evidence based medicine: informationssuche & analyse etzel gysling südtiroler akademie für...
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Evidence Based Medicine:Informationssuche & Analyse
Etzel GyslingSüdtiroler Akademie für Allgemeinmedizin Bozen28. September 2012 (Nachmittag)
Infomed 2012
Plan für den Nachmittag
• Wie komme ich zur Evidenz?– Informationsquellen, Programme, Hilfsmittel
• Pubmed• Cochrane Library• Zuverlässige sekundäre Informationsquellen• „Wildes“ Suchen
Präzise Fragen stellen!
• Nur wenn wir uns darum bemühen, klar umschriebene Fragen zu stellen, werden wir auch gute Antworten finden
• Vage oder sehr allgemeine Fragestellungen können kaum mit guter Evidenz beantwortet werden
Wie lauten präzise Fragen? PICO!
• P = Patient, Population, Problem• I = Intervention• C = Vergleich (Comparison)• O = Resultat (Outcome)
Beispiel Fragestellung
• Ist die Verabreichung von SSRI-Antidepressiva bei schwangeren Frauen mit dem Risiko von Fehlbildungen beim Kind assoziiert?
Beispiel PICO
• P: Population = schwangere Frauen mit Depression
• I : Intervention = Verabreichung von SSRI• C: Vergleich = keine Antidepressiva• O: Resultat = Fehlbildungen beim Kind
Verschiedene Wege
• Wenn ich genug Zeit habe und einer Frage auf den Grund gehen will, dann empfiehlt sich die „wissenschaftliche“ Methode gemäss den publizierten EBM-Empfehlungen
• Sekundäre Quellen sind ideal, wenn ich mich rasch anhand verlässlicher Info orientieren will
• „Wildes“ Suchen ergibt nicht selten aktuelle und relevante Informationen
Pubmed-Suche
• Pubmed bietet mit der grossen und kostenlosen Medline-Datenbank eine enorme Fülle an Information
• Dieses Angebot ist bei weitem das beste, wenn auch manchmal die Menge der Resultate (ohne Filter) schwierig zu „behandeln“ ist
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Pubmed-Suche: Tips
• In Pubmed (wie teilweise auch in anderen Datenbanken) gelten folgende Regeln– Ein * am Ende des Begriffs öffnet alle Begriffe, die
mit den vorausfolgenden Buchstaben beginnen• pregn* sucht u.a. nach pregnant, pregnancy, pregnancies
– Begriffe in Anführungszeichen werden nur „miteinander“ gesucht
• ”geriatric pharmacotherapy” > 89 Resultate• geriatric pharmacotherapy > 7327 Resultate
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Pubmed-Suche: Tutorials
• Das Pubmed-Angebot ist phantastisch gut, die Leute offerieren zudem sehr brauchbare kurze „Lehrgänge“ (Tutorials, sogen. Online Training)
• http://www.nlm.nih.gov/bsd/disted/pubmed.html
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Pubmed-Suche (Beispiel)
• Die Suche nach „selective serotonin receptor inhibitors pregnancy“ in Pubmed bringt sehr viele Resultate:
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Man kann nicht alles lesenWas tun?
• Verschiedene Möglichkeiten, die Suche einzugrenzen– Zusätzliche Suchbegriffe hinzufügen, z.B.
„Cochrane“ oder „teratogen*“– Nur „Reviews“ ansehen– Einige Abstracts lesen und auf der Basis dieser
Abstracts „related articles“ wählen– Nur die neuesten Resultate ansehen …
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Dennoch: hier ist Lesen angezeigt
• Wie man auch immer die Suche einschränkt, am Lesen einiger Texte kommt man nicht vorbei, wenn man sich eine fundierte eigene Meinung bilden will!
