fortgesetzte versuche über guajaksäure und guajakharz

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ARCHN DER PHARMACIE. LXXXIII. Bandes drittes Heft. 1. Physik, Chemie nnd praktische Pharmacie. Bortgesetzte Versuche iiber Guajaksiure und Guajakham; Franz Jah, von Medicinalassessor und Apotheker in Meiningen. - N o c h nach Bekanntmackung meiner friiheren Ver- - suche iiber diesen Gegenstand durch das Archiv beschgf- tigte ich mich mit dem Guajakholze. Mein Streben war namentlieh dahin gerichtet, die in demselben ent- haltene Slure, welche ich fiir Benxoesaure erklart hatte, unter Anwendung von kohlensaurem und Btzendem Baryt zu fixiren, welches Unternehnien mir bei Betrachtung meiner fciihern Arbeit ein besseres Resultat zu liefern, iiberhaupt noch unumganglich nothwendig eu sein schien. Denn ich hatte mich iiberzeugt, daL die in dem Guajak- holz befindliche S u r e mit Bargt kein unaufliisliches Salz bildet, mochte sie nun Benzoesaure'oder eine andere Saure sein, indem aufliisliche Barytsalre weder die snb- limirte nnverbundene, noch die an Basen gebnndene Saure zu 611m im Stande sind. In diesern Zeitpuncte bekam ich das Octoberheft des Archivs von 1840 zu Gesicht, nach welchem Herr T h i e r r y , Chef der Central - Apotheke zu Paris, in dem Journ. de Pharm. XX VIL 381 uon der Guajaksaure Noiiz Arch. d. Pharm. LXXXIII.Bds. 3. Hft. 18

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Page 1: Fortgesetzte Versuche über Guajaksäure und Guajakharz

ARCHN DER PHARMACIE. LXXXIII. Bandes drittes Heft.

1. Physik, Chemie nnd praktische Pharmacie.

Bortgesetzte Versuche iiber Guajaksiure und Guajakham;

Franz J a h , von

Medicinalassessor und Apotheker in Meiningen. - N o c h nach Bekanntmackung meiner friiheren Ver- -

suche iiber diesen Gegenstand durch das Archiv beschgf- tigte ich mich mit dem Guajakholze. Mein Streben war namentlieh dahin gerichtet, die in demselben ent- haltene Slure, welche ich fiir Benxoesaure erklart hatte, unter Anwendung von kohlensaurem und Btzendem Baryt zu fixiren, welches Unternehnien mir bei Betrachtung meiner fciihern Arbeit ein besseres Resultat zu liefern, iiberhaupt noch unumganglich nothwendig eu sein schien. Denn ich hatte mich iiberzeugt, daL die in dem Guajak- holz befindliche S u r e mit Bargt kein unaufliisliches Salz bildet, mochte sie nun Benzoesaure'oder eine andere Saure sein, indem aufliisliche Barytsalre weder die snb- limirte nnverbundene, noch die an Basen gebnndene Saure zu 611m im Stande sind.

In diesern Zeitpuncte bekam ich das Octoberheft des Archivs von 1840 zu Gesicht, nach welchem Herr T h i e r r y , Chef der Central - Apotheke zu Paris, in dem Journ. de Pharm. XX VIL 381 uon der Guajaksaure Noiiz

Arch. d. Pharm. LXXXIII.Bds. 3. Hft. 18

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giebt und bchauptet, dafs er bai einem, imGanzen dem von mir friiher beschriebenen ziemlich iibnlichen Ver- fahren, ebenfalls durch Sublimalion diese Saure, welche von inir in Zweifel gezogen wurde, wirlrlich aufgefunden habe. Statt des von niir versuchten Guajalrholzes hat derselbe aber das Guajakharz en diesem Ende bearbeitet,

Das Guajalrharz wird nach ihm in 56procentigen Alkohol geliist, der Alkohol abdestillirt, die riickstgndige wasserige Fliissigkeit mit Barytwasser gesiittigl, darauf weiter eiogeengt und mit SchwefelsLure behandelt. Die nun bis zur Syrupsdicke verdampfte Flussigkeit wird mit Aether ansgezogen, welcher nach dem Verdunsten die Guajaksaure in unregelmiilsiger Gestalt hinterllrst, welche durch Sublimation die reine SSure liefert.

