000

100000

150000

200000

250000

300000

FreizeitEinkauf ErledigungenBegleitunggeschäftlichAusbildungBeruf

Wege von Personen ab 0 Jahre, einschließlich W irtschaftsverkehr

Quelle: MiD 2002

Auch die Zusammensetzung der genutzten Verkehrsmittel verschiebt sich im Jahres-

verlauf. Dieses Ergebnis zeigt Abbildung 3.57 anhand der prozentualen Verteilung

nach Kalenderwochen. Die Anteile der Fahrradwege steigen im Sommer, die Fuß-weganteile liegen eher in den Winterwochen höher, wie schon die Differenzierung nach

Wetterlage anhand der Schneetage zeigte. Der ÖV weist bis auf die Sommermonate –

wiederum ferienbedingt aufgrund der niedrigeren Anteile des Berufsverkehrs – verhält-

nismäßig gleichbleibende Anteile auf.

Spielt der Benzinpreis eine Rolle?

Die rot und orange dargestellten Anteile für den motorisierten Individualverkehr mit

dem Auto zeigen im Jahresverlauf nur geringe Schwankungen. Ein Vergleich mit der

Benzinpreisentwicklung für Super- und Dieselkraftstoff anhand monatlicher Durch-

schnittswerte offenbart die kaum vorhandene Nachfrageelastizität. Hier ergeben sich

allenfalls sehr kurzfristige Reaktionen unmittelbar nach besonderen Preiserhöhungen,

die aber bereits nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Allerdings sind die relativ gerin-

gen Preisschwankungen im Verlauf des Jahres 2002 auch nicht dazu geeignet, even-

tuelle Reaktionsmuster abzubilden.

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84 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 3.57: Wege nach Hauptverkehrsmittel und Kalenderwochen, Kraft-stoffpreise für ausgewählte Kalenderwochen 2002

Kalenderwochen 2002

Wege von Personen ab 0 Jahre,einschließlich Wir tschaftsverkehr

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 520%

20%

40%

60%

80%

100%

Hauptverkehrsmittel

Fahrradzu FußÖPVMIV-MitfahrerMIV-Fahrer

0,00

0,25

0,50

0,75

1,00

1,25

1,50

1,75

2,00Euro

Diesel

BenzinpreiseSuper

Anteile in Prozent pro Kalenderwoche in Tsd.

Quelle: MiD 2002

3.2.7 Tageszeiten, Wegelängen und Wegedauern

Für alle Wege wurden nicht nur die genutzten Verkehrsmittel, Wegezwecke und Anzahl

der mitfahrenden Personen erhoben, sondern auch Angaben zum Zeitpunkt, der Dauer

und der Länge des Weges. Dies gilt allerdings nicht für den Wirtschaftsverkehr, der nur

im Aggregat pro Person und Tag erfragt wurde. Er wird daher im Abschnitt 3.2.9 für die

in diesem Kapitel dargestellten Kennwerte gesondert beschrieben. Durch genaue Er-

fassung der Start- und Ankunftszeiten für alle übrigen Wege stellt sich die Tagesgang-

linie – in den beiden nachfolgenden Darstellungen 3.58 und 3.59 differenziert nach

Wochentagen und Hauptverkehrsmitteln – wie folgt dar:

Von Montag bis Freitag gibt es drei „Spitzenzeiten: die Zeiten von 6-9 Uhr und 16-18

Uhr im Berufsverkehr sowie die Spanne von 13-15 Uhr mit hohen Anteilen im Ausbil-

dungsverkehr (Angaben jeweils einschließlich der folgenden vollen Stunde). Dieser

Verlauf unterscheidet sich etwas zwischen West- und Ostdeutschland. In den ostdeut-

schen Ländern liegt die Morgenspitze etwa eine Stunde früher und fällt innerhalb des

Zeitblocks von 6-9 Uhr höher aus als im Westen. Die abendlichen Rückwege im Be-

rufsverkehr konzentrieren sich ebenfalls mehr auf das enge Zeitfenster von 16-18 Uhr

als im Westen. Einheitlicher und daher nicht getrennt dargestellt sind die Verläufe am

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 85

Samstag und am Sonntag. An Samstagen wird die Mehrheit der Wege in den Vormit-

tagsstunden zurückgelegt. Der Sonntag weist dagegen mittags und nachmittags die

höchsten Wegeanteile auf.

Abbildung 3.58: Tagesganglinie (Wege) nach Wochentagen 2002

12%

23%27%

24%

10%

2% 1%18%

30%

21%

16%

8%3% 3%

23%20% 21%

23%

9%

2% 2%

25%

19%23% 21%

7%2% 3%

10-12

Samstag

Montag bis Freitag - West

6-9 22-24 13-15 16-18 19-21 0-5 UhrMontag bis Freitag - Ost

Wege von Personen ab 0 Jahre, ohne Wirtschaftsverkehr

Sonntag

Quelle: MiD 2002

Auch die Differenzierung dieser Ergebnisse nach dem Hauptverkehrsmittel des jeweili-

gen Weges zeigt interessante Unterschiede (vgl. Abbildung 3.59). Die ÖPNV-Wege

konzentrieren sich auf den morgendlichen Berufsverkehr sowie die durch den Ausbil-

dungsverkehr nachfragestarke Mittagszeit. Fuß- und Fahrradwege verteilen sich auch

aufgrund der homogeneren Zweckzusammensetzung auf den gesamten Tag bis zu

einem merklichen Nachlassen in den Abendstunden. Ähnliches gilt für die Wege der

MIV-Fahrer mit etwas höheren Werten für die Tageszeit nach 21 Uhr. Der Verlauf für

die MIV-Mitfahrer unterscheidet sich dagegen deutlich von dem der Fahrer und kon-

zentriert sich auf den Nachmittag.

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86 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 3.59: Tagesganglinie (Wege) nach Hauptverkehrsmittel 2002

22%21% 20% 23%

9%3% 3%16% 21%

23% 25%

10%

3% 2%

28%

19%26%

18%

6% 2% 2%

22%22%

23%22%

7%1% 1%

21% 25% 23%

20%

8% 2% 1%

10-12

MIV-Mitfahrer

ÖPNV

Fahrrad

6-9 22-24 13-15 16-18 19-21 0-5 Uhr

zu Fuß

MIV-Fahrer

Wege von Personen ab 0 Jahre, ohne Wirtschaftsverkehr

Quelle: MiD 2002

Wie lange sind wir täglich unterwegs und welche Entfernungen werden zurück-gelegt?

Im Schnitt ist jeder Bürger, der am Stichtag das Haus verlassen hat, am Tag knapp

eineinhalb Stunden unterwegs – in den westlichen Bundesländern geringfügig kürzer

und in den ostdeutschen Ländern etwas länger (jeweils ohne Wirtschaftsverkehr). Da-

bei werden pro Person im Durchschnitt knapp 40 Kilometer zurückgelegt – ebenfalls

geringfügig mehr im Osten der Republik. Den Wirtschaftsverkehr eingeschlossen, liegt

der Wert bei 43 Kilometern und die Unterwegszeit bei 93 Minuten. Dieser durchschnitt-

liche Zeitaufwand beträgt etwa zehn Minuten mehr als noch vor 20 Jahren. Auch bei

diesem Verhaltensmerkmal gibt es große Unterschiede zwischen den Bevölkerungs-

gruppen: Die Spanne reicht von durchschnittlichen 55 Minuten für die Kinder (in Krip-

pe/Kiga/Kita), über 85 Minuten für die mobilen Rentner bis zu täglich fast 110 Minuten

der Erwerbstätigen. Dabei weisen die Männer in den meisten Lebenszyklusgruppen die

höhere Verkehrsbeteiligungsdauer auf, im Mittel beträgt der Abstand 103 zu 83 Minu-

ten, also beachtliche 20 Minuten. Am größten ist der Unterschied bei den Erwerbstäti-

gen, da die Männer durch die höhere Beteiligung im Wirtschaftsverkehr täglich 30 Mi-

nuten länger unterwegs sind.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 87

Die Zunahme der Mobilitätsdauer in den letzten Dekaden ist auf zwei Effekte zurück zu

führen: Zum einen wirkt der Anstieg des Anteils der Erwerbstätigen als Struktureffekt,

daneben ist für die meisten Lebenszyklusgruppen ein Verhaltenseffekt „höhere Mobili-

tätsdauer“ zu beobachten.

Abbildung 3.60: Personen nach täglichen Unterwegszeiten und Regionstypen2002

8%

10%

9%

8%

8%

7%

7%

8%

8%

8%

14%

19%

17%

16%

16%

15%

15%

16%

16%

16%

90%

27%

28%

28%

27%

23%

26%

25%

26%

26%

19%

17%

18%

19%

18%

20%

20%

18%

19%

19%

11%

10%

11%

11%

12%

13%

13%

12%

12%

12%

19%

17%

17%

17%

18%

23%

19%

21%

19%

19%

ländliche Räume geringerer Dichte 85

ländliche Räume höherer Dichte 78

verst. Räume mittl. Dichte ohne Oberzentren 80

verst. Räume mittl. Dichte mit Oberzentren 83

verst. Räume höherer Dichte 84

Agglomerationsräume mit Zentren 91

hochverdichtete Agglomerationsräume 85

Ost 87

West 86

insgesamt 85

0% 20% 40% 60% 80% 100%

tägliche Unterwegszeit

bis 15 Minuten

16 bis 3031 bis 6061 bis 9090 bis 120mehr als 120

mobile Personen ab 0 Jahre, ohne Wirtschaftsverkehr

Mittelwertin Minuten

Quelle: MiD 2002

Bei den Regionstypen gibt es hinsichtlich der täglichen Unterwegszeit der Bewohner

zwei Kategorien, deren Werte von der übrigen Verteilung abweichen (vgl. Abbildung

3.60, ohne Wirtschaftsverkehr). In den Agglomerationsräumen mit besonderen Zentren

führten die höhere Verkehrsbelastung der Straßen und der höhere Anteil des öffentli-

chen Verkehrs mit seinen Fahrt-, Umsteige- und Wartezeiten zu deutlich längeren Un-

terwegszeiten, die im Mittel über 90 Minuten liegen. Trotzdem ist die tägliche Kilome-terleistung in diesen Gebieten mit 42 Kilometern nur geringfügig höher als im Durch-

schnitt mit 40 Kilometern. In den ländlichen Räumen geringerer Dichte sind etwa 70

Prozent der am Stichtag mobilen Personen weniger als eine Stunde täglich unterwegs.

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88 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Der trotzdem relativ hohe Mittelwert von 85 Minuten signalisiert aber, dass hier wenige

Personen extrem lange Zeiten in Kauf nehmen müssen, die durch besonders lange

Wege bedingt sind. Dies bestätigt der hohe Mittelwert von 44 zurückgelegten Kilome-

tern.

Abbildung 3.61: Personen nach täglicher Wegstrecke und Regionstypen 2002

7%

10%

8%

8%

7%

8%

7%

9%

7%

7%

15%

14%

12%

12%

13%

11%

12%

14%

12%

12%

16%

18%

19%

17%

16%

17%

18%

17%

17%

17%

18%

18%

16%

17%

18%

18%

19%

17%

18%

18%

20%

22%

25%

24%

24%

25%

25%

22%

25%

24%

12%

11%

12%

10%

13%

12%

12%

12%

12%

12%

12%

8%

8%

9%

8%

8%

8%

8%

8%

8%

ländliche Räume geringerer Dichte 44

ländliche Räume höherer Dichte 38

verst. Räume mittl. Dichte ohne Oberzentren 38

verst. Räume mittl. Dichte mit Oberzentren 42

verst. Räume höherer Dichte 40

Agglomerationsräume mit Zentren 42

hochverdichtete Agglomerationsräume 38

Ost 41

West 40

insgesamt 40

0% 20% 40% 60% 80% 100%

tägliche Wegstrecke

bis einen Kilometerzwei bis vier

fünf bis zehn11 bis 2021 bis 5051 bis 100mehr als 100

mobile Personen ab 0 Jahre, ohne Wirtschaftsverkehr

Mittelwertin Minuten

Quel le: MiD 2002

Die unterschiedlichen täglichen Wegstrecken und Unterwegszeiten sind auch bei der

Differenzierung nach den Mobilitätstypen aufschlussreich, die in den beiden folgenden

Abbildungen zusammengestellt sind. Hier zeigt sich, dass insbesondere die Nutzer von

Bus und Bahn täglich mehr Zeit investieren müssen als Pkw-Nutzer, obwohl sie kürze-

re Wegstrecken absolvieren. Nahezu jeder dritte regelmäßige ÖPNV-Kunde ist täglich

länger als zwei Stunden unterwegs. Bei den IV-Stammnutzern muss nur jeder Fünfte

ein so hohes Zeitbudget investieren. Im Mittel entfallen bei den ÖPNV-Stammnutzern

106 Minuten auf die täglichen Wege, bei den IV-Stammnutzern sind es nur 86 Minuten.

Trotzdem legen sie im Schnitt mit 51 Kilometern pro Tag fünf Kilometer mehr zurück

als die ÖPNV-Stammkunden, die einen Wert von 46 täglichen Kilometern aufweisen.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 89

Dies entspricht einer elf Prozent höheren Entfernung bei 20 Prozent geringerem Zeit-

aufwand.

Die Fahrradfahrer benötigen im Schnitt ähnlich viel tägliche Mobilitätszeit wie die übri-

gen Gruppen, legen aber mit ihrem üblichen Verkehrsmittel im Schnitt natürlich deutlich

geringere Entfernungen zurück. Sie erreichen mit 26 Kilometern etwa 65 Prozent des

Durchschnittswerts, haben also im Alltag deutlich kürzere Wege, durch die die Fahr-

radnutzung an Attraktivität gewinnt.

Abbildung 3.62: Personen nach täglicher Unterwegszeit und Mobilitätstypen2002

7%

8%

5%

5%

6%

10%

11%

8%

6%

8%

15%

17%

13%

8%

13%

17%

27%

16%

14%

16%

27%

28%

25%

20%

21%

25%

27%

25%

27%

26%

20%

19%

20%

21%

20%

14%

12%

18%

20%

19%

12%

12%

14%

17%

15%

13%

11%

12%

13%

12%

19%

18%

23%

31%

24%

22%

11%

21%

20%

19%

IV-Stammnutzer 86

ÖPNV-Potential 83

ÖPNV-Gelegenheitskunden 93

ÖPNV-Stammnutzer 106

ÖPNV-Captives 95

Fahrradfahrer 85

Wenig-Mobile 66

nicht Erwerbstätige 87

Erwerbstätige 88

insgesamt 85

0% 20% 40% 60% 80% 100%

tägliche Unterwegszeitbis 15 Minuten16 bis 3031 bis 6061 bis 9090 bis 120mehr als 120

mobile Personen ab 0 Jahre, oh ne Wirtschaftsverkehr

Mit telwertin Minut en

Quelle: MiD 2002

Die Wenig-Mobilen schließlich legen mehr Wege zu Fuß zurück als die anderen Grup-

pen. Dies spiegelt sich in einer relativ niedrigen täglichen Kilometerzahl von 18 wider,

für die jedoch im Schnitt ein Zeitbedarf von gut einer Stunde besteht.

Die bisher vorgestellten Ergebnisse zu den Dauern und täglichen Kilometersummen

beziehen sich auf personenweise aggregierte Wegeparameter pro Stichtag. Im Fol-

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90 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

genden soll die Betrachtung durch den Blick auf die Kennwerte einzelner Wege erwei-

tert werden. Der Zusammenstellung der Durchschnittswerte vorangestellt werden die

kumulierten Verläufe der Wegedauern und Wegelängen differenziert nach mit dem

Auto und mit dem ÖPNV zurückgelegten Wegen.

Abbildung 3.63: Personen nach täglicher Wegstrecke und Mobilitätstypen2002

4%

6%

4%

4%

12%

12%

25%

9%

4%

7%

8%

11%

9%

7%

16%

21%

22%

14%

8%

12%

13%

18%

17%

15%

21%

23%

21%

0%

13%

17%

17%

19%

20%

20%

18%

16%

13%

19%

18%

18%

29%

26%

27%

28%

19%

18%

12%

22%

29%

24%

18%

11%

14%

16%

8%

6%

5%

10%

17%

12%

11%

8%

9%

11%

6%

5%

3%

6%

11%

8%

IV-Stammnutzer 51

ÖPNV-Potential 40

ÖPNV-Gelegenheitskunden 45

ÖPNV-Stammnutzer 46

ÖPNV-Captives 29

Fahrradfahrer 26

Wenig-Mobile 18

nicht Erwerbstätige 33

Erwerbstätige 50

insgesamt 40

0% 20% 40% 60% 80% 100%

tägliche Wegstrecke

bis einen Kilometerzwei bis vierfünf bis zehn11 bis 2021 bis 5051 bis 100mehr als 100

mobile Personen ab 0 Jahre, ohne Wirtschaftsverkehr

Mittelwertin Minuten

Quel le: MiD 2002

Wie viele Wege dauern weniger als 10 Minuten?

Insgesamt zeigt sich, dass gut die Hälfte der Wege am Stichtag höchstens 20 Minuten

dauert. Insgesamt jeder vierte Weg ist nicht länger als zehn Minuten, nur einer von

zehn Wegen dauert eine Stunde oder länger. Dies zeigt, dass - über alle Verkehrsmit-

tel gerechnet - die Bundesbürger einen Großteil ihrer Wegeziele schnell erreichen kön-

nen. Allerdings unterscheiden sich diese Werte deutlich zwischen dem MIV und dem

ÖPNV. Während fast jeder vierte Autofahrer schon nach weniger als zehn Minuten sein

Ziel erreicht hat, gilt dies nur für zwei Prozent der ÖPNV-Nutzer. Nach einer Viertel-

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 91

stunde sind schon fast die Hälfte der Autonutzer angekommen, aber nicht einmal jeder

zehnte Nutzer von Bus oder Bahn. Von ihnen haben auch nach 45 Minuten erst 69

Prozent ihr Ziel erreicht. Nach dieser Zeitspanne haben jedoch schon 91 Prozent der

Autofahrer ihren Wagen wieder abgestellt.

Abbildung 3.64: Wegedauern (kumuliert) nach Hauptverkehrsmittel 2002

1 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 80 90 120 150 >180

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

alle WegeMIVÖPNV

We ge von Perso nen ab 0 Jahre, ohne Wirtschaftsverkeh r

Anteil Wegedau ern unter maximal ... Minuten

Quelle: M iD 2002

Wie viele Autofahrten führen zu Zielen, die zu Fuß erreichbar wären?

Bei der Betrachtung der Wegelängen (Abbildung 3.65) wird deutlich, dass rund zwei

von zehn Wegen einen Kilometer oder kürzer sind. Nur jeder vierte Weg führt über eine

Entfernung von mehr als zehn Kilometern. Bei den Entfernungen bestehen auffällige

Unterschiede zwischen den wesentlichen Verkehrsmitteln, selbst wenn die MIV- und

ÖPNV-Kurven enger beieinander liegen als bei den Wegedauern. Besonders bemer-

kenswert sind die hohen Anteile von relativ kurzen Auto-Wegen. Jede vierte Autofahrt

führt über eine Strecke, die kürzer ist als drei Kilometer. Und nur etwa die Hälfte der

Autowege entfällt auf Strecken von mehr als fünf Kilometern. Die ÖPNV-Wege sind im

Schnitt kürzer als die mit dem Auto bewältigten Strecken, obwohl sie deutlich mehr Zeit

in Anspruch nehmen, wie in der vorangehenden Darstellung gezeigt wurde. Nach fünf

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92 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Kilometern ist nur jeder dritte ÖPNV-Weg beendet und immerhin eine von vier ÖPNV-

Fahrten ist weiter als 20 Kilometer.

Verständlicherweise sind die Fußwege deutlich kürzer: mehr als die Hälfte ist nach

weniger als einem Kilometer beendet. Die Fahrradwege schließlich führen über wie-

derum andere Entfernungen. Etwa ein Viertel aus dieser Kategorie reicht weniger als

einen Kilometer weit und 90 Prozent der Fahrradfahrer erreichen ihr Ziel nach weniger

als zehn Kilometern.

Abbildung 3.65: Wegelängen (kumuliert) nach Hauptverkehrsmittel 2002

un ter 50 m100 m

200 m400 m

600 m800 m

1 km2 km

3 km5 km

8 km10 km

15 km20 km

30 km50 km

100 km> 100 km

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

alle

MIVÖPNV

zu FußFahrrad

Anteil Wegelängen unter maximal ... Meter / Kilometer

We ge von Perso nen ab 0 Jahre, ohne Wirtschaftsverkeh r

Quelle: M iD 2002

Wie lang und schnell sind unterschiedliche Wege im Schnitt?

Über die kumulierte Darstellung hinaus, die einen besseren Eindruck der Verteilung

vermittelt, liefert der Blick auf die Mittelwerte für die Wegelängen, Wegedauern und die

sich daraus ergebenden Geschwindigkeiten ein aufschlussreiches Bild (vgl. Abbildung

3.66). Am kürzesten fallen verständlicherweise die Fußwege aus, die im Mittel bei 1,4

Kilometer liegen, 22 Minuten dauern und mit etwa vier km/h zurückgelegt werden. Ih-nen folgen die Fahrradwege mit 3,3 Kilometern mittlerer Entfernung, einer Wegzeit von

ebenfalls etwa 20 Minuten und einer Geschwindigkeit von rund elf Kilometern in der

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 93

Stunde. Fünfmal länger stellen sich die MIV-Wege der Fahrer mit über 14 Kilometern

dar. Sie liegen im Schnitt allerdings nur bei einer Geschwindigkeit von etwas über 30

km/h und nehmen vergleichbar mit den Fahrrad- und Fußwegen im Durchschnitt gut 20

Minuten in Anspruch. Fast doppelt so viel Zeit investieren die ÖPNV-Nutzer in ihre

Wege mit Bus oder Bahn, obwohl ihre Wege mit 12,6 Kilometern durchschnittlich etwa

zwei Kilometer kürzer ausfallen als die mit dem Auto gefahrenen Wege. Entsprechend

geringer fällt das Durchschnittstempo aus, das im ÖPNV bei 18 km/h liegt.

Abbildung 3.66: Mittlere Wegelängen, Wegedauern und Wegegeschwindigkei-ten 2002

14,0

5,2

8,3

7,4

6,615,2

12,615,4

14,1

3,3

1,4

11,6

10,6

10,8

31,614,8

19,1

15,6

21,6

24,6

39,622,0

20,7

21,1

22,3

25,8

22,9

23,4

22,6

19,3

20,9

23,0

16,1

31,6

18,1

31,632,8

10,6

4,3

20,9

23,3

22,9

Freizeit

Einkauf

private Erledigungen

Begleitung

Ausbildung

Arbeitsplatz

ÖPNV

MIV-Mitfahrer

MIV-Fahrer

Fahrrad

zu Fuß

Ost

West

insgesamt

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 40,0

mittlere Wegekennzahlen:

Geschwindigkeit (km/h)Dauer (Min).Länge (km)

Wege von Personen ab 0 Jah re, oh ne Wirtschaftsverkehr

Quel le: MiD 2002

Im Mittel über alle Wege schließlich ergibt sich eine Entfernung von etwa elf Kilometern

bei einem Zeitbedarf von 23 Minuten und einer Geschwindigkeit mit annähernd dem

gleichen Betrag von 22,9 km/h. Dabei müssen die Ostdeutschen bei etwas längeren

Wegen und geringerem Tempo im Mittel pro Weg etwa zehn Prozent mehr Zeit inve-

stieren als die Bürger in den westdeutschen Ländern.

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94 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 3.67: Mittlere Wegegeschwindigkeiten nach West/Ost und Haupt-verkehrsmittel 2002

5%

10%

2%

3%

19%

72%

25%

20%

20%

11%

41%

18%

19%

59%

28%

27%

26%

26%

21%

32%

31%

32%

20%

22%

24%

23%

34%

14%

37%

34%

2%

20%

22%

23%

15%

2%

9%

8%

4%

6%

6%

14%

1%

3%

4%

2%

2%

2%

ÖPV

ÖPNV

MIV-Fahrer

Mitfahrer

Fahrrad

zu Fuß

Ost

West

insgesamt

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Geschwindigkeit in km/hbis unter 5 km/h6 bis 1516 bis 2930 bis 5960 bis 7980 und mehr

Wege von Personen ab 0 Jahre, ohne Wirtschaftsverkehr

Quel le: MiD 2002

Größere Abweichungen zwischen den einzelnen Kategorien ergeben sich bei der Dar-

stellung der drei Kennwerte differenziert nach Wegezwecken (Ergebnisse zum Wirt-

schaftsverkehr in Kapitel 3.2.9). Die längste mittlere Wegstrecke ergibt sich für die We-

ge vom oder zum Arbeitsplatz. Sie beträgt 15,2 Kilometer. Hierfür benötigen die Be-

schäftigten im Schnitt eine Zeit von etwa 25 Minuten. Die Durchschnittsgeschwindigkeit

liegt etwas über 30 km/h. Die Ausbildungswege sind kaum halb so lang wie die Wege

zur Arbeit. Aufgrund der hohen Nutzeranteile von Bus und Bahn in diesem Teilmarktfällt die Geschwindigkeit deutlich ungünstiger aus als im übrigen Berufsverkehr und der

Zeitaufwand ist mit 22 Minuten nur etwas geringer. Die Wege im Einkaufs- und Versor-

gungsbereich einschließlich der Wege zur Begleitung weisen dagegen im Mittel relativ

einheitliche Kennwerte auf. Deutlich länger sind wiederum die Freizeitwege, für die die

Bürger im Schnitt bereit sind, etwa 14 Kilometer zurückzulegen und dafür etwa eine

halbe Stunde zu investieren. Die Geschwindigkeit liegt aufgrund des ausgewogeneren

Verhältnisses der dabei genutzten Verkehrsmittel mit gut 20 km/h im mittleren Bereich

der übrigen Werte.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 95

Wie viele Autofahrer sind schneller als 30 km/h?

