forum stadtspree · b konversion der spree vom gewerblichen transportweg zum öffentlichen, allen...
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Planergemeinschaft Kohlbrenner eG | Lietzenburger Str. 44 | 10789 Berlin | T. (030) 885 914 0 | www.planergemeinschaft.de
Forum StadtSpree
Protokoll der zweiten Sitzung am 18.03.2013 im Radialsystem V
17.00 bis 20.00 h
Teilnehmer: Liste im Anhang
Moderation: Prof. Urs Kohlbrenner, Planergemeinschaft
Protokoll: Bernhard Schneider
Andreas Bachmann KoSP GmbH (i.A. von SenStadtUm)
I. Einführung durch die Initiatoren
II. Zum Ablauf der Sitzung
III. Statements zu Perspektiven und Anforderungen
IV. Handlungsoptionen: Grundstücksweise Diskussion von Ideen, Plänen und
Interessen
V. Ausblick auf die 3. Veranstaltung
I. Einführung durch die Initiatoren Während es bei der ersten Forumssitzung um die Darstellung der aktuellen Situ-
ation und der Ziele unterschiedlicher Akteure im Gebiet ging, wird in der zweiten
Veranstaltung die kontroverse Diskussion um unterschiedliche Nutzungsvorstel-
lungen, aber auch Erwartungen der unmittelbaren Nachbarn geführt.
Aufgabe der zweiten Sitzung des Forums StadtSpree ist es, weiter zu konkreti-
sieren, was das Gebiet für die Entwicklung der Stadt insgesamt leisten kann und
welches dementsprechend die optimal geeigneten Nutzungen für das Gebiet
sind.
Um diese beiden Fragen zu klären, ist das Forum sowohl mit Fachleuten für
Einzelfragen als auch mit Akteuren aus dem Gebiet selbst besetzt (Eigentümern
und Nutzern).
Zu klären ist, wo und wie die Absichten der Akteure dem gesamtstädtischen
Nutzen des Gebiets dienen.
Die Versammlung soll nicht Einzelinteressen ausfechten. Es kann nicht darum
gehen, wer sich mit seinen Ansichten und Absichten gegen andere durchsetzt.
Einzelvorhaben sollten zu Bausteinen für die zukünftige Entwicklung des Gebiets
werden und dessen Gestaltung zu einem gemeinsamen Vorhaben.
Die Initiatoren des Forums StadtSpree kommen von außen. Außer ihrer Überzeu-
gung von der großen überörtlichen Bedeutung des Gebiets vertreten sie in dem Ver-
fahren keine eigenen Interessen.
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II. Zum Ablauf der Sitzung
Diese zweite Sitzung des Forums StadtSpree hat zwei Abschnitte:
Fünf Statements zu fünf Themen, die die "Nützlichkeit" des Gebiets für Berlin
betreffen
Betrachtung einzelner Grundstücke und Planungen im Hinblick auf diese Nütz-
lichkeit
III. Statements zu Perspektiven und Anforderungen
Statement 1:
10 Thesen zur Idee und Entwicklung des Gebiets
Heinrich Suhr, Paul-Martin Richter, Bernhard Schneider
- Abbildungen siehe Anhang -
A Einordnung des Ortes in die gesamtstädtische Perspektive
1. Die Spree ist konstitutiver Raum der Stadt mit den vier Gründungsstädten
Spandau, Charlottenburg, Berlin/Cölln, Köpenick:
- Diese gesamtstädtische Bedeutung erfordert neben dem lokalen einen ge-
samtstädtischen, regionalen und internationalen Außenblick auf das Pla-
nungsgebiet
2. Das Gebiet steht in der Abfolge von Spree-Orten und Spree-Räumen von Kö-
penick bis Spandau und der Kanäle:
- Markierung der Sequenzübergänge; Abschnitte: Oberspree und Köpenick;
Treptower Spree bis Oberbaum (Stadttor des Wasserwegs); Stadtspree
zwischen Oberbaum und Unterbaum, Spreeinsel; Tiergartenspree; Moabi-
ter Stadtspree; Charlottenburger Stadtspree; Siemensstadt und AEG-Stadt;
Spreedelta bis zur Mündung in die Havel
3. Das Gebiet ist urbaner Vorraum zur Mitte Berlins: Teil des Abschnitts zwischen
Oberbaum und Jannowitzbrücke und Vorraum zum Abschnitt Mitte, d.h. um die
Spreeinsel:
- Formulierung des räumliches Auftaktes
- Markieren der Jannowitzbrücke als besonderer Raum vor den Toren der
historischen Altstadt; Blickbezug von der Jannowitzbrücke zur Mitte beach-
ten und verstärken
4. Besondere Orte mit gesamtstädtischer Bedeutung am und im Wasser als
"Marken" erhalten und weiter entwickeln:
- Schleusen, Häfen; Abschnitte und Zielorte von Schiffslinien (Anlegestellen)
und privatem Bootsverkehr
B Konversion der Spree vom gewerblichen Transportweg zum öffentlichen, allen ge-
meinsamen Raum: Die Stadt wendet sich dem Wasser zu
5. Spreeraum als großräumigen Grundriss des öffentlichen Raums begreifen,
einschl. der Ufer sowie begleitender und kreuzender Ufer(-wege und -straßen):
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- mit Verbindungen in die Tiefe der Viertel (Stadtdurchmesser) als Teil des
großräumigen Grundrisses des öffentlichen Raums; Verbindungen nicht nur
örtlich, sondern aus den angrenzenden Quartieren und in sie hinein
- mit der Anlage öffentlicher Ziele und Orte am Fluss, an Fuß- und Radwegen
und an Freiflächen/Grünflächen
6. Spree zum Verbindungsraum zwischen Stralauer Viertel und nördlicher Luisen-
stadt ausbauen:
- Anlage weiterer Querverbindungen