T h i e r r y ist 7,u diesen Resultaten ebenfalls durch Beobachtung des aromatischen Geruchs des wLsserigen Guajakholzextracts zunlchst gelangt. Bei der GewiTshcit, rnit welcher von ihm die Auffinduug der Guajalrszure sammt einigen ihrer Eigenschaften ereahlt wird, wurde ichwirldich bei niir selbst zweifelhaft, ob die von mir erhaltene sublimirte Saurc auch wirltlich Benzoesaure gewesen sei, und es that mir schon leid, demselben das Verdienst der Erlrenntnirs dieser Saure uberlassen zu miissan. Durch fortgesetzte Versuche bin ich indefs zu der Gewithei t gelangt, dafs freie Guajaksaure doch michts anderes als Benzoesaure ist, d a b auch aus dem Guajalrharz in der von ihm befolgten Weise nur diese er- halten wird, dars sie aber auch hier in derselben sie und ihre Reactionen umhiillenden Beimischung auftritt, wie sie von mir beobachtet wurde und in welcher sie allerdings leicht fur eine eigenthumliche Saure gehalten werden kann.

Mi t dem Resultate dieser neuen Versuche werden uberhaupt meine friiheren Angaben nur bestatigt, und ich hoffe tugleich durch eine im Anhang gegebene Schilderung des Verhaltens des Guajakharzes gegen Asther wenigstens Etwas zur naheren Kenntnifs dieses Harzes beitragen zu kiinnen.

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Ueber Guajaksiiure und Guajakharz. 259

W e n n man nach T h i e r r y Guajakharz bearbeitet, so erhalt man allerdings i m Verhlltnifs zu einer gleich- grofsen Quantitat von Guajakholz eine etwas griifsere Menge des fur Guajaksiiure gehaltenen Kiirpers, aber mehr als einen halben Gran sublimirte S8ure habe ich aus 1 Pfd. p. C. Guajaliharz in mehrfachen Versuchen doch nicht erhalten liiinnen. Schwerlich miichte ein Versehen in der Procedur Ursache an dieser geringen Ausbeute sein, es ergiebt sich dies schon daraus, dars zur Neiitralisation der sailer reagirenden gelblich von aufgeschliimrntem Harx getrubten Fliissigkeit, welche nach Abdestillation des Weingeistes, der zur Aufliisung von 1 Pfd. Guajakharz gedient hat, ubrig hleibt, gewiihnlich nicht mehr als 36 Tropfen Barytwasser niithig waren. Miiglich aber.ist es, daL trotz dem, dafs aus verschie- denen Beeupquellen erhaltenes Hare von mir versacht worden ist, gewisse Sorten i n dem Haridel befindlich sind', welche eine reichere Ausbeute an der darin be- obachteten Saure darbieten. Illan erhalt nun, nachdem die erwlhnte lriibe Fliissigkeit mit Baryt geslttigt, fil- trirt, dann weiter eingeengt, mit verdiinnter Schwefel- sEure gefallt a n d das im Wasserbade weiter eingedickte Filtrat mit Aether niehrmals behandelt worden ist, nach freiwilligem Verdunsten 4 - 1 Drachme ungefiihr der von T h i e r r y beschriebenen in Warzen angeschossenen mit einem Riickhalt von H a m noch versehenen Gnajak- s iure und durch Sublirnation dieser Masse $-4 Gran in Nadeln krystallisirte SZure.

