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Expertenstandard Dekubitusprophylaxe
Dr. Johanna Feuchtinger
Qualität & Entwicklung in der Pflege
Universitätsklinikum Freiburg
2 · 1. Dezember 2015
Inhalt
2
Nationaler Expertenstandard
Anstehende Änderungen
Externe QS
Kosten für einen Dekubitus
Basis für die Qualitätsprüfungen nach 114 SGB XI stationäre Pflege und ambulante Pflege (MDS, 2014)
Mobilität
• Bewegungsfähigkeit eingeschränkt ?
• Liegt ein Dekubitusrisiko vor?
• Wird das individuelle Dekubitusrisiko erfasst?
• Werden erforderliche Dekubitusprophylaxen durchgeführt?
In der Akutversorgung von Bedeutung bei Klagen durch Patienten/Angehörige
Bedeutung des Nationalen Expertenstandards
3 · 1. Dezember 2015
4 · 1. Dezember 2015
Der Nationale Expertenstandard
4
1. Aktualisierung 2010, die nächste ist für 2016 in Vorbereitung
Die fünf Säulen der Standards bestehen aus:
Expertenarbeitsgruppe
Literaturanalyse
Konsensuskonferenz
Implementierung
Aktualisierung
Enge Anlehnung an die internationale Guideline „Prävention und Behandlung des Dekubitus“ (National Pressure Ulcer Advisory Panel, European Pressure Ulcer Advisory Panel und Pan Pacific Pressure Injury Alliance, 2014)
“Ein Dekubitus ist eine lokal begrenzte Schädigung der Haut und/oder des darunter liegenden Gewebes, in der Regel über knöchernen Vorsprüngen, infolge von Druck oder von Druck in Kombination mit Scherkräften. Es gibt eine Reihe weiterer Faktoren, welche tatsächlich oder mutmaßlich mit Dekubitus assoziiert sind; deren Bedeutung ist aber noch zu klären.”
(DNQP, 2010, S.41)
Definition
5 · 1. Dezember 2015
• Kat. I: nicht wegdrückbare Rötung
• Kat. II: Teilverlust der Haut bis zur Dermis
• Kat. III: kompletter Verlust der Hautschichten bis zur Faszie
• Kat. IV: totaler Gewebeverlust mit freiliegenden Knochen / Sehnen oder Muskeln
(DNQP, 2010, S. 41f)
Dekubitus: Kategorie / Stufe / Grad
6 · 1. Dezember 2015
Aktivität und Mobilität mit erhöhter und/oder verlängerte Einwirkung von Druck- und Scherkräften spielen eine zentrale Rolle (DNQP, 2010, S. 22f)
Aktivität = Ausmaß, in dem sich ein Mensch von einem Ort zum anderen bewegt.
Einschränkung durch (Auswahl):
• Abhängigkeit von Gehhilfen
• Personelle Unterstützung beim Gehen
• Abhängigkeit beim Transfer
• Abhängigkeit vom Rollstuhl
• Bettlägerigkeit
Mobilität = Ausmaß, in dem ein Mensch seine Körperposition wechselt.
Einschränkung durch (Auswahl):
• Personelle Unterstützung beim Lagewechsel
• Kaum oder keine Kontrolle über Körperposition im Sitzen oder Liegen
• Unfähigkeit zu selbstständigen kleinen Positionsveränderungen (Mikrobewegung) im Sitzen oder Liegen
Risikofaktoren für die Entstehung eines Dekubitus
7 · 1. Dezember 2015
Extrinsisch bzw. iatrogene Exposition gegenüber Druck und/oder Scherkräften durch (Auswahl):
• nasale Tuben
• auf die Körperoberfläche eindrückende Katheter, Sonden oder z.B. im Bett
befindliche Gegenstände
• schlecht sitzende Schienen oder Verbände
• unzureichende druckverteilende Hilfsmittel
• länger dauernde Operationen
Weitere Risikofaktoren:
Biologische Faktoren (z.B. Körperkonstitution, bestimmte Erkrankungen)
Verhaltensbedingte Faktoren (z.B. Nikotinabusus)
Iatrogene Faktoren (z.B. Medikamente wie Katecholamine)
Pflegebedürftigkeit
(DNQP, 2010, S. 22f)
Risikofaktoren für die Entstehung eines Dekubitus
8 · 1. Dezember 2015
9 · 1. Dezember 2015
Wissen / Kompetenz zur Risikoeinschätzung
Risikoeinschätzung liegt vor
Kompetenz zur Planung von Interventionen
Individueller Bewegungsplan liegt vor
Kompetenz zum Hilfsmitteleinsatz
Geeignete druckverteilende Unterlage ist eingesetzt
Kompetenz zur Information/Anleitung
Interprofessionelle Informationsstruktur
Patient/Angehörige sind informiert
Beteiligte Versorger sind informiert
Kompetenz zur Evaluation
PATIENT/BEWOHNER HAT KEINEN DEKUBITUS!
