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Geld vom Staat So funktioniert die Bafög-Unterstützung. Seite 2 Jura im Ausland Studentin berichtet von ihrem Aufenthalt in Lille und Warwick. Seite 5 CAMPUS EXTRA Zeitung der Universität des Saarlandes Ausgabe I/2016 Montag, 4. Juli 2016 viele Abiturientinnen und Abiturien- ten im Saarland haben gerade ih- ren Abschied von der Schule ge- feiert. In den meisten Abi-Reden werfen Schüler und Lehrer erst ei- nen wehmütigen Blick zurück auf die gemeinsam verbrachten Jahre. Dann ist aber viel von Zukunft die Rede, von der ganzen Welt, die den Abiturienten offen steht, von der Chance, den eigenen Neigun- gen und Interessen nachzugehen. Was es heißt, mit Neugier in ein unbekanntes Thema einzutauchen und sich über Bücher und Filme fremde Welten zu erschließen, wis- sen viele Studentinnen und Stu- denten an der Universität des Saarlandes. Manche sind eher his- torisch interessiert, einige wollen die Kultur und Politik der europäi- schen Nachbarn verstehen und andere wiederum lernen gerne exotische Sprachen. Neugier treibt aber auch die Stu- denten der Physik und Informatik an, wenn sie zum Beispiel verste- hen wollen, warum Quantencom- puter unglaublich schnell rechnen können. Und bei den Ingenieurstu- denten und Materialwissenschaft- lern an der Saar-Uni ist viel Leiden- schaft im Spiel, wenn sie mit den Tücken der Technik kämpfen, bis ihnen oft blitzartig die Lösung ein- fällt. Was dabei herauskommt – zum Beispiel ein Bollerwagen mit Elektroantrieb oder ein Hackeran- griff auf die Bord-Elektronik im Au- to - können Sie in dieser Ausgabe von „Campus extra“ lesen und am Samstag, dem 9. Juli, auch selbst bewundern. Dann nämlich lädt die Universität des Saarlandes nicht nur die Abi- turienten, sondern alle Interessier- ten zum Tag der offenen Tür ein. In Vorträgen, Laborführungen und bei vielen Mitmachangeboten kön- nen Sie die Begeisterung der Stu- denten und Forscher nachempfin- den. Und Sie werden dann viel- leicht erahnen (und dabei gerne etwas neidisch sein), warum den Abiturienten an der Saar-Uni die ganze Welt offen steht. Ihr Universitätspräsident Volker Linneweber EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser, Physiker machen Strahlung sichtbar Seite 3 Psychologen analysieren den menschlichen Blick Seite 4 Was hat Literatur mit Ökologie zu tun? Seite 6 Fußball: Schon im Mittelalter ein beliebter Sport Seite 7 Studentin macht in Luxem- burg Traumpraktikum Seite 8 INHALT Technik-Fans kommen bei den In- genieurwissenschaften, der Physik und der Informatik auf ihre Kosten: Wer einen Bollerwagen mit Elekt- roantrieb testen will oder sich für technische Sensoren interessiert, die uns etwa im Smartphone durch den Alltag helfen, sollte die Inge- nieurwissenschaften besuchen. Mehr über die Quantenphysik oder die Ursprünge des Lebens er- fährt man in Vorträgen von Physik- Professoren. Außerdem präsentie- ren Studenten des Evolution Racing Teams ihren Elektrorennwagen. Ju- gendliche können sich in den Schü- lerlaboren mit Windkraft und Solar- energie befassen, die Materialien im Handy untersuchen oder mathe- matische und physikalische Rätsel lösen. In der Informatik erfährt man, wie Kriminelle sich Zugang zu unse- rer virtuellen Identität verschaffen und man kann Cyberangriffe in Echtzeit verfolgen. Wer als Nachwuchskicker wissen möchte, wie hoch sein Verletzungs- risiko ist, der sollte auf der zentralen Festwiese den Stand des Instituts für Sport- und Präventivmedizin be- suchen. Dieses wird von Professor Tim Meyer geleitet, der auch Mann- schaftsarzt der deutschen Fußball- nationalmannschaft ist. Seine Mitar- beiter stellen ein Screening-Instru- ment vor, das jeder selbst erproben kann. Ihre Ausdauer können Sport- interessierte dann gleich nebenan beim Hochschulsport trainieren und bei der Schnupperstunde Cross Training mitmachen: Dabei läuft man, springt Hampelmänner und rennt Treppen hinauf und hi- nunter und erkundet gleichzeitig den Campus. Passend zur Europameister- schaft kann jeder am Stand des Sprachenzentrums lernen, wie man auf Französisch „TOOOR!!“ ruft, die Squadra Azzurra stilecht anfeuert oder auf Englisch einen Elfmeter fordert. Nach 15 Minuten kennt man die wichtigsten Ausdrücke, die ein europäischer Fußball-Fan wissen sollte. Auch wer sich für Historisches in- teressiert, ist auf dem Campus rich- tig: Rasselnde Schwerter, blitzende Rüstungen, blutige Wunden – So stellt man sich Krieg und Kampf in der Antike oft vor. Am Tag der offe- nen Tür hat jeder die Möglichkeit, Ausrüstungen und Waffen antiker Krieger zu erkunden. Um aktuelle Politik geht es hingegen in einem Vortrag der Amerikanistik zum US- Wahlkampf und über „Martin Luther und die Juden“ referiert die evange- lische Theologie. Am 9. Juli öffnen auch die außer- universitären Forschungsinstitute auf dem Uni-Campus ihre Pforten und zeigen unter anderem 3-D- Computertomographie anhand von Überraschungseiern (Fraunhofer IZFP), Assistenzsysteme für den Klettersport (DFKI), neue Methoden der Energiespeicherung (Leibniz- Institut für neue Materialien INM) und aktuelle pharmazeutische For- schung (Helmholtz-Institut HIPS). Zudem gibt es internationale Le- ckereien und spezielle Angebote für Kinder. Ein „American School Bus“ fährt rund um die Uhr mehrere Stationen zwischen der zentralen Festwiese und den Informatik-For- schungsinstituten an. Viele Ange- bote werden auf den folgenden Sei- ten vorgestellt. www.uni-saarland.de/infotag Am Tag der offenen Tür öffnen die Institute und Labore der Universität ihre Pforten und laden zum Experimentieren ein. Foto: Iris Maurer 9. JULI: TAG DER OFFENEN TÜR AN DER SAAR-UNI Auf Entdeckertour über den Uni-Campus Am Samstag führen Wissenschaftler, Uni-Mitarbeiter und Studenten durch Labore und Institute Rund 250 Experimente, Vorträge und Mitmachaktionen werden am kommenden Samstag an der Uni- versität des Saarlandes angebo- ten. Von 10 bis 17 Uhr kann jeder in die Welt der Wissenschaft eintau- chen und die Studiengänge der Saar-Uni kennenlernen. VON FRIEDERIKE MEYER ZU TITTINGDORF Dieser knallgelbe US-Schulbus wird am Tag der offenen Tür am 9. Juli die Gäste über den Campus der Universität des Saarlandes fahren. Foto: Harz GMBH Zum einen steht für allgemeine Fra- gen natürlich die Zentrale Studien- beratung der Saar-Uni Rede und Antwort. In Gebäude A4 4 können Studieninteressierte zwischen 9.30 Uhr und 16 Uhr ihre Fragen an die Experten aus der Studienberatung stellen. Neben der Zentralen Studi- enberatung stellen sich auch ein- zelne Fächer vor. Von 10 bis 14 Uhr präsentiert sich beispielsweise die Fachrichtung Romanistik vor dem Campus Center (Geb. A4 4). Am gleichen Ort können anglophone Besucher von 10 bis 17 Uhr das Stu- dienangebot der Fachrichtung Anglistik, Amerikanistik und Anglophone Kulturen kennenler- nen. Auch die Sprach- und Kultur- wissenschaftler bieten Info-Stän- de an. Ebenfalls vor dem Campus Cen- ter erhalten Studieninteressierte das neue Studienfach Systems En- gineering erläutert, das die Mecha- tronik ablöst. Auf der Festwiese gleich nebenan erfahren Interes- senten des Pharmaziestudiums zwischen 10 und 14 Uhr Wissens- wertes über das Studium und die Laborarbeit. Ganz in der Nähe, in Gebäude A4 3, gibt’s zudem Infor- mationen zum Biologiestudium. Über die verschiedenen Studien- gänge der Physik informieren Pro- fessoren und Studenten im Foyer des Physik-Towers (Geb. C6 3). Auch zur Chemie, Materialwissen- schaft und Werkstofftechnik so- wie Medizin und Sport gibt es Be- ratungsangebote. Wer Lehrer werden möchte, kann sich ans Zentrum für Lehrerbil- dung wenden, dessen Berater von 10 bis 15 Uhr im 3. Stock von Ge- bäude A5 4 auf neugierige Besu- cher warten. Zur gleichen Zeit wer- den Jura-Professoren und Studen- ten an Info-Ständen und in Vorträ- gen die Studiengänge der Rechts- wissenschaften und des Europa- Instituts vorstellen (Geb. C3 1). Auf dem „Platz der Informatik“ gibt’s ab 10 Uhr umfassende Infos zum Informatik-Standort und zu den Bachelor- und Master-Studiengän- gen Informatik, Bioinformatik, Computer- und Kommunikations- technik sowie Cybersicherheit. Au- ßerdem werden dort die Studien- gänge der Mathematik, Medienin- formatik und Computerlinguistik präsentiert. Wer sich für die Möglichkeiten in- teressiert, im Ausland zu studieren, sollte am Infostand des Internatio- nal Office halt machen. Die Exper- ten informieren von 10 bis 16 Uhr vor Gebäude A4 4 über Studium und Praktikum im Ausland sowie Studiengänge mit internationalem Doppelabschluss. Direkt vor dem Welcome Center finden frankopho- ne Studenten darüber hinaus bis 16 Uhr den Stand der Universität der Großregion. Dort erhalten die Stu- denten Infos über das grenzüber- schreitende Studium in den Nach- barländern. red www.uni-saarland.de/infotag STUDIENBERATUNG Viele Angebote rund ums Studium am Tag der offenen Tür Von der Zentralen Studienberatung bis hin zu den Ständen der einzelnen Studienfächer reicht die Spannweite der Informationsangebote Welche Fächer kann ich studieren und welche Abschlüsse kann ich an der Saar-Uni machen? Und wo kann ich im Ausland studieren, wenn ich an der Saar-Uni einge- schrieben bin? Wer solche Fragen hat, kann sich am Tag der offenen Tür jede Menge Infos holen. Wer sich einen vollständigen Über- blick über das Programm am 9. Juli verschaffen möchte, findet im Inter- net das Programmheft zum Tag der offenen Tür als PDF. Darin enthalten ist auch ein Lageplan des Saarbrü- cker Campus. Das Programm liegt im Vorfeld außerdem an verschie- denen Stellen in der Stadt Saarbrü- cken und auf dem Campus aus: im Rathaus, im „Kulturinfo“ der Stadt Saarbrücken (St. Johanner Markt 24), in der Stadtbibliothek Saarbrü- cken, im Musikhaus Knopp (SR- Shop, Futterstraße 4) sowie in meh- reren Foyers auf dem Uni-Campus. Wer außerhalb Saarbrückens wohnt und das Programmheft gerne vor dem Tag der offenen Tür am 9. Juli durchblättern möchte, kann es kostenfrei per E-Mail (presse@uni- saarland.de) oder telefonisch (0681/302-2601) bei der Presse- stelle der Universität bestellen. Am Tag der offenen Tür liegt das Pro- gramm selbstverständlich auch auf dem Campus bereit. red www.uni-saarland.de/infotag Hier gibt’s das vollständige Programm Wer studieren will, aber noch nicht genau weiß, welches Fach, für den hält die Fachrichtung Psychologie ein Angebot bereit: den Studyfin- der. Der Interessenstest offenbart, welches Studium zu einem passt oder eher nicht. Am Tag der offenen Tür können Interessierte sich von 12 bis 16 Uhr in Gebäude A1 3 (Raum 3.04) selbst testen. Auch dem, der sich schon für ein bestimmtes Fach inte- ressiert, sich aber nicht wirklich si- cher ist, ob er in diesem Bereich später arbeiten möchte, wird hier geholfen: Ein Erwartungscheck klärt, ob Wunsch und Realität über- einstimmen. red www.study-finder.de Was studieren? Online-Test hilft Was soll ich bloß studieren? Helfen kann der Studyfinder. Foto: fotolia

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Page 1: EXTRA - uni-saarland.de...Ausgabe I/2016 Montag, 4. Juli 2016 viele Abiturientinnen und Abiturien-ten im Saarland haben gerade ih-ren Abschied von der Schule ge-feiert. In den meisten

Geld vom Staat So funktioniert dieBafög-Unterstützung. Seite 2

Jura im Ausland Studentin berichtet vonihrem Aufenthalt in Lille und Warwick. Seite 5

CAMPUS EXTRAZeitung derUniversität des SaarlandesAusgabe I/2016Montag, 4. Juli 2016

viele Abiturientinnen und Abiturien-ten im Saarland haben gerade ih-ren Abschied von der Schule ge-feiert. In den meisten Abi-Redenwerfen Schüler und Lehrer erst ei-nen wehmütigen Blick zurück aufdie gemeinsam verbrachten Jahre.Dann ist aber viel von Zukunft dieRede, von der ganzen Welt, dieden Abiturienten offen steht, vonder Chance, den eigenen Neigun-gen und Interessen nachzugehen.

Was es heißt, mit Neugier in einunbekanntes Thema einzutauchenund sich über Bücher und Filmefremde Welten zu erschließen, wis-sen viele Studentinnen und Stu-denten an der Universität desSaarlandes. Manche sind eher his-torisch interessiert, einige wollendie Kultur und Politik der europäi-schen Nachbarn verstehen undandere wiederum lernen gerneexotische Sprachen.

Neugier treibt aber auch die Stu-denten der Physik und Informatikan, wenn sie zum Beispiel verste-hen wollen, warum Quantencom-puter unglaublich schnell rechnenkönnen. Und bei den Ingenieurstu-denten und Materialwissenschaft-lern an der Saar-Uni ist viel Leiden-schaft im Spiel, wenn sie mit denTücken der Technik kämpfen, bisihnen oft blitzartig die Lösung ein-fällt. Was dabei herauskommt –zum Beispiel ein Bollerwagen mitElektroantrieb oder ein Hackeran-griff auf die Bord-Elektronik im Au-to - können Sie in dieser Ausgabevon „Campus extra“ lesen und amSamstag, dem 9. Juli, auch selbstbewundern.

Dann nämlich lädt die Universitätdes Saarlandes nicht nur die Abi-turienten, sondern alle Interessier-ten zum Tag der offenen Tür ein. InVorträgen, Laborführungen undbei vielen Mitmachangeboten kön-nen Sie die Begeisterung der Stu-denten und Forscher nachempfin-den. Und Sie werden dann viel-leicht erahnen (und dabei gerneetwas neidisch sein), warum denAbiturienten an der Saar-Uni dieganze Welt offen steht.

Ihr Universitätspräsident

Volker Linneweber

EDITORIAL

Liebe Leserinnen,liebe Leser,

Physiker machen Strahlungsichtbar Seite 3

Psychologen analysieren denmenschlichen Blick Seite 4

Was hat Literatur mit Ökologiezu tun? Seite 6

Fußball: Schon im Mittelalterein beliebter Sport Seite 7

Studentin macht in Luxem-burg Traumpraktikum Seite 8

INHALT

Technik-Fans kommen bei den In-genieurwissenschaften, der Physikund der Informatik auf ihre Kosten:Wer einen Bollerwagen mit Elekt-roantrieb testen will oder sich fürtechnische Sensoren interessiert,die uns etwa im Smartphone durchden Alltag helfen, sollte die Inge-nieurwissenschaften besuchen.

Mehr über die Quantenphysikoder die Ursprünge des Lebens er-fährt man in Vorträgen von Physik-Professoren. Außerdem präsentie-ren Studenten des Evolution RacingTeams ihren Elektrorennwagen. Ju-gendliche können sich in den Schü-lerlaboren mit Windkraft und Solar-energie befassen, die Materialien

im Handy untersuchen oder mathe-matische und physikalische Rätsellösen. In der Informatik erfährt man,wie Kriminelle sich Zugang zu unse-rer virtuellen Identität verschaffenund man kann Cyberangriffe inEchtzeit verfolgen.

Wer als Nachwuchskicker wissenmöchte, wie hoch sein Verletzungs-risiko ist, der sollte auf der zentralenFestwiese den Stand des Institutsfür Sport- und Präventivmedizin be-suchen. Dieses wird von ProfessorTim Meyer geleitet, der auch Mann-schaftsarzt der deutschen Fußball-nationalmannschaft ist. Seine Mitar-beiter stellen ein Screening-Instru-ment vor, das jeder selbst erprobenkann. Ihre Ausdauer können Sport-interessierte dann gleich nebenanbeim Hochschulsport trainierenund bei der SchnupperstundeCross Training mitmachen: Dabeiläuft man, springt Hampelmännerund rennt Treppen hinauf und hi-nunter und erkundet gleichzeitigden Campus.

Passend zur Europameister-schaft kann jeder am Stand desSprachenzentrums lernen, wie man

auf Französisch „TOOOR!!“ ruft, dieSquadra Azzurra stilecht anfeuertoder auf Englisch einen Elfmeterfordert. Nach 15 Minuten kennt mandie wichtigsten Ausdrücke, die eineuropäischer Fußball-Fan wissensollte.