Die Verteilung der Geschwindigkeitskategorien nach Verkehrsmitteln offenbart, dass

das Auto langsamer ist als vielfach gedacht. In einer für den Verkehrsverbund im Groß-

raum Nürnberg durchgeführten Studie schätzten die Befragten den Anteil der Auto-

fahrten, die von Tür zu Tür im Schnitt schneller als 30 Kilometer pro Stunde sind, auf

77 Prozent. Der tatsächliche Wert für Gesamtdeutschland, das zeigt Abbildung 3.67,

liegt bei etwa 50 Prozent. Einer von zwei Autofahrern muss sich also in der Bilanz mit

einer Geschwindigkeit von unter 30 km/h zufrieden geben. Den ÖPNV-Nutzern geht es

nicht besser – im Gegenteil. Vier von fünf Bus- oder Bahnkunden kommen im Schnitt

nicht schneller als 30 Kilometer in der Stunde voran. Bedeutend günstigere Werte er-

geben sich selbstverständlich für den ÖV, der sich überwiegend aus längeren Bahn-oder Bus- bzw. innerdeutschen Flugreisen zusammensetzt.

Wie viele Kilometer werden in Deutschland pro Tag zurückgelegt?

Die erhobenen Entfernungen für die 272 Mio. täglich in der Bundesrepublik zurückge-

legten Wege führen zu einem Gesamtvolumen von über drei Mrd. Personenkilometern

täglich (vgl. Tabelle 3.3). Diese verteilen sich im Verhältnis 80:20 auf West- und Ost-

deutschland. In den westdeutschen Ländern ergibt sich also eine tägliche Kilometer-

zahl von 2,6 Mrd.. Vor 20 Jahren wurden in den alten Länder knapp zwei Mrd. Perso-

nenkilometer täglich zurückgelegt. Dies entspricht einer Zunahme von etwa 35 Pro-

zent.

Von den gegenwärtigen Personenkilometern entfallen 80 Prozent auf den MIV. Ende

der achtziger Jahre waren es etwa sechs Prozentpunkte weniger. Drei von vier Kilo-

metern werden also gegenwärtig mit einem Kraftfahrzeug zurückgelegt. Busse und

Bahnen im Nahverkehr weisen zusammen nur einen Anteil von acht Prozent auf. Der

ÖPV mit Fernzügen und Flugreisen umfasst einen Anteil von sechs Prozent. Fahrrad-

und Fußwege machen jeweils drei Prozent der ermittelten täglichen Kilometerleistung

aus.

Berufs- und Ausbildungsverkehr gemeinsam bilden einen Anteil von 24 Prozent der

täglichen Personenkilometer (einschließlich Wirtschaftsverkehr steigt der Anteil auf 38

Prozent). Innerhalb dieses zusammengefassten Berufsverkehrs übernimmt der MIVeinen Anteil von 80 Prozent. Bezogen auf das Gesamtvolumen entfallen auf den Wirt-

schaftsverkehr 14 Prozent der täglichen Verkehrsleistung. Damit ergibt sich eine Rela-

tion zwischen der beruflich bedingten Personenkilometersumme und dem privaten Be-

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96 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

reich im Verhältnis von 38:62. Über die Hälfte der täglichen Kilometer entfällt also auf

Versorgungs- und Freizeitwege. Allein der Freizeitbereich generiert 38 Prozent der

Gesamtkilometerzahl. Weitere 18 Prozent gehören zu den Einkaufswegen und immer-

hin sechs Prozent der Kilometer sind zu den begleitenden Wegen zu rechnen.

Tabelle 3.3: Tägliche Verkehrsleistung (Pkm) nach Zwecken und Haupt-verkehrsmittel 2002

Personenkilometer

in Tsd.

Beruf Ausbildung dienstlich Begleitung Erledigung Einkauf Freizeit Summe

zu Fuß 3.935 6.040 2.367 5.559 10.452 16.374 54.657 99.383

Fahrrad 12.684 5.573 1.378 2.091 6.429 9.036 47.351 84.542

Moped/Mofa 2.880 576 133 122 409 497 2.531 7.149

Motorradfahrer 3.091 111 / / 1.158 201 11.666 17.273

Motorrad-Mitfahrer 0 / 0 0 / 0 / 223

Pkw-Fahrer 447.657 27.012 268.251 88.505 150.428 154.739 479.754 1.616.346

Pkw-Mitfahrer 29.989 18.491 6.177 66.496 65.955 79.730 406.423 673.262

Taxi 306 738 153 / 862 / 2.208 4.418

LKW-Fahrer 4.908 0 81.423 / 872 / 1.726 91.132

LKW-Mitfahrer 855 / 950 / 425 / 1.931 4.359

Linienbus, Stadtbus 12.694 28.824 13.555 1.660 6.440 6.941 12.215 82.329

U-Bahn, Straßenbahn 15.971 7.235 380 1.001 5.082 5.922 15.155 50.746

S-Bahn, Regionalbahn 48.212 15.883 4.898 2.789 9.399 5.931 33.935 121.047

Fernzug 13.231 1.201 32.395 / 5.251 / 59.386 113.214

Reisebus / / 4.539 0 3.202 0 33.633 43.119

Flugzeug / 0 9.260 0 / 0 / 15.149

anderes 4.626 1.337 7.830 400 517 326 5.809 20.845

Summe 605.122 113.253 434.699 169.193 268.272 283.427 1.170.572 3.044.537

/ nicht ausgewiesen, da zu geringe Besetzung in der Erhebung0 – weniger als 500 Wege täglich in der Hochrechnung, auf 0 gerundet

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 97

Wie hat sich die Verkehrsleistung in den letzten 20 Jahren entwickelt?

Der Vergleich mit den früheren KONTIV-Studien, der bereits an einigen Stellen gezo-

gen wurde, beschränkt sich auf die alten Bundesländer. Bei dem Vergleich der hochge-

rechneten Ergebnisse müssen die zurückliegenden Resultate zusätzlich um die Mobi-

lität der Kinder unter zehn Jahre und den Wirtschaftsverkehr ergänzt werden. Dies

kann über Analogieschlüsse auf Basis der gegenwärtig gemessenen Verhältnisse ge-

schehen (vgl. Kapitel 2). Die sich dabei ergebenden Gesamtzahlen wurden in den vor-

angehenden Kapiteln schon herangezogen. Für Westdeutschland ergibt sich eine Ent-

wicklung von etwa 190 auf 225 Mio. tägliche Wege. Die Summe der Personenkilometer

wächst in den letzten 20 Jahren in Westdeutschland von knapp 1,8 Mrd. auf aktuell

etwa 2,5 Mrd. täglich.

Die Aufteilung nach Wegezwecken in Abbildung 3.68 zeigt, dass die Steigerung vor

allem auf Einkaufs– und Versorgungswege sowie den Freizeitbereich entfällt. Die

Summe der täglichen Wege im beruflichen Bereich (zur Arbeit, geschäftlich, Ausbil-

dung) verändert sich in Westdeutschland kaum; eine Steigerung um 30 Prozent ergibt

sich jedoch auf der Ebene der Personenkilometer. Ein doppelter Effekt ist im Bereich

Einkauf und Erledigungen festzuhalten. Die Wegezahl steigt um fast drei Fünftel, die

Kilometerzahl wächst dabei noch wesentlich stärker. Es werden also anteilsmäßig

mehr solche Wege zurückgelegt, die zusätzlich im Schnitt deutlich länger sind – ein

wichtiger Indikator für sich verändernde Einkaufsgewohnheiten9. Das Volumen der

Freizeitwege nimmt um ungefähr 15 Prozent zu, die Zahl der Personenkilometer

wächst um knapp 20 Prozent.

Eine Möglichkeit der externen Validierung dieser Ergebnisse bieten die vom Statisti-

schen Bundesamt veröffentlichen Aufkommenszahlen im Bereich des ÖV10. Obwohl

die Zusammenführung der unterschiedlichen Quellen in Form der im Jahr 2002 durch-

geführten verschiedenen bundesweiten Studien im Verkehrsbereich noch nicht abge-

schlossen ist, zeigt ein erster Vergleich mit diesen Angaben zum öffentlichen Verkehr

9 Hier spielen neben den inhaltlichen auch methodische Effekte eine Rolle. Durch die differenzierte Erfassung derWegezwecke in den Bereichen "Einkauf, Freizeit, private Erledigung, Begleitung" in MiD 2002 gibt es Zuordnungs-unterschiede im Vergleich zu früheren Daten: Insgesamt ist das Aufkommen in diesen Zwecken um ein Drittel ge-stiegen, die Leistung um gut zwei Fünftel, mithin die durchschnittliche Wegelänge um unter 10 Prozent auf etwa 9,5Kilometer.

10 vgl. DESTATIS 2004

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98 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

im Jahr 2002 bereits relativ eng beieinander liegende Werte von jeweils knapp 10 Mrd.

Fahrgästen im Jahr 2002.

Abbildung 3.68: Verkehrsaufkommen und Verkehrsleistung in Westdeutsch-land im Zeitvergleich

37 33

15 14

15 17

51

80

70

81

1982 20020

25

50

75

100

125

150

175

200

225

250

35749610893

239

340218

515

852

1022

1982 20020

250

500

750

1000

1250

1500

1750

2000

2250

2500

Wegezweck

FreizeitEinkauf / Erl.geschäftl ichAusbildungBeruf

Wege von Pe rsonen ab 0 Jahre in W estd eutschland, einschließlich Wirtschaftsverke hr

Wege pro Tag in Mio.

Personenkilometer pro Tag in Mio.Wege pro Tag in Mio.

Personenkilometer pro Tag in Mio.

82626953

1415

885

546

428

357

346

1982 20020

250

500

750

100 0

125 0

150 0

175 0

200 0

225 0

250 0

Hauptverkehrsmittel

ÖPVMIV-MFMIV-FRadzu Fuß

495419

21

102

70

38

24

17

19

1982 20020

25

50

75

100

125

150

175

200

225

250

Quelle: KONTIV 1982 einschließlich Umrechnung, MiD 2002

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 99

3.2.8 Öffentlicher Nahverkehr und Intermodalität

Für jeden Weg liegen auch Informationen über die kombinierte Nutzung von Ver-

kehrsmitteln vor. Dies ist vor allem in der Kombination der Fahrradnutzung bzw. dem

MIV mit dem öffentlichen Verkehr von Bedeutung. Darüber hinaus können die Kombi-

nationen innerhalb des ÖPNV betrachtet werden. Diese Analyse ist nicht zuletzt vor

dem Hintergrund der Frage nach der unterschiedlichen Attraktivität und Verkehrslei-

stung von Bussen und Schienenangeboten von Bedeutung.

Wie stellt sich die Situation des ÖPNV insgesamt dar?

Die bisher vorgestellten Resultate zeichnen für den ÖPNV ein eher ungünstiges Bild.

Dieser Angebotsbereich konnte in den letzten beiden Jahrzehnten keine bedeutsamen

Marktanteile hinzugewinnen. Im bundesweiten Schnitt ist es offenbar lediglich gelun-

gen, die aufgrund höherer Arbeitslosigkeit geringfügig sinkende Nachfrage im Berufs-

verkehr durch leichte Zuwächse in anderen Teilmärkten zu kompensieren. In der Bilanz

nimmt damit das absolute Aufkommen zwar nicht ab, aber prozentual gesehen verlie-

ren Bus und Bahn an Bedeutung.

Der Vergleich der Reisezeiten hat gezeigt, dass Kunden des öffentlichen Nahverkehrs

bei ähnlicher Streckenlänge wie im MIV nahezu die doppelte Zeit aufbringen müssen.

Die Zunahme des Einkaufs, Erledigungs- und Freizeitverkehrs mit in der Tendenz zu

mehr und mehr dezentralen Wegen erschwert die Rahmenbedingungen von Bus undBahn. Die deutliche gestiegene Pkw-Verfügbarkeit beeinflusst die Marksituation eben-

falls zuungunsten des öffentlichen Verkehrs. Mit dem Übergang ins Erwachsenenalter

und dem in der Regel damit verknüpften Führerscheinerwerb verändert sich die Ver-

kehrsmittelwahl drastisch. Doch schon für Kinder und Jugendliche prägt vor allem das

Auto die tägliche Verkehrserfahrung. Der ÖPNV muss sich bei der Verkehrsmittelso-

zialisation mit dem vierten Platz hinter dem Mitfahren im Auto, dem Umgang mit Fahr-

rad und dem Verhalten als Fußgänger begnügen. Im Ergebnis hat er im Berufs- und

Ausbildungsverkehr noch eine bedeutende Verkehrsträgerfunktion, aber in den übrigen

Teilmärkten spielt er eine geringere Rolle als das Fahrrad oder Fußwege.

Die Gründe für diese Situation können auf Basis der Studie Mobilität in Deutschland

2002 nur teilweise beschrieben werden, sind aber aus zahlreichen anderen Studien

bekannt. Auch eine Beschreibung der erforderlichen Maßnahmen, um diese Situationzu verändern, ist nicht Aufgabe von MiD 2002. Neben der Qualität bei der Erreichbar-

keit der Ziele spielen hier sicherlich Komfort-, Image- und Serviceprobleme eine Rolle.

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100 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Auch Qualitätsaspekte wie unzureichende Pünktlichkeit oder die Tariftransparenz sind

aus Sicht der potentiellen Fahrgäste ein wichtiges Nutzungshemmnis. Die potentiellen

Kunden urteilen dabei nicht immer gerecht und häufig auf der Basis von stark subjektiv

geprägten Vorurteilen. Diese bestimmen aber ihr Verhalten und müssen daher ernst

genommen werden. Bus und Bahn sind der Situation ausgesetzt, dass bei Qualitäts-

oder anderen Problemen immer der Betreiber in die Verantwortung genommen wird.

Im Autoverkehr wird die Verantwortung viel individueller empfunden und die meisten

Verkehrsteilnehmer haben „ihre“ Strategien, im alltäglichen Verkehr „erfolgreich“ zu

sein. Doch auch im ÖPNV gibt es Erfolgsgeschichten. Wo das Angebot qualitativ

stimmt und zeitlich mit der Straße konkurrieren kann oder sogar schnellere Verbindun-

gen bietet, liegen die ÖPNV-Marktanteile deutlich über dem Schnitt. Dies gilt vor allemfür attraktive Schienenangebote im städtischen Bereich oder im Berufsverkehr.

Vor diesem Hintergrund gewinnt eine nach einzelnen ÖV-Verkehrsträgern differen-

zierte Betrachtung des ÖPNV-Verkehrsaufkommens besondere Bedeutung. Innerhalbdes ÖPNV-Bereichs werden bei der Wegeerfassung in Mobilität in Deutschland 2002

die drei Kategorien U- und Straßenbahn, S-Bahn und Nahverkehrszug sowie Linien-

und Stadtbus unterschieden. Diese Differenzierung wurde im Fragebogen nach bun-

desweit einheitlichen Vorgaben vorgenommen, die zwar nicht immer die regionalen

Besonderheiten der Verkehrsmittelbezeichnungen abbilden können, aber zuverlässig

für eine grundsätzliche Aufteilung sind.

Bus oder Schiene – wo liegt das höhere Potential?

Die Bedeutung dieser Verkehrsträger unterscheidet sich deutlich in den einzelnen Re-

gionstypen (vgl. Abbildung 3.69). Nur in den Agglomerationsräumen und abge-

schwächt in den verstädterten Gebieten nehmen die Schienenangebote innerhalb des

ÖPNV relativ große Anteile ein. In den ländlichen Räumen ist innerhalb des öffentli-

chen Verkehrs dagegen der Bus fast der ausschließliche Verkehrsträger. Der Schie-

nenanteil korrespondiert mit höheren ÖPNV-Anteilen am gesamten Verkehrsaufkom-

men, die auf der linken Seite der Grafik dargestellt sind. Dies belegt die höhere Attrak-

tivität der Schiene gegenüber den Busverbindungen, die anders als der Bus in vielen

Fällen günstigere oder ähnliche Reisezeiten realisiert als das private Auto im Straßen-verkehr.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 101

Abbildung 3.69: Wege im ÖPNV: Anteil am Gesamtverkehr und Mehrfachnut-zung von ÖPNV-Verkehrsmitteln nach Regionstypen 2002

83%

85%

76%

70%

73%

48%

56%

47%

62%

59%

8%

6%

12%

24%

21%

52%

38%

49%

34%

36%

14%

13%

26%

15%

18%

27%

22%

25%

21%

22%

0% 20% 40% 60% 80% 100% 120% 140%

MehrfachnennungenLinien-/StadtbusU-Bahn/StraßenbahnS-Bahn/Nahverkehrszug

links:alle Wege, rechts: nur ÖPNV-Wege, ohne Wirtschaftsverkehr, Personen ab 0 Jahre

ÖPNV-Anteil

5%

5%

4%

6%

6%

12%

8%

8%

8%

8%

ländliche Räume geringerer Dichte

ländliche Räume höherer Dichte

verst. Räume mitt l. Dicht e ohne Oberzentren

verst. Räume mitt l. Dicht e mit Oberzentren

verst. Räume höherer Di chte

Agglomerationsräume mit Zentren

hochverdichtet e Agglomerati onsräume

Ost

West

insgesamt

0% 5% 10% 15% 20% 25%

nur ÖPNV: auf dem Weg genutzt

Quelle: MiD 2002

Die Summe der dargestellten Mehrfachnennungen kann als Umsteigefaktor interpre-

tiert werden. Im Durchschnitt werden innerhalb eines ÖPNV-Weges etwa 1,2 Angebote

genutzt. Diese Quote fällt in den Agglomerationsräumen mit einem vielseitigerenÖPNV-Angebot deutlich höher aus. In den ländlichen Regionen liegt sie dagegen nur

bei etwa 1,0, es wird also kaum umgestiegen. Dieses Ergebnis zeigt, dass Umsteige-

vorgänge die Angebotsattraktivität nicht unbedingt beeinträchtigen, wenn sie innerhalb

eines umfangreichen Gesamtangebots zumeist reibungslos funktionieren. In den länd-

lichen Regionen sind sie allerdings in der Regel ungeeignet, zusätzliche Kunden zu

gewinnen, weil sie aufgrund weniger dichter Takte die Reisezeiten häufig erheblich

verlängern. Darüber hinaus ist hier der Bus alleine nicht in der Lage, die aus Sicht der

Kunden höhere Leistungsfähigkeit des Individualverkehrs aufzuwiegen.

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102 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 3.70: Wege im ÖPNV: Anteil am Gesamtverkehr und Mehrfachnut-zung von ÖPNV-Verkehrsmitteln nach Berufs- und Ausbil-dungsverkehr und nach Mobilitätstypen 2002

35%

48%

48%

51%

61%

50%

67%

46%

79%

63%

59%

30%

30%

39%

41%

44%

43%

26%

46%

18%

33%

36%

46%

36%

27%

31%

16%

26%

17%

37%

15%

18%

22%

0% 20% 40% 60% 80% 100% 120% 140%

MehrfachnennungenLinien-/StadtbusU-Bahn/StraßenbahnS-Bahn/Nahverkehrszug

links:alle Wege, rechts: nur ÖPNV-Wege, ohne Wirtschaftsverkehr, Personen ab 0 Jahre

ÖPNV-Anteil

1%

1%

5%

33%

39%

12%

2%

5%

30%

11%

8%

IV-Stammnutzer

ÖPNV-Potential

ÖPNV-Gelegenheitskunden

ÖPNV-Stammnutzer

ÖPNV-Captives

Fahrradfahrer

Wenig-Mobile

anderes

Ausbildungsverkehr

Berufsverkehr

insgesamt

0% 10% 20% 30% 40% 50%

nur ÖPNV: auf dem Weg genutzt

Quelle: MiD 2002

Wird die gleiche Darstellung für die Nutzersegmente erstellt, die nicht auf Basis des

Verhaltens am Stichtag, sondern anhand des üblichen Verhaltens gebildet wurden,

zeigt sich die Attraktivität der Schiene noch eindrucksvoller. Die wenigen ÖPNV-Gelegenheitskunden, Personen aus dem ÖV-Potential oder IV-Stammnutzer, die am

Stichtag entgegen ihren üblichen Gewohnheiten den ÖPNV in Anspruch genommen

haben, sind zu großen Teilen mit einer Bahn unterwegs gewesen. Auch für die ÖV-

Stammnutzer, die sich trotz individueller Pkw-Verfügbarkeit in der Regel für den ÖPNV

entscheiden, machen auf dem Weg genutzte Schienenangebote die Mehrheit aus.

Dies gilt auch für die Fahrradfahrer, die ebenfalls trotz Alternative im ÖPNV unterwegs

sind. Im Ausbildungsverkehr bzw. der Gruppe der „Zwangskunden“ - den ÖV-Captives

- dominiert dagegen der Bus das Bild.

Ähnliche Unterschiede zeigen sich zwischen dem Berufs- und Ausbildungsverkehr auf

der einen und den übrigen Verkehrszwecken auf der anderen Seite. Der ÖPNV kann in

dem aus seiner Sicht schwierigeren Freizeit- und Versorgungsverkehr in der Regel dort

Marktanteile für sich verbuchen, wo zumindest für Teilstrecken Schienenverbindungen

verfügbar sind.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 103

Wo liegen die Nutzungshemmnisse gegenüber dem ÖPNV?

Mobilität in Deutschland 2002 enthält als Grundlagenstudie zur Beschreibung des ge-

genwärtigen Verkehrsaufkommens keine spezifischen Fragen zu den Bewertungen

des ÖPNV. Auch Aspekte der Kundenzufriedenheit von Bus- und Bahnkunden spielen

bei dieser Studie keine Rolle. Aufschlussreiche Ergänzungen liefert jedoch eine von

infas im Herbst 2002 durchgeführte Studie im Auftrag des Verkehrsverbunds Groß-raum Nürnberg, die sich eng an das bundesweite Erhebungsdesign von MiD 2002 an-

lehnt. Befragt wurden 7.100 Haushalte. Das Fragenprogramm wurde um einige ÖPNV-

spezifische Fragestellungen ergänzt. Ein wichtiger Bestandteil war dabei die wegebe-

zogene Nachfrage bei Nutzern anderer Verkehrsmittel, ob sie in diesem konkreten Fall

die Alternative ÖPNV in Betracht gezogen und warum sie sich dagegen entschiedenhaben.

Die Resultate für etwa 20.000 MIV-Wege zeigen zunächst, dass aktive Wahlentschei-

dungen der Ausnahmefall sind. Nur fünf Prozent der Autofahrer geben an, die Nutzung

von Bus oder Bahn vor Fahrtantritt ernsthaft erwogen zu haben. Auf die unabhängig

von dieser Bereitschaft für alle Autofahrten erfolgten Nachfrage, was in dem konkreten

Fall gegen eine Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln sprach, werden nur zum kleine-

ren Teil Gründe genannt, die ohne Angebotsverbesserungen beeinflussbar sind. Qua-

litätsprobleme beim Service oder das Argument zu hoher bzw. nicht transparenter

Preise spielt bei dieser auf den konkreten Weg bezogenen Nachfrage nur eine geringe

Rolle. Lediglich knapp zehn Prozent der Befragten führen derartige Argumente an.

Wichtiger sind zwei andere Hinderungsgründe. Ein Drittel begründet die Entscheidung

gegen den ÖPNV pauschal mit der Aussage, dessen Nutzung sei generell zu kompli-

ziert. Während dem durch eine bessere und innovative Kommunikation möglicherweise

noch begegnet werden kann, zählen für die Mehrheit harte Argumente gegen den

ÖPNV. Dies sind vor allem die Begründungen, der ÖPNV sei zu langsam oder es

stünden für den Fahrtweg keine in Frage kommenden Verbindungen zur Verfügung.

