europäische integration: freihandel versus … das heckscher-ohlin-modell die auswahl, welches gut...
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Europäische Integration:
Freihandel versus Protektionismus
Seminararbeit
33. Segelseminar
Sommersemester 2018
Betreuer: Dr. Jürgen E. Blank
Geschäftsführer
Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Technische Universität Kaiserslautern
II
Inhalt 1. Einleitung ............................................................................................................................ 1
1.1 Was ist Handel? ................................................................................................................... 1
1.2 Die treibende Kraft des Handels ......................................................................................... 1
1.3 Handel im globalen Kontext ............................................................................................... 2
2. Binnenhandel ....................................................................................................................... 2
2.1 Freihandel als vertragsbasierte Ausweitung des Binnenhandels......................................... 2
3. Freihandel ............................................................................................................................ 3
3.1 Modelle des Freihandels...................................................................................................... 3
3.1.1 Annahmen als Voraussetzung ............................................................................................. 4
3.1.2 Das Modell der absoluten Kostenvorteile ........................................................................... 4
3.1.3 Das Ricardo-Modell der komparativen Kostenvorteile ...................................................... 5
3.1.4 Das Heckscher-Ohlin-Modell ............................................................................................. 6
3.2 Terms of Trade .................................................................................................................... 8
3.3 Vorteile des Freihandels ...................................................................................................... 9
3.3.1 Steigerung der Produktivität................................................................................................ 9
3.3.2 Konsumvergrößerung ........................................................................................................ 10
3.3.3 Wohlfahrtseffekt................................................................................................................ 11
4. Globalisierung ................................................................................................................... 13
4.1 Was ist die WTO? ............................................................................................................. 13
4.2 Umsetzung und Einsatz für Freihandel ............................................................................. 14
4.3 Weiterentwickelte Modelle ............................................................................................... 14
4.3.1 Das Gravitationsmodell ..................................................................................................... 15
4.3.2 Das Modell des Produktlebenszyklus ............................................................................... 15
5. Überleitung zum Protektionismus ..................................................................................... 16
6. Protektionistische Maßnahmen/ Handelshemmnisse und ihre Wirkung ........................... 17
7. Tarifäre Hemmnisse .......................................................................................................... 17
7.1 Importzoll .......................................................................................................................... 17
7.1.1 Wirkung des Importzolls ................................................................................................... 18
7.1.2 Wirkung des Importzolls auf die Terms of Trade ............................................................. 20
7.2 Exportsubventionen ........................................................................................................... 20
7.2.1 Beispiel: Exportsubventionen im Agrarbereich in der Europäischen Union .................... 21
7.2.2 Wirkung von Exportsubventionen auf die Terms of Trade............................................... 21
III
7.3 Mindestpreis ...................................................................................................................... 22
7.3.1 Wirkung des Mindestpreises auf den Wohlfahrtseffekt .................................................... 23
8. Nicht-tarifäre Handelshemmnisse ..................................................................................... 23
8.1 Importquoten/Kontingente ................................................................................................ 24
8.1.1 Wirkung von Importkontingenten ..................................................................................... 24
8.1.2 Unterschiede der Wirkungen von Importzoll und Importquote/Importkontingent ........... 25
8.2 Selbstbeschränkungsabkommen........................................................................................ 26
8.3 Einfuhrgenehmigungsvorschriften .................................................................................... 27
9. Wirtschaftliche Integration ................................................................................................ 27
10. Zusammenfassung und Ausblick ...................................................................................... 28
11. Abbildungsverzeichnis: ..................................................................................................... IV
12. Literaturverzeichnis ...............................................................................................................
1
1. Einleitung
1.1 Was ist Handel?
Handel bezeichnet allgemein den Austausch von materiellen und immateriellen Gütern zwischen
Wirtschaftssubjekten. Wirtschaftssubjekte können sowohl Privatpersonen als auch ein
Unternehmen oder ein Staat sein. Handel bildet die Schnittstelle zwischen der Produktion und
dem Konsum und basiert auf einem wertmäßig äquivalenten Tausch. Der Gegenwert eines Gutes
kann eine wertgleiche Ware sein, oder aber eine Bezahlung in Form eines Geldmittels. Ein
Tauschgeschäft kommt nur dann zustande, wenn danach beide Handelspartner mindestens
denselben Nutzen wie zuvor haben. Was bedeutet, dass ein Handel dann sinnvoll ist, wenn beide
Seiten davon einen Nutzenzuwachs haben. "Schon vor rund zweihundert Jahren wiesen die
englischen Klassiker am Beispiel von Tuch und Wein nach, dass auf diese Weise der Wohlstand
in der Welt gesteigert wird, ohne dass einem der Partner dabei Nachteile entstehen."1
1.2 Die treibende Kraft des Handels
Handel soll zur Befriedigung von materiellen oder immateriellen Bedürfnissen führen, wobei
man das Streben nach Eigentum und das Verlangen nach Wohlstand als Hauptgründe nennen
kann. Bereits 1776 stellte Adam Smith sechs Motive des wirtschaftlichen Handelns auf, wobei er
den Impuls des Arbeitens und des Tauschens als natürliche Triebe des Menschen darstellte.
Diese Betrachtung basiert auf der weit zurückreichenden Geschichte des Handels und des
Begehrens von Reichtum und Macht. Adam Smith gilt als einer der vielen Einflüsse auf dem das
Menschenbild des Homo Oeconomicus begründet wurde. Dieses stellt den Menschen als rational
handelnd und Eigennutzen maximierend dar, wobei das Eigeninteresse des Einzelnen immer im
Vordergrund steht. Dieses Modell wurde zur Vereinfachung der ökonomischen Welt und zur
Übertragung von mathematischen und mechanischen Verfahren in die Wirtschaftswissenschaft
erstellt, jedoch entspricht es nur in Teilen der Realität des Menschen.
Auch wird Handel durch die Knappheit oder das Nicht-Vorhandensein von Gütern angeregt.
Gründe hierfür sind unter anderem der Mangel an Produktionsvorrausetzungen oder
-möglichkeiten in einem Land, wodurch Handel mit einem anderen Land etabliert wird. Somit
werden Güter, die in einem Land nicht oder nur mit großem Aufwand produziert werden können,
1 Kebschull 1972, S.505
2
aus dem Ausland bezogen. Im kleineren Sinne ist dies auch auf Einzelpersonen zu übertragen,
dass Güter von einem Händler bezogen werden, anstatt selbst zu produzieren.
1.3 Handel im globalen Kontext
Handel findet nicht nur in Form von Innenhandel statt, sondern wird über Staatsgrenzen hinweg
als Außenhandel betrieben, wobei dann die Staaten dies befürworten oder versuchen können es
zu vermeiden. Staatliche Eingriffe auf den Außenhandel werden als protektionistische
Maßnahmen bezeichnet. Das Ausmaß und die Intensität dieser Maßnahmen kann durch
Handelsabkommen eingegrenzt oder gar ganz verhindert werden. Internationaler Handel ohne
Eingriffe von Staaten wird Freihandel genannt. Im nachfolgenden Teil werden die Extremformen
des Außenhandels, Freihandel und Protektionismus, gegenübergestellt und die jeweiligen
Auswirkungen auf die beteiligten Handelspartner dargelegt. Außerdem werden beide
Handelsformen bewertet und erklärt, weshalb Protektionismus existiert, wenn Freihandel als
theoretisches Konzept funktionieren kann.
2. Binnenhandel
Der Binnenhandel umfasst die Gesamtheit aller Handels- und Tauschvorgänge mit Waren oder
Dienstleistungen innerhalb eines Landes. Zu den betrachteten Waren zählen nicht nur die im
Inland produzierten Waren, sondern auch diejenigen, welche zum Verbrauch oder zur
Weiterverarbeitung importiert wurden. Diese Vorgänge laufen ohne gezielte Beeinflussung oder
Beschränkung des Staates ab. Die Einfachheit des Binnenhandels besteht darin, dass innerhalb
der Grenzen eines Landes, oder eines einheitlichen Währungsgebietes, dasselbe Zahlungsmittel
verwendet wird und es keine Abhängigkeiten von einem Wechselkurs gibt.
2.1 Freihandel als vertragsbasierte Ausweitung des Binnenhandels
Der Grundgedanke des Freihandels besteht darin, den hemmnisfreien Binnenhandel, welcher in
jedem einzelnen Land besteht, auf zwei oder mehrere Länder auszuweiten. Das bedeutet, die
Handelsverhältnisse zwischen den Ländern werden erleichtert, indem Handelsbarrieren wie zum
Beispiel Zölle abgeschafft werden. Somit entstehen auf beiden Seiten Vorteile, welche einen
Anreiz zum Handel mit dem Ausland bewirken.