Gleiche Resultate werden erlangt, Wenn man blofs Guajnkharc im gepiilverten Zustande mit Wasser Irocht. Bei der Siedhitee des Wassers erweicht sic11 und schrnilzt das Guajak, und das Wasser triibt sich gelblichweiru i n Folge eines gewissen hnllieils i n depi Wasser geliister oder darin aufgeschlimmter Bestandtheiie. Saltigt man diese Fliissiglieit rnit Barytwasser, nachdeni sie vorher filtrirtworden war, engt nian sie alsdann mehr ein und unterwirft sie einer gleichen Behandlung mit Schwefel- sEure und Aether, so erhl l t nian gerade den mit warzi-

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gen Krystallen durchwachsenen gelbliclibraunen Harz- ruckstand, der bei der vorhin beschriebenen Behandluog des Harzes mit AIkohol gewo,nnen wird. Die Ausbeute stellt sich nach beiden Methoden ziemlich gleich, aber jedenfalls erhalt man nach dem ersten Verfahren etwas mehr, in Folge der bessern Aufschlidsung des Harces durch den Alkohol. In Bezug auf die Quantit'a't der aus diesem aetherischen Auseug zu sublimirenden Sauro Iconnte eben so wenig ein Unterschied nach beiden Me- thoden beobachtet werden.

Ehe ich die durch Sublimation gereinigte Saure be- schreibe, ist es wohl niithig, zunschst die nach Ver- dunsten des Aethers erhaltene rohe Saure zu schildern, welche nach meinen Erfahrungen zum griihten Theil

einem eigenthiimlichen Harz besteht und nur eine sehr geringe Menge von BenzoesEure beigemischt enthalt.

Dieser, nach Verdunsten des Aethers verbleibende R&&tand sieht gelblichbrann, mitunter etwas griinlich- gelb aus, und es sind deutlich in einer extractiven gleich- fijrmig gefarbten Masse einzelne liriimliche oder warzen- fcrmige Krystalle von w e i f s k k e r Farbe cu erlrennen. Liist man denselben, ohne ihn von den Krystallen cu trennen, in heihern Wasser nnd filtrirt ihn, so reagirt, Venn auch der Geschmack nur wenig sauer, dagegen aromatisch und scharf befunden wird, die schwach gelbge- farbte Aufliisung deutlich und stark sauer durch Riithung des Lackmus, und mit etwas Ammoniak oder mit Natron- lauge neutralisirt, wovon aber immer nur sehr wenig z u r Siittigung niithig ist, und wodurch sich die beim Erkalten sonst jederzeit getriibte Fliissigbeit aufklart und starker gelb oder braunlichgelb gefarbt wird, liefert sie mit Eisenchlorid (in der zur Priifung auf Benzoe- siiure vorgeschriebenen Weise mit etwas Ammonialr vermischt und Blar filtrirt) einen braungefarbten, mit schwefelsaurem Kupferoxyd einen schmutziggriinen, mit salpetersaurem Silberoxyd einen gelblichweifsen in kur- zer Zeit schwarz werdenden, mit salpetersaurem Queck- silberoxydul einen gclMichweiDen, am Lichte nach lange-

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Ueber Cuajaksaure und Guajakharz. 261

re r Zeit ebenfalls schwLrAich werdenden und mit essiw- ? saurem Bleioxyd einen pulverigen weifsen viillig in

Acetum concentratum liislichen Niederschlag. Es konnte deshalb nicht verkannt werden, dafs derhelbe Kiirper, welcher mich bei meiner friiheren Untersuchung des Guajaliholzes so lange getauscht und die von den Reac- tionen der Bezoedure niehr oder weniger abweichen- den Eigenschaften gezeigt hatte, auch hier wieder im Spiele war.