- Den Fluss kreuzende öffentliche Räume aktivieren und aufwerten:
(Re-)Urbanisierung von Brücken als Stadtstraßen und Zugänge zum Wasser;
Erhöhung der Nutzungs- und Aufenthaltsqualität
7. Ufergestaltung: Als Kanal und Adresse oder als Fluss und Uferlandschaft ("am
grünen Strand der Spree"):
- Die Wasserlagen werden als Promenaden oder Uferparks allgemein zugäng-
lich, nicht nur für Anlieger, nicht nur für Autos
- Das Ufer wird zur Adresse von Gebäuden und gibt ihnen ihr Gesicht: Konver-
sion bedeutender Gebäude; herausragende Architektur: Das Haus am Was-
ser mit doppeltem Zugang
8. Der Fluss selbst wird zum öffentlichen Raum:
- Wasser, Ufer, Brücken werden zu Zielen und Aufenthaltsorten; aktuelle Ent-
wicklungen, z.B. Badeschiff, Mischwasserspeicher; weitere (zukünftige) Orte,
Innovationen
- Einlagerung öffentlicher Nutzungen in die Wasserfläche
C Stärkung der unterschiedlichen "Begabungen" des Gebiets
9. "Rive Gauche" und "Rive Droite":
- Links der Spree: Urbane Mischung aus Kultur, Wohnen, Tourismus, Low-
Tech; soziale und ethnische Mischung; kleinteilige, überwiegend historische
Wohnbausubstanz (Wilhelminische Stadt); stufenlose Verflechtung in die Tiefe
des südlichen Hinterlands
- Rechts der Spree: Konversion großflächiger Gewerbe- und Verkehrsflächen;
High-Tech, Dienstleistungen, Kultur; hoher Anteil von Wohnbauten in Großta-
felbauweise; S-Bahn: Ausblick, Nutzung der S-Bahn-Bögen
10. Urbanisierung der Parallelstraßen ausgehend von den spezifischen lokalen "Be-
gabungen":
- Besondere Gestaltung der Parallelstraßen, z.B. Anbindung der Rungestraße
ans Ufer bei Konversion des alten Kraftwerks, Urbanisierung der Köpenicker
Straße und der heute in Teilen quasi "anbaufreien" Mühlenstraße / Holzmarkt-
straße
- Parzellenweise Erneuerung und Konversion sowie Sicherung von Optionsflä-
chen
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Fazit
- Die herausragende Lage des Plangebiets in der Stadt und an der Spree fordert eine
intensive und sorgfältige Bestimmung der Idee, der die Entwicklung dieses Gebiets
folgen und die den Mehrwert seiner Grundstücke begründen soll.
- Die Idee leitet sich aus den gesamtstädtischen und den lokalen Begabungen des
Ortes ab.
- Zentrale Bedeutung hat die Spree als konstitutiver urbaner öffentlicher Raum.
- Das Ufer wird zur Adresse!
Statement 2:
Ein Kulturforum an der Spree
Jochen Sandig / Radialsystem V
- ohne Manuskript -
Der Kultursektor des Gebiets verfügt über gewachsene Strukturen. Es kann für die
Stadt zu einem neuen "Kulturforum an der Spree" werden, einem Kulturforum "von
unten" im Unterschied zu dem Kulturforum "von oben" am Kemperplatz.
Es steht für Aufbruch, Veränderung, Grenzüberschreitung, für hybride Formen kultu-
reller Aktivitäten, wie sie für das 21. Jahrhundert typisch sind.
Charakteristische Komponenten: Eisfabrik, Bar 25, KaterHolzig, Sage Club, YAAM,
Maria, Radialsystem, East Side Gallery.
Berlin verliert durch die allgemeine soziale, ökonomische und politische Entwicklung
der Stadt kreative Räume. Sie gilt es, im Gebiet zu erhalten.
Kultur, Wohnen, Arbeiten, Leben müssen dabei zusammengedacht werden. Formen
experimentellen Wohnens sind dazu notwendig.
Die Vision eines Kulturforums kann sich hier verbinden mit der Grundidee "Forum"
als ein Ort, an dem die Stadtgesellschaft zusammentrifft. Hochkultur, Subkultur,
Clubkultur wachsen zusammen.
Die jüngste Vergangenheit des Gebiets war gekennzeichnet von Konfrontation. Ge-
genwärtig gibt es ein Nebeneinander. Ziel ist ein Miteinander durch das Zusammen-
führen divergierender und gemeinsamer Interessen, vermittelt durch eine gemein-
same Vision für das Gebiet, durch die große Idee eines Kulturforums neuer Art.
Das Gebiet verfügt über eine außergewöhnliche Aufenthaltsqualität. An manchen
Tagen zeigt sich: Berlin liegt am Meer.
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Statement 3:
Flusslandschaft unter städtischen Bedingungen
Jan Heyen, NABU-Bezirksgruppe Friedrichshain-Kreuzberg
- Text und Abbildungen siehe Anhang -
1. Die "Stadtspree" - welche Spree wollen wir?
- Rückblick auf das erste Forum: Die Projekte wurde vorgestellt, die Kulturini-
tiativen, es war von Wohnen, Arbeiten, Feiern die Rede...
- Doch welche Bedeutung hat die Lage am Fluss?
- Aktuelle Situation im Gebiet: Die Spree gleicht mehr einem Kanal, eine attrak-
tive "Wasserlage" sieht anders aus!
2. Bedeutung für Verkehr, Naherholung, Klima, Natur
- Verkehr:
Fahrgastschifffahrt (23.000/Jahr): Lage zwischen Stationen "Jannowitzbrücke"
und "Hafen Treptow", neue Anleger im East Side Park / Park an der Spree.
Freizeitschifffahrt (6.000/Jahr): Nutzung der Stadtspree nur für motorisierte
Boote gestattet (keine Segeljollen, Kanus, Tretboote u.ä.)
Güterverkehr (3.000/Jahr): Die Stadtspree ist Teil der Bundeswasserstraße
"Spree-Oder-Wasserstraße".