3
Um einen Binnenhandel über Staatsgrenzen auszuweiten, müssen zwischen den Staaten Verträge
geschlossen werden, welche die Eingriffe der Staaten in die Austauschvorgänge des Handels
beschränken.
3. Freihandel
Freihandel ist das Konzept eines Handelsgrenzen (meist Staatsgrenzen) überschreitenden Waren-
oder Dienstleistungshandels, der durch keinerlei Handelshemmnisse eingeschränkt wird. Es
bestehen durch den Staat weder Zollbeschränkungen, noch sonstige mengenmäßige Ein- und
Ausfuhrbegrenzungen. Der Gedanke des freien Handelns basiert auf dem
Wirtschaftsliberalismus, in welchem die Kernaussage ist, dass der Markt sich über Angebot und
Nachfrage von selbst auf die effizienteste Form einstellt. Durch die Möglichkeit des
internationalen Handels findet eine Arbeitsteilung (Spezialisierung) statt und ein damit
verbundener Fortschritt. Der freie Austausch von Gütern und Dienstleistungen soll sowohl im
Inland, als auch im Ausland die Produktivität steigern, höhere Konsummöglichkeiten eröffnen
und die Wohlfahrt der beteiligten Länder erhöhen. „Ein Freihandelssystem zeichnet sich dadurch
aus, dass der Staat auf jegliche direkte Beeinflussung des Außenhandels, also insbesondere auf
ein Außenhandelsmonopol, auf Kontingentierungen, aber auch auf finanzpolitische Anreize
verzichtet“2.
3.1 Modelle des Freihandels
Mit den Veränderungen der Technologien, der Gesellschaft und den wirtschaftlichen
Anforderungen, wurde nicht nur der Außenhandel ständig weiterentwickelt, sondern auch die
beschreibenden Modelle. Mit der Frage, wann sich Außenhandel lohne, setzten sich im Laufe der
Zeit viele Vordenker auseinander. Meist wurde das Modell des Vorgängers überarbeitet, sodass
es an die wirtschaftlichen Umstände angepasst war und wurde dann um neu errungene
Erkenntnisse und Theorien ergänzt. So entstand eine Vielzahl von Modellen, welche das
„Ausmaß des Außenhandels bestimmen und von welchen Faktoren es abhängt“.3
2 Külp 1978, S. 96 3 Külp 1978. S. 97
4
3.1.1 Annahmen als Voraussetzung
Bei der Entwicklung der Modelle wurden grundlegende Annahmen getroffen, durch welche die
Gültigkeiten der Modelle gegeben sind. Es sei die Rahmenbedingung, dass nur In- und Ausland
mit der Produktion von nur zwei Gütern durch den Einsatz eines einzigen Produktionsfaktors
betrachtet werden. Allerdings sei der Faktor nur in einer begrenzten Menge vorhanden und es
wird deshalb von der ökonomischsten Situation ausgegangen, dass die gesamte Faktormenge
verwendet wird. Außerdem wird zusätzlich zu konstanten Skalenerträgen ein Gleichgewicht von
Produktion und Konsum vorausgesetzt, sodass alle produzierten Einheiten ohne eine
Zwischenlagerung direkt verkauft werden. Sowohl im Inland als auch im Ausland herrscht ein
vollkommener Wettbewerb, was bedeutet, dass die Produktionskosten dem heimischen
Marktpreis entsprechen. Dies gilt jedoch auch für importierte Waren, da für den Tausch der
Waren weder Transportkosten anfallen, noch Handelshemmnisse existieren, welche den
Marktpreis erhöhen würden. Um die Umstellung der Produktion von zwei Gütern auf eines zu
gewährleisten, existiert auf nationaler Ebene eine vollkommene Faktormobilität, auf
internationaler Ebene eine Faktorimmobilität, was die Verschiebung eines Produktionsfaktors
zwischen den Produktionen beider Güter ermöglicht, nicht aber eine Verschiebung ins Ausland.
Diese Annahmen werden weitestgehend von Nachfolger-Modellen übernommen und nur
geringfügig abgeändert und angepasst.
3.1.2 Das Modell der absoluten Kostenvorteile
Der erste Versuch Außenhandel zu beschreiben stammt von Adam Smith aus dem Jahr 1776,
welcher damit den Begriff des absoluten Kostenvorteils erfand. Das Modell stellt Inland und
Ausland gegenüber, welche zwei gleiche Güter durch Aufwendung eines Produktionsfaktors
produzieren können. Es werden die Faktoreinsätze beider Länder verglichen, die benötigt
werden, um eine Einheit eines der Güter herzustellen. Ein absoluter Kostenvorteil besteht dann
bei einem Land, wenn es ein Gut mit einem geringeren Faktoreinsatz als das Ausland
produzieren kann und somit der heimische Marktpreis niedriger ist. Hat das Ausland einen
absoluten Kostenvorteil bei dem anderen Gut, so ist ein Handel der Güter für beide Länder von
Vorteil.4 Jedes Land kann ein Gut billiger importieren und verkaufen als es selbst zu
produzieren. „Man kann deshalb sagen, dass Außenhandel durch die Unterschiede in den
Autarkiepreisen der beiden Länder erklärt wird“.5 Handeln die Länder mit unterschiedlichen
4 Vgl. Sauernheimer und Blohm 1982., S. 12 5 Dixit und Norman 1998, S. 86
5
Währungen, muss der Wechselkurs beachtet werden, ob ein Tausch der Waren weiterhin von
Vorteil ist.
3.1.3 Das Ricardo-Modell der komparativen Kostenvorteile
Das Modell der komparativen (vergleichende) Kostenvorteile von David Ricardo (1817), baut
auf dem Modell der absoluten Kostenvorteile auf. Auch dieses Modell betrachtet einen Fall mit
In- und Ausland, die jeweils die gleichen zwei Güter mit Hilfe eines begrenzt vorhandenen
Produktionsfaktors produzieren. Durch die begrenzte Menge des Produktionsfaktors in einem
Land kann nur eine bestimmte Menge der Güter produziert werden, wobei wieder die
Produktionsmenge der Konsummenge entspricht. Die Mengenbegrenzung durch den
Produktionsfaktor lässt sich graphisch durch eine Transformationskurve darstellen. Die
Ausdehnung der Produktion des einen Gutes verläuft also auf Kosten der Produktionsmenge des
anderen Gutes.
Abbildung 1
Die Achsen sind mit den beiden Gütern des Handels bezeichnet, sodass die
Transformationskurve beide Achsen an dem Punkt schneidet, der die Mengeneinheiten angibt,
wenn nur dieses Gut produziert werden würde. Die Gerade zwischen den Punkten A und B stellt
6
jede mögliche Kombination dar, in welchem Verhältnis die Güter produziert werden können
beim Verbrauch der gesamten Faktormenge. Da nur ökonomisch optimale Zustände betrachtet
werden, wird kein Punkt unterhalb der Transformationskurve als mögliche Kombination in
Betracht gezogen. Jeder Punkt darüber ist wegen begrenzter Faktormenge unmöglich. Die
Erweiterung des Modells besteht darin, dass es nicht von den absoluten Preisen der Güter
ausgeht, sondern von einem Preisverhältnis. Gemessen wird, wie groß der Verzicht von einem
Gut bei der Produktion einer zusätzlichen Einheit des anderen Gutes ist, dies sind die
sogenannten Opportunitätskosten.6 Die vergleichende Betrachtung der Preise bildet also das
Fundament des Modells der komparativen Kostenvorteile. Die Steigung der
Transformationskurve gibt das Austauschverhältnis der Güter im Autarkie-Zustand an. Wobei
durch das Verhältnis ein Gut relativ billiger ist und eines relativ teurer. Durch die Einführung des
Außenhandels, können Güter in einem anderen Verhältnis getauscht werden, sodass das relativ
teurere Gut nicht mehr produziert werden muss, sondern in einem besseren Verhältnis zum
billigen Gut importiert werden kann. Somit kann ein Land einen komparativen Vorteil bei der
Produktion eines Gutes haben, obwohl es kein absoluter Kostenvorteil ist. Es kann beidseitig
vorteilhaften Außenhandel mit dem Ausland betrieben werden, auch wenn der absolute
Kostenvorteil bei beiden Gütern im Ausland liegt.
