fahrt zum hnf :: systeme -...
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Gäste am Lehrstuhl ::Im Sommer 2007 besuchte Jose-Norberto Mazón von Anfang Juli bis
Ende September den Lehrstuhl für Informatik zum Zwecke gemeinsamer
Forschungsarbeiten. Er promoviert unter der Leitung von Prof. Juan Tru-
jillo am Department of Software and Computing Systems der Universität
von Alicante (Spanien). Sein Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich des
Data Warehousing, wo er den Data-Warehouse-Entwurf mit Konzepten
der modellgetriebenen Software-Entwicklung verbessert und vereinfacht.
Der Lehrstuhl hat ferner von September bis Oktober 2007 Wissenschaft-
ler aus Neuseeland zu Gast: Prof. Dr. Jim Corner und Dr. Rachel Jones.
Prof. Corner ist Chairman des Department of Management Systems der
Waikato Management School (University of Waikato, Hamilton, Neusee-
land), an der auch Dr. Jones tätig ist. Corner promovierte im Bereich Ope-
rations Research an der Arizona State University. Vor seiner Hochschul-
tätigkeit war er in diversen Managementpositionen bei Texas Instruments
und U.S. Steel beschäftigt. Seine Forschungen befassen sich unter ande-
rem mit Entscheidungsunterstützungssystemen, Entscheidungsanalysen
und deren Anwendung auf Suchen im Internet.
http://www.dlsi.ua.es/
http://www.mngt.waikato.ac.nz/
Liebe Leserinnen und Leser,
der Sommer 2007 war gekennzeichnet von einer zuneh-
menden deutschsprachigen Berichterstattung zum Thema
Web 2.0 und seinen diversen Ausprägungen und Implikati-
onen. Wir nehmen dies zum Anlaß, dieses Thema in der vor-
liegenden Ausgabe unseres Newsletters erneut aufzugreifen,
denn wir befassen uns in meiner Arbeitsgruppe seit einiger Zeit
damit (wie aufmerksame Leser natürlich längst wissen). Das MoVIS-Projekt, über das wir in der
letzten Ausgabe berichtet haben, hat Fortschritte gemacht, wir berichten über den Verbleib mei-
ner ersten Münsteraner Doktorandin, Ute Masermann, und es gibt endlich einen Vorgeschmack
auf die Neuauflage meines Datenbank-Lehrbuches.
Auf einigen internationalen Konferenzen (in Lissabon, in Banff/Kanada und demnächst in Seoul) konn-
ten bzw. können wir Ergebnisse unserer Arbeitsgruppe aus den
Bereichen elektronisches Lernen, physische Hyperlinks und Web
Service Discovery präsentieren. In Portugal hat uns dies sogar
eine Auszeichnung eingetragen, aber neben den Kontakten, die
wir auf diese Weise knüpfen können, ergeben sich aus solchen
Aktivitäten gelegentlich auch Verpflichtungen. So wird meine Arbeitsgruppe im kommenden Jahr das
dann 12. International Database Engineering and Applications Symposium (IDEAS) ausrichten.
Im Team befinden sich derzeit Gäste aus Spanien und aus Neuseeland. Ferner wird es ab Oktober
2007 um Jens Sieberg verstärkt, der uns helfen wird, die Learnr-Plattform fakultätsweit einsetzbar zu
machen, und ab Januar 2008 um Till Haselmann, der in unsere Datenbank- und Data Warehouse-
Aktivitäten einsteigen wird.
Wir berichten auch diesmal wieder aus der Lehre, dabei erstmals über zwei kürzlich abgeschlos-
sene Diplomarbeiten zu aktuellen Themen sowie über eine Fahrt zum HNF in Paderborn, die für
hervorragende Studierende der Rechnerstrukturen-Vorlesung organisiert wurde.
Weitere und stets aktuelle Informationen erhalten Sie wie immer über unsere Webseite unter dbms.uni-
muenster.de. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und würde mich über ein Feedback freuen.