Auch wer sich für Historisches in-teressiert, ist auf dem Campus rich-tig: Rasselnde Schwerter, blitzendeRüstungen, blutige Wunden – Sostellt man sich Krieg und Kampf inder Antike oft vor. Am Tag der offe-nen Tür hat jeder die Möglichkeit,

Ausrüstungen und Waffen antikerKrieger zu erkunden. Um aktuellePolitik geht es hingegen in einemVortrag der Amerikanistik zum US-Wahlkampf und über „Martin Lutherund die Juden“ referiert die evange-lische Theologie.

Am 9. Juli öffnen auch die außer-universitären Forschungsinstituteauf dem Uni-Campus ihre Pfortenund zeigen unter anderem 3-D-Computertomographie anhand vonÜberraschungseiern (FraunhoferIZFP), Assistenzsysteme für denKlettersport (DFKI), neue Methodender Energiespeicherung (Leibniz-Institut für neue Materialien INM)und aktuelle pharmazeutische For-schung (Helmholtz-Institut HIPS).

Zudem gibt es internationale Le-ckereien und spezielle Angebotefür Kinder. Ein „American SchoolBus“ fährt rund um die Uhr mehrereStationen zwischen der zentralenFestwiese und den Informatik-For-schungsinstituten an. Viele Ange-bote werden auf den folgenden Sei-ten vorgestellt.

www.uni-saarland.de/infotag

Am Tag der offenen Tür öffnen die Institute und Labore der Universität ihre Pforten und laden zum Experimentieren ein. Foto: Iris Maurer

9. JULI: TAG DER OFFENEN TÜR AN DER SAAR-UNI

Auf Entdeckertour über den Uni-CampusAm Samstag führen Wissenschaftler, Uni-Mitarbeiter und Studenten durch Labore und Institute

Rund 250 Experimente, Vorträgeund Mitmachaktionen werden amkommenden Samstag an der Uni-versität des Saarlandes angebo-ten. Von 10 bis 17 Uhr kann jeder indie Welt der Wissenschaft eintau-chen und die Studiengänge derSaar-Uni kennenlernen.

VON FRIEDERIKE MEYER ZU TITTINGDORF

Dieser knallgelbe US-Schulbus wird amTag der offenen Tür am 9. Juli die Gästeüber den Campus der Universität desSaarlandes fahren. Foto: Harz GMBH

Zum einen steht für allgemeine Fra-gen natürlich die Zentrale Studien-beratung der Saar-Uni Rede undAntwort. In Gebäude A4 4 könnenStudieninteressierte zwischen 9.30Uhr und 16 Uhr ihre Fragen an dieExperten aus der Studienberatungstellen. Neben der Zentralen Studi-enberatung stellen sich auch ein-

zelne Fächer vor. Von 10 bis 14 Uhrpräsentiert sich beispielsweise dieFachrichtung Romanistik vor demCampus Center (Geb. A4 4). Amgleichen Ort können anglophoneBesucher von 10 bis 17 Uhr das Stu-dienangebot der FachrichtungAnglistik, Amerikanistik undAnglophone Kulturen kennenler-nen. Auch die Sprach- und Kultur-wissenschaftler bieten Info-Stän-de an.

Ebenfalls vor dem Campus Cen-ter erhalten Studieninteressiertedas neue Studienfach Systems En-gineering erläutert, das die Mecha-tronik ablöst. Auf der Festwiesegleich nebenan erfahren Interes-

senten des Pharmaziestudiumszwischen 10 und 14 Uhr Wissens-wertes über das Studium und dieLaborarbeit. Ganz in der Nähe, inGebäude A4 3, gibt’s zudem Infor-mationen zum Biologiestudium.Über die verschiedenen Studien-gänge der Physik informieren Pro-fessoren und Studenten im Foyerdes Physik-Towers (Geb. C6 3).Auch zur Chemie, Materialwissen-schaft und Werkstofftechnik so-wie Medizin und Sport gibt es Be-ratungsangebote.

Wer Lehrer werden möchte, kannsich ans Zentrum für Lehrerbil-dung wenden, dessen Berater von10 bis 15 Uhr im 3. Stock von Ge-

bäude A5 4 auf neugierige Besu-cher warten. Zur gleichen Zeit wer-den Jura-Professoren und Studen-ten an Info-Ständen und in Vorträ-gen die Studiengänge der Rechts-wissenschaften und des Europa-Instituts vorstellen (Geb. C3 1).

Auf dem „Platz der Informatik“gibt’s ab 10 Uhr umfassende Infoszum Informatik-Standort und zu denBachelor- und Master-Studiengän-gen Informatik, Bioinformatik,Computer- und Kommunikations-technik sowie Cybersicherheit. Au-ßerdem werden dort die Studien-gänge der Mathematik, Medienin-formatik und Computerlinguistikpräsentiert.

Wer sich für die Möglichkeiten in-teressiert, im Ausland zu studieren,sollte am Infostand des Internatio-nal Office halt machen. Die Exper-ten informieren von 10 bis 16 Uhrvor Gebäude A4 4 über Studiumund Praktikum im Ausland sowieStudiengänge mit internationalemDoppelabschluss. Direkt vor demWelcome Center finden frankopho-ne Studenten darüber hinaus bis 16Uhr den Stand der Universität derGroßregion. Dort erhalten die Stu-denten Infos über das grenzüber-schreitende Studium in den Nach-barländern. red

www.uni-saarland.de/infotag

STUDIENBERATUNG

Viele Angebote rund ums Studium am Tag der offenen TürVon der Zentralen Studienberatung bis hin zu den Ständen der einzelnen Studienfächer reicht die Spannweite der Informationsangebote

Welche Fächer kann ich studierenund welche Abschlüsse kann ichan der Saar-Uni machen? Und wokann ich im Ausland studieren,wenn ich an der Saar-Uni einge-schrieben bin? Wer solche Fragenhat, kann sich am Tag der offenenTür jede Menge Infos holen.

Wer sich einen vollständigen Über-blick über das Programm am 9. Juliverschaffen möchte, findet im Inter-net das Programmheft zum Tag deroffenen Tür als PDF. Darin enthaltenist auch ein Lageplan des Saarbrü-cker Campus. Das Programm liegtim Vorfeld außerdem an verschie-denen Stellen in der Stadt Saarbrü-cken und auf dem Campus aus: imRathaus, im „Kulturinfo“ der StadtSaarbrücken (St. Johanner Markt24), in der Stadtbibliothek Saarbrü-cken, im Musikhaus Knopp (SR-Shop, Futterstraße 4) sowie in meh-reren Foyers auf dem Uni-Campus.

Wer außerhalb Saarbrückenswohnt und das Programmheft gernevor dem Tag der offenen Tür am 9.Juli durchblättern möchte, kann eskostenfrei per E-Mail ([email protected]) oder telefonisch(0681/302-2601) bei der Presse-stelle der Universität bestellen. AmTag der offenen Tür liegt das Pro-gramm selbstverständlich auch aufdem Campus bereit. red

www.uni-saarland.de/infotag

Hier gibt’s dasvollständigeProgramm

Wer studieren will, aber noch nichtgenau weiß, welches Fach, für denhält die Fachrichtung Psychologieein Angebot bereit: den Studyfin-der. Der Interessenstest offenbart,welches Studium zu einem passtoder eher nicht.

Am Tag der offenen Tür könnenInteressierte sich von 12 bis 16 Uhrin Gebäude A1 3 (Raum 3.04)selbst testen. Auch dem, der sichschon für ein bestimmtes Fach inte-ressiert, sich aber nicht wirklich si-cher ist, ob er in diesem Bereichspäter arbeiten möchte, wird hiergeholfen: Ein Erwartungscheckklärt, ob Wunsch und Realität über-einstimmen. red

www.study-finder.de

Was studieren?Online-Test hilft

Was soll ich bloß studieren? Helfen kannder Studyfinder. Foto: fotolia

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UNI-LEBEN Campus Extra, Ausgabe I/2016, Seite 2Montag, 4. Juli 2016

Er ist Hoffnungsträger der Mensch-heit, Angebeteter, allmächtig,barmherzig, zornig, milde und ra-chedurstig und der Ursprung vielerKriege: Gott. Aber ob es ihn über-haupt gibt, ist kaum festzustellen.

Einer, der es versucht hat, war derschottische Philosoph David Hume(1711-1776). In seinen „Dialogenüber die natürliche Religion“ lässt erdrei Gestalten miteinander überGott diskutieren. Eine von ihnen,Philo, versucht, Gottes Existenz inZweifel zu ziehen, erklärt Philoso-phin Eva Schmidt, die am Tag deroffenen Tür Einblicke in Humes Ge-dankenwelt gibt. Sie geht vor allemder Frage nach, ob der schottischeAufklärer tatsächlich der radikaleAtheist war, als der er zu Lebzeitenverrufen war. „In den Dialogen zeigtPhilo zunächst mit starken Argu-menten, dass es keinen Gott gibt“,erklärt die Philosophin. „Aber imletzten Teil kippt er plötzlich um undbehauptet das Gegenteil: DassGottes Existenz bewiesen ist.“ Die

Hintergründe dafürsind umstritten. DieInterpretationenreichen von Eigen-schutz bis zu Ironie.Der Schotte war beiseinen Zeitgenos-sen als geselligerund überaus hu-morvoller Gelehrterbeliebt. „Es wärebestimmt nett ge-

wesen, mit ihm befreundet gewe-sen zu sein“, resümiert auch EvaSchmidt. Der Vortrag beginnt um 13Uhr in Gebäude C5 2, Raum 202.

Die Philosophin erläutert in einemzweiten Vortrag ein weiteres exis-tenzielles Problem der Menschheit:Gibt es eine Seele? In einer durchund durch naturwissenschaftlicherklärbaren Welt gibt es zuneh-mend Zweifel an etwas Spirituellemwie einer Seele. „Dazu stelle ichzwei Gedanken-Experimente vor“,so die Philosophin. Eines ist das sogenannte Zombie-Experiment. Da-rin stellen sich die Teilnehmer ihrenZwilling vor, der stets genau dassel-be tut und physisch genauso aufge-baut ist wie das „Original“. „Aber ober dabei genau dasselbe fühlt wiewir, darf bezweifelt werden“, sagtdie Philosophin. Wie genau darausdie Schlussfolgerung entsteht,dass die Seele nicht mit rein physi-kalischen Mitteln zu erklären ist, er-fahren die Besucher ab 14 Uhrebenfalls in C5 2, Raum 202. moh

Gibt es Gott undeine Seele?

Eva SchmidtFoto: Mohr

Kraft treten. Die maximale monatli-che Fördersumme liegt dann bei649 Euro. Studenten, die noch beiden Eltern wohnen, können mit ma-ximal 451 Euro rechnen. Außerdemwurde der Freibetrag für eigenesVermögen auf 7 500 Euro erhöhtund Studenten dürfen einen 450-Euro-Minijob ausüben, ohne dassdies auf die Fördersumme ange-rechnet wird“, erläutert die Bafög-Beraterin.

Wer sich noch nicht ganz sicherist, ob das gewählte Studienfachauch wirklich das Richtige ist, musssich mit Blick auf die Bafög-Förde-rung keine Sorgen machen. „Wennman im ersten oder zweiten Semes-ter merkt, dass man mit dem Studi-enfach nicht klarkommt, kann mannoch problemlos wechseln. Manmuss dies nur unverzüglich demBafög-Amt mitteilen. In höheren Se-mestern ist ein Studienfachwechselnur noch möglich, wenn es einenwichtigen Grund gibt, ab dem vier-

Wer ein Universitätsstudium absol-viert hat, kann im Durchschnitt miteinem Einstiegsgehalt von 40 000Euro rechnen. Fast genau die glei-che Summe erhalten Studenten, diefünf Jahre lang studieren und dabeiden Höchstsatz der Bundesausbil-dungsförderung, kurz Bafög ge-nannt, beziehen. Nur ein Viertel da-von, nämlich maximal 10 000 Euro,müssen die Studenten später zu-rückzahlen, der Rest des zinslosenDarlehens ist quasi ein Geschenkdes Staates. „Trotz dieser günsti-gen Bedingungen haben viele saar-ländische Familien Scheu davor, ei-nen Bafög-Antrag zu stellen. Wirkönnen uns das nur damit erklären,dass sich der Saarländer an sichnicht gerne verschuldet. Sicherlichspielt aber auch die große Zahl derStudenten, die hierzulande wäh-rend ihres Studiums bei den Elternwohnen, eine Rolle“, erklärt ElkeWagner, Leiterin des Amtes für Aus-bildungsförderung, das im Studen-tenwerk auf dem Saarbrücker Uni-Campus angesiedelt ist. Sie emp-fiehlt allen Abiturienten, deren El-tern über ein geringes bis mittleresEinkommen verfügen, sich genauzu informieren.

„Ob man Anspruch auf Bafög hatund wenn ja, in welcher Höhe, wirdindividuell berechnet. Dabei fließenauch Aspekte wie eigenes Vermö-gen oder die Zahl der Geschwister,die sich in Ausbildung befinden, mitein. Empfehlenswert ist es daher,rechtzeitig vor Studienbeginn einenAntrag zu stellen“, sagt Elke Wag-ner. Rund ein Dutzend Bafög-Bera-ter stehen dafür zu festen Sprech-zeiten im Untergeschoss der Mensazur Verfügung, sie kennen alle ge-setzlichen Vorgaben im Detail undberaten gerne jeden Antragsteller.„Am 1. August werden neue, ver-besserte Bafög-Regelungen in

ten Fachsemester muss sogar ein‚unabweisbarer Grund‘ vorliegen“,erklärt Elke Wagner. Ganz von allei-ne kommen die Bafög-Gelder auchnach dem ersten Antrag nicht aufdas studentische Kon-to. So muss die staatli-che Förderung für je-des Studienjahr neubeantragt werden unddie Studenten müssendem Bafög-Amt Nach-weise über den erfolg-reichen Studienverlaufvorlegen. „Bis zum En-de des vierten Semes-ters muss man mindes-tens 90 Leistungs-punkte erworben ha-ben, die meisten Studi-enpläne schreiben le-diglich 30 pro Semes-ter vor. Das ist also kei-ne besonders hohe Hürde“, sagtWagner.

Besondere Vorteile bietet die

staatliche Studienfinanzierungbeim Auslandsstudium. „Bafög-Empfänger können sowohl im Ba-chelorstudium als auch im daraufaufbauenden Masterstudium mit er-

höhtem Fördersatz insAusland gehen. Eswerden sogar Studien-gebühren an ausländi-schen Hochschulenbis maximal 4 600 Europro Jahr übernom-men“, erläutert die Ex-pertin.

Sie hilft auch Studen-ten weiter, die nicht inden Genuss dieserstaatlichen Förderungkommen und mit wenigUnterstützung ausdem Elternhaus rech-nen können. „Die KfW-Bank zum Beispiel bie-

tet Studienkredite für die gesamteStudienzeit. Außerdem gibt es fürdie Endphase des Studiums den

zinsgünstigen KfW-Bildungskredit,der dafür gedacht ist, dass mansich voll auf seine Abschlussprü-fung oder Masterarbeit konzentrie-ren kann“, führt Wagner an.

Darüber hinaus schreiben zahl-reiche Stiftungen aus der Wirtschaftoder von Parteien Stipendien aus.Diese richten sich nicht nur an be-sonders leistungsstarke Studenten.Auch wer sich sozial engagiert oderetwa durch einen Pflegefall in derFamilie besonders belastet ist, hathier Chancen.

„Das Amt für Ausbildungsförde-rung tritt außerdem in Vorleistung,wenn Eltern ihren Kindern den ge-setzlich vorgeschriebenen Unter-halt verweigern“, erläutert ElkeWagner. Sie wünscht sich, dass dieStudieninteressierten die Möglich-keit der Beratung zur Studienfinan-zierung auch nutzen. „Denn amGeld sollte hierzulande kein Studi-enwunsch scheitern“, meint dieBafög-Beraterin.

STUDIENFINANZIERUNG

Auch im Hotel Mama gibt’s Bafög Nur ein Teil der staatlichen Förderung muss als zinsloses Darlehen zurückgezahlt werden

Die Bafög-Expertin Elke Wagner berät eine Studentin, wie sie die staatliche Förderung beantragen kann. Foto: Oliver Dietze

Rund 5 000 Studenten im Saar-land erhalten Bafög. Anspruch aufdie staatliche Förderung habennoch mehr Studenten, sie nutzendas zinslose Darlehen jedochnicht. Manche von ihnen wollensich nicht verschulden oder woh-nen noch bei den Eltern und wis-sen nicht, dass sie dennoch geför-dert werden können.

VON FRIEDERIKE MEYER ZU TITTINGDORF

„Trotz dergünstigenBedingungenhaben vielesaarländischeFamilien Scheudavor, einenBafög-Antrag zustellen.“Elke Wagner

Wer am Tag der offenen Tür beimInstitut für Kunstgeschichte derSaar-Uni vorbeischaut, kann sich inhistorischen Kostümen fotografie-ren lassen, wie sie zu Beginn des20. Jahrhunderts in Mode waren.Der Fotograf und KunsthistorikerJean M. Laffitau, der in diesem Se-

mester auch eineÜbung zum ThemaFotografie unter-richtet, lichtet Inte-ressenten [oder„interessierte Da-men und Herren“]ab, die sich gernein Frack, Zylinderund anderen modi-schen Accessoiresvor der Kamera zei-

gen möchten. Die historischen Klei-dungsstücke wird Julia Emrich bei-steuern. Die Kunstgeschichte-Stu-dentin der Uni des Saarlandes nähtunter dem Label „Melaina Fashion“historische und Fantasy-Gewänderund kann einen ganzen Fundus auf-bieten.

