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GYMNASIUM MUTTENZ MATURITÄTSPRÜFUNGEN 2013
FACH: WIRTSCHAFT & RECHT
TITEL EF: WIRTSCHAFT & RECHT
EXAMINATOR/EXAMINATORIN:
EXPERTE/EXPERTIN:
Nr Punkte Richtzeit
Fachbereich Volkswirtschaftslehre 18 70
1 Die SNB und ihre Geldpolitik 11 35
2 Der Markt für Schweinefleisch 4 20
3 Aussagen zur VWL 3 15
Fachbereich Betriebswirtschaftslehre & Rechnungswesen 33 105
4 Der Fall Geberit 18 60
5 Multiple Choice zur BWL 5 15
6 Geldflussrechnung der Gimix AG 10 30
Fachbereich Rechtslehre 17 65
7 Erbrecht 9 30
8 Aussagen zu Recht 3 15
9 Allgemeine Vertragslehre 5 20
Aufgaben Gesamtprüfung 68 240
Allgemeine Hinweise
Auf die Darstellung ist Wert zu legen. Lösungen mit Bleistift werden nicht akzeptiert.
Bei Aufgaben mit rechnerischen Lösungen müssen Formeln und Herleitungen ersichtlich sein. Unbelegte Resultate werden nicht bewertet.
Zitierte Rechtsnormen müssen genau bezeichnet sein (Art./ Abs./ Ziffer).
Erlaubte Hilfsmittel : OR / ZGB /StGB, Taschenrechner (nicht programmierbar, ohne Textspei-cher).
Sämtliche Aufgaben-, Lösungs- und Notizblätter sind am Ende der Prüfung abzugeben.
Beilage: „Geldpolitische Lagebeurteilung der SNB“ vom 14.03.2013 (Quelle: www.snb.ch, Stand: 31.03.2013)
Matur 2013 SPF Wirtschaft und Recht 2
1. AUFGABE: DIE SNB UND IHRE GELDPOLITIK
Die folgenden Fragen/Aufträge beziehen sich auf Beilage „Geldpolitische Lagebeurteilung der SNB“ vom
14.03.2013 (Quelle: www.snb.ch, Stand: 31.03.2013)
„Eine Aufwertung des Frankens … hätte schwerwiegende Folgen für die Schweizer Wirtschaft.“
a) Erklären Sie anhand eines konkreten Zahlen- bzw. Fallbeispiels die genannte „Aufwertung“ und die mögli-
chen „schwerwiegende Folgen“ für die Schweizer Wirtschaft. (2 Punkte)
„Sie belässt zudem das Zielband für den Dreimonats-Libor bei 0%-0,25%.
b) Definieren Sie (b1) den Begriff Dreimonats-Libor und erklären Sie anschliessend (b2) die Funktionsweise
der Schweizerischen Geldpolitik zur Steuerung des Libors. (2 Punkte)
Matur 2013 SPF Wirtschaft und Recht 3
„Damit lassen sich für die Schweiz auf absehbare Zeit weiterhin keine Inflationsgefahren ausmachen.“
c) Beschreiben Sie anhand von drei Kriterien, weshalb Inflation als Gefahr verstanden wird. (3 Punkte)
„Obgleich die Beschäftigung anstieg, nahm die Arbeitslosenquote zu“
d) Definieren Sie (d1) die Arbeitslosenquote und geben Sie (d2) die Höhe der aktuellen Quote für die Schweiz
an. Erklären Sie (d3) den Sachverhalt in der Aussage. Ihre Argumentation muss sachlich nachvollziehbar
sein. (2 Punkte)
Matur 2013 SPF Wirtschaft und Recht 4
„Am 13. Februar 2013 hat der Bundesrat auf Antrag der Nationalbank den antizyklischen Kapitalpuffer aktiviert
(…) um Ungleichgewichten auf Hypothek- und Immobilienmarkt entgegenzuwirken“.
e) Beschreiben Sie (e1) die konkrete Problemstellung, welche diese Massnahme initiierte. Erklären Sie an-
schliessend, (e2) weshalb die SNB den Einsatz dieser Massnahme beantragte und nicht auf das Instrument
der Geldmengensteuerung zurückgriff. (2 Punkte)
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2. AUFGABE: DER MARKT FÜR SCHWEINEFLEISCH
Der Weltmarktpreis für Schweinefleisch ist in den vergangenen zwei Jahren gestiegen. Dafür sind Änderungen
der Nachfrage und des Angebots verantwortlich.
