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Frank Schätzing NACHRICHTEN aus einem unbekannten UNIVERSUM Eine Zeitreise durch die Meere Kiepenheuer & Witsch

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Frank Schätzing

NACHRICHTEN aus einem unbekannten

UNIVERSUM Eine Zeitreise durch die Meere

Kiepenheuer & Witsch

1 . Auflage 2006

O 2006 by Verlag Kiepenheuer & Witsch. Köln Alle Rechte vorbehalten . Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie. Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet. vervielfältigt oder verbreitet werden . Umschlaggestaltung: Yvonne Voermans.Eiserfey. Köln Umschlagmotiv: 0 getty images Gesetzt aus der Stempel Garamond Satz: Felder KölnBerlin Druck und Bindearbeiten: G G P Media GmbH. Pößneck ISBN 10: 3-462-03690-4 ISBN 13: 978-3-462-03690-9

Inhalt

Berlin . . . . . . . . . I

GESTERN

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Regenzeit 21 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . LandinSicht 31

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Handtasche der Evolution 38 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eine Zelle macht Karriere 53

Sex . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 . . . . . . . . . . . . . . . . Von Schneebällen und Luftmatratzen 70

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zu den Waffen! 83 Heißkalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 Die spinnen. die Geologen! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frischer Fisch 110 Exitus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 Willkommen im Jurassic Park . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 U-Boote vor Gondwana . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 Zu viele Könige . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Das Fiasko mit dem Fiasko . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 Waltag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 Der Tag. als das Meer verschwand . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 Tod eines Killers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172

Hinterm Mond . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 Beulen im Meer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 Wellensalat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 / 1 Betrachtungen über ein Desaster . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223

. . . . . . . . . . . . . . . . . Stau am Kap der Guten Hoffnung 236 . . . . . . . . . . . . Warum Bakterien keine Vornamen haben 250

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kleindarsteller 259 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ein Tag in der Stadt 271

. . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Typen mit der großen Klappe 288 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gejagte Jäger 316

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Imperium der Armleuchter 337 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tm Tiefgeschoss der Schöpfung 351

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ist da jemand? 365 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Intelligenzbestien 373

Akte X . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388

. . . . . . . . . . . . . . . . . . Paddy und die virtuellen Lämmer 401 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heile Welten 412

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kleine Wattwanderung 421 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Technolution 434

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Reise der Aquanauten 442 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lurchis Rückkehr 451

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wasserwelten 472

UBERMORGEN

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das unbekannte Universum 493

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Glossar 505 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeittafel 517

Dank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 519 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Empfohlene Links 521

A sd svingev v i p d seidelen iglen . bei skdl! Für Solo und Loy

Berlin

Vorgestern. Was war noch gleich vorgestern? Drei Männer in einer Bar. Berlin, Radisson Hotel, morgens um

vier, bei der Verkostung geistiger Getränke. Genau genommen ist es ein Jahr her, dass die drei dort saßen. Dennoch scheint es mir, als habe sich das folgende Gespräch erst vor zwei Tagen zugetra- gen.

»Sag mal, deine Recherchen für den Schwarm«, meint Hannes, »hast du die eigentlich jemals alle verwerten können?«

Hannes ist Herausgeber der Wissenschaftszeitschrift PM. Ein Mann mit einem Glas in der Hand und einem Ansinnen.

»Einen Teil davon«, sage ich. »Zehn bis 20 Prozent.« »Also 80 Prozent brachliegendes Wissen. Schade drum. Hättest

du nicht Lust, mal was für uns zu schreiben? Eine Fingerübung. Du müsstest nur in deine Unterlagen schauen. Was Schönes über die Meere.«

Auch ich halte ein Glas in der Hand. Männer, die einander zu- prosten, sind grundsätzlich generös gestimmt.

»Klar«, sage ich. »Was soll's denn sein? Tiefseetechnik? Was- serkraftwerke? Meeresströmungen? Riesenwellen? Korallenriffe? Evolution, Entstehung des Lebens, Mikroorganismen, kambrische Artenvielfalt? Oder doch lieber Haie?«

*Ja, genau. Genau das.« »Was denn nun?« Hannes zögert. »Vielleicht schreibst du ja nicht nur einen Artikel.