- Naherholung:
Zugang zum Wasser: Für die Stadtspree bisher sehr eingeschränkt (nur über
einzelne Grundstücke); Umsetzung des geplanten Uferwegs ist komplex
Wasserqualität: Spree soll perspektivisch wieder Badegewässerqualität be-
kommen; Problem: Überlauf der Mischwasserkanalisation bei Starkregen
- Klima:
Lokal: Wasserkörper hat im Sommer kühlende (abgeschwächt durch Kraft-
werksbetrieb und wenig Vegetation) und im Winter mildernde Wirkung
Regional: Spree als Kaltluftschneise von gesamtstädtischer Bedeutung; Feh-
len/ Abstand von Baukörpern zum Ufer hilfreich
- Natur:
Ökosystem Stadtspree: ursprüngliche Flusslandschaft komplett verschwun-
den. Probleme: geringe Fließgeschwindigkeit, teils hohe Nährstoffbelastung
Stadtspree als Biotopverbindung: verbindet (potenziell) die Biotope von Müg-
gelsee und Berliner Havel. Probleme: u.a. verbaute Ufer, Querbauwerke
Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (bessere ökologische Qualität) für
die Spree ab 2015 geplant
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Zusammenfassung:
Funktion Situation Defizite
Verkehr entwickelt, nicht gefährdet
Naherholung unterentwickelt, aber Entwick-lungsziele vorhanden (Uferweg,
Wasserqualität)
geringe Aufenthaltsqualität aufgrund verbauter Ufer, Entwässerungsproble-
matik
Klima entwickelt, evtl. gefährdet geringe Begrünung
Natur unterentwickelt durchgängig verbaute Ufer
3. Renaturierte Ufer als Entwicklungsziel
Worum geht’s?
- Wiederherstellung von naturnahen, grünen Lebensräumen
- zumindest im unmittelbaren Uferbereich (~5m), und
- dort wo es baulich und kostengünstig möglich ist
Was wird gemacht:
- Rückbau/Absenkung von Uferbefestigungen
- Erhalt/Neupflanzung von heimischen Gehölzen
4. Fazit
- Die Funktionen der Spree im Gebiet "Stadtspree" sind teilweise unterentwi-
ckelt.
- Die Renaturierung ausgewählter Uferabschnitte sowie zusätzlich die Entlas-
tung der Mischwasser-kanalisation hätten positive Effekte für Naherholung,
Klima und natürlich die Natur.
Statement 4:
Infrastruktur - Verkehr - Öffentlicher Raum
Prof. Dr. Cordelia Polinna / Aljoscha Hofmann
TU Berlin / Think Berl!n
- Abbildungen siehe Anhang -
Beispiele aus Kopenhagen, London, Melbourne zum Umgang mit städtischen Ufer-
zonen. Wie Eigentümer ihre Verpflichtung, der Stadt etwas zurückzugeben, einlösen
können, z.B. durch mehr Transparenz der Uferbebauung durch Öffnung der Erd-
geschosszonen für öffentliche Nutzungen zur Wasserseite.
Wenn man das Spreeufer im Zentrum (Museumsinsel/Regierungsviertel) betrachtet,
könnte man ihm die Funktion als Arbeitszimmer und als repräsentatives Wohnzim-
mer der Stadt zuweisen.
Funktion an der "Oberen Stadtspree":
* Terrasse oder Lounge der Stadt, Ort für kreative Ideen
* Wichtiger Raum für die gesamte Stadt
Es darf nicht sein, dass hier nur Partikularinteressen bedient werden.
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Eigentümern, Mietern und Pächtern muss klar sein, dass sie hier das Privileg haben,
einen besonders wichtigen Raum nutzen zu dürfen. Und dass sie von einer einzigar-
tigen Wasserlage profitieren - dass sie dafür aber auch der Stadtgesellschaft etwas
zurückgeben müssen.
Forderungen für das Gebiet:
1. Durchgängige Uferwege möglichst zu beiden Seiten der Spree und attraktive,
öffentlich zugängliche Aufenthaltsflächen am Wasser
2. Aktive Gebäudefronten zum Wasser hin: interessante Erdgeschossnutzungen
z.B. Gastronomie, Einzelhandel, Galerien, Bootsverleih...
3. Fußgänger- und radfahrerfreundliche Umgestaltung der Holzmarktstraße und
der Mühlenstraße: Deutlich breitere Gehwege sind hier äußerst wichtig, außer-
dem Geschwindigkeitsbegrenzungen für den Autoverkehr
4. Gestaltung des Stralauer Platzes als Eingang zum Quartier:
Der Platz ist eine wichtige Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr
und an den Fern- und Regionalverkehr
5. Rückbau oder angemessene städtebauliche Fassung der gigantischen Ver-
kehrsflächen an den Brücken
6. Die Straßenseiten der Spree-Bebauung dürfen nicht zu Rückseiten werden, sie
müssen - und haben das Potenzial dazu - ebenfalls attraktiv werden.
7. Können soziale Infrastruktur oder Sportnutzungen an den Ufern untergebracht
werden, so dass auch Berliner einen Grund haben, hier an die Spree zu kom-
men?
8. Die Brommybrücke ist unverzichtbar. Eine Verbindung für Fußgänger und Rad-
fahrer kann sich sehr positiv auf die kleinräumige Verknüpfung der Gebiete aus-
wirken, aber auch großräumig bessere Fahrradrouten schaffen.
Statement 5 / 6:
Intelligente Lösungen für divergierende Interessen
Gordon Gorski, HOCHTIEF Solutions AG
- ohne Manuskript -
Der Konflikt zwischen Kultur- und Wohnnutzungen konzentriert sich auf das Lärm-
problem.
In dichten städtischen Situationen fehlen die Abstände, die Lärmbelästigungen min-
dern können.
Technische und planerische Möglichkeiten des Schallschutzes haben technische,
und finanzielle und baurechtliche Grenzen (Dämmung oder z.B. Bürogebäude zwi-
schen Veranstaltungsorten und Wohnungen).
Die planerischen Möglichkeiten müssen am konkreten Projekt im Gebiet entwickelt
werden.
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Ob und wie die "Schalltoleranz" potenzieller Lärmgeschädigter im Grundbuch auf
Dauer dinglich gesichert werden kann, bedarf noch der juristischen Klärung.
Christian Schöningh, Die Zusammenarbeiter
- ohne Manuskript -
Konfliktfreiheit kann nicht erwartet werden, doch das genossenschaftliche Wohnpro-
jekt ist ein Beispiel dafür, wie unterschiedliche Interessen auf dem Verhandlungsweg
durch geduldiges Miteinanderreden zu einer Verständigung auf gemeinsame Inte-
ressen und zu einvernehmlichen Lösungen gebracht werden können.