Abgesehen von saisonalen Faktoren sind folgende Einflüsse festzustellen:
(A) Steigende Nachfrage in Schwellenländern (aufgrund Bevölkerungswachstums und steigendem Wohl-
stand)
(B) Höherer Preis für Mais, auf Ernteausfälle wegen Dürre in den USA zurückzuführen. Mais dient als Fut-
termittel.
(C) Strengere Vorschriften in der EU ab 2013 (z.B. Verbot der Einzelhaltung tragender Tiere)
(D) Tierseuchen (z.B. Maul- und Klauenseuche), was Südkorea zur Schlachtung von 1 Mio. Schweinen
zwang.
I. Erstellen Sie ein symbolisches Preis-Mengendiagramm1 für den Markt für Schweinefleisch. Alle Elemente
sind zu beschriften. (1 Punkt)
II. Tragen Sie in Ihrem Modell die Wirkung der Einflüsse (A) bis (D) ein und kommentieren Sie die Konsequen-
zen. Gleichgerichtete Wirkungen können zusammengefasst werden. (2 Punkte)
1 Die effektiven Preis-Mengen-Kombinationen müssen nicht berücksichtigt werden
Matur 2013 SPF Wirtschaft und Recht 6
Kommentar zu Preis/Mengen Diagramm
III. Beurteilen Sie die Einkommenselastizität der Nachfrage nach Schweinefleisch (vgl. Einflüsse). Ihre Ein-
schätzung ist zu begründen. (1 Punkt)
3. AUFGABE: AUSSAGEN ZUR VWL
Aussage: Richtig oder falsch?
Korrektur: 0.5 Punkte pro richtig beantwortete Teilantwort. Richtig Falsch
a) Das Bruttoinlandprodukt ist ein Wohlfahrtsmass; das BIP misst den Wert der Güter-versorgung einer Bevölkerung und somit auch deren Wohlergehen bzw. Wohlfahrt.
b) Zeichnet man in das gleiche Lorenzkurven-Diagramm für die Schweiz je eine Kurve bezogen auf das Einkommen vor und nach Steuern, so sollte die Wirkung der pro-gressiv gestalteten Einkommenssteuertarife in Richtung einer gleichmässigeren Ver-teilung sichtbar werden.
c) Kartelle wirken meistens ähnlich wie Monopole und sind deshalb aus ökonomischer Sicht unerwünscht.
d) Führt der Staat zur Stützung einer Branche (eines Wirtschaftszweiges) Mindestpreise ein, macht dies nur dann einen Sinn, wenn diese unter dem Marktpreis liegen.
e) Das Staatsversagen umschreibt Situationen, in welchen durch Fehlleistungen des Marktes die bestmögliche Verwendung der knappen Mittel verhindert wird und der Staat nicht korrigierend eingreift.
f) Der sog. "Moral-hazard" kann zum paradoxen Resultat führen, dass Versicherungs-verträge zu einer Zunahme von Schadensfällen führen
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4. AUFGABE: DER FALL GEBERIT
PRODUKTION, DECKUNGSBEITRAGSRECHUNG, MARKETING
Die Geberit AG ist ein weltweit tätiger Konzern im Sanitärbereich2 mit
rund 6000 Mitarbeitern (davon in Deutschland rund 2270) in 41 Ländern
und Konzernsitz in Rapperswil-Jona in der Schweiz.
Die Sanitärbranche ist stark vom Konjunkturverlauf innerhalb der Bau-
wirtschaft abhängig.
Geberit investiert jährlich über 30 Millionen Schweizer Franken in den Bereich Forschung und Entwicklung
(F&E), der Anteil für F&E am Umsatz lag in den letzten Jahren bei rund 2,5 Prozent, was höher ist als der Bran-
chendurchschnitt. Die F&E- Aktivitäten basieren auf dem neusten Stand der Technik. Im 1997 erbauten bau-
physikalischen Lager werden permanent wissenschaftliche Untersuchungen gemacht, deren Ergebnisse in die
Produktion einfliessen. Die Aktivitäten der F&E Abteilung werden eng mit der Marketingabteilung koordiniert.