Jean M. Laffitau wird am Tag deroffenen Tür auch Erläuterungen zurGeschichte der Fotografie beisteu-ern. Er erklärt zum Beispiel, wie sichhistorische Aufnahmen vom heuti-gen Retro-Trend in der Fotografieunterscheiden, Stichwort „Insta-gram-Filter“. „Die heute so belieb-ten Sepia-Filter zum Beispiel, dieviele Nutzer einsetzen, um ihren Fo-tos einen ‚alten‘ Anstrich zu geben,beruhen eigentlich auf einer damalsnoch nicht ausgereiften Entwick-lungstechnik“, erklärt der gebürtige

Pariser, der in Saarbrücken eine Fo-tografieschule und ein Fotostudiobetreibt.

Zudem wird Jean M. Laffitau biszu zwanzig historische Kamerasausstellen, die aus seiner privatenSammlung stammen. Mit dabei istunter anderem eine Lochkameraaus den 1920er Jahren, die schlichtaus einem leeren Kasten besteht,an dessen einer Seite sich das Lochfür den Lichteinfall, an der gegen-überliegenden Seite der zu belich-tende Film befinden. Außerdemkönnen die Besucher alte Glasplat-ten bestaunen, die in der Frühzeitder Fotografie benutzt wurden, be-vor sich schlussendlich der Zellu-loidfilm durchsetzte. moh

11 Uhr, Geb. B3 1, R. 1.15

KUNSTGESCHICHTE

Fotografien wie zu Urgroßmutters Zeiten

In ausgefallenen Outfits können sich dieBesucher bei den Kunsthistorikern ab-lichten lassen. Fotos: Jean M. Laffitau

Jean M. Laffitau

In den Sommermonaten herrscht ineinem Bienenstaat meist emsigesTreiben: Die Tiere sammeln Nektarund Pollen, produzieren Honig, hal-ten den Bienenstock sauber, bauenWaben, bewachen den Bienen-staat, füttern die Brut und die Köni-gin. Die einzelnen Aufgaben sindklar geregelt. Mehr als 60 000 Bie-nen können einen Stock bevölkern.Der Großteil besteht aus Arbeiterin-nen. Dazu kommen noch rund2 000 bis 3 000 Drohnen und dieLarven sowie eine Königin. Sie istdeutlich größer als ihre Artgenos-sen und sorgt als einzige für Nach-kommen.

Was in einem Bienenstock genauvonstattengeht, können Besucherbei schönem Wetter am Tag der of-fenen Tür erfahren. „Wir werden ei-nen Stock öffnen und einen Blick insInnere werfen“, sagt Susanne Meu-ser von der Saar-Uni. Die promo-vierte Biologin arbeitet am Lehrstuhlfür Zoologie und Physiologie beiProfessor Uli Müller und kümmertsich unter anderem mit um die Bie-nenvölker. Um die Bienen keinemgroßen Stress auszusetzen, werdendie Besucher jeweils in kleinen

Gruppen zu den Bienenstöcken ge-führt. Zudem tragen die TeilnehmerSchutzanzüge. Treffpunkt ist je-weils gegen 10 Uhr und um 11 Uhrvor Gebäude A4 3. Sollte es reg-nen, können Besucher die Bienen ineinem Schaukasten beobachten.Wenn das Wetter mitspielt, könnensie die Insekten im Bienenstock viel-leicht auch beim Tanzen beobach-ten. Damit informieren sie ihre Art-genossen über Futterquellen in derUmgebung. Zusätzlich wird Susan-ne Meuser um 13.30 Uhr in einemKurzvortrag das Bienenleben und-sterben beleuchten (GebäudeB2 1, Erdgeschosshörsaal). Für in-teressierte Imker wird sie außerdemab 16 Uhr eine Methode der Parasi-tenbekämpfung im Bienenstock(Varroabekämpfung) vorführen. In-teressenten werden gebeten, sichvorab für die Präsentation anzumel-den: [email protected].

Honigbienen lernen sehr schnellund haben ein ausgezeichnetesGedächtnis. Sie können sich her-vorragend in der Umgebung orien-tieren und lernen, wo für sie wichti-ge Futterquellen liegen. Wer mehrüber das Gedächtnis der Honigbie-nen erfahren möchte, kann zwi-schen 10 und 14 Uhr im Zentrum fürHuman- und Molekularbiologie(Geb. A4 3, Raum 0.14) die Insek-ten bei einem Verhaltensexperi-ment beobachten. „Besucher kön-nen ihnen Düfte präsentieren undsie anschließend mit Zuckerwasserfüttern“, sagt Professor Uli Müller.Hierbei verknüpfen die Bienen in ih-

rem Nervensystem die Informatio-nen des Duftstoffs mit dem des ge-süßten Wassers und speichern diesin ihrem Gedächtnis ab.

Im selben Raum haben die Besu-cher die Möglichkeit, weitere Insek-ten kennenzulernen und bestim-men zu lassen. Dr. Helmut Kallen-born demonstriert den Gästen dieVielfalt der Insekten anhand einigereinheimischer und tropischer Artenund gibt eine kurze Einführung indas Bestimmen von Insekten. Undwer sich schon immer gefragt hat,was da in seinem Garten so kreuchtund fleucht, kann auch Tiere von zu-hause mitbringen und von den Ex-perten bestimmen lassen.

Wer sich weniger für vielbeinigeWesen interessiert, sondern gernemehr über Mikroorganismen unddie Geheimnisse des Erbguts erfah-ren möchte, hat am Tag der offenenTür ebenfalls Gelegenheit dazu. Sozeigt Professor Jörn Walter, einerder führenden deutschen Geneti-ker, den Besuchern zum BeispielGen-Sequenziertechniken (11 Uhr,Geb. A4 3, Raum 001). Sein KollegeGert-Wieland Kohring zeigt, wieMikroorganismen in Petrischalenkultiviert werden und was man mitihnen erforschen kann (Laborfüh-rung ab 12 Uhr, Treffpunkt Gebäu-de A4 3). Außerdem zeigen die Bio-logen, wie man aus BioabfällenKunststoff macht, informieren überdie molekularen Grundlagen von In-fektionskrankheiten und zeigen amMikroskop, wie verschiedene Bak-terien aussehen (alle Geb. A4 3,Raum 0.14, ab 10 Uhr). red

BIOLOGIE

Vom Bakterium zur BieneDie Biologen der Saar-Uni haben zum Tag der offenen Tür ein umfassendes Programm auf die Beine gestellt

Wie das Gedächtnis von Honigbienenfunktioniert, erläutern Experten derSaar-Uni in Vorträgen. Foto: Mohr

Rund 20 Bienenvölker sind an derSaar-Uni heimisch. Am Tag der of-fenen Tür können Besucher beischönem Wetter Einblick in dasLeben eines Bienenstocks erhal-ten und bei Verhaltensexperimen-ten mehr über das Gedächtnis derInsekten lernen. Die Biologen bie-ten außerdem Einblicke in dieWelt der Einzeller und der Gene.

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TAG DER OFFENEN TÜRCampus Extra, Ausgabe I/2016, Seite 3Montag, 4. Juli 2016

Ritter Iwein hat’s nicht leicht: Da er-kämpft er sich heldenhaft eineschöne Burgherrin, die ihm ebensozugeneigt ist wie er ihr, geht nachder Hochzeit mit seiner Frau Laudi-ne mit seinem Freund Gawain aufgroße Abenteuerfahrt – und kommtprompt zu spät nach Hause, wasihm den Zorn Laudines einbringt.„So weit, so gut, aber wo ist dasProblem?“, dürften jetzt viele den-ken. „Geht mir doch auch so, wennich zu spät von der Kumpels-Tourzurück bin.“ Der mittelalterliche Ro-manheld muss aber mit schwerwie-genderen Konsequenzen zurecht-kommen als mit einer Standpaukeder Liebsten, schließlich war ernicht nur einen Abend, sonderngleich über ein Jahr unterwegs undhat die von Laudine gesetzte Fristvon Jahr und Tag verstreichen las-sen. Laudine verstößt Iwein, undvom Wahnsinn zerfressen endet ernackt im Wald. Kurz darauf kommter wieder zu Sinnen, und er mussmit ritterlichen Tugenden abermalsviele Abenteuer und Zweikämpfebestehen, um seine Frau erneut zugewinnen.

Ob dem Recken dies gelingt,können die Besucher am Tag deroffenen Tür erfahren, insbesondereSchülerinnen und Schüler, die sichfür ein Germanistikstudium interes-sieren. In einem Vortrag stellen diebeiden Mediävistinnen Teresa Cor-des und Rebecca Brass den Artus-roman „Iwein“ vor, der im AmbraserHeldenbuch überliefert ist. Dieseprachtvolle Handschrift, die um die

Wende vom 15. zum 16. Jahrhun-dert entstand, versammelt 25 Texte,die zum Teil nur noch dort überlie-fert sind, auf 243 Pergamentblät-tern. In Auftrag gegeben hat das „li-terarische Großprojekt“ des ausge-henden Mittelalters, wie RebeccaBrass sagt, Kaiser Maximilian I., derdank seines Faibles für den ritterli-chen Lebensstil als „Letzter Ritter“in die Geschichte einging. „Die Nie-derschrift der Geschichten hat allei-ne zwölf Jahre in Anspruch genom-men“, erläutert Rebecca Brass. Von1504 bis 1516 hat – vermutlich – einSchreiber gebraucht, um die Ge-schichten im riesigen, 46 mal 33,5Zentimeter messenden Foliantenniederzuschreiben.

Die Besucher des Vortrages ha-ben am Tag der offenen Tür die Ge-legenheit, eine Passage aus demIwein-Roman zu entschlüsseln undsich mit den beiden Expertinnenüber die Erforschung von Spracheund Literatur auszutauschen. Au-ßerdem können sie sich das Ambra-ser Heldenbuch anschauen. Zwarnicht im Original, dieses befindetsich in Wien. Aber die FachrichtungGermanistik besitzt eine eindrucks-volle Nachbildung des Buches. Wereine Kiste Sprudel tragen kann, wirdauch mit dem mittelalterlichen Lite-raturschatz keinerlei Schwierigkei-ten haben. Ritter Iwein hätte es si-cherlich problemlos gestemmt,während er nebenher noch eineBurgherrin erobert hätte. moh

14 Uhr, Geb. C5 3, Raum 2.06

GERMANISTIK

Ritter ohne Furcht und Tadel ist leider nicht der Pünktlichste

Rebecca Brass (l.) und Teresa Cordes mit der Nachbildung des prachtvollen „Am-braser Heldenbuchs“. Daraus stellen sie den Artusroman „Iwein“ vor, eine von 25Geschichten, die in der mittelalterlichen Handschrift versammelt sind. Foto: Mohr

Die Informatik und Mathematik ander Saar-Uni sowie die benachbar-ten Forschungsinstitute sind inter-national hoch angesehen. Am Tagder offenen Tür präsentieren sie ihreForschung und verschiedene Stu-diengänge am „Platz der Informa-tik“. Dieser wird alle 20 Minuten voneinem knallgelben AmericanSchool Bus angefahren, der denganzen Tag kostenlos über denCampus tourt. Die Informatikfor-scher präsentieren unter anderem

ein Auto, dessen Bordelektronik un-ter den Augen der Besucher ge-hackt wird. Man wird Zeuge, wie dieForscher des Kompetenzzentrumsfür IT-Sicherheit, kurz CISPA, bösar-tige Datenpakete einschleusen, umaus der Ferne den Scheibenwi-

scher einzuschalten oder die aufdem Tacho angezeigte Geschwin-digkeit zu manipulieren.

Besucher können außerdemselbst in die Rolle eines Hackersschlüpfen, um unter Anleitung derCISPA-Forscher in das fiktive Konto

eines Sozialen Netzwerkes einzu-dringen. Wer sich manchmal wun-dert, warum er bei Streifzügendurch das World Wide Web so man-che Einkaufs- oder Nachrichtensei-te nicht mehr erreichen kann, solltesich auch dazu bei den Saarbrü-cker Informatikern informieren. Siezeigen, welche Art von Angriffendiese Fehlfunktionen verursachen,wie man diese mit Hilfe eines spe-ziellen Sensor-Netzwerkes erken-nen und dann auf einer Weltkartebrandaktuell darstellen kann.

Die Mathematiker der Saar-Uni la-den auf dem Platz der Informatikzum gemeinsamen Knoten, Kno-beln und Experimentieren mit vor-bereiteten Materialien ein und zei-gen, wie Methoden der Mathematikdabei helfen können. An den Info-Ständen und in Vorträgen stellenUni-Professoren und Studienbera-ter nicht nur die Informatik und Ma-thematik vor, sondern auch ver-wandte Studiengänge wie Cybersi-cherheit, Eingebettete Systeme,

Bioinformatik sowie Medieninfor-matik.

Alle IT-Interessierten sollten am 9.Juli zudem die Angebote der Com-puterlinguistik nicht verpassen (sie-he S. 2) und auch das DeutscheForschungszentrum für KünstlicheIntelligenz, kurz DFKI, auf dem Uni-Campus besuchen. Dort wird unteranderem der Supermarkt der Zu-kunft präsentiert, der im For-schungslabor von DFKI und demHandelsunternehmen Globus ent-wickelt wird. Gezeigt werden Assis-tenzsysteme wie der intelligenteEinkaufswagen, das interaktiveMüsliregal und die Allergie-App, dieauf die individuelle Verträglichkeitvon Produkten hinweist. Außerdemwird Besuchern an einer Kletter-wand das Climbtrack-System vor-gestellt. Dieses projiziert gespei-cherte Kletterrouten sowie vorheraufgezeichnete Aktionen der Sport-ler in Lebensgröße an die Kletter-wand und bietet eine detaillierte Vi-deoanalyse.

INFORMATIK

Wenn der Hacker die Automobilelektronik angreiftInformatiker zeigen am Tag der offenen Tür, welche Eingriffe in moderne Alltagstechnologie möglich sind

In der Informatik der Saar-Unianalysieren Studenten die Tricksund Einfallstore von Hackern, umzu lernen, wie man Software si-cherer gestalten kann. Nicht nurdeshalb geben die Studenten imCHE-Hochschulranking der Saar-brücker Informatik stets Bestno-ten. Was sie dort noch fasziniert,kann man am 9. Juli am Platz derInformatik erfahren.

VON GORDON BOLDUAN

Hacker können Technik manipulieren, die uns im Alltag umgibt. Auf diese Gefahrenmöchten die Saar-Informatiker am Tag der offenen Tür hinweisen. Foto: dpa

Fitnesstests im Fußball sind weitverbreitet und jahrzehntelang er-probt. Sie werden gerne auch imZusammenhang mit Verletzungeneingesetzt, um zu überprüfen, obSpieler nach einer Verletzung wie-der ihr altes Leistungsniveau er-reicht haben oder aufgrund einesschlechten „Ausgangsniveaus“möglicherweise verletzungsgefähr-deter sind. Was diese Tests aller-dings nicht berücksichtigen, ist dieBewegungsqualität. Die Vermutungist, dass Sportler, die eine gute Be-wegungsqualität aufweisen, ein ge-ringeres Verletzungsrisiko habenund umgekehrt. Eine „gute“ Bewe-gungsqualität zeichnet sich durcheine korrekte Körperhaltung, einekorrekte Beinachse und eine guteBalancefähigkeit aus. Wie es um ih-re Bewegungsqualität bestellt ist,können Besucher am Tag der offe-nen Tür bei einem kurzen Test he-rausfinden. Der Test entstand amSaarbrücker Institut für Sport- undPräventivmedizin im Rahmen desDoktorandenprogramms „Scienceand Health in Football“. red

SPORTMEDIZIN

Bewegung wie die Fußballprofis

Ob die Besucher sich so gut bewegenkönnen wie Fußballprofi Jonas Hector,können sie am Tag der offenen Tür er-fahren. Foto: AFP

Das Hochschulsportzentrum hältam Tag der offenen Tür viele Mit-mach-Angebote bereit. So könnendie Besucher unter anderem an ei-nem Cross-Training teilnehmen,das quer über den Uni-Campusführt. Von 12 bis 13 Uhr geht es da-bei laufend, springend, Gymnastik-übungen und Treppenläufe ma-

chend übers Unigelände. Bei denGanzkörperübungen arbeiten Mus-kulatur und Herz-Kreislauf-Systemauf Hochtouren. Das Probetrainingrichtet sich an erfahrene Sportlerohne gesundheitliche Einschrän-kungen. Treffpunkt ist um 12 Uhr amStand des Hochschulsportzen-trums (Zentraler Platz gegenüber

dem Campus Center, GebäudeA4 4). Wer mitmachen möchte, soll-te Sportkleidung dabeihaben. ImAnschluss gibt es die Möglichkeitzu duschen.