11 · 1. Dezember 2015
Zukunft Orientierung an der International Pressure Ulcer Guideline, 2014 4 Grade = 6 Kategorien Problem: DIMDI, externe QS
Keiner Kategorie/ keinem Stadium zuordenbar: Tiefe unbekannt Ein vollständiger Gewebeverlust, bei dem die Basis des Ulcus von Belägen (gelb, hellbraun, grau, grün oder braun) und/oder Schorf im Wundbett bedeckt ist. Bis genügend Beläge und/oder Schorf entfernt ist, um den Grund der Wunde offenzulegen, kann die wirkliche Tiefe – und daher die Kategorie/das Stadium – nicht festgestellt werden. Stabiler Schorf (trocken, festhaftend, intakt ohne Erythem und Flüssigkeit) an den Fersen dient als „natürlicher (biologischer) Schutz des Körpers“ und sollte nicht entfernt werden.
Vermutete tiefe Gewebeschädigung: Tiefe unbekannt Livid oder rötlichbrauner, lokalisierter Bereich von verfärbter, intakter Haut oder blutgefüllte Blase aufgrund einer Schädigung des darunterliegenden Weichgewebes durch Druck und/oder Scherkräfte. Diesem Bereich vorausgehen kann Gewebe, das schmerzhaft, fest, breiig, matschig, im Vergleich zu dem umliegenden Gewebe wärmer oder kälter ist. Es kann schwierig sein, tiefe Gewebeschädigungen bei Personen mit dunkler Hautfarbe zu entdecken. Bei der Entstehung kann es zu einer dünnen Blase über einem dunklen Wundbett kommen. Die Wunde kann sich weiter verändern und von einem dünnen Schorf bedeckt sein. Auch unter optimaler Behandlung kann es zu einem rasanten Verlauf unter Freilegung weiterer Gewebeschichten kommen. (NPUAP, EPUAP, PPPUA, 2014)
National Pressure Ulcer Advisory Panel, European Pressure Ulcer Advisory Panel and Pan Pacific Pressure Injury Alliance. Prevention and Treatment of Pressure Ulcers: Quick Reference Guide. Emily Haesler (Ed.). Cambridge Media: Osborne Park, Australia; 2014.
Deutsche Übersetzung „Prävention und Behandlung von Dekubitus: Kurzfassung der Leitlinie“ Durch: Zita Kis Dadara, MSc Dr. med. Markus Duft Dr. med. Barbara Fohsl-Grande Armin Hauss, MScN Priv.-Doz. Dr. rer. cur. Jan Kottner Priv.-Doz. Dr. rer. cur. Nils Lahmann, MScE Mag. Dr. Alfred Steininger Prof. Dr. rer. cur. Doris Wilborn
Dekubitus ist international ein pflegesensitiver Qualitätsindikator zu dem ein Benchmarking gefordert wird.
Nationaler Expertenstandard bietet die Grundlage für evidenzbasierte Vorgaben in den Einrichtungen.
CAVE:
• Grade/Stadien/Kategorien gleich im Nationalen
Expertenstandard und für die Externe QS (ICD 10) definieren.
• Risikofaktoren externe QS (Geburtsjahr, Geschlecht, Aufnahmedatum Krankenhaus,
Aufnahmegrund, Entlassungsdatum Krankenhaus, Entlassungsgrund, Wievielter Dekubitus, Gradeinteilung des höchstgradigen Dekubitus (nach Lokalisation und Seitenlokalisation), Seitenlokalisation des Dekubitus, Diabetes mellitus Typ 1 oder 2, Nicht näher bezeichneter Diabetes mellitus, Paraparese und Paraplegie, Tetraparese und Tetraplegie, Hochaufwendige Pflege von Erwachsenen, Beatmungsstunden ≥1 Stunde, Dauer der Beatmung)
Nationaler Expertenstandard und Externe QS
14 · 1. Dezember 2015
Die Angaben der durchschnittlichen Kosten für die Therapie eines Dekubitus können auf bis zu 50.000 Euro beziffert werden. Der daraus resultierende volkswirtschaftliche Schaden beläuft sich auf 1,0 - 2,0 Milliarden EURO pro Jahr. (IGAP 2014)
Kosten
15 · 1. Dezember 2015
17 · 1. Dezember 2015
Literatur
DNQP (Hrsg.) (2010): Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege. 1. Aktualisierung 2010. Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege, Hochschule Osnabrück, Postfach 1940, 49009 Osnabrück. ISBN 978-3-00-009033-2
IGAP (2014). Dekubitus Pflege-Ratgeber. http://dekubitus.de/ Aus dem Web am 24.11.2015
MDS (2014). Qualitätsprüfungen in Einrichtungen stationärer und ambulanter Pflege.
National Pressure Ulcer Advisory Panel, European Pressure Ulcer Advisory Panel and Pan Pacific Pressure Injury Alliance (2014). Prevention and Treatment of Pressure Ulcers: Quick Reference Guide. Emily Haesler (Ed.). Cambridge Media: Osborne Park, Australia Wolke, R., Hennings, D., & Scheu, P. (2007). Gesundheitsökonomische Evaluation in der Pflege. Analyse von Kosten und Nutzen der Einführung des Nationalen Expertenstandards Dekubitusprophylaxe in der Pflege in einer Stationären (Langzeit-)Pflegeeinrichtung. Z Gerontol Geriat 40:158–177. DOI 10.1007/s00391-007-0440-8