67 Genossen freuen sich auf das gemeinsame Projekt.
IV. Handlungsoptionen: Grundstücksweise Diskussion von Ideen, Plänen und Interessen
Einführung des Moderators:
An den einzelnen Grundstücken ist zu klären, was geschehen muss, damit die all-
seits angestrebte Vielfalt im Gebiet entstehen kann.
Was sind die individuellen Ziele der Eigentümer bzw. Nutzer?
In Einzelfällen werden ggf. Diskussionen außerhalb des Plenums in kleinerem Kreis
erforderlich sein.
Grundstück Holzmarktstraße 2-9 Keine Behandlung, da Vertreter der Eigentümer oder Nutzer nicht anwesend waren.
Grundstücke Holzmarktstraße 19-30 I Holzmarkt (Herr Dietziger, Holzmarkt Genossenschaft)
Das Genossenschaftsprojekt, ein Gewerbe- und Künstlerdorf, ist nicht auf Profit-
maximierung ausgerichtet, sondern versteht sich als offenes Projekt einer neuen Art
kooperativer Stadtentwicklung mit ökologischer Orientierung. Schwerpunkte sind
Grüne Technologie und Mobilität.
Ein Studentenwohnheim soll mit einem Gründerzentrum kombiniert werden, das den
Bewohnern bereits in der Studienphase Angebote für unternehmerische Aktivitäten
macht.
Dächer sollen begrünt werden.
Es soll keine Zäune, Mauern oder Wände geben.
Auch bei diesem Projekt wird es um die Regelung des Lärmproblems gehen; es
handelt sich um kein reines Wohngebiet
Aufruf zur Beteiligung:
Bei der beabsichtigten Renaturierung des Ufers können interessierte Bürger mittun.
Das Projekt kooperiert dabei mit der Wasser-und Schifffahrtsbehörde.
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Eine Frage an die Ämter: Wer haftet für die öffentlich verfügbar gemachten Flächen?
Dr. Schulz (Bezirksbürgermeister):
Der Bezirk begrüßt das ungewöhnliche Projekt, das einen ungewöhnlichen Umgang
mit dem Baurecht erfordert, und hat ein Interesse an schneller Umsetzung.
Frage aus dem Publikum:
"Bar 25" hatte Mauern; soll das jetzt anders sein?
Antwort:
Vorkehrungen gegen Vandalismus müssen möglich sein; die Verlagerung des Clubs
an die S-Bahn (Standort TÜV) verbessert den Schutz.
Das Gesamtprojekt Holzmarkt hat keine verschlossenen Tore mehr.
Grundstück Holzmarktstraße 33 I Radialsystem V (Herr Sandig, Radialsystem V)
Das Radialsystem entwickelt neue Formate jenseits der herkömmlichen Verbindung
von Kunst und Musik. Es geht darum "Stadt neu zu denken" und einen rezeptiven
Raum für wechselnde Bedürfnisse zu schaffen.
Diese Rolle ist auch wirtschaftlich interessant. Es hat sich eine Art Service-Funktion
für Veranstaltungen von Ministerien herausgebildet.
Zwischen Radialsystem und Holzmarkt-Projekt soll eine Wegeverbindung über das
Grundstück der Berliner Wasserbetriebe hergestellt werden. Damit könnte auch ein
Modell mit Vorbildfunktion für andere Situationen am Wasser entstehen.
Im Pumpenwärterhaus der Wasserbetriebe will das Radialsystem eine Gästeunter-
kunft einrichten. Eigene Wohneinrichtungen sind dem Radialsystem nicht möglich.
Das benachbarte IBIS- Hotel schränkt die Nutzung des Außenraums ein; nach 22 h
sind Veranstaltungen dort nicht mehr möglich. Unvereinbarkeiten zwischen Veran-
staltungen und dem Ruhebedürfnis von Nachbarn müssen diskutiert und beachtet
werden.
Frage aus dem Publikum:
Wer gibt der Club-Kultur ihr Privileg?
J. Sandig:
Bei der Entwicklung des Gebiets zu einem Kulturforum anderer Art geht es darum,
es besser zu machen als in Mitte, z.B. in der Oranienburger Straße (Tacheles u.a.).
Grundstück Stralauer Platz 29-31 (Herr Kilian, Kilian Projektmanagement Berlin GmbH)
Es besteht Baurecht für ein Hotel und/oder Studenten- und Mietwohnungen.
Der Uferstreifen wurde beträchtlich verbreitert.
Das Grundstück wurde jedoch an den Bezirk zurückgegeben, Möglichkeiten für ei-
nen Grundstückstausch werden geprüft.
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J. Sandig:
Ist eine Kulturnutzung denkbar, eventuell einen grenzüberschreitender Nutzungs-
Verbund zwischen zwei Grundstücken?
J. Kilian:
Diese durchaus interessante Möglichkeit wurde in der Vergangenheit diskutiert, als
es fortgeschrittene Überlegungen zur Ansiedlung der Schauspielschule "Ernst
Busch" gegeben hat. Aus unterschiedlichen bedauerlichen Gründen hat sich diese
Möglichkeit jedoch zerschlagen. Die aktuelle Planung einer Hotelnutzung basiert u.a.
auf dem von ver.di artikulierten Bedarf an Übernachtungsmöglichkeiten für die zahl-
reichen Gäste.
Grundstück hinter Stralauer Platz 29-31 I "Maria-Grundstück" (Herr Lerch, YAAM-Club)
Herr Lerch begreift das Gesamtgebiet nicht nur als "Kulturforum", sondern plädiert
für eine "Mischkalkulation" für ein gemischt genutztes Gebiet, das auch "Taschen" für
schützenswerte Nutzungen bereithält. Als Integrationsprojekt passe der YAAM-Club
mit seinem künftigen Standort auf dem "Maria-Grundstück" gut in diese Mischung.