3.1.4 Das Heckscher-Ohlin-Modell
Die Auswahl, welches Gut bei Außenhandel produziert wird, um es zu exportieren, ist nach dem
Heckscher-Ohlin-Theorem (1933) von der Faktorverfügbarkeit in einem Land abhängig. Das
Theorem besagt, „dass ein Land jeweils die Güter exportiert, die eine hohe Faktorintensität in
dem Faktor aufweisen, der relativ reichlich vorhanden ist“.7 Ein Land spezialisiert sich somit auf
die Produktion des Gutes, für welches es die notwendigen Ressourcen besitzt, ohne diese
importieren zu müssen, und deshalb einen komparativen Kostenvorteil hat. Hier sei wieder auf
die Annahme der vollständigen nationalen Faktormobilität und der internationalen
Faktorimmobilität verwiesen. Durch das übermäßige Vorhandensein der Ressourcen, kann das
Land genug produzieren, um den eigenen Bedarf zu decken und die Überschüsse zu exportieren,
um Einnahmen zu erzielen. Diese Einnahmen wachsen mit zunehmender Produktionsmenge und
demnach zunehmendem Export. Je mehr von einem Gut produziert wird, desto weniger wird das
6 Kleinwefers 2008 S. 285: „Es muss immer damit gerechnet werden, dass die Verfolgung eines Ziels Opportunitätskosten in der Form des Verzichts bei der Realisierung anderer Ziele verursacht“. 7 Külp 1978., S. 70
7
andere produziert. Die Einnahmen durch Exporte sind also dann maximal, wenn die
Produktionsmenge maximal ist, was eine vollständige Spezialisierung bedeutet.
Durch die besseren Tauschbedingungen mit Außenhandel, kann man für den Preis einer Einheit
des spezialisierten Gutes mehr Einheiten des anderen Gutes importieren als selbst zu
produzieren. Die Differenz zwischen den inländischen Herstellungskosten und den geringeren
Importkosten werden als Spezialisierungsgewinn bezeichnet.8
Abbildung 2
Die Spezialisierung auf ein Gut wird nur so lange verfolgt, „bis das nationale Kostenverhältnis
dem Weltmarkt-Preisverhältnis gleich ist“.9 Dies bedeutet, dass die Spezialisierung der
Produktion mit inländischen Ressourcen, sich nur solange lohnt, bis das
Austauschpreisverhältnis dem Preisverhältnis im Autarkie-Zustand gleicht. Was damit
gleichzusetzen ist, dass der Spezialisierungsgewinn gleich Null ist. Die Produktion des Gutes,
bei dem der komparative Kostenvorteil im Ausland liegt wird ganz eingestellt, da es billiger ist,
das Gut aus dem Ausland zu importieren. Eine Voraussetzung dieses Modells ist, dass durch eine
zunehmende Spezialisierung „die relativen Kosten des Gutes, dessen Produktion ausgeweitet
wird, nicht ansteigen“.10 Wenn die Produktionskosten mit zunehmender Produktionsmenge
steigen würden, dann würde sich eine Spezialisierung nur solange lohnen, wie ein komparativer
Kostenvorteil besteht.
Eine Konsequenz dieses Modells ist, dass sich die gesamte Forschung und Entwicklung auf das
spezialisierte Produkt konzentriert und deshalb weitaus schneller neue Innovationen entwickelt
werden können. Demnach sollte also in allen Ländern, die eine Arbeitsteilung mit dem Ausland
8 Sauernheimer und Blohm 1982. S. 15 9 Sauernheimer und Blohm 1982, S.20 10 Ebenda
8
aufgebaut haben, der technologische Fortschritt des spezialisierten Gutes deutlich intensiver sein
als bei autarken Ländern.
3.2 Terms of Trade
Das Austauschverhältnis zwischen Importen und Exporten wird auch als Terms of Trade
bezeichnet und ist in dem Sinne mit der Wohlfahrt verknüpft, „dass die Terms-of-Trade ein
relevantes Maß für die Wohlfahrt eines handelstreibenden Landes darstellen“.11 Das Verhältnis
von Import zu Export wird nicht wertmäßig, sondern mengenmäßig abgebildet, d.h. es „ gibt an
wie viele Exportgütereinheiten für eine Importguteinheit getauscht werden“.12 Je weniger
Exporteinheiten für eine Importeinheit bedeuten dementsprechend eine Verbesserung der Terms
of Trade und somit einen Wohlfahrtsgewinn.
Bildet man jeden möglichen Wert der Terms of Trade und erfasst jeden Schnittpunkt mit einer
bestehenden Handelsindifferenzkurve, so erhält man eine Tauschkurve für das Inland. Wird auch
für das Ausland eine Tauschkurve erstellt, so ist der Schnittpunkt beider Tauschkurven ein
Gleichgewicht der Terms of Trade und gibt an „welche Gütermengen somit exportiert und
importiert werden“.13
11 Dixit und Norman 1998., S. 29 12 Külp 1978., S. 69 13 Ebenda
9
Abbildung 3
3.3 Vorteile des Freihandels
3.3.1 Steigerung der Produktivität
Um den Effekt der Produktivitätssteigerung durch Spezialisierung zu veranschaulichen, werden
nachfolgend zwei Tabellen mit einem Zahlenbeispiel aufgeführt. Es ist ein 2x2 Modell, bei dem
der Faktoreinsatz in monetären Einheiten angegeben ist. Der Autarkie-Zustand in der ersten
Tabelle zeigt, dass beide Länder unabhängig voneinander die Güter x1 und x2 zu den jeweiligen
Stückkosten zur Deckung des heimischen Konsumbedarfs produzieren.
Abbildung 4
Ausgehend vom komparativen Kostenvorteil des Inlandes bei Gut x1 und des Auslandes bei Gut
x2, spezialisieren sich die Länder bei einer Einführung von Außenhandel.
Abbildung 5
10
Der Zustand einer vollständigen Spezialisierung ist in der unteren Tabelle abgebildet, wobei
auffällt, dass die Gesamtkosten sowohl des Inlandes als auch des Auslandes identisch zu den
Gesamtkosten bei Autarkie sind. Daraus lässt sich folgern, dass „bei gleichem Einsatz der
Faktoren von beiden Güterarten insgesamt mehr produziert wird“14, was einer Steigerung der
Arbeitsproduktivität entspricht. Durch die Arbeitsteilung zwischen den Ländern wird nicht nur
der Konsumbedarf des In- und Auslandes gedeckt, sondern darüber hinaus mehr produziert, was
die Konsummöglichkeiten erhöht.
3.3.2 Konsumvergrößerung
Die nachfolgende Abbildung zeigt die Veränderung des Konsums und der Produktion bei einer
Einführung des Außenhandels im 2x2-Fall und die simultane Zunahme des
gesamtwirtschaftlichen Nutzens.
Abbildung 6
14 Külp 1978., S. 65
11
Im Autarkie-Zustand ist die konsumierbare Gütermenge in einem Land auf diejenige Menge
beschränkt, die es mit der inländischen Produktion herstellen kann. Somit liegt das
Gleichgewicht bzw. das Optimum von Konsum und Produktion auf der Kurve aller
Produktionsmöglichkeiten. In der obigen Abbildung ist dies für Land 1 die Strecke zwischen
Punkt A und Punkt B, für Land 2 ist es die Gerade von Punkt C zu Punkt D. Jede Kombination
darüber ist produktionstechnisch nicht möglich, alle Kombinationen innerhalb der
Produktionsmöglichkeitenkurve „bedeuten eine Nicht-Vollauslastung der Faktoren und sind
daher ineffizient“.15 Im Inland wird das Gut präferiert, welches billiger ist, das andere Gut ist
durch eine kostenintensive Produktion teurer und wird deshalb schwächer nachgefragt. In der
diesem Graphen ist das Gleichgewicht im Autarkie-Zustand bei Land 1 näher an Gut 2 und von
Land 2 näher an Gut 1. Beispielhaft ist das Nutzenniveau I eingetragen, welches die
Produktionsgeraden beider Länder tangiert. Jedoch wird die Nutzenkurve normalerweise so
eingezeichnet, dass sie den Gleichgewichtspunkt des jeweiligen Landes tangiert.
Bei der Einführung des Außenhandels können die Güter ohne Handelsbarrieren getauscht
werden und die Länder spezialisieren sich auf das Gut, welches sie relativ billiger produzieren
können. Durch die Arbeitsteilung stellt sich ein gleichgewichtiger Preis oder auch
Weltmarktpreis ein, der in beiden Ländern der neue Preis ist. Hierbei gleichen sich die
Preisverhältnisse an, d.h. Gut 2 wird in Land 1, Gut 1 wird in Land 2 relativ teurer.16 Damit
beide Länder vom Außenhandel profitieren, muss der neue Marktpreis zwischen den Autarkie-
Preisen der Länder liegen. Durch das angepasste Preisniveau kann das bisher teurere Gut für
einen geringeren Preis aus dem jeweils anderen Land importiert werden. Außerdem entsteht
durch die Arbeitsteilung auch eine neue Konsumgerade zwischen den Punkten B und C. Bedingt
durch geringeren Produktionskosten wird sich Land 1 auf Gut 2 und Land 2 auf Gut 1
spezialisieren. Die hierbei entstehende Gütermenge wird in beiden Ländern zur Verfügung
stehen, sodass mengenmäßig mehr konsumiert werden kann als ohne Außenhandel. An der neu
entstandenen Konsumgerade ist das Nutzenniveau II eingezeichnet, welches repräsentativ zeigen
soll, dass jedes Nutzenniveau höher ist als im Autarkie-Zustand.