• Wenn man einer Frage wirklich auf den Grund kommen will, muss man sich mit verschiedenen Resultaten und den dazu gehörigen Interpretation auseinandersetzen
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Pubmed: besondere Vorteile
• Kann „personalisiert“ werden• Suchstrategien können aufbewahrt werden,
„automatische“ Zustellung von neuen Resultaten
• Resultate können ebenfalls individuell gespeichert werden
• Viele „Filter“-Möglichkeiten
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Pubmed personalisieren (1)
• Um eine „eigene“ Pubmed-Seite zu haben, legt man sich ein Gratis-NCBI-Konto an
• Dies ermöglicht es, die Pubmed-Suche in hohem Masse nach „eigenem Gusto“ durchzuführen
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Pubmed personalisieren (2)
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• Statt in eine anonyme Homepage einzusteigen, kann man die „eigene“ Homepage markieren und immer so beginnen
Pubmed personalisieren (4)
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• Beispiele von nützlichen Filtern: Man kann aber auch selbst einen Filter kreieren!
Pubmed personalisieren (5)
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• Was die PubMed-Startseite sonst noch bietet:• Anleitungen, Hyperlinks, vordefinierte Suchstrategien
Pubmed personalisieren (8)
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• Auf der Resultateseite: Hier kann man festlegen, wo man Resultate aufbewahren will
Pubmed personalisieren (9)
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• Kurz gesagt: Wer Pubmed regelmässig verwenden möchte, hat heute mit einer persönlichen „Homepage“ ein wirklich äusserst praktisches Hilfsmittel bei der individualisierten Suche nach medizinischer Fachinformation und Evidenz
• Der Clou: 100% kostenlos!
PUBMED
• „Clinical Queries“ verwenden• „Related Articles“ oft nützlich• Eventuell AskMedline verwenden (
http://askmedline.nlm.nih.gov/ask/ask.php)• Oder: BabelMesh auf Deutsch (
http://babelmesh.nlm.nih.gov/index_ger.php?com=)
• Auswahl!• Ausgewählte Abstracts (ev. Volltexte) lesen
Einzelheiten zu den Studien
• Wurde die Studie regulär registriert?• Ist sie veröffentlicht? Wo?• Womit wurde das Medikament verglichen?• Wie gut sind die Endpunkte der Studie?• Beurteilungsskalen? „Harte“ Endpunkte?• Unerwünschte Wirkungen adäquat beschrieben?• Stimmen Resultate und Interpretation überein?
Kommentare oder Editorials?
• Wichtige Studien sind in den grossen Zeitschriften meistens von weiteren Texten (z.B. Editorials) begleitet
• Die Lektüre dieser Texte lohnt sich praktisch immer (Relativierung der Resultate, Hinweise auf Probleme)
• Aber: auch hier eventuelle Interessen beachten!
Mit anderen Worten ...
• Man kann nicht einfach die Schluss-folgerungen der AutorInnen übernehmen!
• Eine genaue Analyse der rapportierten Resultate ist Pflicht, wenn man sich wirklich eine unabhängige Meinung bilden will
Cochrane Library: was ist es?
• Eine Sammlung von systematischen Übersichten; nur Studien, die bestimmten Qualitätskriterien entsprechen, werden dabei berücksichtigt
• Eine wachsende Kollektion, jedoch auch heute noch oft keine Antwort auf unsere Fragen
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Cochrane Library
• Volltexte der Cochrane Library sind für Ärzte im Südtirol via „virtuelle medizinische Biubliothek“ verfügbar
• Normalerweise verwende ich nur die Abstracts. Bei Bedarf kann ein einzelner Volltext konsultiert werden
• NB: Cochrane-Abstracts finden sich auch in Pubmed!
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Beispiel Antidepressiva/Schwangerschaft (Cochrane Library)
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Resultat in der Cochrane Library: null
Zeitaufwand
• Wieviel Zeit kann/will ich für die Recherche aufwenden? Wann? Wie oft?
• Bedürfnisse definieren!• Wie bereits demonstriert, benötigt eine
genaue Analyse (PICO) in der Regel ziemlich viel Zeit
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Überlegungen zu anderen Quellen
• Sekundäre Informationsquellen sind oft sehr nützlich, wenn man rasch eine Antwort auf eine Frage in der Praxis finden will
• Damit das klappt, müssen die Quellen sorgfältig ausgesucht werden
• Auch hier ist ein gewisser Leseraufwand unvermeidlich!