Bürgermeister Schulz bekräftigt die Erforderlichkeit einer festen Perspektive für den
YAAM-Club. Der neue Standort sei ohne Alternative. Die Lärmproblematik sei zu
bewältigen. Herr Lerch fordert Politik und Verwaltung auf, gemeinsam mit den Nut-
zern dafür die entsprechenden Regeln zu definieren. Das Überleben des YAAM hat
für ihn Priorität. Es sei ein "cooler Ort" mit internationalem Renommee.
Partnerschaftliche Lösungen sind die Voraussetzung für eine Entwicklung.
Grundstück Stralauer Platz 35 I "Urnova-Grundstück" (Herr Schulz, Bürgermeister Friedrichshain-Kreuzberg)
Auf dem "alten" YAAM-Standort plant die Eigentümergesellschaft Urnova ein Woh-
nungsbauprojekt. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ist an vielseitigen Nutzungen
interessiert.
Grundstück Mühlenstraße 60 I Oststrand (Herr Scheunemann, Living Bauhaus - cic property & development gmbH)
Die Gesellschaft plant einen Wohnturm mit 36 Wohneinheiten. Die Bauarbeiten ha-
ben begonnen. 20 Wohneinheiten sind bereits verkauft (Kaufpreis ab 2.750 €/m², in
den oberen Etagen teurer). Die Kaufpreise seien ortsüblich; das Bauvorhaben sei
kein "Luxuswohnprojekt". Da das Wohnprojekt modular aufgebaut ist und die Käufer
ihren Wohnraum individuell zuschneiden können, wurden die Wohneinheiten von
ursprünglich 45 auf nun 36 Wohneinheiten reduziert. Im Erdgeschoss soll ein öffent-
lich zugängliches Café mit 95 Plätzen entstehen. Zudem werden der Uferweg und
der Zugang zur Brommybrücke ermöglicht. Die Gesellschaft bewertet ihr Bauprojekt
als architektonische Bereicherung des Spreeraums.
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Im Februar 2013 hat die Gesellschaft einen städtebaulichen Vertrag mit dem Be-
zirksamt Friedrichshain-Kreuzberg geschlossen, in dem die Herausnahme von Mau-
erteilen der East Side Gallery zum Zwecke der Erschließung vereinbart wurde. Im
Ergebnis der Ereignisse der letzten Wochen fanden Gespräche mit dem Bezirk und
dem Nachbarinvestor über eine alternative Erschließung statt. Die Gesellschaft kann
sich eine dauerhafte Erschließung über das Nachbargrundstück vorstellen. Die alter-
native Erschließung des Grundstücks ist jedoch von baurechtlichen Fragen abhängig
und bedarf einer Zustimmung des Bezirks.
Die Gesellschaft fragt sich, warum der Spreeraum nicht ein Ort des Wohnens sein
kann, sondern ein Privileg für die Clubkultur haben soll. Herr Scheunemann weist
den Vorwurf einer "unmoralischen Bebauung des Todesstreifens" zurück. Es stelle
sich die Frage, ob Strandbars und Clubs in diesem Bereich "moralischer" seien. Herr
Scheunemann steht der im Forum geforderten Neubewertung des Raums aufge-
schlossen gegenüber. Verhandlungen über ein Ersatzgrundstück sind von Seiten der
Gesellschaft dagegen nicht mehr denkbar, da bereits 20 Wohneinheiten verkauft
wurden und die Gesellschaft vertragliche Verpflichtungen gegenüber den Käufern
hat. Die Gesellschaft beabsichtigt weiterhin, das Bauvorhaben zu realisieren. Die
Interessenten wollen die spezifische Kiez-Mischung, die Käufer haben die Lage mit
gekauft.
Stellungnahmen zum Projekt Living Bauhaus (Mühlenstraße 60) Herr Wohlrabe (Mitbegründer der Clubcommission) wünscht sich ein Entgegen-
kommen der cic property & development gmbH. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
und das Land Berlin sollen die Initiative zum Erhalt der East Side Gallery ergreifen.
Es gehe um eine Frage der nationalen Identität.
Zwischenfrage des Moderators Urs Kohlbrenner: Was ist der Beitrag des Projektes
zum öffentlichen Raum, sein Dienst an der Öffentlichkeit?
Herr Scheunemann: Im EG ist ein öffentlich nutzbares Café vorgesehen, der Park
bleibt öffentlich, die anspruchsvolle Architektur stellt eine Bereicherung des Gebiets
dar.
Weiteres bei der 3. Sitzung des Forums im Juni.
Herr Schwoch (Initiative zum Erhalt der Eisfabrik/Betroffenenvertretung Nördliche
Luisenstadt) berichtet, dass sich Obdachlose in der leer stehenden Eisfabrik vor der
Kälte schützen. Dies zeige die sozialen Ungleichgewichte im heutigen Spreeraum.
Die Investoren sollten auch einen Beitrag zur Lösung der sozialen Probleme im Ge-
biet leisten. Im Konflikt um die East Side Gallery sind die entscheidenden Fragen an
die Politik zu richten: Wie konnte es zu dieser Baugenehmigung kommen? (zeitlich
parallel zum Bürgerbegehren "Spreeufer für alle")
Herr Goiny MdA (CDU) plädiert in Anbetracht der Bedeutung der East Side Gallery
für eine unterschiedliche Bewertung der Flächen im Spreeraum. Er fordert, das Flä-
chendenkmal nicht mehr zu bebauen. Darüber hinaus fragt er, welche Maßnahmen
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erforderlich sind, um Konflikte zwischen Wohnen und Kultur- und Clubszene zu ver-
meiden.
Herr Joost (Bürgerdeputierter im Stadtentwicklungsausschuss der BVV Friedrichs-
hain-Kreuzberg) fordert das Land Berlin auf, für ein Ersatzgrundstück zu sorgen. Er
gibt zu bedenken, dass in der Bauzeit zwar der bestehende Mauerdurchbruch am
Oststrand genutzt werden kann. Was aber nach Fertigstellung des Neubaus passiert,
bleibt offen. "Fällt dann die Mauer?"
Herr Scheunemann: Die Mauer soll nicht fallen. Die Frage einer Zuwegung über
das Nachbargrundstück muss der Bezirk lösen. Ein Grundstückstausch wäre bis
Dezember 2012 möglich gewesen; das wissen Senat und Bezirk. Im Dezember 2012
hat der Verkauf der Wohnungen begonnen.