D i e ails dem jetzt beschriebenen aetherischen Aus- cug durch Sublimation erlangten Kryotalle, welche von T h i e r r y fir reine Guajaksaure angenommen werden, bestehen in kleinen Nadeln und Spiefschen; sie sind ganz von gleicher Natur mit dem, wie ich sie friiher beschrieb und welche ich fir Benzoesaure erklarte, mit welcher eine Spur eines fliichtigen anderen Stoffes ver- bunden sei. Dieser giebt sich besonders durch die gelbe Farbung, welche e r sogleich durch Ammoniak erleidet, wenn dieses im Ueberschufs zugefiigt wird, zu erkennen. W i e ich schon friiher anfiihrte, bin ich einmal so gliick- lich gewesen, in einem Sublimationsversuche die am hiichsten angeflogenen Krystalle so rein von diesem Stoff zu erhalten, dafs ich dieselben wirklich fur Benaoeszure erlrllren konnte; es scheint hiercu aber ein sehr vor- sichtiges Erwirmen des Sublimationsgefifses niithig zu sein, und es hat mir derselbe Versuch in meinen neueren Unternehmungen nicht wieder gliiclren wollen. Dieser fliichtige Kiirper besteht in einem Oele, hervorgegangen durch Zersetzung eines eigenthumlichen Harses, welches im Guajalc enthalten ist, welches sich aber selbst nach einiger Beriihrung mit der Luft wieder in Harz ver- ivandelt und dann diese gelbliche Farbung durch Al- kalien erleidet, gleichwie das ursprlingliche Hare, ans welchem es entstanden ist. Auch i n dem Guajakholze mufs dieses fliissige Oel oder vielmehr das Ham, welches dasselbe liefert, enthalten sein; wie aus meinen Ver- suchen mit dem Holze hervorgeht, hegleitet dasselbe s5mmtliche mit Hiilfe von Alkalien bewirkte wgsserige

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Ausziige des Guajaliholzes und ist sogar in dem u.8sse- rigen Destillat zu finden, wean diese Ausziige mit S#ure vermikcht einer nestillation unterworfen werden, in welchem Falle Benzoeslure niit diesem fliichtigzn Kijrper vermischt mit detri Wasser iibergeht. Diese Beimischung ist aber einzig die Ursache an den Abweichungen, welche die SIure des Guajalts gegen Benzoesaure bietel und welche ich i m Folgenden der Hauptsache nach zu besserei Vergleich neben einander stellen will :

1) Einwirliung von Warme. Die reine subliniirte Benzoesaure schmilzt vor dem

Verfliichtigen d ine Fiirbung, wid erstarrt beim Erlralten schnell wieder zu Nadeln.

Die sublimirte SSure des Cruajalrs schmilzt ebenso und cwar (soweit dies ohne Anwendung eines Thermo- meters beobachtet werden Irann) bei gleicher Temperatur. Die Saure farbt sich dabei brEunlich und eritwiclielt einen eigenthiimlichen Geruch voii brenzlichem Oel. Er- starrt ebenfalls wieder eu Nadeln.

2) Verliallen gegen Spir. Vini alkoholisatus. Z u r Aufliisung yon + Gran BenzoeBure waren 4 Tropf.

niithig. Auf Zusatl; von 3 Tropfen Wasser LU dieser Solution schied sich die Saure sogleich und so vollstandig aus, dafs die ganze Mischung erstarrte.

Eben soviel SPure des Guajalrs foderte 6 Tropfen Weingeist und mufste dabei erwarmt werden; die SEure schied sich auf Wassereusatz nicht sofort aus, selbst als eine griirsere Menge von Wasser zugegehen wurde. Erst alsdann, als einige Zeit zur Verniichtigung desWein- geistes gelrocht und die Aufliisung noch eine Zeit lang an eiiiem kalten Orte sich selbst iiberlassen worden war, fing die Ausscheidung der Ssurc an, aber i n driisigen und warzigen ICrys€allen, welche ebenfalls die Fliissigkeit zde tz t ganz erfullten und ein Erstarren der Mischung herbeifiihrten.

3) Verhalten gegen Wasser. 24 Tropfen Wasser liisten + Gran Benzoesaure noch

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Ue6er Guajaksaure und Guajakharz. 263

nicht auf, murde die Fliissigkeit aber erliitzt, so ver- schwand die Saure im Augenblick des Anfkochens. Nach dern Erlralten schied sich die SPure in federartigen Krystallen wieder aus.