1996 betrug der Umsatz mit Produkten, die während der vergangenen drei Jahre eingeführt oder weiterentwi-
ckelt wurden, noch ungefähr einen Viertel des Gesamtumsatzes. Dieser Anteil konnte in den letzten Jahren auf
über 30 Prozent erhöht werden.
Geberit verfolgt seit langem eine aktive
Patentierungspolitik, um seine Erfindun-
gen zu schützen. In den letzten fünf Jah-
ren wurden über 100 Patente registriert.
Geberit verfügt über weltweit zwanzig
Produktionsstandorte. Die grössten Wer-
ke befinden sich in Pfullendorf und Lan-
genfeld (Deutschland), Jona (Schweiz),
Chicago (USA), Pottenbrunn (Österreich)
und Shanghai. Sie ist in hohem Mass
automatisiert. Die europäischen Werke sind nach ISO zertifiziert. Jährlich
werden über 60 Millionen Schweizer Franken in die Modernisierung der Infra-
struktur investiert. Die Werke sind auf die Herstellung bestimmter Produkte
spezialisiert. Aufgrund der so zusammengefassten Umsatzvolumina können Grössenvorteile noch besser ge-
nutzt werden.
“Wo andere outsourcen, schafft Geberit
mit dem Insourcing der arbeitsintensiven
Dusch-WC-Fertigung neue Werte: kurze
Wege zu den Zielmärkten in Europa,
rund 80 Arbeitsplätze und die grösst-
mögliche Nähe zum gebündelten Know-
how am Hauptsitz in Rapperswil-Jona.“
Geschäftsbericht 2012
2 Die Sanitärtechnik deckt beim Bau die Bereiche ab, die der Hygiene dienen, dazu gehören insbesondere Installationen für
die Wasserversorgung und die Abwasserentsorgung.
Beispiele von Innovationen
Beispiele von Innovationen
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a) Erklären sie präzis die Diversifikationsstrategie der Geberit in maximal 2 Sätzen. (2 Punkte)
b) Beschreiben sie zwei Umstände, weshalb die Geberit in die Modernisierung der Infrastruktur der Produkti-
onsstätten investiert. (2 Punkte)
c) Definieren Sie den Begriff Outsourcing. (1 Punkt)
d) Nennen sie am Beispiel der Geberit je 4 Vorteile des Outsourcings und des Insourcings. (4 Punkte)
Vorteile
Eigenfertigung
(Insourcing)
Fremdbezug
(Outsourcing)
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e) Annahme:
Die Geberit verkauft seit drei Jahren in der Bahnhofpassage in Basel Dusch-
vorhänge. Der Laden ist während 350 Tagen im Jahr durchgehend von 09.00
bis 19.00 Uhr geöffnet. Die Besitzerin möchte von Ihnen wissen, um wie viel
sie die Preise und Mengen anpassen müsste, damit sie in Zukunft bessere
Ergebnisse erzielt.
Gemäss Geschäftsabschluss des Jahres 2012 betrugen die Nettoerlöse CHF
539 000.-- und der Warenaufwand CHF 294 000.--. Der Personalaufwand
und die übrigen Gemeinkosten machten insgesamt CHF 269 500.-- aus.
Beim Warenaufwand handelt es sich vollständig um variable Kosten, beim Personalaufwand und den übrigen
Gemeinkosten vollständig um fixe Kosten. Im Jahr 2012 wurden aufgrund der Lagerbuchhaltung 7 000 Dusch-
vorhänge verkauft.
Auszuführende Arbeiten:
Runden: Beträge in CHF auf 5 Rappen, Prozentwerte auf eine Dezimalstelle (5 Punkte)
I. Berechnen Sie den Bruttogewinn und den Betriebserfolg für das Jahr 2012.
II. Berechnen Sie den durchschnittlichen Verkaufspreis, Einstandspreis und Deckungsbeitrag pro Stück.
III. Um wie viel Stück müsste der mengenmässige Umsatz verändert werden, um bei gleichem Preisniveau die Nutzenschwelle zu erreichen?