Herr Morzynski (Initiativkreis Mediaspree Versenken!) empfindet es als unmora-
lisch, im ehemaligen Todesstreifen ein Wohngebäude zu errichten.
Herr Disselkamp (Sage Entertainment GmbH) verurteilt ausdrücklich eine mögliche
Bedrohung von Herrn Hinkel (Bauherr). Er wendet sich dagegen, für das Bauvorha-
ben Mauerteile der East Side Gallery abzureißen. Er bescheinigt Berlin eine "falsche"
Stadtplanung an diesem Ort und fordert auf, die East Side Gallery als Mahnmal zu
erhalten. Er kündigt die Organisation weiterer Proteste an.
Grundstück Köpenicker Straße 16-17 I Heeresbäckerei (Herr Stöcker, POLARIS Immobilienmanagement GmbH)
Zurzeit ist das Grundstück vollgewerblich genutzt und bedarf daher einer gewissen
Abschottung. Die POLARIS Immobilienmanagement GmbH plant jedoch eine mittel-
fristige bauliche Entwicklung und eine stärkere Öffnung des Grundstücks. Die Ge-
bäude der denkmalgeschützten Heeresbäckerei sollen saniert werden. Gesucht
werden Ankernutzer, die zu dem Gebäude passen. Zudem wird der Komplex mit
zwei Neubaukörpern abgerundet, deren Höhe und Position bereits mit dem Bezirks-
amt abgestimmt sind. Zwischen den Gebäuden soll ein autoarmer und mit Bäumen
bepflanzter Innenhof (Campus) entstehen. Das gesamte Gelände soll dann öffentlich
zugänglich sein. Zur künftigen Brommybrücke wird ein barrierefreier Aufstieg ermög-
licht. Zur Zuwegung und zum Spreeuferweg haben bereits Abstimmungen mit dem
Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg stattgefunden.
Den städtischen Mehrwert des Projektes sieht Herr Stöcker vor allem in der Gewähr-
leistung einer öffentlichen Durchlässigkeit des Grundstücks. Diese Durchlässigkeit
wünscht sich die Gesellschaft auch von ihren Nachbarn. Mit der Öffnung zur Spree,
wird die Frage der Bebauungsfreiheit des Ufers sekundär. Die öffentliche Nutzbarkeit
des Ufers sei weniger eine Frage der Abmessungen als der Struktur. Die Pläne seine
"noch nicht in Stein gemeißelt".
Auf Nachfrage aus dem Forum erklärt Herr Stöcker, dass ein Auszug des Club-
restaurants "Spindler & Klatt" aus dem heutigen Lagergebäude absehbar ist und mit
dem Betreiber mietvertraglich geregelt wurde. Im Vertrag ist ebenso geregelt, dass
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bei einer Kündigung ausreichend Zeit eingeräumt wird, um einen alternativen Stand-
ort zu finden. Dabei ist ein Umzug in den Viktoriaspeicher denkbar, welcher aber mit
dem Betreiber zu verhandeln ist.
Herr Stöcker erwartet Konflikte zwischen Kultur- und Wohnorten in direkter Nachbar-
schaft, hält jedoch Dienstbarkeiten zum Lärmschutz für rechtlich problematisch,
technische Lösungen aber für möglich.
Stellungnahme zum Projekt Heeresbäckerei (Köpenicker Straße 16-17)
Herr Hobrack (Betroffenenvertretung Nördliche Luisenstadt/ Bürgerverein Luisen-
stadt e.V.) begrüßt das Konzept der Durchlässigkeit auf dem Grundstück der Hee-
resbäckerei. Dies könnte vorbildhaft auch für andere Grundstücke am Spreeufer
sein. Er plädiert für einen durchgehenden öffentlichen Spreeuferweg zwischen
Kreuzberg und Mitte, für die Renaturierung der Uferstreifen sowie den der Runge-
straße ans Ufer.
Herr Hobrack verweist auf die Bedeutung lebendiger Erdgeschosszonen, die öffentli-
che Nutzungen enthalten sollten und bezieht sich auf die eingangs von Frau Prof.
Polinna herangezogenen Beispiele aus London und Melbourne. Der Bürgerverein
und die Betroffenenvertretung setzten sich für die Wiedererrichtung der Brommy-
und der Waisenbrücke ein.
Herr Morzynski (Initiativkreis Mediaspree versenken!) bedauert die geplante Neu-
bebauung im Uferbereich des Grundstücks. Er würde eine unbebaute Gestaltung
des Grundstücksteils bevorzugen. Die zusätzliche Bebauung bewertet er als einen
Verstoß gegen das Votum des Bürgerentscheids "Spreeufer für alle".
Grundstück Köpenicker Straße 18-20 I Sage Restaurant (Herr Disselkamp, Sage Entertainment GmbH)
Herr Disselkamp will das Spreeufer nicht als "Betonautobahn" für Fußgänger ausge-
baut sehen, sondern wünscht eine Ufergestaltung als Strand und Oase. Dafür könnte
ein ca. 5 Meter breiter Uferstreifen auf Kosten der Sage Entertainment GmbH aus-
gebaut werden. Die Verkehrssicherungspflicht wird von der Gesellschaft übernom-
men. An diesem öffentlich zugänglichen Strandabschnitt soll kein Eintritt verlangt
werden. Es gibt keinen "Verzehrzwang" oder Kontrollen für mitgebrachte Speisen
und Getränke. Außerdem soll bis 22.00 Uhr Musik gespielt werden und eine neue
Gastronomie mit Kreuzberger Atmosphäre entstehen. Solche Orte, "kleine skurrile
Parallelwelten", müssen erhalten bleiben, da sie die Stadt lebenswert machen. Darin
bestehe der städtische Mehrwert seines Projektes.
Die Gesellschaft wünscht sich zudem, dass die Wohnbebauung auf den Nachbar-
grundstücken einen bautechnischen Lärmschutz erhält bzw. angrenzende Wohnbe-
reiche abgeschottet werden, um einer kulturellen Nutzung eine Chance zu geben.