Die SWre des Guajalrs verhglt sich ebenso, braucht ebensoviel Wasser zur Aufliisung (deshalb ist die S u r e keine Zimmtsliure, w e l c h schwerer liislich in Wasser ist). Die Saurc bedarf zur Auskrystallisstion vie1 Kingere Zeit, sie schiefst dabei, selbst wenn iifters iimltrystalli- sirt wird, jederzeit in buschelfiirmig angesetzten Nadeln an, (wodurck sie sic11 ebenfalls schon won Zimmtsaure unterscheidet, welche nicht in Nadeln, sondern in Tafeln und Blzttern Irrystallisirt).

4) Mit concentrirter Schwefelsaure iibergossen : Es erfolgte farblose Aufliisung der BenzoesEure ; auf

Zusatz yon Wasser schied sich die S lu re sogleich farb- 10s wieder aus.

Es t ra t vollkommene Aufliisung der SEure des Gua- jaks ein, aber zugleich mit violettrother Farbung. Auf Zusatz von wenig Wasser krystallisirte die SEure in etwas riithlich gefarbten Krystallen, wie es schien, unter einigem Verlust des urspriinglichen Gewichts, wieder aus.

5 ) Mit verdiinntcr Salpetersliure iibergossen, vyelche cur Entfernung der salpetrigen Siiure zuvor aufgekocht worden war :

Die Benzoesliure liiste sich beini Erliitzen farblos in der S lure und wurde beim Erlralten farblos wieder ahgeschieden, ohne Verhderung der Krystallform.

Die Krystalle der Guajalrslurc flirbten sich sogleich gelb und liisten sich auf, als dieSaure noch warm dar- uber gegossen wurde. Die etwas diclrliche und braun- gefiirbte Eliissigkeit entfarbte sich beim Erhitzen mehr und blieb nu r wenig gelb gefgrbt zuriick, als einige Zeit gekocht worden war. Aus der sauren Aufliisung fie1 selhst nach langerer Zeit nichts nieder, auch kry-

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elallisirte nichts heraus, eben sowenig w a r wzhrend der Erhi tzui~g Bi~termandelgeruch zu bemerken *).

6) Schwefelsaures Kupferoxyd bringt in der Aufliisung der Beneveslure blauweifse

Fallung hervor. Die AuflGsung der Saure des Guajaks liefert damit

einen griinlichweilsen Niederschlag. 7) Salpetersaures Silberoxyd bewirkt einen weirsen kbsigen Niederschlag in der

Liisung der Bensoesiiure, welcher noch nach llngerer Zeit weifs bleibt, selbst Leirn Erhitzen.

Weifslicher Niedersclilag in der Liisung der Gua- jakssnre, der beim Erwarmen sogleich schwarz wird.

!3> Neutrales essigsaures Bleioxyd bewirkt einen weifsen pulvrigen Niederschlag der

Benzoesaure, der vijllig in Acet. concentr. liislich ist. Einen gelblichweirsen pulverigen Niederschlag mit

der Guajalrsaure, ebenfalls viillig in Acet. concentr. liislich. 9) Salpetersaures Queclrsil beroxydul errebt cinen weifsen kiisigen starken Niederschlag

in der Losung der Benzoeslure. DieSPure des Guajalrs verhalt sich ebenso; es lronnte

keine Ansscheidung von reducirtem euecksilber, wie an der mit H a r t noch mehr verunreinigten Ssure wahrge- nommen werdqn.

Diese in den meisten Stiicken verschiedenen Eigen- schaften beider Sauren miichten allerdings meine Be-

*) Auch hierdurch ergiebt sich der Unterschied an Zimint- siiure, welche init Salpeterslure Zimmtsalpetersiiure, eine schwerI6sliche krystallinische Substanz unter gleichzeitiger Entstehung von Bitttermandelijl bildet. - Die Salpeter- siiure dient in gewissen Fallen zur Reinigung der Benzoe- s h r e ; Le c a n u und S e r b a t (Gmelin’s Handbuch der theoref. Chemie 2829. Bd . 2. 196) inachten aber auch die Beobach- tung, dafs unreine subliinirte Siure von Salpetersiiure i n eine andere leichtlSsliche Verbindung verwandelt werde.- Dasselbe kann bei unserer Guajaksaure der Fall gewesen win. Ueberhaupt bedarf dieser Versuch der Wiederholung.