Obwohl dieses von fast 70 Prozent der befragten Autonutzer geteilte Argument objektiv

nicht in allen Fällen zutreffen wird, zeigt es doch, dass wirkliche Nachfragesprünge im

ÖPNV allein durch eine verbesserte Vermarktung ohne eine qualitative Verbesserungdes vorhandenen Angebots nicht zu erwarten sind. Nennenswerte Zuwächse sind erst

mit deutlichen Angebotsausweitungen und einer erhöhten Basisqualität zu erwarten.

Sofern diese gegeben sind, ist zusätzlich eine aktive, anhaltende und beispielhafte

Informationspolitik notwendig, um eingeschliffenen Nutzungsgewohnheiten der Auto-

fahrer eine überzeugende Alternative entgegen zu setzen.

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104 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Gibt es nicht jetzt schon weitere Potentiale für den öffentlichen Verkehr?

Die in Abschnitt 3.2.1 vorgestellte Segmentation der bundesdeutschen Bevölkerung ab

14 Jahre beziffert immerhin einen Bevölkerungsanteil von 24 Prozent im weitesten

Sinn als ÖV-Potential. Die zu dieser Gruppe gehörenden Bürgerinnen und Bürger nut-

zen den öffentlichen Verkehr gegenwärtig kaum, geben aber bei der abgefragten sub-

jektiven Bewertung, ob sie ihre üblichen Ziele gut mit dem ÖPNV erreichen könnten,

eine positive Einschätzung ab. Wie sich dieses Segment auf die verschiedenen

Raumtypen verteilt und welche demografischen Merkmale es kennzeichnen, bildet die

folgende Grafik 3.71 ab.

Diese Gruppe legt gegenwärtig fast 80 Prozent ihrer täglichen Wege mit dem Auto zu-

rück. Dies entspricht über 40 Mio. Wegen am Tag – mehr als das Doppelte des tägli-chen ÖPNV-Niveaus insgesamt. Die Mehrheit dieser Wege entfällt auf Agglomerations-

räume. Die Klassifizierung als ÖPNV-Potential stützt sich zunächst auf die auch indivi-

duell eingestandene grundsätzliche Zumutbarkeit des ÖPNV für eine Vielzahl der eige-

nen Wege. Dem stehen individuelle und häufig emotional geprägte Bindungen an das

Verkehrsmittel Auto entgegen. Hier zeigen die bereits zitierte VGN-Studie sowie weite-

re regionale infas-Untersuchungen für eine vergleichbare Gruppe, dass etwa die Hälfte

der zugehörigen Personen aus derartigen Einstellungsgründen den ÖPNV zumindest

zur Zeit nicht nutzen will. Damit halbiert sich die Zahl der potentiell für den ÖPNV zu

gewinnenden Wege auf etwa 20 Mio. täglich. Diese Zahl reduziert sich weiter, wenn

Befragte abgezogen werden, die sich bei einer Leistungsbewertung des ÖPNV relativ

unzufrieden äußern. Darüber hinaus muss berücksichtigt werden, dass nicht alle Wege

dieser Gruppe für den ÖPNV erschließbar sind. Nach dieser abgestuften groben

Schätzung bleibt jedoch immerhin ein Potential von etwa fünf Mio. täglichen Wegen,

das bei verbesserter Basisqualität des vorhandenen Angebots und einem darauf auf-

bauenden aktiveren Marketings mittelfristig für Busse und Bahnen erschließbar ist.

Dies entspricht einem Anteil von etwa 25 Prozent des gegenwärtigen ÖPNV-

Aufkommens.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 105

Abbildung 3.71: Verteilung des ÖV-Potentials nach Raumtypen

31%

21% 35%

13%

ländliche Räume

ÖV-Potential (Anteil 24 %)

Wege am Stichtag: 3,6

MIV-Anteil: 78 %

Anteil Berufstätige: 53 %

Pkw-Verfügbarkeit: 91 %jederzeit

Anteil Männer: 52 %

Durchschnittsalter: 48 Jahre

gegenwärtigeÖV-Nutzung: selten/nie

Pers onen ab 14 Jahre

Agglomerationsräumemit herausragenden

Zentren

räumliche Verteilung

hochverdichteteAgglomerationsräume

verstädterte Räume

Quelle: MiD 2002

Welche Fahrkarten werden im öffentlichen Nahverkehr genutzt?

Ein viel diskutiertes Nutzungshemmnis gegenüber dem ÖPNV ist die Kundenorientie-

rung des Fahrkartenangebots. Die fahrtenbezogene Frage nach den Hinderungsgrün-

den in der VGN-Studie hat gezeigt, dass diese Thematik bei der konkreten Wahlent-

scheidung nur eine geringe Rolle spielt. Wichtig hervorzuheben ist in diesem Zusam-

menhang allerdings ein häufig missachteter Unterschied zwischen der Auswertung der

Fahrkartennutzung auf Personen- und auf Wegeebene.

In MiD 2002 wurden im allgemeinen Studienteil alle Personen gefragt, welchen Fahr-

schein sie bei einer Nutzung des ÖPNV normalerweise in Anspruch nehmen – unab-

hängig von der Verkehrsmittelnutzung am Stichtag und der Frequenz der generellen

ÖPNV-Nutzung. Abbildung 3.72 zeigt das Ergebnis sowohl für die Personen, die über-

haupt mit Bus oder Bahn fahren, als auch übertragen auf die ÖPNV-Wege dieser Per-

sonen am Stichtag. Der Unterschied veranschaulicht, warum die Diskussion dieses

Themas so häufig einen breiten Raum einnimmt, obwohl die meisten der ÖPNV-Wege

von Nutzern einer Zeitkarte absolviert werden. Auf der Personenebene wird das Er-

gebnis geprägt von einer Mehrheit, die seltener als täglich oder wöchentlich in Bus

oder Bahn sitzt. Diese Gruppe mit einem Anteil von 60 Prozent wählt in der Regel ei-

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106 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

nen Einzelfahrschein – muss sich also vor jeder Fahrt erneut mit der Fahrscheinwahl

beschäftigen. Im täglichen Geschäft des ÖPNV ist diese viele Köpfe zählende Gruppe

allerdings in der Minderheit und Stammkunden prägen das Bild. Sie sind fast immer im

Besitz einer Zeitkarte, so dass 68 Prozent der Wege im ÖPNV zurückgelegt werden,

ohne dass der Fahrgast sich zuvor um ein Ticket kümmern muss. Dieser Unterschied

wird bei der Beurteilung der Diskussion nicht zuletzt durch die Anbieter häufig überse-

hen. Entscheidender für das Gesamtimage des ÖPNV ist der hohe Anteil von Kunden,

die sich immer wieder neu mit dem Tarifsystem auseinandersetzen müssen und weni-

ger die zahlreichen Fahrten von Zeitkartenbesitzern. Auch dieser Zusammenhang

sollte bei der Bewertung der Nutzungshemmnisse nicht aus den Augen verloren wer-

den.

Abbildung 3.72: ÖPNV-Nutzer und Wege im ÖPNV nach Fahrkartenart 2002

16%

9%

68%

7%

60%

15%

20%

5%

Personen ab 14 Jahre, die den ÖPNV überhaupt nutzen (74 %) dazugehörige Wege

Personen

Einzelkarte

Mehrfachkarte

Zeitkarte

anderes

Wege

Quelle: MiD 2002

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 107

Bei wie vielen Wege werden unterschiedliche Verkehrsträger kombiniert?

Auf den mit mindestens einem Verkehrsmittel zurückgelegten Wegen – also von den

reinen Fußwegen abgesehen – werden nur zu etwa sieben Prozent verschiedene Ver-

kehrsmittel genutzt. Zusätzlich beschränkt sich die Mehrheit dieser Kombinationen auf

Verkehrsmittelwechsel innerhalb des Verkehrsträgers ÖPNV, wo zu gut 20 Prozent

verschiedene Angebote kombiniert werden.

Wirkliche Intermodalität ist also eine seltene Ausnahme. Unter den ÖPNV-Wegen wird

in drei Prozent der Fälle auf einer Teilstrecke auch das Fahrrad genutzt. Ebenfalls drei

Prozent der ÖPNV-Wege entfallen auf Park&Ride und bei weiteren zwei Prozent wird

ein ÖPNV-Kunde als Pkw-Mitfahrer an der Haltestelle abgesetzt oder abgeholt. Einen

größeren Stellenwert nehmen Kombinationen nur im Bereich der Nutzung von Fernzü-gen oder Flugzeugen für die Zu- oder Abbringerfunktion ein. Gut die Hälfte der Wege

weisen hier derartige Kombinationen auf: 17 Prozent als Park&Ride oder Hol- oder

Bringfunktion mit dem Auto, 30 Prozent mit dem Taxi und weitere zehn Prozent mit

dem ÖPNV. Bezogen auf das gesamte Verkehrsaufkommen ohne die reinen Fußwege

liegen verkehrsträgerübergreifende Kombinationen nur bei einem Anteil von knapp

zwei Prozent. Hier prägen also eingespielte Verhaltensgewohnheiten das Bild, die auf-

gebrochen werden müssen, wenn diese ökologisch gesehen sinnvollen Kombinationen

häufiger werden sollen.

3.2.9 Wirtschaftsverkehr

Wie im einleitenden Kapitel zum methodischen Vorgehen bereits dargestellt, wurde inMobilität in Deutschland 2002 erstmals ein eigenes Erhebungsmodul für den Wirt-

schaftsverkehr aufgenommen. Es hat vor allem den Zweck, der bisherigen Untererfas-

sung dieses Segments zu begegnen und fließt in die Hochrechnung des Verkehrsauf-

kommens mit ein. Dieses Modul kann zwar den Wirtschaftsverkehr bei weitem nicht in

der Detailliertheit abbilden, den die im Jahr 2002 parallel durchgeführte UntersuchungKraftverkehr in Deutschland (KiD) liefert, soll aber hier kurz vorgestellt werden.

In diesem Interviewteil wurden alle Berufstätigen vor dem Einstieg in die differenzierte

Wegeerfassung gefragt, ob sie am Stichtag regelmäßige berufliche Wege in Ausübung

ihres Berufs zurückgelegt haben. Gemeint sind damit ausschließlich Wege während

der Arbeitszeit, nicht jedoch Hin- oder Rückwege zum Arbeitsplatz. Zehn Prozent der

Berufstätigen gaben in der Befragung an, solche Wege am Stichtag zurückgelegt zu

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108 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

haben. Diese Gruppe von rund 2.000 Befragten wurde im Interview weiter zu diesen

Wegen befragt. Anders als bei der detaillierten Wegeerfassung erfolgte dies in diesem

Modul nur pauschal für die Gesamtheit dieser Wege am Stichtag.

Im Schnitt haben die Befragten aus diesem Segment am Stichtag 5,5 Wege mit einer

durchschnittlichen Gesamtlänge von 103 Kilometern zurückgelegt. Die genannten

Hauptzwecke verteilen sich schwerpunktmäßig auf drei Kategorien: Der größte Anteil

entfällt dabei mit 36 Prozent auf die Kategorie „Kundendienste“, gefolgt von Transpor-

ten von Gütern mit 18 Prozent sowie Besuchen und Besprechungen mit 17 Prozent.

Angesichts der teilweise sehr weiten Entfernungen, die im Rahmen des Wirtschafts-

verkehrs zurückgelegt werden, verwundert die dominante Stellung des Individualver-

kehrs in diesem Bereich nicht: Mit 36 Prozent der Nennungen überwiegt der gewerbli-che Pkw, knapp dahinter der private Pkw mit 27 Prozent, an Platz drei steht der Lkw

mit elf Prozent.

Abbildung 3.73: Wirtschaftsverkehr 2002

18%

3%

17%

36%

21%

5%

7%

27%

36%

5%6%3%7%

10%

88%

10%

2%

privater Pkw

zu Fuß oderFahrrad

gewerblicher Pkw

Lkw bis 3,5 t

sonstigeErledigungen

Lkw über 3,5 tBus

Holen/Bringen/Transport vonGütern

Kundendienste

sonstiges

Regelmäßige berufliche Wegeam Stichtag

(Wirtschaftsverkehr)

ja

nein

Hauptzweck überwiegendes Verkehrsmittel

Befragte mit Aktivitäten im Wirtschaftsverkehr am Stichtag

k.A.

weiß nicht/verweigert

Holen/Bringenvon Personen

weiß nicht

Besuche /Kontakte

Quel le: MiD 2002

Diese Resultate können mit den vertiefenden auf Einzelwege bezogenen Ergebnissen

der Befragung zum Wirtschaftsverkehr KiD verglichen werden. Zusätzlich zur Doku-

mentation der Befragungsergebnisse wird dort ein Hochrechnungsrahmen zur Verfü-

gung gestellt werden, der die Befunde der beiden aufeinander abgestimmten Studien

zusammenführt.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 109

3.2.10 Bundesbürger auf Reisen

Im Jahr unternehmen die Bundesbürger (ab 14 Jahre) knapp 700 Mio. Reisen – ange-

fangen bei einem längeren Ausflug in der Umgebung bis hin zu Auslandsreisen.11 Da-

von finden gut 550 Mio. innerhalb Deutschlands statt, die übrigen Reisen führen ins

Ausland. Der mehrheitliche Verkehrsträger ist das Auto mit einem Anteil von etwa drei

Vierteln. Knapp zehn Prozent entfallen auf die Bahn, etwas weniger auf das Flugzeug.

Die verbleibenden Anteile teilen sich vor allem der Bus und das Fahrrad. Etwas mehr

als die Hälfte dieser Reisen ist mit mindestens einer Übernachtung verbunden, der

andere Teil wird innerhalb eines Tages abgeschlossen.

Reisen gehört für die Mehrheit der Bundesbürger zur Mobilitätserfahrung. Wird der

Blick auf Reisen mit einer Mindestentfernung von 100 Kilometern einfacher Entfernung

eingeengt, alle Reisezwecke eingeschlossen, hat nur etwa jeder zehnte Bundesbürger

keine solche Reise innerhalb der zurückliegenden 12 Monate unternommen. Ein gutes

Viertel ist dagegen in dieser Form ein- bis dreimal unterwegs gewesen, über ein Drittel

hat vier bis 12 solcher Reisen angetreten und ein weiteres Viertel ist sogar noch öfter

verreist. Insgesamt ergibt sich für diesen Bereich mit einer Mindestreiseentfernung von

100 Kilometern eine jährliche Zahl von etwa 530 Mio. Reisen.

Was ergibt die genauere Betrachtung der Reisen mit Übernachtungen?

Mobilität in Deutschland 2002 erfasst innerhalb der normalen Stichtagsabfrage auch

Reiseanteile. Allerdings bilden solche Reisen trotz der hohen Zahl der Befragten auf-

grund ihres kleinen Anteils am gesamten Verkehrsaufkommen nur einen Bruchteil der

erfassten Wege. Von den 272 Mio. Wegen am Tag entfallen im Schnitt weniger als vier

Mio. auf Wege innerhalb von „Reisen“ im weitesten Sinne. Zusätzlich zum Alltagsver-kehr wurden daher im Rahmen von Mobilität in Deutschland 2002 in einem besonderen

Erhebungsteil Reisen der zurückliegenden drei Monate erfasst. Diese Abfrage wurde

begrenzt auf private und geschäftlich motivierte Reisen der Einwohner im Alter ab 14

Jahre, bei denen mindestens einmal auswärts übernachtet wurde.

11 Quelle für die Abschätzung des jährlichen Reisevolumens sind intern verwendete Erhebungen der Marktforschungder Deutschen Bahn AG (Kontinuierliches Berichtssystem und Mobility 2002), für deren Bereitstellung wir herzlichdanken, sowie darauf basierende eigene Berechnungen.

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110 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Im Jahr 2002 wurden etwa 360 Mio. solcher Reisen unternommen. Im Durchschnitt

bedeutet dies 5,2 Reisen je Person ab 14 Jahre. An der Spitze liegen dabei die Ein-

wohner der Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin mit 6,6 bzw. 5,9 bzw. 5,7 Rei-

sen im Jahr. Generell zeigt sich die Tendenz, dass die Einwohner im Kernbereich der

großen Städte deutlich mehr Reisen unternehmen als die Bewohner der peripher gele-

genen Randbereiche (5,8 zu 3,9 Reisen).

Abbildung 3.74: Reisen (mit Übernachtung) nach Verkehrsmitteln und Zwek-ken im Jahr 2002

66%

16%5%

11%

2%

BusBahn

Sonstiges

Pkw

Reisen mit mindestens einer Übernachtung von Personen ab 1 4 Jahre

Flugzeug

39%

31%

1%

29%

Privat

Urlaub

Sonstige

Geschäft

ZweckVerkehrsmittel

Quel le: M iD 2002

Wie oft und mit welchen Verkehrsmitteln verreisen die Bundesbürger?

Für zwei Drittel der Übernachtungsreisen wurde als Verkehrsmittel ein Pkw benutzt

(vgl. Abbildung 3.74). An zweiter Stelle steht die Bahn mit einem Anteil von 16 Prozent.

Für nur weniger als ein Prozent dieser Reisen wird das Fahrrad als Verkehrsmittel an-

gegeben.

Rund 30 Prozent der Übernachtungsreisen gehören zu dem Segment Geschäftsver-kehr. Geschäftsreisende mit Übernachtung sind zu 86 Prozent männlich. Zwar wird der

Geschäftsverkehr ganz überwiegend von Erwerbstätigen unternommen, aber längst

nicht jeder Erwerbtätige ist zu diesem Zweck unterwegs. Dies trifft nur auf 16 Prozent

dieser Personengruppe zu.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 111

Die verbleibenden Übernachtungsreisen werden fast ausschließlich aus privatenGründen unternommen. Zu 43 Prozent sind es Urlaubreisen mit mindestens vier Über-

nachtungen, zu 55 Prozent private Reisen mit bis zu drei Übernachtungen (z.B. Wo-

chenendreise, Freundesbesuch, Kurzurlaub) und zu gut einem Prozent sonstige Rei-

sen (z.B. Klassenfahrten, Pendler).

Die reisefreudigste Personengruppe sind Studentinnen und Studenten (sieben private

Reisen je Person im Jahr) gefolgt von Schülerinnen und Schülern mit 4,7 Übernach-

tungsreisen jährlich (vgl. Abbildung 3.75). Ein Teil der Reisen von Studenten dürften

Heimfahrten sein.

Abbildung 3.75: Reisen (mit Übernachtung) im Jahr 2002 je Person nach Be-völkerungsgruppen

1,7

1,9

1,2

1,6

1,1

1,3

1,6

1,7

2,9

5,2

2,9

2,3

1,7

1,9

1,5

1,1

0,1

0,6

0,8

2,8

0,4

0,6

0,1

0,1

0,2

0,1

0,2

0,1

0,1

Schü ler( in)

Student( in)

Au szubi ldende(r)

Erwerbstätig e(r )

Arbei tslose(r)

Erz.u rl./Weh r-, Zivi ld.

Haus frau/Hausmann

Rentn er( in), Pensi onär(in)

0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0

Urlaub (Private Reisen, mind. 4 Übernachtungen)Private Reisen (1-3 Übernachtungen)

mittlere Reisezahl pro Jahr

SonstigeGeschäf t

Personen ab 14 Jahre

Quelle: MiD 2002

Mit 2,8 privaten Übernachtungsreisen je Person sind Rentnerinnen und Rentner amseltensten unterwegs. Ein differenzierteres Bild zeigt sich hier jedoch, wenn unter-

schiedliche Altersgruppen betrachtet werden: Während die jungen Alten (60- bis 64-

Jährige) mit 3,8 Übernachtungsreisen beinah so mobil sind wie Erwerbstätige, nimmt

die Reisefreudigkeit mit zunehmendem Alter kontinuierlich ab. Bei den 80- bis 84-

Jährigen finden sich im Mittel nur noch 1,3 Reisen. Rentner unternehmen im Durch-

schnitt mehr Urlaubsreisen (d.h. Reisen mit mindestens vier Übernachtungen) und we-

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112 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

niger kürzere Reisen als Personen der übrigen Gruppen. Die 60- bis 74-Jährigen wei-

sen mehr Urlaubsreisen auf als die Studenten (2,0 vs. 1,9). Vergleichsweise selten (2,9

Übernachtungsreisen) reisen arbeitslose Personen.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Alltagsmobilität und Reisehäufigkeit?

Die Ergebnisse legen dies nahe (vgl. Abbildung 3.76). Wer am Stichtag gar nicht oder

nur sehr wenig unterwegs war, unternimmt in der Regel auch weniger Reisen und um-

gekehrt, d.h. Personen mit vielen Wegen am Stichtag sind auch sehr reisefreudig.

Abbildung 3.76: Wege am Stichtag und Anzahl private Reisen (mit Übernach-tung) 2002

2,9

3,5

3,1

4,03,7

4,14,3 4,4

4,5

2,9

3,5

3,1

4,03,7

4,14,3 4,4

4,5

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

4,0

4,5

5,0Personen ab 14 Jahre

Wege am Stichtag0 1 2 43 5 6 7 8

Quelle: MiD 2002

Welche Rolle spielt das verfügbare Einkommen?

Ob und wie viel jemand privat reist, hat insbesondere etwas mit dem finanziellen Hin-

tergrund zu tun. Es zeigt sich ein klarer Zusammenhang zwischen der Höhe des Haus-

haltseinkommens und der Zahl der privaten Reisen (vgl. Abbildung 3.77). Je mehr Geld

zur Verfügung steht, desto mehr Urlaubsreisen und kürzere private Reisen werden

unternommen. Eine Ausnahme sind Personen mit einem Haushaltsnettoeinkommen

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 113

bis zu 500,- Euro. Die hier vergleichsweise vielen Reisen resultieren aus einem hohen

Studentenanteil in dieser Einkommensklasse.

Abbildung 3.77: Reisen (mit Übernachtung) je Person im Jahr 2002 nach mo-natlichem Haushaltsnettoeinkommen

2,3

1,8

1,6

1,6

1,4

1,1

1,0

1,3

2,6

2,2

2,1

2,0

1,9

1,7

1,7

1,7

3.600 € und mehr pro Monat

3.000 € bis unter 3. 600 €

2.600 € bis unter 3. 000 €

2.000 € bis unter 2 .600 €

1.500 € bis unter 2. 000 €

900 € b is unter 1.500 €

500 € b is unter 900 €

bis unter 500 € pro Monat

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0

mittlere Anzahl pro Jahrprivate Reisen Urlaub

Personen ab 14 Jahre

private Reisen: 1-3 ÜbernachtungenUrlaub: private Reisen,mind. 4 Übernachtungen

Quelle: MiD 2002

Gibt es weitere Zusammenhänge zwischen sozialer Struktur und Reisehäufig-keit?

Ein gleich gelagerter Zusammenhang zeigt sich auch zwischen der Wohnsituation und

der Zahl privater Reisen: Je besser die Wohnlage, umso mehr wird gereist. Da Gutsi-

tuierte in der Regel auch in besseren Wohnlagen zu finden sind, ist dieser Zusammen-

hang allerdings nicht verwunderlich.

Auch auf Haushaltsebene gilt: Je höher das Einkommen, umso eher wird gereist (vgl.

Abbildung 3.78). Während von drei Viertel der gut verdienenden Haushalte Reiseakti-

vitäten in Form von Urlaubs- und/oder Kurzreisen berichtet wurden, war dies bei den

Haushalten mit schmalerem Budget deutlich seltener der Fall.

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114 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 3.78: Anteil der Haushalte mit privaten Übernachtungsreisen nachHaushaltsnettoeinkommen 2002

75%

66%

62%

56%

50%

40%

31%

52%

3.000 € bis unter 3. 600 €

2.600 € bis unter 3. 000 €

2.000 € bis unter 2. 600 €

1.500 € bis unter 2. 000 €

900 € b is unter 1.500 €

500 € b is unter 900 €

bis unter 500 € pro Monat

insgesamt

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%

Haushalte mit mindestens einer weiteren Person mit mindestens einer jährlichen Reise mit Übernachtung in den letzten drei Monaten

Quel le: MiD 2002

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 115

4 Bevölkerungsgruppen

4.1 Lebensphasen und Bevölkerungsgruppen

Das Verkehrsverhalten ist, neben vielfältigen anderen Einflüssen, abhängig vom Alter

und der Lebensphase der Person. So steigt die persönliche Kilometerzahl von durch-

schnittlich 15 bis 20 Kilometer je Tag bei den kleinen Kindern mit dem Schulwechsel ab

zehn Jahre auf deutlich über 20 Kilometer an, wie die folgende Abbildung zeigt. Mit

dem 18. Lebensjahr liegt die persönliche tägliche Wegestrecke dann über dem Durch-schnitt der gesamten Wohnbevölkerung von knapp 37 Kilometern. Erst ab dem 55.

Lebensjahr vermindern sich die Tagesdistanzen bis auf durchschnittlich fünf bis 15

Kilometer am Tag für die ältesten Personen.