Münster, im Oktober 2007
Ihr
Prof. Dr. Gottfried Vossen
Das Heinz-Nixdorf-Museums-
Forum in Paderborn ist als größtes
Computermuseum der Welt mit
ca. 6.000 qm Ausstellungsfläche
ein beliebtes Ausflugsziel für viele
Technikinteressierte und beileibe nicht
nur für Informatiker.
Die über 2.000 ausgestellten Objekte
decken den Zeitraum von der
Entstehung der Schrift 3000 v.Chr.
bis ins Computerzeitalter des 21.
Jahrhunderts ab. Ein umfangreiches
Veranstaltungsangebot befasst
sich darüber hinaus in Vorträgen,
Workshops und Tagungen mit dem
Einfluss von Informationstechnik auf
den Menschen und die Gesellschaft.
Am 13. Juli dieses Jahres fuhren
Prof. Vossen und 12 hervorragende
Studenten der Informatik-Vorlesung
Rechnerstrukturen nach Paderborn,
um dem HNF einen Besuch
abzustatten. Dort erwartete sie eine
Führung mit dem Titel „Die Welt der
Codes und Chiffren“, die mit vielen
interessanten Informationen über
die Kryptographie aufwarten konnte.
Erläutert wurden beispielsweise die
ersten Handzeichen-, Morse- und
Flaggenalphabete bis hin zu Ver-
schlüsselungsmaschinen des zweiten
Weltkriegs, wie z. B. die Enigma.
http://www.hnf.de
Museumsnacht in Münster :: Erster Feldtest des MoVIS PrototypenObwohl das Geologisch-Paläontologische Museum der Universität Münster eigentlich noch auf
Grund umfangreicher Renovierungsarbeiten geschlossen ist, wurde an der Museumsnacht am
01.09.2007, die das Highlight eines drei-
tägigen Kultur- und Lifestyle-Festivals in
Münster darstellt, mit einer stark reduzier-
ten Ausstellung teilgenommen. Dies erwies
sich für uns als ideale Gelegenheit, unser
RFID-basiertes PDA-Guide-System MoVIS
(Mobile Visitor Information System), wel-
ches wir im letzten Newsletter vorgestellt
haben, in einem ersten Feldtest von „ech-
ten“ Museumsbesuchern testen zu lassen.
Besonders hat uns gefreut, dass wir schon
im Prototyp-Status ein durchweg positi-
ves Feedback von den Besuchern erhalten
haben. Viele neue Ideen und Anregungen
aus diesem ersten Feldtest werden im aktu-
ellen Semester bei der Fertigstellung der
Anwendung im Rahmen eines Projektse-
minars einfließen, so dass Anfang 2008 das
System im neuen Geomuseum der Universität erstmals öffentlich eingesetzt werden kann.
http://dbms.uni-muenster.de/projects/movis/
In letzter Zeit fertig gestellte Diplomarbeiten ::K Z: I L-A SOA
Eine zentrale Aufgabe der IT-Abteilungen von Unternehmen und öffentlichen Einrichtun-
gen ist es, schnell und effizient auf geänderte Geschäftsprozesse und deren Anforderungen
an bestehende Strukturen zu reagieren. Bereits realisierte IT-Projekte und im Einsatz befind-
liche Anwendungssysteme (so genannte Legacy-Systeme) sollen dabei, vorwiegend aus Kos-
tengründen, nicht ersetzt werden. Stattdessen hilft deren Integration in eine serviceorientier-
te Architektur, diesen und weiteren Ansprüchen einfach gerecht zu werden. Im Rahmen der
Diplomarbeit wurde in Kooperation mit der Universitäts- und Landesbibliothek Münster die
Integration eines vom Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen betrie-
benen Legacy-Systems DigiBib untersucht und durchgeführt: Dazu wurde das System, welches
eine Suche nach bibliographischen Informationen durch Abfrage unterschiedlichster, auch uni-
versitätsfremder Kataloge erlaubt, mittels eines Enterprise Service Bus in die serviceorientierte
Architektur der ULB eingebunden.