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Ueber Cuujaksiiure und Guujakharz. 265

hauplung, dab die Saure des Gus-jalrs nur eine i n Ver- mischung mit einem andern fliichtigen Kiirper des Gua- jaks befindliche und dadurch verlarvte BenzoesEure sei, zweifelhaft machen, durch die folgenden Beobachtungen wird aber dieser Zweifel schwinden und zugleich der beigemischte Kiirper in etwas deutlichereni Lichte er- scheinen.

W e n n man nBmlicli die aetherischen, cur Erlangung reiner GuajalrsEure einer noch folgenden Sublimation zu unterwerfenden Aufiziigc auf solchem Wege von der die Krystalle urnhullenden extractiven anderweitigen Substanz 5u trennen versucht, dafe man sie mit Wasser iibergieht, so findet man zunIchst, d a b lraltes Wasser weder auf die Krystalle, noch auf ihre Umhiillung zu wirken im Stande ist. Wendet man nun WErme an, so bleibt eine harzige Substanz ungeliist, aber es liist sich stets mit den Krystallen ein Theil des Harces zu einer gelblichen in der Warme lrlaren Pliissiglreit auf, welche sich aber weitl ich triibt und unter Bildung von einer geringen Menge neuec Krystalle einen Haczab- satz macht, so dars, wenn man auch oft umlrrystallisirt, diese Triibung der Fliissigkeit beitn Erkalten nicht auf- hiirt, und man sieht, dars man auf diesem Wege zu einer Trennung beider Substaneen nicht gelangen bann, wenn man die Krystalle, von weIchen doch immer ein Theil i n dem Wasser geliist bleibt, nicht verlieren will.

V17enn man nun auf der andern Seite den bei zwei- und dreimaliger Behandlung mit warmem Wasser verbleiben- den Harzriickcrtand, dessen Menge sich aber immer mehr bei dieser Behandlung verringert und woraus hervorgeht, dafs das Harz in warmem Wasser zum Theil loslich ist , fortwEhrend rnit heilsem Wasser erschiipft, so bleibt zuletzt ein mehr braunfiches, jedenfalls durch die Ein- wirkung der Luft schon etwas hiiher oxydirtes Harz ungelht. Dieses liist sich nur in Allrohol, aber vermischt man diese Liisung mit heifsem Wasser, so bleibt sie ungetriibt, aum Beweise, dafs auch dieses Harz darin Eoslich ist, und es leagirt sowohl diese Losung, wie ulle

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vorhergehenden durch blorses Wasser erlangten (in welchen schon langst die beobachtete lirystallisirte Sgure nicht mehr enthalten sein kann) deutlich sauer durch Riithung des Lackmus. Auch iiberaeugte man sich bei dieserGe- legenheit, dafs schon durch eine mit VVasser gemischte gewiihnliche Guajalitinctur Laclimuapapier deutlich ge- riithet werde.

Die alkoholischeLiisung des vorhin erwlhnten Harzes schmeckt angenehm aromatisch, aber dabei scharf und stechend, nicht gerade kratEend. Sie liann rnit verdiinnter Schwefelsiiure heirs vermischt werden, ohne dais ein Niederschlag entsteht"). Das Ham selbst, wie es nach Verfliichtigung seiner Liisung in Weingeist curuckbleibt, sieht braungelb aus, ist nicht gerade hart, sondern bleibt immer mehr oder weniger weich. Es liist sich nicht allein in Salmiakgeist und diese Liisung llfst sich Irochen, ohne dars ein Niederschlag entsteht, sondern es liist sich auch in iitzendem und liohlensnurem Kali, und alle diese Liisungen nehmen eine gelbliche Farhe an, welche ver- schwindet, wenn das Alltali mit einer SSure neutralisirt wird. Das Harc liist sich auch in TerpentinGl und bleibt bei Verfliichtigung des Oels farblos zuriiclr. Es wird auch, was ich besonders hervorheben murs, von concentrirter Schwefelslure n ~ i t priichtig purpurrother Farbe aufgeliist, und durch Wasser in violetten Floclren daraus wieder gefallt.