Ich dachte eher an eine Serie. An drei oder vier Folgen.« Ich lasse den Gedanken zirkulieren. "Gut<<, sage ich. »Warum nicht.«

»Das sind unterm Strich 50 bis 60 Manuskriptseiten«, meint Helge und nippt versonnen an& seinem Wodka Martini. Helge ist der Verleger von Kiepenheuer & Witsch. »Ein ordentlicher Packen Papier. Aber ob das wirklich für ein Buch reicht?«

Helge tut so, als müsse er darüber nachdenken, die Sache über- schlafen. Aber ich kenne meinen Freund. Ich weiß, dass der Samen im Acker seiner Vorstellungskraft bereits die allerschönsten Blüten treibt. .Du meinst, ein Begleitbuch zum Schwaum?«

»So was in der Art.« '

»Ein Bändchen, dünn und handlich.« »Ja, wegen der Fragen, die so oft gestellt werden: Wie viel im

Schwarm ist real? Was ist Wirklichkeit, was ist Fiktion? Ich könnte ein paar Antworten geben. So, dass es zur nächsten Leipziger Buch- messe auf dem Markt ist..

>>Du weißt, wann Leipzig ist? Wir reden von einem Jahr.« »Ist doch nur ein Bändchen. Maximal 150 Seiten. Kein Prob-

lem.« Wir trinken noch was. Wodka ist ein bemerkenswertes Zeug. Es

besteht aus Getreide, Alkohol und goßen Mengen Problemlöser. In dieser Nacht ist nichts ein Problem. Hannes findet die Idee gut, Helge findet sie gut, ich finde sie gut. Also schustere ich auf Bier- deckeln und Servietten ein Inhaltsverzeichnis zusammen.

Es wird lang. Es wird länger. Eigentlich, denke ich, müsste man ja erklären, wie das Leben

in den Meeren überhaupt entstanden ist. Wie es sich weiterent- wickelte, wie aus Einzellern Vielzeller und aus Vielzellern die Wesen von heute wurden. Dann könnte man ...

Nein, falsch. Erst müsste man erzählen, wie das ganze Wasser auf die Erde kam! Also mit der Entstehung unseres Planeten beginnen, dann das Leben porträtieren, sein Werden und Wirken, die wech- selseitige Einflussnahme von Evolution und Umwelt, und so wei- ter, und so fort, bis in unsere Zeit. Das Buch würde einen ersten Teil haben, der in der Vergangenheit spielt, einen weiteren, der sich mit der Gegenwart auseinandersetzt, und einen dritten für die Zukunft. Natürlich wäre es wichtig, ein möglichst lückenloses Panorama des heutigen Lebens im Meer zu entwerfen und die komplizierten Abhängigkeitsgeflechte zu entwirren, die schon in einem einzigen Wassertropfen ...

Berlin

Genau. Es wird notwendig sein, Wasser an sich unter die Lupe zu nehmen. Und Meeresströmungen. Und Ebbe und Flut, die durch den Einfluss des Mondes ...

Interessant. Wie sähe die Erde eigentlich aus, wenn es keinen Mond gäbe? Sie hätte wahrscheinlich eine andere Atmosphäre, weil ...

Stichwort Atmosphäre. Ich muss unbedingt ein Kapitel über Mikroorganismen schreiben, die Sauerstoff freisetzen, den sie mit Hilfe von Sonnenlicht ...

Sonne. Weltraum. Galaxien. Gibt's auf anderen Planeten eigent- lich auch Ozeane? Könnte sich dort Leben entwickelt haben? Außerirdisches Leben, das aussieht wie die Kreaturen aus dem Kambrium und ...

Kambrium! Ein Kapitel übers Kambrium muss rein. Da gab es richtige Monster: Anomalocaris zum Beispiel, die kambrische Ent- sprechung des Weißen Hais ...

Ach ja, Haie ... »Das ist kein Bändchen«, bemerkt Helge trocken. »Das ist ein

Epos.« »Macht nix. Ich schreibe das.« »Bist du sicher? Wir reden von einem Jahr. Die Buchmesse ist

sozusagen übermorgen.« .Er hat doch seine Recherchen*, sagt Hannes sanft. »Ja, eben. Ich schaffe das. Ich schreibe das! Bis übermorgen ist

noch jede Menge Zeit. Gleich morgen lege ich los.« Alle freuen sich. >>Na dann. P r o s t . ~ Nun, drauf getrunken ist besiegelt. So gut wie Tinte unterm Ver-

trag. Vorgestern also gab ich ein Versprechen, das man nur morgens um vier in einer Bar geben kann.