C O: M RFID G
Die Diplomarbeit diskutiert die Einsatzpotentiale der RFID-Technologie im Kontext des Gesund-
heitswesens. Neben der Analyse von bereits bestehenden Einsatzmöglichkeiten im Bereich der
Personenidentifikation, Prozesssteuerung, Dokumentation und Positionsbestimmung wurde ein
mobiles, RFID-basiertes Patientenassistenzsystem entwickelt. Durch die Verwendung eines PDA
mit integrierter RFID-Leseeinheit kann der Patient Medikamente kontaktlos und ohne Medien-
bruch identifizieren. In der mobilen Datenbank des PDA sind Informationen über die einzuneh-
menden Medikamente (z. B. Dosierung und Einnahmezeitpunkt) hinterlegt, die Patienten bei der
täglichen Einhaltung komplexer Medikamentenpläne unterstützen und bspw. die Gefahr einer
Verwechslung erheblich reduzieren.
http://dbms.uni-muenster.de/publications
Buchankündigung
Im Laufe des Wintersemesters 2007/8 wird nun end-
lich die fünfte Auflage des Buches Datenmodelle,
Datenbanksprachen und Datenbankmanagement-
systeme von
Gottfried Vos-
sen erscheinen.
Diese vollstän-
dige Überarbei-
tung eines der
erfolgreichsten
deutschsprachi-
gen Lehrbücher
über Datenban-
ken hat lange
auf sich warten
lassen, dafür wird der Entwicklung, die das Gebiet
Datenbanken in den letzten Jahren durchlebt hat,
umfassend Rechnung getragen. Das Buch wurde
völlig umstrukturiert und kommt jetzt zügig auf
Datenbankentwurf und SQL zu sprechen. Es kon-
trastiert klassischen Entwurf mit dem ER-Modell
und relationale Datenbanken mit modernem Ent-
wurf mit UML und objekt-relationalen Datenban-
ken nach der aktuellen Version des SQL-Standards.
Breiter Raum wird XML, XQuery und SQL/XML
gewidmet; für alle diese Themen wird ein durchge-
hendes Beispiel mitgeführt. Auch Data Warehouses
wird breiterer Raum als vorher gewidmet, da deren
Bedeutung seit dem Erscheinen der letzten Auflage
stark zugenommen hat. Datenbanktechnik wird
ebenfalls behandelt. Der Text versteht sich nach
wie vor als umfassende Einführung, die sowohl
für Praktiker wie für an theoretischen Grundlagen
interes sierte Leser gleichermaßen viel Stoff bietet
und die für Studierende aller Arten von Informatik-
Ausbildungsgängen geeignet ist..
ISBN 978-3-486-27574-2
http://www.oldenbourg-wissenschaftsverlag.de
Datenbanken
systeme&Informations-
Der Schwerpunkt im
Newsletter 10/2007:
Web 2.0
NewsletterLehrstuhl Prof. Dr. Gottfried Vossen
Ausgabe 4 | 10/2007Fahrt zum HNF ::
Newsletter Datenbanken & Informationssysteme
dbms.uni-muenster.de
V : J-N M, P. D. G
V, P. D. J C, D. R J
Aktuelles Schlagwort :: Transactional MemoryTransaktionskonzepte haben ihren Ursprung in der Synchronisation von
Debit-Credit-Anwendungen von Datenbanken speziell im Bankenum-
feld, aber auch in Reservierungssystemen, im elektronischen Handel und
vielen anderen Anwendungen. Sie kommen immer dann zum Einsatz,
wenn für bestimmte Datenbank-Applikationen die so genannten ACID-
Ausführungsgarantien benötigt werden: Die Ausführungen sollen atomar
verlaufen (Alles-oder-Nichts-Prinzip),
sie sollen die Konsistenz der betref-
fenden Datenbank erhalten, isoliert
voneinander ablaufen und persistente
Ergebnisse liefern. Erreicht werden die-
se Garantien über eine Kapselung der
Ausführungen in „transaktionale Klam-
mern“ und eine Verarbeitung gemäß
einem Concurrency Control-Protokoll (wie dem 2-Phasen-Sperrprotokoll);
darüber hinaus werden Fehler nach einem Recovery-Protokoll (wie dem
Redo-History-Protokoll) abgearbeitet.