Bei IEngerem Stehen einer Fltissigkeit, die von dem ersterwlhnten in heilseni Wasser ohne Beihiilfe von Weingeist schon liislichen Ilarze getriibt ist, an der Liift, bildet sich auf de r Oberflgche derselben eine Haut ; wird diese Fliissigkeit abgegossen und die in derselben

*) Kocht man das Harz selbst lange mit SalpetersSurc, in welcher es sich mit goldgelber Farbe lost, welche bei lingerem Xochnn immer blasser wird, so erhalt man keine OxalsIure, wodurch, sowie durch die Liislichkeit in Aether, aber such durch die Nichtflllung durch SIure sich zu er- kennen giebt, d a h dies Harz nicht etwa T r o in m s d o r f f's Guajacin ist.

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Ueber GuajaksGure und Guajakharz. 267

gebildeten Absltze der Luft preis gegeben, so liist sich dies fruher aufliisliche I la rz nun nicht mehr in dem urspriinglichen Verhaltnifs i n heil'sem Wasser. Dieser Kiirper verwandelt sich also i n den letztbeschriebenen in heirsem TYasser unaufluslichen, nur noch in Alkohol liislichen und es geht %-oh1 aus seinem Verkalten gegen rauchende SalpetersEure hervor, dars meine Ansjcht von einer Oxydation des Harzes durch den Sauerstoff der Luft gegriindet ist; tropft man n h l i c h ein wenig rau- chende Salpeterssure in die Abdampfschalen, in welchen sich beide Harze aus ihren resp. Liisungen an die W6nde abgcsetet haben, oder hl l t man auch nur einen mit dieser Saure benetzten Glasstab in dieselben, so wird das i n Wasser liisliche Ham in solcher Weise gefarbt, dafs sogleich die Wande des Gefabes griin anlanfcn (indem die salpetrige Slure Sauerstoff &ran abgiebt, sich in Salpetergas verwandelnd), wLhrend dies beim andern Haree nicht, oder doch wenigstens nicht in gleichem Grade bevbachtet werden konnte.

Die Auflvsung dieses Harzes nun entwiclrelt, wenn sie verdunstet wird, besonders gegen das Ende, nachdem fast aller Weingeist verdampft ist, gerade den eigen- thiimlichen storax - oder vanilleshnlichen Geruch, der an den] Guaja%holzextracf am stErlrsten hervortritt. W i r d das Hole noch weiter erhitcf, so entwiclreln sich unter theilweiser Zersetzung desselben, indem es sich brsunt, aufbllht und spriide wird, stechendriecliende, aber immer noch von dern eigentliiimlichen Geruch begleitete Bgmpfe, die sich, wenn der Versuch im gcschlossenen Raume geschieht, zu brenzlichem Oel verdichtcn, vr~elches aber, wie ich schon oben erwahnte, selbst vieder an der Luft (theilweise schon wiihrend des Erltaltens) erhPrtet und sich zu einem, dem Harm, woraus es entstanden, in vielen Stiicken ahnlichen Kiirper verwandelt. Es besitzt wenigslens die Eigenschaft, von Schmefels5ure mit rother Farbe geliist, theilweise auch von lrochendem Wasser aufgenommen zu werden und i n dieser Auflvsung Lackmus EU riithen, niit Allralien lrlare gelbgefarbte Fliissigkeiten

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zu bilden, die durch salpetersaures Silber gerade so wie das erwhhnte Harz afficirt werden, wovun ich nuch sprechen werde. Es ist dies Oel oder das daraus wieder- urn gebildete Harz auch der Begleiter der aus dem Guajak gewonnenen sublimirten Saure und bedingt dereri eigenthiimliche Reactionen, welches durch Folgendes be- statigt wird.