3.3.3 Wohlfahrtseffekt
Die Wohlfahrt ist ein in der Mikroökonomie geprägter Begriff, welche im einfachsten Sinne den
Nutzen eines Einzelnen abbildet. Auf eine gesamte Volkswirtschaft ausgeweitet gibt die
15 Sauernheimer und Blohm 1982., S. 14 16 Vgl. Rübel 2008, S. 65
12
Wohlfahrt ein Maß für den Nutzen aller Einzelnen an. Was bedeutet, dass sie mit dem Zuwachs
oder der Abnahme des Nutzens steigt bzw. fällt. Ein Nutzenzuwachs entsteht dann, wenn ein
Tauschgeschäft eingegangen wird. Ist ein Markt im Gleichgewicht, sodass die Nachfrage dem
Angebot entspricht, so gibt es einen gleichgewichtigen Preis und eine gleichgewichtige
Outputmenge. Dieser Zustand ist ökonomisch optimal. Im Gleichgewicht ist die Wohlfahrt
maximal und setzt sich aus der Konsumentenrente (dem Nutzen der Konsumenten) und der
Produzentenrente (dem Nutzen der Produzenten) zusammen. Bei einer Einführung von
Außenhandel verschieben sich die Konsumenten- und Produzentenrenten. Wie in nachfolgender
Abbildung gezeigt, wird die Konsumentenrente durch Export verringert, jedoch nimmt die
Produzentenrente um so viel mehr zu, dass die Wohlfahrt insgesamt zunimmt. Äquivalent dazu
ist der Fall, dass Güter importiert werden, sodass die Zunahme der Konsumentenrente die
Abnahme der Produzentenrente überkompensiert und auch hierbei die Wohlfahrt zunimmt.
Durch diese schematische Abbildung wird der Nutzenzuwachs durch internationale
Arbeitsteilung gezeigt.
13
Abbildung 7
Es wird deutlich, dass Außenhandel nicht nur im Sinne der relativen Preise vorteilhaft ist,
sondern auch um den gesamtwirtschaftlichen Nutzen zu erhöhen.
4. Globalisierung
Globalisierung ist ein Begriff, der etwa in der Mitte des 20. Jahrhunderts geprägt wurde und
allgemein eine Grenzen-übergreifende Verflechtung bezeichnet. Diese betrifft nicht nur den
Wirtschaftssektor, sondern weitaus mehr Sektoren, wie z.B. Umwelt, Politik und Kultur. Die
geographischen Grenzen einzelner Staaten sind keine Barrieren mehr für den Transport von
Gütern, die Übermittlung von Know-Hows und Technologien oder zum Reisen als Privatperson.
Auch die Errichtung eines fast flächendeckenden Kommunikationsnetzes trägt zu einer virtuellen
Barrierefreiheit bei. Mittlerweile ist fast jede erdenkliche Information innerhalb von Sekunden
zu finden, da das gesamte Wissen digital gebündelt und frei verfügbar vorliegt. Das alles
entstand durch internationale Zusammenarbeit und die technologischen Entwicklungen.
4.1 Was ist die WTO?
Die Welthandelsorganisation (World Trade Organization, WTO) ging 1995 aus dem
Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (General Agreement on Tariffs and Trade, GATT)
hervor und setzt sich aus Vertretern alle Mitgliedsstaaten zusammen. Mit der Entstehung der
Welthandelsorganisation wurde „ein offizielles Organ zur Überprüfung der Handelspolitiken und
für effektivere Streitschlichtungen bei Handelskonflikten geschaffen“.17 Die WTO bildet mit
dem Internationalen Währungsfonds und der Weltbank „Institutionen zur marktwirtschaftlichen
Ordnung der Nachkriegszeit“.18
Das Ziel ist zum einen der Abbau von Handelsbeschränkungen zwischen den Mitgliedsstaaten,
um den internationalen Handel zu liberalisieren. Zum anderen sollen alle Konflikte, gerade jene
17 Häuser 2015., S. 41 18 Ebenda, S. 41
14
die in Form einer Klage eingehen, von dem dafür vorgesehenen Ausschuss bearbeitet und
geschlichtet werden, wobei die Gleichbehandlung der Staaten gegeben sein muss.
Auch bei der Erstellung von Richtlinien oder Beschlüssen werden alle Mitglieder in die
Entscheidung mit einbezogen und können mehrheitlich über Umsetzung oder Ablehnung
abstimmen. Somit liegt die Entscheidungsgewalt gleichermaßen auf die Mitgliedsstaaten verteilt,
anstatt eine entscheidungsgebende Leitungsebene zu etablieren.19
4.2 Umsetzung und Einsatz für Freihandel
Damit der Handel zwischen den Mitgliedstaaten fair bleibt, führte die WTO die
„Meistbegünstigungsklausel bzw. das Prinzip der Nicht-Diskriminierung“20 ein. Dieses besagt,
dass Handelserleichterungen nicht nur einem Mitglied der WTO gewährt werden dürfen, sondern
für alle Mitglieder gelten muss. Mit diesem Grundsatz sollen jegliche Diskriminierungen
zwischen den Staaten unterbunden werden und eine weiträumige Auswirkung von
Handelserleichterungen erzielt wird. Dass sich die WTO für den Freihandel und den Abbau von
Handelshemmnissen einsetzt, wird auch dadurch sichtbar, dass „sich der gesamte Welthandel
seit Gründung der WTO fast vervierfacht“21 hat. Jedoch können auch bi- oder multilaterale
Verträge geschlossen werden, welche nur für die Vertragspartner geltend sind und somit alle
übrigen WTO Mitglieder ausschließen. Eine weitere Klausel gegen Diskriminierung ist die
Verpflichtung, alle Waren und Dienstleistungen auf dem heimischen Markt gleich zu behandeln,
unabhängig davon, ob sie importiert sind oder nicht. Um die Einhaltung der Regeln und
Verordnungen der Mitgliedsstaaten zu gewährleisten, werden in regelmäßigen Abständen
Berichte über die Lage der Außenpolitik eines Landes verfasst und von der WTO veröffentlicht.
4.3 Weiterentwickelte Modelle
Durch den ständig fortschreitenden Technologischen Wandel begründet, werden auch die
makroökonomischen Modelle weiterentwickelt und möglichst genau an die modernen
wirtschaftlichen Anforderungen angepasst. Nachfolgend wird ein kurzer Einblick in zwei
modernere Modelle gegeben.
19 WTO | What is the WTO? 2017. 20 Häuser 2015., S. 40 21 Häuser 2015., S. 41
15
4.3.1 Das Gravitationsmodell
Basierend auf Isaac Newtons Entdeckung und Berechnung der Gravitation soll diese Überlegung
auf die wirtschaftliche Ebene übertragen werden. Newtons Gesetz besagt, dass zwischen zwei
Körpern eine Anziehungskraft besteht, die proportional zum Produkt ihrer Massen und
umgekehrt proportional zum Quadrat des Abstandes ihrer Mittelpunkte ist.22 Diese Formel wird
zunehmend auch für nicht-physikalische Berechnungen eingesetzt, wie zum Beispiel im sozio-
kulturellen Bereich, um Migrationsströme zu beschreiben. Makroökonomisch wurde seit Anfang
der 1960er Jahre das Gravitationsmodell zur Bestimmung der Größe von internationalen
Handelsströmen verwendet.23 Hierbei entsprechen die handelnden Länder den Körpern in
Newtons Modell und der Abstand soll die geographische Distanz der Länder sein. Für die Masse,
die die Körper charakterisiert muss eine wirtschaftliche Größe gewählt werden, welche die
Länder repräsentiert. Viele Beispiele verwenden hier das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf,
da dies eine aussagekräftige Größe über die wirtschaftliche Größe eines Landes ist und diese
einfach zu errechnen ist. Um die Distanz der Staaten in der Formel abzubilden, können die
anfallenden Transportkosten verwendet werden. Obwohl das Gravitationsmodell nicht auf einem
älteren wirtschaftswissenschaftlichen Modell aufbaut, wurden dennoch Theorien entwickelt,
welche das Modell fundieren und die empirischen Ergebnisse rechtfertigen.