Nach dem Cross-Training findetum 13 Uhr eine Vorführung der bei-den Tanzgruppen OrientalischerTanz und Irish Dance, ebenfalls auf

dem Platz am Campus Center, statt.Des Weiteren wird der ÜbungsleiterFechten des Hochschulsportzen-trums mit einigen Kursteilnehmernseine Sportart präsentieren. DieVorführung dauert ungefähr 30 Mi-nuten. Im Anschluss gibt es für inte-ressierte Zuschauer die Möglich-keit, unter Anleitung des Übungslei-

ters selbst den Degen zu führen.Außerdem können Sportbegeis-

terte ab 12 Uhr bis 16 Uhr einenBlick ins aktuelle Uni-Fitnesscenterwerfen und sogar selbst an den mo-dernen Geräten trainieren. red

www.uni-saarland.de/hoch-schulsport

Besucher können Cross-Training über den Campus absolvieren und Degenfechten übenHOCHSCHULSPORT

Blut fließt anders als Wasser. Dasweiß jeder, der sich schon einmalgeschnitten hat. „Blut verhält sicheher wie Ketchup, hat also flüssigeund feste Eigenschaften“, sagtChristian Wagner, Professor für Ex-perimentalphysik. Warum sich Phy-siker für den Blutstrom in unserenAdern interessieren und wie sie ihnerforschen, erklärt er am Tag der of-fenen Tür um 10 Uhr in Hörsaal 1. Ermacht damit den Anfang einer Rei-he von insgesamt sechs Kurzvorträ-gen, bei denen Physik-Professorender Universität ihre Forschung vor-stellen. Die jeweils 20-minütigenPräsentationen finden von 10 bis 12Uhr statt.

Juniorprofessorin Franziska Lau-tenschläger erläutert beispielswei-se, wie man mit hochauflösendenMikroskopen in Körperzellen blicktund wie sich Zellen fortbewegen.Als Biophysikerin unterstützt sieBiologen dabei, die Mechanismenetwa bei der Tumorbildung zu ver-stehen. Gleich mehrere Vorträgewerden sich mit der Quantenphysikbefassen und die Zuhörer in dieWelt der Atome mitnehmen. Dortgelten nicht die uns bekannten Na-turgesetze, sondern die Gesetzeder Quantenwelt. Zu ihren beson-deren Phänomenen gehört, dassQuantenteilchen gleichzeitig anmehreren Orten sein können. Dasnutzen Physiker unter anderem da-für, abhörsichere Kommunikations-systeme oder neuartige Quanten-computer zu entwickeln.

Physikalische Forschung heißtauch experimentieren. Was mandabei herausfinden kann, zeigenWissenschaftler und Studenten von10 bis 16 Uhr im Gebäudefoyer:Versuche aus der Quantenoptik zei-

gen beispielsweise, wie sich mitLichtteilchen Informationen über-tragen lassen. Wie man privateGrundstücke oder Firmengeländevor ungebetenen Gästen schützenkann, zeigt die Gruppe um Profes-sor Uwe Hartmann: Die Forscherhaben ein Sensorkabel entwickelt,das Änderungen im Erdmagnetfeldmisst und Alarm schlägt, wenn je-mand seinen Weg kreuzt.

Auch die Physik-Studenten ha-ben mehrere Experimente vorberei-tet. In einer so genannten Nebel-kammer machen sie Spuren radio-aktiver Strahlung sichtbar, insbe-sondere Alpha- und Betastrahlung.Für Besucher ist der Blick durch dasPlexiglasfenster völlig ungefährlich.„Leitet man Ethanol-Dampf in dieKammer und verringert die Tempe-ratur, so lagert sich der Dampf anden Ionen an, welche von der radio-aktiven Strahlung ausgehen“, er-klärt Physik-Studentin Lisa-MarieKern. „Von außen sieht man den Ef-fekt als Nebeltröpfchen.“

Unter dem Titel „Physik für alle“

präsentieren die Studenten außer-dem Rätsel und Phänomene zumMitmachen – „auch für Besucher,die kein Deutsch verstehen“, betontder wissenschaftliche MitarbeiterPhilipp Fuchs. „Auf Plakaten undFlyern sind die Versuche in mehre-ren Sprachen erklärt.“ Experimen-tiert wird mit einfachen Haushalts-gegenständen. So lässt sich alleinmit einem Glas Wasser und einemTropfen Milch, von unten mit einerTaschenlampe durchleuchtet, de-monstrieren, warum der Himmelblau ist. „Es geht um den Effekt derLichtstreuung: Schaut man vonoben in die milchige Flüssigkeit, soschimmert sie rötlich, betrachtetman sie von der Seite, so erscheintsie bläulich“, verrät Philipp Fuchs.

Für köstliche Erfrischung sorgtEiscreme, die Studenten der Fach-schaft mit flüssigem Stickstoff fürdie Besucher herstellen. Dieser istso kalt – minus 196 Grad Celsius –dass er aus Milch, Zucker undFrüchten im Nu leckeres, cremigesSpeiseeis entstehen lässt.

Die Studenten Thomas Karwoth (links) und Alex Wiederhold (rechts), Mitarbeiter von Professor Uwe Hartmann (Mitte), zeigen am Modell, wie man Einbrechern mit einemSensorkabel die Arbeit schwer machen kann. Die Gruppe stellt die Technologie am Tag der offenen Tür vor. Foto: Oliver Dietze

PHYSIK

Wandernde Zellen, sichtbare StrahlungPhysiker präsentieren ihre Forschung in Vorträgen und Experimenten

Von Kurzvorträgen über Quanten-physik oder den Ursprung des Le-bens bis zu verblüffenden Experi-menten: Im Physiktower der Uni(Gebäude C6 3) gibt‘s am Tag deroffenen Tür viel zu erleben. Hiereine Auswahl.

VON GERHILD SIEBER

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TAG DER OFFENEN TÜR Campus Extra, Ausgabe I/2016, Seite 4Montag, 4. Juli 2016

Dass aus Westdeutschland nachdem Zweiten Weltkrieg eine stabileDemokratie wurde, war keineSelbstverständlichkeit. Auch bisweit in die 1950er Jahre hingennoch viele Deutsche autoritären bisdiktatorischen Staatsformen an. „Indamaligen Meinungsumfragen gabjeweils etwa ein Drittel an, das Kai-serreich, die NS-Diktatur bezie-hungsweise die demokratischeBundesrepublik für die besteStaatsform zu halten“, erklärt Diet-mar Hüser. Ein Großteil der Deut-schen war also weit davon entfernt,die Demokratie wirklich verinner-licht zu haben – allen Errungen-schaften wie zum Beispiel demGrundgesetz zum Trotz.

Hüser, Professor für EuropäischeZeitgeschichte, möchte in einemVortrag am Tag der offenen Tür nunerläutern, wie auch die Rock-, Beat-und Popmusik als emotionalesHerzstück der zeitgenössischenJugend- und Populärkultur ihrenTeil zur Demokratisierung West-deutschlands beigetragen hat. HatElvis Presley etwa mit dafür gesorgt,dass die Deutschen zu guten De-mokraten geworden sind? „Für dieälteren Generationen war Rock’n-’Roll ja ein rotes Tuch. Es gab mit-unter Krawalle, und die Tänze wa-ren vielen Älteren zu wild. In der Fol-ge gab es kontroverse öffentlicheDebatten darüber, was gesell-schaftlich akzeptiert ist und wasnicht“, so Hüser. Ob solche Diskus-sionen dafür gesorgt haben, wiesich die eher autokratisch orientier-te Gesellschaft in eine freiheitlicheGesellschaft verwandelt hat, be-leuchtet er im Vortrag. moh

14 Uhr, Geb. B3 1, R. 2.17

WestdeutscheDemokratie dankElvis und Co.?

Für Historiker spielen Quellen als ur-sprüngliches Informationsmaterialeine entscheidende Rolle bei derRekonstruktion des Geschehenen.Auch unscheinbare Objekte wie ei-ne „Tischordnung“ können einezentrale Aussagekraft besitzen.

Was man aus einer Tischordnungherauslesen kann, erläutert Histori-ker Rainer Möhler am Tag der offe-nen Tür: Im Elsass wurde am 23.November 1941 mit einem Festaktdie Eröffnung der neu gegründetennationalsozialistischen „Reichsuni-versität Straßburg“ gefeiert. Nachden Ansprachen und Reden im Kol-legiengebäude am Universitäts-platz fand am Abend im Hotel „Ro-

tes Haus“ ein Festessen statt. An-hand der Tischordnung sollen diean der Universitätsgründung betei-ligten Personen und Institutionendes NS-Staates vorgestellt und diemachtpolitische Realität des „Füh-rerstaates“ aufgezeigt werden.Dessen „polykratische“ Struktur er-öffnete immer wieder große Hand-lungsspielräume für einzelne Per-sonen, die in Straßburg auch für dieBegehung eines der schrecklichs-ten Verbrechen im Namen der Wis-senschaft, der „jüdischen Skelett-sammlung“ des Anatomieprofes-sors Hirt, ausgenutzt wurde. red

11 Uhr, Geb. B3 1, Raum 2.17

GESCHICHTE

Historiker spricht über Bedeutungvon eher unscheinbaren Quellen

Ob knallbunte Funkenregen beimSilvesterfeuerwerk, Johannisfeuerin der Mittsommernacht oder ge-heimnisvoll schimmernde Glüh-würmchen: Licht fasziniert die Men-schen seit jeher. Welche Rolle dieChemie bei der Erzeugung desLichts spielt, können Zuschauervon 11 bis 12 Uhr beim Vortrag derExperimentalchemie erleben: Pro-fessor Guido Kickelbick und An-dreas Adolf zeigen beispielsweise,wie sich die Farbe einer Flammeverändern lässt, wenn man Metall-salze hineinsprüht, wie Licht durchElektrizität erzeugt wird oder mitwelchen Hilfsmitteln man eine Gur-ke zum Leuchten bringt (Geb. C4 3,Großer Hörsaal der Chemie). Im Ge-bäude nebenan haben die Besu-cher ab 12 Uhr Gelegenheit, lehrrei-che und spektakuläre chemischeVersuche unter Anleitung selbstdurchzuführen (Geb. C4 2, Erdge-schoss, Räume E05 und E06).

Faszinierende Experimente, wiesie auch in der Schule gezeigt wer-den, sind im Schülerlabor NanoBio-Lab zu bestaunen (Gebäude B2 2,Raum -1.21): Von 10 bis 15 Uhr prä-sentieren hier Lehramtsstudentender Chemie ihre Versuche zumChemieunterricht für alle Klassen-

stufen. In einem beeindruckendenExperiment zeigen sie beispiels-weise, wie sich lilafarbene Jodkü-gelchen in einem Glaskolben ganzplötzlich in violetten Dampf verwan-deln, sobald der Kolben erhitzt wird.Das Verdampfen von Feststoffen –die Sublimation – läuft in umgekehr-ter Richtung, sobald der Rundkol-ben abgekühlt wird: Unvermittelt la-gern sich dann Jodkristalle auf demKühlelement ab.

Sie suchen nach neuen Arznei-mitteln gegen bedrohliche Infekti-onskrankheiten oder entwickelnImpfstoffe, die sich wie eine Cremein die Haut einmassieren lassen: dieWissenschaftler des Helmholtz-In-stituts für Pharmazeutische For-schung Saarland (HIPS). Sie arbei-ten eng mit Pharma-Forschern aufder ganzen Welt zusammen. EinenEinblick in das Spektrum ihrer For-schungen gibt Biopharmazie-Pro-fessor Claus-Michael Lehr um 10Uhr in seinem Vortrag „Das HIPSstellt sich vor“. Anschließend führter die Besucher durch die Abteilun-gen und hochmodernen Laboredes neuen Forschungsgebäudes,das erst Ende 2015 eröffnet wurde(Gebäude E8 1, am östlichen Ein-gang des Campus). gs

CHEMIE UND PHARMAZIE

Viel Schall und Rauch: Chemie, dieGurken zum Leuchten bringt

Die Saarbrücker Psychologen kön-nen Wünsche von den Augen able-sen – zumindest fast. Denn wohinwir schauen, wie lange und wie in-tensiv, verrät mehr, als uns bewusstist. „Wir können aus dem Blickver-halten eine ganze Reihe von Rück-schlüssen ziehen, ohne dass unsdie Menschen weitere Auskunft ge-ben. In unserer Forschung wendenwir hierzu das so genannte Eyetra-cking an“, erklärt der PsychologeProfessor Hubert Zimmer. BeimEyetracking zeichnet eine Kameradie Blicke der Probanden auf: DieAugenbewegungen werden er-fasst, am Computer als Punkte oderLinien sichtbar gemacht, und ana-lysiert. „Wir können so beispielswei-se auswerten, wie lange der Be-trachter bestimmte Teile eines Bil-

des anschaut, und daraus schlie-ßen, worauf er seine Aufmerksam-keit richtet, was sein Interesse aufsich zieht und was nicht, und wie in-tensiv er bestimmte Informationenaufnimmt. Indem wir dies erfor-schen, können wir vieles vorhersa-gen, vom besten Platz für Werbung,bis hin zur Antwort auf die Frage, obbestimmte Strategien das Lernenunterstützen können, etwa bei älte-ren Menschen“, sagt Zimmer.

Die Forschungsergebnisse kön-nen helfen, den Alltag zu erleich-tern. „Sie können dazu beitragen,dass Geräte wie Handys und Fern-bedienungen einfacher zu bedie-nen sind: Wenn wir wissen, wo Men-schen welche Information suchenund erwarten, aber nicht finden,können wir zum Beispiel das Designvon Displays anpassen.“

Auch die Weite der Pupille sprichtfür die Saarbrücker Forscherinnen

und Forscher Bände: „Wir könnenhieraus ableiten, wie Menschen ei-ne Information verarbeiten. Da-durch können wir herausfinden,was eine Anleitung besser ver-ständlich macht oder wodurch einGerät leichter bedient werdenkann“, erklärt der Psychologe. Wermehr hierüber erfahren oder selbstan einem Eyetracking-Experimentteilnehmen will, sollte am Tag der of-fenen Tür im Gebäude A2 4 vorbei-schauen: Einblick in die Forschunggewährt Professor Zimmer hier ab10 Uhr im Vortrag „Eyetracking: EinFenster zur Seele? Was Augen überkognitive Prozesse verraten kön-nen“ (Seminarraum 2a).

Von 11 bis 12.30 Uhr und von 13bis 15 Uhr können die Besucher inRaum 2.04 und 2.28 außerdem beieiner spannenden Studie mitma-chen und selbst erfahren, was allesaus den eigenen Blicken abgeleitetwerden kann. Auch in den Bil-dungswissenschaften können Inte-ressierte von 10 bis 17 Uhr in Ge-bäude A4 2 (Raum 5.08) an einerweiteren Eyetracking-Studie teil-nehmen: Hier geht es darum, wie

sich unsere Augen beim Lesen vonTexten oder beim Betrachten vonBildern bewegen. ehr

PSYCHOLOGIE

Forscher verraten, warum ein Blick mehr sagt als tausend WorteAus Augenbewegungen und Pupillenweite können Wissenschaftler viele Rückschlüsse über unser Verhalten ziehen

Kann man an den Augen ablesen,was andere denken? Was verratenBlicke über uns, darüber, was wirwollen oder was uns interessiert?Antworten auf spannende Fragenwie diese finden Wissbegierigeam Tag der offenen Tür in derFachrichtung Psychologie.

FAHRSIMULATION

Gefährliche Verkehrssituatio-nen früh als solche zu erkennen,trägt dazu bei, Unfälle zu ver-meiden. Wer wissen will, welcheGefahren im Verkehr lauern undwie man mit ihnen am bestenumgeht, sollte in der Zeit von 10bis 16 Uhr im Experimentallaborder Bildungswissenschaften inGebäude A4 2 im vierten Ober-geschoss vorbeischauen undbei einer Fahrsimulation mitma-chen. Für Jugendliche ab 16 Jahren,die noch keinen Führerscheinhaben, halten die Wissenschaft-ler etwas Besonderes bereit: Diejungen Teilnehmerinnen undTeilnehmer können an einemeinstündigen Experiment teil-nehmen. Unter allen Teilneh-mern wird ein 25 Euro-Gut-schein verlost.

Mit einer solchen Fahrsimulation können Besucher am Tag der offenen Tür heraus-finden, wie sie Gefahrensituationen besser erkennen können. Foto: Oliver Dietze

Wer kann den besten Papierfliegerfalten? Das wird sich im Grund-schullabor Gofex an der Saar-Unizeigen (Geb. C6 4). Dort gibt es da-zu am Tag der offenen Tür einenWettbewerb und viele Mitmachsta-tionen rund um das Thema Erneuer-bare Energie. Dabei geht es etwaum die Frage, wie man Sonnenener-

gie in Strom umwandelt oder wieaus Wind- und Wasserkraft nutzba-re Energie wird. Kinder im Grund-schulalter und ihre Lehrer könnenaußerdem im Gebäude E 2 4 Spieleund Arbeitsmaterialien für denDeutsch- und Mathematikunterrichttesten. Darüber hinaus bietet dieEntwicklungspsychologie Kindern

auf der Festwiese verschiedeneSpiele an, bei denen knifflige Aufga-ben zu bearbeiten sind.

Auf dem Uni-Campus ist auch fürden Spaß der Kleinsten gesorgt. Aufder zentralen Festwiese wartet eineHüpfburg auf sie. Anschließendkann die ganze Familie gratis mit ei-nem American School Bus zum

„Platz der Informatik“ fahren und un-ter professioneller Aufsicht mit auf-geblasenen Luftballons toben oderSeifenblasen auf die Reise schi-cken. Zum Verschnaufen könnenKinder dort auch Roboter-Vordru-cke mit Buntstiften ausmalen odermit Malkreide direkt auf den Platzder Informatik zeichnen. mey

Am Tag der offenen Tür auch Spaß und Knobeleien für kleine Besucher KINDERPROGRAMM

Am Tag der offenen Tür bietet dasTeam um Professor Franz MarschallHaltungsanalysen an. „Dabei wirdmit einem Lasergerät gemessen, obdie Wirbelsäule im Lot ist“, sagt derTrainingswissenschaftler. Aufbau-end auf den Ergebnissen erfahrendie Besucher, wie sie ihre Haltungim Alltag trainieren können. red

10-12 Uhr, Geb. B8 1

Rücken krumm oder ok?