Dieses im Datenbankumfeld extrem erfolgreiche Konzept wird seit einiger
Zeit auch im Kontext von Betriebssystemen, von Programmiersprachen
und sogar von Multicore-Prozessoren untersucht, wodurch zeitabhängige
und daher schlecht reproduzierbare, aber oftmals katastrophale Program-
mierfehler wie Deadlocks, Race Conditions und Prioritätsinversion reduziert
werden können. Dabei wird z. B. Java um den Begriff des atomaren Blocks
erweitert (bspw. durch eine transaktionale Interpretation des bekannten
Schlüsselwortes synchronized oder durch neue Sprachkonstrukte), der für
Methoden beliebiger Klassen definiert werden kann; dadurch wird die Ver-
waltung konkurrierender Threads, die auf gemeinsame Objekte zugreifen,
und potenziell auch die Behandlung von Fehlern und anderen Ausnah-
men, vereinfacht. Die Laufzeit-Umgebung basiert dabei auf einer erwei-
terten Form des Software Transactional Memory. Hardware-Hersteller wie
Sun oder Intel arbeiten inzwischen an Speicherverwaltungsmechanismen
für ihre Prozessoren mit vielen Rechenkernen. Typischerweise kann jeder
Rechen kern mehrere Threads abarbeiten; damit zwischen diesen beim Zu-
griff auf gemeinsam benutzte Speicherbereiche keine Konflikte entstehen,
werden die tatsächlich benutzten Bereiche in Zukunft über Transaktions-
Sperrmechanismen verwaltet. Der Programmierer braucht sich dadurch um
die Verwaltung von Sperren nicht mehr selbst zu kümmern. Man erwar tet
hiervon deutliche Performanz-Verbesserungen, denn bisher müssen Threads
bei Zugriffen auf gemeinsamen Speicher Locks auch dann setzen, wenn sie
auf konfliktfreie Adressen zugreifen wollen.
Die umfangreiche Literatur zeigt, dass das Thema bereits seit den 1970er
Jahren erforscht wird; es erreicht aber erst jetzt das Interesse praktischer
Anwendungen.
http://www.cs.wisc.edu/trans-memory/biblio/index.html
(Wisconsin Bibliography)
http://research.sun.com/spotlight/2007/2007-08-13_transactional_memory.html
(Sun Microsystems)
ImpressumHerausgeber:
Prof. Dr. Gottfried Vossen
Lehrstuhl für Informatik
Universität Münster
Leonardo-Campus 3 | 48149 Münster
fon +49 251 83 38150
fax +49 251 83 38159
In dieser Rubrik stellen
wir in jeder Ausgabe einen
aktuellen Begriff aus dem
Umfeld von Datenbanken
und Informationssystemen
vor.
Gottfried Vossen
Datenmodelle, Datenbanksprachenund Datenbank-managementsysteme
5. Auflage
MVIS E
F: G P, B
Das Papier „Learning Object
Metadata Generation in the Web
2.0 Era“ (Daniel Dahl und Gottfried
Vossen) wurde im Rahmen der
IADIS International Conference
e-Learning 2007 in Lissabon mit einem
Best Paper Award ausgezeichnet.
Metadaten, also Beschreibungen von
Lernmaterialien, bilden die Grundlage
für eine erfolgreiche Suche oder gar
eine automatische Komposition
von so genannten Lernobjekten. In
unterschiedlichen Studien belegte
Defizite bezüglich der Metadatenqualität
können durch die Einführung von Web
2.0-Konzepten in den Kontext e-Learning
behoben werden: Das Papier sieht in der
Folge die Aktivierung von Lernenden als
dritte Quelle für qualitativ hochwertige
Beschreibungen von Lerninhalten neben
Lehrenden und automatischen Analysen
vor. In einer an Web 2.0-Anwendungen
wie Flickr oder Youtube ausgerichteten
Lernplattform, z. B. dem am Lehrstuhl
entwickelten Learnr-System, werden
nicht Fotos oder Videos annotiert,
sondern Lerninhalte im Rahmen der
alltäglichen Nutzung kollaborativ
kategorisiert und diskutiert.