4.3.2 Das Modell des Produktlebenszyklus
Die 1966 von Raymond Vernon entworfene Hypothese des Produktlebenszyklus beschreibt die
Internationalisierung von Unternehmen aus Industrieländern anhand des fortschreitenden
Entwicklungsstandes neuer Innovationen. Hierbei lässt sich die Internationalisierung auf Grund
des Produktlebens in drei große Phasen unterteilen. Die erste Phase umfasst die Innovation und
Entwicklung eines neuen Produktes, sowie den Absatz auf dem inländischen Markt. Diese Phase
wird als Innovationsphase bezeichnet und hat als charakteristisches Merkmal, dass die
Entwicklungs-, Marketing- und Produktionskosten weitaus höher sind als der Umsatz aus den
abgesetzten Einheiten. Darauf folgt die sogenannte Ausreifungsphase, in der das neue Produkt
nicht nur auf dem heimischen Markt sondern auch in ausländische Märkte exportiert wird. Der
Export ist auf das Aufkommen einer ausländischen Nachfrage und dem technologischen
Vorsprung zurückzuführen.24 Durch den erhöhten Absatz und abnehmende Entwicklungskosten
steigt der Umsatz, wodurch Gewinne erzielt werden. In der dritten Phase, der
22 Julia König / Peter M. Schulze., S. 1 23 Ebenda 24 Müller 2016, S. 11
16
Standardisierungsphase, ist die Produktion der Innovation vollkommen ausgereift und
standardisiert, sodass keine Entwicklungs- und nur noch gering Marketingkosten anfallen. Um
die Produktionskosten zu verringern, sodass die Gewinne steigen, werden Produktionsstätten in
Ländern mit niedrigeren Lohnkosten verlagert. Wobei entweder eine Tochtergesellschaft
gegründet werden kann oder in ein bereits vorhandenes Unternehmen investiert werden kann.
Allmählich wird die gesamte inländische Produktion ins Ausland verlagert, sodass nur das Inland
das Produkt importiert, jedoch für einen weitaus geringeren Stückpreis.
Abbildung 8
5. Überleitung zum Protektionismus
Trotz der in den Modellen gezeigten Vorteile des Freihandels handeln nicht alle Staaten unter
einem weltweiten Freihandelsabkommen. Ein Grund dafür ist, dass die Annahmen, durch welche
die Freihandelsmodelle gültig und für alle Beteiligten vorteilhaft sind, so nicht auf dem realen
Weltmarkt gegeben sind. Durch die Einführung von uneingeschränktem Außenhandel entstehen
viele Ungewissheiten und Abhängigkeiten, welche ein Staat nur in einem gewissen Maß
toleriert. Durch Substitutionsgüter aus dem Ausland können im Inland ganze Produktionssparten
abgebaut werden. In einem Modell mit der Annahme der vollständigen Faktormobilität auf
nationaler Ebene, würden die Produktionsfaktoren nur für die spezialisierte Produktion eines
anderen Gutes eingesetzt werden. Diese Umverteilung in der Realität umzusetzen, stellt sich als
nicht ganz so einfach heraus, da meist mehr als ein einziger Produktionsfaktor zur Herstellung
von Gütern benötigt wird. Weiterhin wird im Blick auf Gewinnmaximierung Handel als ein
17
Konkurrenzkampf gesehen anstatt eines friedlichen Miteinanders. Denn jeder Staat versucht für
seine Wirtschaft und die eigene Bevölkerung den bestmöglichen Zustand zu schaffen, welcher
nicht immer aus Abhängigkeiten bestehen soll. Daher gibt es Maßnahmen, um die eigene
Wirtschaft zu schützen, möglicherweise schon länger als das Konzept des Freihandels.
Anschließend sollen diese Maßnahmen und deren Auswirkungen erklärt werden.
6. Protektionistische Maßnahmen/ Handelshemmnisse und ihre Wirkung
Damit sich die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Hersteller steigern kann, werden
protektionistische Maßnahmen von Regierungen in die Wege geleitet. Dabei wird unter anderem
die Menge der Güterströme zwischen den Grenzen beschränkt. Zu bedenken ist aber, dass die
Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit nur künstlich ist.25 Die Maßnahmen werden gegliedert
in tarifäre und nicht-tarifäre Handelshemmnisse, welche im folgenden Abschnitt mit ihren
jeweiligen Wirkungen auf den internationalen Handel und die nationale Wohlfahrt erörtert
werden.
7. Tarifäre Hemmnisse
7.1 Importzoll
Eines der wichtigsten tarifären Handelshemmnisse stellen die Importzölle dar. Diese sind
Abgaben, welche auf die Einfuhr von Waren anfallen, weshalb sie auch Einfuhrzölle genannt
werden. Allerdings können diese nur erhoben werden, wenn sich die Staaten nicht in einer
Zollunion wie zum Beispiel der Europäischen Zollunion (EUCU European Union Customs
Union) befinden. Eine Zollunion ist ein Zusammenschluss mehrerer Länder, zwischen denen es
keine Zölle und Kontingente gibt. Diese Importzölle sollen zur Folge haben, dass der Import von
Waren für andere Staaten reizlos werden soll, da durch Zölle ein Produkt teurer wird. An eine
Einführung dieser Einfuhrzölle ist dann zu denken, wenn die Waren, welche aus dem Ausland
eingeführt werden sollen, zu einem deutlich geringeren Preis auf dem Markt angeboten werden
als die inländischen Produkte. Da durch die Importzölle verschiedene inländische
Wirtschafszweige geschützt werden können, spricht man auch von einem Schutzzoll. Diese
Branchen befürworten Handelshemmnisse auch, da ihrer Meinung nach durch Importe die
Arbeitslosigkeit gesteigert wird und protektionistische Maßnahmen ihrer Meinung nach
25 Vgl. Broll 1993, S.76.
18
Vollbeschäftigung gewährleisten. Udo Broll merkt dazu jedoch an, dass der Beschäftigungsgrad
nicht von der Handelspolitik beeinflusst wird, sondern von den Lohnkosten.26
7.1.1 Wirkung des Importzolls
Im folgenden Abschnitt wird zur Vereinfachung nur die Wirkung von Importzöllen auf ein
großes Land analysiert.
Partialanalyse
Zu Beginn wird eine Partialanalyse eines kleinen Landes aufgestellt. Partialanalyse bedeutet hier,
dass nur der Importsektor des Landes betrachtet wird. Im Unterschied zu einem kleinen Land
haben die Exporte und Importe eines großen Landes Einfluss auf den Weltmarkt. Durch die
Importzölle, welche die Preise der Importe steigen lassen, sinkt zunächst der Konsum im Inland.
Eine weitere direkte Auswirkung der Preiserhöhung ist, dass im Inland die Produktion gesteigert
wird und die importierte Menge sinkt. Dieser Anstieg der Inlandsproduktion in dem Bereich, der
zuvor importiert wurde, nennt man Despezialisierungseffekt. Auf dem Weltmarkt geht somit
auch die nachgefragte Menge zurück. Das hat zur Folge, dass der Preis auf dem Weltmarkt sinkt.
Im Ausland steigt daraufhin die Nachfrage nach diesem Gut und das Angebot nimmt ab, da
dieses Gut im Ausland weniger exportiert wird.
26 Vgl. Broll 1993, S.78.
19
Abbildung 9
Dadurch, dass der Preis auf dem Weltmarkt sinkt und nun unter dem Preis liegt, der bei
Freihandel angenommen werden kann, steigt wiederum der Preis für die Konsumenten im
Inland. Diese Preissteigerung fällt aber, im Gegensatz zu einem kleinen Land, nicht so stark aus,
da ein Teil der Zolllast ins Ausland weitergegeben wird. Dadurch erleidet das Ausland einen
Verlust. Die Flächen e,f und g stellen das Ausmaß des Rückgangs der Produzentenrente dar, e
und f zeigen die Höhe des Anstieges der Konsumentenrente. Der Nettoverlust in Fläche g
entsteht zum einen, dass das Gut nicht mehr in der selben Menge wie vorher ausgeführt und
verkauft werden kann und zum anderen, da sich durch die Folgen der Importzölle die
Tauschbedingungen verschlechtert haben. Durch die Flächen a, b, c und d wird die Höhe
angezeigt, um die sich die Konsumentenrente im Inland verringert. Die Produzentenrente steigt
um die Fläche a an. Die Zolleinnahmen werden in den Flächen c und h angezeigt. Auch im
Inland entsteht ein Nettoverlust, dessen Ausmaß in den Flächen b und d dargestellt wird. Dieser
Nettoverlust kann jedoch auch positiv sein, wenn h größer ist als die Summe aus b und d.