Auf einer Raumstation, die in massi-ven Problemen steckt, erwachtSpieler Eins aus seinem Kälte-Schlaf. Laut „Uri“, dem allwissen-den Bordcomputer, sinkt das Sau-erstoff-Level bedrohlich. Uri wirddem Spieler helfen, Raumstationwie Mannschaft zu retten: Alles übergesprochene Fragen und Befehle,ohne Joystick und Maus. Uri ver-steht, antwortet mit sympathischerStimme und bringt Spieler Eins inKontakt mit den weiteren Crew-Mit-gliedern: Spieler, die auch in einemanderen Land am Computer sitzenkönnen – Uri spricht Deutsch, Eng-lisch und Französisch.

Das Zusammenspiel der Spielerverschmilzt nahtlos dank der Dia-log-Box, die Computerlinguistender Saar-Uni mit Partnern entwickelthaben. Sprachbarrieren spielen da-bei keine Rolle. „Wir haben für So-nar Silence, so heißt das Spiel, eineneuartige Architekturfür Dialogsysteme auf-gebaut. Sie lässt sichschnell und einfach inComputerspiele integ-rieren. Aber auch beianderen Anwendun-gen kann sie zum Ein-satz kommen: überalldort, wo mehrere Per-sonen in verschiede-nen Sprachen einProblem lösen“, erläu-tert Professor DietrichKlakow.

„Das System in weiteren Spra-chen anzulernen, ist problemlosmöglich“, ergänzt Anna Schmidt,Doktorandin in Klakows Team. DieSprachtechnologen brachten demComputer bei, die Spieler und die

Situationen, in denen sich diese be-finden, zu verstehen, damit Uri weiß,was es an Bord mit einer Luftschleu-se auf sich hat und passendeSchlüsse daraus zieht. Hierzu ha-

ben die Forscher eineVielzahl an Daten undInformationen zusam-mengetragen. „Wir ha-ben auch Tests mitProbanden durchge-führt, um charakteristi-sche Fragetypen zu er-mitteln“, sagt ForscherThomas Kleinbauer.Wie Uri funktioniert, er-klären die Forscher amTag der offenen Türvon 10 bis 15 Uhr an ih-rem Stand vor Gebäu-

de E1 5.

Demo-Video des Computerspie-les „Sonar Silence“: https://www.lsv.uni-saarland.de/in-dex.php?id=71

SPRACHTECHNOLOGIE

Experten reißen Sprachbarrieren einComputerlinguisten entwerfen neuartiges Dialogsystem für Spiele

Dietrich Klakow (l.), Thomas Kleinbauer und Anna Schmidt haben mit Partnern ein Dialog-System entwickelt, das bei Compu-terspielen die Zusammenarbeit von Spielern in verschiedenen Sprachen unterstützt. Foto: Oliver Dietze

„Ok, Google: Wie wird das Wet-ter?“ „Hey Siri! Was koche ichheute“ – Dass Computer uns ver-stehen und wir ihnen Befehle er-teilen können, ist Ergebnis derForschung von Sprachtechnolo-gen. Die Saarbrücker Computer-linguisten spielen hier weltweit inder ersten Liga. Am Tag der offe-nen Tür erklären sie, was sie Neu-es entwickeln.

VON CLAUDIA EHRLICH

Weitere faszinierende Einblicke inihre Forschung geben die Sprach-technologen am Tag der offenenTür von 10 bis 15 Uhr auf dem Platzder Informatik vor Gebäude E1 5:Hier wirbt etwa ein „Modellbau-In-struktor“ um Aufmerksamkeit. Er istdie Antwort der Computerlinguistenauf Wirrwarr und Frust beim Modell-bau: Statt mühsam und zeitraubenddie Einzelteile zusammenzusu-chen, fragt man einfach den Instruk-tor. Er verrät, welches Teil derglückliche Bastler gerade braucht.Damit nichts schief geht, reagiertdas Assistenzsystem auch auf sei-ne Augenbewegungen.

Die Psycholinguistik lädt ein zu ei-nem kleinen Experiment, das nurdrei Minuten dauert: Die Probandenlesen einen kurzen Text und beant-

worten hierzu Fragen. Wie diese Artvon Studie beitragen kann, Sprach-verarbeitung und Kognition zu er-forschen, erklären die Forscher imAnschluss.

Was ein Computer aus Textenaus dem Internet über unsere Weltlernen kann und wo hier die Gren-zen liegen, beantwortet eine Demo,die Studenten erarbeitet haben. Siezeigen auch Ergebnisse aus klei-nen Projekten, wie einen Roboter,mit dem man einfache Unterhaltun-gen führen kann. Wer wissen will,was hinter automatischer Überset-zung und Spracherkennung steckt,was Studenten der Computerlin-guistik lernen oder wie unser GehirnSprache verarbeitet, sollte den Vor-trag „Computerlinguistik – was istdas?“ um 13 Uhr nicht verpassen.

Weitere Angebote derSprachtechnologen im Überblick

„Das System inweiterenSprachenanzulernen, istproblemlosmöglich“Anna Schmidt

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UNI-LEBENCampus Extra, Ausgabe I/2016, Seite 5Montag, 4. Juli 2016

Das Schülerlabor Sinn-Tec im Ge-bäude A5 1 zum Beispiel beschäf-tigt sich mit Sensoren. Jugendlicheerfahren dort, wie heute in vielen All-tagsgegenständen Sensoren ein-gesetzt werden, ohne dass wir unsdessen bewusst sind. Sie stecken inAirbags und Antischleudersyste-men und werden in Handys einge-setzt, etwa um den Bildschirm pas-send auszurichten. Die Jugendli-chen können außerdem im Labor ei-nen Kippschalter löten. Gleich ne-benan im Schülerlabor EnerTec ler-nen Schüler, wie Energie aus erneu-erbaren Energiequellen übertra-gen, umgewandelt und gespeichertwird. So kann man dort beispiels-weise die ideale Flügelform einesWindrades konstruieren oder dieProzesse in einer Solarzelle nach-vollziehen, wenn Sonnenenergie inStrom umgewandelt wird.

Im Schülerlabor der Materialwis-senschaft (SAM) werden Experi-

mente rund um das Handyrecyclingangeboten (Geb. D3 3, 11.15 bis12.45 Uhr). Rund 100 Millionen ge-brauchte Handys liegen in Deutsch-lands Schubladen. Jedes enthältSpuren von Gold und Silber, etlicheGramm Kupfer und Seltene Erden.Warum diese Wertstoffe in den Pro-duktkreislauf gehören, erfahren Ju-

gendliche am Tag der offenen Tür.Sie zerlegen dort alte Handys undanalysieren die Inhaltsstoffe mit Hil-fe von Magneten, Mikroskopen undRöntgengeräten. Ganz nebenbeilernen sie darüber Methoden derMaterialwissenschaft und Werk-stofftechnik kennen.

Im Schülerlabor NanoBioLab

(Geb. B2 2) geht es um chemischePhänomene, die in Experimentensichtbar gemacht werden. Die Lehr-amtsstudenten der Saar-Uni stehendabei Schülern und auch den Elternzur Seite und führen sie in die Weltder Chemie ein.

In dem Schülerlabor erhalten dieLehramtsstudenten außerdemselbst eine praxisnahe und an Ex-perimenten orientierte Ausbildung.Sie können dafür gemeinsam mitden Schülern eine Laborausstat-tung nutzen, die deutlich besser istals an den meisten Schulen.

Wer wissen will, was ein Donut,ein Kühlturm und ein Schwalben-schwanz gemeinsam haben, solltedie Mathematiker an Info-Ständenauf dem „Platz der Informatik“ (zwi-schen Geb. E1 1 und E1 5) besu-chen. Anhand von Modellen ausdem 3-D-Drucker kann man dort die„Vielfachheit und Schönheit“ algeb-raischer Flächen und Kurven erfor-schen. Mit Hilfe einer Visualisie-rungssoftware können Interessierteaußerdem eigene Kurven und Flä-chen basteln. Für Grundschulkin-der und die ganz Kleinen gibt es am9. Juli eigene Mitmachangebote(siehe Artikel S. 4).

www.saarlab.de

MITMACHANGEBOT

Experimentieren in den SchülerlaborenAm Tag der offenen Tür können junge Besucher in den Schülerlaboren erfahren, wie viel Gold in Handys steckt

Im Schülerlabor der Materialwissenschaft können die Besucher erkunden, welcheRohstoffe sich in ausgedienten Handys befinden. Foto: Oliver Dietze

VON FRIEDERIKE MEYER ZU TITTINGDORF

An der Saar-Uni gibt es rund einDutzend Schülerlabore, in denenJugendliche experimentieren kön-nen. Am 9. Juli öffnen einige da-von ihre Türen.

„14. Februar ist Valentin’stag“,prangt es unübersehbar auf demmit Herzen verzierten Werbebannervor einem Blumenladen. Auf der Fa-cebookseite „Deppenapostroph“amüsieren sich 346 der rund 7 500Fans der Seite über das Bild. EinNutzer schreibt: „Immer wenn manglaubt, die höchstmögliche Inkom-petenz sei erreicht, findet sich trotz-dem noch jemand, der es nochschlechter kann.“

Ingo Reich kennt solche Beispielein Hülle und Fülle. Am Tag der offe-nen Tür wird der Professor für Neue-re Deutsche Sprachwissenschaftgemeinsam mit seinen MitarbeiternNele Hartung und Philipp Rauth„Sprachliche Kuriositäten“ vorstel-len, darunter auch Beispiele in derArt des „Valentin’stages“. „Geradein den sozialen Netzwerken ist esbeliebt, vermeintliche Recht-schreibfehler anderer Nutzer zukorrigieren“, erklärt Philipp Rauth.„Dabei machen sich viele über dieFehler lustig, obwohl die Leute oftselbst wenig Ahnung von Sprach-wissenschaft haben“, stellt der Ger-manist fest.

Denn wo der „Valentin’stag“ zwei-felsohne ein Fehler ist, liegen dieselbsternannten Sprachwächter inanderen Fällen mit ihrer Häme da-neben. Beispiele wie „Gabi’s Näh-stübchen“ gewinnen zwar keineGrammatik-Schönheitspreise,grundsätzlich falsch seien sie nachder letzten Rechtschreibreformaber nicht mehr, konstatiert IngoReich. „Wenn es etwa darum geht,den Namen eines Geschäfts her-vorzuheben, darf man diesen Apo-stroph inzwischen durchaus set-

zen“, sagt der Experte. In der Präsentation der Wissen-

schaftler, deren Besucher zum hei-teren Fehler-Erraten eingeladensind, geht es darüber hinaus auchum „Saarlandismen“. Darunter ver-stehen die Fachleute grammati-sche Eigenheiten, die für die saar-ländischen Dialekte charakteris-tisch sind und die besonders dannauffallen, wenn Saarländer insHochdeutsche wechseln. „Holdoch eine Tablette“, wäre demnachein guter Rat für einen Hannovera-ner Freund, der unter Kopfschmer-zen leidet. Wenn der saarländischeFilius vor seinen hessischen Studi-enkollegen mit dem Wohlstand derEltern prahlen will, wird er vielleichtauch damit angeben, dass „meineEltern sich ein neuer Mercedes ge-kauft“ haben.

Im Zweifel sollte man sich einfachauf seine Intuition verlassen. „DenUnterschied zwischen Kinder- undRinderschnitzel kennen wir natür-lich“, erklärt Nele Hartung. Zwar seidieser Unterschied nicht an derWortbildung zu erkennen. „Aber wirwissen aus unserem Kulturkreis,dass wir keine Kinder, sondern Rin-der essen“, sagt sie. Ingo Reich er-gänzt: „Das Beispiel zeigt, dass wirintuitiv eigentlich einen recht gutenZugriff auf die Sprache haben.“

Bei der Intuition ist es aber wie mitvielen Dingen: Der eine hat etwasmehr davon, der andere eher weni-ger. Der Blumenladen, der den „Va-lentin’stag“ bewirbt, hat mit den Blu-men hoffentlich ein besseres Händ-chen als mit Buchstaben. moh

9. Juli, 12 Uhr, Geb. C5 3, R. 2.06

GERMANISTIK

Germanisten erklären dieHintergründe des Deppenapostrophs

„So viele Abschiede diese Wocheund es ist noch lange nicht vorbei!“Auf einer Fotocollage zu diesemBlog-Eintrag vom 29. Mai lachenAnnika Wahl und ihre Freunde ausWarwick dem Leser entgegen. ImJuni endete Annikas Erasmus-Stu-dienzeit in England. Die Notizen inihrem Internet-Tagebuch auf derWebseite „studieren weltweit“, wosie bunte und persönliche Einblickein ihr Leben in England gab, wurdenschon Wochen vorher wehmütig.Der Abschied fiel ihr sichtlichschwer. „Ich konnte kaum glauben,dass es so schnell vorbeigegangenist“, erzählt sie.

Die 23-Jährige, die an der Saar-Uni Jura studiert, darf sich bald Eu-ro-Juristin nennen und den Titel„Master2“ tragen. Hierfür studiertesie im französischen Lille und inWarwick. „Nach dem Abi hatte ichein Freiwilliges Soziales Jahr in Lilleeingelegt und dort an einer Grund-schule gearbeitet. Seitdem hat mich

ein starkes Fernweh gepackt. Ichbin mit dem Auslandsjahr-Virus infi-ziert“, sagt sie. Da kam das Lille-Warwick-Programm gerade recht.„Gleich zwei Auslandsaufenthalte.Da war mir klar: Da muss ich mitma-chen. Lille ist mir ans Herz gewach-sen und England konnte ich neuentdecken.“ Obwohl es nicht ihrerster Auslandsaufenthalt war,plagten Annika Ängste. „Was, wennich in der Vorlesung nicht mitkom-me, keine Freunde finde, alles Ge-lernte zum deut-schen Rechtvergesse oderdas Leben zu-hause ohnemich weiter-geht?“, fragt sie.

Es sind dieseÄngste, die vieleStudenten vonihrem Glück imAusland abhalten. „Wir haben hierso viele Möglichkeiten, so viele Part-ner-Unis in aller Welt, dass jeder Ju-rastudent die Chance nutzen soll-te“, sagt Maria Cristina Sparapani-Pelster. Sie berät und betreut Stu-denten im Jura-„Auslandsbüro“.„Eine Zeit im Ausland ist so berei-chernd, die Studenten erweitern ih-ren Horizont in jeder Hinsicht, ge-winnen an Selbstbewusstsein undLebenserfahrung, an Kompeten-zen, die prägen.“ Die gebürtige Ita-lienerin studierte und arbeitete inden USA, Frankreich und Spanienund weiß aus eigener Erfahrung,

wovon sie spricht. Auch Annika Wahl kann bestäti-

gen: „Man wird selbstständiger undselbstbewusster und merkt, dassman viel mehr kann, als man vorherdachte.“ Professor Tiziana Chiusi,Auslandsbeauftragte der Fakultät,führt weitere Vorteile an: „Für dasErasmus-Studium fallen keine Stu-diengebühren an, davon könnenEngländer nur träumen. Es gibt einefinanzielle Förderung, der Frei-schuss zum Jura-Staatsexamen

verschiebt sichnach hinten. Al-so alle Wegesind frei, und beizwei Program-men gibt es so-gar noch einenakademischenTitel dazu.“

Es lohnt sichalso, die Ängste

zu überwinden. „Die sind meist oh-nehin unbegründet“, sagt AnnikaWahl. „Es ist relativ leicht, an der UniLeute kennen zu lernen. Ins Engli-sche bin ich gut reingekommen,das kommt von allein, wenn manden ganzen Tag Englisch hört, liestund spricht. Man entwickelt sichselbst extrem weiter. Zuhause da-gegen scheint die Zeit stillzustehen,alle gehen ihrem Alltag nach. In denFerien hab ich gemerkt: Bei gutenFreunden ist es egal, ob man sichein paar Monate nicht gesehen hat“,erzählt sie.

Die Zusatzqualifikation macht

sich im Lebenslauf gut: Wer nebendem deutschen Recht auch mit denRechtsordnungen und -kulturenEnglands und Frankreichs vertrautist, hat gute Karten. „In vielen Stel-lenausschreibungen wird heuteAuslandserfahrung verlangt“, merktTiziana Chiusi an. Auch die Erfah-rung an einer anderen Uni zu stu-dieren, ist spannend. „Jeder hat ei-nen persönlichen Tutor, der auf ei-nen zukommt, und fragt, wie manzurechtkommt. Es wird viel in Klein-gruppen unterrichtet und diskutiert.Zu jedem erdenklichen Hobby gibtes eine Society. Ich bin dem Blas-orchester beigetreten“, berichtetAnnika Wahl. Sie engagierte sichehrenamtlich auch für behinderteJugendliche.

Die Prüfungen am Ende des Tri-mesters hat sie gemeistert undauch der Spaß kam nicht zu kurz.„Ich habe interessante Menschenaus aller Welt kennen gelernt. Undich habe viel von England gesehen.Warwick liegt ziemlich in der Mitteund ist idealer Ausgangspunkt fürReisen auf die ganze Insel.“ AnnikaWahl betont: „Ich kann jedem ansHerz legen, ins Ausland zu gehen.“Also: Nur Mut, da draußen wartetdas Abenteuer.

https://www.studieren-welt-weit.de/welt-erleben/annika-wahl/www.uni-saarland.de/auslands-buero-jurawww.uni-saarland.de/io

Annika Wahlan einem ihrer„absolutenLieblingsorte“in England:Warwick Cast-le Foto: AnnikaWahl

STUDIUM IN ENGLAND

Als Jura-Student ins Ausland? Na klar!Annika Wahl verbrachte im Studium einige Zeit im französischen Lille und im englischen Warwick

Eine Zeit lang im Ausland zu stu-dieren macht reicher: an Erfahrun-gen, an Freunden, an Lebenslust.Und es zahlt sich bei der Jobsucheaus. Mit über 550 Partner-Unisweltweit stehen Studenten derSaar-Uni die Wege offen. Alleindie Juristen pflegen 65 internatio-nale Partnerschaften. Trotzdemsind noch zu viele Jura-Studenteneher heimatverbunden.

