flyer - kernzone

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Im Dienste der Natur und unserer Kinder Buchen-Altwälder gibt es in Deutschland nur noch wenige, sie sind in unserer Region kaum erforscht. Die wirtschaftlich nicht genutzten Kernzonen sind somit nicht nur Rückzugsgebiet für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten, sondern auch wichtige Freiluftlabore und bieten ein bislang nur ansatzweise erforschtes genetisches Reservoir. Hier werden zum Beispiel wichtige Erkenntnisse zu den Auswirkungen des Klimawandels, aber auch zur Optimierung der Forstwirtschaft, gewonnen. Für Kinder und Erwachsene ermöglichen die „Urwälder in spe“ einmalige Einblicke in eine Wildnis, die uns in den vergangenen Jahrtausenden immer mehr verloren gegangen ist. Für unsere Region ist es ein Gewinn, natürliche Wälder in ihrer Dynamik beobachten und erleben zu können. Um diese langfristige Entwicklung möglichst ungestört für den Wald und den Menschen zu gestalten, sollten einige Spielregeln eingehalten werden: Bitte verlassen Sie die Wege nicht, denn jenseits der Wegetrassen findet keinerlei Verkehrssicherung mehr statt. Entnehmen Sie kein Brennholz, denn Totholz spielt eine wichtige Rolle im Kreislauf der Wälder. Befahren Sie keine Wege, denn damit stören und gefährden Sie andere Lebewesen - gehen Sie zu Fuß. Stören Sie keine Tiere und entnehmen Sie keine Pflanzen. Biosphärenzweckverband Bliesgau | Paradeplatz 4 | 66440 Blieskastel | Tel. (0 68 42) 9 60 09-0 | [email protected] w w w . b i o s p h a e r e - b l i e s g a u . e u Das Biosphärenreservat Bliesgau gehört zu den „Nationalen Naturlandschaften“, der Dachmarke der deutschen Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks, getragen von EUROPARC Deutschland e. V. (www.europarc-deutschland.de). Kernzonen - Urwälder von morgen Willkommen in der Kernzone – Bäume aller Größen, skurrile Gestalten, mächtige Baumveteranen, Totholz besetzt mit Moosen, Flechten, Pilzen – es ist die Vielfalt des Lebens, die die Wälder der Kernzone so besonders macht. Ein Stück Urwald mitten in unserer genutzten Kulturlandschaft.

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Kernzonen - Urwälder von morgen Wozu sind Kernzonen da? Warum ist ihr Schutz so wichtig? Welche Kernzonen gibt es im Bliesgau? Und was muss man beachten, wenn man sich in einer Kernzone befindet?

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Im Dienste der Natur und unserer KinderBuchen-Altwälder gibt es in Deutschland nur noch wenige, sie sind in unserer Region kaumerforscht. Die wirtschaftlich nicht genutzten Kernzonen sind somit nicht nur Rückzugsgebiet für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten, sondern auch wichtige Freiluftlabore und bieten ein bislang nur ansatzweise erforschtes genetisches Reservoir. Hier werden zum Beispiel wichtige Erkenntnisse zu den Auswirkungen des Klimawandels, aber auch zur Optimierung der Forstwirtschaft, gewonnen. Für Kinder und Erwachsene ermöglichen die „Urwälder in spe“einmalige Einblicke in eine Wildnis, die uns in den vergangenen Jahrtausenden immer mehrverloren gegangen ist.

Für unsere Region ist es ein Gewinn, natürliche Wälder in ihrer Dynamik beobachten und erleben zu können. Um diese langfristige Entwicklung möglichst ungestört für den Wald und denMenschen zu gestalten, sollten einige Spielregeln eingehalten werden:

Bitte verlassen Sie die Wege nicht, denn jenseits der Wegetrassen findet keinerlei Verkehrssicherung mehr statt.

Entnehmen Sie kein Brennholz, denn Totholz spielt eine wichtige Rolle im Kreislauf der Wälder.

Befahren Sie keine Wege, denn damit stören und gefährden Sie andere Lebewesen - gehen Sie zu Fuß.

Stören Sie keine Tiere und entnehmen Sie keine Pflanzen.

Biosphärenzweckverband Bl iesgau | Paradeplatz 4 | 66440 Bl iesk astel | Tel . (0 68 42) 9 60 09-0 | info@biosphaere-bl iesgau.eu

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Das Biosphärenreservat Bliesgau gehört zu den „Nationalen Naturlandschaften“, der Dachmarke der deutschen Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks, getragen von EUROPARC Deutschland e. V. (www.europarc-deutschland.de).