Abbildung 4.1: Personenkilometer je Person am Tag nach Altersjahrgängen2002

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 900

10

20

30

40

50

60

ÖV MIV NMV

Personen ab 0 Jahre

Alter in Jahren

Kilometer je Tag

Quel le: MiD 2002

Bei der Betrachtung der Verkehrsbeteiligung nach der Dauer erhalten die langsamen

Verkehrsarten ein höheres Gewicht. Die Unterschiede zwischen den Altersjahrgängensind daher nicht so hoch wie bei der Verkehrsleistung. So verbringen bereits die Klein-

kinder 50 bis 60 Minuten im Verkehr. Dies entspricht mehr als der Hälfte der Dauer der

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116 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

vielfahrenden Jahrgänge um die 40, die 80 bis 100 Minuten täglich unterwegs sind –

die Kinder allerdings noch etwa zu gleichen Zeitanteilen im Auto wie zu Fuß bzw. auf

dem Fahrrad, während die mittleren Jahrgänge zwei Drittel der Verkehrszeit im Auto

verbringen. Sehr deutlich wird auch, wie mit dem Alter ab zehn Jahre der öffentliche

Verkehr an Bedeutung gewinnt, und wie mit 18 Jahren die Zeit hinter dem Lenkrad

zum Teil das Zu-Fuß-Gehen und das Radfahren verdrängt, zum Teil aber auch zusätz-

lich aufgewendete Zeit im Verkehr ist.

Abbildung 4.2: Dauer der Verkehrsbeteiligung (Min.) je Person am Tag nachAltersjahrgängen 2002

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 900

20

40

60

80

100

120

ÖVMitfahrerMIV-FahrerRadzu Fuß

Minuten je Tag

Alter in Jahren

Personen ab 0 Jahre

Quel le: MiD 2002

Diese nach Altersjahren unterschiedlichen Kennziffern zur Verkehrsbeteiligung resultie-

ren aus den unterschiedlichen Lebensphasen, die unterschiedliche Verkehrsbedürfnis-se zu Folge haben. In MiD 2002 sind in Bezug auf die Lebensphase zehn Bevölke-

rungsgruppen definiert worden:

• Kind vor dem Schulbesuch, zu Hause betreut

• Kind vor dem Schulbesuch, mit Besuch einer Betreuungseinrichtung (Krippe /Kita / Kindergarten)

• Schüler(in)

• Student(in)

• Auszubildende(r)

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 117

• Erwerbstätige(r)

• Arbeitslose(r)

• Erziehungsurlaub, Wehr-, Zivildienst

• Hausfrau, -mann

• Rentner(in), Pensionär(in)

Die Übersicht mit der Alters„pyramide“ der Bevölkerung zeigt deutlich die Veränderun-

gen der Zusammensetzung der Altersjahrgänge nach Lebenszyklusgruppen, so denBeginn der Schulpflicht, die gleitenden Übergänge in das Erwerbsleben sowie von der

Erwerbstätigkeit in den Ruhestand.

Abbildung 4.3: Bevölkerungsgruppen nach dem Alter (Personen in 1.000)

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 900

200

400

600

800

1000

1200

1400

1600R entner

H ausfrau, -mann Wehrd., Zivi , Erz.url.

Arbeitslos

ErwerbstätigAzubi Student

Schüler

K ind Ki taKind zu Haus

Alter in Jahren

Tsd

Personen ab 0 Jahre

Quel le: MiD 2002

Mit rund 34 Mio. bilden in dieser Einteilung die Erwerbstätigen die mit Abstand größte

Gruppe, sie umfasst mit 42 Prozent aber weniger als die Hälfte der Einwohner, gefolgt

von den Rentnern und Pensionären mit 18,3 Mio. Personen, d.h. einem Anteil von

22 Prozent. Die Grafik zeigt auch, wie in etwa zwei Jahrzehnten der gegenwärtige Berg

der Erwerbstätigen um die 40 in das Rentenalter gelangen wird, während aus der jetzi-

gen Wohnbevölkerung nur deutlich weniger Jugendliche in die Berufstätigkeit hinein-

gewachsen sein werden.

Innerhalb der Bevölkerungsgruppen sind unterschiedliche Motive verschieden stark

dafür maßgeblich, ob und welche Wege unternommen werden. Diese werden durch

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118 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

die Wegezwecke abgebildet. Die Modelle zur Prognose des Personenverkehrs bauen

in der Regel u.a. darauf auf, wie sich solche Bevölkerungsgruppen zahlenmäßig ver-

ändern und welche spezifischen Entwicklungen für die Motive angenommen werden

können.

Abbildung 4.4: Bevölkerungsgruppen - Anzahl Personen und Wege nachZwecken 2002

18,3

4,7

1,6

2,5

5,6

2,7

2,6

3,5

11,2

3,6

5,4

1,8

2,1

10,8

2,9

2,2

Rentner/in

Hausfrau, -mannWehrd., Zivi, Erz.url.

ArbeitslosErw. o. Angabe

Selbst. , mith. Ang.

Beamte/ inleitende/r Angest.

qual. Angest.

e inf. Ang.Arbeiter/in

AzubiStudent/ in

Schüler/in

Kind Kita

Kind zu Haus

gesamt

0 5 10 15 20

Wege je Person im Jahr 2002Personen in Mio

0 300 600 900 1200 1500

FreizeitEinkaufErledigungBegleitungdienstlichAusbildungBeruf

Quel le: M iD 2002

MiD 2002 gestattet es, die Erwerbstätigen nach ihrer Ausbildung, nach ihrer Position,

oder nach dem Umfang der Tätigkeit weiter zu differenzieren. In der Grafik ist die Un-

terteilung nach Arbeiter, Angestellten, Beamten und Selbständigen gewählt worden.

Die größte Gruppe, die Angestellten, ist zusätzlich danach unterteilt, wie die Befragten

ihre Tätigkeit eingestuft haben (einfach, qualifiziert, leitend).12

Es zeigen sich nach Bevölkerungsgruppen deutliche Mobilitätsunterschiede von unter

1.000 Wegen im Jahr bei den Rentnern, bis zu rund 1.500 Wegen im Jahr bei Ange-

stellten und Beamten.13 Die Freizeitwege variieren von 300 (Kinder, Arbeiter) bis zu

fast 500 Wegen im Jahr (Studenten). Auch Beamte und Auszubildende haben mit 430

12 16 Prozent der Erwerbstätigen konnten oder wollten hier keine Einstufung vornehmen und sind als „Erwerbstätigeohne weitere Angabe“ einbezogen.

13 Für eine anschaulichere Darstellung ohne viele Nachkommastellen sind die jeweiligen Wege am Stichtag (durch-schnittlich 3,3 je Person) mit dem Faktor 365 auf den Jahreswert für 2002 umgerechnet worden.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 119

bzw. 460 Wegen eine überdurchschnittlich hohe Freizeitmobilität. Deutlich wird auch

die Bedeutung der Begleitwege (grün dargestellt) für die Kinder einerseits und die be-

treuenden Personen, vor allem Hausfrauen und Personen im Erziehungsurlaub, ande-

rerseits. Die Hauptunterschiede in der Mobilität ergeben sich aber aus dem Berufsver-

kehr, der dazu führt, dass die erwerbstätigen Gruppen mit 1.400 Wegen und mehr die

höchste Gesamtmobilität aufweisen.

Abbildung 4.5: Bevölkerungsgruppen – Außer-Haus-Anteil und Verkehrslei-stung nach Zwecken 2002

75

81

86

80

91

87

90

90

91

89

89

91

88

91

93

88

86

Rentner/inHausfrau, -mann

Wehrd., Zivi, Erz.url.

ArbeitslosErw. o. Angabe

Selbst. , mith. Ang.

Beamte/ inleitende/r Angest.

qual. Angest.

e inf. Ang.Arbeiter/in

AzubiStudent/ in

Schüler/in

Kind Kita

Kind zu Haus

gesamt

0 20 40 60 80 100 0 10 20 30 40 50 60 70

FreizeitEinkaufErledigungBegleitungdienstlichAusbildungBeruf

Kilometer je Person am StichtagAnteil mobiler Personen

Quel le: M iD 2002

Die durchschnittlichen Wegezahlen der Bevölkerung ergeben sich aus dem Anteil der

mobilen Personen und aus der Wegezahl dieser Personen. Der Anteil derer, die am

Stichtag das Haus gar nicht verlassen haben, schwankt nach Bevölkerungsgruppen

zwischen 25 Prozent (Rentner) und sieben Prozent (Kinder). Der Mittelwert der Wohn-

bevölkerung beträgt 14 Prozent. Neben den Rentnern verbringen auch Hausfrauen,

-männer und Arbeitslose überdurchschnittlich viele Tage, ohne das Haus zu verlassen.

Von den Verhaltensmerkmalen zur Mobilität hat die Verkehrsleistung zwischen den

Bevölkerungsgruppen die höchste Variationsbreite. Der Mittelwert für die Wohnbevöl-

kerung liegt bei 36,9 Kilometer am Stichtag. Niedrige Werte um 20 Kilometer habenKinder und Rentner, die höchsten Werte weisen Angestellte mit Leitungsaufgaben,

Beamte und Selbständige auf, die häufig neben dem Weg zur Arbeit noch während der

Berufsausübung Wege im Wirtschaftsverkehr zurücklegen. Ein hoher Anteil der Ver-

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120 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

kehrsleistung – bei Schülern und Rentnern über 50 Prozent – entfällt auf den Haup-

tzweck Freizeitverkehr. Werden die Motive im Freizeitbereich detailliert betrachtet

(nach 22 Unterzwecken), ergibt sich der größte Anteil an den zurückgelegten Kilome-

tern für Treffen mit Freunden oder Familienangehörigen.

Die Dauer der täglichen Verkehrsbeteiligung schwankt unter den Bevölkerungsgruppen

zwischen einer und fast zwei Stunden, der Mittelwert liegt bei 80 Minuten. Um die 60

Minuten täglich sind Kinder vor dem Schulalter, Hausfrauen und Rentner unterwegs.

Überdurchschnittlich viel Zeit im Verkehr verbringen die berufstätigen Gruppen, die

auch während der Berufstätigkeit unterwegs sind. Mit durchschnittlich zehn Minuten am

Tag haben Schülerinnen und Schüler sowie Studenten die höchsten Fahrradnutzungs-

zeiten. Über ein Viertel der Studentinnen und Studenten hat angegeben, das Fahrradtäglich oder fast täglich zu nutzen. Aber auch bei mehr als einem Fünftel der Hausfrau-

en und der Arbeitslosen wird das Fahrrad so häufig als Verkehrsmittel eingesetzt.

Abbildung 4.6: Bevölkerungsgruppen – Anteil Männer/Frauen und Dauer derVerkehrsbeteiligung nach Hauptverkehrsmittel 2002

Rentner

Hausfrau, -mannWehrd., Zivi, Erz.url.

arbeitslos

Erw. o. AngabeSelbst. , mith. Ang.

Beamte

leitende Angest.qual. Angest.

einf . Ang.

ArbeiterAzubi

Student

SchülerKind Kita

Kind zu Haus

gesamt

0 20 40 60 80 100

männlichweiblich

Verkehrsbeteiligung am Stichtag (Minuten)Anteil der Geschlechter

Rentner

Hausfrau, -mann Wehrd., Zivi, Erz.url.

Arbeitslos

Erw. o. AngabeSelbst. , mith. Ang.

Beamte

leitende Angest.qual. Angest.

e inf. Ang.

ArbeiterAzubi

Student

SchülerKind Kita

Kind zu Haus

gesamt

0 20 40 60 80 100 120

zu Fuß

Rad

MIV-FMIV-MFÖPV

Quel le: M iD 2002

In den Bevölkerungsgruppen ist der Männeranteil sehr unterschiedlich. Nur zwei Pro-

zent der Befragten mit dem Status „Hausfrau, -mann“ sind Hausmänner. Angestellte

mit einfacher Tätigkeit (z.B. Kassiererinnen im Einzelhandel) sind zu fast drei Viertel

Frauen. Mit höherem Status steigt in unserer Gesellschaft der Männeranteil: Unter den

Angestellten mit Leitungsaufgaben sind nur noch zu einem Viertel Frauen. Somit be-

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 121

stehen schon dadurch zwischen den Geschlechtern Unterschiede im Verkehrsverhal-

ten. Männer legen durchschnittlich 46 Kilometer am Tag zurück, davon 30 Kilometer

als Autofahrer, Frauen nur 29 Kilometer, davon 12 Kilometer als Autofahrerin. Haupt-

grund für diese Unterschiede sind die unterschiedlichen Lebenssituationen von Män-

nern und Frauen. Werden die einzelnen Bevölkerungsgruppen nach Geschlecht ge-

trennt betrachtet, bleiben nur noch bei Arbeitern, höheren Angestellten und Rentnern

geschlechtsspezifische Unterschiede.

4.2 Lebensstandard und Mobilität

Jeder einzelne misst seinen Lebensstandard an seinen persönlichen Kriterien. Der

ökonomische Status hat dabei in der Regel einen hohen Stellenwert. Aber auch freie

Zeiteinteilung, Freundschaften, Zugang zu Bildung und Kultur, die Qualität der Woh-

numgebung und vieles andere mehr tragen neben Besitz und Konsum zur inneren Zu-

friedenheit und damit zum Lebensstandard bei – für einige ist auch die „Freude am

Fahren“ eine zentrale Größe. In der Forschung zum Lebensstandard herrscht zwar

Einigkeit darüber, dass das Einkommen nur ein unvollständiges Wohlfahrtsmaß ist, es

konkurrieren aber verschiedene empirische Ansätze der Wohlfahrtsmessung, die

Komponenten wie Gesundheit, Bildung und den Zugang zu Ressourcen einbeziehen.Mit Mobilität in Deutschland 2002 stehen einige Indikatoren zur Verfügung, die den

Lebensstandard in materieller und immaterieller Hinsicht anzeigen können:

• das Einkommen des Haushalts,

• die Ausstattung des Haushalts mit Fahrzeugen,

• die Merkmale der Kraftfahrzeuge,

• die Ausstattung des Haushalts mit Kommunikationseinrichtungen,

• die Qualität der Wohnlage,

• die Stufe des Schulabschlusses,

• der Erwerbsstatus und die Stellung im Berufsleben,

• die Reisehäufigkeit.

Natürlich existieren eine Vielzahl teilweise nicht gemessener oder nicht analysierter

Zusammenhänge: beispielsweise kann in einem vermögenden Haushalt auch bei ge-

ringem Einkommen ein hoher materieller Lebensstandard gegeben sein. Zu berück-

sichtigen ist weiterhin, dass das erfragte Haushaltseinkommen natürlich abhängig von

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122 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

der Anzahl der berufstätigen Haushaltsmitglieder und der Haushaltsgröße ist. Es darf

damit auf Ebene der Personen nicht linear als Indikator für die zur Verfügung stehen-

den Mittel interpretiert werden. Gleichwohl steigt über die Stufen des Haushaltsein-

kommens trotz der parallel zunehmenden Größe der Haushalte das mittlere Pro-Kopf-

Einkommen.

Geht mit einem höheren Lebensstandard ein Mehr an Mobilität einher?

Bei dem Versuch, Antworten auf diese Frage zu geben, können die im Folgenden dar-

gestellten Zusammenhänge nie eine direkte oder eindimensionale Kausalität angeben.

So gibt die Qualität des Schulabschlusses zunächst nur Hinweise auf die Erwerb-

schancen einer Person im Sinne der Stellung im Berufsleben und dem erzielbaren Ein-

kommen. Erst daraus abgeleitet kann vom Lebensstandard und eventuell vom Lebens-stil die Rede sein. Aus höherem Einkommen kann sich eine bessere Wohnlage des

Haushalts und eine bessere Ausstattung (Fahrzeuge, Computer, etc.) ergeben, die

wiederum mit Mobilitätschancen und –zwängen verbunden sein können.

Tabelle 4.1: Bevölkerung nach Schulabschluss 2002 in Tsd.

Schule ohne Abschluss verlassen 529Volks- oder Hauptschule, POS 8.Klasse 24.130mittlere Reife / Realschule, POS 10.Klasse 21.121FHSR, Berufsausbildung mit Abitur 5.202Hochschulreife 15.277anderer Abschluss 658noch Schüler(in) (ohne Differenzierung) 2.909z. Zt. Krippe/Kita/Kindergarten 2.948z. Zt. Vor- oder Grundschule 3.888z. Zt. Hauptschule 543z. Zt. Realschule 916z. Zt. Gymnasium 1.362z. Zt. Gesamtschule 315andere Schule/Einrichtung 404Kind / besucht (noch) keine Einrichtung 2.238

insgesamt 82.440

Dabei bleibt die Frage der Reihenfolge, Stärken oder Mischungen von Wirkungen of-

fen: Natürlich ist etwa eine höhere Schulbildung nicht allein mit mehr Mobilität verbun-

den. Wie weit das Mehr an Mobilität zur Erzielung höherer Einkommen aufgewandt

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 123

werden muss, ließe sich allenfalls in differenzierten Einzelfallanalysen quantifizieren,für die das MiD 2002 Erhebungsprogramm nicht alle erforderlichen Informationen be-

reitstellt.

Rund vier Fünftel der Bevölkerung (oder 67 Mio. Personen, siehe Tabelle 4.1 und Ab-

bildung 4.7) haben den Schulbesuch hinter sich und sind erwerbstätig (etwa

50 Prozent), Hausfrauen (fast zehn Prozent) oder im Ruhestand (fast 30 Prozent). Mit

der Höhe des Schulabschlusses sind unterschiedliche Altersstrukturen verbunden (äl-

tere Personen haben tendenziell niedrigere Abschlüsse). Gleichzeitig steigt der Anteil

erwerbstätiger Personen mit der Bildungsstufe an, der Anteil Arbeitsloser sinkt. So sind

weniger als zwei Fünftel der Personen mit Volks- oder Hauptschulabschluss aber drei

Fünftel derjenigen mit Hochschulreife erwerbstätig.

Abbildung 4.7: Bevölkerung 2002 nach Schulabschluss in Mio.

0,524,1

21,1

5,2

15,3

0,7

15,5

Volksschule/Hauptschule/POS 8. Klasse

Mittlere Reife/Realschule/POS 10. Klasse

FHSR/Berufsausbildungmit Abitur

Schule ohneAbschluss verlassen

andererAbschluss

Kind/Schüler

Hochschulreife

Quel le: MiD 2002

Personen in Mio.

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124 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Vor diesem Hintergrund ist nicht verwunderlich, dass mit den Bildungsstufen die Mobi-

litätsindikatoren Außer-Haus-Anteil (78 bis 89 Prozent), Wegezahl je mobile Person

(3,3 bis 4,2), zurückgelegte Entfernung (25 bis 57 Kilometer) und Zeitaufwand (65 bis

111 Minuten) ansteigen (Abbildung 4.8). Da mit höherem Bildungsgrad auch eine hö-

here Beteiligung am Erwerbsleben einhergeht, korrespondieren diese Unterschiede mit

denen der Mobilitätsindikatoren in Bezug auf die derzeitige Hauptbeschäftigung der

Personen (Abbildung 4.9). Hier legen die mobilen Erwerbstätigen täglich über vier We-

ge zurück, die anderen Personen zwischen 3,4 und 4, bei allerdings teilweise wesent-

lich geringeren Außer-Haus-Anteilen.

Abbildung 4.8: Mobilitätsindikatoren von Personen nach Schulabschluss2002

78%

80%

87%

87%

89%

25

38

49

57

54

25

38

49

57

54

65

89

97

111

107

65

89

97

111

107

0 20 40 60 80 100 120

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Mobil %

Kilometerje m obilerPerson

Minutenje m obilerPerson

Wegeje m obilerPerson

Bevölkerung ab 14 Jahre

Schule ohne Ab-schluss verlassen

0

3,3

3,8

4,0

4,2

4,1

1 2 3 4 5

mit . Reife /Reals.,POS 10.Kl.

FHSR, Berufs-ausb. m. Abitur

Hochschulreife

Quelle: MiD 2002

Volks/Haupt-schule, POS 8.Kl. 80%

87%

WegeMin. / km

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 125

Abbildung 4.9: Wege mobiler Personen nach Hauptbeschäftigung

3,6

3,4

4,0

4,0

3,6

3,9

3,4

3,9

4,5

4,5

4,2

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0

Wege

Teilzeit erwerbs-tät ig (18-35h)

Geringf . erwerbs-tät ig (11-18h)

Auszubildende(r)

Kind, Schüler(in)

Student(in)

z.Zt. arbeits los

Vorüb. freigestel lt (Erziehungsurlaub)

Hausfrau/-mann

Rentner(in), Pensionär(in)

Wehr-/Zivi l-dienstleis tender

Vollzeit erwerbstät ig

Wege je mobiler PersonQuel le: MiD 2002

Abbildung 4.10: Mobilitätsindikatoren nach beruflicher Stellung 2002

71%

71%

84%

83%

87%

88%

89%

87%

87%

82%

81%

25

39

46

50

49

45

44

51

40

31

35

25

39

46

50

49

45

44

51

40

31

35

68

73

90

98

98

94

100

93

87

79

80

68

73

90

98

98

94

100

93

87

79

80

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

0% 20% 40% 60% 80% 100%Personen ab 0 Jahre

Arbeiter (in)

einfache(r)Angestellte(r)

Beamte(r) imeinfachen Dienst

akadem. freier Beruf

selbst. im Handel

qualit .Angestellte(r)

leitende( r)Angestellte(r)

Beamte(r) imgehobenen Dienst

Beamte(r) immittleren Dienst

selbst. Landwirt

mithelf. Familienmitglied

Quelle: Mi D 2002

3,7

3,4

3,7

3,7

4,2

3,7

3,6

3,8

3,8

3,6

3,5

0 1 2 3 4 5

Mobil %

Kilometerje mobilerPerson

Minutenje mobilerPerson

Wegeje mobilerPerson

Min. / km Wege

Page 138: Ergebnisbericht MiD ENDE - mobilitaet-in-deutschland.demobilitaet-in-deutschland.de/pdf/ergebnisbericht_mid_ende_144_pun… · Projekt-Nr. 70.0736/2003 April 2004 Auftragnehmer infas

126 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Eher noch als die genannten Merkmale könnte die berufliche Stellung der Personen

einen Hinweis auf den Lebensstandard geben. Über diese Kategorien zeigen die Mobi-

litätsindikatoren (Abbildung 4.10) steigende Tendenz von den einfacheren Tätigkeiten

über die Beamten bis hin zu den akademischen freien Berufen. Die sicherlich recht

heterogene Zusammensetzung der Kategorien der Selbständigen und Mithelfenden

führt hier zu niedrigeren Mobilitätsindikatoren.

Abbildung 4.11: Haushalte nach Anzahl der Pkw und Haushaltsnettoeinkom-men 2002

66%

58%

33%

15%

7%

4%3%2%

19%

31%

40%

61%

69%

61%

50%

41%

31%

53%

3%

2%

6%

15%

30%

41%

47%

51%

23%

1%

1%

3%

6%

9%

16%

5%

unter 500 € pro Monat

500 € bis unter 900 €

900 € bis unter 1.500 €

1.500 € bis unter 2.000 €

2.000 € bis unter 2.600 €

2.600 € bis unter 3.000 €

3.000 € bis unter 3.600 €

3.600 € und mehr pro Monat

insgesamt

0% 20% 40% 60% 80% 100% 120%

Anzahl der PKWkeinen123 oder mehr

Haushalte

Quelle: MiD 2002

Bildungsstand und berufliche Stellung tragen gemeinsam zum erzielbaren Einkommen

bei. Unstrittig hat das Einkommen einen positiven Zusammenhang mit dem Lebens-

standard, wie an den Ausstattungsquoten der Haushalte mit langlebigen Konsumgü-

tern entlang der Einkommensklassen zu erkennen ist. Die Abbildung 4.11 zeigt ein-

drucksvoll, dass mit steigendem Haushaltseinkommen die Ausstattung mit Pkw zu-

nimmt. In den drei unteren Einkommensgruppen – die natürlich in der Regel auch klei-

nere Haushalte repräsentieren – haben etwa zwei Fünftel der Haushalte kein Auto.

Erst in der Einkommensgruppe von monatlich 1.500,- bis 2.000,- Euro netto liegt die

Quote autoloser Haushalte mit 15 Prozent unter dem Gesamtdurchschnitt in Deutsch-

land von 19 Prozent. Bei höherem Nettoeinkommen nimmt die Mehrfachausstattung

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 127

deutlich zu: Ab einem monatlichem Nettoeinkommen von 2.600,- Euro gibt es kaum

noch Haushalte ohne Auto. Andererseits haben etwa 60 Prozent der Haushalte ober-

halb dieser Einkommensschwelle mehr als ein Auto zur Verfügung. Diese Haushalte

zählen allerdings im Mittel auch drei Mitglieder.