VON CLAUDIA EHRLICH

„Man wird selbstständigerund selbstbewusster undmerkt, dass man viel mehrkann, als man vorher dachte.“Annika Wahl

Getränkekästen, Picknickkörbe,gestrauchelte Wanderer: Ein Boller-wagen kann es bei Ausflügen insich haben. Geht es dann auchnoch bergauf, wird der Wagenschnell zur Last.

Der Prototyp, den ein vierköpfi-ges Studententeam der Saar-Uniam Lehrstuhl für Antriebstechnikvon Matthias Nienhaus entwickelthat, sorgt dafür, dass der Spaß aufder Tour ungetrübt bleibt. Ihr Boller-wagen denkt mit. „Die Elektromoto-ren in den Rädern sorgen für dennötigen Anschub“, sagt StudentMatthias Hoffmann.

Schon im Bachelorstudium tüftelnangehende Ingenieure an der Saar-Uni an Forschungsprojekten. DieLehrstühle bieten im StudienfachSystems Engineering Themen ausihren Schwerpunkten an, etwa Ro-boter, die rennen, fliegen oder rie-chen können. Die Studenten lernenso, knifflige Fragen zu lösen, Hin-dernisse zu überwinden und sieentwickeln ihre Kreationen von derIdee bis zum Prototyp. Am Lehrstuhlvon Professor Nienhaus dreht sichalles um Antriebe. „Wir machen denMotor selbst zum Sensor“, erläutertNienhaus. „Wir erforschen, wie wiraus dem Motor Daten gewinnen, diewir nutzen, um den Antrieb anzu-steuern oder um zu überwachen, ober funktioniert.“

Und hier lag auch die sportlicheAufgabe der Studenten beim Boller-wagen-Projekt. Sie bauten Rädermit Nabenmotor der Firma Wellgoan den Wagen, mit der Nienhauszusammenarbeitet. „Ganz ohneSensoren, nur durch Messdatenaus den Motoren weiß der Wagen,wie die Räder stehen und mit wel-cher Kraft die Antriebe laufen“, er-klärt Student Matthias Hoffmann.Die Messdaten laufen in einem Mi-crocontroller an der Unterseite desWagens ein. Auch der Griff des Ge-fährts gibt Informationen dorthinweiter. „Über einen Sensor erkenntder Griff, wie stark an ihm gezogenwird und in welchem Winkel er da-bei steht. Der Microcontroller steu-ert alle Räder automatisch einzelnan“, erklärt Student Sergej Fabich.

Blitzschnell berechnet die Elekt-ronik, ob die Elektromotoren sicheinschalten sollten und wenn ja, mitwelcher Leistung. Wissenschaftleraus Nienhaus Team begleiteten dieStudenten bei ihrer Arbeit. „Uns istwichtig, dass sie selbstständig Lö-

sungen entwickeln. Wenn sie eige-ne Schlüsse ziehen, lernen sie ammeisten. Wir sind bei Fragen da undhelfen im richtigen Moment weiter“,sagt Ingenieur Robert Schwartz,wissenschaftlicher Mitarbeiter vonProfessor Nienhaus. „Wir sind an-fangs auch mal im Dunkeln getappt.Das war eine wertvolle Erfahrung,wie es ist, nicht nur nach Vorgabezu arbeiten, sondern selbst zu for-schen“, sagt Matthias Hoffmann.„Die Betreuung am Lehrstuhl warsehr gut“, stellt auch Sergej Fabichfest. „Auch bei der Arbeit im Teamlernt man viel dazu.“ ehr

9. Juli, 10 bis 17 Uhr Geb. E2 9

Studenten tunen Bollerwagen

Das Team von Professor Nienhaus (2.v.r.) beim Test des Prototypen. Foto: ehr

AUF EINEN BLICK

Vorträge gibt es in GebäudeE2 9, Raum 007: Professor Mat-thias Nienhaus eröffnet um10.30 Uhr Einblicke in „Phanta-sie und Realität – Elektrische An-triebe im menschlichen Körper“.Professor Michael Vielhaberstellt um 11.30 und 14.30 Uhr dieneuen Bachelor- und Masterstu-diengänge Systems Enginee-ring vor. Wie können Maschinenund Anlagen vorausschauendgewartet werden? Dieser Fragegeht Professor Andreas Schützeum 12.30 Uhr nach. Am Info-stand der Ingenieurwissen-schaften vor dem Campus Cen-ter (A4 4) gibt es ganztags Infosrund um Schülerangebote undStudiengänge. Technik, die begeistert gibt esab 10 Uhr im Foyer von Gebäu-de E2 9 vor Raum 007: Hier er-fahren Interessierte, wie Senso-ren Bewegungen erfassen, dieQualität von Öl messen oderSchadstoffe erschnuppern.Auch wer wissen will, wie Styro-porkugeln durch Ultraschallschweben, ist hier richtig. ehr

TECHNIK

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UNI-LEBEN Campus Extra, Ausgabe I/2016, Seite 6Montag, 4. Juli 2016

jedenfalls nicht körperlich. Aber inihrer Vorstellung, denn die Literatur-wissenschaftlerin ist gerade dabei,über die Wildnis zu lesen. Sie wühltsich durch literarische Texte, in de-nen es um blühendeNaturräume und ihrezahlreichen Bewohnergeht. Claudia Schmittstudiert literarischeWerke aus ökokriti-scher Sicht. Sie prüft,welche Ideen zurNachhaltigkeit auftau-chen, schaut genauhin, welche Ökosyste-me vorkommen undwie die nicht-menschli-chen Wesen darin le-ben und was sie be-wegt. Literatur undÖkologie ist einer ihrerForschungsschwer-punkte. So hat sie zum Beispiel ei-nen Aufsatz über zwei Texte ge-schrieben, die ganz und gar aus derPerspektive von Vögeln verfasstsind. Ebenso wie Menschen erle-ben sie Schicksalsschläge wie dieZerstörung des eigenen Nests.

„Komparatistik, also vergleichen-

Als Lehrkraft für besondere Aufga-ben in der Fachrichtung Germanis-tik am Lehrstuhl für Allgemeine undVergleichende Literaturwissen-schaft an der Saar-Uni weiß ClaudiaSchmitt, wie vielfältig die Literatur-wissenschaft ist – und wie viel Neu-es es hier zu entdecken und zu er-forschen gibt. Zum Beispiel dieWildnis: ungezähmt, unzivilisiert,voll von Tieren, klein und groß, dieauf dem Boden, auf den Bäumen,am Himmel und im Wasser herum-wimmeln. In der Mitte: Ein Literatur-wissenschaftler. Was tut er dort,oder in unserem Fall: Was treibt siedort? Nun, da ist sie nicht wirklich,

de Literaturwissenschaft, ist ein ab-solutes Geheimtipp-Fach“, erzähltClaudia Schmitt, die selbst bereitsals Studentin am Lehrstuhl für Allge-meine und Vergleichende Literatur-

wissenschaft gearbei-tet hat. „Da es keinSchulfach ist, kennenes viele Studentennicht und wissen nicht,dass wir hier nicht ein-fach nur deutsche Lite-ratur lesen, sondernuns Werke aus derganzen Welt vorneh-men. Wir beschäftigenuns mit ihrem Kontextund setzen sie in Be-ziehung zueinander.Literatur auf ihren öko-logischen Gehalt hinzu prüfen, ist nur einevon vielen Möglichkei-

ten, die Texte zu analysieren.“ Sowürden, laut Schmitt, Studentenheutzutage zunehmend mit Litera-tur in anderen, oftmals digitalen Me-dien arbeiten. Ob Drehbuch, TV-Se-rie, Graphic Novel oder im Internet –überall finden Studenten neue Mög-lichkeiten, Texte zu ergründen.

„Gerade der digitale Bereich bie-tet viel Innovationspotenzial für dieZukunft“, sagt Schmitt. „Hier unter-suchen Studenten zum Beispiel,wie sich in einem Film im Vergleichzum Buch die Erzähltechnik verän-dert. Oder sie schauen sich an, wieein Film nachwirkt, wie die Welt da-rin aufgebaut ist und wie er von ver-schiedenen Kulturen rezipiert wird.“

Doch nicht nur Ökologie und Filmstehen in der Komparatistik auf demStudienplan. In diesem Semesterbietet Claudia Schmitt beispielswei-se das Seminar „Die Schönheit desHässlichen“ an. Dort diskutieren dieStudenten darüber, was sie als äs-thetisch empfinden, was sie abstößtund vor allem, warum sie so urteilen.Auf der Leseliste stehen neben Os-car Wildes „Das Bildnis des DorianGray“ auch Texte wie „Das Phantomder Oper“ des französischenSchriftstellers Gaston Leroux, waskein Zufall ist. Denn durch die Ver-ankerung der Saar-Uni in der Groß-region nah an Luxemburg undFrankreich ist auch die französischeLiteratur in der Komparatistik eingern behandeltes Thema.

Bleibt nur noch die Frage, was

Studenten eigentlich für diesesFach mitbringen sollen? „’Gerne le-sen’ wäre die Standardantwort.Aber eigentlich geht es darum, sichden Texten zu stellen, Offenheit fürandere Kulturen und Denkweisenzu zeigen und sich mit grundsätzli-chen Fragestellungen der Mensch-heit auseinanderzusetzen“, sagtClaudia Schmitt.

Claudia Schmitt forschtim Bereich "Literaturund Ökologie" an derUniversität des Saarlan-des. Foto: Oliver Dietze

KOMPARATISTIK

Was hat Literaturwissenschaft mit Ökologie zu tun? Claudia Schmitt analysiert mit Studenten neben Büchern auch TV-Serien und Online-Medien

AUF EINEN BLICK

Claudia Schmitt hält am Tagder offenen Tür einen Vortragüber „Literarische Zukunftsvi-sionen”. Sie vergleicht darin dreiKlassiker der Literaturgeschich-te miteinander: H.G. Wells “Zeit-maschine”, Pierre Boulles “Pla-net der Affen” und Bernard Wer-bers “Die Ameisen”. ClaudiaSchmitt erläutert unter anderem,was an diesen Geschichten Sci-ence Fiction, was Utopie ist. Au-ßerdem schaut sie sich an, wiedie Romanvorlagen in Filmenund Comics umgesetzt wurden(14 Uhr, Geb. C5 3, 4. OG, Raum425).

VON JANA BURNIKEL

„Eigentlich gehtes darum, sichden Texten zustellen, Offenheitfür andereKulturen undDenkweisen zuzeigen.“Claudia Schmitt

Wer Literaturwissenschaft stu-diert, der schmökert vor allem inKlassikern der Weltliteratur,nimmt sich dazwischen Interpre-tationen vor, liest auch mal ein Co-micbuch. So jedenfalls stellen sichviele den typischen Literatur-Stu-denten vor. Dass noch viel Span-nenderes in diesem Fach steckt,kann jeder erfahren, der mit Clau-dia Schmitt spricht.

Warum lässt sich Spinnenseidekaum zerreißen? Und was machtMuschelschalen so hart? Material-forscher der Saar-Uni lassen sichvon Vorbildern in der Natur inspirie-ren, um neue Werkstoffe zu entwi-ckeln. Am Tag der offenen Tür zei-gen sie, wie der Lotus-Effekt dabeihilft, dass Schmutz und Wasser anOberflächen abperlen.

Am Rasterelektronenmikroskopkönnen Besucher zudem einenBlick ins Innere von Materialien wer-fen. Am Beispiel von Turbinenwerk-stoffen, Stählen und einem Fliegen-auge erläutern die Forscher, wassie aus deren Strukturen in Nanodi-mensionen ablesen können. Dabeigeht es auch um die Frage, wie langein Flugzeug ohne Risiko genutztwerden kann (Geb. D2 2). Außer-dem gibt es Infos zu den Studien-gängen der Materialwissenschaftund Werkstofftechnik (ab 10.30 Uhr,Geb. D3 3).

Mit Rissen in Werkstoffen be-schäftigen sich auch Forscher amFraunhofer-Institut für Zerstörungs-freie Prüfverfahren. Sie untersu-chen Bauten wie die Fechinger Tal-brücke, um frühzeitig festzustellen,wann diese saniert werden müssen(Infostand, Festwiese). Die Wissen-schaftler am Leibniz-Institut fürNeue Materialien präsentieren neueMethoden der Energiespeiche-rung, Wasseraufbereitung und Ex-perimente (Geb. D2 2). mey

Materialforschung:Natur als Vorbild

Selten wurden die amerikanischenPräsidentschaftswahlen inDeutschland so intensiv wahrge-nommen. Dies liegt zum einen da-ran, dass der bisherigen Amtsinha-ber Barack Obama nach acht Jah-ren nicht mehr kandidieren darf, sodass beide Parteien – Republikanerund Demokraten – neue Vertreter inden Wahlkampf schicken können,zum anderen aber auch an derKonstellation der Kandidaten: Derjenseits des politischen Establish-ments aufgestiegene DonaldTrump und die frühere Außenminis-terin Hillary Clinton, Ehefrau desehemaligen Präsidenten Bill Clin-ton, stehen sich als Repräsentantenunversöhnlicher Lager gegenüber.Über die Besonderheiten diesesWahlkampfs spricht am Tag der of-fenen Tür ein Kenner der Materie:Dr. Bruno von Lutz, Direktor desDeutsch-Amerikanischen InstitutsSaarbrücken.

Donald Trump, umstritten wegenseiner populistischen Äußerungen,agiert gegen eine Kandidatin, diezwar eine erfahrene Politikerin ist,aber noch einige politische Altlas-ten abzuarbeiten hat. Amerikani-sche Zeitungen schreiben, dass in

diesem Wahlkampf die beiden un-beliebtesten Kandidaten in derWahlkampfgeschichte antreten.

Der Vortrag wird das komplizierteWahlsystem auch in seiner ge-schichtlichen Entwicklung darstel-len und zeigen, wie sich das „shootout“ der Kandidaten alle vier Jahrewieder neu herauskristallisierenkann. red

14 Uhr, Geb. B2 1, R. 1.17

AMERIKA

Die US-Wahlen 2016: Hintergründeund Entwicklungen

Mit Trump gegen Clinton treten zwei derunbeliebtesten Kandidaten der US-Ge-schichte gegeneinander an. So sehen eseinige US-Medien. Foto: dpa

„Das alles und noch viel mehr würdich machen, wenn ich König vonDeutschland wär“: Rio Reiser singtin „König von Deutschland“ seineFantasie heraus, wie Deutschlandunter seiner allmächtigen Königs-herrschaft aussehen würde. DasLied, das seine Zeit, die 80er Jahre,aufs Korn nimmt, würde vor Histori-kern allerdings nicht wirklich beste-hen können. Denn Könige des Mit-telalters waren keineswegs all-mächtige Herrscher, wie CarstenGeimer am Tag der offenen Tür inseinem Vortrag „Die Macht des Kö-nigs“ erklären wird.

Das mittelalterliche Königtum, zu-mal der König des Heiligen Römi-schen Reiches, war ein Herrscher,der viele Interessen im Blick habenmusste, um seine Herrschaft zu si-chern und seine Macht zu erhalten.„Im Gegensatz zum englischen undfranzösischen König war der deut-sche König ein gewählter Herr-scher“, erklärt Carsten Geimer. Die-ser Umstand verleiht ihm zwar ei-nerseits eine besondere Legitimati-on, gleichzeitig macht sich der Kö-nig damit aber auch abhängig von

seinen Wählern, den Kurfürsten.Damit wurden sie zu mächtigenLandesfürsten, ohne deren Unter-stützung der König kaum handelnkann. Dies konnte bisweilen auch inder Absetzung eines Königs enden,wie 1298 im Fall von König Adolf vonNassau. Einer seiner Vorgänger,Heinrich V., musste 1124 einenFeldzug nach Frankreich abbre-chen, weil zu wenige Fürsten sei-nem Aufruf gefolgt sind.

„Ein starker König braucht alsoKonsens, um zu regieren“, stelltCarsten Geimer fest. Und diesenKonsens stellen nicht wenige Köni-ge dadurch her, dass sie sich dieStimmen der Kurfürsten kaufen. EinReichsgut hier, ein einträglichesAmt da, und schon sitzt man aufdem Thron. Gingen die Lehen nachdem Tod des Landesherren an-fangs wieder zurück an die Krone,setzte sich im Laufe der Jahrhun-

derte die Gewohnheit durch, dasLehen an den Sohn zu vererben.Damit war ein verschenktes Lehenfür den König ein für alle Mal weg.Was nach einem einfachen Prinzipklingt, hat über die Jahrhunderte fa-tale Konsequenzen für das König-tum im Heiligen Römischen Reich.„Irgendwann ist dann der Punkt er-reicht, an dem das deutsche König-tum nichts mehr Substanzielles be-sitzt“, sagt Carsten Geimer. Auchdas ist einer der Gründe, warum amEnde des Mittelalters die Habsbur-ger mit ausgedehnten Ländereienim Familienbesitz über Jahrhunder-te den deutschen König stellen. Esgab schlicht kaum mehr Kandida-ten, die sich die Königswürde leis-ten konnten.