Vorgestern. Was war noch gleich vorgestern? Der Urknall! Vorgestern ist das Universum einem Punkt entsprungen, vor

rund 13,7 Milliarden Jahren. So wenigstens stellt es sich uns dar. ES dehnte sich aus und erzeugte die Erde, auf der wir leben. Das war, nach kosmischen Maßstäben, gestern. Es prägt unsere heutige Exis- tenz, als sei es eben erst geschehen. Vor nicht ganz einer Sekunde

Berlin /

hat dann die Menschheit ihr »Cogito ergo sum!« in die Welt ge- schmettert. b

Vor zwölf Monaten, die mir vorkommen wie zwei Tage und zu- gleich wie eine halbe Ewigkeit, habe ich den ersten Satz des nach- folgenden Kapitels geschrieben.

Aus den ursprünglich vorgesehenen 150 sind 500 Seiten gewor- den: eine Chronik der Meere und unserer Herkunft. Es ist die Geschichte, die ich mein Leben lang erzählen wollte, mir selbst und anderen. Sie hat so viele Kapitel, dass ich von meinen Recher- chen für den Schwarm nur einen Bruchteil verwenden konnte. Vor 13,7 Milliarden Jahren beginnt diese Geschichte, als Raumzeit und Materie sich plötzlich ausbreiteten, bereits gesättigt mit den Grundbausteinen für spätere Sonnen, Planeten und Ozeane. Sie be- ginnt in einer Berliner Bar. Sie beginnt jetzt, da Sie zu lesen an- fangen. Immer aufs Neue beginnt sie, und jedes Mal ein bisschen anders. Theorien werfen einander über den Haufen, andere Theo- rien vereinen sich, Daten und Fakten werden verschoben wie Fi- guren auf einem Spielfeld. Mit jeder neuen Erkenntnis fragen wir uns umso eindringlicher, woher wir kommen, was uns erwartet, wie wir handeln sollen. Im Kopf eines jeden Menschen urknallt es ohne Unterlass, expandieren Gedankenuniversen aus und erzeu- gen Galaxien, Sterne, Planeten und Leben. Unablässig gleichen wir den Stand unseres Wissens mit den Optionen unseres Handelns ab, wollen begreifen, einordnen, schlussfolgern, uns selbst finden oder wenigstens das Benutzerhandbuch für den Planeten Erde, in dem steht, wie wir mit unserer fremd gewordenen Heimat um- zugehen haben - einer Heimat, die zu großen Teilen im Dunklen und Tiefen liegt, bis zu elf Kilometern unter der Wasserober- fläche.

Nein, Nachrichten aus einem unbekannten Universum versteht sich nicht als der Weisheit letzter Schluss. Den kann und wird es niemals geben. Vielmehr habe ich versucht, den Großteil aller bisher erzählten Geschichten über die Meere und unsere Rolle auf Erden in eine aktuell gültige Version zu fassen. In der Schule haben wir gelernt, dass Lehrerwissen absolutes Wissen ist. Doch Wissen- schaft kann niemals absolut sein. Sie ist die Kunst der Annäherung. Sie definiert nicht, sondern kreist ein, zieht keine Trennlinien, son- dern schafft Übergänge, kennt keine Dogmen, sondern Entwick- lungen. Sie kann nichts verifizieren, sondern nur durch Wegstrei-

chen von Variablen ein möglichst klares Bild entwerfen. Selbst die Naturgesetze sind streng genommen Hypothesen. Wenn der Apfel jedes Mal ZU Boden fällt, sobald man ihn loslässt, drängen sich ab- solute Aussagen regelrecht auf. Im Grunde resultieren die entspre- &enden Gesetze aber nur aus identischen Versuchsreihen, die bis heute ausnahmslos das gleiche Ergebnis lieferten.

Nein, Sie werden in diesem Buch nicht die absolute Wahrheit finden, sondern eine Geschichte von hoher Wahrscheinlichkeit, die vorläufige Essenz weltweiten Forschens. Beispielsweise erhebt keine Jahreszahl auf der geologischen Zeitachse, die sich im An- hang dieses Buches findet, Anspruch auf Absolutheit. Beim Blick ins Internet werden Sie feststellen, dass der Beginn der Erdzeitalter variiert, dass bisweilen sogar ganz neue Zeitalter hineingelangen, so wie erst kürzlich das Ediacarium. Suchen Sie bitte erst gar nicht nach ultimativen Daten, Sie würden keinen Erfolg haben. Mit je- der neuen Erkenntnis verändert sich die Skala. ~iezeitaltertabelle im Anhang gibt wieder, worauf sich in diesen Tagen das Gros der Fachleute einigt. Vielleicht haben Sie die ~ i s k u s i i o n um den Ty- rannosaurus Rex mitbekommen. Fast monatlich wird das Bild der Riesenechse korrigiert. Mal ist er ein fußlahmer Aasfresser, dann wieder ein schneller Läufer und aktiver Jäger, sogar einen Pflanzen- fresser wollen Experten in ihm ausgemacht haben.