http://dbms.uni-muenster.de/
publications/
Web 2.0 :: Innovationstreiber im InternetWeb 2.0 ist sicherlich das bekannteste aktuelle Schlagwort im Umfeld
des Internet. Es fasst verschiedene Trends der letzten Jahre aus zunächst
unabhängig erscheinenden Entwicklungen zusammen. Damit umfasst
es sowohl Fragen der Nutzung des Internet, seiner potentiellen Anwen-
dungsmöglichkeiten sowie der technischen Umsetzung. Dieser Artikel
ist ein Beitrag zur Systematisierung der beobachtbaren Phänomene.
Web 2.0: Die Trends
In den letzten Monaten haben eine explodierende Zahl von Blogs, Projek-
ten, Zeitschriften und deren diverse Sonderausgaben, die bekannten „Sum-
mit“ Konferenzen der Firma O’Reilly und Nachrichten eine Vielzahl von
Definitionen und Beschreibungen des Begriffs Web 2.0 hervorgebracht. Der
Begriffsteil „Web“ lässt dabei vermuten, dass es sich nur um einen Teil des
World Wide Web handelt, was sich aber bei näherer Betrachtung als falsch
herausstellt. Web 2.0 bezieht sich auch auf Bereiche, die nichts mit dem
World Wide Web oder seinen technischen Grundlagen zu tun haben.
Unter Web 2.0 werden die Entwicklungen des Internet der letzten Jahre
verstanden, die sich auf Formen der zunehmenden Sozialisierung von
Inhalten und der Veränderung und Ausweitung der Internetnutzung
beziehen. Die Phänomene, die im Web 2.0 zu beobachten sind, lassen sich
in zwei große Trends einteilen. Der erste ist die Sozialisierung von Inhalten,
worunter wir die gemeinsame Erstellung und Nutzung der im Netz ver-
teilten Informationen verstehen. Der zweite sind bessere Interaktionsmög-
lichkeiten, die Webanwendungen immer mehr wie Desktopanwendungen
erscheinen lassen. Durch beide Trends wird das Web zur Plattform für
eine vielfältige Zahl von Anwendungen und nutzt die Netzwerkeffekte
des großen „Netzwerks“ Internet aus.
Sozialisierung von Inhalteerstellung, -angebot und -zugriff
Suchmaschinen indizieren die Webseiten des Internet; sei es allgemein, also
jede Webseite, oder speziell, also nur Nachrichten, Blogs, Produkte, o. ä. Mit
der Nutzung des PageRank begann die Suchmaschine Google, die Ausnut-
zung der Verlinkungen zwischen Webseiten als Qualitätsaussage der einen
über die andere Seite anzusehen. Je mehr „gute“ Seiten eine andere Seite ver-
linken, desto „besser“ ist die verlinkte Seite. Dies ist bereits eine Ausnutzung
oder „Sozialisierung“ von nutzergenerierten Inhalten, da nicht Google die Be-
Entwicklung von Learnr schreitet voran ::In der vergangenen Ausgabe unseres Newsletters haben wir an dieser Stelle von Learnr berichtet,
einer Web 2.0 basierten Plattform zum gemeinschaftlichen studentischen Lernen, deren Entwick-
lung mit einem Projektseminar im
Wintersemester 2006/7 begon-
nen hat. Wie berichtet ermöglicht
es Learnr, das bisher in der Regel
papier basierte Erarbeiten von Vor-
lesungsinhalten nun digital, online
und gemeinschaftlich anzugehen,
indem vertraute Funktionalitäten
wie das Markieren und Hervorhe-
ben von Inhalten, das Anlegen von
Notizen oder die Strukturierung
und Diskussion im Rahmen einer
Web 2.0-Anwendung software-
technisch unterstützt werden.
Exemplarisch sei hier nur die Vergabe von Schlagwörtern, sog. Tags, genannt, um Inhalte zu annotie-
ren und zu kategorisieren und dann in der Folge die Navigation durch Vorlesungsmaterialien anhand
eines gemeinschaftlich entwickelten Vokabulars zu ermöglichen.