Abbildung 4.12: Haushalte nach Haushaltsnettoeinkommen und Ausstattungmit Kommunikationsgeräten 2002

47%

32%

37%

54%

67%

75%

83%

89%

60%

47%

58%

73%

82%

86%

91%

94%

33%

22%

24%

37%

48%

55%

67%

75%

bis unter 500 € pro Monat

500 € bis unter 900 €

900 € bis unter 1.500 €

1.500 € bis unter 2.000 €

2.000 € bis unter 2.600 €

2.600 € bis unter 3.000 €

3.000 € bis unter 3.600 €

3.600 € und mehr pro Monat

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Verfügbarkeit im HaushaltInternetHandyComputer

Haushalte

Quelle: MiD 2002

Fast ebenso eindeutig ist der Zusammenhang zwischen dem Einkommen und der

Ausstattung mit Kommunikationsgeräten (Abbildung 4.12). Im Mittel besitzen knapp

60 Prozent der Haushalte einen Computer, die Spanne reicht allerdings über die Ein-

kommensstufen von gut 30 Prozent bis fast 90 Prozent. Für den Handybesitz liegt das

Mittel bei 74 Prozent mit einer Marge von unter 50 Prozent bis über 90 Prozent. Für

den häuslichen Zugang zum Internet liegt die mittlere Quote bei 43 Prozent, hier reicht

die Bandbreite über die Einkommensgruppen von einem Fünftel bis zu drei Viertel.14

Für alle drei Komponenten der modernen Kommunikationswelt zeigt sich also eine

14 Gute Übereinstimmung zeigen diese Ergebnisse von Mobilität in Deutschland 2002 mit denen der Einkommens-und Verbrauchsstichprobe 2003 des Statistischen Bundesamtes, vgl. Statistisches Bundesamt (2003): Ausstattungund Wohnsituation privater Haushalte – Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2003, Wiesbaden.

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128 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

ähnliche Struktur der Verfügbarkeit in den Haushalten – mit erheblichen Unterschieden

zwischen den Einkommensstufen. Die besseren Ausstattungswerte im untersten Ein-

kommenssegment sind auf den Beitrag der Studentenhaushalte zurück zu führen, die

hier immerhin ein Fünftel ausmachen.

Als weiteres Merkmal für den Lebensstandard eines Haushalts soll die Qualität der

Wohnlage herangezogen werden, die sich auch eindeutig einkommensabhängig dar-

stellt (Abbildung 4.13), so dass in den höheren Einkommensstufen über 90 Prozent der

Haushalte ihre Wohnlage als „mittel“ oder „gehoben“ angeben. Dies korrespondiert mit

der räumlichen Verteilung der Haushalte nach siedlungsstrukturellen Lagen: Die Haus-

halte der höchsten Einkommensgruppen finden sich verstärkt in Gebieten mit Villen

und komfortablen Einzelhäusern im Stadtumland.15

Abbildung 4.13: Haushalte nach Haushaltsnettoeinkommen und Wohnlage2002

4%

7%

8%

13%

16%

18%

24%

38%

47%

53%

60%

65%

68%

68%

66%

56%

46%

38%

31%

22%

16%

13%

9%

6%

2%

2%

1%

1%

1%

1%

1%

1%

bis unter 500 € pro Monat

500 € bis unter 900 €

900 € bis unter 1.500 €

1.500 € bis unter 2.000 €

2.000 € bis unter 2.600 €

2.600 € bis unter 3.000 €

3.000 € bis unter 3.600 €

3.600 € und mehr pro Monat

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Wohnlage (Selbsteinschätzung) eher gehoben mit tel eher niedrig keine d. Wohnlagen

Haushalte

Quelle: MiD 2002

15 vgl. die Definitionen der LOCAL-Wohntypen als Statusvariablen des Wohnumfeldes: infas, DIW Berlin (2003) Mobi-lität in Deutschland 2002, Kontinuierliche Erhebung zum Verkehrsverhalten, Projekt im Auftrag des Bundesministe-riums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Endbericht, Juni 2003, Bonn und Berlin.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 129

Mit diesen Charakterisierungen wird unverkennbar, dass vielfältige Beziehungen zwi-

schen den Merkmalen der Haushalte und Personen selbst (Haushaltsgröße, Einkom-

men, Erwerbstätigkeit, Ausstattungen, räumliche Lage) und zudem hin zur Mobilität

bestehen. Greift man direkt die Relation zwischen dem Einkommen und den Mobilität-

sindikatoren heraus, ergibt sich daher sicher ein simplifiziertes Bild: Die täglich zurück-

gelegten Entfernungen (Verkehrsleistung) nehmen für Frauen (Durchschnitt 28 Kilo-

meter) wie Männer (Durchschnitt 46 Kilometer) mit den Einkommensstufen deutlich auf

mehr als das Doppelte zu. Damit verbunden ist eine Verschiebung in der Verkehrsmit-

telwahl hin zum MIV (Abbildung 4.15) und erzielbaren höheren Geschwindigkeiten.

Dahinter stehen jedoch auch die bereits angesprochenen Einflüsse der Berufstätigkeit

und weiterer Faktoren.

Abbildung 4.14: Kilometer je Person am Tag nach Haushaltsnettoeinkommenund Geschlecht 2002

24,0

31,0

35,0

41,0

46,0

49,0

54,0

58,0

16,0

19,0

23,0

25,0

27,0

33,0

34,0

38,0

bis unter 500 € pro Monat

500 € bis unter 900 €

900 € bis unter 1.500 €

1.500 € bis unter 2.000 €

2.000 € bis unter 2.600 €

2.600 € bis unter 3.000 €

3.000 € bis unter 3.600 €

3.600 € und mehr pro Monat

0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0

Geschlecht

weiblich männlich

Kilometer je Person am Tag

Wege nach Einkommensgruppe des Haushaltes

Quelle: MiD 2002

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130 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 4.15: Kilometer je Person am Tag nach Haushaltsnettoeinkommenund Hauptverkehrsmittel 2002

46%

45%

37%

34%

31%

28%

27%

26%

37%

40%

54%

59%

63%

65%

66%

68%

17%

15%

9%

8%

7%

7%

7%

6%

bis unter 500 € pro Monat

500 € bis unter 900 €

900 € bis unter 1.500 €

1.500 € bis unter 2.000 €

2.000 € bis unter 2.600 €

2.600 € bis unter 3.000 €

3.000 € bis unter 3.600 €

3.600 € und mehr pro Monat

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Hauptverkehrsmittel

nichtmot. Verkehr (NMV)mot. Individualv. (MIV)öf fentl. Verkehr (ÖV)

Wege nach Einkommensgruppe des Haushaltes

Quelle: MiD 2002

Aber auch, wenn das Einkommen kontrolliert wird und z.B. die täglichen Wegestrecken

von Personen in Haushalten mit und ohne Internetzugang verglichen werden, zeigen

sich erhebliche Unterschiede: Diejenigen in Haushalten mit Internet haben in den ge-

gebenen Einkommensstufen eine um etwa zehn Kilometer höhere Verkehrsleistung(Abbildung 4.16). Unterscheidet man nur nach dem Computer im Haushalt, ergeben

sich ähnliche Differenzen. Wählt man die Ausstattung des Haushalts mit Handy, sind

die Differenzen in den täglichen Entfernungen noch größer. Natürlich stehen auch da-

hinter wieder spezifische Faktoren von Haushaltsgröße und Altersstruktur.

Die geschilderten einkommensabhängigen Unterschiede in den Qualitäten der Wohn-

lage stehen ebenfalls im Zusammenhang mit den zurückgelegten Entfernungen: Für

Männer wie Frauen beträgt die Differenz in den täglichen Wegestrecken zwischen der

niedrigen und der gehobenen Wohnlage etwa sieben Kilometer (Abbildung 4.17). Dies

dürfte teilweise auch ein Reflex der siedlungsstrukturellen Lage und der jeweiligen

Umgebungsqualitäten sein.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 131

Abbildung 4.16: Kilometer je Person und Tag nach Haushaltsnettoeinkommenund Internetverfügbarkeit 2002

19,4 21,225,2

30,2 32,1

37,439,7 40,6

19,4 21,225,2

30,2 32,1

37,439,7 40,6

19,5

32,937,2 37,2

41,243,6

46,650,7

19,5

32,937,2 37,2

41,243,6

46,650,7

0,0

10,0

20,0

30,0

40,0

50,0

60,0

Wege, alle Personen

Haushalte mitInternet-AnschlussHaushalte ohneInternet-Anschluss

bis unter500 Euro

900 bisunter 1.500

Euro

1.500 bisunter 2.000

Euro

2.000 bisunter 2.600

Euro

3.600 Euround mehr

2.600 bisunter 3.000

Euro

3.000 bisunter 3.600

Euro

500 bisunter 900

EuroQuelle: MiD 2002

Abbildung 4.17: Kilometer je Person am Tag nach Wohnlage und Hauptver-kehrsmittel 2002

3,1

3,1

2,9

7,0

8,4

9,5

18,8

21,9

22,1

0,9

1,1

1,0

1,1

1,2

1,3

Kilometer je Person pro Tag0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 40,0

Hauptverkehrsmittel

ÖPVMIV-MitfahrerMIV-FahrerFahrradzu Fuß

eher gehoben

mittel

eher niedrig

Wege nach Wohnlage des Haushaltes

Quelle: MiD 2002

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132 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Sind also Lebensstandard und Mobilität gleichgerichtet?

Die aus den MiD 2002-Daten herangezogenen Indikatoren für den Lebensstandard

weisen einen eindeutigen Zusammenhang auf: Ein höherer Lebensstandard ist ver-

bunden mit mehr Aktivitäten außer Haus, größeren Entfernungen, der Dominanz des

Autos und damit erzielbaren höheren Geschwindigkeiten. Die Zusammenhänge existie-

ren verknüpft in vielen Dimensionen, sind aber natürlich unterhalb dieser aggregierten

Betrachtung im Einzelfall nicht immer gegeben.

Trotzdem muss in dieser ersten Analyse offen bleiben, inwieweit sich die mit dem Le-

bensstandard steigende Verkehrsbeteiligung als Umsetzung erweiterter Optionen er-

gibt bzw. sie aus den Zwängen des Erwerbslebens resultiert. Hinzu kommt, dass sich

mögliche Einschränkungen relativieren, wenn das vorhandene Niveau mit in die Be-trachtung einbezogen wird.

Wird der Pkw-Besitz vereinfachend als Hilfsgröße für den Mobilitätsgrad verwendet, ist

zunächst aufschlussreich, dass nur knapp ein Fünftel der Haushalte nicht über einen

Pkw verfügt. Diese Tatsache ist für die Mehrzahl dieser Haushalte eine freiwillige Ent-

scheidung. Nur 12 Prozent der Befragten, die nach eigenen Angaben nie über einen

Pkw verfügen, wohnen in ländlichen Räumen, so dass auch die Alternativen im öffent-

lichen Verkehr beschränkt sind. Dies ist wiederum in erster Linie lebensphasenbedingt:

etwa 20 Prozent aus dieser Gruppe befinden sich noch in der Ausbildung, 60 Prozent

sind bereits im Rentenalter. Die übrigen Personen ohne Zugang zum Auto konzentrie-

ren sich auf die Großstädte. Ein gutes Drittel von ihnen lebt in verstädterten Räumen

(35 Prozent) und über die Hälfte in Agglomerationsräumen (53 %). Auf Haushaltsebe-

ne betrachtet, fällt diese Verteilung mit einem Anteil von 62 Prozent in der letztge-

nannten Gruppe noch eindeutiger zugunsten der autofreien Haushalte in Agglomerati-

onsräumen aus. „Automobile“ Mobilität ist also nicht gleichzusetzen mit Mobilitätsmög-

lichkeiten schlechthin. Unter den „automobilen“ Haushalten wiederum bestehen natür-

lich deutliche Unterschiede hinsichtlich der Qualität und teilweise auch Quantität der

Autoverfügbarkeit. Den Zugang zum Autoverkehr gewährleistet aber auch ein älteres

Fahrzeug, so dass die Unterschiede häufig weniger in der Möglichkeit als solcher, son-

dern mehr in der Qualität liegen.

Der auf den ersten Blick eindeutige Zusammenhang zwischen Mobilität und Lebens-

standard besteht damit zwar auf der deskriptiven Ebene, relativiert sich aber bei ge-

nauerem Hinsehen. Zum einen ist eine höhere Mobilität vielfach mit dem Erwerbssta-

tus verknüpft, zum weiteren ist die Gruppe derjenigen, die ökonomisch bedingt in

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 133

strukturschwachen Gebieten mit geringen Alternativen im öffentlichen Verkehr ohne

Zugang zum Auto bleibt, mit einem Anteil von deutlich unter zehn Prozent relativ klein.

4.3 Berufspendler

Von den 272 Mio. Wegen, die täglich in der Bundesrepublik zurückgelegt werden, ent-

fallen 40 Mio. auf den Berufs- und 17 Mio. auf den Ausbildungsverkehr. Zusammen

bilden diese Summen einen Anteil von 21 Prozent der täglichen Wege. Prozentual ist

dieser Anteil aufgrund der zunehmenden Zahl von Freizeit- und Versorgungswegen

zwar zurückgegangen, absolut ist die Zahl zumindest in Westdeutschland aber relativ

stabil (zurückliegende Vergleichszahlen für Ostdeutschland liegen nicht vor).

Hinsichtlich der Kilometerleistung stellen sich die Verhältnisse etwas anders dar. Von

den etwa drei Mrd. Personenkilometern täglich entfallen gut 600 Mio. auf den Berufs-

und weitere gut 110 Mio. auf den Ausbildungsverkehr. Beides zusammengerechnet,

ergibt sich ein Anteil von 24 Prozent. Die Berufs- und Ausbildungswege sind im Schnitt

also etwas länger als die privaten Wege. Sie erreichen im Berufsverkehr einen Mittel-

wert von 15 Kilometern. Im Ausbildungsverkehr beträgt die Durchschnittslänge etwas

weniger als sieben Kilometer.

Der hauptsächliche Verkehrsträger ist dabei das Auto. Fahrer und Mitfahrer zusammen

bilden im Berufsverkehr einen Anteil von etwas über 70 Prozent. Dies sind etwa zehnProzentpunkte mehr als im Schnitt über alle Wegezwecke. Der ÖPNV-Anteil erreicht elf

Prozent. Im Ausbildungsverkehr kehrt sich die Relation zwar nicht um, verändert sich

aber deutlich. Hier liegt der ÖPNV bei 29 Prozent, während Fahrer und Mitfahrer in der

Summe ebenfalls nur 30 Prozent und damit einen gleich großen Anteil ausmachen

(weitere Angaben vgl. Kapitel 3). In der Summe werden von den 57 Mio. täglichen Be-

rufs- und Ausbildungswegen knapp 60 Prozent im motorisierten Individualverkehr zu-

rückgelegt.

Soweit die Rahmenparameter, die in diesem Bericht bereits an anderer Stelle bei der

Darstellung der Hauptverkehrsmittel und Zwecke zu finden sind. Zusätzlich sollen nun

einige ergänzende Ergebnisse zu den Zeitfenstern, Längen und Zielen differenziert

nach West- und Ostdeutschland dargestellt werden.

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134 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Fahren die Menschen in Ostdeutschland früher zur Arbeit als die Westdeut-schen?

Die Illustration der Startzeiten differenziert nach West und Ost sowie Ausbildungs- und

Berufsverkehr zeigt vier jeweils leicht unterschiedliche Verläufe. Sowohl im Ausbil-

dungs- als auch im Berufsverkehr ist die frühe Morgenspitze in den ostdeutschen Län-

dern etwas ausgeprägter als in Westdeutschland. Im Ausbildungsverkehr beträgt der

Unterschied für die Zeit von 5 bis 7 Uhr (Zeitangaben jeweils einschließlich der vollen

Stunde) vier Prozentpunkte (38 gegenüber 34 Prozent) und im Berufsverkehr drei Pro-

zentpunkte (34 gegenüber 31 Prozent). Dementsprechend höher fällt in Westdeutsch-

land die zweite Morgenspitze zwischen 8 und 9 Uhr aus. Die Rückwege im Ausbil-

dungsverkehr werden sowohl im Westen als auch im Osten natürlich früher begonnenals im Berufsverkehr. Außerdem konzentrieren sie sich mehr auf einzelne Nachmit-

tagszeitblöcke, während sich der Rückwegsberufsverkehr bedingt durch flexiblere Ar-

beitszeiten und Teilzeit gleichmäßiger über den Tag verteilt.

Abbildung 4.18: Startzeiten im Berufs- und Ausbildungsverkehr 2002

31%

10% 10%

17%22%

7%3%

34%

8% 8%

20% 21%

6% 4%

34%

12%

22% 24%

7%1% 0,2%

38%

8%13%

32%

8%

2% 1%

8-95-7 19-2110-12 13-15 16-18 22-4 Uhr

Wege im Berufs- und Ausbildung sverkehr

BerufWest

BerufOst

AusbildungWest

AusbildungOst

Quelle: MiD 2002

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 135

Wie unterscheiden sich Wegegeschwindigkeiten und Verkehrsmittelwahl?

Die vergleichbare Aufteilung der zentralen Wegemerkmale Länge, Geschwindigkeit

und Dauer zeigt weniger Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland (vgl. Ab-

bildung 4.19). Die Längen sind sowohl im Berufs- als auch im Ausbildungsverkehr so

gut wie identisch. Allerdings müssen die westdeutschen Berufstätigen durchschnittlich

drei Minuten pro Weg weniger Zeit investieren als ihre Kollegen in den ostdeutschen

Ländern – im Westen sind es im Schnitt 23 Minuten, im Osten dagegen 26.

Abbildung 4.19: Wegemerkmale im Berufs- und Ausbildungsverkehr 2002

6,8

6,6

15,0

15,2

22,2

20,9

26,1

23,1

14,9

16,3

28,0

32,4

Ausbildung Ost

Ausbildung West

Beruf Ost

Beruf West

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0

mittlere Wegekennzahlen:

Geschwindigkeit (km/h)Dauer (Min).Länge (km)

Wege im Berufs- und Ausbildungsverkehr

Quel le : MiD 2002

Dieser Unterschied ist angesichts der fast gleichen mittleren Wegelängen auf höhereWegegeschwindigkeiten zurückzuführen. Die hier etwas niedrigeren Ost-Werte gehen

auf leicht höhere Fahrrad- und Fußweganteile zurück – zusammengenommen gut 18

Prozent im Westen und etwas über 20 Prozent im Osten. Hinzu kommen leicht gerin-

gere mittlere Wegegeschwindigkeiten bei den mit dem Auto zurückgelegten Wegen. Im

Ausbildungsverkehr, der in Ost wie West wesentlich höhere ÖPNV-Anteile aufweist –

31 Prozent im Westen und 25 Prozent im Osten – fallen die Geschwindigkeitsunter-

schiede geringer aus. Auch sie gehen in erster Linie auf die im Osten höheren Fuß-

und Fahrradweganteile zurück. Deren Summe beträgt in diesem Segment in den ost-

deutschen Ländern 47 Prozent, im Westen lediglich 38 Prozent.

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136 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Wie hoch ist überhaupt der Auspendleranteil?

Im Rahmen der Wegeerfassung haben die Befragten auch genaue Angaben zu den

Zielen gemacht. Diese umfassen neben weiteren Aspekten die Quell- und Zielpostleit-

zahl der Wege. Im Freizeit- und Versorgungsverkehr sind diese Angaben nicht selten

lückenhaft oder aufgrund ungenauer subjektiver Angaben mit Fehlern behaftet. Im Be-

rufs- und Ausbildungsverkehr sind sie jedoch hinreichend genau und vollständig ge-

nug, um ohne weitere Selektivitätsanalysen verwendet werden zu können.

Abbildung 4.20: Auspendlerquoten nach Gemeindeebene (Quelle/Ziel) 2002

48%42%

34%

47%53%

44%

58%48%

41%

47%55%

48%

52%58%66%

53%47%56%

42%52%59%

53%45%52%

ländliche Räume

verstädterte Räume

Agglomerationsräume

Ausbildung Ost

ländliche Räume

verstädterte Räume

Agglomerationsräume

Ausbildung West

ländliche Räume

verstädterte Räume

Agglomerationsräume

Beruf Ost

ländliche Räume

verstädterte Räume

Agglomerationsräume

Beruf West

0% 25% 50% 75% 100%

übereinstimmung

nicht gleichgleich

Hinwege im Ber ufs- und Ausbildungsverkehr nach Quellen

Gemeinde-

Quelle: MiD 2002

Für die folgende Analyse wurden die Gleichheit von Quellgemeinde und Zielgemeinde

sowie kleinräumiger Quellpostleitzahl und Zielpostleitzahl ermittelt. Dabei ergibt sich –

Berufs- und Ausbildungsverkehr zunächst zusammengefasst – eine Gemeindegleich-

heit von 51 Prozent. Bezogen auf die Postleitzahlen liegen Start und Ziel dagegen nur

in 37 Prozent der Fälle im gleichen Gebiet. Abbildung 4.20 differenziert dieses Ergeb-

nis zunächst für den Gemeindevergleich - wiederum nach West- und Ostdeutschland

sowie zusätzlich nach den Regionstypen und dem Berufs- und Ausbildungsverkehr.

Basis für diese Betrachtung sind etwa 18.000 Hinwege aus beiden Verkehrsbereichen.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 137

Abbildung 4.21: Auspendlerquoten nach Postleitzahlebene (Quelle/Ziel) 2002

53%44%

55%

60%58%

64%

57%54%

67%

51%61%

70%

47%56%45%

40%42%36%

43%46%33%

49%39%30%

ländliche Räume

verstädterte Räume

Agglomerationsräume

Ausbildung Ost

ländliche Räume

verstädterte Räume

Agglomerationsräume

Ausbildung West

ländliche Räume

verstädterte Räume

Agglomerationsräume

Beruf Ost

ländliche Räume

verstädterte Räume

Agglomerationsräume

Beruf West

0% 25% 50% 75% 100%

übereinstimmung

nicht gleichgleich

Hinwege im Ber ufs- und Ausbildungsverkehr nach Quellen

Postleitzahl-

Quelle: MiD 2002

Die Muster verlaufen unterschiedlich für den Berufs- und Ausbildungsverkehr, aber

ohne größere Abweichungen zwischen Ost- und Westdeutschland. Am niedrigsten sind

die rot dargestellten Auspendlerquoten in den Agglomerationsräumen Ostdeutsch-

lands, etwas höher im gleichen Raumtyp Westdeutschlands. Allerdings liegen sie in

diesem Raumtyp überall unter 50 Prozent. In den verstädterten Räumen verschiebt

sich das Verhältnis im Berufsverkehr etwa auf eine 50:50-Relation. Hier muss also je-

der zweite Berufstätige seine Gemeinde verlassen, um den Arbeitsplatz zu erreichen.

Im westdeutschen Berufsverkehr sinkt die Auspendlerquote dann in den ländlichen

Gebieten wieder und die Beziehung zwischen Arbeitsplatz und Wohngemeinde ist en-

ger. Anders dagegen in Ostdeutschland. Hier führt die wirtschaftliche Situation dazu,

dass vor allem Arbeitnehmer mit Wohnsitz in ländlichen Gebieten wesentlich häufiger

außerhalb ihrer Gemeinde beschäftigt sind als im Westen. Allerdings muss bei der In-

terpretation der Ergebnisse sowohl im Berufs- als auch im Ausbildungsverkehr berück-

sichtigt werden, dass der gemeindebezogene Vergleich aufgrund unterschiedlicher

Gebietsreformen in den einzelnen Bundesländern vermutlich regional anders ausfällt.

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138 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Ein verständlicherweise anderes Muster ergibt sich bei der gleichen Betrachtung auf

Postleitzahlebene. Hier sind bei allen Bereichen die Quoten der „Auspendler“ in den

Agglomerationsräumen am höchsten. Sie überschreiten sämtlich die 50-Prozent-

Marke. Am höchsten liegen sie mit 70 Prozent im westdeutschen Berufsverkehr. Aller-

dings setzt sich das schon bei der Betrachtung auf Gemeindeebene vor allem für Ost-

deutschland festgestellte Resultat höherer Anteile „grenzüberschreitender“ Wege von

Berufstätigen und Auszubildenden mit Wohnorten in ländlichen Gebieten fort.

Wie viele Berufs- und Ausbildungspendler „pendeln“ in einen anderen Regi-onstyp?

Die Gemeinde- und Postleitzahlenübereinstimmung für Quelle und Ziel der Berufs- und

Ausbildungswege kann durch eine regionstypisierende Betrachtung erweitert werden.Hierzu wurden anhand der ermittelten Postleitzahlen die BBR-Kreistypisierungen zu-

gespielt. Auf dieser Basis können die Starttypen mit den Zieltypen verschränkt werden

(vgl. Abbildung 4.22).