Es wird gerne behauptet, das Internet verdumme die Menschen, weil dort jeder etwas anderes zur selben Sache sage. Das stimmt keineswegs. De facto hat auch schon vor dem k e r n e t jeder etwas anderes behauptet, nur bekamen wir in der Schule wenig davon mit. Wir hatten nicht die Möglichkeit des Vergleichs, lediglich eine Bezugsperson, die heilige Wahrheiten verkündete. Heute können wir Vergleiche ziehen und uns im Spektrum der Meinungen ein Bild machen. Wir können sehen, wie Erkenntnis entsteht: durch Annäherung und Verdichtung.

Das Panorama, vor dem sich unsere Geschichte abspielt, hat Unschärfen, ohne Zweifel.

Aber genau darum ist es so prachtvoll anzuschauen. Einige der lebendigsten Bilder aller Zeiten haben Impressionisten gemalt. Die Motive Claude Monets, Alfred Sisleys, Camille Pissarros oder Auguste Renoirs werden präzisiert durch die Phantasie des Be- trachters, nicht durch den akkuraten Strich. Moderne Welterklä- mng ähnelt solchen Bildern, in denen nichts starr, sondern alles in

Bewegung begriffen scheint. Viele Menschen fühlen sich dadurch verunsichert. Ich finde es ermutigend. Ist es nicht viel spannender, am Prozess der Erkenntnis teilzuhaben, als sich mit rohrstockstar- ren Fakten herumschlagen zu müssen? In der Bewegung liegt die Veränderung, in der Veränderung die Chance, in der Unschärfe die künftige Wahrheit. All unser Wissen über das Aussehen und Ver- halten lebender und längst verschwundener Arten, über Naturer- eignisse, über das Kausalitätengeflecht in der Natur, über unsere Rolle und die Zukunft unserer Spezies lebt, atmet und entwickelt sich, häutet sich mitunter, wächst, durchläuft Stadien der Metamor- phose, gewinnt an Kontur. Jeder ist eingeladen, diesen Prozess mit- zuverfolgen - und mitzugestalten. Durch seine Neugier, seine Offenheit, seine Ideen.

Dies ist kein Lehrbuch. Kein Manifest. Es trägt keine Botschaften vor sich her. Es ist ein Thriller. Denn nichts anderes ist die Erd- geschichte als eine ungeheuer spannende Story voller Wendungen und Ube r r a~chun~en . Nichts in dieser Geschichte ist wirklich -

kompliziert, und schon gar nicht ist es langweilig. Es gibt nur Leu- te, die es gerne kompliziert und langweilig hätten. Jeder von uns kennt einige davon. Ihre Unterschriften zieren unsere Zeugnisse - zusammen mit den Signaturen derer, für die wir sogar noch nach dem Pausenklingeln sitzen blieben, um zu lauschen. Das waren die großen Erzähler, die Abenteurer, die Zeitreisenden.

Nachrichten aus einem unbekannten Universum will eigentlich nur eines: unterhalten und Lust machen auf mehr. Lesen Sie dieses Buch, wie Sie wollen. Kreuz und quer oder in einem Rutsch. Die meisten Kapitel funktionieren für sich.

Mein Vorschlag wäre jedoch, gemeinsam zurückzureisen, so nah wie möglich an den Punkt Null, um uns von dort mit der Zeit trei- ben zu lassen. Zwischendurch können Sie ruhig mal die Augen schließen und ein Nickerchen machen oder mit Freunden telefo- nieren, wenn wir durch physikalische und chemische Untiefen rei- sen, etwa im Kapitel über die Handtasche der Evolution. Manche dieser Exkursionen sind nicht zu vermeiden, aber vielleicht haben Sie ja gerade an so was Spaß. Beispielsweise an der Frage, wie es in einer Protozelle vor 3,5 Milliarden Jahren ausgesehen haben könnte. Falls Ihnen da jedoch zu viele Ionen, Isotope, Makro- moleküle, Zucker und Fette, Säuren und Basen unterwegs sind, schalten Sie einfach ab. Ich wecke Sie schon, wenn die richtig guten

Berlin - 4 Geschichten kommen. Niemand gibt hinterher Noten. Wir sind auf einer Reise, und reisen soll entspannen.