Im gerade abgelaufenen Sommersemester 2007 haben wir Learnr einerseits im Rahmen der Vorlesun-
gen Universelle Datenbanksysteme (UDBS) und Wissensmanagement eingesetzt und andererseits
die Entwicklung in einem weiteren Projektseminar mit dem Inhalt „Video-Tagging“ vorangetrieben.
Hier standen Entwurf und Implementierung einer neuen Komponente zur synchronen Betrachtung
und Annotation von sowie Suche und Navigation in Vorlesungsvideos und zugehörigen Foliensät-
zen im Vordergrund. Ein erster Prototyp wurde bereits im Rahmen der Vorlesung UDBS eingesetzt.
Parallel zu den Entwicklungen im Rahmen der Projektsemi-
nare beschäftigt sich aktuell ein Team studentischer Hilfs-
kräfte mit der Weiterentwicklung von Learnr im Hinblick auf
einen fakultätsweiten Einsatz. Aufgrund der erfolgreichen Einwerbung von Fördergeldern aus
Studienbeiträgen wird dieses Team ab Oktober 2007 zudem mit Jens Sieberg um einen koordi-
nierenden Mitarbeiter ergänzt. Die öffentliche Wahrnehmung unseres Ansatzes, Web 2.0-Kon-
zepte im elektronischen Lernkontext zu adaptieren, zeigt sich uns währenddessen nicht nur
durch das Interesse anderer Hochschulen, sondern z. B. auch durch die Anfrage des WDR, Learnr
in einem TV-Beitrag für die Lokalzeit im dritten Programm vorzustellen.
http://learnr.uni-muenster.de
Vorankündigung :: IDEAS 2008Vom 3. bis 5. September 2008 wird das 12th International Database Engineering and Applications
Symposium (IDEAS) unter der Leitung von Prof. Vossen an der Universität Münster stattfinden.
Diese von der Datenbankgruppe der Concordia University in Montreal initiierte Konferenz wird
seit 1997 jährlich ausgerichtet und findet abwechselnd in Nordamerika, Asien und Europa statt.
Schwerpunkt der Tagung sind Anwendungen von Datenbanken und Informationssystemen sowie
Aspekte der Datenbanksystemtechnik. Für das Programm zeichnet stets ein international besetz-
tes Komitee verantwortlich, welches 2008 von Prof. B. Desai (Montreal) und Prof. Vossen geleitet
werden wird. Der Einsendeschluss für Einreichungen wird im April 2008 liegen; Einzelheiten wer-
den in Kürze im Web veröffentlicht. Für dieses Symposium werden noch Sponsoren gesucht; bei
Interesse ist Prof. Vossen für eine entsprechende Mitteilung dankbar.
http://ideas.concordia.ca/
http://ideas2008.uni-muenster.de
Verfügung zu stellen. Welche Möglichkeiten diese APIs
bieten, liegt am Angebot des Anbieters. Typischerweise
ist zumindest eine Registrierung für einen nicht-anony-
men Zugriff erforderlich.
Auf APIs aufbauend wer-
den sog. Widgets immer
populärer: Widgets sind
kleine Abschnitte von
Programmcode, die von
einem Betreiber angeboten
und von anderen Betrei-
bern auf ihren Seiten einge-
bunden werden. Dies wird
bspw. für die Anzeige von
Werbung verwendet, kann
aber auch zur praktischen
Kombination verteilter In-
formationsquellen dienen.
Sowohl Web Feeds als auch
APIs bieten den Anbietern die Möglichkeit, ihre Inhal-
te einem breiteren Publikum zur Verfügung zu stellen.
Nutzer können freier entscheiden, wie sie auf Inhalte
zugreifen oder was sie mit ihnen machen. Diese letzte
Eigenschaft hat die sog. Mash-ups hervorgebracht: Die-
ser Begriff umfasst alle Arten von Zusammenführung
unterschiedlicher Quellen zur Darstellung der Daten
der einen Quelle im Kontext der Daten der anderen.