Grundstück Köpenicker Straße 76 I Sage Club
(Herr Disselkamp, Sage Entertainment GmbH)
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Für dieses Grundstück ist, laut Herrn Disselkamp, wegen des Lärmproblems keine
Wohnbebauung denkbar. Da aber auf den Nachbargrundstücken eine Wohnnutzung
geplant ist, sieht er die jetzige Club-Nutzung bedroht. Herr Disselkamp wünscht sich
Club-Orte in der Innenstadt, ohne an den Rand Berlins fahren zu müssen.
Grundstück Köpenicker Straße 40-41 (hinten) I Eisfabrik (Herr Spangenberg, Architekt für Telamon OHG)
(Herr Schwoch, Initiative zum Erhalt der Eisfabrik/ Betroffenenvertretung Nördliche
Luisenstadt)
Laut Herrn Spangenberg soll der Ort der Eisfabrik als "Stadtwunder" verstanden
werden. Die Eisfabrik, als ehemaliges Industriegebäude, muss als gesamtstädtischer
Kulturstandort ohne Wohnbebauung entwickelt werden und öffentlich zugänglich
sein. Zudem soll ein Teil der abgerissenen Kühlhäuser "zurückgeholt" werden. Die
Gesamtfläche zwischen DAZ und dem Hochtief-Grundstück sei als Kulturstandort zu
sichern und von Wohnungsbau freizughalten.
Herr Schwoch, der im vorderen Teil der Eisfabrik an der Köpenicker Straße wohnt,
fordert dazu auf, nicht nur das Fabrikgebäude im Besitz der Telamon, sondern das
gesamte Ensemble der ehemaligen Eisfabrik zu betrachten Er plädiert für den Erhalt
der Eisfabrik als Zeugnis der Industriekultur. An der historischen Bebauung ist zu-
dem zu erkennen, dass schon damals ein ca. 27 Meter breiter Uferweg eingeplant
war. Diese Tatsache sollten auch die Eigentümer der Nachbargrundstücke zur
Kenntnis nehmen.
Die Betroffenen-Vertretung sichere das Mitspracherecht.
Grundstück Köpenicker Straße 48-49 I DAZ Keine Behandlung, da Vertreter der Eigentümer oder Nutzer nicht anwesend waren.
Grundstück Köpenicker Straße 48-49 (hinten) I Spreefeld (Herr Schöningh, Die Zusammenarbeiter GmbH, Spreefeld Berlin)
Das Projekt "Spreefeld" versteht sich als "Versuchsanordnung" für eine vernetzte
Entwicklung des Gebiets am Ufer der Spree. Es ist eine gemischte Nutzungsstruktur
vorgesehen, wobei 40 % des Grundstücks öffentlich zugänglich sein sollen. 20 % der
Wohnfläche können für 8 €/m² netto kalt vermietet werden. Darüber hinaus ist die
Genossenschaft mit Betreibern eines Nachbarschaftstreffs und einer Kindertages-
stätte im Gespräch. Außerdem wird überlegt, sogenannte Luri Watersysteme am
Spreeufer anzubringen (Anm. der Redaktion: Dies sind Tankanlagen, die bei Stark-
regen das Schmutzwasser auffangen, das sonst in die Spree überlaufen würde). Das
Bootshaus soll nicht privatisiert, sondern gemeinschaftlich genutzt werden.
Herr Schöningh wünscht sich, dass der Uferweg zwischen Michael- und Schillingbrü-
cke bereits im Mai 2013 (provisorisch) eröffnet wird. Er erwartet von seinen Nach-
barn (TLG, Hochtief, Berggruen), dass auch sie ihre Grundstücke der Öffentlichkeit
zugänglich machen. Zudem soll ein offener Diskurs zwischen den Projekten und den
Eigentümern stattfinden. Die Möglichkeiten und Spielräume des Sanierungsrechts
sollten ausgelotet und genutzt werden. Herr Schöningh bietet sich als Projektent-
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wickler an und würde sich gern mit der rechtlichen Überprüfung von Lärmschutzklau-
seln befassen.
Grundstück Köpenicker Straße 50 I Alte Seifenfabrik Keine Behandlung, da Vertreter der Eigentümer oder Nutzer nicht anwesend waren.
Grundstücke Köpenicker Straße 36-38, 54 sowie Michaelkirchstraße 20-21 (Herr Gorski, Hochtief Projektentwicklung GmbH)
Anhand des Grundstücks Köpenicker Straße 54 (Firmensitz Hochtief) plädiert Herr
Gorski für alltägliche Nutzungsangebote im Gebiet. Neben dem Nachtleben sollte
auch tagsüber Leben ins Gebiet kommen. Zum Grundstück Michaelkirchstraße 20-
21 erklärt Herr Gorski, dass hier eine Wohnbebauung baurechtlich möglich und ge-
plant ist. Ein konkretes Projekt existiere derzeit nicht. Das Grundstück Köpenicker
Straße 36-38 wurde von Hochtief veräußert. Die Verpflichtung zur Schaffung von
Mindestwohnanteilen ging hier an den neuen Eigentümer über.
Grundstück Köpenicker Straße 60-70 I HKW Mitte (Herr Hegemann, Tresor Club Berlin; Herr Funke, Vattenfall Europe Sales GmbH)
Herr Hegemann berichtet über den Werdegang des Tresor Clubs Berlin von der
Leipziger Straße zur Köpenicker Straße. Die Turbinenhalle des "alten" HKW Mitte
wird heute als Club genutzt. Eine Kunsthalle für Experimente mit großen internatio-
nalen Projekten ist geplant. Das brauche Berlin - einen Beitrag zu einer "Art-Zone".
Hier zeige sich, dass eine "Industrieruine" auch für junges Wirtschaften genutzt wer-
den kann, so Hegemann. Der Mietvertrag mit dem Kraftwerksbetreiber Vattenfall
läuft nur noch 10 Jahre, sodass keine Planungssicherheit herrscht und die Betreiber
unter Druck stehen, die umfangreichen Investitionen in die alte Turbinenhalle zu
rekapitalisieren. Insgesamt seien zwei Millionen Euro an Investitionskosten erforder-
lich, da insbesondere der Brandschutz kostspielig ist. Herr Hegemann wünscht sich
von der Verwaltung Hilfe bei den Gesprächen mit den Vermietern, nicht zuletzt, weil
sich die Stadt Berlin ein solches Haus leisten sollte, so Hegemann. Darüber hinaus
wünscht er eine Durchlässigkeit zum Ufer an der Rungestraße.