Abbildung 4.22: Ausgangspunkte und Ziele im Berufs- und Ausbildungsver-kehr nach BBR-Kreistypen am Wegestart 2002

Quel le : MiD 2002

ländliche Kreise geringer Dichte

ländliche Kreise höherer Dichte

verst. Räume ländl. Kreise

verst. Räume verdichteter Kreise

verst. Räume Kernstädte

Agglomeration ländl. Kreise

Agglomeration verdichteter Kreise

Agglomeration hochverdichteter Kreise

Agglomeration Kernstädte

0% 25% 50% 75% 100%

Ziel Kreistypländ liche Kreise geringer Dichteländ liche Kreise höherer Dichteverst. Räume ländl. K reiseverst. Räume verdichteter K reiseverst. Räume KernstädteAgglomeration ländl. KreiseAgglomeration verdichteter KreiseAgglomeration hochverdichteter K reiseAgglomeration Kernstädte

Hinwege im Berufs- und Ausbildungsverkehr nach Quellen

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 139

Das Ergebnis zeigt relativ hohe Anteile zwischen 80 und 90 Prozent von Pendlern, die

auf ihrem Weg innerhalb des Regionstyps bleiben. Diese Werte sind in den ländlichen

sowie verstädterten Räumen etwas höher als in den Agglomerationsräumen. Dort be-

steht insbesondere ein deutlich ausgeprägterer Trend in Richtung der hier gelegenen

Kernstädte – Ergebnis der häufigen Entscheidung für einen Wohnstandort in den

„Speckgürteln“ der Ballungsräume. Jeweils jeder fünfte Berufstätige oder Auszubilden-

de mit Wohnsitz in den Randgebieten der Agglomerationsräume pendelt auf seinem

Weg zur Arbeit in die Kernstadt. Auf etwas niedrigerem Niveau ist dieses Ergebnis

auch innerhalb der verstädterten Räume festzustellen. Hier liegt der entsprechende

Anteil etwa bei zehn bis 15 Prozent.

Abbildung 4.23: Wegelängen, Wegedauern und Geschwindigkeit im Berufs-und Ausbildungsverkehr nach BBR-Kreistyp am Wegestart2002

Quelle: MiD 2002

14,9

15,7

16,8

14,4

11,8

15,4

15,7

15,2

11,2

21,4

22,4

22,2

21,5

21,9

28,9

26,0

24,9

25,3

30,4

32,6

34,7

32,7

26,2

27,7

30,6

32,0

24,7

ländliche Kreise geringer Dichte

ländliche Kreise höherer Dichte

verst. Räume ländl. Kreise

verst. Räume verdichte ter Kre ise

verst. Räume Kernstädte

Agglomeration ländl. Kreise

Agglomeration verdichteter Kreise

Agglomeration hochverdichteter Kre ise

Agglomeration Kernstädte

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0

mittlere Wegekennzahlen:

Geschwindigkeit (km/h)Dauer (Min).Länge (km)

Wege im Berufs- und Ausbildungsverkehr nach Quellen

Dieser Befund spiegelt sich auch in den Wegelängen, -dauern und Geschwindigkeiten

im Berufs- und Ausbildungsverkehr wider, wenn diese nach dem Regionstyp des

Wohnorts differenziert werden (vgl. Abbildung 4.23). Obwohl zumindest die Durch-schnittswerte nur geringfügig voneinander abweichen, zeigen sich in den Regionstypen

mit überdurchschnittlichen Pendlerquoten in Richtung der Kernstädte etwas höhere

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140 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Entfernungen von im Schnitt gut 15 Kilometern gegenüber Werten von unter 15 Kilo-

metern in den Kernbereichen selbst. Dort sind dafür aufgrund der höheren Verkehrs-

dichte die mittleren Wegegeschwindigkeiten geringer, was wiederum trotz im Schnitt

etwas kürzerer Wege zu ähnlichen oder höheren Dauern führt. Besonders in den Ag-

glomerationsräumen müssen Berufstätige- und Auszubildende im Schnitt pro Tag

knapp zehn Minuten mehr Zeit für Hin- und Rückwege zum Arbeitsplatz in Kauf neh-

men als in den verstädterten oder ländlichen Regionen.

Haben die im Berufsverkehr zurückgelegten Entfernungen zugenommen?

Die Daten von Mobilität in Deutschland 2002 lassen sich um Informationen darüber

ergänzen, wie sich die Länge der Berufswege im Zeitverlauf entwickelt hat. Nach dem

Mikrozensus ist von 1996 bis 2000 der Anteil der kürzeren Wege (bis zu zehn Kilome-tern) von 54 Prozent auf 50 Prozent zurückgegangen und dafür der aller übrigen Ent-

fernungsklassen gestiegen. Vergleichbares gilt in abgeschwächter Form für die Dauer

des Arbeitsweges: Der Anteil der Berufswege von bis zu einer halben Stunde nahm

geringfügig ab. Die Anteile der länger dauernden Wege wurden hingegen etwas grö-

ßer. Im selben Zeitraum gingen der Anteil der Fußwege und die Nutzung öffentlicher

Verkehrsmittel zurück. Zugenommen hat die Pkw-Nutzung. Fast zwei Drittel aller Be-

rufswege wurden im Jahr 2000 mit dem Auto (bzw. einem Motorrad) zurückgelegt. Ein

Teil des durch längere Wege eigentlich erforderlichen zusätzlichen Zeitaufwandes ist

somit durch eine veränderte Verkehrsmittelwahl – überwiegend durch Nutzung des

Autos – vermieden worden.

Die Entfernung zwischen Wohnung und Arbeitsplatz kann sich durch einen Umzug des

Haushalts und/oder durch den Wechsel des Arbeitsplatzes verändern. Ein Wohnungs-

wechsel dürfte in erster Linie private Gründe haben (z.B. Wohnungskosten, Umge-

bung, Wohnungsgröße), ein Motiv könnte jedoch auch sein, den täglichen Aufwand

zum Erreichen des Arbeitsplatzes zu reduzieren. Der Wechsel des Arbeitsplatzes kann

aufgrund einer freiwilligen Entscheidung oder wegen des Verlustes des vorherigen

Arbeitsplatzes stattfinden. Angesichts der Situation auf dem Arbeitsmarkt dürfte für

viele Arbeitsplatzsuchende eine neue Anstellung die höchste Priorität haben, die damit

verbundenen Entfernungen spielen demgegenüber eine eher untergeordnete Rolle.Gegebenenfalls lassen sich diese durch einen Umzug reduzieren.

Mithilfe der Daten des sozio-ökonomischen Panels (SOEP) kann für den Zeitraum

1995 bis 2001 die Entwicklung der Entfernung zum Arbeitsplatz in Zusammenhang mit

Veränderungen des Wohnstandortes und/oder des Arbeitsplatzes untersucht werden.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 141

Auch hier zeigt sich eine deutliche Zunahme der durchschnittlichen Entfernung zwi-

schen Wohnung und Arbeitsplatz.

15 Prozent der Erwerbstätigen wechselten mindestens einmal sowohl die Wohnung als

auch den Arbeitsplatz. Ein Viertel der Erwerbstätigen zog mindestens einmal um, wei-

tere 14 Prozent der Erwerbstätigen wechselten den Arbeitsplatz. Für 46 Prozent der

Erwerbstätigen gab es in dem genannten Zeitraum weder eine Veränderung des

Wohnstandortes noch einen Wechsel des Arbeitsplatzes. Bei denen, die Wohnort

und/oder Arbeitsplatz gewechselt haben, stiegen die durchschnittlichen Entfernungen

zwischen Wohnung und Arbeitsplatz. Nur 32 Prozent hatten kürzere Wege, 50 Prozent

hingegen längere Wege zurückzulegen. Damit ist auch die Verkehrsleistung im Berufs-

verkehr insgesamt gestiegen: Die durchschnittliche Wegelänge der letztgenanntenGruppe ist von zehn Kilometern auf 30 Kilometer gestiegen, bei den Erwerbstätigen mit

kürzeren Wegen im Jahre 2001 ging die durchschnittliche Entfernung von 25 Kilome-

tern hingegen nur auf durchschnittlich elf Kilometer zurück.

Die aus unterschiedlichen Erhebungen vorliegenden Daten zeigen somit übereinstim-

mend, dass die Entfernungen zwischen Wohnort und Arbeitsplatz in den vergangenen

Jahren größer geworden sind. Umzüge und Arbeitsplatzwechsel haben im Saldo zu

längeren Berufswegen geführt. Die Entfernung zum Arbeitsplatz war bei vielen Haus-

halten offenbar kein vorrangiges Entscheidungskriterium beim Wechsel des Wohn-

oder Arbeitsstandortes.16

4.4 Behinderte Menschen und Mobilität

In der Erhebung Mobilität in Deutschland 2002 wurden Teilnehmer im Alter ab 14 Jahre

auch zu vorhandenen körperlichen Behinderungen sowie damit verbundenen mögli-

chen Mobilitätseinschränkungen befragt. Jeder siebente Befragte - hochgerechnet über

neun Millionen Menschen ab 14 Jahre - gab eine Gehbehinderung, eine Sehbehinde-

rung oder andere gesundheitliche Einschränkungen an. Nach diesem Ergebnis haben

4,1 Mio. Personen eine Gehbehinderung, 900.000 eine Seh- und 5,3 Mio. Einwohner

eine sonstige Behinderung - einschließlich Mehrfachzählungen von Personen mit meh-

16 Vgl. Jutta Kloas und Hartmut Kuhfeld: Entfernungspauschale: Bezieher hoher Einkommen begünstigt. In: Wochen-bericht des DIW Berlin 42/2003.

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142 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

reren Behinderungen. Diese auf Selbsteinschätzungen basierenden Zahlen stimmen

mit anderen Eckwerten überein, wenn berücksichtigt wird, dass dort teilweise engere

Kriterien der Einstufung angelegt worden sind.17

Nur für zwei Drittel dieser Personen bedeutet die Behinderung nach eigenen Angaben

auch eine Mobilitätseinschränkung. Drei Viertel der Gehbehinderten fühlen sich in der

Verkehrsteilnahme eingeschränkt, aber nur gut die Hälfte der Sehbehinderten.

Wie wirken sich unterschiedliche Behinderungen auf die Mobilität aus?

Die Anteile der gewählten Verkehrsmittel entsprechen bei den Personen mit einer

Gehbehinderung oder einer anderen Behinderung weitgehend dem Bevölkerungsquer-

schnitt. Für Personen mit einer Sehbehinderung sind jedoch anteilig deutlich weniger

Wege als Pkw-Fahrer zugunsten der Wegezahlen zu Fuß, mit dem Rad, dem ÖV oderals Beifahrer im Auto zu verzeichnen. Unabhängig von der Behinderungsart berichten

die behinderten Personen ohne Mobilitätseinschränkung durchschnittliche Verkehrs-

mittelanteile, während unter denjenigen mit Mobilitätseinschränkung verständlicherwei-

se wiederum vor allem diejenigen mit einer Sehbehinderung vergleichsweise wenig ein

Auto als Fahrer nutzen. Andererseits empfinden sich fast die Hälfte der Personen mit

einer Sehbehinderung als in ihrer Mobilität nicht eingeschränkt – dieser Anteil ist deut-

lich geringer als bei den beiden anderen erhobenen Behinderungsarten.

Wie spiegelt sich die empfundene Mobilitätseinschränkung in der Verkehrsmit-telnutzung wider?

Während für die Bevölkerung insgesamt täglich 3,3 Wege mit 37 Kilometer Entfernung

zu verzeichnen sind, liegen die Mobilitätswerte für Personen mit Behinderung ohne

Mobilitätseinschränkung darunter (3,1 Wege und 33 Kilometer), deutlich niedriger aber

nochmals für diejenigen mit Mobilitätseinschränkungen (2,4 Wege und 20 Kilometer,

vgl. Abbildung 4.24). Die Verkehrsmittelnutzung der Personen mit Behinderung, aber

ohne Mobilitätseinschränkung unterscheidet sich kaum von der der Personen ohne

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 143

Behinderung – bis auf etwas mehr Fußwege und weniger Autonutzung als Fahrer. In-

dessen geben diejenigen mit Mobilitätseinschränkung anteilig deutlich mehr Fußwege,

weniger Wege als Autofahrer aber mehr als Mitfahrer an (vgl. Abbildung 4.25).

Abbildung 4.24: Wege je Person und Tag nach Art der Behinderung 2002

2,4

3,1

3,5

3,3

Wege je Person pro Tag0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0

keine Behinderung

Behinderungohne Mobilitäts-einschränkung

Behinderungmit Mobilitäts-einschränkung

gesamt (alle Personen)

Weg e de r Be völkeru ng a b 14 Jahre

Quelle: MiD 2002

17 In Anlehnung an die WHO definiert das IX. Sozialgesetzbuch in Paragraf 2 die Behinderung: „Menschen sind be-hindert, wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeitlänger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen und daher ihre Teilhabe amLeben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist.“ Der Deutsche Behindertenrat geht von etwa acht Millionen Betroffenenaus, vgl. http://www.behindertenrat.de/. Das Statistische Bundesamt berichtet auf Basis der Bundesstatistik über dieBehinderten 6,7 Mio. schwerbehinderte Menschen in Deutschland im Jahr 2001 (Grad der Behinderung wenigstens50), vgl. Heiko Pfaff: Schwerbehinderte Menschen 2001, in: Wirtschaft und Statistik 8/2003, S745 – 752.In diesem Abschnitt sind unter Personen ohne Behinderung, Personen mit Behinderung und Personen mit zusätzli-cher Einschränkung der Mobilität stets Personen ab 14 Jahre gemeint.

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144 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 4.25: Kilometer je Person am Tag nach Verkehrsmitteln und nachArt der Behinderung 2002

3,1

5,0

5,8

5,5

5,5

5,7

7,2

7,0

10,3

19,4

26,3

25,1

1,6

2,3

2,3

2,2

Kilometer je Person0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0

Hauptverkehrsmittel

ÖPVMIV-MitfahrerMIV-FahrerFahrrad / zu Fuß

keine Behinderung

Behinderungohne Mobilitäts-einschränkung

Behinderungmit Mobilitäts-einschränkung

gesamt

Wege der Bevölkerung ab 14 Jahre

Quel le: MiD 2002

Wie sieht der Zusammenhang zwischen Alter und Mobilitätseinschränkungenaus?

Der einfache Vergleich zwischen behinderten und nicht behinderten Menschen ist nur

bedingt aussagefähig, denn eine körperliche Einschränkung muss nicht allein ursäch-

lich sein für Unterschiede in der Mobilität zwischen verschiedenen Personengruppen.

Vor allem sind Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen im Mittel älter: Im

Durchschnitt sind die 60 Millionen Personen ab 14 Jahre, die keine Behinderung ange-

ben, 44 Jahre alt. Der Altersdurchschnitt der Personen mit einer Behinderung beträgt

63 Jahre und der derjenigen, für die damit zusätzlich eine Mobilitätseinschränkung ver-

bunden ist, 66 Jahre. Mehr als zwei Drittel dieser Personen sind älter als 60 Jahre,

oder – anders ausgedrückt – ab diesem Alter gibt etwa jeder fünfte Befragte eine kör-

perliche Behinderung mit Mobilitätseinschränkung an (vgl. Abbildung 4.26). Die Perso-

nen mit Mobilitätseinschränkungen sind zu 54 Prozent Frauen.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 145

Abbildung 4.26: Personen nach Altersgruppen und Art der Behinderung 2002

4%

2%

1%

10%

12%

8%

36%

22%

20%

22%

14%

13%

8%

51%

57%

20%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Altersklassen

14- unter 18 Jahre18- unter 25 Jahre25- unter 45 Jahre45- unter 60 Jahre60- unter 65 Jahre65 Jahre und mehr

Behinderte mitMobilitäts- einschränkung

Behindertegesamt

Bevölkerung insgesamt

Personen ab 14 Jahre

Quelle: MiD 2002

Abbildung 4.27: Personen nach Haushaltsgröße und Art der Behinderung 2002

37%

28%

19%

48%

47%

34%

9%

13%

20%

6%

12%

27%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Haushaltsgröße

eine Person2 Personen3 Personen4 und mehr Personen

keine Behinderung

Behinderungohne Mobilitäts-einschränkung

Behinderungmit Mobilitäts-einschränkung

Personen ab 14 Jahre

Quelle: MiD 2002

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146 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Ebenso deutlich zeigen sich in der Haushaltsgröße Besonderheiten (vgl. Abbildung

4.27), denn fast 40 Prozent der Personen mit Mobilitätseinschränkung leben alleine

(Gesamtbevölkerung 17 Prozent). Knapp die Hälfte dieses Personenkreises lebt in

Zweipersonenhaushalten (Gesamtbevölkerung 31 Prozent).

Unterscheiden sich bei diesen Kriterien Erwerbstätige und nicht Erwerbstätige?

Angesichts der angeführten Unterschiede in wesentlichen Merkmalen der Personen-

gruppen, die offenbar sowohl im Zusammenhang mit dem Auftreten einer Behinderung

als auch generell zum Mobilitätsverhalten stehen, erscheint es sinnvoll, nur kleinere

Segmente der Bevölkerung zu vergleichen. Beispielhaft herausgegriffen werden

• erwerbstätige Personen mittleren Alters (25 bis 60 Jahre),

• nicht erwerbstätige Personen derselben Altersgruppen,

• Personen über 60 Jahre.

Von den 1,9 Mio. Personen im Alter von 25 bis 60 Jahre mit Mobilitätseinschränkungen

sind über 200.000 arbeitslos. 570.000 sind Rentner, gut 800.000 sind erwerbstätig

(voll- bzw. teilzeit oder geringfügig). Diese behinderten Erwerbstätigen mit Mobilitätse-

inschränkung berichten im Mittel 3,4 Wege und 38 Kilometer je Tag. Sowohl die Er-

werbstätigen dieser Altersgruppen ohne Behinderung als auch die Personen mit Be-

hinderungen ohne Mobilitätseinschränkung (gut 900.000 Personen) weisen 3,8 Wege

am Tag mit etwa 54 Kilometern Wegestrecken aus. Damit ergaben sich für die Behin-

derten mit Mobilitätseinschränkung im Vergleich etwas weniger Wege, aber deutlichkürzere Distanzen (vgl. Abbildungen 4.28 und 4.29). Die Erwerbstätigen mit Behinde-

rung ohne Mobilitätseinschränkung benutzen dabei eher den ÖV. Die Behinderten mit

Mobilitätseinschränkung tun dies zwar ebenso häufig, aber im Mittel nur für deutlich

kürzere Distanzen (vgl. Abbildung 4.30).

Während also für die erwerbstätigen Personen aus der Behinderung ohne Mobilitätse-

inschränkung tatsächlich – so wie die Befragten es selbst in der Erhebung eingeschätzt

haben – keine gravierenden Unterschiede im Mobilitätsverhalten zur vergleichbaren

Personengruppe resultieren, ist für die Behinderten mit Mobilitätseinschränkung eine

etwa um zehn Prozent geringere Aktivitätsteilnahme zu verzeichnen, die aber vor allem

stärker und häufiger auf den Nahbereich beschränkt zu sein scheint (um 30 Prozent

geringere Personenkilometer).

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 147

Abbildung 4.28: Wege am Tag je Person (Erwerbstätige) nach Art der Behinde-rung 2002

3,4

3,8

3,8

3,8

Wege je Person am Tag0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0

keine Behinderung

Behinderungohne Mobilitäts-einschränkung

Behinderungmit Mobilitäts-einschränkung

gesamt

Erwerbstätige von 25 bis 60 Jahre

Quelle: MiD 2002

Abbildung 4.29: Kilometer am Tag je Person (Erwerbstätige) nach Art der Be-hinderung und Hauptverkehrsmittel 2002

3,5

8,2

6,6

6,5

4,7

5,4

6,2

6,1

27,5

39,2

38,2

38,0

2,2

2,1

2,2

2,2

Kilometer je Person am Tag0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0

ÖPVMIV-Mitfahre rMIV-FahrerFahrrad / zu Fuß

keine Behinderung

Behinderungohne Mobilitäts-einschränkung

Behinderungmit Mobilitäts-einschränkung

gesamt

Erwerbstätige von 25 bis 60 Jahre

Quelle: MiD 2002

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148 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 4.30: Wegelängen von Personen (Erwerbstätige) nach Hauptver-kehrsmittel und Art der Behinderung 2002

1,9

4,2

15,6

19,8

29,8

13,9

1,5

5,8

14,0

14,1

14,4

11,1

1,6

4,7

16,2

18,7

34,3

14,5

1,9

4,1

15,6

20,0

29,9

13,9

mittlere Wegelänge in Kilometern

zu Fuß

Fahrrad

MIV-Fahrer

MIV-Mitfahrer

ÖPV

gesamt

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0

keineBehinderung

Behinderungohne Mobilitäts-einschränkung

Behinderungmit Mobilitäts-einschränkung

gesamt

Wege von Erwerbstätigen von 25 bis 60 Jahre

Quel le: MiD 2002

Betrachten wir nun die nicht erwerbstätigen Personen im gleichen Alterssegment: Hier

stehen den über eine Million Behinderten mit Mobilitätseinschränkung nur zirka halb so

viele Behinderte ohne Mobilitätseinschränkung gegenüber. In beiden Gruppen domi-

nieren als Angaben zur Beschäftigung „Rentner“ (um 50 Prozent), gefolgt von „ar-

beitslos“ (um 20 Prozent) und „Hausfrau“ (gut 15 Prozent). Bezüglich ihrer Mobilitäts-

ausprägung ergeben sich merklich andere Relationen als in dem vorigen Vergleich: Die

Wegezahlen sind für alle drei Gruppen niedriger als bei den erwerbstätigen Pendants,

sie sind aber auch untereinander abgestufter. Deutlicher noch unterscheiden sich die

zurückgelegten Tagesdistanzen von denen der Erwerbstätigen. Für alle drei Gruppen

der nicht Erwerbstätigen betragen sie nur etwa die Hälfte (vgl. Abbildung 4.32). Die

mittleren Entfernungen der unternommenen Wege betragen nur 60 bis 70 Prozent der

der Erwerbstätigen und liegen mit jeweils etwa neun Kilometern recht dicht beieinander

(vgl. Abbildung 4.33). Bei der Verkehrsmittelnutzung fällt hier nur der geringe Anteil des

ÖPV in der Mobilität der Behinderten mit Mobilitätseinschränkung auf.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 149

Abbildung 4.31: Wege am Tag je Person (nicht Erwerbstätige) nach Art derBehinderung 2002

2,5

3,0

3,2

3,3

mittlere Wegezahl pro Person am Tag0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0

keine Behinderung

Behinderungohne Mobilitäts-einschränkung

Behinderungmit Mobilitäts-einschränkung

gesamt

Nicht Erwerbstätige von 25 bis 60 Jahre

Quelle: MiD 2002

Abbildung 4.32: Kilometer am Tag je Person (nicht Erwerbstätige) nach Art derBehinderung und Hauptverkehrsmittel 2002

0,7

4,3

3,4

3,1

6,3

5,7

7,9

7,6

11,6

16,4

15,2

14,9

2,2

2,8

2,4

2,4

Kilometer je Person pro Tag0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0

Hauptverkehrsmittel

ÖPVMIV-Mitfahre rMIV-FahrerFahrrad / zu Fuß

keine Behinderung

Behinderungohne Mobilitäts-einschränkung

Behinderungmit Mobilitäts-einschränkung

gesamt

Nicht Erwerbstätige von 25 bis 60 Jahre

Quelle: MiD 2002

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150 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 4.33: Wegelängen von Personen (nicht Erwerbstätige) nach Haupt-verkehrsmittel und Art der Behinderung 2002

1,6

3,2

10,2

18,5

16,4

8,7

1,8

3,5

10,4

19,1

6,6

8,2

2,3

3,0

12,9

17,8

16,1

9,8

1,5

3,1

10,1

18,3

17,6

8,7

mittlere Wegelänge in Kilometern

zu Fuß

Fahrrad

MIV-Fahrer

MIV-Mitfahrer

ÖPV

gesamt

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0

Nicht Erwerbstätige von 25 bis 60 Jahre

keineBehinderung

Behinderungohne Mobilitäts-einschränkung

Behinderungmit Mobilitäts-einschränkung

gesamt

Quel le: MiD 2002

Welche Ergebnisse liefert der Blick auf die Menschen der älteren Generation?