IV. Um wie viel müsste der Verkaufspreis verändert werden, um bei gleicher Menge die Nutzenschwelle zu erreichen?
V. Die Besitzerin möchte den Verkaufspreis um durchschnittlich 10 % senken und erhofft sich dadurch - bei unveränderten Fixkosten - eine Mengensteigerung von 25 %. Berechnen Sie unter diesen Bedingungen den voraussichtlichen Erfolg des Geberit Duschvorhangladens.
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f) Geberit ist auch dafür bekannt, starke Werbekampagnen zu führen. Erklären sie anhand des abgebildeten
Plakats, wie das AIDA Schema darin angewandt wird. (4 Punkte)
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5. AUFGABE: MULTIPLE CHOICE ZUR BWL
Korrektur: 0.5 Punkte pro richtig beantwortete Teilantwort.
(A) Die Unternehmensumwelt wird in fünf Umweltsphären unterteilt.
Die folgende Aussage trifft vollständig zu:
Richtig Falsch
Während die Unternehmen ihre Umwelt nicht aktiv gestalten können, bestimmen umge-kehrt die Grössen aus der Umwelt den Leistungserstellungsprozess sowie den Geschäfts-verlauf massgeblich.
Beispiele für die rechtliche Umweltsphäre sind Werbeverbote und gesetzlich geregelte Ladenöffnungszeiten.
Die Ökonomische Umweltsphäre betrachtet die Einflüsse aus dem Zusammenleben und –arbeiten in einer Gesellschaft.
(B) Der Kurs einer EMS Chemie Inhaberaktie liegt bei 5000. Die folgende Aussage trifft vollständig zu:
Richtig Falsch
Die Veröffentlichung eines über Erwarten positiven Geschäftsberichts bewirkt eine Zu-nahme der Nachfrage nach dieser Aktie, sodass der Aktienkurs fällt.
Die Mitteilung einer Dividendenerhöhung bei der EMS Chemie würde die Kursentwicklung dieser Aktien fördern.
Bei einer Kapitalerhöhung der EMS Chemie dient das Bezugsrecht zur Entschädigung der Kapitalverwässerung der Altaktionäre.
Mit dem Kauf der EMS Chemie Inhaberaktie erwirbt der Käufer ein Mitspracherecht und wird im Aktionärsbuch der EMS Chemie eingetragen.
(C) Die Personalerhaltung und –motivation ist eine wesentliche Aufgabe von Füh-rungskräften. Bezüglich des Modells von Herzberg trifft folgenden Aussage voll-ständig zu.
Richtig Falsch
Frederik Herzberg unterscheidet Motivatoren und Hygienefaktoren.
Motivatoren entsprechen eher der intrinsischen Motivation.
Die Steigerung der Hygienefaktoren bedeutet eine Steigerung der Zufriedenheit der Mit-arbeiter.
Matur 2013 SPF Wirtschaft und Recht 12
6. AUFGABE: GELDFLUSSRECHNUNG
Erstellen Sie für die GIMIX AG mit Hilfe des Aufgabenblattes die Geldflussrechnung für 2012. (Die Zahlen sind in
tausend Franken angegeben) (10 Punkte).
Bilanz 2012
Aktiven 01.01.12 31.12.12 Passiven 01.01.12 31.12.12
Kasse
Post
Bank
Debitoren
Waren
Anlagevermögen
(inkl. Beteiligungen)
100
200
300
700
2300
4500
160
300
460
900
1700
6000
Kreditoren
Kf. Rückstellungen
Darlehen
Lf. Rückstellungen
Aktienkapital
1800
0
3800
0
2500
1840
100
3860
140
3580
8100 9520 8100 9520
Erfolgsrechnung 2012
Warenaufwand
Lohnaufwand
Abschreibungen auf AV
Übriger Aufwand
Gewinn
3600
1900
800
400
30
Warenertrag
Übriger Ertrag
6500
230
6730 6730
Zusätzliche Angaben
(1) Verkauf Anlagevermögen 500
(2) Bezahlung der (Vorjahres-) Dividende 280.