Piigt man nltnlich einer durch heikes Wasser be. wirkten Aufliisung des erwahnten Harzes, so lange es darin noch liislich ist, salpelersaures Silber hinzu, so verandert sich die Farbe der Aufliisung schnell in Schwarq doch ohne dars selbst nach Zufiigung von Am- moniak ein Niederschlag entsteht; giebt man aber nocR eine Auflosung von benzoesaurem lYalron oder Ammoniak zu dieser Earrliisung hinzu, so erhalt man durch das er- wahnte Reagens gerade den An fangs weifslichen, spater dunkel - und schwarzwerdenden und durch schwefelsaures K u p f e r den schmutziggrjinen Niederschlag, wie sie die rnit Ammoniak neutralisirte A u f h m g der Siiure des Gua- jaks liefert. W i r d zugleich mit diesem Harz reine Ben- zoesaure in heifsem Wasser geliist, so erfordert die Aus- krystallisation der Suure zcie die der Saure des Guajaks eine ungleich liingere Zeit . Die Krystalle haben bei einem gewissen Grade der Vermischung gerade die be- schriebene warrige Gestalt, und in einer sehr verdiinn- ten Harzaufliisung wachsen die Krystalle der bineinge- brachten Benxoesiiure in derselben biischelformigen Ge- stalt hervor. Die gesammelten Krystalle werden durch concentrirte Schwefelsaure ebenso violettroth, wie die Same des Gnajaks gefiarbt.

Ueber die Natur der Thierry'schen Guajalrslure lcann deshalb kein Zweifel mehr sein, und es mufs wohl dies Hart (welches wegen seiner sauren Reaction und seiner Fahigkeit, sich mit Basen a u verbinden nach Art, wieU n v e r d o r b en xu seinerZeit einen gewisseu Bestand- theil des Colophons und Terpentins mit ColophonsEure, Sylvinshre nnd Piniasiiure be%eichnete, ebensogut mit Guajaksaure bezeichnet werden IrSnnte) in die Reihe

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der Harze mit starkelektronegativen Eigenscbaften ge- bracht werden. Wegen seiner nicht harten, sondern mehr WeichenBeschaffenheit (besonders in demZustand,wie es aus dem wzsserigen oder geistigen Ausmg des Guajaks von Ae- ther unmittelbar aufgenommen wird), und weil ein fliichti- ges OeI mit arornatischem Geruch darans gewonnen werden kann, wiirde es unter die fluchtigen Harze oder Balsame eu stellen aein. Am passendsten besonders wegen des Gehalts an Benaoesffure, deren Begleiter dies Harz im Guajak stets zu sein scheint, miichte dasselbe, nach dem Begriff der franziisischen pharmaceutischen Schnle mit der Bezeichnung ))Balsamhare des Guajakscc zu belegen sein.

Wenn man nun auch annehmen wollte, der durch Aether erlangte Auszug des wasserigen und geistigenbEx- tracts des Guajaks stelle die vermuthele GuajalrsIure selbst dar, und die Benzoesaure sowohl wie das beschrie- bene Harz seien erst Producte der Zerlegung dieser Saure, so widersteitet doch schon dieser Annahme, dafs sogleich in diesem aetherischen Auszug schon deutlich zwei verschiedene Substanzen neben einander zu erkennen sind. Auch wird wohl Niemand die Selbstst6ndiglreit einer neuen organischen Saure in Schutz nehmen wollen, welche durch blofve Anwendung von warmem Wasser in zwei verschiedene Kb'rper zerlegt wird.

Analyse des Guajakharzes; Franz Jahn.

von

- D a s Guajakharz ist bereits von mehreren Chemikern,

am ausfuhrlichsten wohl von U n v e r d o r b e n analysirt worden. Dieser nahm in demselben nach seiner mvei- ten Analyse*) zweierlei Haree an, woven das eine sick in Ammoniak feicht lost, das andere aber mit Ammoniak cine schwerlosliche Verbindung darstellt, von welchen er das erste mit Atphahan, das andere mit Betaharz bezeichnete.

*) vergl. Berze l ius ' Lehrbuch der Chemie. 4. Aufl. 7. Bd. S. 71.