Im Alterssegment der über 60-Jährigen sind unter den Personen ohne Behinderung

90 Prozent und bei denen mit Behinderung 95 Prozent Rentner oder Hausfrauen. Die

Mobilitätswerte der drei Personengruppen liegen natürlich nochmals deutlich unter de-

nen der vorgenannten nicht erwerbstätigen jüngeren Personen (vgl. Abbildungen 4.34

bis 4.36). Wir verzeichnen in diesem Segment der älteren Menschen, dass nicht nur

eine Behinderung mit Mobilitätseinschränkung sondern auch eine ohne Mobilitätsein-

schränkung zu auffallender Verminderung der Verkehrsteilnahme führt. Die Behinder-

ten mit Mobilitätseinschränkung berichten nur Tagesdistanzen von 16 Kilometer, dieje-

nigen ohne Mobilitätseinschränkung 20 und Personen ohne Behinderung 25 Kilometer.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 151

Abbildung 4.34: Wege am Tag je Person (Personen über 60 Jahre) nach Artder Behinderung 2002

2,2

2,7

2,7

2,6

mittlere Anzahl an Wegen je Person pro Tag 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0

keine Behinderung

Behinderungohne Mobilitäts-einschränkung

Behinderungmit Mobilitäts-einschränkung

gesamt

Personen über 60 Jahre

Quelle: MiD 2002

Überdurchschnittlich häufig zu Fuß gehen junge (bis 18 Jahre) und ältere Personen (ab60 Jahre). Mit Fußweganteilen von einem Drittel sind auch die Behinderten ohne oder

mit Mobilitätseinschränkung häufiger zu Fuß unterwegs als der Durchschnitt der Bevöl-

kerung. Für die Behinderten mit Mobilitätseinschränkung über 60 Jahre zeichnet sich

zudem – anders als bei den jüngeren Behinderten – eine überdurchschnittliche Inan-

spruchnahme der öffentlichen Verkehrsmittel mit Anteilen von 14 Prozent an den We-

gen und 20 Prozent an den Distanzen ab. Hier könnten Pkw-Fahrten durch den ÖV

ersetzt worden sein, denn die Autonutzung ist entsprechend niedriger, während sie bei

den Behinderten ohne Mobilitätseinschränkung genauso hoch ist wie bei den übrigen

über 60-Jährigen ohne Behinderung. Die mittleren Wegelängen der behinderten Per-

sonen betragen sieben Kilometer und die mit einem Drittel vertretenen Fußwege haben

nur eine mittlere Entfernung von unter 1.500 Metern: Die Mobilität dieser Menschen ist

also stark auf den Nahbereich orientiert (vgl. Abbildung 4.36).

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152 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 4.35: Kilometer am Tag je Person (Personen über 60 Jahre) nachArt der Behinderung und Hauptverkehrsmittel 2002

3,5

3,4

3,5

3,5

5,4

4,9

6,3

6,0

6,3

9,1

12,5

10,8

1,3

2,1

2,5

2,3

Kilometer je Person pro Tag0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0

Hauptverkehrsmittel

ÖPVMIV-MitfahrerMIV-FahrerFahrrad / zu Fuß

keine Behinderung

Behinderungohne Mobilitäts-einschränkung

Behinderungmit Mobilitäts-einschränkung

gesamt

Personen über 60 Jahre

Quelle: MiD 2002

Abbildung 4.36: Wegelängen von Personen (Personen über 60 Jahre) nachHauptverkehrsmittel und Art der Behinderung 2002

1,6

3,6

12,0

15,8

16,8

8,7

1,3

2,6

8,9

15,9

12,1

7,6

1,5

4,1

8,5

16,3

16,9

7,4

1,6

3,7

13,3

15,8

19,7

9,1

mittlere Wegelänge in Kilometern

zu Fuß

Fahrrad

MIV-Fahrer

MIV-Mitfahrer

ÖPV

gesamt

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0

Personen über 60 Jahre

keineBehinderung

Behinderungohne Mobilitäts-einschränkung

Behinderungmit Mobilitäts-einschränkung

gesamt

Quel le: MiD 2002

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 153

Gibt es entlang dieser Kriterien Unterschiede zwischen Männern und Frauen?

Die Hälfte der Personen, die eine Behinderung berichten, sind Frauen. Teilweise be-

dingt durch die andere Altersverteilung beträgt der Anteil der Frauen an den Personen

mit einer Behinderung ohne Mobilitätseinschränkung 39 Prozent und unter denen mit

Mobilitätseinschränkung 54 Prozent. In den hier betrachteten Kategorien nach Alter,

Erwerbstätigkeit und Behinderung sind die Wegehäufigkeiten der Frauen wie im Po-

pulationsmittel geringer als die der Männer – mit der Ausnahme der nicht erwerbstäti-

gen Personen ohne Behinderung im Alter 25 bis 60 Jahre. In diesem Segment sind die

Frauen aktiver als die Männer (höhere Wegehäufigkeit, vgl. Abbildung 4.37) bei aller-

dings leicht geringeren Tagesdistanzen (vgl. Abbildung 4.38).

Abbildung 4.37: Wege am Tag je Person (Personen von 25 bis 60 Jahre, nichterwerbstätig) nach Geschlecht und Art der Behinderung 2002

2,8

3,1

3,0

3,0

2,3

2,8

3,4

3,3

mittlere Anzahl der Wege je Person pro Tag0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0

weiblich

Behinderungohne Mobilitäts-einschränkung

Behinderungmit Mobilitäts-einschränkung

gesamt

männlich

keine Behinderung

Nicht Erwerbstätige von 25 b is 60 Jahre

Quelle: MiD 2002

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154 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 4.38: Kilometer am Tag je Person (Personen von 25 bis 60 Jahre,nicht erwerbstätig) nach Geschlecht und Art der Behinderung2002

22,0

31,8

32,6

30,7

19,5

25,5

27,4

26,7

Kilometer je Person pro Tag0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0

weiblich

Behinderungohne Mobilitäts-einschränkung

Behinderungmit Mobilitäts-einschränkung

gesamt

männlich

keine Behinderung

Nicht Erwerbstätige von 25 bis 60 Jahre

Quel le: MiD 2002

Gibt es unterschiedliche Auswirkungen abhängig von der Art der Behinderung?

In der Erhebung konnten die Befragten eine Gehbehinderung, eine Sehbehinderung

oder andere gesundheitliche Einschränkungen und das kombinierte Auftreten dieser

Handicaps berichten. Analysen dieser Behinderungsarten in der wünschenswerten

Einschränkung z.B. auf Alterssegmente sind durch die Fallzahlen Grenzen gesetzt.

Über die für die Behinderten mit Mobilitätseinschränkung gemessenen unterdurch-

schnittlichen 2,4 Wege und 20 Kilometer je Person und Tag hinaus deutet sich an,

dass bei Angabe mehrerer Behinderungsarten die Mobilitätsindikatoren nochmals

deutlich niedriger ausfallen.

Im Durchschnitt liegt die tägliche Kilometerzahl je Person der nicht Behinderten mit

über 40 Kilometern bis zu doppelt so hoch wie in der Gruppe der behinderten Men-

schen unabhängig von einer subjektiv empfundenen Mobilitätseinschränkung (vgl. Ab-

bildung 4.39). Bei Menschen mit einer Mehrfachbehinderung sinkt die Kilometersummesogar auf Mittelwerte von lediglich 15 Kilometer täglich (nicht in der Grafik dargestellt).

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 155

Abbildung 4.39: Kilometer am Tag je Person nach Hauptverkehrsmittel undnach Art der Behinderung 2002

3,6

4,9

3,4

5,8

5,6

7,3

5,7

7,2

16,2

10,8

11,8

26,3

0,8

1,3

0,5

1,1

1,3

1,3

0,7 1,2

Kilometer je Person pro Tag0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0

Hauptverkehrsmittel

ÖPVMIV-MitfahrerMIV-FahrerFahrrad / zu Fußzu Fuß

Geh-behinderung

Sehbehinderung

andere Form derBehinderung

Nicht-Behinderte

Personen

Quel le: MiD 2002

In dieser Analyse zum Zusammenhang von körperlicher Behinderung und Mobilität

zeigt sich, dass die Selbsteinschätzung der Befragten zur Auswirkung der Behinderung

sich nicht immer in den berichteten Mobilitätsindikatoren wiederfindet. So haben in dem

beispielhaft herausgegriffenen Personensegment der 25- bis 60-jährigen nicht er-

werbstätigen Personen auch diejenigen, die angaben, trotz einer Behinderung keine

Einschränkung der Bewegungsfreiheit zu erleiden, dennoch geringere Mobilitätswerte.

Für die Personen mit berichteter Mobilitätseinschränkung sind die Außer-Haus-

Aktivitäten und die Tagesdistanzen vermindert, der ÖPV wird seltener in Anspruch ge-

nommen. Im Vergleich der Mobilitätsanlässe zwischen den Gruppen fällt auf, dass die

Behinderten mehr private Erledigungen – z.B. mehr Arztbesuche – und weniger Frei-

zeitaktivitäten berichten.

4.5 Beschreibung von Mobilitätsstilen

Die bisher vorgestellten Ergebnisse haben gezeigt, dass trotz des generell hohen

Stellenwerts des Autos andere Verkehrsmittel ebenso eine wichtige Funktion über-

nehmen und die Nutzungsmuster sich zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen

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156 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

deutlich unterscheiden. Dabei spielen Lebensphasen, individuelle Vorlieben, ökonomi-

sche Bedingungen in den Haushalten, Altersgruppen und auch das Geschlecht eine

Rolle.

Eine in Kapitel 3.2 vorgestellte Segmentation, die bei der Differenzierung der Ergebnis-

se an einigen Stellen eingesetzt wurde, soll bilanzierend noch einmal aufgegriffen und

verfeinert dargestellt werden. Dies soll die Frage beantworten, welche grundsätzlichen

Mobilitätsstile beschrieben werden können und wodurch sich die jeweils zugehörigen

Bürgerinnen und Bürger voneinander unterscheiden. Dieser Schritt führt zu sieben un-

terschiedlichen Gruppen mit folgenden definierenden Kennzeichen:

Selten-Mobile: kein Pkw verfügbar, seltener als wöchent-lich unterwegs

Fahrrad-Nutzer: (fast) täglich mit dem Fahrrad unterwegs

ÖV-Captives: kein Pkw verfügbar, mindestens wöchent-lich mit dem ÖPNV unterwegs, seltener mitdem Fahrrad

ÖV-Nutzer: Pkw verfügbar, täglich mit dem ÖPNV un-terwegs, seltener als täglich mit dem Autooder Fahrrad

Mischnutzer: Pkw verfügbar, mindestens wöchentlich mitdem Auto und dem ÖPNV unterwegs

IV-Nutzer in Gebieten mittl./ger. Dichte: Pkw verfügbar, täglich mit dem Auto unter-wegs, Wohnort in ländlichen oder verstäd-terten Räumen mittlerer Dichte (nach BBR-Regionstyp)

IV-Nutzer in Gebieten höherer Dichte: Pkw verfügbar, täglich mit dem Auto unter-wegs, Wohnort in verstädterten Räumenhöherer Dichte oder in Agglomerations-räumen (nach BBR-Regionstyp)

Das Ergebnis dieser Gruppierung, die vor allem die täglichen Gewohnheiten bei derVerkehrsmittelnutzung voneinander trennen soll, zeigt Abbildung 4.40 sowohl für das

Gesamtergebnis als auch getrennt nach West- und Ostdeutschland für alle Personen

ab 14 Jahre. Beherrscht wird das Bild durch die beiden Gruppen der IV-Nutzer, die

Mehrheit von ihnen in Regionen höherer Dichte trotz des dort in der Regel attraktiveren

ÖPNV-Angebots. Zu den Mischnutzern, die abhängig vom Merkmal eines einzelnen

Wegs zwischen ÖPNV und Auto wechseln und nicht auf eine der beiden Möglichkeiten

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 157

festgelegt sind, zählt jeder fünfte Bundesbürger im Alter ab 14 Jahre. Die Gruppe der

täglichen ÖPNV-Nutzer umfasst in der Summe aus „freiwilligen“ und „Zwangskunden“

einen Anteil von 14 Prozent. Er wird mehrheitlich durch die Captives gebildet. Zu den

täglichen Fahrradfahrern, für die dies auch die überwiegende Wahlentscheidung dar-

stellt, rechnen fünf Prozent. Die Wenig-Mobilen schließlich, die nur selten unterwegs

sind, bilden einen Anteil von sechs Prozent.

Abbildung 4.40: Mobilitätsstile insgesamt und nach Ost/West 2002

6%5%8%

6%

20%

21%

35%

6%4%

8%6%

21%

19%

37%

West

9%7%8%

6%

15%

31%

24%

Ost

Misch-nutzer

Wenig-Mobile

IV-Nutzer in Regionenhöherer Dichte

ÖV-Captives

Fahrrad-fahrer

ÖV-Nutzer

IV-Nutzer in Regionenmittl. oder geringer Dichte

insgesamt

Personen ab 14 Jahre

Quel le: MiD 2002

Dieses Bild unterscheidet sich zwischen Ost- und Westdeutschland. In den ostdeut-

schen Bundesländern sind sowohl die Anteile der Wenig-Mobilen als auch der Fahr-

radfahrer höher als im Westen. Der Anteil der ÖV-Nutzer unterscheidet sich nicht. Etwagleich groß fallen auch die zusammengenommenen Anteile der IV-Nutzer aus. Deutlich

größer ist im Westen allerdings die Gruppe der Mischnutzer, die sich fahrtenabhängig

zwischen ÖPNV und Auto entscheiden. Wird diese Gruppe mit zu den Autonutzern

gezählt, bestätigt sich auch bei dieser Darstellung die in Westdeutschland etwas inten-

sivere Nutzung des Autos – auch wenn die andere räumliche Zusammensetzung kon-

trollierend berücksichtigt wird.

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158 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 4.41: Mobilitätsstile nach Raumtypen (absolut und prozentual) 2002

hochverdichtete Agglomerationsräume

Agglomerationsräume mit herausr. Zentren

verstädterte Räume höherer Dichteverstädterte Räume mittlerer Dichte

ländliche Räume5

10

15

20

510

1520

5

10

15

20

5

10

15

20

510

1520

Anteile in MioIV-NutzerMischnutzerÖV-NutzerÖV-CaptivesFahrradfahrerSelten-Mobile

hochverdichtete Agglomerationsräume

Agglomerationsräume mit herausr. Zentren

verstädterte Räume höherer Dichteverstädterte Räume mittlerer Dichte

ländliche Räume25%

50%

75%

100%

25%50%

75%100%

25%

50%

75%

100%

25%

50%

75%

100%

25%50%

75%100%

Anteile in ProzentIV-NutzerMischnutzerÖV-NutzerÖV-CaptivesFahrradf ahrerSelten-Mobile

Quelle: MiD 2002

Wie verteilen sich die Mobilitätsstile auf die unterschiedlichen Regionstypen?

Die Bevölkerung ab 14 Jahre umfasst etwa 70 Mio. Bundesbürger. Hochgerechnet auf

diese Zahl ergibt sich bei einer Differenzierung der aufgeführten Gruppen nach Regi-

onstypen ein aufschlussreiches Bild. Die Mehrheit der IV-Nutzer ist absolut gesehen in

den eher städtisch geprägten Regionen zu finden (obere Hälfte der Abbildung 4.41).

Das Auto ist damit in allen Regionen und allen Bevölkerungsschichten das dominie-

rende Verkehrsmittel. Die zweitgrößte Gruppe sind hier die Mischnutzer.

In den ländlichen Räumen liegt zwar der prozentuale Anteil der IV-Nutzer höher (untere

Hälfte der Abbildung 4.41), zahlenmäßig finden sich hier jedoch weniger Autofahrer als

in jedem einzelnen der städtischeren Regionstypen. Die Zahl der nahezu täglichen ÖV-

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 159

Nutzer fällt dagegen sowohl absolut als auch prozentual am höchsten in den Agglome-

rationsräumen mit herausragenden Zentren (wie z.B. Berlin, Hamburg oder München)

aus. Trotzdem sind sie gegenüber den Misch- und IV-Nutzern auch hier in der Minder-

heit. Das in diesen Regionen besonders entwickelte ÖPNV-Angebot kann dieses Ver-

hältnis gegenüber den anderen Regionen zwar etwas günstiger gestalten, jedoch nicht

grundsätzlich verändern.

Wie unterscheiden sich die Vertreter der Mobilitätsstile voneinander?

Die dargestellten Gruppen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer sozio-demografischen

Zusammensetzung und der wichtigsten Mobilitätskennziffern erheblich voneinander. In

Tabelle 4.2 auf der übernächsten Seite werden hierzu die wichtigsten Kennwerte zu-

sammengestellt.

Selten-Mobile: Der Frauen-Anteil beträgt 76 Prozent. Das Durch-schnittsalter liegt bei 66 Jahre. 72 Prozent der Ver-treter dieser Gruppe sind 60 Jahre oder älter. Siehaben mit etwa einer Stunde die geringste täglicheUnterwegszeit und legen mit 18 Kilometern imSchnitt täglich die wenigsten Kilometer zurück.

Fahrradnutzer: Auch hier sind die Frauen mit einem Anteil von 65Prozent in der Mehrheit. Die Alterszusammen-setzung ist allerdings gemischt. Diese Gruppe hateine durchschnittliche tägliche Unterwegszeit, be-wältigt dafür aber verhältnismäßig geringe Strecken.

ÖV-Captives: In dieser Gruppe sind mit 72 Prozent ebenfalls dieFrauen überproportional vertreten. Der Anteil ältererMenschen, die nicht oder nicht mehr über ein Autoverfügen, ist in diesem Segment besonders hoch.Sie legen täglich nur kurze Entfernungen zurück (29Kilometer im Schnitt), müssen dafür aber mit 90 Mi-nuten relativ viel Zeit investieren.

ÖV-Nutzer: Vertreter dieser Gruppe sind im Schnitt jünger, dasGeschlechterverhältnis ist ausgewogen. JederZweite ist berufstätig. Hinzu kommen Schüler undAuszubildende, die über Mitnahmemöglichkeitenbeim Auto verfügen, diese aber selten in Anspruchnehmen. 26 Prozent aus dieser Gruppe sind zwi-schen 14 und 17 Jahre alt. Sie finden an ihremWohnort eine relativ gute ÖV-Infrastruktur vor, müs-sen täglich durchschnittlich aber 100 Minuten Zeit

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160 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

für das Zurücklegen ihrer Wege aufbringen, obwohldie Entfernung nicht höher ist als im Schnitt der Be-völkerung. Sie haben praktisch oder theoretisch Zu-gang zu einem Auto, nutzen diese Möglichkeit abernur selten.

Mischnutzer: Diese Gruppe ist durchschnittlich etwas älter als dieÖV-Nutzer. Knapp 70 Prozent sind täglich mit demAuto unterwegs und immerhin noch 16 Prozent täg-lich mit Bus oder Bahn. Sie schätzen aber die Lei-stungsfähigkeit des Pkw höher ein als den ÖPNV,obwohl dieser grundsätzlich in ihre Wahlentschei-dungen einbezogen wird. Diese Gruppe ist mit 3,7täglichen Wegen im Schnitt überdurchschnittlich vielunterwegs, muss aber trotz höherer täglicher Kilo-meterzahl hierfür deutlich weniger Zeit investierenals die reinen ÖV-Nutzer.

IV-Kunden in Gebieten Diese Gruppe ist weitgehend auf das Auto ange-mittlerer / geringerer Dichte: wiesen und nutzt Bus oder Bahn nur selten bzw.

nie. Sie ist ähnlich mobil wie die der Mischnutzerund würde den ÖV vermutlich häufiger in Anspruchnehmen, wenn entsprechende Möglichkeiten vor-handen wären.

IV-Kunden in Gebieten Vertreter dieses Segments sind trotz ihrer städti-höherer Dichte: schen Wohnlage auf das Auto fixiert. Sie sind über-

durchschnittlich motorisiert und mehrheitlich be-rufstätig. Die Nicht-Nutzung des ÖPNV geht weni-ger auf eine schlechte Angebotssituation, sondernmehr auf subjektive Ablehnungen oder Nicht-Informiertheit über die ÖV-Leistungsqualität zurück.

Die detaillierte Beschreibung der gebildeten Gruppen zeigt die Verknüpfung mit der

Lebensphase und den Mobilitätsgewohnheiten bzw. –möglichkeiten. Die Bevölke-

rungsgruppe im Alter zwischen 18 und 59 Jahre zählt mehrheitlich zu den fast aus-

schließlichen IV-Nutzern. 62 Prozent aus dieser Altersgruppe rechnen zu dieser Grup-

pe. Bei den ab 60-Jährigen sind es nur 46 Prozent und bei den Jugendlichen erreicht

der Anteil lediglich 18 Prozent. Etwa ein Viertel der ÖV-Nutzer ist jünger als 18 Jahre.

Überzeugte Fahrradnutzer und freiwillige ÖPNV-Kunden bleiben die Ausnahme und

machen zusammen weniger als ein Zehntel aus.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 161

Tabelle 4.2: Merkmalsübersicht Mobilitätsstile

Personen ab 14 Jahre Selten-Mobile

Fahrrad-fahrer

ÖV-Captives ÖV-Nutzer Misch-nutzer

IV-Nutzerländlich

IV-Nutzerstädtisch

insgesamt

Anteil an Bevölkerungab 14 Jahre 6 % 5 % 8 % 6 % 20 % 21 % 35 % 100 %

VerhältnisMänner / Frauen 24:76 35:65 28:72 49:50 51:49 52:48 53:47 48:52

Durchschnittsalter 66 Jahre 48 Jahre 53 Jahre 33 Jahre 42 Jahre 45 Jahre 46 Jahre 46 Jahre

Anteile Alter 14-17 /Alter ab 60 Jahre 1 % / 72 % 3 % / 37 % 3 % / 47 % 26 %/10 % 11%/22% 2 % / 21 % 1 % / 24% 5 %/28 %

Anteil Berufstätige 14 % 36 % 29 % 45 % 51 % 62 % 61 % 52 %

Anteil Pkw-Verfügbarkeitjederzeit 1 % 2 % 0 % 39 % 74 % 88 % 92 % 68 %

Anteil Fahrrad-Besitz 3 % 100 % 46 % 79 % 82 % 81 % 80 % 76 %

Anteiltägliche Auto-Nutzung 12 % 7 % 10 % 0 % 68 % 71 % 74 % 56 %

Anteiltägliche ÖV-Nutzung 0 % 14 % 57 % 90 % 16 % 0 % 0 % 14 %

Anteil Entfernung Halte-stelle Schiene bis 5 Min. 8 % 14 % 26 % 23 % 15 % 5 % 8 % 11 %

Anteil ErreichbarkeitZiele mit Auto sehr gut 28 % 29 % 27 % 41 % 52 % 55 % 57 % 49 %

Anteil ErreichbarkeitZiele mit ÖPNV sehr gut 21 % 41 % 49 % 46 % 33 % 13 % 17 % 25 %

tägliche Wegezahl 1,7 3,2 2,7 3,2 3,7 3,6 3,7 3,4

tägliche Unterwegszeit 64 Min. 82 Min. 90 Min. 100 Min. 94 Min. 80 Min. 83 Min. 86 Min.

tägliche Kilometer 18 km 26 km 29 km 41 km 46 km 44 km 45 km 42 km

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162 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Wirken sich die Mobilitätsstile auch auf das Reiseverhalten außerhalb des All-tags aus?

Neben dieser Charakterisierung ist auch der Blick auf das Reiseverhalten der Mobili-

tätssegmente außerhalb des Alltagsverkehrs von Interesse. Hierzu kann auf die Er-

gebnisse zur Häufigkeit von Reisen mit Übernachtung zurückgegriffen werden (vgl.

Kapitel 3.2.10). Die Darstellung der entsprechenden Resultate zeigt eine Dreiteilung

der beschriebenen Gruppen. Die im Alltag Selten-Mobilen sind auch besonders selten

auf Reisen. Bezogen auf die jeweils letzten drei Monate haben nur acht Prozent aus

dieser Gruppe eine längere Reise angetreten. Häufiger länger unterwegs – mit Anteilen

von gut einem Drittel sind die Fahrradfahrer und ÖV-Captives. Die höchste Reiseakti-

vität besteht dagegen bei den freiwilligen ÖV-Nutzern sowie den Mischnutzern. In die-sen beiden Gruppen sind jeweils etwa 60 Prozent der Befragten in den letzten drei

Monaten auf mindestens einer Reise mit Übernachtung gewesen. Die aktive Wahlent-

scheidung, im Alltag den ÖPNV häufig oder gelegentlich zu nutzen, korrespondiert also

mit einer überdurchschnittlichen Aktivität bei längeren Reisen.