Von Allmacht konnten die mittelal-terlichen Könige also nur träumen.Und auch reich waren sie zumin-dest nie in dem Maße, dass sie sichnicht ums Geld hätten sorgen müss-ten. „Ich hätte zweihundert Schlös-ser, und wär nie mehr pleite“, singtRio Reiser. Auch damit hätte er da-nebengelegen, zumindest am Endedes Deutschen Reiches.

11.30 Uhr, Geb. B3 1, R. 2.17

GESCHICHTE

Allmächtiger? Von wegen... Mittelalterliche Könige waren keineswegs absolute Herrscher, wie ein Vortrag am Tag der offenen Tür zeigt

VON THORSTEN MOHR

Mittelalterliche Könige, zumal deutsche, mussten sich mit mächtigen Männern imReich einig sein, um selbst zu machtvollen Herrschern zu werden. Ein König, hinterdem die Fürsten nicht standen, hatte wenig Handlungsspielraum. Foto: fotolia

Wie setzen Lehrer Smartphone,Tablet und Whiteboard mit Erfolg imUnterricht ein? Wie gehen Kinder,Jugendliche und Erwachsene rich-tig und vernünftig mit digitalen Me-dien um? Was bringen sie für dasLebenslange Lernen? Um dieseFragen geht es am 16. Novemberauf dem Tag der „Digitalen Bildungfür alle“. In digitale Erlebniswelteneintauchen, auf einem „Markt derMöglichkeiten“ neue Trends wie„Virtual-Reality“- oder Daten-Brillenausprobieren: Dies und vieles mehrkönnen Groß und Klein von 9 bis 17Uhr auf dem Saarbrücker Campus(Geb. E2 2).

Die Veranstaltung findet beglei-tend zum Nationalen IT-Gipfel statt,der in diesem Jahr in Saarbrückenunter dem Schwerpunktthema „Di-gitalisierung und Bildung“ steht. ImRahmen des Begleitprogrammsder saarländischen Landesregie-rung veranstaltet die Saar-Uni denTag der „Digitalen Bildung für alle“in Kooperation mit der BDA/BDI-Ini-tiative MINT Zukunft schaffen e.V.,dem Nationalen MINT-Forum, derStaatskanzlei sowie dem Bildungs-ministerium. ehr

Digitale Bildungfür alle

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FORSCHUNG/STUDIUMCampus Extra, Ausgabe I/2016, Seite 7Montag, 4. Juli 2016

Warum sind an manch altem Ge-mäuer in englischen oder italieni-schen Altstädten die Fenster auchder oberen Stockwerke vergittert?Wolfgang Behringers Antwort:„Fußball! Die Bewohner zu Renais-sance-Zeiten hatten ihre Erfahrung

damit. Sie wolltendie teuren Fenster-gläser schützen.“Fußball ist älter, alsman vielleichtdenkt. Zwar ist erkeine antike olym-pische Disziplin.Aber ProfessorBehringer hat in un-zähligen Briefen,Tagebüchern und

Memoiren Nachweise gefunden,die bis ins Mittelalter reichen. „Quel-len aus dem Mittelalter nennen nurBallspiele, ohne weitere Unter-scheidung. Diese waren generellsehr beliebt. Etwa das dem Volley-ball ähnliche Pallone, das inDeutschland und Italien die popu-lärste Sportart war. Als die Quellenfür den Fußball einsetzen, gibt esihn schon, so dass man über seineAnfänge nur spekulieren kann. Dervielleicht älteste Nachweis stammtaus dem Jahr 1137: Es handelt sichum einen Bericht vom Tod einesJungen, der beim Fußballspiel inEngland starb“, erklärt der Histori-ker, der an der Saar-Uni lehrt undunter anderem die Kulturgeschich-te des Sports erforscht.

Ab dem Spätmittelalter warenEngland, Italien und Frankreich dieFußball-Hochburgen. Ein Spiel dau-erte oft so lange es hell war, vonmorgens bis zum Einbruch der Dun-kelheit. Das Spielfeld konnte kilo-meterlang sein. Stadttore dientenan manchen Tagen als Tor. Fa-schingsdienstag und Aschermitt-

woch etwa waren beliebte Terminefür große Fußballturniere. Die Zahlder Spieler war nicht begrenzt undzimperlich ging es auch nicht zu.„Mord und Totschlag waren verbo-ten, sonst war der Körpereinsatznicht groß beschränkt. Massenrau-fereien und Tote waren nicht selten– auch Blutrache nach solchen Vor-

fällen ist bekannt.“ Und so wurde der Fußball des Öf-

teren verboten: zwischen 1314 und1667 insgesamt 30 Mal.

In Italien traten ganze Dörfer undStadtviertel gegeneinander an. „DieMedici, die selbst spielten, erhobenden Calcio in der Renaissance zuihrem Markenzeichen, machten ihn

in Florenz zum Nationalsport“, er-klärt Behringer. Sie pflegten einegalantere Spielart. Zwar immernoch recht grob, aber mit genauenRegeln, versuchten die 27 Spielereiner Mannschaft das gegnerischeZelt-Tor zu treffen. Der Ball, so eineQuelle aus dem Jahr 1625, war ausweißem Leder und mit Luft gefüllt.

„Regelmäßig fanden Spiele etwaauf der Piazza Santa Croce statt,was große Zuschauermassen an-zog. Große Calcios wurden zu jederGelegenheit veranstaltet, etwa beiStaatsbesuchen, Hochzeiten oderan Festtagen“, sagt Wolfgang Beh-ringer.

Im Winter verlegten die Florenti-ner das Spiel kurzerhand aufs Eis –so geschehen 1491, als der Arnozufror. „Ebene, nicht zugebaute Flä-chen ohne Wälder waren selten, dawurde die freie Eisfläche sofort zumFußballplatz erklärt“, erläutert er.

Und Deutschland? „Deutsch-lands Fußballtradition ist eher jung“,erklärt er. Hier waren andere Ball-spiele beliebter, bei denen aberauch der Fuß zum Einsatz kam wiebeim Pallone. Die Spieler musstenverhindern, dass der Ball auf denBoden fiel. In dieser Hinsicht könnteder sportliche Herzog WolfgangWilhelm von Pfalz-Neuburg im 16.Jahrhundert hierzulande als einerder ersten verbürgten Fußballer gel-ten. „In seinen Tagebüchern findetsich fast täglich der Eintrag ‚nach-mittags Pallone’“, sagt Behringer.

Der Fußball in seiner heutigenForm entstand 1863: „In Englandwurde er Schulsport. Im Zuge des-sen begrenzte man die Spielerzahlauf elf und formulierte Spielregeln.Der kampforientierte Football wur-de in Rugby umbenannt“, erläuterter. Ab den 1890er Jahren packteauch Deutschland dann endgültigdas Fußball-Fieber, viele Vereinewurden gegründet. Im Vergleichzum Ur-Fußball spielen auch sierecht sittsam. Jedenfalls: Wird nachdem nächsten Foul beklagt, Fußballsei heute brutal wie nie, kann ge-trost berichtigt werden: harmlos imVergleich zum Mittelalter.

Wolfgang Behringer: Kulturge-schichte des Sports. Vom antikenOlympia bis ins 21.Jahrhundert;C.H. Beck.

GESCHICHTE

Schon im Mittelalter wurde beim Fußball hart gekämpftMassenraufereien, Tote, Blutrache: Vor einigen Hundert Jahren ging es im Fußball nicht zimperlich zu – Wolfgang Behringer hat die Ursprünge des Sports erforscht

In Florenz findet alljährlich auf der Piazza Santa Croce der "Calcio Storico" („historischer Fußball“) statt. Wie vor Jahrhunderten geht es bei dem Turnier in historischenKostümen handfest zur Sache – Schwerverletzte sind keine Seltenheit. Foto: Ilaria Vangi, VisitFlorence.com

Wer glaubt, heute ginge es aufdem Platz grob zu, der würde sichüber den mittelalterlichen Fußballwundern. Das Spiel stand den all-seits beliebten Steinschlachten innichts nach. Es kam ohne Spielfeldaus, war zeitweise gar verboten.Der Historiker Wolfgang Behrin-ger von der Saar-Uni hat die Ge-schichte des Sports erforscht.

VON CLAUDIA EHRLICH

W. BehringerFoto: Jörg Pütz

Gewaltig und düster, aber mit einergewissen Erhabenheit ragt das Ma-ry Rose-Museum über seine Besu-cher hinweg. Betrachtet man dasGebäude von außen, fällt einem vorallem eines auf: Das Museum selbstist geformt wie der Bug eines See-gefährtes – ein Schiff im Schiff.Denn drinnen können Besucherdas bewundern, weswegen sie ei-gentlich gekommen sind: die Über-reste der „Mary Rose“, einstigesFlaggschiff des Tudor-Königs Hein-rich VIII., das 1510 gebaut wurdeund 35 Jahre später in der Meeren-ge bei Solent im Kampf gegen dieFranzosen sank.

„Ich wollte damals ein Auslands-Praktikum an einem Ort ableisten,wo die Kulturgeschichte lebendigist“, erinnert sich Robin Schmidt. Erstudiert Geschichte im Hauptfachund Englisch im Nebenfach und ab-solvierte von September 2014 bisMärz 2015 ein Praktikum im Mary

Rose-Museum. „Bevor sie unter-ging, war die Mary Rose an zahlrei-chen Schlachten gegen Frankreichund Schottland beteiligt. Bis heuteist nicht eindeutig geklärt, warumsie unterging.“

Für den geschichtsbegeistertenBachelorstudenten war die Mög-

lichkeit, seinen Auslandsaufenthaltin einem Schiffsmuseum abzuleis-ten, geradezu ideal. „Als das Mu-seum 2013 neu eröffnete, hatte icheinen Artikel in der Times darübergelesen und wusste sofort: Da willich hin!“, so Robin. Doch nicht nurhistorische Fakten über die mehr als19.000 Fundstücke des Museumsstanden während seiner Zeit inPortsmouth auf dem Arbeitsplan.„Wir Praktikanten wurden in allenmöglichen Bereichen eingesetzt:Wir durften Führungen leiten oderbei Veranstaltungen mitplanen. VonAnfang an wurde mir viel Verantwor-tung übertragen.“ Robin engagiertesich auch in der Technik-Abteilung,dolmetschte für Mitarbeiter, half imMuseums-Shop aus und durfte so-gar in die Management-Etage rein-schnuppern. Oder er unterstütztebei Kooperationen des Museumsmit anderen Institutionen, zu denenauch die NASA zählt. Ebenfalls einPlus: Das Praktikum war mit ein paarPfund pro Tag vergütet. „Nicht nurdie Arbeit hat mir Spaß gemacht.Ich habe auch klasse gewohnt“,sagt Robin. „Ich hatte durch meine

Freundin, die damals ein Praktikuman einer Sprachschule gemachthat, die Chance, in einem Wohn-heim mit anderen Studenten ausder ganzen Welt zusammen zu sein.Wir haben gemeinsam gekocht, ge-spielt, die Gegend erkundet. So ge-sehen habe ich nicht nur die briti-sche Kultur besser kennen gelernt,sondern noch jede Menge andereKulturen dazu.“

Für Robin war das Praktikum imMary Rose eine einmalige Erfah-rung. Die Berufspraxis, die er mit-nehmen konnte, und das Vertrauenseiner Vorgesetzten hätten ihm In-spiration für den späteren Einstiegin den Arbeitsalltag gegeben. „Undich habe gelernt, wie viele kompli-zierte Schritte der Aufbereitung soein Schiffswrack eigentlich durch-läuft. Der Weg vom Meeresgrundbis in die Museumshallen ist langeund aufwändig, aber dafür lohnt essich am Ende umso mehr.“ Nachseinem Bachelor möchte Robin inseinem Masterstudium bei der Ge-schichte bleiben – eventuell imFach „Altertumswissenschaften“ ander Saar-Universität.

ANGLISTIK

Von Seegefechten und versunkenen Schiffen Als Praktikant konnte Robin Schmidt im Museum des englischen Kriegsschiffes „Mary Rose“ in Portsmouth viele Erfahrungen sammeln

Für Robin Schmidt war die Zeit im „Mary Rose“ eine tolle Erfahrung. Foto: Burnikel

Anglistik-Student Robin Schmidtwollte einen Auslandsaufenthaltan einem Ort verbringen, an demKulturgeschichte lebendig ist. Dashat er eindrucksvoll geschafft. Imenglischen Portsmouth ist dasKriegsschiff „Mary Rose“ vonHenry VIII. ausgestellt. Im Jahr1545 sank das Schiff in einer See-schlacht.

VON JANA BURNIKEL

„In vier absonderlichen Abtheilun-gen, oder Capituln, erscheinet ge-genwärtiger Tractat, als welchervon vier absonderlichen Haupt-Strömen handelt, nemlich der Mo-sel, der Saar, dem Neckar und demMayn.“ So beginnt eine der erstenausführlichen gedruckten Be-schreibungen der Saargegend,und zwar Johann Christoph Beers„Ausführliche und grundrichtigeBeschreibung der vier weltberühm-ten Ströme Mosel, Saar, Neckar undMayn“ aus dem Jahr 1690.

Am Tag der offenen Tür stellt derHistoriker Justus Nipperdey diesefrühe Beschreibung, insbesonderenatürlich das Kapitel über die Saar,vor und erläutert, warum Bücher wiedieses insbesondere in der zweitenHälfte des 17. Jahrhunderts Ver-breitung fanden. Nach einer Be-schreibung des Flusses von derQuelle bis zur Mündung folgt einealphabetische Aufzählung aller Or-te, die an der Saar liegen. Daringeht es vorrangig um zeitgeschicht-liche Ereignisse: Welcher Landes-herr hat in welchem Krieg gekämpft,welche Stadt wurde geplündert, wieverhält sich der aktuelle Monarch?So besteht zum Beispiel der Eintragzu Saarbrücken in großen Teilenaus einem Brief der Gräfin EleonoreKlara, in welchem sie sich beim Kai-ser über das Verhalten der Franzo-sen beschwert, die erst „die ganzeGraffschaft Sarbrücken in Grundruiniret“ und danach den Grafen ge-fangen gesetzt und nach Metz ab-geführt haben.

Gedacht waren solche schnellgeschriebenen Werke vor allem fürein oberflächlich interessiertesPublikum, das gerne mitredenmochte. „Solche Bücher, die in je-ner Zeit vermehrt herauskamen, wa-ren weder für ein intellektuelles Pub-likum gedacht noch für Einheimi-sche der beschriebenen Regio-nen“, erklärt Nipperdey. moh

13 Uhr, Geb. B3 1, R. 2.17

300 Jahre alteBeschreibung derSaargegenddass sich die physikalischen Eigen-

schaften eines Stoffes unvermitteltändern, wenn man ihn immer weiterverkleinert. „Mich hat aber beson-ders die Ingenieurseite interessiert,vor allem die Mikrotechnologie unddie Entwicklung von Sensoren, alsovon künstlichen ‚Sinnesorganen‘“,berichtet die junge Frau. TypischesBeispiel sei der Beschleunigungs-sensor, der im Auto den Airbag aus-löst.

Schon im Bachelorstudium hatdie Nachwuchswissenschaftlerindie Chance genutzt, mit drei Kom-militonen ein eigenes Projekt auf die

ren aus Franken zum Studium insSaarland gezogen. „Von der Schulekennt man nur das Fach Physik. Ichfand es spannend, sich hier beideBereiche anschauen zu könnenund dann zu entscheiden, welcheRichtung man vertiefen möchte.“

Das Bachelorstudium vermitteltzunächst die physikalischen und in-genieurwissenschaftlichen Grund-lagen. Danach wähle man seineLehrveranstaltungen nach den ei-genen Interessen aus, sagt Caroli-ne Schultealbert. In der Physik ste-he dann die Nanotechnologie imVordergrund. Sie beruht darauf,

Mikroskopisch kleine Bauteile ste-cken in Technologien unseres All-tags, beispielsweise im Smartpho-ne oder im Auto. Um sie zu entwi-ckeln, werden Wissenschaftler ge-braucht, die sich auf den Mikro- undNanokosmos spezialisiert haben.Dieses Fachwissen vermittelt derStudiengang „Mikrotechnologieund Nanostrukturen“.

„Das Studium ist zwischen Physikund Ingenieurwissenschaften an-gesiedelt“, erzählt Caroline Schul-tealbert. Die 25-Jährige, die derzeitan ihrer Promotion im Bereich Mess-technik arbeitet, ist vor sechs Jah-

Beine zu stellen: „Wir haben einSystem entwickelt, bei dem Mi-krosensoren die Körperhaltung ei-nes Menschen überwachen undwarnen, sobald die Wirbelsäule inFehlstellung gerät.“

„Das Projekt war viel Arbeit, aberich konnte damit jede Menge Erfah-rung sammeln“, sagt die junge Wis-senschaftlerin. Außerdem sei dieUnterstützung sehr gut gewesen:„Betreuende Professoren und Mit-arbeiter freuen sich und empfangeneinen mit offenen Armen.“

Ein weiteres Plus des Studien-gangs: Studenten können schon

früh praxisorientiertforschen. Für ihreBachelorarbeit hatCaroline Schulteal-bert am Zentrum fürMechatronik undAutomatisierungs-technik (ZeMA) inSaarbrücken einVerfahren mitentwi-ckelt, mit dem sich

die Qualität von Motoröl leicht über-wachen lässt. Im nachfolgendenMasterstudium hat sich die Nach-wuchs-Ingenieurin auf Messtechnikund Gassensorik spezialisiert. gs

Studenten entwickeln winzige Bauteile für technische Geräte

C. Schulteal-bert. Foto: gs

MIKROTECHNOLOGIE UND NANOSTRUKTUREN

Page 8: EXTRA - uni-saarland.de...Ausgabe I/2016 Montag, 4. Juli 2016 viele Abiturientinnen und Abiturien-ten im Saarland haben gerade ih-ren Abschied von der Schule ge-feiert. In den meisten

KARRIERE Campus Extra, Ausgabe I/2016, Seite 8Montag, 4. Juli 2016

IMPRESSUM

9. Jahrgang, Ausgabe I/2016Erscheinungsweise: halbjährlich

Herausgeber: Der Präsident der Universität desSaarlandes, Campus, D-66123 Saarbrücken

Redaktion: Friederike Meyer zu Tittingdorf, ClaudiaEhrlich, Gerhild Sieber, Thorsten Mohr

Anzeigen regional: Alexander Grimmer

Anzeigen national: Patrick Strerath

Verlag und Druck: Saarbrücker Zeitung Verlag undDruckerei GmbH, 66103 Saarbrücken

„Campus extra“ ist eine Fremdbeilage derSaarbrücker Zeitung und des PfälzischenMerkur.