Dem Holzmarkt-Projekt sei zu danken und dem von ihm ausgehenden Wandel mög-
lichst lebhafte Beteiligung zu wünschen.
Um die Lärm- und Schmutzprobleme im Gebiet zu lösen, existiert bereits ein "Runder
Tisch Köpenicker Straße", bei dem die Betroffene, Verursacher und Behörden mitei-
nander Maßnahmen zur Abhilfe beraten. [Anm. der Redaktion: Der Runde Tisch wird
geleitet und moderiert vom Präventionsrat des Bezirks Mitte.] Der Tresor befürwortet
solche Arten der Verständigung und des Miteinander im Sinne eines "Meet your
Neighbour". Herr Hegemann ergänzt, dass sich der Tresor Club Berlin gut in das von
Herrn Sandig skizzierte "Kulturforum" einfügt.
Herr Funke von Vattenfall verweist auf die Bedeutung des "neuen" Heizkraftwerks
Mitte. Mittels Kraft-Wärme-Kopplung werden ca. 280.000 Wohneinheiten mit Fern-
wärme und Strom versorgt. Die Großindustrie koexistiere gut mit Wohnungsbau. Da
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an das Kraftwerk in nur 8 m Entfernung Wohngebäude grenzen, wurden massive
Schallschutzmaßnahmen durchgeführt. Die Vattenfall Europe Sales GmbH hat den
Uferweg auf ihrem Grundstück bereits fertiggestellt, will diesen aber erst öffnen,
wenn auch die Nachbarn ihren Uferweg bereitstellen. Verhandlungen mit den Nach-
barn blieben bisher erfolglos.
Vattenfall ist zur Umsetzung der von Herrn Hegemann vorgelegten Vorschläge be-
reit.
Resümee (Herr Kohlbrenner, Planergemeinschaft)
Die Vorträge der Referenten des 1. Teils der Sitzung haben verdeutlicht, welch gro-
ße Bedeutung der obere Stadtspree-Bereich für Berlin im lokalen, gesamtstädti-
schen, nationalen und internationalen Kontext besitzt und haben die unterschiedli-
chen "Begabungen" des Gebiets benannt.
Über die allgemeinen Entwicklungsziele bestehe Einigkeit.
Die im 2. Teil diskutierten Projekte zeigen aber auch, dass es vielfältige und zum Teil
konkurrierende Ansprüche an die Nutzung und Gestaltung des Spreeraumes und an
das Gebiet insgesamt gibt. Die Konflikte resultieren zum Teil aus Planungsansätzen
aus der Vergangenheit, die dem klassischen Projektentwicklungsverständnis von
Eigentümern entsprachen. Wie kann man dieses Hemmnis überwinden und dafür
mehr Nachbarschaft und gemeinschaftliches Vorgehen organisieren? Bei koordinier-
tem und kooperativem Vorgehen bieten sich Chancen für eine Form des Wohnungs-
baus abseits des Alltäglichen. Die Diskussionsbereitschaft sei noch unterschiedlich
weit entwickelt.
Zwei Themen standen im Mittelpunkt der Sitzung:
- Lärm und daraus folgende Nachbarschaftsprobleme,
- Wohnungsprojekte, die unter solchen Bedingungen nicht für jedermann taugen
werden, sowie Projekte für den "Normalfall"
Es zeichne sich ab, dass Eigentümer wie Nutzer der Grundstücke bereit seien, den
Bewohnern und der Stadt etwas zu geben.
Für die heutige Prägung und zukünftige Entwicklung des Gebietes spielen die kultu-
rellen Einrichtungen eine besondere Rolle. Herr Sandig hat mit seiner Vision eines
"neuen Kulturforums" die Chancen und Potenziale des Gebietes als Kulturstandort
aufgezeigt. Zudem stellt sich das Gebiet als interessanter Wohnort für Menschen
"außerhalb des Alltäglichen" dar. Zur Vereinbarkeit von Wohnen und (Club-)Kultur
wurden unter den Stichworten Lärm und Nachbarschaft viele Fragen aufgeworfen
und einzelne Lösungsansätze entwickelt. Diese werden vertiefend zu prüfen und
weiter zu diskutieren sein.
In städtebaulicher Hinsicht scheint Konsens zu bestehen, dass das Spreeufer beid-
seitig öffentlich zugänglich sein muss. Des Weiteren sind in den begrenzenden Stra-
ßenräumen und -querungen Defizite zu erkennen, welche in die weitere Betrachtung
einzubeziehen sind. Dies schließt auch Wegeverbindungen am und zum Spreeufer
sowie den Standort von Brücken ein.
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V. Ausblick auf die 3. Veranstaltung (Herr Kohlbrenner, Planergemeinschaft; Herr Hassemer, Stiftung Zukunft Berlin)
Im dritten Forum Stadtspree am 10. Juni 2013 sollen mögliche Entwicklungsperspek-
tiven für das Gesamtgebiet sowie Lösungsansätze zur Lärmproblematik von Club-
und Kulturstandorten diskutiert werden.
Im Vorfeld der dritten Sitzung sollen unter Beteiligung der Bezirke vertiefende Ge-
spräche mit Eigentümern und Nutzern bestimmter Grundstücke bzw. Standorte statt-
finden.
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Anhang Präsentation Statement 1:
10 Thesen zur Idee und Entwicklung des Gebiets
Heinrich Suhr, Paul-Martin Richter, Bernhard Schneider
Präsentation Statement 3:
Flusslandschaft unter städtischen Bedingungen
Jan Heyen, NABU-Bezirksgruppe Friedrichshain-Kreuzberg
Präsentation Statement 4:
Infrastruktur - Verkehr - Öffentlicher Raum
Prof. Dr. Cordelia Polinna / Aljoscha Hofmann
TU Berlin / Think Berl!n
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