Abbildung 4.42: Mobilitätsstile und Reisehäufigkeit

1,3

1,1

1,6

1,5

0,8

1,0

0,4

1,2

1,3

1,1

1,6

1,5

0,8

1,0

0,4

1,2

0

0

0

0

0

0

0

0

1,9

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0

48%

55%

41%

43%

64%

66%

92%

59%

52%

45%

59%

57%

36%

34%

8%

41%

IV-Nutzer städtisch

IV-Nutzer ländlich

Mischnutzer

ÖV-Nutzer

ÖV-Captives

Fahrradfahrer

Selten-Mobile

insgesamt

0% 25% 50% 75% 100%

neinja

Reisen in den letzten drei Monaten mit Übernachtung? mittlere Anzahl

Persone n ab 14 Jahre

Quelle : MiD 2002

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 163

Auch die Verkehrsmittelwahl bei solchen Reisen ist offenbar eng mit den alltäglichen

Präferenzen verknüpft. Abbildung 4.42 zeigt die prozentuale Verteilung der genutzten

Verkehrsmittel bei den Reisen mit Übernachtung. Hohe Bahn-Anteile weisen hier die

Fahrradfahrer, die ÖV-Captives und abgeschwächt noch die ÖV-Nutzer auf. Der gerin-

gere Wert der ÖV-Nutzer gegenüber den Captives ist unmittelbar plausibel, wenn be-

rücksichtigt wird, dass sich die Nutzer von den nicht wahlfreien Captives durch die

Pkw-Verfügbarkeit unterscheiden.

Die IV-Nutzer sind dem Auto nicht nur im Alltag, sondern auch auf längeren Reisen – in

der Regel Privat- oder Urlaubsreisen und zu geringeren Anteilen andere Zwecke –

treu. Drei von vier Reisen dieser Gruppen werden mit dem Auto zurückgelegt. Auch bei

den Mischnutzern spiegelt sich das Alltagsverhalten in dem günstigeren Verhältnis fürdie Bahn in diesem Segment wider. Die Selten-Mobilen schließlich, zu denen überwie-

gend ältere Menschen zählen, begeben sich bei ihren Reisen mehrheitlich auf die

Straße – entweder im Auto oder im Reisebus, der zu großen Teilen die Rubrik anderes

füllt.

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164 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 4.43: Mobilitätsstile und Verkehrsmittelanteile bei längeren Reisen

73%

75%

61%

50%

33%

37%

57%

64%

8%

8%

18%

28%

41%

39%

17%

15%

13%

9%

13%

11%

12%

10%

7%

12%

6%

8%

8%

11%

14%

14%

19%

9%

IV-Nutzer städtisch

IV-Nutzer ländlich

Mischnutzer

ÖV-Nutzer

ÖV-Captives

Fahrradfahrer

Selten-Mobile

insgesamt

0% 25% 50% 75% 100%

Reisen mit Übernachtung

AutoBahnFlugzeuganderes

Personen ab 14 Jahre

Quelle: MiD 2002

Alltägliches Verkehrsmittelwahlverhalten setzt sich also im Reiseverhalten sowohl bei

der Häufigkeit als auch bei der Entscheidung für das jeweilige Verkehrsmittel fort. Die

beschriebenen Mobilitätsstile gelten damit nicht nur für den Alltag, sondern auch für die

Entscheidungen vor allem im Privatreiseverkehr. Sie gewinnen damit eine noch höhere

Bedeutung, weil der beschriebene Zusammenhang eine relativ hohe Habitualisierung

signalisiert, die berücksichtigt werden muss, wenn Verkehrsmittelwahlentscheidungen

zugunsten bestimmter Verkehrsträger beeinflusst werden sollen.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 165

5 Resümee

Die Ergebnisse der Studie Mobilität in Deutschland 2002 belegen die Vielschichtigkeit

des Phänomens Mobilität. Obwohl das Auto in fast allen Bevölkerungsgruppen das

dominierende Verkehrsmittel ist, spielen auch die anderen Verkehrsträger Fahrrad so-

wie Busse und Bahnen im Alltag der Deutschen eine wichtige Rolle. Zu dieser Rolle

gehören auch die oft übersehenen reinen Fußwege, die fast ein Viertel der täglich in

Deutschland zurückgelegten 272 Mio. Wege bilden. Die individuellen Mobilitätsmuster

variieren abhängig von der Lebensphase, den regionalen Bedingungen und persönli-

chen Einstellungen. Wer Mobilität verstehen und beschreiben will, muss sich mit die-

sen Einflussfaktoren in ihren Verknüpfungen beschäftigen.

Mobilität in Deutschland 2002 liefert hierfür eine umfassende Grundlage, die durch die

Integration weiterer Inhalte über die KONTIV-Vorgänger-Studien hinaus geht und damit

als bundesweite Grundlagenstudie sowohl inhaltlich als auch methodisch neue Ak-

zente für die Mobilitätsforschung in Deutschland setzt. Über die nach einer 13-jährigen

Erhebungspause selbstverständlichen Weiterentwicklungen hinaus ist aber besonders

hervorzuheben, dass es in Deutschland damit wieder die Chance für eine kontinuierli-

che Beschreibung der Mobilitätsentwicklung gibt.

Trotz eingeschränkter Vergleichbarkeit zeigt die Gegenüberstellung mit den Ergebnis-

sen der Vorgänger-Studien den besonderen Wert einer solchen Kontinuität. Zumindest

für Westdeutschland können Entwicklungslinien gezogen werden, die vor allem fünf

Tendenzen klar aufzeigen und sich eindimensionalen Erklärungen entziehen:

• eine zunehmende Motorisierung der privaten Haushalte,

• zunehmende Anteile des Pkw-Verkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen,

• das Gegenstück hierzu abgebildet im stagnierenden absoluten Aufkommen undsinkenden prozentualen Anteilen im öffentlichen Verkehr,

• ein mehr und mehr über den Tag verteiltes Verkehrsgeschehen durch hoheWachstumsraten im Erledigungs-, Einkaufs- und Freizeitverkehr,

• höhere Zeitbudgets für die tägliche Mobilität bei wachsenden Wegelängen – obfreiwillig im Freizeitbereich oder bedingt durch die veränderte Bevölkerungs-

struktur und dezentralere Siedlungsstrukturen im Einkaufs- und Berufsverkehr.

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166 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Diese Trends betreffen alle Bevölkerungsgruppen. Der Zugang zum Auto ist erstaun-

lich flächendeckend und sozial kaum differenziert - bis auf die Qualität der „vier Räder“

- oder acht und mehr in einer zunehmenden Zahl von Haushalten. Ein geringerer Mobi-

litätszugang besteht aber vor allem bei den alleinstehenden Rentnern – und hier wie-

derum vor allem unter den Frauen aus dieser Gruppe. Indes ist die Verfügung über ein

Auto noch nicht gleichbedeutend mit der Chancengleichheit in der Teilhabe am Ar-

beitsmarkt, Ausbildung oder kulturellem Geschehen. Darüber hinaus ist diese Partizi-

pation zumindest für die ÖPNV-Nutzer mit einem höheren zeitlichen Aufwand verbun-

den. Schließlich darf die zwar kleine Gruppe der Nicht-Autofahrer im ländlichen Raum

nicht vergessen werden, für die auch diese Alternative in der Regel nur sehr einge-

schränkt zur Verfügung steht.

Die größte Trennlinie der Gesamtsituation zeichnet sich zwischen West- und Ost-

deutschland ab. Die im Westen höhere Motorisierung führt zu einer anderen Ver-

kehrsmittelwahl und höheren MIV-Anteilen am Verkehrsaufkommen als in den ostdeut-

schen Ländern. Allerdings sind durch die stärker ländlich geprägte Siedlungsstruktur

die Wegelängen und damit die Leistungsanteile der motorisierten Verkehrsmittel in

Ostdeutschland höher. Gleichzeitig genießt das Fahrrad einen etwas höheren Stellen-

wert und der Fußweganteil fällt größer aus als in Westdeutschland.

Eingerahmt durch diese zentralen Erkenntnisse stellt die Studie umfassende und nach

Regionen sowie Bevölkerungsgruppen gliederbare Ergebnisse zur Verfügung. Diese

können für zahlreiche Planungszwecke genutzt werden. Über die im Bericht darge-

stellten Aspekte hinaus bietet das Material eine Fülle weiterer Analysemöglichkeiten.

Neben zusätzlichen Differenzierungen der bereits dargestellten Ergebnisse betrifft dies

nicht zuletzt die geokodierbaren Angaben aus der Wegeerfassung, die mit den Infra-

strukturinformationen zur ÖPNV- und Straßennetzqualität verbunden werden können.

In der Summe ergibt sich eine so bisher nicht verfügbare zuverlässige Basis für zahl-

reiche weitere Analyse- und Planungszwecke in den nächsten Jahren.

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 167

Verzeichnis der Abbildungen und TabellenAbbildung 1.1: Erhebungsschritte Mobilität in Deutschland 2002 ........................................... 4

Abbildung 1.2: Befragungsinhalte Mobilität in Deutschland 2002 ........................................... 5

Abbildung 2.1: Wege am Tag nach Zwecken und Verkehrsarten in Westdeutschland 1982und 2002 ............................................................................................................. 12

Abbildung 2.2: Personenkilometer am Tag nach Zwecken und Verkehrsarten inWestdeutschland 1982 und 2002 ..................................................................... 13

Abbildung 3.1: Bestimmungsgrößen des Personenverkehrs ................................................. 15

Abbildung 3.2: Stichprobensteuerung nach Raumtypen des BBR ........................................ 18

Abbildung 3.3: Haushalte ohne Pkw und Modal-Split nach BBR-Regionstypen 2002 ......... 19

Abbildung 3.4: Bevölkerung in Westdeutschland nach Gemeindetypen 1982 und 2002..... 20

Abbildung 3.5: Haushalte in Westdeutschland 1962, 1982 und 2002 nach Haushaltsgröße 21

Abbildung 3.6: Motorisierung westdeutscher Haushalte 1982 und 2002 nachHaushaltsgröße ................................................................................................. 22

Abbildung 3.7: Besitz von Pkw-Fahrerlaubnissen 2002 nach West- und Ostdeutschland undinsgesamt........................................................................................................... 23

Abbildung 3.8: Besitz von Pkw-Fahrerlaubnissen in Westdeutschland 1982 und 2002 nachGeschlecht ......................................................................................................... 24

Abbildung 3.9: Westdeutsche Bevölkerung 1982 und 2002 nach Altersjahren .................... 25

Abbildung 3.10: Westdeutsche Bevölkerung 1982 und 2002 nach Altersklassen .................. 26

Tabelle 3.1: Westdeutsche Bevölkerung (im Alter ab 10 Jahre) nachLebenszyklusgruppen 1982 und 2002 ............................................................. 27

Abbildung 3.11: Fahrradbesitz von Haushalten in West- und Ostdeutschland nachHaushaltsgröße 2002 ........................................................................................ 28

Abbildung 3.12: Zahl der Fahrräder in fahrradbesitzenden Haushalten nach Haushaltsgröße2002..................................................................................................................... 29

Abbildung 3.13: Fahrradbesitz nach Altersklassen und Geschlecht 2002 .............................. 30

Abbildung 3.14: Fahrradnutzung und Fahrradzugänglichkeit 2002 ......................................... 31

Abbildung 3.15: Haushalte und Pkw nach dem Haushaltsnettoeinkommen........................... 32

Abbildung 3.16: Haushaltseinkommen und Motorisierung 2002.............................................. 33

Abbildung 3.17: ÖPNV-Nutzung und Fahrscheinart 2002 ......................................................... 34

Abbildung 3.18: Haushaltsnettoeinkommen und Hersteller der Pkw im Haushalt 2002 ........ 35

Abbildung 3.19: Durchschnittsalter der Pkw nach Bundesländern 2002 ................................ 36

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168 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 3.20: Pkw-Nutzung nach Geschlecht und Hersteller 2002...................................... 37

Abbildung 3.21: Mittleres Pkw-Alter in Jahren nach Alter und Geschlecht des Hauptnutzers2002..................................................................................................................... 37

Abbildung 3.22: Durchschnittliche Jahresfahrleistung der Pkw nach Baujahr und Antriebsart2002..................................................................................................................... 38

Abbildung 3.23: Unterscheidung generelles Verkehrsmittelwahlverhalten und Stichtag...... 39

Abbildung 3.24: Übliche Nutzung des Autos nach Bundesländern ......................................... 40

Abbildung 3.25: Übliche Nutzung des Autos nach Gebietstypen............................................. 41

Abbildung 3.26: Übliche Nutzung des ÖPNV nach Bundesländern 2002 ................................ 42

Abbildung 3.27: Übliche Nutzung des ÖPNV nach Gebietstypen 2002.................................... 43

Abbildung 3.28: Übliche Nutzung des Fahrrads nach Gebietstypen 2002 .............................. 44

Abbildung 3.29: Erreichbarkeit der üblichen Ziele mit ÖPNV und Auto 2002 ......................... 45

Abbildung 3.30: Fußwegentfernung zu Haltestellen 2002 ......................................................... 46

Abbildung 3.31: Verkehrsmittel-Nutzersegmente 2002 ............................................................. 47

Abbildung 3.32: Nutzersegmente nach Regionstypen 2002 ..................................................... 48

Abbildung 3.33: Mobilitätsquoten (Außer-Haus-Anteil) der Bevölkerung nach Wochentag2002..................................................................................................................... 50

Abbildung 3.34: Mobilitätsquoten der Bevölkerung nach Wetterverhältnissen am Stichtag2002..................................................................................................................... 51

Abbildung 3.35: Mobilitätsquoten der Personen nach Haushaltstypen 2002.......................... 52

Abbildung 3.36: Mobilitätsquoten nach Verkehrsmittel-Nutzersegmenten 2002 .................... 53

Abbildung 3.37: Wegehäufigkeit im Jahresverlauf 2002 ........................................................... 54

Abbildung 3.38: Wege je Person und je mobiler Person 2002 nach Wochentagen ................ 56

Abbildung 3.39: Mittlere Wegezahl je Person und Tag nach Verkehrsmittel-Nutzersegmenten2002..................................................................................................................... 57

Abbildung 3.40: Wege je Person am Stichtag nach Wochentagen und Ost/West 2002 ......... 59

Abbildung 3.41: Wege am Stichtag nach Hauptverkehrsmittel ................................................ 62

Abbildung 3.42: Wege nach Hauptverkehrsmittel und Bundesländern 2002 .......................... 64

Abbildung 3.43: Wege nach Hauptverkehrsmittel und nach Regionstypen 2002 ................... 65

Abbildung 3.44: Wege nach Hauptverkehrsmittel und nach Wegezwecken 2002 .................. 67

Abbildung 3.45: Mobilitätsquote und Hauptverkehrsmittelnutzung nach Wetterlage 2002... 68

Abbildung 3.46: Wege nach Hauptverkehrsmittel und nach Anzahl der Begleiter 2002 ........ 69

Abbildung 3.47: Wege nach Hauptverkehrsmittel und nach Altersgruppen 2002 .................. 71

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 169

Abbildung 3.48: Wegezwecke insgesamt und nach Hauptverkehrsmittel 2002...................... 73

Tabelle 3.2: Tägliches Verkehrsaufkommen (Wege) nach Zwecken undHauptverkehrsmittel 2002................................................................................. 74

Abbildung 3.49: Wegezwecke im Zeitvergleich .......................................................................... 75

Abbildung 3.50: Wegezwecke nach Wochentagen 2002 ........................................................... 77

Abbildung 3.51: Wegezwecke nach Altersgruppen 2002 .......................................................... 78

Abbildung 3.52: Differenzierung des Wegezwecks Freizeit ...................................................... 79

Abbildung 3.53: Differenzierung der Wegezwecke Einkauf und Erledigung ........................... 80

Abbildung 3.54: Wege nach Kalenderwochen und Wegezwecken........................................... 81

Abbildung 3.55: Wege nach Monaten und Wegezwecken 2002................................................ 82

Abbildung 3.56: Personenkilometer nach Monaten und Wegezwecken 2002 ......................... 83

Abbildung 3.57: Wege nach Hauptverkehrsmittel und Kalenderwochen, Kraftstoffpreise fürausgewählte Kalenderwochen 2002 ................................................................ 84

Abbildung 3.58: Tagesganglinie (Wege) nach Wochentagen 2002 .......................................... 85

Abbildung 3.59: Tagesganglinie (Wege) nach Hauptverkehrsmittel 2002 ............................... 86

Abbildung 3.60: Personen nach täglichen Unterwegszeiten und Regionstypen 2002 ........... 87

Abbildung 3.61: Personen nach täglicher Wegstrecke und Regionstypen 2002 .................... 88

Abbildung 3.62: Personen nach täglicher Unterwegszeit und Mobilitätstypen 2002 ............. 89

Abbildung 3.63: Personen nach täglicher Wegstrecke und Mobilitätstypen 2002.................. 90

Abbildung 3.64: Wegedauern (kumuliert) nach Hauptverkehrsmittel 2002 ............................. 91

Abbildung 3.65: Wegelängen (kumuliert) nach Hauptverkehrsmittel 2002.............................. 92

Abbildung 3.66: Mittlere Wegelängen, Wegedauern und Wegegeschwindigkeiten 2002....... 93

Abbildung 3.67: Mittlere Wegegeschwindigkeiten nach West/Ost und Hauptverkehrsmittel2002..................................................................................................................... 94

Tabelle 3.3: Tägliche Verkehrsleistung (Pkm) nach Zwecken und Hauptverkehrsmittel2002..................................................................................................................... 96

Abbildung 3.68: Verkehrsaufkommen und Verkehrsleistung in Westdeutschland imZeitvergleich ...................................................................................................... 98

Abbildung 3.69: Wege im ÖPNV: Anteil am Gesamtverkehr und Mehrfachnutzung von ÖPNV-Verkehrsmitteln nach Regionstypen 2002 .................................................... 101

Abbildung 3.70: Wege im ÖPNV: Anteil am Gesamtverkehr und Mehrfachnutzung von ÖPNV-Verkehrsmitteln nach Berufs- und Ausbildungsverkehr und nachMobilitätstypen 2002 ....................................................................................... 102

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170 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 3.71: Verteilung des ÖV-Potentials nach Raumtypen ........................................... 105

Abbildung 3.72: ÖPNV-Nutzer und Wege im ÖPNV nach Fahrkartenart 2002....................... 106

Abbildung 3.73: Wirtschaftsverkehr 2002 ................................................................................. 108

Abbildung 3.74: Reisen (mit Übernachtung) nach Verkehrsmitteln und Zwecken im Jahr 2002

..................................................................................................................... 110

Abbildung 3.75: Reisen (mit Übernachtung) im Jahr 2002 je Person nachBevölkerungsgruppen .................................................................................... 111

Abbildung 3.76: Wege am Stichtag und Anzahl private Reisen (mit Übernachtung) 2002 .. 112

Abbildung 3.77: Reisen (mit Übernachtung) je Person im Jahr 2002 nach monatlichemHaushaltsnettoeinkommen............................................................................. 113

Abbildung 3.78: Anteil der Haushalte mit privaten Übernachtungsreisen nachHaushaltsnettoeinkommen 2002.................................................................... 114

Abbildung 4.1: Personenkilometer je Person am Tag nach Altersjahrgängen 2002 .......... 115

Abbildung 4.2: Dauer der Verkehrsbeteiligung (Min.) je Person am Tag nachAltersjahrgängen 2002 .................................................................................... 116

Abbildung 4.3: Bevölkerungsgruppen nach dem Alter (Personen in 1.000) ....................... 117

Abbildung 4.4: Bevölkerungsgruppen - Anzahl Personen und Wege nach Zwecken 2002118

Abbildung 4.5: Bevölkerungsgruppen – Außer-Haus-Anteil und Verkehrsleistung nachZwecken 2002 .................................................................................................. 119

Abbildung 4.6: Bevölkerungsgruppen – Anteil Männer/Frauen und Dauer derVerkehrsbeteiligung nach Hauptverkehrsmittel 2002.................................. 120

Tabelle 4.1: Bevölkerung nach Schulabschluss 2002 in Tsd. ......................................... 122

Abbildung 4.7: Bevölkerung 2002 nach Schulabschluss in Mio........................................... 123

Abbildung 4.8: Mobilitätsindikatoren von Personen nach Schulabschluss 2002............... 124

Abbildung 4.9: Wege mobiler Personen nach Hauptbeschäftigung .................................... 125

Abbildung 4.10: Mobilitätsindikatoren nach beruflicher Stellung 2002 ................................. 125

Abbildung 4.11: Haushalte nach Anzahl der Pkw und Haushaltsnettoeinkommen 2002..... 126

Abbildung 4.12: Haushalte nach Haushaltsnettoeinkommen und Ausstattung mitKommunikationsgeräten 2002 ....................................................................... 127

Abbildung 4.13: Haushalte nach Haushaltsnettoeinkommen und Wohnlage 2002 .............. 128

Abbildung 4.14: Kilometer je Person am Tag nach Haushaltsnettoeinkommen undGeschlecht 2002 .............................................................................................. 129

Abbildung 4.15: Kilometer je Person am Tag nach Haushaltsnettoeinkommen undHauptverkehrsmittel 2002............................................................................... 130

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 171

Abbildung 4.16: Kilometer je Person und Tag nach Haushaltsnettoeinkommen undInternetverfügbarkeit 2002.............................................................................. 131

Abbildung 4.17: Kilometer je Person am Tag nach Wohnlage und Hauptverkehrsmittel 2002 ..................................................................................................................... 131

Abbildung 4.18: Startzeiten im Berufs- und Ausbildungsverkehr 2002 ................................. 134

Abbildung 4.19: Wegemerkmale im Berufs- und Ausbildungsverkehr 2002 ......................... 135

Abbildung 4.20: Auspendlerquoten nach Gemeindeebene (Quelle/Ziel) 2002 ...................... 136

Abbildung 4.21: Auspendlerquoten nach Postleitzahlebene (Quelle/Ziel) 2002 ................... 137

Abbildung 4.22: Ausgangspunkte und Ziele im Berufs- und Ausbildungsverkehr nach BBR-Kreistypen am Wegestart 2002 ...................................................................... 138

Abbildung 4.23: Wegelängen, Wegedauern und Geschwindigkeit im Berufs- undAusbildungsverkehr nach BBR-Kreistyp am Wegestart 2002 .................... 139

Abbildung 4.24: Wege je Person und Tag nach Art der Behinderung 2002 .......................... 143

Abbildung 4.25: Kilometer je Person am Tag nach Verkehrsmitteln und nach Art derBehinderung 2002 ........................................................................................... 144

Abbildung 4.26: Personen nach Altersgruppen und Art der Behinderung 2002................... 145

Abbildung 4.27: Personen nach Haushaltsgröße und Art der Behinderung 2002 ................ 145

Abbildung 4.28: Wege am Tag je Person (Erwerbstätige) nach Art der Behinderung 2002. 147

Abbildung 4.29: Kilometer am Tag je Person (Erwerbstätige) nach Art der Behinderung undHauptverkehrsmittel 2002............................................................................... 147

Abbildung 4.30: Wegelängen von Personen (Erwerbstätige) nach Hauptverkehrsmittel undArt der Behinderung 2002............................................................................... 148

Abbildung 4.31: Wege am Tag je Person (nicht Erwerbstätige) nach Art der Behinderung2002................................................................................................................... 149

Abbildung 4.32: Kilometer am Tag je Person (nicht Erwerbstätige) nach Art der Behinderungund Hauptverkehrsmittel 2002 ....................................................................... 149

Abbildung 4.33: Wegelängen von Personen (nicht Erwerbstätige) nach Hauptverkehrsmittelund Art der Behinderung 2002 ....................................................................... 150

Abbildung 4.34: Wege am Tag je Person (Personen über 60 Jahre) nach Art der Behinderung2002................................................................................................................... 151

Abbildung 4.35: Kilometer am Tag je Person (Personen über 60 Jahre) nach Art derBehinderung und Hauptverkehrsmittel 2002 ................................................ 152

Abbildung 4.36: Wegelängen von Personen (Personen über 60 Jahre) nachHauptverkehrsmittel und Art der Behinderung 2002 ................................... 152

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172 Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht

Abbildung 4.37: Wege am Tag je Person (Personen von 25 bis 60 Jahre, nicht erwerbstätig)nach Geschlecht und Art der Behinderung 2002 ......................................... 153

Abbildung 4.38: Kilometer am Tag je Person (Personen von 25 bis 60 Jahre, nichterwerbstätig) nach Geschlecht und Art der Behinderung 2002.................. 154

Abbildung 4.39: Kilometer am Tag je Person nach Hauptverkehrsmittel und nach Art derBehinderung 2002 ........................................................................................... 155

Abbildung 4.40: Mobilitätsstile insgesamt und nach Ost/West 2002 ..................................... 157

Abbildung 4.41: Mobilitätsstile nach Raumtypen (absolut und prozentual) 2002................. 158

Tabelle 4.2: Merkmalsübersicht Mobilitätsstile ................................................................. 161

Abbildung 4.42: Mobilitätsstile und Reisehäufigkeit ............................................................... 162

Abbildung 4.43: Mobilitätsstile und Verkehrsmittelanteile bei längeren Reisen................... 164

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Mobilität in Deutschland 2002 – Ergebnisbericht 173

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