Kernzonen - Urwälder von morgen

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Kernzone (Ort/Gemeinde) Größe Vegetationstyp/Besonderheit

� Moorseiters 32 ha Laubwald mit über 100jährigen Buchen-/EichenbeständenBlieskastel-Altheim am Übergang von Buntsandstein zum Muschelkalk

� Baumbusch 150 ha Seit 1985 auf Teilflächen als Naturwaldzelle ausgewiesen,Gersheim Laubwald auf Muschelkalk mit ehem. Steinbrüchen, insel-

artigen Mittelwaldbeständen und hohem Höhlenbaumanteil

� Böckweiler Wald 58 ha Mittelalter Laubholzbestand auf Muschelkalk mit hohem Blieskastel-Breitfurt Ahorn- und Eschenanteil

� Taubental 449 ha Laubmischwald auf Buntsandstein mit Nadelholzanteilen/ Kirkel/Blieskastel einzelne alte Baumgruppen auf den Höhenlagen

� Pfänderbachtal 45 ha Bodensaurer Buchenwald, stellenweise mit alten Buchen-Homburg-Einöd beständen im Biotopverbund mit eingekerbtem Bachtal

� Kalbenberg Süd 31 ha Laubwald mit hohem Eschenanteil und inselartigen Gersheim-Rubenheim Mittelwaldbeständen, Mischform aus Nieder- und Hochwald

� Kleinblittersdorfer Wald 51 ha Laubmischwald auf Muschelkalk mit über 120-jährigenKleinblittersdorf Buchen, Traubeneichen, Mischung mit Edellaubbäumen

Lindenfels 113 ha Laubwald auf Buntsandstein am Übergang zum MuschelkalkBlieskastel mit hohen Nadelholzanteilen und halboffenen Flächen

Ehemaliges Kalkbergwerk 76 ha Laubmischwald auf Muschelkalk mit hohen Gersheim Totholzanteilen in Hanglage

� Hirschental 98 ha Mittelalter Laubmischwald auf Buntsandstein mit einzelnenSt. Ingbert-Oberwürzbach alten Baumgruppen in Hanglage

Urwälder von morgenKernzonenwälder sind wichtige Lebensräume für bedrohte Tier-und Pflanzenarten, insbesondere für Bewohner von Totholz(Biotopholz). So geht man z. B. heute davon aus, dass eineRotbuche im Laufe ihres Lebens rund 800 verschiedenen Tier- undPflanzenarten Heimat bietet. Davon sind 400 Arten auf alte,absterbende Buchen angewiesen. Ein Lebensraum, der bei einerforstwirtschaftlichen Nutzung in einem geringeren Umfang zurVerfügung steht.

Im Biosphärenreservat Bliesgau wurden zehn Kernzonen inverschiedenen Waldlebensräumen und in halboffenen Flächenausgewählt, die sich in den nächsten Jahrzehnten weitgehend freivon menschlicher Beeinflussung entfalten können. Hier könnenBesucher und Wissenschaftler beobachten, wie sich Wälder aufMuschelkalk und Buntsandstein, in Steillagen und auf Ebenen,aber auch auf Flächen in der halboffenen Landschaft von Natur ausentwickeln.

Natur Natur sein lassen Bis zum ersten Jahrtausend vor Christus war das Gebiet an Blies und Saar größtenteils vonRotbuchenwäldern bedeckt. Etwa um diese Zeit begann die zunehmende Rodungs- undAckerbautätigkeit durch den Menschen. Bis Ende des 14. Jahrhunderts hatte sich in mehrerenRodungsperioden der Wandel des einstigen Urwaldes zu der Kulturlandschaft, wie wir sie heutekennen, vollzogen. Heute sind noch etwa 30 Prozent der Gesamtfläche im BiosphärenreservatBliesgau mit Wald bedeckt. Den überwiegenden Teil hiervon bilden nach wie vor Buchenwälder.

Im gesamten mitteleuropäischen Raum gibt es nur noch sehr wenige Reste von Naturland-schaften, also vom Menschen unbeeinflusste Landstriche. Dies ist einer der Gründe dafür,dass die UNESCO in ihren Anforderungen an die Biosphärenreservate die Einrichtung vonKernzonen vorsieht. Kernzonen sind Bestandteile einer modernen Kulturlandschaft, in der sichdie Natur vom Menschen unbeeinflusst entwickeln kann. „Natur Natur sein lassen“ ist das Motto, nach dem auch im Biosphärenreservat Bliesgau auf 3 Prozent der Fläche, also etwa1.000 Hektar, unsere Urwälder von morgen entstehen sollen.

Bildnachweise: Robert Groß, Fulda (Schwarzspecht) | Rainer Maria Kreten, SaarForst Landesbetrieb (Buchenwälder)

Elke Birkelbach, Gersheim (Waldführung), Teresa Feld (Titelbild)