Dadurch könnte besteht die Chance, dass durch Importzölle die Wohlfahrt des Inlandes
gesteigert werden könnte. Diese Chance ist größer, je stärker der Weltmarktpreis sinkt. Wenn der
Weltmarktpreis stärker sinkt, trägt das Ausland umso mehr die Last des Zolls. Das Gut, welches
zuvor importiert wurde, wird nun mehr im Inland produziert, was sich negativ auf die Wohlfahrt
auswirkt. Auf dem Weltmarkt sinkt deshalb der Preis dieses Gutes. Betrachtet man nun auch ein
Exportprodukt des Landes verbessern sich die Tauschbedingungen des Landes im
internationalen Handel. Dies lässt sich durch den sinkenden Weltmarktpreis des vorherigen
Importgutes erklären. Diese Resultate erklären, wieso der Nettoverlust auch positiv sein kann.
Die Effekte auf Austauschverhältnis sind im Vergleich von In- und Ausland gegenläufig: Wenn
sich die Terms of Trade im Inland verbessern impliziert dies direkt, dass sich die Terms of Trade
20
im Ausland verschlechtern. Als Ergebnis kann man also festhalten, dass sich bei einer
partialanalytischen Betrachtung des Importzolls dieser negativ auf die Weltwohlfahrt auswirkt.27
7.1.2 Wirkung des Importzolls auf die Terms of Trade
Wenn ein Land X auf ein Gut A, welches aus Land Y importiert wird, einen Zoll erhebt, steigt
der Preis dieses Gutes. In Folge dessen versuchen die Unternehmen von Land X, die eigene
Produktion des Gutes A voranzutreiben und zu erweitern. Dadurch wird aber die Produktion
eines Gutes B eingeschränkt. Land Y jedoch macht dieses genau umgekehrt. Durch diese
Produktionsumstrukturierungen entstehen Produktionsverluste in beiden Ländern. Auf dem
Weltmarkt sinkt der Preis für Gut A und der Preis für Gut B steigt. Somit werden die Terms of
Trade verbessert, was dazu führt, dass der Wohlstand in Land A gesteigert wird. Jedoch gibt es
einige Punkte, die auch hier gegen eine Zollerhebung sprechen könnten. Die Verbesserung der
Terms of Trade tritt nur dann ein, wenn Land B nicht mit Retorsionszöllen (Gegenzölle) reagiert
und wenn Land A einen großen Anteil am Welthandel hat. Ein weiteres Gegenargument ist, dass
der Wohlstand gemindert wird durch das geringere Handelsvolumen, was der Erhöhung des
Wohlstandes durch die Steigerung der Terms of Trade entgegensteht.28 Durch die Importzölle
verschlechtern sich die Terms of Trade von Land Y, welches infolgedessen mit großer
Wahrscheinlichkeit Gegenzölle erhebt. Aus diesem Grund ist die Verbesserung der Terms of
Trade in dem importierenden Land kritisch zu betrachten, da das Land, welches die Produkte
exportiert und folglich weniger dieser Produkte absetzen kann, auf diese negative Entwicklung
reagiert und dies nicht hinnimmt. “Denn wer Handelsbarrieren aufbaut, muss damit rechnen,
dass die eigenen Exporteure ebenfalls protektionistischen Maßnahmen ausgesetzt werden, so
dass sie entweder Exportmärkte verlieren, oder weniger Gewinn erwirtschaften.“29
7.2 Exportsubventionen
Exportsubventionen sind finanzielle staatliche Unterstützungen für ein Produkt, welches
exportiert werden soll. Diese werden vor allem dann eingesetzt, wenn die Produktionskosten
eines Produkts so hoch sind, sodass die Nachfrage nach diesem aufgrund höherer Verkaufspreise
gering ist. Die Exportsubventionen führen dazu, dass das Produkt in anderen Ländern deutlich
günstiger angeboten werden kann und das Unternehmen dadurch wettbewerbsfähiger sein soll.
Auch die Möglichkeit in neue Märkte einzudringen ist gegeben. Oft wird auch durch die
27 Vgl. Rübel 2008, S.167f. 28 Vgl. Sauernheimer und Blohm 1982, S.21. 29 Vgl. Gröschl, S.35.
21
Subventionierung von Exporten versucht, die Auswirkungen protektionistischer Maßnahmen
anderer Länder auszugleichen.30
Ein Vorteil davon kann sein, dass Arbeitsplätze dadurch gesichert werden. Dabei muss aber
bedacht werden, dass diese durch den Staat bezahlt werden. Hier sieht man also wieder, dass die
vermeintlichen Vorteile, die durch protektionistische Maßnahmen entstehen, eigentlich künstlich
sind und den Wettbewerb verzerren, da im Beispiel der Exportsubventionen ausländische
Unternehmen die Produkte günstiger produziert als inländische Unternehmen.
7.2.1 Beispiel: Exportsubventionen im Agrarbereich in der Europäischen Union
Der Export wird hauptsächlich im Agrarbereich subventioniert. Ein
Landwirtschaftsunternehmen, welches sich in der europäischen Union befindet, könne zum
Beispiel Weizen für einen Preis von 3,00 € pro Kilogramm produzieren. Im Ausland sei die
Produktion billiger, hier beliefen sich die Produktionskosten pro Kilogramm Weizen 1,50 €. Die
Ausfuhr von Weizen würde nun von der Europäischen Union mit 1,60€ pro Kilogramm
subventioniert werden. Somit könne Weizen auf dem ausländischen Markt nun für 1,40€
angeboten werden, was deutlich niedriger als die eigentlichen Produktionskosten wäre.
In der Europäischen Union ist die Agrarpolitik geregelt unter der Gemeinsamen Agrarpolitik
(GAP). Über diese werden Landwirte und landwirtschaftliche Regionen unterstützt. In
Deutschland werden zum Beispiel jährlich circa 6,2 Milliarden Euro zur Unterstützung
bereitgestellt. Die Förderung gliedert sich dabei in zwei Bereiche: Der erste Bereich stellen die
direkten Zahlungen an Landwirte dar, die dann geleistet werden, wenn der landwirtschaftliche
Betrieb gewisse Voraussetzungen erfüllt. Gezielte Förderprogramme für eine nachhaltige und
umweltschonende Bewirtschaftung und die ländliche Entwicklung bilden den zweiten Bereich.31
7.2.2 Wirkung von Exportsubventionen auf die Terms of Trade
Die Terms of Trade geben, wie unter Punkt 3.2 schon genannt, das Austauschverhältnis
zwischen Exporten und Importen eines Landes an. Das bedeutet, dass dafür die Preise am
Weltmarkt betrachtet werden und nicht die inländischen Preise. Exportsubventionen wirken sich
anders auf die inländischen Terms of Trade aus: Wenn ein Staat zum Beispiel eine Subvention
von zehn Prozent auf Exporte von Weizen zahlt, erhöht sich der relative Preis von diesen
Produkten gegenüber zum Beispiel Kleidung im Inland um eben diese zehn Prozent. Dadurch
30 Vgl. Rübel 2008, S.29. 31 BMEL - EU-Agrarpolitik - Grundzüge der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und ihrer Umsetzung in Deutschland.
22
sehen sich die Produzenten im Inland gezwungen, mehr Weizen anzubauen und weniger
Kleidung herzustellen. Dadurch wird, im Gegensatz zu Importzöllen, die Terms of Trade im
Ausland gesteigert und nicht im Inland.
7.3 Mindestpreis
Das letzte tarifäre Handelshemmnis, welches betrachtet wird, ist der Mindestpreis. Dieser wird
seitens des Staates eingeführt, soll zur Preisstabilität beitragen und Hersteller in gewissen
Branchen, wie zum Beispiel der Landwirtschaft, vor Preisschwankungen schützen. Durch diesen
Mindestpreis, welcher in der Regel höher liegt als der am Markt gebildete Gleichgewichtspreis,
entsteht ein sogenannter Angebotsüberhang. Das bedeutet, dass das Angebot gewisser Produkte
höher ist als die Nachfrage. Dies entsteht durch den Mindestpreis, da die Hersteller die
Produktion der Güter nicht einstellen oder sogar ausweiten.
Durch diesen Mindestpreis entsteht also ein Ungleichgewicht auf dem Markt.
23
Abbildung 10
7.3.1 Wirkung des Mindestpreises auf den Wohlfahrtseffekt
Da der Mindestpreis höher ist als der Gleichgewichtspreis, steigt also der Preis. Dies führt dazu,
dass die Konsumentenrente sinkt (Bereich A). Der Effekt auf die Produzentenrente (Bereich B)
hängt davon ab, wie hoch der Preisanstieg ist. Ist dieser nur gering, entsteht ein Gewinn. Im
Gegensatz dazu entsteht ein Verlust an Produzentenrente, wenn der Preisanstieg hoch ausfällt, da
der Verlust stärker ausfällt als die dazugewonnene Produzentenrente. Ein Mindestpreis wirkt
sich jedoch, egal wie weit er über dem Gleichgewichtspreis liegt, negativ auf die gesamte
Wohlfahrt aus. Dieser Verlust wird als Nettowohlfahrtsverlust (Bereich C) bezeichnet.