Neue Kommunikationsformen
Bereits genannt haben wir Wikis und soziale Netzwerk-
Portale, die in einigen speziellen Bereichen alternative
Kommunikationsmöglichkeiten zu ersetzen beginnen.
Zum Phänomen der neuen Kommunikation zählen
aber auch Blogs, die
als Renaissance des
Tagebuchs aktuell
sehr populär sind.
Entscheidend zu ih-
rer Verbreitung hat
die einfache Nutzung beigetragen: Eine Vielzahl von
Diensten erlaubt es Interessenten, in wenigen Minuten
einen Blog zu starten, d. h. eine vollständige Webseite
zu erstellen, so dass sofort mit dem Erzeugen der eigen-
tlichen Inhalte (dem „Blogging“) begonnen werden
kann. Die Auseinandersetzung mit technischen Details
der Gestaltung einer Webseite, Datenbanken oder Web
Feeds entfällt, da dies alles vom Anbieter übernommen
wird. Erstmals ist es so gänzlich ohne technisches Wis-
sen möglich, eine eigene Web seite aufzubauen.
Keineswegs sind Blogs nur Instrumente der Einwege-
Kommunikation. Viele Blogs erlauben Lesern, öffentlich
Auszeichnung ::
einsehbare Kommentare zu einzelnen Beiträgen zu ver-
fassen. Auch zwischen Blogs kommt es zur Kommuni-
kation, wenn ein Autor auf einen Beitrag eines anderen
reagiert. Durch sog. Trackbacks ist es
möglich, solche Reaktionen, die durch
die Referenzierung (Backlinks) eines
Artikels zugeordnet werden können,
automatisch beim Ursprungsblog als
Kommentar anzuzeigen.
Webanwendungen
Der Trend von Webseiten zu reich-
haltigen Bedienoberflächen, also
verbesserten Möglichkeiten der
Mensch-Maschine-Interaktion als
dies bisher im Web möglich war,
wirkt ebenfalls in Richtung einer
größeren Nutzbarkeit des Webs. Die
Effizienz der Interaktion wird gesteigert, ein
Grund für den Namen dieses Trends: Rich Internet
Applications. Technisch entscheidend ist dabei, dass
neben statischen Inhalten auch Teile der Programm-
logik auf den Rechner des Nutzers übertragen wer-
den. Diese erlauben dann die Sicherstellung einer flüs-
sigen Interaktion, ohne auf die ständigen Reaktionen
des Servers warten zu müssen.
Es war Ajax, das die öffentliche Aufmerksamkeit erst-
malig auf diese Form der Nutzung von nutzer-seitigem
Programmcode lenkte. Heute werden verschiedene
Techniken eingesetzt, die sich in Punkten wie Ge-
schwindigkeit, Sicherheit, Multimediaunterstützung
und Browserintegration unterscheiden.
Für den Nutzer bedeuten RIAs, dass komplexe Anwen-
dungen ohne Installationsaufwand verfügbar sind.
Eine Nutzung von Programm und Daten ist auch
weltweit und ohne den eigenen Rechner möglich; al-
lerdings nur, sofern eine Internetverbindung besteht.
Als neue Herausforderung stellt sich also die Frage
nach der Nutzbarkeit der Programme, falls diese ein-
mal nicht besteht.
Es bleibt abzuwarten, welche spezifischen Entwicklun-
gen dauerhaft und welche Konzepte tragfähig sind.
Zukünftige Herausforderungen betreffen z. B. diffe-
rierende Rechtsinteressen zwischen Anbietern von
Dienstleistungen und Nutzern bzw. der Allgemeinheit.
Unbestreitbar bleibt das Internet ein „Ort“ der Innova-
tion, von dem starke Impulse ausgehen und in dem viel
Neues zu beobachten ist.
http://www.unleashingweb20.com
http://web20.mirabyte.com
Was macht eigentlich... Dr. Masermann?
U M
promovierte im Juni 1999
zum Thema „Schemaunab-
hängige Anfragesprachen für
relationale Datenbanken“ am
Lehrstuhl für Informatik. Seit
Dezember 1999 ist sie bei der
Deutschen Börse beschäftigt.