Hin und wieder tauchen Begriffe im Buch auf, die erst später aus-

. führlich erklärt werden. Oder aber Sie lesen einen schon erklär- ten Begriff und fragen sich: Verdammt, was war das jetzt noch

Blättern Sie nicht zurück, sondern vor. Im Glossar sollten Sie eigentlich fündig werden. Möglicherweise werden Sie aber über ein bestimmtes Thema sehr viel mehr wissen als ich und Kenntnis von ganz neuen Forschungsergebnissen haben, die zum Zeitpunkt, als das Buch entstand, noch nicht vorlagen. In diesem Fall seien Sie versichert: Auch Bücher leben. Ich werde versuchen, die Nachrich- ten von Auflage zu Auflage so aktuell zu gestalten, dass Ulrich Wickert sie ohne Zögern verlesen würde.

Vorgestern. Was war noch gleich vorgestern? Richtig. Der Urknall. Uber den weiß man nicht so viel. Eigentlich nur, dass er aller

Wahrscheinlichkeit nach stattgefunden hat. Für die ersten paar Sekunden nach dem Big Bang gibt es ganz ansehnliche Modelle. Der Moment selbst, das Entstehen des Universums - die so ge- nannte Singularität -, bleibt im Rahmen bekannter physikalischer Gesetze unerklärbar. Was vorvorgestern geschah, unmittelbar vor der Expansion von Raum, Zeit und Materie, und warum es über- haupt geschah, kann derzeit niemand sagen. Ich habe jedenfalls nicht den blassesten Schimmer.

Aber ich kann Ihnen erzählen, was gestern passiert ist.

Frank Schätzing, i m März 2006

Hörbücher von

~ r a n k ' s c h ä t z i n ~

Nachrichten aus einem Der Schwarm unbekannten Universum 1 0 CD, 49.95 E 1 6 2 . 0 0 sFr* 2 CD. 19.95 C 1 3 5 . 2 0 sFr* Horspiel Feature

Tod und Teufel Ein Zeichen der Liebe 6 CD. 29.95 C I 51.70 sFr* 1 CD. 9.95 t 1 18.00 sFr* Hörspiel Vollstandige Lesung

Der Puppenspieler 1 CD 7 9 9 € 1 1 4 40 sFr* Vollstandige Lesung

der hör verlag W W W . H O E I I V E R L A C . D E

((vbn den Ducks habe ich zweierlei gelernt: Erstens, die Feder ist mächtiger als das Schwert. Zweitens, die besten Geschichten spielen auf dem Meer.»

Frank Schätzi ng

496 Seiten, Halbleinen, fadengeheftet

durchgehend vierfarbig illustriert mit CD: Interview Denis Scheck/ Dr. Erika Fuchs

E 39,90 ISBN 3-936384-24-X

Steinhöft 11, 20459 Hamburg

Tel. 040.368076-13

[email protected] www.rnare.de

marebuchverlag Fund

Frank Schätzing Der Schwarm

www.kiwi-extra blatt.de Die etwas andere Verlags-Website

»Ein Online Auftritt, der einen neuen Standard setzt, auch in puncto Entertainment und hintergründigem Witz.«

Buchmarkt

Roman Gebunden

Ein Fischer verschwindet vor Peru, spurlos. Ölbohrexper- ten stoßen in der norwegischen See auf merkwürdige Organismen. Währenddessen geht mit den Walen entlang der Küste British Columbias eine unheimliche Verände- rung vor. Einen Zusammenhang scheint es nicht zu geben. Doch Sigur Johanson, Biologe und Schöngeist, glaubt nicht an Zufälle. Ein globales Katastrophenszenario von erschreckender Wahrscheinlichkeit, das auf so genauen naturwissen- schaftlichen und ökologischen Recherchen basiert, dass dieser Roman weit mehr ist als ein großartig geschriebe- ner, spannungsgeladener Thriller.

»So spannend und bildhaft, kompositorisch meisterhaft wie er hat in Deutschland schon lange niemand mehr erzählt.. Focus

.Ein gigantischer Thriller.. Die Welt

.Dieses Buch will gelesen werden, vom Anfang bis zum Ende, morgens, abends, nachts.. taz

Kiepenheuer & Witsch www.kiwi-koeln.de