Abbildung 11
8. Nicht-tarifäre Handelshemmnisse
Neben den tarifären Handelshemmnissen gibt es auch noch die nicht-tarifären
Handelshemmnisse, welche den ausländischen Unternehmen den Zugang zum inländischen
Markt erschweren sollen. Diese Handelshemmnisse sind weniger deutlich zu erkennen wie die
tarifären Handelshemmnisse, aber genauso wirksam.32
32 Vgl. Sauernheimer und Blohm 1982, S.24.
24
8.1 Importquoten/Kontingente
Eines der wichtigsten nicht-tarifären Handelshemmnisse sind die Importquoten oder auch
Kontingente. Bei den Importquoten wird staatlich festgelegt, welches Produkt in welcher Menge
eingeführt werden darf. Durch diese Obergrenzen kann das exportierende Land nun nicht mehr
durch eventuelle Preiszugeständnisse den Absatz in dem importierenden Land halten.33 Die
exportierende Länder protektionistischen Maßnahmen, die von dem einführenden Land selbst
getroffen werden, entgegenwirken, indem sie unter anderem Internationale
Selbstbeschränkungsabkommen treffen (VER Voluntary Export Restraints) treffen. Ein Beispiel
dafür war die Handelsbeziehung zwischen Japan und den Vereinigten Staaten von Amerika.
Japan beschränkte Exporte in die USA, um Importzölle und Importkontingente seitens der USA
zu vermeiden. Diese Selbstbeschränkungsabkommen erfordern aber, dass die Regierungen der
Länder über diese verhandeln.34
8.1.1 Wirkung von Importkontingenten
Die Wirkung einer Importquote/ eines Importkontingents lässt sich im weitesten Sinne mit der
Wirkung von Importzöllen vergleichen. Als Status quo wird Freihandel als vorhanden
angenommen. Hier wird die Menge QFCF importiert, wobei der Preis im Freihandel pF beträgt.
Wenn die Regierung des Staates nun eine Importquote einführt entsteht nur dann das
erforderliche Marktgleichgewicht, wenn die Nachfrage im Inland die Summe aus Angebot im
Inland und der zulässigen Importmenge entspricht:
D = S + K
D: inländische Nachfrage
S: inländisches Angebot
K: zulässige Importmenge
In der Grafik muss also die Angebotskurve um das Maß der zulässigen Importquote nach rechts
verschoben werden. Durch diese Verschiebung entsteht ein neuer Gleichgewichtspunkt, der in
der Grafik als A bezeichnet wird. Der Preis erhöht sich von auf pKI(Preis, den die inländischen
Konsumenten bezahlen müssen). Durch diese Preiserhöhung verringert sich die Nachfrage und
das Angebot erhöht sich. In Folge der Importquoten verringert sich auch die Importmenge. Der
Weltmarktpreis sinkt nun auf pKA(„der Preis, zu dem ausländische Anbieter bereit sind, die
33 Vgl. Sauernheimer und Blohm 1982, S.24. 34 Vgl. Broll 1993.77
25
Menge K am Weltmarkt zu verkaufen“35). Somit ist auch eine Folge eines Importkontingents
eine Steigerung der Terms of Trade.36
Abbildung 12
8.1.2 Unterschiede der Wirkungen von Importzoll und Importquote/Importkontingent
Der Staat profitiert bei Importzöllen von den Zolleinnahmen, erzielt hingegen bei Importquoten
keinen Profit. Jedoch entsteht eine sogenannte Kontingentenrente durch die Differenz zwischen
pKA (der Preis, zu dem die Verkäufer bereit sind zu verkaufen) und pKI (der Preis, der im Inland
gezahlt wird). Eine Möglichkeit wie der Staat dies nutzen könnte um Einnahmen zu erzielen,
wäre eine Lizenzgebühr von einem Land zu verlangen, damit Güter importiert werden dürfen.
Der Staat könnte somit die gesamte Kontingentenrente für sich einnehmen, da die Differenz
beider Preise genau die maximale Summe ist, die der Anbieter aus dem Ausland bereit wäre zu
bezahlen. Würde dies dem Staat gelingen, gäbe es im Allgemeinen kein Unterschied zwischen
35 Rübel 2008, S.189. 36 Vgl. Rübel 2008, S.188f.
26
einer Importquote und einem Importzoll. Wann sollte sich ein Staat für einen Importzoll
entscheiden und wann für eine Importquote? Falls das Verhältnis zwischen Angebot und
Nachfrage nicht ausreichend bekannt ist, ist es sinnvoller, eine Importquote einzuführen, da das
Ergebnis davon vorher schon bekannt ist. Ein weiterer Grund wäre, dass Zollwirkungen durch
Preisschwankungen variieren. Dies kann durch ein Kontingent vermieden werden, da die
Preisveränderungen keine Effekte auf die eingeführte Gütermenge und auf den Preis im Inland
hat. Die Auswirkungen beschränken sich lediglich auf die Kontigentenrente. Jedoch kann das
Inland dadurch nichts aus dem technischen Fortschritt auf dem Weltmarkt gewinnen. Das
bedeutet, dass wenn sich zum Beispiel die Arbeitsproduktivität im Ausland verbessert und in
diesem Zusammenhang das Angebot auf dem Weltmarkt bei sinkenden Preisen verbessert wird,
nur die Kontigentenrente steigt. Der Preis und Konsum im Inland bleibt jedoch unverändert.37
8.2 Selbstbeschränkungsabkommen
Neben den Importkontingenten gibt es noch weitere nicht-tarifäre Handelshemmnisse, die hier
aber nicht so ausführlich behandelt werden. Wie unter Abschnitt 8.1 bereits genannt ist eines der
Handelshemmnisse, welche auch relativ häufig verwendet werden, freiwillige
Selbstbeschränkungsabkommen. Durch diese internationalen Abkommen wirken die Länder, die
gewisse Produkte in ein Land einführen wollen, protektionistischen Maßnahmen dieses Landes
bereits im Vorfeld entgegen. Das exportierende Land gestaltet diese Abmachungen auch selbst
mit, das heißt, dass dieses Land auf diese Verträge Einfluss hat. Die ist bei anderen Maßnahmen,
wie zum Beispiel bei Importzöllen oder Importquoten, nicht der Fall. Ein Vorteil für das
importierende Land ist, dass sie nicht allein die Einhaltung des Abkommens überwachen
müssen, sondern auch das exportierende Land muss dies kontrollieren. Dadurch, dass das
importierende Land dann selbst keine Maßnahmen einleitet, muss das exportierende Land dann
auch keine Klage bei der Welthandelsorganisation erheben.38Als Beispiel eines
Selbstbeschränkungsabkommen, welche auch Voluntary Export Restrains (VER) genannt
werden, sei hier wieder die Handelsbeziehung zwischen Japan und den Vereinigten Staaten von
Amerika genannt. Japan hatte sich dazu vertraglich festgelegt, die Exporte mengenmäßig zu
beschränken39, damit die USA keine protektionistischen Maßnahmen einleiten und Japan durch
diese eventuell mehr Nachteile haben könnte als durch ein Selbstbeschränkungsabkommen. Die
VERs haben jedoch auch einige Nachteile. Wie einige andere protektionistische Maßnahmen
37 Vgl. Rübel 2008, S.189. 38 Vgl. Ribhegge 2007, S.29. 39 Zitiert nach Broll 1993, S.77.
27
wirken sie verfälschend. Weiterhin ist keine Kontrolle durch die Welthandelsorganisation
möglich, da die Beschränkungsabkommen zwischen den betroffenen Ländern ausgehandelt
werden. Es ist auch möglich, dass versucht wird dieses Abkommen zu umgehen. Dies kann
durch Outsourcing (Auslagerung) der Produktion in das Importland geschehen. Als Beispiel sei
wieder hier wieder Japan genannt: Autohersteller haben Produktionsstandorte in den USA
eingerichtet, da ihrer Meinung nach die Autos dann in den USA produziert wurden und diese
Fahrzeuge nicht im Abkommen stehen. Eine weitere Möglichkeit der Umgehung eines
Abkommens wäre, dass die Länder ihre Güter zuerst in Drittländer exportieren, welche daraufhin
die Produkte in das Zielland exportieren.40
8.3 Einfuhrgenehmigungsvorschriften
Das letzte nicht-tarifäre Handelshemmnis, welches im Rahmen dieser Ausarbeitung genannt
wird, sind Einfuhrgenehmigungsvorschriften. Diese werden zum Schutz vor dem
unkontrollierten Markteintritt durch Drittländer und auch zur Einhaltung gewisser
Sicherheitsstandards eingeführt. Wenn die Länder, die etwas in ein Land importieren wollen,
also Zugang zu diesem Markt erhalten wollen, die Vorschriften nicht erfüllen, können die Güter
nicht eingeführt werden. Eine Branche, in der diese protektionistische Maßnahme wirksam wird,
ist die die Textilbranche. Es sollen Billigprodukte aus asiatischen Ländern möglichst
ferngehalten werden, da diese dort sehr günstig produziert und auch zu einem niedrigen Preis
verkauft werden können. Auch für Lebensmittel gibt es spezielle Vorschriften, deren Einhaltung
in Deutschland vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft kontrolliert wird.