Zunächst arbeitete sie in der
Softwareentwicklung, wo sie
z. B. die technische Leitung
für einen web-basierten
Zugriff auf die elektronischen
Handelssysteme innehatte.
Ab 2002 wurde sie mit der
Anfertigung und Präsentation
von Analysen beauftragt, wie
z. B. Wettbewerberanalyse
oder RFID sowie der Durch-
führung von Technologie-Stu-
dien. Seit November 2006 ist
Ute Masermann Mitglied des
Managements der Software-
Entwicklungsfirma „Deutsche
Börse Services s.r.o.“ in Prag,
an deren Aufbau sie seit April
2006 beteiligt war. Dort ist sie
u.a. verantwortlich für den
HR-Bereich sowie Projektleite-
rin von IT-Projekten.
Zuwachs im Learnr-Team
deutung einer Seite festlegt, sondern diese aus Daten der Nutzer berechnet.
Neuere Erfolgsbeispiele für nutzergenerierte Inhalte sind die populären
Wikis, bei denen die Teilnehmer alle Inhalte komplett selbst erstellen. Sie
werden dabei von der technischen Infrastruktur des Wiki unterstützt, die
bspw. Seitenverwaltung, Kategorisierung oder Versionierung übernimmt.
Auch soziale Netzwerke speisen ihre Daten typischerweise vornehmlich
aus den Informationen und Beiträgen der Nutzer. Wie bei den Wikis gibt
es themenbezogene Netzwerke, wie
Freunde-, Geschäftspartner- oder
Hobby- (z. B. Foto-) Gemeinschaften.
Insbesondere durch solche Netzwer-
ke ist das Tagging populär geworden:
die Verschlagwortung von Inhalten,
welche ohne vorgegebene Begriffe und durch die Nutzer durchgeführt
wird. Die so entstehenden Folksonomien ermöglichen die Suche auch in
ansonsten schwer zu strukturierenden – und damit schwer durchsuch-
baren – multimedial geprägten Umgebungen.
Die oben genannten Arten von nutzergenerierten Daten unterscheiden
sich in den Rechten, welche die sie erstellenden Nutzer an ihnen haben. So
besitzen Suchmaschinen den durch sie erzeugten Index. In sozialen Netz-
werken gehören die Tags typischerweise nicht den Nutzern, die sie erstellt
haben, wohl aber verbleiben üblicherweise die Rechte an eigenen Inhal-
ten, wie z. B. Bildern oder Videos, bei ihnen. Es gibt in diesem Bereich noch
einen umfangreichen Bedarf an rechtlicher Klärung, was die zunehmende
Zahl von Abmahnungen und Streitigkeiten in diesem Bereich belegen.
Auch beim Konsum von Informationen von Webseiten sind große Än-
derungen zu beobachten: Zunehmend bieten Anbieter Web Feeds und
Application Programming Interfaces (APIs) für den maschinellen Zugriff
auf ihre (textuellen) Inhalte an. Erstere definieren Informationskanäle und
innerhalb dieser einzelne Beiträge, bspw. mit Erscheinungstermin, Autor
oder Kategorien. Mittels sog. Feed Reader kann ein Leser die Inhalte vieler
Seiten abonnieren und bekommt auf diese Weise Neues mitgeteilt, ohne
erneut zum Ursprung der Information surfen zu müssen.
Für Daten, deren Struktur über die eines textuellen Beitrags hinausgeht,
wie z. B. Produktbeschreibungen, Börsendaten oder geographische
Daten, gibt es noch ausgefeiltere Methoden des Zugriffs. Immer mehr
Anbieter gehen dazu über, APIs, also speziell für die automatische Verar-
beitung ausgelegte Zugangspunkte zu Informationen der Webseite, zur
Newsletter Datenbanken & Informationssysteme
Web 2.0: Sozialisierung der
Inhalte und verbesserte
Interaktion bei Web-
Anwendungen.
P.: M- A- P
B, W N K-
J L WDR-I
Gerade erschienen:
Unleashing Web 2.0 von
Gottfried Vossen und
Stephan Hagemann