(3) Wertzunahme einer Beteiligung 200
(4) Bildung einer kurzfristigen Prozessrückstellung 100
(5) Bildung einer langfristigen Garantierückstellung 140
(6) Das Aktienkapital enthält zu Beginn des Jahres jeweils den noch nicht verteilten Jahresgewinn.
Matur 2013 SPF Wirtschaft und Recht 13
Geldzufluss aus Geschäftsbereich (Cash Flow) (4 Punkte)
Einnahmen Umsatz (WaE – Zunahme Deb)
Weitere Einnahmen (Übriger Ertrag – Buchgewinn Beteiligungen)
Ausgaben Wareneinkauf (Warenaufw. - Zunahme Kred (40) - Abnahme WaB (600))
Lohnaufwand
Übriger Aufwand
6300
30
2960
1900
160
+6330
-5020
Cash Flow +1310
Investitionsbereich (Investition/Desinvestition) (2 Punkte)
Verkauf Anlagevermögen
Kauf Anlagevermögen
+500
-2600
Geldabfluss für Investitionstätigkeit -2100
Finanzierungsbereich (Finanzierung/Definanzierung) (3 Punkte)
Aufnahme lfr. Kapital
Gewinnausschüttung
Erhöhung Eigenkapital (3580-30) –(2500-280)
+ 60
-280
+1330
Geldzufluss aus Finanzierungstätigkeit +1110
Zunahme Fonds (1) + 320
Matur 2013 SPF Wirtschaft und Recht 14
7. AUFGABE: ERBRECHT
Sachverhalt: Das Ehepaar Schwarzenberger ist 25 Jahre verheiratet. Nach 25 turbulenten Ehejahren stirbt Herr Schwarzen-berger überraschend an einem Herzinfarkt.
Bei der Testamentseröffnung erlebt die Witwe einige Überraschungen. Neben dem gemeinsamen Adoptivsohn und den beiden leiblichen Kindern taucht auch eine 22 jährige Dame auf, welche offensichtlich ein uneheliches Kind aus einer Affäre mit der Haushälterin ist. Im Testament steht einzig, dass die Ehefrau zugunsten des Vereins der Walliser Enzianfreunde auf den Pflichtteil gesetzt werden soll.
Frau Schwarzenberger hatte vor der Ehe ein Vermögen von Fr. 300'000.-. Nach 10 Ehejahren starben ihre Eltern und sie erbte ein Haus im Wert von 2,5 Millionen, welches sie 5 Jahre später für 3 Millionen verkaufte. Ihr Ehemann hatte zu Beginn der Ehe kein Bargeld, besass aber einen 63er Ford Mustang im Wert von Fr. 60'000.-. Da dieser bei einem Unfall zerstört wurde, kaufte er sich vor 7 Jahren mit dem Geld der Versicherung ein gleiches Modell für Fr. 60'000.-
Von den Erwerbseinkommen während der Ehe sind bei Frau Schwarzenberger noch rund Fr. 120‘000.- vorhanden und bei Herrn Schwarzenberger noch Fr. 230‘000.-. Das Geld liegt auf dem gemeinsamen Familienkonto.
I. Nehmen Sie die güterrechtliche Auseinandersetzung vor und bestimmen Sie die Erbmasse. Die einzelnen Schritte müssen ersichtlich sein. (2Punkte)
II. Wer erbt wie viel? Zeichnen Sie ein Verteilungsschema und geben Sie den Erbteil der beteiligten Personen jeweils in Brüchen an. (3 Punkte)
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III. Der untenstehende Text wurde von Ständerat Felix Gutzwiler am 17.06.2010 im Ständerat eingereicht. Lesen Sie die Motion sorgfältig durch und beantworten Sie die folgende Frage zum Erbrecht:
In welchen Punkten ist das Erbrecht gemäss Felix Gutzwiler nicht mehr zeitgemäss und machen Sie einen Vor-schlag, wie die unten erwähnten Artikel angepasst werden könnten. (4 Punkte)
Curia Vista – Geschäftsdatenbank
10.3524 – Motion
Für ein zeitgemässes Erbrecht Der Bundesrat wird beauftragt, das über hundertjährige, nicht mehr zeitgemässe Erb-/Pflichtteilsrecht flexibler
auszugestalten und es den stark geänderten demografischen, familiären und gesellschaftlichen Lebensrealitäten
anzupassen. Dabei soll das geltende Recht in seinem Kerngehalt bewahrt und die Familie als institutionelle Kon-
stante auch weiterhin geschützt werden. Trotz Teilrevision soll es dem Erblassenden weiterhin freistehen, die
Angehörigen im bisherigen Ausmass zu begünstigen.