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Beurteilungskriterien
• Zur Beurteilung der Info-Qualität können verschiedene Kriterien herangezogen werden
• Kriterien im Einzelfall von unterschiedlicher Bedeutung
• Vorsicht: Qualität innerhalb einer Quelle nicht garantiert (z.B. Cochrane Library)
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Die Sprache
• Deutsch einfacher zu lesen• Englisch bietet eine weit grössere
Informationsfülle• Übersetzungsmöglichkeiten (Google und
andere)
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Verfügbarkeit
• Gewöhnliche Computer sind für die meisten Recherchen am praktischsten
• Info-Gehalt des eigenen Computers nutzen (Mailings)
• Heute ist es wünschenswert, dass die Informationen auch auf Smartphones und Tablets verfügbar sind
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Aktualität der Information
• Wirklich tagesaktuell (eher selten)• Halbwegs aktuell (viele Informations-Quellen
werden nicht ständig aktualisiert)• Im Internet obsolete Infos nicht selten
(unbedingt auf das Datum der Publikation achten)
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Gute sekundäre Informationsquellen
• Aus der virtuellen medizinischen Bibliothek• www.bmv.bz.it
– Clinical Evidence (GB)– UpToDate (USA)
• Deutschsprachige Adressen– Infomed (www.infomed.org)– Evimed (www.evimed.ch)
Gute sekundäre Informationsquellen
• Weitere gute Adressen• PubMed Health (Übersichten, Guidelines, gratis)• Trip Database (http://www.tripdatabase.com, gratis)• Essential Evidence Plus ($85/Jahr)• National electronic Library for Medicines (gratis)• NICE (http://www.nice.org.uk/, Guidelines u.a., gratis)
•
Wild suchen
• Wild = Suchbegriffe unstrukturiert in Google (oder einer anderen Suchmaschine) eingeben
• Primär minimaler Aufwand• Interpretation (Qualität, Aktualität) aber oft
schwierig
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Aspekte von Google
• Google News eventuell nützlich• Eventuell interessante Aussagen von
Patientinnen/Patienten• Datum beachten!• Vorsicht: Werbung
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Wild suchen: Probleme
• Probleme: viel zu viele, irrelevante Resultate• Meistens nicht nach Datum sortierbar• In der Regel auf Laien ausgerichtete
Informationen• Tip: Google Scholar oder noch besser Scirus
verwenden
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Der eigene Computer
• Wenn man entsprechende Mailings abonniert hat, kann auch der eigene Computer als gute Informationsquelle dienen
• Zwei Voraussetzungen:– Gut ausgewählte Mailings– Ein gutes Suchprorgamm
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Nützliche Mails
• Einige (englischsprachige) Mailings können für die Praxis nützlich sein:– NeLM Newsletter– Physician‘s First Watch– NeedToKnow Institute (ntkinstitute.org)– MDLinx – EvidenceUpdates – MedPage
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Vorgehen bei den Mailings
• In der Regel sehe ich kaum eine dieser Mails an; sie bleiben bei mir im Mailordner „Medizin“
• Nach Bedarf kann diesen Ordner mit Suchbegriffen durchsuchen
• Die Resultate sind in der Regel relativ aktuell
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Wie suchen?
• Im Mailprogramm selbst – brauchbar, aber eher schwerfällig
• Via Mailarchiv (MailStore: www.mailstore.com), rasch, aber doch mit Aufwand verbunden
• Desktop Search: Copernic – gut und zuverlässig
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In Kürze
• Eine vertiefte Dokumentation zu einem Thema ist realisierbar, aber aufwendig
• Für den Praxisalltag kann eine Suche über geeignete „Informationszentren“ durchgeführt werden, die meistens sehr brauchbare Resultate ergibt
• NB: In deutscher Sprache suchen Sie oft mit Vorteil via www.infomed.ch!