Acht von zehn Stellen vergeben Fir-men heute laut aktuellen Studien anBewerber, die ihnen bereits be-kannt sind – zum Beispiel durch einPraktikum. „Ein Praktikum ist wie einFuß in der Tür, der erste Schritt hinzum Wunsch-Arbeitgeber“, sagtMiriam Bilke-Perkams vom CareerCenter der Saar-Uni. Sie berät Stu-denten, Absolventen und Doktoran-den in allen Karrierefragen. „EinPraktikum bringt nicht nur Praxiser-fahrung, die für Studium und Be-rufseinstieg wichtig ist. Wertvollsind vor allem die Kontakte, die mandabei knüpft. Studenten bauen soihr Netzwerk auf.“

So wie Svenja Geörg. Sie hat diePraktikumsstelle bekommen, diesie wollte. Und sie hat dabei nichtsdem Zufall überlassen, ist strate-gisch vorgegangen und hat sich gutvorbereitet. „Ich wollte Praxiserfah-rung in der Großregion sammeln, ineinem Unternehmen erleben, wieder Arbeitsalltag abläuft. Und ichwollte meine Sprachkenntnisse wei-ter ausbauen“, sagt die 22-Jährige,die im fünften Semester Interkultu-relle Kommunikation und im Neben-fach Betriebswirtschaftslehre stu-diert. Einer ihrer Studienkollegenwar als Praktikant bei Daimler under war begeistert. „Was er erzählthat, hat mich sehr interessiert. Des-halb habe ich in die Praktikumsbör-

se der Uni geschaut, und dort gabes tatsächlich ein Angebot von Mer-cedes-Benz Luxembourg.“

In der Praktikums-börse finden Studen-ten Praktika und Ne-benjobs aller Art vonFirmen aus der Regionebenso wie von inter-nationalen Unterneh-men. „Einige Betriebebieten auch Themenfür Abschlussarbeitenan, es lohnt sich alsoimmer, hier reinzu-schauen“, rät MiriamBilke. Svenja Geörgmachte sich erst keineallzu großen Hoffnun-gen. „Daimler ist eine große Haus-nummer. Ich dachte, da bewerbensich so viele“, erzählt sie. Sie ent-

schied sich für den aktiven Weg:„Auf den Karriereseiten der Uni ha-be ich gesehen, dass es einige An-

gebote gibt, etwa denBewerbungsmappen-Check.“ Sie vereinbar-te also einen Terminbei Miriam Bilke. „Siehat sich viel Zeit ge-nommen und mir rich-tig gute Tipps gege-ben, ist die Unterlagenmit mir durchgegan-gen. Eine Bewerbungzu schreiben war fürmich recht neu. Er-staunlich, was manaus einem Anschrei-ben mit Lebenslauf

machen kann. Ein tolles Angebot.Da nimmt man viel mit, das kann ichjedem nur empfehlen“, sagt Geörg.

Auch die Praktikumsvorbereitunghat sie besucht. „Diese Veranstal-tung bieten wir jedes Semester an.Hier erfährt man alles Wesentlicherund ums Praktikum, wo man sucht,worauf man achten sollte“, erklärtMiriam Bilke. Just als Svenja Geörgbei dieser Veranstaltung war, kamein Anruf auf dem Handy: Merce-des-Benz Luxembourg. Die Zusa-ge. „Das war für mich auch malschön, diesen Moment live mitzube-kommen“, freut sich Miriam Bilke.

Seit Mitte März arbeitet SvenjaGeörg bei Mercedes-Benz Luxem-bourg, der ältesten Auslandsvertre-tung der Daimler AG. Im Großher-zogtum beschäftigt Mercedes-Benz an sechs Standorten über 600Mitarbeiter „Es ist toll. Die Arbeitsat-mosphäre ist sehr angenehm, dieKollegen sind sehr freundlich und

offen. Ich erhalte Einblick in die Ar-beitsabläufe und lerne viel. Geradeauch für Praktikanten werden vieleWeiterbildungen und Schulungenangeboten, von Arbeitssicherheit,IT und Recht bis hin zu Umweltma-nagement. Und ich habe Aufgaben,die ich selbstständig bearbeitenkann“, sagt die Studentin.

Auch Luxemburg gefällt ihr. „Na-türlich kannte ich die Stadt schonvorher, sie hat viel Flair, ist interna-tional und vielfältig. Lëtzebue-rgesch lerne ich jetzt auch, ich ver-stehe schon recht viel.“

Nach dem Praktikum wird sie einSemester an der Uni in Metz einle-gen. „Ich mag die Großregion“, sagtSvenja Geörg. Also nach dem Stu-dium vielleicht ein Job in Luxem-burg? Wer weiß … an ihrem Netz-werk dort knüpft sie derzeit.

BERUFSERFAHRUNG

Fürs Praktikum nach LuxemburgStudentin lernt mithilfe des Career Centers der Saar-Uni die Automobilbranche kennen

Svenja Geörg vor den noblen Karossen des schwäbischen Automobilherstellers. Sie hat ihr Traumpraktikum mithilfe des CareerCenters der Saar-Uni gefunden. Foto: Mercedes-Benz Luxembourg

Svenja Geörg absolviert derzeitihr Traumpraktikum bei Merce-des-Benz in Luxemburg. Um ihrZiel zu erreichen, hat sie den Kar-riereservice der Uni des Saarlan-des genutzt – und das empfiehltsie auch anderen.

VON CLAUDIA EHRLICH

HINTERGRUND

Praktikums- und Karrierebör-se, Unternehmensbesuche,Workshops und Seminare, obBusiness-Knigge oder Bewer-bertraining: Das Career Centerund die Kontaktstelle für Wis-sens- und Technologietransferder Universität des Saarlandeshalten viele Angebote bereit. Außerdem empfehlenswert istder Karriere-Newsletter. Er bie-tet aktuelle Infos und Termine.

Weitere Informationen im In-ternet:www.uni-saarland.de/career-centerwww.uni-saarland.de/prakti-kumwww.facebook.com/saaru-ni.praktikumsboerse

„Ein tollesAngebot. Danimmt man vielmit, das kann ichjedem nurempfehlen.“Svenja Geörg über diePraktikumsbörse

„Ich hatte einen sanften Weg vonder Uni in die Welt der Industrie“, er-zählt Christian Hepp. Der promo-vierte Physiker ist seit Novembervergangenen Jahres bei der FirmaBruker Optik in Ettlingen angestellt,die optische Messgeräte herstellt.Hier konnte der 33-jährige Saarlän-der direkt in ein Forschungsvorha-ben einsteigen: Er entwickelt einneuartiges System zur Analyse vonGasen, die bei einem Brand entste-

hen. Dieses Verbundprojekt mitmehreren Instituten und Firmen iststark an die universitäre Arbeitswei-se angelehnt und hat ihm den Über-gang in die Industrie besondersleicht gemacht. Im Gegensatz dazusei die kommerzielle Geräteent-wicklung bei Bruker, wie sie übli-cherweise in der Industrie abläuft,viel stärker strukturiert und arbeits-teiliger. „Als Projektleiter ist mandort zu einem Großteil Manager – dawar der bisherige Mix mit einem zu-sätzlichen Forschungsprojekt ge-nau richtig.“

Christian Hepp hat seinen Arbeit-geber im Bereich Optik sehr be-wusst ausgesucht, denn währendseines Saarbrücker Studiums wardie Quantenoptik sein Spezialge-biet. „Ein tolles Thema. Alles, wasmit Licht zu tun hat, ist die techni-sche Zukunft“, schwärmt er. DieserSchwerpunkt sei an der Saar-Uni

sehr gut. „Im besten Fall baut manim quantenoptischen Labor sein ei-genes Experiment mit Optiken undLasern auf. Dabei erarbeitet mansich viele praktische Kenntnisseund lernt bereits, komplexe Projektezu leiten.“ Auch die Vernetzung so-wohl innerhalb wie außerhalb derUniversität sei in Saarbrücken ex-zellent gewesen.

Von Anfang an war es dem jungenPhysiker wichtig, internationale Er-fahrungen zu sammeln. Daher ab-solvierte er den grenzüberschrei-tenden deutsch-französischen Phy-sik-Studiengang, der inzwischenals trinationaler Bachelor gemein-sam mit Nancy und Luxemburg an-geboten wird. „Man konnte im Stu-dium einiges von der Welt sehen –das hat viel Spaß gemacht“, erinnerter sich.

Nach seiner Doktorarbeit in derQuantenoptik bei Professor Chris-toph Becher arbeitete Hepp zu-nächst ein weiteres Jahr als wissen-schaftlicher Mitarbeiter: Mit seinerjungen Familie zog er nach Cam-bridge – „in der Forschung eine derbesten Unis der Welt.“ Danachstand die Arbeitssuche in der Hei-mat an. Kein leichtes Unterfangen,denn in Deutschland seien perma-nente Stellen in der akademischenWelt rar. „Ich hatte daher schon im-mer vor, mir die Arbeitsmöglichkei-ten in der Industrie anzuschauen“,berichtet Hepp. Allerdings seien dieChancen für Physiker im Saarlandeher schlecht. „Es gibt nur wenigeHochtechnologie-Firmen mit Ent-wicklungsabteilungen hier. Daherverlassen viele Physiker das Saar-land, insbesondere diejenigen, dieim Bereich neuer Technologien for-schen wollen, beispielsweise in derOptik oder der Halbleiterindustrie“,weiß der 33-Jährige.

Auch für ihn sei das Stellenange-bot eingeschränkt gewesen, zumaler mit seiner Familie nicht allzu weitvon der Heimat wegziehen wollte.Dennoch sei er mit seinem Karriere-weg hoch zufrieden: „Grundsätz-lich ist das Physikstudium toll. Aller-dings sollte man sich bewusst sein,dass man in Bezug auf den Arbeits-platz relativ flexibel sein muss“, be-tont Christian Hepp.

NATURWISSENSCHAFT

Aus der Forschung in die IndustrieMit einem Physikstudium kann man die Welt erkunden – Flexibilität ist bei der Berufswahl von Vorteil

Christian Hepp beim Justieren eines Laserstrahls im quantenoptischen Labor derSaar-Uni. Über ein Glasfaserkabel wird das Licht in ein Mikroskop geleitet, wo es sogenannte künstliche Atome zum Leuchten bringt. Diese sind vielversprechende In-formationsträger für einen Quantencomputer. Foto: Iris Maurer

Christian Hepp hat ein deutsch-französisches Physikstudium ab-solviert und in seiner Doktorarbeitim Bereich Quantenoptik der Uni-versität des Saarlandes geforscht.Nun arbeitet der Naturwissen-schaftler bei der Bruker OptikGmbH in der Nähe von Karlsruheund entwickelt dort neue optischeTechnologien für Analysesyste-me.

VON GERHILD SIEBER

„Man konnte im Studiumeiniges von der Welt sehen –das hat viel Spaß gemacht.“Christian Hepp

Gigantische Paläste, mit Blattgoldverzierte Kirchen – die Zeit, in dersolche architektonischen Schätzein Portugal entstanden, ist vorüber.Genährt wurde der Baurausch vonGold und Diamanten, die1697 in Brasilien entdecktworden waren. „Der Edel-metallboom in der erstenHälfte des 18. Jahrhundertsbrachte nicht nur viel Geldnach Portugal, sondernführte auch dazu, dass dasLand die Führung der kolo-nialistischen Expansions-bewegungen in Brasilienübernahm“, erklärt Profes-sor Paulo Mota Pinto in einer Einfüh-rung in die Geschichte Portugals.

Seine Vorlesung gehört zu denaktuellen Lehrveranstaltun-gen der Europa-Professur,bei der jedes Jahr ein Gast-professor aus einem ande-ren europäischen Landnach Saarbrücken kommt.Sie stellen die Geschichteund Kultur ihres Heimatlan-des vor. Da die Gastprofes-soren aus ganz verschiede-nen Disziplinen stammen,ändern sich mit ihnen auchdie Schwerpunkte des Lehrange-bots an der Saar-Uni.

Paulo Mota Pinto ist nicht nur Pro-fessor für Zivilrecht an der Universi-tät Coimbra, sondern war auchneun Jahre lang Verfassungsrich-ter, bevor er 2009 als Abgeordneterins portugiesische Parlament ein-zog. Daher bietet er eine Vorlesungzur Einführung in das portugiesi-sche Recht an sowie ein rechtsver-gleichendes Seminar über das Zivil-recht in Deutschland und Portugal.Seit einem Forschungsaufenthalt inMünchen als Doktorand hat er im-mer Kontakte mit Deutschland ge-pflegt und hält seine Lehrveranstal-tungen in deutscher Sprache.

Über die jüngeren gesellschaftli-chen und politischen Ereignisse in

Portugal kann der Rechtsprofessoraus persönlicher Erfahrung berich-ten. Als die Diktatur von Staatsfüh-rer Salazar 1974 mit der Nelkenre-volution unblutig beendet wurde,war er zehn Jahre alt. Ein paar Jahrespäter wurde sein Vater zum Minis-terpräsidenten Portugals gewählt.„Ich habe immer direkten Kontaktmit der Politik gehabt“, berichtet er.So kann er sich auch gut an dasJahr 1975 erinnern, als die letzte derehemaligen Kolonien Portugals un-

abhängig wurde: „Leiderwar die Entkolonisierungkein Ruhmesblatt für unsereGeschichte, denn ihr Ablaufwar nicht richtig vorbereitetworden.“

1986 traten Portugal undSpanien in die EuropäischeWirtschaftsgemeinschaftein. „Damit beginnt dieneuere Zeitgeschichte Por-tugals“, erklärt Pinto. In ei-

ner ersten Phase der europäischenIntegration bis 1998 habe es einenwirtschaftlichen Aufschwung gege-

ben. Danach kam es zurStagnation und ab 2009/10zur finanziellen Krise. Wiees weitergeht? „Eine Lö-sung ist noch nicht gefun-den“, sagt der Professor.

Einer seiner Vorlesungs-teilnehmer ist ArnaudJacquier. Der 21-jährigeFranzose ist seit Herbst alsErasmus-Student an derSaar-Uni. „Ich möchte hier

das Zertifikat „Europaicum“ ma-chen und außerdem ein neues deut-sches Bundesland entdecken“, er-zählt der junge Student, der an derSciences Po in Paris Politikwissen-schaft studiert. Bereits im Winterse-mester hat er alle Lehrveranstaltun-gen der portugiesischen Gastpro-fessur besucht. „Wir haben bei-spielsweise über Erinnerungskultu-ren in Portugal gesprochen. Das istwichtig, um zu verstehen, wieso esdort keinen Rechtsextremismusgibt.“ Bisher habe er Portugal nichtgekannt, doch nun habe er auchviele Parallelen zu Frankreich ent-deckt, erzählt Arnaud Jacquier, dernach seiner Rückkehr nach Parisein europäisches Masterstudiumbeginnen wird. gs

GASTPROFESSUR

Portugal: Von der Kolonialzeit bis in die Europäische UnionDer portugiesische GastprofessorPaulo Mota Pinto bietet Lehrver-anstaltungen über portugiesi-sches Recht und die GeschichtePortugals an. Das begeistert auchErasmus-Studenten aus dem Aus-land.

Paulo Mota Pin-to. Fotos: gs

ArnaudJacquier

Ob Praktikum oder Job währenddes Studiums, wissenschaftlicheMitarbeit oder Berufseinstieg: Aufder Karrieremesse „meetING“ kön-nen Studenten und Absolventen am14. Juli auf dem Saarbrücker Cam-pus mögliche Arbeitgeber treffen.Unternehmen von regional bis inter-national, von Großindustrie bis hinzum Forschungsinstitut, darunterauch die European Space AgencyESA, stellen sich von 10 bis 15 Uhrin Gebäude C6 3 an Ständen und inVorträgen vor und zeigen Karriere-wege auf. Außerdem gibt es Tippsund Angebote wie zum Beispielkostenlose Bewerbungsmappen-Checks und Bewerbungsfotos.

Die Messe wendet sich vor alleman Studenten und Absolventen derIngenieur- und Naturwissenschaf-ten sowie der Informatik. Da die Fir-men auch in anderen Unterneh-mensbereichen Mitarbeiter suchen,ist sie aber auch für Studenten undAbsolventen anderer Fächer inte-ressant. red

www.uni-saarland.de/meeting

Karrierebörse aufdem Campusam 14. Juli