Das seit 1912 geltende, auf die damaligen Familienverhältnisse zugeschnittene Erb- bzw. Pflichtteilsrecht, mit
welchem der Gesetzgeber die Ehe und Familie schützen, dem Existenzsicherungsgedanken Rechnung tragen
sowie eine gewisse Verteilungsgerechtigkeit innerhalb der familiären Gemeinschaft gewährleisten wollte, ist
nicht mehr zeitgemäss. Die ursprünglichen Intentionen des Gesetzgebers finden in den heutigen demografischen
und sozialen Realitäten (sprunghaft gestiegene Lebenserwartung, geänderte Lebensverhältnisse und gesellschaft-
liche Rahmenbedingungen, Wertewandel, soziales Gesellschaftsgefüge und Auffangnetz usw.) keine Entspre-
chung mehr, sondern sehen sich zunehmend auf Kollisionskurs mit den realen Lebensumständen und dem all-
gemeinen Gerechtigkeitsempfinden.
Deshalb sollen insbesondere Artikel 462 ZGB, Artikel 470 Absatz 1 ZGB und Artikel 471 ZGB in dem Sinne
angepasst werden:
Matur 2013 SPF Wirtschaft und Recht 16
8. AUFGABE: AUSSAGEN ZU RECHT
Sind die folgenden Aussagen richtig oder falsch? Erläutern Sie ihre Entscheidung.
1. Ein Testament ist ein Vertrag. (1 Punkt)
2. Ihr Mitschüler X hat sein Znüni vergessen. Da Sie zwei Sandwiches dabei haben, überlassen Sie ihm eines und er erklärt sich dafür bereit, ihnen am nächsten Tag ein Sandwich mitzubringen. Bei diesem Rechtsge-schäft handelt es sich um ein Darlehen. (1 Punkt)
3. Der Vermieter einer Wohnung kann als Schuldner bezeichnet werden. (1 Punkt)
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9. AUFGABE: ALLGEMEINE VERTRAGSLEHRE
M. Kunkel ist ein begeisterter Anhänger des Propheten und Wahrsagers P. Noster.
Anfangs 2012 erklärt Noster, die Welt werde am 21. Dezember 2012 von zehn schrecklichen Plagen heimge-
sucht und nur diejenigen, welche sich äusserst sorgfältig darauf vorbereiten, würden diese überleben. Darauf-
hin wird Kunkel aktiv und kauft sich mit seinem gesamten Ersparten bei der Firma Rickenbacher Securities
einen alten Reduit-Bunker, welchen er mit Vorräten für 3 Monate, einer Sicherheits- und Selbstschussanlage
und einem Generator ausrüstet.
Er wird gerade rechtzeitig fertig und bezieht den Bunker am 18. 12. 2012. Am 24. Dezember 2012 wagt Kunkel
einen ersten Blick nach draussen und stellt ein wenig enttäuscht, gleichzeitig aber auch erleichtert fest, dass die
Plagen offensichtlich ausgeblieben sind.
Da Kunkel nicht recht weiss, was er mit dem Bunker anfangen soll, versucht er den Bunker wieder loszuwerden.
Er versucht den Vertrag anzufechten und beruft sich auf Art. 29 OR.
Nennen Sie die Tatbestandsmerkmale von Art. 29 OR (a), die Rechtsfolgen von Art. 29 OR (b) und erläutern Sie
ausführlich, welche Tatbestandsmerkmale in casu (im vorliegenden Fall) erfüllt sind und welche allenfalls nicht
(c).
a) Tatbestandsmerkmale (2 Punkte)
b) Rechtsfolgen (1 Punkt)