Eine weitere Intention der Einfuhrgenehmigungsvorschriften sind zum Beispiel Tiere und
Pflanzen, da die besonders geschützt werden müssen.
9. Wirtschaftliche Integration
Führen Staaten ihre Märkte zusammen, so wird dies als wirtschaftliche Integration bezeichnet.
Hierbei gibt es sechs verschiedene Stufen, welche die Intensität der Integration wiedergeben. Der
erste Schritt zur wirtschaftlichen Integration ist das Ausbilden einer Präferenzzone, die jene
Staaten umfasst, mit welchen bevorzugt Handel betrieben wird. Diese werden im Vergleich zu
den übrigen Handelspartnern privilegiert behandelt, sodass es unterschiedliche
Handelsbedingungen gibt. Innerhalb dieser Präferenzzone kann ein Freihandelsabkommen
40 Rübel 2008, S. 190.
28
abgeschlossen werden, sodass die zweite Stufe der Integration, die Freihandelszone, entsteht.
Charakteristisch für diese ist, dass auf Güter, die innerhalb der Freihandelszone hergestellt
wurden, keine tarifären Handelshemmnisse beim Import oder Export entfallen. Waren aus
Drittländern sind in dieser Regelung nicht mit einbegriffen, sondern fallen unter die jeweiligen
Handelsbedingungen des importierenden Landes. Werden die Handelsbedingungen gegenüber
Drittländern innerhalb der Freihandelszone vereinheitlicht, so wird diese zu einer Zollunion.
Somit entfallen dieselben Zölle auf Güter, unabhängig davon, welches Land die Güter importiert.
Schließen die Staaten ihre einzelnen Märkte zu einem zusammen und bauen gleichzeitig nicht-
tarifäre Handelshemmnisse ab, so entsteht ein Gemeinsamer Markt. Da keine Handelsbarrieren
mehr zwischen den inländischen Produktionen existieren, ergibt sich daraus ein gemeinsamer
Gütermarkt. Auch für Dienstleistungen und Kapitalfluss bestehen keine Hemmnisse mehr. Die
nächste Stufe ist die Koordinierung einzelner Wirtschaftssektoren, wobei die Koordinierung bis
hin zur Vereinheitlichung reichen kann. Diese Konstellation wird dann als Wirtschaftsunion
bezeichnet, da der Zusammenschluss nur über Richtlinien des Handels hinaus auch einzelne
Sektoren betrifft. Die vollständige Integration ist erreicht, wenn aus der Wirtschaftsunion eine
Währungsunion wird. Diese ist durch einen dauerhaft fixierten Wechselkurs oder sogar durch
eine gemeinsame Währung erreicht. Hiermit sollen Preisschwankungen infolge von
Kursschwankungen verhindert und der Kapitalfluss erleichtert werden. Je weiter die
wirtschaftliche Integration vorangeschritten ist, desto liberaler wird der Handel zwischen den
betroffenen Staaten.
10. Zusammenfassung und Ausblick
Abschließend werden der Freihandel und Protektionismus gegenübergestellt und anschließend
bewertet. Freihandelsmodelle bauen auf dem Konzept der komparativen Kostenvorteile auf,
wodurch internationaler Handel für alle beteiligten Parteien von Vorteil ist. Anhand dieser
Modelle wird Freihandel in der Theorie als ökonomisch optimaler Zustand bezeichnet, in dem
Angebot und Nachfrage ausgeglichen sind. Jedoch ist diese getroffene Annahme ein idealisierter
Zustand eines Wirtschaftssystems. Überträgt man die Annahmen der Außenhandelsmodelle auf
reale Umstände, ist erkennbar, dass es eben nur eine schematische Darstellung einer Realität ist.
Der Gegensatz des Freihandels ist der Protektionismus, wobei er in seiner intensivsten Form
Außenhandel gänzlich unterbindet. Auch in schwächeren Formen wirkt sich Protektionismus
eher negativ auf die nationale Wohlfahrt aus. Ein weiterer Kritikpunkt an protektionistischen
Maßnahmen ist, dass durch die beschränkten Importe Güter, welche ursprünglich nicht oder nur
29
in Verbindung mit hohen Produktionskosten in einem Land produziert werden, nun selbst
hergestellt werden müssten. Durch Freihandel hingegen entfallen keine unnötigen Kosten auf
solche Produkte, Halberzeugnisse oder Rohstoffe, da diese importiert werden können. Die
Welthandelsorganisation ist eine internationale Organisation, welche sich aus Vertretern der
Mitgliedsstaaten zusammensetzt. Als Ziel hat sie die freiheitliche Gestaltung des internationalen
Handels, was durch den Abbau von Handelsbarrieren und -beschränkungen erreicht werden soll.
Die Umsetzung des Ziels erfolgt durch aufstellen von Richtlinien und Verordnungen für die
Mitgliedsstaaten. Außerdem soll mit Hilfe der Meistbegünstigungsklausel die Diskriminierung
einzelner Länder, welche durch die Außenhandelspolitik anderer Länder geschieht, verhindert
werden. Jedoch können nicht alle Mitgliedsstaaten unter einem großen Freihandelsabkommen
vereinigt werden. Auf Grund der Innenpolitik, politischen Interessen und unterschiedlichen
Entwicklungsständen müssen Freihandelsverträge individuell verhandelt und vertraglich
festgelegt werden. Es gibt keine "one size fits all" Lösung.41 "Vor dem Hintergrund dieser
komplexen Perspektiven wird die Entwicklung des Welthandels – und damit auch die Arbeit der
WTO – künftig weiter in hohem Maße von der Gratwanderung zwischen dem Postulat des
möglichst unbeschränkten Freihandels und dem aus nationaler bzw. regionaler Sicht für
notwendig erachteten Ausmaß an Protektionismus geprägt sein."42
41 Vgl. European Commission., Strategic Plan 2016-2020. 42 Häuser 2015.
IV
11. Abbildungsverzeichnis:
Abbildung 1: Die Transformationskurve
Sauernheimer, Karlhans; Blohm, Dieter, 1982, Seite 13, eigene Darstellung ................................ 5 Abbildung 2:Der Spezialisierungsgewinn
Eigene Darstellung .......................................................................................................................... 7
Abbildung 3: Die Tauschkurve
Külp, Bernhard, 1978, Seite 68, eigene Darstellung ....................................................................... 9 Abbildung 4: Produktionssteigerung Tab.1
Külp, Bernhard, 1978, Seite 65, eigene Darstellung ....................................................................... 9 Abbildung 5: Produktionssteigerung Tab.2
Külp, Bernhard, 1978, Seite 65, eigene Darstellung ....................................................................... 9
Abbildung 6: Die Konsumvergrößerung
Sauernheimer, Karlhans; Blohm, Dieter, 1982, Seite 15, eigene Darstellung .............................. 10
Abbildung 7: Der Wohlfahrtseffekt
Eigene Darstellung ........................................................................................................................ 13 Abbildung 8: Der Produktlebenszyklus
Eigene Darstellung ........................................................................................................................ 16
Abbildung 9: Wirkung eines Importzolls auf den inländischen und ausländischen Markt
Rübel, Gerhard, 2008, Seite 168, eigene Darstellung ................................................................... 19
Abbildung 10 Mindestpreis
Eigene Darstellung ........................................................................................................................ 23 Abbildung 11 Auswirkungen eines Mindestpreises auf den Wohlfahrtseffekt
Eigene Darstellung ........................................................................................................................ 23
Abbildung 12 Wirkung eines Importkontingents in einem großen Land
Rübel, Gerhard, 2008, Seite 189, eigene Darstellung ................................................................... 25
12. Literaturverzeichnis
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WTO | What is the WTO? (2017). Online verfügbar unter https://www.wto.org/english/thewto_e/whatis_e/whatis_e.htm, zuletzt aktualisiert am 17.11.2017, zuletzt geprüft am 10.04.2018.